"Der Bibliomanie erlegen" : Johann Caspar von Orelli und die Welt der Bücher

Autor(en): Leu, Urs B.

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Librarium : Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen- Gesellschaft = revue de la Société Suisse des Bibliophiles

Band (Jahr): 43 (2000)

Heft 2

PDF erstellt am: 08.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-388683

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http://www.e-periodica.ch URS B. LEU «DER BIBLIOMANIE ERLEGEN» Johann Caspar von Orelli und die Welt der Bücher

Am 6.Januar 1999 jährte sich der Todestag Dichter, die ihn bald in ihren Bann schlugen. des 1787 in Zürich geborenen späteren Daß Orelli auch während seiner Berga- Gründers der Universität Zürich, masker Zeit Bücher nicht missen wollte, Jonann Caspar von Orelli, zum 150. Mal. geht nicht zuletzt aus einem Verzeichnis Grund genug, seine Verdienste um das Zürcher von ihm mit Nachträgen von der Hand Bildungswesen, seine wissenschaftlichen seiner Mutter, Regula von Orelli-Escher vom Leistungen als Altphilologe, Mediävist Glas, hervor, das ebenfalls im Familienarchiv und Romanist, seine Aktivitäten als von Orelli verwahrt wird (Abb. 1). Philhellene sowie sein vielfältiges Die Bücherliste gibt Aufschluß darüber, handschriftliches und gedrucktes Erbe kritisch welche Bücher er von Zürich mit nach zu reflektieren und aus der historischen Bergamo nahm (107 Nummern). Er verteilte sie Distanz zu würdigen1. Die Zentralbibliothek auf folgende Fachgebiete : «Libri Graeci et ¦Zürich (ZBZ) verwahrt im Familienarchiv Latini» (30 Nummern), «Italiani» (8 von Orelli den handschriftlichen Nachlaß Nummern) und «Deutsche» (69 Nummern). Auf des berühmten Zürchers und ist stolze den folgenden vier Seiten finden sich 55 Besitzerin seiner stattlichen Privatbibliothek, weitere Einträge, die ausweisen, welche die interessante Einblicke in sein geistiges Werke ihm in elf Lieferungen bis 1810 Innenleben gewährt. zugesandt worden sind. Dieses Verzeichnis Orelli war ein Büchernarr. Er umgab deckt jedoch nicht seine gesamte Berga- sich, wo immer er wohnte, mit Büchern. masker Privatbibliothek ab, denn in der Sein Bruder und BiographJohann Conrad Zentralbibliothek Zürich konnten verschiedene von Orelli weiß zu berichten, daß er bereits Titel aufgespürt werden, die er als Schüler am Zürcher Carolinum, das er nachweislich während seines Aufenthalts in von 1709 bis 1806 durchlief, neben der Bergamo von 1807bis 1814 anschaffte, die aber Schule stets «mit der Lectur klassischer in der besagten Liste nicht auftauchen. Zu und unklassischer Werke beschäftigt» war2. diesen frühen, noch vorhandenen Orelliana Sein Wahlspruch lautete: Nil spernendum gehören eine 1808 in Mailand gekaufte (nichts ist zu verachten). Er interessierte italienische Übersetzung der Satiren des Per- sich für verschiedenerlei Literaturen und sius von 1803, eine 1810/11 erworbene, lernte Französisch, Italienisch, Spanisch später von Orelli reich annotierte Dante- sowie ein wenig Englisch. Zunächst bezog er Ausgabe von 1809 (Abb.7), ein 1811 erstandener seine geistige Nahrung aus der väterlichen griechisch-lateinischer Pindar von Bibliothek und aus einer Leihbücherei, 1808, ein 1814 in Bergamo angeschafftes, verkehrte damals bereits mit Antiquaren und 1789 gedrucktes dreibändiges Werk aus der benutzte schließlich die reich ausgestattete Feder von Luigi Lanzi über die etruskische Stadtbibliothek. und andere alte Sprachen Italiens sowie ImJuli 1807 reiste er als Zwanzigjähriger ein 1809 in Mailand gekauftes Bändchen, nach Bergamo, um dort als Pfarrer die das zwei Publikationen aus dem Jahr 1808 deutsch-reformierte Gemeinde zu betreuen. beinhaltet. Die eine trägt den Titel «Dei Er vertiefte seine Italienischkenntnisse und Sepolcri Poesie» und nennt als Autoren Ugo begann mit der Lektüre der italienischen Foscolo, Ippolito Pindemonte und Giovanni

