SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Kommentar Inhalt

Fußball - Spiel der Welt Regeln spielen. Durch alle Kontinente und in allen Sprachen versteht man sich. Volker Roth: Mit der Europameisterschaft und den Damit Fußball weltweit so großartig Ansichten 4 Olympischen Spielen bringt das Jahr funktioniert, bedarf es vieler Trainer 2008 zwei sportliche Höhepunkte, bei und Schiedsrichter. Selbst die Jüngsten Lutz Lüttig: denen der Fußball wieder großes Inter- möchten Übungsleiter, die sie betreuen „Tag für Tag ein positives esse auf sich ziehen wird. Mit Recht war- und in ihrer Leistung fördern. Genauso tet man auf gute Schiedsrichter-Leis- wollen sie Personen, die über die Einhal- Schiedsrichter-Bild tungen, damit keine Mannschaft durch tung der Regeln wachen. einsetzen“ – eine Schwäche des Unparteiischen oder Interview mit grobe Fehler benachteiligt wird. Schiedsrichter können nicht als Sieger Dr. Rainer Koch 6 das Spielfeld verlassen, und nur selten Jeder Fehler, den der Schiedsrichter werden sie gelobt. Häufig werden sie nach dem Spiel im Fernsehen erkennen wegen eines oder mehrerer Fehlpfiffe Eugen Strigel: muss, trifft seine Persönlichkeit. Es ist beschimpft oder gar bedroht. Diese Lehrbeispiele deshalb Aufgabe aller am Fußball Betei- Rolle zu ertragen, erfordert eine starke aus der Praxis 8 ligten, die Schiedsrichter bestmöglich Persönlichkeit. Von Anfang der Ausbil- auf die Spielleitung vorzubereiten. Dies dung an müssen wir das Selbstbewusst- gilt bei internationalen Spielen ebenso sein stärken, gleichzeitig aber auch Lutz Lüttig: wie in den Amateurligen. Dabei müssen deutlich machen, dass der Schiedsrich- Irrweg Video-Beweis 12 wir sehen, dass es niemals gelingen ter mit Fehlern leben und umgehen wird, Fehler der Schiedsrichter oder ih- muss. Die Europameister- rer Assistenten völlig auszuschalten. Die Mitarbeiter dieser Ausgabe haben schafts-Schiedsrichter Zum Glück ist unsere wunderbare Sport- sich mit echten oder vermeintlichen und ihre Assistenten 15 art ein Teil des menschlichen Lebens. Fehlern der Schiedsrichter befasst und Nach einer Untersuchung der FIFA sind auch untersucht, wie es dazu kommen Fröhlich wird neuer kann. Als wichtigste Erkenntnis können mehr als 250 Millionen Menschen auf DFB-Abteilungsleiter der ganzen Welt in dieses Spiel aktiv ein- wir feststellen, dass trotz aller Mängel bezogen, sei es als Spieler, Trainer, das menschliche Auge die sicherste Ins- Schiedsrichter 16 Schiedsrichter oder Funktionär. tanz bei Entscheidungen darstellt, wenn man – und das wollen wir sicher alle – Peter Gabor: Fußball kennt keine Grenzen: Vielleicht das Spiel in den Mittelpunkt unserer Be- Regelfragen und vergessen Spieler und Zuschauer durch trachtungen stellt. die Faszination des Balles ihre nationa- Antworten 17 len oder ethnischen Gegensätze. Män- ner und Frauen, Kinder und Senioren Wettbewerb zur Aktion verzaubert der Ball. Es klingt fast un- „Faszination glaublich, dass alle nach den gleichen Hans Ebersberger Schiedsrichter“ 21

Günther Thielking: Immer ein Thema – Titelbild Der Platzverweis als letzte Konsequenz 22

Michael Morsch: Journalisten als Schiedsrichter 25

Florian Meyer in Aktion! Günter Linn: Er gehört als Nachfolger von Für den jungen zur „Elite-Gruppe“ der UEFA-Schiedsrich- Schiedsrichter 26 ter und hat damit die höchstmögliche Stufe erreicht. Der 39-Jährige hat inzwischen 142 Bundes- Blick in die Presse 29 ligaspiele geleitet und war bei 13 A-Länder- spielen und 24 Mal in den europäischen Klub-Wettbewerben im Einsatz. Aus den Verbänden 31

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. 3 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

Volker ausstellung übertrieben war. Das mag Roth sein, wenn man die Einzelsituation Ansichten sieht. Allerdings lassen die Kritiker ein entscheidendes Kriterium außer Acht. Es handelt sich bei diesen Szenen „Gelb“ oder kein „Gelb“? von aktiven Spielern) gefordert, dass nicht um „feldverweiswürdige Verge- unsere Schiedsrichter mehr „engli- hen“ der Regel 12, die eine direkte In letzter Zeit sind verstärkt wissen- Rote Karte nach sich ziehen. Es han- sche Härte“ erlauben sollten? Dann schaftliche Abhandlungen erschienen, delt sich vielmehr um „verwarnungs- wiederum wird gefordert, dass die die sich mit allen möglichen (tatsäch- würdige Vergehen“. Und wenn ein Spielmacher mehr geschützt werden lichen oder vermeintlichen) Schieds- Spieler eines der sieben Vergehen der müssten. Wie passt denn das zusam- richter-Problemen befassen. Ich finde Regel 12 begeht (sich beispielsweise men? Ganz einfach. Je nach Situation es ja in Ordnung, wenn Wissenschaft- unsportlich verhält) und deshalb eine und je nach Betroffenheit wird mal das ler oder solche, die sich dafür halten, Gelbe Karte erhält, sich sodann eines Eine und mal das Andere gefordert. Probleme analysieren und Lösungs- anderen oder des gleichen Vergehens Daran haben wir uns gewöhnt. Aller- vorschläge machen, um die Schieds- schuldig macht (beispielsweise durch richter-Tätigkeit zu erleichtern. Aller- dings kann man sich nicht daran ge- Worte oder Handlungen seine Ableh- dings muss ich feststellen, dass ich bis- wöhnen, wenn Fouls das Spiel bestim- nung zu erkennen gibt), dann muss er lang kaum verwertbare Ergebnisse men. Unsere Schiedsrichter sind in al- nach den Spielregeln logischerweise gesehen habe, zumal viele Abhandlun- len Klassen dazu da, vor allem die Ge- vom Platz. Da gibt es keinen Hand- gen rein theoretischer Natur sind und sundheit aller Spieler (einen beson- lungsspielraum, da ist Fingerspitzen- sich für die Umsetzung in die Praxis ders „schutzwürdigen“ Spieler gibt gefühl nicht gefordert. überhaupt nicht eignen. Sicher kann es nicht) zu schützen. Das ist ihre vor- man Schiedsrichter mental auf be- dringliche Aufgabe, daran werden sie Ich gehe einmal davon aus, dass die stimmte Situationen vorbereiten, um gemessen. Wer dazu nicht in der Lage Betroffenen die Spielregeln kennen. dann allerdings festzustellen, dass ist, wird seinem Amt nicht gerecht und Sie müssten sie allerdings auch akzep- sich keine (ich wiederhole: keine!) Si- sollte sich besser eine andere Aufgabe tieren („diese Gelb/Rote Karte ist ein tuation in einem Spiel jemals wieder- suchen. Witz“), da sonst ein geordnetes Mitein- holt. Sicher kann man aufgrund von ander nicht möglich ist. Dass die In diese Kategorie passt auch die Kritik Datenbanken Analysen aller möglichen Schiedsrichter, bevor sie zu dieser an Gelb/Roten Karten. Oftmals hört Art vornehmen. Man kann beweisen, Strafe greifen, oftmals Signale an man von Betroffenen, aber auch von dass Heimmannschaften mehr Straf- Spieler, Trainer und/oder Betreuer Außenstehenden, dass diese und jene stöße bekommen als die Gäste. Man aussenden, indem sie auf eine dro- Persönliche Strafe zu „hart“, die Hin- kann beweisen, dass es in bestimmten hende weitere Gelbe Karte hinweisen, Stadien mehr Persönliche Strafen gibt als in anderen. Man kann beweisen, dass es in den ersten 15 Minuten eines Spiels weniger Gelbe Karten gibt als in der restlichen Spielzeit. Man kann al- les. Fast alles. Entscheidend für uns sind immer noch die Leistungen der Schiedsrichter auf dem Platz. Und wenn, um ein Beispiel zu nennen, zu Beginn eines Spiels der gelbe Karton oftmals nicht sofort gezeigt wird, dann spricht dies für die Erfahrung der Schiedsrichter, dann spricht dies für ihre taktischen Fähig- keiten, ein Spiel zwar auf der Grund- lage der Spielregeln zu begleiten, es aber auch im Rahmen des Ermessens- Spielraums ordnungsgemäß über die Bühne zu bringen. Es spricht eindeutig dafür, dass Spitzen-Schiedsrichter in der Lage sind, das „Spiel auf das rich- tige Maß“ zu bringen. Zu hart - zu weich? Es war interessant zu lesen, dass einer der ausländischen Stars feststellte, dass in der Bundesliga sehr hart ge- spielt würde. Nanu, dachte ich, wird Dieser Tritt stellt eindeutig Gefährliches Spiel dar und ist mit einem indi- nicht immer wieder (allerdings nicht rekten Freistoß zu bestrafen.

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG halte ich für legitim, ja sogar für fair. läuft, suggerieren lässt, dass ein Ver- antworten. Nein, mir geht es darum, Dass der „Spieß dann umgedreht“ teidiger das Abseits aufhebt, während dass zwar nicht verhindert werden wird, indem den wartenden Journalis- das andere Programm (ZDF) eine vir- kann, solche Millimeter-Entscheidun- ten direkt nach dem Spiel etwas von gen aufzuarbeiten (meinetwegen auch tuelle Linie zeigt, die deutlich vom „Voreingenommenheit“ berichtet mit dieser wunderbaren „Abseitsli- Fünfmeterraum entfernt ist und damit wird, hingegen für unfair. nie“), dass aber zumindest darauf ver- den Angreifer, der das Tor köpft, ins wiesen werden sollte, dass auch die Abseits-Linie Abseits stellt, kann irgendetwas nicht Technik nicht immer unfehlbar ist und Oh je, was war denn das? Beim Spiel stimmen. eine „menschliche“ Dimension die je- Cottbus – Leverkusen wurde ein Tor der Heimmannschaft wegen Abseits nicht anerkannt. Das kommt vor. Es kommt auch immer häufiger vor, dass die Abseitspositionen äußerst eng (bei Bremen - Dortmund sprach ein Re- porter gar von „Fußspitzen-Abseits“) sind, so dass unsere Assistenten teil- weise sehr schwierige Aufgaben zu lö- sen haben. Um dem geneigten Fern- sehvolk die „absolute Wahrheit“ prä- sentieren zu können, wurde von fast allen Fernsehanstalten (nicht nur in Deutschland) die virtuelle „Abseits- Linie“ eingeführt. Eine Linie, die über alle Zweifel erhaben ist und deren „Er- gebnis“ je nach Begünstigung oder Be- nachteiligung von den Beteiligten als Vorwurf („0hne diese Fehlentschei- dung hätten wir gewonnen“) oder aber als Entschuldigung („Wir haben schon Die virtuelle Linie läuft am Torraum entlang. Der Abwehrspieler (Zweiter von so oft unter Fehlentscheidungen gelit- links) hebt das Abseits auf. ten“) gegen das Schiedsrichter-Team ins Feld geführt wird. Ich habe schon häufiger darauf ver- wiesen, dass ich dieser Sache nicht traue, da es einerseits stets auf die Ka- meraposition (sie wird fast nie exakt auf Höhe des Geschehens stehen kön- nen) ankommt und darauf, dass be- reits durch eine Zehntelsekunde zu frühes oder zu spätes Anhalten des Bildes (wer bestimmt eigentlich, wann das Bild angehalten wird?) die Situa- tion eine völlig andere Deutung be- kommen kann. Nun kann ich natürlich nicht erwarten, dass die „Fernsehge- waltigen“ sich meinen Argumenten anschließen. Dazu ist die Versuchung, dem Zuschauer die Wahrheit zu sug- gerieren und den „Benachteiligten“ Argumente zu liefern, die die eigenen Hier wurde erkennbar ein späterer Abspielmoment festgelegt und dazu auch noch Fehler kaschieren, ja auch zu schön. die Abseitslinie falsch gezogen.

Wenn nun aber die beiden öffentlich- Nun bin ich weit davon entfernt, vor- weilige Auslegung und damit die öf- rechtlichen Sendeanstalten dasselbe handene Fehler der Schiedsrichter fentliche Meinung bestimmt. Dann Spiel und dieselbe Situation „strom- und die der Assistenten stets mit tech- wäre uns schon viel geholfen, da das linienförmig“ aufarbeiten und zu un- nischen Unzulänglichkeiten zu er- „ganze Theater“, die ganzen Diskus- terschiedlichen Ergebnissen kommen, klären. Beispielsweise gab es im Spiel sionen ja nicht im Spiel entstehen, son- dann werden zumindest die Zu- dern erst danach, unter Einbeziehung schauer, die beide Berichte sahen, sich Bremen – Bochum eine historisch zu des Fernsehbildes und des sie beglei- fragen, ob sie vielleicht im „falschen nennende klar falsche Abseitswahr- tenden Kommentars. Film“ waren. Wenn nämlich das eine nehmung von mindestens zwei Me- Programm (ARD) die virtuelle Linie, tern. Da kann man nichts entschuldi- Ob dieser Wunsch je erfüllt werden die auf dem Fünfmeterraum entlang gen, das muss der Assistent allein ver- wird? Ich glaube, eher nicht.

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Video-Beweis Ball) zunächst einmal auf Eis zu legen. zentrieren sollen. Man mag diesen Be- Über den Video-Beweis wurde über- schluss begrüßen oder verurteilen. Es dürfte allgemein bekannt sein, dass haupt nicht gesprochen. Dafür sollen Fakt ist jedenfalls, dass man ihn akzep- wir den Aktiven nicht den „Mund ver- Experimente mit zwei zusätzlichen tieren muss. Mein geschätzter Vorgän- bieten“. Ansonsten würden wir es Schiedsrichter-Assistenten hinter den ger Johannes Malka würde sagen: „So nicht erlauben, dass Schiedsrichter in Toren durchgeführt werden, die sich in einfach ist das.“ den Lizenzligen Journalisten nach erster Linie auf Fouls und Regelver- dem Spiel ihre Sicht der strittigen stöße innerhalb des Strafraums kon- Dinge (wobei ja immer nur dann die Meinung gefragt wird, wenn feststeht, dass das Schiedsrichter-Team sich ge- irrt hat) darlegen könnten. Es wird nie- mand jemals behaupten können, dass Interview mit dem neuen DFB-Vizepräsidenten wir von unseren Spitzen-Leuten eine angepasste Meinung verlangten. Al- Dr. Rainer Koch: „Tag für Tag für lerdings sollte die geäußerte Meinung begründet sein und verantwortet wer- den. Bei grundlegenden Fragen kann ein positives Schiedsrichter-Bild gar erwartet werden, dass diese, bevor die Öffentlichkeit gesucht wird, in den einsetzen“ Fachgremien diskutiert worden sind. Es gibt keinen Zweifel, dass Schieds- Herr Dr. Koch, seit dem DFB-Bundes- richter und ihre Assistenten Fehler tag 2007 sind Sie im DFB-Präsidium machen. Das ist menschlich und kommt unter anderem für die Schiedsrichter vor. Gibt es nicht auch bei Richtern, die zuständig. Wie definieren Sie diese wesentlich mehr Zeit für die Urteilsfin- Aufgabe? dung haben, Justizirrtümer? Gibt es Wie ein Justizminister für die Unab- nicht auch bei Chirurgen, die in einem hängigkeit der Gerichte zu streiten großen Team von Spezialisten operie- hat, so muss ich als für das Schieds- ren, Kunstfehler? Fehler, die oftmals richter-Wesen zuständiger DFB-Vize- nicht repariert werden können. Sicher, präsident vorrangig darauf achten, im Profi-Fußball geht es um sehr viel Beim DFB-Bundestag 2007 in Mainz dass Schiedsrichter unabhängig und Geld und der Hinweis, dass sich Fehler wurde Dr. Rainer Koch zum Vizepräsi- frei von Einflüssen Dritter ihr Amt aus- im Laufe einer Saison ausgleichen, ist denten für Rechts- und Satzungsfra- üben können. Das lässt sich am besten (selbst wenn er stimmt) nicht befriedi- gen gewählt. durch eine klare Aufgabenteilung in gend. Und so kam wieder einmal die der Führung des Schiedsrichter-Be- Diskussion über den Video-Beweis in richter zu werben und deren Anliegen reichs sicherstellen: Die operative Ar- die Schlagzeilen. Und natürlich konnte zu vertreten. beit, insbesondere das Tagesgeschäft man sofort die Zustimmung eines Trai- wird vom DFB-Schiedsrichter-Aus- Sie haben neulich darauf aufmerksam ners lesen, der nicht vergaß, Beispiele schuss unter Leitung von Volker Roth gemacht, dass permanente Kritik an zu nennen, in denen seine Mannschaft erledigt. Dazu gehört vor allem die Schiedsrichtern nicht zum psycholo- benachteiligt wurde. Jeder möchte Schiedsrichter-Einteilung zu den Spie- gischen Handwerkszeug der Vereins- gern perfekt sein. Aber nur derjenige, len auf DFB-Ebene, auf die niemand Verantwortlichen in Vorbereitung auf der in keinerlei Verantwortung steht, von außen Einfluss nehmen darf, aber die nächsten Spiele und zur Ablen- der das Geschehen ohne Entscheidun- auch die fachliche Trainings-, Aus- und kung von eigenen Problemen werden gen treffen zu müssen mit zig Wieder- Fortbildungsarbeit mit den Schiedsrich- darf. Wie waren darauf die Reaktio- holungen verfolgen kann, wird für sich tern. Die sportpolitischen Führungs- nen? Fehlerfreiheit beanspruchen und auf aufgaben für das Schiedsrichter-We- die Fehler der Entscheidungsträger Absolut positiv, auch von den Vereins- sen werden von mir koordiniert, die verweisen. Verantwortlichen. Ich denke, dass ich Entscheidungen des DFB-Präsidiums damit einen wichtigen Gedankenan- Ich möchte dieses Thema an dieser zu Schiedsrichter-Angelegenheiten vor- stoß für weitere Gespräche gegeben Stelle nicht weiter behandeln, da ich bereitet. Entscheidend ist, dass es eine habe. Das war auch im Interesse der dies schon verschiedentlich in frühe- enge Abstimmung mit DFB-Präsident Schiedsrichter so beabsichtigt. ren Beiträgen getan habe und die au- Dr. Theo Zwanziger, DFB-Generalse- Sie haben die Idee des „Runden Ti- genblicklichen Vorschriften des Inter- kretär Wolfgang Niersbach, dem für sches“ zwischen Schiedsrichtern, Ver- national FA Board (IFAB) klar sind. das Schiedsrichter-Wesen zuständi- eins-Vertretern und Spielern wieder Länder, die den Video-Beweis ein- gen DFB-Direktor Stefan Hans, dem aufgegriffen und vorangetrieben. führen, dürften aus der FIFA ausge- neuen DFB-Schiedsrichter-Abteilungs- Könnten Sie sich vorstellen, dass so schlossen werden. Das ist Fakt. Fakt ist leiter Lutz Michael Fröhlich und der etwas auch in regionalen Bereichen auch, dass der IFAB auf seiner Jahres- DFL geben muss. Meine Aufgabe ist es Sinn machen würde? tagung am 8. März 2008 im schotti- darüber hinaus, bei allen Beteiligten schen Gleneagles beschlossen hat, für ein besseres Verständnis für die Natürlich! Wer miteinander redet, ent- selbst die Torlinien-Technologie (Chip- schweren Aufgaben unserer Schieds- wickelt mehr Verständnis für die Sicht-

