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SYNTHESIZER-MAGAZIN SYNTHESIZER: ANALOG, DIGITAL, SOFTSYNTH, MODULAR ELECTROSOUND: MUSIK, INTERVIEWS SYNTHESIZER-MAGAZIN LESEPROBE PDF/WEB-VERSION MENSCHEN MASCHINEN MUSIK MASCHINEN MENSCHEN www.synthesizer-magazin.de 02 Synthesizer

VA-Synthesizer & Vocoder Radias

Tradition bei Korg. Der Radias ist zwar optisch und namentlich ein aktueller Synthesizer, sogar mit wirklich anderem Design in Richtung „iSynthesizer“ – was auch andere neuere Korg-Produkte durchaus erkennen lassen: Cupertino-Luft mit Steve Jobs’ Geist schwebte anscheinend auch über den Keio-Labs. Technisch ist der Radias einerseits eine Art Nachfolger des MS2000 bzw. des technisch (fast) identischen (schwarzen) MS2000B, jedoch birgt er vorallem Elemente der Electribe MX und viel Neu- es in sich und ist faktisch eine neue Engine, insofern ist er schon mehr als nur alter Wein in neuen Schläuchen. Sein kleiner moderner Kollege R3 bedient eine ähnliche Zielgruppe wie der sehr erfolgreiche Microkorg, der aber eigenständig genug ist, trotzdem im Korg-Programm zu bleiben. Lediglich der MS2000 ist nicht mehr im Rennen - nur, dass mir das niemand durch- einander bringt. Beim Radias heißt die Devise: Höher, schneller, weiter. Radias legt in allem zu: Stimmen, Multitimbralität, Sequencer, Live-Features und natürlich Synthesemöglichkeiten gegenüber dem MS2000. Aber wer ist was und für wen?

Struktur-Schnellwaschgang Das zweite Filter ist auch als Kamm- Ende dessen dar, was man Live-Musi- filter schaltbar. Das Filter 1 kann kern anbieten kann, die Ableton Live oder Auch hier für die, die nicht schon anderswo zwischen den Filtermodi stufenlos über- Grooveboxen genauso selbstverständlich etwas gelesen haben, ein kurzer Überblick blenden, darun-ter auch eine zweipo- finden wie einen Livesequencer, der mehr über die technischen Möglichkeiten: lige (12 dB/Oktave) Tiefpassvariante. als Sequenzen abfeuern kann und eine Es gibt drei Hüllkurven mit einstellbarer Mute-Taste hat. Deshalb bekommt er auch Der Radias ist vierfach multitimbral. Die Kennlinie und eigenem Keytracking und einen eigenen Absatz: Basis besteht aus zwei Oszillatoren mit Modulation durch die Anschlagdynamik Ringmodulation und Synchronisation (für (Zeiten und Intensitäten). Zwei LFOs mit Metallisches und Schneidendes) und den Sample&Hold-Option und 0.01 bis 100Hz Sequenzieren und Komponieren üblichen Standardwellenformen (Säge- Frequenzbereich, da-mit auch schnell genug zahn, Dreieck, Rechteck, Sinus). Oszilla- für interessante Modulationsexperimente, Durch die neuen Drumsets und Drumsamp- tor 1 bietet ebendiese Wellenformen plus sind natürlich auch zur MIDI-Clock synchroni- les ist der Radias in der Lage, eine kom- Symmetrie und Pulsbreitenwahl, sowie sierbar und besitzen ein Key-Triggering. plette Sequenz mit Beats hinzubekommen. deren Modulation an. Dopplungen in „Su- persaw“-Art sind ebenso möglich wie FM Die Modulationsmatrix hat sechs Einträge Natürlich sei gesagt: Es handelt sich um (hier als VPM) und Crossmodulation für und zeigt damit: In allen Sektionen hat einen Stepsequencer für Patternbetrieb, vielfältige Klangspektren. Dazu gibt es man aufgerüstet. Neben dem Master-Ef- keinen Sequencer für komplette Arrange- noch speziellere Schwingungsformen wie fekt gibt es zwei Insert-Effekte pro Sound ments. Es gibt maximal 64 Steps. Damit ist Formantwahl (vokalähnlich), resonanzge- (also 4x2 FX plus Master insgesamt). auch schon klar: Es gibt zwei Sequenzen filtertes und somit farbiges Rauschen Der Hall klingt besser als der der Elec- mit je 32 Schritten und einen Arpeggiator, und verschiedene ROM-Wellenformen tribes, und der Granulierer hat einige Ein- der ebenfalls 32 Schritte fasst. Alle Se- von Drums über einige Standards bis zum stellmöglichkeiten hinzugewonnen. Ver- quenzen können pro Schritt aktiviert wer- Hauptinhalt: Einzyklische Wellendurch- schiedene Delays und Modulationseffekte den, wie bei anderen Lauflicht-Sequencern läufe aus der alten DW-Serie. Die Oszilla- machen für die Bühne sicher kein weiteres auch: Es wird also eine Pause gemacht toren werden stets über je zwei Parameter Effektgerät notwendig, und es ist auch oder eine Note gespielt, je nachdem, ob gesteuert und folgen damit dem Klang- live genug Eingriffsmöglichkeit in Echtzeit die Note in der Lichterzeile am unteren modell der Electribe-MX-Klangerzeugung. gegeben, wie man das von den Electribes Teil des Radias angesetzt ist oder nicht Über eine Waveshaping- und Ver-/An- und dem MS2000 schon kannte. Der Ver- – es läuft zwar kein LED-Lauflicht durch, zerrungsmöglichkeit gelangt das Signal in gleich mit den Electribes kommt sicher jedoch ist der Betrieb sonst exakt mit den die doppelte Filtersektion, die parallel oder durch die Sequencer/Arpeggiatorensek- Electribes vergleichbar, nur erfüllt diese seriell geschaltet werden kann. Auch hier tion zustande, denn hier punktet der Ra- 16-fache LED-Kette auch andere Zwecke, gibt es die obligatorischen vier Filtermodi dias gegenüber anderen Synthesizern wie Menü- oder Klanganwahl – natürlich (Tief-, Hoch-, Band-Pass, Kerbfilter). deutlich und stellt immer noch das obere werden Parameter auch angezeigt, wenn Synthesizer 03

ihr Bedienelement bewegt wird. Steht der und „funkt“ alles per USB an Planet Ra- Bei Andocken der beiden Sequencerlines Radias dort im Trigger-Modus, so zeigt dias. Es ist zwar keine „Virus-TI“-VST-In- (zu einer langen 64er-Line) kann man über er jeweils 16 Schritte an, die durch eine tegration, aber ein netter Bonus. Es sagt die Cursortasten jeweils zwei 16er-Zeilen kleine LED-Kette durch vier Segmente sich so leicht, aber diese drei Modula- sehen und die Zeilen weiterschalten – die (= 64 Schritte) führt – auch hier werden tionssequencer können auch Parameter sonst sehr pfiffigen Japaner hätten für Electribe-Benutzer sich schnell heimisch wie Wellenformwahl oder Filtertyp steuern eine schnellere Übersicht die Anzeige mit fühlen. – damit bastelt man sich schnell eine der Length-LED gleichschalten lassen kön- Wavesequenz im Stil von Wavestation oder nen; so würde man im Trigger-Mode der Die vier Parts teilen sich also demnach drei PPG/Waldorf (Micro-)Wave. Sicher können LED-Kette stets die aktuelle Zeile im Fokus „melodische Rhythmisierer“ à 32 Steps. auch andere neuere Synthesizer so etwas haben, ohne extra mit den Cursortasten Es handelt sich jedoch um polyphone Se- (DSI Evolver-Serie), aber nicht immer so in- herumspringen zu müssen, jedoch sieht quenzen, somit kann eine Sequenz ein tuitiv und so schnell. man den Status dann auch über die Lich- komplettes Rhythmuspattern sein und terzeile, sodass dies kein großes Problem prinzipiell auch gleichzeitig als Melodie Der Sequencer startet, sobald am Radias darstellt. Der Sequencer hat übrigens auch einen anderen Part spielen. eine Taste gehalten wird (oder via MIDI einen Tie-Mode für zusammenhängende gesendet wird). Er lässt Einmalsequen- Noten für Glides, die legato gespielt wer- Als zweiter Block stehen für jedes der zen, Loops und Schrittsprung (also ohne den müssen. vier Timbres je drei 16-Schritt-Sequencer fließende Übergänge zwischen den einzel- bereit. Sie modulieren Parameter in der nen Schritten) zu. Syntheseabteilung und sind frei wählbar. Im Latch-Modus wird der Sequencer auch Radias und andere Sequencer..? Es gibt auch eine Echtzeit-Aufnahme, man nach dem Loslassen weiterlaufen, ohne muss also nur die Aufnahmetaste drücken stoppt er. Das Tempo ist manuell einzu- Die genannten Funktionen im Zusammen- und dreht am Regler, schon ist die Modu- klopfen oder per MIDI synchronisierbar. spiel mit anderen MIDI-Maschinen bedeu- lation im Sack – über die 16 Regler über Die Gate-Länge der Schritte (Notenlängen) ten: Gestartet wird im Radias per Tasten- den „Lauflicht“-Tastern können sie aber kann man global mit „Gate“ einstellen und druck. Es muss also eine Note gespielt auch manuell eingestellt werden, während damit auch performen™ (man entschuldige werden, damit er startet. Dank Arpeggia- die Sequenzen im oberen Abschnitt den Anglizismus). tor und Step-Betriebsart der Sequencer per Step-Eingabe eingegeben werden. können aber auch synchronisiert zum ex- Um dem Radianten™ (oder wie auch im- ternen Tempo Noten- oder andere Events Alle Eingaben können auch über einen Edi- mer Radias-Spieler genannt werden) etwas weitergeschaltet werden: Was bedeutet tor gemacht werden – er zeigt die Sequen- Übersicht zu geben, gibt es im Display die das? Wie früher mit einem Arpeggiator, der cer grafisch an (es erinnert an den Key/ Anzeige aller 32 Steps, praktisch für die über einen analogen Trigger rhythmisiert Matrix-Editor diverser Softwaresequencer) Drum- oder Akkordarbeit™. werden konnte, schaltet der Radias auf 04 Synthesizer

Wunsch nur einen Step weiter, wie es die Dafür ist aber das Drumset wesentlich kalisch wie viel wert ist und welche Ar- Triggerprogrammierung vorsieht oder aber flexibler und die Synthesemöglichkeiten beitsweise man selbst hat. Stilistisch ist der Radias-Arpeggiator vorgibt – damit ist um Längen komplexer. 128 Steps kann der Radias sehr vielfältig, wie jeder rich- das Rhythmusmuster schnell im laufen- man nicht bekommen. Dennoch ist der tige Synthesizer. Die Presets sind natürlich den Betrieb verändert und natürlich asyn- Radias sicher einer der Synthesizer mit nach kommerziellen und gängigen Stereo- chron zum eigentlichen Tempo. Natürlich dem höchsten Spaßfaktor, wenn es um typen bestückt, es geht aber weit mehr, wie kann man auch einfach nur eine Sequenz Live-Spiel, Echtzeit-Modulationen und so oft. Man lernt aber, welche Musikrich- mittuckern lassen und dadurch z.B. die Sequencer geht, denn einen ähnlichen tungen bei den Herstellern angekommen Wellenform für jedes Achtel wechseln - es Sequencer oder auch nur Modulationsse- sind und einen Namen bekommen haben. ist ebenfalls einstellbar, wie schnell die quencer sucht man woanders lange und Mod-Sequenzen sein sollen. fast immer vergeblich. Ansätze davon gab es beispielsweise im Waldorf Q und im Vocodafone Dadurch, dass es Latch pro Timbre gibt, Roland V-Synth. Letzterer hat vorbildliche ist der Radias fast unabhängig von einem vier Modulationssequencer-Lines, ersterer Vocoder eingebaut - das hat sich herum- Mastersequencer. Er ist damit schon ein einen klassischen Stepper, der jedoch gesprochen; er wird auf einen der vier sehr bewegliches Klanggerät. Die Se- nicht so viele Live-Möglichkeiten hat und Parts aufgesetzt oder kann seine Signale quenzen werden zusammen gestartet auch kein Trigger-Lauflicht anbietet. Alle von externen Quellen holen. Da der Radi- oder gestoppt. Stumm und wieder aktiv anderen müssen mit Hilfsmitteln wie Nu- as auch einen Hüllkurvenfolger (Envelope geschaltet werden die Parts durch Halten merology (Mac), Era (PC) oder Ähnlichem Follower) an Bord hat, können übrigens der Exit/No-Taste und des entsprechenden arbeiten oder sich Hardware, wie etwa den auch mit ihm weitere (nicht nur Vocoder-) Parts. Das funktioniert glücklicherweise Manikin Schrittmacher oder den Genoqs Programme gebastelt werden oder schlicht jederzeit, so wird die Performance nicht Octopus zulegen. Drumloops abhängig von ihrer Lautstärke gestört. gefiltert werden oder jeder andere Para- Konfliktstoffe könnten eventuell das aus- meter dadurch moduliert werden. Auch ist schließliche Starten via Tastendruck sein; das Audiosignal eine Quelle im Radias, da Mehr Electribe oder mehr Syntheseschiff? die richtige Sichtweise des Radias-Se- er sowieso für den Vocoder zwei Signale quencers mit Clock von außen wäre ein braucht. Das mitgelieferte Schädel-Mikro- Arbeitet es sich genauso schnell wie mit Dazu-Spiel und damit nicht zwangsweise fon hilft beim Vocodieren. der Electribe MX, oder kann man den Radi- stattfindender „Mitstart“. Die Möglich- as als Alternative/Ersatz zur MX oder einer keiten liegen daher mehr in einer Perfor- Neu und eher zu erklären ist die Formant- Monomachine sehen? mance als in einem starren Abspiel; was Motion-Funktion. Das Ergebnis ist wie eine nicht timingfeste Zeitgenossen dann üben Momentaufnahme, die durch den Vocoder Die Antwort ist jein oder auch jain: man müssen, ist der richtige Einsatz. Es ist je- gesprochen wurde, letztlich ist es jedoch braucht sicher einen oder zwei Tasten- doch wirklich sehr spannend, mit dem Ra- eine Analyse der Sprache (oder eines an- drücke mehr, um den Trigger-Mode zu er- dias auch externe Synthesizer oder Drum- deren Signals) auf Formanten, die mittels reichen, und natürlich hat man nicht jedes Module anzusteuern, z.B. ein analoges. der Vocoderbänder abgefahren werden. Schlag-Instrument als eigene Spur und Zum Senden muss der Radias in „Global“ Natürlich kann das ein normaler Vocoder muss im laufenden Betrieb die Tonhöhe auf PostKB stehen. nicht, jedoch macht es deutlich, wie der (und damit die Auswahl des zu spielenden Radias sich Klangfragmente merkt, und Schlaginstruments) im Auge behalten. Man teste also für sich, was einem musi- das relativ lang (in Zahlen: 16 Sekunden). Synthesizer 05

Trommelmeyer mehrspurig aufnehmen oder mit externen Effekten versehen. Es gibt 16 Speicher für solche Vocoder- Drum-Mapping ist immer noch selten, ob- sprüche. Es sind keine Samples, sie kön- wohl die aktuelle Musik sehr gerne Ge- Natürlich gibt es keine 64 Insert-Effekte nen aber im Sinne von Samples verwendet brauch von per Synthesizer erzeugten für ein Set, da muss man sich schon mit werden und mit den 16 Vocoderbändern Drumsounds macht. Der Radias hält je 16 den vorhandenen Effekten begnügen; genauso gesteuert werden, als würden sie Klänge pro Drumset im Speicher, sie sind sie werden im fertigen Multiset mit abge- gerade eingesprochen. Ein selbst „einge- kein Verweis oder Referenz auf Sound- speichert, so hat man immer den richtigen sungener“ Beat im „Human-Beatbox“-Style programme, sondern 32 eigene Klangpro- Effekt pro Patch. Was noch gefehlt hätte, kann je nach Trägerklang zwischen einem gramme. Rein theoretisch können so 16 wäre eine individuelle Zuweisung einzel- Text und eben jenem Beat erklingen, je Klänge pro Timbre (Part) verwendet wer- ner Drumsounds zu den Effekten, dennoch nachdem, ob mehr geräuschhafte oder den. Allerdings kann generell nur ein Tim- ist das Vorhandene mehr, als die meisten vokale Klänge als Träger gebastelt wur- bre ein Drumset sein. Praktisch reichen die Synthesizer bieten. Die Instrumente sind den. 16 in einem einzigen Part. Das ist vielseitig ansonsten sehr frei, natürlich auch im und sicher gegen jede normale Groovebox Stereobild (Panning). Ich wünsche mir von Man wird sich oft fragen: Was labert der synthesetechnisch über alles Andere™ er- der Industrie generell einen Drum-Mode in da? Prima Methode für sonst vokale Pas- haben. jedem Synthesizer wie diesen. sagen. Nimmt man die Wellenform „For- mant“, so lässt sich relativ leicht ein Klang Ein Drumsound, der drei Hüllkurven bauen, der an ein Didgeridoo oder eine braucht und zwei Filter? Kein Problem. Weichprodukt Maultrommel erinnert. Setzt man dann Die Drumsounds werden immer gruppen- noch die Modulationssequencer geschickt weise in einen der 32 speziellen Drum-Pro- Software-Editoren mitzuliefern ist heute ein, hat man schon eine neue Sprache grammspeicher gespeichert. Jeder Drum- fast schon Standard, besonders bei den erfunden. Fließend Ts’ouald zu sprechen sound kann auch auf einen der beiden großen Firmen. Der Radias hat eine USB- kann in manchen Gegenden ja nützlich Stereo-Einzelausgänge geleitet werden Schnittstelle, über die alles editierbar ist sein. - so kann man auch eine Session einfach und grafisch dargestellt wird, auch die 06 Synthesizer

Formantaufnahmen werden in 3D auf- und etwas „schmatzende Hüllkurve“ dazu Keytracking auf 1 zu stellen (dies ist eine gezeichnet. Sehr bequem und übersicht- – fertig ist der klassische Sound aus Hu- oktavreine Verteilung auf die Tastatur) und lich sind auch die Sequencer. Die Klänge man Leagues „Being Boiled“, der im Ori- die Hüllkurven ganz kurz einzustellen (kein können über die Software archiviert wer- ginal vermutlich vom Korg 800DV stammt. Attack, kurzes Decay und Sustain auf null den. Der Radias kann auch als MIDI-Inter- Mit der Unison-Funktion kann man den oder nahe null und nur wenig Release face verwendet werden. Audio wird nicht Klang noch weiter anfetten. für Hüllkurve 1 und 2 (z.B. A = 0, D = über USB übertragen. Man muss aber auch 42, S = 0, R = 22). Das hört sich bereits sagen, dass die Zahl der Geräte, die das Er bleibt natürlich schon immer noch ein schon sehr gezupft an, je mehr Hüllkurve, können, meist mit hohen Latenzen und oft Korg und wird nicht zu einem Moog oder desto mehr Punch ist drin, sollte aber mit De-facto-Unbrauchbarkeit dieser Funk- ARP der frühen Jahre, so fair muss man nicht übertrieben werden und sich nahe tion glänzen. Alles funktioniert solide im auch bleiben, jedoch findet man sich den- null aufhalten. Ein Cembalo wird bei null Radias, was sicher besser ist als eine halb- noch schnell bei der Ansicht, dass die Pre- oder etwas mehr Decay für die Hüllkurven herzige Audio-Implementation, die man setklänge auch fetter programmiert werden ebenfalls leicht simulierbar. dann nicht nutzt oder sogar nutzen muss könnten, wenn man wollte. Der generelle für bestimmte Funktionen. Für Echtzeitauf- Grund-Charakter ist jedoch ähnlich der Achtung: Für Filterparameter den Select- nahmen nutzt man dann schlicht MIDI oder sonst gewohnten aktuellen Korg-Linie. Ein Taster über der Filtersektion auf „Filter USB, und es funktioniert. High-End-MS2000? Grob gesagt: ja. Und 2“ stellen bis hier, danach Feintuning mit noch etwas: Da sich die Amerikaner etwas Filter 1 und einfach den Cutoff herunter- schwer tun mit der Panel-Aufstell-Mecha- ziehen, bis es gefällt, evtl. auch mo- Klangwelt nik, musste Korg den Radias dort etwas im dulieren durch die Hullkurve (EG1 Detail verbessern, denn zu heißer Kaffee Int), aber auch hier nur nahe null Wie? Seitenweise Information, aber kein oder ein geklemmtes US-Fingerchen ist im halten. Die angerissene Saite ist fertig. Wort über den Klang? Das kann ja nicht Lande des freien Waffenverkaufs rechtlich sein: Der Radias erinnert im Klangbild an problematisch. Noch etwas Hall drauf? Einfach Insert die Electribes oder auch ein wenig an die FX ON drücken und oben Reverb aus- Vorgänger Microkorg und MS2000, jedoch suchen (Cursortasten) und mit Edit1 und hat er insgesamt weniger „LoFi“-Charak- Miniworkshop: Saiteninstrument und Cembalo 2 im FX-Bereich angenehme Werte suchen ter; im übertragenen Sinne könnte man basteln mit dem Kammfilter (z.B. 1-2 s Hallzeit und Mischverhältnis sagen: Der Drum-and-Bass-artige Grund- 64:36). Richtig lustig wird das mit einer charakter weicht einem neutraleren und Zum Antesten vielleicht ein kleines Beispiel: schnellen Sequenz: Einfach Sequencer saubereren Grundklang. Dies liegt teil- auf Step Seq 1 stellen und dann Step Rec weise an der geänderten und oft einge- Dazu den Klang initialisieren (Edit und drücken: Die Frage mit Y(es) beantworten setzten Amp-Verzerrfunktion und dem EQ. dann Utility drücken), dann das Filter auf und eine Melodie eintippen (spielen). Stellt man hier einige typische Werte ein, Serial und Filter 2 auf Comb. Oszillator 2 Wenn genügend Noten eingespielt kann man den „Microkorg-Sound“ auch er- auf null und aus Oszillator 1 Noise holen. sind, noch einmal Step Rec drück- reichen. Diese Rauschquelle ist flexibler, es ginge en (oder durchspielen, bis alle auch mit dem Noise-Regler, auf HPF25 32 Steps voll sind) und den ON-Taster im Korg hat auch offensichtlich die Wandler (Regler 2 von OSC1), und mit wenig Reso- Sequencer drücken und das Tempo auf 95, durch aktuellere 24bit-Converter ersetzt, nanz ist der richtige „Anschieber“ für die und dann ein bisschen mit der Gate-Time daher werden die Klänge auch bei Nutzung Saiten schon fertig. Das Kammfilter jetzt spielen oder den Hall ein- und ausschalten. des Radias als Effekt für externe Signale auf Cutoff 44 stellen, mit etwas EG1-In- Auch mit der Releasezeit spielen oder mal mit weniger Artefakten verziert. Zum Test tensity durch die Hüllkurve steuern las- eine Mod-Sequenz aufzeichen und am Re- einfach mal ein Hochpassfilter tief stimmen sen und die Resonanz aufdrehen (127). leaseregler von Hüllkurve 2 drehen (kurze und den EQ auf Bassverstärkung einstellen Das Wichtigste an diesem Sound ist, das Gatezeiten verwenden). Dazu nur eine Se- Synthesizer 07

quenz auswählen (Mod1) links neben der also stimmen, damit es auch im Tuning mit Korg-Aktion: großen Lichtzeile, den Mod-Sequencer auf anderen Sounds passt. Übrigens kann man Ständersystem Aufnahme stellen und loslegen (drehen!). beim Radias auch Key-Ranges setzen und so zwei oder drei Känge über die Tastatur Einen Bass dazu bauen und Drums? Es gibt spielen (Split) oder auch schichten – ein- ja noch genug Sequencerkapazität. Aber ab fach durch Einstellung, von wo bis wo der hier beginnt die Experimentierphase, viel Klang erklingen darf. Auf diese Weise kön- Spaß dabei. Alles hier Beschriebene funk- nen auch sehr komplexe Klänge erstellt tioniert auch mit dem Korg R3, der nahezu werden und auf zwei Timbres verteilt wer- identisch mit dem Radias ist, er hat aller- den. dings eine Mod-Sequenz pro Timbre und zwei Timbres statt vier, und er hat lediglich die DWGS-Wellenformen, nicht aber die Schnippschnapp-Sektor – Kurzmeldung nach Samples. Worin der Radias sehr stark ist, Dienstschluss... ist das eigentliche Spiel mit den Para- metern, den Sequencern und dem Klang Korg hat eine kleine Spezialaktion: Es gibt per Muting und Reglerdrehen nach Lust den Radias für eine kurze Zeit mit einem und Laune. Ständersystem, wenn er ab dem 1.4.2007 gekauft wurde und sich der Käufer bei Korg Nur Tote haben da keinen Spaß oder inter- in Marburg gemeldet hat mit Kaufbeleg. Die essieren sich doch mehr für Rechnungs- Aktion gilt nur für Deutschland und Öster- wesen oder Briefmarken. Und noch ein reich und ist limitiert. Das übliche „solange Rack: ca. 1k€ Keyboard: 1.4k€ Tipp: Das Kammfilter verändert die Ton- der Vorrat reicht“. Keyboard einzeln: 440€ höhe des Saiteninstruments beim Betäti- ______Moogulator / Sequenzieren gen des Cutoff, man muss das Instrument geht über Studieren Links: Hersteller: Korg.de / .com Info: www.sequencer.de/syns/korg/radias.html 08 Synthesizer

TRACK 05 Die großen Modelle SH5 und SH7 und das System 100 ROLAND SH-Serie

Die SH-Serie von Roland ist die prägende erste analoge Serie, mit der Roland den neuen Firmennamen 1972 einführte, der Vorgängername Ace stand bis dahin für Drummachines und Orgeln. Ikutaro Kakahashi gründete die Firma mit diesem Namen, da es nur wenige Hersteller mit „R“ gab.

