LEBINDI6K SCHUTZGEBÜHR 2,-€ MAGAZIN DER HEIMATFREUNDE WALDALGESHEIM E.V.

Hat das Bergwerk eine Zukunft? Ein „Urgestein" wird 80: Kurt Lipps A. Steyer + H. Sinß - Erinnerungen Die neue Vielfalt des Geschmacks

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-/ V\v./X\ Vorwort 1

Bauen hat Hochkonjunktur - bei uns in Waldalgesheim und im ganzen Land. Bauaktivitäten sind immer ein Gradmesser für Fortschritt und Weiterentwicklung, ganz besonders jedoch für die Attraktivität einer Ge­ meinde: Das neue Rathaus ist fertig, im Neubauge­ biet Waldstraße III stehen die ersten Baukräne, auf dem Sportplatzgelände entsteht eine multifunktionelle Mehrzweckhalle, die Erweiterung des Gewer­ begebietes ist in Planung, die Straßenbeleuchtung wird auf energiesparende LED-Technik umgestellt und der Bau des Senioren- und Pflegeheimes in der Neustraße kann endlich beginnen.

Mit der breiten Zustimmung des Gemeinderates zur Erstellung eines städte­ baulichen Entwicklungskonzeptes für den Innenbereich der Ortsgemeinde Waldalgesheim und der dazu beschlossenen Vorkaufsrechtssatzung im Juni 2016 wurde parteiübergreifend unter dem Motto „Werte erhalten - Zukunft gestalten" ein deutliches Zeichen gesetzt. Die Bürgerversammlung zu diesem Thema, am 5. September 201 7, im vollbesetzen Ratssaal des neuen Rathauses hat wieder einmal deutlich gemacht: die Waldalgesheimer sind nicht nur inte­ ressiert an der Entwicklung ihrer Gemeinde, sondern sie bringen sich ein mit konstruktiver Kritik und mit konkreten Anregungen.

Unsere Bürgerinnen und Bürger bringen sich auch ein wenn es darum geht, Waldalgesheim und „lebendig zu gestalten", für sich und für andere: Von Rosenmontag bis Weihnachtsmarkt, von den vielen Vereinsfesten bis zur Kerb, von der Vortour der Hoffnung, bis zu den Aktivitäten der Heimatfreun­ de....

Ich bin stolz Bürgermeister von Waldalgesheim zu sein und bedanke mich bei den vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, den vielen Ehrenamtlichen, dem Gemeinderat und den Beigeordneten für ihre tatkräftige Unterstützung und ihr Engagement.

Ihr Ortsbürgermeister

Inhalt:

Seite 4 Hat das Bergwerk eine Zukunft? Seite 6 Ein „Urgestein" wird 80 jahre alt Seite 10 Erinnerungen von Alfred Steyer und Horst Sinß Seite 14 Vom Müll anderer Leute - „Dreckweg-Tag" in Genheim Seite 17 Was Opa Heinrich noch gewuscht hot Seite 18 Theatergeschichten 3. Teil Seite 21 Kinderseite Seite 22 Gartenidyllen und Künstlerinnen in unserer Gemeinde Seite 26 Die Geschichte der Kreuzstraße und des Dorfplatzes Seite 29 Einweihung unseres neuen Rathauses Seite 31 Die „Vor-Tour der Hoffnung" zu Gast in Waldalgesheim Seite 33 Gemeinde erhält „Fotoschatz" Seite 34 Allesemer „Stickeicher"

