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T Zeitschrift des Titanic-Verein Schweiz März 2006 Nr.55 Inhaltsverzeichnis

Beiträge Update zu: Die letzten Eisernen - «I believe she’s gone...» 40 BRITANNIC und GERMANIC (Teil 1) 4 Ebay-Schnäppchen immer noch möglich 42 Die letzten Eisernen - BRITANNIC und GERMANIC (Teil 2) 5 NOMADIC kehrt nach heim 43 Southampton - New York auf der QUEEN MARY 2 (Teil 2) 12 Standards RMS TITANIC Inc. ist NICHT der Gestern & Heute: Eigentümer der TITANIC-Artefakte 20 White Star Büro, New York 3 20 Jahre - Das Wrack der TITANIC 22 Bücherecke 11 RMS TITANIC Inc. ist NICHT Impressum 19 der Eigentümer der Artefakte 22 Hands across the sea 45 www.TITANICforum.com 35 Auf dem Schreibtisch des Präsidenten 46 Die Offiziere auf der letzten Fahrt der BRITANNIC 36 Vereinsverkäufe 47

Editorial

Liebe Leserinnen technische Fortschritt nützt, wenn es dann an so und Leser, vermeintlich banalen Dingen einfach fehlt. Herzlich willkommen zu Nun zu einem ganz anderen Thema: Falls Sie uns einer neuen Ausgabe der gerne online haben, besuchen Sie doch unsere neue TITANIC Post. Webseite unter www.TITANICverein.ch. Wir bauen die Seite laufend aus. Schauen Sie also ab und zu mal Verschiedene Themen haben in den letzten Tagen in rein, und empfehlen Sie uns auch gerne anderen den Medien für Schlagzeilen gesorgt. Da war z.B. von TITANIC-Interessierten weiter! der zu hohen Feinstaubbelastung zu hören. Die gan- Wer bei der nächsten Generalversammlung in Mon- zen Meldungen haben mich nachdenklich gestimmt. treux dabei sein will, kann sich noch bis Ende März Früher war das doch nie ein Thema. Hätte es dieses 2006 bei Stefan Muntwyler anmelden. Wir freuen Problem zu Zeiten der TITANIC schon gegeben, dann uns auf Ihr kommen! hätten wohl etliche Schiffe damals nicht fahren dür- fen, dachte ich und musste schmunzeln. Dann die Bis dahin wünsche ich allen Lesern eine gute Zeit Schreckensmeldung vom Fährunglück im roten Meer und viel Spass am neuen Heft. mit mehr als 1.000 Toten. Ganz automatisch ziehe ich die Verbindung zur TITANIC-Katastrophe. Auch im aktu- Euer ellen Fall war von zu wenigen Rettungsbooten die Rede. Da frage ich mich manchmal, was der ganze Jan Rinkes

Titelbild: Letzte Abbrucharbeiten Redaktionsschluss für die bei Harland & Wolff im Schatten TITANIC-Post Nr. 56: des Krans «Goliath» (Muntwyler) 5. April 2006

2 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Gestern & Heute: White Star-Büro, New York von Malte Fiebing

Gestern: (rechts) Das White Star-Büro, Broadway Avenue Nummer 9 in New York, wird belagert, nachdem die Nach- richt vom der Untergang der TITANIC die Stadt erreicht hat. Als die CARPATHIA schliesslich anlegt, kommen auch einige Überlebende - und natürlich auch Angehörigen der Toten zur örtlichen Niederlassung der Reederei, darunter auch die Witwe von Benjamin Gug- genheim (oben). (Sammlung Fiebing)

Heute: Noch immer beherbergt das Gebäude Büros; inzwischen halten Busse direkt vor der Eingangstür. Die Besucherin von damals ist natürlich längst von der Treppe verschwunden. (Fiebing)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 3 Update zu: Die letzten Eisernen - BRITANNIC und GERMANIC (Teil 1) von Armin Zeyher

Bevor wir in der Geschichte der Einen besonderen Hinweis erhielt Herland, der Konstrukteur dieses letzten Eisernen fortfahren, habe ich von Susanne Störmer, die mich ‹lifting propeller›, gibt als beson- ich einige Korrekturen anzufügen. im übrigen auch auf den Riesen- deren Beweggrund an, den Propel- lapsus mit der CELTIC aufmerksam ler möglichst tief zu legen, sodass Ein besonders peinlicher «Klops» gemacht hat. Nach ihren Informa- er nicht aus dem Wasser kommt ist mir betreffs des Kollisionsgeg- tionen sei zur Zeit der Kollision ein bei bewegter See und die Maschi- ners der BRITANNIC vom 19. Mai gewisser Dr O´Loughlin der Schiffs- ne nicht ‹durchgeht›. Diese Kon- 1887 untergekommen. Dabei han- arzt an Bord der BRITANNIC gewe- struktion - sicher zu kompliziert delte es sich selbstredend nicht um sen, und den kennen wir als spä- und störanfällig - hat nur wenige jene CELTIC aus den Grossen Vier - teren Seniormediziner der TITANIC. Nachahmer gefunden. aus dem einfachen Grund, weil diese zu dem Zeitpunkt noch nicht Dann möchte ich noch eine Er- Ich habe ja bereits ausgeführt, gebaut war. Eine Kollision mit die- gänzung für unsere Technikinte- dass die Vorrichtung bei der BRI- sem mehr als 21.000 BRT grossen ressierten anfügen. Dies betrifft die TANNIC nach wenigen Fahrten und Liner wäre dem um Dreiviertel hochschwenkbare «lifting» Propel- bei der GERMANIC noch auf der Hel- kleineren alten Schiff sehr schlecht lerwelle, die sich nicht bewährte. ling wieder ausgebaut wurde. bekommen... In Wirklichkeit han- Ich gönnte mir unlängst das Buch delte es sich um die CELTIC (I), «Schiffsantriebe - 5.000 Jahre In- Und dann wäre da noch eine Klei- Baujahr 1872, 3.867 BRT. Wie im novation» von Hans-Jürgen War- nigkeit. Eingangs meines Artikels ersten Teil erwähnt, leistete die necke, und darin fand ich auch ei- schrieb ich, dass nur die Namen BRITANNIC im Jahr 1883 diesem ne kurze Abhandlung über diese ARABIC und BRITANNIC von der OSNC Schiff Schlepphilfe. Es wäre noch Thematik. Hier der Wortlaut der dreimal vergeben wurden. Ein zu erwähnen, dass danach bei ihr entsprechenden Stelle: zweiter und etwas genauerer Blick kurz nach dem Auslaufen zur «Die Schraube der BRITANNIC hatte in die Flottenliste zeigt hingegen nächsten Rundreise ebenfalls ein eine Besonderheit: Wenn das eine dritte BELGIC sowie eine dritte Bruch der Schwanzwelle entdeckt Schiff im flachen Wasser fährt OCEANIC. Letztere sollte ein letzter wurde. Dieser hatte sich durch ein oder sich einem Hafen nähert, wird technischer Triumph der Belfaster Quietschgeräusch bemerkbar ge- die laufende Schraube angehoben, Schiffbauer werden und mit einer macht, worauf die Reise abgesagt sodass sie oberhalb des Kiels kreist. Tonnage von 60.000 BRT die bei- werden musste. Sie kann noch höher angehoben den neuen Ozeanwindhunde des werden, dass die Nabe oberhalb NDL BREMEN und EUROPA Übertref- Zu Seite 31: Hier schrieb ich, dass der Wasserlinie kommt und die fen. Der Kiel wurde 1928 gelegt. Ismay nie «eine andere Reederei» Schraube inspiziert werden kann. Harland & Wolff wollte für dieses beauftragt hätte. Muss natürlich Die beiden letzten Propeller- Schiff propulsionsmässig neue «Werft» heissen. wellen-Abschnitte im Schiff sind Wege gehen und sah einen diesel- mit einem Gelenk versehen und elektrischen Antrieb vor. Also Die- Die Abbildung auf Seite 38 zeigt arbeiten in einer Kammer des Wel- selmotoren, welche Generatoren eines der sogenannten «married lentunnels. Die Schraube wird antreiben, die wiederum Strom an quarters» zeigt, die Unterkünfte durch Stangen angehoben, die elektrische Fahrmotoren liefern. für Eheleute und Familien im Be- manuell oder über einem Dampf- Leider verhinderten die Weltwirt- reich des Zwischendecks. Und auf antrieb auf dem Oberdeck betätigt schaftskrise sowie die Fusion von Seite 35 sehen wir die ursprüng- werden. Cunard und White Star, dass das liche Bauausführung der GERMANIC, Das am unteren Ende freie Ruder Schiff die Helling verliess. Immer- similar zu ihrem Schwesterschiff - war für damalige Zeit (1874) be- hin wurde einiges von ihrem Stahl mit kurzen Schornsteinen und ängstigend, es wird aber durch beim Bau des White-Star-Motor- komplettem Seglerrigg mit allen obere Breite des äusseren Achter- fahrgastschiff BRITANNIC (III) ver- Rahen und Gaffeln. stevens kompensiert. wendet.

4 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Die letzten Eisernen - BRITANNIC und GERMANIC (Teil 2) von Armin Zeyher

Die letzten Jahre Ungleichmässigkeit im Lauf der nerte sich noch lange an einen Zehn Schiffe der Maschine war er zu jeder Tages- Wettbwerb im Tauziehen, der ei- mit insgesamt 100.000 Tonnen und Nachtzeit im Handumdrehen nes Tages an Deck zwischen einem brachten zusammen 17.000 Solda- unten und wusste instinktiv, wo Schwesternteam und einem aus ten und mehr als 4.000 Tiere an etwas im Argen lag. mitreisenden zivilen Ärzten im die Südafrikafront. Die BRITANNIC Verhältnis von 12 zu 8 bestritten gehörte dabei zu den vier Fahr- wurde: Technische Daten RMS BRITANNIC zeugen der Reederei, welche für (I) und GERMANIC diesen Zweck offiziell requiriert Die Schwestern gewannen die worden waren; die restlichen hal- erste Partie und die Ärzte die Komplette Länge: 142,65 m fen während regulärer Fahrten zweite. So stand es unentschie- Breite: 13,79 m aus. Der am härtesten arbeitende den, und voller Hochspannung Laderaumtiefe: 10,3 m Transporter auf diesem Einsatzge- wartete alles darauf, wer wohl die Tonnage: biet war zweifellos der mit der dritte und entscheidende für sich 5004 BRT/3152 NRT (BRITANNIC) Nummer 62, und er erfüllte auch entschied. Beide Teams gingen in 5008 BRT/3150 NRT (GERMANIC) diesen Dienst mit gewohnter Zu- Position und zogen straff, das Ta- Deplacement: 9.500 t verlässigkeit, ungeachtet seines schentuch wurde als Startzeichen Maschinen: 4.900 PSi, schräg nach Alters. Hayes schwärmte noch 26 geschwenkt, und alle pullten an unten liegende Zylinder 1220 mm Jahre später in «Hull Down»: was nur irgendwie ging, als plötz- Durchmesser, ND-Zyl. 2110 mm, lich die falschen Zähne von der Nr. Hub 1,52 m «‹Das Alte Schiff› pflegten wir sie 1 der Krankenschwestern heraus- Dampferzeugung: 8 Doppelender- zu nennen, und tun es noch, wann fielen und aufs Deck plumpsten. Zylinderkessel, 32 Feuerungen, immer sich welche von uns, die auf Stoppte sie deswegen das Ziehen? Druck: 4,8 bar ihr segelten, treffen.» Sie schob sie einfach mit dem Fuss Schraube: Vierflügelig, Durchmes- «Keine Schwierigkeit war zu gross beiseite und zerrte stärker als je ser: 7,16 m, 7m zu 9,6 m Steigung für jeden, welcher unter mir segel- zuvor, und unter den begeisterten te, um sie zu einem Erfolg zu ma- Zurufen der Zuschauer zogen sie chen, und keine Worte können den die Doktoren über die Linie und Stolz ausdrücken, den ich emp- Die Kabinen der ersten Klasse gewannen. Nr. 1 hob ihre Zähne fand, als eines Tages, an dem ich dienten gemeinhin als Offiziers- auf, ging für einen oder zwei Mo- nach London zur Admiralität geru- quartiere, doch verfügte man da- mente zur Seite, kam dann zurück fen worden war der Transportdi- von über mehr als benötigt wurde. und nahm die für ihre Mann- rektor höchstselbst zu mir sagte: Daher lag es nahe, dort Kranken- schaftsführung so wohlverdienten ‹Ihres ist eines der wenigen Schiffe, schwestern unterzubringen, die Gratulationen entgegen. von dem wir nie eine Klage gehört ebenfalls Dienst im Burenkrieg haben.› Sie war ebenfalls stolz auf leisten sollten. Als dann später die Anscheinend waren die im Bu- sich, ich bin mir sicher, ebenso erste grosse Welle an Truppen- renkrieg dienenden Krankenschwe- stolz wie einst, als sie vor Jahren transporten vorüber war, konnte stern aus besonderem Holz ge- den Rekord über den Atlantik man auch Offiziersfrauen mitneh- schnitzt, denn diese Episode lässt brach, um ihn drei Jahre zu halten.» men. So waren häufig bis zu uns unwillkürlich an eine gewisse zwanzig Damen an Bord, und die- E.A. Dowse denken. Wir wissen Diese stete Zuverlässigkeit war se standen stets der Schiffsfüh- nicht, ob sie mit der ersten BRITAN- nicht zuletzt einem besonders rung in dem Bemühen bei, den NIC nach Südafrika fuhr, aber sie tüchtigen Chefingenieur zu ver- Soldaten mit sportlichem Wettbe- war vorher schon eine Veteranin danken, der einen sechsten Sinn werb und sonstiger Unterhaltung des Mahdi-Aufstandes im Sudan zu besitzen schien. Beim gering- die Überfahrt so angenehm wie (1883 - 1898) gewesen und bei sten Geräusch oder der kleinsten möglich zu machen. Hayes erin- der Rückeroberung von Khartoum

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 5 mit dabei. Bei der Belagerung von sentant Grossbritanniens an der fast am 11. August im Schlepp. So Ladysmith während des Buren- Parade zur Einweihung des Aus- gelangte es nach Hamburg und krieges geriet sie unter feindliches tralischen Commonwealth im Ha- endete dort unter dem Schneid- Feuer und erhielt eine Reihe von fen von Sydney teil und hatte die brenner. Bertram Hayes : Tapferkeitsauszeichnungen. Bei Ehrengarde an Bord. Auf der An- Ausbruch des Ersten Weltkrieges reise war sie beim Passieren des «Nachdem der Südafrikakrieg vor- diente sie ein drittes Mal im Suezkanals festgekommen, doch über und die siegreichen Truppen Fronteinsatz, diesmal allerdings schon nach kurzer Zeit hatte sie in ihre Heimatländer zurückge- als Schwesteroberin an Bord der ohne Beschädigung die Reise fort- kehrt waren, wurde die BRITANNIC als Lazarettschiff eingesetzten BRI- setzen können. von der Admiralität entlassen. Wir TANNIC (II). Beim Untergang des brachten sie zurück zu ihren Er- Schiffes nach dem verhängnisvol- Auch Monate nach dem Ende des bauern nach Belfast um dort aus- len Minentreffer in der Ägäis sorg- Burenkonflikts war die BRITANNIC zuruhen, bis sie zwecks Abbruch an te sie mit grosser Resolutheit da- noch immer im Einsatz, um Trup- die Italiener (sic) verkauft wurde. für, dass ihr Schwesternkorps in pen zurück in die Heimat zu brin- Das Ende einer glänzenden Karrie- gebührender Ordnung die Ret- gen. Erst im Oktober 1902 kam re. Sie war eines der wundervoll- tungsboote bestieg. dann das Ende des Dienstes. Das sten Schiffe, die je gebaut wurden, hielt sie doch selbst nach achtund- zwanzigjähriger harter Fahrens- zeit ihre ursprüngliche Geschwin- digkeit, wobei ihre originalen Kes- sel und Maschinen zuverlässig ar- beiteten.»

Diesem Resümee von Kapitän Ha- yes, welcher dereinst Nachfolger von E.J. Smith als Kommodore der White Star Line werden sollte, ist wenig hinzuzufügen. Hatten BRI- TANNIC und GERMANIC schon eine aussergewöhnlich lange Zeit in White Star-Diensten zu verzeich- nen, so begann für letztere der Das Heck samt Schraube der BRITANNIC (Sammlung Zeyher) weitaus grössere Abschnitt ihres Daseins erst, als sie aus der OSNC- In seiner Eigenschaft als Truppen- Schiff ging erst einmal nach Bel- und IMM-Flotte ausgemustert wor- transporter Nr. 62 vollführte das fast, da man es neben der Wieder- den war. Mehr noch: Zweimal «Alte Schiff» insgesamt zehn Rund- herstellung zum Passagierdienst sank das Schiff und zweimal wur- reisen, die mit Ausnahme der ers- doch noch mit Expansionsmaschi- de es wieder in Dienst genommen. ten alle Southampton als Ausgangs- nen und neuen Kesseln ausrüsten hafen hatten. Zwei Fahrten führ- lassen wollte. Doch teilte Harland 2. Unter weissem Stern und ten nach Australien, und eine be- & Wolff nach einer Untersuchung Halbmond: GERMANIC sondere Ehre wurde ihr dabei am den Eignern mit, dass sich eine Ganze fünf Monate nach ihrem 12. November 1900 zuteil: Immer solche Umrüstung bei dem Alter Schwesterschiff lief am 15. Juli noch ganz in Weiss und mit mitt- des Schiffes nicht mehr lohne. So 1874 S.S. GERMANIC vom Helgen. lerweile wieder schwarzen Schorn- wurde es denn im Juli 1903 zum Beide Schiffe waren in den An- steintoppen nahm sie als Reprä- Abbruch verkauft und verliess Bel- fangsjahren weitgehend identisch

6 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 richtung verbuchen, welche in 7 Tagen, 11 Stunden und 17 Minu- ten bestritten wurde. Im Februar ‘76 gab es eine Verbesserung die- ses Rekords.

Unglücksfälle waren im curricu- lum vitae der GERMANIC im Ver- gleich mit der Schwester eher sel- ten zu verzeichnen. Ein kleinerer trug sich Anfang 1883 in Gestalt eines Bruches der Propellerwelle zu. Dies zeigte, dass in jenen Ta- gen die mächtigen Takelagen bei den Dampfern noch nicht ent- behrt werden konnten - die GER- MANIC setzte also Segel und konnte so nach Waterford einlaufen.