Der SH1000 war technisch und optisch zwar noch ein besseres Preset-Instrument, er bekam aber mit dem SH1 schon bald den Prototypen für die komplette Serie zur Seite gestellt. Der SH5 war bis 1978 Rolands nichtmodulares Spitzenmodell, das halbmodulare System 100 von 1976 ist klanglich, optisch und konzeptionell sehr eng mit der SH-Serie verbunden und Strukturenübersicht wurde häufiger gekauft. Der Grund ist un- spektakulär: Der Preis ist für ein Mo-dell Alle Oszillatoren in den vorgestellten Synthesizern bieten Pulsbreitenmodulation und bi- 101 (Keyboard mit einem VCO) zum Begin- eten Sägezahn, Rechteck und Dreieck mit Synchronisation. nen war günstiger, und später kam dann der 102 Expander zum System 100 dazu, SH5 – Bj.1974: 2 VCOs (Soft- und Hard-Sync), 2 LFOs, 1x ADSR, 1x AR, Ringmodulator, und sobald der Geldbeutel wieder voll war, echte S&H, 2-Pol-Multimodefilter, Bandpassfilter statisch mit Resonanz, VCA mit Hold konnte das System komplettiert werden und Panning, Rauschen (rosa und weiß) mit dem Sequenzer Modul 104. Ein 101 oder 102 kosteten jeweils etwa die Hälfte SH7 – Bj.1978: 2 VCOs (Hard-Sync) mit 5-mal-„Sub“-Oszillatormix aus Frequenzteiler- dessen, was ein SH5 auf die Geldwaage schaltung (32-2´ Rechteck), 1 LFO, 2x ADSR, Ringmodulator, echte S&H, 4-Pol-Tiefpass- brachte (ca. 3k Euro), was sich auch mit filter, VCA mit Hold, Filter- und Oszillator-FM, Rauschen (rosa und weiß) dem späteren komplett neuen SH7 nicht wesentlich änderte, denn schon ein Jahr System100 – Bj. 1976: nach seiner Einführung brach das poly- Modul 101 – 1 VCO, 1x LFO, 1x ADSR, Rauschen (rosa und weiß), 2Pol-Tiefpassfilter, phone Zeitalter an, und der Jupiter 4 lief Hochpassfilter statisch dem duophonen SH7 den Rang ab. Syn- Modul 102 – 1 VCO (Soft- und Hard-Sync mit 101), 1x LFO, 1x ADSR, 2Pol-Tiefpassfilter, thesizerpop war nun auch endlich ins Hochpassfilter statisch, echte S&H, Ringmodulator Rampenlicht geraten. Human League und Modul 103 - Mixer ihr System 100 nebst Jupiter 4 war nur Modul 104 – 2 mal 12-Step-Sequenzer eine der neuen Elektronik-Formationen, die mit dem Roland-Sound arbeiteten. Auch anno 2007 bekommt man ein Sys- tem 100 komplett etwa zum Preis eines SH5 (1000-1300 Euro), der SH7 ist meist oberhalb dessen, da er noch selte-ner zu finden ist.

Sieht man die komplette (analoge) SH- Serie heute aus der Vogelperspektive, so findet man in den drei Top-Modellen alle Features der kleineren wieder. Die SH- Serie bot nur in der späteren Inkarnation zwei volle ADSR-Hüllkurven, der SH1 und der SH5 mussten noch mit ADSR und AR- Kurve auskommen, die kleineren meist mit nur einer ADSR-Hüllkurve, sowie dem Kompromiss eines Gates für den VCA („Orgelhüllkurve“). Synthesizer 09

Anders als die Anderen: Der SH5 Musikalisch bedeutet das eine bewegliche Jede andere Konstellation ist möglich, und sehr flexible rhythmische Modulation, und damit ist dies wohl eine der gelungen- Der SH5 ist in ein zusammenklappbares die im Livebetrieb viele Vorteile bietet: sten Mischsektionen ihrer Zeit. Speziell Vinylgehäuse eingebaut und bietet als Auf der CD findet sich dazu ein kleiner atonaler das Mischen des Rauschens und der Ring- einziger die beliebte schräge und gut er- Minimal-Industrial-Track „Moogulator - Klinik, modulation bietet kaum ein moder-ner reichbare Bedienoberfläche. Er bildet Room #5“. Die Regeln beim Erstellen waren: Aus- Synthesizer so an. Wünsche nach mehr mit dem Deckel ein komplettes Live- schließlich interne Mittel werden genutzt, keine Modularität kommen im SH5 also nicht Case, welches sonst nur der SH3A in Sequencer- oder Keyboardnutzung: Der SH5 und auf. Etwas schade ist wirklich nur, dass ähnlichem Design anbot. Anders als die seine Regler und Schalter pur und externe Effekte das Bandpassfilter statisch ist und weder meisten Modelle bietet er zwei VCOs mit oder Hilfsmittel, somit dienen die LFOs als „Rhyth- über Steuerspannungen noch über interne harter und der seltenen weichen Synchro- musgeber“. Modulationsquellen bewegt werden kann. nisation. Ganz offensichtlich haben die Dennoch ist es eine der Spezialitäten, die Roländer™ speziell beim SH5 genauer den SH5 ausmachen, denn das BPF klingt auf die ARP-Synthesizer geschaut: Es einfach gut™ (im Sinne von Begriffen wie gibt ADSR- und AR-Hüllkurven, welche wunderschön™). für Filter und Lautstärke nutzbar sind. Netterweise kann auch das Eingangslevel Die ADSR-Hüllkurve kann auch für Sync- in den Bandpass justiert werden und so Sounds genutzt werden (VCO2-Tonhöhen- das BPF eine sehr starke Sättigung be- modulation). Die Sparhüllkurve ist leider kommen (von „voll“ bis zum leichten Clip- nicht auf AD-Format umzuschalten, was ping). Neben Andickungsaktionen kann eigentlich der einzige Schwachpunkt ist. das Filter sehr schön manuell „gespielt“ werden. Obwohl das Vorbild ARP Odys- Weiterhin sind Mixer und Ringmodulator, sey durchaus stark in das Konzept des sowie eine vollständige Sample-&-Hold- SH5 einging, hat er einen und vollkom- Schaltung offensichtlich ebenfalls vom Filterkonzept SH5 men eigenen Klang, der weit weicher Odyssey inspiriert. Da man den damals ist und durch die zusätzlichen LFOs und teureren ARP Odyssey auch überbieten Besonders ist auch das Filterkonzept und Multimodefilter dazu ganz andere Ergeb- wollte, gab es einige zusätzliche Funk- das (ebenso deutlich ARP-Odyssey-be- nisse hervorbringt. Das Multimode-Filter tionen, eine Vorgehensweise, die frühe einflusste) VCA-System im SH5: Ein 12- ist sogar selbst-resonant und mit Hilfe japanische Autohersteller nach gleichem dB/Oktave-Multimodefilter arbeitet mit des Key-Trackings tonal ohne Oszillatoren Prinzip hierzulande erfolgreich machte. Es Hoch-, Tief- oder Bandpass-Betriebsart. spielbar. Auch gibt es Trigger-Modes für gibt zwei LFOs, die erkennen lassen, dass Ein zweites und ausschließlich manuell die Hüllkurven, die LFOs, externe Quellen die S&H-Funktion in späteren Synthesi- einstellbares Bandpassfilter mit Resonanz und S/H als Triggerquelle verwenden kön- zern (auch bei Roland) eine „mit LFOs kann zusätzlich eingesetzt werden. nen (selbstspielende Patches sind damit assoziierte Funktion“ werden wird und machbar). Auch der Ringmodulator ist heute leider (fälschlich) als besondere nicht einfach fantasielos mit den beiden LFO-Schwingungsform angesehen wird. VCOs verbunden, sondern kann auch an Der S&H nutzt LFO-Wellen, nicht jedoch Noise oder LFO2 abgreifen oder von ex- Oszillatoren als „Sample“-Quelle, jedoch ternem Krachquell™ gefüttert werden, lassen sich mit den LFOs als Quelle auch eine Post-Filter-Ringmodulation gibt es eher rhythmische Strukturen aufbauen als leider nicht, obwohl sie sehr ergiebig wäre mit den wesentlich schnelleren Audio-Os- (wie bei 99% aller Synthesizer auch). zillatoren. Die VCAs haben generell lineare An- Das Routing der LFOs erinnert erneut an steuerung, weshalb die Hüllkurven nicht den Odyssey, da die Wellenformen über immer superschnell arbeiten, jedoch sind eine Art Bus-System an die verschiedenen sie brauchbar, einen Minimoog oder ARP Komponenten weitergereicht werden. Der 2600 schlagen sie allerdings nicht, ins- Vorteil ist die Nutzung unterschiedlicher besondere der AR-Teil nicht (mangels De- Wellenformen desselben LFOs als rhyth- cay). Eine Software-Emulation aller hier mische Grundlage (gleiches Tempo mit an- Die Oszillatoren 1 und 2, das weiße oder behandelten Roland-Synthesizer gibt es derer Wellenform). Diese Idee wurde auch rosa Rauschen, ein externes Signal und übrigens nicht. Was allerdings nicht sehr in Yamahas CS-Serie verwendet und bietet die Ringmodulation können wahlweise einleuchtet, ist, weshalb ARP und Roland rhythmisierte Klänge mit einer gemeinsa- durch eines oder beide Filter geschleust AR-Hüllkurven verwendeten, sie sind für men „Clock“, was bei gleich zwei LFOs werden oder die Filter komplett umgehen, perkussives Material nicht besonders ein wertvolles musikalisches Feature ist. so dass Rauschmischungen über das geeignet und erfordern den Einsatz des Der erste LFO kommt mit Sägezahn aus, Bandpassfilter parallel zu einem tiefpass- ADSR. Die kleinere SH-Serie bot oft ein jedoch in steigenden und sinkenden Vari- gefilterten Oszillator 1, sowie einem mit einfaches Gate (Orgelhüllkurve) an, der anten, der zweite bot alle üblichen Grund- beiden Filtern bearbeiteten Signal sich SH5 hat zwar eine zusätzliche Preset- wellen plus Einschwingzeit exklusiv für die zu einem ungefilterten Ringmodulator ge- hüllkurve (wie der SH3A), jedoch hat Sinus-Welle, welche ebenfalls über das sellen, während das externe Signal durch diese leider einen leichten Attack und ist Bussystem mit und ohne Fade-in zu Nut- eines oder beide Filter geleitet wird. damit nicht so hilfreich, daher wird man zen ist. sich meist mit dem LFO 1 mit fallender 10 Synthesizer

Sägzahnwelle behelfen, denn er wird über das Keyboard neu gestartet (Retrigger). Ansonsten ist es auch möglich, die Pre- sethüllkurve zu modifizieren, was relativ einfach ist (diskrete Bauweise).

SH7: Neue Technik und Unterschiede.

Der SH7 brachte viele Verbesserungen, Er klingt sicher nicht so weich und „rund“ Abgrenzung zum System 100 jedoch ist das tolle Bandpassfilter des wie der SH5, dafür kann er knackigere SH5 leider nicht mehr an Bord. Das Fil- Perkussionsklänge mit interessanten FM- Das halbmodulare System 100 bietet nicht ter hat zwar 24dB pro Oktave, jedoch Obertonspektren erzeugen, die der SH5 wirklich viel Modularität, es gibt sogar ein „nur“ als Tiefpass. Auch einen LFO muss nur über den Missbrauch des S/H Trig- paar Punkte, die gar nicht abgegriffen man entbehren (für Bayern: entBären™), ger (teilweise) hinbekommt (er ist schnell werden können, darunter sind auch die allerdings bekommt man zwei schnelle genug, um beispielsweise die Hüllkurven LFOs für externe Module oder Sektio- ADSR-Hüllkurven und FM für VCOs und neu zu triggern, die LFOs hingegen sind nen der System-100-Module. Geht man Filter, sogar Rauschen kann als FM-Quelle „nur“ normal schnell (ca. 20 Hz). Selbst- vom Besitz der beiden Module 101 und dienen und so die Klangpalette für Me- verständlich muss die S/H-Clock immer 102 aus, so sind diese zwei fast gleiche tallisches™ stark erweitern. Der Oszil- etwas schneller sein als die signalbrin- Synthesizer mit je einem VCO, einem 12- lator-Sync ist nur noch hart möglich und genden LFOs, jedoch lassen sich die LFOs dB/Oktave-Tiefpass und einem statischen klingt drastisch anders als der des SH5, auch etwas tunen durch relativ kleine Hochpassfilter, der auch später noch überhaupt klingt er anders als der vieler Hardware-Eingriffe, denn es ist ja alles Rolands Markenzeichen bleiben sollte. anderer Synthesizer. Die Sync-Sounds DIY-freundlich diskret aufgebaut. Schaltet man die beiden in Reihe, so er- des SH7 klingen deutlich „schwächer“ hält man die gewünschten 24 dB/Oktave und LoFi-artiger, jedoch nicht uninteres- Die Duophonie des SH7 war eine Art An- Flankensteilheit, jedoch keinen Bandpass sant – allerdings nicht kräftig, wie etwa näherung an polyphone Synthesizer (und á la SH5, dafür aber schöne Formanten- der Sync-Klang des Odyssey (ja, dieser richtig: Der Odyssey konnte es auch). Klänge durch zwei Resonanzspitzen, wenn Name fiel bereits öfter). Dazu gibt es eine So kann mit zwei gespielten Tasten die die Filter leicht versetzt und gleichförmig Art Mini-Tonbeugungs-Hüllkurve namens Frequenz der beiden VCOs unabhängig moduliert werden. Jede Einheit kann nur Autobend - entsprechend einer einfachen gespielt werden, aber natürlich benut- mit einem LFO dienen, jedoch könnte man Decayhüllkurve, da die Haupthüllkurven zen sie gemeinsam ein Filter. Klanglich mit externen Modulen LFOs in das System nicht direkt auf die Tonhöhe wirken kön- lassen sich mit dem Ringmodulator und einleiten. nen, dafür aber gibt es den Output des der FM interessante Spektren spielen, S&H für beide VCOs getrennt. nicht so prägnant und direkt wie die Etwas umständlicher ist auch das Feh- des Odyssey, jedoch musikalisch und len von Oktavschaltern (Fußlagen), hier Die Pulsbreite lässt sich vielfältiger mo- nicht minder interessant, und durch die hätte man sich besser weniger an ARP dulieren als im SH5. Ganz ungewöhnlich beiden vollwertigen ADSR-Hüllkurven orientiert, denn das war besonders beim ist auch das 5-fache Suboszillatorsystem, durchaus weitreichender bei perkussiven Livespiel umständlich. Da sind die SH- welches Roland schon im SH3/SH3A ein- Klangwelten. Roland hat mit der SH-Serie Synthesizer wesentlich geeigneter, zumal setzte. Es lässt sich pro Fußlage hinzu- definitiv einen bleibenden Klangwert ge- diese auch den Bender haben, denn Ton- mischen (VCO1), dies geschieht zusätzlich schaffen und die SH-Synthesizer haben in beugungen per Pitchknopf sind oft nicht zum Hauptsignal und wurde durch Frequ- der (frühen) Technowelle eine verdiente so exakt spielbar, dass man problemlos enzteiler realisiert. Renaissance gehabt, viele sind auch im- zur Originalstimmung zurückfindet. mer noch im Einsatz, denn sie brauchen wenig Service und sind relativ einfach zu Die meisten Nachteile sind im moder- reparieren, lediglich die Keyboards könn- neren und kompakteren System 100M ten heute nicht mehr ganz frisch sein, nicht mehr vorhanden, jedoch gibt es dort oder kratzende Potis müssen getauscht auch kein Multimodefilter (wie im SH5), werden. Der SH7 besitzt übrigens auch und an Oktavschalter hat man eben- verschiedene Hüllkurvenpolaritäten und falls gedacht, jedoch klingt das 100M einen Envelope-Follower für externe Sig- geringfügig weniger füllig/breit im Ver- nale, was ihn zur ersten Wahl zum Bear- gleich, besonders der SH5 bringt mehr beiten von Audiomaterial macht. Breite. Der SH7 ist gegen das 100M (nicht das System 100) immer noch etwas fül- liger im Klang, selbst wenn man die „Sub- oszillatoren-Mischregler des VCO1“ nicht Es dürfte sehr schwer fallen, sich zwischen nutzt, jedoch ist die Klangästhetik sehr SH5 und SH7 zu entscheiden. Definitiv vergleichbar. Soviel zum 100M, welches selten ist der SH7 (neben dem SH1 und später einmal Thema wird. SH2), somit liegt er meist auch preislich höher als SH5 und System 100, wenn man ihn überhaupt findet. Synthesizer 11

Wer für wen? MIDI

Das System 100 ist sicher ein Kompro- Den „schönsten“ Klang dürfte der SH5 Alle genannten Roland-Synthesizer bieten miss aus den beiden SH-Flaggschiffen mit für sich verbuchen können, nicht zuletzt eine komplette Armada von Anschlüssen pseudomodularem Konzept. Für welchen durch das Bandpassfilter, welches (gut für CV, Gate/Trigger und oftmals auch die man sich entscheidet, wird durch die Live- gespielt) seine Stärken ausfährt. Wer mit Steuerung des Filters und VCAs an. Durch tauglichkeit und nicht zuletzt durch die der Einschränkung der AR-Hüllkurve nicht die auch heute üblichen Normen mit Volt Filtertypen und den Wunsch nach FM und klar kommt, sollte sich über den SH7 pro Oktave (Tonhöhe) und Spannungstrig- Perkussion vorgegeben. Bei den anderen Gedanken machen. Es gibt natürlich auch ger (Gate) kann ein günstiges Doepfer Faktoren ist es eher eine Geschmacks- Perkussion mit dem SH5, jedoch packt MCV4 oder Kenton CV/MIDI-Interface die frage und „irgendwie“ auch machbar. In der SH7 einfach kräftiger zu, was auch SHs und das System 100 vorbildlich und Europa ist der SH7 sehr selten, der SH5 an seinem 4-Pol-Filter liegt. Auch die Duo- preisgünstig ins MIDI-Studio integrieren. immer noch „normal selten“ und das Sys- phonie mit Ringmodulation und Sync-Fea- ______tem 100 (etwas) einfacher zu bekommen. tures bringt mehr als allgemein vermutet, Moogulator Einige Monate Geduld sollte man jedoch dies kann nur der SH7 bieten. Wer eher bei allen haben. Das von Front 242 ge- sequenziert, dem reicht auch das System nutzte System 100M wird in einer späte- 100, was sich durch die fehlende Oktav- ren Folge noch einmal Thema. Trotz seines rastung und Bender und ohne Duophonie Quellen und URLs: ähnlichen Namens ist es doch anders nicht so klanggewaltig spielen lässt wie konstruiert, nur muss man viel Geduld die SH-Synthesizer. Den Roland-Klang *Ikutaro Kakehashi - Mein Leben für die Musik mitbringen, wenn man ein oder gar meh- beschreiben? Er ist rund, Hi-Fi, stimmig – Buch, erschienen im PPV-Verlag rere Cabinets ins Studio stellen will, wie und „in der Mitte“ – gut im Mix und all- *SH Serie in der Synthesizerdatenbank: und Co. (insbesondere, time-musikalisch - nicht so stark akzen- Sequencer.de -> Roland auswählen und SH in wenn es ein größeres System werden tuiert oder typisch-färbend wie Moog oder Suchmaske soll) Definitiv ist es eine Alternative zur so prägnant wie ARP, jedoch klingen die SH-Serie, ebenso das große System 700, SH-Rolands durchsetzungsreicher als Direktlinks: welches jedoch für viele finanziell keine ein üblicher „VA“ (virtuell Analoger) oder http://www.sequencer.de/syns/roland/SH7.html Alternative ist. JP8000/SH201 aus gleichem Hause http://www.sequencer.de/syns/roland/SH5.html (ohne Effekte). http://www.sequencer.de/syns/roland/Sys- tem100.html Alternativen? Die Vergleiche eines solchen Klassikers mit modernen Instrumenten gestalten *Zusammenfassung Neben den kleineren SH-Synthesizern sich schwierig, denn es gibt keinen aktuel- http://www.sequencer.de/roland/roland_SH- liegt die strukturelle Alternative sicher len Synthesizer, der diesen Klang halb- synthesizer.html eher beim ARP Odyssey oder klanglich wegs abbildet und sich dabei für so viele *Synthesizer mit schrägem Bedienpanel beim bereits erwähnten kleinen Roland Musikarten eignet. Dies war und ist das http://sequencer.de/synth/index.php/Angled_ System 100M. Geheimnis, weshalb sie immer noch gern Panel_Synthesizers eingesetzt werden. Einen Teil des typischen Sounds bekommt man auch mit dem Jupiter 4 und Promars oder sogar der Juno-Serie hin, jedoch muss man oft synthesetechnisch zurückstecken (Ringmodulatoren haben sie nicht). Wie immer gilt: Wer SH will, muss SH oder System 100 kaufen. Man wird relativ oft an die ersten Alben von Human League, Heaven 17, Depeche Mode/, Throbbing Gristle oder Front 242 erinnert sein, die die Klangästhetik der frühen Roland-Synthesizer recht gut repräsen- tieren. Ansonsten ist fast jede Acid- oder Techno-Veröffentlichung kaum ohne einen Klang aus der SH-/System-100/M-Ecke ausgekommen. Insbesondere das Sys- tem 100 wird auch heute gern eingesetzt, nicht nur von den Elektro-Opas der alten Garde. Eine VA- oder Software-Alternative ist nicht in Sicht (klanglich) und der Jupi- ter 6/8 ist klanglich schon recht weit von der SH-Klangästhetik entfernt (hier gibt es zwei Versuche, ihn zu imitieren, davon einer von Roland selber). 12 Report

Elektronische Instrumente im Film FOLGE 1: PERFORMANCE (GB, 1968)

Unnatürlich, denaturiert, technisch, unmenschlich1 - mit diesen Attributen wurden noch bis in die 70er Jahre des ver- gangenen Jahrhunderts jene Klänge beschrieben, die mittels elektronischer Gerätschaften und Instrumente erzeugt wurden. Neue Erkenntnisse über den Aufbau und die künstliche Rekonstruktion eines Blasinstrumenten- oder Klavier- tones2 durch Frequenz- und Hüllkurvengeneratoren wurden zwar mit Interesse aufgenommen, darauf basierende Werke in der Neuen Musik stießen in konservativen Kreisen jedoch vielfach auf Ablehnung. Komponisten, die es wagten, “den Naturklang durch Denaturierung abzutöten”3 und mit Hilfe von (Physik-)Labortechnik die Elementarteilchen der akustischen Welt, die Sinustöne, zu isolieren und mit ihnen neue künstliche Klangkörper zusammenzusetzen, wur- den angegriffen wie ein sich an der natürlichen Schöpfung vergreifender Dr. Frankenstein. Ironischerweise lernte das Massenpublikum die neuen elektronischen Klänge tatsächlich oft erst als begleitende oder illustrierende Musik von Horror- oder Science-Fiction-Filmen kennen. Vor der später einsetzenden massenhaften Produktion und Verbreitung bil- liger elektronischer Instrumente aus Fernost war die ungewohnte synthetische Musik aus der Steckdose gut für alles, was im Film unheimlich und fremd wirken sollte.

