Spurensuche Schaumburger Land Historische Entwicklung

des Schulwesens Schriftbalken der Alten Schule in Volksdorf: GOTT BEWAHRE DIESES HAUS UND ALLE DIE DA GEHEN EIN UD AUS ANNO MDCC L XXXVIIII

in Die Einträglichkeit der Lehrerstellen gestaltete Erläuterungen zu den Einzelobjekten 2 Alte Schule in Volksdorf von 1789 sich recht unterschiedlich. Die Armut der Lehrer, Der Fachwerkbau wurde 1789 erbaut und fällt insbesondere auf den kleineren Schulstellen, war Einführung in das Thema 1 Schule in Horsten von 1840 in seiner Bauweise neben den anderen ländli- offensichtlich. Es mangelte seit jeher an Vorga- chen Bauten aus dem Rahmen. ben für die Qualifikation der Lehrer. Das Grundstück, auf dem die alte Schule steht, Vor der Reformation (1559) unterstand das Bil- war früher eine eigenständige Hofstelle (Nro. 20) Offenbar war der Bau von vornherein als Schule Genaue Anforderungen gibt erstmals die Land- geplant (wohl eine der letzten aus den Anfängen dungswesen den Kirchen und Klöstern. Eine schul-Ordnung des Grafen Albrecht Wolfgang mit einer Schmiede. 1840 brannte der Hof ab, der der Schulpflicht im Landkreis). Die untere Stiftsschule ist im ausgehenden 13. Jahrhundert von 1733. Sie forderte unter anderem, dass die Giebelspruch erinnert an dieses Ereignis. Der da- in nachweisbar. Lateinschulen Lehrer, die erforderliche Wissenschaft im Lesen, malige Eigentümer wurde von seinem Stiefsohn Fensterreihe des Fotos zeigt das damalige Klas- gab es in der Grafschaft Schaumburg in den Schreiben und Rechnen besitzen müssen. Die aus Habgier erschlagen. Dieser Mord und die senzimmer, dadrüber war der Wohnbereich des Städten seit Ende des 13. Jahr- Kandidaten sollten vor der Anstellung vom weitere Entwicklung werden in der Rodenberger Lehrers. hunderts, seit dem 14. Jahrhundert und Superintendenten geprüft werden. Bis zur Ein- Chronik geschildert. Zu dieser Schule kamen die Kinder aus Hespe, Oldendorf um 1407. Nach der Reformation richtung des Lehrerseminar 1783 gelang es in Nachdem die letzten Bewohner 1844 in die USA Hiddensen, Stemmen, Levesen und Volksdorf. zeichneten sich die Grafen zu Holstein-Schaum- Schaumburg-Lippe kaum entsprechend gebildete ausgewandert waren, übernahm die Gemeinde burg für das Schulwesen verantwortlich, und es Schulmeister zu finden. Horsten das Anwesen. Die abgespaltene Parzelle 2a Schule mit angefügtem Stallgebäude erhielten 1563 eine Lateinschule, Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es sogenann- 20 ½ wurde als neue Stätte Nro. 33 verkauft. Im Dieses Gebäude schmiegt sich versteckt ans 1565 Stadthagen ein neues Schulgebäude, 1570 te Konfessionsschulen. 1848 wurde eine Katholi- Haupthaus von 1840 auf Nro. 20 (Im Dorfe 15) Schulgebäude an und dürfte das älteste Wohn- das Stift Möllenbeck und 1614 Bückeburg eine sche Elementarschule in Bückeburg gegründet. wurde die Schule eingerichtet. Der Pferdestall Wirtschaftsgebäude im Dorfe sein. höhere Schule. 1610 erhobt Graf Ernst die Eine jüdische Elementarschule bestand von 1815 wurde in einen Klassenraum für die Klassen 1 Dieses wurde vom Lehrer zur Verbesserung sei- und 2 umgewandelt, im umgebauten Kuhstall Stadthäger Lateinschule zum Gymnasium illust- bis 1908 in Rodenberg und seit 1839 in Obern- nes Einkommens genutzt Der Zweiständerbau re, aus dem die 1621 eröffnete Universität in wurden die Klassen 3 bis 8 unterrichtet. kirchen auch für Schüler in Nienstädt, Gelldorf, ist von außen an dem tief herabreichenden Dach Rinteln hervorging. Vehlen und Neumühlen. 