Nordfriisk Instituut 1337 Postvertriebsstück Entgelt bezahlt März 2020 Euro Nr 209 Süderstr. 30 | 4 . D-25821 Bräist/, NF www.nordfriiskinstituut.eu

Dagebüll Ladenschilder Biografie Friesenstiftung Herausgegeben ein Dorfporträt vom in Dagebüll R. Arfsten Sorbenstiftung Nordfriisk Instituut

Seite 9 Seite 12 Seite 15 Seite 20 u. 22 Ausstellung im Nissenhaus Nordfriesisches Jahrbuch 55 (2020) !"#$%&'$()()*(+#$,&-.&/$()(! 178 Seiten, 9,80 Euro

Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut ist der Bezug eines Nordfriesischen Jahrbuches im Jahresbeitrag enthalten. GEWALTIG! Ihr Exemplar liegt im NORDSEE Nordfriisk Instituut für Sie bereit!

NEU im Nordfriisk Instituut: 012$324&-4$2'5$6&5./7&5&85/19:;- Ferteel iinjsen! Museum. NISSENHAUS Herzog-Adolf-Straße 25 · 25813 Wat'n lok / Dåt jarst tooch

98 Seiten, Paperback 7,80 Euro In Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg entsteht ein inter- ISBN 978-3-88007-426-2 disziplinäres Ausstellungsprojekt, das außergewöhnliche Wetterphäno- mene sowie Wasser- und Wetterkatastrophen und ihre Auswirkungen auf Wat'n Lok (Was ein Glück) und das kulturelle Leben in Nordfriesland beleuchtet. Dåt jarst tooch (Das erste Mal) waren die Themen der Friesischen Erzähl-Wettbewerbe 2016 und 2018. Neben den verheerenden historischen Sturmfluten werden auch Ereig- 36 Texte wurden für dieses Buch nisse jüngeren Datums wie die Sturmflut im Februar 1962 und die ausgewählt, literarische Kleinode in Schneekatastrophe 1978/1979 in den Blick genommen. sechs nordfriesischen Dialekten. Traditionell haben wir alle zwei Jahre der Märzausgabe den Arbeitsbericht des Nordfriisk Instituut beigeheftet. Im Sinne von Ressourcenschonung möchten wir in Zukunft darauf verzichten. Der Bericht für die Jahre 2018/19 wird auf der Mitgliederversammlung des Institutsvereins am 25. April bereitliegen und an- schließend im Netz zu finden sein; auf Wunsch schicken wir Ihnen die gedruckte Fassung dann auch gerne zu.

Hans-Meinert Redlin: Die Friesenstiftung muss alle mitnehmen auf den Weg! 2

Mehr Friesischunterricht? 3 Nummer 209 „Natur Natur sein lassen“ – Detlef Hansen geht in den Ruhestand 3 von NORDFRIESLAND bietet Koen Zondag (1938–2019) – Pionier des zweisprachigen Unterrichts Wind, schon auf der Titelseite. in Westfriesland 4 Dass es sich dort um ein Foto von Renate Holz gestorben 4 Helgoland handelt, erkennen ver- Dr. Marron Curtis Fort gestorben 5 mutlich nur Experten, die Teile 30 Jahre am Nordfriisk Instituut 5 der Hafenmauer ausmachen kön- Ellins wäält 6 nen. „Der Wind hat mir ein Lied Nordfriesland im Winter 7 erzählt“, hauchte schon 1937 Za- Üt da friiske feriine 8 rah Leander mir rauchiger Stimme in „La Habanera“. Uns hat er vor allem erzählt, dass der Orkan „Sa- Claas Riecken und Christoph G. Schmidt: bine“ im Februar 2020 auf der Wie friesisch ist … Dagebüll 9 Mole von Dagebüll Sturm-Touris- Johanna Gregersen: ten wie Fernsehteams gleicherma- Meer ist Mehr? 12 ßen anzog. Vor so viel Vordergrün- Claas Riecken: digkeit sind wir binnendeichs ge- Soldatisch, naturverbunden, eigensinnig 15 flohen und haben nach den Men- Die Friesenstiftung, der Gesetzestext 20 schen, dem Dorf und dessen Ge- Interview mit Susann Schenk: schichte gefragt. Johanna Greger- Stiftung als Modell: Wie läuft es eigentlich bei den Sorben? 22 sen hat ebenfalls Dagebüll ins Vi- sier genommen, was linguistic landscaping angeht. Keinen Sturm Franziska Böhmer: der Entrüstung wird hoffentlich Dit jest Lop? 27 die biografische Skizze von Rein- hard Arfsten auslösen, auch wenn Das Leben von Hannes Wader / Chronik von Dörpum 29 sein Lebenslauf viele Angriffs- Der Inseldoktor / Astrid Lindgrens Emil 30 punkte bietet. Dass die im Aufbau befindliche Friesenstiftung der- Tut leest 30 einst so unter vollen Segeln fahren möge wie die Sorbenstiftung, ist ein großer Wunsch bei vielen – Orkan „Sabine“ vor Helgoland und nicht nur ein laues Lüftchen. Foto: Brigitte Rauch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 24.2.2020

Nordfriesland 209 – März 2020 1 in die wissenschaftlich abgesicherte Arbeit des Instituts zugunsten der friesischen Sprache und Kultur ge- bracht hat. Nun hat der Landtag die „Stiftung für die Friesische Volksgruppe im Lande Schleswig-Holstein“ aus der Taufe gehoben, deren Grundlage Einnahmen des Landes aus dem Glücksspielwesen sind. Diese Mittel Die Friesenstiftung bleiben dauerhaft im Topf der Stif- muss alle mitnehmen tung. Lediglich Zinserträge könnten auf den Weg! für die Kulturarbeit der Friesen aus-

gebracht werden. Deshalb sind es Foto: Sammlung NfI Immer mal wieder gab es unter- weiterhin Haushaltsmittel des Lan- Hans-Meinert Redlin schiedliche Signale aus der Landes- des und des Bundes, die wie bisher politik auf dem langen Weg zur Ab- zur Verfügung gestellt werden und Wenn das so kommt, dann wäre in sicherung der friesischen Sprache, zukünftig den Weg über die Stif- der Tat Zuversicht angesagt. Der Kultur und Forschung. Dieser Pro- tung nehmen werden. Friesenrat könnte sich wieder auf zess hat aber immer wieder neue Und wo liegt nun der Vorteil? Das die Zusammenarbeit der friesischen Impulse erfahren durch unermüdli- mag man sich fragen. Das Nord- Vereine konzentrieren. ches Engagement von Menschen, friisk Instituut hatte bereits mit der Der Wert der Stiftung liegt sicher- die es als ihre Aufgabe ansahen, der Ziel- und Leistungsvereinbarung lich in einer institutionellen Struk- Minderheitenpolitik des Landes den eine wichtige Grundlage erhalten, tur der Förderung friesischer Spra- richtigen Weg zu weisen. Jakob die ihre Fortsetzung mit der Stif- che, Kultur und Forschung. Die Be- Tholund und Kurt Hamer seien tung finden muss. Der Friesenrat deutung dieser Aufgabe für das hier beispielhaft genannt. Dieser hat bisher die Projektmittel verge- Land Schleswig-Holstein wird da- Weg ist noch lange nicht an seinem ben. Diese „Arbeit“ wird die Stif- durch unterstrichen. Die Lehre aus Ziel angekommen. tung ihm nun abnehmen. In den der Minderheitenpolitik der vergan- Wichtige Stationen waren die Ein- Entscheidungsgremien der „Stiftung genen Jahrzehnte – auch in Hin- richtung des Friesengremiums beim für die Friesische Volksgruppe“ wer- blick auf das Jubiläum der deutsch- Landtag, die Bestellung der Min- den die friesischen Verbände auch dänischen Grenzziehung nach dem derheitsbeauftragten, die Bereitstel- „dabei sein“, aber gegenüber Vertre- Ersten Weltkrieg – ist die Selbstver- lung von Projektmitteln für friesi- terinnen und Vertretern von Land ständlichkeit des respektvollen Um- sche Kulturarbeit wie auch die För- und Bund in der Minderheit blei- gangs mit der kulturellen Vielfalt. derung der Heimatverbände und ben. Die Geschäftsführung liegt Diese Haltung und Überzeugung des Nordfriisk Instituut. Ein beim Land. Dass diese „Arbeitsent- sollten auch die Mitglieder der Stif- wichtiger Baustein für die Arbeit lastung“ des Friesenrates nicht zu ei- tungsgremien erfüllen und damit zu des Instituts war schließlich eine ner Fremdbestimmung über die erfolgreicher Arbeit befähigen. Ziel- und Leistungsvereinbarung friesische Kulturarbeit wird, hängt mit der Landesregierung, die inzwi- davon ab, ob die politischen Vertre- Hans-Meinert Redlin schen in der zweiten Geltungsperi- terinnen und Vertreter die friesische Beiratssprecher des ode angekommen ist und Stabilität Sache zu ihrer eigenen machen. Nordfriisk Instituut Häägar

2 Nordfriesland 209 – März 2020 berücksichtigen wie das „Deutsch müsste, wäre der Aufschrei zu Recht als Zweitsprache“ (DaZ)-Zertifikat; riesengroß.“ Während außer dem zum anderen solle Friesisch sich an SSW auch SPD, Bündnis90/Die ausgewählten Schulen vom AG-An- Grünen und die AfD umfassende gebot zu einem regulären Unter- Unterstützung signalisierten, ver- richtsfach entwickeln, mit entspre- wies die FDP auf die Freiheit der chenden Planstellen und professio- Schulen; für die CDU regte Tobias nell erarbeiteten Lehrbüchern; hier von der Heide an, angesichts man- geht es um eine Gleichstellung mit gelnder Lehrbücher auf Apps zu- dem Niederdeutschen, für das es in- rückzugreifen, wie er sie in Oberita- Mehr zwischen 41 entsprechende Modell- lien gesehen habe und in der Kin- Friesischunterricht? schulen in Schleswig-Holstein gibt. derlieder auf Italienisch, Deutsch Am 22.1. diskutierte der Schleswig- In der Plenardebatte wurde allseits und Ladinisch zu hören seien. Bil- Holsteinische Landtag in seiner Ple- Sympathie für das Anliegen erklärt, dungsministerin Karin Prien narsitzung den Friesischunterricht auch wenn sich im Detail unter- (CDU) sagte zu, zusätzliche Abord- an Schulen. Anlass war ein Ent- schiedliche Haltungen zeigten. Für nungsstunden zur Erarbeitung von schließungsantrag, den die Abge- die Antragssteller betonte Lars Lehrmaterial zur Verfügung zu stel- ordneten des SSW eingebracht hat- Harms die Untragbarkeit der der- len und den Schulen „besonderes ten, um so das Thema in den Aus- zeitigen Situation: „Das Lehrbuch Material zur Außendarstellung – schüssen – der eigentlichen Arbeits- für die 1. und die 2. Klasse ist von auch Schilder“ anzubieten, betonte und Verhandlungsebene – ausführ- Lehrern in ihrer Freizeit erarbeitet aber auch, man müsse „bei allem, lich beraten zu können. Im Kern worden. Man stelle sich dies einmal was wir tun, gucken, dass wir nicht geht es zum einen darum, Friesisch- für den Englisch- oder den Franzö- Nebenwirkungen […] haben, die qualifikationen, die an den Univer- sischunterricht vor!“ Zudem sei es wir nicht wollen, weil wir inzwi- sitäten Flensburg und Kiel erwor- maßgeblich von der Bürgerstiftung schen bei den ganzen Mangelfä- ben werden können, bei der Ver- Risum-Lindholm und der Ferring chern natürlich eine riesige Konkur- gabe von Referendariatsplätzen im Stiftung finanziert. „Wenn man renz haben.“ Sprachgebiet ähnlich vorteilhaft zu Mathebücher privat finanzieren cgs

„Natur Natur sein lassen“ – Detlef Hansen geht in den Ruhestand Am 7. Februar 2020 wurde Detlef bauleistung: „Schleswig-Holstein Hansen als Leiter der Nationalpark- war uns immer wieder um ein paar verwaltung in Tönning in den Ruhe- Monate voraus, ihr seid unser Vor- stand verabschiedet. Der Biologe bild gewesen.“ Hansen selber er- wirkte 34 Jahre für den Nationalpark gänzte: „Niemand wusste 1985, wie Schleswig-Holsteinisches Watten- Nationalpark geht, es gab keine meer. Als Doktorand ließ er an aus- Blaupause, wir haben es experimen-

gewählten Stellen die Salzwiesen aus Foto: H.Koop/LKN.SH tell entwickelt.“ Für die Kuratorien der Bewirtschaftung nehmen, um die Detlef Hansen auf Hallig Hooge bedankte sich der Dithmarscher Pflanzen bis zur Blüte wachsen zu las- Landrat Stefan Mohrdieck bei Han- sen und so diese Biotope zu erfor- sphärengebietes Halligen 1990, an sen, ebenso die Bürgermeisterin von schen; die „Hansen-Quadrate“ seien der Erweiterung der Schutzflächen Nordstrand Ruth Hartwig-Kruse für bis heute sprichwörtlich, betonten im Jahr 1999 sowie der Zusammen- die Halligen. In beiden Grußworten Kollegen bei der Feier im Multimar führung von Nationalpark, Touris- wurde deutlich, was bereits Landes- Wattforum. Ab 1985 baute er mit mus und Küstenschutz im neuen umweltminister Jan Philipp Albrecht Friedrich Heddies Andresen das Na- Landesbetrieb LKN 2008 mit. Unter in seiner Laudatio beschrieben hatte: tionalparkamt in Tönning auf, über- seiner Ägide wurde 2009 das Watten- „Hansen wurde Urbild eines neuen nahm die Leitung des Dezernats für meer als UNESCO-Weltnaturerbe Naturschutz-Typs, der beide Seiten Landschaftspflege und schließlich anerkannt. Zahlreiche Schutzstatio- mitdenkt, verantwortungsvoll und 2005 die Amtsleitung. So erlebte nen und Bildungseinrichtungen ent- nachhaltig handelt.“ Alle 16 heuti- Hansen die teils erbitterten Diskus- standen, allen voran 1999 das Mul- gen Nationalparks Deutschlands wa- sionen mit Anwohnern und Kom- timar Wattforum in Tönning. Peter ren mit Delegationen vertreten, und munen in der Aufbauphase und Südbeck, Leiter des niedersächsi- noch bis in die Nacht wurde mit wirkte an der Einrichtung des Bio- schen Pendants, würdigte diese Auf- „Danz op de Deel“ gefeiert. cgs

Nordfriesland 209 – März 2020 3 Koen Zondag (1938–2019) – Pionier des zweisprachigen Unterrichts in Westfriesland Der zweisprachige Unter- land, Katalonien und Gali- richt (Niederländisch/Frie- zien, Ladinien und Friaul, sisch) in Westfriesland hat in Deutschland bei den viele Pioniere. Koen Zon- Nordfriesen und den Sor- dag war einer der aktivsten ben. Die Kontakte zwi- Lehrer und später Fachbe- schen West- und Nordfries- treuer für Friesisch. Er war land wurden durch ihn und von 1969 bis 1999 am pä- seine Frau Reinie sehr ge- dagogischen Ratgeberbüro fördert. Noch kurz vor sei- der Fryske Akademy in nem Tod am 10. Oktober

Ljouwert/Leeuwarden bzw. Ljouwert/Leeuwarden Tresoar, Foto: 2019 schrieb er eine Rezen- den Nachfolgeinstitutionen Koen Zondag um 1970 im Unterricht sion für „Us wurk“ über die dieses Büros angestellt. Er Festschrift für Thomas führte Experimente mit zweispra- zu erleben. Joshua Fishman hat Steensen. chigem Unterricht an Grundschu- Westfriesland im Vergleich zum Als Vorsitzender der Kristlik Frysk len durch und bediente sich dabei Baskenland untersucht, als Bei- Selskip hat er viele Kirchengemein- des Schulfernsehens und des Schul- spiele von Revitalization of den angeregt, das Friesische im rundfunks. Er schrieb darüber pra- Language Shift. Koen Zondag selbst Gottesdienst und in der kirchlichen xisbezogene und theoretische Pu- schrieb ein englisches Buch über Arbeit zur Selbstverständlichkeit blikationen. Durch sein Wirken ist die spanisch-englische Zweispra- werden zu lassen. Nach seiner Pen- der zweisprachige Unterricht in chigkeit von Kubanern und Mexi- sionierung verfasste er eine ausführ- Westfriesland für Lehrkräfte und kanern in den USA und über die liche Geschichte und hervorra- Eltern zunehmend normal gewor- Zweisprachigkeit in Schottland gende Bibliografie des zweisprachi- den, denn im weltweiten Vergleich und Wales. Auf diese Weise hat er gen Unterrichts in Westfriesland im ist Zweisprachigkeit völlig normal. die internationale Sprachsoziologie 19. und 20. Jahrhundert. Seine Er holte ausländische Wissenschaft- in Westfriesland bekannt gemacht ständige Anregung, weiterzuma- ler wie Joshua Fishman, Jim Cum- und sie geprägt. Mit dem Projekt chen, und sein relativierender Hu- mins und Ophelia Garcia zu wis- Euroschool hat er die Initiative er- mor über die widerborstige Realität senschaftlichen Tagungen über Un- griffen, Schülerinnen und Schüler überdauern seinen Tod! terricht nach Westfriesland. Für aus zweisprachigen Gebieten Dr. Alex Riemersma, diese war das eine Chance, Zwei- Europas miteinander in Kontakt zu Kuratoriumsmitglied des sprachigkeit in einer anderen Praxis bringen, z. B. in Wales und Schott- Nordfriisk Instituut