Unheimlich, fremd und unnatürlich war für Von der Odyssee dieses han- “Performance” ist mehr als eine “merk- die Verantwortlichen von Warner Brothers delt diese Story und davon, wie er nach würdige Allegorie um einen versuchten auch das, was Donald Cammell und Nico- Berlin kam. Identitätswechsel”, wie das Rowohlt-Film- las Roeg als Regisseure nach Beendigung lexikon 1977 schrieb, es ist ein Film, der der Dreharbeiten des Films “Performance” In “Performance” wird eine Geschichte den Zuschauer auf eine mit suggestiven zur ersten Sichtung präsentierten. erzählt, deren Anfang sich noch leicht Bildern angereicherte Reise führt. Ein nachvollziehbar beschreiben lässt: Der Trip, bei dem konventionelle Erzählstruk- Der heute längst zum kultigen Klassiker Gangster Chas (James Fox) soll im Auftrag turen nach und nach aufgegeben werden avancierte Streifen kam erst 1970 in seiner Bosse einen früheren Partner, der und bei dem, angesichts eines Spiels mit die Kinos, zwei Jahre nach Fertigstel- aus dem Geschäft aussteigen will, zur Realitätsfragmenten und inhaltlichen und lung und nach massiven Zensurmaßnah- Umkehr bewegen. Es kommt zu einer Aus- formalen Überblendungen, unklar ist, was men. Schauspieler James Fox stieg nach einandersetzung, bei der Chas den ehe- Dichtung und Wahrheit trennt. “Performance” für neun Jahre aus dem malige Freund erschießt und damit einen Film-Business aus um sich erst der hal- Fehler begeht, der ihn zur Flucht vor den Jene Trennlinie war auch während der luzinogenen Droge DMT und dann einer eigenen Leuten zwingt. Beim Versuch, un- Recherche nach dem Verbleib des Moog- evangelistischen Glaubensgemeinschaft terzutauchen, landet Chas in einem Haus, Modular-Synthesizers schwer zu ziehen. zu widmen. Um den Film bildeten sich Le- in dem der einstige Popstar Turner (Mick Der Autor dieser Story traf dabei auf zwei genden, so z.B. um die in Vergessenheit Jagger) mit zwei Frauen lebt, Pherber und Persönlichkeiten, die ehemals eine real ge-ratene charismatische Michèle Breton, Lucy (Anita Pallenberg und Michèle Bre- existierende dreidimensionale Trennlinie um den Verbleib herausgeschnittener ton). Chas, der Auftragsmörder (im Gang- überwinden mussten, um sich zu begeg- Szenen, um den späteren Freitod Cam- ster-Slang “Performer”), taucht in eine nen: die Berliner Mauer. Beide Musiker mells (der auch das Drehbuch schrieb) und ihm gänzlich fremde und verhasste Welt sind in Werk und Wirken so konträr wie - um den modularen Moog-Synthesizer, ein, der er sich immer weniger entziehen die Figuren, die Jagger und Fox im Film der im Film eine kleine Nebenrolle spielt, kann. Im weiteren Verlauf verschmelzen verkörpern. Es geht um Edgar Froese und und der wie ein dreiflügeliger Altar im Set Wahrnehmung und Traum, aber auch die Reinhard Lakomy. aufgebaut ist, vor dem Mick Jagger posiert Identitäten der beiden Hauptfiguren zu wie ein an seinem Glauben Zweifelnder. einer surrealen Collage. Der Moog Modular (Serie IIIp), der in “Performance” einige Male kurz und auf- Die Musik zum Film fallend zu sehen ist, besteht aus drei wurde (mit zwei Aus- schwarzen Kabinett-Kästen mit abgerun- nahmen) allein von Jack deten Kanten. Die drei Moog-Modulkästen, Nitzsche geschrieben. vor denen der Autor im Dezember 2006 Als Musiker waren u.a. steht, sehen dem auf den ersten Blick Ry Cooder, Randy New- sehr ähnlich. Zu Besuch im Privathaus man und Mick Jagger Reinhard Lakomys am Stadtrand von beteiligt, der “Memo Berlin stellt sich die Frage, ob man als From Turner” beis- fremder Gast soweit gehen kann, nach teuerte. Die Sounds einem Schraubenzieher zu verlangen, um vom Synthesizer lieferte Module herauszuschrauben und nach der Moog-Spezialist Seriennummern zu forschen (das Sys- Paul Beaver. tem, das am 3. September 1968 an Jag- ger ausgeliefert wurde, hatte die Nummer 1068). Lieber nicht! Herr Lakomy, der Mick Jagger in “Performance”, vor dem Moog sitzend (Foto: Archiv) Report 13

“Es kann sein, dass Teile wie der Sequenzer noch Originale sind, aber die Oszillatoren möglicherweise nicht mehr dem entsprechen, was die Stones damals gekauft haben.” - R. Lakomy

freundliche und gänzlich unprätentiöse piter 8 und dann kam irgendwann die FM- Lakomy spricht es aus: “Was noch eine Gastgeber, ist auch so gern bereit, Infor- Modulation, ich war ja der Erste, der hier Möglichkeit ist: Es kann sein, dass Teile mationen zu geben. In seiner vor einigen im Osten einen Yamaha DX7 gehabt hat, wie der Sequenzer noch Originale sind, Jahren veröffentlichten Biografie kann was ich allerdings auch in erster Linie aber die Oszillatoren möglicherweise nicht man lesen, wie Lakomy in den Besitz Edgar Froese zu verdanken hatte. Ich mehr dem entsprechen, was die Stones des Synthesizers kam. Er kaufte ihn für habe das erste Mal auf einem Minimoog damals gekauft haben.” 11.000 DM vom Chef der damals längst gespielt von der Gruppe “Omega” aus Un- international bekannten Gruppe Tange- garn, das war so um 1973 oder 1974, da Einige Wochen später, im Januar dieses rine Dream, von Edgar Froese. Im Buch habe ich gestaunt, was man damit alles Jahres und einige Kilometer weiter west- heißt es: “Geschaffen hatte ihn der ge- machen kann! Den großen Moog habe lich, traf der Autor dieses Textes auf den niale amerikanische Erfinder Robert Moog, ich so um 1981/82 gekauft.” Den Moog damaligen Verkäufer, auf Edgar Froese, und zwar auf Bestellung von Mick Jag- finanzierte Lakomy mit einem Kredit der Gründer und Chef der mittlerweile zum ger!”4 Der im östlichen Teil Deutschlands GEMA. Das große Modularsystem befand Familienunternehmen mutierten weltweit vielen Menschen bekannte Reinhard La- sich in einem schweren Flightcase, und bekannten Gruppe “Tangerine Dream”. komy, nach dem in der Ex-DDR zwei Schu- es passierte die innerdeutsche Grenze in Man traf sich in einem Schöneberger Cafe len benannt sind, hat in den 80er Jahren einem Barkas und auf rätselhafte Weise.5 ganz in der Nähe jener Straße, die als einige Schallplatten mit bis dahin für sein eine der Geburtsstätten der elektronisch Werk untypischer elektronischer Instru- Zur Modifikation des Systems sagt Lako- basier-ten populären Musik Deutsch- mentalmusik eingespielt. Lässt sich La- my: “Da waren von einer Firma die gan- lands gelten kann. In der Berliner Schwä- komys Aussage objektiv mit Fakten unter- zen Module zusammengebaut worden und bischen Straße 7b wohnte Edgar Froese, mauern, oder ist sie das Resultat großer noch einiges dazu, wo nicht dranstand, und nebenan ein Herr Schulze, Vorname Begeisterung für ein faszinierendes Ins- wie an einem normalen Gerät heutzutage, Klaus. Edgar Froeses Auskünfte basieren trument, angesichts derer sich mal ein ‘in’, ‘out’, ‘aux’, und ich musste mir erst- auf jahrzehntelanger Erfahrung und vor kleines Missverständnis einzuschleichen mal den aus West-Berlin heranholen, der allem auf kluger Reflexion musikalischer mag? das Ding mal zusammengebaut hatte.” und technischer Mittel. Der Mann, der als intellektueller Kopf der “Berliner Schule” Ist dies also wirklich DER Moog aus “Per- Hier wird nochmals klar, dass es sich nicht gelten kann, hat viel Interessantes zu formance”, mit dem Jagger um1968/69 um das komplette Jaggersche Original- sagen und tut dies bereitwillig, was man die Musik für den Kurzfilm “Invocation system handeln kann, und dass besten- von der ehemals einzigen international of My Demon Brother” des von Satanis- falls einzelne ältere Module und die Ge- wirkenden Konkurrenz, den ehemaligen mus und Okkultismus umnebelten häusekästen aus dem vormaligen Besitz Autobahnfahrern und jetzigen Fahrrad- Underground-Filmers Kenneth Anger pro- des Rolling Stone stammen könnten. fahrern vom Niederrhein, nicht behaupten duzierte? Dem leichten Gruseln folgt möchte. Und: Tangerine Dream sind seit schnell die Ernüchterung: Nein, selbst Beim West-Berliner Helfer, der Lakomy in ihrer Gründung kontinuierlich produk- mit Hilfe dämonischer Kräfte hätte Jagger die Funktionsweise des Synthesizer ein- tiv, mit Konsequenz und Radikalität wer- damals kaum die Module der deutschen wies, handelte es sich um den Techniker den neue Wege beschritten, auch wenn Firmen PPG und Projekt Elektronik herzau- Helmut Grothe, der das Equipment von langjährige Fans diesen Wegen nicht im- bern können, die neben den ursprünglich- Tangerine Dream zu jener Zeit betreute. mer folgen wollen. en R.A.Moog-Originalmodulen stecken. Wolfgang Palms Firma PPG wurde erst Mitte der 70er-Jahre gegründet, auch Projekt-Elektronik-Module gab es damals noch nicht (diese Firma entstand 1974). Es handelt sich hier also zweifelsfrei um ein nachträglich modifiziertes System.

Im Interview erläutert der gegenwärtige Besitzer (der überdies keinerlei Absicht hegt, sich vom legendären Synthesizer- system zu trennen): “Der große Modular- Moog steht hier, trotzdem ich ihn nicht mehr verwende, weil ich ihn als Software von Arturia im Rech-ner viel besser und umfangreicher habe. (...) Der [Sequential Circuits] Prophet 5 war mein erster Synthesizer, dann hat mich Froese gefragt, ob ich den Moog kaufen will. Dann hatte ich noch den [Roland] Ju- Reinhard Lakomy, 2006 (Foto: M. Miersch) Mick Jagger, 1968 (Foto: Archiv) 14 Report

“Es gibt Fotos von uns, wo wir noch fünf Minuten vor Konzertbeginn mit Kopfhörern dasitzen, nicht weil wir das örtliche Radioprogramm gehört haben, sondern weil einfach noch gestimmt wurde.” - E. Froese

Manfred Miersch: Was war für Sie in der nach England, und dort gearbeitet und F: Nein, das ist nicht ganz richtig. Es frühen Anfangsphase der Anlass, vom produziert haben. Da ergaben sich die stimmt schon, dass es dieses Gerät gebräuchlichen Rock-Instrumentarium Möglichkeiten, mit einer größeren kom- war, das Jagger im Film “Performance” zu elektronischen Instrumenten zu merziellen Plattenfirma zu arbeiten, die gespielt hat, er konnte damit allerdings wechseln? das dann bevorschusst hat. Dadurch nichts anfangen. Dann wurde es auf der kamen wir überhaupt zu den Geräten, MIDEM in Cannes, ich glaube es war das Edgar Froese: Der Anlass war ganz die uns dann über ein Berliner Musikstu- Jahr 1972, von Peter Meisel gekauft. einfach: Unsere Unfähigkeit, mit der dio sozusagen zugespielt wurden. Weil, Aus den vorangegangenen Gründen, gleichen Intensität und vor allen Dingen dort angeschafft, keiner wusste, wie er der Hoffnung auf kommerzielle Produk- mit dem gleichen musikalischen Feeling, eigentlich damit umgehen sollte, und das tionen. Das ging daneben, dann hatten bis hin zum Groove, bis hin zur Spieltech- Zeug stand rum. Wir hatten uns dann an- wir die Gerätschaften. Aber das was an nik, das zu tun, was Amerikaner und geboten, das zu übernehmen. Die merk- Lakomy ging, das hatte nichts mit diesem Engländer schon jahrzehntelang getan ten aber schnell, dass man damit keine Gerät zu tun, sondern wir hatten dann in haben. Ich denke mal, in aller Arroganz Schlager-Hits machen kann, und so war den 70er Jahren noch andere modulare sagen zu können, das haben deutsche es früher oder später unser Eigentum. Moogs, wir hatten insgesamt vier Sys- Musiker bis heute nicht gelernt. teme. Das waren dann auch nur Teile von Zumindest, und das muss man dazu M: Das Berliner Hansa Studio, darum diesen vier Systemen, bei Lakomys Moog sagen, nicht im Ensemble. Ich kenne handelte es sich ja, hatte also gehofft, ist das auch nicht mehr der Original-Se- keine Band, die, sagen wir mal, so groovt, dass mit dem modularen Synthesizer quenzer. (...) wie das in irgendeinem New Yorker im Studio kommerzielle Produktionen Rockschuppen ganz normal ist. Weil realisiert werden. [Anmerkung: Peter Meisel vom Hansa einfach Hörgewohnheiten, Traditionen, Musikverlag war zusammen mit Rolf- aber auch der Fleiß, die viele Arbeit, die F: So ist es, denn alles, was bis dato Ulrich Kaiser Gründer des Labels “Ohr”, dahinter steht, hier eigentlich nicht so kommerziell auf dem Markt war in dieser er erwarb sich damit Verdienste um die verbreitet sind. Also hat man sich dann, Zeit, war eigentlich nur Walter Carlos Förderung experimenteller deutscher um eine Originalität überhaupt erst ein- mit “Switched-On Bach”, einiges von Rockmusik. Christoph Franke von Tange- mal entwickeln zu können, versucht, zu Tomita und die ersten Anfänge, wo Keith rine Dream kaufte das ehemals Jag- orientieren: Was will man selbst musika- Emerson damit herumspielte, aber nichts gersche Moog-System 1973 für 15.000 lisch, und auf welchem Feld bieten sich von dem hatte das zur Grundlage, was wir Dollar. Einen weiteren Moog kaufte Möglichkeiten das umzusetzen? Das war damit anfingen zu tun, nämlich die reine Franke später von der Gruppe “The der Grundgedanke. Sequenzer-Arbeit damit zu machen. Moody Blues”.6]

M: Es ist ja so, dass der modulare Moog M: 1972 kam es auf der Produktion M: Wo steht denn jetzt der Moog aus das erste Mal bei “Phaedra” einge- “Zeit” zu einem Gastauftritt von Florian “Performance”? setzt wurde (1974). Wie viele dieser Fricke von Popol Vuh. Hatte der denn Moog-Systeme haben Sie denn damals da schon sein eigenes Modularsystem F: Ausgeschlachtet und verstreut. Ich besessen? Das Interesse für derartige, mitgebracht? habe immer noch ein System, aber das damals neue, elektronische Instrumente ist logischerweise überhaupt nicht mehr war ja bei Tangerine Dream offensich- F: Fricke war begütert, von Hause aus, zu gebrauchen. Man darf nicht verges- tlich schnell sehr groß, und Sie waren und konnte sich sein eigenes System sen: Das sind Oxydationsprozesse, da gut ausgerüstet. leisten. Er hat aber völlig andere Musik ist Metall, da sind Leiterbahnen. Das damit produziert, nicht sequenzer-orien- Material war eben auf dem Stand von F: Überhaupt an das Equipment heran- tiert, sondern eher Layers, Schichtungen, 1970. Wenn man bedenkt, wie Span- zukommen, war ja schon abenteuerlich, lange Melodien. Das hat uns natürlich nungssteuerung damals funktioniert denn normalerweise konnte sich das interessiert, und es hat uns noch mehr hatte, in zwölf Halbtonschritten oder keiner leisten, so ein aus vier Elementen interessiert, als wir dann sahen, was mit sogar noch stufenlos. Da war das eine bestehendes normales Setup aus Oszilla- der ganzen Kiste möglich wäre. stufenlose Suche, mit dem Frequenzzäh- tor, Filtereinheit, Sequenzereinheit usw. ler hat man gesucht, wo denn nun 440 kostete 145.000 DM damals. Das waren M: Sie haben ja dann viel später einen Hertz oder was auch immer liegt (lacht). Summen - für Musiker die noch nicht mal modularen Moog an Reinhard Lakomy Es gibt Fotos von uns, wo wir noch fünf kommerzielle Musik machten, die auf verkauft. Es gibt die Legende, dass der Minuten vor Konzertbeginn mit Kopfhö- einem rein alternativen Feld tätig waren, vom Hansa-Studio angekaufte Moog, rern dasitzen, nicht weil wir das örtliche war das ausgeschlossen, das in irgend- der vorher den Rolling Stones gehörte Radioprogramm gehört haben, sondern einer Form zusammenzubringen. Wir und der später in den Besitz von Tange- weil einfach noch gestimmt wurde. Man hatten eben das Glück, dass wir rine Dream überging, genau dieser sein hatte immer, das wussten wir, zwischen 7 dann aus Deutschland weggegangen sind soll? und 8 Grad Temperaturunterschied in Report 15

Innencover (Ausschnitt) der Tangerine Dream LP “Encore”, 1977 einer 1000 Leute fassenden Halle. Die Leute kamen rein, man wusste, die Temperatur geht hoch und das macht fast einen Halbton aus, da die Oszil- latoren temperaturempfindlich waren. Das musste wieder justiert werden, weil wir ja interconnected waren, wir haben ja synchron über einen Triggerpuls drei Systeme angesteuert. Schwebungen waren immer da, aber wenn ein System ganz abkippte, war das eine hörbare Dis- sonanz, das war kaum erträglich.

M: Zurück zu Lakomys Moog, dort sind Module der Firma “Projekt Elektronik” eingebaut. Über diese Firma wird in Kennerkreisen vielfach spekuliert. Wer hatte damit zu tun?

F: Ein Herr Hartmut Heinze, dieser war federführend und führt die Firma auch heute noch, eine Firma für Schalt- und Regelungstechnik, hauptsächlich auf ana- oben: Chris Franke und der modulare Moog, unten: Edgar Froese loger Basis, aber nicht für Instrumente. (Fotos: Monique Froese) Er baut keine Musikinstrumente mehr, wie er sie damals in Zusammenarbeit mit ton zu analysieren und zu resyntheti- Für warme druckvolle Sounds sind Moog- anderen Leuten für uns gebaut hat. Das sieren, das haben sie nie geschafft. Synthesizer immer noch hervorragend war ein Riesenauftrag, an dem ander- Warum? Nicht weil man den Geigenton zu gebrauchen, ob modular oder mini, thalb Jahre lang gearbeitet wurde. Das nicht analysieren und resynthetisieren und wer den Schmutzanteil im Klangbild war abenteuerlich, denn es gab ja nichts, kann, sondern weil man die Irregularität schätzt und sich vom Schmutzanteil in woran wir uns hätten orientieren können des “Schmutzanteils” nicht resyntheti- Potentiometern, auf Leiterbahnen und außer Moog. Aber Moog wollten wir eben sieren kann. Man ist da in einer Aleatorik auf Kontaktschienen nicht abschrecken dann nicht mehr wegen der Instabilität in drin, in der Zufälligkeit von Abläufen, lässt, für den gibt es keine virtuelle jeder Weise, was die Beeinflussung von und diese haben keine Regularität, keine Alternative. Der Moog spielte in “Perfor- außen anging. Nachvollziehbarkeit und damit keine mance” nur eine Nebenrolle, in der Ge- Nachbildungsfähigkeit, die passieren schichte der elektronischen Musik zählt Da war die nächste Generation mit se- einfach! Ein anderes Beispiel: wenn man er längst zu den unsterblichen Stars. quentieller Musik, mit Patterns - minima- bei einer Mehrweg-Lautsprecherbox listisch als auch im kontrapunktischen einen sogenannten “Tweeter” hat, der ... die nächste Folge der Serie handelt von Sinne wie in der alten Bach-Schule die höchsten Frequenzanteile in einem Gebrüll im idyllischen Südengland und von damit umzugehen, denn da kamen wir Klangspektrum zuwege bringt, und wenn Synthesizern, in die man Nadeln steckt ... ja eigentlich her, das sind ja eigentlich man dann alle anderen eingebauten ______“Bach-Sequenzer” gewesen. Wir haben Lautsprecher wie den Mitteltöner usw. Manfred Miersch das natürlich auf ganz andere Weise abschaltet, so dass nur der Tweeter zu Zum Autor: umgesetzt, aber der Basso continuo war hören ist, dann hört man ein unerträglich Manfred Miersch ist Gründer des Live-Elektronik-Ensembles die Grundlage. Wir hatten mit der neuen kratziges, sehr hohes Geräusch, nichts “atelierTheremin”. Er wurde als Autor, der in mehreren pe- Technik dann auch Möglichkeiten ganz Tonales mehr. Schaltet man dann sukzes- riodisch erscheinenden Magazinen Texte veröffentlichte, anderer Verdoppelung, als das früher mit sive die anderen Lautsprecher wieder durch die Beschreibung seiner Wiederentdeckung des Bandecho machbar war, der Repetition in dazu und den Tweeter ab, dann wird man Klangerzeugers “Subharchord” bekannt. Für Deutschlands insgesamt fünf Zeitskalen oder: Triolen- merken: dann ist das ganze Klangbild größtes Musik-Lexikon “Musik in Geschichte und Gegen- trigger auf jeden Ton, Verschiebungen, verändert. In Wirklichkeit fehlt nur der wart” verfasste er die Biographie zu Bob Moog. Spannungsteuerungen von einer Sequenz Schmutz, aber dieser bringt die Charak-

auf die andere, usw. wir haben da ein teristik. Und so war es bei den Moog-Fil- Anmerkungen: System entwickelt, über das es auch tern und bei der Beeinflussung von z.B. 1 Friedrich Herzfeld schreibt in seinem Buch “Musica noch jede Menge Aufzeichnungen gibt, Sägezahn- und Rechteck-Frequenzwellen. Nova” (Berlin, 1955): “Die Sinustöne haben einen aber die werde ich im Moment noch nicht Ich kann es noch präziser sagen: Der eigenen Charakter. Sie klingen präzise, sozusagen: technisch und wirken nicht mehr als Sinnbilder vom veröffentlichen. (...) Unterschied zwischen Digitalisierung und Menschlichen.” (S. 313). Analog ist einfach der Verzerrungsgrad im 2 siehe z.B.: Fritz Winckel, “Phänomene des musika- Was viele Musiker, die im EM-Bereich Oberton-Spektrum, das ist der Haupt- lischen Hörens”, Berlin, 1960. arbeiten, unterschätzen: Diese analoge punkt, wo das fachlich nicht so trainierte 3 zitiert aus: Helmut Kirchmeyer / Hugo Wolfram Musik war zu 80% reines Tonsignal und Ohr geneigt ist, zu sagen “da klingt es Schmidt, “Aufbruch der jungen Musik”, Köln, 1970, S. 117. 20% “Schmutz”, und dieser Schmutz war artifiziell, kalt” und “da klingt es warm”. 4 Reinhard Lakomy, “Es war doch nicht das letzte es, der es gemacht hat. Z.B. im IRCAM in Die Wärme in einem Klang ist immer der Mal”, Berlin, 2000, S. 212. Paris, da hat man versucht, einen Geigen- “Schmutz”. /// 5 ebd. S. 215 6 Mark Prendergast, “The Ambient Century”, New York, 2000, S. 217/ S. 288. 16 Programmwelten

Csound Teil 1

Track 14 Geschichtliches

Mit Csound beschreibt dieser Artikel eines Sorgen zu machen. Csound war auch die Der Autor dieser Zeilen bevorzugt noch die der ältesten Musikprogramme, auf jeden Basis für den Structured-Audio-Teil des klassische Arbeitsweise, kurze Klanger- Fall eines mit einer sehr langen Tradition. Formats MPEG-4 und stellt auch jüngstens eignisse zu erzeugen und in einem Hard- Diese reicht nämlich bis 1957 zurück, als die Klanggrundlage des One-Laptop-Per- diskrecording-Programm zu einem Stück Computer noch ganze Stockwerke füllten Child-Projektes, welches ebenfall am MIT zusammenzusetzen, ein bisschen wie Bild- und die Arbeit mit ihnen über modifizierte entstand. hauerei, jedenfalls die Arbeitsweise der Fernschreiber abgewickelt wurde. Musique Concrète. Csound ist über die Jahre zu einem gi- An den Bell Labs entwickelte Max Matthews, gantischen modularen Synthesizer mit Beim Betrieb in Nicht-Echtzeit gibt es keine dem zu Ehren Max/MSP benannt wurde, mehr als 1300 verschiedenen Modulen Limitierungen bei der Wahl der Module das erste Programm zur digitalen Klang- gewachsen, welche hier Opcodes genannt und Komplexität der Patches, da ist alles erzeugung, welches schlicht MUSIC hieß. werden.Dieses und die Tatsache, dass möglich und verlängert lediglich die Re- Graphische Benutzeroberflächen waren Csound gratis im Netz herunterzuladen chenzeit. Anders sieht es im Echtzeitbe- damals noch Zukunftsmusik, und so ge- ist (http://www.csounds.com), müsste es trieb aus, da ist natürlich die Leistung der schah die Bedienung des Programms über eigentlich zum erfolgreichsten Musikpro- CPU die Grenze. etwas, was wir heute als Kommandozeile gramm machen, und tatsächlich hat es oder Konsole bezeichnen würden. seinen festen Platz in der akademischen Neben diversen Butter-und-Brot-Modulen, Welt, ist aber darüber hinaus eher ein Ge- die man auch in anderen Systemen finden Die Rechenleistung der gewaltigen heimtipp für Musiker wie Aphex Twin oder kann, wie diversen Oszillatoren, Filtern, Maschinen war geringer als manch mo- DJ Spooky. Ein wesentlicher Grund dafür Hüllkurven etc., gibt es auch abgehobene derner Mikrocontroller, mit dem wir heute ist die Bedienung, die viele als unintuitiv Module, die z.B. auf vielfältige Arten beste- Waschmaschinen betreiben, weswegen an empfinden mögen. Aber GUI ist nicht alles, hende Aufnahmen weiterverarbeiten und Echtzeitbetrieb der Klangerzeugung nicht gerade blinde Musiker arbeiten vorzugs- resynthetisieren können. Es gibt gleich zu denken war - das ging erst in den 70ern weise mit der textorientierten Bedienung diverse Möglichkeiten, ein Sample unab- los. Vielmehr wurden die Klänge mühsam von Csound. hängig von der Tonhöhe zu dehnen und errechnet und auf Tonbänder überspielt, dynamisch zu durchfahren oder gar ein- die die Komponisten im analogen Studio Aber es gibt diverse Zusatzprogramme, die zufrieren. Ebenfalls gibt es unterschied- dann weiter zu Stücken verarbeiten konn- auch dem mausverbundenen Klangsetzer liche Möglichkeiten der Cross-Synthese, ten. MUSIC wurde auf diverse Großrech- (gibt es überhaupt so etwas?) den Zugang um mehrere Samples zu einem neuen ner übertragen, wobei man nicht von einer erleichtern und die im zweiten Teil des Ar- Klang zu verschmelzen. Die Verfahren Portierung sprechen konnte, da das Pro- tikels in der kommenden Ausgabe behan- unterscheiden sich durch den Anspruch gramm stets fast gänzlich neu geschrieben delt werden. Ebenso vielfältig sind die Ar- an Rechenleistung und die bei extremen werden musste. beitsweisen, da mittlerweile Csound auch Einstellungen entstehenden Artefakte. Ef- in Echtzeit auf handelsüblichen Computern fekte wie Hall oder Chorus, Physical Mo- Die Programmierung damals war noch betrieben werden kann und z.B. auch als deling und granulare Verfahren ergänzen sehr hardwarenah und geschah in Ma- VST- oder Audio-Unit-Plug-in in Sequencer die Möglichkeiten. Bei einigen Resynthe- schinensprache. Erst später mit der Hoch- oder als Zusatzmodul in Max/MSP oder sen ist es erforderlich, Samples mit den sprache C gelang es Barry Vercoe am MIT, PD eingebunden werden kann. Auf Linux mitgelieferten Hilfsprogrammen vorher zu MUSIC von der Hardware loszulösen und lassen sich LADPSA-Plug-ins aus Csound- analysieren, was ja auch von Geräten wie portabler zu gestalten, was dann 1985 in Skripten generieren. V-Synth oder Neuron bekannt ist. Csound mündete. Die Portierbarkeit war so gut, dass die Anwendung über die Jahre für Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass ich Ein anderes Hindernis für die Durchset- alle möglichen Betriebssysteme entwickelt über Csound zuerst im Computermagazin zung bei den musizierenden Massen sind wurde. Neben diversen Unixen und später c’t statt in einer Musikerzeitschrift gelesen die schier endlosen Möglichkeiten, denen unix-artigen Systemen wie Linux und OSX habe. auch die endlosen Möglichkeiten des Feh- gab oder gibt es Csound auch für den guten lerbegehens innewohnen. Bei der Planung alten Atari, Mac OS 9, BeOS, Microsoft DOS eines Synthesizers geht viel Zeit für die und alle Windows-Versionen. Arbeiten mit Csound Auswahl der Einstellungsbereiche der Pa- rameter drauf. Da diese zum Teil sehr ein- Eine spezielle Version entstand mit dem Wie sieht nun das Arbeiten mit dieser geschränkt sind, um z.B. in das 7Bit-Raster Chiphersteller Analog Devices in den 90ern, mächtigen Software aus? Am Anfang ste- von MIDI zu passen, ist es schwer, den die Csound auf DSP-Karten mit Sharc-Pro- hen zwei Skripte, die seit einigen Jahren sweet spot zu finden, wovon auch der kom- zessoren hardwarebeschleunigt laufen ließ. auch zu einer Datei zusammengefasst merzielle Erfolg eines Gerätes oder einer Da die Quellen als Open Source vorliegen werden können. Das eine Skript enthält Software abhängt. Im Idealfall fühlt sich und Csound eine große Gemeinde an Be- die Instrumentendefinitionen, also die Pat- ein Synthesizer in der Bedienung einfach nutzern und Entwicklern hat, braucht man ches, und das andere den Score, die Be- ‘richtig’ an und reagiert von Anhieb so, wie sich um die Zukunft des Programms keine schreibung des Musikstücks. man es erwartet. Programmwelten 17

Zunächst brauchen wir einen Rahmen, in dem einige grundlegende Parameter wie die Samplingfrequenz festgelegt werden.