1823 erhält die jüdische der Ostseite erkennbar. Innen sind die für diese In den frühen Landschulen unterrichteten Küs- Gemeinde in Rinteln die Erlaubnis eine Schule Häuser typischen, mächtigen Ständer- und De- ter, beispielsweise 1626 in . Lehrer einzurichten. ckenbalken zu erkennen. lassen sich vor dem Dreißigjährigen Krieg in Die Grundlage eines seiner Zeit modernen Bergkirchen, , (1604), Volksschulwesens bildete das Volksschulgesetz Hemmeringen und Wölpinghausen (1620) nach- von 1875. 3 Neue Schule in von 1898 // 99 weisen. Wie ihre später tätigen Kollegen wohn- Als es in der alten Schule zu eng wurde, erwarb ten sie in der Schule, und in der Regel war ihr 1872/73 die Gemeinde das Nachbargebäude Haus das Schulhaus. (heute: Zur St. Georg-Kapelle 10). Nach hier Über ihre Anstellung entschieden anfangs Dorf- wurde das Klassenzimmer verlegt. gemeinschaft und Konsistorium, das in der Horster Schüler um 1905 Die Lehrerwohnung blieb im bisherigen Haus. zweiten. Hälfte des 18. Jahrhunderts allein die Weil die Zahl der Schulkinder weiter anstieg, Kontrolle an sich gezogen hatte. Vor Ort waren Ein erster Glockenturm mit einer Bronzeglocke entstand für 15.000 Mark durch den Hülseder die Pastoren zuständig. Graf Friedrich Christian wurde 1892 errichtet. Ein Umbau für zwei neue Maurermeister Möller in den Jahren 1898/99 verlangte 1713, dass alle Kinder sechs Jahre zur Glocken fand 1948 statt. Das Glockenläuten Schule gehen müssen. Für die Einhaltung der wurde zuerst vom Lehrer und dann von den Be- das Gebäude Altenhäger Straße 1/3. Während Schulpflicht zeichneten sich zwar die Pastoren Große Glocke wohnern des Hauses Nro. 33 übernommen. Für die Kinder ab der fünften Klasse bereits seit verantwortlich, die aber machtlos waren, wenn der Schule in die Dorfjugend war es ein Vergnügen, beim Mitte der sechziger Jahre in unterrich- die Eltern besonders im Sommer nicht auf deren Horsten Läuten zu helfen. Geläutet wird heute noch täg- tet wurden, endete die Nutzung als Grundschule Arbeitskraft der Kinder verzichten wollten und lich um 7, 12 und 18 Uhr, allerdings elektro- am 31. Juli 1976. Heute befindet sich das Ge- konnten. nisch. bäude in Privatbesitz. Die Schulmeister bezogen ein bescheidenes fes- tes Einkommen aus dem von ihnen bewirtschaf- teten und zur Schule gehörenden (Garten-)Land oder/und durch Naturalabgaben der Dorfbewoh- ner sowie ein variables aus dem für jedes Kind fälligen Schulgeld. Schriftbalken der Alten Schule in Messenkamp: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solches ist das Reich Gottes. Erbauet am 27ten Juny Anno 1825 Durch Otto IV. von Schaumburg begann nach Der damalige Hülseder Schulbezirk fiel mit dem 1558 ein regelmäßiger Schulunterricht, erteilt Hülseder Kirchspiel zusammen, umfasste die durch den Hülseder Küster. Ortschaften Hülsede, Meinsen, Messenkamp, Altenhagen, die Försterei Blumenhagen, die 1685 hatte sich der 36-jährige Brinksitzer und Mittelmühle, die Niedermühle und die Ritter- Schneider Hermann Philipp Bars/Baars angesie- gutsmühle. delt (wohl auf dem heutigen Grundstück Zur St. In der Hülseder Schule wurden damals nur Jun- Georg-Kapelle 6) und wurde von der Gemeinde gen unterrichtet, nur zwei Mal pro