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG weise des anderen und wird in Kon- fliktmomenten respektvoller mit dem anderen umgehen. Das gilt für den Profifußball genauso wie für den Ama- teur-, Jugend- und Frauenfußball. Kein Schiedsrichter erwartet für sein Tun eine La Ola-Welle des Publikums, jeder Schiedsrichter darf aber den Anspruch auf Respekt und Achtung gegenüber seiner Leistung erheben. Heute ist das oft schon deshalb nicht der Fall, weil selbst Führungspersonen im Fußball wie Trainer, Vorstände oder Abtei- lungsleiter die Schiedsrichter-Leistun- gen vielfach nicht richtig einordnen können. Daran müssen wir arbeiten, und deshalb ist es mein Hauptanliegen des „Runden Tisches“ für Schiedsrich- ter, neben dem Gespräch über tages- aktuelle Fragen vor allem eine grund- sätzliche Diskussion darüber herbeizu- führen, wann eine Schiedsrichter-Leis- tung als gut oder schlecht einzustufen ist. Nur so wird sich die Diskussion um Schiedsrichter-Entscheidungen versach- lichen lassen. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn auch in regionalen Bereichen mehr miteinander gespro- Zwei, die viel zu sagen haben im deutschen Fußball: Dr. Rainer Koch „interviewt“ chen würde und die Schiedsrichter-An- Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. liegen etwas transparenter aufberei- tet würden. dem Vorsitzenden der Geschäfts- wir respektieren. Viele Schiedsrichter führung, und mir auf Präsidiums- hören schon im ersten Jahr wieder Zurzeit laufen die Verhandlungen für ebene, regelmäßige Abstimmungen auf, weil sie erkennen, dass diese einen neuen Grundlagenvertrag zwi- zwischen Holger Hieronymus und Lutz Tätigkeit für sie doch nicht das richtige schen dem DFB und der DFL. Es war Michael Fröhlich auf hauptamtlicher Hobby ist. Auch das sollten wir akzep- gelegentlich zu hören, dass die DFL Ebene, einen regelmäßigen Meinungs- tieren. Nicht hinnehmen dürfen wir da- mehr Einfluss auf das Schiedsrichter- austausch zu Schiedsrichter-Fragen gegen, wenn Schiedsrichter die Pfeife Wesen im Bereich des Spitzenfußballs im professionellen Fußball am „Run- aus der Hand legen, weil sie sich nicht nehmen möchte. Wie beurteilen Sie den Tisch“ und eine Einbeziehung der ausreichend verstanden oder geachtet diese Medienberichte und wie ist Ihre DFL in die Arbeit des von Volker Roth fühlen. Schiedsrichter haben einen An- Einschätzung dazu? geleiteten DFB-Schiedsrichter-Aus- spruch darauf, dass sie ihr Amt unver- Ich sehe das entspannt. Sowohl die schusses über zwei DFL-Vertreter in sehrt ausüben können, dass sie Spaß vier DFL-Vertreter im DFB-Präsidium diesem Gremium vereinbart. und Freude dabei haben. Tag für Tag wie auch Holger Hieronymus, der für Die Zahl der Schiedsrichter in müssen wir uns deshalb für ein positi- den Spielbetrieb zuständige Ge- Deutschland ist mit fast 80.000 auf ves Schiedsrichter-Bild einsetzen und schäftsführer der DFL, haben in letzter einem gleichbleibend hohen Niveau. jedwede körperliche Gewalt oder ver- Zeit wiederholt erklärt, dass das Sie ist aber offensichtlich nicht mehr bale Beleidigung gegen Schiedsrichter Schiedsrichter-Wesen zu Recht beim zu steigern, denn Jahr für Jahr legen bekämpfen. Wir sollten aber nicht nur DFB angesiedelt ist und auch dort blei- rund 10.000 Unparteiische die Pfeife außen nach den Ursachen fragen, son- ben soll. Ich rechne daher im Rahmen aus der Hand. Was kann man dagegen dern auch überlegen, ob wir das Leben der Verhandlungen nicht mit einer tun? in unseren Schiedsrichter-Gruppen Forderung der Liga nach mehr Einfluss noch interessanter gestalten können. auf das Schiedsrichter-Wesen. Wir dür- Zunächst sollten die Zahlen einmal Mancher Lehrabend und manche fen auf der anderen Seite aber nicht noch genauer darauf hin analysiert Weihnachtsfeier laufen auch heute übersehen, dass der DFB mit dem werden, aus welchen Gründen noch nach den gleichen Mustern wie Schiedsrichter-Wesen eine Dienstleis- Schiedsrichter aufhören, denn ver- vor 30 Jahren ab und erfüllen nicht tung für die den Bundesliga-Spielbe- mutlich brauchen wir mehr als nur ein mehr ganz die Vorstellungen der trieb organisierende DFL erbringt. Rezept. Ich habe zum Beispiel 1986 Schiedsrichter von heute, die immer nach elf Jahren als aktiver Schieds- Deshalb hat die DFL selbstverständlich jünger werden. Anspruch auf gute Zusammenarbeit richter aufgehört, weil ich Jugendtrai- und Information. Damit diese mög- ner und später Sportrichter bezie- Eine Frage an den Juristen und lichst umfassend und intensiv ist, hungsweise Verbandsmitarbeiter wer- langjährigen Vorsitzenden des DFB- haben wir eine enge Zusammen- den wollte – solche Änderungen in der Sportgerichts: Was ist der größte arbeit zwischen Christian Seifert, persönlichen Lebensplanung sollten Fehler, den Schiedsrichter bei einer

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Sportgerichts-Verhandlung machen können? Eugen Lehrbeispiele Zu überlegen, welche Antwort der Strigel Sportrichter oder der Schiedsrichter- Obmann wohl erwarten könnte. Der aus der Praxis Schiedsrichter macht alles richtig, wenn er in seiner Zeugenaussage vor dem Sportgericht das Geschehen prä- Pokal: Cottbus fühlte sich benachteiligt zise so darstellt, wie er es in Erinne- Schwierige Abseits-Entscheidung Dann der Rückrundenstart der Bundes- rung hat. Am besten hat der Schieds- Nach der Winterpause ging es zu- liga: Neben hervorragenden Spielleitun- richter schon in seinem Spielbericht nächst im DFB-Pokal weiter. Hier gab gen, die ja als selbstverständlich ange- alle Fragen, die der Sportrichter spä- ter stellen könnte, exakt beantwortet. es im Spiel Werder Bremen II gegen sehen werden, rückten die Medien Ent- Bei einem Feldverweis bedeutet das den VfB Stuttgart eine diskussions- scheidungen in zwei Spielen in den Mit- zum Beispiel, genau zu schildern, wer würdige Abseits-Situation, die zum 3:0 telpunkt. Bei Werder Bremen gegen den wann was wo gemacht hat, wo der Ball für den VfB führte. Zwei Spieler des VfL Bochum übersah der Assistent eine war, ob sich der Gegenspieler verletzt VfB Stuttgart liefen Richtung Ball. deutliche Abseitsstellung des Bochu- hat und ob die nachfolgende Spielfort- Bastürk startete aus dem Abseits, Kol- mers Ono. Für die Fernsehzuschauer setzung zu einem Torerfolg geführt lege Gomez kam aus einer Nicht-Ab- eigentlich unerklärlich, wie es zu solch hat. seitsposition (Foto 1). einem Fehler kommen kann. Die Er- Wie erklären Sie sich die teils unter- schiedlich langen Sperrstrafen für in etwa vergleichbare Vergehen im Amateur- und Profibereich? Ich habe das für Bayern genau unter- suchen lassen. Dabei kam heraus, dass sich die Strafen bei gleichen Sachver- halten nicht wesentlich unterscheiden. Der davon abweichende Eindruck in der Öffentlichkeit wird ursächlich da- durch beeinflusst, dass dem DFB- Sportgericht zur Urteilsfindung vor al- lem dank der Fernsehbilder wesentlich bessere Beweismittel zur Verfügung stehen als den Sportrichtern im Ama- teurfußball. Das ermöglicht dem DFB- Sportgericht mitunter eine präzisere Sachaufklärung und führt hin und wie- der zu einer etwas milderen Bewer- tung eines Platzverweises, als dies im Amateurbereich bei bloßer Zugrunde- legung der Schilderung im Schieds- Foto 1: Bastürk (rechts) steht klar im Abseits, Gomez nicht. richter-Bericht möglich ist. Der Assistent wartete mit der Fahne klärung lieferte der Assistent selbst: Er Drei Jahre dauert die Legislaturperi- bis er sah, welcher der beiden Spieler ging davon aus, dass der Bremer Ab- ode des DFB-Präsidiums. Was möch- den Ball spielte. Nachdem dies Gomez wehrspieler Mertesacker den Ball ge- ten Sie 2010 als Ihren wichtigsten Er- spielt hatte und nicht der Bochumer folg im Schiedsrichter-Wesen in den war (Foto 2), blieb die Fahne des Auer. Die Fernsehbilder zeigten dann Rechenschaftsbericht für den nächs- Assistenten unten und Schiedsrichter ten Bundestag schreiben? Jochen Drees ließ das Spiel weiterlau- aber, dass der Ball nicht vom Ab- fen. Dies war eindeutig richtig, auch wehrspieler kam, auch wenn die beiden Vor allem zwei Punkte: 1. Unter den wenn der Fernseh-Kommentator diese Spieler eng beieinander standen. Vereinen ist das Verständnis für Entscheidung als „falsch“ darstellte. Schiedsrichter ein wenig größer, die Richtig war in diesem Spiel die Rote unsachliche Kritik an Schiedsrichtern Schiedsrichter und Assistenten haben Karte von Schiedsrichter Michael Wei- weniger geworden. 2. Auch in der Zeit die Anweisung, mit der Abseits-Ent- ner gegen den Bremer Naldo wegen ei- nach Markus Merk und scheidung so lange zu warten, bis klar ner „Notbremse“. Der Bochumer Sestak gehören die DFB-Schiedsrichter wei- ersichtlich ist, wer den Ball spielt. Läuft lief alleine auf das Bremer Tor zu. Un- terhin zu den anerkannt leistungs- ein Spieler lediglich zum Ball, wie das in mittelbar vor der Strafraumgrenze brachte ihn Naldo zu Fall – „Rot“ die stärksten in UEFA und FIFA. Das wäre diesem Fall Bastürk getan hat, so reicht richtige Konsequenz. eine schöne Bilanz und ein guter Aus- das für einen Abseitspfiff nicht aus. blick in das nächste Jahrzehnt. Diese Auslegung wurde von der FIFA Hoch schlugen auch die Wogen nach Das Interview führte Lutz Lüttig. 2005 nach dem Confed-Cup eingeführt. dem Spiel Energie Cottbus gegen

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Schalke 04. Schiedsrichter Peter Ga- gelmann verwies den Dortmunder Dede des Feldes. Gegen diese Ent- scheidung hagelte es von Dortmunder Seite ganz gehörig Proteste. Trainer Thomas Doll konnte sich beinahe nicht mehr beruhigen. Für mich war die Rote Karte eindeutig richtig und berechtigt. Wer mit beiden Beinen voraus in den Gegner hineinspringt, der muss mit „Rot“ rechnen (Foto 3). Außerdem hatte Dede zuvor schon sehr viel Glück, als ein Ellenbogenschlag von ihm ohne Persönliche Strafe durch- ging. Auch im Spiel Hannover 96 gegen den Karlsruher SC wurde über Entscheidun- gen diskutiert. Der Karlsruher Hajnal wurde unmittelbar vor der Strafraum- Foto 2: Bastürk, der zunächst Richtung Ball lief, ist „abgedreht“. Stattdessen grenze von Bruggink zu Fall gebracht. spielt Gomez den Ball, läuft aufs Tor zu. Ein Foul, mit dem eine eindeutige Torchance vereitelt wurde. „Rot“ wäre Bayer Leverkusen. Schiedsrichter Wag- jedem gezielten (und bewussten) Ab- die richtige Entscheidung gewesen, da ner erkannte zwei Tore der Cottbuser spiel notwendig. Dazu zählen auch ein ein weiterer Abwehrspieler mindes- wegen Abseits nicht an und entschied Torschuss oder ein gezielter Kopfball. tens drei Meter hinter Hajnal lief. dann noch kurz vor Spielende auf Den Strafstoß für Leverkusen kurz vor Schiedsrichter Kircher beließ es bei Strafstoß für Leverkusen. Zunächst Spielende verursachte Rivic. Er stieß „Gelb“. Die mögliche Erklärung für ei- ging es um die Entscheidung, ob Schwegler mit der Hand gegen den nen solchen Fehler: Der Schiedsrichter Schneider der eigenen Torlinie näher Rücken. Wie heftig dieser Stoß war, schaut äußerst konzentriert auf die stand als Jelic und damit das Abseits konnte in den TV-Bildern nicht zwei- beiden beteiligten Spieler, um festzu- aufhob. Die „Sportschau“ legte sich felsfrei festgestellt werden. Zumin- stellen, ob es zu einem Foulspiel auf einen Schiedsrichter-Fehler um dest im Rahmen des Ermessensspiel- kommt. Außerdem muss er noch im Millimeter fest, das „Aktuelle Sport- raums war diese Entscheidung aber Auge behalten, ob das Foulspiel außer- studio“ bestätigte, dass die Entschei- vertretbar und richtig. halb oder innerhalb des Strafraums dung korrekt war. Wenn schon zwei geschieht. Und gleichzeitig einschät- Fernsehanstalten bei der Beurteilung „Rot“ gegen Dede war richtig zen, ob noch ein Abwehrspieler ein- der gleichen Situation sogar mit Den „Aufreger“ am 19. Spieltag gab es greifen kann. Schaut er wie in diesem Standbild und Animation zu unter- im Spiel Borussia Dortmund gegen Fall von hinten auf die Szene, die ja in schiedlichen Ergebnissen kommen: Was will man dann von einem Assis- tenten in Sekundenbruchteilen erwar- ten? Die zweite Situation nur wenige Minu- ten später war dann regeltechnisch hochinteressant. Bei der Flanke von Angelov auf Rivic stand Skela im Ab- seits. Da er aber nicht ins Spiel eingriff, gab es keine Veranlassung, auf Frei- stoß zu entscheiden. Rivic köpfte aufs Tor, Torhüter Adler wehrte den Ball in Skelas Richtung ab. Der stand im Augenblick des Kopfballs hinter dem köpfenden Rivic – und damit nicht mehr abseits. Skelas Tor hätte also an- erkannt werden müssen. Ein selte- ner Fall und in Sekundenbruchteilen schwierig zu analysieren. Was man auch daran sah, dass vielen „Fachleuten“ trotz genügend Zeit die Bilder nachzubereiten, die korrekte Auslegung nicht einfiel: Eine Neu-Be- Foto 3: Mit beiden Beinen voraus: Dede bringt Schalkes Rakitic rotwürdig zu wertung der Abseitssituation wird bei Fall.

9 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG hoher Geschwindigkeit abläuft, kann nung gespannt, wenn wir das alles Aber der Assistent hatte nichts gese- er sich leicht vertun - und schon ist der durchgehen ließen. Eben immer so, hen und damit konnte er seinem Fehler gemacht (Foto 4). wie es jeder gerade braucht. Schiedsrichter auch nicht weiterhel- fen. Schade, dass das Handspiel dem Sehr schwierig war eine weitere Ent- Wer hätte das Team verborgen blieb – denn einer sollte scheidung in diesem Spiel. In der Nach- Handspiel sehen können? solche Vergehen möglichst wahrneh- spielzeit erzielte Hannover noch den men. Ein Assistent muss dem Spielge- Siegtreffer, der aber nicht anerkannt Am 20. Spieltag hatten sich die Aufge- schehen ebenfalls folgen. Eine allei- wurde. Bei einer Flanke hatte Hanke regtheiten des Rückrundenstarts weit- nige Konzentration auf Abseits-Situa- seinen Gegenspieler Eggimann kurz gehend gelegt. Eine kritische Situation tionen reicht nicht aus. festgehalten und sich dadurch den gab es allerdings im Spiel Hamburger notwendigen Freiraum geschaffen SV gegen den VfL Bochum. An der Mit- Prima sah Michael Kempter im Spiel (Foto 5). tellinie legte sich der Hamburger Olic Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg das Foul von Torhüter Neuer an Dzeko (Foto 6). Natürlich war das Foul in den Zeitlupenbildern recht klar. Trotzdem muss es auf dem Platz richtig erkannt und geahndet werden. Neuer erhielt für dieses Foulspiel die Gelbe Karte. Sie war für das Vergehen angemessen. Neuer wollte den Ball spielen und ver- passte ihn knapp – deswegen „Gelb“ und nicht „Rot“. Nachkarten in zwei Begegnungen Am 21. Spieltag schlugen die Wogen vor allem nachträglich in zwei Spielen hoch. Im Spiel Eintracht Frankfurt ge- gen Werder Bremen verwies Schieds- richter Helmut Fleischer den Bremer Diego des Feldes. Er hatte sich zu ei- Foto 4: Aus dieser Perspektive wird der Spieler-Abstand im Moment der „Not- ner Tätlichkeit an seinem Gegenspie- bremse“ deutlich – klares „Rot“! ler Kyrgiakos hinreißen lassen. Diese Rote Karte war klar und unzweifelhaft (Foto 7). Diskutiert wurde aber, warum Kyrgia- kos keine Strafe bekam. Die Erklärung: Zum einen war die im TV erkennbare verbale Provokation vom Schiedsrich- ter nicht wahrgenommen worden. Zum anderen konnte der Frankfurter nicht bestraft werden, weil die zahlrei- chen Fouls an Diego immer von unter- schiedlichen Spielern begangen wur- den. Eine „Sippenhaftung“ gibt es aber in den Fußballregeln nicht. Im Spiel VfB Stuttgart gegen den Karls- ruher SC gingen die Zweikämpfe zwi- schen Mario Gomez und Mike Franz nach der Begegnung verbal weiter. Gomez be- leidigte Mike Franz in einem Fernsehin- terview, nachdem er sich während des Spiels durch Franz zu sehr attackiert sah. Foto 5: Auch wenn Mike Hanke das Foul bestritt - dieses Foto bestätigt die rich- Beide schenkten sich im Spiel nichts, tige Entscheidung von Schiedsrichter Kircher eindeutig. spielten aber doch weitgehend so fair, dass Schiedsrichter Markus Merk beiden Für mich war diese Entscheidung kor- den Ball mit dem Arm vor, und einige nicht einmal „Gelb“ zeigte. Immer wieder rekt und notwendig. Wobei Hannovers Spielzüge danach erzielte der HSV den wird von den Schiedsrichtern verlangt, Trainer Hecking dies ganz anders sah. 1:0-Führungstreffer. Für Schiedsrich- großzügiger zu pfeifen. Macht dies ein Und auch Fredi Bobic als TV-Kommen- ter Manuel Gräfe war die Situation Schiedsrichter, so haben die Spieler of- tator unterstützte Hecking. Solche nicht zu erkennen. Nach der Torerzie- fensichtlich ihre Nerven nicht mal so weit „Kleinigkeiten“ könnten doch nicht ge- lung begab er sich zum Assistenten im Griff, dass die Aggressionen wenigs- pfiffen werden. Ich wäre auf die Mei- und erkundigte sich über den Vorgang. tens mit dem Schlusspfiff beendet sind.

