Bernhard Gotto, Horst Möller, Jean Mondot, Nicole Pelletier (Hrsg.) Nach „Achtundsechzig“ Schriftenreihe Der Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Sondernummer

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Bernhard Gotto, Horst Möller, Jean Mondot, Nicole Pelletier (Hrsg.) Nach „Achtundsechzig“ Schriftenreihe Der Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Sondernummer Bernhard Gotto, Horst Möller, Jean Mondot, Nicole Pelletier (Hrsg.) Nach „Achtundsechzig“ Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Sondernummer Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin herausgegeben von Helmut Altrichter, Horst Möller, Andreas Wirsching Oldenbourg Verlag München 2013 Bernhard Gotto, Horst Möller, Jean Mondot, Nicole Pelletier (Hrsg.) Nach „Achtundsechzig“ Krisen und Krisenbewusstsein in Deutschland und Frankreich in den 1970er Jahren Oldenbourg Verlag München 2013 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2013 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 143, D-81671 München Tel: 089 / 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer- tung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein speicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Titelbild: Bundeskanzler Helmut Schmidt im Gespräch mit Valéry Giscard d´Estaing, Präsident Frankreichs während einer Pressekonferenz, 11. Juli 1980; Fotograf: Engelbert Reineke; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, B 145 Bild-00011969 Einbandgestaltung: hauser lacour Konzept und Herstellung: Karl Dommer Satz: Typodata GmbH, Pfaffenhofen a.d. Ilm Druck+Bindung: Grafik+Druck GmbH, München Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706 ISBN 978-3-486-72195-9 eISBN 978-3-486-74343-2 Inhalt Vorwort der Herausgeber . VII 1. Politik- und Ideengeschichte Horst Möller Die 1970er Jahre als zeithistorische Epochenschwelle . 1 Udo Wengst Die unregierbare Demokratie? Parteien und politisches System in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er Jahren ....................... 13 Sylvie Guillaume L’actualité du discours libéral dans les années 1970–1980 .................. 23 Bernhard Gotto Von enttäuschten Erwartungen: Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“ und Valéry Giscard d’Estaings „Démocratie française“ . 31 2. Gesellschaft und Kultur Jean-François Sirinelli 1973–1974: la fin des „Trente Glorieuses“, mais le cœur des „Vingt Décisives“ ......................................................... 45 Hélène Miard-Delacroix Le choc pétrolier et la crise de société en Allemagne et en France . 51 Pierre Guillaume Les ajustements de l’Etat-providence en France dans les années soixante-dix ....................................................... 61 Bernard Poloni La citoyenneté dans l’entreprise: une asymétrie franco-allemande .......... 69 Nicole Pelletier „1968 et après?“ Le regard de Peter Schneider . 79 3. Internationale Beziehungen und internationale Entwicklungen Georges-Henri Soutou La France et la RFA au milieu des années 70: une prise de distance à l’égard des Etats-Unis? ............................................... 91 Veronika Heyde Entspannung, Menschenrechte, Abrüstung: Die KSZE-Politik Frankreichs in den 1970er Jahren . 105 VI Inhalt Verena Sattler Frankreichs Nahostpolitik während der Präsidentschaft von Georges Pompidou (1969–1974).............................................. 121 4. Terrorismus und innere Sicherheit Markus Lammert Die Unruhen vom Mai 1968 und die Politik der inneren Sicherheit in Frankreich......................................................... 135 Jean Mondot Le terrorisme des années 70 en RFA vu de France et de gauche. Quelques moments forts . 147 Eva Oberloskamp Terrorismusbekämpfung und Immigrationskontrolle. Zur deutsch- französischen Zusammenarbeit der Innenministerien in den 1970er Jahren . 161 Anhang Forschungsliteratur und gedruckte Quellen . 177 Abkürzungen . 186 Personenregister .................................................... 191 Autorinnen und Autoren . 194 Vorwort der Herausgeber Nach dem vorhergehenden 2012 veröffentlichten Band „Krisen und Krisenbewusstsein in Deutschland und Frankreich in den 1960er Jahren“ legt die deutsch-französische Arbeitsgruppe der Universität Bordeaux 3 und des Instituts für Zeitgeschichte Mün- chen-Berlin ein weiteres Ergebnis vor, an dem wiederum auch Historiker und Lite- raturwissenschaftler anderer französischer Universitäten beteiligt sind, darunter der Universität Paris-Sorbonne (Paris IV), des Instituts d’études politiques Paris (Sciences Po), der Universität Orléans und der Universität Metz. Die für die Ver öffentlichung bearbeiteten Beiträge gehen auf eine Arbeitstagung im IfZ in München im September 2010 zurück und behandeln unter anderem die Frage, wie sich die Dialektik von Kri- sen und Krisenbewusstsein nach dem Schlüsseljahr 1968 in