Csound unterscheidet dabei zwei festleg- bare Frequenzen, ähnlich wie Max/MSP und PD. Es gibt die Audiofrequenz (sr), die der Samplingfrequenz der Soundkarte bzw. der Zielfrequenz des zu errechenden Samples entspricht. Die Kontrollfrequenz (kr) ist meist um den Faktor Hundert gerin- ger und spart somit Rechenleistung, da diese Signale nur ein Hundertstel mal so häufig berechnet werden. Man kann diese Fre- quenzen aber auch gleichsetzen, um digitale Artefakte zu verringern; hier ist Experimentieren angesagt, um die Mög- lichkeiten des eigenen Computers aus- zutesten. Die Trennung von Kontroll- und Audiosignalen entspricht dem East-Coast- Ansatz, mehr Buchla als Moog.

In den Skripten sind auch Kommentare möglich, die mit dem Symbol „ ; “ einge- leitet werden. Damit kann man Anmerkun- gen machen, aber auch verschiedene Teile Csound ist in der Hinsicht anders, da hier Laden der CSD-Dateien und Setzen der beim Experimentieren auskommentieren, die Parameter nicht eingeschränkt sind Parameter anbietet, jedoch in Wirklichkeit da alles rechts vom Semikolon von Csound und den vollen Zahlenumfang des Com- nur eine dünne Hülle um die eigentliche ignoriert wird. puters belegen. Man kann also viel falsch Kommandozeile ist. machen und schnell Stille oder extrem laute Signale erzeugen - Vorsicht ist also geboten. Dafür gibt es aber auch keine Einschränkungen, Freiheit ist teuer. Das mag gerade Anfänger abschrecken, und ich kann mich noch daran erinnern, wie ich auf einem 486er einen Klang stundenlang sr=48000 ; Audiorate errechnen ließ, um dann festzustellen, das kr=480 ; Kontrollrate da nichts Hörbares herauskam. ksmps=100 ; Verhaeltnis der beiden, 100 * Kontrollrate = Audio nchnls=2 ; 2 Channels = Stereo Es gibt aber eine ausführliche Dokumenta- tion mit Skriptbeispielen, die man gleich instr 1 per Copy&Paste austesten kann. Diverse a1 oscil 10000, 440, 1 ; erzeuge Sinuston und packe Instrumentensammlungen und ein eigenes das Ergebnis in a1 Online-Journal auf der Csound-Site mit di- versen Tutorials helfen beim Einstieg. Man outs a1 ,a1; Stereoausgabe von a1 auf beiden Kanaelen muss zwar einiges an Zeit mitnehmen, wird aber mit Möglichkeiten belohnt, für die endin man woanders viel Geld bezahlen müsste und trotzdem nicht unbedingt eine ein- fachere Bedienung bekäme.

Hier ein einfaches Einstiegsbeispiel, wel- f1 0 4096 10 1 ; generiere mit GEN10 eine Sinustabelle ches einen Sinuston erzeugt: ;instrumentnummer Startzeit Dauer in Sekunden Dieses Beispiel benutzt die Csound-XML- i1 0 2.5 Notation und fasst beide Skripte zusam- men. Dieses in eine Datei test.csd kopiert sollte von Csound betreibbar sein. Man kann Csound auf der Kommandozeile star- ten, hat aber auf Windows oder Mac auch die Applikation Winsound zur Verfügung, die eine einfache Benutzeroberfläche zum 18 Programmwelten

Die Synthesizersektion, auch Orchestra Die Notation im Csound Score selbst GEN 10 ist tatsächlich eine additive Funk- genannt, wird in der .CSD-Datei mit den kann man fast als Großvater der Tracker tion, und man kann damit diverse Teiltöne Tags bezeichnen, sind da doch einige Ähnlich- in zu definierenden Verhältnissen dazuad- keiten vorhanden. Eine Zeile enthält ein dieren: Notenevent (beginnend mit der Instrumen- tennummer), Startzeit, Stoppzeit, Tonhöhe und beliebig viele zusätzliche Parameter. f1 0 4096 10 1 0 0.5 Während die Zeitreferenz mit Sekunden und deren Bruchteilen besonders für Film- vertonung willkommen sein mag, ist es der zweite Teilton wird ausgelassen, aber umfasst, was ein bisschen an HTML erin- für den Musiker in der Regel recht müßig, der dritte mit der Stärke 0,5 dazuaddiert. nert. Ein einzelner Sound, der vom Score Damit lässt sich schon eine statische addi- vollpolyphon gespielt wird, wird mit dem das so einzugeben. Abhilfe schaffen MIDI- tive Synthese bewerkstelligen. Befehl File-Konverter, die separat herunterzula- den sind und MIDI-Dateien in Scoredaten Oben auf der nächsten Seite ein komple- umwandeln. Damit ist auch der Beispiel- xeres Beispiel mit ein wenig FM-Lärm. instr track von meiner Gruppe DAS KOMBINAT gemacht worden. Der Linux-Sequencer Neu dazugekommen sind die CsOptions Rosegarden kann auch direkt Scoredatei- mit diversen Kommandozeilenparametern. und einer Nummer eingeleitet, am Schluss en exportieren. Unten sind die für einen Echtzeitbetrieb steht unter Linux benötigten Parameter gesetzt. Der Score kann nicht nur die Notation eines kompletten Stückes enthalten, aber auch Die Parameter der einzelnen Opcodes endin Definitionen von besagten Tabellen, die sind modulierbar, wobei es drei Arten von man mit vorberechneten Signalen belegen Modulationen gibt, und zwar solche mit Au- kann. Diese Tabellen sind noch ein Relikt diorate, Kontrollrate oder auch Instrument- Die Instrumente werden vom Score über aus der Anfangszeit, da es z.B. schneller rate, ein Wert, der nur einmal im Score Nummern referenziert, leider nicht über ging, Zufallswerte aus einer Tabelle abzu- beim Triggern des Klanges gesetzt wird. Namen. Im Beispiel fangen wir mit 1 an. fragen, als sie dynamisch zu erzeugen. Ein Beispiel dafür wäre der Anschlagswert, Eine Zeile in der Instrumentensektion ent- Das ist etwas, was bei heutigen Computern der sich im weiteren Verlauf nicht mehr hält einen Signalverarbeitungsschritt, die nicht mehr so ins Gewicht fällt, jedoch gibt verändert. Jedoch können pro Note belie- Verbindung zwischen den Schritten (oder es auch heute noch diverse Anwendungen big mehr Parameter gesetzt werden, die plastischer gesagt: Modulen) besteht über für diese Arbeitsweise; so können sie z.B. im Instrument mit px referenziert werden, Platzhalter oder Variablen, die mit einem Samples von der Festplatte laden, aber wobei x durch die Stelle in der Reihenfolge Zwischenergebnis befüllt werden. Sie müs- auch diverse Wellenformen synthetisch in der Zeile zu ersetzen ist. Standardmäßig sen mit a anfangen, wenn sie ein Audiosig- erzeugen und im Speicher vorhalten. Das ist p2 die Startzeit und p3 die Dauer, die nal aufnehmen sollen, oder k bei einem Befüllen der Tabellen geschieht mit soge- restlichen Parameter sind frei im Instru- Kontrollsignal. nannten GEN-Routinen, die Funktionen ment selbst durch die Benutzung definiert. vom einfachen Laden von Samples bis hin p4 ist häufiger die Tonhöhe, hat aber hier zur additiven Synthese einiges anzubieten eine andere Bedeutung bekommen. a1 oscil 10000, 440, 1 haben. Welcher Wert mit welcher Rate moduliert Eine Sinuswellenform wird bei uns wie folgt wird, erfährt man im Manual; setzt man generiert ein Audiosignal mit dem Opcode generiert: eine falsche Verbindung, beschwert sich oscil, der Lautstärke 10000, Frequenz Csound mit einer exakten Fehlermeldung, 440 Hertz und der Wellenform aus der die beim Ausprobieren hilfreich ist. Funktionstabelle 1 im Score, im unseren f1 0 4096 10 1 Falle ein Sinus. Das Ergebnis wird in a1 Ein neuer Opcode ist in der Zeile zwischengespeichert. f1 besagt, das hier eine Tabelle mit der Die Stereoausgabe kann mit dem Opcode Nummer 1 angelegt werden soll, die ab aModOffset = aMod+p4 outs geschehen, welches als Parameter die dem Zeitpunkt 0 (also sofort) zur Verfü- linke und die rechte Klangquelle nimmt. gung stehen soll und aus 4096 Samples In unserem Falle setzen wir beides auf a1, besteht. zu sehen, der eine Mischung per Addi- welches den Sinus beinhaltet. tion vollzieht, aber auch die Zuweisung Diese Samplezahl sollte eine Zweierpotenz per Gleichzeichen braucht. Der Inhalt von sein (also 256,512,1024,2048 etc. sein, aMod wird also mit Wert p4 vom Score ad- outs a1 ,a1 Lo-fi-Freaks ersetzen jetzt sofort mal die diert und in aModOffset geschrieben. 4096 im Beispiel mit 8 und haben Spaß mit Aliasing!), das hilft Csound z.B. beim Neben den Audio- und Kontrollmodulen gibt Die Notation ist in den CsScore-Tags zu Interpolieren. Die 10 steht für die zehnte es diverse MIDI- und OSC-Module, die eine finden, jedoch sind dort auch die Funk- GEN-Routine, die eine Sinuswelle ausgibt. Anbindung an die Außenwelt erlauben. Es tionstabellen beheimatet, die z.B. als Die letzte 1 sagt, dass der Grundton mit der gibt auch die Möglichkeit, eigene Benutzer- Wellenformen fungieren. relativen Stärke 1 angelegt werden soll. oberflächen mit Reglern zu gestalten. Programmwelten 19

; Kommandozeilenparameter -g -+rtaudio=jack --expression-opt -b 100 -B 1024 -iadc:alsa_pcm:capture_ - odac:alsa_pcm:playback_ -d -m0

sr=48000 ; Audiorate kr=480 ; Kontrollrate ksmps=100 ; Verhaeltnis der beiden, 100 * Kontrollrate = Audio nchnls=2 ; 2 Channels = Stereo

instr 1

aLFO oscil 10000, 0.15 ,1 aMod oscil aLFO, p5, 1 aModOffset = aMod+p4 a1 oscil 10000, aModOffset, 1 outs a1 ,a1; Stereoausgabe von a1 auf beiden Kanaelen endin

f1 0 4096 10 1 ; generiere mit GEN10 eine Sinustabelle

;instrumentnummer Startzeit Dauer in Sekunden p4, modOffset p5 modfreq i1 0 2.5 30 100 i1 1.25 2.5 10 300

Diese Oberflächen beinhalten zwar nicht Elektronengehirn Havana 2001 Redundanzen (FM-Synthese wird z.B. mehr- die komplexen Möglichkeiten von z.B. Max/ elektroakustische Komposition, deren Ba- mals angegangen), aber für Csound immer MSP, aber ermöglichen doch im Echtzeit- sismaterial aus Feldaufnahmen besteht, noch die Referenz. betrieb eine schnelle Kontrolle wichtiger die ich in Kuba gemacht und mit Csound Parameter. weiterverarbeitet habe. Die Komposition Ein eigenes Journal mit diversen Tutorials: geschah in einer Harddiskrecording-Soft- http://www.csounds.com/journal/ Die Anzahl der Möglichkeiten sind er- ware. drückend und geben genug Beschäf- http://www.elektronengehirn.de Ein weiteres Csound Buch: tigungsmaterial für die nächsten Jahre http://www.virtual-sound.com/vs/index. eines Musikerlebens. Ein guter Ansatz ist php/content/view/13/40/ es, das Manual durchzuarbeiten, zumin- Lesestoff ______dest diejenigen Opcodes auszuprobieren, Malte Steiner an denen man zuerst interessiert ist. Im die Hauptseite im Internet: nächsten Teil dieses Artikels zeige ich ei- http://csounds.com/ nige der diversen freien Open-Source-Zu- satzprogramme, die auf Csound aufbauen. Konverter für MIDI-Dateien: Fazit: http://www.csounds.com/istvan/html/ Pro: scoreproc.html - unvergleichbare Anzahl von Modulen und Klangbeispiele damit Klangmöglichkeiten Zwar von 2000, aber immer noch aktuell: - Plattformübergreifend, läuft auf diversen Das Kombinat Multimedia (von der CD „Be- The Csound Book: Perspectives in Software Betriebssystemen triebssystem“ von 1998): Ein Beispiel für Synthesis, Sound Design, Signal Proces- - Klangqualität rhythmisches Arbeiten mit Csound, wobei sing, and Programming (z.B. bei Amazon. das ganze Stück in einem Durchgang in de erhältlich). Contra: - hohe Lernkurve Csound gerendert wurde. http://www.block4.com Das Csound-Buch ist eine Artikelsammlung von unterschiedlichen Autoren mit einigen 20 Klangwelten

Grundlagen TRACK 15 Natur des Wohlklangs – Kompositorische Elemente

Während der erste Teil im letzten Heft eine Reihe von Strukturen der Grundausstattung der Musik aufzeigte – gewisser- maßen die Syntax der Musik –, kommen wir im zweiten Teil mehr auf die schöpferischen Möglichkeiten, also die Semantik, zu sprechen. Sie spiegelt die eigentlichen Freiheitsgrade eines Künstlers und Komponisten wider. Der Einsatz fesselnder Melodien, eindringlicher Rhythmen, das Wechselspiel der Dynamik, die Wahl von Harmonien, das Arrangement mit passenden Instrumenten, all das macht die Qualität einer Komposition und somit des Musikstücks aus.

Obwohl es viel Regelwerk gibt, sind dennoch die Freiheiten so vielfältig, dass Regeln kaum auffallen. Im Blues z. B. hat man ein festes Schema – allein die Art, wie man ihn spielt und wie man ihn arrangiert, kann schnödes Regelwerk verwischen. Im Jazz und auch in der Elektronischen Musik (obwohl letztere ja nicht ihren Inhalt spezifiziert) gibt es Grundstrukturen, die wesentlich erweitert sind. Dennoch sind die meisten Bereiche noch weit davon entfernt, wirklich ohne Regeln und Schemata auszukommen. Und sehr häufig ist es so, dass progressiv klingendes Material keineswegs davon befreit ist...

Die Besonderheit einer Melodie hängt von vielen Begleitparametern ab, wovon einer der wichtigsten die Interpunktion oder die Rhythmik ist, mit der die Melodie abläuft. Daneben ist natürlich auch die instrumen- telle Besetzung bzw. das Arrangement entscheidend. Man kann auch sagen, die Einstellungen am Synthesizer prägen den Ausdruck einer Sequenz. In einer Gruppe von Live-Musikern kann das Stück noch so mitreißend und eindringlich sein – sobald einer diese Affinität nicht mithält, kann das Stück fürs Publikum als Flop wirken. Das heißt jedoch nicht, dass Stücke nicht auf ganz unterschiedliche Weisen gespielt werden könnten, ohne dass nicht jede einzelne Interpretation für sich betrachtet begeistern könnte.

Was die Musik ausmacht, ist nicht nur die Musik als Noten notiert, sondern auch ihre Ausdrucksweise – in diesem Artikel würde die entsprechende Thematisierung aller- dings den Rahmen sprengen. Wir kümmern uns im Folgenden also nur um die Basis der Töne, Tonfolgen und Rhythmik.

Akkorde und Harmonie Bild 1: Verwandtschaft von Tonarten im Quintenzirkel

Man nehme eine Tonart – z. B. C-Dur – und den ferner gelegenen Tonarten in Hör- Beispiel: a-Moll hat gegenüber C-Dur fünf benutze alle dazu ‘passenden’ Harmo- beispiel 2. Eine Melodie lässt sich im gemeinsame Töne in der Tonleiter (melo- nien, das wären also außer C (Tonika), G Hintergrund ebenfalls mitempfinden. disches Moll), der Dreiklang hat die Töne A (Dominante) und F (Subdominante) noch und C gemeinsam, der Ton C zählt hier als mindestens a-Moll, e-Moll, d-Moll und Die Verwandtschaft ist im Quintenzirkel in Grundton von C-Dur aber doppelt. h-Moll, als Besonderheit auch mal B-Dur und Bild 1 dargestellt. D-Dur. Der in der Harmonielehre bedeu- Lehnt man diese Verwandtschaft rigoros tende Quintenzirkel zeigt uns diese ‘pas- Sie ist hier in Bezug auf C-Dur folgen- ab bzw. wählt man bewusst ‘schwache’ senden’ Tonarten als direkte oder weiterge- dermaßen dargestellt: Die erste Zahl Verwandtschaftsgrade, so kommt man hende Nachbarn. Das erste Hörbeispiel auf entspricht den gemeinsamen Tönen in den etwa zu Harmonien bzw. Dreiklang-Struk- CD (siehe Bild 2 oben) bringt solche Grund- entsprechenden Tonleitern, die zweite Zahl turen unseres zweiten Hörbeispiels (Bild 2 dreiklänge als Folge – zunächst nur Tonika spiegelt die gemeinsamen Tönen der Drei- unten). und die nächsten Verwandten Dominante klänge, wobei die Abdeckung des Tones C und Subdominante, dann erweitert mit doppelt zählt. Klangwelten 21

Bild 2: Notenbild bei hoher und niedriger Tonartenverwandtschaft

Dieses Ziehen einer Pseudomelodie – be- dissonant, weil es sich um Leittöne han- Reiz. Im Jazz und in experimenteller Musik stehend aus nur zwei oder drei aufeinander delt, die genau einen Halbton unterhalb werden häufig solche ‘unpassende’ Har- folgenden Tönen – über mehrere Akkorde des jeweiligen Grundtones sind. monien als Ausdrucksmittels verwandt. hinweg ist häufig anzutreffen in der Musik, ja sogar in der klassischen Musik. Zum Ein- Wie man sieht, kann man durchaus gezielt Viele Stellen in der Rockmusik und auch satz kamen hier die Akkorde der Tonarten auf enge Tonart-Verwandtschaft verzichten, anderen Stilrichtungen setzen sog. ver- D-Dur, gis-Moll und b-Moll, und die Verbin- um damit eine besondere musikalische minderte oder überhöhte Akkorde ein. Ein dung der Akkorde erfolgte mit den Tönen D, Stimmung und Atmosphäre zu schaffen. Paradebeispiel ist der Dominantseptak- E und F. Versucht man, die den Tonleitern Die Verbindung kann durch letzte verblie- kord in Moll. Genauso wie sein Dur-Bru- gemeinsamen Töne Cis und G als Melodie bene Tonverwandtschaften hervorgehoben der verlangt er förmlich nach Auflösung zu verwenden, so klingt dies bei einer not- werden, doch auch ohne diese haben diese – ob diese nun tatsächlich stattfindet, ist wendig langen Tondauer etwas schräg und scheinbar nicht passenden Akkorde ihren wiederum essentiell für das Musikstück.

Bild 3: Stück mit überhöhten und verminderten Akkorden 22 Klangwelten

In moderner Musik verzichtet man oft be- ältere klassische Musik kennt solche Kons- Die Verknüpfung schneller Rhythmusstruk- wusst auf allzu viele Auflösungen, da sie trukte noch nicht. In der modernen Musik turen mit konsequent ‘eintönigen’ Melodien sehr trivial anmuten. Das scheinbare Of- hingegen ist die Polyphonie eigentlich das ist die Basis von Sequencer-Läufen – hör- fenlassen lässt den Hörer in seiner Grund- Normalste auf der Welt – das Gegenteil, bar im sechsten Hörbeispiel. Die Anwen- stimmung alleine, die vermisste Geborgen- die Monophonie wäre wieder etwas Beson- dung der oben erwähnten Melodiemuster heit ist gerade exakt das, was die Musik deres. in einer schnellen Abfolge ist prädestiniert bezweckt. Dieses Instrument ist häufig in für eine Begleitung bzw. Untermalung durch Soundtracks und Musikuntermalungen von den Sequencer. Mit herkömmlichen Instru- TV-Serien anzutreffen. Tonintervalle und Sequenzen menten ist eine solche Begleitung oftmals kaum durchzuhalten oder ist zumindest et- Auch hierzu gibt es wieder ein kleines Hör- Über die Melodie und bestimmte Toninter- was holprig. Denn gerade die exakte Inter- beispiel, welches (fast) ohne Auflösungen valle zu spekulieren und zu urteilen, stößt punktion ist hier von ausschlaggebender ist. In Bild 3 ist das Notenbild hiervon zu schnell an Grenzen, denn die Vielzahl der Bedeutung. sehen. Vor allem im Jazz findet man fast Möglichkeiten ist hier ungleich größer als immer eine permanente Begleitung mit bei anderen Kriterien der Musik. Trotzdem Eine weitere Art von Pseudomelodie ist derart ‘offenen’ Akkorden. sollen hier mal ein paar Möglichkeiten be- die der Akkordsynthese, d. h. es werden trachtet werden. lediglich die jeweiligen Töne des gerade In der Musik fallen häufig die wichtigen gespielten Akkordes verwendet. Extreme Begriffe des Kontrapunktes und der Poly- Sehr populär sind Zweiton-Sprungsequen- Umkehrung ist die Vertauschung von Melo- phonie. Letztere heißt zunächst wörtlich zen, bei denen ein Ton als Bezug ständig die und Begleitung, also z. B. können Bass übersetzt eigentlich Mehrstimmigkeit oder gleicht bleibt, der zweite aber in seinem Ab- und Lead ihre Rollen tauschen – Bass Mehrtönigkeit. Nicht zu verwechseln ist stand dazu immer kleiner oder größer wird. spielt also Melodie, die sonst im Vorder- der Begriff mit dem der technischen Poly- Das vierte Hörbeispiel zeigt diese Technik. grund betonenden Lead-Instrumente spie- phonie – eine Eigenschaft von Instrumen- Es hat auch viel mit Spieltechnik zu tun, len nur noch Akkorde. Die Wirkung solcher ten. Im musikalischen Kontext bedeutet und auf vielen Instrumenten sind solche Passagen ist eigentümlich, und es ist die Polyphonie das Vorhandensein meh- ‘Läufe’, die eigentlich keine sind, relativ meist wie eine Steigerung, die nach Auf- rerer Melodien, die gleichzeitig gespielt einfach zu spielen, weil sich ein Finger des lösung verlangt. Bezeichnendes Beispiel oder gesungen werden. Jede der Melodien Gabelgriffs quasi ausruhen kann, während wäre King Crimson mit dem Instrumental- unterliegt akkordharmonischen Regeln, nur der zweite Greiffinger wandern muss. titel Red (welches übrigens noch einige trotzdem passen sie zusammen – die Schwieriger ist dagegen eine gefächerte andere interessante musikalische Aspekte Zweiersequenz im fünften Hörbeispiel. beinhaltet).

