Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Die rechtlichen Schutzmöglichkeiten modischer Neuschöpfungen

Vorgelegt von Elisabeth Stephanie KRENN

Beurteiler: Ao. Univ. Prof. Dr. Alfons Grünwald am Institut für Unternehmensrecht und Internationales Wirtschaftsrecht

Graz, Juli 2017

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, Juli 2017

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Vorbemerkung

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit in der folgenden Arbeit von der gleichzeitigen Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen abgesehen wird und sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen geschlechtsneutral zu verstehen sind.

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Meinen Eltern

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...... 1 2. Hauptteil ...... 2 2.1.1. Patentrecht ...... 2 2.1.1.1. Ausschluss von der Patentierbarkeit ...... 5 2.1.1.2. Verfahrenspatent und Sachpatent ...... 6 2.1.1.3. Intelligent ...... 7 2.1.1.4. Anmeldung und Schutzdauer ...... 7 2.1.2. Gebrauchsmusterrecht ...... 8 2.1.3. Geschmacksmusterrecht ...... 9 2.1.3.1. Schutzvoraussetzungen ...... 10 2.1.3.2. Flächenmäßige Musterabschnitte ...... 12 2.1.3.3. Geheimanmeldung ...... 13 2.1.3.4. Gestaltungselement Farbe ...... 13 2.1.3.5. Entscheidung: Gefächertes Federdesign ...... 14 2.1.3.6. Puma gegen Adidas - Schuhmodell „Stan Smith Boost“ ...... 15 2.1.3.7. Nutzung ...... 15 2.1.4. Markenrecht ...... 16 2.1.4.1. Schutzvoraussetzungen ...... 17 2.1.4.2. Gezielter Schutz von Designelementen durch das Markenrecht 18 2.1.4.3. Schutzfähigkeit von Vornamen und Einzelbuchstaben ...... 22 2.1.4.4. Farbmarke ...... 22 2.1.4.5. Louboutin gegen YSL – Rote Schuhsohle ...... 23 2.1.4.6. Kennfadenmarke ...... 24 2.1.4.7. Duldung der Benützung der jünger eingetragenen Marke ...... 24 2.1.4.8. Eintragungshindernisse ...... 25 2.1.5. Urheberrecht ...... 29 2.1.5.1. Entwicklung der Rsp für den Urheberrechtsschutz von Mode ... 31 2.1.5.2. Entscheidung Geburtstagszug ...... 34 2.1.5.3. Schöpfungen von Arbeitnehmern ...... 35 2.1.5.4. Nutzung, Vorteile...... 35 2.1.6. Verteidigung des Rechtsschutzes - Immaterialgüterrecht ...... 35

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2.1.6.1. Zivilrechtliche Ansprüche ...... 35 2.1.6.1.1. Unterlassungsanspruch ...... 36 2.1.6.1.2. Anspruch auf Beseitigung ...... 37 2.1.6.1.3. Anspruch auf Schadenersatz ...... 37 2.1.6.1.4. Weitere Ansprüche ...... 37 2.1.6.1.5. Einstweilige Verfügung ...... 38 2.1.6.2. Strafrechtliches Ansprüche ...... 38 2.1.7. Wettbewerbsrecht ...... 38 2.1.7.1. Ausbeutung ...... 39 2.1.7.2. Wettbewerbliche Eigenart ...... 40 2.1.7.3. Modeneuheiten - Rechtsprechung Deutschland...... 41 2.1.7.4. Verhältnis UWG und nGGM ...... 43 2.1.7.5. Entscheidung Longchamp ...... 43 2.1.7.6. Rechtsschutz und Sanktionen UWG ...... 45 2.2. Europäischer und internationaler Rechtsschutz ...... 46 2.2.1. Unionsmarke und Internationaler Markenschutz ...... 46 2.2.1.1. Unionsmarke ...... 46 2.2.1.1.1. Rechtsstreit - Louis Vuitton gegen Nanu Nana ...... 47 2.2.1.1.2. Ralph Lauren gegen Fresh Side Ltd...... 48 2.2.1.1.3. Louboutin gegen Deichmann ...... 50 2.2.1.2. Internationale Registrierung von Marken ...... 51 Louboutin - Markenausdehnung Schweiz ...... 51 2.2.2. Europäisches und internationales Geschmacksmusterrecht ...... 52 2.2.2.1. Europäischer Geschmacksmusterschutz ...... 52 2.2.2.1.1. Beispiel eines GGM - EuGH 10.9.2015, T-525-13 ...... 54 2.2.2.1.2. Beispiel eines nGGM - Urteil Flamingobluse ...... 56 2.2.2.2. Internationale Registrierung von Geschmacksmustern ...... 57 2.2.3. Europäisches und Internationales Urheberrecht ...... 57 2.2.4. PCT, Europäisches Patent ...... 58 2.3. Beziehungen der einzelnen Rechtschutzgebiete zueinander ...... 58 3. Conclusio ...... 60 Literaturverzeichnis ...... 63 Judikaturverzeichnis ...... 67 Internetdokumente ...... 69 v

Abkürzungsverzeichnis

Abs Absatz Art Artikel bzw beziehungsweise DPMA Deutsches Patent- und Markenamt EPÜ Europäisches Patentübereinkommen etc et cetera EU Europäische Union EUG Gericht der Europäischen Union EuGH Europäischer Gerichtshof EUIPO Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum EWR Europäischer Wirtschaftsraum GGM Gemeinschaftsgeschmacksmuster GGV Verordnung über das Gemeinschaftsgeschmacksmuster GM Geschmacksmuster GMG Gebrauchsmustergsesetz GMV Geschmacksmusterverordnung GRUR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberschutz HABM Harmonierungsamt des Binnenmarkts HMA Haager Musterabkommen Hrsg Herausgeber IR Internationale Registrierung iSd im Sinne der/des iVm in Verbindung mit lit litera MS Mitgliedsstaat MSchG Markenschutzgesetz MuSchG Musterschutzgesetz nGGM nicht eingetragenes Gemeinschaftsgeschmacksmuster OLG Oberlandesgericht OPM Oberster Patent- und Markensenat PatG Patentgesetz

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PAV Patentamtsverordnung PCT Patent Cooperation Treaty RBÜ Revidierte Berner Übereinkunft Rn Randnummer Rsp Rechtsprechung SE Schadenersatz sog sogenannte/r StGB Strafgesetzbuch UMV Verordnung über die Unionsmarke UrhG Urheberrechtsgesetz usw und so weiter UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vgl vergleiche WIPO World Organisation Z Ziffer zb zum Beispiel

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1. Einleitung

Den Titel „Handbuch Moderecht“ trägt ein Werk, herausgegeben von zwei aus Deutschland stammenden Fachanwälten in den Bereichen Urheberrecht und Medienrecht, welches auch eine der Hauptquellen meiner Arbeit darstellt. Man könnte es als relativ mutig der beiden betrachten, dieses Buch so zu betiteln, da doch die Begriffe „Moderecht“ bzw „Modebranche“ in dieser Form gar nicht existieren. Dies tut aber insofern nichts zur Sache als die Herausgeber und Autoren des Buches nicht versuchen wollten, das sog „Moderecht“ als eigenständiges Gebiet im Bereich des geistigen Eigentums zu etablieren. Vielmehr wollten sie die rechtlichen Schutzmöglichkeiten für neue Kreationen und Erzeugnisse im modischen Bereich in den bereits existenten Rechtsbereichen aufzählen und erläutern.1 Genau dieser sehr speziellen aber durchaus praxisrelevanten Problemstellung möchte ich mich in der vorliegenden Arbeit widmen, denn es gibt wahrscheinlich keine andere Branche, die einem so großen und stetigen Wandel in Hinsicht auf und Ausdruck der Erzeugnisse unterliegt, wie die der Mode. Egal, ob es um die Modeerzeugnisse an sich, die Kollektionen, die Entwürfe oder die Schnittmuster geht, auf dem Bereich der Mode zählen in erster Linie die äußerliche Gestalt und der ästhetische Eindruck eines Produkts. Und genau dieses ästhetische Erscheinungsbild von Modeerzeugnissen wird vor allem, wenn es offensichtlich dem Geschmack der Verbraucher zusagt, gerne und oft nachgeahmt und übernommen. Zur Zeit der Haute Couture Präsentation in Paris zum Beispiel, präsentieren wie Karl Lagerfeld, Christian Lacroix, Yamamoto und zahlreiche andere ihre neuen Kollektionen am Laufsteg. Inzwischen machen sich die Zeichner anderer Modeketten wie Zara, H&M und dergleichen, die für weite Teile der Bevölkerung eine günstige Alternative für den Kauf von Bekleidungsartikeln darstellen daran, diese abzukupfern und nachzuahmen, um sie dann wenige Zeit später in ihren Filialen anzubieten.

1 Fuchs, Handbuch Moderecht, GRUR 2012, 802. 1

In der folgenden Arbeit möchte ich deshalb die rechtlichen Schutzmöglichkeiten modischer Neuschöpfungen beleuchten und die Möglichkeiten aufdecken, verletzte Designrechte zu ahnden.

2. Hauptteil

Im Folgenden wird die österreichische Rechtslage im Bereich des Rechtsschutzes modischer Neuschöpfungen erörtert. Aufgrund der in Österreich nur spärlich vorhandenen Fachliteratur zu diesem ganz speziellen Thema, werde ich meine Untersuchungen weitgehend in Anlehnung an die deutsche Fachliteratur und Rechtsprechung zu dieser Thematik anstellen und herausarbeiten, inwiefern diese sich von der Rechtslage in Österreich unterscheidet bzw auch auf Österreich zutrifft.

2.1.1. Patentrecht

Anfangen möchte ich mit dem Rechtsbereich des Patentrechts. Dieses Gebiet wirkt vielleicht auf den ersten Blick als ein wenig unpassend für den Schutz modischer Neuschöpfungen, schützt doch dieses gerade technische Erfindungen und nicht die Ästhetik bzw das Design oder die kreative Gestaltung eines Produkts. Bei genauerer Betrachtung der Materie lassen sich allerdings auch im Bereich modischer Erzeugnisse technische Merkmale und technische Eigenschaften erkennen, was durchaus zur Anwendung des Patentrechts für Modeerzeugnisse führen kann. Um ein Patent anmelden zu können, muss die jeweilige Erfindung dem Gesetzeswortlaut2 nach neu und gewerblich anwendbar sein und sich für den Fachmann nicht in nahe liegender Weise aus dem Stand der Technik ergeben. Neuheit weist eine Erfindung nach ständiger Rechtsprechung dann auf, wenn diese nicht zum aktuellen Stand der Technik gehört. Dieser wiederum bildet all das, was der Öffentlichkeit, egal in welcher Form oder Sprache und egal wo auf der Welt, vor dem Tag der Anmeldung zugänglich gemacht wurde. Somit

2 Vgl § 1 PatG. 2 können sich auch ganz nach dem Motto „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, eigene Handlungen des Erfinders, wie über die Erfindung zu sprechen oder diese auf einer Mode-Messe zu präsentieren etc neuheitsschädlich auf diesen auswirken.3 Das Kriterium der gewerblichen Anwendbarkeit bildet in der Praxis kaum Probleme, da es dabei darum geht, Erfindungen auszuschließen, die nicht dazu geeignet sind, die charakteristischen Merkmale berufsmäßiger Tätigkeit zu erfüllen. Hierin werden Erfindungen gesehen, deren Ausführbarkeit mehr zufallsbedingt als sicher ist bzw solche mit unsinnigen Problemstellungen.4

Um sicher zu gehen, dass für meine Untersuchungen auch die deutsche Rechtsprechung und Literatur herangezogen werden kann, möchte ich vorerst kurz die Unterschiede in den Gesetzestexten erläutern. Im Vergleich kann man erkennen, dass sich die Bestimmungen für patentierbare Erfindungen in Österreich von denen in Deutschland lediglich in der Ausdrucksweise über die Höhe der Erfindung unterscheiden. In Deutschland heißt es „auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhend”, in Österreich ist die Rede von “Erfindungen, die sich für den Fachmann nicht in naheliegender Weise aus dem Stand der Technik ergeben”. Auch diese Unterscheidung ist hinfällig, da die Definition im österreichischen PatG dieselbe ist, wie die des EPÜ in Art 56: „Eine Erfindung gilt als auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhend, wenn sie sich für den Fachmann nicht in naheliegender Weise aus dem Stand der Technik ergibt“. In Deutschland wiederum lehnt sich der Begriff der „erfinderischen Tätigkeit an den Kriterien der Definition des Art 56 EPÜ an und weist somit denselben Sinngehalt auf.5 Eingehend auf die Problematik der Definition von „naheliegend“ erscheint es interessant, den vor allem vom Europäischen Patentamt benutzten „Aufgabe- Lösungs-Ansatz“ zu erklären.6 Dies soll anhand eines fiktiven Beispiels eines an der Kapuze einer Regenjacke angebrachten Reißverschlusses passieren.

3 OPM 12.09.2012, Op 2/12. 4 Burgstaller, Patentrecht und Technologietransfer (2009) 72. 5 Seifried/Borbach, Schutzrechte und Rechtsschutz in der Mode- und Textilindustrie (2014) 135. 6 OGH 22.09.2015, 4 Ob 17/15a = ZTR 2015, 277. 3

Dieser Ansatz erfordert, nachdem vorerst der in Bezug auf das Produkt relevante Stand der Technik ermittelt wurde, eine Definition der eigentlichen Aufgabe der Erfindung. Daraufhin wird verglichen, ob sich die beanspruchte Erfindung und der Stand der Technik voneinander unterscheiden und welche Aufgabe diesen Unterschied lösen könnte. Sollten Dokumente mit naheliegenden Anliegen gefunden werden, wird untersucht, wie weit sich diese von der Erfindung unterscheiden. Sodann fragt man sich, welche Aufgabe diese Differenz zwischen Stand der Technik und Erfindung lösen könnte. Diese Aufgabe stellt im Folgenden auch das Problem dar, für das die Erfindung eine konkrete Lösung bieten soll. Naheliegend und somit nicht als durch das Patentrecht schützenswerte Erfindung zu qualifizieren, wäre eine Sache zb dann, wenn ein anderes Dokument eines Patents bereits eine entsprechende Lösung vorsieht, welche offenbart wurde.7 Für das konkrete Beispiel der Kapuzen-Regenjacke muss zu allererst der Gegenstand der Erfindung umschrieben werden, um dann daraus den Überschuss zu ermitteln, der sich im Vergleich zu bereits bekannten Gegenständen ergibt. Hier wäre der Überschuss zum Stand der Technik der Reißverschluss der Kapuze, ausgehend von der Annahme, dass in der Praxis ältere am Markt verfügbare Regenjacken diesen so nicht aufweisen. Bezogen auf diesen Überschuss ist sodann ein Problem zu formulieren. In unserem Fall wäre das Problem, die Kapuze der Regenjacke variabel also abnehmbar zu gestalten. Von diesem Problem ausgehend versucht man anschließend mittels Überprüfung des Standes der Technik zu klären, ob es sich wirklich um eine Erfindung handelt. Wenn bis dato keine Offenbarung von Patentdokumenten, die sich mit der Anpassung von Kleidungsstücken mit Zusatzteilen etc beschäftigt, vorliegt, kann man davon ausgehen, dass das „Produkt“ auf eine erfinderische Tätigkeit zurückzuführen ist und die Patentierbarkeit bezüglich dieses Kriteriums zu bejahen ist.8

7 Europäisches Patentamt, Aufgabe-Lösungs-Ansatz, (12.10.2016). 8 Seifried/Borbach, Schutzrechte und Rechtsschutz in der Mode- und Textilindustrie, 139. 4

Allgemein betrachtet ziert der Reißverschluss eine Vielzahl modischer Erzeugnisse und stellt auch in fast allen Fällen, abgesehen vom ästhetischen Effekt, ein wichtiges und nicht wegdenkbares technisches Merkmal dar, denkt man einfach an die Verwendung des Reißverschlusses an Jacken, Handtaschen und Jeans. Das Patent für den Reißverschluss wurde bereits im Jahr 1917 in den USA ausgestellt. In der Modewelt galt der Reißverschluss zu Beginn seiner Verwendung als vulgär und wenig glamourös. Erst 1933 verwendete der Amerikaner Charles James erstmalig einen Metall-Reißverschluss als modisches Element und wickelte ihn spiralförmig von oben nach unten über die gesamte Gestalt eines Kleides. 9 Wird die klassische Erfindung des Reißverschlusses in neuen Variationen weiterentwickelt, kann dies unter Umständen zu einem neuen Patent führen. Abgesehen vom Reißverschluss stellen auch andere Kleidungsverschlüsse, wie Klettverschluss und besonders ausgestaltete Gürtelschließer, Belüftungssysteme für Kleidungsartikel und Systeme, welche die leichtere Anpassung an verschiedene Körpergrößen möglich machen, patentierbare Erfindungen dar. Darüber hinaus existieren Gewebe mit besonderen Eigenschaften wie schweißaufsaugend, wärmend im nassen Zustand oder atmungsaktiv, Mechanismen zum Bedrucken und Einfärben von Stoffen und Materialien, Arten von Geweben, mit besonderen optischen Eigenschaften. Diese stellen allesamt technische Elemente innerhalb von Produkten der Modebranche dar, für die ein Patentschutz nach dem PatG in Erwägung gezogen werden kann.10

2.1.1.1. Ausschluss von der Patentierbarkeit Wichtig zu behandeln erscheint an dieser Stelle auch, welche Relevanz das Nicht-Ansehen von ästhetischen Formschöpfungen als Erfindung für die Patentierung modischer Neuschöpfungen hat. § 1 Abs 3 PatG umfasst nämlich eine Liste von Gegenständen, die ex lege von der Patentierbarkeit ausgeschlossen ist. Die aufgelisteten Gegenstände gelten

9 Kedves, 100 Jahre Reißverschluss, (19.03.2017). 10 Schneider, Patentrechtlicher Schutz von Mode, in Kirchner/Kirchner-Freis (Hrsg), Handbuch Moderecht (2011) 155. 5 jedoch nur dann nicht als Erfindungen, wenn der Patentschutz für sie „als solcher“ beansprucht wird.11 Laut Europäischem Patentamt können jedoch ästhetische Formschöpfung und technische Problemlösung miteinander in Verbindung stehen. Die ästhetische Formschöpfung alleine ist nie patentierbar. Wenn das technische Mittel allerdings nur dazu verwendet wird, die gewünschte ästhetische Wirkung zu erzielen, bedeutet dies kein Hindernis für den Patentschutz dieses Produkts sondern dann würde das Mittel zur Erzielung dieses ästhetischen Effekts im Ganzen patentierbar sein. Umgemünzt auf Mode kann das in einem Beispielfall bedeuten, dass der Stoff eines Bekleidungsartikels den technischen Aspekt und das Muster auf dem Stoff den ästhetischen Aspekt darstellt. Von dieser Annahme ausgehend könnte man zb das Gewebe eines Stoffes patentieren lassen, wenn seine attraktive Gestaltung, auf eine spezielle Schichtstruktur, welche vor dem Anmeldetag noch nie für diesen Zweck herangezogen wurde, zurückzuführen ist.12

2.1.1.2. Verfahrenspatent und Sachpatent Das österreichische Patentrecht kennt zwei Arten von Patenten, jenes für Sachen bzw Erzeugnisse und jenes für Verfahren, das sog Verfahrenspatent. Das Sachpatent wird verwendet um räumlich erfassbare Gegenstände, wie Maschinen, Gebrauchsgegenstände und dergleichen zu schützen. Hier wird das Produkt als solches geschützt, egal wie dieses hergestellt wurde. Das Verfahrenspatent hingegen schützt in Bezug auf Vorgänge, deren zeitlichen Ablauf und sperrt die Anwendung dieses Verfahrens für Dritte.13 Zu den Anfängen der Entwicklung von „Intelligent Fashion“ (dazu später) zählten eine Patentanmeldung aus dem Jahr 1998 beim Europäischen Patentamt über luftdurchlässigen Textilverbundstoff und eine Anmeldung eines Verfahrenspatents14 des Goretex-Herstellers W.L. Gore and Association, Inc. aus dem Jahr 1973. Der Anspruch dieses Patents beschreibt das Verfahren zur Herstellung eines durch die rasche und definierte Verformung einer Art von Kunststoff (Polytetrafluorethylen) hergestellten festen, hochporösen Stoffs.