95 Torti, die andere stammt von Giuseppe Carolinum übersiedelte er 181g in die Lim- Greatti und ist betitelt mit «Lettera a Sua matstadt. Sein Lehrertalent vermochte Eccellenza Eva Baraguey-D'Hiliers». seinen Schülern die griechische und die römische Trotz der stattlichen Bücherpreise muß Antike nahezubringen und sie dafür zu die seinem Freund August Heinrich Wirz gewinnen. Er war auch gerne bereit, ihnen gegenüber gemachte Äußerung, daß die über den Schulstoff hinaus Privatvorlesungen «Bibliomanie ein Danaidenfaß» sei, wohl über griechische, lateinische und aus dieser Zeit stammen3. Es ist zudem ein italienische Schriftsteller zu halten. Auch stand von Orelli in Bergamo angelegtes «Giornale ihnen seine Bibliothek offen (Abb. 6). di Lettura» erhalten geblieben, das Sein Bruder Johann Conrad von Orelli Exzerpte seines Lesestoffes desJahres 1808 schildert die Aufstellung der Bücher mit enthält und das durch die Fülle des Gelesenen den Worten: «Die Bücher standen nicht überrascht4. regelmäßig in Reihe und Glied geordnet, Selbst seine Bücher konnten nichts daran sondern in allen Richtungen über und ändern, daß Bergamo für ihn einer geistigen durch einander so aufgeschichtet, daß ein Wüste glich. Er schilderte seine Situation Theil derselben bereit schien, bei der in einem Brief an seinen Freund Wirz geringsten Erschütterung hinunter zu stürzen. (1787-1834) vom 26. August 1807 nicht sehr Aber mit merkwürdiger Sicherheit wußte er rosig: «Gib mir Nachricht von einigen sogleich was er suchte zu finden6.» Zudem Neuheiten vom deutschen Büchermarkt, hier verrät die brüderliche Hand, daß er mit bekomme ich keine Bücher zu Gesichte, Geld schlecht habe umgehen können und ausgenommen die, welche ich mit ihm dabei seine Bibliomanie immer wieder hergebracht, und einige italienische, die ich in die Quere gekommen sei: «Da das Oeko- hier gekauft habe. Litterarisches Rüstzeug nomisiren nicht Orelli's Sache, und der findet sich zwar in Bergamo, d.h. zwei bis einzige Reichthum, den er kannte, der an drei Buchhandlungen, eine öffentliche Büchern war, so fiel die Sorge für die häusliche Bibliothek u.s.f. ; aber außer einigen Sonettendichtern Oekonomie beinahe ausschließend der ist niemand litterarisch Gebildeter wachsamen Gattin zu. Wenn etwa ein Wörtchen hier5.» über gewisse mehr die Buchhändler 1813 wurde Orelli an die Kantonsschule als ihn und seine Familie begünstigende in berufen. Er widmete sich seinen Beträge, und ihre allzu sorgsamen Zusendungen Aufgaben als Lehrer mit Leib und Seele von Büchern und Katalogen, oder über und bedachte die Kantonsschulbibliothek zu weit getriebene und unkluge Freigebigkeit mit reichen Büchergeschenken. Während gegen Solche, die seine Gutthätigkeit seiner ChurerJahre erwuchs in ihm großes mißbrauchten, und dgl. floß, so wußte sich Gefallen am Goetheschen «Faust», den er Orelli gewandt mit Scherzen und als die höchste und vollendetste Dichtung Witzworten aus der Sache zu ziehen, ohne seine des 18. Jahrhunderts bezeichnete und der Weise zu ändern7.» ihn bis in die letzten Lebensjahre begleitete. Orelli bereicherte nicht nur den Bestand Es erstaunt daher nicht, daß sich diese der eigenen Bibliothek, sondern bedachte Vorliebe für den «Faust» auch in seiner auch verschiedene Zürcher Bibliotheken Privatbibliothek niedergeschlagen hat, besaß er mit Büchergeschenken, allen voran die Zürcher doch beispielsweise eine 1835 in Mailand Stadtbibliothek, der er innert zweier erschienene italienische Übersetzung sowie Jahrzehnte über 1000 Bücher gab. Darunter mindestens sieben Titel an Sekundärliteratur befanden sich auch Zimelien, wie etwa die zum «Faust». seltene Erstausgabe von Tommaso Campanellas Infolge seiner Wahl zum Professor der (1568-1639) «Poesie filosofiche» von Eloquenz und Hermeneutik ans Zürcher 1622. Als sein elfjähriger Sohn Arnold 1836

96 SOLLEMNIA ACADEMICA AD MEDICINE DOCTOREM RITE INAUGURANDO! HABENDA INDICIT ÜNIVERS1TATIS REGLE HAUNIENSIS RECTOR ADAMUS OEHLENSCHLAEGER, PHIL. D., aESTHETICBS PROF. ORC., ORDHVIS DANEBHOGICI it SUECICI STELLA POLARIS EQUES, CUM SENATU ACADEMICO.

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HAUNI.E MDCCCXXXII. Liest 10. NIC. MADVIGIT, Prof. Lit. Lat. Ext., disputatili dc aliquot lacunis codicnm Lucretii. Typi» Dircctoris Jam* Itostmp Schuitxii, Aul» «t Untvenitatja Typographi.