Die Maschinen zeichneten sich von Anfang an bei beiden Schiffen durch grosse Zuverlässigkeit aus, und der Kohleverbrauch von hun- dert Tonnen pro Tag war durchaus als ökonomisch anzusehen. Auch als die Antriebstechnik gegen En- de des Jahrhunderts grosse Fort- schritte machte und die Drei- und Vierfachexpansion eingeführt wur- de, konnte sich das Paar mit den Verbundmaschinen durchaus noch behaupten. Selbst dann noch, als sie mit den neuen Schnelldamp- Strikte Trennung der unterschiedlichen Passagiergruppen bei der BRITANNIC und der fern TEUTONIC und MAJESTIC im Vier- GERMANIC war Ismays Konzept. (Sammlung Zeyher) Schiffs-Service auf der Atlantik- route laufen mussten, ermöglich- und kosteten die Summe von produzieren; die Aggregate ten ihnen ihre nach wie vor origi- 200.000 Pfund. Nach den Erfah- wurden auf dem Seeweg von Lon- nalen Antriebs- und Kesselanla- rungen mit der BRITANNIC wurde don nach Belfast geschafft. gen Rundreisen mit einem 16er der «drop propeller shaft» bei der Durchschnitt. Wacker hielten sie Schwester bereits auf der Helling Am 30. Mai des Folgejahres be- mit, obwohl es sich bei den neuen wieder ausgebaut. Die Maschinen gann die Jungfernfahrt mit einiger Schiffen immerhin um die beiden kamen wie eingangs erwähnt für Verzögerung, da seine Eigner das ersten Doppelschraubendampfer beide Dampfer von der Firma Mau- Schiff erst mit Beginn der Som- und letzten atlantischen Rekord- dslay, da Harland & Wolff zu jener mersaison in Fahrt bringen woll- halter der White Star Line han- Zeit noch nicht in der Lage war, ten. Schon im Juli 1875 konnte delte. Antriebsanlagen solcher Grösse zu man die erste Rekordfahrt in Ost-

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 7 Im Dezember 1894 erhielt die GER- schon auf der westgerichteten überlegte und nun 8 Grad Steuer- MANIC dann im Zuge eines Umbaus Überfahrt, als das Schiff in einen bordschlagseite hatte, welche Dreifachexpansionsmaschinen aus schweren Eissturm geriet. Die vom später auf 10 Grad anwuchs - der dem Hause Harland & Wolff sowie Sturm gepeitschten Eispartikel Blizzard wütete weiter und ver- Kessel höhern Druckes, was der setzten sich rasch in Takelage stärkte die Eislast des Liners. Nun BRITANNIC wie erwähnt verwehrt samt stehendem und laufendem versuchte man es durch Anbord- bleiben sollte; lediglich das äusse- Gut sowie den Aufbauten fest und nahme und Trimmen zusätzlicher re Layout beider Schwestern war bildeten im Handumdrehen einen Kohle, wofür an der zum Pier gele- nach den Umbauten gleich: Län- dicken Eispanzer, dessen nicht un- genen Backbordseite zwei Kohle- gere Schornsteine und ein zusätz- beträchtliches Gewicht den Schwer- pforten wieder geöffnet wurden. liches offenes Deck, dazu rundum punkt nach oben rückte; mit einer modernisierte Passagiereinrichtun- Schlagseite von 4° nach Steuer- gen. Im Mai 1895 ging es zurück bord lief die GERMANIC am Sonntag, in den Liniendienst. dem 11. Februar in New York ein. Die Gangway musste samt Taljen Am 11. Dezember desselben Jahres erst einmal vom Eis befreit wer- geriet die GERMANIC nach dem Aus- den, damit die Fahrgäste und Post laufen aus in dichten an Land gelangen konnten. Da- Nebel. Trotz doppelten Ausgucks nach gingen die Kohleschuten kam es kurz nach Verlassen des längsseit, und das Bunkern be- Mersey zur Kollision mit der gann in üblicher Weise. Bei eisi- gerade einlaufenden CUMBRAE. Der gen Temperaturen fegte ein Nord- White Star Liner traf das Vorschiff weststurm über New York hinweg, des Glasgower Dampfers und in den sich am Abend in zuneh- drang mehr als vier Meter ein. Ka- mendem Masse Schnee mischte. pitän Edward McKinstry reagierte geistesgegenwärtig und liess seine Der Eisüberzug des Schiffes nahm Maschinen weiterhin vorwärtslau- wieder zu, so dass Kapitän McKin- Grössenvergleich diverser White Star fen, um den Bug seines Schiffes in stry zwanzig Mann seiner Crew Liner. (Sammlung bs) der Seite der CUMBRAE zu halten. zum Eishacken abstellte, während Damit ermöglichte er den 28 Pas- die Fracht gelöscht wurde und das Am Abend des 13. Februar rea- sagieren und Besatzungsmitglie- Kohlen weiterging. Die Männer gierte das Schiff auf das Trimmen dern des gerammten Schiffes das plagten sich mit Äxten und sonsti- der Kohle, doch geschah dies Übersteigen auf die GERMANIC, und gem Werkzeug herum und muss- durch den enormen Eispanzer be- als sich beide Fahrzeuge trennten, ten die Arbeit wegen der arkti- dingt anders als erwartet. Die GER- kenterte und sank das kleinere schen Temperaturen mehrmals MANIC begann mit einer Rollbewe- fast augenblicklich. Die GERMANIC unterbrechen. So geschah es, dass gung und wälzte sich über die musste mit demoliertem Bug ihre sich das Schiff am frühen Mon- aufrechte Lage hinaus wieder auf Bauwerft aufsuchen und fiel für tagmorgen des 13. Februar mit die Backbordseite herum. Die Be- eine Rundreise aus. geschätzten 1.800 Tonnen Eis im wegung kam so überraschend, Rigg und auf den Aufbauten und dass es nicht mehr gelang, die of- Vom Eis unbesiegt Decks um 8° nach Backbord über- fenen Kohlepforten zu schliessen. Drei ereignislose Jahre folgten der legte. Es wurde versucht, das Rasch begannen nun, über diese Kollision, doch während einer Schiff mit der neuen Frachtladung beiden 1 x 0,6 m grossen Öffnun- Rundreise Anfang Februar 1899 wieder in Trimm zu bringen, doch gen grosse Wassermengen ins gab es eine nicht ganz alltägliche der einzige Erfolg war, dass sich Schiffsinnere zu strömen. Die Be- Episode. Die Ereigniskette begann das Schiff auf die andere Seite satzung zog ein Lecksegel über die

8 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Stelle, konnte es aber aufgrund tag, dem 19. Februar führte die die ebenfalls zum Morgan-Kon- der Eisansammlung am unteren Pumparbeit beider Bergungs- zern gehörende Dominion Line. Rand der Pforten nicht festbe- schiffe zum gewünschten Erfolg. Umbenannt in OTTAWA und für den kommen. Nun befahl der Kapitän, Nachdem sie wieder aufgeschwom- ausschliesslichen Transport von eine noch auf der Pier lagernde men war, wurde die GERMANIC zum Emigranten eingerichtet verkehrte Fracht an Kupferbarren an Bord zu Erie Basin in Brooklyn verbracht der eiserne Dampfer vom April holen. Rasch wurde das Ladege- und ging dort für vier Tage ins 1905 an auf der Route Liverpool - schirr in Gang gesetzt und 13 Pa- Trockendock. Dort wurde das Quebec - Montreal. letten mit mehr als sechs Tonnen restliche Wasser aussenbords Last auf die Steuerbordseite des befördert und der Rumpf auf Be- Neuer Anfang am Bosporus Decks verteilt, doch das Schiff schädigungen untersucht. Es wur- Im Jahre 1909 dämmerte schliess- wollte sich nicht aufrichten. Nun den keine gefunden, und schon lich das Ende der Fahrenszeit in forderte McKinstry Taucher der am 17. März war der Liner klar um IMM-Diensten herauf. OTTAWA ex- Bergungsfirma Merritt-Chapman Auslaufen. Mit einer Ladung Ge- GERMANIC wurde aufgelegt, nach- an, nachdem er sich aus dem Whi- treide ging es gen Heimat und dem sie ihre letzte Dominion- te Star-Büro dafür die Erlaubnis nach Abmustern der Crew zur Rundreise am 2. September been- besorgt hatte. Doch auch deren endgültigen Reparatur nach Bel- det hatte. Doch obwohl der Vete- Bemühungen blieben ohne Erfolg, fast. Die gesamte Schadenssumme ran inzwischen stolze 34 Jahre und so sackte die GERMANIC mit sollte sich auf 40.000 englische zählte, wurde er von der türki- vier vollgelaufenen Abteilungen Pfund belaufen schen Regierung erworben und unaufhaltsam auf den Hafenbo- verliess am 15. März Liverpool mit den ab und hockte schliesslich Kapitän McKinstry wurden nach Ziel Konstantinopel, dem heutigen aufrecht auf Grund. der Untersuchung des Vorfalls von . Dort erhielt sie den Na- jeder Schuld entlastet, und im Juni men GUL DJEMAL und wurde zum Am Vormittag des nächsten Tages 1899 konnte die GERMANIC ihren Truppentransporter für die türki- begannen die Bemühungen, das Dienst wieder aufnehmen. sche Armee ausgerüstet. Beree- Schiff wieder schwimmfähig zu dert von der Administration de machen. Nach dem Schliessen der Flaggenwechsel Nav. A Vapeur Ottomane in Kon- Pforten ging das von Merritt- Anfang des zwanzigstens Jahr- stantinopel transportierte sie zu- Chapman gecharterte Bergungs- hunderts liess sich das Alter des sammen mit vier anderen Damp- fahrzeug MANHATTAN längsseit, Schiffes nicht länger ignorieren, fern Truppen in den Jemen, wo es doch das Auspumpen des White und nach 25jährigem treuen Dienst einen militärischen Konflikt gab. Star Liners konnte nicht vor dem wurde der rote Doppelstander mit Ab 1912 wurde sie wieder Passa- frühen Abend beginnen; der Eis- dem weissen Stern im Grossmast gierschiff und verkehrte fortan gang und der immer noch strenge niedergeholt. Doch nachdem es zwischen Istanbul und verschiede- Frost behinderte die Arbeiten. Erst einige Monate als Reserve aufge- nen Schwarzmeerhäfen. am Dienstagnachmittag stiegen legen hatte, entschied die Mutter- die Termperaturen leicht an, so gesellschaft IMMC, das Schiff zu 1914 brach dann der 1. Weltkrieg dass Schauerleute damit beginnen einer anderen Tochtergesellschaft aus. Im zweiten Kriegsjahr ver- konnten, den Eispanzer von den zu transferieren, und ohne Na- suchten die Mächte der Entente Aufbauten zu schlagen. Um 18 mensänderung ging es für die die Meeerenge der Dardanellen Uhr gesellte sich das Merrit-Chap- American Line in Fahrt. Bis Okto- durch die Eroberung der Halbinsel man-eigene Bergungsschiff HUST- ber 1904 verkehrte die GERMANIC unter Kontrolle zu be- LER dazu, doch dessen Lenzpumpe zwischen Southampton und New kommen und damit die einzige versagte und konnte erst am Mitt- York via Cherbourg, als es Ende Seeverbindung um Schwarzen Meer wochabend wieder zum Laufen des Jahres einen erneuten Betrei- zu blockieren. Dies sollte die mit gebracht werden. Erst am Sonn- berwechsel gab. Neuer Eigner war den Mittelmächten Deutschland

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 9 und Österreich-Ungarn verbünde- Dardanellen-Unternehmens ge- unangekündigt mit 1.500 nach te Türkei isolieren und gleichzeitig tragen hatte. wie vor ihre Waffen tragenden das von den Deutschen hart be- Kombattanten am alliierten Kon- drängte russische Zarenreich ent- Unter den türkischen Truppen- trollpunkt in der Enge von Dover lasten. transportern, welche Verstärkun- ankam, gab es heftige Verwicklun- gen zu den Dardanellen brachten, gen. Erst nach der Abgabe sämt- Nach einem unter schweren Ver- gehörte auch GUL DJEMAL ex-OTTA- licher Waffen wurde die Weiter- lusten (drei Schlachtschiffe san- WA-ex-GERMANIC. Am 3. Mai 1915 fahrt nach Deutschland geneh- ken nach Minentreffern) geschei- wurde sie vom britischen U-Boot E migt. terten Durchbruchsversuch meh- 14 im Marmarameer vor Anker lie- rerer alliierter Grosskampfschiff gend torpediert, und zum zweiten Danach war noch immer kein Kar- initiierte der damalige Erste See- Mal sank sie in flachem Wasser. riereende für den unverwüstlichen lord Winston Churchill jene ver- Doch dieses Mal ragten nur noch «Eisenkahn» in Sicht, denn aber- hängnisvolle Landungsoperation die Aufbauten heraus. Viele der mals wurde er überholt und von zur Eroberung von Gallipoli, die zu 4.000 eingeschifften Soldaten der Ottomanisch-Amerikanischen einem verheerenden Fiasko für die konnten sich durch das rasche Linie als Auswanderungsschiff britischen und ANZAC-Truppen wer- Sinken des Dampfers nicht mehr zwischen Istanbul und New York den sollte. Der sich daraus ent- an Deck retten. in Fahrt gebracht. Auf einer Reise wickelnde Stellungskrieg sollte in Doch auch dies bedeutete nicht transportierte GUL DJEMAL 1.000 seiner Blutigkeit den französi- das Ende des Oldtimers. Mit Hilfe Christen nach New York, welche schen Kriegsschauplätzen in nichts der deutschen Verbündeten wurde vor religiöser Verfolgung aus der nachstehen. Churchill konnte die- das Schiff gehoben, repariert und Türkei flüchten mussten. Das se «Scharte» erst mit der gelunge- als Marine-Hilfsschiff erneut in ganze endete beinahe in einer nen alliierten Landung in der Dienst gestellt. Nach Kriegsende humanitären Katastrophe, da die Normandie im Juni 1944 «auswet- fungierte es abermals als Truppen- New Yorker Beamten der Einwan- zen», obwohl er keine Schuld an transporter, diesmal zur Repatrie- derungsbehörde den Flüchtlingen der mangelhaften Planung des rung deutscher Soldaten. Als es zunächst das Verlassen des Schif-

Die Britannic (I) in Lyttelton Harbour, Neuseeland. (Sammlung Susanne Störmer)

10 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 fes verweigerten. Nach dem glück- nichts änderte - befuhr sie als Ihre 75 Jahre währende Lebens- lichen Ende der Affäre schlossen kombinierter Fracht- und Passa- dauer wurde lediglich von den 86 sich noch drei Fahrten mit christ- gierliner weiterhin das Schwarze Jahren der PARTHIA von Cunard lichen Auswanderern an, von de- Meer. 1931 lief sie im Marmara- übertroffen - und von einer uns nen die letzte im Oktober 1921 meer auf Grund, überstand jedoch allen bekannten Dampfbarkasse endete. Im Anschluss daran ver- auch dies. der einstigen White Star Line, die kehrte das Schiff bis 1928 wieder zumindest das Jahr 2005 noch im normalen Passagierschiffs- 1949 schwamm die GULCEMAL noch erlebt hat. service entlang der türkischen immer, doch ihre Fahrenszeit war Schwarzmeerküste nach Trabzon. endgültig vorüber. Sie diente nun Der einstige White Star Liner war in Istanbul als Lagerhulk, nachdem Quellen: nun 53 Jahre alt, doch noch im- man ihre Aufbauten weggebrannt - Falling Star - Misadventures of White mer steckte genug Leben in ihm, hatte, doch ihre Maschinenanlage Star Line Ships, John P. Eaton & Charles um einen neuen Abschnitt seines war noch immer intakt. Ein aller- A. Haas Daseins zu beginnen. Dieser wurde letztes kurzes Kapitel bestand in - White Star - Roy Anderson - TITANIC Commutator, No. 2 1991 eingeläutet, als die Türkiye Seyri- der Verwendung als schwimmen- - Merchant Fleets 19 - White Star Line - sefain Idaresi die Bereederung des des Hotel, doch am 29. Oktober Duncan Haws nach wie vor in Regierungseigen- 1950 kam das definitive Ende. Im - Hull Down - Reminiscences of Wind- tum stehenden Dampfers über- Schlepp gelangte ex GULCEMAL ex jammers Troops and Travellers - Sir Ber- nahm. Mit Namen GULCEMAL - wo- OTTAWA ex BRITANNIC nach Messina, tram Hayes K.C.M.G., D.S.O. mit sich zumindest phonetisch um dort abgewrackt zu werden. - Chronik des 20. Jahrhunderts - Chronik

Bücher- Ecke

Novkovic, Slobodan (2005): TITA- im Anhang verschaffen einen NIC, Hrvati u katastrofi stoljeca guten Überblick. Die ganze Publi- - Zagreb : Naklada Jesensi i Turk, kation ist bebildert mit interes- ISBN 953-222-220-0 santen Bildern aus der Sammlung des Autors als auch aus den Dies ist das neuste Buch von Sammlungen von Günter Bäbler, unserem TVS-Mitglied Bobo Nov- Claes-Göran Wetterholm und Bri- kovic. Auf 378 Seiten beschreibt er gitte Saar. in kroatischer Sprache ausführlich die Geschichte der TITANIC-Passa- (links das Cover des Buches, mit giere und -Besatzungsmitglieder freundlicher Genehmigung von seiner Heimat. Auch die Verbin- Slobodan Novkovic) dung der CARPATHIA zu Kroatien wird ausführlich beschrieben. Die Listen Andy Niederberger

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 11 Southampton - New York auf der Queen Mary 2 (Teil 2) von Fredy Aufranc

Frites, Desserts, Kaffee und Mine- ralwasser gab, hielt ich mich be- sonders gerne auf, allerdings musste ich mein geliebtes Bier beim etwa 100 m entfernten gedeckten Schwimmbad holen. Beliebt bei den Passagieren da oben war Shuffle Board oder Jog- gen. Ich aber hielt mich streng an Churchill's Motto «No sports».

Da wir immer schönes Wetter hat- ten, liess es sich da oben gut le- ben, an den dem Wind ausgesetzten Stellen konnte es zwar noch ziem- René Keller, Petrina Johnson, Hans Dupont (v.l.n.r.) (fa) lich windig sein, schliesslich be- wegten wir uns mit rund 54 Kilo- Oberdeck verstellt mit bis zu vier Schorn- metern vorwärts. Es gab aber auch War bei Leonardo Di Caprio und steinen, Rettungsbooten, Lüftungs- windgeschützte Plätze, wo man Kate Winslet der Lieblingsort die rohren usw. Auf Deck 12 findet wunderbar liegen und träumen Bugspitze (zu der man bei der QM sich auch der nachts beleuchtbare konnte, allerdings musste auf die 2 nicht hinkonnte), so war dies für Schriftzug «QUEEN MARY 2», dies Sonnenbrandgefahr geachtet wer- mich Deck 12 und 13. Dort gab es verlockte zu unzähligen Fotos, den. Auf dem Weg nach vorne ge- eine sensationelle Aussicht in alle vorwiegend mit dem rot-schwar- langte man auf Deck 13, wo Ra- Richtungen. Es ist ein relativ un- zen Schornstein im Hintergrund, dareinrichtungen, aber auch di- verstelltes Deck, natürlich braucht wobei man ziemlich weit zurück- verse Spielplätze sind, sogar der auch der Schornstein hier seinen treten musste, um alles aufs Bild Abschlag beim Golfen konnte auf Platz, aber wenn man sich an alte zu bekommen. Beim «Boardwalk dem mit Netzen gut abgeschirm- Fotos aus der Frühzeit der Schiff- Cafe», wo es Hamburger, Pommes ten Platz geübt werden. Es gibt fahrtsgeschichte erinnert, dann war dieser Ort früher doch sehr

Hundedame Nafta mit Tierpfleger. Shuffle Board auf dem Oberdeck. Unbekannte Familie beim Cap- (fa) (fa) tains' Cocktail. (fa)

12 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Der Hundezwinger Ebenfalls auf dem Oberdeck und fast am gleichen Ort wie auf der alten QUEEN MARY gibt es auch auf der QM2 die Kennels (Hundezwin- ger). Schliesslich soll der beste Freund des Menschen sein Herr- chen oder Frauchen begleiten dür- fen. Ich hielt mich sehr gerne dort auf, immer gespannt, ob es allen- falls Material gäbe für einen neu- en Schiffstierartikel in der TiPo. Ich denke aber (dies zur Beruhi- gung von Stefan Muntwyler), dass Nicht spektakulär aber nützlich - der Waschsalon. (fa) alles Wesentliche darüber bereits in diesem Bericht erwähnt werden kann. Es waren drei Hunde und zwei Katzen an Bord. Einmal konnte ich den Käfig mit einer deutschen Hundebesitzerin, die in Amerika wohnhaft ist, besuchen. Interessanterweise waren die Kat- zen über den Hunden platziert. Sie konnten diesen Raum während der ganzen Überfahrt nicht verlas- sen, hingegen kümmerte sich ein Tierpfleger um Ausgang und Be- wegung der Hunde (circa 10 m x

Aus der Ausstellung über die Cunard-Geschichte. (fa)

dort auch einen Helikopterlande- Als für einen Morgen um 7 Uhr 30 platz. In einem Film im Fernsehen die Fahrt über die Untergangsstel- über die QM2 wurde gezeigt, wie le der TITANIC bekannt gegeben ein Notfallpatient vom Helikopter wurde, hielt ich mich nicht auf geholt werden musste, allerdings Oberdeck auf, sondern schlief wurde nicht gelandet sondern die noch in der Kabine (wir hatten uns Seilwinde benützt. Wieder ein untereinander abgesprochen, dass Deck tiefer befindet sich der Look- ich immer als Letzter aufstand). out, wo die Passagiere von hinten Ich konnte mir nicht vorstellen, einen Einblick auf die Kommando- was es da zu sehen geben sollte. brücke erhalten. Ein Brückenbe- Die KELDYSH war sicher schon such ist heute aus Sicherheits- längst wieder im Hafen und so ge- gründen nicht mehr möglich. Auch nau würden wir die Stelle auch Fotografieren ist dort nicht er- nicht überfahren. So hatte ich laubt. viele Gründe, um liegen zu blei- Wandbild im Britannia-Restau- ben… rant. (fa)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 13 Begegnung zweier QUEENs. (fa) Spielsalon. (fa)

1,5 m gross war ihr abgesperrter fügung gestanden habe. Schein- wir alle drei noch einen solchen Bereich). Bereits beim ersten Aus- bar wurde dieser (prominente) Anzug kaufen, aber mit diesen gang der Hunde aber passierte es, Wunsch auf der nächsten Über- Vorschriften konnten wir gut le- dass die mitreisende Nafta (Name fahrt umgehend erfüllt. Ob aber ben, immerhin waren wir ja an der Hundedame) von ihrem ag- auch die bürgerlichen Hunde die- Bord eines Luxusschiffes. Statt gressiven Kollegen in die Schnau- sen mitbenützen durften, ist mir eines Captain's Dinner gab es auf ze gebissen wurde, wie mir die be- leider nicht bekannt. der QM2 einen Captain's Cocktail, reits erwähnte Hundebesitzerin bei dem Commodore Warwick den mitteilte. Zur Strafe musste der Restaurants Passagieren die Hand schüttelte Angreifer alle seine künftigen Zum Nachtessen hatte man sich und ein Fotograf diesen denkwür- Ausgänge allein verbringen. Beim immer nach den Vorschriften der digen Moment festhielt. An- Thema Hunde möchte ich noch die Bordzeitung zu kleiden. Dreimal schliessend wurden uns die Offizi- Geschichte mit dem Mops des galt der höchste Kleidercode, das ere sowie Verantwortlichen für die Herzogs von Windsor erzählen. bedeutete für die Herren mindes- Gästebetreuung vorgestellt. Nach einer der vielen Überfahrten tens dunklen Anzug oder Smo- beklagte sich der Herzog, dass king und festliche Abendgardero- Unser Nachtessen wurde im Bri- seinem Hund kein Baum zur Ver- be für die Damen. Zwar mussten tannia Restaurant serviert, wo sich an zwei Sitzungen (18 Uhr und 20 Uhr 30) die Gesellschaft ent- sprechend gekleidet versammelte. Das Restaurant bietet Platz für 1.351 Gäste und wirkt wegen der Aufteilung in ein Ober- und Un- tergeschoss luftig und locker. In der Mitte des Raumes befindet sich eine Art Atrium mit einem Glaskuppelabschluss. Geschmückt wird der Raum von einem riesigen Schiffswandbild. Vom Reisebüro war uns die 1. Sitzung empfohlen worden, damit wir den Abend Kellner auf Gäste wartend im Britannia Restaurant. (fa) anschliessend frei gestalten kön-