Renate Holz gestorben hier zu Reibungen kommen konnte. Aber die Ergebnisse nöti- Im Januar 2020 verstarb im Teten- gen Respekt ab. büller Pflegeheim die Studienrätin Renate Holz scheute sich nicht, ex- Frauke Renate Holz, geb. Otto, im tra ins Baltikum zu reisen, um in fünfundachtzigsten Lebensjahr. Die Estland nach dorthin verzogenen gebürtige Hamburgerin wohnte Eiderstedtern zu suchen: so die aus seit ihrem Ruhestand abwechselnd Koldenbüttel stammende Familie in und Husum Hunnius (=Honnens) und der und hat sich große Verdienste um Tiermediziner H. P. Boye Jessen aus ihre Wahlheimat erwor- Katharinenheerd. Ihr letztes Werk ben. Die Gemeindechroniken von war eine ins 16. Jahrhundert zu-

Katharinenheerd, und rückreichende Besitzergeschichte Privat Foto: -Augustenkoog (insge- des Hofes Wulfenbüll in Tetenbüll- Renate Holz samt 1.340 Seiten!) sind zum über- Marsch. Unverdrossen hatte sie be- wiegenden Teil ihr Werk. Von ihren reits eine weitere Untersuchung be- Eiderstedt hat allen Anlass, der Ver- Mitstreitern forderte sie eine gonnen, bei der ihr der Tod jetzt die storbenen dankbar zu sein. gründliche Arbeitsweise, so dass es Feder aus der Hand nahm. Sönnich Volquardsen

4 Nordfriesland 209 – März 2020 Dr. Marron Curtis Fort gestorben schen enthält. Eine zweite, vollstän- dig überarbeitete und stark erwei- Am 18. Dezember 2019 ist Dr. Mar- Heimatforscher Hermann Janssen, terte Auflage wurde 2015 veröffent- ron Curtis Fort, der bekannte Erfor- der ihn, nachdem er in der Zeitung licht. Wichtige Zeugnisse der Spra- scher des Saterfriesischen, in seinem von der Promotion des sprachbegab- che und Kultur des Saterlandes sind Wohnort Leer verstorben. ten Amerikaners erfahren hatte, zu die zwei Textausgaben „Saterfriesi- Marron Fort wurde 1938 in Boston sches Volksleben“ (1985) und „Sa- in den Vereinigten Staaten geboren. terfriesische Stimmen“ (1990). Eine Er studierte Germanistik, Anglistik, sicherlich sehr persönlich motivierte, Niederlandistik, Skandinavistik und aber wegen seines sprachpuristischen Mathematik und kam 1963 als Aus- Charakters auch bemerkenswerte tauschstudent nach Freiburg. Sein Arbeit war seine Übersetzung von Interesse galt zunächst vor allem dem „Dät näie Tästamänt un do Psoolme“ Niederdeutschen. Er promovierte auf Saterfriesisch oder, wie er es sel- 1965 an der Universität von Penn- ber ausdrückt, in ju aasterlauwers - sylvania mit einer Dissertation über fräiske Uurtoal fon dät Seelterlound,

die niederdeutsche Mundart von Foto: Universität Oldenburg Fräislound, Butjoarlound, Aastfräis- Vechta. Von 1969 bis 1985 lehrte er lound un do Groninger Umelounde Marron Curtis Fort Germanistik an der Universität von (2003). Marron Fort wurde für sei- New Hampshire. Nachdem er an der sich einlud und ihn drängte, sich des nen Einsatz für das Niederdeutsche Universität Oldenburg schon zwei Studiums der saterfriesischen Spra- und das Saterfriesische mehrmals Gastprofessuren wahrgenommen che anzunehmen. Dies tat er dann ausgezeichnet; 2015 bekam er das hatte, erhielt er dort 1986 eine Posi- seit 1966 mit zunehmender Intensi- Bundesverdienstkreuz. tion als Leiter der Arbeitsstelle ,Nie- tät. Im Jahr 1980 erschien sein „Sa- In der Frisistik hat er sich durch seine derdeutsch und Saterfriesisch‘, die er terfriesisches Wörterbuch“, das ne- Wörterbucharbeiten und seine Leis- bis zu seiner Pensionierung im Jahr ben dem Saterfriesischen Wortschatz tungen für die Dokumentation und 2003 innehatte. zusätzlich kurze Überblicke über die Förderung des Saterfriesischen einen Nach Forts eigener Aussage war es Geschichte, die historische Lautlehre bleibenden Namen erworben. der Hollener Gärtnermeister und und die Grammatik des Saterfriesi- Prof. Dr. Jarich Hoekstra, Kiel

wurde. Vorstand, Direktor und 30 Jahre am Nordfriisk Instituut Kollegen kamen nun zu einer klei- Am 1. Februar 2020 konnte Mar- lich große Aufgabe stellte der An- nen Feier mit ihr zusammen. Ihr lene Kunz auf ihr 30-jähriges bau des Instituts, des Nordfriisk Fu- wurde ein deutsch-friesisches Dienstjubiläum als Mitarbeiterin tuur, dar, das 2015 und 2018 in Ständchen gesungen, worüber sie des Nordfriisk Instituut zurückbli- zwei Teilabschnitten eingeweiht sich sichtlich freute. NfI cken. Im Sekretariat des Instituts fing sie 1990 an, doch bereits 1993 wurde sie mit der Funktion der Ge- schäftsführerin betraut. Seither trägt sie für den Verlag, das nicht- wissenschaftliche Personal und die Finanzen des Instituts die Verant- wortung. Zu ihren vielfältigen Auf- gaben gehört zudem die redaktio- nelle Betreuung des nordfriesischen Fotokalenders „Jarling“. Der Um- zug des Instituts von der Oster- straße in die Bredstedter Süder- straße 1990 und zuvor die umfang- reichen Renovierungsarbeiten am heutigen Institutsgebäude zählten

zu den großen Herausforderungen Foto: Nordfriisk Instituut ihres ersten Dienstjahrs. Eine ähn- Geschäftsführerin Marlene Kunz

Nordfriesland 209 – März 2020 5 ferduuri loong heer. Ik witj goor ei, strun sat. Uk wan jo dön weningen wan ik det letst feer üüb a Süüd- altengerecht uunlei – wat as det wä- strun diar föörbi kimen san. An ba- ärt? Heest en paar briader dören, en nen weesen san ik iiwig ei.“ sits uun’t baaserüm, uun a duusche „Ik san letst ens diar boowen föör- an en lift. Klaar, dön lidj, wat daa- bikimen an haa det grat skäält sen, ling en mase jil haa an sowat kuupe en tuun trinjam an hög gebüüde kön, san nü miast uun det äälerns, wiar al deelbreegen: de ual uunbau, dat jo am so wat teenk skel.“ huar wi domools mä a Sexta, „Gung mi wech mä’t Altenheim! Uk Quinta an Quarta seed, as al wech. diar könst jo bluat wees, so loong Ual skuul Faan a struat ütj schocht ham ian- dü noch en betj waat uun’t hood „Heest al hiard?“, begand det ian telk bluat noch det ual skuulhüs. beest. Wan dü kinjig beest, do: det stak snaak daaling. „Jo bau üüs Jä, an diar skal nü ütjbaud an uun- „Gute Nacht, Marie“. Dö täärst dü ual skuul bi a Wik am.“ Dön tau baud wurd: 72 weningen – högen di üüb Feer nian wening muar seed ens weler üüb en söndai efter- sogoor „altengerecht“. Stel di ens hual. Heer jaft at bütj a familje made tup an geneet en fein kop föör: Entelk diar sliap, huar dü auer nant, wat do noch gungt. Do könst kofe uun dörnsk. „Wi hed dach en a latiinsk wokaabeln bi Koops uk al di jüst so gud för letj jil geliks tu fein tidj, diar ap üüb a Süüdstrun wechnekt beest. Doord fu uun en Ungarn of Bulgarien ütjkwartiare uun det ual grat skuul. Ik san sant ual klas, huar dön frech dringer ens leet.“ jo en betj ambikimen, uk jüst uun en skaab faan banen föörsköwen Bütjen wurd at eewen jonk. Wat skuulen, man ferduuri, ik haa ni- hed, auer jo wost, dat de een skuul - wiar det dach iarjuaren net, üüs mer weler en skuul sen, wat so en määster imer mä en kuugelsken kint bi ualmam uun a dörnsk, a fein laag hed. Küdst jo mos uun a faart a dör iinkaam. An natüürelk oonk wiar warem, ualmam leet at pause troch a tanebuumer hen tu a knalet hi fol jin det skaab an wi laacht ütj, auer hat hal uun’t hua- strun ferswinj. An uun hög rümen seed banen an hööget üs.“ lewjonken seed, sooken pregeld an lukest dü widj auer’t weeder hen an „Och, ik liaw, ik haa det heer bee- fertääld. Ualmam leit nü al sant küdst a damper tu Doogebal an der raaget“, laachet det öler an lu- juaren boowen üüb sarkhoof. Hat Oomrem keeren sä.“ ket ham tufrees am. „Ik maad uk ei brükt nian amwai auer det ual „Jawel“, siket det öler, „det as nü üüs ual gebrits bi a Wik üüb a Süüd- skuul – an uk ei auer’t Altenheim. Lok hed. „Jä, wi skel üs würtelk wat auerlei, hü det mä üs ens wurd skal. Ik slau jo föör, dat dü din ual skine ütjbaust, so üüs „Ualen-WG-pro- jekt“: Wi speen altumool tup, smitj wat wi haa uun en pot, maage üs det schik, mä en betj büürerei bitu, diarmä uk a maaner ei ütj a wenst kem. Wi hual üs noch en paar ha- nen för bio-aier, hal uk hünj an kaat an, hoker wal, en hingst of pony för a jongensjongen, wan’s tu beschük kem. För beschük faan bütjluns hual wi wüfen üs noch en feerienwening tu putsin, ferhüür du wi’t oober ei, diar täär jo nee- men würtelk wene, an do stel wi üs noch en paar knakig halpern iin. Wat määnst?“ Jo skabet bialen üüs tau ual heksen.

Foto: Fotoarchiv Gymnasium Insel Föhr „Det klangt a meut wäärt. Al wat Ellin Nickelsen, die von Föhr stammt und in Lüneburg im höheren Schuldienst beeder üüs diar bi a Wik för jüür jil tätig ist, schreibt zumeist humoristische Betrachtungen in ihrer Mutterspra- uun en ual skuul tu saten. Wat haa che Fering. Diesmal geht es um die Frage, wo man im Alter wohnen möchte wi dach för gud toochter, wan wi – oder muss. Das alte Gymnasium in Wyk auf Föhr (Foto) wäre da nur eine tau so trau tup sat!“ Möglichkeit. Aber wie lebt es sich im Alter an der Stätte einstiger jugendlicher „Ik sai’t di: Manhattan – oder man Verfehlungen? hätt’n nich!“

6 Nordfriesland 209 – März 2020 ■ Im Reedereigebäude am Wyker rus, der sein Amt zu Jahresbeginn Hafen war bis Januar für zwei Mo- aus familiären Gründen zur Verfü- nate eine ganz besondere Ausstel- gung gestellt hatte. lung zu sehen: Der Wyker Fotograf Harald Bickel hatte im vergange- ■ An seinem 77. Geburtstag am nen Jahr bei den Feierlichkeiten 3. Dezember verstarb der Husumer zum 200. Jubiläum des Wyker See- Apotheker Volker Articus. Er bades in Aussicht gestellt, dass er diente in mehreren ehrenamtlichen 200 Frauen in Föhringer Tracht Tätigkeiten dem Husumer Ge- 26. November 2019 – im Porträt fotografieren würde. Das meinwesen. Zu seinen vielen Funk- 24. Februar 2020 wurde ermöglicht, weil fast 300 tionen gehörte der Vorsitz der Ge- Föhrer Frauen im Sommer 2019 in sellschaft für Husumer Stadtge- ■ Am 27. Januar wurde in Tracht nach Wyk kamen (siehe schichte und die Mitbegründung Deutschland und in vielen anderen Nordfriesland 207, S. 6–7). Foto- der Stiftung zum Erhalt des Husu- Ländern zum 75. Jahrestag der Be- grafiert hatte Bickel 181 von ihnen, mer Stadtbildes. Jedes Mal, wenn er freiung des Konzentrations- und die sich ihr Bild in der Ausstellung die Räume seiner Schwan-Apo- Vernichtungslagers Auschwitz der ansehen und einen Abzug mit nach theke in Husum betrat, begab er Opfer des Judenmordes gedacht. Aus Hause nehmen konnten. sich in die Geschichte der Stadt, diesem Anlass hatte die denn die beeindru- KZ-Gedenk- und Be- ckende historische gegnungsstätte Lade- Einrichtung der Apo- lund zu einem Vortrag theke ist originalge- von Dr. Klaus Kell- treu erhalten. Die mann von der Landes- Apotheke stammt aus zentrale für politische dem 17. Jahrhundert. Bildung Schleswig- Holstein eingeladen. Er ■ Der 53-jährige Fo- stellte die Ergebnisse tograf Andreas Jorns seiner Recherchen zur aus Haan bei Düssel- Kollaboration im be- dorf verlebte als Artist setzten Europa wäh- in Residence am Mu- rend des Zweiten Welt- seum Kunst der West- krieges vor. Den deut- küste in auf schen Besatzern wäre es Föhr im Winter ohne die Kollabora- 2019/20 sechs Wo- teure, ohne die Hilfe chen. Sein Projekt be- von örtlichen Behör- stand darin, Jugendli- den wie der Polizei und che und junge Er- Teilen der Verwaltung wachsene auf der win- nicht möglich gewesen, terlichen Insel zu be- die Deportation und gleiten und zu foto-

Zuführung der Juden Foto: WikiCommons grafieren. Dabei in die Vernichtungsla- wollte er feststellen, Die Schwan-Apotheke in Husum ger zu organisieren. was deren Leben auf Die These erregte in der zahlreichen ■ Die politische Spitze des Kreises der Insel ausmache. Anders als von Zuhörerschaft unterschiedliche Re- Nordfriesland ist wieder komplett: vielen Auswärtigen gedacht, erfuhr aktionen. Empörte Zwischenrufe Am 7. Februar wurde der Sylter auch Jorns, dass Föhr im Winter unterstellten, dass hier die deutsche Manfred Ueckermann als neuer keinesfalls in einen Schlaf verfalle Schuld an den Verbrechen gegen die Kreispräsident gewählt. Nun und die jungen Leute sich auch Juden relativiert werden solle. Dies kommen sowohl der Landrat, Flo- ohne Touristen nicht langweilen. wies Kellmann ausdrücklich zurück. rian Lorenzen, als auch der Kreis- Die Bilder, die Jorns davon machte, Es gehe gerade um die Erforschung präsident als oberster politischer werden im März in einer ersten der Motivation dieser Mittäterschaft, Vertreter des Kreises aus den Rei- Ausstellung im Alkersumer Mu- um die sachgemäße Analyse dieser hen der CDU. Ueckermann seum gezeigt werden. Vorgänge und um die bessere Ein- kommt ebenso von wie sein ordnung dieser Vorgänge. Vorgänger seit 2014, Heinz Mau- Fiete Pingel

Nordfriesland 209 – März 2020 7 hat es kaum einer, denn kaum jemand mochte sich bislang die Mühe machen, eine heute aufführ- bare Form zu erstel- len. Die Theater- gruppe der Sölring Foriining hat sich vor kurzem daran Di Gitshals

gewagt, stieß aber Foto: Karin Haug Jap Peter Hansens sylterfriesische auch an ihre Gren- Der friesische Klassiker als Marionettentheater Komödie „Di Gitshals of di Sölring zen, als für dieses Pidersdai“ (Der Geizhals) aus dem groß besetzte Stück zwei Schauspie- vielen Jahrzehnten am 15. Februar Jahre 1809 ist jedem, der sich mit ler, die Sylterfriesisch sprechen konn- erstmals wieder zu erleben, mit den nordfriesischer Kultur beschäftigt, ten, ausgefallen waren. Kurzerhand Figuren, die eine Gruppe um Maike bestens bekannt, handelt es sich griff man zum zuverlässigsten, lang- Ossenbrüggen vor Jahrzehnten ange- doch um das älteste gedruckte litera- lebigsten und friesischsten Ensemble, fertigt hatte, in einer komprimierten rische Werk in nordfriesischer Spra- das die Insel kennt: Als Marionetten- halbstündigen Version voller Wort- che. Auf der Bühne gesehen aber theater war „Di Gitshals“ nun nach witz und Situationskomik. cgs

