Helmut Tiefenthaler

Natur und Kultur am Walgauweg – Rheintal

Helmut Tiefenthaler

Natur und Kultur am Walgauweg Bludenz - Rheintal

Inhalt

1. Erlebnisorientiertes Wandern am Beispiel Walgauweg 3

2. Die Walgau-Sonnenseite 4 Natur und Landschaft 4 Herrschaftsgebiete und Gemeinden 5

3. Routenverlauf 7 Gehzeiten 7

4. Routenbeschreibung 8 Bludenz 8 Bludenz – Nüziders 9 Nüziders – 11 Ludesch – Thüringen 15 Thüringen – 17 Schnifis – Röns 18 Röns – 19 Satteins – Melkboden 22 Melkboden – Feldkirch 22 Feldkirch 25 Melkboden – 27 Rankweil 30

Auftrag- und Herausgeber: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt.VIIa – Raumplanung und Baurecht (Zl. VIIa-342.01, www..at/wanderwege) Fotos: Helmut Tiefenthaler Umschlagbild: Ausschnitt aus der Karte Provincia Arlbergica von Blasius Hueber 1783 Kartografie: ÖK 1:50.000 (©BEV, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV - Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, EB 2006/01688); Freytag & Berndt 1:100000, Kartenverlag Wien 2006

1. Erlebnisorientiertes Wandern am Beispiel Walgauweg

Wenn für das Erleben einer Landschaft das Hauptaugenmerk auf die natur- und kulturgeo- grafische Vielfalt und Schönheit gerichtet wird, bietet der Walgau eine Erlebnisdichte, wie sie im Verhältnis zur Fläche wohl von keinem anderen Talraum Vorarlbergs überboten wird. Der Walgau ist zwar ein Tal im Gebirge, aber kein typisches Gebirgstal. Wo andere Talschaften ihren Talschluss haben, ist der Walgau durch das Einmünden von Großem Walsertal, Klostertal, Montafon und Brandnertal sogar sternförmig in verschiedenen Richtungen geöffnet. Zum Rheintal hin ist der Walgau zwar weit offen, doch die eigentliche Talsohle der Ill ist bei Feld- kirch zur Schlucht verengt. Innerhalb des Walgaus kontrastieren ebene Tallandschaften und Gebirgszüge, wobei sich zwischen Rätikon und Walserkamm ost- und westalpine Gesteins- welten mit ihren charakteristischen Unterschieden gegenüberstehen. Hinzu kommen die klimati- schen Unterschiede nach Höhenlagen, Sonnen- und Schattenseite und damit auch Verschieden- heiten im Pflanzenkleid. Kulturgeschichtlich ist die lange Andauer des rätoromanischen Volkstums bezeichnend, so dass das Gebiet im Mittelalter in den Augen der Alemannen schlechthin der Gau der „Walchen“ – d.h. der „Welschen“ – war. Auch wenn viele Ortsnamen irgendwie deutsch anmuten, gehen sie meistens doch auf rätoromanische, manchmal auch vorrömische Namen zurück. Im Walgau wurde die klimatisch begünstigte Sonnenseite zweifellos schon lange vor der Römerzeit besie- delt. Die vorhandenen kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten – besonders Kirchen und Burgruinen – stammen aber zum allergrößten Teil aus dem zweiten Jahrtausend. Man kann den Walgau in seiner erstaunlichen Vielfalt in hundert oder mehr Tageswande- rungen nach und nach entdecken. Aber kann man ihn auch in ein bis zwei Tagen einigermaßen kennen lernen? Bei welcher Route könnte man in dieser Kürze einen guten Überblick gewin- nen? Dieser Frage wurde bereits im Rahmen der früheren Regionalplanungsgemeinschaft Walgau anlässlich der Erarbeitung des ersten Wanderwegekonzeptes für die Walgau-Sonnen- seite nachgegangen. Dabei wurde bewusst, dass keine Route allen Wünschen zu entsprechen vermag. Es erwies sich auch als unmöglich, überwiegend den historischen Durchgangswegen zu folgen, da diese meistens durch Straßenbauten und Autoverkehr zum Wandern uninteressant geworden sind. Abweichend von den alten Hauptrouten sollte an der Sonnenseite zur Aussicht auf den Rätikon und ohne übermäßige Auf- und Abstiege auch eine gewisse Höhe erreicht werden. Um die landschaftlichen Reize der Talschaft auf einer einzigen Hauptroute soweit wie möglich erlebbar zu machen, wurde vom Geografen und Historiker Oskar Wiederin als einem der besten Kenner des Gebiets im Zusammenwirken mit der Regionalplanungsgemeinschaft Walgau, den berührten Gemeinden und der Raumplanung des Landes der nachfolgend beschrie- bene „Walgauweg“ gewählt und dieser den Anforderungen einer durchgehenden Hauptroute entsprechend beschildert. Die zwischen Bludenz und dem Rheintal gewählte Verbindung eignet sich als Teilstrecke verschiedener Weitwanderwege, auch wenn diese noch nicht als solche angeboten werden. Innerhalb Vorarlbergs könnte sie Bestandteil von Routen „Vom Arlberg zum Bodensee“ oder „Vom Gletschereis zum Bodensee“, darüber hinaus allenfalls „Vom Bodensee zum Gardasee“ sein. Ebenso kann sie im Anschluss an den Arlbergweg oder den Montafoner Illweg ein Teil der Pilgerroute in Richtung Einsiedeln sein. Der Walgauweg stellt in Schnifis überdies die Verbin- dung mit dem Walserweg her und ist bis Feldkirch jetzt schon Teil der „Via Alpina“.

3 2. Die Walgau-Sonnenseite

Natur und Landschaft

Geologisch ist der Walgau zwischen Bludenz und Feldkirch Übergangsgebiet von Ost- und Westalpen. Im Raum Bludenz – Ludesch enden auf der Sonnenseite die charakteristischen Schichtfolgen des Oberostalpins, welche das Lechquellengebirge aufbauen und am Hohen Fraßen enden. Daran schließt sich am Eingang des Großen Walsertals der Vorarlberger Flysch an, aus dem der größte Teil der sonnseitigen Hanglagen mit dem Walserkamm gebaut ist. In Satteins schließt sich das so genannte Helvetikum mit den Gesteinsfolgen der Säntisdecke an. Mit auffälligen Unterschieden zur Sonnenseite gehört auf der anderen Talseite der Rätikon bis zu den Drei Schwestern den ostalpinen Kalkalpen an, wobei die felsgraue Gipfelregion zumeist aus Hauptdolomit gebaut ist. Der Walgau verfügt insgesamt über einen außergewöhnlich reichhaltigen Formenschatz der letzten Eiszeit. Auf der Sonnenseite fallen oberhalb von Thüringen, und vor allem schön ausgebildete Geländestufen auf. Diese sind am Rande des Illgletschers entstanden. Die Terrassen wurden oft von Schmelzwässern gebildet, die sich am Eisrand gesammelt haben und durch die Furche des Schwarzen Sees ins Rheintal flossen. An der eiszeitlichen Modellie- rung der Hanglagen waren zudem Moränen und Hangrutschungen mitbeteiligt. Die Ausgestal- tung der Talebene erfolgte nach dem Abschmelzen des Illgletschers hauptsächlich durch Schot- terablagerungen von Ill und Lutz. Dabei hat sich die Ill in die bei Feldkirch entstandenen Schluchtstrecken noch weiter eingetieft.