Woche. Sie als Schulmeister für ein Schulgeld und unter Be- ist eine der ältesten bekannten Dorfschulen in freiung von Abgaben eingestellt. Baars lehrte Schaumburg. mindestens bis 1708. Später müssen Messenkämper Kinder wieder in Hülsede unterrichtet worden sein: Das 1797 dort 6 Schule mit Glockenturm in Ottensen von 1936 entstandene neue Schulgebäude war – so die Die- Auch Schulen wurden früher zur Unterstreichung leninschrift – auch „aus Messenkamper Holtz er- der Wertschätzung aufwendig und geschmackvoll bauet“. Die erste Messenkämper Dorfschule (Zur erbaut. Hier eine typische kleine Dorfschule mit St. Georg-Kapelle 8) wurde 1825 mit Klassen- Glockenturm. zimmer und Lehrerwohnung errichtet. Das Fachwerkgebäude trägt immer noch den Spruch „Lasset die Kleinen zu mir kommen und 7 Alte Schule in Kathrinhagen aus dem 19. Jh. wehret ihnen nicht, denn solchen ist das Reich Das nahe der Kirche gelegene Schulgebäude aus Gottes.“ Das Richtfest war am 27. Juni 1825. dem 19. Jahrhundert wurde bis 1952 als Schule genutzt. Es hatte im hinteren Anbau einen Klas- senraum! Schulklassenraum von 1930 in Kathrinhagen. Unterricht mit zwei Lehrern 4 Schule in Hattendorf von 1950 7a Toilettenhaus der Schule Schultoilette und Stall beim alten Schulhaus. Zu Bemerkenswerter Bau, von den Hattendorfern in 10 Schule in Wiedenbrügge von 1904 beachten sind die getrennten Eingänge für Leh- Eigenleistung wenige Jahre nach Ende des rer, Schüler und Viehzeug. Die Schule wurde von den Gemeinden Wieden- Zweiten Weltkrieges errichtet. Die Schule wurde brügge und Schmalenbruch errichtet. Die In- 1978 geschlossen. Heute beherbergt das Gebäu- schrift am Giebel (8a) lautet: „Wachset in der Gnade und Erkenntnis unsers de u.a. das Heimatmuseum . Der Stil des 8 Neue Schule in Kathrinhagen Hauses blieb erhalten. Herrn und Heilandes Jesu Christi Schulgebäude von etwa 1920, im Hintergrund Anno Domini 1904 das von 1951 erkennbar, beides schöne Back- Jugend und verlor’ne Zeit steinbauten. Die Gebäude wurden bis zur Verle- kommt nicht wieder in Ewigkeit“. 5 Schule in Hülsede von 1897 gung der Grundschule nach Rehren (1977) als Im Jahr 1969 wurde die Schule laut Schulent- Den Krieg hat die Volksschule Hülsede ohne be- Schule genutzt. wicklungsplan geschlossen. Heute befindet sich sondere Schäden überstanden, zwar fiel die ein- hier der örtliche Kindergarten. Alte Schule in Exten, Erbaut 1614 für rund 150 Taler zige Bombe, die auf Hülsede geworfen wurde, 9 Alte Schule in Rehren (Amt Rodenberg) nur 4 m vom Schulgebäude entfernt in den Hof, 11 Schule in Exten aus dem Ende des 19. Jh. doch entstand bei der Detonation am 15.09.1941 Die Schule wurde in den Jahren 1938 und 1939 erbaut, am 02. Juli 1939 eingeweiht. Nach dem Dieses am Anger, dem zentralen Dorfplatz in kein Schaden. Ausbau der Mittelpunktschule Haste (Schulre- Exten, errichtete Schulhaus ersetzte die ältere Eine Schule ist für das Schulhaus im Jahr 1588 form) wurde der Schulbetrieb der zuletzt ein- Schule am Küsterhaus an der Kirche. Die Schu- belegt. Das diente gleichzeitig als Wohnung für klassigen Grundschule zum 01. August 1975 le fand nun Platz mitten im Dorf. den Küsterschulmeister. eingestellt. 