14 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 nen, dies war ein guter Tipp. Für die Gäste auf der oberen Etage mussten die Bediensteten jeweils das Essen über eine Rolltreppe von der Küche heraufbringen. An der Uniform hatten alle einen Pin mit der Aufschrift «White Star Servi- ce», was ich einen sehr gute An- spielung auf die Zeit der Luxus- dampfer finde (es müssen ja nicht alle an die TITANIC denken). Da ich mich nicht als Gourmet bezeich- nen darf, kann ich kein fachmän- QM2 am Pier 94 in New York. (fa) nisches Urteil über die Küche ab- geben. Für meinen Geschmack ten. Man sitzt in schweren Leder- möglich, sich vor einer Leinwand aber war es ausgezeichnet ge- sesseln und geniesst das leichte mit dem TITANIC-Treppenhaus oder kocht, abwechslungsreich und von Leben. Für Zigarrenraucher gab es der QM2 im Hindergrund abbilden hervorragender Qualität. Es be- gleich um die Ecke die «Churchill's zu lassen. Wer noch den entspre- stand akute Gefahr, an Gewicht Cigar Lounge». Das «Golden Lion chenden Walnussrahmen dazu zuzunehmen. Auch die Weinaus- Pub» wurde vielseitig benutzt, so nahm, konnte vom günstigen Kom- wahl war vielseitig. Neben dem trafen sich dort vormittags neben binationspreis von $40 profitieren. Britannia gab es auch noch andere den Biertrinkern auch die Rätsel- Ebenfalls zu kaufen waren tolle Restaurants der gehobenen Klasse. freunde. QM2 Aufnahmen, darunter auch spektakuläre, welche an verschie- Frühstück nahmen wir ebenfalls Shops denen Orten in der Karibik auf- im Hauptraum des Britannia Res- Die Luxusläden sind im Oberge- genommen worden waren. Kaum taurants ein, dann wurde uns je- schoss der «Grand Lobby» zu fin- jemand verliess diesen Ort, ohne weils ein freier Kellner zugewie- den. Dort gibt es auch einen Sou- mindestens ein Foto gekauft zu sen, der uns zu unserem Tisch be- venirladen, wo man für Freunde haben. gleitete. Zum Mittagessen bedien- und Bekannte (oder für sich selbst) ten wir uns jeweils selbst und be- Mitbringsel von der QM2 kaufen Personal vorzugten das Buffet, wo man zwi- konnte: T-Shirts, Mützen, Schoko- Was aber wäre das Schiff ohne schen verschiedenen Küchen (in- lade, Bonbons, Kugelschreiber das Personal! Diesem möchte ich disch, italienisch usw.) auswählen usw. - alles mit QM2 Aufdruck - ein besonderes Kränzchen win- konnte. Auch die Dessertauswahl sind im Sortiment. Das Merchan- den. Es sind alles junge und aufge- liess absolut nichts zu wünschen dising liesse sich aber noch aus- weckte Leute aus allen Ländern übrig, nur der Kaffee hätte viel- bauen. So hätte ich gerne meine der Welt. Sie leisten Schwerstar- leicht eine Spur besser sein alte TITANIC-Mausmatte aus der beit, haben lange Arbeitszeiten können… Zürcher Ausstellung ausgetauscht, und verdienen wenig. Ihr Trinkgeld nur war dieser Artikel (noch) nicht hilft sicher etwas zur Aufbesse- Bars erhältlich. rung, wobei wahrscheinlich man- Bars gibt es auf der QM2 gleich im gels Möglichkeit zum Ausgeben Dutzend. Speziell erwähnen möch- Beim Photo Shop gab es immer doch ein grösserer Teil gespart te ich den «Commodore Club» auf etwas zu sehen, seien es Abfahrts- werden kann. Unser Zimmermäd- Deck 9 mit Aussicht auf den Bug. fotos, solche vom Captain's Cock- chen mit Vornamen Heide stamm- Dort werden speziell Martinis in tail, vom Britannia Restaurant te aus Südafrika und war eine eher unzähligen Variationen angebo- usw., alle für $27.95. Es war auch kleine Person. Jeden Abend hatten

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 15 falls abends immer gut gefüllt. Um Anschluss zu finden und neue Bekanntschaften zu machen, gibt es andere Schiffe, die dafür sicher besser geeignet sind. Auf der QM2 reist man gerne paarweise oder in einer Gruppe. Auch für uns als Trio war es angenehm, jeweils zusam- men etwas zu unternehmen. So lernten wir wenig Leute kennen: die Hundebesitzerin auf dem Ober- deck habe ich schon erwähnt, dann gab es das Architektenehe- paar vom Nachbarstisch im Bri- tannia Restaurant, das nach einer Nachmittagskonzert im «Queens Room». (Hans Dupont ) einjährigen Auszeit des Mannes wir ein schlechtes Gewissen, wenn Gäste mit ihren zwei schulpflichtigen wir uns vorstellten, wie sie das Auf dem Schiff waren circa 180 Kindern auf dem Heimweg war. schwere Kajütenbett ausklappen deutschsprachige Gäste. Der Al- Selbstverständlich baten sie uns, musste. Im Restaurant war Denisa tersdurchschnitt lag hier etwa bei sie ungeniert in Arlington bei Wa- aus Rumänien die Chefin, sie be- 45 und war somit deutlich tiefer shington. D.C. zu besuchen. Ein riet uns ausgezeichnet bei der als derjenige von 55 - 65 bezogen listiger alter Amerikaner aus San Menüauswahl und hatte ihre auf das ganze Schiff. Den Haupt- Francisco leistete uns mal Gesell- Hilfskräfte, den etwas linkischen teil der Passagiere machten die schaft beim Frühstück, und im Ge- aber äusserst liebenswürdigen Tim Amerikaner aus, mit den Englän- spräch kamen wir auf die ameri- sowie die Kellnerin aus Deutsch- dern zusammen dürfte das einen kanischen Politiker zu sprechen, land voll im Griff. Als einmal ein Anteil von rund 75 Prozent erge- worauf er meinte: «Arnold Schwar- Hummerschwanz beim Zubereiten ben haben. Neben der deutlich zenegger is a bum - President Bush vom Teller sprang, verzog sie keine übervertretenen älteren Generati- is a bum» («bum» laut Lexikon: Miene, aber in kürzester Zeit war on gab es aber auch Familien mit faule, verantwortungslose Person), Ersatz da. Unser Sommelier (Wein- Kindern. Die Diskothek war jeden- so lernten wir auch noch etwas kellner) kam aus Tschechien. Dass über die Politik, dies ganz ohne er lieber mit den hübschen deut- Oxford-Weiterbildungsprogramm! schen Mädchen vom Nachbartisch schäkerte, als sich mit uns abzu- Auf dem Schiff waren alle Gesell- geben, sei ihm verziehen und war schaftschichten vertreten. Die ei- auch mehr als verständlich. Ganz nen buchten Dreierkabinen innen, besonders lustige und fröhliche die anderen wohnten in Luxussui- Gesellen waren die Barkeeper, ten, aber ausserhalb der Kabinen man merkte, dass ihnen die Arbeit waren wir alle gleich. Für mich Spass machte. Auf dem ganzen gab es fast so etwas wie einen Schiff wurde somit überall «White QM2-Geist und wir alle waren Teil Star Service» geboten, was für ein davon. Unterschied, wenn man dann zum Ausstellung Abschluss der Reise mit British Rolltreppe für die Bedienung zum Auf dem ganzen Schiff verteilt ist Airways von New York heim- oberen Teil des Britannia Restau- eine permanente Ausstellung, die fliegt… rants. (Hans Dupont)

16 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 von der Geschichte der Cunard Line aus den letzten rund 165 Jah- ren erzählt und natürlich reichhal- tig bebildert ist. Besonders inte- ressant sind auch grosse Bilder von Prominenten, die zuhauf in der Blütezeit der Schiffahrt zu Gast waren. Aber auch Geschicht- en von den «gewöhnlichen» Leu- ten, sprich: Emigranten, sind zu finden. Insgesamt eine gelungene, New York erwacht. (Hans Dupont) lehrreiche und spannende Angele- genheit. Bei schlechtem Wetter könnte man alles genau studieren und dabei Stunden, ja ganze Nachmittage verbringen.

Inneneinrichtung Natürlich erreicht die QM2 nicht die Eleganz und Originalität einer NORMANDIE. Wer will ihr das zum Vorwurf machen? Schliesslich le- ben wir heute in einer anderen Zeit. Alle Stile gab es schon ein- mal, so wird das Beste herausge- pickt und imitiert. Ich finde, dass Leinwandkönigin Rita Hayworth auf der QUEEN ELIZABETH. (Hans Dupont) die zuständigen Sachverständigen für die QM2 Geschmack bewiesen haben und alle Räume geschmack- voll mit Möbeln und Bildern aus- gestattet haben.

Ganz besonders grosser Wert wur- de auf die Ausschmückung in den Gängen, Treppenhäusern usw. mit Bildern gelegt. Um das Restaurant herum sind es Bilder mit Lebens- mitteln. Bei unserem Treppenhaus QUEEN ELIZABETH 2 im Hafen von Neapel, im Oktober 2004 aufgenommen. waren es die gelben Peperoni, die (Paul Benkö) uns signalisierten, dass wir auf dem richtigen Weg waren. In der QUEEN ELIZABETH 2 der im Hafen von New York lagen Nähe des Theaters hängen Show- Immer wieder war auch die «klei- vor der Tandem-Überfahrt (dazu bilder, oder dann die vielen Schiffs- ne» Schwester - die QE2 - präsent, hat Brigitte Saar einen interes- bilder aus der Cunard-Geschichte. so z.B. in diversen Büchern im santen Bericht verfasst in der TiPo Natürlich gefielen mir vor allem Buchladen. Auf Fotos im «Photo Nr. 48, Juni 2004). Auch auf Bil- diese Bilder sehr, weil sie in einem Shop» war sie ebenfalls zu sehen, dern in den Gängen kann man sie realistischen Stil gemalt sind. wie sie und die QM2 nebeneinan- sehen. Unsere Tischnachbarin im

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 17 staunlicherweise drängten sich viele Leute auf dem Oberdeck, scheinbar wollte niemand diese Einfahrt verpassen. Es war natür- lich auch etwas ganz Besonderes, so langsam den Hudson hinauf- geschleppt zu werden, während New York erwachte und der Him- mel immer heller wurde. Um 6 Uhr 30 kamen wir beim Pier 94 an und es begann das lange Warten, denn zuerst durften die Amerikaner aussteigen. So schlimm war dies Aussicht von unserem Tisch 307 im Britannia Restaurant. (fa) aber nicht, im Gegenteil, das Ver- lassen des Schiffes konnte so hin- Britannia Restaurant hatte eine gesetzt (40 Meter über der Was- ausgeschoben werden. Wie ich Überfahrt auf ihr gemacht. Ob- serlinie), nachdem einmal eine gehört hatte, waren 400 Gäste an wohl sie jetzt auf der QM2 alles Riesenwelle die Brücke auf der Bord, die auch gleich die Rück- grösser, eleganter und neuer hat- QE2 beschädigte. Aber eines lässt fahrt gebucht hatten. Eigentlich te, sprach sie liebevoll und voller sich nicht verleugnen, dass die Zu- eine hohe Zahl, die nichts mit Pas- Respekt von der QE2. Meine Mei- kunft eindeutig der QM2 gehört. sagieren mit Flugangst zu tun nung zu ihr (ohne jemals auf ihr hatte, sondern das waren die ech- gefahren zu sein) ist die, dass sie Freitag, 2. September 2005 ten Freunde der Schiffahrt, die momentan noch den letzten Glanz An diesem Morgen galt es, früh einfach nicht genug bekommen der alten Schiffahrt verkörpert, aufzustehen, die Fahrt unter der konnten. Ich legte mich in einen der in den Sechzigerjahren zu En- Verrazzano Narrows Bridge war Deckchair und liess in Gedanken de ging. Sie hat eine reiche Ge- um 4 Uhr 30 vorgesehen. Als wir 5 nochmals die ganze Reise passie- schichte hinter sich, u. a. machte Minuten später auf Deck 12 ka- ren. Was für eine grossartige Zeit sie ja auch 1982 den Falkland- men, hatten wir die Brücke bereits hatten wir verbracht, was für ein krieg mit. Auf dem Nordatlantik passiert. Gemäss Angaben in ei- grandioses Schiff ist die QM2, es hielt sie die Fahne hoch. Ich mag nem Buch beträgt der Abstand ist ja nicht unbedingt ihre Grösse mich noch gut erinnern, als es zwischen Kamin und Brücke im allein, die beeindruckt, sondern einst in der Werbung das Kombi- Winter 6 Meter und im Sommer 5 alles auf ihr ist in einem har-mo- nationsangebot gab, einen Weg Meter, was beim Bau des Schiffes nischen Verhältnis. Die QM2 hat mit der QE2 zu fahren und auf berücksichtigt werden musste. ein Herz und eine Seele. Wer ein- dem Rückflug die Concorde zu be- Commodore Warwick kommen- mal auf ihr gefahren ist, wird dies nützen oder umgekehrt. Erst kürz- tierte die ganze Zeit die Einfahrt verstehen und ihr verfallen. Nach lich habe ich gehört, wie sie am in den Hafen von New York. So er- diesem Werbespot wieder zurück 11. September 2001 in den Hafen zählte er von der Geschichte der zu den Zollformalitäten. Gegen von New York einlaufen sollte und Freiheitsstatue, dann von Ellis Is- Mittag durften auch die anderen erst im letzten Moment nach land und schliesslich auch von Nationen von Bord gehen. Zwar Boston umgeleitet wurde. Mögen Ground Zero, wo es zwar nicht viel hiess es nochmals Schlangeste- ihr noch viele Jahre im Verkehr zu sehen gab, aber gerade dies hen, aber nach Fingerabdrücken gegönnt sein. Auch für den Bau kommentiert werden konnte. Er jeweils mit dem Indexfinger (Zei- der QM2 war die Erfahrung mit tat dies mit seiner tiefen sonoren gefinger) und den üblichen Fragen der QE2 wichtig, so wurde die Kom- Stimme, die so früh am Morgen konnten wir unsere bereitstehen- mandobrücke zehn Meter hinauf- äusserst willkommen war. Er- den Koffer holen. Wir waren in

18 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 musste genügen.

Schlussbemerkung Die häufigsten Fragen, die wir nach unserer Rückkehr hörten, waren: «Was habt ihr den ganzen Tag gemacht? War es nie langweilig?» Darauf kann ich nur sagen, nein und nochmals nein! Wir hatten ei- gentlich zu wenig Zeit auf dem Schiff, obwohl ich es mir vorge- nommen hatte, konnte ich keine Bücher lesen. Gerne hätte ich noch mehr unternommen, allen- falls einen Vortrag noch besucht. Aber ich habe gelebt, es genossen, es war Entspannung und Erholung pur und von Seekrankheit natür- lich keine Spur. Schliesslich hatten wir ja auch immer schönes Wetter Sonnenuntergang am Abfahrts- und so war es möglich, sich stän- tag. (Hans Dupont ) Der Katalog für die QM2 Reisen im dig an Deck aufzuhalten. Aber Jahr 2005. (mit freundlicher auch bei schlechtem Wetter hät- Genehmigung von Cunard). ten wir etwas machen können, ich Bücherauswahl (unvollständig): bin sicher, dass uns bei den vielen - QUEEN MARY 2, Die Geburt einer New York angekommen. Leider Möglichkeiten auch dann nie lang- war es wieder nicht möglich, die Legende, Philip Plisson, Verlag weilig geworden wäre. Knesebeck 2004 QM2 in ihrer voller Grösse zu fo- - QUEEN MARY 2, Christoph Engel, Knut tografieren, ein Bild durch die Für mich ist die QM2 ab sofort Gielen, Cay Rademacher, Delius Glasscheibe auf den Schiffsnamen mein allerliebstes Lieblingsschiff! Klasing 2004 Impressum TVS-Adresse Aktuar Vereinsverkäufe Druck TITANIC-Verein Schweiz Jan Rinkes Stefan Muntwyler Kaspar Schnelldruck AG Postfach 3913 Scherzinger Str 8 Neugasse 151 Birkenweg 2 CH-8021 Zürich CH-8598 Bottighofen CH-8005 Zürich CH-8304 Wallisellen

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TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 19 RMS TITANIC Inc. ist NICHT der Eigentümer der TITANIC-Artefakte von Brigitte Saar

Ende Januar hat es in den USA ein nicht auf Nimmerwiedersehen ir- (RMST hat sie mit einem wie auch neues Gerichtsurteil bezüglich des gendwo in Privatsammlungen ver- immer berechneten «Wert» von TITANIC-Wracks gegeben. Die drei schwinden dürfen. Im Falle eines 225 Millionen Dollar beziffert), Richter des 4th U.S. Circuit Court antiken Wracks könnte dieses und die ganzen Gerichtsurteile, in of Appeals folgten dem Antrag Rechtskontrukt aber auch bedeu- denen RMST als Inhaber der Ber- von RMST nicht, die Firma aus ten, dass z.B. alte Golddublonen gerechte aufgetreten war, machen dem Status als «Salvor-in-Posses- als historische Münzen erhalten deutlich, dass die Firma die Samm- sion» (also den Status als Inhaber bleiben müssen und nicht einge- lung auch nicht teilen darf. Das der Bergerechte am Wrack) zu schmolzen werden dürfen). Der macht die Artefakte für den Inha- entlassen und der Firma stattdes- Bergende kann seinen Anspruch ber der Bergerechte praktisch un- sen den Status eines Finders der auf Entlohnung für die geleistete verkäuflich. rund 6.000 bis heute geborgenen Arbeit vor Gericht entweder dem Artefakte zuzuschreiben. tatsächlich existierenden Eigentü- In einem cleveren Schachzug hat mer oder, wenn es einen solchen RMTS jetzt versucht, sich aus die- Warum hatte RMST versucht, nicht gibt, «der Öffentlichkeit ge- sem rechtlichen Würgegriff zu diesen Wechsel zu erreichen? Da- genüber» geltend machen. Im Fal- befreien. Die Firma hat vor Gericht zu muss man ein wenig tiefer ins le der TITANIC wurde es dem Besit- beantragt, den Status als Berge- Seerecht eindringen. Das Berge- zer der Artefakte, also RMST, ge- rechtsinhaber gegen den eines recht wurde von seefahrenden stattet, seinen geleisteten Geld- Finders einzutauschen. Der Finder Nationen etabliert, um Schiffen in aufwand wieder hereinzuholen, einer Sache wird nämlich auch ihr Not zu helfen bzw. es den Eignern indem er die in seinem Besitz be- Eigentümer und könnte sie ohne der Schiffe zu ermöglichen, den findlichen Artefakte gegen Geld Zustimmung des Gerichts verkau- Verlust ihrer Habe im Falle eines öffentlich ausstellt. Ein Verkauf fen. Finder kann man im Seerecht Seeunglücks zu minimieren. Wer einzelner Artefakte ist ohne Zus- nur werden, wenn nicht damit zu das Bergerecht an einem Schiff timmung des zuständigen Ge- rechen ist, dass es einen Eigentü- bekommt, wie es RMST in der Ver- richts bisher nicht möglich, da mer der Sache gibt, der Anspruch gangenheit zugesprochen wurde, RMST ja nicht Eigentümer der Sa- erheben kann. Das gilt, auf im Meer der handelt im Auftrag des ur- che war (das Gericht verwaltet befindliche Gegenstände ange- sprünglichen Eigentümers der in quasi als Vertreter der Öffentlich- wendet, grundsätzlich für alle Din- Seenot geratenen Sache. Der Ber- keit die Eigentumsrechte an der ge der Natur. Ein Taucher in inter- gende wird nicht selbst Eigentü- TITANIC, da es keinen real existie- nationalen Gewässern darf also mer der geborgenen Gegenstände, renden Eigentümer des Schiffes einen Stein «finden» und als neuer nur Besitzer, und hat eigentlich mehr gibt). Nun sind die Ausstel- Eigentümer mit an die Wasser- nur einen Anspruch darauf, an- lungen sicherlich lukrativ gewe- oberfläche bringen. Auch bei anti- ständig für seine geleisteten Dien- sen, in den vergangenen Jahren ken Wracks in internationalen Ge- ste entlohnt zu werden, die Rech- hätte RMST allerdings gerne einen wässern kann dieses Recht ange- te des tatsächlichen Eigentümers Teil der Artefakte gegen einen wendet werden. Da es keinen Ei- (im Falle eines Schiffes die Reede- mindestens zweistelligen Millio- gentümer der TITANIC gibt, der An- rei) bleiben unangetastet. Wenn nenbetrag verkauft - wenn schon spruch auf das Wrack erhebt (da es keinen ursprünglichen Eigentü- nicht an Privat, dann zumindest kämen z.B. Cunard als Nachfolger mer einer Sache mehr gibt, so an ein Museum (beim Verkauf an der White Star Line in Frage oder handelt der Bergende im Auftrag ein Museum wäre das Recht der Lloyds in London als Versicherer der Öffentlichkeit (die im Falle der Öffentlichkeit auf Schutz des his- der TITANIC - beide Firmen interes- TITANIC z.B. ein Recht darauf hat, torischen Erbes unangetastet ge- sieren sich aber nicht für das das historische Erbe bewahren zu blieben). Leider kann sich kein Wrack), standen die Chancen für können. Daraus wird z.B. das Recht Museum der Welt leisten, alle Ar- RMST gar nicht so schlecht, Finder abgeleitet, dass die Artefakte tefakte auf einmal zu kaufen der TITANIC zu werden.