Madvigs «Disputatio de aliquot lacunis codicum Lucretii» von i8ß2 mit Widmung an Orelli (ZBZ: Orelli Cßyo(ya)). infolge einer Unterleibsentzündung starb, maß, auf einem Gestelle beisammen8» stan- Weihte er seinem Andenken «ein ernstes den, doch wurden die betreffenden Werke Denkmal auf der Wasserkirche [Stadtbiblio- noch im ig.Jahrhundert auf verschiedene thek], 300 Bände, die, seinem Wunsche ge- Signaturen verteilt.

97 Beredtes Zeugnis von der fast rastlos umfassenden nachträglichen Schenkung anmutenden Suche nach Büchern legt zudem der Tochter Erminia Hainisch (geborene ein viele bibliographische Angaben aufweisendes von Orelli) an die Kantonsbibliothek vom Notizbüchlein Orellis ab, das aufder Sommer 1885. Es gilt bei der Angabe dieser ersten Seite die Überschrift trägt: «Lücken. ungefähren Bandzahl zu bedenken, Zweifel, Nachzulesende Bücher, Notizen daß zahlreiche kleinere Publikationen in usw.» Im handschriftlichen Nachlaß findet der Stadtbibliothek zu Sammelbänden sich zudem ein 1823 oder möglicherweise gebunden worden sind, weshalb die Anzahl später anscheinend privat für die der Titel sicher höher ist als die der Bände. Stadtbibliothek angelegtes Desideratenbuch. Er Orellis Bibliothek wurde nach anfänglich listet darin 141 Desiderata an griechischer etwas zähen Verhandlungen mit seiner und 87 an lateinischer Literatur, 115 der Frau, Elsie von Orelli (geborene Gantz), philologischen Hilfswissenschaften, 25 an und seiner Tochter am 20. Juni 1849 von deutscher Literatur, 51 für das Fach Geschichte, der Zürcher Stadtbibliothek mit Hilfe von 114 an italienischer, 43 an theologischer Fremdmitteln für 2000 Gulden erworben, und 15 an spanischer und anderen Literaturen was dem damaligen Jahreskredit für auf. Neuerwerbungen entsprach. 1831 wurde Orelli zum Oberbibliothekar Orellis Bücher wurden in der Stadtbibliothek der Stadtbibliothek Zürich gewählt. Es bot nach Themen geordnet und unter den sich ihm von nun an die Möglichkeit, folgenden Signaturen aufgestellt: Orelli C seinem Sammeltrieb in gewisser Hinsicht (), Orelli G (Scriptores Graeci, auch offiziell und zugunsten der Mitbürger Primär- und Sekundärliteratur zur griechischen nachzuleben. Er verstand es, den Bestand Sprache und Literatur), Orelli L der Stadtbibliothek um viele wichtige und (Scriptores Latini, Primär- und Sekundärliteratur qualitativ hochstehende Werke zu vermehren. zur lateinischen Sprache und Seine systematischen Bücherankäufe Literatur) und Orelli M (Miscellanea, Werke waren einer der Gründe dafür, daß Jacob zu verschiedenen Fachgebieten). Im Laufe Burckhardt (1818-1897) im Mai 1855 von der Jahre wurden daraus einzelne wenige Basel nach Zürich übersiedelte und dem Bände umsigniert und in die Signaturen 4 Ruf als Professor für Kunstgeschichte und oder LSF gestellt. Zu Beginn der aus der Archäologie ans Polytechnikum folgte. Der alten Kantonsbibliothek stammenden Basler Kunsthistoriker wußte, daß in der Signatur V X stehen die bereits erwähnten Wasserkirche alles bereit lag, was er für 160 Nummern der 1885 erfolgten Schenkung sein geplantes Werk einer Geschichte der der Tochter Erminia Hainisch, damals Renaissance in Italien benötigte9. wohnhaft in Wien. Es dürfte sich dabei um diejenigen Bücher handeln, die 1849 im Besitz der Familie blieben, und betrifft Werke, Orellis Privatbibliothek die Orelli selber verfaßt oder herausgegeben hat, sowie ein Sammelsurium aus Orelli besaß bei seinem Ableben eine verschiedenen Literaturen und geisteswissenschaftlichen stattliche Bibliothek von etwa 3000 Bänden. Fachrichtungen. Weitere etwa Diese Zahl beruht auf den Bandnumerierungen 70 Bände Orelliana finden sich im erst nach in den Katalogen der alten 1914 geschaffenen Bestand Dr M Stadtbibliothek10 zuzüglich der im «Protocoll der (Druckmanuskripte) und im Familienarchiv von Bücher-Commission» der Stadtbibliothek Orelli, wobei die betreffenden Werke zu vom 1. Dezember 1849 erwähnten 500 bis unterschiedlichen Zeitpunkten in das Eigentum 600 ausgeschiedenen Dubletten11 aus der der Stadt- bzw. Zentralbibliothek Orelli-Bibliothek sowie der 160 Nummern übergingen. In Orellis Privatbibliothek findet sich Oberlehrer am Krakauer Gymnasium erstaunlicherweise keine einzige Inkunabel, angestellte Horaz-Kommentator Johann hingegen darf es als Geste seiner Wilhelm Steiner, der mecklenburgische Großzügigkeit gewertet werden, daß er 1831 Gymnasiumsdirektor Friedrich Ludwig Eggert, der Bibliothek des Zürcher Gymnasiums der Andokides-Bearbeiter und Schweriner einen Wiegendruck schenkte (Abb. 5). Es Gymnasiallehrer Karl Christian Schiller, handelt sich dabei um eine Ausgabe der Direktor des Aachener Gymnasiums verschiedener kleinerer Schriften des bekannten J. J. Schoen, der Rektor der Leipziger Zürcher Chorherrn und Kirchenrechtlers Felix Hemmerli (1389-1458/59). Auch Werke des 16. und 17.Jahrhunderts sind relativ schlecht vertreten und machen wohl H EN TAÏPOIS kaum 10 Prozent des Bestandes aus. Den MrENEIA Weitaus größten Raum, schätzungsweise °o Prozent, nehmen die Publikationen des 19 Jahrhunderts ein. Rund zwei Drittel aller Utel sind in lateinischer Sprache abgefaßt. Orellis Handexemplare zeichnen sich häufig dadurch daß der Bücherliebhaber aus, Tçixyftoltx tiç irivre irqa%iii\. und Forscher vorne im Deckel bzw. auf dem Vorsatzblatt festhielt, ob es sich dabei um etwas Seltenes handelt oder wo die entsprechende Arbeit rezensiert worden ist. Dabei legen die letztgenannten Einträge beredtes Zeugnis seiner profunden Kenntnisse der entsprechenden zeitgenössischen MsT«(pr5a(T5ïT(7o kx cou T sçjj.