„Hier wurde geteilt, was jahrhundertelang zusammengehörte“ Der jährliche Empfang des Friesen- zende des Friesenrates, Ilse-Johanna Geburtsort mehr bekommen könn- rates zur Eröffnung der Biikewoche Christiansen, bedankte sich sehr für ten – folgten zwei Vorträge: Thomas entwickelt sich immer mehr zu ei- diese Anerkennung, gab aber mit Be- Steensen referierte über den vom nem politischen und gesellschaftli- dauern bekannt, dass Steinmeier Land oktroyierten Zusammen- chen Treffpunkt. Dieses Jahr fand er seine zugesagte Teilnahme am Biike- schluss des Kreises Nordfriesland vor am 15.2. in der Koogshalle, Ge- brennen 2021 wieder zurückgezogen 50 Jahren, und Frank Lubowitz meinde Reußenköge, statt. Als rang- habe. Auf mehrere Interviews – un- sprach über Volksabstimmung und höchster Gast war Landtagspräsident ter anderem gab die Sylterin Anke Grenzziehung von 1920, wobei er Klaus Schlie angereist, und als beson- Bertram, Vorsitzende des Hebam- Willy Brandts berühmtes Zitat zur dere Würdigung verlas Bundestags- menverbandes Schleswig-Holstein, deutschen Einheit an die Region abgeordnete Astrid Damerow ein zu bedenken, die Schließung der Ge- Schleswig anpasste: „Hier wurde ge- Grußwort des Bundespräsidenten burtsstationen bedeute, dass viele teilt, was jahrhundertelang zusam- Frank-Walter Steinmeier. Die Vorsit- Nordfriesen keinen nordfriesischen mengehörte.“ cgs

dänisch-friesischen Schule in Risum zehnten überwunden, aber diese Ver- Früher undenkbar wurde, gab es noch starke Differen- anstaltung stellt eine neue Stufe an Bis vor wenigen Jahrzehnten wäre zen und Spannungen mit dem Nord- friesischer Zusammenarbeit dar. Der wohl noch kaum vorstellbar gewesen, friesischen Verein. Die sind seit Jahr- Organisator des Schnupperkurses, was am 14. Januar 2020 Jörgen Vilsmaier-Nissen, Realität wurde: In seinem und Claas Riecken vom friesischen Sprach- und Nordfriisk Instituut mo- Schnupperkurs präsen- derierten das Gespräch tierte der Nordfriesische mit Marie Tångeberg in Verein die 95-jährige friesischer Sprache und „Grande Dame“ der na- sorgten mit kurzen Über- tionalen Friesen Marie setzungen dafür, dass Tångeberg, die vor gro- auch Neulinge folgen ßem Publikum in Ri- konnten. Eine Fotoprä- sum-Lindholm aus ih- sentation auf Leinwand

rem Leben erzählte. Als Foto: Nordfriesischer Verein zeigte Stationen ihres Le- sie 1956 Schulleiterin der Claas Riecken, Marie Tångeberg, Jörgen Vilsmaier-Nissen bens. NfI

8 Nordfriesland 209 – März 2020 Claas Riecken und Christoph G. Schmidt: Wie friesisch ist … Dagebüll? Die in NORDFRIESLAND 206 begonnene Reihe in loser Folge „Wie friesisch ist …?“ wird hier fortgesetzt. Wir betrachten dabei nur den Ortsteil Dagebüll, nicht die ge- samte Gemeinde gleichen Namens, die aus den Ortsteilen Dagebüll, Fahretoft, Way- gaard und dem Juliane-Marien-Koog besteht. Während Anfang Februar der Orkan „Sabine“ übers Land fegt und sich Fernsehteams auf Dagebülls Mole ein Stelldichein für „dramatische Bilder“ liefern, sehen wir binnendeichs nach – nach den Menschen, dem Ort und seiner Geschichte.

Dagebüll, das hieß früher auch Hallig Wester- gebüll-Hafen (Doogebel-Huuwen), das wichtig marsch, bis 1959 hieß es Dagebüllerkoog, erst wurde, als seit 1819 Badegäste ins neue Seebad seither Dagebüll. Als um die Hallig bis 1704 ein nach Wyk auf Föhr reisten. Seedeich geschlagen wurde, endete die Halligzeit Doch während früher die Häuser nur auf Warf- mit ihren regelmäßigen Überflutungen und ent- ten standen, hatte man zu den Deichen im stand der Dagebüller Koog, Dagebüll als Insel. 20. Jahrhundert mehr Vertrauen und baute 1965 Sie wurde zwei Jahrzehnte später durch Damm die Nordseesiedlung auf flacher Marsch. Und so und Deich ans Festland angeschlossen. Auf Föh- entstand in der Mitte Dagebülls ein neuer Kern, rer Friesisch hingegen lebt Dagebüll als Insel oder der zusammen mit Strandhotel und Mole heute Hallig bis heute sprachlich fort: Die sprachbe- optisch den Ort bestimmt. Es ist dort gar nicht wussten Föhringer sind friesisch nie uun Dooge- mehr überall bekannt, wie die Warften des Dor- bal (in Dagebüll), sondern üüb Doogebal (auf fes heißen. Dagebüll). Was sind schon 300 Jahre Festland!? Das heutige Dagebüll hat andere Themen. Bis Wer genau hinsieht, kann ihn erkennen: den vor zehn Jahren war der Ort vor allem Fährhafen Halligcharakter von Dagebüll, das ursprünglich nach Föhr und Amrum und Großparkplatz. Das nur aus Warften bestand. Sie sind noch weitge- touristische Angebot des kleinen Dorfes war im hend sichtbar, die meisten hoch erhoben und eng Vergleich zum Betten-Eldorado auf den Inseln bebaut. Alle haben sie Namen: Koogswarft, Jens- überschaubar. Etwas Verschlafenheit prägte Da- warft, Neuwarft, Düynswarft, Mühlenwarft, gebüll, wenn gerade keine Fähre an- oder ablegte. Nommenswarft, Peterswarft, Tuyenswarft, Sö - Doch bereits um das Jahr 2000 verfolgten einige schenswarft und Kirch- warft. Die letzten drei bil- den zusammen das alte Zentrum des Ortes: Da- gebüll-Kirche (Doogebel- Schörk), das eine eigene Haltestelle an der Bahn- strecke von Niebüll nach Dagebüll-Mole vorzuwei- sen hat. An der Mole und in Sichtweite davon hin- term Deich schlägt seit etwa 200 Jahren das

zweite, das viel kräftigere Foto: Christoph G. Schmidt Herz von Dagebüll: Da- Das Hinterland von Dagebüll wird nach wie vor von Warften bestimmt.

Nordfriesland 209 – März 2020 9 gut, hören wir selbst von den Kritikern immer wieder. Und friesisch? Ist das da- bei unter die Räder gekommen? „Ja, es sind ja nur noch ein paar, die das hier sprechen können“, sagt Horst Schöne, Jahrgang 1943, in Dagebüll geboren und aufgewachsen. Er macht für die Touristinformation die Führun- gen durch den Ort, jeden Dienstag Vormittag von April bis September, Wanderung für drei Stunden, nicht bei Dauerregen. Genau der scheint an uns Foto: Sammlung Horst Schöne wie Pech an Schwefel zu kleben, drei Die Koogswarft mit dem Strandhotel (rechts) um 1900 Tage vor dem Orkan „Sabine“ stürmt es nur etwas, dafür scheinen im Him- mel die Schleusen geöffnet zu sein. Wir sitzen im Hafen-Bistro und Horst Schöne erzählt von früher, hat einen Ordner mit historischen Fotos dabei. Meist spricht er Deutsch mit uns, manchmal kommt Friesisch mit hinein, das er seit seinem Ruhestand lernt. Als er Kind war, hat man mit ihm kein Friesisch gesprochen, obwohl seine Mutter von Hallig Nordmarsch(-Lan- geneß) stammte und Halligfriesisch be- Foto: Christoph G. Schmidt herrschte, aber sein Vater kam aus dem Fast dieselbe Perspektive heute Saarland und war als Soldat nach Nord- Dagebüller ehrgeizige Pläne, um weg von der friesland gekommen. Plattdeutsch? Nein, das Funktion als Inselsprungbrett zu kommen. Es habe er als Kind im Dorf oder in der alten Dage- ging um die Zukunft, um Gäste mit kürzerer büller Schule auch nicht gelernt, wegen der vielen Verweildauer und höherer Mobilität, die für Ta- Flüchtlingskinder damals. Die hätten Ostpreu- gesausflüge zu den Inseln und Halligen fahren, ßisch oder Pommersch gesprochen, man habe sich aber ihre feste Bleibe in Dagebüll haben sollten. dann auf Hochdeutsch geeinigt. Wir gewinnen Bei schlechtem Wetter könnten sie „zu Nolde den Eindruck, dass das speziell Friesische in Da- nach Seebüll“, nach Flensburg, nach Tondern gebüll schon lange auf dem Rückzug ist, nicht zu- oder sonstwohin fahren, während reine Inselur- letzt, weil sehr viele Familien erst nach 1945 zu- lauber auf ihren Inseln eher „gefangen“ seien. gezogen sind. Die große Nordseesiedlung ent- Die Zimmerei Nis Richardsen aus Langenhorn, stand abseits der Warften in Hafennähe, auf dem spezialisiert auf Holzhäuser, hat als Investor und Gelände von Baracken des Reichsarbeitsdienstes; als Bauunternehmen die Pläne umgesetzt, seit es war kein typisches Neubaugebiet für die Kinder 2011 ein ganz neues Dagebüll geschaffen, gleich der Alteingesessenen, nach dem Krieg waren hier neben der Nordseesiedlung. Der Ort ist zur tou- vor allem vertriebene Pommern und Ostpreußen ristischen „Boomtown“ auf dem nordfriesischen untergebracht. Und auch die traditionsreichen Festland geworden. Eine ganze Ferienhaus-Sied- Höfe, die es auf den Warften vor einem halben lung ist entstanden, die architektonisch eher skan- Jahrhundert noch gab, haben nicht überlebt. dinavisch als nordfriesisch daherkommt. Nicht al- Horst Schöne kann nicht nur Fotos aus vergange- len Dagebüllern gefällt das, aber für die Einnah- nen Jahrhunderten zeigen, sondern noch aus ei- men der Gemeinde und für Arbeitsplätze sei das gener Erinnerung aus einer Welt berichten, die

10 Nordfriesland 209 – März 2020 Foto: Sammlung Horst Schöne

Der Hedwigshof um 1965. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren abgerissen. längst vergangen ist. Seine Mutter war Schneiderin Dagebüll haben wir schon noch Dorfgemein- und wurde von Bauernfamilien für Tage oder Wo- schaft, zumindest straßenweise“, weiß Henning chen ins Haus bestellt, um für die jeweilige Fami- Ketelsen, der als Rentner mit seiner Frau Irene in lie alles Erforderliche zu nähen, den kleinen Horst der Nordseesiedlung wohnt. Die Fahretofter, die nahm sie mit, der so die großen Höfe Dagebülls, früher lieber unter sich blieben, würden nun doch teils imposante Mehrseitgebäude, kennenlernte, mehr nach Dagebüll kommen als Dagebüller nach die es heute so gut wie alle nicht mehr gibt. Fahretoft: zu den Festen, in die Läden, zum Klön- Die älteren Häuser auf den Warften sind zur schnack an die Mole. Henning und Irene Ketelsen Hälfte oder mehr in auswärtigen Händen, als Fe- sind in den 1980er-Jahren nach Dagebüll gezo- rienhäuser oder Zweithäuser, hören wir. Sie ste- gen, er ist u. a. in Lindholm aufgewachsen, sie auf hen meistens leer oder sind an Feriengäste ver- Föhr. Beide sprechen sie Friesisch, aber er Frasch, mietet, fallen für die Nachbarschaft, die Gemein- sie Fering, so dass sie miteinander Plattdeutsch schaft weitgehend aus. Doch eine Dorfgemein- sprechen. Diese Sprachwahl ist typisch für Nord- schaft scheint es dennoch zu geben. Beim Mo- friesen mit unterschiedlichen Dialekten. lenfest, beim Biikebrennen, bei den Muschelta- Der Bürgermeister von Dagebüll, Kurt Hinrich- gen, bei den Shanty-Abenden – überall dort sen, ist 1953 in Risum geboren und spricht Frasch kommen nicht nur Gäste, sondern auch Einhei- mit uns. Nach Dagebüll zog er 1978, wegen sei- mische zusammen, sagt man uns. Aber was man ner Frau, die aus einer alten ursprünglich Dage- nicht sagt, weil es wohl schon selbstverständlich büller Familie stammt. Der ehemalige Stabsfeld- ist: Veranstaltet werden diese Feste vor allem für webel der Luftwaffe ist seit 2006 als Soldat pen- die Touristen. sioniert und seit 2018 Bürgermeister. Von den Einig werden sich die Dagebüller schnell, wenn es über 900 Einwohnern der Gesamt-Gemeinde um den Nachbarort Fahretoft geht, mit dem man Dagebüll würden etwa 250 im Ortsteil Dagebüll seit 1978 in einer Gemeinde verbunden ist, leben, schätzt er. Das Verhältnis von Wohnen und „zwangsverheiratet“ sagt man uns etwas augen- Vermieten betrage etwa 50:50 und das absolute zwinkernd. Die eigene Schule von Dagebüll Alleinstellungsmerkmal Dagebülls sei doch, dass wurde 1974 geschlossen und nach Fahretoft ver- man hier mit dem Auto auf der Mole direkt ans legt, bis auch dort 2009 die Schulschließung er- Wasser fahren könne. Während er das berichtet, folgte. Jetzt gehen die Kinder nach Risum-Lind- sind draußen die Nachwehen des Orkans zu hö- holm zur Grundschule. Die Freiwillige Feuerwehr ren und zu sehen. An der Mole und an den Dei- der Gemeinde ist in Fahretoft, der Kindergarten, chen, überall stemmen sich dick angezogene das Gemeindehaus und die Museen Hans-Mom- Leute gegen den Wind, knipsen Fotos oder Selfies sen-Haus und Jens-J.-Lützen-Haus. Schnell be- und streben dann zu ihren Autos mit fremden, kommt man das Gefühl, Fahretoft sei der kultu- teils sehr fremden Kennzeichen. Bei uns bleiben relle Teil der Gesamt-Gemeinde Dagebüll und der Zweifel, aber für Medien und Auswärtige ist klar: Ortsteil Dagebüll der ökonomische Teil. „Nein, in Dagebüll ist ganz, ganz friesisch!

Nordfriesland 209 – März 2020 11 Johanna Gregersen in Zusammenarbeit mit Ute Carstensen, Britta Reifferscheidt und Lena Terhart: Meer ist Mehr? Dänisches Ferienhausgebiet, Schlangen vor den Fischbuden, Deichtribüne, Kinder- spielplatz. Wer heute nach langer Abwesenheit durch Dagebüll zum Fährhafen läuft, wird seinen Augen kaum trauen: Wo noch vor 20 Jahren nur ein riesiger Parkplatz vorhanden war, finden sich inzwischen links und rechts der Nordseestraße Ladenzei- len, in denen vom Bio-Käse bis zum Lammwollschal alles Mögliche zu bekommen ist und je nach Gusto Süßes und Salziges genossen werden kann. Dagebüll ist aufge- blüht und beliebt wie nie zuvor – nicht nur bei TouristInnen. Auch Menschen aus der Region kommen gern hierher. Besonders angepriesen werden regionale Produkte. Doch spielen die regionalen Sprachen dabei auch eine Rolle?

Zunächst etwas linguistic landscaping, eine Be- Geschäftsmodell Regionalität standsaufnahme dessen, was man an verschiede- nen Sprachen geschrieben findet. Beim Flanieren Bereits bei hochdeutschen Namen findet sich oft fällt auf, dass die Geschäfte nicht ausschließlich maritimes Vokabular, das ein Gefühl von Meer, hochdeutsche Namen tragen: So finden sich Na- Küste und Gemütlichkeit vermitteln mag: „Woh- men wie „Peter’s Pub“, „Casa la Mer“ und „Mien nen und Meer“, „Nordlicht“ und der Imbiss Café an de Küst“. Englisch, Französisch und ein „Fisch & Co. – Mehr als Meer“. Auffällig ist, dass wenig Italienisch sind hier ebenso vertreten wie alteingesessene Geschäfte wie das „Hotel Neu- die Regionalsprache Niederdeutsch. Friesisch warft“, der „Strandimbiss“ oder das „Nordsee- fehlt, doch dazu später mehr. Hotel“ auch regionale Bezeichnungen verwen- Foto: Christoph G. Schmidt

Die ehemalige Tankstelle (gelb) zwischen einstigem Kaufmannsladen (links) und früherem Zollgebäude (rechts): Zeugen der alten, zweckmäßigen Infrastruktur. Dahinter das neue, skandinavisch inspirierte Dagebüll.