Titelbild: Ölbild von W. Underberger, Rümmelsheim, 1980 im Besitz von Kurt Lipps

3 Hat das Bergwerk eine Zukunft?

Dr. Gerhard Hanke

Unter diesem Motto hatten die Vor­ Tonnen Eisenerz und 2,6 Mio. Ton­ waltung 2015 wegen Baufälligkeit sitzende des CDU Gemeindeverban­ nen Dolomit wurden in dem Gru­ abgerissen. Der Förderturm soll bis des Rhein-Nahe Ingeborg Rosemann- bengebiet gewonnen. 1971 hatte 2030 von dem Eigentümer wieder Kallweit und der Vorsitzende der die Bergbautätigkeit aus wirtschaft­ aufgebaut werden. CDU-Fraktion im Verbandsgemein­ lichen Gründen ihr Ende gefunden. derat Rhein-Nahe Dr. Gerhard Martin Perger hatte mit einem Hanke, zu einem offenen Bürgerge­ Als Industriedenkmal gehört der Partner im Rahmen einer Zwangs­ spräch auf die Amalienhöhe einge­ Komplex seit 2002 zum Unesco- versteigerung 2002 das gesamte laden. Die gut 60 Teilnehmerinnen Weltkulturerbe, bereits 1982 hat die Gelände einschließlich der Gebäude und Teilnehmer der Veranstaltung Kreisverwaltung Mainz-Bingen das für 100.000 € erworben. Wolfram hatten die einmalige Gelegenheit, gesamte Gelände unter Denkmal­ Richter ist seit 2010 Eigentümer des das im Privatbesitz befindliche schutz gestellt. Ein Wahrzeichen, der östlich gelegenen Geländes mit dem Gelände der ehemaligen Grube weithin sichtbare Förderturm, wurde ehemaligen Förderturm, Erzbunker, Dr. Geier zu besichtigen und mit den mit Genehmigung der Kreisver­ Brunnen und Maschinenhalle sowie weiteren Flächen. Beide Eigentümer besitzen jeweils 80.000 m2. Martin Perger hat in den vergangenen Jahren nach und nach die Gebäude renoviert und vermietet.

Bei widrigsten Wetterverhältnissen konnten die Anwesenden gemein­ sam mit den beiden Eigentümern das Bergwerksgelände besichtigen und sich selbst ein Bild von dem heutigen, unansehnlichen Zustand der Gebäude machen. Keine Frage, Handlungsbedarf zur Rettung und Im Gespräch: Dr. Gerhard Hanke, Wolfram Richter, Martin Perger-die heutigen Eigentü­ Sicherung der ehemaligen und von mer der ehemaligen Bergwerksanlage Waldalgesheim und Ingeborg Rosemann-Kallweit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beiden Eigentümer der Bergwerks­ anlage Martin Perger und Wolfram Richter ins Gespräch zu kommen.

Zunächst gab Dr. Gerhard Hanke einen Überblick über die Bergbau­ geschichte in der Region. Die Grube Dr. Geier war und ist ein Symbol für die Bergbaugeschichte in unserer Region an Rhein und Nahe. Bereits 1628 ist eine bergbauliche Tätigkeit in Seibersbach nachgewiesen. Im Jahre 1847 begann der Bergbau in Waldalgesheim, in Bingerbrück bereits einige Jahre früher. Die oberirdische Zechenanlage wurde beginnend 1917 errichtet. 5,5 Mio.

4 als Zechenschloss im Binger Wald bezeichneten Anlage, ist zweifels­ frei gegeben. Mit der Buga 31 gibt es vielleicht eine Chance für dieses Gelände, wenn das Land Rheinland- Pfalz, der Bund und alle Verwal­ tungen ihren Beitrag leisten, sind Ingeborg Rosemann-Kallweit und Trotz des Regens war das Interesse an der Bergwerksanlage groß. Die ehemaligen Berg­ werksanlagen sind zum Teil verkommen. Der Bergwerksturm fehlt einfach - davon waren Dr. Gerhard Hanke fest überzeugt. die Besucherinnen und Besucher überzeugt. Das Bergwerk ist ein überregionales Projekt und hat eine Unterstützung bei der Erhaltung und wirtschaft­ Unterstützung aller politisch Verant­ als Zeichen der Industriekultur ver­ lichen Entwicklung der ehemaligen wortlichen erfolgreich entwickelt dient. In Rheinland-Pfalz gibt es Dr. Geier Grube um ein Projekt werden könne. nachweislich kein vergleichbares für die Region handelt, welches in Gebäudeensemble. Abschließend Rheinland-Pfalz einmalig ist und nur Wegen des großen Interesses ist im betonte Dr. Hanke, dass es sich mit Engagement der Besitzer und Übrigen ein weiterer Besichtigungs­ termin, hoffentlich bei besserem Wetter, geplant. ___

sparkasse.net

Wenn man die gleichen Ziele verfolgt. Das Wohl der Allge­ meinheit liegt uns am Herzen