99 Thomasschule Friedrich Wilhelm Ehrenfried lich mit Zuziehung dessen, was sich ohnehin Rost, Professor Eduard Wunder von auf der Stadtbibliothek und der der Fürstenschule in Grimma, der Direktor Kantonsbibliothek findet. Nur der Ernestische, des Gymnasiums in Weimar August Gotthilf jetzt in Leipzig befindliche, kann damit Gernhard, der Ulmer Cicero-Herausgeber verglichen werden. Allein dieser ist seit 1780 Georg Heinrich Moser, der Schleusinger nicht mehr fortgesetzt worden12.» Gymnasiumsdirektor Johann Adolph Nach Orellis Tod wurden seine Cicero- Härtung, der Caesar-Kommentator Karl Bücher in der Stadtbibliothek unter der Wilhelm Elberling, der berühmte Berliner Signatur Orelli C aufgestellt, die insgesamt Latinist Karl Gottlob Zumpt (Abb. 4), der 618 Nummern umfaßt. Orelli waren in der Geschichte der Klassischen Philologie 4034 Ausgaben von Cicero-Texten bekannt, nicht minder bedeutende dänische wovon er 415 selber besaß, und weitere Altphilologe Johann Nikolaus Madvig (Abb. 123 standen in der Stadtbibliothek zur S. 97) sowie der Uracher Diakon und Verfügung13. In Zürich waren demnach, vor Herausgeber von Julius Caesar und Cornelius allem dank Orelli, 538 von 4034Titeln bzw. Nepos Christian Heinrich Wilhelm Bardili, über ein Achtel aller je gedruckten Cicero- der als getreuer Gehilfe und Berater Orellis Schriften greifbar14, eine in Anbetracht der beim Aufbau seiner Cicero-Sammlung vielfach in Erscheinung trat. Im Familienarchiv von Orelli werden 35 Briefe von Bardili aus dem Zeitraum von März 1826 bis LEGENDEN ZU DEN April 1838 aufbewahrt. Darin ist häufig von FOLGENDEN VIER SEITEN verschiedenen Cicero-Ausgaben die Rede. Zudem schenkte er Orelli verschiedene 1 Liste von Büchern, die Orelli i8oy mit nach Bergamo Ciceroniana (Abb. 8) und ist innerhalb nahm (ZBZ: FA Or 12.16). 2 Urkunde ausgestellt anlcßslich der Verleihung des seiner Privatbibliothek der häufigste Donator. griechischen Bürgerrechts an Orellivom i8.Junii82ß (ZBZ: FA Or 18.4). ß «Verzeichnis der Studenten, welche das Lateinische Die Cicero-Sammlung Collegium besuchen.» Als Nr. 12 ist Ferdinand Keller auf getestet (ZBZ: FA Or ßi). 4 Widmungsexemplar von Zumpt mit der schmeichelhaften Orellis wohl bekannteste altphilologische Widmung an Orelli, als «dem» Zürcher Philologen Leistung stellt die von ihm begonnene und (ZBZ: Orelli M 6). mit seinem Schüler und Kollegen Johann ß Felix Hemmerli, Vanae oblectationis opuscula et traeta- tus, [Straßburg, nach dem Georg Baiter vollendete Ausgabe der Werke Georg Husner, iß. August 1497] (ZBZ 169(1)). Ciceros die MK dar, 1826-1838 in erster und 6 Orelli in seinem Arbeitszimmer, Lithographie von Ludwig 1845-1861 in zweiter Auflage erschien, wobei Wegner (1816-1864), (Graphische SammlungZBZ)- an letztgenannter auch der Münchner y Durchschossenes Handexemplar von Orellis reich Karl Halm mitarbeitete. Orelli annotierter dreibändiger Dante-Ausgabe, Mailand 180g Altphilologe (ZBZ-DrMgioa-c). als Cicero-Kenner hohes internationales genoß 8 Marcus T. Cicero, Opera omnia, g Bde., Straßburg, Ansehen und sammelte seit 1820 im Josias Rihel, iß74~ißyß. Titelblatt des ersten Bandes. Zusammenhang mit der geplanten Cicero- Links davon Notizen von Orelli, worin er u.a. bemerkt, Primär- und daß er diese Ausgabe Bardili verdanke (ZBZ- Orelli C Ausgabe entsprechende ioi-iog). Sekundärliteratur. Zehn seinem Tod Jahre vor g Lithographie der Seeschlacht vonNavarino vom 20. stufte er den ideellen Wert seiner Cicero- Oktober i82y, aus: Giorgio Filippo Reinagle, Particolari niana-Sammlung wie folgt ein: «Dieser della battaglia di Navarino..., Neapel 1828 (ZBZ PAS 220iß). 27 englische,französische und russische Schiffe Apparatus ist nun zu einer solchen Vollständigkeit mit Geschützen standen derßy Gefahrte und 2000 daß ein ißoo gelangt, schwerlich in Europa Kanonen zählenden türkischen Flotte gegenüber. Es war ähnlicher vorhanden sein möchte, nament¬ dies die letzte Seeschlacht der Zeit der Segelschiffe. Ja». €„ -|? L&ùutha.itS. j'ftftß, TeolûjPMH AioiKnris thg EAiiAAO.C <*°TS. LrHu. &c AU. i