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Starke Assistenten Am 22. Spieltag stand mal wieder das immer hoch interessante Duell Schalke 04 gegen Bayern München auf dem Spielplan. Beeindruckend war die große Akzeptanz, mit der die Akteure die Entscheidungen des Schiedsrich- ters befolgten. Erst in der 62. Minute musste Herbert Fandel einen Spieler verwarnen. Wenn der TV-Reporter am Schluss anmerkt: „Fandel hielt sich zurück, ließ das Spiel laufen und fuhr gut damit“, dann freut man sich beson- ders für den Schiedsrichter, der an die- sem Tag in seinen Assistenten Kadach und Glindemann auch noch überra- gende Helfer hatte. Weniger erfreulich war das, was sich bei Dortmund gegen Werder in Bezug auf ein anerkanntes Tor für Bremen zutrug, aber das wird in dem Beitrag „Irrweg Vi- Foto 6: Beine statt Ball. Torwart Neuer kommt zu spät und bringt Wolfsburgs deo-Beweis“ ausführlich erläutert. Dzeko zu Fall.

War die Freistoß-Ausführung knapp außerhalb des Strafraums Und dann war da noch die Freistoß- korrekt? (Foto 8). Im Spiel 1. FC Nürnberg gegen Ausführung im Spiel Eintracht Frank- Am 23. Spieltag unterstützten zwei den Hamburger SV foulte der Hambur- furt gegen den VfL Bochum. Der Bo- Assistenten ihre Schiedsrichter bei ger Benjamin seinen Gegenspieler chumer Azaouagh führte den Freistoß zwei Strafstoß-Entscheidungen mus- Kluge ganz eindeutig. Schiedsrichter schnell aus und erzielte ein Tor, ob- tergültig. Im Spiel MSV Duisburg ge- Markus Schmidt ließ das Spiel weiter- wohl sich die Abwehrspieler, ein- schließlich des Torhüters, noch gar gen Hansa Rostock foulte der Ros- laufen. Sein Assistent zeigte dann mit tocker Gledson seinen Gegenspieler nicht auf diese Freistoß-Ausführung etwas Verzögerung diesen klaren Niculescu knapp außerhalb des eingestellt hatten. War dies regelge- Strafstoß an. Diese Entscheidung Strafraums. Schiedsrichter Markus recht? Diese Frage kann nur mit „ja“ Merk hatte zunächst auf Strafstoß ent- übernahm dann Markus Schmidt. In beantwortet werden. Denn entspre- schieden. Aber nach einem kurzen Au- beiden Fällen eine prima Zusammen- chend den Spielregeln muss nur dann genblick hatte er die Unterstützung arbeit im Team. So konnte mit Unter- ein Freistoß mit Pfiff freigegeben wer- seines Assistenten wahrgenommen stützung der Assistenten jeweils die den, wenn der Schiedsrichter zuvor und seine Entscheidung richtigerweise richtige Entscheidung getroffen wer- eine Persönliche Strafe (Gelbe oder auf Freistoß korrigiert. Das Foul war den. Rote Karte) ausgesprochen oder den

Foto 7: Der Ball war schon weit weg, als Diego seinen Ge- Foto 8: Kontakt vor der Strafraumgrenze. Rostocks Gled- genspieler Kyrgiakos umrammte. son bringt Niculescu mit einer Grätsche zu Fall.

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Abstand der „Mauer“ hergestellt hatte. unerlässlich sind und einen ganz ho- Regeltechnisch war diese Korrektur Beides war hier nicht der Fall. So wer- hen Stellenwert haben. Solche Fehler natürlich noch möglich, da das Spiel den wohl die allermeisten Freistöße im können ganz leicht vermieden werden. noch nicht fortgesetzt war. Mittelfeld ausgeführt. Aber in Tornähe gehen die Schiedsrichter bei Frei- stößen normalerweise auf „Nummer sicher“ und blockieren den Ball, damit sie solche Situationen verhindern, zu- mal dann, wenn sie sich mit dem Schützen unterhalten, damit es zu kei- nen Meinungsverschiedenheiten und Problemen kommen kann. Eine ganz kuriose Szene gab es noch im Spiel Borussia Dortmund gegen Hertha BSC Berlin. Schiedsrichter Rafati zeigte dem Herthaner Pantelic die Rote Karte. Er konnte die Welt nicht mehr verstehen und sah völlig ungläubig Schiedsrichter Rafati an. Was war geschehen? Vor der Trainer- bank kam es zu einer „Rudelbildung“ mit unsportlichen Szenen. Der Assis- tent meldete dies Schiedsrichter Rafati, und da der Assistent in Rich- tung von Pantelic zeigte, sah dieser „Rot“. Die Unsportlichkeiten hatte aber der Berliner Trainer Favre began- gen. Nach wenigen Sekunden und ei- ner erneuten Rücksprache beim Assis- tenten korrigierte Rafati seinen Feh- ler. Per Handschlag entschuldigte er sich noch bei Pantelic und Favre musste auf die Tribüne. Ende gut, alles gut, so könnte man hier sagen. Aber wir ler- Bevor die Situation eskaliert, geht der Schiedsrichter dazwischen und be- nen daraus, dass richtige Meldungen ruhigt die Spieler. Solches Verhalten ist für eine fairen Spielverlauf wichtig.

Irrweg Video-Beweis Eine Fall-Studie von Lutz Lüttig

Was sich nach dem 2:0-Sieg von Werder Bremen gegen Wobei man beim Betrachten der einzelnen Fotos dies nicht Borussia Dortmund am 1. März 2008 ereignete, war außer Acht lassen darf: Wir haben es hier mit Fußball zu tun, zunächst nichts umwerfend Neues: Ein prominenter dessen wichtigstes Merkmal eben nicht das Standbild ist, Schiedsrichter räumte einen Fehler ein, den er meinte, ge- sondern die Bewegung der Spieler, auch die sehr schnelle macht zu haben. Das gibt es öfter. Aber gleich danach folgte und die unvorhergesehene. Eine Sekunde teilt sich im Fern- selbst für erfahrene Kenner des Fußballs eine Überra- sehen in 24 einzelne Bilder auf. Wer schon einmal gesehen schung: Damit so etwas nicht wieder passieren kann, solle hat, wie schnell sich die Stellung der Spieler bei einer Einzel- endlich der Video-Beweis eingeführt werden, forderte Mar- bildschaltung innerhalb einer Sekunde verändert, wird die kus Merk. Zweifel an allen virtuellen Abseitslinien, die ihm vom Fern- sehen gezeigt werden, nicht wieder los. Die mediale Aufmerksamkeit, die er dafür bekam, ließ die Abseits-Situation, um die es ging, ganz schnell in den Hin- Dass solche Zweifel berechtigt sind, werden wir auch in die- tergrund rücken. Das ist bedauerlich, denn es handelte sich sem Fall sehen. um einen wirklich interessanten Fall. War das 1:0 für Werder Eine weitergehende Diskussion ließe sich darüber entfa- wirklich so schnell erkennbar irregulär, dass der Video-Be- chen, ob ein Spieler, dessen Fuß sich tatsächlich zehn Zenti- weis ein Segen gewesen wäre? meter näher zum Tor befindet als der seines Gegners, einen In dieser kleinen Studie geht es deshalb vor allem um eins: wirklichen Vorteil hat. Und wie schon fast pervers die Zenti- den Moment des Abspiels, das alles entscheidende Krite- meter-Huberei der TV-Standbild-Richter eigentlich ist. Aber rium, um festzustellen, ob ein Spieler im Abseits steht oder das führt bei dieser auf den einen Fall bezogenen Analyse si- nicht. cher zu weit.

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Der Auslöser kündet wurde: „Klares Abseits“, war die Fußballnation end- gültig „überredet“. Dass es sich hier jedoch nicht um eine „krasse Fehlentschei- dung“ handelte (wie die Deutsche Presse-Agentur auch drei Tage nach dem Spiel immer noch schrieb), müsste schon den neutralen Betrachtern der „Sportschau“ und des „Sportstudios“ klar gewesen sein. Beide Fernsehsender zeigten, dass es lediglich um wenige Zentimeter ging. Ein deutlicher Beleg dafür, dass die klare Erkenntnis, die Merk und Doll durch die einmalige Wiederholung auf der Video- wand gewonnen haben wollten, sehr zweifelhaft war. ARD-Sportschau: Das verdeckte Abspiel

Hier ist der Moment festgehalten, in dem der Ball aus dem Gewühl heraus sichtbar wird. Er rollt gleich – leicht abge- fälscht von Dortmunds Nr. 8 – in Richtung Rosenberg (Zweiter von links). Viele Augenzeugen im Stadion, die diese Szene so auf der Videowand gesehen haben, müssen geglaubt haben, dass das Sichtbarwerden des Balles der Moment des Abspiels war – wohl auch Thomas Doll und Markus Merk. Nur deshalb konnte ihnen die angenommene Abseitsstellung so eindeu- tig erscheinen. Folge: Doll stürmte schon beim Halbzeitpfiff wütend auf das Gespann zu und tadelte nach Spielschluss Assistent Markus Wingenbach: „Der Schütze steht fast einen Meter im Ab- seits. Das muss er sehen, dafür steht der Linienrichter da.“ Man hätte dem Dortmunder Trainer Recht geben müssen, Die ARD zeigt Rosenberg mit Hilfe ihrer virtuellen Linie mit wenn's denn so gewesen wäre. einem Fuß im Abseits. Das ist allerdings ein geschätzter Der Schiedsrichter gab an, gleich nach der Tor-Entschei- Wert, denn der exakte Moment des Abspiels von Hunt ist dung auf der Videowand das klare Abseits erkannt zu haben: hier nicht zu sehen! Reporter Steffen Simon kommentierte „Der schlimmste Augenblick in meiner fast 20-jährigen Kar- die Szene nur kurz: „Es war eine ganz knappe Sache, es riere.“ Und er forderte die Einführung des Video-Beweises, war nicht regelgerecht.“ um solche „klaren Irrtümer“ zu verhindern. Gut zu erkennen ist, dass Assistent Markus Wingenbach Auch für die Premiere-Zuschauer war der Fall schon in der mindestens einen halben Meter zu weit Richtung Eckfahne Halbzeit geklärt. Denn dort verkündeten Moderator Sebas- gerutscht ist. Durch die entstehende leicht schräge Sicht auf tian Hellmann und Experte Franz Beckenbauer ohne virtu- die Beteiligten sieht der Assistent den von ihm aus weiter elle Linie das Urteil über den Torschützen: „Er steht im Ab- hinten postierten Spieler (in diesem Fall Rosenberg) eher im seits.“ Wobei Beckenbauer zu Recht darauf hinwies, dass Abseits als auf gleicher Höhe. Aber auch das verführte Win- „der Ball abgefälscht war, aber entscheidend ist ja die Ball- genbach nicht dazu, die Fahne zu heben. abgabe – und da war er im Abseits.“ Auch hier also: Becken- bauer und Hellmann hielten offensichtlich das Auftauchen Denn außer, dass er die Linie des Torraums als Anhaltspunkt des Balles aus dem Gewühl für das Abspiel. Das wiederum nutzen konnte, hatte der Assistent einen unschätzbaren war aber auf den Premiere-Bildern gar nicht zu erkennen. Vorteil gegenüber allen, die sich hinterher geäußert haben: ER konnte den Moment des Abspiels wirklich SEHEN. Die an- Die verschmitzte Äußerung des Torschützen Rosenberg deren (auch Doll und Merk!), die sich auf die Wiederholung nach dem Spiel („Ich wusste, dass ich im Abseits stand und auf der Videowand verlassen mussten, glaubten dies nur. wollte den Ball eigentlich erst gar nicht berühren“) trug ebenfalls zur Festigung des schnellen Urteils in der Öffent- „ZDF-Sportstudio“: lichkeit bei. Dass sich die Akteure in dieser oder der gegen- Der falsche Moment teiligen Richtung („Ich stand auf keinen Fall abseits“) des Thomas Wark lehnte sich in seiner Reportage weit aus dem Öfteren selbst täuschen, wird in fast jedem Spiel belegt. Fenster: „Ein irreguläres Tor, es gibt keine Zweifel. Alle ha- Aber das interessierte in diesem aktuellen Zusammenhang ben es gesehen, nur einer nicht.“ Belegt werden sollte diese natürlich niemanden. beinharte Einschätzung mit einer Animation, die bei ge- Als dann auch noch am Montag mit Hilfe ausgerechnet die- nauem Hinschauen aber auch nicht den ultimativen Auf- ses falschen Abspiel-Fotos publizistisch millionenfach ver- schluss gibt.

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scher“, lässt aber über den Vergleich mit den anderen Fotos wiederum die Vermutung zu, dass es sehr, sehr eng zuging. Es gibt nur zwei vorzeigbare Kamera-Einstellungen, die den Moment des Abspiels von Aaron Hunt zeigen. Der Blick durchs Netz

Dies ist exakt der Moment, in dem das ZDF das Bild „ein- gefroren“ hat, um die Abseits-Animation zu erstellen. Deutlich ist erkennbar, dass der Ball bereits den Fuß von Hunt, der mit seinem linken Bein viel weiter ausgeholt hatte, verlassen hat. Dadurch befindet sich Rosenberg (Zweiter von links) weiter vorn, als es im tatsächlichen Moment des Abspiels der Fall gewesen ist. Warum das ZDF diesen Fehler gemacht hat, erschließt sich nicht. Denn wie man den richtigen Moment „einfrieren“ kann, zeigt ja das letzte Foto dieser Analyse. War es Nach- Diese Perspektive der Hintertor-Kamera wurde nur im ZDF lässigkeit? Gab es technische Probleme? Oder war die Ab- gezeigt. Den exakten Moment des Abspiels „einzufrieren“, seitsstellung sonst nicht deutlich genug erkennbar? ist nicht ganz einfach. Denn er ist auf einem einzelnen Foto nur schwer zu erkennen, wenn wie hier Ball und Fuß hinter- Das ZDF-Abseits einander zu sehen sind. Sind die Bilder aber in Bewegung, erkennt man gut, dass dies der richtige Moment ist. Rosenberg (rechts) steht auf der Torraumlinie. Der Dortmunder, der hinten im Bild Zu- spieler Hunt angreift, hat seinen Fuß ebenfalls dort. Vergleicht man dieses Foto mit dem allerersten und auch mit der ARD-Linie, wird noch viel deutlicher, dass hier gar kein „krasser“ Fehler des Assistenten vorliegen kann. Wenn es denn überhaupt abseits war… Der richtige Moment

Beim Ergebnis der ZDF-Animation ist nur zu ahnen, dass der Ball den Fuß von Hunt bereits verlassen hatte, als das ZDF seine virtuelle Berechnung begann. Da das aber der Fall war (siehe erste ZDF-Grafik), müsste Rosenbergs „Ab- seits-Fuß“ weiter zurück sein. Folge: Dann war der Werder- Spieler höchstwahrscheinlich NICHT IM ABSEITS! Die bei ARD und ZDF benutzten Bilder zur virtuellen Dar- stellung dieser Situation, die doch angeblich so völlig unum- stritten und klar abseits war, haben also auch ihre Macken. Ich habe daraufhin mein gesamtes Videomaterial von dieser Nur diese Kamera zeigt den Moment des Abspiels so, dass Szene noch mal durchgeschaut: Der wirkliche Moment des man ihn regelgerecht „einfrieren“ kann. Abspiels ist wegen der Unübersichtlichkeit der Szene nur schwer zu finden. Eine sehr flache Kamera-Einstellung in Rosenberg (Nr. 9) befindet sich auf der Torraum-Linie, sein der „Sportschau“ zeigt den Ball beim Abspiel eher als „Wi- linkes Knie vielleicht etwas weiter vor. Rechts im Torraum-

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Eck ist gerade noch das linke Bein des Dortmunders erkenn- den digitalen Aufbereitungs-Anlagen des Fernsehens; bar, der Hunt angreift. Welcher Schiedsrichter will hier …zeigt mit welcher Beeinflussungskraft die Medien die Mei- guten Gewissens behaupten, dass „mein Assistent einen Fehler“ gemacht habe? nung festlegen. Vor allem, wenn sie dabei auch noch ohne Not von der personifizierten Neutralität unterstützt werden; Erstaunlich bleibt, dass auch die ARD nicht diesen Moment genommen hat, sondern einen „gefühlten“, bei dem das ei- …ist nun wirklich kein Beispiel für die angeblich dringend not- gentliche Abspiel nicht zu sehen ist. wendige Einführung des Video-Beweises. Eher das Gegenteil. Wie auch immer: Es spricht mehr dafür als dagegen, dass Ein kleines Gedankenspiel dazu: der gescholtene Markus Wingenbach zu Recht das Spiel lau- Ein „Ober-Schiedsrichter-Triumvirat“ hätte auf den Monitor fen ließ und Rosenbergs Tor anerkannte. Wenn man auch geschaut und „innerhalb einer Minute“ nachträglich auf Ab- noch darauf abhebt, dass die Assistenten im Zweifelsfall, seits entschieden - also kein Tor für Werder. Das Spiel endet also in ganz engen Situationen, pro Stürmer entscheiden 0:0 oder Dortmund gewinnt sogar. Am Sonntag setzt sich sollen, dann sowieso. dann jemand bei Werder hin und analysiert die Bilder so aus- Das Fazit führlich, wie ich es hier getan habe und wie es während des Dieser Fall Spiels gar nicht möglich ist. Was, wenn sich dann nachwei- …sollte allen Schiedsrichtern im Profi-Betrieb (und nicht nur sen lässt, dass der Assistent doch im Recht war? Wird das da) deutlich machen, dass Erkenntnisse, die man im Spiel Spiel neu angesetzt? Oder ist das, was das Dreier-Gremium gewonnen zu haben glaubt, immer noch einer Überprüfung festgelegt hat, die neue ultimative Tatsachen-Entschei- bedürfen, egal wie viel Erfahrung man hat. Das gebietet die dung? Fairness gegenüber den „Mitarbeitern“; Wenn nicht, liegt die nächste Forderung der „Benachtei- …fördert die Einsicht, dass Wahrheit und Wirklichkeit des ligten“ schnell auf der Hand: Fußballs manchmal eben doch noch woanders liegen als in Bloß wieder weg mit dem Video-Beweis!