Bild 4: Sequencer-Melodiemuster – extrem schnelle Passagen, die konventionell kaum spielbar sind Klangwelten 23

Bild 5: Einfache Variationen, sehr gut geeignet für den Drum-Computer (vgl. Hörbeispiel 1 und 2 oberer Bildteil und Hörbeispiel 11 unterer Bildteil)

Muster für Rhythmen Das folgende Hörbeispiel lässt primär der Einsatz eines Breaks gut. Aber: Eine auch vermuten, es handele sich um eine übertriebene Anwendung von Breaks nutzt Besser noch als Melodien lassen sich Taktkombination – es ist in Wirklichkeit sich ab und wirkt wie so vieles Übertrie- Rhythmen in Musterstrukturen fassen. aber ein durchgängiger 4er-Takt, der von bene in der Musik langweilig. Die zeitliche Verschiebung der Schläge ist Synkopen durchsetzt ist. Das heißt, die eine der vielen Arten, eine rhythmische Struktur der Zwischenschläge ist nach Zur finalen Steigerung eines Stückes dient Begleitung interessant klingen zu lassen. jedem Takt versetzt. Für einen Drummer neben einem Halb- oder Ganztonschritt Ein paar Beispiele sind im siebten Take aus Fleisch und Blut setzen solche Figuren nach oben auch eine allmähliche Tem- zu hören. Vor allem hervorzuheben sind bereits recht hohes Spielniveau voraus. posteigerung. Dieser Effekt hat jedoch die fast schon gesetzmäßig anmutenden einen etwas abgedroschenen Charakter, Variationen. Um es auch visuell zu verdeut- Eine Melodie ist nicht grundsätzlich an so dass die Anwendung trivial oder bil- lichen, sind die Noten in Bild 5 zu sehen. einen Takt gebunden. In Stücken ist es lig klingen könnte. Beim Hören solcher manchmal eine Besonderheit, das Takt- kompositorischer Instrumente drängt sich netzwerk temporär auszusetzen und die der Gedanke auf: Fällt dem Komponisten Taktarten und Kombinationen Hauptmelodie – sozusagen als Thema- nichts Besseres ein? Das Gegenteil – der proklamation – frei zu spielen. Dies sog. Turntable Warp – ist auch nur ein Ef- Die einfachen Taktarten 4/4 und auch durchgängig zu tun wäre natürlich wieder fekt, und man sollte ihn nicht überstrapa- 3/4 (Walzertakt, jedoch häufig verwendet der Extremfall und würde sicherlich in den zieren. Obwohl – live gespielt ist er viel- z. T. abgewandelt als 6/8-Takt in moderner meisten Fällen zur Langeweile führen. leicht auch deshalb interessant, weil er Musik) sind in ihrer Reinform noch nichts schwer zu spielen ist. Besonderes. Besondere Ausdrucksmittel Obwohl ein Break eigentlich nicht direkt ______Dieter Stotz sind Taktwechsel. Hörbeispiel Nr. 7 ist ein etwas mit Taktspezifität zu tun hat, sei es Mischtakt aus 4/4 und 3/4-Takt, wobei die doch an dieser Stelle erwähnt. Denn in der vier Takte im 3/4-Takt einfach mit demsel- Regel dauert es für die Länge eines Taktes, ben BPM-Wert (Beats per minute – Schläge in Ausnahmefällen auch mehrerer Takte. Hörbeispiele pro Minute) gespielt wurden. Die darauf- Was bezweckt ein Break oder wie ist seine (1) Aneinanderreihung von Harmonien mit hohem Verwandtschaftsgrad folgenden beiden Beispiele variieren das Wirkung? Sicherlich ist ein wichtiges Ele- (2) Dto., mit niedrigem Verwandt- Tempo beim 3/4-Takt, und zwar so, dass ment das Überraschungsmoment. Dass ur- schaftsgrad einmal der ganze Takt gleich lang ist wie plötzlich sozusagen auf einen Schlag alles, (3) Harmonien bzw. Akkorde vermin- der 4/4-Takt und einmal so, dass er genau aber auch alles ruhig ist, wirkt auf den derter oder überhöhter Charakteristik zweimal in den 4/4-Takt passt. In Zahlen Zuhörer fast noch schockierender als der (4) Sprungsequenzen mit Bezugston sind die BPM-Werte bei diesen Hörbeispie- umgekehrte Fall. In manchen Stücken wird (5) Sprungsequenzen, gefächert ohne len 120/120/120, 120/90/120 und mit dem Break auch ein Harmoniewech- Bezugston (6) Sequencer-Lauf 120/180/120. sel vollzogen, also z. B. von der Tonika zur (7) Mischtakt ohne Tempoveränderung Dominante. (8) Dto. mit Tempoverringerung Das letzte Beispiel mit Mischtakt ist eine (9) Dto. mit Temposteigerung Kombination aus 4/8- und 5/8-Takt. Hier Damit ist ein zweiter Zweck genannt, näm- (10) 4/8 und 5/8-Takt im musikalischen wurde die Variante gewählt, bei der Takt- lich der der Kennzeichnung oder auch Kontext längengleichheit herrscht. Vor allem in die Vorbereitung einer musikalischen (11) Synkopenartiger Takt diesem Beispiel wird klar, dass es keines- Änderung. Die innere Wirkung beim Zuhö- falls selbstverständlich ist, das Tempo rer wird aber meist diese sein: Sein eigener stets gleichbleibend beizubehalten. Dieser innerer Rhythmus geht weiter – und wenn Weiterführende Literatur: Ausschnitt aus einem Blues lebt von der dann nach diesem Takt des „Entzugs“ die Max Weber: Die rationalen und soziolo- Tempovariation während der Dominante – äußere Musik wieder einsetzt, tut sie dies gischen Grundlagen der Musik. spielt man dies intuitiv, kommt man meist genau im Puls des Zuhörers, so, als hätte auf die zur Taktlängengleichheit führende er insgeheim eingezählt. Vor allem recht Hermann v. Helmholtz: Lehre von den Tempovariation von ganz alleine. hektischen und rhythmischen Teilen tut Tonempfindungen. 24 Klangwelten

CIRCUIT BENDING Boss DR-550

Pure Noise Machine

Mit dem DR-550 brachte der Hersteller Boss 1990 einen Drumcomputer auf den Markt, welcher sowohl durch seine Soundqualität als auch durch sein robustes Äußeres zu überzeu- gen wusste (und noch immer weiß). Aber auch jenseits der werkseigenen Funktionen und Features hat der kleine Klopfer einiges zu bieten.

Der Boss DR-550 kommt recht unschein- Die Vorbereitung eines scharfen Messers problemlos. An- bar im schwarzen Gehäuse mit den Maßen schließend erhält man einen ersten Blick 188mm x 157mm x 41mm daher. Auf der Nachdem die Eckdaten des DR-550 nun auf die übereinander angebrachten Plati- Oberfläche finden sich zwölf Drumpads, besprochen worden sind, kann nun damit nen. Der obere dieser beiden Bautei- die eine Dynamikabstufung besitzen, begonnen werden, den geplanten Bend leträger, der mit Plastikbeinchen am Ge- sowie 18 Taster und ein Volume-Regler zur vorzubereiten. häuse festgehalten wird, sollte als nächs- weitergehenden Bedienung des Gerätes. tes entfernt beziehungsweise nach oben hin Ein gut ablesbares LC-Display sorgt für die Zuerst einmal sollte der Drumcompu- weggeklappt werden. Nun erhält man einen nötige Übersicht. ter geöffnet werden. Dazu werden die ersten Blick auf die komplette untere Pla- Schrauben an der Unterseite sowie im tine. Anschlussseitig finden sich beim DR-550 Batteriefach entfernt. Anschließend kann zwei 6,3mm-Klinkenbuchsen für die Ste- die Rückseite des Gerätes abgenommen Der Bend reo-Ausgabe, eine MIDI-In-Buchse sowie werden. Nun gilt es, zuerst einmal die auf zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen für Kopfhö- der Rückseite des Gerätes angebrachte Hat man sich den Blick auf die untere be- reraus- und Kassetten-Interface-Eingang. Folie abzutrennen. Dies geht mit Hilfe ziehungsweise größere der beiden Platinen Die Stromspeisung erfolgt wahlweise per 9-Volt-Netzteil oder durch sechs Batterien Bild 1: Hier sind sowohl der IC als auch der Kondensator markiert des Typs AA.

Innere Werte

Die inneren Werte bestehen aus 48 Klän- gen in 16Bit, wobei die maximale Stimmen- anzahl auf zwölf begrenzt ist. Die Sounds können den einzelnen Pads des DR-550 zugewiesen werden, weiterhin stehen Pa- rameter zur Veränderung der Spielart, Klangfarbe, des Hüllkurven-Decays sowie der Lautstärke, des Akzents und des Pano- ramas bereit.

Der Sequencer

Der Sequencer des Boss DR-550 umfasst 64 Preset- sowie 64 frei zuweisbare Pat- terns, welche in acht Songs mit jeweils maximal 160 Takten zusammengefasst werden können. Durch eine Verkettung von Songs können bis zu 1280 Takte nacheinander wiedergegeben werden. Die Vorsicht Bend! maximale Auflösung beträgt 1/32, die Ge- Jeder nach dieser Anleitung getätigte Bend schwindigkeit kann zwischen 40 und 250 geschieht auf eigene Gefahr! Weder das Beats per Minute eingestellt werden. Magazin noch der Autor selbst können für die Folgen ihrer eigenen Bendversuche verantwortlich gemacht werden! Klangwelten 25

Warnung! Ihrer Gesundheit zuliebe sollten Sie darauf achten, nur batteriebetriebene Geräte zu benden! Ein Bend mit einem an der Steckdose hängendem Gerät kann fatale Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben, daher Finger weg von hohen Spannungen!

freigekämpft, sollte man sich auf die Die Bauweise die IC-Beinchen, den Kondensator und die Suche nach dem auf Bild 1 markierten IC externe Box zu verkabeln. Nicht vergessen sowie dem ebenfalls markierten Konden- Um Verbindungen zwischen dem Konden- sollte man einen Mehrpolstecker oder zu- sator machen. Diese Bauteile spielen im sator und den rot markierten Punkten des mindest einen Schlitz im Gehäuse des DR- weiteren Verlauf des Bends die Hauptrolle. ICs herzustellen, bedarf es einer größeren 550, um die Kabel herausführen zu kön- Zwar lösen auch Verbindungen anderer Anzahl an Bauteilen, die in dem Standard- nen. Im Falle eines Mehrpolsteckers sollte Chips Veränderungen aus, diese beziehen Gehäuse auch mit viel Geschick keinen man auch das entsprechende Kabel nicht sich allerdings nur auf den Sequencer des Platz finden. Darum benötigt man ein vergessen. DR-550 und sind in der Praxis recht unin- neues Gehäuse mit entsprechenden Bau- teressant. Im Einzelnen sind die auf Bild 2 teilen. Hat man dann die Verdrahtung fertig rot und gelb markierten Beinchen des ICs, gestellt, kann man den Drumcomputer jeweils verbunden mit dem schon genan- Da alle IC-Beinchen mit demselben Punkt und die externe Box getrost schließen und nten Kondensator, in der Lage, Sound- verbunden werden sollen, scheint eine einen ersten Funktions-Check in Angriff veränderungen auszulösen. Allerdings sol- Schaltermatrix am geeignetsten. Bei die- nehmen. Zuerst sollte man hierbei ein- len im weiteren Verlauf des Bends nur die ser wird zum einen der Kondensator mit mal testen, ob sich das gebendete Gerät rot markierten Punkte neu verkabelt wer- allen Schaltern verbunden, andererseits ohne zugeschaltete Bends normal verhält. den. Dies liegt an der Tatsache, dass ein das jeweilige Beinchen des ICs. Neben Danach kann man beruhigt die ersten Verbund mit einem gelben Punkt unweiger- normalen Schaltern wären für diesen Schalter umlegen. lich den Absturz des Gerätes zur Folge hat. Bend auch Drucktaster der Bauart „nor- Zwar ist man auch bei den rot markierten mal offen“ interessant, um noch einfacher Punkten nicht gänzlich vor Absturz ge- zwischen verschiedenen Bends wechseln Was er kann schützt, allerdings treten diese hier nur zu können, hier sollen allerdings normale vereinzelt auf. Schalter Verwendung finden. Eines sollte gleich zu Anfang klargestellt werden: Für Schöngeister und eher softe Benötigte Bauteile: Der Bau Angelegenheiten ist dieser Bend nichts. - externe Box Vielmehr bekommt der geneigte Bender - 15x Schalter oder Taster „normal offen“ Nachdem man eine passende externe mit diesem Gerät eine gute Portion Krach - Verdrahtungsmaterialien Box oder Ähnliches gefunden hat, sollte ins Haus geliefert. Harte Drums, Rausch- - Kabel (Verbindung vom Drumcomputer diese zuerst einmal mit den insgesamt 15 gebirge und allerhand skurrile Geräusche zur Box) Schaltern für die Bends ausgestattet wer- sind hier an der Tagesordnung, weit weg - 2x Mehrpolbuchsen den. Anschließend kann man beginnen, von dem eigentlichen, eher aufgeräumt sauberen Klang des DR-550. Bild 2: Die rot markierten Beinchen werden zum Benden verwendet Wer aber auf etwas härtere Gangarten bis hin zum guten alten Noise Wert legt, der sollte flugs zum Lötkolben greifen. Über eine Schwäche soll hier aber keineswegs hinweggetäuscht werden. Der gebendete DR-550 ist eher ein Soundlieferant für das Studio. Für Live-Auftritte dürften zumin- dest einige Bends ungeeignet sein, da die Gefahr des Aufhängens besteht. Hier sollte man vorher auf jeden Fall intensiv austes- ten, was den Drumcomputer ins Schwitzen bringt, und welche Bends er eher locker wegsteckt. Im Studioalltag darf natürlich gejammt werden, was das Zeug hält.

Fazit

Mit relativ geringem Aufwand kann man aus einem normalen DR-550 einen fiesen kleinen Krachmacher zaubern, der einem einen Haufen neuer, rotziger Sounds liefert. Wer aber eher die seichte Gangart bevorzugt, sollte sein Gerät lieber weiter- hin ohne Bends genießen. ______Henning Schonvogel 26 Report

Das SIEMENS-Studio Jo, mei des is a Oktoberfest - oder lieber doch elektronische Musik in München?

Der Anfang und die Geschichte

Es herrscht das Jahr 1956. Der Krieg ist Er empfahl, auf jeden Fall eine technische Für die Studioausrüstung wurde der Ein- langsam vergessen, das Wirtschaftswunder Musik zu produzieren, wofür er seinen satz eines Vocoders geplant und ein sol- blüht. Ein Schwarz-Weiß-Fernseher mit Schüler Josef Anton Riedel vorschlug, cher speziell für das Studio gefertigt. Röhren ist gerade hip und absolutes High- welcher dann gleich eine elektronisch Geräte, die es heute als 19“-Einschub gibt, Tech-Symbol der Zeit. Elektronische Musik erzeugte Musik anstrebte. Die Firmenlei- waren zu jener Zeit eher noch in Schrank- wird „elektrisch“ produziert, und meist tung beschloss, dieses gewagte Experi- größe anzutreffen. eher im kommerziellen Sinne mit Gitarre ment durchzuführen und ein spezielles und Orgel. Das Trautonium und das Äthero- Studio dafür zu entwickeln. Im Oktober Ein weiterer Kern der Entwicklungsarbeit phon waren nicht so verbreitet, und die 1956 wurde mit der Umsetzung dieser bestand in der Idee, eine Steuerung von „musique concrete“ beschäftigte sich eher Aufgabe begonnen und eine Arbeitsgruppe Parametern zu ermöglichen. So sollten Ton- mit der Verfremdung von akustischen Klän- gegründet. höhe, Klangfarbe, Lautstärke und Tondau- gen. er mit Lochstreifen steuerbar sein. Die technische Leitung der Entwicklung In dieser Zeit produzierte der Siemens- wurde an Alexander Schaaf übertragen, Noch war die Produktion von elektronischer Konzern einen neuen Image-Film über der diese Aufgabe zusammen mit Mitarbei- Musik sehr aufwändig. Gängige Verfah- sein technisches Leistungs-Portfolio. Der tern wie Helmut Klein und Hans-Joachim rensweise war zu dieser Zeit, entstandene Film wurde 1955 fertig und zeigt die mo- Neuman löste. Josef Anton Riedel wurde Tonbandaufnahmen zu zerschneiden und dernen Produktionsmethoden in den Be- als musikalischer Berater hinzu gezogen neu aneinander zu kleben, da meist nur reichen der Elektrotechnik und der immer und mit der Komposition der Filmmusik einzelne Tonereignisse aufgenommen wer- mehr aufkommenden Elektronik. Während beauftragt. den konnten. Jetzt war es also mit diesem frühere Imagefilme noch in schwarz-weiß Studio möglich, die Abläufe vorzuprogram- und mit klassischem Orchester produziert Exkurs: An dieser Stelle sei einmal der Wan- mieren und anschließend in einem Durch- worden waren, sollte dieser Film ein völ- del der Zeit anzumerken. Heutzutage wird gang aufzunehmen. lig neuartiges audiovisuelles Spektakel für so einen Imagefilm ein Projekt-auftrag werden. Alleine schon die Filmaufnahmen an einen Dienstleister erteilt, der dann mi- Diese Technik war ein Quantensprung im zeigten teils spektakuläre Bilder, welche tunter nur eine bis zwei Wochen Zeit hat. Bereich der Produktion. Die Studio-Ent- sogar noch heute beeindrucken können. Damals wurde ein Zeitraum von knapp wicklung wurde 1959 abgeschlossen, und drei Jahren für die Produktion der Musik im Frühjahr wurde dann die eigentliche angesetzt. So absolut neu war damals das Filmmusik komponiert Thema „Elektronische Musik“. Die Vocoder-Schrankwand

Bild aus dem Film „Impuls unserer Zeit“

Dieser Film sollte auch entsprechend in- novativ vertont werden. Deshalb wurde der Komponist Carl Orff von der Siemens- Geschäftsleitung gefragt, wie denn dieser Image-Film des Unternehmens musikalisch passend untermalt werden könnte. Report 27

Das Schaltungsschema des gesamten Studios im originalen Aufbau

Die über Lochstreifen gesteuerte elek- tronische Musik war zu diesem Zeitpunkt gänzlich neu, und der Film hatte somit einen starken Erfolg bei Publikum und Presse.

Auszug aus dem Dokument der Filmbewer- tungsstelle Wiesbaden (07.12.1959):

Dieser Dokumentarfilm hat schon deshalb das höchste Prädikat verdient, weil er in al- len seinen Elementen, angefangen bei der hervorragenden Kameraarbeit, über den angenehm zurückhaltenden Kommentar bis zu der sparsam, aber sehr akzentuiert verwendeten Elektronenmusik, das gleiche hohe Niveau aufweist.

Der Rest der Geschichte

Von 1959 bis 1963 wurde das Studio aktiv von Siemens betrieben und es wurden noch Bild aus: Infobroschüre Siemens Kultur Programm viele weitere bedeutende Meilensteine der elektronischen Musik produziert. Hier ei- Die Studiotechnik im Aufbau Der Komponist konnte Tonfolgen mit der nige Beispiele: Tastatur erstellen und auf Lochstreifen ab- Die Ausrüstung des Studios wird in drei speichern. Stunde X 1960, Experimentalfilm, Grundfunktionen unterteilt: Auszeichnung: „besonders wertvoll“ 1.) Tonerzeugung 2.) Tonspeicherung Mensch-Maschinen-Strom 1961, 3.) Tonwiedergabe Experimentalfilm, Auszeichnung: „besonders wertvoll“ Für die Tonerzeugung kommen unter- schiedlich konstruierte Signalgeneratoren Röntgenaufnahmen - lupenscharf 1960, zum Einsatz, die Tonspeicherung erfolgte Instruktionsfilm mit elektronischer Klang- per Tonband und die Wiedergabe über spe- gestaltung und Realgeräuschen zielle Lautsprecher. Die Hohnerola der Matth. Hohner AG Trossingen

1963 beschloss die Siemens-Geschäfts- Neben Signalgeneratoren wurde noch ein Das Original-Instrument war eine der ers- leitung, sich aus diesem kulturpolitischen elektronisches Zungeninstrument (ähnlich ten Heimorgeln und wurde erstmalig auf Auftrag zurückzuziehen, und das Studio Wurlitzer) mit 84 Tönen in temperierter der Frankfurter Musikmesse 1955 aus- wurde als Schenkung am 01.10.1963 an Stimmung eingesetzt. Es bot zusätzlich gestellt. Die Hohnerola im Studio war ein die Geschwister-Scholl-Stiftung übertra- neun kombinierbare Register und die spezieller Umbau, der auch über ganz an- gen. Es wurden dann interdisziplinäre For- Möglichkeit einer Amplitudenmodulation. dere Funktionen verfügte. schungen in den Bereichen Psychologie und Musikwissenschaft betrieben. Es ent- standen viele Arbeiten: reine Musikstücke, Filmmusiken und Hörspiele.

1966 wurde das Studio von München nach Ulm, dem Sitz der Scholl-Stiftung, verlagert und in die dortige Filmabteilung integriert.

Ende 1966 löste sich die Geschwister- Scholl-Stiftung auf, und seitdem lag das Tonstudio über 20 Jahre brach. Erst im Sommer 1993 wurde das Studio dem Deut- schen Museum in München übergeben, wo es seit Mai 1994 ausgestellt wird.

Das Studio im Deutschen Museum 28 Report

Das linke Bedienfeld der Hohnerola Das Hallgitter wurde von einem elektrody- namischen System angeregt und mit einem piezoelektrischen Abtaster aufgenommen. Es waren Hallzeiten bis zu sechs Sekunden möglich, welche stufenlos dem Originalsig- nal zugemischt wurden.

Der Vocoder konnte mit seinen 20 Kanälen ein Frequenzband von 100 bis 6000Hz verarbeiten.

Der Frequenzumsetzer konnte einen Primärton um eine feste Frequenz ver- schieben und am Ausgang die Summe oder die Differenz der Signale ausgeben. So konn-ten z.B. Ringmodulator-ähnliche Klänge erzeugt werden.

Die Iterationseinrichtung bestand aus der Möglichkeit, ein Audiosignal von der Band- Der Regietisch zeitverzögert erneut aufzuneh- men. Hierbei verringert sich die Signalqual- war mit einer ganzen Armada an tech- mit Entzerrern bestückt. Es enthielt sogar ität bei jedem Schleifendurchlauf, was zu nischen Leckerbissen für die Produktion einen eingebauten Lautsprecher zum Mit- den bekannten Bandecho-Effekten führt ausgestattet. hören und hatte eine Zuleitung zum Zen- tral-Mischpult. Das Zentral-Mischpult enthielt die Kanäle Die Generatorbank oder: Ab wann gab es für die Audio-Signale des Vocoders, des Der Regietisch besaß natürlich einen Modular-Synthesizer? Frequenzumsetzers (Pitch-Transposer), Kreuzschienenverteiler zur Verknüpfung sowie des Hallgitters. Für weitere Zuspie- der einzelnen Komponenten des Stu- Der ARP 2500 wurde ab 1970 mit mehr lungen gab es noch zwei Mikrofonkanäle dios. Hier konnten die verschiedenen Klangformungsmöglichkeiten ausgestattet, und drei Musikkanäle. Natürlich waren Klangquellen und die Modulatoren ger- aber die „Generatorbank“ Baujahr 1956 die Mischpultkanäle mit Entzerrern (heute outet werden. aus dem Siemens-Studio für elektronische Equalizer) ausgestattet. Musik kann als klassischer Modular-Syn- thesizer bezeichnet werden. Sie ist mit 19 Zur Erzeugung von Iterationen (Echoef- Als Modulatoren Oszillatoren, einem LFO (Tieftongenera- fekte mit Bandschleifen) war es noch tor), einem Rauschgenerator und zwei möglich, eine Rückkopplungsschleife über kamen der 20-Kanal-Vocoder, das Hallgit- Monitorlautsprechern ausgestattet und ein Magnettongerät zu bilden. Der Audio- ter, die Iterationseinrichtung und der Fre- bietet folgende Möglichkeiten: Ausgang war mit den Eingängen einer Vi- quenzumsetzer zum Einsatz. erspurmaschine verbunden (fast zehn Jahre später wurde das Beatles-Album Das Vierkanal-Mischpult „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ wegen seiner revolutionären Vierspur-Tech- nik als Meilenstein der Produktionstechnik gefeiert).

Die Aussteuerungsinstrumente wurden mit so genannten Lichtmarkenzeigern reali- siert (eine Art von analoger Digitalanzeige). Auch für den Vocoder gab es zur Frequen- zdarstellung ein 20-kanaliges Spektrom- eter zur Darstellung der Arbeitsweise des Vocoders.

Die Monitorlautsprecher waren auf jeden Ein- und Ausgangskanal routbar und wur- den durch einen Kopfhörer und eine Ruf- anlage (es gab einen Technik- und einen Regieraum) ergänzt.