Herbstlicher Talnebel kann es erleichtern, sich den eiszeitlichen Illgletscher vorzustellen.

4 Klimatisch haben die vom Walgauweg durchzogenen Hanglagen die Vorzüge eines außeror- dentlich sonnigen Gebiets, dessen Temperaturverhältnisse zudem noch durch häufige Föhntage begünstigt sind. Daher ist hier die schneefreie Zeit wesentlich länger als auf der Schattenseite. Bei spätherbstlicher Temperaturumkehr kommt es nicht selten vor, dass die Talebene unter einer Nebeldecke liegt, während sich in den oberen Hanglagen die Sonnenwärme eines heiteren Himmels genießen lässt. Dank der abwechslungsreichen Geländegestaltung wechseln neben dem Untergrund auch die kleinklimatischen Verhältnisse oft auf kleinem Raum. So führt der Walgauweg durch ein Mosaik von sehr verschieden ausgebildeten natürlichen Lebensräumen. Es sind sowohl in Waldbereichen wie auch im Wiesengelände vielgestaltig ausgebildete Biotope anzutreffen. Ob- wohl auf der Sonnenseite mehr unbewaldete Trockenstandorte vorhanden sind als auf der Schat- tenseite, sind auf lehmigem Untergrund immer wieder kleinflächige Moore zu finden. Vorherr- schend ist jedoch eine bäuerlich geprägte Kulturlandschaft, in der die frühere Natürlichkeit heute oft stark zurückgedrängt ist.

Herrschaftsgebiete und Gemeinden

Als der Name der Talschaft 1123 als Walcehgöy erstmals urkundlich genannt wurde, war das eine Benennung von deutschsprachigen Außenstehenden, mit welcher das ganze „welsch“ sprechende Vorarlberg (das Vorderland inbegriffen) gemeint war und im Tal der Ill die ältere rätoromanische Bezeichnung Val Druschauna oder Vallis Drusiana verdrängt wurde. Damals hat man auch noch das Große Walsertal, Klosteral und Montafon zum Walgau gerechnet. Dieses große Gebiet wurde im Spätmittelalter als Folge der montfortischen Erbteilungen aber immer mehr zerstückelt. Bei einem geschichtlichen Rückblick mag überraschen, wie klein- räumig wechselnde Hoheitsverhältnisse ab dem 15. Jahrhundert allein im Gebiet der Walgau- Sonnenseite anzutreffen waren. An das Gebiet der Herrschaft Feldkirch grenzte die Herrschaft Jagdberg mit Burg Jagdberg in Schlins als Zentrum. Zu dieser gehörten auch die Gebiete von Satteins, Röns, Schnifis, Düns und Dünserberg. Am Eingang des Großen Walsertal wurde von Schloss Blumenegg aus die gleichnamige Herrschaft verwaltet, welche die Gemeinden Bludesch, Thüringen, Ludesch und den größten Teil des großen Walsertals umfasste und erst 1804 österreichisch wurde. Im benachbarten Nüziders war Schloss Sonnenberg Mittelpunkt der Herrschaft Sonnenberg, welche 1455 in den Besitz des Truchsesses von Waldburg gelangte, aber bereits 1473 vom habsburgi- schen Herzog Sigmund erobert und mit der schon vorher an Habsburg gelangten Herrschaft Bludenz vereinigt wurde. Durch die 1806 unter bayrischer Herrschaft erfolgte territoriale Neueinteilung Vorarlbergs verloren die Abgrenzungen dieser Herrschaften bzw. Landstände ihre frühere Bedeutung. Seither besteht das vom Walgauweg durchzogene Talgebiet zwischen Bludenz und Feldkirch aus den Gemeinden Nüziders, Ludesch, Thüringen, Schnifis, Röns, Satteins und Göfis.

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Der Talraum am Walgauweg in Blasius Huebers Karte „Provincia Arlbergica“ von 1783

Die Wanderroute im Überblick

6 3. Routenverlauf

Der Walgauweg hat zwischen den Stadtzentren von Bludenz und Feldkirch eine Gesamtlänge von 26,4 Kilometer, von Bludenz bis Rankweil von 26,8 Kilometern. Die Route ist so gewählt, dass sie exemplarisch die natur- und kulturräumliche Eigenart und Vielfalt der Talschaft erlebbar zu machen vermag. Um einen guten Gesamtüberblick mit einem möglichst weiten Rätikon-Panorama zu gewinnen, wurde versucht, auf den sonnseitigen Hang- lagen die nötige Höhenlage zu erreichen und dennoch mit einem Minimum an Höhendifferenz auszukommen. Der Unterschied zwischen dem niedrigsten und höchsten Punkt (Feldkirch 460 m, Schnifis 660 m) beträgt nur 200 Höhenmeter. Einkehrmöglichkeiten sind in allen Ort- schaften zu finden. Die maximalen Entfernungen dazwischen liegen bei weniger als 1 ½ Stunden Gehzeit.

Bei dieser im Rahmen der früheren Regionalplanungsgemeinschaft Walgau konzipierten und 1995 fertiggestellten Hauptroute wurde darauf geachtet, dass sie durchgehend gelb-weiß markiert werden kann und die Zielangaben der Wegweiser denen einer Hauptroute entsprechen. Die Route wurde von Anfang an Walgauweg genannt, eine zusätzliche Beschriftung mit dieser Bezeichnung war ursprünglich aber nicht vorgesehen.

Es versteht sich von selbst, dass eine solche Hauptroute normalerweise nur auf Teilstrecken im Zusammenhang mit anderen Routen, meistens Rundwanderungen zwischen Tal und Berg benützt wird. Wenn die gesamte Strecke von Bludenz nach Feldkirch oder Rankweil an einem Tag begangen wird, benötigt man 7 bis 7 ½ Stunden. Das ist zwar verhältnismäßig viel, bei Weitwanderwegen aber nicht ungewöhnlich. Für ein bequemeres Wandern ist es leicht möglich, die Gehzeit auf zwei Tage aufzuteilen. Für die Übernachtung in einem Gasthof kommt derzeit vor allem Röns in Frage.

Gehzeiten

Zwischen den Etappenorten sind folgende Gehzeiten vorzusehen:

Stunden Bludenz – Nüziders 1 Nüziders – Ludesch 1 ¼ Ludesch – Thüringen ½ Thüringen – Schnifis 1 ¼ Schnifis – Röns ½ Röns – Satteins ¾ Satteins – Feldkirch oder Rankweil 2 insgesamt 7 ¼ Stunden

Bei den Varianten über Satteins – Feldkirch und Satteins – Rankweil bestehen bezüglich der Gehzeiten somit keine nennenswerten Unterschiede.

7 4. Routenbeschreibung

Bludenz

Der bei Bludenz sternförmig in Richtung Walgau, Großes Walsertal, Klostertal, Montafon und Brandnertal geöffnete Talraum war schon vor Jahrtausenden ein Knotenpunkt von Urwegen. Die geländemäßig und klimatisch begünstigten Bereiche wurden früh besiedelt. Siedlungs- spuren in den Hanglagen des Montikel und auf dem Schwemmkegel des Galgentobels reichen bis in die frühe Bronzezeit zurück. Im 9. Jahrhundert hatte das mit dem Namen Pludeno benannte Dorf bereits eine Pfarrkirche. Der im 13. Jahrhundert aufblühende Arlbergverkehr hat nach der Gründung der Montforterstadt Feldkirch auch die Werdenberger Grafen zur planmäßigen Anlage einer Stadt bewogen. Die 1296 erwähnte Stadt – oppidum Bludens – war bereits von einer Burg überragt und mit Befesti- gungsanlagen versehen.