11 Burgstaller, Österreichisches Patentrecht. Kommentar (2012). 12 Dybdahl-Müller, Europäisches Patentrecht3 (2009) Rz 86. 13 Burgstaller, Patentrecht und Technologietransfer, 74. 14 US Patente 3953566 und 3962153, Deutsches Patent DE 2 417 901 C3. 6

Dieser ist winddicht und wasserdicht aber trotzdem wasserdampfdurchlässig, weshalb er sich bestens zur Verarbeitung von Funktionstextilien eignet.15

2.1.1.3. Intelligent Fashion Unter den Begriffen „High-Tech Fashion“, „Intelligent Fashion“ oder „Smart Fashion“ werden Bekleidungsartikel verstanden, die durch eine spezielle Behandlung des Textilmaterials und das Implementieren von Mikroelektronikteilen ein für den Träger sinnvolles Zusammenspiel zwischen elektronischem System und Bekleidung schaffen und diesem zusätzliche Funktionen ermöglichen.16 Nike hat zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Apple vor einigen Jahren ein Patent zur Verwendung von Sensoren in Sportschuhen und Sportbekleidung angemeldet, welche die Fähigkeit haben gewisse Gesundheitszustände wie Herzfrequenz oder Blutdruck während des Trainings zu messen.17 Am Institut für Verfahrenstechnik in Denkendorf in Deutschland wurde des Weiteren Bekleidung entwickelt, die vor allem älteren oder kranken Menschen helfen soll, indem diese erkennt, wenn der Träger dieses Bekleidungsstücks längere Zeit regungslos ist oder gestürzt ist. Als Antwort darauf kann der Sensor dann automatische Notrufe absetzen.18 Inwieweit für diese konkrete Erfindung bzw für die Vielzahl anderer Intelligent- Fashion Erscheinungen, auf die ich in meiner Recherche gestoßen bin, bereits Patente angemeldet wurden, konnte ich nicht präzise herausfinden. Nichtsdestotrotz bin ich aber davon überzeugt, dass das Patenrecht auch für diesen Bereich eine große Rolle spielt bzw in der Zukunft spielen wird.

2.1.1.4. Anmeldung und Schutzdauer Patente gelten aufgrund des Territorialitätsprinzips räumlich nur für das österreichische Hoheitsgebiet. Somit muss bei „nur“ nationalem Schutz eines Patents die Verwendung der eigenen Erfindung im Ausland hingenommen werden. Allein aus diesem Grund erscheint der rein nationale Patentschutz für die Modebranche als keinesfalls ausreichend.

15 Seifried/Borbach, Schutzrechte und Rechtsschutz in der Mode- und Textilindustrie, 114. 16 Kromer, Smart Clothes: Ideengenerierung, Bewertung und Markteinführung (2008) 13. 17 Andelfinger, Internet der Dinge: doppelte Chance für Versicherer (2013) 42. 18 Werner/Ziegler, Hightech-Kleidung, http://www.planet- wissen.de/gesellschaft/mode/hightech_kleidung/index.html (18.01.2017 09:30). 7

Patente bieten einen zeitlich begrenzten Rechtsschutz von 20 Jahren ab dem Anmeldetag, welcher den Tag darstellt, an dem die Anmeldung das Patentamt in korrekter Form erreicht hat.19 Dieser berechtigt den Anmelder dazu Dritte davon auszuschließen, den Gegenstand der Erfindung betriebsmäßig herzustellen, in den Verkehr zu bringen, zu gebrauchen etc. Das Patentamt überprüft bei der Anmeldung auch, ob tatsächlich eine patentwürdige Erfindung vorliegt.20

2.1.2. Gebrauchsmusterrecht

Im Folgenden soll kurz erläutert werden, wie sich Gebrauchsmuster und Patentrecht voneinander unterscheiden, da sie ja im Grunde beide technische Lösungen von Problemen schützen und demnach hier nur relevant erscheint, welche Vorteile bzw Nachteile die Anmeldung eines Gebrauchsmusters im Vergleich zum Patent für den Bereich der Modebranche hat. Gemessen an den Rechten und Sanktionen, die der jeweilige Anmelder aufgrund seiner Erfindung geltend machen kann, entsprechen sich Patent- und Gebrauchsmustervorschriften. Außerdem sind die Anforderungen an „Neuheit“ und „Gewerbliche Anwendbarkeit“ eines Gebrauchsmusters seit einer Grundsatzentscheidung des OPM vom 22.12.2010 die gleichen, wie die für eine Patenterteilung.21 Die Unterschiede des Gebrauchsmusters zum Patent und die damit einhergehenden Vorteile zeigen sich in der schnelleren und einfacheren Registrierung der Erfindung, wodurch die Durchsetzung des Rechtschutzes wesentlich schneller bewirkt werden kann. Diese kürzere Dauer ergibt sich dadurch, dass bei der Anmeldung eines Gebrauchsmusters die Neuheit und die Erfindungsqualität nicht überprüft werden. Für Modeerzeugnisse ist dies von großer Bedeutung, weil diese häufig nur für eine Saison aktuell und modern sind und nicht viel Zeit bleibt, besonders lange auf das Eintreten der Schutzwirkung zu warten.22

19 Horn, Das Patentrecht, in Jud/Hauser (Hrsg), Gewerblicher Rechtsschutz II (2015) 50. 20 Vgl § 22 PatgG. 21 Kucsko, Geistiges Eigentum (2003) 966. 22 Bredt, Das Kapital der Kreativen3 (2013) 60. 8

Als Gegenelement zu dieser bloß formalen Prüfung der Anmeldung hat jedermann gem § 28 Abs 1 GMG das Recht, die Nichtigerklärung eines Gebrauchsmusters zu beantragen. Dies stellt für den Anmelder natürlich ein gewisses Risiko dar. Durch den Entfall der materiellen Prüfung über Neuheit, erfinderischen Schritt und gewerbliche Anwendbarkeit, sind auch die Kosten der Anmeldung um einiges geringerer, was die Anwendbarkeit des Gebrauchsmusterrechts für Klein- bzw Mittelunternehmer deutlich erhöht. 23 Auch die sog Neuheitsschonfrist,24 wodurch eine Offenbarung der Erfindung außer Betracht bleibt, die nicht früher als sechs Monate vor dem Anmeldetag erfolgt ist und unmittelbar oder mittelbar auf den Anmelder oder seinen Rechtsvorgänger zurückgeht, spricht für die Anmeldung eines Gebrauchsmusters. Auffallend im Vergleich zum Patent ist auch die geringere Schutzdauer des Gebrauchsmusters, die sich hier nur auf 10 Jahre beläuft. Dies sollte allerdings kein allzu großes Problem für einen Anmelder in der Modebranche darstellen, da Modeerzeugnisse, wie bereits angesprochen, ja so und so oft nur für kurze Zeit aktuell sind.25

2.1.3. Geschmacksmusterrecht

Das Geschmacksmusterecht wendet sich nun im Gegensatz zu den zwei bereits vorweg erörterten Gebieten „Patentrecht“ und „Gebrauchsmusterrecht“ gezielt dem Schutz des und der ästhetischen Gestaltung eines Erzeugnisses zu. Als Erzeugnis wird gem § 1 Abs 3 MuSchG „jeder industrielle oder handwerkliche Gegenstand“ verstanden.26 Heutzutage, da sich Gebrauchsgegenstände der gleichen Kategorie bezüglich technischer Eigenschaft, Funktion und Preis nur kaum voneinander unterscheiden, entscheidet immer mehr das Design über Kauf oder Nicht-Kauf

23 Beetz, Zur Erfindungsqualität im Gebrauchsmusterrecht, ÖBI 2007/34, 148 (149). 24 Vgl § 3 Abs 3 GMG. 25 Horn, Das Gebrauchsmusterrecht, in Jud/Hauser, Gewerblicher Rechtsschutz II, 92. 26 Vgl § 1 Abs 3 MuSchG. 9 eines Produkts. 27 In der Modewelt ist das Design natürlich noch ausschlaggebender, denn neben anderen Faktoren, wie Materialbeschaffenheit und Qualität, wählt ein modebewusster Durchschnittsbürger die Kleidungsstücke aus, die ihm optisch am besten zusagen. In der Praxis und auf dem Markt werden Geschmacksmuster üblicherweise als „Designs“ bezeichnet. Der Begriff „Design“ ist der deutschen Sprache aber eigentlich fremd. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er als Synonym für Plan, Entwurf, Muster und Modell verwendet. Stilechter und eleganter ausgedrückt bedeutet Design die künstlerische Gestaltung einer Form. Schutzfähig im Geschmacksmusterrecht sind die Erscheinungsform des Erzeugnisses oder Teile davon. Diese ergibt sich aus Linien, Konturen, Farben, Gestalt, Oberflächenstruktur, Werkstoff selbst oder Verzierung des Produkts.28 Für Erzeugnisse und Textilien der Modebranche kommen demnach sehr viele Möglichkeiten wie das Dessin, der fertige Stoff oder das Endprodukt für den Geschmacksmusterschutz in Frage. Die praktische Relevanz des Geschmacksmusterschutzes für die Textilbranche zeigt sich deutlich in einer Statistik, über die Geschmacksmusteranmeldungen in Deutschland, wovon 40% der Gesamt-Anmeldungen in den Warenklassen 02 (Bekleidung und Kurzwaren) und 05 (nichtkonfektionierte Textilwaren) eingehen.29

2.1.3.1. Schutzvoraussetzungen Voraussetzung für die Erteilung eines Geschmacksmusters sind neben dem Bestehen eines Musters, seine Neuheit und seine Eigenart. Ein Geschmacksmuster wird jedoch ohne inhaltliche amtliche Prüfung durch das Patentamt erteilt.30

Neuheit: Geschmacksmuster gelten als neu, wenn es keine identischen Muster gibt, die der Öffentlichkeit vor dem Anmeldetag/Prioritätstag offenbart wurden.

27 Holzer, Anmerkungen zum Geschmacksmuster, ÖBl 2011/64, 260 (261). 28 Appl, Musterschutzrecht in Wiebe (Hrsg), Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3 (2016) 85. 29 Kühne, Geschmacksmusterrechtlicher Schutz von Mode, in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 6. 30 Holzer, ÖBI 2011/64, 260 (264). 10

Der diesbezügliche Ausdruck der Identität bedeutet, dass sich die GM nur bezüglich unwesentlicher Einzelheiten voneinander unterscheiden und sich somit das gesamte GM nicht ausreichend von einem bereits bestehenden abhebt.31 Die eigentliche Prüfung des Musters erfolgt in einem Einzelvergleich des anzumeldenden Musters mit Mustern aus dem bereits bekannten Formenschatz. Im Geschmacksmusterrecht bedeutet „öffentlich zugänglich gemacht“, dass das Muster den im EWR tätigen Fachpersonen der Modebranche vor dem Tag der Anmeldung bekannt sein konnte.32 Genau an diesem Punkt, stellt sich das praktische Problem für Designer und Hersteller in der Mode- und Textilbranche. Oft ist nämlich die Zeit für das Einreichen der Anmeldung des GM nach Fertigstellung einer neuen Kollektion zu kurz. Weiteres ist es problematisch, wenn vor Schutzanmeldung Produktpräsentationen oder Modeschauen stattfinden, die dazu führen, dass dem zugehörigen Fachkreis die Produkte bereits zugänglich gemacht wurden.33 Hier kommt nun die sog „Neuheitsschonfrist“ ins Spiel. Diese verhindert, dass neuheitsschädliche Handlungen des Gestalters, seiner Rechtsnachfolger oder missbräuchliche Handlungen Dritter gegen den Gestalter zum Ausschluss des Geschmacksmusterschutzes führen, solange innerhalb von 12 Monaten nach einer solchen Offenbarung die Anmeldung des Geschmacksmusters erfolgt.34 Dadurch erhalten Modeschöpfer die Möglichkeit, ihre Designs der Öffentlichkeit zb im Rahmen einer Modenschau zu präsentieren, um danach, abhängig davon, wie diese beim Publikum angekommen sind zu entscheiden, welche sich voraussichtlich gut verkaufen werden und in Produktion gehen sollen.

Eigenart: Weitere Schutzvoraussetzung für das Geschmacksmuster ist die Eigenart des Musters. 35 Von dieser spricht man, wenn ein informierter Benutzer den

31 Vgl Art 5 Abs 1 und 2 GGV. 32 Holzer, ÖBl 2011/64, 260 (264). 33 Ahnefeld, Rechtsprobleme der Mode- und Textilbrache: Leitfaden für die Praxis (2006) 4. 34 Woller, Der Schutz der coolen Business-Idee, ecolex 2013, 857 (858). 35 Eichmann in Eichmann/v. Falckenstein, Geschmacksmustergesetz4 § 2 Rn 29 (2010). 11

Gesamteindruck des Designs als unterschiedlich von dem eines anderen, bereits vor dem Anmeldetag offenbarten Designs, wahrnimmt. Der informierte Benutzer stellt hier, anders als im Marken- und Wettbewerbsrecht, eine Person dar, die nicht lediglich ein Durchschnittsbetrachter ist, sondern über ein gewisses Bewusstsein für Design und ein gewisses Maß an Kenntnissen in diesem Bereich verfügt. Der informierte Benutzer ist somit zwar kein Designfachmann, aber eine Person, die Kenntnis über die relevanten Geschmacksmuster hat und auch über die Elemente Bescheid weiß, die diese Geschmacksmuster normalerweise beinhalten und diese Kenntnis in der Beurteilung der Eigenart des Designs auch berücksichtigt.36 Für die Beurteilung der Eigenart wird allerdings auch die dem Entwerfer zur Verfügung stehende Gestaltungsfreiheit berücksichtigt. Dazu muss man sich die Faktoren Funktionalität, Formenschatz, branchenspezifische Gegebenheiten und die in der einschlägigen Warenkategorie vorhandene Musterdichte anschauen. Demnach sind die Anforderungen an die Unterscheidbarkeit bei geringer Musterdichte dementsprechend höher als bei hoher Musterdichte. Definitiv liegt die Eigenart eines Designs vor, wenn kein vorbekanntes Geschmacksmuster die prägenden Eigenschaften des in Frage stehenden jüngeren Musters enthält.37

2.1.3.2. Flächenmäßige Musterabschnitte Interessant und besonders attraktiv für Anmelder aus dem Textilbereich ist eine Sonderform der Musterdarstellung, die das Einreichen flächenmäßiger Musterabschnitte anstelle der normalen Wiedergabe ermöglicht. Auf diese Weise können Stoffmuster als Ganzes, sofern die sich aus § 28 Abs 2 bis 4 PAV ergebenden Größen- und Gewichtsangaben eingehalten werden, eingereicht werden. Für Textilien und Stoffe ist dies deswegen von Vorteil, weil es oft nur schwer oder gar nicht möglich ist, die spezielle Gestalt der Stoffe

36 Spiss/Zemann, Gemeinschaftsgeschmacksmusterverordnung – informierter Benutzer, ecolex 2012/33, 69 (69). 37 Götting, Gewerblicher Rechtsschutz10 (2014) 296. 12 oder Gewebe fotografisch oder in anderer Weise grafisch und alle Details wiedergebend, darzustellen. Bei einer Anmeldung durch Musterexemplar ist aber zu beachten, dass für die Veröffentlichung und die Registrierung trotzdem eine Abbildung des Musters einzureichen ist.38

2.1.3.3. Geheimanmeldung Im Normalfall folgt auf die Registrierung eines Geschmacksmusters die Veröffentlichung desselben. Damit ist im Regelfall auch verbunden, dass das Muster für jedermann sichtbar ist und auch Konkurrenten in dieses einsehen können. Dieser Effekt ist natürlich gerade bei Saisonartikeln, wie sie in der Modebranche so häufig vorhanden sind, durchaus problematisch, da damit ja auch der wirtschaftliche Erfolg des Erzeugnisses riskiert werden könnte. In solchen Fällen kann die Anmeldung des Musters als sog Geheimmuster- Anmeldung gem § 14 MuSchG erfolgen, bei der die Abbildung oder möglicherweise auch ein Exemplar oder eine Beschreibung des Geschmacksmusters in einem versiegelten Umschlag beim Patentamt eingereicht werden, welcher erst 18 Monate später von diesem geöffnet wird.39

2.1.3.4. Gestaltungselement Farbe Für den Bereich der Mode und des Modedesigns spielt außerdem das Element „Farbe“ eine große Rolle. Sie kann entweder alleine oder in Kombinationen mit anderen Farben die Erscheinungsform eines Kleidungsstücks, sei es der klassische Anzug, eine Hose oder ein Kleid, maßgeblich beeinflussen. Aufgrund der Definition eines „Erzeugnisses“ ex lege fällt allerdings die abstrakte Farbe nicht in den Schutzbereich des GM. Nichtsdestotrotz kann aber die Farbe als eines von mehrere Elementen, wie Linienführung, Oberflächenstruktur oder Material, welche im Zusammenspiel das Erscheinungsbild eines Erzeugnisses ausmachen, über Vorliegen oder Nicht-Vorliegen der Schutzfähigkeit mitentscheiden.40

38 Kühne in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 14. 39 Grünwald, Das Geschmacksmusterrecht, in Jud/Hauser, Gewerblicher Rechtsschutz II, 150. 40 Grötschl, Farbe bekennen oder schwarz-weiß sehen? Das Gestaltungselement Farbe im Designrecht. Monopol auf Farben, ipCompetence 2016/15, 54 (56). 13