Die Europameisterschafts-Schiedsrichter und ihre Assistenten

Kurz nachdem der Spielplan für die Folgende zwölf Teams wurden ausge- Die 44 ausgewählten Spielleiter wer- EURO 2008 bei der Auslosung in Lu- wählt: den vom 14. bis 17. April 2008 in der zern festgelegt worden war, nomi- nierte die UEFA-Schiedsrichter-Kom- Schiedsrichter Schiedsrichter-Assistenten Land mission zwölf Schiedsrichter-Teams, die die 31 Begegnungen leiten werden, Konrad Plautz Egon Bereuter, Markus Mayr Österreich die zwischen dem 7. und dem 29. Juni Frank De Bleeckere Peter Hermans, Alex Verstraeten Belgien 2008 in Österreich und der Schweiz Howard Webb Darren Cann, Mike Mullarkey England ausgetragen werden. Herbert Fandel Carsten Kadach, Volker Wezel Deutschland Die Schiedsrichter-Kommission hat Kyros Vassaras Dimitris Bozatzidis, Dimitris Saraidaris Griechenland den bei der EURO 2004 angewende- Roberto Rosetti Alessandro Griselli, Paolo Calcagno Italien ten Grundsatz, Teams bestehend aus einem Schiedsrichter und zwei Schieds- Pieter Vink Adriaan Inia, Hans Ten Hoove Niederlande richter-Assistenten aus demselben Tom Henning Ovrebo Geir Åge Holen, Erik Raestad Norwegen Land zu nominieren, beibehalten. Die Lubos Michel Roman Slysko, Martin Balko Slowakei ausgewählten Trios harmonieren gut Manuel Enrique Mejuto Gonzales Juan Carlos Yuste Jimenez Spanien und verfügen über Teamgeist, den sie Jesús Calvo Guadamuro in der laufenden Spielzeit durch den Einsatz bei Spitzenspielen in UEFA- Peter Fröjdfeldt Stefan Wittberg, Henrik Andrén Schweden Wettbewerben, insbesondere in der Massimo Busacca Matthias Arnet, Stéphane Cuhat Schweiz UEFA Champions League, weiter ver- bessern konnten. Die Kommission hat außerdem acht Schweiz zu einem Vorbereitungs-Se- Unparteiische nominiert, die als Vierte minar zusammenkommen, wo sie Fit- Offizielle zum Einsatz kommen wer- ness-Tests absolvieren und spezifi- den: sche Anweisungen in Bezug auf die Ivan Bebek (Kroatien), Stéphane Lan- Endrunde erhalten werden. Vom 3. bis noy (Frankreich), Viktor Kassai (Un- 26. Juni 2008 werden sie in ihrem garn), Kristinn Jakobsson (Island), Hotel in Regensdorf in der Nähe von Grzegorz Gilewski (Polen), Olegario Zürich untergebracht sein, wo ihnen Manuel Bartolo F. Benquerença (Por- ein Arzt, ein Physiotherapeut und ein tugal), Craig Thomson (Schottland) Fitness-Experte zur Seite stehen wer- und Damir Skomina (Slowenien). den.

15 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Fröhlich wird neuer DFB-Abteilungsleiter Schiedsrichter

ausgezeichnet. Die Jury honorierte Als DFB-Abteilungsleiter Schiedsrich- damals sein Verhalten beim Bundes- ter wird Fröhlich Nachfolger von Eu- ligaspiel zwischen Bayern München gen Strigel. Der DFB-Schiedsrichter- und Hannover 96 in der Saison 2004/ Lehrwart hat die Position seit Juni 2005. Fröhlich hatte am 6. November 2007 kommissarisch inne. „Eugen 2004 dem bereits verwarnten Michael Strigel hat die Aufgabe in einer sehr Ballack nach einem vermeintlichen schwierigen Phase übernommen und Foulspiel die Gelb/Rote Karte gezeigt, in den vergangenen Monaten sehr diese aber nach Rücksprache mit sei- gute Arbeit geleistet“, dankte Stefan nem Assistenten anschließend zurück- Hans, der für die Schiedsrichter zu- ständige DFB-Direktor, dem Schieds- genommen. Bei Ballack entschuldigte richter-Lehrwart des DFB. sich Fröhlich per Handschlag auf dem Platz. Michael Herz

Der Deutsche Fußball-Bund trauert um Der frühere FIFA- und Bundesliga- Manfred Roßner Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich (Gera) aus Berlin übernimmt am 1. April die Leitung der Abteilung Schiedsrichter der am 17. März 2008 im Alter von 66 Jahren verstorben ist. beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Über viele Jahre hat Manfred Roßner dem Fußball und dabei insbesondere Frankfurt am Main. „Ich freue mich dem Schiedsrichter-Bereich wertvolle Impulse gegeben. sehr auf diese interessante Aufgabe“, Im ehemaligen Fußball-Verband der DDR war er in den Jahren zwischen äußerte Fröhlich, der dem DFB-Schieds- 1974 und 1990 als Oberliga-Schiedsrichter tätig. Außergewöhnliche Leistun- richter-Ausschuss angehört und zu- gen führten ihn 1980 auf die internationale Schiedsrichter-Liste, der er bis letzt in der Schiedsrichter-Ausbildung 1990 angehörte. Bei der Europameisterschaft 1988 in Deutschland war er sowie als Schiedsrichter-Beobachter als Linienrichter im Einsatz. Nach dem Zusammenschluss des Deutschen und -Coach tätig war. Fußball-Verbandes der DDR und des Deutschen Fußball-Bundes gehörte er „Als hauptamtlicher DFB-Mitarbeiter von 1990 bis 1998 dem Schiedsrichter-Lehrstab des DFB an, wo er gute Ar- sehe ich einen der Schwerpunkte mei- beit leistete. ner Tätigkeit darin, den hohen Stellen- Ko. wert des Schiedsrichter-Wesens in Deutschland zu bewahren“, so Fröh- lich weiter. „Deshalb sind auch die Nachwuchsförderung und die Ausbil- dung in den kommenden Jahren sehr wichtig. Dabei wünsche ich mir auch eine gute Zusammenarbeit mit der DFL, für die die Schiedsrichter ein zu- verlässiger Dienstleister in den Profili- gen sein wollen.“ Der 50 Jahre alte Fröhlich war zwi- schen 1985 und 2005 als DFB-Schieds- richter tätig und leitete insgesamt 200 Bundesligaspiele. Von 1994 bis 2002 war der zweifache Familienvater zu- dem als FIFA-Schiedsrichter im Ein- satz und pfiff unter anderem zehn Länderspiele und vier Champions-Lea- gue-Partien. 2003 leitete der Berliner in seiner Heimatstadt das DFB-Pokal- endspiel zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Kaiserslautern (3:1). 2005 wurde Lutz Michael Fröhlich mit dem Fairplay-Preis des Verbandes Da die FIFA das Tackling von hinten ausdrücklich verboten hat, liegt hier Deutscher Sportjournalisten (VDS) ein Foulspiel des linken Spielers vor. Eine Ermahnung ist angebracht.

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eins-Linienrichter“, der auf der Peter Seitenlinie steht. Von dort gelangt Gabor der Ball zu einem Angreifer, der Regelfragen dadurch einen Angriff starten kann. Wie muss der Schiedsrichter ? entscheiden? 1. Ein Angreifer und der Torwart ver- 5. In der dem Assistenten zugewand- 8. Juniorenspiel im Landesverband, suchen, zum Ball zu springen. Be- ten Strafraumseite gelangt der bei dem die Aussprache von Zeit- vor sie deshalb zusammenprallen, Ball einem Verteidiger, der den strafen möglich ist. Ein ausge- spielt der Angreifer absichtlich Arm deutlich vom Körper abge- wechselter Spieler läuft auf das den Ball mit der Hand, der jedoch winkelt hat, nach einem Schuss Spielfeld und schießt ohne die knapp neben das Tor fliegt. Beim aus etwa zehn Metern Entfernung Verhinderung eines Angriffs vor Zusammenprall verletzen sich an den Arm. Der Schiedsrichter einem Gegner den Ball weg. Wie beide Spieler und werden längere reagiert nicht, da er an der ge- muss der Schiedsrichter entschei- Zeit auf dem Feld gepflegt. Als genüberliegenden Strafraumseite den, wenn dieser Spieler bereits beide wieder spielbereit sind, will postiert und ihm dadurch die Sicht mit einer Verwarnung belastet der Schiedsrichter das Spiel mit ei- durch den Körper des Verteidigers ist? nem Schiedsrichter-Ball fortset- verdeckt ist. Muss der Assistent zen. Wie muss der Assistent rea- reagieren? Mögliche Schiedsrich- 9. Der Assistent zeigt die Tätlichkeit gieren und der Schiedsrichter ent- ter-Entscheidung? eines Angreifers außerhalb des scheiden? Blickfelds des Schiedsrichters mit 6. Der Assistent zeigt mit der Fahne der Fahne an. Bevor der Schieds- 2. Bei der Ausführung eines Schus- an, dass der Ball (nach der richter das Fahnenzeichen er- ses während der „Schüsse von der Berührung durch einen Verteidi- kennt, unterbricht er wegen eines Strafstoßmarke zur Spielentschei- ger) die Torlinie neben dem Tor unsportlichen Handspiels eines dung“ täuscht der Schütze den knapp überschritten hat. Da der Verteidigers das Spiel. Wie ist zu Torwart, da er vor dem Ball den Schiedsrichter auf das Zeichen entscheiden, wenn er das Fahnen- Anlauf unterbricht und nach ei- nicht reagiert, kann ein Angreifer zeichen nun erkennt? nem weiteren Schritt den Ball auf den Ball vor das Tor schießen. Ein 10. Nach der Unterbrechung wegen das Tor schießt. Der Ball prallt ge- weiterer Angreifer erzielt unmit- eines Fouls bildet sich in der Nähe gen Pfosten, anschließend an den telbar danach ein Tor. Wie muss der Seitenlinie eine Spieleran- Rücken des Torwarts und von dort der Assistent reagieren, wenn sammlung. Bevor der Schiedsrich- ins Tor. Wie muss entschieden der Schiedsrichter das Tor aner- ter die Situation klären kann, läuft werden? kennt? Entscheidung? ein Auswechselspieler zu dieser 3. Vor der Strafstoß-Ausführung be- 7. Während des laufenden Spiels Spielergruppe und packt einen findet sich ein Angreifer mit Wis- prallt der Ball gegen einen „Ver- Gegner heftig an den Hals. Danach sen des Schiedsrichters wegen der Behandlung einer Verletzung seit- lich des Tores, hinter der Torlinie. Als der Torwart den Ball nach kor- rekter Ausführung zur Seite ab- wehren kann, läuft dieser Angrei- fer ohne Zustimmung des Schieds- richters auf das Feld und versucht, den Ball auf das Tor zu schießen. Reaktion und Entscheidung des Schiedsrichters? 4. Wenige Meter innerhalb des Straf- raums bringt der Torwart einen frei auf das Tor zulaufenden An- greifer durch einen Fußangriff zu Fall und verhindert so, dass der für ihn nicht mehr erreichbare Ball auf das leere Tor geschossen wer- den kann. Noch am Boden liegend, kann der Angreifer den Ball un- kontrolliert in Richtung Tor schießen. Der Schiedsrichter ent- Mit dem linken Fuß am Boden kontrolliert der linke Spieler seinen Angriff. scheidet auf „Vorteil“. Einem Ver- Gleichwohl liegt, wenn der rechte Spieler sich in unmittelbarer Nähe befin- teidiger gelingt es aber, den Ball det, zumindest Gefährliches Spiel vor, wird der Spieler im roten Trikot ge- noch vor der Torlinie zu erreichen. troffen, muss übermäßige Härte beziehungsweise Gesundheitsgefährdung Wie ist zu entscheiden? in Betracht gezogen werden.

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läuft er schnell vom Feld und ent- ben ein Zeichen, dass dieser Spie- eine an der Seitenlinie stehende fernt sich in Richtung Kabinen- ler ausgewechselt werden muss. Trinkflasche und wirft sie dem gang. Dem Schiedsrichter gelingt Während sich der verletzte Spieler Trainer an den Körper. Da der es nicht mehr, diesem Spieler die noch auf dem Feld befindet, er- Schiedsrichter beide Vorgänge Rote Karte zu zeigen. Wie muss er laubt der Assistent dem Auswech- wahrnimmt, unterbricht er das nun reagieren? selspieler das Betreten des Plat- Spiel. Wie muss er entscheiden? zes. Kurz danach verzichten die 11. Der Torwart hat den Ball gefangen 16. Nach einem Torerfolg feiern die Betreuer auf den Spielerwechsel, und hält ihn mit den Händen vor Angreifer ausgiebig hinter dem da der verletzte Spieler nun doch der Brust fest. Ein Angreifer läuft Tor. Danach sind einige der An- einsatzbereit ist. Wie muss der nun auf den Torwart zu und stößt greifer wieder in ihrer eigenen Schiedsrichter entscheiden? mit seiner Brust gegen den Ball Spielfeldhälfte. Zwei weitere An- und die Hände. Dadurch kommt 14. Nach einem verwarnungswürdi- greifer befinden sich noch hinter der Torwart nach hinten ins Stol- gen Foulspiel in der Nähe des dem Tor, als der Schiedsrichter pern und gerät mit dem Ball über Assistenten kommt es nach dem trotzdem das Spiel wieder an- die Torlinie ins Tor. Wie ist zu ent- Pfiff zu einer Spieleransammlung. pfeift. Nun laufen die beiden An- scheiden? Nachdem mit Hilfe des Assisten- greifer wieder ins Spielfeld. Durfte 12. Vor einer Freistoß-Ausführung ten die Situation beruhigt wurde, der Schiedsrichter, um kurz vor postiert sich ein Angreifer seit- verwarnt der Schiedsrichter we- Spielende die Begegnung schnell lich hinter der „Mauer“. Dadurch gen des Fouls ohne vorherige Ab- fortsetzen zu lassen, das Spiel an- steht er vor dem vorletzten Ab- stimmung mit dem Assistenten pfeifen? den falschen Spieler. Wie müssen wehrspieler. Nach der Ausführung 17. Ein Verteidiger begeht ein grobes wird der Ball von einem Verteidi- der Assistent nun reagieren und Foul, als er in zentraler Position im ger abgefälscht und prallt zu die- der Schiedsrichter entscheiden? Strafraum einen Angreifer von sem Angreifer, der danach leicht 15. Während des laufenden Spiels be- hinten in die Beine tritt und da- ein Tor erzielen kann. Wie ist zu leidigt der Trainer einen Spieler durch eine klare Tormöglichkeit entscheiden? der gegnerischen Mannschaft ver- verhindern will. Unmittelbar da- 13. Ein Angreifer wird wegen einer bal und zusätzlich durch eine grob nach prallt der Ball zu einem wei- Verletzung im Strafraum gepflegt. unsportliche Geste. Deshalb nimmt teren Angreifer, der den Ball unge- Die Betreuer dieses Spielers ge- der im Feld befindliche Spieler hindert und kontrolliert auf das Tor schießen könnte. Wie soll der Schiedsrichter reagieren und ent- scheiden? 18. Während des Spiels läuft der Trai- ner auf das Spielfeld. Von einem Spieler der gegnerischen Mann- schaft wird er heftig zu Boden gestoßen. Nun unterbricht der Schiedsrichter das Spiel. Wie muss er entscheiden? 19. Nach einem Stürmer-Foul in der Nähe der Torlinie hält der Angrei- fer den Ball fest und verhindert dadurch kurz vor Ende des Spiels die Ausführung des Freistoßes. Deshalb läuft ein Auswechselspie- ler über die Torlinie auf das Feld und will dem Angreifer den Ball aus den Händen reißen. Wie muss der Schiedsrichter reagieren und entscheiden? 20. Der Ball wird auf das Tor geschos- sen. Ein Verteidiger, der neben dem Tor behandelt wurde, läuft nun auf das Spielfeld und ver- sucht, den Ball vor Überschreiten der Torlinie mit der Hand aufzu- halten. Dies gelingt jedoch nicht; Es hat den Anschein, als würde nur der Ball gespielt, dann handelt es sich der Ball gelangt ohne Berührung bei dem kontrollierten Eingreifen um erlaubte Spielweise, auch wenn der ins Tor. Wie muss der Schiedsrich- Gegner zu Fall kommt. ter entscheiden?