Ein weiteres Vierkanal-Mischpult diente der Mischung der Audio-Signale von den zwei Vierspurgeräten und war auch Report 29

Teilansicht der Module der Generatorbank

Tieftongenerator (Dual): Tongenerator: Rauschgenerator (ohne Abbildung):

- Frequenz ( 0,3 - 26 Hz) - Frequenz grob in drei Bereiche schaltbar - Einschwingzeit 0-500ms - Lautstärke (Amplitude) x 1: 15- 160Hz - Ausschwingzeit 0-50ms - Summenbildung (der zwei Generatoren) x 10: 150- 1600Hz - vier Klangfarben - sechs Buchsen zur externen Steuerung x 100:1500-16000Hz - Einstellung Rauschen/Impulse (stufenlos) - Ein-/Aus-Schalter - Frequenz fein - sechs Buchsen zur externen Steuerung - Lautstärke - Ein-/Aus-Schalter - Einschwingzeit 0-500ms - Ausschwingzeit 0-50ms Das Rauschen wird aus dem statischen - Wellenform Sinus/Rechteck (stufenlos) Rauschen eines UKW-Empfängers gewon- - sechs Buchsen zur externen Steuerung nen. Die Impulse werden aus den Impuls- Matrix Reloaded - Ein-/Aus-Schalter spitzen des Rauschens abgeleitet, wobei die Potentialschwelle einstellbar ist. Der innovative Experimentalcharakter er- gibt sich nicht nur aus der Matrix, die alle möglichen Verbindungen für komplexe Modulationen zulässt.

Da eine Spannungssteuerung der Tonhöhe Teilansicht vom Steckfeld der Generatorbank über die Tastatur noch nicht realisiert worden war, erfolgte die Verknüpfung der Module mit jeweils einer Taste der Tastat- ur. So ist jeder Tongenerator mit einer oder mehreren Tasten verknüpfbar, was eine ganz andere Herangehensweise an die Klangsynthese ermöglicht. In Verbindung mit den externen Zusatzgeräten (Hall, Fre- quenzteiler, weitere Generatoren) bot sich hier ein reichhaltiges Klangspektrum.

Als Stecker dienen hier Bananenstecker, welche für Kreuzschienenverteiler eine passable mechanische Lösung sind.

Praktisch: Die Steckverbinder besitzen am oberen Ende eine Herausführung der Sig- nalwege, wodurch eine weitere Abzweigung leicht möglich war. So konnten auch kom- plexe Verbindungen realisiert werden. 30 Report

Herzstück der Tonerzeugung - Die Generatorbank

Was? Sogar programmierbar?

Heute nicht mehr vorstellbar, aber in den Anfangstagen der elektronischen Musik war diese Programmierung nur sehr schw- er zu realisieren. Es waren mehrere Oper- ationen gleichzeitig nötig, um die gewün- schten Ergebnisse zu produzieren.

Zu der Zeit waren Lochstreifen aus Papier die gängige Methode für die Codierung und Speicherung von Informationen.

Die Tonhöhe wurde so mit zwei Loch- streifen dargestellt. Der erste Lochstreifen konnte sieben Werte (Oktaven) darstellen, und der zweite dann die zwölf Teiltöne. Die Tastatur

Die Tongeneratoren von innen Der Monitor-Lautsprecher

Modernste Studiotechnik im Jahre 1959 Report 31

So wurde ein Umfang an 84 Tönen möglich, Der Lochstreifen-Schnellsender realisierte Die Dämpfungsglieder steuerten eine welche mit einer festen, temperierten Stim- die verschiedenen Abspielgeschwindig- Gleichspannung, die auf einen Ringmodu- mung von der Hohnerola erzeugt wurden, keiten durch ein auswechselbares Zahn- lator geroutet war, an dessen Eingang dann oder von einem Tongenerator in einer frei radvorgelege. Also kein Temporegler, das zu modulierende Klangereignis anlag. definierbaren Stimmung. sondern ein Getriebeaustausch. Da immer nur eine Stimme zur Zeit erzeugt Die Lautstärke konnte in 32 Stufen zu Die Abtastung der Lochstreifen erfolgte werden konnte, wurde die Synchroni- 1,5dB gesteuert werden, und für die mit Stahldrahtbürsten. Zu den Löchern, sierung bei der Vierspurmaschine folgen- Klangfarbe standen 14 Bandfilter zur Ver- die die Werte darstellten, gibt es noch eine dermaßen gelöst: fügung. Die Dauer der Kommandos wur- Vorschublochreihe (ähnlich wie bei Fil- de durch die Abtastgeschwindigkeit be- men), über die der Informationsumsetzer Auf der ersten Spur war vor Start ein Si- stimmt. Es gab drei Geschwindigkeiten: geschaltet wurde. Ein Rückwärtsbetrieb nuston aufgezeichnet. Er endete mit dem 64, 90 oder 128 Zeichen pro Sekunde. Bei war möglich, und eine Wiederholung wurde Beginn der Aufnahme und steuerte ein einer Geschwindigkeit von 64 Zeichen pro durch das Zusammenkleben des Streifens Relais, das in dem Moment die Kupplung Sekunde entsprach dann eine Achtelnote zu einer Schleife erreicht. Die Hochlaufzeit des Lochstreifen-Schnellsenders schloss 16 Zeichen. war sehr gering, da sie über eine Kupp-lung und das Gerät sofort starten ließ. Da auch erfolgte. das Tonband der ersten Spur perforiert war, konnte darüber eine Synchroni-sierung der Programmieren 1959? Die Töne wurden über Relais (laut An- Spielgeschwindigkeit zwischen Tonband gabe von Siemens gepolte Relais mit zwei und Lochstreifen-Schnellsender erreicht Das, was die heutigen Computer und die Ruhelagen im Doppelstrombetrieb) ange- werden. MIDI-Schnittstelle zum Kinderspiel werden steuert, wobei sämtliche 84 Töne des Zun- lassen, ging damals noch etwas anders vor geninstrumentes dauernd erregt wurden. sich: ..... und noch aus Bildern Musik machen? Da die Relais in ihrer jeweils letzten Posi- Zum Einsatz kam ein halbautomatisches tion stehen blieben, konnte durch mehrere Ein sehr experimenteller Tongenerator, der Streifenlochgerät. Auf einer Tastatur wurde Note-on-Befehle auch ein Akkord erzeugt zur Studioausstattung gehörte, arbeitete die Oktavlage eingestellt. Die fünf Oktaven werden. nach dem photoelektrischen Prinzip: der Umfang waren noch durch entsprechende Strahl einer Punktlichtabtaströhre fällt auf Wahlschalter um jeweils eine Oktave nach Für die Klangfarben wurden fünf Relais eine Photozelle. Wird mit dieser Technik unten oder oben schaltbar, wodurch sich angesteuert, die verschiedene Klang- nun ein Dia abgetastet, werden die Hel- sieben Oktaven darstellen ließen. Die Laut- farbenkombinationen ansteuern konn- ligkeitsverläufe in Spannungsschwankun- stärke und die Klangfarbe wurden über ten, welche wiederum über das Steckfeld gen umgewandelt. So wird eine in einem weitere Drehregler eingestellt. Nun wurde zusammengestellt wurden. Polardiagramm gezeichnete Sinuskurve als die Lochung der Werte mit einer an einem Spannungs-Zickzackkurve abgetastet. Zählwerk eingestellten Wiederholung aus- Für die Lautstärke existierten fünf Dämp- gelöst und mit einer Geschwindigkeit von fungsglieder mit 1,5dB, 3dB, 6dB, 12dB Die Umlauffrequenz des Abtaststrahls war 20 Zeichen pro Sekunde ausgelöst. und 24dB. Diese konnten über fünf Relais zwischen 50 und 6000Hz einstellbar. Wur- einzeln aktiviert werden, wodurch der Laut- de jetzt in den Abtastweg ein zweites Dia Beim Abspielen mit 64 Zeichen pro Sekunde stärkepegel in 1,5dB-Schritten steuerbar eingebracht, konnte damit die erste Abtas- kann also eine Achtelnote theoretisch 16- war. Der komplette Regelbereich umfasste tung moduliert werden. Dieser Tongenera- mal ihre Klangfarbe ändern. Das ist schon 1,5 bis 46,5dB Dämpfung. tor ist aber im Dunkel der Zeit verloren ge- eine ordentliche Auflösung. gangen und nie wieder aufgetaucht…

Mit dem Studio für elektronische Musik war eine ganze Menge möglich, nur war die Produktion immer sehr zeitaufwändig, was dann in den 60er Jahren die Ursache dafür war, dass viele sich wieder den konven- tionellen Instrumenten zugewendet haben. Somit war es dann der Pop- und Rockmusik vorbehalten, die Elektronik in der Musik wieder aufleben zu lassen... ______Andreas Michel

Das Synthesizer-Magazin dankt für die freundliche Unterstützung von:

Deutsches Museum in München Frau Berdux - Kuratorin Musikinstrumente

Siemens Kultur Stiftung Frau Kinter - Archiv

Quellen: Broschüre über das Studio vom Siemens Kultur-Programm Der Lochstreifen-Schnellsender - leider nur noch zum Anschauen, da nicht mehr in Funktion 32 Report

Fünfzig Helden an hundert Orgeln Bluesynths Synthesizer-Meeting

Am 1. und 2. September 2007 fand im schönen Städtchen Kufstein, der „Perle Tirols“, das Synthesizertreffen von Bluesynths.com statt, orga- nisiert vom Macher dieser sehr informativen Website, Theo Bloderer.

Ich habe bislang nur ein einziges Synthe- So etwa gegen 13.00 Uhr kamen wir dann Schon im Vorfeld war darauf hingewiesen sizertreffen miterleben dürfen, das Happy in Kufstein an und konnten in unserem worden, dass jeder Teilnehmer zum An- Knobbing (Modular Synthesizer Meeting) vorgebuchten Hotel einchecken. Nach ei- spielen der Synthesizer eigene Kopfhörer in Fischbach, und so war die Reise nach ner Pütz Wasser im Gesicht war der Train- mitbringen sollte, da nicht für jeden Syn- Kufstein, per Bahn mit einem netten Fo- Lag vergessen, und wir machten uns auf thie eigene Lautsprecher vorhanden sei- rums-Kollegen, etwas ganz Besonderes für die Suche nach dem Gymnasium, in dem en. Das wäre auch aus anderen Gründen mich, insbesondere deshalb, weil ich mich das Treffen stattfinden sollte. Das war nicht praktikabel gewesen - man stelle auch noch darauf freuen durfte, ein exqui- glücklicherweise keine fünf Fußminuten sich die Kakophonie in der Aula vor! Auf sites Beutestück vom angeschlossenen vom Hotel entfernt, so groß ist Kufstein ja diese Weise konnte man die Synthesi- Synthesizer-Flohmarkt (was für ein Under- auch nicht. zer auch besser direkt miteinander ver- statement!) mitnehmen zu dürfen. Hiervon gleichen, da man jedes Instrument mit später mehr. Auch die Aussicht auf eine Und nach einem Gang durch ein Treppen- denselben Kopfhörern hörte, die man ja Nacht im Vier-Sterne-Hotel (echt!) erhöhte haus, das auch nach Hogwarts gepasst auch schon von zu Hause kennen sollte. das Reisefieber. hätte, fanden wir uns in einer riesigen holz- vertäfelten Aula wieder, die mit mehreren Hierbei fiel mir auf, dass ich mich Im Vorfeld erfuhr ich auch noch, dass in Reihen Tischen vollgestellt war, auf denen bei jedem einzelnen Instrument Kufstein täglich die größte Freiorgel der wiederum eine ganze Phalanx von Synthe- dazu zwingen musste, nicht die Welt, die Heldenorgel nämlich, ertönt, und sizern stand. Alle angeschlossen und fast Lautstärke mit in die „Mag-ich-oder-mag- das sollte doch auch mal einen Blick über alle spielbereit! Zu sagen, dass ich beein- ich-nicht“-Waagschale zu legen. Man neigt den synthetischen Tellerrand wert sein druckt war, würde dem Wort „Euphemis- doch sehr dazu, lautere Signale als subjek- (auch hiervon soll berichtet werden). mus“ eine neue Dimension verleihen. So tiv angenehmer und besser zu bewerten; viele Vintage-Synthesizer hatte ich noch auch nach über zwanzig Jahren Erfahrung nie auf einem Haufen gesehen. mit Synthesizern bin ich davor nicht sicher.

Ein Großteil der Instrumente gehörte Theo Ich musste mich auch sehr beherrschen, Bloderer selbst, aber auch einige Teilneh- nicht alle Synthesizer auszuprobieren, mer hatten teils imposante Gerätschaften sondern nur einen ausgewählten Teil, den mitgebracht; hiervon später mehr. Und ein aber mehrfach, in Ruhe und im Vergleich Teil der Geräte war sogar mit einem „for- miteinander. Sonst wären die Erinnerun- sale“-Schild versehen worden, was natür- gen im Nachhinein verschwommen, und lich ein gewisses zusätzliches Prickeln das Ganze hätte keine grundlegend neuen verursachte. Erkenntnisse gebracht. Heldenorgelspieltisch

Info-Tisch Insofern wird es mir hoffentlich niemand übel nehmen, wenn ich hiermit meine Weigerung erkläre, einen neutralen, sach- lichen und vollständigen Bericht über dieses Ereignis zu schreiben. Kann ich nicht. Geht nicht. Vergesst es. Basta. Hier geht es um einen ganz persönlichen Ein- druck von einem ganz außergewöhnlichen Ereignis.

Also: Nachdem ich am Vorabend schon beim Kollegen Jörg angekommen war, ging es am Samstagmorgen in aller Herrgotts- frühe in Bielefeld los. Report 33

Ich werde im Folgenden mal aufzählen und beschreiben, welche Instrumente zum An- spielen bereit standen. Allerdings werde ich mir und den Lesern eine vollständige Beschreibung der Geräte ersparen – sie würde ein halbes Heft füllen. Ich picke nur die signifikantesten Exponate heraus und versichere: Es war reichlich aufgetischt! Eine nach bestem Wissen und Gewissen vollständige Liste wird weiter unten im Ar- tikel beim Leser erheblichen Speichelfluss verursachen und den Vorsatz festigen, beim nächsten Synthesizertreffen, wo im- mer es stattfinden mag, mit dabei zu sein.

Was jedem Enthusiasten natürlich so- Waldorf Wave fort auffiel, waren die großen Schiffe, die man sonst fast nur von Bildern kannte, al- len voran die beiden Waldorf Waves, die Jörg Erren (D): einträchtig (fast) nebeneinander standen, Sehr stilvolle Location schon mal. Meine Schule sah irgendwie nüchterner aus. Die und von denen einer sogar zum Verkauf meisten Synths kannte ich zwar, aber es gab auch für mich “alten Hasen” ;-) noch einiges Neue zu bestaunen, wie z.B. den DX1 (mein persönliches Highlight) und den stand. Der Sound dieser Wavetable-Mons- PS3100 (meine persönliche Enttäuschung). Sehr spannend fand ich auch die Waldorf ter war schon beeindruckend, obwohl man Waves, supergeile Teile. Schön auch, dass ich endlich mal den direkten A/B-Vergleich ähnlich Klingendes wohl auch aus einem zwischen Minimoog und Voyager machen konnte. Die sind sich meiner Meinung nach Microwave, besser noch aus zwei gestack- vom Grundsound ähnlicher, als viele behaupten. Viele der Synths waren halt “standard- ten, hätte herausholen können. Ich bin analog” und interessierten mich nicht die Bohne. Überraschend gut fand ich dagegen allerdings nie ein besonderer Freund der einige der “Hybriden” (z.B. K3, SQ80 oder DW8000), die zwar allgemein wenig Beach- Wavetable-Synthese gewesen, in sofern tung finden, klanglich aber doch anscheinend sehr ergiebig sind. Ich fand das ziem- lich mutig von Theo, seine Sammlung so für jedermann zugänglich zu machen, aber gibt es viele, die das besser beurteilen es wurde einmal mehr bewiesen, dass Synth-Geeks rücksichtsvolle Leute sind, und es können als ich. Ein anderer Waldorf-Syn- wurde angemessen mit den Teilen umgegangen. Das Live-Konzert fand ich gut, sehr thesizer in Kufstein war der Microwave XT schön oldschool, genau das Richtige für mich alten Sack. Ansonsten bleibt für mich in der toll designten Keyboardversion, und als persönliches Fazit, dass ich inzwischen doch recht “satt” bin, es ist nicht so leicht, auch einen MicroQ, die kleinste Version mich noch zu begeistern. Das haben auf dem Treff nur der Wave und der DX1 geschafft. der virtuell-analogen Q-Serie, konnte man Was soll nun noch kommen? Die Heldenorgel fand ich auch sehr interessant. in der Keyboardversion bewundern.

Vogelperspektive 34 Report

Von der Vorgängerfirma PPG war ein Wave 2.2 zu sehen und zu hören, sowie ein 1002, bei dessen Bedienung sich der Besitzer verständlicherweise äußerste Behutsamkeit ausbat, da das Instrument sorgfältig restauriert war und sehr selten zu finden ist.

Auch selten anzutreffen, hier aber zum Spielen einladend, war der Korg PS-3100. Ich hatte mich schon auf dem Happy Knob- bing ehrfürchtig davor setzen dürfen und musste auch hier feststellen, dass mich der Klang, obwohl schon sehr warm und organisch, nicht vom Hocker reißen konn- te. Der Grundsound ist ähnlich dem der MS-Serie und erinnert auch, wie ich fand, sehr an String-Multi-Keyboard Tri- dent, das ich aus jahrelanger Erfahrung gut kenne. PPG 1002

Ein weiteres Highlight war der extrem Yamaha DX1 selten anzutreffende Yamaha DX1, der klanglich in etwa zwei DX7 entspricht, aber eine Tastatur mit polyphonem Aftertouch aufweisen kann und ein sehr imposantes Gehäuse.

Weitere Dickschiffe waren unter anderem ein Yamaha CS60, der etwas kleinere Bruder des berühmten Vangelis-Synthe- sizers CS80, und ein Oberheim Four-Voice (die monophon und polyphon spielbare Kombination aus vier SEM-Modulen und einer Tastatur, die besonders durch Lyle Mays und den kürzlich verstorbenen Jo Zawinul unsterblich gemacht wurde), ein Jupiter-8 sowie ein paar der etwas gängi- geren Oberheim-Modelle, die hier fast et- was gegen die Konkurrenz verblassten.

Yamaha CS60 Report 35

Kommen wir nun zu den seltenen, aber vielleicht optisch etwas weniger beein- druckenden Synthesizern.

Vorneweg ist hier sicherlich der Yamaha VL1 mit seinem edlen Bronze/Holz-Look zu nennen, der mir vom Besitzer sehr beein- druckend vorgeführt wurde. Das war auch nötig, denn aus einigen kurzen Begegnun- gen mit diesem Physical-Modeling-Syn- thesizer wusste ich schon, dass man dem Instrument ohne geduldiges Üben kaum Hörenswertes entlockt. Ich zumindest nicht. Ausgerüstet mit sehr viel Übung und einem Breath-Controller erwacht dieses digitale Instrument allerdings zu einem Leben, dass man kaum noch meint, ei- nen Synthesizer zu hören als vielmehr ein schwer einzuordnendes akustisches Blas- instrument.

Moog Sonic Six Aus der Moog-Ecke waren Minimoogs (ei- ner davon in sehr coolem, von den Puris- ten allerdings skeptisch beäugtem Leopar- denfell-Look von der einzigen weiblichen Peter Linhart (A): Besucherin Christa), ein Liberation (Moogs Kurz gesagt: Es war umwerfend. Vor allem das Hinauftragen der großen Polypho- Umhänge-Synthesizer, der wegen seines nen in den zweiten Stock. Aber wie oft im Leben bekommt man schon die Gele- hohen Gewichts langfristig für Rückenpro- genheit, sich seine Bandscheiben mit einem DX1 oder einem Waldorf Wave zu bleme sorgt, aber wunderschön warm und zerstören? Nicht vergessen darf man bei diesen Schwergewichten natürlich den kräftig klingt - eben wie geschaffen für So- CS80. Nach diesen Teilen trägt man die Prophets dann schon fast im Doppelpack los, und Moogs einziger mit Ringmodulator) die Stufen rauf. Und derer gab es ja wirklich zur Genüge. Natürlich ist es dann auch was Besonderes, wenn man diese Synthis auch alle durchtesten kann. So und ein ultraseltener Sonic Six vertreten; eine Auswahl auf einem Haufen sieht man ja nicht gerade alle Tage. Mittlerweile ist aus der aktuellen Kollektion gab es einen es aber schon fast wichtiger, dass man auf diesen Treffen alte Bekannte trifft und Voyager (den manch einer ausgiebig mit neue kennen lernt. Und dann noch dazu welche, die nicht gleich schief schauen, dem Minimoog verglich – mit unterschied- wenn man von Oszillatoren, Filtern und Hüllkurven redet. Big Up für Theo, der sich lichen Resultaten) und einen Little Phatty, echt viel Arbeit mit diesem Treffen gemacht hat, und natürlich auch für alle, die die den kleinen, rotziger klingenden Bruder weitesten Wege nicht gescheut haben, um zu kommen. des Voyager.

Leoparden-Minimoog 36 Report

Von Sequential (Circuits) gab es den le- Crumar Spirit gendären Prophet 5, komplett mit dem seltenen Remote Prophet für erhöhte Büh- nenpräsenz, dessen monophonen Kolle- gen ProOne, den großen Prophet T8, den digital-analogen Hybridsynthesizer Prophet VS sowie die kleineren Modelle, den Pro- phet 600 und den SixTrak.

Ja, und um doch noch ein paar „Sonstige“ (ich schöpfe hier wirklich aus dem Vollen!) zu nennen, waren auch noch der semi- modulare ARP 2600, ein Elka Synthex (der Jean-Michel-Jarre-Synthesizer), beide Ver- sionen des monophonen Oberheim OB1, mehrere ältere Korg-Monophone (deren sagenumwobenes Traveler-Filter mich Banausen nicht sehr beeindrucken konn- te) und Instrumente von Crumar (hervor- zuheben besonders der Spirit, an dessen Konzeption bekanntlich Dr. Robert Moog mitwirkte) und vielen anderen zugegen.

Auch die Marken Teisco und Kawai (wobei Teisco lediglich der frühere Produktname der Kawai-Synthesizer war) waren mit mehreren analogen Instrumenten ver- treten, deren Klang von den Teilnehmern unterschiedlich wohlwollend aufgenom- men wurde.

Auch einige digitale Synthesizer, die man aufgrund ihrer Konzeption als Einsteiger- Synthesizer eher nicht auf einem so er- habenen Treffen vermutet hätte, waren zu sehen und zu hören und sorgten für manche Überraschung, beispielhaft seien hier der in den 90ern wie geschnitten Brot verkaufte Yamaha CS1x und der Quasimidi Sirius, der beim ersten Hinhören tatsäch- lich erstaunlich klingt, dessen Klang sich jedoch leider schnell abnutzt, da er nicht allzu vielfältig ist, genannt. Teisco 110F

Verkanntes Genie: Solton Disco 64 Report 37

E&MM Spectrum Synthesizer Als überraschend gut klingend blieb mir der Hohner ADAM in Erinnerung, den ich bislang immer unter „interessant designte Tischhupe“ (immerhin von Axel Hartmann) einsortiert hatte. Aber was da an Samples zu hören war, klang in meinen Ohren schön warm, aber nicht dumpf, und sehr ange- nehm. Besonders hervorzuheben sind die Orgelsounds, die sehr nuanciert einzustel- len sind und klasse klingen.

In einem Rack waren drei MonoWaves zu sehen (zwei davon offenbar Prototypen), einer der ganz seltenen Synthesizer mit einer Auflage von 25 Exemplaren. Es han- delt sich hierbei um ein digital-analoges Hybridinstrument, das auf zwei Höhenein- heiten zwei digitale Oszillatoren mit 256 Wellenformen (zum Teil vom PPG Wave) und Suboszillatoren bietet, gepaart mit einem nachempfundenen Moog-Filter.

Hajo Liese (D): Auch extrem selten zu sehen ist der E&MM Bei dem von Theo hervorragend organisiertem Synth-Treffen in Kufstein war für mich Spectrum Synthesizer – hier gab es ihn persönlich am Interessantesten, dass ich neue Synth-Freaks getroffen habe und mich zu sehen. Weder ihn noch den MonoWave mit Kollegen unterhalten konnte, die bis dato nur über die Foren bekannt waren, frei habe ich allerdings gehört bzw. gespielt, da nach dem Motto „Put faces on names“. Die Welt scheint in diesem „Special-Interest“- ich meinen Horizont lieber in Richtung der Bereich doch recht klein zu sein, irgendwie tauchen die Freaks alle wieder auf. Meiner Synthesizer erweitern wollte, die man im Frau konnte ich zu Hause berichten, dass meine Sammlung doch recht bescheiden ist Falle des Gefallens auch tatsächlich mal und dass es noch viel Beklopptere gibt. Die Riesenauswahl an ausgestellten Synths gab die Möglichkeit, auch mal alte Schätzchen anzuspielen, die zuvor nur aus der irgendwo bekommen kann. Presse bekannt waren. Festzustellen ist jedoch, dass einige „Vintage“-Geräte mit Kult- status nach heutigem Maßstab etwas ernüchternd waren. Meine persönliche Überraschung (und nicht nur meine!) war dann auch ein Syn- thesizer, der so selten eigentlich gar nicht

Hohner Adam 38 Report

ist, den ich aber trotzdem bislang nie gespielt hatte: der Chroma Polaris. Dieses auch optisch sehr ansprechende und über- sichtliche Instrument klang sehr warm, typisch analog und sehr lebendig, und es ist vor allem anschlagdynamisch. Und das war für mich ganz persönlich die Erkennt- nis dieses Synthesizertreffens: Für mich muss ein Instrument anschlagdynamisch spielbar sein; das ist für meine Begriffe der Unterschied zwischen „Spielen“ und „Töne An- und Ausschalten“. Zum Beispiel standen nebeneinander der analoge Jupiter-8 und der VA-Synth JP-8000 (beide von Roland). Ich habe sie beide ausgiebig gespielt, und auch wenn ich für dieses Geständnis von den Die-Hard-Analogikern gesteinigt werde: Der JP-8000 ist mir lieber, auch wenn der Jupiter natürlich wärmer und voller klingt. Aber unter meinen Händen lebt er nicht, und das tut der JP-8000. Wer natürlich in erster Linie Sequenzen abfeuert oder mit Geräuschkollagen arbeitet, seine Sounds Roland Jupiter8 per MIDI moduliert oder ganz einfach Spaß an der analogen Gänsehaut hat, wird seine Prioritäten anders setzen.