20 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 die Bergungsarbeiten. Ein Finder ein vom Meeresboden geborgener Das Gericht hat sich nun aber ge- jedoch bezieht sein Recht, Eigen- Gegenstand vorgelegt wird, das gen den Antrag entschieden und tümer einer Sache zu werden, un- Gericht davon ausgeht, dass der das Urteil wie folgt begründet: ter anderem aus der Tatsache, Rest des am Meeresboden befind- Das Bergerecht und das Recht des dass er als erster einer Sache hab- lichen Wracks unteilbar dazuge- Finders sind nicht miteinander in haft geworden ist, er war eben am hört. Deswegen reichte es, einen Einklang zu bringen. Der Bergende Schnellsten. Dieser zeitliche Wett- Glasdekanter der TITANIC vor dem handelt im Interesse eines Ande- bewerb konnte in den vergange- Gericht in Norfolk, Virginia, zu ren, er «rettet» Sacheigentum in nen Jahren am Wrack gar nicht präsentieren, um die Bergerechte Seenot bzw. bringt es vom Mee- stattfinden, da sonst niemand Ge- am gesamten Wrack zu erhalten. resboden an die Oberfläche, und genstände vom Meeresboden hoch- Nun hat das Gericht allerdings ei- zwar nicht, um selbst Eigentümer holen durfte. Der Finder einer ne Spitzfindigkeit ausgemacht, die der Sache zu werden, sondern, um Sache hat keinen Anspruch da- schwerwiegende Konsequenzen einem Anderen sein Eigentum zu rauf, vor anderen potenziellen Fin- haben könnte. Die gerade erklärte bewahren oder zurückzubringen. dern geschützt zu werden. Wäre «Unteilbarkeit einer Sache» gilt Im Falle der TITANIC ist das Ziel ei- RMST jetzt aber vom Bergenden nämlich nicht für Gegenstände, ner «Bergung», der Öffentlichkeit zum Finder geworden, hätte die die vor dem Gerichtstermin bereits ihr historisches Erbe zurückzuge- Firma jahrelang einen rechtlichen geborgen und nicht zusammen ben. Ein Finder dagegen will tat- Schutz genossen, der ihr als Finder mit der «Sache» vorgelegt wurden. sächlich Eigentümer des in seine gar nicht zusteht. Aus diesem Im konkreten Fall der TITANIC be- Gewalt gebrachten Gegenstandes Grunde hat das Gericht geurteilt, deutet das: Der Anspruch auf die werden, ohne Nutzen für eine an- dass der Inhaber der Bergerechte Bergerechte wurde von RMST erst dere Person. Da der Bergende im an einem Schiffswrack nicht plötz- im Zusammenhang mit der Expe- Grunde eine sehr ehrenvolle Auf- lich Finder werden kann, weil die dition von 1993 geltend gemacht. gabe übernimmt, die auch gewisse damit verbundenen Rechte und Die Vorgängerfirma von RMST Risiken und Kosten beinhaltet, be- Ziele nicht in Einklang zu bringen hatte aber schon 1987 eine erste kommt er einen besonderen Schutz. sind, es wäre anderen potenziellen Expedition unternommen und Ge- So darf, solange seine Bergungs- Interessenten am Wrack der TITA- genstände vom Meeresboden hoch- mission andauert, niemand sonst NIC gegenüber schlicht und ergrei- geholt, die dann nach Frankreich dort zugegen sein und Teile des fend unfair. zur Restaurierung gebracht wor- von ihm zu bergenden Gutes weg- den waren. Diese Artefakte sind nehmen. So soll sichergestellt wer- Das Gericht hat in seinem Urteil laut Meinung des amerikanischen den, dass der Bergende unter mi- einen weiteren interessanten Ne- Gerichts nicht «Teil der Sache» und nimalem Risiko arbeiten kann und benaspekt aufgetan. Laut ameri- unterliegen deshalb nicht der Ho- er nicht unter Druck gerät, den kanischem Recht kann internatio- heit des amerikanischen Gerichts, wertvollsten Teil einer Sache zu- nales Seerecht vor amerikanischen sondern eventuell der der franzö- erst bergen zu müssen. RMST hat Gerichten nur dann angewendet sischen Justiz. Ein französisches mehr als 10 Jahre lang diesen Schutz werden, wenn die «Sache», um die Gericht könnte RMST in der Tat genossen und seine Rechte als es geht, im Hoheitsgebiet des Ge- erlauben, Finder der Artefakte von Bergender auch vor Gericht gegen richtes liegt. Nachdem ein Wrack 1987 zu werden und damit deren dritte Parteien geltend gemacht. in internationalen Gewässern nun Eigentümer. Dann könnte RMST aber ja gerade in niemands Ho- diese Artefakte frei verkaufen. Wenn RMST jetzt vom Bergenden heitsgebiet fällt, gibt es ein Hilfs- zum Finder geworden wäre, hätte konstrukt: Eine rechtliche Sache Die Zukunft der Artefakte bleibt es einen Rechtskonflikt gegeben. (also beispielsweise das Wrack der also spannend. Wie genau RMST Als Bergender hatte RMST kom- TITANIC) gilt als «unteilbar». Das be- weiter vorgehen will, ist nicht pletten Schutz vor Eingriffen in deutet, dass, wenn dem Gericht bekannt.

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 21 20 Jahre - Das Wrack der TITANIC von Ioannis Georgiou

Die Nacht vom 14. auf dem 15. auf dem Meeresboden. Als ARGO Auch glaubte man, dass ARGO ge- April 1912 wird vielen Menschen über das Schiff fuhr, sahen Dr. Bal- gen den zweiten Schornstein ge- in Erinnerung bleiben. Die 712 lard, Jean-Louis Michel und an- stossen war, von dem man glaub- Überlebenden waren die letzten dere das Wrack zum ersten mal. te, dass dieser und der dritte Menschen, die das Schiff noch sa- So schien die Deckbeplankung Schornstein noch aufrecht stün- hen, bevor es im Nordatlantik ver- noch intakt zu sein. Sie stellten den. Sie fanden auch ein riesiges sank. Erst nach 73 Jahren sollte sie fest, dass der erste Schornstein Trümmerfeld um das Wrack he- wieder zu sehen sein. verschwunden war. Eigentlich hät- rum. Man konnte Champagner te sie das nicht wundern dürfen, und Weinflaschen erkennen, in- Die Entdeckung Vor dem 1. September 1985 wuss- te man über das Wrack der TITANIC eigentlich überhaupt nichts. Im welchem Zustand befand sich das Wrack? Wurde es durch ein See- beben 1928 unter Tonnen von Schlamm begraben? Wie weit liegt die TITANIC von der Stelle ent- fernt, welche sie damals in ihren Notsignalen angab? Würde man Leichen im Wrack finden? Wel- chen Schaden richtete der Eisberg an? Auch über eine Bergung des Schiffes wurde spekuliert. Viele Fragen sollten durch das Auffin- Bilder wie diese waren Jahrzehnte lang der einzige Hinweis darauf, wie das den des Wracks beantwortet wer- Wrack am Meeresboden wohl aussieht. Erst 1985 wurde es von Robert Ballard den. Es war der 1. September und seinem Team entdeckt und fotografiert. (Sammlung Georgiou) 1985. Der Sonarschlitten ARGO schwebte über dem Meeresboden, da viele Überlebende wie Jack mitten von zerborstenem Stahl. und die Videokameras übertrugen Thayer Jr. oder Lightoller berichtet Hatten einige Überlebende wie die Bilder nach oben. Es war nun 0 hatten, wie einer der Schornsteine Lawrence Beesley recht? Lösten Uhr 48 Uhr morgens. Als erstes abbrach und ums Überleben kämp- sich alle schweren Maschinen und tauchten in der Leitzentrale des fende Schwimmer unter sich be- Kessel aus ihrer Verankerung, Forschungsschiffes KNORR Trüm- grub. Man untersuchte das Wrack durchschlugen Schotten und bra- mer auf den Bildschirmen auf, und machte mehrere Bilder. Eini- chen schliesslich durch den Bug? welche nicht natürlichem Ur- ges sollte jedoch noch rätselhaft Auf den Bildern vom Trümmerfeld sprungs waren. Als dann plötzlich bleiben. Man hatte den Eindruck, konnte man viele weitere Objekte gegen 1 Uhr ein Kessel auftauchte dass die TITANIC in Höhe des vierten finden. Silberne Tabletts, Teller, war allen klar, die TITANIC ist Schornsteins abgebrochen oder Badewannen, die Schmiedeeiserne gefunden! Schliesslich fand man eingebrochen war. Man war sich Balustrade der hinteren Treppe der auch das Wrack selber. Es war eine jedoch nicht ganz sicher. Ballard 1. Klasse, Kohlebrocken und vieles Sensation: dass Wrack steht auf- dachte, das Heck wäre verschwun- weitere mehr. recht! Andere Wracks, wie die den und dass man Teile davon ein BRITANNIC, LUSITANIA, EMPRESS OF ganzes Stück hinter dem Wrack Die Meldung über den Fund des IRELAND oder ANDREA DORIA waren fotografiert hätte. Ob das Heck Wracks ging erst am 03. Septem- schon lange vorher gefunden wor- noch existierte und wie gross es ber 1985 um die Welt. den, und alle lagen auf ihrer Seite sein würde, war nicht bekannt.

22 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Die ersten Tauchfahrten auch die Überreste des elektri- Knapp ein Jahr später kehrte Dr. schen Kamels. Dr. Ballard war Ballard wieder zurück zum Wrack, auch der Erste, der einen Tauchro- dieses mal mit dem Schiff ATLANTIS boter in das Innere des Wracks II, mit dem U-Boot ALVIN und dem schickte. Schon auf den Aufnah- Tauchroboter JASON JUNIOR (JJ). men vom vorherigen Jahr hatte er Kurz bevor ALVIN auf dem Boots- festgestellt, dass die Glaskuppel deck der TITANIC landete, gab es für über dem vorderem Treppenhaus alle einen Moment der Ungewiss- der Ersten Klasse verschwunden heit. Würde das Deck stand halten war. Auch von der Treppe an sich oder unter dem Gewicht des war nichts mehr zu sehen. Nun Tauchbootes zusammenbrechen? schickte Ballard JJ in den Schacht Das Deck hielt jedoch stand. Jetzt hinein. Von der Holzvertäfelung konnte die TITANIC aus der Nähe schien nichts übrig zu sein. Ein betrachtet werden. Eine Enttäu- Kratzer an der Wand markierte die schung machte sich breit. Was im Stelle, an der einst die prachtvolle vorherigen Jahr auf den Aufnah- Uhr angebracht gewesen war. men wie intakte Decksbeplankung Dann entdeckten die Forscher et- Die ersten Bilder von der Bugsektion gewirkt hatte, stellten sich als die noch etwas: Eine Deckenlampe, waren «Überflug»-Schüsse. Erst ab Überreste holzfressender Organis- völlig intakt, an deren Seite eine 1986, als erstmals eine Tauchkapsel men und Teerfurchen heraus. Die «Seefeder» haftete. An einigen zum Wrack vordrang, konnte das TITANIC hat ihr ganzes Holz ver- Säulen waren die holzgeschnitz- Wrack dann auch im Detail und von loren, so schien es. Mit JJ wurden ten Sockel noch zu erkennen. Sie der Seite fotografiert werden. (Christina Merten) dann verschiedene Teile des Schif- liessen JJ nur bis zum B-Deck hi- fes untersucht, u.a. das Krähen- nab und holten ihn schliesslich Tür auf. Auch die Promenade am nest, das bronzene Podest, wo wieder heraus. JJ «betrat» das In- vorderen Ende des B-Decks wurde einst das Steuerrad stand, der nere des Schiffes auch durch eine von JJ aufgesucht. Auf dem A- Gymnastikraum, durch dessen der offenen Gangwaypforten auf Deck filmte JJ dann das Schild Fenster noch einige der Gerät- der Backbordseite des D-Decks, «This door for use of Crew only». schaften zu erkennen waren, so hielt sich aber nur im Bereich der Inzwischen hatte man auch he- rausgefunden, dass das Heck tat- sächlich noch existiert. Das Heck liegt ca. 600 Metern vom Bug ent- fernt, um 180° gedreht. Damit war der Diskussion, ob die TITANIC denn nun auseinander gebrochen war oder nicht, ein Ende gesetzt. Bal- lard stellte fest, dass sich der grösste Teil der Steuerbordwand am Heck von den Spannten gelöst hatte, und somit freien Blickfeld in das Innere gewährte. Die Vermu- tung, der zweite und dritte Schorn- stein wären noch da, stellte sich als falsch heraus. Direkt am Bug, vor dem Reserveanker, glaubte Der Sonarschlitten ARGO machte 1985 die ersten Bilder vom Wrack der TITANIC. man im Jahr zuvor den kleinen (Woods Hole Oceanographic Institution)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 23 Das Heck ca. 14 m tief. Auch den Riss, den der Eisberg verursacht hatte, liegt im Schlamm begraben. Einen kleinen Schaden entdeckte man dennoch an der Steuerbord- seite. Eine Reihe von waagerecht gefalteten Rumpfplatten, die knapp zweieinhalb bis fünfzehn Zen- timeter an den genieteten Verbin- dungsstellen auseinanderklaffen. Man erkannte auch herausge- platzte Nieten. Wurde dieser Teil des Schadens vom Eisberg verur- Das Wrack selbst ist von einem gigantischen Trümmerfeld umgeben, in dem sacht? Ballard widersprach der auch so delikate Artefakte wie intakte Weinflaschen aus Glas zu finden sind. Theorie von einem langen, durch- (Boris Teterev) gehenden Riss. Flaggenmast entdeckt zu haben. Träger. Schliesslich fanden sie Nun sah man, dass es diesen dort mitten im Trümmerfeld zwei völlig Die Bergung beginnt nicht gab. intakte Fensterrahmen, welche Ungefähr ein Jahr später, 1987 von der Lounge der ersten Klasse kehrte George Tulloch zusammen Ballard untersuchte auch das stammten, mit intaktem Glas. mit IFREMER und der Organisation Trümmerfeld, welches gigantische TITANIC Ventures zur TITANIC zurück. Ausmasse hat. Alles liegt wild Ballard wollte die Schiffsschrau- Sie fuhren mit der NADIR, auf der kreuz und quer. Einen Safe, den ben erkunden. ALVIN wurde lang- sich auch das Tauchboot NAUTILE man fand, versuchte man zu öff- sam unter das Heck manövriert, und ein Tauchroboter - ROBIN -be- nen - vergeblich. Es wurden keine aber von den Schrauben angeblich fand. Die Expedition wurde da- Leichen gefunden, es war nichts keine Spur. Ballard vermutete, mals und auch bis heute als Grab- übrig geblieben. Dort wo einst Lei- dass sich diese tief in den räuberexpedition bezeichnet. Es chen lagen, erinnern nur noch ein Schlamm gebohrt hatten, so wie wurden insgesamt 1.800 Objekte paar Schuhe, direkt nebeneinan- der Bug, der bis zu 18 m tief im aus dem Trümmerfeld geborgen. der liegend, an den verstorbenen Untergrund eingegraben daliegt. Aus der Hülle des Wracks selber

Aus zahllosen Einzelfotos wurde diese Aufsicht auf den Bugteil des Wracks zusammengesetzt. Das Mosaik ist ein wertvolles Zeitdokument, lässt sich an ihm doch der (optische) Zustand des Wracks erkennen. Auf den Bildern späterer Expeditionen sind Löcher in den Decks zu erkennen, das Krähennest am Mast fehlt, der Mast selbst ist wie ein gekochter Spargel durchgebogen und liegt nun beinahe auf der daruter befindlichen Ladeluke auf. (Woods Hole Oceanographic Institution)

24 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 wurde allerdings nichts entfernt. Einer der Schiffsglocken wurde gefunden und geborgen. War es die Glocke, die Frederick Fleet kurz vor der Kollision läutete? Anschei- nend ja. Doch Ballard war na- türlich über diese Bergungsaktion gar nicht begeistert. Vielleicht lag es daran, dass er selber keine Er- laubnis gehabt hatte, irgendetwas vom Wrack zu bergen. Nach seiner Expedition 1985 hoffte er im näch- sten Jahr zum Wrack zurückzu- kehren und verschiedene Artefak- te zu bergen. Ballard selber wollte für sich einige der Weinflaschen bergen. Die US-Navi, welche das Projekt mit finanzierte, untersagte es ihm jedoch, irgend etwas zu bergen. Als dann bekannt wurde, dass das Krähennest verschwun- den war, behauptete Ballard, es wäre die Schuld des 1987er Ber- gungsteams. Bei dem Versuch, die Glocke vom Mast zu entfernen, sei das Tauchboot, genauer gesagt, dessen Greifarm, gegen das Krä- hennest gestossen und habe die- ALVIN war die erste Tauchkapsel, die sich auf dem Weg zum Wrack der Titanic ses zum Einsturz gebracht. «Die machte - Robert Ballard erkundete darin 1986 den gesunkenen Ozeanriesen. alte Dame wurde ihrer Juwelen (Woods Hole Oceanographic Institution) beraubt!», so Ballard später. Dass diese Behauptung einfach nur einem sehr instabilem Zustand Ersten Klasse. Unter den weiteren böswilliger Natur war und völlig befand. Was jedoch in der Tat vom Gegenständen, welche geborgen falsch dazu, ist vielen nicht be- Mast geborgen wurde, war das wurden, befanden sich ein bron- kannt. Viele stimmten einfach Mastlicht. Als man diesen Teil des zener Cherub, welcher wahr- Ballard zu und übernehmen seine Masts mit ROBIN genauer unter- scheinlich vom hinteren Treppen- Aussagen. Dass sich Ballard im suchte, stellte man fest, dass es haus der Ersten Klasse stammte. Grunde selber widerspricht, hätte sich in einem sehr schlechtem Zu- Ein Megaphon - vielleicht das, wel- ihm dabei selber klar sein müssen. stand befand. Der Mast war an ches Kapitän Smith angeblich zu- Schon auf den Fotos seiner beiden dieser Stelle entlang seiner Naht letzt am 15. April 1912 noch be- Expeditionen 1985 und 1986 ist aufgesprungen, und die Laterne nutzt hatte, wurde entdeckt und deutlich zu sehen, dass über dem drohte abzufallen. Somit ent- geborgen. Ein Schiffskompass, ein Mastkorb keine Glocke hängt. schied man sich, diese zu bergen. Steuerrad und zwei Maschinente- Vermutlich hatte sich diese losge- Der erste Gegenstand, welcher ge- legraphen, welche von der An- rissen, als das Vorschiff in Rich- borgen wurde, war jedoch ein sil- dockbrücke stammen, befanden tung Meeresboden sank. Das Krä- bernes Tablett, gefolgt von einer sich auch unter den Exponaten. hennest kollabierte, da es sich in silbernen Teekanne, beides aus der Ein intaktes Bleiglasfenster der