5 Sparkasse Fotos: Hartwkjirbto^je

5 Ein „Urgestein" wird 80 Jahre alt

Dr. Gerhard Hanke

Wer sich mit dem am 1 3. November 1937 in Bad Münster am Stein geborenen Kurt Lipps, ein echtes „Urgestein", unterhält, der erlebt einen lebensfrohen, an seiner Umwelt interessierten, zukunftsgewandten und gestandenen Mann. Kurt von Waldalgesheim (K.v.W.), wie er sich gerne betitelt, ist ein Kind der Region. Kurt Lipps stammt, wie er selbst sagt, aus einer armen Familie und wuchs zum Teil bei seinen Großeltern auf. Für das Schulgeld reichte es nicht. So konn­ te der intelligente Junge, Klassenbester, nicht das Gymnasium besuchen. Eine seiner liebsten Beschäftigungen: Das Angeln. Mit großem Erfolg... Mit 1 3 Jahren begann er eine Kaufmännische Lehre, die er erfolgreich als Indust­ und llka (geb. 1971) sind erfolgreich Die freie Wirtschaft mit mehr Chan­ riekaufmann abschloss. eigene Berufswege gegangen. ce war sein Ziel. Sein nächster Weg Als einer der ersten Jahrgänge wurde führte ihn nach Ingelheim in eine Nach seiner Bundeswehrzeit hatte Kurt Lipps 1956 in der neu gegrün­ Firma, die Motoren Instand setzte er Anspruch auf einen Arbeitsplatz deten Bundeswehr Soldat und im Öffentlichen Dienst. Im Binger und mit dem Bundeswehrbeschaf­ diente 6 Jahre bei einer Fallschirm­ Kreisamt startete er eine „Karriere", fungsamt in zusammen­ jägereinheit mit immerhin 39 erfolg­ die er allerdings auf eigenen Wunsch arbeitete. reichen Sprüngen. nach 6 Monaten beendete. Für Kurt Nach 6 Jahren Mitarbeit war er end­ Mit 24 Jahren heiratete er seine Elke, Lipps war die Arbeit beim Kreisschul­ lich sein eigener Chef! mit der er heute noch glücklich rat langweilig, bürokratisch und mit verheiratet ist. Seine 3 Kinder, Genia geringen Gestaltungsmöglichkeiten Zunächst in Mainz in der Boppstraße (geb. 1963), Steffen (geb. 1966) für ihn verbunden. und dann in Warmsroth baute er

6 Panorama vom „Kulisee'

eine eigene Firma auf, die Autoteile Fleiß waren ausschlaggebend, dass Golfhotel und einen Golfplatz zu aus Beständen der Bundeswehr kauf­ die teilweise trostlose Anlage wieder etablieren, scheiterten bedauerlicher­ te, erneuerte und in viele Länder u.a. aufgebaut und die Bergwerksanlage weise, weil die Hauptinvestorin, nach USA, Australien, Griechenland, rekultiviert wurde. Zeitweise beher­ Frau Veltins von der gleichnami­ Türkei, verkaufte. Es war ein erfolg­ bergte die Grube „Doktor Geier" gen Brauerei während den nahezu reiches Unternehmen. eine wissenschaftliche Abteilung abgeschlossenen Verhandlungen der Johannes-Gutenberg-Universität verstarb. Fast wäre es gelungen, die 1976 war für Kurt Lipps und seine Mainz, das Forstamt Bingen und Europa-Zentrale von General Electric Familie sowie für unsere Gemeinde eine Abteilung der Forstlichen Ver­ oder die Anheuser-Busch-Gruppe ein wichtiges Jahr. Von der Mannes- suchsanstalt Rheinland-Pfalz. in Waldalgesheim anzusiedeln. Das mann AG in Düsseldorf erwarb er Bestreben von Kurt Lipps war es, das gesamte Bergwerksgelände für Kurt Lipps war stolzer Bergwerksbe­ Arbeitplätze zu schaffen und zwar 600.000 DM, zahlbar in 6 Jahres­ sitzer und stand damit in der Tradi­ vor Ort. 1995 verkaufte er das Berg­ raten. Die Firma Kurt Lipps konnte tion der Bergbaugeschichte von werk und engagierte sich in der nunmehr das erfolgreiche unterneh­ Bingerbrück, Weiler und Waldalges­ Nachbargemeinde im merische Wirken auf einem neuen heim. Bald wurde die besondere Golfhotel über mehrere Jahre. Standort fortsetzen. Sein Talent und Qualität des Bergwerks von den Behörden erkannt und die Kurt Lipps ist ein geselliger Mensch. gesamte Bergwerksanlage In vielen Ortsvereinen ist er Mitglied, 1982 unter Denkmalschutz so im Karneval-, Sport-, Angel-, gestellt.1978 besuchten Orchester-und Bergmannsverein. Für 100.000 Besu­ cherinnen und Besucher das Bergwerk. Drei Knappenfeste fanden statt und sind für uns heu­ te ein Hinweis, welches Touris­ tisches Kapital im Bergwerk auch heute noch schlummert.