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Antworten auf die Regelfragen der Seiten 17 und 18 1. Der Assistent muss sofort versu- Verteidiger ein absichtliches! Hand- 10. Zunächst müssen alle notwendi- chen, die Spielfortsetzung zu ver- spiel. Da der Schiedsrichter nicht gen Entscheidungen gegen die hindern. Dies kann mit der Signal- reagiert, muss, da das Handspiel Spieler getroffen werden, die sich fahne, Rufen oder durch auf das klar und eindeutig ist, vom Assis- auf dem Feld befinden. Da der Feld laufen erfolgen. Auch ein tenten ein Fahnenzeichen erfol- schuldige Auswechselspieler für Fahnenzeichen ist möglich, ist gen. Es muss danach auf Straf- den Schiedsrichter nicht mehr er- aber wohl nicht schnell genug stoß entschieden werden. Eine reichbar ist, teilt der Schiedsrich- wirksam. Danach muss der Angrei- Verwarnung erscheint nicht erfor- ter auf dem Feld dem zuständigen fer wegen des unsportlichen derlich. Spielführer den erforderlichen Handspiels verwarnt und das Spiel Feldverweis mit. Dabei zeigt er die 6. Da der Ball die Torlinie überschrit- nach dem Pfiff mit direktem Frei- Rote Karte und gleichzeitig mit stoß fortgesetzt werden (Regel 12, ten hatte, muss der Assistent sein Fahnenzeichen beibehalten und der Hand in Richtung Kabinen- Zusatzbestimmungen der FIFA, gang. Verwarnung unsportliches Betra- nicht in Richtung Mittellinie lau- gen). fen. Der Schiedsrichter, der ohne 11. Der Torwart befindet sich im Tor- Berücksichtigung des Fahnenzei- raum und darf, da er im Ballbesitz 2. Wenn ein Tor erzielt wurde, ist chens falsch auf Tor entschieden ist, gerempelt werden. Der Angriff auch während der „Schüsse von hat, muss aufgrund der Reaktion mit der Brust ist jedoch kein er- der Strafstoßmarke“ bei jedem des Assistenten das Tor annullie- laubtes Rempeln, sondern Verbo- Vergehen des ausführenden Spie- ren und auf Eckstoß entscheiden. tenes Spiel, das mit einem direk- lers der Stoß zu wiederholen. Un- ten Freistoß zu bestrafen ist. Ob bedeutend ist, dass der Ball nicht 7. Die „Vereins-Linienrichter“ haben der Angreifer zu verwarnen ist, direkt, sondern nach dem Pfosten- nur wenige Kompetenzen. Norma- abpraller erst vom Rücken des lerweise zeigen sie nur an, wenn hängt von der Heftigkeit des An- Torwarts ins Tor prallt. Die Wir- der Ball die Seitenlinie überschrit- griffs ab und liegt im Ermessen kung des Stoßes war der Torer- ten hat. Trotzdem nehmen sie eine des Schiedsrichters. folg. Der gleiche Schütze muss, offizielle Funktion wahr. Deshalb 12. Bei der Ausführung befand sich nachdem er wegen der unsportli- bleibt der Ball im Spiel, wenn er der Angreifer zwar in einer Ab- chen Täuschung verwarnt wurde, gegen einen „Vereins-Linienrich- seitsstellung, griff aber zunächst erneut den Strafstoß ausführen. ter“ prallt, der auf der Seitenlinie in keiner Weise ins Spiel ein. Als steht. Der Schiedsrichter darf des- 3. Um weitere Problem-Situationen der Ball danach unkontrolliert von halb nicht eingreifen. zu vermeiden, soll der Schieds- einem Verteidiger zu ihm prallt, richter das Spiel sofort unterbre- 8. Wenn die Aussprache von Zeit- zieht er nun einen Vorteil aus sei- chen und so einen möglichen Tor- strafen möglich ist, kann kein ner Abseitsposition, da er den Ball schuss verhindern. Der Angreifer Feldverweis mit „Gelb/Rot“ aus- spielt. Möglichst jetzt, aber spätes- muss verwarnt und das Spiel nach gesprochen werden. Da der Spie- tens nach dem Torerfolg, muss auf dem Pfiff mit einem indirekten ler bereits ausgewechselt war, indirekten Freistoß am Ort des Freistoß dort, wo sich der Ball bei muss er wegen des unerlaubten Spieleingriffs entschieden wer- der Unterbrechung befand, fort- Spieleintritts mit der Roten Karte den. gesetzt werden. aus der Nähe des Spielfeldes ge- 13. Der Auswechselspieler darf das 4. Durch das Foul des Torwarts wiesen werden. Nach dem Pfiff ist Feld erst betreten, wenn der ver- kommt der Angreifer zu Fall und das Spiel mit einem indirekten letzte Spieler den Platz verlassen wird dadurch um eine klare Tor- Freistoß am Ort, wo sich der Ball und der Schiedsrichter dem Wech- bei der Unterbrechung befand, chance gebracht. Der gewährte sel zugestimmt hat. Diese beiden fortzusetzen. „Vorteil“ kann nicht ungehindert Voraussetzungen für einen regel- und kontrolliert genutzt werden, 9. Bei Vergehen von Spielern unter- gerechten Spielerwechsel waren weil der Ball noch vor der Torlinie schiedlicher Mannschaften ist das nicht erfüllt. Der Assistent hat aufgehalten wird. Deshalb ist der erste mit der Spielstrafe zu ahn- falsch gehandelt, als er dem Aus- verzögerte Pfiff zu praktizieren. den. Dies ist die Tätlichkeit des An- wechselspieler das Betreten des Da der Ball für den Torwart nicht greifers. Dafür ist das Spiel mit ei- Feldes erlaubte. Der behandelte mehr erreichbar war, muss er des nem direkten Freistoß am Tatort Spieler darf weiter am Spiel teil- Feldes verwiesen und das Spiel fortzusetzen. Der schuldige Spie- nehmen. Er muss aber das Spiel- mit Strafstoß fortgesetzt werden. ler ist des Feldes zu verweisen. feld verlassen und auf das Zeichen 5. Da der Schuss aus größerer Ent- Der Spieler, der das unsportliche des Schiedsrichters zum Wieder- fernung erfolgt und der Arm vom Handspiel beging, ist zu verwar- eintritt warten, nachdem das Spiel Körper in einer unnatürlichen Hal- nen. Das Spiel ist mit dem Pfiff fortgesetzt ist. Der Auswechsel- tung abgewinkelt ist, begeht der freizugeben. spieler muss das Feld verlassen.

19 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

14. Da sich der Vorgang in der Nähe 19. Durch eine schnelle Tatortpräsenz ab. Nach dem Pfiff Spielfortset- des Assistenten ereignete, muss muss der Schiedsrichter weiteren zung mit direktem Freistoß. er den schuldigen Spieler „fixiert“ Ereignissen vorbeugen. Notfalls 20. Da es dem Verteidiger nicht ge- haben. Auch wenn der Schieds- muss, falls vorhanden und mög- lingt, den Ball zu berühren oder richter es versäumte, ihn vor der lich, der neutrale Assistent Unter- aufzuhalten, ist das Tor anzuer- Entscheidung einzubeziehen, so stützung gewähren. Der Angreifer kennen. Für das unerlaubte Betre- muss er, wenn für ihn der Fehler ist zu verwarnen, da er die ten des Spielfeldes muss der Ver- eindeutig ist, die Spielfortsetzung schnelle Spielfortsetzung verhin- teidiger verwarnt werden. Spiel- durch sofortige Einflussnahme dert. Wegen des unerlaubten Be- fortsetzung mit Anstoß. auf dem Platz verhindern. Der tretens des Feldes ist der Aus- Schiedsrichter muss die Verwar- nung rückgängig machen und den wechselspieler zu verwarnen. Ob „richtigen Spieler“ verwarnen. „Gelb/Rot“ erforderlich ist, hängt Nach dem Pfiff wird der direkte von der Heftigkeit seiner Aktion Freistoß ausgeführt. 15. Die Beleidigung durch den Trainer war das erste Vergehen, das zu bestrafen ist. Der Trainer ist dafür aus der Technischen Zone und der Nachdem ein Spieler im Bereich des Schiedsrichter-Assistenten 2 Spielfeldnähe zu verweisen. Für außerhalb des Feldes behandelt wurde, steht fest, dass er ausschei- den Wurf mit der Flasche muss der den muss. Deshalb soll dieser Spieler während einer Spielruhe durch Spieler mit der Roten Karte des Feldes verwiesen werden. Spiel- einen Auswechselspieler ersetzt werden. Während Schiedsrichter- fortsetzung mit einem Schieds- Assistent 1 mit Kenntnis des Schiedsrichters dessen Ausrüstung richter-Ball. prüft, zeigt der andere Assistent eine Beleidigung durch den verletz- ten Spieler an. 16. Der Schiedsrichter handelte falsch, da sich zum Zeitpunkt des An- Nach Klärung des Sachverhalts verweist der Schiedsrichter diesen stoßes alle Spieler in ihrer eigenen Spieler deshalb des Feldes. Gleichzeitig betritt der Auswechselspieler Spielfeldhälfte befinden müssen. mit Duldung des Assistenten 1, aber ohne Zustimmung und Wissen Wenn das Feiern eines Torerfolgs zu lange dauert, müssen die Spie- des Schiedsrichters, das Feld. ler aufgefordert werden, schneller Nach dem Feldverweis gibt der Schiedsrichter das Spiel mit dem Pfiff in ihre Spielfeldhälfte zu laufen. frei. Die vergeudete Spielzeit kann nachgespielt und bei unsportlicher Nachdem keiner der Assistenten gegen den Spielerwechsel oppo- Spielverzögerung können schul- niert, bemerkt der Schiedsrichter wenig später den Auswechselspie- dige Spieler verwarnt werden. Der ler, der ohne seine Zustimmung am Spiel teilnimmt und unterbricht Anstoß muss wiederholt werden. deshalb das Spiel. 17. Bei groben Fouls wird grundsätz- Alle im Team haben Fehler gemacht: Assistent 1 ließ den Auswechsel- lich nicht auf Vorteil entschieden. DER BESONDERE FALL Ergibt sich jedoch eine eindeutige spieler ohne Zustimmung des Schiedsrichters auf das Feld. Assistent 2 Torchance, die sofort genutzt wer- muss den Spielerwechsel erkennen und den Schiedsrichter darüber den kann, soll in diesem Ausnah- informieren. Aber auch der Schiedsrichter muss sich an den vorgese- mefall das Spiel nicht unterbro- henen Spielerwechsel erinnern und hätte sich deshalb vor der Spiel- chen werden. Wird ein Tor erzielt, freigabe informieren müssen. muss der schuldige Spieler danach des Feldes verwiesen werden. Der Auswechselspieler betritt ohne Zustimmung des Schiedsrichters Spielfortsetzung mit Anstoß. Wird das Feld; damit ist der Wechsel nicht korrekt erfolgt. Der anschlie- kein Tor erzielt, ist auf Strafstoß ßende Pfiff zur Freigabe des Spiels erfolgt wegen des Feldverweises und Feldverweis zu entscheiden. und nicht wegen des Spielerwechsels. Somit nimmt der Auswechsel- 18. Mit dem Betreten des Spielfeldes spieler unerlaubt am Spiel teil. erfolgt eine Spielbeeinträchtigung Der Auswechselspieler muss daher das Feld verlassen, und seine durch den Trainer. Deshalb ist das Spiel mit einem Schiedsrichter- Mannschaft muss mit einem Spieler weniger das Spiel fortsetzen. Ball dort fortzusetzen, wo sich der Spielfortsetzung mit einem indirekten Freistoß dort, wo sich der Ball Ball bei der Spielunterbrechung bei der Spielunterbrechung befand. befand. Zuvor ist der Trainer aus der Technischen Zone und der P.G. Umgebung des Spielfeldes zu wei- sen. Außerdem muss der schul- dige Spieler des Feldes verwiesen werden.

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Wettbewerb zur Aktion „Faszination Schiedsrichter“ Traumgewinn! Als Gast beim Bundesliga-Schiedsrichter-Lehrgang

Seit einigen Wochen läuft bundesweit ihn auch unter schwieri- die DFB-Aktion „Faszination Schieds- gen Bedingungen Spiel- richter“. Mit Postern, auf denen EM- tag für Spieltag antreibt, Schiedsrichter Herbert Fandel die den Schiedsrichter-Dress vielfältigen Aufgaben eines Unpartei- anzuziehen. Ob per E- ischen symbolisiert, wird in Vereins- Mail, Brief, Gedicht oder heimen um Nachwuchs geworben. Das Video-Botschaft – wichtig ist bitter nötig, denn die Schiedsrich- ist vor allem, dass der ter-Bewegung in Deutschland ist stän- Spaß und die Freude rü- dig in Gefahr abzubröckeln. Zwar sind berkommen. bei uns mit rund 80.000 Schiedsrich- Zu gewinnen gibt es dies: tern in der Relation zu den Mannschaf- ten (176.000) so viele zu finden wie 1. Preis sonst nirgendwo in Europa. Dennoch Teilnahme am kommen sich die Ausbilder vor wie Lehrgang der Sisyphus - die Arbeit beginnt immer Bundesliga-Schieds- wieder von vorn. richter Beispiel Hamburg. Verbands-Schieds- 2. Preis richter-Ausschuss-Vorsitzender Wilfred Begleitung eines Diekert hat festgestellt, dass sich die Schiedsrichter- Zahl der Schiedsrichter zwischen 2001 Coachs bei einem und 2008 um genau 9 (neun!!) erhöht Bundesligaspiel hat. Diese im ersten Moment fast 3. - 10. Preis lächerlich wirkende Bilanz bekommt Sachpreise ihre Brisanz dadurch, dass in dem ge- nannten Zeitraum 2.500(!) Schieds- Der Gruppen-Wettbe- richter ausgebildet wurden. Nur der werb: enorme Fleiß aller Ausbilder des Ham- Hier sind alle Schiedsrich- burger Fußball-Verbandes hat bisher ter-Gruppen aufgerufen, einen Einbruch der Schiedsrichter- ihre Ideen und ihre kon- Zahlen verhindert. kreten Maßnahmen mit- 2.500 Schiedsrichter sind also in Ham- zuteilen, die der Gewin- burg in sieben Jahren abgesprungen. nung und Erhaltung von Der augenzwinkernde Ausspruch „Ein- neuen Schiedsrichtern mal Schiedsrichter – immer Schieds- dienen. Durch die Publi- richter!“, von älteren Kollegen gern kation in der Schiedsrich- verwendet, hat seine Gültigkeit längst ter-Zeitung und die Verbreitung im In- Die Gewinner werden vom DFB-Schieds- verloren. Hier setzt nun die AG „Ge- ternet können davon dann auch an- richter-Ausschuss im Rahmen einer Fei- winnung und Erhaltung“ des DFB- dere Gruppen profitieren. erstunde vorgestellt und geehrt. Schiedsrichter-Ausschusses unter der Zu gewinnen gibt es dies: Lust mitzumachen? Leitung von Wolfgang Mierswa an. Der Ex-Bundesliga-Schiedsrichter: „Welch 1. Preis Alle Beiträge gehen bitte an Wolfgang hochinteressante und spannende Auf- Fahrt der Gruppe zu einem Bun- Mierswa. desligaspiel gabe das Leiten von Spielen ist, kön- E-Mail: Wolfgang.Mierswa (begrenzte Teilnehmerzahl) nen eigentlich nur die wirklich vermit- @t-online.de teln, die sie ausüben.“ 2. Preis Brief: 31311 Hänigsen/Uetze, Ein Bundesliga-Schiedsrichter Deshalb hat seine AG, angehängt an Görlitzer Straße 27 die genannte Plakataktion des DFB, ei- kommt zum Lehrabend in die Fax: 05147/92028 nen doppelten Wettbewerb ins Leben Gruppe gerufen. 3. Preis Einsendeschluss ist der 15. Mai 2008! Ein Mitglied des Schiedsrichter- Der Einzel-Wettbewerb: Ausschusses oder -Lehrstabs Hier kann jeder Schiedsrichter seine kommt zum Referat persönliche Motivation mitteilen, die

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Mit dem Spielen des Balles kann nicht alles gerechtfertigt und als regelgerecht bezeichnet werden. Es muss ge- prüft werden, ob hier Fahrlässigkeit, Rücksichtslosigkeit oder übermäßiger Härte vorliegen und dann gegebenen- falls entsprechend eingeschritten werden. Verbotenes Tackling von hinten!

Günther Thielking Immer ein Thema: Der Platz- verweis als letzte Konsequenz

Rund 50 Jahre ist es her, da sorgte ein Feldverweis gegen den Verteidiger Die Karte sollte niemals in eine Spieler- Erich Juskowiak für enormes Aufse- gruppe gezeigt werden; es kann leicht hen. Schiedsrichter Zsolt aus Ungarn zu Verwechslungen kommen. stellte ihn bei der WM 1958 im Halbfi- nalspiel gegen Schweden vom Platz – der erste Feldverweis für einen deut- schen Nationalspieler nach dem Krieg. Juskowiak war von seinem Gegenspie- ler Kurt Hamrin so lange provoziert worden, bis er nachschlug. Deutsch- land verlor, Schweden kam ins Finale. Karten gab es damals noch nicht, sie wurden erst 1970 eingeführt. Zsolts lang ausgestreckter Arm in Richtung Kabine war das sichtbare Zeichen für den Platzverweis. Genauso präsent bei vielen Fans ist si- cherlich die Rote Karte gegen Rudi Völler, die er beim 2:1-Sieg gegen Holland bei der WM 1990 in Italien sah.

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Nicht so sehr wegen seines „Verge- hens“ (wurde nach dem Pfiff von Schiedsrichter Lusteau durch die Nie- derländer in ein Rudel verwickelt), sondern weil sein Gegenspieler Frank Rijkaard, der ebenfalls vom Platz musste, Völler nach den Roten Karten bespuckte. In der jüngeren Vergangenheit wird vielen die Rote Karte gegen Jens Leh- mann im Finale der Champions League zwischen Arsenal London und dem FC Barcelona noch in Erinnerung sein. Der deutsche Torwart flog nach einer „Notbremse“ vom Platz, obwohl eine Entscheidung auf Vorteil und Tor für Barcelona sowie „Gelb“ gegen Jens Lehmann dem Geist der Spielregeln eher entsprochen hätte. Rote Karte - Stress für alle Beteiligten Aber nicht nur bei Weltmeisterschaf- ten, Spielen der Champions League

Nicht nur am Lehrabend Hier liegt Gefährliches Spiel vor, weil der Fuß sich in einer Höhe befindet, Im Februar 2005 brachte der DFB- die dem Spieler mit dem Kopf vorbehalten ist. Indirekter Freistoß! Schiedsrichter-Ausschuss seinen ers- ten Lehrbrief zum Thema „Persönliche Strafen als Mittel der Spielleitung“ her- oder in der Bundesliga gilt der Aus- Entscheidung bewusst sein, selbst schluss eines Spielers als letzte Konse- aus. Inzwischen wurden weitere 17 wenn festzuhalten ist, dass es immer quenz für den Referee. Auch wenn in der jeweilige Spieler ist, der die Ver- Lehrbriefe mit unterschiedlichen The- der Kreisliga ein Spieler massiv gegen antwortung für sein Verhalten trägt men für die Lehrarbeit verfasst. Die die Spielregeln verstößt, wenn er sei- und der die daraus folgenden Konse- dort gegebenen Hinweise und Anleitun- nen Gegner schlägt, ihn tritt oder den quenzen zu tragen hat. Er hat das Foul gen gehören zu den regelmäßig gelese- Schiedsrichter beleidigt, heißt es: Rote begangen, er hat mehr als zumutbar nen und eingesetzten Grundlagen für Karte - Platzverweis. Für den Schieds- gegen die Spielregeln und gegen die die Aus- und Weiterbildung der Unpar- richter sind das Momente, in denen der Grundlagen des Fair Play verstoßen – Blutdruck steigt, die Herzfrequenz er ist dafür zu bestrafen. teiischen im DFB. klettert nach oben und nur der Adre- Für alle Spielklassen Nachdem die Redaktion in der zurück- nalin-Ausstoß sorgt dafür, dass der liegenden Zeit mehrfach gebeten Unparteiische die Stress-Situation, in Das Thema „Der Platzverweis als der er sich in einem solchen Moment wurde, eine Zusammenfassung des je- letzte Konsequenz“ sollte aus diesen befindet, bewältigen kann. Gründen zur Lehrarbeit in allen Spiel- weiligen Lehrbriefs in der nachfolgen- klassen gehören und ist in regelmäßi- den Schiedsrichter-Zeitung zu veröf- Die besondere Erregung der Spieler, Trainer und Zuschauer nach einer sol- gen Abständen bei den Lehrabenden fentlichen, kommen wir diesem Wunsch chen Entscheidung ist nicht nur für und in Lehrgängen neu aufzuarbeiten. jetzt nach. „Der Feldverweis als letzte den Fußballfachmann verständlich, Nur dann ist der Schiedsrichter auf Konsequenz“ lautet der Titel von Lehr- greift ein Feldverweis doch mehr als solche Situationen vorbereitet. Ihm ist brief Nr. 18, der im Februar an die Lan- irgend eine andere Entscheidung in nach eingehender mentaler Vorberei- desverbände ausgegeben wurde. Wir den Ablauf eines Spiels ein. Auch jeder tung das mögliche Verhalten der Spie- ler und Offiziellen bei einem Platzver- greifen dieses eminent wichtige Thema Außenstehende wird feststellen: Der Feldverweis ist für alle Beteiligten in weis bewusst. Er kann distanziert, mit für die Schiedsrichter aller Klassen hier einer solchen Situation wirklich „die der nötigen Selbstkontrolle, und in je- noch einmal auf – als Erinnerung bezie- letzte Konsequenz“. dem Fall regelkonform seine Entschei- hungsweise als Aufforderung, sich dungen treffen. Die reduzierte Mannschaft wird ihr nicht nur am Lehrabend mit dem Platz- taktisches Verhalten, ihren Spielauf- Wichtig im Verlauf der Arbeit an dieser verweis und seinen Umständen zu be- bau und die Arbeit in der Defensive Thematik ist es, dass die Schiedsrich- schäftigen. neu ordnen müssen. Dem Schiedsrich- ter durch eigenständiges Arbeiten die ter muss deshalb die Tragweite seiner Gründe erkennen, die zu einem Feld-