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mm UWÊLM damaligen Kommunikations- und Platon 9 Transportwege beachtliche Zahl, welche bestätigt, Plinius derJüngere 1 daß Orelli die Bedeutung seiner Sammlung 16 richtig einschätzte. Dieser Thesaurus Terenz 1 an älterer Cicero-Literatur dürfte in der Theognis 1 Schweizer Bibliothekslandschaft unübertroffen Tibull 2 sein. Tragödien und Komödien (griechische) 1 Vergil 4

Klassisches Altertum und Phühellenismus Bei den Stadtbibliothek-Signaturen Orelli G für die Scriptores Graeci und Orelli L In Orellis Privatbibliothek widerspiegeln für die Scriptores Latini fällt auf, daß sich sich nebst Cicero seine weiteren Interessengebiete, die Bibliothekare darum bemühten, die wie sie auch aus der von Robert Literatur zu einzelnen Schriftstellern Keist zusammengestellten Bibliographie nebeneinander aufzustellen, wobei pro Autor von Orellis Arbeiten15 und aus den auch mehrere derartige Häufungen Vorlesungsverzeichnissen der Universität Zürich vorkommen können. Innerhalb der Signatur vom Sommersemester 1833 bis zum Orelli G ist die Primär- und Sekundärliteratur Wintersemester 1848/49 hervorgehen. Eine grobe zu Homer und Piaton am besten vertreten. Auswertung der letztgenannten Quelle Der hohe Anteil an Homer-Literatur ergibt, daß er über folgende Themenbereiche erstaunt, hat doch Orelli nie etwas über las bzw. sich infolgedessen eingehender Homer publiziert und auch nie über ihn damit beschäftigte: gelesen. Dahingegen ist seine Vorliebe für Piaton reich belegt. In Bergamo empfand er The Anzahl Lehrveranstaltungen «himmlisches Vergnügen» bei der Lektüre 1833-1848/49 von Piatons «Symposion»16 und besorgte zusammen mit seinem bereits erwähnten Abaelard 1 Schüler Johann Georg Baiter und dem Apuleius 1 Philologen August Wilhelm Winckelmann, Ariosto, Ludovico 2 von 1834 bis 1845 Professor am Zürcher Aristoteles 1 Gymnasium, eine gediegene Werkausgabe, Augustinus 1 die 1839-1842 in Zürich erschien. Zudem Celsus 1 bot er während seiner Tätigkeit als Cicero 4 Professor für Altphilologie an der neu Claudian 1 gegründeten Universität Zürich gemäß den Demosthenes 1 damaligen Vorlesungsverzeichnissen neun Epigraphik (lateinische) 1 Lehrveranstaltungen über den bedeutenden Geschichtsschreiber des Mittelalters 1 griechischen Philosophen an. Historia eloquentiae (Antike) 1 Orelli verehrte nicht nur das klassische Horaz 11 Griechenland, sondern trat als Liebhaber Juvenal 3 der gesamten griechischen Kultur und Laktanz 1 Literatur, der Griechen sowie Griechenlands in Literaturgeschichte (lateinisch) 3 Erscheinung. An den griechischen Livius Q Freiheitskämpfen, die mit der Seeschlacht von Navarino Lukrez 2 am 20. Oktober 1827 ihr Ende fanden Mythologie (griechische) I (Abb. 9), nahm er innerlich stark Anteil. Pädagogik (Antike) I Im «Zürcherischen Hülfsverein für die Persius I Griechen», der von 1821 bis 1828 existierte und