Kurt Lipps hatte Keine Berührungseängste haben die Wildenten bei Kurt Lipps. Großes vor: Seiner Meinung nach war die Unterstützung sein Engagement in vielen Vereinen einiger Verwaltungen nicht hat Kurt Lipps zahlreiche Ehrungen ausreichend, um das Berg­ erfahren. Auf dem Tennisplatz sind werk wirtschaftlich auch seine lautstarken Gefühlsausbrüche im Interesse der Gemeinde wohl bekannt, er kämpft um jeden ...wie man sieht. Ein kapitaler Hecht von über 20 kg und der Region weiter zu Ball und ist ein fairer Sportler. Gerne im juni 201 7 entwickeln. Die Pläne, ein ist Kurt Lipps in der freien Natur an

7 seinem Weiher. Für seine Verdienste auch als selbstverständlich ansehen. im Rahmen der Rekultivierung des Kaum zu glauben, dass der agile und Bergwerksgeländes ist Kurt Lipps, umtriebige Unternehmer in diesem was viele bereits vergessen haben, Jahr seinen 80. Geburtstag feiern mit dem Umweltpreis des Landkrei­ wird. Jung bleibt derjenige, der ses Mainz-Bingen ausgezeichnet bereit ist, seine Gedanken und den worden. Ohne seine tatkräftige Kopf aktiv zu halten. Arbeit in unzähligen Stunden wäre das heutige Naturschutzgebiet nicht Kurt von Waldalgesheim war und ist so wie wir es heute als schön, aber ein Gewinn für unsere Gemeinde! |

Ein Bild aus früheren Tagen: Kurt mit seiner Gattin Elke Lipps 1986

KV jrpTITii' ■j'm Der neue Vorstand der Heimatfreunde Waldalgesheim und Genheim e.V.

Am 24. März 201 7 wurde der neue Vorstand gewählt. Von links hintere Reihe: Paul Herzog, Friedhelm Conrad, Heike Sommer, Hermann Nick, Ruth Krellmann, Klaus-Peter Stein, vordere Reihe: Hermann Scherberich, Ute Acker- mann-Kirch, Vorsitzender Hans-Jürgen Schepp; auf dem Bild fehlt der stellvertretende Vorsitzende Günter Münch

9 Der Jahrgang 1937 wird 80 Jahre - 60 Jahre Kerbeborsch - 30 Jahre Jahrgangsplätzje

Geboren im 3. Reich (Blütezeit bis bitteres Ende)

Alle Geburten, ohne Ausnahme, waren sogenannte „Hausgeburten" unter Hebamme Christine (Dina) Stipp, genannt „Ammebäschen".

Säuglingstaufe (nach 3 Tagen bzw. ca. 3 Wochen). Die kompletten Tauf­ familien mit der Hebamme haben den Säugling zur Taufe in die Kirche begleitet.

Hebamme Dina Stipp war 36 Jahre lang in Waldalgesheim und Umge­ Schule geschlossen. Umnutzung in bung tätig. (Anm.: Ein gesonderter 1943______Beitrag über ihr Wirken finden Sie in Wehr-Ertüchtigungslager bis März Einschulung in die Volksschule/Ein­ einer späteren Ausgabe) 1945. (Beschrieben in den Heimat- heitsschule. Schule Ecke Provinzial­ Magazinen Nr. 28-30: Erinnerungen straße/Hochstraße. Otto Berg aus Alterkülz/Teilnehmer) Im 2. Schuljahr mussten wir mit 1945______dem Deutschen Gruß mit Armbeu­ ge „Heil Hitler" und nicht mit der Kriegsende - Amerikanische Besat­ Tageszeit grüßen. zung.

Ende 1944 bis Sept. 1945 wurde die Wir Kinder kannten bis dahin keine

1940-1941______

Wir gingen in den kath. Kinder­ garten zu Schwester Elisabeth und Schwester Rosa. Schwester Elisabeth war im Dorf auch zuständig für die Das frühere1 Rathaus der Gemeinde Waldalgesheim. Im oberen Stockwerk war die Madchcnklasse unlergebracht. häusliche Krankenpflege. Schokolade, Apfelsinen und Kau­ Schulspeisung im Schwesternhaus. Schulgärten in der Rümmelsheimer gummi, was wir durch die Besatzer Die Bauernkinder waren ausge­ Straße. kennen und schmecken lernten. schlossen, da Selbstversorger.