12 Nordfriesland 209 – März 2020 den, jedoch überwiegend als simple Beschreibung von Lokalität. Neuere Geschäfte dagegen, deren InhaberInnen bei Weitem nicht alle aus Nord- friesland kommen, gehen spielerischer mit den maritimen und regionalen Begriffen um. Dass sie solche überhaupt nutzen, dürfte ein Hinweis da- rauf sein, dass sich dies wirtschaftlich auszahlt. Wir suchen das Gespräch mit den InhaberInnen,

acht von ihnen erklären sich zum Interview be- Fotos (5): Johanna Gregersen reit. Manche identifizieren sich – ob aus Nord- friesland oder von außerhalb – ausdrücklich mit der Region und wollen dies in der Bezeichnung gespiegelt sehen. „Mir ist wichtig, dass der Name zu mir passt und für eine gemütliche Atmosphäre sorgt “, so eine erste Stellungnahme. Immer wie- der hören wir, dass man „Menschen neugierig machen“ möchte, ihnen „Authentizität vermit- teln“ und zugleich „das Urlaubsgefühl der Tou- ristInnen ansprechen“. Vieles bleibt jedoch all- gemein und könnte so auch an anderen Küsten- Oben: Deutsch und Englisch gemischt orten Verwendung finden. Unten: Italienisch und Französisch gemischt

geht es um Modernität und Weltgewandtheit; sie Niederdeutsch, Englisch wünschen sich grundsätzlich andere Assoziatio- nen als beispielsweise plattdeutsche Bezeichnun- und Vermischtes: Sprache gen hervorrufen würden. Dort ständen Regiona- als Symbol lität und Bodenständigkeit im Vordergrund; ein Spezifischer wirken die drei niederdeutschen Na- Geschäftsname in einer Fremdsprache dagegen men „wettertüch – mode für dich & deich“, „De spreche auch jüngere KundInnen und Menschen Molen Koopmann“ und „Mien Café an de Küst“. von außerhalb an. Eine Geschäftsinhaberin spricht die Sprache zu- Zwischenfazit: Die Sprache als solche scheint hause und empfindet sie als für sich persönlich nicht relevant für die Ladenbeschilderung zu passend. Die anderen beiden Bezeichnungen sein, sondern vielmehr das, was einer Sprache zu- wurden mit Hilfe professioneller Marketingfir- gesprochen wird, sei es Weltläufigkeit als gefühlte men entwickelt. Ein Betreiber ist zwar zugezogen, Horizonterweiterung oder regionale Echtheit als fühle sich aber „komplett eingenordet“ und mitt- Gegenpol zum globalisierten Alltag. Und es lerweile als „waschechter Nordfriese“; seine nie- funktioniert. Alle drei InhaberInnen nieder- derdeutsche Ladenbeschilderung hält er für Frie- sisch. Die dritte Befragte ist sich nicht sicher, ob ihr Geschäftsname friesisch oder plattdeutsch sei. Einige Geschäfte sind englischsprachig benannt, bei dreien mischen sich mehrere Sprachen: „MeerFlair“, „Casa la Mer“ und „Lauri’s Küsten- diner“. Auch sie zeigen das sprachliche Spiel mit der Meeresnähe, das schon bei hochdeutschen Bezeichnungen so sichtbar ist. Einer dieser Na- men wurde durch eine Marketingfirma entwi- ckelt; bei den anderen mochten die InhaberIn- Niederdeutsch (Plattdeutsch). Der Laden des Molen- nen einfach die jeweilige Sprache. Allen dreien Kaufmanns steht aber gar nicht auf der Mole.

Nordfriesland 209 – März 2020 13 Zweimal Niederdeutsch (Plattdeutsch) deutsch benannter Läden erzählen, dass Kunden schäfte oder Betriebe mit einem friesischsprachi- sich vom Namen angesprochen zeigten, „Platt- gen Namen. Regionale Besonderheiten liegen deutsch ist touristisch von Vorteil“. Sprache dient zwar seit Jahren im Trend und lassen sich ver- als Label und weniger zur Verständigung – es sei markten, die friesische Sprache aber ist wohl noch nicht vorgekommen, dass jemand einen selbst in Nordfriesland hierfür zu exotisch. niederdeutsch benannten Laden betreten hätte Allerdings erfüllt auch Niederdeutsch nicht im- in der Erwartung, dort Platt sprechen zu können. mer das, was man sich erhofft. So wurde die Be- Niederdeutsch unterscheidet sich hier nicht von Englisch oder anderen Fremdsprachen.

Und warum nicht Friesisch? Eines aber wird beim Rundgang deutlich: Orte, Bahnhöfe oder auch Behörden sind inzwischen oft zweisprachig hochdeutsch-friesisch ausgeschil- dert; im privatwirtschaftlichen Rahmen allerdings findet dieses offizielle Bekenntnis zur Mehrspra- chigkeit in der Region und zur friesischen Volks- gruppe wenig Resonanz. Die Frage, ob sie sich Foto: Christoph G. Schmidt auch einen friesischen Geschäftsnamen vorstellen Marketing bis zur Kaffeetasse könnten, verneinen alle Befragten entschieden – bis auf diejenigen, denen der Unterschied zwi- treiberin des Lebensmittelladens „De Molen schen Niederdeutsch und Friesisch unklar war. Koopman“ mehrfach gefragt, wo denn der Egal ob online oder vor Ort, „Touristen müssen nächste Supermarkt sei. Und eine andere Ge- sofort erkennen, um was für eine Art Geschäft es schäftsfrau zieht für sich das Fazit: „Mir gefällt es sich handelt“. Friesisch passe zwar zur Region, nicht, wenn man eine Sprache allein des Profits aber werde von Auswärtigen nicht verstanden. wegen wählt. Man muss sich schon damit iden- Außerdem „weiß kaum jemand, wie friesische tifizieren, sonst ist das nicht authentisch“. Wörter geschrieben werden – man würde uns im Internet nicht finden“. Einer meint, Friesisch sei Johanna Gregersen studiert Germanistik und „die Sprache der alten Leute“, für frische, neue absolviert derzeit das Zusatzzertifikat Friesisch Geschäfte also denkbar ungeeignet. an der Europa-Universität Flensburg. Als Die Eindrücke aus Dagebüll dürften typisch Hilfskraft arbeitete sie zudem an der Erstellung sein; klammert man den Übernachtungs- und einer friesischen Gebrauchsgrammatik im Gastronomiebereich auf den Inseln aus, so fin- Nordfriisk Instituut mit. Dieser Text entstand im den sich in Nordfriesland extrem selten Ge- Rahmen einer Seminararbeit.

14 Nordfriesland 209 – März 2020 Claas Riecken: Soldatisch, naturverbunden, eigensinnig Biografische Skizze des Föhringer Sprachpflegers Reinhard Arfsten (1897–1971)

Der Lehrer Reinhard Arfsten hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg vehement für den Friesischunterricht, friesischen Trachtentanz, Chorgesang und Sprachpflege auf Föhr eingesetzt und gilt selbst als einer der produktivsten Verfasser auf Fering. Doch sein Charakter machte es weder ihm noch seinen Zeitgenossen leicht. Arfstens Nachlass auf Föhr mit der ungedruckten Autobiografie sowie seine Akten im Landesarchiv in Schleswig hat sich Claas Riecken angesehen.

Dass Reinhard Arfsten für das Föhrer Friesisch, So lieb ihm Hollingstedt war, Arfsten hatte ein das Fering, nach dem Zweiten Weltkrieg eine so halbes Jahr nach Kriegsende, im November bedeutende Rolle spielen würde, hätte man bis 1945, mit seiner Frau Anstellung und Dienst- 1945 kaum denken können. Bis dahin war er in wohnung in der Schule verlassen müssen, aus po- Hollingstedt tätig. 24 Jahre war er dort Lehrer litischen Gründen. Er war NSDAP-Mitglied ge- gewesen, ab 1921 als zweiter Lehrer, ab 1924 als wesen (wie so viele), ordensgeschmückter Offi- Hauptlehrer und Schulleiter. Er ging 1945 sehr ungern fort aus Holling - stedt, wo er sich wohl gefühlt hatte mit seiner Frau Marie geb. Duus, die seit 1938 Lehrerin an seiner Schule war. Sie stammte aus Jübek, nicht weit ent- fernt von Hollingstedt, 1924 hatte das Paar geheiratet. Geboren war er 1897 als Bauernsohn in Süderende auf Föhr, wo er mit mehreren Geschwistern auf- wuchs, darunter der älteren Schwester Inna, die in die USA auswanderte und dort Zahnärztin wurde. Obwohl er in Hollingstedt Zugezogener war, fühlte er sich dort völlig integriert, war in den örtlichen Vereinen Mitglied, bei den Festen des Dorfes dabei und liebte es, als Jäger mit seinem Jagdhund in der Hollingstedter Feldmark auf die Pirsch zu gehen. Dabei pflegte er eine nahezu religiöse Verehrung der Natur. Sie kommt in einigen seiner friesischen Gedichte zum Vorschein, und ein wenig erinnert Arfsten an den Dich- ter Hermann Löns (1866–1914):

deutschnational, voll Naturromantik Foto: Schulhausmuseum Hollingstedt und betont männlicher Jagdleiden- Mutig und charismatisch: Reinhard Arfsten 1925 hoch auf einem schaft. Hollingstedter Dach beim Beringen von Störchen.

Nordfriesland 209 – März 2020 15 denn beide seien nach dem Krieg plötzlich An- hänger der dänischen Bewegung geworden und damit aus seiner Sicht Verräter an Deutschland. Nach außen hin behauptete er, „von den Englän- dern“ entlassen worden zu sein. Das kann formal zutreffen, doch ein bloßer „Mitläufer“ war Arfs- ten in der NS-Zeit nicht gewesen, er hatte sich im Dorf mehr als nötig nationalsozialistisch her- vorgetan, was offenbar nicht alle Hollingstedter vergessen wollten. In die NSDAP war er bereits am 1. März 1932 eingetreten, in die SA am

Foto: Claas Riecken 1. März 1933. Hier wirkte Arfsten von 1921 bis 1945. Um irgendwo nur Mitläufer zu sein, war sein Geltungsdrang viel zu groß. Es mag stimmen, zier, zuletzt Hauptmann (wie gar nicht so viele) dass er sich um 1930 mit einem SA-Mann geprü- und war bereits 1941/42 wegen Überanstren- gelt hatte, doch dabei war es vielleicht weniger gung von der Front zurück in die Heimat ver- um politische Differenzen als eher um die Frage setzt worden (wie nur wenige), um als Offizier gegangen, wer mehr im Dorf zu sagen hat: ein rü- eine Genesenden-Kompanie in Heide zu führen pelhafter Braunhemd-Träger oder der Schulleiter und später an der Marinekriegsschule in Husum des Dorfes, der sich als Respektsperson verstand. Soldaten auszubilden. Im November 1944 nahm Sein Versuch nach 1945, sich als NSDAP-Gegner er in seiner Funktion als Offizier den 80 Volks- darzustellen, ist in Teilen unglaubwürdig. Doch sturmmännern von Hollingstedt den Eid auf dass er bis zu seinem Parteieintritt als einziger Be- Adolf Hitler ab, und spätestens da wird er im amter des Dorfes Anfeindungen der NSDAP aus- Dorf als exponierter Vertreter des NS-Regimes gesetzt war und dass er zuvor im Gemeinderat als gegolten haben. Er selbst sah das in der Rück- einziger Gemeindevertreter gegen eine Fraktion schau nicht so, sondern betonte, dass er als Sol- von NSDAP-Mitgliedern gestanden hatte, kann dat stets nur seine Pflicht getan habe und nur sehr wohl zutreffen. deshalb in die NSDAP eingetreten sei, um wei- Die alte Schule mit Lehrerwohnung in Holling - terhin Schulleiter bleiben zu können. Noch Jahr- stedt ist dank des engagierten Lehrerehepaars Gerd zehnte nach dem Krieg wetterte er gegen den und Wiebke Gramlow seit 1965 ein Schulhaus- Hollingstedter Schneider Claus Andresen und museum, dessen Besuch in mehrfacher Hinsicht den Schleswiger Regierungsdirektor Steppat, die lohnt. Man kann sich ansehen, wie Lehrerwoh- 1945 für seine Amtsenthebung in Hollingstedt nung und Klassenzimmer zu Arfstens Zeiten aus- verantwortlich gewesen seien. Den beiden be- gesehen haben, und es sind dort Dokumente von scheinigte er schwere charakterliche Defizite, Arfsten bewahrt, darunter zwei undatierte Ge- dichte aus seiner Hand, die Hitler und den Natio- nalsozialismus verherrlichen. Er trug sie offenbar vor größerem Publikum vor, denn sie tragen die Titel: „Einführungsworte zu einem Elternabend“ und „Zum Handwerkertag in Dörpstedt“. Von Hollingstedt aus zog Arfsten 1945 am 9. November mit seiner Frau – Kinder hatte das Ehepaar nicht – zurück auf seine Heimatinsel, nach Süderende auf Föhr. Mit zwei Kühen, ein paar Schafen und Geflügel schlug er sich in den

Foto: Schulhausmuseum Hollingstedt folgenden vier Jahren als Kleinbauer durch. Als Schulhausmuseum Hollingstedt. Das Gebäude wurde Lehrer blieb er wegen seiner NS-Vergangenheit von 1876 bis 1958 als Schule genutzt. zunächst arbeitslos, erst 1949 wurde er wieder

16 Nordfriesland 209 – März 2020 eingestellt, an der Schule in auf Föhr, wo er bis zur Pensionierung 1963 blieb. Ange- bote der dänischen Minderheit nach 1945, in ih- ren Schulen Friesisch-Unterricht zu erteilen und dafür im Entnazifizierungsverfahren sogleich in Kategorie 4 (Mitläufer) herabgestuft zu werden, habe er abgelehnt, berichtete er. Der Föhrer Dr. Lorenz Conrad Peters, der als Studienrat in Husum lebte und nach dem Krieg zur dänischen Bewegung gewechselt war, habe versucht, ihn zu überreden. Mit Peters hatte Arfsten um 1925 friesische Zusammenarbeit gepflegt, als jener noch ganz deutschnational dachte. Der ebenfalls dänenfreundliche Friese Carsten Boysen habe es später auch vergeblich bei Arfsten versucht. Doch der wollte nur „durch die Tür wieder ins Amt kommen, durch die ich hinausgeflogen war“, also als Beamter in den regulären deut- schen Schuldienst zurückkehren. Dass es solche Angebote der dänischen Minderheit gab, ist zwar vorstellbar, aber ebenso, dass Arfsten hier nur et- was behauptete, um seine charakterliche Stand- festigkeit zu betonen und sich selbst zu erhöhen. Gegen seine Entnazifizierung stand u. a., dass er von 1933 bis 1947 aus der Kirche ausgetreten Foto: Schulhausmuseum Hollingstedt war, was als Indiz für einen besonders überzeug- Elitär und stolz: als Oberleutnant und Kompanieführer ten Nationalsozialisten galt. Bekannte und ehe- 1941. Das Foto ließ er als Postkarte drucken, um es zu malige Weggefährten schrieben entlastende verschicken. Briefe, die sogenannten „Persilscheine“, mit de- nen sich viele Menschen im Entnazifizierungs- Nachdenklichkeiten, Zweifeln oder gar selbstkri- verfahren „reinzuwaschen“ suchten. Der Bred- tischen Reflexionen, sondern sie sind voller Ei- stedter Pastor Johannes Lucht (1898–1958), genlob bei gleichzeitiger Herabsetzung anderer. selbst nationalsozialistisch verstrickt, gehörte Sein Vorgänger in Hollingstedt, Lehrer Geb- 1948 zu den Verfassern der entlastenden Briefe für Arfs- ten. Dass der versuchte, seine Biografie zu schönen, ist das Eine, doch es waren nicht nur die Hollingstedter Hit- ler-Gedichte, die er ‚verges- sen‘ hatte, sondern er neigte ganz generell zu Selbstge- rechtigkeit, wie die Lektüre seiner Autobiografie nahe- legt. Die ungedruckte Autobio- grafie muss Ende 1969 ent-

standen sein. Ihre 162 Seiten auf Föhr Wyk Foto: Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum, sind so gut wie frei von Engagiert und selbstbewusst: als Schulleiter 1935 in Hollingstedt.