2.1.3.5. Entscheidung: Gefächertes Federdesign Eine diesbezüglich sehr interessante Entscheidung, ist die des OLG Frankfurt vom 12. Mai 2015. Klägerin war ein Unternehmen, das verschiedene Stoffmuster herstellte und vertrieb, unter anderem ein Muster über ein gefächertes Federdesign, welches von der Klägerin zu dieser Zeit bereits als Geschmacksmuster eingetragen worden war. Die Farben des eingetragenen Musters waren dunkle Grün-, Blau- und Brauntöne, welche sich auf schwarzem Hintergrund befanden. Die Beklagte, welche Damenschuhe und Accessoires designt und vertreibt, hatte in ihrem Sortiment unter anderem ein Schuhmodell, das äußerlich mit dem fast identen Design der Klägerin, nämlich dem gefächerten Feder-Design gestaltet war. Bloß die Farbkombination, die von der Beklagten verwendet wurde, war unterschiedlich und spiegelte sich in den Farben rot, gelb, hellrosa und blau wider. Im Urteil entgegnete das Gericht dem Begehren der Klägerin, welche neben Auskunft auch Schadenersatz forderte, es der Beklagten zu verbieten die Schuhe weiterhin anzubieten bzw zu verkaufen, folgende Ansicht: Bei dem von der klagenden Partei eingetragenen Geschmacksmuster handle es sich um ein farbig eingetragenes Muster, was dazu führt, dass bei Verwendung abweichender Farben, trotz identischer Übernahme des Designs und der zeichnerischen Elemente, dennoch ein abweichender Gesamteindruck entstehen kann. Dies resultiert aus der Annahme, dass die Form eines Designs nicht ohne weiteres von der Farbe abstrahiert werden könne.41

(Bildquelle: Urteil des OLG Frankfurt, 12.05.2015, Az. 11 U 104/14)

41 OLG Frankfurt am Main 12.05.2015, 11U 104/14 = GRUR_Prax 2015, 347 (Ebert- Weidenfeller). 14

2.1.3.6. Puma gegen Adidas - Schuhmodell „Stan Smith Boost“ Ein besonders aktueller Musterstreit dreht sich um den Versuch des deutschen Sportartikelherstellers Puma, seinem Konkurrenten Adidas den Verkauf eines Sportschuhmodells zu verbieten. Konkret hatte Puma für die Form und das Aussehen einer Schuhsohle ein europäisches Geschmacksmuster anmelden lassen. Dieses charakterisiert sich speziell durch das weiße Erscheinungsbild, welches optisch aussieht, als wären kleine Styropor-Kügelchen aufeinandergeschichtet und zusammengeklebt worden. Die sog „eTPU- Technologie“, bewirkt für den Träger der Schuhe angeblich ein extrem federndes Gefühl. Der Schutz dieses Musters, so behauptete Puma wurde dann durch das Modell „Stan Smith Boost“ von Adidas verletzt. Das Landesgericht Braunschweig entschied am 19. Juni 2017, dass zwischen den Modellen zu viele optische und auch wesentliche Differenzen bestünden. Puma zog daraufhin seinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zurück.42

Adidas Puma (Bildquelle: DPA)

2.1.3.7. Nutzung Der Inhaber eines über § 4 MuSchG eingetragenen Geschmacksmusters erhält dadurch das Recht, sein Muster uneingeschränkt zu verwenden und jeden Dritten von der Verwendung seines Musters auszuschließen.43 In Gesamtbetrachtung erscheint das Geschmacksmuster für den Schutz von Modeerzeugnissen sehr hilfreich, da das Verfahren im Vergleich zu dem vor anderen Ämtern aufgrund des Entfalls der Neuheitsprüfung und der Prüfung der Eigenart relativ kurz ist. Außerdem können auch kostensparend in einem

42 Handelsblatt, Adidas feiert Etappen-Sieg im Schuh-Streit, (19.06.2017, 17:08). 43 Thiele, Bildzitat und Musterschutz, ÖBl 2011/70, 300 (303). 15

Sammelmuster bis zu 50 Muster gemeinsam angemeldet werden.44

2.1.4. Markenrecht

Marken stellen ein nicht mehr wegzudenkendes Mittel zur Kennzeichnung und Unterscheidung unterschiedlichster Produkte dar. Sie ermöglichen dem Kunden, Rückschlüsse hinsichtlich Vertrauenswürdigkeit, Qualität, Herkunft und anderen Merkmalen eines Produkts zu ziehen. Für den Markeninhaber kann sich im Umkehrschluss dadurch ein gewisser Grad an Bekanntheit ergeben und durch die Registrierung der Marke beim Patentamt Schutz vor Nachahmung erlangt werden. Außerdem bedeuten Markenprodukte im Allgemeinen für mehr und mehr Personen essentielle Ausdrucksmittel ihres Stils und persönlichen Auftretens. Speziell bei Modemarken ist mit der Marke in vielen Fällen ein ganz charakteristisches Design verbunden. Auf diese Weise können Modemarken eine stark ausgeprägte Signalwirkung auf den Kunden haben, durch welche zum Vorteil des Markeninhabers die Bindung zwischen Unternehmen und Käufer begründet oder intensiviert wird. Somit haben Marken für die Modebranche eine wohl klar über dem mit der Marke verbundenen Schutzrecht liegende Bedeutung.45 Nach § 1 MSchG sind alle graphisch darstellbaren Zeichen, sofern diese geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denen eines anderen zu unterscheiden, Marken. Als „Zeichen“ gelten alle sinnlich wahrnehmbaren Äußerungsformen, wodurch auch die Schutzfähigkeit von Duft-, Geschmacks-, Hör- und Tastmarken möglich ist.46 Als Markenarten lassen sich Wortmarke, Bildmarke, Wort-Bild-Marke, Buchstaben- bzw Ziffernmarke, Formmarke, Klangmarke, Geruchsmarke, Farbmarke und einige sonstige Markenarten voneinander unterscheiden. Die für die Modebranche relevanten Markenarten werden in den Aufzählungen weiter unten näher erläutert.

44 Kucsko, Roadmap Geistiges Eigentum (2004) 35. 45 Schell, Markenrechtlicher Schutz von Mode, in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 28. 46 Koppensteiner, Markenrecht4 (2012) 45. 16

Im Allgemeinen ist das Markenrecht geprägt vom Prioritätsprinzip und vom Territorialitätsprinzip. Somit ist der Markenschutz beschränkt auf den Staat, in welchem er registriert worden ist und das jüngere Zeichen hat iSd Prioritätsprinzips im Falle einer Kollision von Markenzeichen die bessere Stellung, wodurch der Inhaber dieses Zeichens sich gegen, nach seiner Eintragung entstandene Zeichen, durchsetzen kann. Auch von Bedeutung ist, dass es im Gegensatz zu den anderen Rechtsgebieten, wie Patent- oder Geschmacksmusterrecht, im Markenrecht nicht auf die Neuheit oder Eigenart des Zeichens ankommt, sondern lediglich auf dessen Unterscheidungskraft.47 Die Schutzdauer einer Markenanmeldung beläuft sich auf 10 Jahre und kann durch Zahlung der entsprechenden Gebühr immer wieder um weitere 10 Jahre verlängert werden. Mit dieser registrierten Marke kann der Anmelder anderen verbieten, identische oder verwechselbare Zeichen zu benutzen. 48

An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass das Markenrecht nicht wie das Geschmacksmuster- oder Urheberrecht dem Produktschutz dient, sondern die Produkte eines bestimmten Unternehmens kennzeichnen soll, sodass Rückschlüsse auf die Herkunft dieser vorgenommen werden können. Genau aus diesem Grund enthält das Markenschutzgesetz auch Ausschlussbestimmungen über gewisse produktbezogene Formmarken, die vermeiden wollen, dass durch das Markenrecht Schutz für das Produkt an sich gewährt wird. Wichtig ist diese Unterscheidung, da bei Modeschöpfungen ja hauptsächlich der Wunsch besteht, deren Gestalt oder Form zu schützen. Nähere Ausführungen zu dieser Problematik finden sich innerhalb der Kapitel 2.1.4.2. und 2.1.4.8.

2.1.4.1. Schutzvoraussetzungen Schutzvoraussetzung für einen Schutz nach dem österreichischen Markenschutzgesetz ist, dass sich das anzumeldende Zeichen grafisch darstellen lässt. Das heißt, dass es „klar, eindeutig, in sich abgeschlossen, leicht zugänglich, verständlich, dauerhaft und objektiv“ sein muss. Ein Markenzeichen muss darüber hinaus abstrakte Unterscheidungskraft besitzen,

47 Müller/Höller-Prantner, Markenrecht kompakt (2013) 17. 48 Stangl in Kucsko/Schuhmacher (Hrsg), marken.schutz2 § 19 (Stand 31.12.2013). 17 also imstande sein, das vorliegende Produkt von anderen Produkten anderer Hersteller zu unterscheiden. 49 Dem Eintragungshindernis der fehlenden Unterscheidungskraft steht aber nicht entgegen, dass dieses durch erworbene Unterscheidungskraft innerhalb der betroffenen Verkehrskreise überwunden wird.50

2.1.4.2. Gezielter Schutz von Designelementen durch das Markenrecht Der für die Modebranche relevanteste Bereich des Markenrechts ist jener, der gezielt dem Schutz von Designelementen dient. Dafür stehen neben der Formmarke, die Bild- und die Positionsmarke zur Verfügung.

1.) Formmarke Für das äußere Erscheinungsbild bzw bestimmte Merkmale zur Gestaltung eines modischen Erzeugnisses kann die Formmarke dienlich sein, die sich dem Schutz dreidimensionaler Zeichen zuwendet. Auch hier ist erforderlich, dass sich das Zeichen, gewertet am Gesamteindruck, dazu verwenden lässt, die Ware so zu kennzeichnen, dass der Verbraucher, dieses einem Unternehmen zuordnen kann. Dabei ist zu überprüfen, ob ein Durchschnittsverbraucher, selbst bei Fehlen von grafischen oder Wortelementen, von der Form der Ware auf ihre Herkunft schließen kann. Daraus folgernd lässt sich schließen, dass bei Formmarken die Unterscheidungskraft wahrscheinlich nur dann gegeben ist, wenn die Marke sich erheblich von der Norm bzw der Branchenüblichkeit abhebt und daraus ihre wesentliche herkunftskennzeichnende Funktion erlangt.51 Speziell für Erzeugnisse der Modebranche ist aber bei der Formmarke auch immer darauf zu achten, dass nicht womöglich ein Eintragungshindernis aufgrund § 4 Abs 1 Z 6 MSchG vorliegt. Siehe dazu unter Kapitel 2.1.4.8.

2.) Bildmarke Die Bildmarke stellt eine weitere Möglichkeit dar, Designelemente rechtlich vor Nachahmung zu schützen.

49 Fercher/Heidinger, Markenrecht, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 119. 50 Plasser, Immaterialgüterrechtlicher Schutz von Warenformen, ÖBI 2013/2, 4 (5). 51 Schell, Aspekte des markenrechtlichen Schutzes von Mode, GRUR-Prax 2012, 201 (202). 18

Bildmarken bestehen ausschließlich aus grafischen Elementen. Diese können Abbildungen unterschiedlichster Art sein, welche sich unter anderem aus einfachen grafischen Abbildungen, aus „Bildern“ im üblichen Sinn aber auch aus der Darstellung von Etiketten, Logos oder Schriftzügen in Form einer grafischen Gestaltung ergeben können.52 Für die Modebranche spielt die Markenart der Bildmarke, speziell wegen ihrer ästhetischen Gestalt eine sehr wichtige Rolle. Die Beispiele für Bildmarken in diesem Bereich reichen von dem jedermann bekannten Nike – Schwung, über das Polo-Reitersymbol von Ralph-Lauren, den Tatzen-Abdruck von Jack Wolfskin, bis hin zur Wiedergabe von konkreten Warenteilen, wie dem Verschlusselement von Gucci in bildlicher Darstellung.53 Die Rechtsprechung, die sich mit designbezogenen Bildmarken beschäftigt, ist sowohl umfangreich als auch uneinheitlich. Die Eintragung solcher Bildmarken hängt im Grunde davon ab, ob aus der Abbildung ein schutzfähiges Element hervorgeht oder ob eine bloß bildliche Gestaltung, die vom Verkehr nur als Dekoration der Ware wahrgenommen wird, vorliegt. Aus der neueren Rechtsprechung kann man allerdings schließen, dass gerade im Bereich von Modeerzeugnissen die branchenüblichen Gewohnheiten zur Kennzeichnung von Waren für die Beurteilung der Unterscheidungskraft eine große Rolle spielen. Besteht die Möglichkeit, das Zeichen der Bildmarke praktisch auch so einzusetzen, dass der Verkehr dieses als Hinweis auf die Herkunft wahrnimmt (Anbringen dieser auf dem Etikett), sollten bezüglich der Unterscheidungskraft keine Zweifel mehr bestehen.54

Levis gegen New Yorker – Rechtsstreit um geschwungene Naht: Einen Rechtsstreit über eine Bildmarke hatte kürzlich Levis für sich entschieden. Dabei hatte Levis das Braunschweiger Unternehmen New Yorker wegen der Verwendung der geschwungenen Doppelnaht auf der Gesäßtasche von Jeans geklagt, welche üblicherweise auf den Jeans ersteren Unternehmens vorzufinden ist.

52 Hauer in marken.schutz2 §1 Rz 33. 53 Schell in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 37. 54 Schell, , GRUR-Prax 2012, 201 (202). 19

Laut dem Oberlandesgericht würden die Verbraucher vor allem im Bekleidungssektor in der Verwendung von Nähten bzw genähten Zeichen auf den Gesäßtaschen von Jeans einen Herkunftsnachweis sehen und es bestünde aus diesem Grund die Gefahr, diese könnten irrtümlicherweise davon ausgehen, eine Levis-Jeans zu kaufen. Der OLG hat in diesem Fall von Verwechslungsgefahr zumindest im engeren Sinn gesprochen. Dies bedeutet, dass der Verkehr zwar Unterschiede in den Markenzeichen erkennen kann, angesichts der Ähnlichkeit dieser im vorliegenden Rechtsstreit der in beiden Fällen ähnlich vorliegenden Schwungform der Nähte, würde er allerdings trotzdem von einem wirtschaftlichen oder organisatorischen Zusammenhang der Unternehmen ausgehen.55

Levis New Yorker (Bildquelle: OLG Hamburg 18.09.2014, 3 U 96/12)

3.) Positionsmarke Positionsmarken bieten eine interessante Möglichkeit für Involvierte der Modebranche, Zeichen zu schützen, die in ihrem alleinigen Bestehen keinen markenrechtlichen Schutz als Form- oder Bildmarke erlangen würden, jedoch durch Angabe der genauen Position und Platzierung auf einer Ware oder einem Teil davon, doch als Marke angemeldet werden können. In der Modeindustrie können als Positionsmarke unter anderem Streifenmuster, Ziernähte oder auch andere Applikationen geschützt werden.

55 OLG Hamburg 18.09.2014, 3 U 96/12 = GRUR-Prax 2015, 10 (Lerach). 20

Diese Möglichkeit besteht allerdings nur dann, wenn für die Verbraucher des jeweils einschlägigen Produktsektors eine Übung und gemeinsame Auffassung darüber besteht, dass das entsprechende Gestaltungsmittel nicht bloß als Verzierung bzw Designelement verwendet wird, sondern konkret zur Kennzeichnung und Rückführung auf das Unternehmen und den Hersteller verwendet wird.56 Bei Damenhandtaschen ist es unter den Verkehrskreisen beispielsweise standardmäßige Übung, dass diese mit großflächigen, dekorativen Prints versehen werden und dies von den Verbrauchern auch als Herkunftshinweis auf das Unternehmen verstanden wird.57 Fest steht, dass bei der Positionsmarke die Schwäche an Originalität, die zu einem Ausschluss der Anmeldung als Bild- oder dreidimensionaler Marke führt, durch die konkrete Position, welche beansprucht werden soll, überwunden werden muss. Klassische Beispiele für Positionsmarken sind die drei nebeneinander angebrachten Streifen der Marke Adidas auf deren Sportschuhen58 oder die Positionierung eines rechteckigen, vorzugsweise in Leder gehaltenen Etiketts oberhalb der rechten hinteren Hosentasche von Jeans.59 Der EuGH hat sich 2011 erstmals mit der Behandlung von Positionsmarken für diesen Produktbereich beschäftigt. Dabei ging es um den Zehenbereich von Socken, der „kappenartig“ und in oranger Farbe ausgestaltet war. In diesem Fall sah der EuGH die bunte Zehenspitze des Sockens nicht als herkunftshinweisend sondern vielmehr als dekoratives als auch funktionales Element.60 Bezüglich der grafischen Darstellbarkeit von Positionsmarken ist noch zu beachten, dass sich die exakte Position der anzumeldenden Marke durch bildliche Wiedergabe nicht hinreichend bestimmen lässt. Deshalb muss bei der Beschreibung darauf geachtet werden, dass sich der Schutzgegenstand nicht

56 Schell, GRUR-Prax 2012, 201 (203). 57 LG Frankfurt am Main 02.06.2009, 2/18 0 376/08. 58 Fercher/Heidinger in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 129. 59 Schell in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 40. 60 EuGH 16.05.2011, C-429/10 P. 21 als variabel erweist, sondern daraus die Eindeutigkeit und Beständigkeit der Position hervorgeht.61

2.1.4.3. Schutzfähigkeit von Vornamen und Einzelbuchstaben Sowohl das Verwenden von Vornamen als auch das von Einzelbuchstaben als Marke bzw Markensymbol für ein Bekleidungsstück spielt in der Modebranche eine große Rolle. Besonders weibliche Vornamen werden gerne als Markenzeichen verwendet. Nach Ansicht des Bundespatentgerichts in Deutschland sind solche Marken originär unterscheidungskräftig und auch die Tatsache, dass diese häufig verwendet werden und demnach eine weite Verbreitung haben, mindert nicht deren Unterscheidungskraft.62 Ob Einzelbuchstaben wie beispielsweise der Buchstabe „B“ der Marke Bogner als Marke schutzfähig ist, hängt gleich wie bei der Beurteilung der Schutzfähigkeit aller anderen Zeichen davon ab, ob der Eintragung Schutzhindernisse entgegenstehen und für welches Produkt die Marke eigentlich beansprucht wird. Hält man sich vor Augen, dass im Modebereich der Buchstabe „M“ ohne sonstige grafische Ausgestaltung leicht als Angabe für die Größe „Medium“ verstanden werden könnte, würde hier der Schutzausschließungsgrund des § 4 Abs 1 Z 4 MSchG in Frage kommen.63 Einer weiteren Entscheidung des OLG Köln folgend muss man aber sagen, dass eine Eintragung eines Einzelbuchstabens möglich ist, da es im Verkehr der Modebranche üblich ist, einen solchen auf den Hersteller deutenden Buchstaben zu verwenden. Folglich stellt ein „B“ zb in Verwendung als Anhänger an einem Reißverschluss keine bloße Verzierung dar, sondern ein Kennzeichen, dass das Produkt mit seinem Hersteller verbindet und von anderen Produkten unterscheidet.64

2.1.4.4. Farbmarke Von einer Farbmarke spricht man in Fällen, in denen die Marke ausschließlich aus einer einzigen Farbe bzw einer Farbkombination besteht. In der

61 Schell, GRUR-Prax 2012, 201 (204). 62 BPatG 17.05.2011, 27 W (pat) 266/09 (Luxy/Luci) = GRUR-RR 2012, 112. 63 BPatG 09.10.2012, 27 W (pat) 111/11. 64 OLG Köln 28.11.2005, 6 U 75/05. 22 demonstrativen Aufzählung des § 1 MSchG wird die Farbmarke zwar nicht konkret aufgezählt, da jedoch an der grafischen Darstellbarkeit vor allem bei der Einreichung eines Farbmusters oder der Verwendung eines Farbklassifikationssystems keine Zweifel bestehen, hindert dies auch nicht die Markenfähigkeit von Farben. Zweifel bezüglich der grafischen Darstellbarkeit von Farben als Marke äußert allerdings der EuGH vor allem in Bezug auf jene Farbmarken, die zuvor ohne Einreichung eines international anerkannten Kennzeichnungscodes eingetragen worden sind. Grundsätzlich legt die österreichische Rechtsprechung aber fest, dass eine Farbe an sich, unabhängig von den Konturen ihrer Verwendung, zwar nicht abstrakt schutzfähig ist, allerdings bei Verkehrsgeltung Schutz für die konkrete Erscheinungsform in ihrem Ganzen bestehen kann.65