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 25 Machart, wie sie im Speisesaal der Ersten Klasse zu finden waren, wurde ebenfalls erfolgreich geho- ben. Schliesslich wurde auch einer der Safes aus dem Trümmerfeld geborgen. Später sollte dieser in der Live-Sondersendung «Rück- kehr zur TITANIC» geöffnet werden. Durch die Sendung führte der Schauspieler Telly Savalas. Das Säckchen, welches aus dem Inne- ren des Safes entnommen wurde, enthielt etwa 30 Münzen. Der Safe war bei der Bergung leer ge- Ballard hatte die Propeller auf seiner ersten und zweiten Expedition nicht wesen! Die Tasche stammte ur- gefunden. Für den Film «TITANICA» wurden sie allerdings in aller Ausführlichkeit sprünglich aus dem Trümmerfeld. gefilmt. (aus «TITANICA», mit freundlicher Genehmigung der IMAX Corporation) In einer anderen Ledertasche fand man $ 62.000 in bar, Diamanten, borgen werden sollten, als Leihga- Strömung durften wohl ein Übri- Schmuck und 200 Goldmünzen. be zurück an den ursprünglichen ges dazu beigetragen haben. Das Aus dem Trümmerfeld wurde noch Eigentümer bzw. seine Familie 87er Team machte noch einen eine weitere Ledertasche geborgen, gehen würden. Kritiker behaup- weiteren erstaunlichen Fund, wel- welche u.a. gut erhaltene Dollar- teten, dass dieses eine Lüge wäre cher Ballard entgangen war. Am scheine, Briefe, eine Zeitung und und es keine einzige Rückgabe ge- Vorschiff fanden sie auf der Steu- eine Brille mit Etui enthielt. Na- geben hätte. Das stimmte jedoch erbordseite ein riesiges Loch in türlich fand man auch einiges an nicht. So wurde die Taschenuhr Höhe des E- und F-Decks. Das Schmuck. Eine mit kleinen Dia- des Zweite-Klasse-Passagiers Tho- Loch wurde durch den Aufprall manten geschmückte Kette trägt mas Brown geborgen. 1993 wurde des Rumpfes auf dem Meeresbo- die Inschrift «Möge dies dein diese seiner Tochter Edith Brown den erzeugt. ROBIN besuchte na- Glücksstern sein». Haisman, die 1912 16 Jahre alt türlich auch das Innere des Schif- war, zurück gegeben. fes, wozu auch die grosse Frei- Die Bergung löste eine grosse Pro- treppe gehört. An zwei Tauchta- testwelle aus. Der amerikanische Das Wrack wurde ebenfalls er- gen wurde die NAUTILE gewisser- Sender CBS kommentierte: «Sie forscht und neue Entdeckungen massen zur Putzfrau. An ihrem machen aus dem Massengrab eine gemacht. So entdeckte man den Greifarm befestigte man eine Goldmine», und der konservative Backbord- sowie den Steuerbord- grosse Bürste, mit der sie den Rost Senator Lowell Weicker schäumte propeller. Ballard hatte sich an der Stelle entfernen sollte, wo vor den Kameras: «Es ist eine offensichtlich geirrt! Die beiden der Schiffsname am Vorschiff sein Schande, dass dieses Grab von äusseren Schrauben hatten sich müsste. Und tatsächlich, auf der Franzosen gefleddert wird!» Hätte nicht 14 m tief in den Schlamm Backbordseite erschienen auf dem er anders reagiert, wenn es eine gebohrt. Vielmehr wurden sie gesäubertem Stahl die sieben Buch- rein amerikanische Bergungsgrup- nach oben gebogen, als das Heck staben, die den berühmten Namen pe gewesen wäre? Abgesehen da- auf dem Meeresboden aufschlug. bildeten: TITANIC. Auch an Steuer- von, dass Amerikaner ebenfalls Als Ballard damals die Schrauben bord wurde der Name freigelegt. daran beteiligt waren. suchte, fuhr er wohl nicht nahe Und schon wieder hagelte es Kri- genug an die Stelle heran, wo sich tik. Um dieses Vorhaben durchzu- George Tulloch liess verlauten, dass die Schrauben befanden. Die führen habe man angeblich Teile persönliche Gegenstände, die ge- schlechte Ausleuchtung und die der Takelage, welche an der Stelle

26 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 über der Bordwand hing, wegge- beantworten, sollte es dennoch Schlick gleiten liess, hielt er plötz- schnitten. Aber auch diese Be- auf dem Grund des Ozeans blei- lich ein paar Murmeln in den hauptung stellte sich später als ben? Händen. Gehörten diese vielleicht falsch heraus. einem Kind aus der Dritten Klasse? Als man das Heck «überflog», fand IMAX TITANICA man einige schwarzweisse Fuss- ROBIN wurde durch das grosse Loch 1991 besuchte ein amerikanisch- bodenfliesen. Diese Fliesen gehör- an der Steuerbordseite in das In- kanadisch-russisches Team an ten zum Aufenthaltsraum der nere des Vorschiffs geschickt. Dort Bord der AKADEMIK MISTISLAV KEL- Dritten Klasse. Als der Mast am warf er einen Blick in den Postsor- DYSH, mit ihren Tauchbooten MIR 1 Vorschiff gefilmt wurde, sah man, tierraum. Der Durchgang zum & 2, das Wrack, um diesen IMAX dass er inzwischen auf das A-Deck Laderaum war durch verschlosse- Film zu drehen. Es wurde nichts gefallen war. Wieder wurde TITANIC ne Gittertore blockiert. In einem geborgen. Einzelne Gegenstände Ventures dafür verantwortlich ge- Bereich der Dritten Klasse machte wurden von den Greifarmen der macht, so auch von Ballard. An- ROBIN eine Aufnahme über einem MIR-U-Boote aufgehoben, ange- geblich hätten sie den Mast auf der Bullaugen. Es war eine Ab- schaut und wieder zurückgelegt. das A-Deck gedrückt, als man die deckung für das Bullauge, auf der So auch ein lederner Koffer. Zwi- Lampe vom Mast entfernte. das Logo der White Star Line zu schen Ralph White und Anatoly sehen ist. Auch die Ladeluke von Sagalevitch kam die Diskussion Die Bergung geht weiter Frachtraum Nr. 2 wurde unter die über eine Bergung auf, welche Sechs Jahre nach der ersten Ber- Lupe genommen, und ROBIN wurde wohl nicht ernst gemeint war, gung kehrten RMS TITANIC Inc. in den Schacht hinab gelassen. sondern vielmehr die beiden Sei- (ehemals TITANIC Ventures) sowie Auch in den Frachtraum Nr. 1 ten, das Pro und Kontra der Ber- IFREMER 1993 zurück zur TITANIC. wurde ROBIN geschickt. Ziel war es, gung, aufzeigen sollte. Was, wenn Es wurden insgesamt 800 Objekte weitere Wege ins Schiffsinnere zu man das Logbuch der TITANIC fin- geborgen. Darunter auch die finden, aber auch Spuren des den könnte? Sollte dieses dann Dampfpfeifen vom ersten Schorn- durch den Eisberg verursachten nicht besser geborgen werden? stein. 1999 sollte sie zum ersten Schadens auszumachen. Aller- Das Logbuch würde viele Fragen mal wieder tönen. dings fand ROBIN keinen freien Durchgang. So blockiert nicht nur Eine Verbindungsstange - es ist ein Gitter zwischen zwei Ladelu- ein Teil der Kolbenmaschine - und ken den Weg, wie in Frachtraum 1, ein Davit gehörten wohl zu den sondern auch Trümmerteile. Durch grösseren Gegenständen, die ge- einen Umweg gelangte der Robo- borgen wurden. Die Verbindungs- ter trotzdem in einem der Fracht- stange wog alleine schon 2,5 Ton- räume und machte Bilder von den nen. In einer geborgenen Tasche Überresten einiger Kisten. Natür- (sie gehörte Howard Irwin, der in lich wurde auch wieder die grosse der Dritten Klasse hätte fahren Freitreppe besucht. sollen), fand man die Überreste seiner Klarinette, Notenblätter, 1994 fand erneut eine Expedition Zeitschriften, ein Kartenspiel und statt. Diesmal wurden 1.000 Ob- einiges mehr. Bei der Bergung jekte geborgen. Ein riesiger Dop- James Cameron hat das Wrack anderer Teile, wie Tassen, Teller pel-Poller, welcher im Trümmer- inzwischen dreimal besucht: Für den etc., wurden auch gleichzeitig feld lag, war eines der grösseren Fox-Blockbuster «TITANIC», für den kleinere Objekte mit nach oben gehobenen Objekte. Der Poller IMAX-Film «Geister der TITANIC» und befördert. Als ein Forscher seine stand einst am Heck des Schiffes. vergangenen Sommer für eine TV- Finger durch den mitgebrachten Man hob auch mehrere Flaschen Liveübertragung. (bs)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 27 Champagner. Knapp eine Stunde, nachdem die Flaschen an Bord der NADIR gebracht worden waren, drückten sich die Korken aufgrund der veränderten Druckverhältnisse selber heraus. Schliesslich began- nen sie sich aufzulösen. ROBIN machte ebenfalls seine Runden um das Wrack. Als man das Boots- deck überflog, sah man eine wei- tere Veränderung am Wrack. Das Dach des Gymnastikraums war irgendwann zwischen 1993 und 1994 kollabiert. Auch die Wand zu Kapitän Smiths Badezimmer schien immer mehr wegzuklappen, so das man leichten Einblick in Das Wrack ist heute in einen sichtbar schlechteren Zustand als 1985. In vielen dieses Zimmer und die dort Wänden und Decks haben sich klaffende Löcher aufgetan. (Christina Merten) befindliche Badewanne hatte. von der Decke. Cameron entdeckte Der ROV glitt aussen an der Back- Hollywood kommt auch eine der Schwingtüren auf bordseite am Schiffsrumpf bis 1995 fuhr James Cameron mit der dem D-Deck. Schliesslich fuhr zum D-Deck herab und fuhr durch KELDYSH hinaus, um Aufnahmen für man auf das B-Deck und suchte die offene Gangwaypforte hinein. seinen geplanten Film zu machen. dort die Parlour-Suiten. Sie ge- Die Überreste eines Stuhls waren Viele Aussenaufnahmen wurden langten so in die Suite B 51, wo noch deutlich zu erkennen. Über- gemacht. Wie schon bei früheren das Wohnzimmer von Mrs. Drake reste von weiterem Mobiliar war Expeditionen tauchten sie auf der Cardeza war. Als der ROV sich ebenfalls vorhanden. Von den Steuerbordseite bis zum Grund, drehte, fand er die Überreste des Schwingtüren steht nur die rechte um Anzeichen des vom Eisberg Kamins mitsamt seiner eleganten Tür an ihrem Platz. Den Türgriff verursachten Schadens zu finden Messingverkleidung. Als die Ka- kann man ebenfalls deutlich und zu filmen, es war aber nichts mera nach unten schwenkte, erkennen. Der ROV nahm den Weg zu sehen. Beide MIR-Kapseln hat- konnte man eine weisse Krabbe an Bord und in den Empfangsraum ten noch einen «ROV» (= Remote sehen, die im Kamin herumstakte. der Ersten Klasse, genau wie es Operated Vehicle - ein ferngesteu- Im Film ist der Kamin eine Mi- einige der Erste-Klasse-Passagiere erter Roboter) bei sich, welcher schung aus dem, der tatsächlich in taten, als sie an Bord kamen. Auch SNOOP DOG genannt wurde. Dieser B-51 stand, und dem, der tatsäch- hier waren die Säulen noch gut wurde ebenfalls losgeschickt, um lich ein Deck tiefer im Salon der erhalten. An einer der Säulen das Wrack zu erkunden, so wie die Suite C-55 zu finden war. Das konnte man die Schnitzereien er- B-Deck-Promenade. Cameron schick- ganze Zimmer, in dem die Zeic- kennen und es waren auch Teile te seinen ROV tiefer in das Schiff, nung von Rose entsteht - B-52 - der weissen Farbe zu sehen. Im als es irgend jemand zuvor getan ist tatsächlich der Raum C-55. Auf Bug wurde der ROV in den Aufent- hatte. Über die grosse Freitreppe dem Weg zur Suite B 51, 53 & 55 haltsraum der Dritten Klasse auf gelangte er bis zum D-Deck. An passierte der ROV unter anderem dem D-Deck manövriert. Der ge- einigen Säulen der Treppe waren auch die Kabine B-37 welche von samte Raum schien bis auf die noch die wunderbaren Schnitz- Mr. Edward Kent bewohnt wurde. Säulen leer zu sein. Schliesslich arbeiten vorhanden. Einige intakte Allerdings wurde kein Blick hinein gelangte man auf das E-Deck und Lampen hingen an ihren Kabeln geworfen. fuhr nach Achtern den Korridor zu

28 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 den Kabinen der Ersten Klasse ent- eine Reihe kleinerer Risse, welche ein, die ISLAND BREEZE und die ROYAL lang. So kam man zur Kabine E- die TITANIC zum Sinken brachte. MAJESTY. Die beiden Schiffe brach- 38, welche von Mr. Francis Millet Unterhalb der Brücke auf der ten nicht nur Schaulustige und bewohnt wurde. Verblüffend, wie Backbordseite wurde eine gewal- Enthusiasten zu diesem histori- gut das Holz hier noch erhalten tige Deformation entdeckt. Ein schen Ort, sondern auch Überle- ist. Um in den Raum zu gelangen, 60°-Knick, welcher beim Auf- bende. An Bord der ISLAND BREEZe hätten sie die Wandverkleidung schlagen des Vorschiffs auf dem befanden sich Edith Brown Hais- beschädigen müssen, also fuhr Meeresboden entstand. Das High- man und Michel Navratil. An Bord man daran vorbei. Viele von Came- light dieser Expedition war es je- der ROYAL MAJESTY befand sich Ele- rons Aufnahmen gelangten nicht doch, ein riesiges Stück Bordwand, anor Schuman. Eine Verkettung mehr in den Film. Es sind zwar ei- «Big Piece» genannt, zu bergen. von unglücklichen Umständen, nige Aufnahmen im Film zu sehen, Angeblich soll dieses Teil erst wie schlechtes Wetter, technische die meisten waren jedoch Mithilfe 1994 entdeckt worden sein, was Probleme und das Losreissen eines von Modellen entstanden, so wie jedoch nicht stimmte. Dieses Liftbags, verhinderten eine end- der Flügel auf dem D-Deck. Came- Bruckstück der Bordwand wurde gültige Bergung. Die Bordwand ron erklärte später, dass er nie schon 1985 entdeckt, fotografiert wurde bis 65 Meter unter der nachgesehen hatte, ob der Flügel und auch schon richtig zugeord- Wasseroberfläche gehoben, bevor noch da ist. Ein Tiefseefisch, wel- net. Es stammte vom C-Deck auf sie wieder in die Tiefe sank. 16 km cher in Cals Zimmer schwimmt, der Steuerbordseite. Unsicherheit südlich vom Wrack landete die wurde digital in das Bild gesetzt. unter den Forschern: Gehörte es Bordwand - dieses mal aufrecht - Auch die Räume, welche Cameron zu Kabine C-83, C-85 oder C-89? auf dem Meeresgrund. Zwei Jahre tatsächlich filmte, wurden nach- Alle diese 3 Kabinen waren belegt später, 1998 konnte die Bordwand gebaut und gelangten so in besse- gewesen. C-83 vom Ehepaar Har- schliesslich doch noch erfolgreich rer Bildqualität in den Film. Das ris, C-85 von den Cumings und C- gehoben werden. Nun klärte sich Trümmerfeld, stammte ebenfalls 89 von Mr. Walter Miller und Mrs. auch, zu welchen Kabinen die aus dem Studio. Virginia McDowell. Oder gehörte Bordwand gehörte, nämlich zu es zu den Kabinen C-79 und C-81? den Kabinen C-79 und C-81. Eine Das Big Piece Beide waren unbewohnt. Als die Gangwaypforte vom D-Deck der 1996 fuhren gleich mehrere Schif- Bordwand geborgen werden soll- Backbordseite wurde ebenfalls fe hinaus. Wie in den Expeditionen te, trafen zwei Kreuzfahrtschiffe vom Meeresboden geborgen. Ir- zuvor wurde das Wrack unter- sucht und Objekte wurden gebor- gen, so z.B. einige Flaschen des Bieres «Bass Ale». Durch das Ober- licht wurde ein Blick in das Innere des Funkraums geworfen. Das Vor- schiff wurde Mithilfe eines Sonars untersucht. Das ganze dauerte insgesamt zwei Tage. Die Sonar- bilder enthüllten nun das Geheim- nis, was so lange unter dem Schlamm verborgen gelegen hat- te. Nun wurde der Schaden, den der Eisberg verursacht hatte, end- Einige Szenen mit «Unterwasseraufnahmen» aus dem Spielfilm von James lich sichtbar: Kein langer durch- Cameron wurden mit Hilfe von Modellen im Studio nachgestellt, um eine besse- gehender Riss. Die Vermutung re Bildqualität zu erreichen. Sie sind aber alle durch echte Aufnahmen vom vieler wurde nun bestätigt. Es ist Wrack inspiriert, wie diese «falschen» Deckenlampen aus der Ersten Klasse. (mit freundlicher Genehmigung von 20th Century Fox)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 29 gendwann nach 1993 war die Tür beln von den Wänden. Es war ge- unter dem Vordeck, den der Aus- vom Wrack abgefallen. Es ging mit plant, mit dem Roboter MAGELLAN guck benutzte, um in das Krähen- ROBIN wieder ins Innere. So wurde durch Kesselraum Nr. 2 nach vorne nest zu gelangen. Im Bereich der ein Blick in den Empfangsraum zu dringen, dort sollte das Schott, Dritten Klasse wurden Aufnahmen der Ersten Klasse und die Aufzüge welches Kesselraum Nr. 2 und 3 von geschlossenen Eisengitterto- auf dem D-Deck geworfen. Wie trennte, untersucht werden. Es ren gemacht. Die Kabine von Kapi- bei Cameron drei Jahre zuvor wur- gelang nicht. George Kemish war tän Smith wurde ebenfalls mit de auch die Suite von Mrs. Carde- einer der Heizer in Kesselraum Nr. ROBIN erkundet. Unter anderem za besucht und gefilmt, diesmal 2 in jener Nacht. Kemish war sich waren von der Decke hängende sogar die dazu gehörige Privatpro- sicher, dass sich die Kessel aus den Kabel, zerbrochenen Rohre und menade. In einem Raum fand man Verankerungen lösten und vorne Teile eines Bettgestells zu sehen. Nicht nur das Vorschiff wurde mit den ROVs besucht, sondern auch das Heck. So wurde ROBIN in die Dritte-Klasse-Bereiche des C-, D- und E-Decks an Steuerbord ge- schickt. Die Kabinen waren völlig leer, als ob diese von einem Torna- do leer gefegt wurden. Das einzige was man entdeckte, waren ein paar Bolzen mit denen die Betten am Boden verankert waren. Auf dem D-Deck wurde auch die Bäckerei und die Vorratskammern besucht, aber auch diese Räume waren völlig leer und grösstenteils zerquetscht von den darüberlie- genden Decks. Die Bäckerei befin- det sich über den Kolbendampf- maschinen. Sogar die Tür der Beengte Dreharbeiten in einer MIR-Kapsel - die grosse IMAX-Kamera dreht Bäckerei war aus ihrem eisernen Wrack-Bilder für den Film «Titanica». Rahmen losgerissen worden. (mit freundlicher Genehmigung der IMAX Corporation) Wie schon von Ballard zuvor, einen umgestürzten Wasch- durch den Bug brachen. Beim Ver- wurde auch hier ein Fotomosaik, schrank und eine gekippte Kom- such, MAGELLAN nach vorne zu von oben gesehen, vom Wrack mode, deren Schubladen heraus- bugsieren, stellte man erstaunt gemacht. Dieses mal jedoch nicht gefallen waren. Im Treppenhaus fest, dass der grösste Teil der Aus- nur vom Bug, sondern auch vom auf dem C-Deck konnte man den rüstung in diesem Raum intakt Heck. Es war bei dieser Expedi- langsamen Zerfall des Schiffes war und sich an ihrem Platz be- tion, dass einige Forscher zu dem beobachten. Die Decke schien im- fand. Auch die fünf Kessel sitzen Ergebnis kamen, das Schiff sei mer weiter runterzukommen, und fest an den Stellen, an denen sie beim Sinken nicht in zwei, son- einige der metallenen Säulen wa- 1911 eingebaut worden waren. dern in drei Teile zerbrochen. ren inzwischen durch die Last Andere Bereiche sind auch schon verbogen. ROBIN wurde auch in vorher besucht worden wie das 1998 tauchten ausserdem zum den Funkraum gelassen. Die Gerä- Büro des Zahlmeisters auf dem C- allerersten mal Touristen zum te hingen teilweise an ihren Ka- Deck und der Eingang zum Mast Wrack. Organisiert wurde das

30 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 ganze von Deep Ocean Expediti- ons.