Dabei sahen wir zum ersten Mal zu Im juni 1948 erlebten wir die 1951______unserem großen Erstaunen dunkel­ Währungsreform - Einführung der Entlassung aus der Volksschule - es D-Mark. Im Nachhinein gesehen, häutige Menschen. fehlte an Lehrstellen. lernten wir 3 Währungen kennen: Auflösung der Einheitsschule, Ein­ Reichs-Mark, D-Mark und den Euro. Alle Hilfsarbeiter (Bauarbeiter, Fabrik­ führung der Konfessionsschule - In der Gemeinde wurden Flücht­ arbeiter (Fa. Kirsten) und Landwirte) katholische und evangelische Schule. linge aus den deutschen Ostgebie­ mussten drei Jahre lang die landwirt­ Unterrichtsbeginn September 1945. ten aufgenommen. schaftliche Berufsschule im Schulsaal Nach dem Krieg wurden auch die von Lehrer Sieweck (jetziges altes alten Straßennamen wieder einge­ Rathaus) besuchen. Alle Mädchen 1949-1950______führt. Z.B. die jetzige Hoch- und ohne Lehrberuf besuchten die land­ Oberstraße (Säukopp) waren wäh­ ln den Schulpausen konnten wieder wirtschaftliche Kochschule im Ober­ rend des 3. Reiches in Adolf-Hitler- beim Bäcker Wasserweck, Milch­ geschoss des alten Rathauses (heuti­ Straße umbenannt. brötchen, Fietze und Zuckerweck ger Rathaussaal). Dieses galt für das gekauft werden (Bäckerei Meckert gesamte Amt Bingerbrück.

1945-1948______und Stroh, Hochstraße /Bäckerei Für alle Lehrlinge und Hilfsarbeiter Sinß, Provinzialstraße u. Bäckerei Hungerjahre - es fehlte an Allem - des Bergwerkes Grube Dr. Geier gab Breckheimer, Hollerstraße). bittere Notzeit. es eine eigene Berufsschule. Für Schulkinder gab es sogenannte In diesen Jahren gab es auch zwei

Von links nach rechls: A. Sleyer t, t>. Bahr, N. Reiber t, Klaus Achl f, H. Sinß, E. Hochgesand, |oh. Bender f, A. Schwär/ t, A. Steyer vordere Reihe: J. Umbs t, O, Kommerle f, H. Inn/er, H. Possmann f, Wimpclträger N. Steyer

11 Ortbansicht mit drei Kirchen von 1962

Austanzen des Kerbedeckchens bis Schnur über der Schulter - in der 1957.______24 Uhr. Dienstag Tanzveranstaltung Hochstraße / Oberstraße, verfolgt Kerbejahrgang ab 19 Uhr zum Ausklang der Kerb. von schreienden Gänsen auf dem Planung und Erstellung des Kerbe­ Bis in die 60ziger Jahre sah man im ^e9 zum Wasserloch. programms. Straßenbild von Waldalgesheim Auch sei noch erwähnt, dass wir Aufbau des Kerbehäuschens auf der Bergleute auf dem Weg zur Schicht erlebten, dass es in Waldalgesheim Bühne im Saal des Gasthauses Jung - Brotsack und Kaffeekanne an einer zur gleichen Zeit drei Kirchen gab. Samstags Kerbebaum holen im Wald am Bodmannstein und Aufstellen desselben. Es war eine sehr große Birke mit einem besonders schönen weißen Stamm.

Samstag-Abend Ausgraben der Kerb. Samstags gab es damals grundsätz­ lich keine Tanzveranstaltung. Sonntag Vormittag Kirchgang. An­ schließend nahm der Kerbejahrgang Aufstellung auf der Bleiche für das Foto. (Bild Vorseite)

Um 14 Uhr Kerbeumzug mit dem Kerbehammel und Musikkapelle. Um 16 Uhr Tanzveranstaltung im Saal Jung.