2.1.4.5. Louboutin gegen YSL – Rote Schuhsohle In Bezug auf die Farbmarke möchte ich mich an dieser Stelle kurz dem U.S. Markenrecht zuwenden und einen Rechtsstreit vor dem U.S. Court of Appeals zwischen Louboutin und Yves Saint Laurent über die rote Schuhsohle (weitere Ausführungen dazu unten) besprechen. Das U.S. Markenrecht gewährt nämlich einer konkreten Farbe, die für ein bestimmtes Kleidungsstück in der Modebranche ausdrucksstark verwendet wird, Schutz als Zeichen des Markenrechts. Auch in dieser Rechtsordnung wird allerdings in Bezug auf die Unterscheidungskraft und Zugehörigkeit der Farbe zu einem Markennamen verlangt, dass diese die erforderliche Verkehrsdurchsetzung erlangt hat. Dies führt dazu, dass Farben zur Gestaltung von Produkten der Modeindustrie nicht generell vom Markenschutz ausgeschlossen sind. Im angesprochenen Rechtsstreit zwischen YSL und Louboutin wurde YSL von Louboutin wegen Markenverletzung verklagt, da YSL die von Louboutin registrierte Marke einer Hochglanz-Untersohle bei High Heels für die Produktion von vollständig in Rot gehaltenen, also die Untersohle inbegriffen, Frauenschuhen verwenden wollte. Der Court of Appeals wies Louboutin zurück, da sein Markenschutz nur bezüglich einer Verwendung der Farbe Rot an der Untersohle als Kontrast zur

65 Hauer in marken.schutz2 §1 Rz 54. 23 restlichen Schuhgestaltung bestand und somit die umfassende Verwendung der Farbe Rot am gesamten Schuh durch YSL keine Markenverletzung darstelle.66

2.1.4.6. Kennfadenmarke Die Kennfadenmarke, welche im deutschsprachigen Raum allerdings nur vom DPMA eigens als Marke anerkannt ist, 67 stellt eine besondere Art der dreidimensionalen Marke dar. 68 In Deutschland wird sie auch als eigene Markenform anerkannt und bietet Schutz für farbige Streifen, Bänder und Fäden auf Textilien oder auch Kabeln, Schläuchen oder Glasstäben. Die Kennfäden sind in irgendeiner Weise mit dem Stoff oder dem anderen Material verbunden. Bei Stoffen und Textilien ist ein sehr häufiger Anwendungsfall das Einweben der Fäden in das Material.69

2.1.4.7. Duldung der Benützung der jünger eingetragenen Marke Der Inhaber einer früher angemeldeten und noch zu Recht bestehenden Marke verwirkt sein Recht auf Löschung der jüngeren Marke, sofern er während eines Zeitraums von fünf aufeinander folgenden Jahren Kenntnis darüber hatte, dass der Inhaber der jüngeren, ähnlichen Marke diese benutzt hat und dies auch geduldet hat.70 Ein diesbezüglich relevantes Praxisbeispiel stellt ein Rechtsstreit zwischen Burberry Limited mit Sitz in London und einer Alleingesellschafterin mit Sitz in Salzburg, welche österreichweit Verbraucher-Großmärkte versorgt, dar. Die Klägerin Burberry Limited verfügt in Österreich über eine registrierte Farbbildmarke des Burberry-Check-Karos für Regen- und Sonnenschirme, Webstoffe, Textilwaren und Bekleidungsstücke und außerdem über eine Unionsbildmarke und eine internationale Farbbildmarke. Die Beklagte vertrieb Schirme, die sie von einer Nebenintervenientin bezogen hatte, die mit einem, dem Burberry-Check-Karo sehr ähnlichen Muster versehen waren. Die

66 Redaktion, U.S. Court of Appeals for the Second Curcuit: Markenschutz für Farbmarke in der Modeindustrie – Christian Louboutin v. Yves Saint Laurent, GRUR Int 2013, 801 (802). 67 Steiner, Sensory Branding: Grundlagen multisensualer Markenführung2 (2017) 183. 68 Fezer, Markenrecht4 (2009). 69 Schuhmacher in Kur/v. Bomhard/Albrecht (Hrsg), Beck’scher Online Kommentar Markenrecht § 8 RN 511 (9. Edition Stand 01.01.2017). 70 § 30 Abs 1, Abs 2 MSchG, § 58 MSchG. 24

Nebenintervenientin brachte vor, dass sie die Schirme mit dem besagten Muster bereits vor Eintragung der Marke der Klägerin benutzt hatte und diese deshalb Verkehrsgeltung erlangt hätten. Die Beklagte wurde von der Klägerin aufgefordert den Verkauf der Schirme zu unterlassen, diese zu vernichten und ihr Auskunft zu erteilen. Die Entscheidung des Gerichts klärt eine wichtige Frage für Markenverletzungsstreitigkeiten. Der Einwand der Verwirkung gem § 2 Abs 3 iVm § 58 Abs 1 MSchG setzt das Bestehen einer jüngeren Marke und deren Duldung durch den prioritätsälteren Inhaber voraus. Bei Beklagten, welche nichtregistrierte Kennzeichenrechte innehaben, beginnt die 5-Jahres Frist erst mit dem Eintritt der Verkehrsgeltung zu laufen. Außerdem kann die sich aus der Verwirkung eines Markenrechts ergebende Rechtstellung des Verletzers nicht auf andere Personen übertragen lassen.71

2.1.4.8. Eintragungshindernisse Für den markenrechtlichen Schutz von modischen Erzeugnisse sollte man sich speziell die Ausnahmetatbestände des § 4 Abs 1 MSchG vor Augen halten. Für meine Untersuchung am wichtigsten erscheint das Registrierungshindernis des § 4 Abs 1 Z 6 MSchG. Von der Registrierung ausgeschlossen sind nämlich Zeichen, die ausschließlich aus der Form bestehen, die durch die Art der Ware selbst bedingt ist, aus der Form der Ware, die zur Herstellung der technischen Wirkung erforderlich ist oder aus der Form, die der Ware einen wesentlichen Wert verleiht. Der EuGH wollte dadurch verhindern, dass der Markenschutz Herstellern dieser Markenkategorie ein Monopol für Gebrauchseigenschaften oder Lösungen technischer Probleme gibt. Aus § 4 Abs 2 MSchG ex contrario ist außerdem zu schließen, dass das Eintragungshindernis des § 4 Abs 2 Z 6 auch nicht mittels Verkehrsgeltungsnachweis des Zeichens umgangen werden kann.

1.) § 4 Abs 1 Z 6 Fall 1 MSchG Bei der ersten Aufzählung handelt es sich um Formgestaltungen, die für die jeweils einschlägige Warenart zwingend notwendige Merkmale aufweisen.

71 OGH 22.09.2009, 17 Ob 14/09 x = ecolex 2009/422, 1073 (Horak). 25

Dies bedeutet, dass die Ausnahme, sobald das Produkt untypische bzw nicht zwingend notwendige Merkmale in Bezug auf den Kernbereich der Warenart enthält, nicht mehr einschlägig ist.72 Dies kann man sehr gut am Beispiel der „Kelly-Bag“ – Entscheidung sehen.73 Das Deutsche Patent- und Markenamt hat in seiner Entscheidung aus dem Jahr 2001 einer Damenhandtasche der Marke Hermes mit dem Namen „Kelly Bag“ ursprünglich den Schutz als Formmarke verweigert und dies damit begründet, dass es bei Damenhandtaschen einen weitreichenden Gestaltungsspielraum gibt und die Verbraucher nicht im Stande seien, Rückschlüsse von der Form der Handtasche auf ihre Herkunft zu tätigen. Somit sei die Form einer Handtasche rein ästhetisch begründet und kann nicht als Hinweis auf die betriebliche Herkunft gesehen werden. Allerdings konnte der Tasche aufgrund der modischen Abwandlung durch die Verwendung eines besonderen als Vorhängeschloss ausgestalteten Verschlusses trotzdem Schutz zuerkannt werden. Durch die Verwendung dieser Verschlussform und der darin eingravierten Rillen, die ein „H“ erkennen ließen, konnte der Tasche ein Stilbruch zugesprochen werden, der es im Gesamteindruck ermöglichte, Rückschlüsse auf die Herkunft der Tasche zu machen.74

(Bildquelle: www.pursevalley.cn)

72 Schell, GRUR-Prax 2012, 201 (202). 73 BPatG, Beschluss vom 19.12.2008 - 33 W (pat) 211/01 – Kelly-bag. 74 Burmann/König/Meurer (Hrsg), Identitätsbasierte Luxusmarkenführung (2012) 286. 26

2.) § 4 Abs 1 Z 6 Fall 2 MSchG Auch die zweite Aufzählung des § 4 Abs 1 Z 6 MSchG gewinnt für die Mode- und Textilbranche zunehmend an Bedeutung. Dabei handelt es sich um Warenformen, deren wesentliche Merkmale, technische Funktionen aufweisen. Diese Ausnahmebestimmung ist für den Modebereich deshalb erheblich, da sog „High-Tech“ Bekleidung heutzutage nicht mehr bloß von bestimmten Berufsgruppen wie Notfallmedizinern getragen wird, sondern längst auch die Laufstege erobert hat. Die angesprochene Art von Bekleidung ist speziell für den Sektor der Sport- und Outdoor-Bekleidung interessant. So existieren mittlerweile Kooperationen zwischen Modedesignern, Forschungsunternehmen, Molekularchemikern usw, die unter ökologischen Gesichtspunkten technische Kleidung mit beeindruckenden Funktionen entwickeln. Ein Beispiel dafür stellen die Londoner Modedesignerin Helen Storey und der Chemiker Tony Ryan dar, die zusammen Kleidung kreiert haben, welche Stickstoff aus der Luft filtern kann. Die Möglichkeit, solche und ähnliche Erzeugnisse im Lichte der Formmarke schützen zu lassen, ist allerdings grundsätzlich durch § 4 Abs 1 Z 6 MSchG ausgeschlossen. Bei der Beurteilung, ob ein Artikel nun von diesem Eintragungshindernis betroffen ist, muss anhand objektiver Kriterien erörtert werden ob die in Frage stehenden Gestaltungselemente zb auch im Wege des Patent- bzw Gebrauchsmusterrechts schützenswert sind. Ist diese Frage zu bejahen, würde dies grundsätzlich zum Ausschluss der Eintragungsfähigkeit als Formmarke führen.75

3.) § 2 Abs 1 Z 6 Fall 3 MSchG Bei der dritten Aufzählung handelt es sich um Zeichen, die ausschließlich aus der Form bestehen, die der Ware ihren wesentlichen Wert verleihen. Dieser Tatbestand erscheint gerade für die Modebranche als sehr einschneidendes Hindernis, da viele Verbraucher Mode ja gerade wegen ihres ästhetischen Erscheinungsbildes kaufen.

75 Schell, Markenrechtlicher Schutz von Mode in Kirchner/Kirchner-Freis, 45. 27

Die Bedeutung dieser Bestimmung lässt sich ferner durch eine Entscheidung des EuGH über ein Vorlageansuchen des niederländischen Hoge Raad entnehmen, welches aufgrund eines Rechtsstreits zwischen den Unternehmen G-Star und Benetton über ein Jeansmodell mit dem Namen „Elwood“ erging.76 Hinter dem Rechtsstreit stand die Tatsache, dass G-Star sich die Form des Jeansmodells „Elwood“ beim Benelux Markenamt durch zwei Formmarken hatte registrieren lassen. Dieses Jeansmodell, ausgezeichnet durch Patches, Zwischennähte und andere maßgeschneiderte Ansätze, war eine absolute Produktinnovation auf dem Jeansmarkt und stellte sich als Bestseller von G- Star heraus.

(Bildquelle: https://oami.europa.eu/eSearch/#details/trademarks/000784249)

G-Star ging später wegen des Vertriebs von Jeans durch die Benetton Group mit vermeintlich ähnlichem Designelementen gegen diese vor, woraufhin Benetton wiederum die Löschung der beiden Marken von G-Star beantragte. Als Antwort auf die vom niederländischen Hooge Raad eingebrachte Vorlagefrage antwortete der EuGH, dass der Designschutz modischer Produkte über das Markenrecht zu verneinen sei, sofern es sich beim betroffenen Zeichen um eine Form handelt, die der Ware in ästhetischer Hinsicht ihren wesentlichen Wert verleiht. Dies könnte auch nicht dadurch umgangen werden, dass die Designelemente des Modells besonders eigenartig sind und die Spezialität dieser, den betroffenen Verkehrskreisen durch bereits vor Anmeldung getätigte Werbemaßnahmen bekannt war.

76 EuGH 20.09.2007, C-371/06 (Benetton Group SpA v G-Star International BV) = GRUR 2007, 970. 28

Ob der Ausschlusstatbestand der besagten Norm auf den Markenschutz eines bestimmten Kleidungsstücks zutrifft, ist danach zu beurteilen, ob das betreffende Kleidungsstück neben seinem ästhetischen Wert noch weitere Nutz- bzw Verwendungszwecke besitzt. Sollte dies nämlich zutreffen, so greift der Ausschlusstatbestand nicht mehr.77 Im Allgemeinen gilt somit, dass, wenn der Verkehr in der ästhetischen Formgebung eines Erzeugnisses den wesentlichen Marktwert dieses Produkts erkennt, der Ausschlusstatbestand des § 4 Abs 1 Z 6 vorliegt. Für diesen Fall wollte nämlich der Gesetzgeber dem Urheber- und Geschmacksmusterrecht den Vorrang geben.

2.1.5. Urheberrecht

Laut § 1 Abs 1 UrhG werden durch das Urheberrecht eigentümliche geistige Schöpfungen auf verschiedenen Gebieten, nämlich der Literatur, der Tonkunst, der bildenden Künste und der Filmkunst geschützt. „Geistige Schöpfung“ ist in dem Sinn zu verstehen, dass eine „sinnlich wahrnehmbare und bestimmte Formung eines geistigen Stoffes“ vorausgesetzt wird. Schöpfung steht weiters nicht nur für die Idee an sich, vielmehr muss diese konkret ausgestaltet sein und den gedanklichen Inhalt in wahrnehmbarer Art ausdrücken.78 Die ständige Rechtsprechung des OGH besagt, dass Urheberechtsschutz nur für eine individuelle Leistung mit Eigenart und Originalität bestehen darf, welche sich außerdem vom „Alltäglichen, Landläufigen und üblicherweise Hervorgebrachten“ abhebt. Die endgültige Entscheidung über den urheberrechtlichen Schutz eines Werks bleibt dem Gericht vorbehalten.79 Das Gesetz enthält einen taxativen Katalog von Werkarten, welcher jedoch nicht ganz starr zu betrachten ist, sondern abhängig vom Gebiet anpassungsfähig ist. Der Katalog umfasst, wie bereits erwähnt, Werke der Literatur, der Tonkunst, der bildenden Künste und der Filmkunst. Darüber

77 Schell, GRUR-Prax 2012, 201 (204). 78 Appl, Urheberrecht, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 173. 79 OGH 20. 6. 2006, 4 Ob 98/06z – Bauernhaus – MR 2006, 319. 29 hinaus können Bearbeitungen, Sammelwerke und freie Werke unter bestimmten Voraussetzungen geschützt werden.80 Modeschöpfungen sind nicht explizit als Werkkategorie im Katalog des § 1 Abs 1 UrhG genannt, können jedoch grundsätzlich gleich wie Schmuck in der Kategorie „Werke der angewandten Kunst“ Urheberrechtsschutz genießen.81 Auch Modezeichnungen, Skizzen, Entwürfe, Schnittmuster und die nach diesen Vorlagen angefertigten Modelle könnten unter diese Kategorie fallen. Bei der Frage, ob und wann für modische Erzeugnisse urheberrechtlicher Schutz besteht, müssen wir uns kurz der deutschen Rechtslage zuwenden. § 2 UrhG (Deutschland) besagt, dass Werke im Sinne dieses Gesetzes persönliche geistige Schöpfungen sind. Der österreichische Gesetzestext spricht von eigentümlichen geistigen Schöpfungen. Insofern kann man schließen, dass keine wesentlichen Unterschiede aus dieser unterschiedlichen Bezeichnung hervorgehen. In der deutschen Literatur wird aus dem Begriff „persönlich“ abgeleitet, dass menschliches Schaffen hinter der Schöpfung stehen muss, wobei sich der Urheber allerdings auch Hilfsmittel bedienen darf. Umgewälzt auf die Modewelt bedeutet dies, dass der Schöpfer sein Werk nicht gezwungenermaßen per Hand nähen muss, sondern auch Näh-, Strick- oder andere Maschinen zur Textilerzeugung verwenden kann.82 Zu demselben Standpunkt kommt die österreichische Literatur. Hier ist für eine eigentümliche bzw persönliche Schöpfung auch die Hilfe von Maschinen erlaubt, solange diese nicht völlig automatisch und ohne Einflussnahme einer Person arbeitet und dadurch etwas produziert, sondern diese zum Werkzeug des Menschen zur Ausführung seiner eigenen geistigen Schöpfung wird.83 Für das Einhalten des Kriteriums der geistigen Schöpfung ist es ausschlaggebend, dass eine Gedanken- oder Gefühlsäußerung vor sich geht, die in irgendeiner Weise auf den Menschen anregend wirkt. Dazu muss das Werk eine wahrnehmbare Formgestaltung aufweisen, die sich etwa durch ein

80 Kucsko in Kucsko (Hrsg), urheber.recht § 1 (Stand 1.12.2007). 81 Förster, Urheberrecht: Eine Einführung in die rechtlichen Grundlagen kreativer Tätigkeiten (2014) 34. 82 Kirchner-Freis/Kirchner, Urheberrechtlicher Schutz von Mode, in Kirchner/Kirchner-Freis, Moderecht, 144. 83 Ahlberg in Nicolini/Ahlberg (Hrsg), UrhG2 §2 RZ 51 (2000). 30

Schnittmuster oder eine Zeichnung bzw Skizze ergeben kann. Bloße Vorstellungen oder Ideen sind nicht schutzfähig.84 Für den urheberrechtlichen Schutz außerdem von Bedeutung ist die Unterscheidung zwischen (schutzloser) allgemeiner Moderichtung und (schutzfähiger) konkreter modischer Gestaltung. Als nicht schutzfähige allgemeine Moderichtung kann man beispielsweise den Kostümstil unter Verwendung des „Chanel Kostüms“, ins Leben gerufen von „Coco“ Chanel nennen. Dieses Kostüm zeichnete sich durch einen leicht ausgestellten knielangen Rock, kombiniert mit einer dezent taillierten Jacke aus Tweed, versehen mit in Kontrastfarben gehaltenen Passepoil Rändern aus.85 Außerdem erhalten Gestaltungsmittel, welche in der Branche bereits gängig und bekannt sind und Formen, die allein durch Stil, Mode oder Trend der Zeit vorgegeben sind, keinen Schutz nach den Bestimmungen des Urheberrechts. Bei der Beurteilung, ob gegebenenfalls Urheberrechtsschutz besteht, ist ferner in Betracht zu ziehen, wann das Werk geschaffen wurde. So kann nämlich ein Werk, wenn es zur Zeit seines Schaffens das erste dieser Form, Gestalt, Eigenart etc war, zu diesem Zeitpunkt als bahnbrechende Neuerscheinung gegolten haben. Hat dieses Werk zur Fortbildung eines allgemein befolgten Stils beigetragen, sind zwar zukünftige Werke, die diesem Stil folgen, nicht mehr vom Urheberrechtsschutz umfasst, allerdings bleibt die Schutzfähigkeit der erstmals geschaffenen Form dennoch erhalten.86

2.1.5.1. Entwicklung der Rsp für den Urheberrechtsschutz von Mode An dieser Stelle möchte ich anhand einiger Entscheidungen des deutschen Bundesgerichtshofs, die sich mit der urheberrechtlichen Qualität modischer Erzeugnisse beschäftigen, die Rechtsproblematiken auf diesem Gebiet veranschaulichen.