12 Historisches Kirchenviertel in Exten mit Küster- und Schulhaus In Exten hat sich ein historisches Kirchviertel mit Pfarrhaus (auf dem Bild links), der mittelalterli- chen Dorfkirche und dem davorstehenden Küster- und Schulhaus erhalten. Die Schulstube befand Inschrift der Schule in Hülsede: AUS DEM KOHLENBRINKE HÜLSEDER MESSENKAMPER sich in dem niedrigeren Anbau an der Rückseite des Küsterhauses. UND ALTENHAGENER HOLTZ ERBAUET M VOSS / ANNO 1797 Das gleiche Gebäude heute. 13 Schule in Friedrichswald von 1912 18 Alte Schule Soldorf von 1838 21 Alte Schule in Wölpinghausen, Alte Schule in Weibeck von 1827 Das im Auftrage des Kreises Grafschaft um 1910 erbaut Das Küster- und Schulhaus in Weibeck wurde Schaumburg in Rinteln errichtete Gebäude ist Die alte Wölpinghauser Schule ist ein schönes nach dem Vorbild der Schule in Groß Nenndorf ein Beispiel für ein seiner Zeit modernes und Beispiel für ein im sog. Heimatschutzstil als errichtet. vor allem geräumiges Schulgebäude. aufwendiger Bruchsteinbau mit Fachwerkelementen erbautes öffentliches 14 Schule in von 1827 Gebäude. Nach heutigem Verständnis ist kaum zu glauben, daß dieser stattliche Fachwerkbau einst eine 22 Alte Schule in Raderhorst Schule war. Die Hervorhebung ist als Zeichen aus dem Ende des 19. Jh. der Wertschätzung des Schulunterrichtes zu je- Das in Fachwerkbauweise erstellte frühere Schul- ner Zeit zu verstehen. Auf dem Schriftbalken gebäude wurde vor mehreren Jahren von der Die Raderhorster Schule ist ein schönes Beispiel über der Eingangstür ist zu lesen: Dorfgemeinschaft denkmalgerecht instandgesetzt für eine Landschule der Zeit um 1900. Sie ist ebenso erhalten wie das originale Toiletten- „Luhdens Jugend wächst hier an Sitt und Tugend“. und gehört zu den wertvollsten alten Dorfschul- häuschen. Weibecker Schulhaus i.d. Rittergutstraße19 In Schule wurden bis 1957 die Schüler in einem gebäuden im Schaumburger Land. Klassenzimmer unterrichtet. (Text aus Info-Tafel in Soldorf) 23 Alte Schule in Sülbeck von 1907 1989 wurde das Gebäude zum Baudenkmal er- klärt, wenig kaufte es ein Privatmann und baute Das Gebäude gehört zu den seinerzeit moderns- es 1994 zum Hotel um. 19 Alte Bürgerschule von 1707 ten Schulhäusern im damaligen Fürstentum am Grover Kirchhof Schaumburg-Lippe. Es enthielt von Anfang an zwei Klassenräume. Vor diesem Neubau befand 15 Alte Schule in Heeßen von 1845 sich die Schule im Sülbecker Küsterhaus und Die ständigen Reparaturkosten an der alten war nur einklassig. Schule führte schließlich zu diesem Bau. Das Grundstück wurde damals von der alten Hofstel- le Nr. 1 abgetrennt. Dieses stattliche Haus wird 24 Alte Schule in Loccum heute als Wohnhaus genutzt und gehört wieder aus dem Ende des 19. Jh. zur ursprünglichen Hofstelle Nr. 1. Davor ist Die älteste von der Gemeinde eingerichtete noch der Rest einer alten Trockenmauer zu er- Schule befand sich im Eckhaus Markt/Nieder- kennen. sachsenstraße (später Schmiede Franke). 1898 diente der Marktplatz noch als Schulhof 16 Schule in Heeßen von 1929 1929 konnte diese Schule für den Schulzweck- Eingang der Alten Schule in Mardorf verband Heeßen, Buchholz und im Ein schönes Beispiel für ein altes Schulgebäude. Beisein erlauchter Gäste eingeweiht werden. Zu unmittelbar an einem Kirchhof ist die alte jener Zeit waren Schulen repräsentative Bauten Bürgerschule in Rodenberg. In dieses zweige- zur Demonstration des Stellenwertes dieser öf- schossige Schulgebäude wurde auch ein älteres, „Grund- und Aufriß vom Schulhaus in Grosennendorf“ fentlichen Aufgabe. Heutige