Zwei Jahre später, 2000, fand er- neut eine reine Bergungsexpe- dition statt. Es wurden 400 Objek- te gehoben, darunter einige Leder- taschen mit Inhalt. Somit wuchs die tatsächliche Anzahl der Arte- fakte dieser Expedition auf 800 an. Auf einer der Taschen war der Aufdruck «A. Saalfeld & Co., Man- chester» noch zu lesen. Als die Tasche geöffnet wurde, fand man etwa 65 noch grössteteils intakte Fläschchen mit Parfümölen. Min- destens ein Fläschchen zerbrach wohl, als der Greifarm einer der MIR-Kapseln die Tasche barg. Als die Tasche geöffnet wurde, breite- te sich ein frischer süsslicher Blu- menduft im Raum aus. Die Tasche gehörte dem Erste-Klasse-Passa- gier Adolphe Saalfeld. Geborgen wurde auch das Hauptsteuerrad, welches auf der Brücke stand. Es wurde auf der Steuerbordseite ein paar hundert Fuss hinter der Der Telemotor auf der Brücke war Auslöser kritischer Kommentare von Robert Ballard über Bergungs- und Touristenexpeditionen. Das Loch neben dem Fuss Brücke gefunden. Es lag halb ver- soll nicht das Ergebnis vom Zahn der Zeit sein, sondern von Menschenhand bzw deckt unter den kollabierten Wän- Tauchkapselgreifarm herrühren. (Christina Merten) den der Offiziersquartiere. War Robert Hitchens der letzte, der das Steuerrad in den Händen hielt, Bootsdeck waren immer mehr Die Geister der TITANIC oder Kapitän Smith? Ein paar höl- Löcher zu sehen. Ein Teil der Wand Sechs Jahre nach seinem ersten zerne Mahagonisprossen sind des Gymnastikraums war in- Besuch kehrte 2001 James Came- noch erhalten. Interessant sind zwischen kollabiert, und auf der ron zurück zum Wrack. Wiederum auch weitere Fundstücke, wie die A-Deck-Promenade hatten sich wurde der Funkraum besucht, Bronzebuchstaben, die das Wort Teile der Wände und Fenster auf- doch diesmal wurde er besser un- «C DECK» bilden. Dieses stammte gelöst. Auf der Brücke klafften tersucht als zuvor, so auch der da- vom hinteren Treppenhaus der nun ebenfalls Löcher, eines sogar zugehörige Silent Room. Anschei- Ersten Klasse. Der Buchstabe «K» neben dem Telemotor, welcher nend wurde sogar die Morsetaste fehlt jedoch. Die Basis eines der sich inzwischen nach Backbord in der Kabine «W» gefunden. Er- bronzenen Cherube des hinteren neigt. Durch die Löcher konnte staunt war man, als die Erste- Treppenhauses wurde ebenfalls man sogar hindurch zum A-Deck Klasse-Kabine «Z» in der Nähe des gefunden und geborgen. Das blicken! Auch das Heck verfiel Funkraums besuchte wurde. Man Wrack selber schien immer immer schneller. fand dort die Überreste eines schneller zu zerfallen. Auf dem Schreibtisches, welches wahr-

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 31 scheinlich aus dem Funkraum falls eingesackt. Cameron wollte Als man an der Bruchstelle vor den stammte. Die Schubladen sind das «á la carte»-Restaurant und Maschienen nach unten sank, war noch vorhanden, sogar die Metall- den Palmengarten auf dem Back- deutlich der Doppelboden zu se- griffe. Das Bootsdeck hinter der bord-B-Deck besuchen, was je- hen. Davor, auf dem Meeresgrund grossen Treppe der Ersten Klasse doch nicht mehr möglich war. Der wurden ein paar Gabeln gefunden. ist teilweise auf das A-Deck ab- hintere Bereich, wo einst der Pal- Am Heck fand man die Buchsta- gesackt, und zwar an beiden mengarten war, ist inzwischen ben E und R von der Aufschrift Seiten. Der hintere Teil des Gym- stark kollabiert. Das A- und B- «LIVERPOOL». In Kesselraum 2 nastikraums ebenfalls. Es haben Deck scheinen völlig verschwun- wurde der ROV zwischen den Kes- sich immer mehr Löcher gebildet, den zu sein. Das Bootsdeck ist seln nach vorne geschickt, es wur- und auch die Dehnungsfuge wird noch vorhanden und direkt darun- de dann aber abgebrochen da zu immer grösser. Das Dach des Ein- ter kommt schon das C-Deck. Dort viele Rostzapfen und Trümmer den gangs zur Ersten Klasse auf der wo einst der Rauchsalon der Weg versperrten. Steuerbordseite ist in sich zusam- Ersten Klasse war, sind einige Trüm- men gefallen. mer davon zu finden wie z.B. rot- Viele Räume wurden besucht, so blaue Fussbodenfliesen, ein ver- wie die Hälfte aller Kabinen auf Man konnte nun von oben in den goldeter Kronleuchter und Über- der Steuerbordseite auf dem A- Gymnastikraum schauen, da ja das reste der bunten Fenster. ROV JAKE Deck. In Edith Rosenbaums Kabine Dach eingefallen ist. Unter den sollte auch den Dynamo- und Tur- A-11 steht ein Wasserglas noch Trümmern sind ein paar der Geräte binenraum aufsuchen. So wurde aufrecht auf dem Regal. Dieses zu sehen, und auch die hölzerne er zwischen den Kolbendampfma- Mal wurde sogar die Suite B-52/ Wandverkleidung ist noch gut schinen nach achtern geschickt. 54/56 besucht, welche von Ismay erhalten. Auf dem Heck ist der Das Schott ist jedoch noch völlig bewohnt wurde. Der Kamin steht vorhandene Lastkran auf dem A- intakt, und so versuchte man, noch an seinem Platz, und auch Deck weiter nach Achtern gekippt. durch eine Öffnung an der Steuer- die Privatpromenade ist gut er- Im Bereich des Zweite-Klasse- bordseite hinein zu gelangen, man halten. Auf dem C-Deck war man Eingang ist das Bootsdeck eben- fand jedoch keinen sicheren Weg. dann in der Krankenstation für die Crew. Auch hier steht noch ein gut erhaltener Schreibtisch mit Schub- laden. In einem Regal wurde ein grünes Fläschchen mit Medizin gefunden. Die Krankenbetten aus Eisen waren ebenfalls gut erhal- ten, ebenso wie dessen Seiten- stützen, welche verhindern soll- ten, dass der Patient aus dem Bett rollte. Im Empfangsraum auf dem D-Deck hielt man Ausschau nach dem Flügel. Keine Spur davon! Vielleicht lagen die Reste unter dem Schlick? Oder stammten die merkwürdigen Trümmerteile auf der Backbordseite vom Flügel? Wer hätte gedacht, dass hier die Die Wand zum Badezimmer in Captain Smiths Kabine ist zwischenzeitlich fast Fenster noch völlig intakt sind! komplett zerfallen. Auf Bildern von früheren Expeditionen klaffte dort lediglich Niemand wusste, dass sie aus ein grösseres Loch, die Wand an sich war aber noch klar erkennbar. buntem Glas waren. Noch un- (Christina Merten)

32 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 glaublicher war, dass man im Bord zu werfen. «Ich sagte mir, ich Speisesaal noch intakte Fenster habe genügend andere. Die TITANIC fand. Ein paar Schritte weiter kam kann diese hier haben.» die Decke schräg runter. Wieder zurück im Treppenhaus wurden 2004 tauchte RMS TITANIC Inc. die Empfangshalle und die Aufzü- ebenfalls zum Wrack. Insgesamt ge untersucht. Im Treppenhaus ist wurden 75 Artefakte geborgen, noch erstaunlich viel Holz erhal- darunter auch zwei interessante ten. Auf jedem Deck fand man so- Gegenstände: Eine vergoldete gar Heizkörper, einige davon um- Wandleuchte vom «á la carte»- Streitpunkt Holz: 1985 war Ballard gekippt. Auf dem E-Deck sind davon ausgegangen, dass die Decks- Restaurant und ein Fragment noch einige Stufen der grossen planken sowie sämtliches sonstiges blauer Fliesen, welche allem An- Treppe vorhanden. Dieses Mal ge- Holz intakt sind. Später dann galt es schein nach vom Türkischen Bad langte Cameron in den Fracht- als etablierte Tatsache, dass sämtli- zu kommen scheinen. raum. Fand er tatsächlich den Re- ches Holz verschwunden sei. Die nault? Weitere Bereiche, die be- Wahrheit liegt irgendwo dazwischen: Last Mysteries sucht wurden, waren einige Erste- Viel Holz ist verschwunden, es gibt Im Sommer 2005 kehrte James Klasse-Kabinen auf dem D-Deck, aber auch Stellen wie dieses Ober- Cameron noch einmal zurück. die Messe der Heizer im Bug, der licht, an denen das Holz überdauert Cameron erklärte, dass es sein Aufenthaltsraum der Dritten Klas- hat. (Rob Goldsmith) letzter Besuch sein sollte. Auf se im Bug und die Wendeltreppe dieser Expedition sollte nur das der Heizer, die zum Heizertunnel wurden immer mehr Löcher ge- Vorschiff untersucht werden. Ca- führt. 80 Meter vor dem Vorschiff zählt. Die Decks direkt hinter der meron hatte einen vollen Zeitplan machte Cameron eine weitere zweiten Schornsteinöffnung zer- erstellt. Auf dem A-Deck wurde Entdeckung. Er fand die Ladeluke, fallen immer mehr und sacken nun zum ersten Mal die Kabine welche zum Frachtraum Nr. 1 ge- nach unten ab. Das Dach über dem von Lady Duff-Gordon, A-20 be- hörte. Lese- und Schreibraum ist ver- sucht. Auf dem Messingbett liegt schwunden, ebenso ein Teil vom ein grosser Spiegel vom umge- Ballard kehrt zurück Dach der Lounge. Der Mast biegt kippten Waschtisch. Das war je- 2004 kehrte Ballard zurück, um sich mehr durch und spaltet sich doch nicht die Sensation, sondern das Wrack zu untersuchen. Er entlang seiner Naht. Das Dach des das sehr gut erhaltene Fenster, mit machte auch ein weiteres Foto- Treppenhauses ist immer weiter seinen gotischen eingravierten mosaik, um den jetzigen Zustand auf das A-Deck gesunken. Die Zeichnungen. In der Mitte des mit dem von 1985 zu vergleichen. Decks über den Kolbendampfma- Fensters ist das eingravierte Se- Auch vom Heck wurde ein Foto- schinen sacken ebenfalls immer gelschiff sehr gut zu sehen. Es mosaik gemacht. Das Wrack weiter ab. Ballard besuchte auch handelt sich hierbei nicht um ein scheint immer schneller zu zer- das Trümmerfeld. Schliesslich ent- richtiges Fenster, sondern viel- fallen. Für fast alle Veränderungen deckte er die Überreste des Glas- mehr um eine Art Abdunklung, um am Wrack machte er die Ber- doms der hinteren grossen Treppe. Blicke von der vorgelagerten Pro- gungsteams und Touristen verant- Er beschwert sich über den Müll, menade, in die Kabine zu verhin- wortlich. So auch für die schräge welchen er im Trümmerfeld ent- dern. Direkt neben dem Fenster Lage des Telemotors und das Loch deckte, wie z.B. ein Plastikbecher sind noch Haken an der Wand zu darunter. Zwei Vermutungen von unter den Schmiedeeisen einer sehen. Weiter hinten auf dem A- Ballard: Angeblich ist dieses pas- Deckbank. Dieses hielt ihn aber Deck wurde der ROV in eine der siert, als man versuchte, den Tele- nicht davon ab, gegen Ende seiner kleinen Vorratskammern geschickt. motor zu bergen, bzw. ein U-Boot Expedition seine Baseballkappe Auch dieser Raum ist sehr gut er- sei dagegen gestossen. Überall mit der Aufschrift «Return to halten. An der Wand hängt immer TITANIC» abzunehmen und über

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 33 noch der grosse Schrank, in dem ein einziger Trümmerhaufen. Über- das fehlende Dach ein Blick in den sich mehrere Teller befinden, all liegen kreuz und quer Rohre, Lese- und Schreibraum und nach ordentlich aufeinander gestapelt. welche von der Decke abgefallen Steuerbord in die Lounge gewor- Die hölzernen Türen zum Schrank sind. In einer offenen Tür fand er fen. In der Lounge konnte man ein sind längst verschwunden. Auf die Nottreppen, welche vom da- Durcheinander an Trümmer sehen. fast jedem Deck gab es eine kleine runterliegenden Kesselraum nach Im Lese- und Schreibsalon war ein silberfarbenes metallenes Objekt zu sehen, welches sich als Fen- sterrahmen entpuppte. Niemand hatte gewusst, das diese nicht aus Holz, sondern aus Metall sind.

Nach Cameron sollte eine weitere Expedition zum Wrack stattfin- den, unter der Leitung von Mike Harris.

Das Wrack fällt immer weiter zusammen, was schon seit langem bekannt ist. Immer mehr Stimmen Die Bugsektion des Wracks auf dem Unterwasser-Radar der MIR. (Boris Teterev) werden laut, dass auch Objekte direkt aus dem Wrack geborgen Vorratskammer, in der Geschirr oben führen. Das Highlight war je- werden sollen. Soll der Telemotor und ähnliches aufbewahrt wur- doch der Besuch des Türkischen dort bleiben, bis er durch das Loch den. Unten auf dem C-Deck wurde Bades auf dem F-Deck. Zuerst ins Innere des A-Decks sinkt? dann das Büro des Zahlmeisters dachte man, es würde nicht wei- Auch das Innere des Schiffes ist besucht. Vieles ist noch erhalten, tergehen, da die Holztür geschlos- noch nicht ganz erkundet. Noch so wie der Schreibtisch und die sen war. Glücklicherweise war die immer gibt es Interessantes zu pneumatischen Röhren, in denen Holzwand nicht so gut erhalten entdecken. Laut Ballard sollte das die Telegramme zum Funkraum wie die Tür. Und so machte sich Wrack am Besten in Ruhe gelas- geschickt wurden und zurück. der ROV auf den Weg hinein. An sen werden. Keine Bergung und Auch die Safes sind noch sehr gut der Decke hängen noch die bron- auch keine ROV-Expeditionen in sichtbar. Die Suite der Strausses zenen Lampen, und die Kacheln das Innere, dafür kämpft er. Seine wurde ebenfalls aufgesucht. Hier leuchten auf, sobald das Licht des Vorstellung ist, aus dem Wrack ein schien alles zerstört zu sein, bis ROV darauf scheint. Auch vieles Unterwassermuseum zu machen. man im Wohnzimmer C-55 den vom Holz ist dort erhalten, und Hoffen wir auf ein Scheitern Kamin entdeckte. Fast wie im Film man kann sogar die feinen Holz- dieser Pläne von Ballard, den von 1997 ist der Kamin da, und schnitzereien erkennen. An einer wenn er sie umsetzen würde, darauf steht noch die Uhr. Links Stelle sind die Kleiderhaken noch hätte das zur Folge, dass wir nie und rechts vom Kamin sind die vorhanden. An einigen Stellen sind wieder Neues erfahren, dass das Holzvertäfelungen erhalten. Im jedoch die Fliesen weg und hinter- Schiff sich selbst überlassen lang- Schlafzimmer C-57 ist eines der lassen grosse Löcher in der Wand. sam zerfällt. Bullaugen geöffnet. 2001 hatte Es wurde ein Versuch unternom- Cameron versucht, in die soge- men, zum Schwimmbad vorzu- Die Zukunft wird zeigen, was mit nannte «Scotland Road» auf dem stossen. Eine geschlossene was- dem Wrack der TITANIC weiter pas- E-Deck zu kommen - dieses Mal serdichte Tür verhinderte dieses siert. gelang es ihm. Der ganze Gang ist jedoch. Schliesslich wurde durch

34 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 www.titanic-forum.de von Bernhard Funk

Hallo liebe Mitglieder des TITANIC- mir dann weitergeleitet wurden. auch Brigitte Saar mit Recherchen Verein Schweiz, Unter den Mitgliedern wurden beschäftigt war. Sammelbestellungen über T-Shirts es freut mich, dass die Redaktion und Poster in England aufgegeben, Das Forum ist ständig am wachsen mir hier die Möglichkeit gegeben so dass nicht jedes Mitglied und wird auch dieses Jahr wieder hat, das TITANIC-Forum vorzustellen, einzeln bestellen musste. einiges an News, Aktionen, Aus- das im April fünf Jahre besteht. stellungen, Modellbauinfos und Mittlerweile haben sich viele Ein weiteres Highlight war unser viel Exklusivmaterial bereithalten, Gleichgesinnte im Forum einge- Weihnachtsrätsel, das vielen eine um Mitglieder umfangreich infor- funden und es zu einem sehr be- Menge Spass gemacht hat und mieren zu können. Zudem steht liebten Anlaufpunkt gemacht. So einige zu wahren Höchstleistun- auch dem TITANIC-Verein Schweiz einige Bekanntschaften sind durch gen antrieb. Zudem gab es richtig ein eigenes Forum zur Verfügung, das Forum entstanden, die ich schöne Preise zu gewinnen, die das jederzeit von einem Vereins- nicht mehr missen möchte. Das übers ganze Jahr gesammelt wur- mitglied gepflegt werden kann. Forum bietet für alle Bereiche den. Vereinsnews, Kontaktmöglichkei- rund um die TITANIC oder auch um ten und vieles mehr ist möglich. andere Ozeanliner etwas. Wir ver- Viele solche Aktionen werden von Dort kann alles mögliche themati- suchen, das Forum ständig aktuell den Mitgliedern gerne und mit siert werden, was sich dann auf zu halten, wie zum Beispiel mit Freude und viel Elan durchgeführt. relativ kurzem Weg in die Öffent- einer TV-Liste, die regelmässig von Weiterhin gibt es natürlich News lichkeit bringen lässt. zwei Mitgliedern gepflegt wird. aus aller Welt, über Geschehnisse Ein gutes Hilfsmittel, das auch ich rund um Ozeanliner und natürlich So, wer nun mehr über das TITANIC- gerne benutze, um nicht alle Fern- die TITANIC, das man nachlesen Forum erfahren will, den lade ich sehzeitungen durchblättern zu oder auch darüber diskutieren hiermit recht herzlich ein, sich im müssen. Auch gehören Aktionen kann. In einigen Bereichen können Forum anzumelden. Einfach nur wie z.B. aktuell die «Rettung der wir auf gute Kontakte nach Ame- registrieren und kurze Zeit später NOMADIC» zu den Bereichen, mit rika zurückgreifen, die regelmässig ist man mitten drin im Forum, denen wir uns befassen. Über 700 das Forum mit Material versorgen kann lesen und mit Gleichgesinn- Euro wurden von Mitgliedern des wie z.B. mit Infos über die letzten ten diskutieren. TITANIC-Forums gespendet, die von Expeditionen im Jahre 2005, wo ja

Die Homepage des TITANIC-Forums bietet Infos, Diskussions- Ein praktischer Service von allen für alle ist z.B. eine Liste foren und jede Menge Kontakte. (Bernhard Funk) mit aktuellen TV-Terminen. (Bernhard Funk)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 35 Die Offiziere auf der letzten Fahrt der BRITANNIC von Remco Hillen Übersetzung: Kay Linnecker

Assistant Commander: H. W. veretzt wird. Auf dem Schiff blieb war sicher dicht dran an einem (Harry) Dyke (1869 - 1927) er für etwa vier Jahre. Danach eigenen Kommando. Vielleicht Assistant Commander Dyke be- kehrt er auf die BOVIC und SUEVIC nahm er einen Posten an Land an gann seine Seefahrtslaufbahn im zurück. Auf der letztgenannten oder vielleicht ging er nach Aus- jungen Alter von 15 Jahren, als er fährt er im Alter von 40 Jahren als tralien? Wir können nur hoffen, auf der Duchess of Albany seine Chief Officer. dass neue Informationen auftau- vierjährige Anwärterzeit begann. Im Jahr 1912 dient Dyke auf der chen und Licht in dieses Dunkel Danach - und bevor er qualifiziert MAJESTIC, dem Schiff, das wieder in bringen. war, um als Decksoffizier zu fah- Dienst gestellt wurde, um die Lük- ren - arbeitete er in verschiedenen ke zu schliessen, die durch den Chief Officer R. (Robert) Hume Dienstgraden wie Decksjunge, Untergang der TITANIC entstanden (1872 - 1958) Leichtmatrose und Vollmatrose. war. Ein Jahr später findet sich Robert Hume begann seine beein- Nachdem er das erste erforderli- Dyke dann tatsächlich auf der druckende Laufbahn im Alter von che Zertifikat in der Tasche hatte, OLYMPIC wieder, dem Schwester- 17 Jahren. Er diente auf mindes- erhielt er im Alter von 20 Jahren schiff der TITANIC. Er nimmt den tens drei Segelschiffen, die ihn seinen ersten Posten als Offizier. Posten des Chief Officers ein, und nach Australien und Neuseeland Er fuhr zwischen 1889 und 1897 diesen Rang behält er auch für die brachten. Im Jahr 1900 schloss er auf verschiedenen kleineren Schiff- Jahre 1913 und 1914. Mit Beginn sich der White Star Line an, und en als 3. und 2. Offizier. des Ersten Weltkriegs bleibt Dyke seine erste bekannte Position ist Obwohl Dykes Karriereanfang ziem- auf der OLYMPIC, und im Jahr 1915 als 4. Offizier auf dem Viehtrans- lich klar ist, ist seine restliche Zeit ist er ihr Assistant Commander. porter TAURIC. Nach einigen Jahren auf See nicht sonderlich gut doku- Dieser Dienstgrad wurde 1914 findet sich Hume im White Star mentiert. Zum Glück sind einige kreiert, und der brachte ihn an Premium Dienst wieder; dem Pas- Bruchstücke bekannt, die hier vor- zweite Stelle in der Kommando- sagierdienst nach New York. Er gestellt werden. Die erste Refe- folge. George Metcalfe, ein See- startet als 2. Offizier auf der MA- renz dafür, dass Dyke bei der Whi- mann, der später die OLYMPIC und JESTIC, aber schnell wird er ihr 1. te Star Line beschäftigt war, da- MAJESTIC kommandieren sollte, war Offizier. Von 1905 bis zum Ende tiert von 1900, als er auf der BOVIC der Erste, der diesen Rang ein- des Jahres 1910 bleibt er auf die- diente. Nach einer Zeit auf der nahm. Ende 1915 wurde Dyke auf sem Schiff - mit Ausnahme von SUEVIC wird Dyke 1. Offizier auf der ein brandneues Schiff komman- zwei kurzen Abstechern auf die RUNIC. Dieses Schiff fuhr auf der diert, die BRITANNIC. Erneut war er GEORGIC und die ARABIC. White Star Line Route von Liver- Assistant Commander, und er ge- Als die OLYMPIC in Dienst gestellt pool nach Sydney. Eine interes- hörte zu der kleinen Gruppe von wird, wird Hume von der OCEANIC sante Ergänzung dazu ist, dass für Offizieren, die während ihrer ge- auf dieses Schiff versetzt und hat das Jahr 1915 eine Musterrolle für samten kurzen Karriere auf der die Ehre, als 2. Offizier auf dem ein bestimmtes Schiff existiert, BRITANNIC waren. Kurz nach seiner grössten Schiff der Welt zu die- das Dyke an Bord hat. Als Passa- Rückkehr nach England [nach dem nen. Als die TITANIC für ihre Jung- gier war er auf dem Weg nach Untergang der BRITANNIC], fuhr er fernfahrt bemannt werden muss, Australien zu einer Miss Baulfield. wieder auf der OLYMPIC in seiner ist Hume der einzige dienstältere Der Mann, der die Musterrolle vertrauten Rolle als Assistant Offizier der OLYMPIC, der nicht auf schrieb, notierte: «fährt in ihre Commander. die TITANIC versetzt wird, doch er Heimat um zu heiraten». Dyke Leider endet hiermit die Spur von wird zum 1. Offizier befördert. Bis muss gute Erinnerungen an seine Harry William Dyke. Betrachtet auf zwei Reisen auf der MAJESTIC Zeit im Australiendienst der White man die hohen Ränge, die er wäh- bleibt er bis zum Ende des Jahres Star Line haben. rend des Krieges hielt, ist es schwer 1915 auf der OLYMPIC. Danach wird Der RUNIC folgt eine kurze Zeit auf nachvollziehbar, warum es keine er auf die BRITANNIC versetzt. Nach- der ARMENIAN, bis er auf die CUFIC weiteren Informationen gibt; er dem diese untergegangen ist,