23 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG verweis führen. Außerdem sollen sie Nach jeder Diskussion zur jeweiligen nehmend berechenbarer werden. Nur die Abläufe erfassen und reflektieren, Szene folgt als klare Ansage eine dann können sie ein Ziel erreichen, die danach vom Schiedsrichter beach- kurze Ergebnissicherung des Ausbil- dass immer wieder von den Offiziellen, tet werden müssen (formale Vorga- ders, wobei die Hinweise des DFB darin den Aktiven und auch von der Öffent- ben, Körpersprache, Verhalten bei eingebunden sind. Dies bedeutet für lichkeit gefordert wird – eine weitest- möglicher Rudelbildung, Zusammen- die Teilnehmer, dass sie gerade bei der gehend einheitliche Regelauslegung arbeit mit den Assistenten, weiterer problematischen Situation „Platzver- vor allem bei Entscheidungen von ei- Spielverlauf). weis“ auf einen gemeinsamen Nenner ner so großen Tragweite. kommen und in ihren Maßnahmen zu- Überlegungen, die Entscheidung des Schiedsrichters vom Foul bis zum Zei- gen der Roten Karte als Rollenspiel zu spielen, können zu diesem Thema gehören. Eine grundlegende Sicher- heit in der Körpersprache, in Mimik und Gestik lässt sich mit einer solchen Methode gut einüben. Diese Aktions- form ist bei der Arbeit mit kleineren Gruppen sehr gut geeignet. In einem größeren Plenum wird jedoch die Ar- beit auf der Grundlage einer Analyse von Videoszenen vom Lehrwart bes- ser zu leisten sein. Im Folgenden wird deshalb dieser Weg näher beschrie- ben. Videoszenen aus der Saison-DVD Zu Beginn eines Lehrabends oder Lehrgangs wird der Lehrwart die The- matik „Platzverweis“ zunächst auf- greifen und dabei ein Beispiel aus dem Fußballgeschehen im bezahlten Fuß- ball, aber auch aus dem regionalen Fußballsport ansprechen. Anschlie- ßend erklärt er den Anwesenden den weiteren Ablauf der Veranstaltung, bei der einige Videoszenen aus der DFB- Saison-DVD vom Sommer 2007 zu- nächst von jedem der Teilnehmer zu analysieren sind. Im zweiten Teil der Lerneinheit werden sie dann im Ple- num besprochen. Die Schiedsrichter sollen zu diesen Szenen ihre persönlichen Entschei- dungen notieren. Sie haben diese zu begründen und eventuell Anmerkun- gen zum Verhalten des Schiedsrich- ters oder zum Ablauf des Geschehens zu machen. Der Lehrwart gibt hierzu die entsprechenden Arbeitsblätter aus, die die Lehrwarte mit dem Lehr- brief 18 erhalten haben. Sind sämtliche Videoszenen von den Teilnehmern einzeln bearbeitet, wird jede Szene im Plenum noch einmal vorgespielt und von allen Anwesenden besprochen. Hierbei sollen nacheinan- der zu jeder Szene gemeinsam die nötigen Entscheidungen gefunden werden. Die Schiedsrichter werden dazu auf ihre Notizen zurückgreifen, die sie sich vorher in der Einzelarbeit Jedes Zerren am Trikot des Gegners ist Verbotenes Spiel. Falls damit ein auf dem Arbeitsblatt gemacht haben. aussichtsreicher Angriff unterbunden wird, folgt eine Verwarnung,

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Journalisten als Schiedsrichter „Gelb“ oder „Rot“ – das ist hier die Frage

Knifflig, knifflig. Es hilft nichts, Klaus Löw aus der Schiedsrichter-Abteilung des Deutschen Fußball-Bundes muss noch mal aufs Knöpfchen drücken. Jetzt läuft die Videosequenz ein weite- res Mal an, diesmal in Zeitlupe, und alle in der Runde schauen gebannt auf den großen Monitor: Balleroberung in der eigenen Abwehr, Flankenlauf über links, den eigenen Stürmer vorn in der gegnerischen Hälfte erspäht, ein lan- ger Ball – und dann wird der Angreifer FIFA-Schiedsrichter vor dem Strafraum von seinem Gegen- Herbert Fandel er- spieler umgerissen! Aber auch nach läuterte den Sport- mittlerweile dreimaligem Betrachten journalisten Spiel- der Szene bleibt die Frage: Gelbe Karte – situationen. oder vielleicht doch „Rot“ wegen „Not- „Wir wollen unser Fachwissen keiten der Schiedsrichter hat. Ich finde bremse“? testen und vertiefen“ die Veranstaltung sehr interessant.“ Volker Roth, der Vorsitzende des DFB- „Eine solche Tagung soll gleich zwei Herbert Fandel gibt sich locker und of- Schiedsrichter-Ausschusses, will´s jetzt Zwecke erfüllen: Sie soll einerseits die fen, plaudert gekonnt aus dem Näh- genau wissen: Er fordert das Audito- Kommunikation zwischen Sportjour- kästchen und beantwortet in Ruhe alle rium dazu auf, Tribunal zu halten. Wer nalisten und Schiedsrichtern fördern, Fragen, die auf ihn einprasseln: Wie für „Rot“ ist, der möge bitte die Rote andererseits wollen wir natürlich un- das denn nun mit dem Fingerspitzen- Karte heben – wer für „Gelb“ ist, bitte ser Fachwissen testen und vertiefen“, gefühl bei den Schiedsrichtern sei, ob die Gelbe. Doch die Runde ist sich un- gibt VDS-Präsident Erich Laaser zu die Torhüter im „Sechzehner“ mehr einig: Einige recken den Roten Karton Beginn der Veranstaltung im Her- Spielraum bei vermeintlichen Fouls hätten als die Feldspieler, was er vom nach oben, ebenso viele andere den mann-Neuberger-Haus die Losung Videobeweis halte, warum man das Gelben. Schließlich sorgt Eugen Stri- aus. Da kann Aktiven-Sprecher Her- bert Fandel, für die EURO 2008 nomi- Abseits nicht einfach abschaffen gel, der DFB-Schiedsrichter-Lehrwart, nierter FIFA-Schiedsrichter, Abhilfe könne – oder ob ihm in seiner Lauf- für Aufklärung: Der Angreifer war schaffen: Nicht weniger als 44 Video- bahn Trainer aufgefallen seien, die an noch zu weit weg vom Tor und hatte sequenzen hat er im Gepäck, die er mit der Seitenlinie bewusst Hektik schür- keine eindeutige Torchance, zudem den Journalisten diskutieren wird. Ab- ten. Fandel macht´s sichtlich Spaß: hätte ihn noch ein weiterer Ab- seits, Fouls, Handspiele - dasselbe ak- „Das ist eine hochinteressante Veran- wehrspieler in der Nähe stören kön- tuelle Material, das bei der Halbzeit- staltung, und ich finde es wichtig, dass nen. Richtige Entscheidung daher: Tagung mit den Bundesliga-Schieds- sich die am Fußball beteiligten Grup- Gelbe Karte und nicht „Rot“. richtern in Mainz durchgearbeitet pen gegenseitig austauschen. Das wurde. sehe ich sehr positiv.“ Fußball-Regelkunde einmal anders: Nicht die Schiedsrichter sitzen diesmal Nur: Wer es nicht schon vorher wusste, Langeweile kommt jedenfalls nicht auf. Im Gegenteil: Es wird gut zweiein- auf der Schulbank, sondern Sportjour- der merkt spätestens beim Studium halb Stunden lang angeregt diskutiert, nalisten aus ganz Deutschland, die dieser Szenen, dass es nicht immer und die Zeit vergeht schnell. „Ich fand ihre Kenntnisse auffrischen und oben- einfach ist, Schiedsrichter zu sein. Oft- mals herrscht in der Runde Uneinigkeit es sehr schön, dass auch persönliche drein noch was dazulernen wollen. Anmerkungen gemacht wurden“, bi- Möglich macht dies ein gemeinsames über das regelkonforme Strafmaß. „Die Szenen sind sehr eindrucksvoll. lanziert VDS-Präsident Erich Laaser Angebot des Verbandes Deutscher Man sieht, wie schnell schwierige Ent- am Ende der Veranstaltung. Auch der Sportjournalisten (VDS) und des scheidungen getroffen werden müs- Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter- Ausschusses, Volker Roth, kann dem Schiedsrichter-Ausschusses des DFB, sen“, gibt Frank Hellmann von der Treffen nur Positives abgewinnen: „Ich die zunächst nach Hannover und dann Frankfurter Rundschau in seiner Ein- bin überrascht, wie viel Fachahnung in die Frankfurter DFB-Zentrale einlu- lassung zu bedenken. Thomas Woll- und Wissbegierde unter den Sportjour- den. Mit Erfolg, denn eine ganze Hun- scheid vom Saarländischen Rundfunk nalisten herrscht. Wir machen so was dertschaft an Redakteurinnen und Re- pflichtet ihm bei: „Man muss sich die jederzeit gerne wieder.“ dakteuren nimmt diese Offerte über Zeitlupen eigentlich immer wegden- die beiden Tage dankbar an. ken, damit man weiß, welche Möglich- Michael Morsch

25 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

Günter Angriff auf den Ball nicht mehr erfol- Für den jungen gen. Linn Der Torwart darf den Ball im eigenen Strafraum in folgenden Fällen nicht Schiedsrichter mit der Hand berühren:

Die Bedeutung des 3. Bei Abstößen und Freistößen für a) wenn ein Mitspieler ihm den Ball mit dem Fuß absichtlich zuspielt, Strafraums die verteidigende Mannschaft ist der Ball erst im Spiel, wenn er den b) er den Ball direkt vom Einwurf ei- Muss der Schiedsrichter das Spielge- Strafraum in Richtung Spielfeld nes Mannschaftskameraden erhält. schehen wegen einer regelwidrigen verlassen hat. Spielweise im Strafraum unterbre- Als Ballbesitz gilt auch, wenn der Tor- Zu 1. Die Torhüter dürfen den Ball hüter den Ball absichtlich von der chen, so gelten in diesem Bereich in begrenzt mit den Händen spielen Hand oder dem Arm abprallen lässt, Bezug auf die Spielfortsetzung teil- um ihn dann später mit den Händen weise andere Regelbestimmungen als Der Torhüter darf den Ball nicht länger aufzunehmen und aus der Hand abzu- auf dem übrigen Spielfeld. als sechs Sekunden in den Händen hal- ten. schlagen. Wehrt der Torwart den Ball Kennzeichnung mit einer oder beiden Händen ab, so Der Torhüter ist in Ballbesitz, wenn er gilt dies nicht als Ballkontrolle. Der Strafraum ist an beiden Torlinien wie folgt abzugrenzen. Rechtwinklig a) das Leder in den Händen hält, Muss der Schiedsrichter das Spiel un- zu jeder Torlinie sind im Abstand von b) den Ball in der ausgestreckten of- terbrechen, weil der Torhüter den Ball 16,50 Meter von der Innenkante der fenen Hand hat, regelwidrig mit der Hand/den Händen Torpfosten zwei Linien zu ziehen. gespielt hat, so ist das Spiel mit indi- c) den Ball auf den Boden prellt oder Diese Linien müssen sich 16,50 Meter rektem Freistoß an der Stelle fortzu- ihn in die Luft wirft. in das Spielfeld hinein erstrecken und setzen, wo der Regelverstoß stattfand. durch eine zur Torlinie parallele Linie Hat der Torwart den Ball mit seinen Geschieht dies im Torraum, so erfolgt miteinander verbunden werden. Händen in Besitz gebracht, darf ein die Spielfortsetzung auf der Torraum- Prüfen vor Spielbeginn Der Schiedsrichter ist verpflichtet, das Spielfeld und somit auch die Straf- räume eine angemessene Zeit vor Spielbeginn auf ordnungsgemäße Ab- grenzung zu prüfen. Werden Mängel beim Platzaufbau festgestellt, so hat der Schiedsrichter den Platzverein aufzufordern, die Mängel in einer an- gemessenen Frist zu beseitigen. Wer- den von der Gastmannschaft Mängel am Platzaufbau festgestellt, so müs- sen diese vor Spielbeginn dem Schiedsrichter mitgeteilt werden. Maßnahmen bei Schneefall Sind die Linien des Strafraums infolge Schneefalls nicht mehr oder nur schlecht erkennbar, so sind zusätzlich acht Hilfsflaggen zur Kennzeichnung der Strafräume einen Meter außerhalb der Begrenzungslinien aufzustellen. Stehen keine Hilfsflaggen zur Verfü- gung, so sind auch so genannte „Hüt- chen“ zugelassen. Welche besondere Bedeutung hat der Strafraum? 1. Die Torhüter dürfen den Ball be- grenzt mit den Händen spielen. Das Bein des linken Spielers befindet sich in dem Bereich, der dem Spielen 2. Der direkte Freistoß für die angrei- mit dem Kopf vorbehalten ist. Wird seine Spielweise als mit rücksichtslos fende Mannschaft wird zum Straf- oder übermäßig hart eingeordnet, ist neben dem direkten Freistoß die Per- stoß. sönliche Strafe notwendig. 26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG linie an der Stelle, die dem Ort des Ver- gehens am nächsten liegt. Zu 2. Der direkte Freistoß wird zum Strafstoß Ein Spieler der verteidigenden Mann- schaft verursacht einen Strafstoß, wenn er in seinem Strafraum nach Auffassung des Schiedsrichters fahr- lässig, rücksichtslos oder mit unver- hältnismäßigem Körpereinsatz einen der folgenden sechs Verstöße begeht: ■ einen Gegner tritt oder versucht ihn zu treten, ■ einem Gegner das Bein stellt oder es versucht, ■ einen Gegner anspringt, ■ einen Gegner rempelt, ■ einen Gegner schlägt oder ver- sucht, ihn zu schlagen ■ einen Gegner stößt. Der gegnerischen Mannschaft ist ebenfalls ein Strafstoß zuzusprechen, Diese Armarbeit des linken Spielers ist verboten: direkter Freistoß (Straf- wenn ein Spieler im eigenen Strafraum stoß). einen der folgenden vier Regelwidrig- keiten begeht: Einwirkung fallen, so dass die Schieds- 4. Bei schwierigen Entscheidungen im richter die Situation falsch bewerten Strafraum sollte der Schiedsrichter ■ beim Tackling im Kampf um den und auf Strafstoß entscheiden. vor allem bei Vergehen auf der Ball den Gegner vor dem Ball Seite der Assistenten nach dem Verbesserungsmöglichkeiten berührt, Pfiff und vor der endgültigen Fest- ■ einen Gegner hält, 1. Die Schiedsrichter müssen versu- legung der Spielfortsetzung eine chen, so nah wie möglich am Spiel- schnelle Blickverbindung zu sei- ■ einen Gegner anspuckt, geschehen zu sein. nem Assistenten aufnehmen, um ■ den Ball absichtlich mit der Hand dann erst endgültig zu entschei- 2. Die Spielleiter müssen häufiger spielt (dies gilt nicht für den Tor- den. von der sturen Diagonalen abwei- wart). chen und sich mehr zur Mitte bege- 5. Probleme gibt es auch immer wie- Entscheidend für die Strafstoß-Ent- ben, wenn sich das Spielgeschehen der, wenn es um die Frage des Tat- scheidung ist, dass der Ball im Spiel auf die andere Seite verlagert. ortes geht. War das Vergehen noch war. Durch geschicktes Rückwärtslau- vor oder bereits im Strafraum? fen kann man bei Bedarf die vorhe- War das Vergehen außerhalb des Es wird häufig darüber geklagt, dass rige Position schnell wieder ein- Strafraums, so bleibt der Assistent die Schiedsrichter die genannten re- mit gesenkter Fahne auf Strafraum- gelwidrigen Spielweisen innerhalb und nehmen. Dies hat den Vorteil, dass die Spieler nicht gestört werden höhe stehen. Der Schiedsrichter außerhalb der Strafräume nicht mit darf in solchen Fällen nicht so der gleichen Konsequenz ahnden. In- und der Schiedsrichter die Spiel- handlungen und einen Assistenten schnell auf den Strafstoßpunkt zei- nerhalb der Strafräume fehlt teilweise gen, sondern muss zuerst den der Mut. In vielen Spielen aller Klassen immer im Blickfeld hat. Blickkontakt mit dem betreffenden stellen wir eine nicht mehr zu vertre- 3. Die Schiedsrichter-Assistenten müs- Assistenten aufnehmen. Wurde die tende Großzügigkeit im Strafraum sen aufgrund ihrer Möglichkeiten Regelwidrigkeit im Strafraum be- fest. Es wird gehalten, geklammert, am mehr in die Verantwortung genom- gangen, läuft der Mitarbeiter in Trikot gezogen, ohne dass die Schieds- men werden. Es ist in der Regel 6 Richtung Eckfahne. richter eingreifen. Mit Unterstützung klar festgelegt, dass sie regelwid- der Schiedsrichter-Assistenten gilt es, riges Verhalten anzeigen sollen, Zu 3. Bei Abstößen und Freistößen für die verteidigende Mannschaft ist eine gleichmäßige Regelauslegung auf wenn sich dies außerhalb des Blick- der Ball erst im Spiel, wenn er den dem gesamten Spielfeld zu gewähr- feldes des Schiedsrichters ereignet. leisten. Strafraum in Richtung Spielfeld ver- Auch im Strafraum sind unausleg- lassen hat. Eine weitere Unsitte sind die so ge- bare, zweifelsfreie Regelwidrigkei- nannten „Schwalben“. Immer häufiger ten, die der Schiedsrichter nicht se- Bei Abstößen und Freistößen für die lassen sich Spieler ohne gegnerische hen kann, mit der Fahne anzuzeigen. verteidigende Mannschaft innerhalb

27 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG des eigenen Strafraums darf der Ball erst wieder gespielt werden, wenn er den Strafraum in Richtung Spielfeld verlassen hat. Das heißt, der Ball ist erst nach dem Überqueren der Strafraumlinie im Spiel. Befindet sich der Ball noch im Strafraum, so kann bei Regelwidrigkeiten nur eine Persön- liche Strafe ausgesprochen werden. Der Ab- bzw. Freistoß ist anschließend zu wiederholen. Hier einige Beispiele worauf Schieds- richter und Assistenten besonders achten müssen: ■ Ein Torwart will bei einem Abstoß den Ball seinem seitlich am Strafraum stehenden Mitspieler zuspielen. Der Ball verlässt zwi- schen Torpfosten und Strafraumli- nie das Spielfeld. Der Schiedsrich- ter entscheidet richtigerweise auf erneuten Abstoß, weil der Ball noch nicht im Spiel war. ■ Bei einem Freistoß im Strafraum erwartet ein Abwehrspieler den Ball an der Strafraumgrenze. Da der Ball langsam in Richtung Ver- teidiger rollt, sieht ein Gegenspie- ler die Chance, das Leder zu errei- chen. Er umläuft den Abwehrspie- ler, kommt im Strafraum in Ballbe- sitz und erzielt ein Tor. Die Angrei- fer sind überrascht und erbost, als der Schiedsrichter nicht auf Tor, sondern auf Wiederholung des Freistoßes entscheidet, weil der Ball den Strafraum noch nicht ver- lassen hatte und somit noch nicht im Spiel war. ■ Ein verteidigender Spieler will ei- nen Freistoß schnell ausführen. Der Ball wird dabei so schlecht ge- troffen, dass er nur wenige Meter im Strafraum rollt. Als sich ein An- greifer nähert, läuft der aus- führende Spieler dem Ball nach und hebt ihn mit den Händen auf. Die Gegenspieler und Zuschauer fordern stürmisch einen Strafstoß. Der Schiedsrichter entscheidet richtigerweise auf Wiederholung. Es ist für alle Schiedsrichter wichtig, den Spielhandlungen im Strafraum höchste Aufmerksamkeit zu widmen. Die Präsenz des Spielleiters, das rich- tige Stellungsspiel, die sehr gute Zu- sammenarbeit mit den Assistenten und höchste Konzentration sind die wesentlichen Voraussetzungen für Wenn der Torwart die Hand am Ball hat, darf er nicht mehr angegriffen richtige Entscheidungen in einem sehr werden. Generell ist ein Rempeln von hinten verboten. sensiblen Bereich des Spielfeldes.