Bludenz 1643 in einer Darstellung von Matthäus Merian

Bludenz war wiederholt – besonders 1444, 1491, 1638 und 1682 – von verheerenden Stadt- bränden betroffen. Durch die wiederholten Zwänge zum Wiederaufbau ist von der mittelalter- lichen Bausubstanz nicht mehr viel erhalten. Dennoch macht die Altstadt im Bereich des alten Rathauses und Nepomukbrunnens einen mittelalterlichen Eindruck. Lange Zeit sah es so aus, als könne Bludenz dem engen Korsett des kleinen Stadtbereichs nicht entwachsen. Als 1824 die Arlbergstraße Bludenz – Landeck fertiggestellt wurde, hatte Bludenz noch nicht einmal 2000 Einwohner. Einen gründlichen Wandel bewirkte hingegen die 1884 erfolgte Eröffnung der Arlbergbahn. Nun folgte ein Industrialisierungsschub, der sich in der Stadt durch die Schokoladenfabrik Suchard auch mit angenehmen Düften bemerkbar macht. Durch Zuwanderung von auswärtigen Arbeitskräften – anfangs vor allem aus Welschtirol – stellte sich auch eine starke Bevölkerungszunahme und Bautätigkeit ein.

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Nachdem beim Stadtbrand von 1491 Pfarrkirche und Stadtburg zerstört worden waren, mussten sie neu er- richtet werden. Wenn man heute vom oberen Stadttor auf dem Fuß- gängeraufgang zur St. Laurentius- Pfarrkirche hinaufgeht, sieht man einen Bau vor sich, der zwar noch die Herkunft aus der Gotik verrät, doch erst mit dem 1667-70 erbauten Turm zum heutigen Bludenzer Wahrzeichen wurde. Die nach dem Brand wieder auf- gebaute Burg wich im 18. Jahrhun- dert einem Neubau. Der österreichi- sche Vogt Franz Andreas Freiherr von Sternbach ließ 1745-52 das Ba- rockschloss Gayenhofen errichten. Seit dem 1960-63 erfolgten Umbau beherbergt das Gebäude die Bezirks- hauptmannschaft Bludenz.

St. Laurentiuskirche

Bludenz – Nüziders

Der von der Bludenzer Altstadt ausgehende Walgauweg führt vom Oberen Tor an der alten Pfarrkirche St. Laurentius vorbei zu einer Straßenkreuzung, von wo man dem dortigen Weg- weiser folgend in Richtung Muttersbergbahn aufwärts geht. Nach Überquerung des Galgen- tobelbachs und ein paar Schritten durch die 1942-47 erbaute Südtiroler Siedlung kommt man auf einen Fußweg. Dieser zieht sich im unteren Hangbereich zumeist durch Bergwald und führt mitten in den Dorfkern von Nüziders.

Die Geschichte von Nüziders reicht wie die von Bludenz weit in vorrömische Zeit zurück. Der Ort dürfte im Frühmittelalter – 820 Nezudene, 842 Nezudere geschrieben – als zentraler Ort zwischen Rheintal und Arlberg aber noch bedeutsamer gewesen sein als Bludenz. Dort bestan- den damals ein Königshof und die vielleicht älteste Pfarrkirche des Walgaus. Die Kirche wurde sogar noch für das hinterste Klostertal zur Mutterkirche. Der Bedeutung dieses Ortes entspre- chend haben die Grafen von Montfort-Werdenberg im 13. Jahrhundert die Veste Nezudre errichtet. Diese Burg wurde 1404 in einem Konflikt zwischen den Werdenbergern und ihren inzwischen habsburgisch gewordenen Tiroler und Feldkircher Nachbarn zerstört.

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10 Die 1404 zerstörte Burg wurde bald als Residenz des Churer Bischofs Hartmann wieder aufge- baut und Burg Sonnenberg ge- nannt. 1455 kam sie in den Besitz von Eberhard Truchsess von Waldburg, der 1463 sogar in den Rang eines Reichsgrafen erhoben wurde. Der Reichsgrafschaft Son- nenberg war aber kein langer Be- stand beschieden. Ein Streit mit Herzog Sigmund von Tirol kam diesem nicht ungelegen, um die Burg zu belagern und 1473 zu zerstören. Auf diese Weise kam die Herrschaft Sonnenberg an Habsburg. Durch die Vereinigung der Herrschaften Sonnenberg und Bludenz wurde die Burg in Nüzi- ders überflüssig und zur Ruine.

Burgruine Sonnenberg

Mit der Eroberung der Herrschaft Sonnenberg verlor Nüziders seinen Rang als Mittelpunkt eines Gebietes, das von bis zum Arlberg reichte. In Nüziders verblieb nur noch die Gerichtsstätte in Guggais am Hangenden Stein. In Nüziders sind manche bemerkenswerte Altbauten erhalten, wie etwa das sehr alte St. Vinerius-Kirchlein und die Pfarrkirche (Ende 17. Jhdt. erbaut, 1827 erweitert), doch die meisten alten Häuser sind 1865 einem verheerenden Dorfbrand zum Opfer gefallen. Beim Wiederaufbau und der späteren Neugestaltung des Dorfes wurde immerhin mit Erfolg auf die Erhaltung eines ansprechenden Ortsbilds Bedacht genommen.

Nüziders – Ludesch

Vom Hauptwegweiser im Ortszentrum führt die Route auf einer Gemeindestraße zum westlichen Ortsende. Dabei kommt man auch am ehemaligen Bad vorbei, das mit seiner schwachen Schwefelquelle im 19. Jahrhundert zeitweise viel besucht war. Im Bereich des Han- genden Steins folgt der Walgauweg bis Ludesch dem Verlauf einer historischen Straßenver- bindung. Von dieser ist allerdings nicht bekannt, wann sie angelegt wurde.

11 Der Hangende Stein ist ein in die Talebene vorspringender Felssporn, über den die Gemeinde- grenze von Nüziders und Ludesch verläuft. Noch um 1800 war das gewissermaßen die Staats- grenze zwischen der habsburgisch-österreichischen Herrschaft Sonnenberg und der dem Reichs- stift Weingarten zugehörigen Herrschaft Blumenegg. In geologischer Hinsicht ist der aus Hauptdolomit bestehende Hangende Stein gleichsam ein Grenzstein an der Grenze von Ost- und Westalpen. Dieser Querriegel stellt die Verbindung des oberostalpinen Gesteinsverbands des Lechquellengebirges mit dem des Rätikons dar. Die unter den Illschottern verborgene Felstalsohle liegt aber ungewöhnlich tief. Bei einer in der Tal- mitte erfolgten Bohrung wurde sie auch in einer Tiefe von 160 Metern noch nicht erreicht. Der Hangende Stein ist als Naturdenkmal geschützt. Im Biotopinventar ist am vordersten Teil des Felsriegels ein etwa 30 Hektar umfassender Landschaftsteil auch im Hinblick auf die Eigenart des Bewuchses mit Föhren und Pfeifengras, wärmeliebenden Trockengebüschen und Felsspaltengesellschaften als schutzwürdig ausgewiesen.