Der einzige Synthesizer des ganzen Tref- fens, der mir beim Spielen ein wohliges Grinsen aufs Gesicht zaubern konnte, war tatsächlich der Roland JD-800, ein Instru- ment, das zwar eigentlich ein relativ simpel gestrickter Rompler ist, jedoch durch die vielen Regler und Knöpfe zum Program- mieren einlädt und ungeheuer lebendig spielbar ist (und auch heute noch ganz her- vorragend klingt!). Und seit 1991 bei mir zu Hause steht. Und auch wenn es keine neue Erkenntnis ist: Auch das hat mir Kufstein gezeigt, dass der beste Synthesizer der ist, den man mag und vor allem in- und aus- wendig kennt!

Ein weiterer Höhepunkt des Treffens war Roland JP8000 die Performance des Duos EL-KA, bestehe- nd aus Hajo Liese und Till Kopper. Hier wur- de eindrucksvoll gezeigt, was diese ganzen (na ja, nicht die ganzen…) Gerätschaften in Adriano Capizzi (CH): den Händen gestandener Musiker für eine Eine eindrückliche Anzahl an Klangmaschinen, und wie so oft zu wenig Zeit, um alle im Magie erzeugen können. Wunderschöne Detail unter die Lupe zu nehmen. Überrascht haben mich mehrfach eher die kleinen sphärische Klänge und Sequenzen im Stil oder digitalen Synthesizer, wie der Korg 770 und Kawai SX240 oder der Ensoniq VFX und Roland JD800. Obwohl ich schon mit manchem Synth-Enthusiasten über ein Forum oder der Berliner Schule – klasse! E-Mail diskutiert habe, ist so ein Treffen halt schon intensiver und interessanter, um die verschiedenen Leute kennen zu lernen. Der zweite Teil der Performance bestand aus der Vorführung eines vierkanaligen raumpositionssimulatorartigen Effekt- gerätes (noch im Prototypenstadium) durch Wolfgang Michalowicz, das Sequenzen im Raum verteilte – sehr lebendiger Sound!

Am zweiten Tag ging es nach einem ge- meinsamen Frühstück nahtlos weiter, man hatte noch Gelegenheit, den einen oder anderen Synthesizer, den man am Vortag vergessen hatte, zu begutachten und sich mit einigen anderen Fanatikern (denn das

Live-Performance Report 39

Heldenorgel: Manuale waren wohl irgendwie alle, die da waren) zu unterhalten. Das Miteinander auf diesem Treffen war überhaupt auch so etwas ganz Besonderes. Der Austausch mit anderen, die man sonst nur anhand von Forums- Nicks und Avatars kannte bzw. gar nicht, war eigentlich wichtiger als die Synthesizer selbst. Die Instrumente verblassen recht schnell in der Erinnerung, das fröhliche Abendessen zu dritt mit Tomatensuppe aus dem Weckglas, Fernfahrerportion Backhendlsalat, Almdudler und endlosem Plausch so schnell wohl nicht!

Gegen Mittag wurde ich allerdings unruhig, denn ich hatte erfahren, dass jeden Tag um 12.00 Uhr die Heldenorgel gespielt wird, und dieses kurze Konzert (für 80 Cent – wer wollte da meckern?) konnte ich mir nicht entgehen lassen. Die Heldenorgel, 1931 im Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gebaut, versteht sich als Denk- bzw. Mahnmal für Frieden und Völkerverständigung. Leider konnte ich nur zwei andere Teilnehmer dazugewinnen, und ich muss sagen: Das hat sich gelohnt. Ein ganz ungewohnter Orgelklang; durch die Witterungseinflüsse sehr verstimmt und trotzdem nicht nach Kirmesorgel klin- gend, und vor allem ohne den typischen Hall einer Kirchenorgel und hörbar sehr laut!

Ja, und dann galt es natürlich noch, meine Beute zu sichern: ein Farfisa Polychrome, ein ganz seltenes String/Chor/Multi- Keyboard, das mir mit seinen 30 kg den Heldenorgel: Pedale Rückweg versüßen sollte. Das Instrument befand sich optisch in keinem guten Zu- Heldenorgel: Register stand, und zum Zeitpunkt der Niederschrift befindet es sich teilzerlegt beim Techniker und harrt der Restaurierung, die mög- licherweise, sollten sich dabei Erkennt- nisse allgemeinen Interesses ergeben, zum Gegenstand eines Berichts werden könnte. Watch these pages!

Wer noch mehr über dieses einzig- artige Treffen erfahren möchte, der sei auf das Internet verwiesen. Unter http://www.sequencer.de/synth/index. php/Bluesynths_Synthesizer_Meeting finden sich reichlich Links zu Videos, Fo- tosammlungen und weiteren Berichten.

Zum Schluss möchte ich nur noch eines sagen: DANKE, THEO! ______T: Bert Fleißig F: Fleißig/Moogulator Liste der gezeigten Synthesizer Cwejman S1, EEH Modularsystem, Der BLUESYNTHS Namensgeber aus Belgien!, E&MM / Maplin Spectrum Synthesizer, Elka Synthex, EMS Synthi A, E-MU Vintage Keys, Ensoniq VFX, ESQ1, SQ80, Farfisa Polychrome, GeneralMusic S3, Hohner ADAM, String Melody, Kawai SX240, K3, 100F, Korg PS3100, Delta, 800DV, 770, 700S, MS20+SQ10, Radias, EX8000, Polysix, DW6000, DW8000, Modulus 3x MonoWave, Moog Minimoog, Voyager, Sonic Six, Liberation, Little Phatty, Prodigy, Novation BassStation, Oberheim OB-X, OB1, Four-Voice, Xpander, Cyclone, Powertran 2x Transcendent 2000, PPG 1002, Wave 2.2, Quasimidi Sirius, Roland Jupiter 6 mit Europa Erweiterung, Jupiter 8, JP8000, JD800, JD990, V-Synth, Juno 60, SH5, SH3A, SH7, System 100, System 100M, VP330, JX3P, JX8P, JX10, MKS70, MKS80, meist inkl. Programmer, Sequential Circuits Prophet 5 Rev.2 und 3, Prophet 600, Prophet T8, Remote Prophet, Six-Trak, Prophet VS, Siel Kiwi und der fast identische Opera 6, Studio Electronics Omega 8, Technosaurus Selector, Teisco S110F, 60F, SX400, Vermona PerFourmer, DRM1Mk2, Waldorf Wave, Micro Q Keyboard + Rack, Microwave XT, Pulse, RackAttack, Yamaha DX1, SY2, VL1, CS-60, CS40M, CS20M, CS-01, CS1x. Diverse Drummachines und Sequencer wie TR808, R8, Disco 64, Korg Minipops, der seltene Simmons SDS6, Schrittmacher und einige mehr. 40 Report

Pionier DAVE SMITH

Seit Dekaden bestimmt ein Mann das Geschehen in der Welt der Synthesizer auf besondere Weise: Dave Smith. Ob als Poly-Vater der Prophet-Reihe seiner ehemaligen Kultstube Sequential Circuits, Kopf der , Entwickler eines der allerersten Software-Synthesizer, Mitbegründer des MIDI-Standards oder eben als Chef seiner eigenen, frischen Company – der Daniel Düsentrieb in der Welt der Oszillatoren ist immer für eine kleine Revolution gut. Kommt die Steckdose nicht zum Propheten, kommt der Prophet eben zur Steckdose; Ruhe kennt Mr. Brain nicht, wie er uns mitten in der Arbeit an neuen Schätzchen verrät, während er uns einen Blick hinter die Kulissen eines Genies gewährt.

Wenn man sich die bahnbrechenden Aber trotzdem sind Software-Synthesizer ursprüngliche Intention war. Sehen Sie Erfindungen der letzten zwei, drei keine schlechte Sache, da sie mehr Men- sich manchmal als Vater dieser Musik- Dekaden in der Welt der elektronischen schen den Eintritt in die Welt der Synthe- stile? Instrumente anschaut, wie zum Beispiel sizer ermöglichen, dank der günstigen Aus einer gewissen Perspektive vielleicht. MIDI, polyphone Analogsynthesizer, Soft- oder sogar entfallenden Preise. Der größte Spaß, neben dem ganzen ware-Instrumente, taucht ziemlich oft Designen von Instrumenten, ist der, zu der Name Dave Smith auf. Sind Sie der Gibt es einen Synthesizer, den Sie gerne hören, was Musiker mit ihnen machen, einzige kreative Kopf in der Szene? erfunden hätten? und die Musik, die dabei entsteht. Obwohl Ach, es gibt auch andere, die neue Ins- Hmm, da bin ich mir nicht sicher, es gibt MIDI kein Instrument ist, begann auf trumente kreiert haben mit großartigen sicher einige. Historisch sicherlich den einmal die Homerecording-Revolution und Ideen. Ich mache es einfach nur länger originalen Minimoog, schätze ich mal. eröffnete viele verschiedene neue Arten als die meisten, schätze ich. Ich glaube, von Musik. Einiges davon entstand schon ich habe einfach den Dreh raus, Dinge als Überrascht es Sie, dass der MIDI-Stan- lange vor MIDI, aber MIDI machte alles Erster zu machen, vielleicht manchmal dard heute, nach all den Jahren, immer irgendwie universeller. sogar zu rasch! noch up to date ist? Eigentlich nicht. Wenn man einen echten, Im selben Artikel kam er noch mal Welche Ihrer technischen Entwicklungen universellen Standard hat, wird er für auf Sie zurück und erwähnte, dass Sie würden Sie als die bedeutsamste heraus- eine lange Zeit bestehen. Wir verwenden genauso wenig dafür konnten, dass picken, und warum? immer noch diese blöden QWERTZ-Tasta- durch MIDI die Musik der 80er Jahre so Es ist schwer, sich auf eine zu beschrän- turen in heutiger Zeit! Es ist über- statisch wurde, wie er, dass Menschen ken, aber der Prophet 5 wird immer mein raschend, sie auf Milliarden Mobiltele- die freie Online-Enzyklopädie für falsche Liebling sein, das war er schon als mein fonen zu sehen. Niemand hätte das vor Informationen missbrauchen… erstes eigenständig vollendetes Instru- 25 Jahren gedacht, obwohl wir wussten, Ach, es ist eine Art Musik, und genau so ment. MIDI aber hatte einen Riesenein- dass sie für Computer verwendet werden zulässig wie jede andere Art. Musik ist un- fluss auf den weiteren Verlauf, obwohl es würden. glaublich subjektiv, und es gibt da keine nicht nur meine Erfindung war - ich hab absolute Gültigkeit. Jedes Musikinstru- die Sache nur ans Laufen gebracht. Mein Vor einigen Wochen brachte der Spiegel ment kann gute und schlechte, statische Alltime-Lieblings-Synthesizer ist aber der einen Artikel über den Erfinder von Wiki- oder lebendige Musik machen. Konven- Evolver, beziehungsweise der Poly-Evolver pedia, welcher sich in diesem Interview tionelle Musikinstrumente sind außer- geworden. Er vereint all die Power, bleibt mit Ihnen verglichen hat, weil Sie mit stande, Sounds wie MIDI-Synthesizer zu aber trotzdem zugänglich. MIDI einen revolutionären Kommunika- erstellen, erneut: es ist eben ‚anders’. tionsstandard für Synthesizer entwickelt Welche Produkte, Technologien oder haben, der Synchronisation ermöglichte. In einem anderen Interview erwähnten Ideen von anderen Personen oder Firmen Der Computer wurde zur Steuerungs- Sie, dass Sie ziemlich häufig mit Ihren konnten Sie überhaupt in letzter Zeit zentrale, und in vielen Fällen waren eigenen Musikinstrumenten, ausgenom- beeindrucken? relativ statische, nach Computer men den Software-Synthesizern, zu Ich mochte schon immer Roger Linns klingende Beats und Melodieprogram- Hause spielen. Wir kennen Sie nur von Design. Heutzutage basiert alles auf mierungen die Folge, der Grundstein für der Entwicklerseite, aber was für Musik, Software, sogar die Hardware! Das ist in modernen HipHop, Techno und andere beziehungsweise welche Sounds, macht meinen Augen nicht interessant. Musikstile also, auch wenn das nicht die Report 41

Dave Smith zu Hause? Ist es nur Hobby Einmal erledigt, warum es also noch ein- bei vielen Hardware-Produkten das Inter- für Sie, oder haben Sie dort gar höhere mal tun? Ich wäre sicherlich erfolgreicher esse; die meisten sind ziemlich ähnliche Ansprüche? gewesen, einen Prophet 5 als Software zu Virtuell-Analoge oder Rompler. Ich wollte Ich bin nur Hobbymusiker. Am meisten erstellen als Reality, aber ich möchte stets etwas Einzigartiges erstellen, mit Persön- spiele ich mit meinen Geräten, wenn ich etwas Neues entwerfen. lichkeit, um Musikern wirklich eine Wahl sie entwerfe. Oft versinke ich stundenlang für neue Sounds zu geben. mit Spielerei an einem neuen Feature Wie denken Sie an ihre Zeit als Entwick- und verplempere so wertvolle Zeit für die ler der ersten Software-Synthesizer? Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Entwicklung. Ich besitze außerdem einige Es war uns klar, dass wir das Tor für die Abschneiden von Dave Smith Instru- Gitarren, ein Klavier und eine antikes Synthesizer der Zukunft öffnen würden, ments? Harmonium, das ich restauriert habe. wir nannten es sogar die Zukunft der Ja! Es läuft großartig! Ich versuche, die Es ist Jahre her, dass ich in einer Band Musiksynthese. Es war sehr schwierig Firma möglichst klein zu halten, was alles gespielt habe, aber momentan habe ich für mich, den Leuten erstmal zu erklären, nur noch verrückter macht, als in Vergan- ein kleines Setup in der Garage, wo ich was ein Software-Synthesizer überhaupt genheit. mit meinen Kindern jamme. ist. Viele Leute verstanden das Konzept nicht, dass ein Computer in Echtzeit die Wie lauten die Pläne für die Zukunft mit Welche Synthesizer benutzen Sie privat? Synthese berechnet. DSI? Woran arbeiten Sie gerade? Ich verwende nicht mehr so viele meiner An einigen Sachen, einem neuen Instru- eigenen alten Synthesizer, sie wirken Standen Sie immer noch in Kontakt mit ment, hoffentlich für den Spätsommer, fast schon zu altmodisch im Vergleich zu Bob Moog? wozu ich aber noch keine Details nen- den Evolvern. Natürlich besitze ich einen Oh ja, Bob Moog und ich waren jahrelang nen möchte. Und am DrumChik (Anm.: Er Prophet 5, 10, VS und T8 sowie eine gute Freunde. Ich war sehr traurig über meint wohl den BoomChik), der analog/ Handvoll alter Korg-Synthesizer. Für die seinen Tod. digitalen Drummachine, an der ich mit Software-Instrumente, die mir gegeben sitze, die Anfang nächsten wurden, hatte ich bisher noch kein Inte- Die Softwarebranche boomt, Sie haben Jahres erscheinen soll. resse, sie zu installieren. sich jedoch erst kürzlich für die Entwick- lung von Hardware mit einer eigenen Haben Sie Ihr Lebenswerk, Dinge, an die Wie sieht Dave Smiths Privatleben aus? Firma selbstständig gemacht… sich die Nachwelt noch erinnern wird, Haben Sie noch andere Hobbies? Es ist die Liebe für Hardware, die mich schon erledigt, oder arbeiten Sie noch Meine 16jährige Tochter Haley und mein dazu bewegt hat. Als ich damals vor dran? 14 Jahre alter Sohn Campbell, beide zehn Jahren an Reality, dem allerersten Schwer zu sagen. Das Problem ist, dass musizieren, hauptsächlich Gitarre, Bass, Softsynth, tüftelte, habe ich gelernt, dass die Durchbrüche jetzt wesentlich kleiner Keyboards und ein wenig Schlagzeug. Ich es nicht so viel Spaß machte, mit ihnen zu sind, als sie es vor 30 Jahren waren. Es ist fahre oft Fahrrad, gewöhnlich mache ich spielen, wie mit einem richtigen Instru- nett, dass es schon einige gute Ideen gab, einige Wochen im Jahr eine Tour in den ment, obwohl sie gut klangen. Ich arbeite aber ich neige dazu, für die Zukunft zu Dolomiten, auf Korsika, in Peru, Paris- schon seit 1967 mit Computern, es ist leben und nicht zu sehr in der Vergangen- Brest-Paris oder quer durch die USA. also nicht so, als hätte ich Probleme mit heit herumzutrödeln. ______Abgesehen davon trinke ich ziemlich viel dieser Ebene. Es fühlt sich eben nur ein- François Duchateau Wein von hier, Napa Valley. fach nicht richtig an. Außerdem fehlt www.davesmithinstruments.com Ihre schönsten Erinnerungen an Ihre Zeit bei Sequential Circuits? Viel zu viele! Ich hatte eine lustige Zeit, eine Firma wachsen zu sehen, von mir alleine bis zu 170 Leuten. Wir waren alle jung und wussten oft nicht genau, was wir da gerade taten, aber wir arbeiteten hart und haben die Erfahrung genossen.

Und die bei Korg? Keine bestimmten, obwohl ich es genoss, nach Japan zu reisen und mit allen bei Korg zusammen zu arbeiten. Sie haben eine große Truppe.

Was halten Sie eigentlich von Korgs Legacy Collection, inklusive der Wave- station und dem Mini-MS20? Benutzt habe ich sie noch nicht, aber da die Wavestation ein digitales Instrument war, nehme ich an, dass sie wie das Origi- nal klingt. Generell habe ich wenig Interesse, alte Instrumente nachzubilden. 42 Report

Soundtrack der virtuellen Realität Mind.In.A.Box Mind.In.A.Box sind mehr als ein bloßes Electro-Projekt. Das Depen- dent-Duo spannt den Bogen vielmehr bei jedem Release immer ein bisschen weiter, als man es von anderen Genrefreunden gewohnt ist. Geschichten rund um die Songs, ja Konzepte, die sich bis ins Internet tragen, machen ihre Veröffentlichungen zu mehr als bloßen Silberlingen für den CD-Schrank. „Crossroads“ heißt ihr neuestes Ka- pitel, und der Protagonist muss sich nun entscheiden, welchen Weg er einschlägt. Wir nahmen Musiker Stev ins Kreuzfeuer, um etwas mehr über die Arbeit in und um Mind.In.A.Box zu erfahren.

Magst du dich unseren Lesern einmal Wann fing deine Passion für elektronische nicht. Vielleicht lassen wir uns doch noch persönlich vorstellen? Musik und Synthesizer überhaupt an? einmal dazu überreden. Mein Name ist Stefan Poiss alias “Stev”, Vor etwa 20 Jahren mit dem Commodore 32Jahre alt, geboren in Wien und lebe C64 und dem SID-Chip. Reine Synthe- Ihr setzt sehr auf Vocoder – was mögt ihr auch in dieser wunderbaren Stadt. Zurzeit sizer waren zu der Zeit für mich uner- so an ihnen? Fulltime-Komponist/Produzent. Zeitweise schwinglich. Ich arbeitete zusammen mit Ich setze oft einen Vocoder ein, um eine als Programmierer tätig. Meine Hobbies Markus an diversen eigenen Computer- distanzierte Art der Sichtweise unserer sind Inline-Skaten und Snowboarden. In spielen und vertonte in Folge das Spiel Erzählungen als Ergänzung zu meiner der Band Mind.In.A.Box übernehme ich „Oldtimer“ am PC. Markus schrieb die natürlichen Stimme darzustellen. Das ist Gesang, Komposition und Produktion. Soundroutinen und den Sequencer “MFD” gerade für unser Projekt Mind.In.A.Box (siehe Foto), den er speziell für mich ent- sehr wichtig, da sich in unseren Alben Welche Synthesizer befinden sich in wickelte und der zunächst als reiner Adlib- eine science-fiction-artige Story durch- deinem Studio? Sequencer diente. Adlib hießen damals zieht und wir damit aus mehreren Ebenen Das sind: Roland JV880, Waldorf Pulse, die ersten Soundkarten am PC, die, ich erzählen können. Nichtsdestotrotz finde Korg Wavestation SR, Waldorf Microwave glaube, neun Stimmen und zwei Drum- ich einen Vocodersound einfach cool, und XT, Roland JP8080 und zu guter Letzt der stimmen zugleich erzeugen konnten. Das es passt vom Sound perfekt zu unserer TI. ganze klang ein wenig wie ein Gepiepse elektronischen Science-Fiction-Vorstel- mit ein paar Rausch-Percussion-Klängen. lung. Der war sicherlich auch dein letzter Vom Sound her nicht so eindrucksvoll wie Einkauf? der C64, aber dafür gab es Stimmen. Wir Welches ist euer Lieblingsvocoder, und Ja, richtig. versuchten damals, alles aus dem Ding wie geht ihr mit ihm um? an Klang herauszuholen, arbeiteten mit Ich habe den eingebauten Vocoder Welchen Synth aus dem Arsenal würdest Filtertabellen usw. Der Sequencer “MFD” vom JP8080 gerne verwendet. Der kam du als deinen Liebling bezeichnen? wurde von Markus später auf MIDI er- beispielsweise in dem Song “Lost Alone” Den Roland JP 8080, weil er sehr an- weitert, und ich arbeitete noch lange Zeit von dem gleichnamigen Album zum genehm klingt und sehr gut zu bedienen damit, auch als schon jeder andere einen Einsatz. Die Sprachverständlichkeit bei ist. Er macht das, was er soll, und man audio-fähigen Sequencer verwendete. Die ihm ist allerdings nicht allzu gut. Sehr kann sehr schnell mit ihm arbeiten. Das meisten Songs aus unserem ersten Album gut gefällt mir auch der Softwarevocoder schätze ich sehr an dem Gerät, obwohl “Lost Alone” schrieb ich ursprünglich noch “Vokko”. Es hilft meistens, die Vocalspur, er auch ein paar Macken hat. Trotz allem damit. Irgendwann musste ich natürlich bevor sie in den Vocoder geht, mit EQs arbeite ich mit ihm sehr gerne. dann umsteigen, und das war dann auch zu bearbeiten und beispielsweise Höhen der Zeitpunkt, als ich von der Computer- und Tiefen zu cutten. Auch ein Bitcrusher Deine Geheimwaffe? spiele-Musik in die professionelle Musik auf der Vocalspur kann helfen, bevor Einen Arbeitsplatz zu haben, an dem ich wechselte und Mind.In.A.Box gegründet sie in den Vocoder geht. Dann klingt es schnell arbeiten kann, ist für mich eines wurde. Markus schreibt übrigens heute auch gleich mehr nach Retro. Unseren der wichtigsten Dinge, um Kreativität die Texte für Mind.In.A.Box. typischen Vocodersound von den Songs umsetzen zu können. Oft ertappt man “Change” oder “Lament for Lost Dreams” sich dabei, eine Idee zu verwerfen, weil Wie sieht euer Arbeitsplatz aus? will ich aber nicht verraten, da man diesen man beispielsweise Kabel A an Anschluss Sehr kompakt, und mittlerweile ist etwas Sound schon sehr mit Mind.In.A.Box in B anschließen müsste und es dann aber zu wenig Platz. Ich habe es aber sehr Verbindung bringt. aus Bequemlichkeit nicht macht. So etwas gerne, so umzingelt zu sein von elektro- finde ich immer schlecht. Der Aufwand nischen Geräten. Der Vorteil davon ist, Was war neu für euch auf der aktuellen sollte kein Hindernis darstellen. Es zählt dass ich fast alles unmittelbar bedienen CD? im Endeffekt immer nur das Resultat. kann, das ist für mich ungemein wichtig. Wir versuchen natürlich, jedes Album besser zu machen als das vorige. Man Welcher Synthesizer ist sehr typisch für Zu euren besten Livetools brauche ich schiebt den Punkt der eigenen Zufrieden- euren Sound, würdest du sagen? euch ja nicht zu fragen… heit immer weiter hinaus, und es wird Vielleicht der alte Roland JV880. Meine Es gab von Mind.In.A.Box bis dato keine dadurch zwangsläufig immer aufwendiger. Lieblings-Strings und Pads stammen meist Live-Auftritte, ja. Wir kriegen zwar laufend Ich versuche, mich mit vielen anderen noch immer von diesem Gerät. Anfragen, aber bis jetzt schafften wir es Musikstilen auseinanderzusetzen und Report 43

