Orgelrestaurierungen 2002-2014
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Gesamtkunstwerk und kulturelles Erbe: Orgelrestaurierungen 2002–2014 Inhalt VORWORT 3 5 BREMERVÖRDE–SEEVETAL 32 DIE NORDDEUTSCHE ORGELKULTUR 4 Arp Schnitger-Orgel in Oederquart 34 ÜBERSICHT DER RESTAURIERTEN ORGELN 6 Arp Schnitger-Orgel in Hollern 35 ORGELBAUER 9 6 BRANDENBURG–RÜGEN 36 1 OSTFRIESLAND 10 Sauer-Orgel in Heinersdorf 38 Historische Orgel in der Großen Kirche Leer 12 Klaunigk-Orgel in Grüntal 39 Gerhard von Holy-Orgel in Canum 13 Grüneberg-Orgel in Bergen 40 Eckmann-Orgel in Amdorf 14 Furtwängler & Hammer-Orgel in Grotegaste 15 WIE FUNKTIONIERT EINE ORGEL? 42 Gerhard von Holy-Orgel in Marienhafe 16 KLEINE ORGELKUNDE 44 DISPOSITIONEN 46 2 OLDENBURG–VAREL 18 Georg Wilhelmy-Orgel in Altenesch 20 STIFTUNGSVORSTAND 50 Arp Schnitger Centrum in Golzwarden 21 IMPRESSUM 51 Christian Vater-Orgel in Wiefelstede 22 BILDNACHWEIS 51 3 CLOPPENBURG–EMSLAND 24 Stockmann-Orgel in Haselünne 26 4 CUXHAVEN–DELMENHORST 28 Arp Schnitger-Orgel in Ganderkesee 30 Ahrend-Orgel (nach Gloger) in Worpswede 31 2 Inhalt Vorwort DR. WERNER BRINKER, VORSTANDSVORSITZENDER DER EWE STIFTUNG Die Stadt Oldenburg liegt inmitten der reichsten Orgelregion 230.000 Euro unterstützten Instandsetzungen waren Grund Europas. In Ostfriesland, aber auch im Umland von Bremen und Anlass für uns, diese in einer Broschüre einmal ausführ- und Bremerhaven finden sich zahlreiche Instrumente und lich vorzustellen und damit einer interessierten Öffentlichkeit Orgelregister aus der Gotik, der Renaissance und dem Barock. zugänglich zu machen. Auf den Seiten 6, 7 und 8 finden Sie Aus heutiger Sicht ist es von unschätzbarem Wert, dass zahl- eine vollständige Übersicht über alle von der EWE Stiftung reiche historische Instrumente die Jahrhunderte überdauert geförderten Orgelsanierungen. Auf Seite 9 sind die in diesem haben. Dabei war es nicht zuletzt die wirtschaftliche Armut Zusammenhang relevanten Orgelbauer benannt. Ab Seite in zahlreichen Regionen, die eine konservatorische Wirkung 10 werden dann einige dieser Orgeln ausführlich in Text und entfaltet hat: Für Neuanschaffungen und auf wändige Bild dargestellt. Ab Seite 46 sind überdies die entsprechenden Re paraturen war vielfach kein Geld vorhanden. Dispositionen aufgeführt. Gleichzeitig haben Umwelteinflüsse, aber auch nach ak- Damit möchten wir insbesondere Sie, liebe Leserinnen und tu ellem Kenntnisstand nicht mehr zeit- und sachgemäß Leser, dazu einladen, sich intensiver mit diesem spannenden durchgeführte (Teil-)Restaurierungen dazu geführt, dass Thema zu beschäftigen – möglicherweise kommen Sie viele historische Orgeln heute stark sanierungsbedürftig dadurch sogar zum ersten Mal mit dem Gesamtkunstwerk sind. Zudem ist in den letzten Jahren die Einsicht weiter „Orgel“ näher in Kontakt. Damit die für Sie hier aufbereite ten gewachsen, dass es sich bei zahlreichen Instrumenten um Informationen auch fachlichen Betrachtungsweisen standhal- unbedingt erhaltenswerte Kulturgüter und Kunstwerke ten und trotzdem allgemeinverständlich sind, haben wir uns handelt. Um einen dauerhaften Beitrag zum Erhalt dieses von Prof. Thomas Albert, Intendant des Musikfestes Bremen, wertvollen kulturellen Erbes