Aus Traum Und Sehnsucht
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Aus Traum und Sehnsucht Bienenstein, Karl Leipzig, 1906 Gedicht urn:nbn:at:at-ubi:2-393 Dein Lied — Deine Seele . An Karl Ernst Knodt . Mir liegt im Ohre stets ein Liederklang . Der kam aus dunklen Waldeseinsamkeiten , Wo sich um traumumspielter Quellen Gang Des Friedens heilige Gefilde breiten . Der tönt so süß wie Nachtigallenlaut , Wenn über Wipfeln zieht der Sterne Reigen Und auf die stillen Gründe niedertaut Ein tiefberedtes , wundersames Schweigen . Da geht die Sehnsucht singend durch das Land Und rührt mit Gottesfingern an die Seelen Und facht mit weihevoller Priesterhand Zu neuem Glanz erstickter Kerzen Schwehlen . Da geht die Sehnsucht singend durch das Land Im Königsmantel frühlingsmilder Gnade Und breitet lächelnd, wo sie Dornen fand, Der Schönheit Purpurrosen auf die Pfade . Und schmückt die Welt mit lichten Kränzen aus Und läßt erstrahlen heitre Lebenssonnen Und lenkt ins alte Erdenheimathaus Die Läuterfluten reiner Himmelsbronnen . S Ausfahrt . Aus zartem , blauem Nebelduft Will leise nun die Landschaft tauchen ; Es ist ein Grüßen in der Lust , Ein heimlich loses Liederhauchen . Ich geh' hinaus als wie im Traum , Das Herz so voll , wie einst vor Jahren , Da ich aus weichem Heimatsflaum Zum erstenmal ins Land gefahren . Und so wie damals dünkt es mich. Als wär ' die ganze Welt mein eigen . Als wollte alles inniglich An meine junge Brust stch neigen ; Und so wie damals ist es mir . Als braucht ' ich leise nur zu winken . So kam' das Glück in Jugendzier , Um jubelnd mir ans Herz zu sinken. Leichte Muse . Schlägt der Fink im Buchenhag , Blüht im Tal die Primel , 6 Singe ich den ganzen Tag , Mein ', ich war ' im Himmel .
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