der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich entwickelt hat und wie die Signatur der 1970er Jahre durch sie geprägt wurde. Dieses Jahrzehnt wird nicht allein in der Geschichtswissenschaft beider Länder intensiv erforscht, sondern gilt gemeinhin als Epochenschwelle, die zahlreiche Deutungsversuche und begriffliche Einordnungen provoziert hat. Neben der historiographischen Diskussion konzentrieren sich die Autoren auf das politische System beider Länder, die Parteien, die gesellschaftlichen und soziokulturellen, die wirtschaftlichen und die außenpolitischen bzw. internationalen Tendenzen, schließlich die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Terrorismus und seine Bekämpfung. Da- bei weisen Krisen und Krisenbewusstsein während der 1970er Jahre zwar Kontinuitä- ten zum vorhergehenden Jahrzehnt auf, gehen aber zum Teil auf ganz andere Ursachen oder Ausgangspunkte zurück, beispielsweise den ‚Ölschock‘ von 1973. Wieder zeigen die unterschiedlichen Perspektiven und thematischen Schwerpunkte, vor allem die vergleichenden Fragestellungen, den Gewinn gegenüber monotheti- schen oder national begrenzten Vorgehensweisen. Sie beweisen aber auch die geringe Reichweite restriktiver Deutungen, die aus der Untersuchung nur eines Sektors Ge- samtinterpretationen ableiten, die der Widersprüchlichkeit und Vielfalt der histori- schen Realität nicht gerecht werden. Erneut handelt es sich um eine höchst angenehme und fruchtbare Erfahrung der freundschaftlichen Kooperation von Wissenschaftlern beider Länder, die umso wich- tiger ist, als in der öffentlichen Debatte derzeit eher die Unterschiede als die in Jahr- zehnten gewachsenen Gemeinsamkeiten betont werden: Die deutsch-französische Freundschaft hat sich erfreulicherweise in vielen Sektoren entwickelt, die bilateralen Aktivitäten beschränken sich nicht auf aktuelle europapolitische Diskussionen, wie oft suggeriert wird. Die Vorbereitung der Tagung durch die Herausgeber und im Institut für Zeitge- schichte wurde auf französischer Seite wiederum von Sylvie Guillaume, Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Bordeaux 3, unterstützt, im Institut war Annette Wöhrmann einmal mehr eine unentbehrliche Helferin. Für tatkräftige Hilfe bei der Vorbereitung des Manuskripts für den Druck danken wir überdies Anna Greithanner. Der Dank der Herausgeber gilt auch dem Oldenbourg Verlag und der zuständigen Lektorin Gabriele Jaroschka. VIII Vorwort der Herausgeber In der Überzeugung, dass die Wissenschaft beider Länder zumal in den Geistes- wissenschaften von ihrer jeweiligen Sprachkultur nicht zu trennen ist, wurden die Beiträge in der Originalsprache belassen, in denen sie die Autoren zur Diskussion gestellt haben. Wie der vorausgehende Band – und das 2008 von Nicole Pelletier herausgegebene Buch „Crises et conscience de crise dans les pays de langue allemande (années vingt et trente)“ – strebt auch das nun vorgelegte letzte Werk zu den vier gemeinsamen Kolloquien keine enzyklopädische Gesamtschau an, sondern problem- orientierte Zugriffe, die nicht abschließen, sondern aufschließen, also die wissen- schaftliche Diskussion multiperspektivisch anregen sollen. Bordeaux und München, Horst Möller im Februar 2013 Jean Mondot Nicole Pelletier Bernhard Gotto Horst Möller Die 1970er Jahre als zeithistorische Epochen- schwelle Die begriffliche Einordnung Kaum je ist ein so kurzer Zeitraum mit so zahlreichen und so widersprüchlichen Epitheta charakterisiert worden1. „Ende der Nachkriegszeit“, „Nach dem Boom“2, „Les vingt décisives“3, „Postmoderne“4, „Krise des Sozialstaats“, „Wertewandel“5, „Umgründung der Bundesrepublik“6, „Reformära“7, „Dritte Industrialisierung“, Übergang zur „nachindustriellen Gesellschaft“8, „Krise des Spätkapitalismus“9, „Risiko- gesellschaft“10, „Postfordismus“11 usw. Ach wie schön wäre es, hätten wir zwar noch nicht den Stein der Weisen, so doch wenigstens den weisen Begriff gefunden. Doch ein kritischer Blick auf den Gehalt mehrerer dieser Charakterisierungen zeigt schnell: Die Analyse der Epochenschwelle der 1970er Jahre müsste mit einer Dekonstruktion einsetzen, doch nicht im Sinne von Jacques Derrida und Michel Foucault einer Dekonstruktion der Quellentexte, sondern derjenigen Begriffe, die zur Charakterisierung der Epoche den Quellen über- gestülpt worden sind. Ich begnüge mich mit wenigen Stichworten und beginne mit dem Wort ‚Postmo- derne‘, dem Titel des gleichnamigen 1979 veröffentlichten Buches von Jean-François 1 Vgl. die Überblicke bei Hans-Peter Schwarz, Der Ort der Bundesrepublik in der deutschen Geschichte, Opladen 1996; Andreas Rödder, Die Bundesrepublik Deutschland 1969–1990, München 2004, S. 118–121; Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland 1949–1990, Stuttgart 2005, S. 65–76; Axel Schildt, Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik
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