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

gen in der „Mauer“ und für Protestie- ren zu verwarnen. „Ihr müsst den Spie- Blick in die Presse lern klar zu verstehen geben, dass Pro- testieren, unabhängig davon, ob es verbal oder mit Gesten geschieht, nicht toleriert wird“, sagte Dallas. sieht, wurden die Schiedsrichter dazu Die UEFA verlangt von den Spielern angehalten, die gute Arbeit weiterzu- nicht nur auf dem Spielfeld ein ange- führen. Die Anweisung war klar: Spie- messenes Verhalten. Künftig wird sich ler, die eine erste Warnung ignorieren, ein Schiedsrichter-Assistent, der allge- Die Spieler schützen sind mit einer Karte zu bestrafen, und mein mehr Verantwortung überneh- gegebenenfalls ist auch ein Freistoß UEFA-Schiedsrichter-Kurse men soll, nach dem Pausen- und dem oder ein Strafstoß zu verhängen. in Zypern Schlusspfiff direkt zum Spielertunnel Ein ähnlich hartes Durchgreifen wird begeben, um etwaige Konfrontationen „Meine Herren, wir haben die Aufgabe, zwischen Spielern auf dem Weg in die die Spieler zu schützen.“ Diese Worte im Zusammenhang mit dem vermehr- Umkleidekabine zu verhindern. des UEFA-Schiedsrichter-Ausbilders ten Auftreten von Rudelbildung gefor- Hugh Dallas greifen das vorherr- dert. Schiedsrichter sollten ohne Zö- Die Schiedsrichter wurden vor der schende Thema des traditionellen gern Gelbe Karten verteilen – insbe- Wiederaufnahme der Spiele der UEFA Treffens der führenden europäischen sondere an Spieler, die über das ganze Champions League und des UEFA-Po- Schiedsrichter in Zypern vom 4. bis 8. Spielfeld laufen, um sich daran zu be- kals zwar an ihre Verantwortung erin- Februar auf. teiligen – und sogar Rote Karten, falls nert, erhielten aber auch die Gelegen- aggressiver Körperkontakt im Spiel ist. heit, ihre Meinung kund zu tun. Der Die UEFA-Schiedsrichter-Kommission „Wir erwarten, dass der Schiedsrichter Technische Direktor der UEFA, Andy teilte den anwesenden Spielleitern un- schnell an Ort und Stelle ist, um eine Roxburgh, dessen Division Fußball-Ent- missverständlich mit, dass sie dafür Rudelbildung zu verhindern“, fügte wicklung letztes Jahr die Schiedsrich- zuständig sind, die Spieler vor unfai- Cornu hinzu. ter-Abteilung übernommen hat, leitete rem Verhalten zu schützen und das die Eröffnungsveranstaltung in Limas- Image des Fußballs zu wahren, indem Respekt bewahren sol, bei der die Ablehnung der „Video- sie insbesondere gegen gefährliche Bezüglich des Respekts erteilte die Schiedsrichter“ und der TV-Monitore Tacklings und Rudelbildung hart Schiedsrichter-Kommission die Anwei- in der Technischen Zone sehr deutlich durchgreifen. Die zentrale Bedeutung sung, Spieler für unsportliches Betra- zum Ausdruck kam. des Respekts wurde ebenfalls hervor- gehoben, und die Schiedsrichter wur- den angewiesen, Verhalten zu ahnden, das ihre Autorität untergräbt. Limassol war Ort dieses Treffens von 88 europäischen Spitzen-Schiedsrich- tern, das in Zusammenarbeit mit dem Zyprischen Fußballverband organi- siert wurde. Die Erfahrenen unter ih- nen nahmen am 16. UEFA-Fortge- schrittenenkurs für Elite- und Spitzen- Schiedsrichter teil, die jüngeren Refe- rees am 17. Einführungskurs für inter- nationale Schiedsrichter. Die Botschaft war für beide Gruppen gleich und begann mit der Anweisung, gegen Tacklings, bei denen ein Spieler übermäßige Härte einsetzt und die Sicherheit seines Gegners gefährdet, hart durchzugreifen. „Wenn ein Spie- ler eine Verletzung seines Gegners in Kauf nimmt, ist gemäß Spielregeln die Rote Karte die einzig mögliche Sank- tion“, sagte Yvan Cornu, Leiter der UEFA-Abteilung Schiedsrichter-Wesen. Stoßen und Rudelbildung Auch das Problem des Stoßens und Haltens im Strafraum wurde unter die Falls hier kein Tor fällt, wird, weil der rechte Spieler vom Fuß des Gegen- Lupe genommen. Obwohl man bei der spielers getroffen wurde, das Gefährliche Spiel zum Foulspiel mit einem UEFA in diesem Punkt Fortschritte Strafstoß als Folge.

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„Wir müssen sicherstellen, dass wir in gen. „Das Maß ist voll. Die Situation ist bal und körperlich ganz anders, viel der UEFA Champions League, im UEFA- dramatisch. Die Referees erhalten wilder zur Sache. Offen und versteckt. Pokal und bei der EURO keine TV-Moni- Morddrohungen per Brief und SMS. Und damals wurden Rote Karten viel tore neben der Bank haben“, meinte Wir und unsere Familien sind bedroht. später gezückt als heute. Deshalb Roxburgh und unterstützte so die Mei- Wir wollen es laut sagen, bevor es zu halte ich auch diese „Artenschutz“- nung der Schiedsrichter. Die viel disku- spät ist“, sagte Cesare Gussoni. Diskussion für völlig überzogen. Auch tierte Torlinien-Technologie hingegen wenn es legitim ist von einigen Klubs, Der AIA-Präsident forderte ein Ende erhielt volle Unterstützung seitens der das in der Öffentlichkeit anzuspre- der TV-Sendungen, in denen das Ver- Unparteiischen. chen. halten der Unparteiischen Minute für Minute unter die Lupe genommen kicker: Was wurde sich denn früher Sportmagazin wird: „Die Schiedsrichter beanspru- an den Kopf geworfen? chen das Recht, wie Spieler und Trai- kicker Völler: Es geht doch überhaupt nicht ner Fehler zu machen.“ darum, was gesagt wurde. Im Gegen- Mehr Schutz Gussoni berichtete, dass ein verse- teil! Es geht darum, dass mit dem hentlich mit einem Schiedsrichter ver- Schlusspfiff alles vergessen war, was für die Spielmacher wechselter Bankdirektor von Ultras vorher auf dem Platz passierte. Da entführt und geschlagen worden sei. wurde nicht nachgekartet, sich be- Natürlich, ein gewisses Maß an gesun- Erst nachdem die Rowdys ihren „Feh- schwert, da gab es keine beleidigten der Härte gehört zum Fußball. Und man ler“ eingesehen hatten, ließen sie den Leberwürste. kann niemandem vorwerfen, einen geg- Mann frei. Der sechsmalige Welt- nerischen Spielmacher mit gehörigem kicker: Mario Gomez bekam wegen Schiedsrichter Pierluigi Collina, der Einsatz aus dem Spiel zu nehmen, zu- seines Ausfalls gegenüber Maik Franz heute Koordinator ist, steht seit drei mindest solange er nicht das nötige Maß eine Geldstrafe aufgebrummt. Ist das Monaten wegen wiederholten Mord- an Fairness sprengt. Doch nach dem in Ordnung? drohungen unter Polizeischutz. Revanche-Foul von Diego, der völlig zu Völler: Mario hat sich entschuldigt, das Recht mit „Rot“ vom Platz gestellt In der ersten italienischen Liga pfeifen war okay. Mit der Strafe kann er leben, wurde, sollte man mal wieder ernsthaft derzeit einige relativ unerfahrene denke ich. Ansonsten gilt, was ich in diskutieren, ob diese „Künstler am Ball“ Schiedsrichter die Begegnungen, da der vorherigen Antwort gesagt habe. wie Diego, Ribery, Kaka oder wer auch viele Unparteiische im Zuge des Mani- immer, nicht effektiver von den Schieds- pulations-Skandals von 2006 gesperrt kicker: Ihnen sind die Kernigen lieber richtern geschützt werden müssen. 90 worden waren. als die Weinerlichen? Minuten ständig Opfer von Attacken zu Micaela Taroni Völler: Absolut, keine Frage! sein, die ausschließlich das Ziel bergen, mit allen erdenklichen Mitteln Schaden kicker: Wird heute in der Bundesliga zu verhindern, kann auch den beson- brutaler gespielt als früher? nensten Menschen aus der Balance wer- Sportmagazin Völler: Auf keinen Fall! Es wird bei- fen. Ich habe Diego oft genug bewun- kicker spielsweise viel fairer gespielt als in dert, wenn er als einer der meistgefoul- der Premier League. Nehmen wir nur ten Spieler in der Bundesliga und Cham- das Beispiel Eduardo. Von solchen pions League bestrebt war, lieber den Fouls bleiben wir Gott sei Dank ver- Ball zu behaupten, als sich fallen zu las- Vorbildfunktion schont. Bei uns wird viel früher, viel sen und auf einen Strafstoß zu spekulie- ist gefragt konsequenter gepfiffen. Womit ich ein ren. Um solche Spielmacher zu schüt- Problem habe, das ist das theatrali- zen, sollten nicht nur gröbere Unsport- Er musste als Stürmer einiges ein- sche Fallen inklusive dreifacher Roller. lichkeiten mit „Gelb“ bestraft werden, stecken während seiner aktiven Zeit. Aber da müssen wir ehrlich sein: Jeder sondern bereits eine bestimmte Summe Er wurde getreten, er wurde bespuckt. Klub hat seinen Jarolim. Ich hoffe, an normalen Fouls eine Karte nach sich Revanchiert hat er sich meist mit To- dass da bald ein Selbstreinigungspro- ziehen. ren. Rudi Völler spricht über die aktu- zess einsetzt und diese Art von Fall- elle Situation in der Bundesliga, über Rainer Holzschuh sucht irgendwann von Deutschlands Provokateure und Schauspieler. Fußballplätzen verbannt wird. Weil kicker: Herr Völler, droht dem deut- sich diese Unart schon bis zu den schen Fußball nach den letzten Ein- Jüngsten fortgepflanzt hat. Da ist Vor- drücken der Verfall der guten Sitten? bildfunktion wirklich gefragt. Darüber sollte man sich mehr aufregen als über Rudi Völler: Was man so hört und liest, ein böses Wort. Italiens Schiedsrichter- könnte man dies denken. Aber das ist Verband schlägt Alarm sicherlich nicht der Fall. Frank Lussem kicker: Geht es heute hinter dem Der Präsident des italienischen Fuß- Rücken des Schiedsrichters rauer zu ball-Schiedsrichter-Verbands AIA hat als zu Ihrer aktiven Zeit? wegen der steigenden Anzahl von Ein- schüchterungsaktionen und Drohun- Völler: Ganz sicher nicht. In den achtzi- gen gegen Referees Alarm geschla- ger und neunziger Jahren ging es ver-

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG Aus den Verbänden

1. Amateurliga und ab 1969 Spiele der dama- heißt, dass sie zum Beispiel diffizile Aktionen Rheinland ligen Regionalliga. 1971/1972 war Andres als mal aus der Wahrnehmung des Schiedsrich- Schiedsrichter-Assistent in der Bundesliga ters betrachten sollten und dementspre- im Gespann von Wolfgang Dittmer (Mutter- chend den Schwierigkeitsgrad bei der Ent- Ehrung für Herbert Fandel stadt) und Heinz Quindeau (Ludwigshafen) scheidungsfindung versuchen darzustellen.“ tätig. Noch heute ist der Jubilar als Schieds- Der Fußballverband Rheinland ehrte Herbert richter bei Jugendspielen tätig und leitete in Und die Resonanz war in der Tat groß. Zu Fandel für seine Leistungen als Schiedsrich- den fast 50 Schiedsrichter-Jahren weit über Gast waren Chefredakteure und Sportrepor- ter im Jahr 2007. Die Laudatio hielt Günter 3.000 Spiele. ter des Norddeutschen Rundfunks, der Deut- Linn, Schiedsrichter-Obmann im Fußball-Re- schen Presseagentur (dpa), der Ostsee-Zei- gionalverband Südwest. Linn ging auf die Noch weitaus beachtlicher ist die Arbeit von tung und der Norddeutschen Neuesten Stationen in der Karriere von Fandel ein, den Gerhard Andres als Funktionär im Südwest- Nachrichten die auf keinen Fall enttäuscht Sprung auf die DFB-Liste 1989, den Aufstieg deutschen Fußballverband. Von 1964 bis worden sind. „Meine Erwartungen sind abso- in die Zweite Liga 1993 und auf das erste 1969 war Andres als stellvertretender Kreis- lut erfüllt. Mir wurde ein ganz neuer Einblick Bundesliga-Spiel am 21. Oktober 1995 zwi- Schiedsrichter-Obmann tätig, ehe er von ins Schiedsrichter-Wesen ermöglicht und ich schen dem Hamburger SV und Borussia 1969 bis 1980 und von 1984 bis 2000 27 kann nun eher nachvollziehen, wenn die Dortmund. Nach einem Video-Einspieler mit Jahre seinen Schiedsrichtern als Obmann Schiedsrichter so in der Kritik stehen“, sagte Szenen von Herbert Fandel im Einsatz als vorstand. Im Fußballkreis Speyer wirkte Karsten Lehmann von dpa. Nicht anders sah Schiedsrichter ließ Verbandspräsident Wal- Andres als stellvertretender Kreisvorsitzen- es der Sportchef des Norddeutschen Rund- ter Desch weitere Gäste zu Wort kommen. der vom 1980 bis 1984 und als Vorsitzender funks in Mecklenburg-Vorpommern, Clemens So sprach Weltenbummler Rudi Gutendorf des Kreisgerichts von 2000 bis 2004. Von Paulsen. „Wenn ich eines mitnehme, ist es vom „guten Ruf der deutschen Schiedsrich- 1979 bis 1998 beobachtete Andres Spiele das, dass auch wir Journalisten den Mut ha- ter im Ausland“. Verbands-Schiedsrichter- von der Verbandsliga bis zur Oberliga Süd- ben müssen, einen Fehler zuzugeben und Obmann Erich Schneider blickte in die Zu- west. Für diese Verdienste wurde er mit mit den Fehlentscheidungen der Schieds- kunft in der Hoffnung, dass die „jungen ehr- zahlreichen Ehrungen des Südwestdeut- richter etwas lockerer umgehen sollten.“ geizigen Schiedsrichter von heute vielleicht schen Fußballverbandes bedacht. Für den Landesfußballverband Mecklenburg- mal an die rosigen Zeiten der vergangenen Vorpommern und die Pressevertreter eine Frank Roß Jahre anknüpfen können“. wertvolle Veranstaltung die nun jährlich ein- mal stattfinden wird. Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Herbert Fandel den „vielen Menschen, die Bastian Dankert mich in jungen Jahren vorangebracht ha- Mecklenburg-Vorpommern ben“. Er erzählte davon, dass für den Schiedsrichter ein Spiel mit dem Schlusspfiff noch lange nicht beendet sei. „Szenen, die Baden im Stadion niemanden interessiert haben, Sportreporter werden im Fernsehen in so vielen Zeitlupen drückten die Schulbank gezeigt, bis man dem Schiedsrichter mögli- cherweise einen Fehler nachgewiesen hat. Journalismus einmal anders. Nicht die Stu- Pforzheimer Schiedsrichter Als junger Schiedsrichter habe ich eine Wo- denten, sondern die Fußballpublizisten aus erfolgreich che lang gebraucht, so etwas zu verdauen. Mecklenburg-Vorpommern haben am 12. Fe- Heute kann ich darüber lachen.“ Dennoch bruar die Bänke des sportwissenschaftli- Ausgeglichen wie selten zuvor verlief das sei der 44-Jährige persönlich froh, dass chen Instituts in Rostock gedrückt. In locke- 27. Schiedsrichter-Hallenturnier des Badi- seine Karriere so ganz langsam zu Ende rer Atmosphäre bildeten der Pressespre- schen Fußballverbandes in der Eichtershei- gehe. Die Kraft, die er für seine Aufgabe ge- cher des Landesfußballverbandes Bastian mer Sonnenberghalle. Die Referees aus braucht habe, habe ihm all die Jahre seine Dankert und sein Schiedsrichter-Kollege En- Pforzheim konnten hierbei ihren Vorjahres- Familie gegeben. rico Barsch in einem zweistündigen Seminar titel erfolgreich verteidigen, was allerdings die Teilnehmer regeltechnisch fort und zeig- erst in der allerletzten Begegnung perfekt David Bittner ten den Redakteuren in verschiedenen Vi- gemacht werden konnte. Nicht weniger als deosequenzen wie schwierig es für den fünf Mannschaften hatten fast bis zum letz- Schiedsrichter sein kann, die richtigen Ent- ten Durchlauf noch die Möglichkeit, das Tur- Südwest scheidungen zu treffen. nier zu gewinnen. Die Pforzheimer gewan- nen allerdings zum Abschluss gegen Sins- Bastian Dankert, der selbst Spiele in der Her- heim (2:0) und sicherten sich den ersten ren-Oberliga und Junioren-Bundesliga leitet, Langjähriger Obmann Platz punktgleich vor Mannheim (jeweils 16 ging es in erster Linie darum, den Medien- Zähler), Karlsruhe (15), Mosbach (14) sowie wurde 70 Jahre vertretern eine Plattform zu bieten, um Bruchsal (elf) und Sinsheim (zehn). fachspezifische Fragen zu stellen und ihre Der langjährige Kreis-Schiedsrichter-Obmann bisherigen Kenntnisse auf interessante Art Seit der Jahrtausendwende dominierten in der Schiedsrichter-Vereinigung Speyer, Ger- und Weise an praxisnahen Spielszenen zu den letzten neun Veranstaltungen ohnehin hard Andres (Weingarten), feierte kürzlich verbessern. Sinsheim mit fünf und Pforzheim mit vier Ti- seinen 70. Geburtstag. telgewinnen. Im nächsten Jahr fungieren die „Es ist sehr schön, dass so viele Medienver- Goldstädter als turnusmäßiger Ausrichter, Schon früh trat der Jubilar seinem Heimat- treter den Weg zu uns gefunden haben“, so dass der dritte Erfolg in Folge möglich ist, verein, dem SV Weingarten, bei und war von freute sich Dankert. „Mir ist es vor allem was bislang lediglich Bruchsal in den Jahren 1956 bis 1960 als Schriftführer und Jugend- wichtig, die Journalisten in ihren Aussagen 1993, 1994, 1995 und 1996 mit sogar vier Tri- leiter im Verein tätig. 1959 legte er die gegenüber Schiedsrichter-Entscheidungen umphen hintereinander gelang. Schiedsrichter-Prüfung ab. Als aktiver zu sensibilisieren, da gerade sie es sind, die Schiedsrichter leitete er ab 1963 Spiele der die öffentliche Meinung enorm prägen. Das Siegfried Müller