1.) BGH 14.12.1954, I ZR 65/53 - „Mantelmodell“ 2.) BGH 10.11.1983, I ZR 158/81 - „Hemdblusenkleid“ 3.) BGH 19.01.1973, I ZR 39/71

84 Kirchner-Freis/Kirchner in Kirchner/Kirchner-Freis, Handbuch Moderecht, 145. 85 Beck, Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte: Vom 18. Jahrhundert bis heute (2012). 86 Schulze, Urheberrecht, in Eichmann/Kur (Hrsg), Designrecht2 (2015) 174. 31

4.) LG Leipzig 23.10. 2001, 5 O 5288/01 - “Hirschgewand”

Ad 1.) Einer der wesentlichen Punkte, die das Urteil behandelt, ist, dass auch Modelle für die Konfektion grundsätzlich dem urheberrechtlichen Schutz zugänglich sind. Dabei ist natürlich zu beachten, dass Konfektionskleidung, die aus Gründen der leichteren Vervielfältigung vorwiegend durch Maschinenarbeit gefertigt wird, meistens von relativ einfacher Schnittführung geprägt ist. Der Ansicht dieses Urteils folgend heißt dies aber nicht, dass solche Konfektions- Modelle nicht auch durch eine individuelle Gestaltung, neuartige Linienführung oder originelle Zusammenstellung unterschiedlicher Elemente des im Schneiderhandwerk liegenden Allgemeinguts nicht dem Urheberrechtsschutz zugänglich sind.87

Ad 2.) Das Urteil behandelt eine Klage, die wegen unzulässiger Nachahmung des Modells der Klägerin auf Unterlassung, Auskunft und Rechnungslegung, sowie auf Schadenersatz gerichtet war. Beim betroffenen Artikel handelt es sich um ein zweifarbig kariertes Hemdblusenkleid mit Plisseerock und dazu passender Strickweste in unterschiedlichen Farbkombinationen. Das Berufungsgericht hat ausgesprochen, dass der Klägerin kein Anspruch wegen Urheberrechtsverletzung zusteht, da das Modell nur ein „Können auf dem Gebiet des Schneiderhandwerks“, nicht aber die für den Urheberrechtsschutz erforderliche darüber hinausgehende individuelle geistige Schöpfung erkennen lässt. Das Urteil bestätigt außerdem die Ansicht des BGH bezüglich des „Mantelmodell“ – Urteils darüber, dass auch modische Erzeugnisse der Konfektion theoretisch urheberrechtlichen Schutz genießen können, es jedoch in den meisten Fällen an der erforderlichen künstlerischen Gestaltungshöhe fehlen wird. Im Allgemeinen bestätigt das Urteil auch die bereits zuvor getätigten Ausführungen darüber, dass zwar grundsätzlich an die

87 BGH 14.12.1954, I ZR 65/53 = NJW 55, 460 (Nicolini). 32

Urheberrechtsschutzfähigkeit nicht zu hohe Anforderungen gestellt werden sollen, jedoch eine Kombination von bekannten und modisch bedingten Elementen, auch wenn diese im Ergebnis geschmackvoll, eigenartig und gelungen sind, noch nicht als schutzfähiges Werk einzustufen ist. Vielmehr wird ein künstlerisches Schaffen im Sinne einer ästhetischen geistigen Schöpfung von erforderlicher Höhe gefordert.88

Ad 3.) Bei der in Frage stehenden Kreation handelt es sich um ein Stoffmuster, welches durch wechselndes Verarbeiten verschiedener Farbfäden einen sich unmerklich verändernden Farbverlauf erzielt. Diesem wurde ebenfalls kein urheberrechtlicher Schutz zuerkannt, da, wie in den meisten Fällen, die erforderliche persönliche geistige Schöpfung nicht vorlag. Begründend dazu wurde erläutert, dass die Verwendung von Seiden- und Tweedstoffen in aufeinander abgestimmten Muster-Complets und die Anwendung von nebeneinander liegenden ineinander übergehenden Farbstreifen und travers eingesetzter Farbmuster, zu den in der Branche allgemein bekannten Gestaltungsmitteln gehöre. Besondere, ansprechende Merkmale, die speziell das Kunstempfinden ansprechen würden, fehlten im vorliegenden Fall.89

Ad 4.) Das Urteil des LG Leipzig behandelt nun einen Fall, in dem der urheberrechtliche Schutz für eine modische Schöpfung, nämlich ein Kleid namens „Hirschgewand“, schlussendlich bejaht wurde.90 Beim vorliegenden Kleid wurden verschiedenartige Stoffe in einer der Klägerin eigenartigen Stilweise zusammengefügt, so dass damit ein Kleid geschaffen wurde, wie es in dieser Art noch nie davor dagewesen war. Damit hat sich die Klägerin von der Masse des Alltäglichen abgehoben.

88 BGH 10.11.1983, I ZR 158/81 = GRUR 1984, 643 (Jacobs). 89 BGH 19.01.1973, I ZR 39/71 = NJW 57, 220 (Nicolini). 90 Bullinger in Wandtke/Bullinger (Hrsg), Praxiskommentar zum Urhebrrecht4 §2 RZ 101 (2014). 33

Die Eigenart des Kleides ausgemacht hat vor allem die Zusammenführung eines üblicherweise in die Kategorie von Kitsch eingeordneten Motivs eines röhrendes Hirsches und eines für die Abendgarderobe eigentlich ungewöhnlichen Gobelinstoffs in ein Modeerzeugnis. Der damit erreichten Verfremdung der Motive bzw Stoffe ist laut Gericht der künstlerische Rang nicht abzusprechen, weshalb das Kleid den durch Urheberrecht begründeten Grad von persönlicher, geistiger Schöpfung inklusive der notwendigen Individualität mit Sicherheit erreicht hat.91

2.1.5.2. Entscheidung Geburtstagszug Mit einer weiteren Entscheidung namens „Geburtstagszug“92 hat der BGH seine jahrelang vertretene Auffassung, die sich auch in den eben erläuternden Urteilen widerspiegelt und im Grunde aussagt, dass Werke der angewandten Kunst nur urheberrechtlichen Schutz genießen könnten, wenn diese die Durchschnittsgestaltung deutlich überragen, aufgegeben. Er stellte fest, dass von nun an für angewandte Kunst keine erhöhten Anforderungen an den Urheberrechtsschutz mehr zu stellen seien. Dennoch soll es nicht ausreichen, dass sich eine Gestaltung nur von der eines bereits bestehenden Werks unterscheidet. Ein Gegenstand der angewandten Kunst muss auch über seine durch die Funktion vorgegebene Form hinaus, künstlerisch gestaltet sein und diese Gestaltung muss eine solche Gestaltungshöhe erreichen, dass sie den Urheberrechtsschutz rechtfertigen kann”. Im Grunde wird also für die Urheberrechtsfähigkeit eines Gebrauchsgegenstandes dieser einer zweistufigen Prüfung unterzogen, in welcher vorerst geschaut wird, ob eine ästhetische Wirkung zu erkennen ist, die nicht nur aufgrund des Gebrauchszweckes besteht, sondern sich auch aus einer darüber hinausgehenden künstlerischen Leistung ergibt. Danach muss überprüft werden, ob diese künstlerische Leistung auch ein ausreichendes Maß an Schöpfungshöhe aufweisen kann, wobei der Maßstab dafür nun ein geringerer ist.

91 LG Leipzig 23. 10. 2001, 5 O 5288/01 “Hirschgewand” = GRUR 2002, 424. 92 BGH 13.11.2013, I ZR 143/12 = GRUR-Prax 2014, 17 (Strauß). 34

2.1.5.3. Schöpfungen von Arbeitnehmern Mit speziellem Augenmerk auf größere Konzerne wie H&M und Zara, soll an dieser Stelle auch im Auge behalten werden, wer als Schöpfer eines Werks anzusehen ist und wer dementsprechend den wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen kann. Grundsätzlich gilt nämlich nur diejenige natürliche Person als Urheber, die das Werk tatsächlich geschaffen hat. Somit muss man unterscheiden, ob ein Designer seine Designs im Auftrag eines Auftraggebers oder selbständig herstellt. Da das UrhG keine generellen Regelungen darüber enthält, was mit Schöpfungen geschieht, die während eines Arbeits- oder Auftragsverhältnisses entstehen, muss die Einräumung von Werknutzungsrechten an den Dienstgeber ausdrücklich vereinbart werden. In vielen Fällen erwirbt der Arbeitgeber diese Werknutzungsrechte auch durch stillschweigende Rechtseinräumung.93

2.1.5.4. Nutzung, Vorteile Ein Urheberrechtsschutz ist insofern für Modedesigner von Vorteil, als dieser nicht durch Formalakt, sondern direkt mit dem Akt der Schöpfung eines Werks, welches Urheberrechtsqualität aufweist, entsteht. Somit ist kein Anmelde- oder Eintragungsverfahren notwendig. Das Urheberrecht endet für Werke der bildenden Künste, worunter gem § 3 UrhG auch die für meine Untersuchung relevanten Werke der angewandten Kunst fallen, 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers. 94 Durch eine Urheberschaft erhält der Schöpfer ein ausschließliches Verwertungsrecht seines Werks auf die im Gesetz vorgesehenen Arten.95

2.1.6. Verteidigung des Rechtsschutzes - Immaterialgüterrecht

2.1.6.1. Zivilrechtliche Ansprüche An dieser Stelle möchte ich, wie bereits in der Einleitung angekündigt, darstellen, wie sich in ihren Rechten verletzte Modedesigner wehren können

93 Hornsteiner in urheber.recht § 10. 94 Vgl § 60 Abs 1 UrhG. 95 Vgl § 14 UrhG. 35 und welche Mittel ihnen dafür zur Verfügung stehen. Hierbei kann man zwischen zivilrechtlichen und strafrechtlichen Sanktionen unterscheiden. Für die Praxis am wichtigsten ist der Unterlassungsanspruch,96 der vorrangig zukünftige Verletzungen verhindern soll. Dabei sind die Begehung durch den unmittelbaren und die durch den mittelbaren Täter zu unterscheiden.

2.1.6.1.1. Unterlassungsanspruch Damit ein Unterlassungsanspruch gegen den unmittelbaren Täter durchgesetzt werden kann, muss dieser vom Schutzrechtsinhaber bzw von einem Inhaber ausschließlicher Rechte selbst erfolgen. Der Anspruch setzt die Erstbegehungs- bzw Wiederholungsgefahr und ein objektiv rechtswidriges Verhalten des Täters voraus. Verschulden ist nicht erforderlich. Für die Modebranche allerdings eventuell wichtiger erscheint der Unterlassungsanspruch gegen mittelbare Täter, denn oft sind es gerade Internetplattformen wie Amazon oder Ebay, die es den Nutzern ermöglichen, über diese Seiten zb nachgeahmte Kleidung zu vertreiben. Neben speziellen Sondervorschriften für das PatG und die Inanspruchnahme von Vermittlern im Urheberrecht bestehen allerdings keine allgemeinen Vorschriften darüber, wie der mittelbare Verletzer von Immaterialgüterrechten zu verfolgen ist. Im Allgemeinen wird angenommen, dass der mittelbare Verletzer nur dann verfolgt werden kann, wenn dieser entgegen eines Hinweises einer Immaterialgüterrechtsverletzung, die auch von einem juristischen Laien als solche wahrgenommen werden konnte, nichts unternimmt. Weiters muss der Inhaber eines Unternehmens aufgrund einer Erfolgshaftung für Verletzungen des Immaterialgüterrechts einstehen, die sich in seinem Betrieb von Bediensteten oder Beauftragten ereignen. Der Begriff des Unternehmens ist nicht örtlich sondern eher organisatorisch zu verstehen. Der Personenkreis, der von dieser Regelung umfasst wird, schließt alle Personen mit ein, bei denen der Unternehmensinhaber rechtlich die Möglichkeit hatte, für das Abstellen des rechtswidrigen Verhaltens zu sorgen. Die Verletzung muss außerdem durch einen Bediensteten oder Beauftragten im geschäftlichen Interesse des Unternehmensinhabers geschehen.97

96 Vgl §§ 81 UrhG, 147 PatG, 51 MSchG. 97 Ofner in urheber.recht § 81. 36

Nach Eintritt der Vollstreckbarkeit des Exekutionstitels über den Unterlassungsanspruch führt jedes Handeln entgegen diesem Titel auf Antrag des Exekutionsgerichts zu einer bis zu € 100.000,- hohen Beugestrafe.

2.1.6.1.2. Anspruch auf Beseitigung Überdies kann der Verletzte verlangen, dass der rechtswidrige Zustand beseitigt wird und auch, dass die durch die Verletzung entstandenen Gegenstände auf Kosten des Verletzers, vernichtet werden. Dies schließt auch das Unbrauchbarmachen von Eingriffsmitteln, also Gegenständen, Werkzeugen und Vorrichtungen mit ein, die zur widerrechtlichen Herstellung gedient haben.

2.1.6.1.3. Anspruch auf Schadenersatz Abhängig vom Grad des Verschuldens kann für den Anspruchsberechtigten weiters ein Wahlrecht zwischen verschiedenen Zahlungsansprüchen, wie „angemessenes Entgelt“, „Schadenersatz einschließlich Gewinnentgang“, „Herausgabe des Verletzergewinns“ und „doppeltes angemessenes Entgelt“ bestehen. Für den Anspruch auf angemessenes Entgelt muss Verschulden nicht vorliegen.98 Bei einer schuldhaften Verletzung jedoch, kann der Verletzte statt dem eben genannten Anspruch, Schadenersatz inklusive entgangenem Gewinn oder Herausgabe des Gewinns, welchen sich der Verletzer durch die schädliche Handlung verschafft hat, verlangen.

2.1.6.1.4. Weitere Ansprüche Neben diesen zum Teil in Geld als auch in Handlungsplichten bestehenden Ansprüchen, hat der Verletzte bei berechtigtem Interesse auch den Anspruch auf Urteilsveröffentlichung, um die Allgemeinheit über die tatsächlichen Fakten und Tatsachen aufzuklären. Berechtigt ist dieses Interesse idR nur dann, wenn das Verhalten zb durch vorhergegangene Veröffentlichung der Verletzung über Printmedien eine gewisse Bekanntheit erlangt hat.99

98 Vgl §§ 86 UrhG, 150 Abs 1 PatG, 53 Abs 1 MSchG. 99 Korn, Urteilsveröffentlichung und Urheberrechtsverletzung, MR 2016, 281 (281). 37

Daneben bestehen auch Auskunftspflichten, welche der verletzten Person die Rechtsverfolgung gegen Lieferanten und gewerbliche Abnehmer des Verletzers ermöglichen und vereinfachen sollen.100

2.1.6.1.5. Einstweilige Verfügung Speziell in der Modebranche spielt auch die einstweilige Verfügung, die durch ein Eilverfahren gekennzeichnet ist und durch das bloße Glaubhaftmachen der für den Anspruch notwendigen Tatsachen von Statten geht, eine große Rolle. Da die schädlichen Wirkungen der Verletzungshandlungen im Immaterialgüterrecht oft sehr schnell auftreten, besteht der Bedarf, die möglichen Ansprüche durch einstweilige Verfügung möglichst rasch zu sichern. Der deutschen Rechtsprechung ist zu entnehmen, dass beispielsweise im Fall einer bevorstehenden Modemesse die Erwirkung eines gerichtlichen Beschlusses nur binnen weniger Stunden erreicht werden kann.101

2.1.6.2. Strafrechtliches Ansprüche Bei vorsätzlichem Handeln des Täters ist für die Verletzung von Immaterialgüterrechten auch eine strafrechtliche Verfolgung vorgesehen. Für Patent- und Markenverletzungen sind Geldstrafen von bis zu 360 Tagessätzen vorgesehen. 102 Für die Verletzung von Urheberrechten ist sogar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten zu rechnen.103 § 70 StGB sieht weiters eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vor, wenn die Verletzung von Immaterialgüterrechten gewerbsmäßig begangen wird.

2.1.7. Wettbewerbsrecht

Zu den Immaterialgüterrechten, die bis zu diesem Punkt im Text erläutert wurden und allesamt Ansprüche aus der Verletzung absoluter Rechte, wie dem Marken- oder Geschmacksmusterrecht auslösen, unterscheidet sich das Wettbewerbsrecht durch seinen verhaltensbezogenen Ansatz.