Südabfall des Hangenden Steins

Unweit des Hangenden Steins befand sich im Mittelalter der Gerichtsplatz Guggeis. Von diesem weiß man aber nicht sehr genau, wo er lag und wie lange er diese Funktion hatte. Nahe am Südabfall des Hangenden Steins steht in der Talebene auf Ludescher Gebiet eine als Naturdenkmal geschützte Eiche, von der erzählt wird, sie habe als Gerichtseiche der Herr- schaften Sonnenberg und Blumenegg gedient. An dieser Eiche seien die Delinquenten gehängt worden. Diese Behauptung kann allerdings nicht bestätigt werden. Die Eiche hat einen hohlen Stamm, dessen Umfang mehr als 5 Meter beträgt. Diese Alterserscheinungen haben oft auch dazu verleitet, fälschlich von der „tausendjährigen Eiche“ zu sprechen.

12 Das Naturdenkmal „Gerichtseiche“ in der Talebene beim Hangenden Stein

Der Walgauweg führt hart am Rande der Talebene in den alten Dorfbereich von Ludesch am Fuße des Ludescherbergs. Dabei lässt sich auch leicht ein Abstecher zu der am Hang stehenden Kirche St. Martin machen.

In Ludesch wurde die frühmittelalterliche Ansiedlung 842 mit dem Ortsnamen Lodasco und als Standort einer eigenen Pfarrkirche erwähnt. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Ansiedlung von ein- gewanderten Walserfamilien am Ludescherberg und im Gebiet von -Marul, das pfarrlich bis 1586 zu Ludesch gehörte. Die am Ludescherberg wohnenden Familien mussten zum Gottes- dienst aber weiterhin bei jedem Wetter nach Ludesch gehen. Vor dem Bau der barocken Pfarrkirche St. Sebastian (1637-39) war die Kirche St. Martin der pfarrliche Mittelpunkt. Kultur- und kunstgeschichtlich ist diese heute vielleicht überhaupt der bemerkenswerteste Kirchenbau im Walgau. Die spätgotische Pfarrkirche St. Martin wurde im ausgehenden Mittelalter auf den Mauer- resten eines älteren Vorgängerbaus errichtet, der möglicherweise aus dem 8. Jahrhundert stammte. Die Kirche ist in ihrer originellen baulichen Gliederung mit gestaffeltem Chor, Lang- haus, Vorhalle und Turm mit Beinhaus im Untergeschoss dem Gelände in seltener Weise ange- passt. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten Um- und Zubauten. Dabei wurde der frühere Kir- chenturm, der angeblich durch eine Lawine zerstört worden sei, 1614 durch das Türmchen auf der Südwestseite ersetzt. Aus dem 16.-17. Jahrhundert stammt auch die vorzüglich erhaltene Innenausstattung mit beachtenswerten Flügelaltären, Wand- und Deckenfresken. Ein Kuriosum sind die Kirchenbänke, die hier wie bei der Kirche St. Nikolaus in Bludesch auf der Frauenseite nur aus Balken ohne Lehnen bestanden. 1996-97 erfolgte eine gründliche Restaurierung der Kirche. Bei diesem Anlass erfolgten mit Grabungen auch Forschungen zur Baugeschichte.

13 Die alte Ludescher Pfarrkirche St. Martin ist in ihrer Anlage bestmöglich dem Gelände an- gepasst.

An der Außenfassade der Pfarr- kirche St. Martin sind auch Kritzeleien von Pilgern – hier mit einer Jakobsmuschel – zu sehen. An die vielen Durchreisenden, die in Ludesch anhielten, erinnert bei der Kirche St. Martin auch ein Fresko an der Westfassade, das einen übergroßen St. Christopho- rus – den Patron der Reisenden und Pilger – darstellt.

14 Ludesch – Thüringen

Von der alten Pfarrkirche gelangt man auf Gemeindestraßen und einem innerörtlichen Fußweg zur jetzigen Pfarrkirche und bald danach auf der Hauptstraße zur Brücke über die Lutz. Über diese kommt man am Ausgang des Großen Walsertals in die Gemeinde Thüringen. Nach weni- gen Minuten auf einem Begleitweg neben der Hauptstraße biegt man auf die alte Landstraße ab, die mitten in den reizvollen Dorfkern führt.

Thüringen wird in der ersten urkundlichen Erwähnung von 842 Turingos cum ecclesia genannt. Der Ort war damals also bereits ein Kirchdorf. Im 13. Jahrhundert wurde die montfortische Veste Blumeneck errichtet. Damit entwickelte sich Thüringen zum Mittelpunkt und Gerichtsort der Grafschaft und späteren „Freien Reichsherrschaft Blumenegg“, welche auch das Gebiet von Bludesch und Ludesch sowie den größten Teil des Großen Walsertals umfasste. Die Herrschaft Blumenegg unterstand von 1614 bis 1802 dem Reichsstift Weingarten. Nach dessen Säkulari- sierung kam sie 1802 an das Haus Nassau-Oranien-Dillenburg, 1804 an Österreich. Den Mittelpunkt des Ortszentrums bildet die hohe barocke Pfarrkirche St. Stephan, die der Weingartner Abt 1712-14 erbauen ließ. In der Mitte des Dorfes fällt auch das Haus Nr. 12 auf, welches als Amtssitz der Weingartner Vögte diente. Das ehemalige Schloss Blumenegg stand außerhalb des Dorfes am Berghang oberhalb der Lutz. Nach einem Brand im Jahre 1774 wurde es nicht mehr aufgebaut. Die Ruine ist vom Walgauweg über einen bei der Lutzbrücke abzwei- genden Weg erreichbar.