Schulbauten lassen einst im kirchlichen Eigentum befindliches diesen Zeitgeist meist vermissen. Speichergebäude integriert (rechter Bauteil). (Text von Marlies Frau Berndt-Büschen) Eingang der Schule in Bergkrug von 1864 17 Alte Schule in Meinsen von 1801, Vorgängerbau von 1643 20 Alte Schule in , erbaut Anfang des 19. Jh. Die sogenannte kleine Schule, Hauptstraße 95. ist das zweite Schulhaus Wiedensahls. Hinter vier großen Fenstern an der Straßenseite Der Fachwerkbau wurde in den wirren Zeiten des lag einst die Schulstube. Die westliche Hälfte Dreißigjährigen Krieges erbaut! Er ist damit eines des Hauses diente als Lehrerwohnung und ist der ältesten Schulgebäude Schaumburgs. Hier noch fast originalgetreu erhalten. wohnte auch der Küster. Wenn der Platz in der kleinen Schule nicht reichte, wurde in „zwei 20a Toilettenhäuschen der Schule Schichten“ unterrichtet, am Vormittag die großen, Toilettenhäuschen mit getrennten Zugängen für Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen am Nachmittag die kleinen Kinder. Lehrer, Mädchen und Jungen. nicht denn solcher ist das Reich Gottes. Marc. 10-14 Bauliche Entwicklung der Dorfschulen In Lindhorster brannte der Schul-Speicher 1643 ab Dem alten Schulhaus in Volksdorf kommt so im Literaturnachweise: und es wurde nach 1650 ein neues, separates Schaumburger Land als eines der wenigen erhalte- Die Zitate zu den ersten Schulen in Lindhorst und Schulhaus errichtet. Die Landesherrschaft nahm sich nen Exemplare aus der Frühzeit dieser Entwicklung Lüdersfeld sind dem Aufsatz „Lüdersfelder Schulge- Die seit dem 16. Jahrhundert im Schaumburger nun verstärkt dem Schulwesen an und verfügte, dass eine besondere Bedeutung zu. Vor etwa 1760/70 war schichte“ von Wilhelm Widdel entnommen. Land belegten Dorfschulen benötigten Räume, in das kirchlich zu Lindhorst gehörende Lüdersfeld im dies noch nicht von Interesse und die Einrichtung (Lüdersfeld – Die Geschichte eines Hagenhufendorfes, denen der Unterricht stattfinden konnte. Wie ein- Jahr 1660 eine eigene Schule in einem neu zu er- der Schulen lag baulicherseits bei den Kirchenge- herausgegeben von der Gemeinde Lüdersfeld, gangs in der historischen Entwicklung des ländli- richtenden Gebäude erhalten sollte, dessen Bau- meinden und Dorfgemeinschaften. Stadthagen 1992, S. 141-174.) chen Schulwesens in der Region dargestellt, war es kontrakt noch vorhanden ist. Auch hier war das Leh- Aus der Zeit nach 1830 haben sich vor allen in der ursprünglich Aufgabe der Kirchengemeinde diese reramt mit dem des Küsters verbunden, der die Lü- damals hessischen Grafschaft Schaumburg mehrere, Schulen zu unterhalten. Oftmals war das Küsteramt dersfelder Kapelle unterhielt. 1779 wird dieses seinerzeit moderne, den geänderten Ansprüchen an mit dem des Lehrers personell verbunden, und so Schulhaus folgendermaßen beschrieben: das Landschulwesen gerecht werdende Schulgebäu- de erhalten. Bauten dieser Art in Verbindung mit ei- wurde die Dorfschule einfach im Küsterhaus mit un- Das Haus hat 2 Stockwerke und ist mit Stroh ge- ner Lehrerwohnung sind heute noch in Horsten und tergebracht. Sehr schön ist dies in Exten auch heute decket. Vor demselben ist ein Stall und an der West- Soldorf vorhanden, die sich beide in ihrer Erschei- noch vor Ort im Kirchviertel an den dortigen Ge- seite ein Backofe angebaut. In dem Haus sind außer