Nordfriesland 209 – März 2020 17 Nachfolger als Schulleiter in Oldsum auf Föhr ab 1963, Harald Nissen, sei stillos und habe ihn nach der Pensionierung nicht gut behandelt – so zieht es sich durch den gesamten Text. Der allergrößte Teil seiner Lebenserinnerungen besteht aus detaillierten Schilderungen seiner Soldatenzeit im Ersten und im Zweiten Welt- krieg – und auch hier sind es wieder die eigenen ‚Heldengeschichten‘, die auffallen, wenngleich es bei den Kriegsberichten Passagen gibt, die nicht nur Eigenlob oder dessen Umrahmungen dar-

Foto: Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum stellen. Marie und Reinhard Arfsten Beide Weltkriege haben ihn tief geprägt, er be- zeichnete den Ersten Weltkrieg als seine „Hoch- hardt, habe sich nur mit dem Rohrstock Respekt schule des Lebens“, und man fragt sich, ob Mit- verschaffen können, er selbst hingegen durch gefühl, Zweifel, Bedauern oder Reue es nur nicht kluge Pädagogik; mit seiner Frau zusammen habe in die geschriebene Autobiografie schafften, ob er die Hollingstedter Schule „vorbildlich“ ge- er sie schon vorher in der geistigen Erinnerung führt; sein Vorgänger als Hollingstedter Chorlei- verdrängt oder ob er solche Gefühle zu keiner ter habe schwierige Stücke mit dem Chor nicht Zeit empfunden hatte. zustande gebracht, er hingegen mit Bravour; im Neben aller berechtigten Kritik lohnt es sich, Krieg sei die von ihm als Offizier geführte Kom- seine Verdienste nicht zu übersehen. Das hat Ja- panie oft an der Spitze marschiert und er häufig kob Tholund in einem Vortrag von 1989 auf ganz allein vorweg, sein militärischer Vorgesetz- Föhr getan, der 1995 in der biografischen Samm- ter, ein Major, habe weniger militärische Kennt- lung „Eilunsfresken – Inselfriesen“ gedruckt nisse und Fähigkeiten als er selbst gehabt, der den wurde. Auf eine erneute Aufzählung der Ver- Major und das ganze Batallion durch Mut und dienste kann daher verzichtet werden. Bei Tho- Geschick aus bedrohlicher Lage gerettet habe. lund ist ein beeindruckendes Schriftenverzeichnis Der von ihm selbst gegründete Sportverein in Arfstens enthalten, darunter das Schullesebuch Hollingstedt sei besonders erfolgreich gewesen, „Mamenspriik“, drei Liederbücher, ein Wester- er selbst habe viele Sportwettbewerbe gewonnen, landföhrer Wörterbuch und die Chronik seines als Jäger habe er mehr Wild als andere erlegt, sein Heimatdorfes Süderende. Es fehlen die zahlrei- chen Artikel, die er für die Zeitung schrieb. Zurückgekehrt nach Föhr geriet Arfsten in Kon- flikt mit dem streitbaren Vorsitzenden des Fering Ferian ab 1949, Ocke Julius Bohn (1890–1968), und Arfsten wies darauf hin, dass er selbst mit seinem Theaterstück „Krassen, fröge di!“ 1949 für die Wiederbelebung des Fering Ferian gesorgt habe – und nicht etwa Bohn. Es ging offenbar um die Konkurrenzfrage, wer die höchste Res- pektsperson beim Thema Fering auf Westerland- Föhr war. Der Direktor der Ferring Stiftung, Vol- kert Faltings, berichtet, dass Bohn und Arfsten sich auf offener Straße angebrüllt hätten und dass Arfsten bei den Jagden auf Föhr niemals, wie

Foto: Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum, Wyk auf Föhr Wyk Foto: Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum, dort sonst üblich, in Gruppen mit anderen Jä- Damit er es den Briten nicht aushändigen musste, ver- gern aus den Dörfern mitging, sondern stets al- grub Arfsten 1945 eines seiner Jagdgewehre. lein. Mit der Föhrer Trachtengruppe kam es

18 Nordfriesland 209 – März 2020 1963 zum Streit, als die Tänzerinnen nicht mehr Arfsten, sondern lieber den drei Jahrzehnte jün- geren Julius Nickelsen (1927–2011) als Organi- sator haben wollten. Arfsten zog sich beleidigt zurück, ebenso beim Fering Ferian, wo es um 1965 zum Zerwürfnis kam. Eine ehemalige Föh- rer Schülerin Arfstens, Karen Heide Ebert (1945–2016), damals Studentin in Kiel, später Linguistik-Professorin in Zürich, kritisierte seine Chronik von Süderende 1968, was ihn erboste. In einem Brief an Arfsten vom 7.12.1968 kämpfte sie geradezu um ihren alten Lehrer, bat um sein Verständnis für ihre Kritik, lobte seinen Einsatz für das Friesische, aber versuchte gleich- zeitig ihm die Augen zu öffnen. Er habe sich auf Föhr isoliert, auch mit seiner eigenwilligen, für den Großteil der Föhrer irritierenden friesischen Rechtschreibung, die Leute würden über ihn spotten. Doch Arfsten zeigte sich ihr gegenüber unbelehrbar, kritisierte stattdessen ihr Friesisch,

das er verdorben fand – und nur vom Sprachwis- Foto: Schulhausmuseum Hollingstedt senschaftler Nils Århammar ließ er sich etwas sa- Alt und enttäuscht um 1960? Auf Föhr wurde Arfsten gen. Als Arfstens Wörterbuch 1965 im Verlag des als Verkürzung seines Vornamens oft nur „Reine“ ge- gerade gegründeten Nordfriisk Instituut erschien, nannt, von vielen Schulkindern aber heimlich „Rom- hatte Institutsleiter Tams Jörgensen es gewagt, mel“, denn wenn eine Schulklasse es schaffte, ihn vom Anweisungen an die Druckerei zu geben, offen- Zweiten Weltkrieg erzählen zu lassen, geriet er derart ins Schwelgen, dass der Unterricht für diese Schul- stunde ,gelaufen‘ war. bar ohne Rücksprache mit Arfsten. Der geriet da- raufhin mit dem Institut in heftigen Streit, lehnte dessen Druckkostenbeteiligung ab und zahlte die fast 3000 Mark aus eigener Tasche. Allein diese Episode sagt viel über die Persönlichkeit Rein- hard Arfstens, in der sich Zeitgeschichte auffällig spiegelt. Eine große Freude und Genugtuung war es ihm, 1969 für seine friesischen Verdienste sowie für Jagd und Naturschutz das Bundesver- dienstkreuz zu erhalten. Die Anregung dazu hatte der Nordfriesische Verein für Heimatkunde und Heimatliebe gegeben. Die Frage ist, inwieweit die Tatsache, dass viele Akteure in der friesischen Bewegung Nordfries- lands in autoritären Zeiten sozialisiert wurden, ihre Zusammenarbeit auch nach 1945 beeinträch- tigte. Bei Reinhard Arfsten scheinen neben diesen zeitbedingten Faktoren narzistische Persönlich- keitsanteile eine Rolle gespielt zu haben.

Foto: Schulhausmuseum Hollingstedt Mit unserer Institutskollegin Antje Arfsten ist er Reinhard Arfsten, undatiert übrigens nicht verwandt.

Nordfriesland 209 – März 2020 19 Die Friesenstiftung

Nach langer Vorarbeit und Diskussion hat der Schleswig-Holsteinische Landtag be- schlossen, eine Friesenstiftung nach sorbischem Vorbild zu errichten, in der alle staatlichen Fördermittel für die friesische Volksgruppe im Bundesland gebündelt werden sollen. Als Stiftungsvermögen dienen über Jahre angesparte Erträge aus dem Glückspielwesen. Wir dokumentieren hier den Gesetzestext:

Gesetz über die Errichtung der „Stiftung für die § 3 Stiftungsvermögen Friesische Volksgruppe im Lande Schleswig-Hol- (1) Das Stiftungsvermögen besteht aus dem bis zur stein“ (Friesenstiftung) und zur Änderung des Ge- Stiftungsgründung durch die Kulturstiftung des Lan- setzes zur Ausführung des Ersten Staatsvertrages des Schleswig-Holstein verwalteten Kapital für eine zum Glücksspielwesen in Deutschland. Friesenstiftung in Höhe von 2.155.099,89 Euro. Das Stiftungskapital erhöht sich um die Beträge und sons- Vom 13. Januar 2020 tigen Vermögenswerte, die der Stiftung als Zustiftung Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen: zugeführt werden. (2) Die Stiftung erfüllt ihre Aufgaben aus Artikel 1 1. den Erträgen aus dem Stiftungsvermögen gemäß Gesetz über die Errichtung der „Stiftung für die Absatz 1, Friesische Volksgruppe im Lande Schleswig-Hol- 2. Zuwendungen von Dritten und stein (Friesenstiftung)“ (Errichtungsgesetz Friesen- 3. den jährlichen Zuschüssen der Bundesrepublik stiftung) Deutschland und des Landes Schleswig-Holstein nach GS Schl.-H. II, Gl.Nr. 188-4 Maßgabe der Haushaltsgesetze der Bundesrepublik § 1 Errichtung, Name, Sitz Deutschland und des Landes Schleswig-Holstein. (1) Unter dem Namen „Stiftung für die Friesische § 4 Organe und Gremien Volksgruppe im Lande Schleswig-Holstein (Friesen- (1) Organe der Stiftung sind, stiftung)“ wird eine rechtsfähige Stiftung des öffentli- 1. der Stiftungsrat und chen Rechts errichtet. 2. der Stiftungsvorstand. (2) Die Stiftung trägt den Namen „Stiftung für die (2) Als beratende Gremien der Stiftung können ein- Friesische Volksgruppe im Lande Schleswig-Holstein gerichtet werden: (Friesenstiftung)“ sowie die friesische Bezeichnung 1. die Stiftungskommission und „Friisk Stifting“. 2. der Beirat. (3) Sitz der Stiftung ist Kiel. (3) Der Stiftungsrat besteht aus neun Mitgliedern, von § 2 Zweck der Stiftung denen mindestens vier weiblichen Geschlechts sein (1) Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst sollen. Ihm gehören an: und Kultur, die Pflege der Sprache, die Förderung von 1. die Staatssekretärin oder der Staatssekretär der für Volksbildung und Forschung, die Förderung der Hei- Minderheitenpolitik zuständigen obersten Landesbe- matpflege und Heimatkunde, die Förderung des tra- hörde des Landes Schleswig-Holstein als Vorsitzende ditionellen Brauchtums jeweils in Bezug auf die frie- oder Vorsitzender, sische Volksgruppe in Schleswig-Holstein. Darüber hi- 2. eine Vertreterin oder Vertreter des Landes aus der naus ist die Förderung der interfriesischen Zusammen- für Minderheitenpolitik zuständigen obersten Landes- arbeit ausdrücklicher Stiftungszweck. behörde des Landes Schleswig-Holstein, (2) Die Stiftung ist selbstlos tätig und verfolgt nicht 3. eine oder ein von der Bundesrepublik Deutschland in erster Linie eigenwirtschaftliche, sondern aus- entsandte Vertreterin oder Vertreter, schließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im 4. vier von der Friesischen Volksgruppe entsandte Ver- Sinne des Abschnittes „steuerbegünstigte Zwecke“ der treterinnen oder Vertreter, Abgabenordnung (AO). Sie wird auch als Förderstif- 5. ein Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landta- tung gemäß § 58 Nummer 1 AO tätig, die dabei ihre ges, Mittel ausschließlich zur Förderung der in der Satzung 6. ein Mitglied des Deutschen Bundestages. Für die genannten steuerbegünstigten Zwecke verwendet. Die Mitglieder des Stiftungsrates werden Vertreterinnen Stiftung darf ihre gemeinnützigen Zwecke gemäß § 58 oder Vertreter bestellt. Die Minderheitenbeauftragte Nummer 9 AO auch durch Zuschüsse an Wirtschafts- oder der Minderheitenbeauftragte der Ministerpräsi- unternehmen verwirklichen. dentin oder des Ministerpräsidenten gehören dem

20 Nordfriesland 209 – März 2020 Stiftungsrat als ständiger Gast mit Stimm- und Rede- läutert ihn auf Aufforderung des Finanzausschusses des recht an. Schleswig-Holsteinischen Landtages in einer Sitzung Weitere Personen können mit beratender Stimme teil- des Finanzausschusses. nehmen. Das Nähere regelt die Satzung. (3) Das Nähere zur Aufstellung und Ausführung des (4) Der Stiftungsrat entscheidet in allen Angele- Haushaltsplans sowie zur Prüfung der Haushalts- und genheiten, soweit dieses Gesetz oder die Satzung nicht Wirtschaftlichkeitsführung der Stiftung regelt die Sat- ausdrücklich etwas anderes bestimmt. Der Stiftungs- zung. rat überwacht die Tätigkeit des Stiftungsvorstandes. § 7 Aufsicht (5) Der Stiftungsvorstand besteht aus einer Person. Die Aufsicht für die Stiftung nimmt die für die Min- Die Person soll in der für die Minderheitenförderung derheitenförderung zuständige oberste Landesbehörde zuständigen obersten Landesbehörde tätig sein und die des Landes Schleswig-Holstein wahr. Es ist sicherzu- Aufgaben als Stiftungsvorstand hauptamtlich wahr- stellen, dass die Tätigkeitsbereiche Aufsicht über die nehmen. Der Vorstand der Stiftung wird vom Stif- Stiftung und Prüfung der Mittelverwendung inner- tungsrat auf Vorschlag der oder des Stiftungsratsvor- halb der Behörde organisatorisch getrennt sind. sitzenden für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Der Stiftungsrat kann eine kürzere Dauer festlegen, die je- § 8 Vermögensübergang doch zwei Jahre nicht unterschreiten soll. Eine erneute Mit Inkrafttreten dieses Gesetzes geht das bisher von Wahl ist möglich. der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein ver- (6) Der Stiftungsvorstand vertritt die Stiftung gericht- waltete Kapital für eine Friesenstiftung gemäß § 3 Ab- lich und außergerichtlich. Der Stiftungsvorstand führt satz 1 in das Eigentum der nach § 1 Absatz 1 errich- die laufenden Geschäfte der Stiftung. Er bereitet die teten Stiftung über. Beschlussfassung des Stiftungsrates sowie der Stif- Artikel 2 tungskommission vor und sorgt für deren Umsetzung. Änderung des Gesetzes zur Ausführung des Ersten (7) Der Stiftungsrat kann die Stiftungskommission als Staatsvertrages zum Glücksspielwesen in Deutsch- beratenden Ausschuss des Stiftungsrates einsetzen. Die land Stiftungskommission besteht aus fünf Personen. Nä- Das Gesetz zur Ausführung des Ersten Staatsvertrages heres über die Zusammensetzung und die Aufgaben zum Glücksspielwesen in Deutschland vom 1. Februar der Stiftungskommission regelt die Satzung. 2013 (GVOBl. Schl.-H. S. 64), zuletzt geändert durch (8) Das Gremium für Fragen der Friesischen Volks- Artikel 12 des Gesetzes vom 2. Mai 2018 (GVOBl. gruppe im Land Schleswig-Holstein (Friesengremium) Schl.-H. S. 162), wird wie folgt geändert: bildet den Beirat der Stiftung. Den Vorsitz im Beirat 1. § 8 Absatz 4 Nummer 4 erhält die folgende Fas- führt die oder der Vorsitzende des Friesengremiums. sung: Der Beirat berät und unterstützt den Stiftungsrat in „4. 0,5 Prozent zur Förderung der durch das Errich- Angelegenheiten von grundsätzlicher und/oder strate- tungsgesetz Friesenstiftung vom 13. Januar 2020 gischer Bedeutung für die Verwirklichung des Stif- (GVOBl. Schl.-H. S. 4) errichteten Friesenstiftung, tungszweckes. nach Maßgabe des Haushaltsgesetzes entweder im § 5 Satzung Wege der Aufstockung des Stiftungsvermögens oder (1) Die Satzung regelt die innere Organisation der Stif- als Zuwendung zur Erfüllung des Stiftungszweckes tung. Sie enthält insbesondere Bestimmungen über und“ 1. Sitz und Namen der Stiftung, 2. § 9 Absatz 5 erhält die folgende Fassung: 2. Zweck, Aufgaben, Organisationsstruktur, Vermögen „5. Die nach § 8 Absatz 4 Nummer 4 der Friesenstif- und Haushalt der Stiftung, tung zufließenden Mittel dienen nach Maßgabe des 3. Aufgaben, Zusammensetzung und Befugnis der Or- jeweiligen Haushaltsgesetzes der Aufstockung des Stif- gane und beratenden Gremien, tungsvermögens der Friesenstiftung oder als Mittel zur 4. Aufsicht über die Stiftung. Erfüllung des Zwecks der Friesenstiftung gemäß § 2 (2) Der Erlass und die Änderung der Satzung erfolgen des Errichtungsgesetzes Friesenstiftung“ durch den Stiftungsrat. Artikel 3 (3) Der Erlass und eventuelle Änderungen der Satzung Inkrafttreten bedürfen der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Dieses Gesetz tritt am Tag nach seiner Verkündung in § 6 Haushaltsführung, Rechnungslegung Kraft. (1) Über Einnahmen und Ausgaben sowie über das Vermögen der Stiftung ist jährlich durch den Stif- Das vorstehende Gesetz wird hiermit ausgefertigt und tungsvorstand Rechnung zu legen. ist zu verkünden. (2) Der Stiftungsvorstand legt einmal im Kalenderjahr Kiel, 13. Januar 2020 den Haushaltsplan der Stiftung dem Finanzausschuss D a n i e l G ü n t h e r des Schleswig-Holsteinischen Landtages vor und er- Ministerpräsident

Nordfriesland 209 – März 2020 21 Stiftung als Modell: Wie läuft es eigentlich bei den Sorben? Interview mit Susann Schenk

Seit Jahrzehnten wurde von nordfriesischer Seite eine Stiftung nach dem Muster der „Stiftung für das sorbische Volk“ angestrebt, in der Hoffnung, so die finanzielle För- derung zu verbessern. Im Laufe des Jahres wird die Friesenstiftung nun ihre Arbeit aufnehmen. Da liegt es nahe, beim Vorbild nachzufragen, was eine Stiftung für die politische Arbeit und die Minderheitenförderung bedeutet. Susann Schenk ist Vorsit- zende des Stiftungsrates der Sorbenstiftung, ein Ehrenamt; sie ist Lausitzer Sorbin, lebt aber mit ihrer Familie in Oxlund bei Flensburg, wo sie lange bei der europäi- schen Minderheitenorganisation FUEN tätig war. Institutsdirektor Christoph Schmidt hat mit ihr gesprochen.