Mauerreste der Schlossruine Blumenegg

15 16 Thüringen – Schnifis

Vom Hauptwegweiser im alten Ortszentrum geht man in den Sägawinkel, wo früher die Was- serkraft des Schwarzbachs zum Betrieb einer Säge und anderer Handwerksbetriebe genutzt wurde. Etwas weiter am Hang befand sich die 1837 vom schottischen Unternehmer John Doug- lass gegründete Baumwollspinnerei und Weberei, welche damals als der modernste Industrie- betrieb Vorarlbergs bekannt wurde. Die Route des Walgauwegs steigt auf dem im Sägawinkel links abzweigenden Fußweg zu der ins Große Walsertal führenden Straße an. Nach Überquerung der Straße gelangt man auf einer Gemeindestraße in die Hanglagen von Flugelin. Dort kommt man am legendären Ansitz Falkenhorst vorbei. In dieser vom Textilfabrikanten John Douglass erbauten Villa wurde 1838 John Sholto Douglass geboren, der als Pionier des Vorarlberger Alpinismus berühmt wurde. 1868 kam im gleichen Haus dessen Sohn Norman Douglas (bei ihm mit nur einem „s“ im Familiennamen) zur Welt, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der erfolgreichsten Reiseschriftsteller Englands war. 1923 erschien sein Buch Toghether (deutsch Wieder im Wal- gau) mit Schilderungen aus seiner Kindheit und seiner 1921-22 unternommenen Wanderungen im Walgau. Auf dem Walgauweg mag man sich daran erinnern, dass er am liebsten in den Hanglagen zwischen Thüringen und Schnifis unterwegs war. Auf der Zufahrtsstraße der Häuser von Flugelin erreicht man ein Wäldchen, durch das man zu den aussichtsreichen Hanglagen ob dem Ansitz Jordan kommt. Hier kann man unterwegs vielleicht eine Erinnerung von Norman Douglas nachempfinden: „Jetzt weiter und aufwärts zur nächsten Höhe und darüber hinaus, wo der Wald beginnt und wo man, wenn man zurückschaut, einen herrlichen Blick auf die Zimba hat. Ja, das ist’s, weshalb ich hergekommen bin. Nach diesen Ausblicken wird man vergeblich England und das ganze Becken des Mittelmeers durch- stöbern. … Wenn man von den lichten Fluren in das feierliche und freundliche Zwielicht der Bäume tritt, ist es, als ob man in eine weite, grüne Höhle schritte, in eine andere Welt.“ Andere Empfindungen hatten früher freilich jene Schnifner, für die der gleiche Weg bei jedem Wetter und auch im Winter der „Fabriksweg“ zum Douglass’schen Betrieb in Thüringen war. Von einer Wegteilung im Wald zieht sich die Route auf einem Forstweg eine Weile ohne nennenswerte Steigungen durch den Tschanischawald. Sobald man unvermittelt aus dem Wald heraustritt, vermag der Anblick der idyllischen Wiesenterrassen von Schnifis und die Auslicke zum Rätikon zwischen Zimba und Drei Schwestern und zu den Schweizer Rheintalbergen bis zum Säntis auch heute beglückende Gefühle wie in den Tagen von Norman Douglas zu wecken. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die aussichtsreichen Hanglagen erreicht man das Dörfchen Schnifis. Der Sonnenbalkon von Schnifis war schon früh besiedelt. In Urkunden des 9. Jahrhunderts wurde der Ort Senobio (820) und Senuvio (842) genannt, der bereits über eine Kirche verfügte. Wenn heute Pilger durch Schnifis nach Einsiedeln wandern, sei auch an das Kuriosum erinnert, dass das Kloster Einsiedeln hier bereits im Jahre 949 begütert war. Das hängt mit der Nähe des Ortes zur Propstei St. Gerold zusammen, deren Kirche über dem Grab des Eremiten Gerold errichtet wurde, nachdem dieser seinen dortigen Besitz dem Kloster Einsiedeln vermacht hatte. Die Pfarre Schnifis wird heute noch durch Patres von Einsiedeln seelsorglich betreut. Die im 16.-19. Jahrhundert erbaute Pfarrkirche wurde nach einem Brand im Jahre 1971 erneuert.

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Feldweg durch die östlichen Hanglagen von Schnifis

Schnifis – Röns

Die Route führt in Schnifis auf dem Gehsteig der Ortsdurchfahrt bis zu einer Kreuzung, wo sie auf die alte Landstraße abbiegt, auf der man unterhalb der heutigen Landesstraße den Ortsrand erreicht. Nach dem Queren eines Tobelwäldchens weist eine Markierung auf einen nach links abbiegenden Fußweg hin. Auf diesem ist es ein reizvoller Spaziergang im Waldrandbereich und über eine Wiesenterrasse ins Dörfchen Röns.

Röns ist mit einer Fläche von nur 1,4 km² die kleinste Gemeinde Vorarlbergs. Im rätischen Güterverzeichnis von 842 wurde der Ort mit den Namen Reune erwähnt. Zufolge der begrenzten Lebensgrundlagen stieg die Bevölkerungszahl bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nie über 150 Einwohner an, so dass man sich von der eigenen Landwirtschaft einigermaßen ernähren konnte. Kreishauptmann Ebner hat den Ort 1838 wegen der guten Wiesen, Äcker, Obst- und Weingärten auf den sonnigen Hanglagen als „ziemlich wohlhabend“ beschrieben. Um 1875 waren noch über drei Hektar Rebkulturen vorhanden, an die jetzt nur mehr ein paar Steinmauern, Flurnamen wie Wingert und Torggel sowie das Ge- meindewappen erinnern.

Gemeindewappen von Röns

18 Das Wappen von Röns zeigt außer der Weinrebe mit den zwei Trauben auch den so genannten St. Magnus-Stab. Der aus St. Gallen stammende Benediktinermönch Magnus wirkte in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ihm ist die Dorfkirche in Röns geweiht. Sie wurde 1495 erbaut und 1501 geweiht. Die restaurierte gotische Kirche verfügt über eine sehenswerte Innen- ausstattung. Für Pilger von besonderem Interesse ist der spätgotische Flügelaltar mit Skulpturen der bekanntesten Pilgerpatrone Jakobus und Christophorus. Für die Landbevölkerung war die Kirche in Röns auch ein Wallfahrtsziel, da St. Magnus als Helfer gegen Feldungeziefer verehrt wurde.

St. Magnus-Kirche in Röns

Röns – Satteins

Von Röns wandert man durch eine Geländemulde abwärts und auf einem Feldweg ins Ried, heute ein entwässertes Wiesengelände. Die Mulde erinnert an einen eiszeitlichen Wasserabfluss am Rande des Illgletschers. In anderen Bereichen des Walgaus sind solche Relikte als Hang- terrassen, nicht selten auch in Stufen übereinander, erhalten. Diese Terrassen waren in manchen Bereichen – auch in Schnifis, Röns und Düns – die geeignetsten Ansatzpunkte für die Besied- lung. Durch das Trockental westlich von Röns floss der Eisrandbach am Talrand zur Senke des Schwarzen Sees und über Valduna – Rankweil in den Bodenseefjord. Bei einem vorausgegan- genen Gletscherstand befand sich das Bett des Eisrandabflusses oberhalb der Terrasse von Röns in einer Höhenlage von 640 m, wo es im Bereich Wals besonders schön ausgebildet ist und wo auch noch die Natürlichkeit eines Feuchtbiotops erhalten ist.

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Hangterrasse zwischen Röns und Satteins

Die Route führt durch die Viehweide von Fangasella in eine Waldlandschaft, die auf Satteinser Gebiet Inderholz (= „Hinteres Holz“) genannt wird. Das dortige Gelände war am Ende der Eiszeit von großflächigen Hangbewegungen betroffen, als die Sandsteinschichten nach dem Abschmelzen des Illgletschers ihren Halt verloren hatten. Im Bergwald vereinigt sich die Route beim Kohlplätzle – der Name erinnert an ehemalige Köhlerei – mit dem früher von Satteins nach Düns führenden Fahrweg. Von dort erreicht man schon in einer Viertelstunde die Orts- mitte von Satteins.