100 Heidinger, Rechtsdurchsetzung im Immaterialgüterrecht, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 271. 101 Kirchner-Freis/Kirchner, Durchsetzung von Rechtsschutz in der Mode in Kirchner/Kirchner- Freis, Handbuch Moderecht, 269. 102 Vgl §§ 159 Abs 1 PatG, 60 Abs 1 MSchG. 103 Vgl § 91 Abs 1 UrhG. 38

Obwohl unsere Wirtschaft grundsätzlich durch den freien Wettbewerb geprägt ist und der OGH den Grundsatz der Nachahmungsfreiheit unterstützt und somit im Grunde kein Verbot darüber vorliegt, ein nicht durch Sonderrechte geschütztes Erzeugnis nachzuahmen, bedarf es in gewissen Fällen und beim Vorliegen besonderer unlauterer wettbewerblicher Umstände dennoch eines wettbewerblichen Leistungsschutzes. Nach diesem Spezialitätsgrundsatz ist somit vorerst zu prüfen, ob für ein Erzeugnis ein Sonderrechtsschutz nach dem Patentgesetz, Urheberrechtsgesetz, Musterschutzgesetz, Gebrauchsmustergesetz oder Markenschutzgesetz vorliegt. Liegt ein solcher nicht vor, kann eine Nachahmung unter Umständen nach den Bestimmungen des UWG wettbewerbswidrig sein.104 Durch die Generalklausel des § 1 UWG werden unlautere Handlungen verboten. Diese Klausel betrifft einerseits Handlungen, die „lediglich“ die wirtschaftlichen Interessen der Mitbewerber am Markt und andererseits die Handlungen von Unternehmern gegenüber Verbrauchern beeinträchtigen. Für meine Untersuchung relevant ist die erste Variante, nämlich § 1 Abs 1 Z 1 UWG und konkreter die Fallgruppe der Ausbeutung.105 Damit § 1 UWG überhaupt anwendbar ist, muss zuallererst überprüft werden, ob Handeln im geschäftlichen Verkehr vorliegt und ob die gefragte Erheblichkeit der Wettbewerbsbeeinträchtigung vorliegt. Nur dann kann eine unlautere Handlung der Geschäftspraxis in den Bereich des § 1 UWG fallen. Bezüglich dem Grad der Spürbarkeit der unlauteren Handlung muss es sich im Verhältnis zwischen Unternehmer und Unternehmer um eine Beeinflussung der Marktverhältnisse handeln, die eine gewisse Mindestintensität erreicht.106

2.1.7.1. Ausbeutung Um Schutz gegen Ausbeutung zu erlangen, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Zuerst ist zu prüfen, ob ein Erzeugnis, welches nicht als eigenes

104 Grötschl, Das Verhältnis zwischen dem UWG und nicht eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmustern, ÖBI 2009/20, 106 (106). 105 Kraft/Steinmair, UWG Praxiskommentar (2014). 106 Heidinger, Grundlagen & § 1 UWG, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 285. 39

Leistungsergebnis zu qualifizieren ist, nachgeahmt und diese Nachahmung auch am Markt angeboten worden ist. Auch muss der Nachahmer Kenntnis über das nachgeahmte Produkt gehabt haben und dieses als Vorlage für sein Erzeugnis verwendet haben. Sodann ist zu qualifizieren, um welchen Grad von Nachahmung es sich in einem konkreten Fall handelt. Zur Wahl stehen die nachschaffende und die unmittelbare Leistungsübernahme. Zweitere charakterisiert sich dadurch, dass das Ergebnis fremden Schaffens ohne jegliche eigene Leistung, Ausgestaltung oder Veränderung erheblich oder als Ganzes übernommen wird. Hier wird meistens ohne zu überprüfen, ob besondere wettbewerbliche Umstände vorliegen, Sittenwidrigkeit angenommen.107

2.1.7.2. Wettbewerbliche Eigenart Neben diesen Voraussetzungen muss auch die sog wettbewerbliche Eigenart eines Produkts vorliegen, da nicht jede Leistung gegen Ausbeutung geschützt wird. Der OGH bejaht diese dann, wenn das Produkt “bestimmte Merkmale oder Gestaltungsformen aufweist, die im Geschäftsverkehr eine Unterscheidung von gleichartigen Erzeugnissen anderer Herkunft ermöglichen”.108 An diesem Punkt ist wichtig zu erwähnen, dass sich die Begriffe der wettbewerblichen Eigenart des UWG und der musterrechtlichen Eigenart, die für einen Schutz nach dem Geschmacksmustergesetz erforderlich sind, wesentlich voneinander unterscheiden. Wie bereits erwähnt, reicht es für das Wettbewerbsrecht ja aus, dass ein Erzeugnis dazu geeignet ist, beim Verbraucher eine Herkunftsvorstellung auszulösen. Diese Eigenart kann im UWG allerdings auch variieren, da die Möglichkeit besteht, diese durch umfangreiche Benutzung zu steigern oder umgekehrt durch Absetzen des Produkts am Markt zu vermindern. Im Geschmacksmusterrecht allerdings muss sich das Muster in seinem Gesamteindruck von den anderen der sich bereits am Markt befindlichen Muster unterscheiden und seine charakteristischen Elemente dürfen sich auch

107 Wiebe, § 1 UWG – Ausbeutung, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 312. 108 OGH 30.8.2016, 4 Ob 140/16s = ecolex 2017/31 (Hofmarcher). 40 nicht in anderen Erzeugnissen widerspiegeln. Auch ist diese Eigenart hier im Gegensatz zum UWG statisch und muss zum Anmeldezeitpunkt vorliegen. Um von einer wettbewerblichen Ausbeutung sprechen zu können, muss letzten Endes noch festgestellt werden, ob neben den anderen Voraussetzungen, auch das Vorliegen eines besonderen wettbewerblichen Umstands zu bejahen ist. Darunter fallen die Herkunftstäuschung, die Rufausbeutung, das systematische Nachahmen und die unbefugte Erlangung von Kenntnissen und Unterlagen durch Vertrauensbruch. Im Hinblick auf mein Themengebiet sehr relevant erscheint der Tatbestand der Herkunftstäuschung, welcher sich durch die bewusste Nachahmung einer fremden Leistung auszeichnet, um dadurch Verwechslungen zu begünstigen. Dabei wird angenommen, dass eine differenzierte Gestaltung zumutbar gewesen wäre und der Nachahmer die Verwechslungsgefahr durch das Anbringen eines Zeichens oder Schriftzugs, der darauf hinweist, dass es sich beim Produkt nicht um das Original handelt, vermeiden hätte können. Wie lange der eben besprochene Nachahmungsschutz nach dem UWG zeitlich reicht, ist weitgehend unklar und wurde auch von der österreichischen Rechtsprechung noch nicht geklärt.109

2.1.7.3. Modeneuheiten - Rechtsprechung Deutschland Eine spezielle Situation für dieses Rechtsgebiet besteht in Deutschland seit dem Urteil „Modeneuheiten“ 110 , mit dem der BGH einen zeitlich für zwei Saisonen befristeten Produktschutz für Modeschöpfungen ausgesprochen hat, der trotz Fehlens von materiellen und formellen Schutzvoraussetzungen Anwendung findet. Diesen Saisonschutz, der für anspruchsvolle, modische Designs gewährt wurde, hatte der BGH mit der Begründung eingeführt, dass Modeschöpfer im Grunde eine nur sehr geringe rechtliche Handhabe für ihre Designs haben, da diese regelmäßig zeitgleich mit deren Erscheinen am Markt nachgeahmt werden. Dieser Schutz für Modeneuheiten sollte trotz Fehlen des Wortes „Modeneuheit“ in § 4 Nr 9 UWG (Deutschland), der den Schutz für kurzfristige Produkte behandelt, bestehen.111

109 Plasser, ÖBI 2013/2, 4 (5). 110 BGH 19.01.1973, I ZR 39/71 = NJW 1973, 800. 111 Deck, Wettbewerbsrechtlicher Nachahmungsschutz in Hasselblatt (Hrsg), MAH Gewerblicher Rechtsschutz4 (2012), Rz 139. 41

In den Ausführungen dazu ist außerdem eine Erläuterung des Begriffs der „wettbewerblichen Eigenart modischer Erzeugnisse“ zu finden. Der deutschen Fachliteratur ist zu entnehmen, dass an diese aufgrund der zügig wechselnden Modetrends nur relativ geringe Anforderungen zu stellen sind. Es muss jedoch bezüglich Erscheinungsbild des Erzeugnisses eine überdurchschnittliche modische Neuerscheinung vorliegen, welche in ihrer Gesamtbetrachtung durch individuelle ästhetische Gestaltung geprägt ist.112 Diesbezüglich können allerdings auch bereits bekannte Grundformen verwendet werden, wenn diese durch ihre eigenartige und der Saison entsprechende Gestaltung eine schutzwürdige modische Neuheit darstellen.113 Diese Ansicht bestätigt ein zweites Urteil mit dem Namen „Trachtenjanker“, welches sich mit dem Schutz einer Jacke beschäftigte, die Taschen aus kleinen angenähten Lederrucksäcken enthielt. Dies war bereits zuvor auf anderen Jacken so geschehen, jedoch empfand der BGH, dass „die als zusätzliche Taschen aufgenähten Lederrucksäcke als eine „pfiffige, besonders gelungene Gestaltung anzusehen sind, die die Trachtenjacke der Klägerin aus der Menge vergleichbarer Produkte hervorzuheben geeignet ist“.114 Die wettbewerbliche Eigenart wird in der Modebranche in den meisten Fällen so festgestellt, dass bereits vorhandene und bekannte Gestaltungen mit allgemeinen Entwicklungen der Modelinien verglichen werden. Je nach Grad der unlauteren Umstände, ist diese Eigenart unterschiedlich hoch anzusetzen.115 Was die Rechtsprechung Deutschlands betreffend Modeneuheiten anlangt, ist darauf hinzuweisen, dass diese die besonderen wettbewerblichen Umstände allein für den Fall „saisongebundener Modeneuheiten“ bejaht, soweit diese sich durch ihre individuelle, ästhetische Gestaltung von anderen üblichen Modetrends unterscheiden. Begründet hat der BGH diese Ansicht damit, dass selbst wenn ein weiterer Schutz durch das Immaterialgüterrecht, wie zb durch das Geschmacksmusterrecht theoretisch zu bejahen wäre, dieser oft in Bezug

112 Ann/Hauck in Heermann/Schlingloff (Hrsg), Münchener Kommentar zum Lauterkeitsrecht2 Rn 316-319 (2014). 113 LG Düsseldorf 28.09.1988, 34 O 76/88 „Sweat-Shirt“ = GRUR 1989, 122. 114 BGH 06.11.1997, I ZR 102/95 = GRUR 1998, 477 (Sambuc). 115 BGH 30.01.1992, I ZR 113/90 = NJW 1988, 334 (Schack). 42 auf die Kurzlebigkeit der modischen Produkte nicht rechtzeitig erlangt werden kann. Dieser für Modeneuheiten entwickelte wettbewerbsrechtliche Leistungsschutz ist auch nach dem Entstehen des nicht eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmusters durch Art 11 Abs 1 GGV anwendbar geblieben und bleibt somit neben dem nGGM bestehen.116 Inwieweit in Österreich auf die Modeneuheiten-Rechtsprechung Bezug genommen werden kann, ist fraglich. Zu erwägen ist, dass man sich bei der Auslegung des Begriffs der wettbewerblichen Eigenart bei der Behandlung der Nachahmung modischer Erzeugnisse an diese anlehnt und Rückschlüsse von den Beispielen der diesbezüglichen Rechtsprechung auf erst zu beurteilende Konstellationen in Österreich zieht.

2.1.7.4. Verhältnis UWG und nGGM Seit dem Inkrafttreten der GGV und dem Entstehen des nicht eingetragenen Geschmacksmusters gilt auch in Österreich die Vorschrift des Art 11 Abs 1 GGV, welche für nGGM einen dreijährigen formlosen Geschmacksmusterschutz gewährt. Das nGGM wurde unter anderem zur Entwicklung eines adäquaten Schutzes von Modeneuheiten geschaffen.117 Der österreichischen Literatur zu diesem Thema ist zu entnehmen, dass die GGV das UWG ergänzt, allerdings nicht ersetzt. Weiters hat sich das nGGm als stärkeres Mittel für den Anmelder erwiesen, da es ihm weitergehende Schutzmöglichkeiten bietet als das UWG.118

2.1.7.5. Entscheidung Longchamp Ein interessantes Urteil119 auf dem Gebiet des Lauterkeitsrechts hat 2015 das französische Unternehmen „Longchamp“ vor dem OLG Frankfurt erwirkt. Hauptsächlich bekannt ist Longchamp für seine schlichten aber dennoch besonders und originell wirkenden Taschen in nylonartigem Stoff mit Tragegriffen aus Leder und dazwischen befindlichem Überschlag, auch aus

116 Lubberger, Der wettbewerbsrechtliche Nachahmungsschutz, in Eichmann/Kur, Designrecht2, 295. 117 Ohly in Ohly/Sosnitza, Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb7 §§ 1-7 Rn 3/76 (2016). 118 Grötschl, ÖBI 2009/20, 106 (107). 119 OLG Frankfurt 11.06.2015, 6 U 73/14 = GRUR-Prax 2015, 387 (Redlich). 43

Leder, der mit einem Druckknopf versehen ist. Die Taschen sind faltbar und in unterschiedlichsten Farben und Größen erhältlich. Wegen der angeblichen Nachahmung und dem Verkauf dieser Taschen nahm Longchamp die Beklagte in Anspruch, nachdem sie diese deutschlandweit in Filialen und über einen Onlineshop angeboten und verkauft hatte. Das Gericht gab der Klägerin Recht und führte in seiner Entscheidung Folgendes aus: Die wettbewerbliche Eigenart einer Damenhandtasche kann sich aus der Kombination einzelner für sich genommen bereits bekannter und geläufiger Gestaltungselemente ergeben, wenn diese wie hier mit der Besonderheit der Faltbarkeit der Tasche verbunden sind und die wettbewerbliche Eigenart außerdem durch die Bekanntheit unter den Verbrauchern gesteigert wurde. Auch der Einwand, dass die wettbewerbliche Eigenart nicht mehr bestünde, da sich im Verkaufsumfeld Annäherungen dieser Taschenform befänden, kann nicht lediglich mit einer Auflistung von Vergleichsobjekten durch die Beklagte begründet werden. Der weitere Einwand der Beklagten darüber, dass der Verkehr sowieso genau wisse, wie die echte Tasche aussehe und deshalb auch die Unterschiede zwischen Original und Nachahmung sofort erkennen würde, wurde mit dem Argument zunichte gemacht, dass den Verbrauchern bekannte Erzeugnisse eher in Erinnerung blieben und diese deshalb vermehrt denken würden in einer Nachahmung das Original wiederzuerkennen. Im Allgemeinen sind die Anforderungen an den Grad der Nachahmung für die Beklagte im vorliegenden Fall geringer anzusetzen, da beim Original von einem hohen Grad an Originalität ausgegangen wird.120

Longchamp Nachahmung (Bildquellen: Google und GRUR-PR 2015)

120 OLG Frankfurt 11.06.2015, 6 U 73/14. 44

2.1.7.6. Rechtsschutz und Sanktionen UWG Die Sanktionen für unlautere Handlungen nach dem UWG ergeben sich aus den §§ 14 ff UWG. Auf diese wird in der Folge nur in aller Kürze eingegangen, da große Ähnlichkeit zu den Sanktionen im Immaterialgüterrecht besteht. Gleich wie auch für das Immaterialgüterrecht kann man hierbei zwischen zivilrechtlichen und strafrechtlichen Sanktionen unterscheiden. Größte praktische Bedeutung kommt aufgrund des raschen Handlungsbedarfs dem Unterlassungsanspruch zu, wobei sowohl die echte als auch die vorbeugende Unterlassungsklage existiert. Für den Anspruch auf Unterlassung ist eine vorherige Abmahnung des Beklagten nicht erforderlich. Bezüglich der für den Anspruch vorausgesetzten Wiederholungsgefahr ist allerdings zu sagen, dass diese bei vorangegangener Abmahnung regelmäßig aufgrund dessen zu bejahen ist.121 Weiters bestehen auch hier ein Beseitigungsanspruch, ein Anspruch auf Urteilsveröffentlichung und ein Schadenersatzanspruch, wobei der SE auch mangels einer ausdrücklichen Bestimmung im UWG nach dem ABGB geltend gemacht werden kann. Zur Unterstützung bei der Rechtsverfolgung steht der verletzten Person bei Einhalten der dafür vorgesehenen Voraussetzungen (Ausführen des begründeten Verdachts einer unlauteren Geschäftspraktik etc) auch ein Auskunftsanspruch zu. Zuletzt soll noch die einstweilige Verfügung erwähnt werden, die bis zur Erwirkung eines rechtskräftigen Urteils dem Kläger entstehende Nachteile unterbinden soll. Die strafrechtlichen Sanktionen, die explizit im UWG vorgesehen sind, sind für den Schutz modischer Neuschöpfungen nicht relevant und werden somit auch nicht weiter behandelt.122

121 Kodek/Leupold in Wiebe/Kodek (Hrsg), UWG2 § 14 (Stand 01.12.2016). 122 Fercher/Heidinger, Rechtsdurchsetzung im UWG, in Wiebe, Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3, 393. 45

2.2. Europäischer und internationaler Rechtsschutz 2.2.1. Unionsmarke und Internationaler Markenschutz

2.2.1.1. Unionsmarke Mit Inkrafttreten der Änderungen der Gemeinschaftsmarken-Verordnung der EU wurde aus dem Harmonierungsamt des Binnenmarkts das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum und der Name wurde von Gemeinschaftsmarke zu Unionsmarke umbenannt. Damit verbunden war auch eine Änderung der Gebühren für die Anmeldung der nunmehrigen Unionsmarke, welche es ermöglicht, Schutz für eine Anmeldung in nur einer Kategorie zu beantragen, was zu dementsprechend geringeren Kosten führte.123 Zum Verhältnis der nationalen Marke zur Unionsmarke ist zu sagen, dass die Unionsmarke neben die national angemeldete Marke tritt. Daraus ergibt sich wiederum, dass Rechte, die sich sowohl aus der Unionsmarke, als auch aus der nationalen Marke ergeben, parallel durchgesetzt werden können. Dadurch, dass die UMV in ihrem Bestand einzige Grundlage für die Wirksamkeit, die Reichweite und den Schutz an sich ist, ist sie autonom auszulegen und es darf nicht auf die Interpretation der Begriffe der nationalen Rechtsordnungen zurückgegriffen werden. Kollisionen der beiden können insofern auftreten, als die nationale Marke als relatives Eintragungshindernis der Unionsmarke berücksichtigt wird. Voraussetzungen für die Eintragung einer Unionsmarke sind, wie auch im nationalen Recht die abstrakte Unterscheidungskraft und die grafische Darstellbarkeit des Zeichens. Die zweite Voraussetzung entfällt aber ab 01.10.2017. Ab diesem Zeitpunkt muss eine Unionsmarke „nur mehr“ im Register in einer Art dargestellt werden, die es dem Publikum und den Behörden ermöglicht, den Schutzgegenstand präzise zu bestimmen.124

123 Grünwald, Von der Gemeinschaftsmarke zur Unionsmarke, ÖBI 2016/13, 59 (61). 124 V.Bomhard in Kur/v. Bomhard/Albrecht (Hrsg) Beckscher Online-Kommentar Markenrecht 8. Edition, Art 4 VO (EG) 207/2009 (Stand 01.10.2016). 46

2.2.1.1.1. Rechtsstreit - Louis Vuitton gegen Nanu Nana Hintergrund des Rechtsstreits war eine Anmeldung zweier Bildmarken von Louis Vuitton über ein Schachbrettmuster einmal in den Farben Braun und Beige und einmal in hellem und dunklem Grau, aus dem Jahr 1998 in der Warenklasse 18 (Waren aus Leder, wie Reisetaschen, Geldbeutel, Kosmetikkoffer etc). 125 2009 beantragte dann das deutsche Unternehmen Nanu Nana die Nichtigerklärung dieser Marken.126 Der Vorwurf Nanu Nanas richtete sich dahin, dass die Marken keine Unterscheidungskraft besäßen. Das HABM hatte daraufhin bestätigt, dass die vorliegenden Muster elementare, dekorative Elemente darstellten und der ausgewählte Kreis an Personen, welcher für die Beurteilung, ob Unterscheidungskraft vorliege, diese nur als Verzierung und nicht als herkunftsaussagendes Merkmal der Ware sehen würden.127 Das EuG veranlasste dann aufgrund fehlender Unterscheidungskraft gem Art 7 Abs 1 lit b UMV, die Bildmarken von Louis Vuitton löschen zu lassen. Begründend hielt er fest, dass das Schachbrettmuster mit dem Erscheinungsbild der Waren verschmelze und weder Abweichungen von der Branchennorm, noch der Branchenüblichkeit zu erkennen seien. Außerdem konnte Louis Vuitton nicht beweisen, dass ihre Marke in der gesamten Union Unterscheidungskraft durch Benutzung erlangt hatten, da der diesbezüglich erforderliche Nachweis für alle Mitgliedsstaaten fehlte.128