zu leisten, hat die EWE Stiftung sowie Prof. Dr. h.c. mult. Harald Vogel, einer Koryphäe auf seit ihrer Gründung 2002 in jedem Geschäftsjahr mindestens diesem Gebiet, kompetent beraten lassen. Harald Vogel eine Orgelsanierung unterstützt; hinzu kommen eine große danke ich überdies für die von ihm verfasste Einführung in das Zahl an Orgelkonzerten und Festivals, wie beispielsweise Thema. Winfried Dahlke, Landeskirchenmusikdirektor in Leer der „Krummhörner Orgelfrühling“, der schon lange kein und selbst Organist, haben wir die einschlägigen Erklärungen Geheimtipp, sondern eine regional fest etablierte Veranstal- der Funktionsweise einer Orgel zu verdanken. tung für geistliche Musik im Nordwesten ist. Internationales Highlight für alle Freunde der Orgelmusik ist natürlich Im Namen des Vorstands der EWE Stiftung wünsche ich Ihnen das seit 2010 einmal jährlich stattfindende Arp-Schnitger- viel Spaß bei der Lektüre und dass Sie die historischen Orgeln Festival. Auf Initiative des Festivals wurde zwischenzeitlich anschließend mit völlig neuen Augen und Ohren sehen und der Arp-Schnitger-Kulturerbe e.V., Verein für Pflege, Erhalt hören. und Verbreitung des Lebenswerks des Orgelbaumeisters Arp Schnitger, gegründet. Ziel der Initiatoren ist es, die 45 heute Ihr noch weltweit erhaltenen Orgeln und Prospekte Schnitgers als erstes interkontinentales Projekt in die Liste des UNESCO- Welterbes aufnehmen zu lassen. Die Bedeutung dieser in Europa einmaligen Orgellandschaft, aber auch die Anzahl und der Stellenwert der mit Hilfe der EWE Stiftung in den vergangenen zwölf Jahren mit rund Vorwort 3 Die norddeutsche Orgelkultur VON PROF. DR. H.C. MULT. HARALD VOGEL DIE ORGELKUNST IN DEN KÜSTENREGIONEN In den alten Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck baute Arp Schnitger 25 Orgeln, zu denen die größten Orgel- VON NORD- UND OSTSEE IST DER BEITRAG instrumente Europas gehörten. Ein weiteres Zentrum der UNSERES LANDES ZUR MUSIKALISCHEN Tätigkeit Schnitgers waren die nördlichen Provinzen der WELTKULTUR. DAS GILT FÜR DEN ORGELBAU Niederlande. Allein in der Stadt Groningen sind heute noch drei eindrucksvolle Schnitger-Orgeln zu hören. In den UND FÜR DIE ORGELMUSIK. KEIN ANDERER Schnitgerschen Werkstätten in Hamburg wurden mehr als ORGELBAUSTIL DER VERGANGENHEIT IST IM 800 Orgelregister für die Hauptkirchen in den genannten vier 20. UND BEGINNENDEN 21. JAHRHUNDERT IN Städten geliefert, von denen über 200 heute noch erhalten sind und mit ihrem Klang die Zuhörer faszinieren. Es ist EINEM SO GROSSEN AUSMASS ALS fast unglaublich, dass heute noch etwa 20.000 Pfeifen aus AUSGANGSPUNKT FÜR NEUE ORGELPROJEKTE Schnitgers Werkstätten vorhanden sind. Hinzu kommen viele GEWÄHLT WORDEN UND KEIN HISTORISCHER ältere Pfeifen aus Orgeln, die Schnitger vorfand und wieder verwendete. KOMPOSITIONSSTIL IST IN DEN LETZTEN 100 JAHREN VOM VÖLLIGEN VERGESSEN ZU Arp Schnitger gelang es, eine Synthese zwischen der älteren EINEM SO HOHEN BEKANNTHEITSGRAD Bauweise und den musikalischen Erwartungen seiner eigenen Zeit herzustellen. Seinem Zeitgenossen Dieterich Buxte- GELANGT WIE DAS NORDDEUTSCHE hude gelang eine Synthese der verschiedenen europäischen ORGELREPERTOIRE DER BAROCKZEIT. DIE Musikstile seiner Zeit mit der