I05 als die einflußreichste philhellenische der Deutschen Philhellenischen Gesellschaft Organisation der Eidgenossenschaft bezeichnet nicht nur vieles und Großes, sondern werden kann, nahm er die Stellung eines hat auch durch seine Reden und sein der drei Sekretäre ein17.1822 veröffentlichte Ansehen viele Nichtgriechen ermutigt, sich er die «Sammlung der Verfassungsurkunden zugunsten Griechenlands als Wohltäter des befreiten Griechenlands», wofür er einzusetzen, was der Sache ganz Griechenlands verschiedene Dokumente aus dem Griechischen nützlich gewesen ist. Ermöglicht durch den ins Deutsche übersetzte. Im folgenden Artikel B des Gesetzes 6.1b von Epidaurus Jahr gab er die «Politischen und mit der Zustimmung der parlamentarischen Ermahnungen an die Hellenen» aus der Feder des Versammlung vom 15.Juni, Nr. 133, in Smyrna und seit 1788 in geborenen wird daß Paris lebenden Adamantios Korais heraus. angeordnet, Korais war von den Ideen der Französischen 1. Ioannis Gaspardos Orellios etc. griechischer Revolution begeistert und entfaltete Bürger sei, der gleiche Rechte wie als Herausgeber antiker Autoren, die Griechen, nach dem Gesetz, genießt; wissenschaftlicher und politischer Schriften sowie 2. der Generalsekretär die Anweisung er¬ über Briefe und persönliche Ratschläge hält, die Einbürgerungsverordnung zu eine volkserzieherische Tätigkeit. Sie veranlassen und sie im Verwaltungsarchiv bildete gewissermaßen die geistige Vorbereitung zu registrieren, damit für alle für die Befreiung der Griechen. Als ersichtlich wird, daß tugendhafte Männer 1821 der Aufstand ausbrach, begrüßte er und Wohltäter und diejenigen, die zum diesen mit der Herausgabe von Aristoteles' Wohl Griechenlands beigetragen haben, «Politik». Die Prolegomena dazu sind die von den Griechen geehrt werden und von Orelli ins Deutsche übersetzten - von das Bürgerrecht erhalten. Patriotismus getränkten - «Politischen Tripolis, 18.Juni 1823 Ermahnungen». Trotz Orellis philhellenischer Ader Der Präsident: P Mavromichalis finden sich nur wenige neugriechische Texte Th. Kolokotronis in seiner Bibliothek: einerseits eine Schrift [nicht lesbar] mit Volksgesängen, die 1840 in Berlin A.Zai'mis Der Generalsekretär: gedruckt worden ist18, andererseits eine A. Metaxas A. Mavrokordatos neugriechische Übersetzung von Goethes «Iphigenie auf Tauris» (Abb. S.99), die er Orelli scheint diese Ehrenbezeigung, die 1836 zum Andenken an das Ableben u.a. von Petrobeis Mavromichalis, der seines Sohnes Arnold der Stadtbibliothek einem traditions- und einflußreichen schenkte. Am 15. Juni 1823 wurde Orelli Geschlecht entstammt, dem bekannten Politiker in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste Alexandras Mavrokordatos und dem für das um Freiheit ringende Griechenland berühmten griechischen Freiheitskämpfer mit dem griechischen Bürgerrecht und Volkshelden Theodoras Kolokotronis beschenkt. Die Urkunde wird im Familienarchiv unterschrieben worden ist, sehr geschätzt von Orelli verwahrt (Abb. 2) und hat zu haben, bezeichnete er sich doch wiederholt folgenden Wortlaut1«: als «civis Graecus» (Abb. S. 107). Bei der Durchsicht des in der Signatur Provisorische Verwaltung von Griechenland Orelli L untergebrachten Bestandes fällt Exekutivorgan einem der große Anteil an Horaz-Literatur mit mindestens etwa 100 Nummern auf. Ioannis Gaspardos Orellios, Professor in Orelli war fast während seines ganzen Zürich, schenkte den Griechen als Mitglied Lebens ein großer Verehrer des Maecenas-