Schachbrettmuster - Louis Vuitton (Bildquelle: www.noerr.com)

126 Majchrzak, Die Unionsmarke. Absolute Eintragungshindernisse, ÖBI 2017/33, 121 (122). 127 Pfitzer, Schachmatt für Louis Vuitton gegen Nanu-Nana, (21.08.2015). 128 EuG 21.04.2015, T-359/12. 47

Nun zum Beispiel der bereits zuvor angesprochenen nicht gelungenen Markenanmeldung des bekannten Hosenmodells „Elwood“ der Marke G-Star. Die Anmeldung scheiterte am Argument, dass die Form der Hose ihr ihren wesentlichen Wert verleihe und somit das Eintragungshindernis vorliege, dass keine Zeichen als Marke angemeldet werden können, die in ihrem Umfang die Ware selbst, technische Funktionen der Ware oder ihren Wert ausmachten. Die Bestimmungen der Unionsmarkenverordnung nennen nun auch charakteristische Merkmale an der Ware, welcher ihr ihre technische Funktion oder ihren Wert verleihen. Somit ist nun nicht mehr die Gestalt der Ware im Gesamten für deren Eintragungsfähigkeit ausschlaggebend, vielmehr können bereits einzelne Merkmale dieser einer Eintragung entgegenstehen.129

2.2.1.1.2. Ralph Lauren gegen Fresh Side Ltd. Auch interessant ist ein Rechtsstreit zwischen Ralph Lauren und einem britischen Unternehmen namens FreshSide Ltd. Letzteres begehrte 2009 die Eintragung einer Wort- und Bildmarke mit dem Namen „Chunk“, welche einen auf einem Fahrrad sitzenden Polospieler darstellte. Ralph Lauren fühlte sich dadurch in seinen Markenrechten verletzt. Neben der Ähnlichkeit der bei beiden Marken abgebildeten Polospieler waren allerdings auch Unterschiede, wie die Spiegelung des Fahrradpolospielers zur anderen Seite und das Führen des Schlägers über die linke Seite zu erkennen. Der HABM, bei dem die Markenanmeldung erfolgt war, hatte keine Verwechslungsgefahr der beiden Eintragungen erkannt. Anders entschied später aber der EuG, der zwischen den Zeichen sehr wohl eine Verwechslungsgefahr annahm, die er in der begrifflichen Ähnlichkeit der Zeichen sah. Auch musste aufgrund der fehlenden Bekanntheit des Sports „Fahrradpolo“, das Zeichen allgemein als Polospieler eingeordnet werden. Darüber hinaus ist basierend auf der Annahme, dass ein Durchschnittsverbraucher eine Marke in ihrer Gesamtheit wahrnimmt, davon

129 Seifried, Neues Europäisches Markenrecht 2016: Gemeinschaftsmarke wird zu Unionsmarke, (08.02.206). 48 auszugehen, dass nur von den wenigsten wahrgenommen wird, ob der Spieler auf einem Fahrrad oder einem Pferd sitzt.130

(Bildquelle: www.beck-online.beck.de)

Eine weitere Entscheidung, die eine Unionsmarken-Streitigkeit behandelt, wurde am 28. April 2016 vor dem OLG München verhandelt. Hintergrund der Entscheidung war ein bereits länger andauernder Streit zwischen den Herstellern Adidas und Puma über den Schutz der Drei-Streifen- Kennzeichnung von Adidas. Adidas hatte gegen Puma wegen Verletzung der unten dargestellten Unions-Positionsmarke geklagt. Anfangs hatte der LG München die Klage abgewiesen, das OLG München gab dem Klagebegehren allerdings nach der Berufung von Adidas statt. Begründet hatte das OLG seine Entscheidung damit, dass zwischen den beiden Schuhmodellen unmittelbare Verwechslungsgefahr bestünde. Weiters entschied das Gericht, dass die Drei-Streifen-Marke von Adidas offenkundig eine derart hohe Bekanntheit aufweise, dass dadurch eine überdurchschnittliche Kennzeichnungskraft und ein entsprechend großer Schutzumfang bestehe. Daraus ist laut Gericht zu schließen, dass ein bloß geringer Grad an Zeichenähnlichkeit ausreicht, um Verwechslungsgefahr auszulösen.131

130 EuG 18.09.2014, T-265/13 = GRUR-Prax 2014, 497 (Rieken). 131 OLG München 28.04.2016, 6 U 1576/15 = GRUR-Prax 2016, 379 (Sakowski). 49

(Bildquelle: OLG München)

2.2.1.1.3. Louboutin gegen Deichmann Für den internationalen Markenschutz auch relevant erscheint mir der Rechtsstreit zwischen dem bekannten französischen Schuh- und Taschendesigner Christian Louboutin und dem Schuhunternehmen Deichmann. Das Markenzeichen des Louboutin sind edle Damenschuhe mit rotlackierter Sohle, welche im Verkauf selten weniger als 500€ kosten. Deichmann hingegen bot unter ihrer Marke „5th Avenue“ ähnliche High Heels mit roter Sohle an, die hingegen nur rund 40€ kosteten. Die besagten Schuhe von Louboutin sind in Großbritannien und den Beneluxstatten als „sonstige Marke“ eingetragen und in der Beschreibung des Markenamts heißt es: „Besteht aus der Farbe Rot (Pantone-Code 18.1663TP), die, wie dargestellt, auf der Sohle eines Schuhs aufgebracht ist. Louboutin hat daraufhin 2013 das niederländische Tochterunternehmen von Deichmann van Haren geklagt und ließ den Verkauf der Schuhe untersagen. Weiters forderte Louboutin Schadenersatz für die Verletzung seiner Markenrechte.132 Mit dem in den Niederlanden anhängigen Rechtsstreit hat das zuständige Gericht nun den EuGH angerufen.133 Konkret geht es um die Frage, wie die Eintragungshindernisse der Richtlinie 2008/95 134 auszulegen sind und wie der Begriff „Form“ für das Eintragungshindernis des Art 3 Abs 1 lit e, der die Eintragung von Zeichen, die

132 Terhaag, Auf roten Sohlen unterwegs: EuGH soll Streit zwischen Louboutin und Deichmann entscheiden, (2002-2017). 133 EuGH, C-163/16 – schwebend. 134 Richtlinie 2008/95/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2008 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Marken (kodifizierte Fassung) (Text von Bedeutung für den EWR)

50 ausschließlich aus der Form der Ware bestehen, die ihr ihren besonderen Wert verleihen, ausschließt zu verstehen ist. Der EuGH soll also beantworten, ob unter dem Begriff „Form“ nicht auch dreidimensionale Eigenschaften, wie im vorliegenden Fall die Farbe der Schuhsohle, zu subsumieren sind. Sollte diese Frage bejaht werden, wäre die rote Sohle markenrechtlich nämlich nicht schutzfähig.135

2.2.1.2. Internationale Registrierung von Marken Nach dem Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken, kann der Schutz, den man durch eine nationale Markenanmeldung bereits erlangt hat, auf einzelne oder mehrere von einem selbst zu bestimmende Länder, die Mitglieder des Abkommens sind, ausdehnen. Mit dem Protokoll zum Madrider Abkommen, sofern dieses von seinem Heimat-MS gesondert ratifiziert ist, kann der Anmelder aus seiner nationalen Marke in allen Protokollstaaten Schutz genießen. Somit entsteht durch eine einzige sog Basisanmeldung Schutz für alle oder nur ausgewählte Vertragsstaaten. Die Schutzdauer der IR-Marke beträgt 10 Jahre beginnend mit dem Tag der Registrierung und kann nach Ablauf der Zeit um dieselbe Frist verlängert werden. Nach dem Beitritt von Staaten mit besonderem Einfluss auf Modeentwicklungen und Designneuheiten wie die USA, Japan, China aber auch die Europäische Union, erscheint eine internationale Markenanmeldung trotz der in den verschiedenen Ländern durchaus unterschiedlich hohen Kosten als sehr ansprechend.136

Louboutin - Markenausdehnung Schweiz Des Weiteren interessant erscheint, wie die Schweiz dem Antrag Louboutins auf Ausdehnung seiner internationalen Registrierung für rote Damenschuhsohlen auf das Gebiet der Schweiz begegnet ist. Das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass eine Positionsmarke in Form einer roten Sohle für High Heels nicht schutzfähig ist. Die entsprechenden Verkehrskreise würden sich vorwiegend aus weiblichen Käuferinnen mit leicht

135 Buchholz, Louboutins rote Sohle kommt vor den EuGH, (03.04.2016). 136 Berlit, Markenrecht10 (2015) 222. 51 erhöhtem Modebewusstsein ergeben und auch diese würden die rote Sohle als dekoratives Element und deshalb Gemeingut und nicht als Herkunftshinweis wahrnehmen. Auch die anderslautenden Entscheidungen ausländischer Gerichte, welche die rote Sohle doch als unterscheidungskräftig ansahen, wären für die Schweiz insofern nicht relevant, als sich die Frage, ob ein Zeichen zum Gemeingut gehöre, lediglich aus der Wahrnehmung des relevanten Verkehrskreises in der Schweiz ergäbe.137

2.2.2. Europäisches und internationales Geschmacksmusterrecht

2.2.2.1. Europäischer Geschmacksmusterschutz Im Allgemeinen kann man für den Bereich der europäischen Union zwischen dem nicht eingetragenen und dem eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmuster unterscheiden. Da die nationalen Bestimmungen über das Geschmacksmuster auf der EU-Richtlinie 98/71138 basieren, sind nur wenige Unterschiede zwischen dem eingetragenen GGM und dem nationalen Geschmacksmuster zu erkennen. Dem Schutz des nicht eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmusters möchte ich mich allerdings intensiver zuwenden. Entstanden ist dieses nämlich als Antwort auf die Bitte unzähliger kreativ schaffender Personen, die ihren Bedarf nach einem Schutzrecht für nur kurzlebige Erzeugnisse, das ohne teures oder langwieriges Eintragungsverfahren Schutz gewährt, ausgedrückt haben. Das nGGM bietet einen auf Unionsebene einheitlichen Schutz für Geschmacksmuster und charakterisiert sich speziell dadurch, dass es durch bloße Veröffentlichung und somit mit dem Tag des erstmaligen öffentlichen Zugänglichmachens entsteht. Voraussetzungen des nGGM sind Neuheit, Eigenart und Offenbarung des Produkts. Ein GGM gilt als neu, wenn der Öffentlichkeit vor dem Tag der Beurteilung kein ähnliches Geschmacksmuster zugänglich gemacht wurde. Von dieser

137 Reimann, Kein Markenschutz für Positionsmarke in Form einer roten Schuhsohle an High Heels – Rote Damenschuhsohle, GRUR Int. 2016, 821. 138 Richtlinie 98/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13.10.1998 über den rechtlichen Schutz von Mustern und Modellen. 52

Ähnlichkeit spricht man, wenn sich zwei Muster nur in unwesentlichen Eigenschaften voneinander unterscheiden. Unter „öffentlich zugänglich machen“ fallen wiederum Handlungen wie bekannt machen, ausstellen, im Verkehr verwenden etc, soweit auch die im EWR tätigen Fachleute im Geschäftsalltag von dieser Handlung erfahren konnten. Sind bereits ähnliche ältere Muster im Umlauf, stellt sich daher immer die Frage, ob die in der EU tätigen Fachkreise von diesen wissen konnten. Der wohl heikelste Aspekt daran liegt im Umstand, dass sowohl ältere Muster, die außerhalb wie auch innerhalb der EU offenbart worden sind, zu berücksichtigen sind. Ausschlaggebend ist nur, ob das Fachpersonal innerhalb der EU diese Muster kennen konnte.139 In Hinsicht auf die Eigenart des Geschmacksmusters wird nicht die Ästhetik oder Gestaltungshöhe des Musters an sich überprüft, sondern es wird das jüngere Muster in Anbetracht seines geschmacklichen Gesamteindrucks mit dem Gesamteindruck bereits bekannter Muster verglichen und deren Unterschiedlichkeiten festgestellt. 140 Bei der Beurteilung, ob ein Muster eigenartig ist, ist auch darauf abzustellen, wie hoch die Musterdichte in einem Marktteil ist. Ist diese nämlich sehr hoch, können nur geringere Anforderungen bezüglich dem Grad der Unterscheidung gefordert werden, allerdings resultiert daraus auch ein nur geringerer Schutzumfang. Zuletzt muss man sich noch die Frage stellen, wie und wo ein Muster zu offenbaren ist, damit der dreijährige Schutz des nGGM zu laufen beginnt. Als Offenbarung iSd Gesetzes 141 kommen sowohl Handlungen, wie die Präsentation des Musters auf Messen wie auch die nationale Anmeldung zum Geschmacksmuster in Frage. Dies führt zur eigenwilligen Konstellation, dass eine einzige nationale Geschmacksmusterregistrierung EU-weiten Designschutz für ein Produkt bedeuten kann. Örtlich gesehen muss ein Muster für das Entstehen eines nGGM innerhalb der EU zugänglich gemacht werden. Allerdings kann, wie bereits oben

139 Grötschl, Das „nicht eingetragene Gemeinschaftsgeschmacksmuster“, ÖBI 2007/12, 52 (53). 140 Buchmüller, Das nicht eingetragene Gemeinschaftsgeschmacksmuster, GRUR 2015, 629. 141 Vgl Art 11 GGV. 53 angesprochen, eine außerhalb der EU durchgeführte Offenbarung neuheitsschädlich sein. NGGM sind für drei Jahre ab dem Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung geschützt. Eingetragene Geschmacksmuster hingegen bieten Schutz für 25 Jahre. Auch der Schutzumfang für nGGM ist deutlich geringer, da nGGM nur vor systematischen Nachahmungen geschützt sind. Beim eingetragenen GM kann man überdies unabhängig davon, ob der Dritte, der für die Nachahmung eines Musters verantwortlich war, Kenntnis von dem eingetragenen GM hatte oder nicht, gegen diesen vorgehen.142 Im Allgemeinen kann auch beim Gemeinschaftsgeschmacksmuster bei der Anmeldung die Aufschiebung der Bekanntmachung beantragt werden. Dies erscheint speziell für Branchen wie die der Mode als bedeutend, da eine frühe Bekanntmachung den kommerziellen Erfolg des GGM schädigen könnte.143

2.2.2.1.1. Beispiel eines GGM - EuGH 10.9.2015, T-525-13 Im vorliegenden Sachverhalt hatte H&M Hennes & Mauritz BV & Co. KG beim HABM die Nichtigerklärung eines von Yves Saint Lauren SAS am 12.12.2001 angemeldeten Gemeinschaftsgeschmacksmusters über eine Handtasche beantragt. Die Klägerin brachte vor, dass das angegriffene Geschmacksmuster keine Eigenart vorweise und legte dem Antrag ein älteres Geschmacksmuster über eine ähnliche Tasche bei. In weiterer Folge prüfte die Beschwerdekammer des HABM die Eigenart der Handtasche von YSL. Sie legte den informierten Benutzer als informierte Frau fest, die sich als mögliche Benutzerin von Handtaschen für diese interessiere. Bezüglich der beiden vorliegenden Muster der Handtaschen äußerte sie, dass diese zwar gemeinsame Merkmale aufweisen würden, so erschienen auch speziell die Oberflächenstruktur und die Griffe in Form eines Riemens ausgestaltet, welcher durch ein durch Nieten verstärktes System von Ringen am Körper der Tasche befestigt war, als ähnlich. Für den Gesamteindruck der Tasche allerdings entscheidend sah der HABM die Unterschiede, die diese in Hinsicht auf Form, Struktur und Verarbeitung der Oberfläche aufwies. Der

142 Grötschl, ÖBI 2007/12, 52 (55). 143 Kühne in Eichmann/von Falckenstein/Kühne, Designgesetz5 § 11 (2015).

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Designer der Tasche verfüge bei der Ausgestaltung dieser Merkmale über einen hohen Grad an Gestaltungsfreiheit, welcher aber für den informierten Benutzer dennoch nicht die Unterschiede der beiden Taschen hinsichtlich Form, Struktur und Oberflächenverarbeitung beseitigen würde. Aus der Entscheidung geht hervor, dass je größer die Gestaltungsfreiheit des Designers ist, desto mehr müssen klare Unterschiede in den Gestaltungen vorliegen und desto weniger reicht es aus, dass sich die Muster nur hinsichtlich kleiner Details unterscheiden um beim informierten Benutzer eine unterschiedliche Gesamtbetrachtung der Erzeugnisse zu erreichen. Weiters betrachtete die Beschwerdekammer, nach weitreichender Prüfung der gemeinsamen Elemente der Geschmacksmuster, dass genau diese nicht ausreichen würden, um beim informierten Benutzer einen identischen Gesamteindruck zu erreichen. Auch sei in Bezug auf den beim Verbraucher ausgelösten Gesamteindruck zu berücksichtigen, dass die Riemen und auch der Griff der zwei Taschen verschiedenen Verwendungen dienten. Die eine Tasche ist für das Tragen über die Schulter, die andere für das Tragen mit der Hand vorgesehen.144

(Bildquelle: HABM)

144 EuG 10.09.2015, T-525-13 = GRUR-Prax 2015, 465 (Redlich).

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2.2.2.1.2. Beispiel eines nGGM - Urteil Flamingobluse Gegenstand des vorliegenden Urteils ist eine gerichtliche Abmahnung und darauf folgend eine einstweilige Verfügung, beantragt von der Antragstellerin, welche bedruckte Textilien für Oberbekleidung produziert. Im Jahr 2013 hatte sie eine hellrosa Bluse mit Flamingo-Druck hergestellt und diese an Geschäfte und Online-Shops unter anderem in Deutschland vertrieben, wobei die Bluse von einer Firma in Hongkong produziert wurde. Von der Antragsgegnerin wurde eine Bluse mit dem exakt gleichen Muster produziert, welche angab, das Muster von der Produktionsfirma in Hongkong als „freies Motiv“ erworben zu haben. Gegen die einstweilige Verfügung entgegnete die Antragsgegnerin, dass das Muster nicht schutzfähig sei und demnach auch keine Nachahmung vorliege. Das LG Düsseldorf bestätigte allerdings den Erlass der einstweiligen Verfügung und stellte fest, dass an der Bluse und dem Stoff der Produkte nicht eingetragene Gemeinschaftsgeschmacksmuster entstanden waren, dass die Rechtsgültigkeit auch nicht durch den Einwand der fehlenden Neuheit und Eigenart widerlegt werden könne und dass die Benutzung des Musters auch als Ergebnis einer Nachahmung zu betrachten sei. Interessant an dieser Entscheidung ist auch, dass der vermeintliche Verletzter, hier also die Antragsgegnerin und nicht wie im Normalfall die Schutzinhaberin die Beweislast dafür trägt, keine Kopie produziert zu haben. Dies wird damit begründet, dass bei Nachahmungen, die eine über dem Gesamteindruck liegende Ähnlichkeit aufweisen, die Last des Beweises auf die Verletzter - Partei übergehen soll.145