Montag ab 10 Uhr Frühschoppen. Zeitungsartikel von der Einweihung am OB. 12.1987 mit dem komplellen 1937cr jahrgang Ab 16 Uhr Tanzveranstaltung mit

12 1962______„ Von unserm Horst stammt die Idee un alle Altersch Erste Jahrgangsbusfahrt Rhein-Kob- fanden's schee an unserm lenz-Mosel mit Abschluss in Gemün- 50. Wiegenfeste wär'die den. Ab jetzt fanden alle Jahrgangs­ Gelegenheit am beste, zu aktivitäten mit Partner statt. Dann pflanzen in unserm Heimat­ folgten immer Tagesfahrten, Mehr- raum von Franzens Grund tagesfahrten, Flugreisen, Grill- und en Eichenbaum. Federweißerabende, Winterwan­ derungen und Weiherfeste. Er möge wachse un gedeihe, uns beim Anblick stets erfreie 1987______un Schatte werfe nach alle Lage, soll er uns in alte Tage. Nach der 50-Jahrfeier pflanzten die Nun lasst ihn in die Erde rein, „Altersch" eine Eiche auf dem Ge­ begießt ihn satt mit Jahr­ meinde-Grundstück an der Wald- gang swein! Prost hebt die Straße K29, Flur 7, Parzelle 96. Der Gläser, mer dun nit flachse. Platz wurde mit Trockenmauer und Trinkt uff's Bämche, dann einem Stein mit Inschrift „Jahrgang dut's schneller wachse." 1937", einem Findling und zwei Ruhebänken ausgestattet und auch Wir haben das Wachsen gepflegt. Desweiteren wurden im und Gedeihen zu einem Umfeld des Platzes noch einige Bäu­ prächtigen Baum nun schon me gepflanzt, (siehe unten) 30 Jahre begleiten dürfen. Einweihungsgedicht zur Pflanzung jfPftomz1 einen (Raum Unser Wunsch, dass er uns der jahrgangseiche im November im Alter Schatten spendet 1987, verfasst und vorgetragen von und kannst du hat sich nun schon erfüllt. Wir hoffen, dass das schöne Alfred Steyer: auck nie fit afmen, Plätzchen auch nach uns -wer einst in seinem noch Menschen erfreut und somit auch einen Nutzen Schatten tanzt. für die Zukunft bringt. (Redend, es haßen Vielleicht hat uns auch deine JAhnen nebenstehender Spruch eines unbekannten Verfassers inspiriert. Vom Müll anderer Leute „Dreckweg-Tag" in Genheim

Hartwig Haage, Günter Saueressig, Karl-Heinz Mölig,

Bonbonpapiere, Plastikteile, Kartons Vieles, dessen Entsorgung Geld und Auf der einen Seite ist das eine oder auch sperrige Gegenstände Aufwand bedeuten würden, landet große Leistung der Einsammler, wie Möbel oder gar Autoreifen im offenbar im Gelände. Dabei bieten andererseits aber auch eine erschre­ Gebüsch? Wer ärgert sich darüber die Abfallbetriebe viele, sogar einfa­ ckende Bilanz. Mit Unverständnis nicht wenn er so etwas sieht? Da cher zu handhabende Möglichkeiten müssen wir leider wahrnehmen, wie freut man sich, wenn es Menschen der korrekten Entsorgung. Diesen viel und was an Unrat immer wieder gibt, die sich mit dieser Thematik Service zu nutzen ist sicher besser, weggeworfen wird. So wurde vor aktiv auseinander setzen.

Gewachsen aus dem „Genheimer Netzwerk"* haben sich dieses mal elf Personen in zwei Trupps gefunden, anzupacken und den Dreck anderer Leute einzusammeln.

Dabei zeichneten sich Problem­ stellen ab, an denen sich der Müll immer wieder in großen Mengen häuft; so z.B. entlang der .

Was die freiwilligen Genheimer dabei Zusammentragen haben, war wie jedes Jahr wieder beachtlich: Die diesjährige Truppe der Einsammler (nicht alle im Bild) Radkappen, Autoreifen, Gartenmö­ bel, Matratzen, Zigarettenschachteln als den eigenen Dreck in die Land­ Jahren beispielsweise ein kompletter und - besonders in der Nähe der schaft zu werfen und evtl, dabei Schrank voll eingemachtem und Autobahn - „ jede Menge Pizzakar­ erwischt zu werden. sogar noch genießbarem Obst im tons, Pappbecher, kleine Schnaps­ Gestrüpp entdeckt. Viele Gläser wa­ fläschchen, Piccolo- und Bierflaschen Insgesamt kamen auf diese Weise ren zerbrochen und stellten zudem sowie großvolumiger Sperrmüll. zwei Hänger voller Müll zusammen. eine ernsthafte Verletzungsgefahr für Wildtiere dar. Da hatte wohl einer kurzerhand sein „Erbe" entsorgt.

Genheim kann auf drei erfolg­ reiche Jahre Dreck-weg-Tage zurückblicken und die Zahl der freiwilligen Helferinnen und Helfer ist dabei von Jahr zu Jahr gewachsen.