Das Dorf Satteins liegt am Rande einer sonnigen Talbucht des vorderen Walgaus. Als besondere Standortgunst wurde hier bereits in vorgeschichtlicher Zeit die Lage an dem durch die Mulde des Schwarzen Sees führenden Urwegs geschätzt. So betritt man in Satteins eines der ältesten Siedlungsgebiete im Tal. Oberhalb des Ortes wurde auf der Anhöhe Vatlära ein relativ großer bronzezeitlicher Siedlungsbereich nachgewiesen. Ein anderer urzeitlicher Siedlungsplatz befand sich auf dem Höhenrücken der Heidenburg zwischen Ill und Schwarzem See. In der Nähe von Satteins kamen auch Überreste einer Villa aus der Römerzeit (1.-3. Jhdt.) zum Vor- schein. Auf Horwa im Wald oberhalb von Satteins konnte ein weiterer alter Siedlungsplatz nachgewiesen werden. Die frühmittelalterliche Siedlung wurde im rätischen Güterverzeichnis von 842 mit dem Namen Sataginis bereits als Kirchdorf erwähnt. Zu dieser Benennung gibt es Vermutungen, dass sie auf einen keltischen Ortsnamen zurückgeht. Oberhalb von Satteins ent- stand im 13.-14. Jahrhundert die Burg der Ritter von Schwarzenhorn, die 1405 zerstört wurde. Im 19. Jahrhundert veränderte sich Satteins vor allem durch den Dorfbrand von 1870, bei dem 52 Häuser abbrannten. Von der Feuersbrunst verschont blieb die Pfarrkirche St. Georg, die 1822-24 nach einem Plan von Alois Negrelli im damaligen Staatsstil erbaut wurde.

20 21 Satteins – Melkboden

In Satteins spaziert man vom Kirchplatz durch das Schmittagässele und danach auf der Schwar- zenhornstraße wenige Minuten aufwärts bis zu einem Wegweiser, der die Abzweigung in Rich- tung Schwarzer See und Schildried anzeigt. Dort gelangt man im Ortsteil Fohn rasch an den oberen Ortsrand. Nun geht man auf einem Fußweg weiter durch einen Waldbereich und erreicht bei der Walgaustraße am Melkboden (556 m) den Zugang zur scharf eingeschnittenen Talfurche des Schwarzen Sees.

Am Melkboden bieten sich zum Weitergehen ins Rheintal zwei Varianten an: 1. über Göfis-Schildried nach Feldkirch: 1 ¼ Stunden 2. über Göfis-Pfitz nach Rankweil: 1 ¼ Stunden Die beiden Varianten haben nicht nur die gleiche Gehzeit, sie sind auch hinsichtlich der Erlebnisqualitäten der Routen und Ziele vergleichbar. Im Folgenden werden daher beide Varianten als annähernd gleichwertig zur Wahl gestellt und beschrieben.

Melkboden – Feldkirch

Vom Wegweiser am Melkboden ladet am Waldrand ein Feldweg zu einem Spaziergang ein, bei dem sich nun von Westen her eine weite Aussicht auf den Walgau und zum Rätikon hin genießen lässt. Vom Kristhof führt ein Sträßchen abwärts zur Häusergruppe von Göfis-Schild- ried. Bis hierher geht man durch sonnige Hanglagen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Weinberg genutzt wurden.

In Schildried erreicht man nahe der Ill den Talrand. Dieser Bereich war von der Hoch- wasserkatastrophe des Jahres 2005 hart betroffen. Da man bei den in der Ebene erbauten Wohn- häuser damit rechnen musste, dass sie auch vor künftigen Überschwemmungen der Ill nicht hinreichend geschützt werden können, erfolgte die Entscheidung zum Auflassen dieser Wohn- bebauung. 2006 wurden alle vom Hochwasser gefährdeten Häuser abgebrochen. Nahe von Schildried erhebt sich ein bewaldeter Hügel, der Jahrhunderte hindurch ein Rebberg war. Bei dieser Kuppe besteht die Möglichkeit, in nur 10 Minuten einen Abstecher zur nahen Burgruine Sigberg zu machen. Der Weg zur Ruine – er ist zum Teil noch annähernd im mittelalterlichen Original erhalten – war lange Zeit Bestandteil der Wegverbindung Göfis – Frastanz über die dortige Illbrücke. Die 1255 erstmals urkundlich erwähnten Herren von Sigberg waren Dienstmannen der Feldkircher Grafen von Montfort. Als Graf Rudolf III. mit den eigenen Bürgern in Streit geriet und diese auf Sigberg Schutz suchten, ließ er die Burg 1355 zerstören. Nachdem sie wieder aufgebaut worden war, sorgte Graf Friedrich von Toggenburg 1435 neuerlich und nun endgültig für ihre Zerstörung. Bis 1637 stand nur noch die an die südwestliche Ringmauer angebaute Burgkapelle in Verwendung. Um wenigstens die letzten Mauerreste zu erhalten, wurden 2000-05 Sanierungsarbeiten durchgeführt.

22 Burgruine Sigberg

Am Weg zwischen Schildried und Stein gelangt man an der Ill zu einer Stelle, an welcher der Hauptfluss des Walgaus von der Autobahn und der Bahnlinie überbrückt ist. Ebenso geht man auch an einer gedeckten Holzbrücke vorbei, die früher der Straßenverbindung Göfis – Frastanz gedient hatte. Im Bereich der gedeckten Brücke befand sich schon im Mittelalter eine Illbrücke. Im Nahbereich der damaligen Brücke fand am 20. April 1499 die folgenschwere Schlacht bei Frastanz statt. Dabei wurde das Heer Kaiser Maximilians von den auf Bergwegen über Amerlügen ins Tal gestiegenen Eidgenossen völlig besiegt. Auf österreichischer Seite waren an die 2000 Tote zu beklagen, darunter 500 Walgauer.

Schlacht bei Frastanz (Darstellung in der Emser Chronik von 1616)

23 Nach einem Spaziergang am Illufer entlang biegt man durch eine Unterführung unter der Eisen- bahnlinie nach rechts ab. Von da gelangt man auf einem Feldweg auf einem Wiesenhang in wenigen Minuten zu den Häusern der Göfner Parzelle Stein, wo auch ein Gasthaus zum Ein- kehren einlädt. In Stein überquert man die Landstraße und wandert auf einem Forstweg weiter durch den Steinwald in die obere Illschlucht. Wo der Weg in ein auffallend breites Straßen- stück mündet, betritt man die historische Trasse der einstigen Hauptstraße Feldkirch – Bludenz. Hier ist es 1537 erstmals gelungen, im steilen Felsgelände eine Straße und eine Illbrücke zu bauen. Später folgten immer wieder Verbreiterungen und neue zeitgemäße Brückenbauten, wobei die neuesten Betonkonstruktionen allerdings ziemlich fremdkörperhaft wirken. Die Wanderroute wechselt ein Stückweit auch noch auf die flussseitig angelegte Eisenbahn- trasse, auf der von 1872 bis zur Fertigstellung des neuen Bahntunnels (1991) die Züge zwischen Feldkirch und Bludenz gefahren sind. Im Anschluss an diese Relikte der Verkehrsgeschichte in der oberen Illschlucht kommt man am Stadtrand von Feldkirch auch an einem Bau mit industriegeschichtlichen Erinnerungen vorbei. Im so genannten Ganahl-Areal befand sich nämlich die 1833 gegründete Baumwollspin- nerei des Textilunternehmens Ganahl. Doch die Zeit ist schon lange vorbei, als Feldkirch als einer der wichtigsten Standorte der Vorarlberger Textilindustrie gerühmt wurde. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich der Feldkircher Stadtrand zur Illschlucht hin gründlich gewandelt. Immerhin ist dort aber auch heute noch ein Park anzutreffen, der im Wesentlichen schon in den 1870er Jahren angelegt wurde. Nicht weniger eindrucksvoll wie damals ist auch das Bild der Schattenburg, das man zwischen alten Parkbäumen erblickt. Nun sind es nur mehr ein paar Schritte bis zum Rand der Altstadt am Fuße der Burg.