145 LG Düsseldorf 02.07.2015, 14c O 55/15 = MarkenR 2015, 607. 56

(Bildquelle: LG Düsseldorf Urteil vom 02.07.2015, Az. 14c O 55/15)

2.2.2.2. Internationale Registrierung von Geschmacksmustern Im Rahmen der internationalen Registrierung kann bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum in Genf schlussendlich auch Schutz für Muster außerhalb Europas erlangt werden, sofern das jeweilige Land, in dem eine Registrierung angestrebt wird, Mitglied des HMA ist. Der Anmelder muss selbst festlegen, für welche Vertragsstaaten internationaler Schutz bestehen soll. Mittels bloß einer Anmeldung auf internationaler Ebene kann Schutz in Form eines internationalen Designs erlangt werden. Im Unterschied zur internationalen Registrierung von Marken ist hier eine Basisanmeldung im Heimatstaat nicht erforderlich.146 Das HMA schafft keine materiellrechtlichen Regelungen über den Schutz von Geschmacksmustern, sondern enthält verfahrensspezifische Bestimmungen über die internationale Registrierung. Der Schutzumfang, die Schutzvoraussetzungen und die Bestimmungen über Verfahren und Sanktionen der IR richten sich nach dem Recht der anmeldenden Partei.147

2.2.3. Europäisches und Internationales Urheberrecht Auf europarechtlicher Ebene ist zu sagen, dass bis dato nur eine teilweise Harmonisierung des Urheberechts stattgefunden hat, welche durch Harmonisierungsrichtlinien oder Verordnungen vorgenommen wurde. Für den

146 Schuhmacher, Erleichterte Internationale Designanmeldung, ecolex 2008/62, 62. 147 Kühne in Designgesetz5 §19, Rn 14. 57

Schutz von Modeerzeugnisse sind diese aber bis auf allgemeine Festlegungen, wie zb in der Schutzdauer-RL oder in der Produktpiraterie- Verordnung enthalten, mehr oder weniger irrelevant.148 Die RBÜ (Revidierte Berner Übereinkunft) zum Schutz von Werken der Literatur stellt einen mehrseitigen Staatsvertrag dar, dem grds jeder Staat, dem dies beliebt, beitreten kann. Sie stellt keine Gesamtkodifikation dar und hat deshalb auch nicht zur Herausbildung eines einheitlichen Urheberechts beigetragen. Ein Grundsatz, der darin festgelegt wird, ist allerdings jener der Inländergleichbehandlung. Außerdem werden darin Mindeststandards festgelegt, auf die sich Angehörige eines MS in einem anderen MS unmittelbar berufen können.149

2.2.4. PCT, Europäisches Patent Der Patentzusammenarbeitsvertrag (PCT), welcher einen internationalen Vertrag darstellt, ermöglicht durch Anmeldung vor einer nationalen Behörde Patentschutz in all den 152 Vertragsstaaten. Dadurch kann nicht von einer zentralisierten Anmeldung gesprochen werden, sie bedeutet für den Anmelder lediglich die Zusammenfassung der nationalen Patentrechte als internationales Patent, welche in der Folge vom internationalen Büro der WIPO verwaltet werden. Mittels des EPÜ kann durch eine zentralisierte Anmeldung vor dem Europäischen Patentamt ein europäisches Patent angemeldet werden. Dieses hat in allen 38 MS des EPÜ dieselbe Wirkung.150

2.3. Beziehungen der einzelnen Rechtschutzgebiete zueinander

Aufgrund der unterschiedlichen Anspruchsvoraussetzungen im Marken-, Muster- und Urheberrecht schließen sich diese Rechte nicht gegenseitig aus, sondern können nebeneinander bestehen. Eine Modeschöpfung kann somit bei Vorliegen aller Voraussetzungen, also der erforderlichen Gestaltungshöhe und Originalität für das UrhG, der Eigenart des Musters für das MuSchG und

148 Schuhmacher, Europäisches Marken-, Muster- und Urheberrecht (2010) 33. 149 Gamerith in urheber.recht § 1 UrhG. 150 Gratzl, Grundriss der gewerblichen Schutzrechte2 (2013), 53. 58 der Unterscheidungskraft für das MSchG, gleichzeitig durch drei Sonderrechte geschützt sein. Zum Verhältnis des lauterkeitsrechtlichen Nachahmungsschutzes und den anderen Sonderschutzrechten bestehen die folgenden Grundsätze: Besteht für ein Produkt kein Sonderrechtsschutz, ist die Nachahmung desselben Dritten grds gestattet. Geht diese Nachahmung aber nach den Vorschriften des UWG „zu weit“ und erfolgt diese unter unlauteren Umständen, ist diese verboten und wird nach dem UWG geahndet.151 Unterschiede zwischen Markenrecht und Geschmacksmusterrecht bestehen weiters insofern, als sich ein Muster in seiner Erscheinungsform vom sog vorbekannten Formenschatz unterscheiden muss. Für den Markenschutz hingegen bedarf es dieser Neuheit nicht, sondern es wird auf die Unterscheidungsfähigkeit des anzumeldenden Zeichens abgestellt. Im Markenrecht ist außerdem eine Verpflichtung zum Gebrauch des eingetragenen Zeichens vorgesehen, die aus Gründen der Vermeidung der Eintragung einer Marke auf Vorrat bzw der Behinderung eines Mitbewerbers vorgesehen ist.152 Diese Vorschrift kennt das Geschmacksmusterrecht nicht.

151 Plasser, ÖBI 2013/2, 4 (6). 152 Gaderer, Zur rechtserhaltenden Nutzung einer Marke in der Gemeinschaft, ecolex 2011/8, 723 (723). 59

3. Conclusio In Anbetracht meiner Untersuchungen der für den Rechtsschutz modischer Neuschöpfungen relevanten Bereiche und der entsprechenden Rechtsprechung zu diesem Thema komme ich zu folgender Schlussfolgerung: Rechtlicher Schutz für modische Neuschöpfungen kann aus den unterschiedlichsten Gebieten des Immaterialgüterrechts und dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb abgeleitet werden. Aus dem Patent- und Gebrauchsmusterrecht lassen sich rechtliche Schutzmöglichkeiten für technische Erfindungen ableiten. Wie aus den obigen Untersuchungen ersichtlich, kann es durchaus vorkommen, dass sich solch technische Eigenschaften in modischen Gestaltungen und innerhalb diverser Kleidungsstücke wiederfinden lassen und somit auch für modische Schöpfungen Patent- bzw Gebrauchsmusterschutz besteht. Dieser Schutz dürfte vor allem auch in Zukunft eine große Rolle spielen, da sich „Wearable Technologies“ und „Intelligent Fashion“ immer stärker auf dem Markt etablieren. Die für Modeschöpfungen definitiv am besten geeignete Form des Schutzes spiegelt sich im Geschmacksmusterrecht wider. Hier kommt ein Schutz für Modeschöpfungen an sich, modische Stoffe oder auch sonstige modische Artikel in Frage. Schwierigkeiten bestehen allerdings auch hier oft beim Erfüllen des Kriteriums der objektiven Neuheit, da die Mode- und Textilindustrie sich unter anderem durch ein ständiges Kommen und Gehen ähnlicher Trends und Variationen bereits bekannter Gestaltungen charakterisiert. Besondere Bedeutung hat der Geschmacksmusterschutz für Modeerzeugnisse durch das nicht eingetragene Geschmacksmuster erfahren, welches formlos mit Offenbarung des Musters entsteht und Schutz für drei Jahre gewährt. Diese relativ geringe Schutzdauer sollte aber für Saisonartikel, wie fast immer in der Modebranche vorliegend, dennoch ausreichen. Dadurch entfällt auch ein kostspieliges und durchaus aufwändiges Anmeldeverfahren.153 In Bezug auf den Schutz von Modeerzeugnissen durch das Markenrecht sollte man sich vor Augen halten, dass dieses grds nicht dem Produktschutz an sich dient, sondern einzelne Produkte von jenen anderer Hersteller kennzeichnen

153 Deck in MAH Gewerblicher Rechtsschutz4 Rn 134-135. 60 und unterscheiden soll. Will man also nicht lediglich eigene Produkte durch Anbringen eines Zeichens zb im Lichte der Wortmarke mit einem „Herkunfts- Stempel“ versehen, sondern gezielt Designelemente und die Form der Modeerzeugnisse schützen, kommen dennoch Formmarke und Positionsmarke in Frage. Zu einem weitgehend unbefriedigenden Ergebnis für den Schutz modischer Produkte führt jedoch oft das Eintragungshindernis des § 4 Abs 1 Z 6 MSchG.154 Für das Urheberrecht besteht Schutz, sofern die geforderte Gestaltungshöhe vorliegt. Auch Konfektionsmodelle sind grds nicht vom Schutz durch das UrhG ausgeschlossen. Die Anforderungen an die Gestaltungshöhe wurden für Werke der angewandten Kunst und somit auch für Modeerzeugnisse in den letzten Jahren herabgesetzt, um den Zugang zum Urheberrecht für Gebrauchsgegenstände zu erleichtern. Laut einer deutschen Statistik erhalten allerdings trotzdem nur um die 2,5 % der Werke der angewandten Kunst einen Schutz nach dem Urheberrecht und somit bleibt ein Großteil der Leistungen von Modedesignern regelmäßig aus urheberrechtlicher Sicht schutzlos.155 Zu guter Letzt stellt das UWG in gewisser Weise einen Auffangtatbestand für Erzeugnisse dar, die aufgrund fehlender Neuheit, Eigenart etc oder bloßer Nicht-Anmeldung keinen Sonderrechtsschutz genießen. Natürlich müssen auch hier die im entsprechenden Kapitel oben angeführten Voraussetzungen vorliegen. Meines Erachtens ergeben sich somit für Modeerzeugnisse sehr viele Schutzmöglichkeiten, welche in den unterschiedlichsten Bereichen vorzufinden sind. Allerdings scheint es, als hätten viele Modedesigner nicht ausreichend Kenntnis über diese und auch die Rechtsprechung und Literatur zu diesem Thema ist zumindest in Österreich nur sehr bedingt vorhanden. Zuletzt möchte ich noch in den Raum stellen, dass ich mir durchaus auch vorstellen kann, dass es gewissen Designern möglicherweise sogar recht ist, wenn „Billig-Konzerne“ ihre Schöpfungen nachahmen und vervielfältigen, da sich daraus auch eine gewisse Werbewirkung für den ursprünglichen Designer

154 Plasser, ÖBI 2013/2, 4 (5). 155 Nordemann/Heise, Urheberrechtlicher Schutz für Designleistungen in Deutschland und auf europäischer Ebene, ZUM 2001, 128 (146). 61 und Inhaber von Schutzrechten ergeben kann, welche noch dazu kostenlos eintritt.

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Literaturverzeichnis

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 Götting Horst-Peter, Gewerblicher Rechtsschutz10 (C.H. Beck 2014)  Gratzl Florian, Grundriss der gewerblichen Schutzrechte2 (facultas 2013)  Grötschl Markus, Farbe bekennen oder schwarz-weiß sehen? Das Gestaltungselement Farbe im Designrecht. Monopol auf Farben, ipCompetence 2016/15, 54  Grötschl Markus, Das Verhältnis zwischen dem UWG und nicht eingetragenen Gemeinschaftsgeschmacksmustern, ÖBI 2009/20, 106  Grötschl Markus, Das „nicht eingetragene Gemeinschaftsgeschmacksmuster“, ÖBI 2007/12, 52  Grünwald Alfons, Von der Gemeinschaftsmarke zur Unionsmarke, ÖBI 2016/13, 59  Hasselblatt Gordian N. (Hrsg), MAH Gewerblicher Rechtsschutz4 (C.H. Beck 2012)  Heermann Peter W./Schlingloff Jochen (Hrsg), Münchener Kommentar zum Lauterkeitsrecht2 (C.H. Beck 2014)  Holzer Walter, Anmerkungen zum Geschmacksmuster, ÖBl 2011/64, 261  Jud/Hauser (Hrsg), Gewerblicher Rechtsschutz II (Verlag Österreich 2015)  Kirchner Andree/Kirchner-Freis Iris (Hrsg), Handbuch Moderecht (ESV 2011)  Koppensteiner Hans-Georg, Markenrecht4 (LexisNexis 2012)  Korn Gottfried, Urteilsveröffentlichung und Urheberrechtsverletzung, MR 2016, 281  Kraft Rainer Maria/Steinmair Boris, UWG Praxiskommentar (LexisNexis2013)  Kromer Raphael Carlo, Smart Clothes: Ideengenerierung, Bewertung und Markteinführung (Springer Gabler 2008)  Kucsko Guido, Geistiges Eigentum (Manz 2003)  Kucsko Guido, Roadmap Geistiges Eigentum (Manz 2004)  Kuckso Guido/Schuhmacher Christian (Hrsg), marken.schutz2 (Manz Stand 31.12.2013)  Kucsko Guido (Hrsg), urheber.recht (Manz Stand 1.12.2007)  Kur Annette/v. Bomhard Verena/Albrecht Friedrich (Hrsg), Beck’scher Online Kommentar Markenrecht (Stand: 01.10.2016) 64

 Majchrzak Katharina, Die Unionsmarke. Absolute Eintragungshindernisse, ÖBI 2017/33, 122  Müller Walter/Höller-Prantner Mario, Markenrecht kompakt (Linde 2013)  Nicolini Käte/ Ahlberg Hartwig, UrhG2 (Verlag Franz Vahlen 2000)  Nordemann Axel/Heise Friedrich Nikolaus, Urheberrechtlicher Schutz für Designleistungen in Deutschland und auf europäischer Ebene, ZUM 2001, 128  Ohly Ansgar/Sosnitza Olaf, Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb7 (2016)  Plasser David, Immaterialgüterrechtlicher Schutz von Warenformen, ÖBI 2013/2, 3  Reimann, Kein Markenschutz für Positionsmarke in Form einer roten Schuhsohle an High Heels – Rote Damenschuhsohle, GRUR Int. 2016, 821  Schell Jürgen, Aspekte des markenrechtlichen Schutzes von Mode, GRUR-Prax 2012, 201  Schuhmacher Florian, Europäisches Marken-, Muster- und Urheberrecht (Manz 2010)  Schuhmacher, Erleichterte Internationale Designanmeldung, ecolex 2008/62, 62  Seifried Thomas/Borbach Markus, Schutzrechte und Rechtsschutz in der Mode- und Textilindustrie (dfv 2014)  Spiss Claudia/Zemann Adolf, Gemeischaftsgeschmacksmusterverordnung – informierter Benutzer, ecolex 2012/33, 69  Steiner Paul, Sensory Branding: Grundlagen multisensualer Markenführung2 (Springer 2017) 183  Thiele Clemens, Bildzitat und Musterschutz, ÖBl 2011/70, 303  Wandtke Artur-Axel /Bullinger Winfried (Hrsg), Praxiskommentar zum Urhebrrecht4 (C.H. Beck 2014)  Wiebe Andreas (Hrsg), Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht3 (facultas 2016)  Wiebe Andreas/Kodek Georg E., UWG2 § 14 (Manz Stand 01.12.2016)  Woller Michael, Der Schutz der coolen Business-Idee, ecolex 2013, 857 65

 Redaktion, U.S. Court of Appeals fort the Second Curcuit: Markenschutz für Farbmarke in der Modeindustrie – Christian Louboutin v. Yves Saint Laurent, GRUR Int 2013

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Judikaturverzeichnis

Europäischer Gerichtshof  EuGH 20.09.2007, C-371/06 (Benetton Group SpA v G-Star International BV) = GRUR 2007, 970  EuGH 16.05.2011, C-429/10 P  EuGH, C-163/16 - schwebend

Gericht der Europäischen Union  EuG 18.09.2014, T-265/13 = GRUR-Prax 2014, 497 (Rieken)  EuG 21.04.2015, T-359/12  EuG 10.09.2015, T-525-13 = GRUR-Prax 2015, 465 (Redlich)

Oberster Gerichtshof  OGH 20. 6. 2006, 4 Ob 98/06z – Bauernhaus – MR 2006, 319  OGH 22.09.2009, 17 Ob 14/09 x = ecolex 2009/422, 1073 (Horak)  OGH 22.09.2015, 4 Ob 17/15a = ZTR 2015, 277  OGH 30.8.2016, 4 Ob 140/16s = ecolex 2017/31 (Hofmarcher)

Oberster Patent- und Markensenat  OPM 12.09.2012, Op 2/12

Deutscher Bundesgerichtshof  BGH 14.12.1954, I ZR 65/53 = NJW 55, 460 (Nicolini)  BGH 19.01.1973, I ZR 39/71 = NJW 57, 220 (Nicolini)  BGH 10.11.1983, I ZR 158/81 = GRUR 1984, 643 (Jacobs)  BGH 30.01.1992, I ZR 113/90 = NJW 1988, 334 (Schack)  BGH 06.11.1997, I ZR 102/95 = GRUR 1998, 477 (Sambuc)  BGH 13.11.2013, I ZR 143/12 = GRUR-Prax 2014, 17 (Strauß)

Bundespatentgericht  BPatG 17.05.2011, 27 W (pat) 266/09 (Luxy/Luci) = GRUR-RR 2012, 112

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 BPatG 09.10.2012, 27 W (pat) 111/11  BPatG, Beschluss vom 19.12.2008 - 33 W (pat) 211/01 – Kelly-bag

Oberlandesgerichte Deutschland  OLG Köln 28.11.2005, 6 U 75/05  OLG Hamburg 18.09.2014, 3 U 96/12 = GRUR-Prax 2015, 10 (Lerach)  OLG Frankfurt am Main 12.05.2015, 11U 104/14 = GRUR_Prax 2015, 347 (Ebert-Weidenfeller)  OLG Frankfurt 11.06.2015, 6 U 73/14 = GRUR-Prax 2015, 387 (Redlich)  OLG München 28.04.2016, 6 U 1576/15 = GRUR-Prax 2016, 379 (Sakowski)

Landesgerichte Deutschland  LG Düsseldorf 28.09.1988, 34 O 76/88 „Sweat-Shirt“ = GRUR 1989, 122  LG Leipzig 23. 10. 2001, 5 O 5288/01 “Hirschgewand” “ GRUR 2002, 424  LG Düsseldorf 02.07.2015, 14c O 55/15 = MarkenR 2015, 607  LG Frankfurt am Main 02.06.2009, 2/18 0 376/08

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Internetdokumente

 Pfitzer Clemens, Schachmatt für Louis Vuitton gegen Nanu-Nana, (21.08.2015)

 Seifried Thomas, Neues Europäisches Markenrecht 2016: Gemeinschaftsmarke wird zu Unionsmarke, (08.02.2016)

 Terhaag Michael, Auf roten Sohlen unterwegs: EuGH soll Streit zwischen Louboutin und Deichmann entscheiden, (2002-2017)

 Buchholz Andreas, Louboutins rote Sohle kommt vor den EuGH, (03.04.2016)

 Europäisches Patentamt, Aufgabe-Lösungs-Ansatz (12.10.2016)

 Handelsblatt, Adidas feiert Etappen-Sieg im Schuh-Streit, (19.06.2017, 17:08)

 Werner Marion/Ziegler Wiebke, Hightech-Kleidung, http://www.planet- wissen.de/gesellschaft/mode/hightech_kleidung/index.html (18.01.2017 09:30)

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