Institutionen teilweise delegitimiert. Umso wichtiger war der Neustart auch innerhalb der Sorben ab 1990. Wir sind sehr froh, dass wir die Gründung der Stiftung 1991 so durchgesetzt haben, erst als nicht rechtsfähige Stiftung öffentlichen Rechts, und 1998 mit dem Staatsver- trag wurden wir dann tatsächlich rechtsfähig und damit Akteur. Diese Konstruktion, die ja auch als Vorlage für die Friesenstiftung gedient hat, ist für uns ein Erfolgsmodell. Der Frei- staat Sachsen, das Land Brandenburg Foto: FUEN und der Bund als unsere Geldgeber Susann Schenk sind – wenn auch in teilweise stür- mischen Zeiten – unsere Partner. NF: Die Sorbenstiftung ist ja ein Kind der Deutschen Einheit; wenn ich richtig informiert Der Jahresetat der Sorbenstiftung umfasste bin, wurde der Gründungsauftrag noch kurz- 2019 rund 20 Mio. € und ist damit etwa acht- fristig als Protokollnotiz in den Einigungsver- zehnmal so groß wie derjenige, der nun voraus- trag zwischen der Bundesrepublik und der sichtlich den Friesen an Mitteln des Landes und DDR aufgenommen, um die bisherige Förde- des Bundes zur Verfügung stehen wird. Über rung als anerkannte nationale Minderheit – et- die finanziellen Rahmenbedingungen sprechen was, das es im Westen zu der Zeit so nicht gab wir noch; was macht ihr mit dieser Summe? – zu sichern. Zum einen: Wir finanzieren neun essentielle In- Susann Schenk: Die staatliche Förderung durch stitutionen. Das Sorbische National-Ensemble die DDR war nicht unproblematisch, die politi- (ein Musiktheater mit den Sparten Tanz, Chor sche Instrumentalisierung hat der sorbischen Spra- und Orchester, Anm. d. Red.) und der Domo- che und Kultur geschadet und die vorhandenen wina Verlag sind jeweils eine gGmbH mit der

22 Nordfriesland 209 – März 2020 Stiftung als Träger. Das Witaj-Sprachzentrum ist ein Eigenbetrieb der Domowina (des Dachver- bandes und der Interessenvertretung der Sorben), und auch die Geschäftsstelle und die Regional- büros der Domowina selbst werden finanziert. Dann gibt es Euer Gegenstück, das Serbski Insti- tut, das als selbständige wissenschaftliche Ein- richtung von einem Verein getragen wird. Diese fünf erhalten mehr als 80% ihres Haushalts aus Stiftungsmitteln. Dazu kommen das Wendische

Museum und die Schule für Niedersorbische Filmausschnitt: Sorbisches Institut Sprache und Kultur in Choćebuz/Cottbus sowie Gründung der Sorbenstiftung am 19. Oktober 1991 in das Sorbische Museum und das Deutsch-Sorbi- der Kirche von Lohsa (Oberlausitz). Am Tisch Staatsse- sche Volkstheater in Budyšin/Bautzen, die wir kretär Kroppenstedt (BMI) sowie die Ministerpräsiden- nur anteilig mitfinanzieren, sie befinden sich in ten Stolpe und Biedenkopf, Familienministerin Merkel kommunaler Trägerschaft. Zudem unterhalten (rechts im Hintergrund) vertrat die Bundesregierung. wir eine Geschäftsstelle, die Stiftungsverwaltung. Diese und die Institutionen haben zusammen zende – salopp gesagt – die vornehme Aufgabe, im rund 375 Planstellen, von denen wir rechnerisch Stiftungsrat zu vermitteln, was die Sorben wollen. etwa 240 finanzieren. Das setzt allerdings voraus, dass die Sorben das Unser liebstes ist darüber hinaus die freie Projekt- auch im Vorfeld klären und entscheiden. förderung, die knapp 1,3 Mio. € umfasst. Man hat hier zweimal im Jahr die Möglichkeit, Anträge zu Ist es nicht nachteilig, dass die Sorben – im stellen. Und zusätzlich haben wir derzeit zweck- Sinne vollständiger Autonomie – nicht selbst gebunden 588.000 € für das Projekt „Sorbisch in im Stiftungsrat agieren bzw. die Mehrheit ha- den neuen Medien“ zur Verfügung. ben? Knapp 10% unseres Etats fließt also in Projekte, Organisatorische Strukturen haben ihre Berechti- 13% in die Stiftungsverwaltung und 76% in die gung aus ihrer Zeit heraus, müssen sich aber na- institutionelle Förderung. türlich auch weiterentwickeln. Zur Zeit sage ich, dass es für die Sorben nicht von Nachteil ist, dass Wer entscheidet denn über die Mittelverwen- ihre Entscheidungen im Rat gleich vor den drei dung, vor allem über die Projektmittel? Zuwendungsgebern zusammen verteidigt und ab- Prinzipiell entscheidet der 15köpfige Stiftungsrat. gestimmt werden. Es ist ein konstruktiver, respekt- Für die Projektförderung aber ist ein Projektbeirat voller Umgang, und wir versichern uns so auch zuständig, der nur mit Sorben besetzt ist. beständig der Unterstützung der Gebietskörper- schaften, d. h. der Landräte und Bürgermeister im Und was ist die Aufgabe des Stiftungsrates, und Gremium. was Deine als Vorsitzende? Die Verfasstheit der Sorben nämlich entscheidet Der Stiftungsrat repräsentiert die Sorben, die drei sich nicht im Stiftungsrat, die entscheidet sich weit Zuwendungsgeber und die regionalen Gebietskör- davor, mindestens dann, wenn die Grundlagen für perschaften; er trifft alle Grundsatzentscheidun- fiskalische Entscheide vorbereitet – ehrlich gesagt, gen, entscheidet über den Haushalt, die Besetzung wenn sie vorgedacht werden. Ich kann nur dazu der Spitzenpositionen und überwacht die Ge- raten, sich eindeutig und bewusst „intern“ vorzu- schäftsführung, die dem Direktor obliegt. Meine bereiten, abzustimmen, langfristige Strategien zu Aufgabe ist es, die Sitzungen zu leiten sowie die entwickeln und Prioritäten festzulegen, und das Stiftung gegenüber dem Direktor zu vertreten. nicht nur in Bezug auf Projektmittel und institu- Aus sorbischer Sicht ist dabei von entscheidender tionelle Förderung, sondern die generelle Stif- Bedeutung, wofür die Gelder eingesetzt werden tungstätigkeit. Sonst gibt man die Entscheidung und was sie bewirken. Daher habe ich als Vorsit- womöglich aus der Hand.

Nordfriesland 209 – März 2020 23 Dazu möchte ich einiges noch nachtragen: Unsere letzt um eine Basis für wirksame Strategien zu Stiftungsverwaltung agiert auch direkt, nicht nur bekommen. als Immobilienverwalterin, sondern auch mit ei- Wir brauchen auch neue Impulse in der Sprach- genen Projekten wie Wanderausstellungen, Sti- förderung. Denkbar wären z.B. soziale Mikropro- pendien, mit der Herausgabe allgemeiner Infor- jekte, welche direkt in die sorbischen Gemein- mationen zu den Sorben etc. Die Rolle der Frie- schaften hineinwirken, z.B. Zuschüsse an Fami- senstiftung als Akteur – auch zum Beispiel in der lien, die eine sorbischsprachige Nanny suchen Öffentlichkeitsarbeit und politischen Kommuni- oder Partnerschaften. Wir müssen immer beden- kation – wird es noch bewusst festzulegen gelten. ken, es geht um die Menschen. Es gibt bei uns Aus meiner Sicht sollten zusätzliche Mittelakquise zwei städtische Zentren, Budyšin/Bautzen und und langfristige Strategien eine wichtige Rolle in Choćebuz/Cottbus, dazwischen liegt viel ländlicher der Gründungsphase einnehmen. Raum. Die Institutionen sind wichtige, professio- nelle Säulen. Wenn wir aber die (sorbische) Ge- Neben dem Stiftungsrat soll die Friesenstiftung sellschaft erreichen und stärken wollen, sind wir auch einen Beirat erhalten. Bei Euch gibt es ei- auf dem richtigen Weg, wenn wir auch mehr in nen solchen bereits. Wie ist Deine Erfahrung die Fläche denken. damit? Unser Parlamentarischer Beirat ist Gold wert; er Kannst Du dafür ein Beispiel geben? ist beratend tätig und setzt beständig inhaltliche Beide Sprachen, Nieder- und Obersorbisch, haben Themen auf seine Agenda. Weil hier der Bundes- sich weiterentwickelt in Hinblick auf Demografie tag und die beiden Landesparlamente vertreten und mediale Prägung. Darauf wollen wir reagie- sind, kann er für unsere Interessen entsprechende ren, indem wir nicht nur die traditionellen Me- politische Kreise erreichen, und er hilft uns auch dien nutzen, und haben dafür zusätzliche Mittel bei inhaltlichen Positionierungen, die in die Poli- erhalten, nämlich seit 2015 rund 1 Mio. € für Sor- tik hineinwirken. bisch in digitalen Medien – das ging aber nur, weil Aktuell geht es bei den Sorben natürlich um das wir mit entsprechenden Konzepten die politischen neue Finanzierungsabkommen, das ab 2021 gel- Entscheidungsträger und schließlich die Geldge- ten soll. Aber auch um den mit dem Kohleausstieg ber überzeugt haben. verbundenen Strukturwandel. Die Lausitz in Brandenburg und Sachsen ist angestammtes Sied- Neue Wege suchen, in die Fläche gehen – weckt lungsgebiet der Sorben, an dessen zukünftiger Ge- das nicht Ängste bei den etablierten Institutio- staltung wir maßgeblich beteiligt sein wollen. nen, dass bei ihnen gekürzt werden könnte? Es ist niemals ratsam, bewährte Institutionen zu Du sprachst vorhin davon, man müsse vor fi- beschneiden. Profis und Experten kann man nicht nanziellen Entscheidungen Strategien entwi- nach Belieben entlassen und später wieder einstel- ckeln. Was heißt das konkret? len, wenn man meint, es wäre wieder an der Zeit. Wir müssen unsere Zuwendungsgeber überzeu- Und schon gar nicht ohne strategische Überlegun- gen, dass das, was wir tun, sinnvoll und wirksam gen, welche konkreten Arbeitsfelder denn entfal- ist. Das geht nur, indem man strategisch denkt, len sollen. Nein, es geht um Veränderung. Die In- indem man gemeinsam diskutiert, was hat Prio- stitutionen sind in die strategischen Diskussionen rität, wo wollen wir langfristig hin, und was müs- und in die Umsetzung eingebunden, und so un- sen wir dafür tun? Wir haben bisher noch keinen terstützen auch sie diese Vorhaben. Masterplan, aber es gibt neue Ansätze für ein Re- Ein Beispiel: Gerade feierten wir Vogelhochzeit vitalisierungskonzept für die sorbischen Spra- (traditioneller Jahresbrauch am 25.1., mit ähnli- chen. Hauptsache, strategisch durchdacht und cher Bedeutung für die Sorben wie Biike für die die Kompetenzen der Sorben nutzend. Zudem Nordfriesen; Anm. d. Red.). Da wird sorbisches sind wir angehalten, viel mehr unsere Leistungen Brauchtum einer breiten Bevölkerung zugänglich öffentlich zu zeigen. Dazu gehört für mich, Er- gemacht, ein Bühnenprogramm jährlich neu für folgskontrolle als Routine zu etablieren, nicht zu- Kinder und Erwachsene entwickelt, wir gehen in

24 Nordfriesland 209 – März 2020 Sorbisch in digitalen Medien freie Projektmittel Stiftungsverwaltung Stiftungsprojekte Schule für niedersorbische Sprache und Kultur Wendisches Museum Sorbisches Museum

Sorbisches Institut

Sorbisches National- Ensemble

Witaj- Sprachzentrum

Domowina e. V. Deutsch-sorbisches Volkstheater Domowina Verlag Grafik: NFI

Der Haushalt der Sorbenstiftung 2019 nach Etatposten. Der farbige Füllstand jedes Segmentes entspricht dem Anteil, den die Stiftung zum Haushalt der jeweiligen Institution leistet. die Kitas, in die Schulen und abends auf die Dör- die Vor- und Nachbereitung von politischen Ge- fer – das geht in diesem Umfang nur mit einem sprächen erfordert viel Zeit, ist aber unerlässlich. professionellen Ensemble und professioneller Gerade für politische Einsätze sollten wir unsere Technik. Leute ausbilden, Ehrenamtliche, aber auch Mitar- Und ganz wichtig: Wenn wir an irgendeinem beiter und die Leiter der Institutionen, die ihre Punkt mehr leisten sollen, dann benötigen wir fachliche Expertise einbringen sollen. So kann eine hierfür auch mehr Geld. Das muss man immer wirksamere Vertretung und vor allem auch das wieder betonen, und diese strikte Haltung zahlt Monitoring von langfristigen Prozessen gestaltet sich aus, wie unser Projekt zu Sprache und neuen und auf mehrere Schultern verteilt werden. Medien zeigt. Bei den Friesen stellen in aller Regel Ehrenamt- Wie sieht denn generell bei den Sorben das Ver- liche die offiziellen Vertreter in den Gremien. hältnis von Ehrenamt und Hauptamtlichkeit Kann es denn nicht Probleme mit Befangenheit aus? geben, wenn diese Aufgabe stärker professiona- Es ist wichtig, dass Mandatsträger und „angestellte“ lisiert würde? Profis eng zusammenarbeiten. Ohne Spezialisten, Die politische Vertretung übernimmt bei uns in ohne diejenigen, die sich beruflich damit befassen, der Regel die Domowina mit ihren haupt- wie eh- würde es nicht funktionieren. Hier geht es ja um renamtlichen Strukturen, und da die Abstimmung Kompetenzen, aber eben auch um Zeit. Gerade im mit den sorbischen Institutionen vorab funktio- politischen Bereich: Ich rate immer Mandatsträ- niert, ist das auch gut so. In Sachen Befangenheit gern, mit Unterstützung und Man Power zu Bera- gibt es da eine intelligente Regelung: Gremienmit- tungen und Verhandlungen zu fahren; dort sitzt glieder, die bei den geförderten Institutionen unter man erfahrenen Profis gegenüber. Ganz wichtig: Vertrag stehen und so von Haushaltsentscheidun-

Nordfriesland 209 – März 2020 25 gen direkt betroffen wären, können im Moment terium schließt das ganze ab. Dieses Procedere hat der Abstimmung den Raum verlassen, so dass ihre sich eingespielt und läuft gut. ehrenamtlichen Stellvertreter das Stimmrecht wahrnehmen. Aber ich betone noch einmal: Da- Zum Abschluss ein paar Worte zu Sorben und für muss man vorher gemeinsam Strategie und Friesen aus Deiner Sicht? Taktik klären und sich in der Sache geeinigt ha- Es gibt enge persönliche Beziehungen, vor allem ben. Hierfür ist die Domowina ein geeigneter Rah- aus den Jugendbegegnungen und der Zusammen- men und sie nimmt diese Aufgabe gut wahr. arbeit in JEV, FUEN und EBLUL. Wer damals dabei war, ist heute erwachsen. Das zu erneuern, Wir haben es vorhin nur angeschnitten: Eure sollten wir unbedingt wieder in den Blick neh- Geldgeber sind ungefähr zur Hälfte der Bund, men. Es ist eine wertvolle Ressource, um auch en- zu einem Drittel der Freistaat Sachsen und zu gere formalisierte Kontakte in unterschiedlichen einem Sechstel das Land Brandenburg. Damit Bereichen aufzubauen und gemeinsam zu agieren. unterliegt ihr dem öffentlichen Haushaltsrecht. Es ist zwar enorm, was wir in den vergangenen Bei den Nordfriesen hat das in der Vergangen- Jahren in der Zusammenarbeit beim Bund und heit zu großen Problemen geführt, denn Frei- auf europäischer Ebene voran gebracht haben. Die gaben für Projektmittel erfolgen oft erst gegen Mittel der Minderheiten aber sind immer noch Jahresmitte, gleichwohl muss das Geld bis zum begrenzt. Konkret hielte ich eine verstärkte ge- Jahresende verbraucht sein. Zeitaufwändige meinsame PR-Arbeit der Sorben und Friesen für Vorhaben wie z. B. das Schreiben eines Sachbu- sinnvoll, nach dem Vorbild der Sinti und Roma. ches oder verlässliche Theaterspielpläne werden Und, vielleicht überrascht Euch das, ich würde damit immer wieder schwierig bis unmöglich. uns ein „Modell Lausitz“ wünschen, als strategi- Unsere Stiftung verwaltet wie auch die Friesenstif- sches Konzept. Wir brauchen einen Thinktank, so tung vor allem Zuwendungen, die im Jahrestakt wie ihr ihn damals für „Modell Nordfriesland“ fließen. Damit unterliegen auch wir der Haus- hattet, der unabhängig vom Tagesgeschäft lang- haltsgesetzgebung und sind von beschlossenen fristig denkt und unsere Arbeit kritisch begleitet. Haushalten der Zuwendungsgeber abhängig. Un- Das ist die Grundlage, wenn wir wirklich etwas terlegt ist das Ganze aber mit einem Finanzie- bewirken wollen, auf politischem Gebiet wie für rungsabkommen mit allen drei Geldgebern, das die Sprache und die Minderheit an sich. für jeweils fünf Jahre geschlossen wird. Die jährli- Am Schluss vielleicht noch ein paar allgemeine che Summe ist festgeschrieben und nicht dynami- Gedanken. Zum einen: Der Europarat mit der siert, Inflation oder Tariferhöhungen werden nicht Sprachencharta, deren Umsetzung regelmäßig ausgeglichen. Daher müssen Rücklagen gebildet evaluiert wird, bringt vieles auf den Punkt, was in werden, ja es wird sogar erwartet. Und damit er- der Minderheitenförderung konkret zu tun wäre; halten wir eine mittelfristige Planungssicherheit, ähnliches gilt für die MinoritySafePack-Initiative. insbesondere auch für die Institutionen. Nur wir nutzen diese Schützenhilfe nicht. Um die Verwaltungsvorgänge mit ihren Fristen Als zweites: Traditionell arbeiten wir vor allem an einzuhalten, folgen wir einem bewährten Zeitplan: Sprache und Identität und übersehen dabei die ei- Der Direktor legt bis Mitte Oktober den Haushalt gentlichen Lebensgrundlagen in unseren Regio- für das kommende Jahr vor. Im November tagt un- nen: Sozioökonomie, Umweltpolitik und auch ser Stiftungsrat, um den Haushalt zu beschließen. Wirtschaftsförderung sind Themenfelder, die sich An dieser Sitzung nehmen Verwaltungsbeamte direkt auf unsere Gesellschaft auswirken, die wir und Mitglieder der Haushaltsausschüsse teil, damit unbedingt besetzen und mitprägen sollten. eventuelle Hürden für das Genehmigungsverfah- Der Satzung der Sorbenstiftung voran steht: „In ren bereits jetzt ausgeräumt werden können. Und Anerkennung des Willens des sorbischen Volkes, dann läuft das Genehmigungsverfahren an, das für seine Sprache, Kultur und Identität auch in Zu- alle Geldgeber vom Freistaat Sachsen bearbeitet kunft zu bewahren“ – in diesem Sinne und in An- wird und in der Regel schnell und problemlos erkennung des Willens der Friesen, wünsche ich funktioniert; die Freigabe durch das Finanzminis- alles Gute auf dem Weg, wjele wuspěcha.