nung deutlich von den seinerzeitigen Bauern- und bäuden ablesbar (vgl. Abbildung): Neben der Kirche der Schulstube, welche vor 2 Jahren von der Dorf- und dem Pfarrhaus steht unmittelbar am Kirchhof Handwerkerhäusern unterscheiden, denn sie sind schaft erweitert, eine kleine Wohnstube und 3 Kam- keine Dielenhäuser, sondern reine Schul- und Wohn- das Küsterhaus mit der an dessen Rückseite ange- mern. Das Gebäude selbst ist in einem mittelmäßi- bauten zumeist mit einem zentralen Flur. Für ein fügten Schulstube, der ersten Schule Extens (Bau- gem Zustande. vergleichbares Schulgebäude in Groß-Nenndorf sind jahr des Ursprungsbaues 1614). Demnach war die Dorfgemeinschaft für die bauliche die Baupläne überliefert und anliegend wiedergege- War das Küsterhaus für die Aufnahme der Schule Unterhaltung der Schule zuständig. So kann man ben. Die wie aufgezeigt seit dem Ende des 18. Jahr- nicht geeignet, so wurden andere am Kirchhof be- sich leicht vorstellen, dass sich die Schulgebäude hunderts sich durchsetzende Vorstellung der Landes- Klassenraum einer Volksschule um 1950 findliche Gebäude hierfür verwendet: So richtete der nicht gerade in einem guten Zustand befanden. 1841 herrschaft, dass Schulgebäude Vorbild für das länd- Anfang des 17. Jahrhunderts in Lindhorst amtierende war die Schulstube nur 27,5 m² groß, in der vormit- liche Bauwesen sein sollten, wurde im 19. Jahr- Pastor Anton Nothold 1625 die Dorfschule in einem tags 70 und nachmittags 35 Schüler unterrichtet hundert weiter fortgeführt. Hinzu kam die Überzeu- Nachsatz der Kirchengemeinde gehörenden Speicher ein: wurden. Die beengten Verhältnisse werden über- gung, dass geeignete Gebäude erforderlich sind, auch um einen guten, pädagogisch sinnvollen Unter- In Lindhorst aber ist auf dem Kirchhof ein Speicher deutlich. richt durchführen zu können und um aus den Kin- Die Auswahl der Motive stellt keine Wertung dar. gestanden ..., dass man das Korn auf demselben und Volksdorf erhielt 1789 ein neues Schulgebäude (vgl. dern dauerhaft „ordentliche Untertanen“ entstehen Ziel dieser Darstellung ist vielmehr ein Querschnitt behalten sollte. Die weilen nur der Speicher von den Abbildung Nr. 2 auf dem Poster). Hier wurde an ein zu lassen. noch erhaltener Zeugnisse aus früherer Zeit. Neben Dieben war gebrochen, dass von den Vögeln, Ratten älteres Kleinbauernhaus ein zweistöckiger Anbau Dies wird vor allem bei den zahlreich überlieferten den dargestellten Objekten gibt in Schaumburg dar- und Meusen gefressen, dass er der Kirche keinen mit Schulstube und Lehrerwohnung angebaut. Be- Schulgebäuden aus der Zeit um 1900 ablesbar: ge- über hinaus noch weitere beachtenswerte Beispiele. Nutzen brachte, ist kein Korn mehr darauf gebracht. reits für 1658 ist eine Schule für Volksdorf überlie- räumige Klassenzimmer mit einer guten Belichtung Und waren die Bretter davon gebrochen. Und war fert und diese befand sich vermutlich schon von An- standen nun im Vordergrund. Durchgehend massiv ganz verwüstet. Demselben Speicher hat M. A. fang an auf dieser Hofstätte, möglicherweise eben- wurden diese Schulen nun errichtet und oft mit Danksagung Nothold erstlich aufrüsten und renovieren lassen, falls ursprünglich in einem Nebengebäude, einem regionalen Stilelementen wie Fachwerkbauteilen op- dass ein Schulmeister sich dahin behelfen kundte. Backhaus oder Speicher. Bei dem