daraus zu lernen. Auseinanderzusetzen Wir waren und sind bis heute Idealisten Spiel streamen, und ab diesem Zeitpunkt heißt für mich, es einfach auszuprobieren, und haben immer versucht, unser eigenes war nichts mehr an Computerhardware denn nur zuhören ist zu wenig. Wenn Ding durchzuziehen, und so arbeitete ich gebunden. Heute kann im Prinzip ja jeder man selber versucht, beispielsweise ein mit Markus hauptsächlich an eigenen Musiker Musik für ein Computerspiel Orchesterstück oder einen Desert-Rock- Computerspielen, die teilweise nie unsere machen. Song zu machen, lernt man viel mehr Schubladen verließen. Das größte Projekt dazu. Das kann kompositorisch sein, aber war “Parsec - there is no safe distance”, Was sind eure Game-Favoriten, und wann auch produktions/abmischungstechnisch. ein Freeware-3D-Space-Shooter, dem wir fing eure Passion für Computerspiele Ich suche oft diese musikalische Heraus- alleine etwa fünf Jahre unserer Freizeit überhaupt an? forderung und versuche, unsere rein opferten. Das Projekt war unglaublich auf- Das war wiederum am C64, obwohl mich elektronische Musik mit diesem gelernten wendig für ein Freewarespiel. Ich schrieb da noch mehr die Demos interessierten. Wissen zu ergänzen. Im Detail würde ich in diesen Jahren dafür sicherlich drei Das waren computeranimierte Bilder/ unser neues Album “Crossroads” von der komplette Soundtracks. Das war aber echt Abläufe mit Musikuntermalung. Die Last- emotionalen Bandbreite aus größer ein- eine coole Zeit. Wir hatten mit der kom- Ninja-Reihe am C64 vor allem auch wegen schätzen. Es sind ein paar Songs dabei, merziellen Computerspiele-Szene außer der genialen Musik. System Shock am PC die aggressiver sind, als man es von uns Oldtimer kaum etwas zu tun, und dennoch und Half Life. erwarten würde, vor allem auf der gesang- verbrachte ich mehr als zehn Jahre damit, lichen Ebene. Computerspiele zu vertonen. Die Zeit Seid ihr auch so High-Tech-Freaks im vergeht einfach zu schnell. Privatleben? Könnt ihr schon was zu den inhaltlichen Eher weniger. Statt eines Handhelds Themen und Konzepten sagen? Worin siehst du denn den Hauptunter- verwende ich lieber einen Papierkalender. Nun ja unsere Mind.In.A.Box-Story geht schied zwischen der Erstellung von Der braucht keine Batterien und stürzt auch mit diesem Album weiter. Das Haupt- Mind.In.A.Box-Tracks und der von Game- nicht ab. Aber ich bin da offen für alles, thema dieses Albums ist Identitätsverlust Soundtracks? wenn ich glaube, dass es für mich Sinn bzw. alle Facetten davon. Es geht um die Die Musik in Computerspielen ist eher macht. Suche nach sich selbst: wo man eigentlich mit Filmmusik zu vergleichen. Sie darf steht, wer man selbst ist, und welchen nicht zu aufdringlich sein und ist auch Dependent wird demnächst leider Weg man einschlagen will. Daher auch der aus diesem Grund meistens instrumental. aufhören. Wie geht es für Mind.In.A.Box Albumtitel „Crossroads“. Im Mittelpunkt Man muss gezielt Emotionen aus dem weiter? der Story steht diesmal “Black”, der Spiel unterstützen, während bei normalen Es ist wirklich sehr schade, dass Depen- wesentliche Protagonist aus „Dreamweb“. Songs typischerweise der zeitliche Aufbau dent Records beschlossen haben, die „Crossroads“ ist vor allem sein Album. mit Strophe, Bridge, Refrain vorgegeben Pforten zu schließen, nichtsdestotrotz Im Gegensatz zu seiner Vergangenheit ist, wobei wir uns bei Mind.In.A.Box an muss man das einfach respektieren. Wir bekommt er nun Zweifel, auf wessen Seite Letzteres nicht immer halten. haben dem Label sehr viel zu verdanken er eigentlich steht. Mehr will ich hier nicht und haben sehr viel zusammen erreicht. verraten. In unserem Booklet haben wir Gibt es Gear, das sich mehr für Sound- Dependent ist ein Label, von dem ich mir auch erstmals eine geschriebene Story tracks eignet als für Mind.In.A.Box? auch vor unserer Mind.In.A.Box-Zeit einige abgedruckt, die mehr Details der Story Das hat sich stark geändert. Früher war CDs gekauft habe, und umso trauriger ist preisgibt, als es uns alleine mit den Song- Musik für Computerspiele an die spezielle das nun. Unser Debütalbum war auf Platz texten möglich wäre. Computerhardware gebunden. Eben der 1 in den DAC-Charts und das Folgealbum SID-Chip am Commodore 64, bei dem es auf Platz 2, das kann sich, glaube ich, Das größte Experiment auf „Crossroads“? beispielsweise üblich war, dass der Musi- sehen lassen. Wir werden sicherlich wei- Der Song “The Place”, der mit einem ker nicht nur komponierte, sondern auch terhin Musik machen und veröffentlichen. Klavierstück beginnt und sich in sphä- die Soundroutinen dazu programmierte. Wo, wissen wir noch nicht, aber bis dahin rische Flächen verliert, sowie der Song Der Musiker war also meist zugleich auch ist ja noch Zeit. Jetzt genießen wir einmal “Run for Your Life”. Letzterer hat einen der Programmierer. Eine Rob-Hubbard- zusammen diesen Album-Release. Es ist orchestralen Beginn und geht in ein sehr Musik klang beispielsweise damals ganz wohl eine schwierige Zeit, um mit Musik hartes Stück über. Das war sehr spannend anders als eine Chris-Hülsbeck-Musik, noch Geld verdienen zu können, und ich umzusetzen. obwohl beide ja auf dieselbe Hardware fürchte, es wird in Zukunft auch nicht ein- zugriffen. Danach kam für mich Adlib- facher werden, gerade im elektronischen Du hast ja erzählt, dass du Videogames Musik und erste sample-basierte Musik Independentbereich. Ich kann nur hoffen, designst. Kannst du uns noch ein bis- am PC mit den Soundblaster-Karten, bzw. dass Musik ihre Wertigkeit und den Res- schen mehr über deine Arbeit erzählen, am Amiga die MOD-Tracker-Musik. Erst als pekt der Hörer zurückbekommt. ______auch, wie du zu dieser Aufgabe gekom- die Rechner schnell genug wurden, konnte François Duchateau men bist? man komprimierte Musik in Echtzeit zum www.mindinabox.com 44 Report

Construction Time Again Dave Gahan

Andy Warhol sagte einst: „Man sagt, dass die Zeit alle Dinge verändert. Aber in Wirklichkeit musst du sie selbst verändern.“ Und so hat Depeche- Mode-Frontmann Dave Gahan das Ticken der Zeit gehört und die Sanduhr noch einmal umgedreht. „Hourglass“, Gahans zweiter Solostreich, holt versäumte Kreativschübe nach, denen sich der 45-jährige Brite seit seiner Überdosis ergab. Es ist gar nicht so lange her, Mai 1996, da hörte die Uhr, vielmehr sein Herz, für einen Augenblick auf zu schlagen. Dave bekam im Krankenhaus die Chance auf ein zweites Leben und schenkt uns nun als Dank einen elektronischen Meilenstein, der unsterblich sein wird.

Nach vielen erfolgreichen Dekaden mit „Eigentlich wollten wir nur Demos aufneh- Aber ich glaube sowieso, dass man die Depeche Mode sah Schreibergenie Martin men“, sagt der in den Staaten lebende Dinge erst macht, wenn die Zeit reif dafür L.Gore natürlich keinen Grund, auch nur Brite, „doch die Ideen waren schon in ist. Man kann es sowieso nicht ändern. irgendetwas am Procedere der berühm- einem so fortgeschrittenem Stadium, Jetzt bin ich selbst bereit für meine neuen testen Synthpop-Band aller Zeiten zu dass ich irgendwann meinte: „Hey, warum Aufgaben, vorher war ich es nicht. Ich ändern. Schließlich gab es an Dutzenden produzieren wir die Platte nicht einfach habe zwar schon als Teenager Songs ge- von Charterfolgen nichts auszusetzen. Als aus eigener Hand?“ Unser Studio war schrieben – ich denke, die waren alle Müll Dave jedoch begriff, dass er seine Zeit mit dabei nur ein Raum mit vielen elektro- – aber für mich war es total spannend zu Rock’n’Roll-Selbstzerstörung vergeudet nischen Geräten, online auf den Videos sehen, wie wir als gemeinsame Band im hatte, und auch endlich mal ran an die kann man sich davon ganz gut ein Bild Studio sitzen mit Depeche, und Andrew Tasten wollte, war der Streit vorprogram- machen. Das nächste Mal werde ich zu und Martin versuchen etwas mit meinen miert. Gore blockte ab, und sein Sänger Martin sagen: „Du hast ein kleines Stu- Akkorden zu kreieren. Das war ein tolles, machte mit „Paper Monsters“ den ersten dio, ich habe ein kleines Studio, warum neues Gefühl.“ Beitrag zur Selbstständigkeit. „Ich sah es machen wir es nicht einfach hier bei uns?“ als den nächst logischen Schritt an, nun Wir brauchen nicht in so eine Riesenstu- Die Zeiten nach und während Daves Solo- auch bei Depeche Mode einige Songs diofabrik zu gehen. So ist es viel intimer. ausflug waren nämlich nicht die leichtest- beizusteuern“, führt der englische Patient Wir könnten einfach weitermachen, ohne en, da war die gute Stimmung zu „Playing im Berliner Hyatt-Hotel aus. „Natürlich großen Druck der Plattenfirma. Niemand The Angel“ und das atemberaubende war Martin davon nicht begeistert, aber er kommt die ganze Zeit kontrollieren. Resultat Balsam für seine Seele: „Es war wusste genauso wie ich, dass das der ein- Diesmal hatte ich das nicht. Daniel Miller einfach wichtig, irgendwann zu beginnen. zige Weg sein würde, wie es weitergehen (der Chef von Mute) kam erst, als wir acht Der Schritt war schwer, viel härter, als ich konnte. Trotzdem bat er mich, auf dem Stücke geschrieben hatten. Er meinte, es vermutet hätte. Es kamen viel mehr Reak- Teppich zu bleiben. Er meinte, drei Songs wäre Meilen voraus von alledem, was ich tionen auf mich zu als sonst, von Fans, wären für den Anfang genug. Ich fand es je bisher geschrieben habe und ließ mich der Plattenfirma. Alle wollten wissen, einen fairen Kompromiss. Okay, nur drei einfach machen.“ warum ich das tue. Für mich war es wich- Songs, aber das ist immerhin noch besser tig, das Schreiben zu entdecken. Diese als gar keiner.“ Erneut scheint man den Gentleman Aufgabe brachte mir auch erst wieder die unterschätzt zu haben. Dabei hat er sogar Freude zurück, überhaupt mit Depeche Es hat funktioniert. Das Resultat war schon während seiner Drogenzeit schon Mode weiter zu arbeiten, mit ihnen Lieder „Playing The Angel“, die wohl homogenste an Ideen getüftelt, „nur war das nicht zu schreiben und mit ihnen klarzukom- Depeche-Scheibe aller Zeiten. Ausgerech- ganz so produktiv“, gesteht er. „Wichtiger men. Und das ist auch gut so.“ net „Suffer Well“, die Single aus Gahans war, den nächsten Schuss zu bekommen. Gahans Songs entstehen in den unter- Feder, wurde für einen Grammy nominiert. Traurigerweise.“ Dieses Leben hat Gahan schiedlichsten Situationen. „Ziemlich viele Dieser wollte den Aufwind nutzen und hinter sich gelassen. Er hat genug Zeit Ideen kommen, wenn ich joggen gehe“, blieb direkt mit dem Produzenten Chris- verschwendet und will nun jede kostbare lacht er. „Es ist etwas, was nur geht, wenn tian Eigner (auch DM-Live-Drummer) und Minute nutzen. „Es ist natürlich schade, man klar im Kopf ist. Nachts zum Beispiel, Andrew Phillpott an den Reglern sitzen. so viel Zeit verplempert zu haben. sehr oft. Ich schlafe mit einem Notizblock Report 45

“Wenn man sich immer nur an einer Sache festhält, kann man sich gar nicht entwickeln.”

und einem Diktiergerät unter meinem Meisterwerk „Hourglass“ seinen Kol- als ob man selbst drin stattfinden würde. Kissen. Manchmal kommen mir im Traum legen vorgeführt. „Martin habe ich eine Es sollte eine kleine Zeitreise sein, und Melodien ins Ohr, und dann möchte ich kopiergeschützte CD gesendet, und soweit so kam der Titel zustande. Der Faktor sie festhalten. Diese Schnipsel stelle ich ich weiß, mochten sie es wirklich. Andy Zeit ist mir öfters begegnet. Zeit verfliegt. dann Christian und Andrew vor. Meine schrieb per Email bloß: Exzellent, Exzel- Das Gute an einer Sanduhr ist, dass man Songs bekommen erst Leben, wenn lent! Es ist nett, Feedback zu bekommen. sie wieder umdrehen kann, und so hatte man interagiert. Manchmal komme ich Ich weiß, dass Martin auch gerade an ich die Chance, von der Zeit zu lernen. mit Fragmenten, Wörtern, Melodien, die Liedern schreibt, vielleicht fühlt er sich Ich habe Angst, noch einmal so viel Zeit keinen Sinn machen. Plötzlich spielt ja inspiriert (lacht).“ Sicher ungewohnt zu verlieren, ich möchte mein Leben nun Christian Akkorde, und ich bitte ihn: „Spiel für einen Crack wie Martin, seinen alten sinnvoll nutzen. Trotzdem muss man weiter!“ Wenn die Abfolge steht, fange ich Freund plötzlich als technisch begabten aufpassen, nicht zu viel über die Zukunft an, Melodien zu singen, mache Geräusche Mitstreiter zu sehen. „Jeder kann heute oder die Vergangenheit nachzudenken. mit meinen Stimmbändern, darin höre eine Platte in seinem Schlafzimmer auf- Was zählt, ist die Gegenwart. Ich habe ich oft die Worte für meine Texte, als ob nehmen“, verteidigt Dave. „Warum also keine Angst vorm Altern. Ich will bei mir jemand die Sätze ins Ohr flüstert. So nicht die Technologien von heute nutzen?“ meinen Kindern sein und mich kreativ entstehen die Songs. New York ist der ausleben. Das sind meine Ziele. Viele ideale Ort dafür. Konstant befinden sich Und da hatte Dave schon sehr genaue denken, ich hätte viel erreicht als Mensch, Geräusche um einen herum. Wenn ich im Vorstellungen im Vorfeld. „Da lässt man aber ich weiß nicht, ob ich ihnen da blind Studio die Fenster öffne, hört man den sich auch nicht von Produzenten reinre- zustimmen könnte. Gut, ich habe einige Lärm der Straßen den ganzen Tag, die den. Man nimmt ja auch nicht den Pinsel mit meiner Musik glücklich gemacht. ganze Nacht. Die Ideen kommen überall und malt in anderen Gemälden rum. Ich Tolle Erfolge. Aber danach sollte man her. Wenn ich mich bewusst hinsetze, um hatte einfach den Platz für jeden Song im sich nicht ausruhen, was ja viele Leute Lieder zu schreiben, was ich eigentlich Kopf. Ich wusste, wie das Album anfan- machen. Der Weg ist da Ziel. Ständig jeden Tag tue, wenn ich Sätze in mein No- gen wird, und wie das Ende sein wird. am Ball zu bleiben. Das ist die wahre tizblock schreibe, was ich für sehr wichtig Ich wusste, dass ‚Hourglass’ zwei Seiten Herausforderung, nicht sich nach einem halte, wenn man sich als Künstler ernst haben wird. Ich wusste, dass sich die Charterfolg in seine Villa zu verkriechen, nimmt, passiert manchmal gar nichts. Platte wie ein Buch verhalten wird, oder den Sportwagen vor die Tür zu setzen und Inspirationen kommen in unerwartenden ein Film. Mit visueller Vorstellungskraft, seine Frau mit Klunkern zu überhängen.“ Situationen.“

Gahan ist froh, über die Methoden, die sie diesmal gefunden haben. „Andrew und Christian wissen, wie sie Ideen und tolle Vocals aus mir herausholen. Natürlich braucht das Zeit. Anfangs hatte ich ja immer noch Depeche im Hinterkopf, und wollte ja drei Songs für das Album beisteuern. Alle waren sehr skeptisch, bis sie meine Songs gehört haben. Ich glaube, dann ist Martin die ganze Sache auch leichter gefallen. Ich konnte seine Skepsis ja verstehen. Zwei verschiedene Schreiber, an zwei verschiedenen Orten, auf einer Platte – wie sollte das funktio- nieren? Aber wir haben bisher immer die Herausforderung mit Depeche gesucht, so auch diesmal. Und da Depeche Mode eine Band ist, wollte ich, dass wir sie auch als solche aufnehmen. Wir haben dem alle zugestimmt und angefangen zu arbeiten.“

Zurück zum Tagesgeschehen. Kurz vor dem Interview hat Dave sein neuestes 46 Report

Mit „Hourglass“ hat Dave endlich seinen inneren Frieden gefunden. „Ich denke, das ist richtig. Alle meine Facetten KINGDOM sind integriert. Wie das musikalisch ausgedrückt wird, ist dann vielleicht nur „Es geht um die Vorstellung, dass es zweitrangig, auch wenn die Platte sehr einen besseren Ort gibt, und der ist nicht elektronisch ausfällt. Damit möchte ich dort oben in den Wolken, sondern direkt mich nicht unbedingt nur identifizieren. hier. Und es geht darum, das Leben zu Wenn die Stimmung der Songs sich so akzeptieren, wie es ist. Ich würde lügen, entwickelt, ist das eben so. Es ist meine wenn ich behaupten würde, dass die Welt Instrumentierung zu einem gewissen mich nicht tangiert. Ich habe Kinder und Punkt im Leben. Das wechselt, das war Zu den einzelnen Songs auf „Hourglass“ möchte sie schützen, und manchmal auch bei Depeche so, hier und da verirren erklärt Dave Gahan: gelingt mir das nicht.“ sich traditionelle Instrumente. Wenn man sich immer nur an einer Sache festhält, SAW SOMETHING kann man sich gar nicht entwickeln. Wir DEEPER AND DEEPER hören in unserer Freizeit sogar viel Blues, „Diesen Song hörte ich in meinem Kopf auch Gospel kann mal dabei sein. Schwer und meinem Herzen, als ich mit dem „Sehr sexuell und animalisch. Aber auch zu sagen, woher die Einflüsse kommen, Songwriting begann; ich konnte es kaum das ist ein großer Teil von mir, den ich als Künstler ist man ein 24/7-Schwamm. erwarten, ein Mikro in die Hand zu neh- bloßlegen wollte. Ich begann dieses Stück Heute fühle ich mich jedoch freier. Bei men und ihn zu singen. Im Text geht es zu singen, und Christian meinte, dass meiner ersten Soloplatte war es definitiv darum, herumzusitzen, darauf zu warten, ich drei Fuß vom Mikro entfernt stehen ein Ausreißversuch, den Methoden von dass etwas kommt - eine Art Schutz, oder müsste, denn ich schrie es förmlich her- Depeche den Rücken zu kehren. Ich wollte eine Antwort. Inzwischen habe ich gelernt, aus. Es sollte dieses T. Rex-/Gary Glitter- etwas anderes versuchen, mehr wie eine dass man losgehen und danach suchen, Feeling haben, wie die Glam-Bands Liveband agieren. Es hat Türen geöffnet, selbst die Initiative ergreifen muss. Dabei früher. Dabei ist es im Grunde ein ty- gerade für Mode und wie es damit weit- bin ich eher der Typ, der lieber herumsitzt pisches Blues-Ding, auf einer Idee einfach ergehen sollte. Mein Selbstbewusstsein und wartet; aber so läuft das nicht. Es herumzuriffen.“ ist gewachsen, auch während ‚Playing The mag seltsam klingen, aber ich glaube an Angel’. Wir sind jetzt alle eine Einheit, die eine Art göttliches Eingreifen, wenn man Energie fließt wieder in uns allen. Gerade es zulässt. Wenn man es zulässt und nicht 21 DAYS unsere Fans spüren das, wenn etwas versucht, den Lauf der Dinge in die Rich- nicht läuft. Und ich glaube wir können tung zu beeinflussen, die man selbst für .„Diese Nummer baut sich um ein Sum- uns genauso wie sie auf die kommenden ideal hält (worauf ich allerdings sehr viel men auf, das an die Stooges erinnert, Aufgaben freuen. Wir brennen wieder.“ Zeit verschwende), dann können wirklich mit einer etwas eigenwillig gespielten unglaubliche Dinge geschehen; Dinge, die Bassgitarre. Dazu singe ich mit meiner man nie erwartet hätte. Aber dazu musst wirklichen Stimme, so wie ich die Worte du selbst die Initiative ergreifen. Für mich ausspucke. Was den Text angeht, na ja, ist dieser Song der Ausgangspunkt für diese Sachen schleichen sich ein, wenn etwas Neues in meinem Leben.“ ich etwas lese oder sehe. Und ich glaube wirklich, dass wir einen Turm aus Angst aufbauen, in dem wir alle leben werden, bis wir uns bewusst dagegen entschei- den.“ Report 47

MIRACLES INSOLUBLE A LITTLE LIE

„Eins meiner Lieblingsstücke, weil es so „Hier geht es um das Wort, ich mag dieses „Dieses Stück hat eine Art John- exponiert ist. Visuell kommt es sozusagen Wort. Es geht um etwas, das man nicht McGeoch/Siouxsie-Sioux-Vibe. Sehr aus dem Nebel und verschwindet wieder berühren kann, aber du weißt, dass es da gothic, und daran ist ja nun wirklich in ihm. Legt ein bisschen offen von dem, ist. Erst hatte ich das Gefühl, der Song würde nichts auszusetzen. Das ist wie bei diesen woran ich glaube, aber nicht alles. Ich ver- es nicht auf die Platte schaffen, aber dann Songs, die echte Höhen und Tiefen haben rate, dass ich nicht an Jesus glaube, aber beschränkten wir uns auf das Wesentliche. und dich an einen seltsamen, ätherischen trotzdem weiter beten werde. Religion Nun finde ich, dass er sich seinen Platz ver- Ort entführen. Viele Depeche-Songs ist kein Konzept, das ich ... ich halte es dient hat.“ haben dieses Feeling; Martin und ich sind für archaisch. Gleichzeitig ertappe ich ganz eindeutig Mollakkord-Typen. Der mich häufig dabei, wie ich zu etwas oder Beat erinnert an eine Art Swamp Crawl, jemandem bete. Wenn der Text in sich ENDLESS etwas aus dem ganz tiefen Süden; das widersprüchlich ist, liegt das daran, dass kommt vermutlich daher, dass ich John ich mir selbst ständig widerspreche. Die „Handelt von dem Versuch zu glauben, Lee Hooker und Muddy Waters höre. In Sache ist die: Ich glaube nicht an Wunder, dass es etwas am Ende des Tunnels gibt, diesem Song mache ich mich über mich aber ich erlebe sie ständig in meinem das irgendwie alle Probleme löst; von selbst lustig, verwende eine absolut Leben und im Leben anderer Menschen. dieser Illusion. Wir haben ‚Endless’ auf fünf bombastische Anfangssequenz und singe Ich habe totales Vertrauen in das Leben verschiedene Arten aufgenommen. Zuerst dann darüber, dass die Zeit für so etwas und die Liebe, nur nicht zu Menschen. haben wir es sehr hart gespielt, und das irgendwie vorbei ist.“ Aber im Grunde ist es ein Liebeslied. Und funktionierte nicht. Dann gingen Andrew und ich glaube an die Liebe, auch wenn ich Christian aus und landeten in irgendeinem mich vor ihr fürchte. Es gab eine Zeit, als Club, wo der DJ den Beat umdrehte, und sie DOWN ich mich selbst komplett verloren hatte, kamen ganz aufgeregt zurück. Also ließen und wenn du dich verloren hast, ist es wir Christian einen Versuch starten, und so „Eins meiner Lieblingsstücke. Es hat unmöglich, eine Beziehung zu einem an- entstand dieser ziemlich eigenwillige Beat. fast eine Art Country-Feeling. Die letzte deren Menschen aufzubauen. Das jetzt in Selbst in einem Popformat kann sich der kleine Reflexion darüber, wo ich mit Paper meinem Leben zu haben, eine Familie zu Song in viele verschiedene Richtungen ent- Monsters aufgehört habe. Visuell erinnert haben, das ist das Wichtigste für mich.“ wickeln, wenn man sich der Herausforderung es an die Zeit, als ich nicht am Leben stellt und Experimente zulässt; das Ergebnis teilnahm. Allerdings gibt es immer noch klingt sehr hypnotisch und ist doch gleichzei- Tage, da denke ich, was soll’s, jetzt köpfe USE YOU tig ein Popsong.“ ich die Flasche Jack Daniels.“ ______„Ziemlich dreckig. Diese Nummer han- François Duchateau

delt von meinem Ekel den Menschen www.depechemode.com gegenüber, dem Ekel vor mir selbst, www.davegahan.com meiner eigenen Arroganz und meinem selbstzerstörerischen Verhalten. Ich will etwas benutzen, will das Leben zur Flucht benutzen. Ich glaube, das kommt daher, dass ich als Kind dazu gezwungen wurde, zur Sonntagsschule zu gehen. Ich bekam laut und deutlich zu hören, dass wir alle Sünder sind.“

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