36 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Das linke Foto zeigt ranghohe Besat- zungsmitglieder der OLYMPIC, vermut- lich vor deren Jungfernfahrt aufge- nommen. Sitzend von links: Kapitän Edward John Smith und Dr. William F. N. O'Loughlin. Stehend von links: Erster Offizier William M. Murdoch, Zahl- meister H. W. McElroy, Zahlmeister Claude Lancaster und Zweiter Offizier Robert Hume. Smith, O'Loughlin, Mur- doch und McElroy waren bei der Jung- fernfahrt der TITANIC an Bord und verlo- ren dabei ihr Leben. Lancaster und Hume waren bei der letzten Fahrt der BRITANNIC an Bord; beide überlebten dieses Unglück. Damit zeigt dieses Foto sechs Offiziere der White Star Line die bei den jeweils letzten Fahrten der Schwesterschiffe der OLYMPIC an Bord waren. Das I-Tüpfelchen ergibt sich durch Murdoch und Hume: Beide waren nicht nur aus Schottland, sondern stammten aus der Stewartry - Hume wuchs in einem Nachbarort von Dalbeattie auf. Die TITANIC kollidierte während Murdochs Wache mit einem Eisberg - die BRITANNIC lief während Humes Wache auf eine Mine. Nach dem Untergang der TITANIC wurde eine retouchierte Version des Bildes veröffentlicht (oben rechts), auf dem «nur» noch die vier TITANIC-Besatzungsmitglieder zu sehen sind. (grosses Bild: Popperfoto/Prisma; kleines Bild: Sammlung bä)

dient er auf einigen Schiffen, ehe OLYMPIC, doch in 1922 war er Teil Metcalfe, gezwungen wurde, in er 1918 sein erstes eigenes Kom- der Besatzung der neuen MAJESTIC, den Ruhestand zu gehen. mando erhält: die 5.800 Tonnen als diese ihre Jungfernfahrt absol- Ende 1928 wurde Hume erneut grosse TURCOMAN. In diesem Jahr vierte. Nach seinem Posten als Kapitän bei der White Star Line. befehligt er auch die 9.500 Ton- Chief Officer kommandiert Hume Beginnend mit der 14.500 Tonnen nen grosse Canada, einem Schiff, im Jahr 1925 die MEDIC und die grossen EURIPIES, kommandierte er das als Truppentransporter fuhr. HAVERFORD. Danach wird Hume zahlreiche Schiffe wie die ADRIATIC, Nachdem der Krieg beendet war, Assistant Commander auf der DORIC und die MEGANTIC. Das letzte wurde Hume wieder als Offizier OLYMPIC und MAJESTIC. Letztere Schiff, das unter dem Befehl von eingesetzt. Neben anderen Schif- kommandierte er sogar für eine Hume stand, war die 18.700 Ton- fen fuhr er auch wieder auf der Reise, als ihr regulärer Kapitän, nen grosse LAURENTIC. Nach 33 Jah-

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 37 ren im aktiven Dienst und einer matrose, ehe er 2. Offizier auf der zur American Line, die Teil der erstaunlichen Karriere ging Hume kleinen JUPITER (720 Tonnen) wur- IMM war. Der IMM gehörte auch im Alter von 60 Jahren in den Ru- de. Brocklebank diente auf ver- die White Star Line, was erklärt, hestand. schiedenen Schiffen als Offizier, wie Law auf dem Schiff fahren ehe sein erstes Schiff bei der Whi- konnte. 1919 und 1920 fährt er 1. Offizier G. E. K. (George) Oli- te Star Line notiert wird. Das frag- auch auf der TROPIC, ehe er einen ver (1877 - ?) liche Schiff ist die RUNIC, auf der er ziemlich grossen Schritt auf die George Oliver leistete vom Jahr 1903 als 4. Offizier eingesetzt OLYMPIC macht. Dort wird er 4. 1893 an seine Anwärterzeit auf wurde. Ein langsamer Aufstieg folg- Offizier, was vielleicht etwas nied- der EMS. Nach den vier Jahren fuhr te, und im Jahr 1910 wurde Brock- rig ausschaut. Doch dann ist auch er für einige Zeit als 3. Offizier auf lebank dienstälterer Offizier; er der frühere Chief Officer der diesem Schiff, ehe er auf die 1.600 wurde zum 2. Offizier auf der BRITANNIC, Robert Hume, an Bord, Tonnen grosse LENA wechselte. Er 15.800 Tonnen grossen ARABIC be- und der ist 1. Offizier. Zwei Jahre fuhr für vier Jahre als 2. Offizier fördert. später, 1922, ist Law erneut auf auf diesem Schiff. Kurz nachdem Bis zu seiner Zeit auf der BRITANNIC der HAVERFORD, dieses Mal als ihr 3. diese Periode geendet hatte, schloss diente Brocklebank auf verschie- Offizier. er sich im Oktober 1902 der White denen Schiffen wie die CELTIC, BO- Danach dauert es sieben Jahre, bis Star Line an. VIC und BALTIC. Ende 1915 wurde er er wieder in den Unterlagen auf- Leider ist nicht bekannt, auf wel- 2. Offizier auf HMHS BRITANNIC. Er taucht; 1929 dient er auf der ARA- chen Schiffen er in seinen ersten blieb während der ganzen Dienst- BIC. Weitere vier Jahre später fin- Jahren bei dieser Reederei fuhr, zeit der BRITANNIC auf diesem den wir die letzte Spur von ihm aber wir wissen, dass er zwischen Schiff, bis auf eine kurze Zeit- auf der DELPHIC. 1912 und 1915 auf Schiffen wie spanne auf der CELTIC, als die BRI- Es ist interessant festzustellen, der GEORGIC, IRISHMAN, ADRIATIC und TANNIC vorübergehend ausser Dienst dass einige der Schiffe, auf denen LAPLAND fuhr. Im August 1915 ist gestellt war. Nach dem Untergang Law fuhr, nicht zur White Star Oliver 1. Offizier der ARABIC, als wurde er zusammen mit seinem Line gehörten. HAVERFORD, IRISHMAN diese vor dem Old Head of Kinsale Kollegen Robert Hume auf die und ARABIC wurden - mit Ausnah- torpediert wird. Das Schiff ver- ADRIATIC versetzt. Von diesem Punkt me von Laws zweitem Einsatz auf sinkt innerhalb von 15 Minuten an sind nur zwei Referenzen be- der HAVERFORD - von anderen Ree- und reisst 44 Menschen mit in den kannt: 1917 ist er auf dem Fracht- dereien gemanaged. Das könnte Tod. Ein Jahr später als 1. Offizier schiff ZEALANDIC, und 1919 und bedeuten, dass er nicht für die der BRITANNIC wird ihm die Lage 1920 fährt er auf einem weiteren White Star Line arbeitete, sondern des Schiffes nicht unbekannt sein. Frachtschiff, der GALLIC. Brockle- für eine andere der zahlreichen Nach seiner zweiten Kriegsversen- bank war der Kapitän der GALLIC. Reedereien, die zur IMM gehörten. kung auf der BRITANNIC, dient er Schiffe von einer Reederei zur an- zwischen 1917 und 1920 als 1. 3. Offizier F. W. (Francis) Law deren zu verschieben war eine üb- Offizier auf der ADRIATIC. Mehr ist (1888 - ?) liche Angelegenheit, deswegen derzeit nicht über George Oliver Francis oder Frank Laws Laufbahn halte ich es für möglich, dass Law bekannt. vor seiner Zeit auf der BRITANNIC, nur gelegentlich für die White die 1916 begann, liegt derzeit im Star Line arbeitete. 2. Offizier A. (Alfred) Brockle- Dunkeln. Gut ist jedoch, dass eini- bank (1874 - ?) ge Bruchstücke seiner Karriere 4. Offizier D. C. (Duncan) Alfred Brocklebanks erstes Schiff nach dem Untergang der BRITANNIC McTavish (1890 - ?) war die 3.000 Tonnen grosse bekannt sind. Im Januar 1917 fuhr Knapp zwei Wochen nach seinem LATHOM, auf der er als Schiffsjunge er als 2. Offizier auf der IRISHMAN, 16. Geburtstag fuhr Duncan Mc fuhr. Nach seiner Anwärterzeit und ein Jahr später ist Law auf der Tavish zur See. Die ersten fünf fuhr er für etwa ein Jahr als Voll- HAVERFORD. Dieses Schiff gehörte Jahre verbrachte er auf der 3.100

38 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Tonnen grossen KISH, einem Schiff, Die Jahre 1919 und 1920 sind die 1916 war Fielding als 5. Offizier das er als 3. Offizier verliess. Bis letzten Jahre für McTavish als auf der ADRIATIC, als er die Anwei- 1914 war er auf verschiedenen White Star Offizier. Danach fährt sung erhält, sich an Bord des La- Schiffen als 3. und 2. Offizier. Um er auf Schiffen wie die COPENHAGEN, zarettschiffs HMHS BRITANNIC zu 1914 und 1915 arbeitete McTa- ONEKA und SILKSWORTH. Die letzten melden. Am 6. September 1916 vish für die Anchor Line, die Teil Spuren von McTavish finden sich mustert er an und bleibt für die der Cunard Line war. Zwei der im Zweiten Weltkrieg, das letzte letzten drei Reisen der BRITANNIC Schiffe, auf denen er fuhr, waren bekannte Schiff auf dem er fuhr an Bord. die 8.700 Tonnen grosse CALIFORNIA ist die LLANDAFF im Jahr 1944. Zu Beginn des Jahres 1917 fährt und die 14300 Tonnen grosse Fielding wieder auf der BALTIC. TRANSYLVANIA. 5. Offizier G. B. (Gordon) Fiel- Nach einer kurzen Zeit wird er Ende 1915 diente McTavish bei ding (1892 - ?) dort im Alter von nur 25 Jahren der White Star Line, und es ist Gordon Fielding begann seine zum 3. Offizier befördert. möglich, dass sein erstes Schiff die Laufbahn wie nur wenige andere Interessant im Zusammenhang HMHS BRITANNIC war. Er begann Offiziere: Im Jahr 1909 musterte mit Fielding ist, dass er sowohl im auf ihr als 6. Offizier, doch im Jahr er auf dem Ausbildungsschiff der Morse-Code als auch in beweg- 1916 wurde er zum 4. Offizier be- White Star Line, der MERSEY, an. lichen Semaphoren-Signalisierung fördert. Nach dem Untergang, den Das Segelschiff war ein Jahr zuvor zertifiziert war. Bezugnehmend McTavish von der ersten Minute gekauft worden und handelte mit auf die Ränge, die er bereits in an erlebte, da er Wache hatte, fuhr Australien. Nachdem seine vier- jungen Jahren bekleidete, sah er auf Schiffen wie der WELSHMAN, jährige Zeit als Kadett geendet seine Zukunft bei der White Star RUNIC und CEDRIC. Auf der CEDRIC hatte, beendete er die Reise als Line vielversprechend aus, aller- fuhr er als 3. Offizier, und unter Vollmatrose. Als Fielding sein Pa- dings ist das auch alles, was über den übrigen Offizieren war Joseph tent als 2. Offizier hatte, war er die Karriere des Gordon Fielding Boxhall, der als 2. Offizier diente. einer der Offiziere, die in die Dien- bekannt ist. Unwillkürlich fragt man sich, ob ste der White Star Line traten. Er die beiden Männer sich wohl über begann als 4. Offizier auf der ME- 6. Offizier H. R. (Herbert) Welsh ihre Erfahrungen bei Untergängen GANTIC. Weiterhin war er auf der (1892 - ?) von Schiffen der OLYMPIC-Klasse BALTIC, LAPLAND und ADRIATIC, jeweils Der 6. Offizier der BRITANNIC, Her- unterhalten haben. als 5. oder 4. Offizier. bert Welsh, fuhr erstmalig im Jahr

Die Offiziersquartiere auf der BRITANNIC. (Sammlung bs)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 39 Nach dem Untergang der BRITANNIC scheint Welsh die White Star Line verlassen zu haben. Denn danach fährt er zuerst auf der LIVERPOOL als 3. Offizier, ehe er auf Schiffen wie der CITY OF MADRAS und CITY OF PEKIN dient. Die beiden letztgenannten Schiffe gehörten zur Ellerman's Hall Line.

Quellen: - Einige der Informationen stammen von Mark Chirnsides unveröffentlicher Monographie über die Offiziere der Die Hülle der BRITANNIC wächst bei Harland & Wolff in die Höhe. (Sammlung bs) BRITANNIC - Inger Sheil 1908 zur See. Er diente auf ver- wird es nicht geahnt haben, aber - Mark Baber schiedenen Schiffen, eher er 1913 seine erste Fahrt auf diesem Schiff - Susanne Störmer als 3. Offizier auf der CEDRIC an- wurde auch seine letzte. Nur neun - www.greatships.net musterte. Welsh blieb einige Jahre Tage nachdem sie Southampton - www.theshipslist.com auf diesem Schiff, ehe er auf das hatte, geht sie unter und damit - www.ellisisland.org neueste Schiff der White Star Line, endet Welshs kurze Zeit auf der - National Maritime Museum, Green- die BRITANNIC, versetzt wurde. Welsh BRITANNIC. wich

«I believe she's gone…» von Stefan Muntwyler

Das Ende der einst stolzen Werft Harland & Wolff in Belfast ist zweifellos da. Noch im vergange- nen Jahr wurde der Pförtnerpos- ten Hamilton/Queens Road mit den dahinter liegenden Zeichen- büros abgerissen. Ebenso mussten die letzten noch verbliebenen Konstruktionshallen und das alte Generatorenhaus weichen. Bis zu vier Bagger verbissen sich in die alten Mauern, um sie zum Einsturz zu bringen. Der obere Teil der Queens Road war manchmal mi- nutenlang in dichte Staubwolken gehüllt. Ein Stück weiter, bei der Victoria Warf, wird unterdessen in Ein Zirkus gestiert auf dem Platz, wo einst Schiffsmotoren gebaut wurden! der ehemaligen Malereihalle zum (Muntwyler)

40 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 dem Autokino zum Thompson Dock fährt, um die lästigen Bierbüchsen, Weinflaschen und Snacktüten zu versenken. Womit das ehrwürdige Trockendock jetzt auch noch als Abfallgrube herhal- ten muss! Die Gegenwart holt unaufhaltsam die Werft ein. Manchmal versuche ich, mir ein- zureden, dass mich das doch alles nicht berührt. Bin ich doch in der langen Geschichte von Harland & Wolff erst eine Sekunde präsent. Doch wenn der nun 99 Jahre alte John Parkinson neben mir steht und mit zittriger Stimme erklärt, wo er als siebenjähriger Junge mit seinem Vater gestanden hat, um der abfahrenden TITANIC mit sei- nem Taschentuch zu winken, er- Der Trümmerberg des Generatorenhauses liegt auf dem Bauplatz der OLYMPIC! greift mich doch ein seltsames (Muntwyler) Gefühl, und mir wird klar: «I Autokino geladen: Drive-In dort, wurden! Irgendwie passend läuft believe she's gone forever!» wo noch vor wenigen Jahren rie- «Denn sie wissen nicht was sie sige Teile stolzer Schiffe lackiert tun…» mit James Dean. Man er- klärt mir, dass, wenn's bei den Leuten ankommt, im Frühjahr «Te- xas Massacre» gezeigt wird. Eine seltsame Zeit mit unglaublichen Gegensätzen hat auf Queens Iland begonnen! Während irgendwo auf dem Werftgelände die Wände in sich zusammenfallen, ruft ein paar hundert Meter weiter an der Sydenham Road jemand: «Herein- spaziert, die Show beginnt!» Ein Zirkus hat sein Zelt aufge- schlagen, dort, wo einmal Schiffs- motoren gebaut wurden. Was Thomas Andrews wohl sagen wür- de, stände er hier? Die zum Teil Letztes Foto vor dem alten Generato- wirklich kurios anmutenden Situ- renhaus: John Parkinson (99) mit ationen bieten vielen gelangweil- dem jüngsten Mitglied der Belfast TI- ten Jugendlichen eine willkomme- TANIC Society, Matthew Johnston (7), ne Abwechslung in der Freizeit, sowie Una Reilly, Bryan Patterson mal etwas anderes zu unterneh- und Tracy Beare. men. Ganz klar, dass man nach Die Pläne für die Zukunft stehen, die (Belfast TITANIC Society) Werft bald nicht mehr. (Muntwyler)

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 41 Ebay-Schnäppchen immer noch möglich von Henning Pfeifer

Für TITANIC-Sammler mit Internet- denn wäre es einer der üblichen Ich schickte dem ebay-Verkäufer anschluss bedeutet die Handels- modernen Erzeugnisse gewesen, ein Email und fragte nach der Pro- plattform ebay schon seit Jahren hätte ich nicht zuviel investiert. venienz der gerahmten White-Star- eine der massgeblichen Quellen Line-Werbung. In einem freundli- für original alte Postkarten, Maga- Ein paar Tage später erhielt ich den chen Brief bedauerte er, zur Her- zine oder andere Dokumente aus Zuschlag, keiner der gezählten 70 kunft leider keine Hinweise geben der Zeit um 1912. Echte Schnäpp- Auktionsbesucher hatte ein weite- zu können. Aus dem Superschnäpp- chen sind nur durch beharrliches res Gebot abgegeben. Also vermut- chen wurde dann doch nur ein Beobachten möglich, doch ange- lich doch ein Nachdruck? Kurz da- «normales» Schnäppchen. Auf sichts der vielen versierten Samm- rauf hielt ich das gerahmte Poster Grund verfluchter Gewissensbisse ler, die weltweit auf ebay zurück- in meinen Händen. Schon ein er- schickte ich dem Händler, der da- greifen, sind sie inzwischen eher ster Blick zeigte, dass es sich tat- von ausgegangen war, einen Nach- die Ausnahmen geworden. sächlich um einen Originaldruck druck verkauft zu haben, noch jener Zeit handeln dürfte: das sehr einen dreistelligen Betrag nach Mitte Januar war mir das Samm- alte Holz, die Art der glaslosen Rah- England. Er hat das Geld seinen lerglück wieder gewogen. Bei ei- mung, das Papier, die Flecken und drei Enkeln zukommen lassen. nem Händler aus Grossbritannien die am Rand schon etwas gealter- sah ich das sehr unscharfe klein- te und brüchige Firniss. Um sicher Obwohl Montague Birrell Black formatige Bild eines White-Star- zu gehen, suchte ich im Internet ein viel beschäftigter Maler und Line-Plakats. Der Auktionstitel lau- nach modernen Nachdrucken alter Illustrator war, ist über sein Leben tete: «White Star Line Advertising TITANIC- und White-Star-Line-Pla- so gut wie nichts bekannt. Er wur- Picture». In der Beschreibung war kate, doch das vorliegende Motiv de 1884 geboren und lebte in Li- allerdings weder von der TITANIC wurde offenbar bis heute nicht re- verpool. Neben Plakaten auch für noch von der OLYMPIC die Rede. produziert. Das Format der Wer- andere Unternehmen malte er Wörtlich hatte der Verkäufer (in bung entspricht auch nicht den zahlreiche Schiffe der White Star Englisch) geschrieben: «Dies ist ein gängigen Massen. Es ist in etwa Line. Aus seinen Bildern entstan- hübsches Werbebild der White DIN A4 hoch, aber deutlich schmä- den Postkarten, die auch heute Star Line, es ist glaslos gerahmt. Es ler. Ich suchte auch nach allen noch bei Sammlern weit verbreitet ist ein nettes Stück für jemanden, möglichen Variationen des Künstler- sind, darunter Karten der ADRIATIC, der gerade anfängt, White-Star- namens Montague B. Black. Von der HOMERIC, der MAJESTIC und vie- Erinnerungen zu sammeln.» Ich ihm gibt es noch weitere Werbe- ler anderer White-Star-Liner. Aus- dachte zunächst an einen moder- plakate der White Star Line, die serdem war er als Illustrator für nen Nachdruck. Trotz der schlech- heute noch als Poster erhältlich Magazine tätig, etwa für die in To- ten Bildqualität wirkte der Druck sind, darunter ist aber nicht das ronto erschienene «Star Weekly». jedoch irgendwie alt. Das Min- vorliegende Motiv «Europe to Ame- Im Zweiten Weltkrieg setzte er destgebot lag bei 2,75 Britischen rica». Ich entdeckte es in Form von Szenen des Krieges um. 1944 er- Pfund, umgerechnet knapp fünf zwei original alten, jedoch deut- schien eine Ausgabe der Wochen- Euro. Der niedrige Betrag war eher lich grösseren Plakaten (100x60 zeitung mit einem Gemälde von ein Hinweis auf einen modernen cm), die in zwei real existierenden Black auf der Titelseite. Das Bild Druck. Zudem hatte der Anbieter Auktionshäusern (also nicht bei trug den Untertitel «Japs Smashed in seinen anderen Auktionen eben- ebay) angeboten waren. In einem at Sea». Wann Montague Black falls nur neuere Nachdrucke von Fall wurde das Ergebnis veröffent- starb, ist nicht überliefert. Die alten Postkarten und Plakaten an- licht: die Auktion endete bei letzten Illustrationen, die ich von geboten. Ich tippte ein Gebot in knapp 2.000 Dollar. Das Plakat sei ihm fand, sind um 1950 veröffent- der Mindesthöhe in den Rechner. datiert auf das Jahr 1912, hiess es licht worden. Höher als die verlangten 2,75 in der Beschreibung des Auktions- Britischen Pfund ging ich nicht, hauses Lelands. Abbildung siehe Rückumschlag

42 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 NOMADIC kehrt nach Belfast zurück von Günter Bäbler

Das jahrelange Bangen um die Havre wurde der Veteran in einem muss. Eine grosse Spende ab £250 NOMADIC hat zumindest vorüberge- Trockendock untersucht. Auf Ini- sollte einem auf Lebzeiten den Zu- hend ein Ende genommen. Am 26. tiative von französischen TITANIC- tritt zur NOMADIC sicherstellen, als Januar 2006 um 15.51 Uhr tauch- Enthusiasten wurde die Aufnahme Alternative gab es die £50 Spende, te die erlösende Nachricht unter in die Liste erhaltenswerter Bauten grundsätzlich wurde aber jeder www.saveNOMADIC.com auf: «Die geprüft. Doch ein solches Aben- Betrag entgegengenommen. Die NOMADIC wurde gerettet - sie macht teuer hätte die öffentliche Hand Seite wurde immerhin von einigen sich schon bald auf den Heimweg Millionen gekostet, und so ent- tausend Internetnutzern besucht, nach Belfast». schied man sich für den Verkauf. und etwa 100 von ihnen rangen sich zu einer Spendenzusage durch.