106 Schützlings. Schon in einem Brief aus seiner C. CORNELII TACITI Bergamasker Zeit, den er am 30. September 1807 schrieb, kommt dies zum Ausdruck: «Ich habe es mir beinahe zum Gesetz DIALOGUS gemacht, jeden Morgen früh ein lyrisches Gedicht von Horaz, Balde, Petrarka oder Schiller zu lesen, zu studiren und zu dekla- DE ORATORIBUS miren, so gut ich's kann20.» Über Horaz hielt er insgesamt elf A CORRUPTELI.S NUPER ILLATIS Lehrveranstaltungen ab und edierte 1837 eine die nebst Lesarten anderer Werkausgabe, REPURG-ATIS Druckausgaben auch diejenigen von fünf Horaz-Handschriften wiedergab, welche EX LIPSIANA sich in der Schweiz befinden, und zwar des EDITIONE Codex Bernensis 363, des Codex Bernen- ANNI M. D. LXXI11I. sis 21, des Codex Sangallensis P. 10, des Codex Turicensis C. 154 und des Codex OPERA Bernensis 542. Am ist in der zweithäufigsten Signatur P. Orelli L Literatur zu Tacitus anzutreffen, IO. CAS ORELL II über den Orelli am meisten Lehrveranstaltungen CIVI5 TUnlCEWSIS, BaETl KT ORaECI. anbot, nämlich 16 an der Zahl. Nebst drei kleineren Arbeiten über den ACCEDUNT römischen Historiker besorgte er 1830 eine kritische Edition des «Dialogus de oratori- IUSTI LIPSII CURAE PRIMAE INTEGRAE, WOP- bus», und 1846/47 folgte eine zweibändige KEN.SII SELECTAE ANNOTATIONES, RAUCHEN- Werkausgabe für den Schulgebrauch. Daß STEINII OBSERVATIONS NONNULLAE GUT- sich Orelli aber schon vor der Gründung der MANNI DISSERTATIO, QUA TACITUM DIALOGI Universität als Lehrer am Carolinum intensiv SCRIPTOREM NON ESSE DEMONSTRATIO, ET mit diesem Geschichtsschreiber beschäftigte, CHRESTOMATHIA FRONTONIANA EX ROMANA bestätigt ein durchschossenes und EDITIONE NUSQUAM ADHUC REPETITA. reich annotiertes Exemplar einer Tacitus- Ausgabe, die 1808 in Halle erschienen ist und die heute im Familienarchiv von Orelli aufbewahrt wird. Im Vorderdeckel ist ein TURICI Zettel eingeklebt, der den Titel trägt: «Verzeichnis der Studenten, welche das Lateinische EX OFFICINA GESSNERIANA Collegium besuchen» (Abb. 3). Unter M. D. CCC. XXX. den 21 aufgelisteten Namen fällt derjenige Titelblatt der von Orelli besorgten Tacitus de Ferdinand Kellers der als Vater Ausgabe von -Dialogus auf, später oratoribus-, die i8ßO in Zürich erschien und woraufsich Orelli stolz als der Pfahlbauforschung in die Geschichte «civis Turicensis, Raeti et Graeci» bezeichnet (ZBZ: VP422). der Archäologie eingegangen ist. Ebenfalls im Familienarchiv von Orelli ist eine Urkunde erhalten geblieben, welche die Ernennung Orellis zum Ehrenmitglied der ten der Gesellschaft, Orellis Lateinschüler Antiquarischen Gesellschaft in Zürich am Ferdinand Keller! 18. Januar 1845 belegt. Unterschrieben ist In der Signatur Orelli M (Miscellanea) das Dokument vom Gründer und Präsiden- mit 547 Nummern finden sich Bücher