Neubau 1789 er- tisch aufgewertet (vgl. Schule in Sülbeck als charak- Die drucktechnische Bearbeitung und der hielt das Bauernhaus einen neuen verbretterten Vor- teristisches Beispiel). Der regionale Bezug war ganz Ein Parallelfall ist für die erste Schule am Grover Auflagendruck wurden gefördert von: dergiebel anstelle eines tief heruntergezogenen im Interesse des Schulträgers und schließlich sollten Kirchhof in Rodenberg überliefert, wo ein derartiger Dieckmann - Saatgut strohgedeckten Walmes. die Schulgebäude weiterhin Vorbild für die Bauten Kirchhofspeicher aus dem 17. Jahrhundert in den der Dorfbevölkerung sein. GmbH in Sülbeck 1830er Jahren in die Schule mit integriert wurde und Dies entsprach dann weitgehend den von Graf Wil- Dafür sei an dieser Stelle recht herzlich gedankt. als Bauwerk heute noch erhalten ist und nun als rei- helm zu Schaumburg-Lippe initiierten Verbesserun- Die meisten dieser Gebäude beherbergen weiterhin nes Wohngebäude genutzt wird. gen im Landschulwesen und der 1777 herausgege- Einklassenschulen, verbunden mit einer Lehrerwoh- benen Verordnung zur Entfernung der Strohdächer. nung. Hinzu kamen gesonderte Toilettenhäuser auf In Petzen wurde die erste Schule gar in einem Back- den Schulhöfen mit getrennten Aborten für Lehrer Impressum haus, das nicht weit vom Pfarrhaus weg stand, ein- Die Schulgebäude sollten nun für die Landbevölke- und Schüler, die wiederum ein Interesse der Obrig- rung vorbildlich wirken, und daher ist die Schule in gerichtet. Für das Jahr 1630 ist eine Reparatur dieses keit an dem Wohl der Schulkinder dokumentieren, Herausgeber:Initiativgruppe „ Spurensuche“ der Volksdorf auch wie ein modernes „Kammerfach“ „Schulgebäudes“ überliefert, die aufzeigt, dass nur da die meisten Kinder um 1900 zuhause schlechtere Schaumburger Landschaft e.V. mit Backsteinausmauerung und Ziegeleindeckung ein kleiner Raum bestand, was für ein Backhaus Toiletten vorfanden. Autoren: Dr. Roswitha Sommer: Einleitender Text auch nicht verwundert. Aber zumindest gab es einen an ein ebenfalls modernisiertes (älteres) Bauernhaus An den erhaltenen alten Dorfschulgebäuden im Ulrich v. Damaros: „Bauliche Entwicklung“ Ofen (der Backofen), und dies war für die Schulen angefügt. Schaumburger Land lässt sich auch heute noch gut und Texte zu Einzelobjekten. offensichtlich eine Grundvoraussetzung, da der Un- Den Untertanen wurde hier verdeutlicht, wie sie zu- die bauliche Entwicklung dieser Kleinschulen über Fotos u. Texte: z.T. aus „Histor. Ortsspaziergängen“ terricht einst nur in den Wintermonaten stattfand, da künftig ebenfalls zu bauen hatten und die Landes- mehrere Jahrhunderte ablesen. Sie zeigen nicht zu- die Kinder im Sommerhalbjahr in der Landwirt- herrschaft machte dies mit Bauten wie Schulgebäu- letzt im Vergleich zur Gegenwart, dass zu jedem Beiträge: Marlies Berndt-Büschen schaft unentbehrlich waren. In der erwähnten Exte- den vor. Dies war nun im letzten Drittel des 18. Dorf eine eigene Schule gehörte und jeder einzelne Redaktion: Ute und Dr. K.- H. Oelkers ner Schule im Küsterhaus ist der Diebstahl eines Ei- Jahrhunderts neu in der baulichen Entwicklung des in der Dorfgemeinschaft als ehemaliger Schüler zu Druck: KORTEC, Inh. R. Kording, senofens im Dreißigjährigen Krieg überliefert. ländlichen Schulwesens. dieser Einrichtung einen besonderen Bezug hatte. Südhorsten