26 Nordfriesland 209 – März 2020 „Hurom dit da, arkenjen es tö’t jest „En? Dit jest Lop … Oha, haa ik Lop jir, dit Tērp es splinernii!“ dit ek al jens sair?“ „Waaraftig?“, sair di Üđer, „mi „Ik sen seeker, dat ik ek dit jest Lop tinkt, wü haa jüst desjirem Stek jir sen“, sair di Üđer. Snak al jens her.“ Di Jen klauet „Wat sairst?“, fraaget di Jen höm bi Haur en aurlair: forfēren. Hi es me sin Taachten „Man dit ken dach gaarek öngung. gans hurüđers. Di Üđer lapt fuar Hurdeling skel wü al jens meark - höm üp Straat āp en dial, en for- üđer snaket haa, wan dü dit jest sjukt sin Taachten töhop tö hualen: Lop jir best?“ Di Üđer uur üngi- „Wü haa arküđer al jens raaket, ik Dit jest Lop? düürelk: weet ek hur, ik weet ek wan, man Fan Franziska Böhmer „Man dü dach uk. En hurom fraa- dit weet ik wes … Üs wan wü ön di gest dü mi aur Haur, of ik dit jest Tir fangt sen.“ Nü harket di Jen Di Jen raaket di Üđer. Hat es di Lop jir sen, wan’t likerst al klaar es? dach āp: Krütswai, hur’t dial tö’t Tērp gair. En hurom lapt diar achtern en „Dit es dach en bet absuurd, ai? Di Jen fraaget: Lāmā frii üp di Straat ombi? Wü Hat gair mi dach gur, hurom skul „En? Dit jest Lop jir?“ sen dach ek ön di Anden.“ Di Jen diar wat falsk wiis? En dach … Dü „Jaa“, sair di Üđer. luket höm om, aur di blö Hemel tii heest rocht, jir stemet wat ek, ir- „En wat teenkst dü?“ gre Wolken, di Winj wait en Pap- gendwat halt mi fast … En hur „Sjocht gur üt, dit Tērp“, sair di mok aur di Straat. Hat skoret höm: kumt desjirem fordraiti Lāmā al Üđer, „en jüst haa’s alis nii maaket. „Mi kumt dit bilitjen temelk gruu- weđer jaart?“ Di Üđer drait höm Lapt diar en Lāmā? Dit es jaa jens lig fuar, dü reegest mi hiilendal āp om, sin Oogen uur gurter. Twesken wat, dit skel ik mi önluki.“ Di Jen me din Fraagerii.“ Di Üđer luket di Stiiner fan di bröget Wai wukset swaaret: mestruuig langs Straat. Hi uuremt Ünkrüür. Ön di Fiirens jert em Tö- „Da man tö, biluki di al di wuner- jen Lop diip döör en ment: nerskrabel, wilt gre Wolken aur di baar Saaken fan des Tērp, ik kum „Naja, ik gung jens en luki mi wat blö Hemel tii. Üp jen Mol reept di uk gliks achterön!“ om.“ Di Jen luket höm achterön. Üđer: „Pasi üp di üp!“, reept hi. „Dit Lāmā! Ik keen dit uk! En luki Di Jen raaket di Üđer. Hat es di di jens nau om. Ales es forkemen, Krütswai, hur’t dial tö’t Tērp gair. Di Jen raaket di Üđer. Hat es di sent en lung Tir heer jir nemen Di Jen fraaget: Krütswai, hur’t dial tö’t Tērp gair. muar wat nii maaket. En da skel dit „En? Dit jest Lop jir?“ Di Jen fraaget: jüst jest iipenmaaket haa? Dit paset „Ik liiv jaa“, sair di Üđer. „Dü liivst?“ „Ach, bluat sok’n Gifööl. Üs wan ik jir al jens wesen haa. Man dit wiar ik dach ek.“ Di Jen luket di Üđer ön en uur en bet ünseeker: „Hm, nü hur dü dit sairst – ik her uk al kuurt taacht, dat ik ditjir al jens bilewet her. Mesken wiar’t en Druum …“ Di Üđer luket āp tö Hemel, hur lungsom di Wolken fuarbisweewi. Da luket hi aur tö’t Tērp en tair sin Skolern āp: „Ach, dit es dach dum Tjuch, ik luki mi jens om. Oh luki jens, en Lāmā! Wat maaket dit da jir? Jir haa’s jam jaa waaraftig wat üttaacht fuar di Bisjukers.“

Di Jen raaket di Üđer. Hat es di Foto: Christoph G. Schmidt Krütswai, hur’t dial tö’t Tērp gair. Unsere Institutskollegin Franziska Böhmer nahm außer Konkurrenz am frie- Di Jen fraaget: sischen Literaturwettbewerb „Ferteel iinjsen!“ teil. Auf Sylter Friesisch „En? Dit jest Lop jir?“ (Sölring) schrieb sie eine Geschichte über eine Zeitschleife – auf Nordfrie- „Hm, ik liiv ek“, sair di Üđer. sisch ein außergewöhnlicher Text.

Nordfriesland 209 – März 2020 27 breek üt.“ Di Jen luket di Üđer niis - girig ön: „Heest en Fuarslach?“ Di Üđer lu- ket tö Fiirens, bi Kiming tair di junk Wolken langs en blö Hemel, en da luket hi dial tö’t Tērp. Di Hüüsing sen forkemen, di Wai heer Hööler. Hi aurlair, hurom hi dit ek gliks sen heer. Hur aaft haa ja des Oogenblek al bilewet? Hi weet nü uk weđer, dat’r leest Lop dial tö’t Tērp gingen es. Irgendwat driiv höm diartö, di salev Wai üs langsen tö gungen. En wan hi di forlet wil, daaget dit Lāmā āp. Dit maaket höm da sa niisgirig, dat hi sin Twii- weler aurjeet en eeđer dit Diirt ach- terönlop. En da stön ja weđer bi des Krütswai. Ja waar jir fastholen, fan hoken of wat wiar jen Dön, mesken wiar’t uk jaar ain Taachten en Uu- nighairen, bluat ofstair skul’s nü, jer di Uunighair tö stark waar. Di Üđer aurliit en sair da gau: „Dü kumst me mi. Wü gung ek dial tö’t Tērp, diar bigent ales bluat weđer fan fuaren, wü gung jüst ön di üđer Rochting. Wech fan di For- lokings, wech fan di ual Uunighai- ren. Wü föligi ek di Wai, wat fuar- dön es, wü forlet höm.“ Di Jen ne- ket senig, da sjocht’r wat üp di üđer Sir fan di Straat: „Luki jens, en Lāmā! Skel wü ek gau jens …“ „Naan, skel wü ek! Dit wel üüs bluat diarfan ofhual, dat wü wech-

Foto: PA, WikiCommons, CC BY-SA 4.0 CC BY-SA WikiCommons, Foto: PA, gung! Hat es en Lokmerel! Luki In der Geschichte geht es immer wieder um ein Lama. Warum, wird nicht diar ek hen, bliiv stark en kum me verraten. mi.“ Di Jen reft höm fan’t Lāmā en dit ual Tērp luas. Hi drait höm om dach ek töhop. Hur lung kuseli wü „Sa wel höm oler wat aneri, man nü en nemt nü dit jest Lop di ünbi- jir al ombi, hur lung sen wü jir al es’t noch! Ik wel al ütfinj, hurdeling keent Wai rocht waar. Ales ön höm fangt?“ Di Jen reft höm di Fuar- wü me desjirem Stair ofleenkt en streewet hen tö dit, wat hi keent en haur. Hi es hiilendal forstjüürt en fasthölen uur.“ uunet es, man tö liker Tir grist en mumelt: gruut et höm diarfuar. Hi uuremt „Bi mi drait höm jüst ales ön Haur. Di Jen raaket di Üđer. Hat es di diip döör: Sent ik di keen …“ Krütswai, hur’t dial tö’t Tērp gair. „Gur, ik sen sa fiir. Wü gung, tö- „… wat jaa sawel sent en kuurt Tir Di Jen fraaget: hop.“ Di Üđer markt gliks, dat üs uk sent en lungen wiis kur …“, „En? Dit …Naan, Stop! Nü es’t diarme di jest Stööp dön es. sair di Üđer diartwesken. noch.“ „Jaa“, sair hi, „töhop!“ „Sent ik di keen, fööl ik mi üs ön „Absluut“, sair di Üđer. Di Jen es en Karusel. Gung dü man luas en mal seeker: Nemen es tö sen. Hat es di Krüts- luki di dit Tērp ön, ik skel eeđer- „Dit es ek dit jest Lop.“ wai, hur’t dial tö’t Tērp gair. Diar teenk.“ Di Üđer slofet bidrüwet „Naan“, stemet höm di Üđer tö, lapt uk niin Lāmā ombi, dit jest ofstair: „man hat wel dit leest Lop wiis. Wü Lop sent en lung Tir.

28 Nordfriesland 209 – März 2020 scher, und obwohl er 25 Jahre in Nordfriesland lebte, war er künst- lerisch mit der Region nicht so stark verbunden. Friesisch sang und singt er nicht, Plattdeutsch nur auf zwei Alben. Sein Leben ist mit der „Geburt“ der deutschen Liederma- cherszene in den 1960er-Jahren auf Burg Waldeck verbunden, mit so- zialkritischen Liedern, mit Vorwür- Das Leben von fen, Unterstützer der RAF-Terroris- Hannes Wader ten zu sein, einem Boykott seiner In der Folkmusik- und Liederma- Lieder durch Medien, seinem Ein- cherszene Deutschlands gilt er als tritt in der DKP 1977 und seinem einer der ganz Großen: Hannes Parteiaustritt 1991. Er wurde im- Wader, Jahrgang 1942, geboren mer wieder gefragt, wie er es verein- und aufgewachsen bei Bielefeld. baren könne, bekennender Kom- Von 1973 bis 1998 wohnte er in munist zu sein und gleichzeitig in Interessengemeinschaft Dörpumer Nordfriesland, in der Struckumer einer aufwändig restaurierten Lu- Bürgerinnen und Bürger: Chronik Windmühle „Fortuna“. Sein Leben xus-Immobilie zu wohnen. Auf die von Dörpum, Bd. 1. 490 S., 28,00 erzählt er selbst in: Widersprüche in seinem Leben Euro, Dörpum 2019. und die langen Abschiede von Illu- Die achtköpfige Arbeitsgemein- sionen geht er ausführlich ein. Mit schaft von Dorfbewohnern erstellte seinem künstlerischen wie privaten diese beeindruckende Fleißarbeit Freund Reinhard Mey und anderen über die Dörpumer Höfe, Häuser gehörte Wader zu den Liederma- und Gebäude sowie deren jetzige chern, die bewiesen, dass moderne und ehemalige Bewohner. Ein zwei- Musik und anspruchsvolle Texte ter Band ist geplant und soll über auch auf Deutsch existieren. Das „Dörpslüüd und Dörpsleben“ be- war nach dem Zweiten Weltkrieg richten. Dort wird dann hoffentlich lange Zeit nicht vorstellbar gewe- Platz sein, die friesischen Besonder- sen, denn der Nationalsozialismus heiten und die sprachliche Entwick- hatte das Singen von deutschen lung Dörpums zu beschreiben. Liedern in Deutschland wie der Während das Dorf heute hoch- Welt für lange diskreditiert. Waders deutsch-plattdeutsch geprägt ist, Autobiografie liest sich gut, nicht wurde hier bis vor einigen Jahrzehn- zuletzt als ein Stück deutscher Ge- ten von ein paar älteren Bewohnern schichte. Claas Riecken noch ein eigener Dorfdialekt des Friesischen gesprochen, der inzwi- Hannes Wader: Trotz alledem. Mein schen ausgestorben ist. Das könnte Leben. 591 S., 28,00 Euro. Penguin Menschen ebenso interessieren wie Verlag, München 2019. Chronik von Dörpum manche Straßennamen, die nach Die friesisch-plattdeutsche Welle in Innerhalb der Gemeinde Erklärungen verlangen, etwa „Age- den 1970er-Jahren sprach das Le- spielt der Ortsteil Dörpum traditio- schuad“, „Intjar“ oder „Loaning“. bensgefühl vieler Menschen an. nell eine Sonderrolle. Man sagt den Der vorliegende Band enthält ge- Ihre bekanntesten Vertreter waren Dörpumern ein ausgeprägtes Ei- naue Angaben zu den Besitzverhält- Knut Kiesewetter, Fiede Kay und genbewusstsein nach. Das Dorfbe- nissen bis heute, Fotos der Häuser, Hannes Wader. Diese drei Künstler wusstsein stehe hier der Identifizie- Quadratmeterangaben und man- lebten in Nordfriesland nicht weit rung mit der viel größeren Gesamt- ches mehr, das man in Zeiten eines voneinander entfernt und waren Gemeinde gegenüber, auch wenn bewussten Datenschutzes in dieser befreundet, aber es gab auch böse Dörpum seit alters zur Kirchenge- Detailliertheit kaum erwartet. Man Zerwürfnisse. Das wurde bereits in meinde Bordelum und seit 1866 kann sich fragen, ob nur aufge- der Autobiografie von Knut Kiese- zur politischen Gemeinde Borde- schrieben wurde, was viele im Dorf wetter 2016 deutlich. Wader hinge- lum gehört. So verwundert es ohnehin voneinander wissen oder gen schlägt ganz andere Töne an als nicht, dass Dörpum eine eigene ob hier zu weit gegangen wird. Kiesewetter, ist sehr viel selbstkriti- Dorfchronik hervorgebracht hat: Claas Riecken