Blick zur Schattenburg zwischen oberer Illschlucht und Stadtrand

24 Feldkirch

Feldkirch ist die westlichste Stadt Österreichs und verfügt mit der Altstadt und der sich darüber erhebenden Schattenburg über das besterhaltene mittelalterliche Stadtbild Vorarlbergs. Mit dem planmäßigen Ausbau der Stadt und der Errichtung der Schattenburg wurde um 1200 von Graf Hugo von Montfort begonnen. 1218 wurde die Stadt Feldkirch – Civitas Veltkilch – erstmals urkundlich erwähnt. Graf Rudolf, der letzte Feldkircher Montforter, gewährte den Bürgern 1376 weitgehende demokratische Freiheiten. Damit erhielt Feldkirch den Charakter einer Stadtrepu- blik mit hoher Gerichtsbarkeit, bevor die Herrschaft 1379 von Habsburg erworben wurde. Diese Freiheiten waren fortan auch von den österreichischen Herzögen zu respektieren. Die zum Teil heute noch erhaltenen Befestigungsanlagen stammen überwiegend aus dem 15.-16. Jahrhundert, wie zum Beispiel der Katzenturm (mit der größten Glocke des Landes), Mühletor, Pulverturm, Zeughaus, Wasserturm und Diebsturm an der Ill sowie das Churertor.

Die Stadt Feldkirch in einer Darstellung der Emser Chronik von 1616

25 In Kriegszeiten konnten Belagerungen – wie z.B. durch Rudolf von Habsburg (1270), Ludwig von Bayern (1345), Eidgenossen (1499) und Franzosen (1799-1800) – zumeist erfolgreich abge- wehrt werden. Feldkirch war aber 1349 und 1460 von verheerenden Stadtbränden betroffen. Die gotische Domkirche mit Haupt- und Seitenschiff wurde 1478 von Hanns Sturn erbaut. Die letzte Renovierung erfolgte 2005-6. Von ihrer Innenausstattung sind besonders die Altar- bilder von Wolf Huber, die Kunstschmiedearbeit der Kanzel und die Glasmalerien von Martin Häusle beachtenswert. Als „Dom“ wird die Kirche erst seit der 1968 erfolgten Gründung der Diözese Feldkirch bezeichnet.

Dank der günstigen Verkehrslage – Verknüpfung der uralten Verkehrsroute Bodensee – Italien mit der Arlbergverbindung – war Feldkirch bereits im Mittelalter der wichtigste Handelsschwer- punkt des Landes mit Salzhaus, Kornhaus und Zünften für „Kramer“ und Handwerker. In der Umgebung bestanden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgedehnte Weinberge, von denen nur mehr am Ardetzenberg ein kleines Rebgut erhalten ist. Vom 19. bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Feldkirch auch ein Schwerpunkt der Vorarlberger Textilindustrie. In der Bedeutung als Handels- und Industriezentrum wurde die Stadt inzwischen von über- holt. Der wirtschaftliche Vorrangverlust ist immerhin nicht ohne positive Nebenwirkungen bei der Erhaltung des historischen Stadtbilds und der verbliebenen kulturellen Bedeutung. Das heutige Feldkirch hat allerdings auch die frühere herausragende Funktion als Schwerpunkt humanistischer Bildung nicht mehr beibehalten können. Die einstige Bedeutung als „Studier- städtle“ geht auf die ins Spätmittelalter zurückreichenden Bemühungen zur Stärkung des Bil- dungswesens (um 1400 Lateinschule, später mit Lyzeum der Jesuiten) zurück. Mit dem Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ (1856-1978) war die Stadt sogar international bekannt. Das heutige Feldkirch mit seinen über 30.000 Einwohnern ist sehr ausgewogen strukturiert und hat auch mit zeitgemäßen Standards ein reizvolles kleinstädtisches Ambiente bewahrt. Da tut es wohl, dass im Stadtkern von der Hektik der modernen Alltagswelt weniger zu spüren ist als in anderen vergleichbaren Zentren. Den Flair der Altstadt mit ihren Laubenstraßen und ver- träumten Seitengässchen, mit der Schattenburg (Heimatmuseum) und unzähligen Kleinoden des Kulturschaffens wissen Besucher wie eh und je zu schätzen. Da hat es einen eigenen Reiz, Ferientage in Feldkirch zu verbringen, auf den Ardetzenberg, Stadtschrofen, Schellenberg (Tostner Burg) oder auf das Känzele zu wandern oder auf anderen kurzweiligen Spaziergängen die reizvolle Umgebung der Stadt zu erkunden.

Im Netz der Weitwanderwege hatte Feldkirch bereits im Mittelalter Bedeutung als Etappenort der Fernpilger in verschiedene Richtungen. Hauptrouten waren der zentrale Romweg von Süd- deutschland durch das Rheintal und über den Septimer- oder Splügenpass, die Zubringerroute Rheintal – Arlberg – Venedig für Heilig-Land-Pilger sowie vor allem der Weg durch das Toggenburg nach Einsiedeln. Unter den Weitwanderwegen des Alpenvereins ist Feldkirch Ausgangs- bzw. Endpunkt des Zentralalpenwegs 02, der das Alpenrheintal mit dem Wiener Donauraum verbindet. Inzwischen wurde die Stadt auch Etappenort des europäischen Weitwanderwegs Via Alpina.

26 Melkboden – Rankweil

Die Wegverbindung beim Schwarzen See ist durch eine Talmulde vorgegeben, die vor allem dem Schurf des eiszeitlichen Illgletschers und dem Schmelzwasserabfluss am Gletscherrand zu verdanken ist. Durch diese Mulde verlief bereits in vorgeschichtlichen Zeiten ein Urweg als Hauptverbindung von Rheintal und Walgau. Die zahlreichen Geländekuppen der Umgebung wurden erwartungsgemäß schon sehr früh zu Ansatzpunkten der Besiedlung. Bei den Anhöhen Vatlära und Heidenburg östlich und westlich des Schwarzen Sees konnten bei Ausgrabungen Siedlungsspuren entdeckt werden, die bis in die Bronzezeit zurückreichen. Auf dem Horst der Vatlära ließen sich zwei Höfe mit einer 180 Meter langen äußeren Umfassungsmauer unter- scheiden. Bei der Heidenburg wurde ebenfalls bronzezeitliche Besiedlung nachgewiesen, die während der Eisenzeit und in spätrömischer Zeit burgähnlich gesichert wurde. Auch in anderen Bereichen der Umgebung fand man Spuren urzeilicher Besiedlung.

Vom Melkboden begleitet der Wanderweg etwa 10 Minuten die Walgaustraße bis zu einem Rasthaus am Schwarzen See. Dieser See ist erst im Mittelalter entstanden, als ein Bergsturz vom Spiegelstein die Hangwässer aufgestaut hatte. 1876 ereignete sich neuerlich ein Felssturz, bei dem auch ein Teil des Fahrwegs verschüttet wurde. Beim nördlichen Seeufer quert die Route die Straße und folgt nun ein Stückweit dem Verlauf des ältesten Walgauwegs. Ein kleiner Rest des einstigen mit Steinplatten befestigten Karrenwegs ist noch relativ gut erhalten. Bei einer Wegkreuzung biegt der heutige nach Rankweil führende Wanderweg aber nach rechts ab und führt zuerst in einen mit Felssturzblockwerk übersäten Waldbereich, dann auf einer Forststraße zur Göfner Parzelle Vierhäuser.