107 verschiedener theologischer, geistes- und 3 Orelli, Leben, wie Anm. 2, S.7. 4 rechtswissenschaftlicher Am ZBZ: FA Or 29. Vgl. dazu: Erica von Schulthess, Disziplinen. Aus den Jugendjahren vonJohann Caspar häufigsten sind Titel zur Geschichte des von Orelli, des Mitbegründers der Universität Altertums und zur antiken Kulturgeschichte, Zürich - Seine Erlebnisse in Wädenswil, Zürich. Sekundärliteratur zur griechischen und Vevey, Yverdon und Bergamo 1787-1814, in: Zürcher Taschenbuch auf das Zürich lateinischen und Werke Jahr 1956. 1955, Literatur zur S.86f. lateinischen Sprachwissenschaft. Weitere darin 5 [Hans Wirz], Briefe vonJohann Kaspar Orelli vertretene altertumswissenschaftliche (1787-1849) aus seinem zwanzigsten Lebensjahre Besten des Fachgebiete sind (in alphabetischer Reihenfolge): (Schluß), in: Neujahrsblatt zum Waisenhauses in Zürich 54 (1891), Zürich 1891, Archäologie, griechische Epigraphik, S.32. Sprachwissenschaft, historische Orelli, Leben, wie Anm. 2, S. 10. Geographie, Römisches Recht, Zeittafeln u.a. 7 Orelli. Leben, wie Anm. 2, S.rr. 8 Etwa die Hälfte der in der Signatur Orelli M Orelli, Leben, wie Anm. 2, S. 15. 9 Fritz Ernst, Die Schweiz als geistige Mittlerin vereinigten Werke kann ebenfalls dem großen von Muralt bis Jacob Burckhardt. Zürich der Altertumswissenschaften rg32, Topf S. 137. Werner Kaegijacob Burckhardt - Eine zugeordnet werden. Biographie. Bd. 3: Die Zeit der klassischen Werke, In Orellis Privatbibliothek überwogen Basel und Stuttgart 1956, S. 652. 10 Orelli C, Orelli G, Orelli L Bücher, wie sie für seine Standortkataloge er eigenen und Orelli M. Im Familienarchiv Orelli befinden Forschungen sowie seine universitären und sich nur vereinzelt Handexemplare Orellis. Von schriftstellerischen Interessen und Projekte den über 60 Bänden, die in der Signatur Dr M brauchte. Es ist eine typische aufgestellt sind, gelangten gewisse schon zu Lebzeiten Orellis in den Besitz der Stadtbibliothek. Gelehrtenbibliothek, die dem Besitzer professoralen 11 Protocoll der Bücher-Commission der den für ihn erforderlichen, vielschichtigen Stadtbibliothek (ZBZ: Arch St 16). r. Dezember Handapparat bereithält. Es sind daher, 1849. 12 Schreiben abgesehen von gewissen seltenen Klassikerausgaben vonJohann Caspar von Orelli an und vereinzelten den Zürcher Bibliothekskonvent vom 31. Dezember Erstausgaben 1839 über das Schicksal seiner Bibliothek bekannter Dichter, nicht primär bibliophile nach seinem Tod. Akten der Stadtbibliothek 1833- Werke, die Eingang in seine Büchersammlung 1880, Nr. 65 (ZBZ: Arch St 13b). gefunden haben, sondern Werke für 13 Vgl. Akten der Stadtbibliothek 1833-^80, Nr. Arch St den Altertumsforscher und Philologen. Anhang, 190A (ZBZ: 13c). 14 Vgl. dazu das in der Stadtbibliothek angefertigte Verzeichnis der dort befindlichen Werke Ciceros mit der Signatur Arch St 78bb. ANMERKUNGEN 15 Robert Keist, Johann Caspar von Orelli als Begründer der Zürcherischen Kantonsschule 1 Die Zentralbibliothek Zürich zeigte vom und der Universität. Mit einer Vorgeschichte 26. Oktober bis 4. Dezember 1999 die Ausstellung: der Gedanken und Einrichtungen seit Bodmer. Nachlässe in der Zentralbibliothek: Johann Zürich 1933,8.321-333. 16 Caspar von Orelli (1787-1849). Michele C.Ferrari [Wirz], Briefe, wie Anm. 5, S. 34. veranstaltete u.a. vom 12. bis 14. November 1999 17 Vgl. Alfred Stern, Der Zürcherische Hülfs- eine entsprechende Tagung an der Universität verein für die Griechen 1821-1828. Neujahrsblatt, Zürich mit vierzehn Vorträgen. Der Tagungsband hg. von der Stadtbibliothek Zürich auf das Jahr erscheint im November diesesJahres im Zürcher rgo4, Zürich [1903]. Chronos-Verlag unter dem Titel: Michele C. Ferrari " Johann Matthias Firmenich (Hg.), (Hg.), Gegen Unwissenheit und Finsternis. Neugriechische Volksgesänge. Original und Johann Caspar von Orelli (1787-1849) und die Übersetzung. In Zusammenstellung mit den uns Kultur seiner Zeit. Zürich 2000. Dieser Aufsatz aufbewahrten altgriechischen Volksliedern. Berlin beruht stellenweise auf meiner dort publizierten 1840 (ZBZ: Orelli M 432.3). umfangreicheren Abhandlung. 19 Ich danke der Romanistin Vicky Karagian- 2 Johann Conrad von Orelli, Leben Johann nis und der Soziologin Kyriaki Kourassani herzlich Caspar Orelli's, Neujahrsblatt, hg. von der für die Übersetzung des handschriftlichen Stadtbibliothek in Zürich auf das Jahr 1851, Zürich Textes aus dem Griechischen ins Deutsche. 20 1851,8.3. [Wirz], Briefe, wie Anm. 5, S. 36L

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