Nordfriesland 209 – März 2020 29 Der Inseldoktor Thusnelda Kühl: Der Inseldoktor. Astrid Lindgren: Dediar Emil al we- 223 S., 9,95 Euro, Husum Druck, ler! Staken faan Emil ütj Lönneberga, Der Inseldoktor, ein Roman von Husum 2019 (Nordfriesland im Ro- uun’t fering auersaat faan a Fering- 1908, jetzt neu herausgegeben: Aus man 14, herausgegeben von Arno Kurs bi’t Eilun Feer Skuul. 137 S., heutiger Sicht klingt der Titel miss- Bammé und Thomas Steensen). 14,95 Euro, Husum Druck, Husum verständlich, denn nicht Amrum, Die Reihe Nordfriesland im Roman 2019 (Nuurdfresk Tekstbiblioteek/ Föhr oder Sylt sind Handlungsort zeichnet sich durch ein ausführli- Nordfriesische Textbibliothek 6). dieses Romans, sondern die heutige ches Nachwort und Worterklärun- Halbinsel Nordstrand. Dort lebt gen aus. Dieses Mal gehen die He- und arbeitet Doktor Esrom, un- rausgeber auf die Geschichte und glücklich verliebt in Irmgard Bre- Entwicklung Nordstrands ein. In kabaum, die aber unabhängig als besonderem Fokus steht das Thema Künstlerin in der Stadt leben will. Alkoholismus auf Nordstrand und insgesamt in Nordfriesland sowie die Entwicklung der Guttempler in der Region. Thusnelda Kühls Le- ben wird genauso berücksichtigt wie ein Überblick über ihr literari- sches Werk. Aber nicht nur durch diese Erläu- Im schwedischen Original heißt terungen ist „Der Inseldoktor“ ein Michel „Emil“, in der friesischen sehr lesenswertes Buch über ein Übersetzung auch. Acht Schülerin- ernstes Thema, bei dem die Auto- nen und Schüler aus dem Fering- rin nicht drohend den Zeigefinger Kurs der Eilun Feer Skuul haben im hebt, sondern auf die menschlichen Schuljahr 2018/19 sechs Geschich- Tragödien eingeht. ten über Emil auf Fering übersetzt. Franziska Böhmer Enthalten ist u. a. wie Emil seinen Kopf in die Suppenschüssel steckte. Dazu kommen wunderschöne Il- lustrationen von Margret Fischer; Astrid Lindgrens Emil im hinteren Teil des Buches befin- „Michel aus Lönneberga“ dürfte det sich außerdem eine Wörterliste. Und dann gibt es noch das Pasto- den meisten ein Begriff sein. Immer Diese macht das Buch auch interes- ren-Ehepaar auf der Hallig, deren ist er zu Streichen aufgelegt, meint sant für Friesischlernende. Das Ehe hart mit dem Tod der Kinder es aber doch eigentlich gut und lan- Buch lädt zum Vorlesen und Sel- kämpfen muss, die sich aber det am Ende doch erst einmal im berlesen ein, sowohl wenn man die schließlich arrangieren. Durch- Schuppen. Dort ist er vor dem Geschichten bereits kennt als auch drungen werden die Gesellschaft Zorn seines Vaters sicher. Seine wenn man Emil das erste Mal bei und besonders Doktor Esrom im- Abenteuer gibt es jetzt auch auf seinen Streichen begleitet mer wieder vom Alkohol. Fering: Franziska Böhmer

Tut leest Da rechnet man mit nichts, verwendet ein rechtefreies Foto (was gerade bei kleineren Verlagen Alltag ist) und plötzlich steht die abgebildete Person vor einem und fragt freundlich „Warum gerade ich?“ So ist es uns ge- schehen: Für den Umschlag des neuen Ferteel iinjsen!- Bandes hatten wir ein überaus sympathisches Porträt im Netz gefunden, nicht ahnend, dass es sich hier um einen Köder des Journalisten Gunnar Krupp handelte, der prompt mitsamt Kamera im Nordfriisk Instituut auftauchte. So wurden wir Teil seiner Reportage für den NDR „Wer benutzt mein Bild?“ – im Vergleich, wofür er sonst noch herhalten musste, ist „Prototyp Friesisch- Antje Arfsten und Gunnar Krupp sprecher“ sicher nicht das schlechteste. Red.

30 Nordfriesland 209 – März 2020 NORDFRIESLAND Gesamtinhaltsverzeichnis 2019 Hefte 205–208 Böhmer, Franziska: Chöre singen friesisch. 205, S. 8 – Fering in Bellevue. [Empfang des Bundespräsidenten für Deutschen Trachtenverband]. 208, S. 5 – Schluss mit lustig! Tragödien auf Nordfriesisch. 205, S. 26–27 Böhmer, Franziska/Riecken, Claas/Pingel, Fiete: Nordfriesland im Frühling. 206, S. 8–9 Boysen, Ilwe: Harfsthuuchschölj – önjmalding låpt. 207, S. 10 Harms, Lars: Tourismus in NF hat Geschichte und Zukunft (Kommentar). 207, S. 2 Hering, Gesa: 85C (Ferteel iinjsen!). 208, S. 28 Hoekstra, Jarich: Der Thesaurus des Nordfriesischen. 205, S. 24–25 Jessen, Rike: Gute Zeiten, schlechte Zeiten, alte Zeiten. Eine Theaterkritik [von „Üülje Tide“]. 208, S. 26–27 Jetten, Walter: Die Abstandserklärung (Reaktionen). 205, S. 30 Ketels, Kerrin: Eine gewichtige Entscheidung. Das Ende der Viehwaagen auf der Insel Föhr. 206, S. 10–11 Klatt, Günter/Petersen, Marco L./Redaktion: Personen aus ihrer Zeit heraus begreifen (Reaktionen). 208, S. 32 Kühl, Jørgen: Deutsch-dänisches Grenzland als Kulturerbe ohne Friesen (Kommentar). 205, S. 2 Nickelsen, Ellin: 200 juar Hauptstadt Wyk (Ellins wäält). 207, S. 6–7 – (Ab-)Wettern und (Fest-)Nageln. Das Theaterstück „Unert fordäk“. 206, S. 18–20 – Efterbeschük (Ellins wäält). 208, S. 7 – Üüb a hünj kimen (Ellins wäält). 206, S. 6 – Wi snaake ens auer en buk: Madestünj (Ellins wäält). 205, S. 6 Nordfriisk Instituut: Brinkebüll ist überall, oder nicht? [Bericht über Sitzung der AG Sprache zum Roman von Dörte Han- sen: Mittagsstunde]. 206, S. 3 – „Gemeinsam das Friesische in die Zukunft bringen“. [Bericht über Sitzung des beratenden Ausschusses für Fragen der frie- sischen Volksgruppe]. 208, S. 6 – Neue Homepage [des Nordfriisk Instituut]. 205, S. 5 – Neues friesisches Wörterbuch [von Johann-Meinert Petersen auf Nordergoesharder Friesisch]. 208, S. 4 – Präsidentin des Landesrechnungshofes zu Besuch [im Nordfriisk Instituut]. 206, S. 4 – Sölring Foriining ohne Apostroph. 206, S. 7 – Sorbisch-Unterricht in Brandenburg als Wahlkampfthema. 207, S. 4 Petersen, Marco L.: Schienen für den Völkermord? Anstoß für eine Neubewertung von Sönke Nissen. 207, S. 16–17 Pingel, Fiete: Nordfriesland im Winter. 205, S. 9 Redaktion: 25 Jahre Öömrang hüs. 207, S. 10 – Bahne Bahnsen im Präsidium der FUEN. 207, S. 3 – Et Nordfriisk Teooter in Not. 206, S. 7 – Friesenstiftung ist auf dem Weg. 208, S. 3 – Friesisch, Plattdeutsch, Trachten, Chöre. 206, S. 7 – Hans-Georg Hostrup, Mensch des Jahres. 205, S. 3 – Impressionen vom 20. Interfriesischen Treffen auf Helgoland. [Fotos] 206, S. 28 – Königlicher Besuch [der dänischen Königin Margrethe II. in Risum-Lindholm]. 208, S. 3 – Neuer Vorsitz bei Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. 207, S. 4 – Niebüller Wehlentreyben. 207, S. 10 – Plattdeutsch-Preis für Karl-Peter Kööp. 207, S. 3 – Sara Erdmann †. [Nachruf] 206, S. 5 – Schnupperkurs [des Nordfriesischen Vereins zum Friesischen] wird fortgesetzt. 208, S. 9 – Sinti und Roma üben scharfe Kritik an SAT.1. 207, S. 3 – SSF: Neue Vorsitzende. 208, S. 5 – Zukunft für Halunder. [Manuela Bodschwinna geehrt]. 205, S. 3 Riecken, Claas: Der kommende Mann – Florian Lorenzen zum Landrat gewählt. 206, S. 4 – Deutsche Werke nordfriesischer Dichter – und umgekehrt. 205, S. 10–15 – Ein Lied, zwei Meinungen – mindestens. Kulturgeschichte um das friesische Teepunschlied. 206, S. 12–17 – Jan Graf – neu beim SHHB für Platt und Friesisch. 205, S. 3 – Käthe Jürgensen gestorben. 205, S. 5 – Kampf dem Alkohol. Die Guttempler in Nordfriesland von 1889 bis 1913. 207, S. 11–15 – Marie Tångeberg: Buchautorin mit 95 Jahren. 208, S. 4 – Minderheiten ins Grundgesetz. 207, S. 5 – Uwe Johannsen gestorben. 207, S. 4 – Uwe Sönnichsen gestorben. 206, S. 5 – Wird die Harfsthuuchschölj zu groß? 208, S. 9 – Wo kommst du her? Maylis Roßberg, aufgewachsen in List auf Sylt, gibt Antworten. 207, S. 24–28 Riecken, Claas/Pingel, Fiete: Nordfriesland im Herbst. 208, S. 8 – Nordfriesland im Sommer. 207, S. 8 Scarse, Ydwine /Tigchelaar, Geart: 7800 Kilometer treten. Europäische Fahrradreise zu Minderheiten. 208, S. 24–25 Schirmer, Michael: Küstenschutz im Klimawandel. 208, S. 18–23 Schmidt, Christoph G.: Bundespräsident kommt 2021 zur Biike. 208, S. 9

Nordfriesland 209 – März 2020 31 – Bundesregierung lehnt zweisprachige Beschilderungen an Autobahnen ab. 205, S. 4 – Das muss man sich erst mal leisten können. Frühe Orgeln in der nordfriesischen Marsch. 205, S. 16–19 – Die eigenen Grenzen kennen (Kommentar). 208, S. 2 Herausgegeben vom – Direkt neben dem Papst – Friesen im mittelalterlichen Rom. 208, S. 10–12 Nordfriisk Instituut – „Ik lewe för deheer dai!“. Oktoberfeste in Nordfriesland – von der Aneignung fremder Bräuche. 207, S. 20–23 Redaktion: – „Wir sind vorbereitet“. Interview mit Landesumweltminister Jan Philipp Al- Peter Nissen, Fiete Pingel, brecht. 208, S. 17 Claas Riecken, Christoph G. Schmidt – „Lätj üs da troole ferdriwe!“ [Bericht vom Biike-Empfang 2019] 205, S. 8 Schlusskorrektur: Franziska Böhmer – Neue Karte der Insel Strand. 208, S. 5 – Neues aus dem Nordfriisk Instituut. 207, S. 5 Verlag: Nordfriisk Instituut, – Verpflichtungen aus der Sprachencharta nicht erfüllt. 205, S. 4 Süderstr. 30, – Wer ist Friese? (Kommentar). 206, S. 2 D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, – Wie friesisch ist … Langenhorn? 206, S. 21–27 Tel. 04671/6012-0, – Zum ersten Mal: Staatliches Dokument in nordfriesischer Sprache. 205, S. 4 Sievers, Merle: At as nimer tu leed för en iarst feer. (Ferteel iinjsen!). 207, S. 29 Fax 04671/6012-30, Steensen, Thomas: Lätj iinjfåch lüüs! (Ferteel iinjsen!). 206, S. 29–30 E-Mail: Tadsen, Antje: En roosenen ufgung (Ferteel iinjsen!). 205, S. 28–29 [email protected] Volquardsen, Sönnich: Wilhelm Borstelmann – groß in aller Bescheidenheit. 205, Internet: S. 20–23 www.nordfriiskinstituut.eu Wells, Heike: Das Weltnaturerbe Wattenmeer [seit 2009 von der UNESCO aus- gezeichnet]. 208, S. 13–16 Druck: Husum Druck- Wolff-Thomsen, Ulrike: 200-mal Badesaison. Das Seebad Wyk auf Föhr 1819– und Verlagsgesellschaft, 2019. 207, S. 18–19 D-25813 Hüsem/Husum, NF Besprechungen: Preis je Nummer 4,00 Euro Oliver Auge/Nina Gallion/Thomas Steensen (Hrsg.): Fürstliche Witwen und Witwensitze in Schleswig-Holstein. Husum 2019 (Franziska Böhmer). 207, Jahresabonnement S. 30 (4 Nummern) 16,00 Euro C. Bacher/H. Schiller (Hrsg.): 100 Jahre Klappholttal auf Sylt. Husum 2019. Für Mitglieder des Vereins Nordfrie- (Christoph G. Schmidt). 207, S. 32 sisches Institut e. V. ist der Bezug der Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Marburg 2018. (Christoph Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. G. Schmidt). 206, S. 32 Mareike Böhmer: Themen und Strukturen im friesischsprachigen Werk von Bankverbindungen: James Krüss. Kiel 2019. (Ada Bieber). 208, S. 30 Nord-Ostsee Sparkasse Silke von Bremen/Ulrich Hentschel: „Achtet darauf“ – Zeitzeuge Wilhelm Bors- BIC: NOLADE21NOS telmann. DVD. 2019. (Christoph G. Schmidt). 207, S. 32 IBAN: DE 36 2175 0000 0000 0007 37 Katja Brockmöller: Momme Nissen (1870–1943). Maler, Kunstkritiker und VR Bank EG Niebüll Netzwerker der niederdeutschen Heimatmalerei. Hamburg 2018. (Günter Klatt). BIC: GENODEF1BDS 205, S. 30 Joke Corporaal: Solange der Baum blüht. Eine kurze Geschichte der friesischen IBAN: DE 93 2176 3542 0007 1146 80 Literatur. Leeuwarden 2018. (Thomas Steensen). 207, S. 30 Frisia non cantat: Heimkehr. CD. (Christoph G. Schmidt). 205, S. 30 NORDFRIESLAND ist ein Forum Gemeinde Risum-Lindholm: Risum-Lindholm. Historische Filmaufnahmen. freier Meinungsäußerung; alle Beiträge DVD. 2018. (Claas Riecken). 206, S. 31 geben die persönliche Meinung ihrer Janina Harder: Hark Olufs – Amrumer Abenteurer wider Willen. Dokufiktion. Verfasserinnen und Verfasser wieder. NDR 2019 (Franziska Böhmer). 207, S. 31 Wiedergabe in jeglicher Form nur mit Kalle Johannsen: Ströntistel. CD. (Annegret Fischer). 205, S. 30 Genehmigung der Redaktion. Martin Kreetz: Der letzte Wyker Moses. Erinnerungen eines Föhrer Kapitäns. Für unverlangt eingesandte Husum 2019. (Christoph G. Schmidt). 208, S. 30 Manuskripte etc. wird keine Gewähr Ingo Laabs: Kiira Stäärens Doochter. Berlin 2019. (Franziska Böhmer). 208, S. 29 übernommen. Christian Mahrt: Bratkartoffeln in Muckefuck. Husum 2018. (Sönnich Volquard- sen). 207, S. 31 Julia Nissen: Deichdeern. Blog. (Claas Riecken). 206, S. 31 ISSN 0029-1196 Mogens Rostgaard Nissen: Karl Otto Meyer. Politiker, publicist, polemiker. Odense 2018. (Claas Riecken). 206, S. 30 N.N.: [NDR-Clips von Föhr auf YouTube-Kanal: dunsumer]. (Redaktion). 206, S. 31 Marco L. Petersen (Hrsg.): Sønderjylland-Schleswig kolonial. Odense 2018. (Ha- rald Wolbersen). 208, S. 29 Georg Quedens: SOS. Das Seenotrettungswesen auf der Insel Amrum. Amrum 2019. (Christian Bubenzer). 208, S. 31 Krystyna Szayna-Dec: Najgroźniejszy agitator sprawy polskiej. [Harro Harring]. Krakow 2018 (Christian Pletzing). 205, S. 29

32 Nordfriesland 209 – März 2020 Ausstellung im Nissenhaus Nordfriesisches Jahrbuch 55 (2020) !"#$%&'$()()*(+#$,&-.&/$()(! 178 Seiten, 9,80 Euro

Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut ist der Bezug eines Nordfriesischen Jahrbuches im Jahresbeitrag enthalten. GEWALTIG! Ihr Exemplar liegt im NORDSEE Nordfriisk Instituut für Sie bereit!

NEU im Nordfriisk Instituut: 012$324&-4$2'5$6&5./7&5&85/19:;- Ferteel iinjsen! Nordfriesland Museum. NISSENHAUS Herzog-Adolf-Straße 25 · 25813 Husum Wat'n lok / Dåt jarst tooch

98 Seiten, Paperback 7,80 Euro In Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg entsteht ein inter- ISBN 978-3-88007-426-2 disziplinäres Ausstellungsprojekt, das außergewöhnliche Wetterphäno- mene sowie Wasser- und Wetterkatastrophen und ihre Auswirkungen auf Wat'n Lok (Was ein Glück) und das kulturelle Leben in Nordfriesland beleuchtet. Dåt jarst tooch (Das erste Mal) waren die Themen der Friesischen Erzähl-Wettbewerbe 2016 und 2018. Neben den verheerenden historischen Sturmfluten werden auch Ereig- 36 Texte wurden für dieses Buch nisse jüngeren Datums wie die Sturmflut im Februar 1962 und die ausgewählt, literarische Kleinode in Schneekatastrophe 1978/1979 in den Blick genommen. sechs nordfriesischen Dialekten. Nordfriisk Instituut 1337 Postvertriebsstück Entgelt bezahlt März 2020 Euro Nr 209 Süderstr. 30 | 4 . D-25821 Bräist/Bredstedt, NF www.nordfriiskinstituut.eu

Dagebüll Ladenschilder Biografie Friesenstiftung Herausgegeben ein Dorfporträt vom in Dagebüll R. Arfsten Sorbenstiftung Nordfriisk Instituut

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