Dann die grosse Überraschung: Das Glück lächelte der NOMADIC am 26. Januar 2006 zu, für das Min- destgebot von € 250.001 erhielt das Bundesamt für soziale Ent- wicklung in Nordirland, einem Departement der Britischen Re- gierung, als einziger Bieter den Zu- schlag. Hinter den Kulissen wurde nämlich seit Weihnachten kräftig lobbiert. Des weiteren will die Be- Die NOMADIC und ihr «Schwestertender» TRAFFIC liegen vertäut am Pier von hörde eine Stiftung ins Leben ru- Cherbourg. (Sammlung bä) fen, um die Spenden und Restau- rierung zu koordinieren. Ausser- Nachdem vor einigen Jahren der Mehrere Auktionen wurden ange- dem verpflichtete sich das Belfast NOMADIC wegen schlechten Zu- setzt und dann wieder verscho- City Council überraschend zu ei- stands die Betriebsbewilligung ben, immer in der Hoffnung mehr ner Summe von £ 100,000, doch entzogen wurde, ging es mit dem potentielle Käufer anzuziehen. wurde der Betrag erst am 2. Feb- Schiff bergab. Yvon Vincent, der Doch die Nachfrage hielt sich in ruar 2005 (also nach der Auktion) inzwischen verstorbene Besitzer Grenzen, denn die privaten Inte- definitiv bewilligt. Die Spendenzu- der NOMADIC, zahlte die Liegegebüh- ressenten ahnten, dass mit dem sagen von Privatpersonen addier- ren nicht mehr an die Stadt Paris, Kauf erst das kleinste Problem ge- ten sich bis zum Tag der Auktion konnte er doch wegen der fehlen- löst ist. auf knapp £ 40,000. den Bewilligung kein Geld mehr einnehmen. Die Stadt verlangte Nach vielen Ideen, Petitionen und Auffällig ist, dass unzählige Pri- zudem, den «Schandfleck» mitten grosser Ernüchterung starteten vatpersonen und Organisationen, in Paris zu restaurieren, erlaubte John White und David Beddard die sich sonst immer als Bewahrer aber nicht, dass diese Arbeiten vor von der Firma White Star Memo- der Geschichte profilieren, auf der Ort ausgeführt wurden. Ob das ries Ende November 2005 einen Liste der Spender fehlten. Nach- Schiff in seinem erbärmlichen Zu- Spendenaufruf. Im Internet unter dem bekannt wurde, dass die NO- stand überhaupt noch in ein Trok- www.saveNOMADIC.com sammelten MADIC nach Belfast zurückkehrt, kendock geschleppt werden kann, sie Geldzusagen, sogenannte «pled- verdoppelte, ja verdreifachte sich war lange ungewiss. Eine ver- ges». Der entscheidende Unter- die Besucherzahl der Internetseite zwickte Situation. Schliesslich wur- schied zu früheren Spendenaufru- innerhalb weniger Tage, und auch de der Abtransport des schrott- fen lag darin, dass erst im Falle ei- die Spenderliste war plötzlich dop- reifen Schiffes angeordnet. In Le nes Erfolges Geld gezahlt werden pelt so lang, als ob sich so man-

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 43 Was bedeutet das nun alles für die Zukunft der NOMADIC? Eigentlich ist alles offen für das Schiff. Die Belfaster Hafenbehörde stellt ei- nen Liegeplatz zur Verfügung. Für die Restaurierung stehen vorerst lediglich die £100,000 von Belfast sowie die privaten Spenden zur Verfügung. Die Instandstellung des Tenders wird aber auf rund 5 Millionen Pfund geschätzt. Die Initianten werden versuchen, in Fronarbeit und mit weiteren fi- nanzstarken Partnern das Schiff Die NOMADIC im Einsatz: Passagiere warten darauf, vom Tender zu «ihrem» Schiff zu erhalten. Grosse Hoffnung setzt gebracht zu werden. (Sammlung bä) man auf den Britischen Lotte- cher noch schnell einen Platz in dass sie das Belfaster Projekt nicht riefond. Werden innerhalb von 18 der Geschichte sichern wollte. enthusiastisch unterstützten, hielt Monaten nicht genug Gelder auf- Aber am Ende zählt nur das Wohl sich doch die NOMADIC während 95 getrieben, behält sich das Bundes- der NOMADIC, und es spielt keine Jahren in Frankreich auf (ausge- amt für soziale Entwicklung vor, Rolle, mit welcher Motivation das nommen ihrem Dienst in Südeng- die NOMADIC erneut zu verkaufen. Geld gespendet wurde. Natürlich land während des Zweiten Welt- kann man auch den französischen kriegs). Wir dürfen demnach hoffen - aber TITANIC-Kollegen nicht verübeln, noch lange nicht aufatmen.

Zeittafel

25.06.1910 Bestellung bei Harland & Wolff, Belfast 08.07.1945 Rückkehr nach Cherbourg (als Tender) 25.04.1911 Stapellauf 04.11.1968 Letzter Einsatz als Tender (QUEEN ELIZABETH) 16.05.1911 Probefahrt April 1969 Kauf durch Mr. Spynewynn, 27.05.1911 Übernahme durch die White Star Line Private Nutzung 31.05.1911 Verlässt Belfast 1974 Yvon Vincent kauft den Tender, 03.06.1911 Ankunft in Cherbourg Rückbenennung in NOMADIC 14.06.1911 Erster Einsatz in Cherbourg (für OLYMPIC) 16.10.1974 Transport nach Paris 13.11.1911 Beschädigt bei Kollision mit PHILADELPHIA, 25.06.1977 Umbau beendet, Eröffnung, danach Nutzung als Privatclub, Restaurant, Kino 10. 04.1912 Einziger Einsatz für TITANIC März 1999 Verliert Betriebsbewilligung aus August 1914 Wird von der französischen Marine für Sicherheitsgründen Kriegseinsatz genützt 17.10.2002 rbeitsbeginn Entfernung Oberdeck ab 25.04.1917 ab diesem Datum Einsatz für Rückfüh April 2003 NOMADIC vorübergehend unter Schutz als rung von US-Truppen in Brest historisches Monument 1919 Rückkehr nach Cherbourg im Dienst 01.04 2003 Transport nach Le Havre der White Star Line 20.09.2004 Auktionstermin, verschoben 1928 Kollision mit ORINOCO, Hamburg Amerika Linie 22.11.2004 Auktionstermin, verschoben 1933 Verkauf an die Société Cherbourgeoise de Remor Juni 2005 Yvon Vincent, Besitzer der NOMADIC, stirbt quage et de Sauvetage, Umbenennung in 10.11.2005 Auktionstermin, verschoben INGÉNIEUR MINARD (Reservepreis € 500,000) 1939 Im Kriegseinsatz für die Französische und 26.01.2006 Auktionstermin, Verkauf für €250,001 Britische Marine als Truppentransporter an die britische Regierung.

44 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Hands across the sea

Under the title «Hands across the sea» we provide condensed translations of the major articles in the TITANIC Post. The idea is to give non-German speaking members of the Swiss TITANIC Society an overview of the content of the TiPo. (by Mandy Le Boutillier)

The last iron ones - BRITANNIC photographs, taken as he explored successive expedition teams, all and GERMANIC (part 2, page 5) the decks, and read his comments focusing on specific areas and Armin Zeyher continues his fasci- to know that if he could, Fredy aims. Despite all the previous nating story about the two fa- would surely have asked the engi- work, it is clear that the ship will mous liners, giving us a detailed neers to slow the ship down so not be left alone in the darkness insight in to the advanced techni- that he could enjoy a few more for some considerable time. cal aspects of the ships. He also precious hours on board! provides tales of life on board, as The Officers on board for the told by their crews. A major epi- RMS TITANIC Inc does NOT own last voyage of BRITANNIC (page sode in the career of GERMANIC the TITANIC-Artifacts (page 20) 36) took place in February 1899 when Brigitte Saar gives us an update The title and photos accompany- she ran into an ice storm. on the legal situation regarding ing this article speak for themsel- Although she made it safely into the artifacts. In January 2006, RMS ves, but a full version of the text New York, her weight had incre- TITANIC Inc. went to court in an in English is available by writing ased thanks to around 1800 tons attempt to change their status as to the Swiss TITANIC Society at the of ice that her crew had been un- «Salvor in possession» and instead usual address. able to remove while at sea. She have rights as the «finder» of the was listing around 8° to port and artifacts. This would have enabled «I believe she's gone...» (page 40) it was impossible to stabilize her the company to sell artifacts if On his recent visit at Belfast, owing to the movement of her they wished. The court rejected Stefan Muntwyler documented cargo, even with the addition of the request. This confirms that further demolition on the remai- extra coal. She swung from one RMST does not own the artifacts; nder of Harland & Wolff. It seems side to the other so fast that the they are merely in its possession. that, with the exception of the coal ports could not be closed in During the hearing it came to few selected areas that will be in- time. Water poured in and even light that since RMST only clai- tegrated into TITANIC Quarter, the several tons of copper being loa- med the title «Salvor in posses- majority will soon be gone for ded quickly could not prevent the sion» in 1993, items salvaged in good. His poignant photographs ship being grounded on the bed of earlier expeditions are not in- speak for themselves. the harbour. After several attempts cluded in this claim. What is more, she was refloated and continued those artifacts are not even consi- NOMADIC returns to Belfast (page service. In 1904 she was taken dered under the jurisdiction of the 43) over by the Dominion Line and be- court in Norfolk, Virginia, since Günter Bäbler has the latest news came the OTTAWA. In 1909 she was they were never officially pre- on TITANIC’S old tender NOMADIC: On renamed again, this time as the sented to the US court, but January 26, 2006, the only White GUL DJEMAL and served as a Turkish brought to France after their re- Star vessel still in existance was troop ship until she was torpedoed trival. This means that artifacts finally auctioned off (the auction in 1915. Having been raised again recovered in 1987 may have to be date had been postponed several she was converted back into a pas- dealt with separately in all legal times due to a lack of bidders). senger ship and was also used as a matters and, theoretically, this There was only one bidder, so NO- hotel before finally being scrap- could lead to a French court allo- MADIC was sold for the opening bid ped in 1950. She had been in ser- wing RMST to sell them. of € 250.001 to Northern Ireland’s vice for 75 years. Department for Social Develop- 20 years - the wreck of the ment. However the ship’s future is Southampton - New York abo- TITANIC (page 22) not secure yet. An estimated five ard the QUEEN MARY 2 (part 2, During his examination of the million pounds would be necessa- page 12) multitude of different expeditions ry to restore the ship, but only £ Fredy Aufranc continues to make since the discovery of TITANIC, 140.000 are currently available (£ us jealous as he recounts his trip Ioannis Georgiou reminds us how 100.000 from Belfast’s City Coun- to New York. It is clear that he the well documented wreck we cil, the rest from private donators). enjoyed every last moment and know today was once a complete Now additional sponsors have to made the most of each experien- mystery. He explains how she has be found to ensure that NOMADIC ce. One only has to look at the been painstakingly investigated by survives the years to come.

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 45 Auf dem Schreibtisch des Präsidenten: Was sonst noch untergegangen wäre…

z Am 2. Februar 2006 konnte Natürlich habe ich bei meinem die an unseren Versammlungen unser Ehrenmitglied und jüngste Besuch der QUEEN MARY nicht nur teilnehmen wissen, dass der Verein Überlebende der TITANIC, Millvina die Schäden an der einstigen ge- nicht auf Rosen gebettet ist. Mit Dean, ihren 94. Geburtstag feiern. sucht, sondern besichtige auch die den Mitgliederbeiträgen können An dieser Stelle nun auch ein «of- Artefakt-Ausstellung an Bord. Ich die effektiven Kosten von Druck fizielles Happy Birthday Millvina». war spontan begeistern, obschon und Versand nicht getragen wer- ich die meisten Gegenstände von den. Ein Mitglied kostet den z Die finnische Werft Aker Yards früheren Ausstellungen kannte. Verein pro Jahr CHF 52/€ 36, der in Turku soll das größte und teuer- Aber im Gegensatz zu anderen Beitrag liegt aber nur bei CHF ste Kreuzfahrtschiff der Welt bau- Ausstellungen ist diese äusserst 40/€ 28. Der Rest wird von Spen- en. Die Reederei Royal Caribbean liebevoll in die permanente Aus- den und den Vereinsverkäufen ge- hat ein 360 Meter langes und 47 stellung über die Ruder- und An- tragen. Ich schliesse mich hiermit Meter breites Schiff in Auftrag ge- triebsanlage der QUEEN MARY ein- dem Aufruf unseres Kassieres an, geben. Das Schiff wird 220.000 gebettet. Ausserdem wurde ich wer die Kosten die die durch die BRT gross und soll 65 Meter aus von einigen Artefakten über- Mitgliedschaft verursacht wird dem Wasser ragen. Die Lieferung rascht, von denen ich vorher noch selber tragen möchte, den bitte des 5.400 Passagiere fassende nie etwas gehört habe. ich mindestens CHF 52/€ 36 ein- Schiff ist für 2009 vorgesehen. zuzahlen, ansonsten müssen wir Der Wert des Auftrages beläuft z Die Daten für den Stammtisch für jedes Mitglied Spenden und sich auf 900 Millionen Euro. in Zürich lauten: 4. März, 1. April, Sponsoren von CHF 12/€ 8 finden, 6. Mai und 3. Juni. Im Hauptbahn- bzw aus eigener Tasche bezahlen. z Bei einem Besuch der QUEEN hof von Zürich treffen wir uns ab Mitglieder in Deutschland, die MARY in Long Beach, Kalifornien, 18 Uhr im Restaurant TicTac. ihren Beitrag per Lastschrift be- wollte ich mir ein Bild vom Zu- gleichen, können unserem Kassie- stand des Schiffes machen. Die z Das Schicksal der NORWAY rer mitteilen, ob sie künftig den riesigen Rostlöcher in den Ret- scheint doch noch nicht besiegelt, regulären oder den effektiven Preis tungsbooten sind zwar verschwun- es gibt mehrere Meldungen, laut bezahlen möchten (wird jährlich den, (vgl. TiPo 52), bei genauerem denen sie wohl wieder zum Ver- neu berechnet). Natürlich sind Hinsehen wird aber schnell klar, kauf steht, nicht zuletzt wegen auch die Mitglieder, die den regu- dass sie nur mit einem dünnen, den Unmengen an Asbest, die vor lären Beitrag zahlen, sehr will- weissen Blech abgedeckt wurden. dem Abwracken entfernt werden kommen, alles über darüber ist Die Bootsabdeckungen wehten müssten. Möglicherweise wird absolut freiwillig. zum Teil im Wind und gaben den dadurch der Schrottpreis so sehr Blick auf die verfaulten Holzbänke vermindert, dass der Weiterver- Ausserdem führte die GV 2005 die frei. Der Zerfall der QUEEN MARY kauf lukrativer wäre. Das Schiff sogenannte «Gönnermitgliedschaft» wird also nicht gestoppt, sondern liegt vor der Küste Malaysias. ein. Wer pro Jahr mindestens CHF bestenfalls kaschiert. Das Problem 150/€ 100 einzahlt, wird in der ist wie so oft das Geld. Nachdem z Und für einmal das Wichtigste Dezember-TiPo als Gönner des TVS die Betreiberin QUEEN's Seaport zum Schluss, ein grosses, persön- verdankt, ebenso auf unserer Home- Development, Inc. letztes Jahr Kon- liches Anliegen. Jedes Jahr freue page. Ausserdem ist es möglich, kurs anmeldete, hat sich die die ich mich über die vielen treuen dass die Gönner eine kleine Über- Situation kaum verbessert. Bis 20. Mitglieder, und auch wenn sie es raschung erhalten. Ich bedanke April 2006 muss die Firma einen nicht wissen, die meisten Namen mich schon jetzt ganz herzlich für Sanierungsplan vorlegen. Die Miet- sind dem Kassierer und mir sehr jeden Franken/Euro. schulden bei der Stadt Long Be- geläufig, auch wenn wir viele ach, der die QUEEN MARY gehört, noch nie getroffen haben. Wir Vielen Dank an alle, die mich mit haben sich inzwischen auf fast freuen uns über alle, die seit vielen unserem jammernden Kassierer fünf Millionen Dollar angehäuft. Jahren treue Mitglieder sind. Alle, nicht alleine lassen...

46 TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 Vereinsverkäufe

TITANIC-Passagierliste der Ersten Klasse exklusiver Nachdruck, weltweit auf 318 Stück limitiert, in kommentiertem Folder CHF 30.–/€ 20.- Tondokumente der TITANIC 1915-1999 (Franz/Engl) Interviews, Musik & Aufnahme «TITANIC - der Dampfpfeiffe der TITANIC, Ghosts of the Abyss» (USA 1999) grossformatiges Begleitbuch CHF 35.-/€ 25.- zum gleichnamigen Cameron- IMAX-Film, mit 3-D-Brille und 35 3-D-Bildern, 52 Seiten, Amy-Armband englisch (Artefaktdublikat) CHF 20.-/€ 13,50.- von der Ausstellung in Las Vegas. Originalbild White Star Line im Buch von Susanne «Boarding Pass» TITANIC Pin Schlüsselanhänger Wels «TITANIC» weiss, rote & schwarze rot, Schrift in chrom CHF 35.-/€ 25.- Schrift CHF 15.-/€ 10.- CHF 15.-/€ 10.-

Ersttagscouvert Als kleines Dankeschön: TITANIC-Ein Schiff unter Anklage Millvina Dean’s 87. Geburtstag 10% auf alle Bestellungen von Senan Molony (2. Februar 1999), signiert ab CHF 400.– / €270.- Buch über die Rolle der CHF 35.–/€ 25.- (seit 1999) CALIFORNIAN, gebunden, 330 Seiten, CHF 50.-/€ 33.40 TITANIC von S. Novkovic, signiert CARPATHIA auf kroatisch geschrieben Porto und Verpackung nach Karl Lisibach/Günter Bäbler CHF 22.–/€ 14.50 effektivem Aufwand. CHF 39.–/€ 26.-

Ein Mal Amerika und zurück - Expedition TITANIC Tagebuch einer Ozeanreise Auto-Aufkleber Der Katalog zur Ausstellung, aus Buch von Susanne Störmer Schrift weiss, ca 7 x 70 cm Hamburg oder Zürich CHF 20/€ 13.50 CHF 20.-/€ 13.50 CHF 15.–/€ 10.- Bibliotheca TITANICana TITANIC-Verein-Schweiz-Pin Ansichtskarte TITANIC-Orgel von Günter Bäbler Philharmonie-Orgel von Welte farbig, ø 20 mm CHF 39.–/€ 26.- CHF 1.-/€ -.70 CHF 10.-/€ 6.60

Vereinsverkäufe - Meine Bestellung Bestellungen bitte nur mit diesem Bestellschein (bei Bedarf einfach kopieren)! Artikelbezeichnung Anzahl Preis

Porto und Verpackung: nach effektivem Aufwand (ca. 15% des Verkaufspreises)

Name ______Vorname______Talon einsenden an: Stefan Muntwyler Strasse ______Neugasse 151 PLZ/Ort (Land) ______CH-8005 Zürich

TITANIC-Post Nr. 55, März 2006 47 Zu: Ebay-Schnäppchen immer noch möglich (S. 38): Das von Henning Pfeifer erstandene White Star Line-Plakat. (Sammlung Pfeifer)