reichen Tradition der liturgi- „LEUCHTTÜRME“ WAREN AUF DEM GEBIET DES schen Orgelmusik. Es handelte sich um eine Verbindung des strengen traditionellen Kontrapunkts mit den expressiven ORGELBAUS DER AUS DER WESERMARSCH musikalischen Tendenzen, die im 17. Jahrhundert vor allem STAMMENDE ARP SCHNITGER (1648–1719) UND in Italien entwickelt wurden. Buxtehude gehörte zu seinen Lebzeiten zu den Komponisten von europäischem Format, AUF DEM GEBIET DER ORGELMUSIK DER IN die einen Stil pflegten, der damals als „vermischter Stil“ LÜBECK WIRKENDE DIETERICH BUXTEHUDE bezeichnet wurde. Dieser Charakter seiner Musik, der von den (1637–1707). Schülern und Zeitgenossen ebenso gepflegt wurde, macht seine Orgelkompositionen für unsere heutige Zeit so attrak- tiv. Von Buxtehudes Orgelmusik gibt es die größte Anzahl von Gesamteinspielungen im Vergleich zu den anderen Orgel- komponisten der Barockzeit, abgesehen von J. S. Bach. Die norddeutsche Orgelkunst um 1700, die im Werk von Schnitger und Buxtehude gipfelte, war eine Synthese von Vergangenheit und Gegenwart. Im Orgelbau blieb die Bauweise Schnitgers auch im 18. Jahrhundert vorbildlich und wurde von den begabten Mitarbeitern, die sich nach dem Tod ihres Meisters selbständig machten, weiter gepflegt. Zu ihnen gehörten der von Hannover aus wirkende Christian Vater und der aus Ostfriesland stammende Gerhard von Holy. 4 Die norddeutsche Orgelkultur Die Schnitgersche Werkstatt in Stade wurde am Ende des zu finden. Die Orgel in Hollern (im Alten Land bei Stade) 18. Jahrhunderts von Georg Wilhelm Wilhelmy weitergeführt, gehört in die frühe Schaffensphase Arp Schnitgers und der viele Schnitger-Orgeln vorbildlich pflegte und in seiner wurde von Vincent Lübeck, dem Organisten an den großen eigenen Bauweise noch auf den Prinzipien Schnitgers fußte. Schnitger-Werken in Stade-St. Cosmae und später Hamburg- Bis zum frühen 19. Jahrhundert konzentrierte sich die Orgel- St. Nicolai, 1690 eingeweiht. Zu den wichtigsten klanglich kultur auf die Städte und die wohlhabenden Marschgebiete gut erhaltenen Werken der Schnitger-Schule gehören die an der Küste und an den Flussläufen. Erst danach erhielten Instrumente in Marienhafe (Ostfriesland) und Wiefelstede alle Kirchen Orgelinstrumente, die für die Begleitung und (bei Oldenburg), erbaut von Gerhard von Holy und Christian Führung des Gemeindegesangs ein unverzichtbarer Bestand- Vater. In Marienhafe musste eine Behandlung der Blei- teil des Gottesdienstes wurden. Im Zuge dieser Entwicklung korrosion durchgeführt werden. Es handelt sich hier um ein kann man eine pragmatische Vereinfachung der Bauweise ernstes Problem, das in den letzten Jahrzehnten verstärkt bei beobachten, die sich auch in einer schlichteren äußeren Ge- Orgeln mit Pfeifen auftritt, die einen sehr hohen Bleianteil staltung ausdrückt. Selbst große Orgeln wirken im Vergleich aufweisen. Aus Gründen der Substanz erhaltung werden auch zu den großartigen Instrumenten der Renaissance- und in Zukunft in diesem Problem bereich hohe Aufwendungen Barockzeit nüchtern und zurückhaltend. Die handwerklichen erforderlich sein. Schließlich können wir in Altenesch (in und klanglichen Qualitäten blieben aber hoch und zeigen ein der Wesermarsch) ein Werk der Schnitgertradition