Am Schwarzen See

27 Das Gemeindegebiet von Göfis liegt mit seiner eiszeitlich am Zusammenfluss von Rhein- und Illgletscher modellierten Hangmulde im Übergang von Rheintal und Walgau. Das Kirchdorf von Göfis – in Urkunden des 9. Jahrhunderts Segavio oder Segavias genannt – ist von mehreren verstreuten Häusergruppen umgeben. Der Walgauweg führt durch die Parzellen Vierhäuser und Tufers. Auf einem Feldweg gelangt man von Vierhäuser in einem ebenen Talbereich zum Weiler Tufers (490 m). Beim dortigen Sunnahof, einer gastlichen Therapiestation für Behinderte, gelangt man auf einem Sträßchen auf die Hangterrasse der Valduna. Hier folgt die Route wieder annähernd dem Verlauf der zwischen Rheintal und Walgau schon in vorrömischer und römischer Zeit bestehenden Wegverbindung. Der Weg führt am Waldrand beim Valduna- Friedhof vorbei. Der 1876 angelegte Friedhof gehörte zur früheren Wohltätigkeits- und Irren- anstalt Valduna; er wurde aber auch zur letzten Ruhestädte für russische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.

Valduna-Friedhof

Auf dem Fahrweg nähert man sich in der Valduna dem Landeskrankenhaus. Um der dorthin führenden Autostraße auszuweichen, biegt die Route beim Wegweiser auf der Klosterbsetzi auf einen Waldweg zum Kriasibühel (518 m) ab. Von der nächsten Wegteilung geht man auf einem Waldweg in Richtung Letze weiter und erreicht bei der Braugaststätte Sternbräu den Ortsrand von Rankweil und zugleich den Talboden des Rheintals. Mit Letze war eine alte Verteidigunsanlage am Eingang des Tälchens der Valduna gemeint. In diesem früher sehr idyllischen und mit einem schönen See bereicherten Landschaftsteil befand sich seit 1394 ein Nonnenkloster, das unter Kaiser Josef II. 1782 aufgehoben wurde. 1867 entstand im Klosterareal eine Wohltätigkeitsanstalt des Landes für geistig behinderte Menschen.

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Die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau in Rankweil aus verschiedenen Blickwinkeln

29 Rankweil

Schon vom Ausgang des Valdunatales beeindruckt der Blick auf den Liebfrauenberg mit der burgähnlich gebauten Pfarr- und Wallfahrtskirche. Der Inselberg an der Pforte des Walgaus gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen des Vorderlands. Die archäologischen Befunde lassen dort eine Besiedlungskontinuität seit der Steinzeit erkennen. Rankweil war auch in römischer Zeit ein Schwerpunkt der Kultivierung. Auf dem Schwemmfächer der Frutz wurde eine Siedlung gefunden, bei der es sich um den zwischen Curia (Chur) und Brigantium (Bregenz) gelegenen Etappenort Clunia handeln dürfte. In karolingischer Zeit hatte der damals Vinomna (817) und auch schon Ranguila (842) genannte Ort als Sitz des Gaugerichtes für Unterrätien und als Standort eines Königshofes Bedeutung. Weil dort die Einheimischen noch im Hoch- mittelalter rätoromanisch sprachen, wurde der Raum Rankweil von den im unteren Rheintal wohnenden Alemannen als „Vorderland“ dem Walgau als dem Gebiet der „Welschen“ zuge- rechnet. Rätoromanisch war in Rankweil noch im 12. Jahrhundert Gerichtssprache. 1324-1806 war Rankweil-Sulz Sitz des kaiserlichen Landgerichtes. In Rankweil dürfte auch die Christianisierung früh eingesetzt haben. Die urkundlich schon 817 erwähnte St. Peterskirche ist eine der ältesten Kirchen Vorarlbergs, deren Einzugsgebiet bis Montlingen im Schweizer Rheintal reichte. Die Vorrangstellung von Rankweil als Pforte des Walgaus endete erst im 13. Jahrhundert nach der Gründung der Stadt Feldkirch durch Graf Hugo von Montfort. 1618 erhielt Rankweil immerhin das Marktrecht zur Abhaltung von Vieh- märkten. 1919 wurde der Rang als Marktgemeinde bestätigt. Zur Zeit der Montforter Grafen wurde auf dem Inselberg eine Dienstmannenburg errichtet. Im 14. Jahrhundert begann deren Umgestaltung in eine Kirchenburg, in der schon früh ein Madonnenbild verehrt wurde. Für das immer beliebter werdende Wallfahrtsziel erwies sich die alte Bergkirche bald als zu klein, so dass der Bau im 15. Jahrhundert vergrößert, wegen der wiederholten Kriegswirren auch mit zusätzlichen Befestigungsanlagen versehen wurde. Im 17. Jahrhundert wurde Rankweil durch den zunehmenden Pilgerzustrom aus einem weiten Ein- zugsgebiet zum bedeutendsten Wallfahrtsort im Alpenrheintal. 1657 erfolgte durch den Barock- baumeister Michael Beer der Anbau der Gnadenkapelle als Andachtsstätte für die aus dem 15. Jahrhundert stammende Marienstatue, die später mit einem Rokokoaltar ausgestattet wurde. Für die Volksfrömmigkeit sind seit langem auch das legendenumrankte Silberne Kreuz und die Fridolinskapelle bedeutsam. Die Wallfahrtskirche auf dem Liebfrauenberg – seit einer 1986 abgeschlossenen Großrenovierung offiziell als Basilika gewürdigt – verfügt aber vor allem gesamthaft über ein starkes spirituelles Fluidum mit einem Jahrtausende umfassenden genius loci.

Im Netz der überörtlichen Wanderwege war Rankweil traditionell in erster Linie das Ziel von Wallfahrern aus allen Richtungen, auch aus der benachbarten Ostschweiz. Nicht selten wählten Fernpilger, die von Tirol her nach Einsiedeln zogen, den „Gnadenort“ Rankweil zum Zwischen- ziel. Im Zusammenhang mit der Renaissance des Weitwanderns und des Pilgerns auf Wanderwegen kann der Walgauweg wie in Feldkirch auch in Rankweil der Fortsetzung des Arlbergwegs in Richtung Einsiedeln dienen. Im Unterschied zur Feldkircher Route durch das Toggenburg führt jedoch der in Rankweil über Meiningen – Eggerstanden anknüpfende Weg durch das Appenzell.

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Wander-Service des Landes Vorarlberg im Internet

www.vorarlberg.at/wanderwege

Die Homepage des Amtes der Landesregierung bietet eine Fülle von Informationen über das Vorarlberger Wanderangebot. Daraus können zum Beispiel für jeden beliebigen Landesteil farbige Wanderkarten ausgedruckt werden. Unter derselben Adresse sind überdies Wandertipps und Routenbeschreibungen sowie verschiedenste andere Informationen über das umfassend neu gestaltete Vorarlberger Wanderwegenetz zu finden. So ist auch die vorliegende Routenbe- schreibung für den Walgauweg nebst Wanderkarten unter der genannten Internet-Adresse verfügbar.

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