SWR2 Zeitwort 3.6.1969 Das FBI überwacht die Schauspielerin Jean

Von Marcus Schuler

Sendung: 3.6.2019 Redaktion: Elisabeth Brückner Produktion: SWR 2019

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Der Film floppt. Die Karriere der jungen Frau mit den kurzen blonden Haaren scheint beendet. Seit sie 12 ist, träumt sie davon Schauspielerin zu werden, erzählt sie in den 1960er Jahren in einem Interview mit einer französischen Journalistin.

Jean Seberg im Gespräch mit einer französischen Journalistin: Ich habe damals den ersten Film von Marlon Brando gesehen. „Die Männer“, ein Film über querschnittsgelähmte Menschen. Ich war sofort begeistert von der Kraft und Stärke, die er ausstrahlte. Ich habe jeden Artikel über ihn verschlungen.

Autor: Regisseur Preminger hält an Seberg fest und dreht mit ihr einen weiteren Film. Diesmal in Frankreich. Der Titel „Bonjour Tristesse” - ebenfalls ein Flop. Dann wird sie von Jean-Luc Godard für dessen Werk „Außer Atem” engagiert. An ihrer Seite: Jean-Paul Belmondo. Über Nacht wird Seberg zur Kultfigur der 60er Jahre.

Die mehr als 30 Filme, die sie danach dreht, unter anderem mit und sind eher mittelmäßig. Keine Produktion kann an den großen Erfolg von „Außer Atem” anknüpfen. 1962 heiratet sie den französischen Journalisten und Schriftsteller . Die beiden haben einen Sohn. Seberg pendelt zwischen Los Angeles und . Auf einem Flug nach LA 1968 lernt sie den Ex-Junkie Hakim Jamal kennen - ein entfernter Verwandter des Bürgerrechtlers Malcom X.

Jamal und Seberg beginnen nicht nur eine Affäre. Seberg unterstützt jetzt die radikale Bürgerrechtsbewegung der Black Panther. Sie kauft Gewehre für sie ein, versteckt Aktivisten in ihrem Haus in LA. Längst steht sie auf einer Beobachtungsliste des FBI. Dessen Chef J. Edgar Hoover erklärt die Black Panther zur größten Gefahr für die innere Sicherheit der USA. Im Frühjahr 1970 ist Seberg schwanger, weiß aber nicht von wem. Das FBI schneidet ein Telefonat zwischen ihr und Ex-Freund Jamal mit. Die Bundespolizisten glauben, Jamal sei der Vater. Das FBI schreibt anonyme Briefe an verschiedene Zeitungsredaktionen in LA. Die Klatschreporterin der LA Times beißt an und veröffentlicht das absichtlich gestreute Gerücht. Das Nachrichtenmagazin druckt die Geschichte ebenfalls. Für Seberg bricht eine Welt zusammen, sie schluckt eine Überdosis Schlaftabletten. Sie überlebt zwar den Selbstmordversuch, doch ihr Baby, ein Mädchen, stirbt zwei Tage nach der Geburt.

Ex-Ehemann Romain Gary sagt später: Die Verleumdung durch das FBI habe sie krank gemacht.

Für bleiben die Rollen aus, siebenmal versucht sie sich das Leben zu nehmen. Sie leidet unter Verfolgungswahn. Am 8. September 1979 wird die 40jährige tot in ihrem Wagen in einem noblen Viertel von Paris gefunden. Sie hat 7.8

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Promille Alkohol im Blut und Schlaftabletten. Die Polizei geht von Selbstmord aus, es bleiben aber Zweifel. Zu einer genauen Aufarbeitung der Todesumstände kommt es nie.

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