31 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG

Sachsen

Jens Klemm „Schiedsrichter des Jahres 2007“ Jens Klemm aus Gröditz ist Sachsens „Schiedsrichter des Jahres 2007“. Der Schiedsrichter-Ausschuss des Sächsischen Fußball-Verbandes vergab diesen Titel erst- mals und nahm die Ehrung Anfang Januar im Rahmen der Halbzeit-Tagung an der Sportschule Egidius Braun in Leipzig vor. Der Vorsitzende Harald Sather begründete die Wahl damit: „Jens ist nach Christian Schößling (2. Bundesliga) und Thomas Ger- ber (Regionalliga) unsere große Hoffnung, als nächster sächsischer Unparteiischer den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Nach seinen Aufstiegen in die Amateur-Oberliga sowie A-Junioren-Bundesliga hat er seine Klassenzugehörigkeit bereits in der Hin- runde mit hervorragenden Leistungen be- stätigt.“ Der jährlich stattfindende zweitägige Lehr- gang für die Verbands-Referees diente ne- ben dem Saison-Rückblick vor allem der Wei- terbildung und intensiven Vorbereitung auf die anstehenden Aufgaben in der zweiten Halbserie. Der sportlich-praktische Teil stand diesmal im Mittelpunkt der Tagung, wobei speziell konstruierte Abseits-Situationen zu bewälti- gen waren. „Dieser Test sollte nicht dazu die- nen, unseren Schiedsrichtern die Schwächen aufzuzeigen, sondern deren Bewusstsein für Abseits-Entscheidungen weiter zu schärfen. Die Anforderungen an die Assistenten sind aufgrund der zunehmenden Schnelligkeit im Fußball in den letzten Jahren enorm gestie- Der Ball wird in dem Bereich gespielt, der dem Kopf vorbehalten ist. Ge- gen“, weiß Harald Sather, dessen Abseits- Entscheidungen in der Bundesliga per Ka- fährliches Spiel – indirekter Freistoß. mera kontrolliert werden. prävention zu sammeln, Wege zur prakti- finden, angemessen, zeitnah und verbindlich Der Lehrgang wurde bereichert durch ein schen Umsetzung in der Ausbildung und auf zu reagieren. Hier liegt ein Hauptschwer- Referat von Christian Schößling, der insbe- dem Fußballplatz zu erarbeiten sowie wei- punkt der gemeinsamen Arbeit in der Aus- sondere die jungen aufstrebenden Aktiven tere Angebote für Präventions-Maßnahmen und Weiterbildung neuer und junger eingehend über die Anforderungen an einen zu vermitteln. Spitzen-Schiedsrichter informierte. Schiedsrichter. Denn besonders für viele Nachdem diese Lehrgangsform bereits junge Schiedsrichter ist die Konfrontation Martin Wadewitz äußerst erfolgreich für die Arbeitsgruppe mit Gewalt auf dem Fußballplatz eine erste Fairplay und für Spielbeobachter durchge- Erfahrung, mit der sie noch nicht umzuge- führt wurde, folgten darauf die Trainer, wor- hen wissen. Berlin aus sich die Idee entwickelte, dass auch Schiedsrichter und insbesondere diejenigen, Eine Spielbeobachtung in Stendal prägte die an der Aus- und Fortbildung beteiligt den praktischen Teil des Lehrgangs. Hier er- Schiedsrichter-Ausbilder sind, bei solch einem Lehrgang einige wich- gab sich, dass man insbesondere direkt beim bereiten sich auf tige Informationen und Erfahrungen mitneh- Spiel auf vielerlei Gewaltursachen direkt ein- men könnten. gehen kann und sich zahlreiche Deeskalati- Gewaltprävention vor onsmöglichkeiten bieten. So sollte der Kon- Der dreitägige Lehrgang bot eine gute Mi- takt zwischen allen Beteiligten wie zum Bei- Nach einer Vermittlung durch den Landes- schung aus Theorie und Praxis, wobei die in- spiel auch Trainern und Schiedsrichtern be- sportbund (LSB) war es auf Initiative der tensive Selbsterarbeitung der Themen zu reits vor dem Spiel intensiviert werden und Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) für sehr guten Ergebnissen führte. dreizehn Schiedsrichter-Ausbilder des Berli- so für eine von vornherein friedliche Atmo- ner-Fußball-Verbands möglich, an einem Hauptschwerpunkt war die Vermittlung des sphäre gesorgt werden. Hier müssen sich Lehrgang zum Thema Gewaltprävention in Themas Gewalt, was zunächst zu der Ein- alle Beteiligten die Frage stellen, was sie lei- der Schiedsrichter-Ausbildung teilzuneh- sicht führte, dass alle Beteiligten heutzutage sten können, um das Spiel von Anfang an in men. Dazu lud die VBG in ihr Tagungs- für den Begriff der Gewalt wieder sensibili- faire Bahnen zu lenken und so Gewalt konse- zentrum nach Storkau (Elbe) in Sachsen-An- siert werden müssen. Nur so kann es erfolg- quent entgegen zu wirken. halt ein. Ziele des Lehrgangs waren, Ideen reich gelingen, die Ursachen der Gewalt zu zur Entwicklung von Modellen zur Gewalt- erkennen und dann auch Möglichkeiten zu Robert E. Wessel/Kaj Schumann

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wärter-Lehrgang anmelden? Gibt es spezi- elle Lehrgänge für Schiedsrichter? Wie lange dauert es, bis man Bundesliga- Schiedsrichter wird?“, waren nur einige der Fragen, die die mehr als 1.500 Besucher an die Unparteiischen richteten. Parallel zum Informationsstand organisierte der Schiedsrichter-Ausschuss ein Messequiz zum Thema „Leichte Fragen – schwere Preise“. Auf dem Fragebogen mussten die jungen und älteren Besucher Lösungen zum Aufbau des NFV und zur Tätigkeit der Un- parteiischen erraten. Günther Thielking

Goldene Verdienstnadel für Hermann Schnettberg Mit Hermann Schnettberg vom VfL Rüten- brock wurde in Meppen eine herausragende Persönlichkeit des emsländischen Fußballs Ein klarer Fall für „Gelb“, wenn eine klare Torchance zunichte gemacht geehrt. Für über 50-jährige Schiedsrichter- wurde, folgt neben dem direkten Freistoß (Strafstoß) „Rot“. Tätigkeit überreichte ihm Kreis-Schiedsrich- ter-Obmann Heinz-Gerd Evers die Goldene Verdienstnadel des Niedersächsischen Fuß- ballverbandes. che, um die Persönlichkeiten der jungen Mittelrhein Schiedsrichter genauer kennen zu lernen, 1957 bestand der damals 24 Jahre alte Her- sich ein Bild von den rhetorischen und sozia- mann Schnettberg die Schiedsrichter-Prü- len Fähigkeiten der Teilnehmer zu machen fung. Bereits nach drei Jahren trat er 1960 Perspektivkader-Förderung und sie in Einzelgesprächen individuell zu als Schiedsrichter-Ansetzer dem Kreis- coachen. Schiedsrichter-Ausschuss Meppen (heute Ems- Förderung der Schiedsrichter-Talente wird land) bei. Diese Funktion übte er über im Fußball-Verband Mittelrhein groß ge- Auch wenn – oder vielleicht gerade weil – dreißig Jahre aus. 1994 trat er dann in die schrieben. Eine der FVM-Leistungsgruppen Schiedsrichter auf dem Platz eher Einzel- Fußstapfen des damaligen Kreis-Schieds- ist der so genannte Perspektivkader. „Die kämpfer sind, fanden die Seminarteilnehmer richter-Obmanns Heinrich Holtmann. Dieses bis zu 16 Schiedsrichter, die dieser Gruppe schnell als Gruppe zusammen: Nicht selten Amt hatte Schnettenberg bis 2000 inne. angehören, sind nicht älter als 25 Jahre und sah man die gesammelte Runde „nach Feier- Nach 40 Jahren aktiver Mitarbeit in diesem aufgrund ihrer besonderen Leistungen, ih- abend“ noch beim Austausch über Spiellei- Gremium ist Schnettberg heute Ehrenmit- rer Persönlichkeit und ihres Sozialverhal- tungen oder Beobachtungen zusammensit- glied des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses. tens qualifiziert für einen Einsatz in höheren zen. Auch auf dem Platz hat der Rütenbrocker Spielklassen“, erklärt Markus Müller, der im Adrian Hotz/Ellen Bertke eine beeindruckende Karriere gemacht. Er Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (VSA) leitete Spiele bis zur Amateur-Oberliga. Zu des FVM für die Ausbildung verantwortlich Schnettbergs aktiver Zeit war dies die dritt- ist. Wer diese Anforderungen erfüllt, erhält höchste deutsche Spielklasse. im Gegenzug neben einer intensiven Metho- denschulung auch Schulungen in den Berei- Niedersachsen Nach seiner aktiven Laufbahn war Schnett- chen Führungsverhalten und Persönlich- berg in der Beobachtung und Förderung des keits-Entwicklung, zudem weitere Förder- Nachwuchses engagiert. maßnahmen wie spezielle Beobachtungen. Wilfried Roggendorf Coachings, Stützpunkt-Schulungen in der Schiedsrichter bei der Sportschule Hennef und Seminarwochen be- Hannover-Messe ziehungsweise Trainingslager. Futsal und Fußball bestimmten die Szene in „Durch eine Ochsentour Für die 13 Mitglieder des aktuellen Perspektiv- Halle 25 bei der Messe „Auto – Boot – Frei- muss jeder durch!“ kaders begann das Jahr 2008 mit einer sol- zeit“ in Hannover. An neun Tagen spielten chen Seminarwoche im bayrischen Ramsau. 34 Mannschaften von der C- und B-Jugend „Durch eine Ochsentour muss jeder durch, Den thematischen Schwerpunkt der Fortbil- bis zu den Auswahlmannschaften der Uni- bis er als Bundesliga-Schiedsrichter aner- dung legten die Verantwortlichen um Mar- versitäten von Hannover, Bremen und kannt wird.“ Das hob vom kus Müller auf die „Spielleitung mit rationa- Braunschweig um Pokale und Sachpreise. ATSV Sebaldsbrück (Bremen) im Verlauf sei- ler und emotionaler Intelligenz“. „Nur wenn Der Niedersächsische Fußball-Verband nes Vortrags beim Lehrabend der Fußball- es gelingt, emotionale und rationale Intelli- (NFV) richtete diese Futsal-Meisterschaften Schiedsrichter des Landkreises Harburg genz in einem ausgewogenen Verhältnis ein- aus und war überrascht von der großen Re- hervor. zusetzen, können sie gute Entscheidungen sonanz bei den Teams und den Besuchern. auf dem Platz treffen.“ Gagelmann, der von der großen Resonanz Nicht selten waren an den Messetagen bis zu der Schiedsrichter sowie den zahlreichen Bei der Erarbeitung des Inhalts legten die 300 Zuschauer von den technischen Kabi- weiblichen Unparteiischen auf deren Lehr- Verantwortlichen großen Wert auf Gruppen- nettstückchen der Fußballer begeistert. Am abend überrascht war, skizzierte seinen arbeit, um den Lerneffekt, aber auch das Messestand informierten in der Zeit die sportlichen Weg. Der Fußballsport hatte ihn „Wir“-Gefühl in der Gruppe zu stärken. Ne- Schiedsrichter die Besucher. Eine Vielzahl bereits mit seinem fünften Lebensjahr, als ben der Vermittlung von theoretischen In- von Anfragen mussten die NFV-Referees be- Schüler und speziell nach der Fußball-Welt- halten nutzten die Verantwortlichen die Wo- antworten. „Wo muss ich mich für einen An- meisterschaft 1974 „infiziert“. 1985 machte

33 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG der jetzt 39-Jährige den Schiedsrichter- chen und kameradschaftlichen Verhältnis schein. Mit berechtigtem Stolz führte Gagel- geführt“, sagt SFV-Schiedsrichter-Obmann mann aus, dass er wegen guter Leistungen Heribert Ohlmann. Bayern in den Nachwuchskader des Bremer Fußball- Die Vereinbarung mit der Ligue Lorraine verbandes gekommen war und somit die wurde bei einem gemeinsamen Treffen des ersten Gehversuche auf höherer Ebene be- Schiedsrichter sammeln Vorstandes des SFV, des Schiedsrichter- standen hatte. Schon mit 21 Jahren schaffte bei sozialem Wochenende Ausschusses des SFV und der Delegation er den Aufstieg in die Verbandsliga. Nach des Lothringer Verbandes getroffen. Im ge- Kürzlich haben sich die Schiedsrichter der der Nominierung für die Oberliga im Jahre meinsamen Gespräch, in dem VSO Heribert Gruppe Westschwaben im Bayerischen Fuß- 1993 ging es Schlag auf Schlag. 1994 kam Ohlmann auch die langjährigen Erfahrungen ball-Verband wieder entschlossen, wie in Gagelmann auf die Schiedsrichter-Liste des mit dem Luxemburg-Austausch darlegen den vergangenen Jahren an einem Wochen- Deutschen Fußball-Bundes. Vier Jahre spä- konnte, kamen sich beide Seiten schnell ende ihre Schiedsrichter-Spesen einem so- ter erfolgte der Aufstieg in die 2. und 2000 näher. zialen Zweck zur Verfügung zu stellen. Lei- der Aufstieg in die Bundesliga. der fielen an den beiden geplanten Wochen- So wurde eine Vereinbarung zum Austausch „Es ist schon ein Traum, dass ich jetzt ganz enden fast alle Spiele der schlechten Witte- auf der Ebene der Verbands- und Landesliga rung zum Opfer. Trotzdem haben zahlreiche oben gelandet bin.“ Die Augen von Gagel- auf saarländischer Seite und den entspre- mann strahlten, als er berichtete, dass er be- Schiedsrichter ihren Beitrag zu dieser Ak- chenden Ligen in der Ligue Lorraine getrof- tion bereits geleistet. reits mit mehr als 90 Begegnungen in der fen, die ab dem Startschuss zur kommenden Bundesliga beauftragt worden ist. „Die Saison 2008/2009 umgesetzt werden soll. Der Rektor der Schule für geistig behinderte vollen Stadien und die tolle Atmosphäre be- Schiedsrichter aus Frankreich werden nun Kinder vom Ringeisenwerk Ursberg, Konrad geistern mich jedes Mal wieder neu“. pro Saison je vier Spiele der Verbands- und Bestle, gab den Tipp, wofür die Schiedsrich- Eine unvergessene Zeit verbrachte Gagel- vier Spiele der Landesliga leiten, die saarlän- ter-Gruppe die Spende einsetzen könnte. Er mann im Jahre 2003 in Korea. Nur ein Jahr dischen Referees im Umkehrschluss je vier habe in seiner Schule zwei neue Schüler, die nach der Fußball-Weltmeisterschaft in die- Spiele der lothringischen Division d'Honneur nur das Nötigste besitzen. Ihr größter sem Land kam der Bremer im Auftrag des und vier Spiele der Division d'Honneur Re- Wunsch wäre ein Fahrrad. Jetzt konnte den DFB für fünf Wochen in das fernöstliche gionale. Die französischen Schiedsrichter Jungen ihr Wunsch erfüllt werden. René und Land. Die neun Begegnungen, die der Bre- werden bei ihren Spielen durch Mitglieder Mike, so die Namen der Buben, wurde je ein mer dort leiten durfte, waren nach eigenen des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses funkelnagelneues Fahrrad mit Helm überge- Aussagen eine Riesenerfahrung für das oder durch ausgewählte Beobachter beglei- ben. Die Freude war natürlich riesengroß. tet. ganze Leben. Das soziale Wochenende wird im Frühjahr bei besserem Wetter fortgesetzt, damit sich Ulrich Balzer Vor Beginn der neuen Runde findet zur Vor- bereitung auf den Austausch ein gemein- alle Schiedsrichter daran beteiligen können. samer Lehr-Termin von ausgewählten Schieds- Der Erlös soll dann ebenfalls der Schule für richtern beider Verbände statt. Dort sollen geistig behinderte Kinder in Ursberg zur die verschiedenen Regelauslegungen ken- Verfügung gestellt werden. Saarland nen gelernt werden. Zudem sprach Ohlmann Horst Vogel für einen Schiedsrichter und ein Mitglied des lothringischen Schiedsrichter-Ausschusses Schiedsrichter-Austausch eine Einladung zum SFV-Lehrgang Ende Mai/Anfang Juni 2008 in Saarbrücken an vereinbart der Sportschule aus. Im Gegenzug werden ein saarländischer Schiedsrichter und ein Der Saarländische Fußballverband und die VSA-Mitglied im September zum Lehrgang Ligue Lorraine (Frankreich) haben für den der Ligue Lorraine nach Nancy reisen. Ana- Start der Saison 2008/2009 einen Schieds- log zum Austausch mit dem Großherzogtum richter-Austausch vereinbart. Mit dem werden in Zukunft regelmäßige Arbeitstref- Bildnachweis: luxemburgischen Verband tauscht der Saar- fen der saarländischen und lothringischen Bongarts, Brugger, firo, GES, Imago, ländischen Fußballverband (SFV) schon seit Schiedsrichter-Ausschüsse stattfinden. Kunz, Picture Point, PMK, Rauchen- 1990 aus. „Neben der sportlichen Kompo- steiner nente hat dies auch zu einem freundschaftli- Björn Becker

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