Bei leckerem Eintopf, den die Frauen der Aktiven gekocht hat­ ten und trotz trauriger Thematik Hier hatte wohl jemand sein Dach saniert... oder war Flaschen werden achtlos aus den waren am Ende alle guter Stim­ wohl an einer „besonders sinnreichen" Befestigung des fahrenden Autos geworfen ... mung. Und: Die Mühe hatte Straßendammes interessiert... sich wieder mal gelohnt! ,

14 Kunst" an der Autobahn

Gefährlicher Fund: Kaputte Baterie auf einem Acker

Eine reiche Ausbeute Großvolumiger Sperrmüll * Genheimer Netzwerk

„Das Schaffen von Verbindungen Senioren- und Spielnachmittage bei Gemeinde einen viel beachteten für menschliches Miteinander und Kaffee, Botengänge, Einkaufshilfe, und benutzten „Bücherschrank" am das Nutzen persönlicher Fähigkei­ Pflanzenpflege im Urlaub, Hilfe bei Dorfplatz und es entstand die Bro­ ten zu einer besseren Lebensquali­ Behördengängen, Gesprächskreis schüre „Genheim im 20. Jahrhun­ tät für alle": und Hausaufgabenhilfe bis hin zur dert" mit tollen Berichten und Fotos Tierbetreuung reichen. „Wir alle über die dörfliche Vergangenheit. Diese Idee führte zur Gründung wollen gern im Rahmen unserer 2013. Günter Saueressig, Karl-Heinz Die Treffen zur Vorbereitung dieser persönlichen Möglichkeiten jedem Mölig, Petro Danylyuk, Hildegard Projekte waren spannend und infor­ Hilfsbedürftigen zur Seite stehen", Eyserth, Hans Jürgen und Ingrid Net­ mativ und stets gut besucht. betonten die Initiatoren. ze! sowie Harald Matthiae und Edgar Weitere Ideen werden im Genheimer Opp hatten bei einem Treffen bin­ Es stellte sich heraus, dass die Netzwerk auch in Zukunft immer Be­ nen kürzester Zeit 45 Genheimer Genheimer schon gut vernetzt sind achtung finden. für die Idee begeistern können. Aber erst im Rahmen des Genhei­ Das Angebot sollte von der mer Netzwerkes fanden in den Und der Dreckweg-Tag wird wohl Kinderbetreuung und ge­ Wintermonaten etliche Spielenach- leider auch weiterhin nötig sein. | meinsamen Kochen über mittage für Große und Klein statt.

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Renten das Veto nammen und de )a\ue} Eine kleine, spannende Zeitreise tuiViäqei \n 6en\' IMorstettunqen un ängedestun viai i und eine Homage an die Einwohner \äVu\\theVJa\dtes\ Region beVannti b\sheute einen' von Waldalgesheim-Genheim labies^etlaut e die uisptüngll' Vlnteibeigun d weiden 1\eu\ qe \M1niei geW Veieln seit Ein kleines „Juwel" ist sie geworden, die Broschüre im Iahte 1 g2S lestplatz „Genheim im 20. Jahrhundert" von Helene Maria Conrad- Festlich- lanzpla' Brendel. Mühevolle und aufwendige Recherchen bei ITOlW«- S'ängei- wiWawlen >a: älteren Zeitgenossen, die so vieles miterlebt haben sowie den latoen. C sammeln alter Fotodokumente haben eine kleine Chronik „etaäeben entstehen lassen, die wir allen Lesern des „Lebendigen luAWenta' 1 . statttaad. Waldalgesheim" ans Herz legen können. Herausgegeben vom Genheimer Netzwerk und wunderschön gestaltet von Ralph Ludwig ist dieses Kleinod gegen eine kleine Spende bei Günter Saueressig (Tel.: 06724-3621) erhältlich.

______Was Opa Heinrich noch gewuscht hot...

Marion Berres

Opa Heinrich wohnte von 1934 Barbara Altenhofen und deren Tochter. Auf der Kartof­ bis 1947 mit seiner Familie in der felkiste wurden kurzerhand Bretter und darüber die Mat­ Stichterstraße Haus Nr. 80. Eigen­ ratzen ausgelegt - schon war ein Bett fertig. Ein Heiz- und tümerin war Frau Barbara Alten­ Kochofen war bereits an dem Schornstein angeschlossen. So hofen. In dem Haus befanden sich konnte man im Keller überleben. Als die Amerikaner nach zwei Wohnungen. Im Erdgeschoss Waldalgesheim einfuhren hisste der linientreueste Nazi als die Eigentümerwohnung und im erster die weiße Fahne in der Stichterstraße. Dachgeschoss mit Schrägen die Alle Nazis mussten ihre Häuser komplett als Wohnraum Wohnung von Opa Heinrich und ausschließlich den Amerikanern zur Verfügung stellen. Direkt seiner Familie = 5 Personen. Hier gab gegenüber der Stichterstr. 80 waren auch Amerikaner ein­ es ebenfalls zwei kleine Zimmer und quartiert. Dort bekam meine Mutter oft etwas Leckeres zu eine Küche mit schrägen Wänden. Essen wie Bananen, Apfelsinen, Schokolade und Kaugummi. Die Toilette war zu dieser Zeit - wie Oma Maria hat damals für ein paar Amerikaner die Wäsche auf dem Land üblich- natürlich „mit gewaschen. Herz" über dem Hof. Alfons, der Opa Heinrich Sohn von Opa Heinrich musste 1939 1945/1946 war die sogenannte „schlechte Zeit". Es war in den Arbeitsdienst und von dort aus direkt in den Krieg an die nach dem Krieg. Deutschland war in Zonen eingeteilt und Ostfront. Bis zu diesem Zeitpunkt war es mehr als beengt in der jede Familie erhielt Bezugskarten zur Essensversorgung, jede Wohnung. Der Sohn schlief auf der Couch in der Küche und die Familie durfte ein Schwein im Jahr schlachten > die Bezugs­ zwei Mädels teilten sich ein Zimmer. karte für Fleisch wurde dann aber entzogen. Ein Schwein für eine Familie im Jahr ist nicht viel und so baute Opa Heinrich Es war eine richtige eingeschworene Hausgemeinschaft. Opa ein Versteck für ein Schwein. Dieses wurde dann „schwarz" Heinrich, Agnes, Erika sowie Barbara und Tochter Elfriede Alten­ aufgezogen und geschlachtet. Als es so weit war wollte der hofen hörten in der Nazizeit unerlaubte Radiosender. In dieser Freund von Elfriede das Schwein schlachten - das Schwein Zeit wurden die Häuser nur nachts abgeschlossen, sodass jeder­ schrie furchtbar und er brachte es nicht übers Herz das zeit jemand in das Haus kommen konnte. Barbara Altenhofen Schwein zu schlachten. Elfriede fackelte nicht lange, ging hielt in ihrer Wohnung „Wache" und meldete durch Schläge auf selbst in den Stall und vollendete die Tat. Das Schwein wur­ die Wasserleitung wenn unangemeldete „Besucher" das Haus de direkt im Keller verarbeitet -man durfte ja nichts sehen betraten. und riechen. Aus diesem Grunde röstete oben im Haus Wenn eine der beiden Familien etwas zu essen hatte, dann Barbara Altenhofen Gerste für Kaffee, sodass auch nichts zu wurden beide Familien satt. Eines Tages brachte Opa Heinrich ein riechen war - außer der gerösteten Gerste. Und wieder ein­ Stück Fleisch mit, das neben einem ausgeraubten Güterwaggon mal mehr wurde die Hausgemeinschaft satt! Ob meine Oma lag - er nahm es mit und die beiden Familien wurden wieder mal Maria von dem „schwarzen" Fleisch gegessen hat? satt - Oma Maria briet das Fleisch - aß aber keinen Bissen davon, Für Erika waren es die schönsten Kinderjahre in der Stichter­ denn das Fleisch war nicht rechtmäßig erworben. straße Nr. 80! Im Sommer 1945 waren etliche Häuser angeschossen von den „Amis". Die Deutschen Soldaten wurden von den Amerikanern zurückgedrängt auf die rechte Rheinseite. Von dem Niederwald­ Eigenschaftswörter, die alle eine ähnliche Eigenschaft be­ denkmal aus schossen die Deutschen nun auf die östliche Seite schreiben: von Waldalgesheim. Mein Großvater, seine Familie (4 Personen) sunnersch sibbersch = das Unterste zuerst -falschherum und die Schwiegermutter von Opa Heinrich (ihr Garten grenzte hinnersch vörresch = von hinten nach vorne - falschherum direkt an den Garten der Stichterstr. 80) wohnten, schliefen - umständlich und kochten 8 Tage lang im Keller zusammen mit ibberzwersch = umständlich, konfus

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17 Theatergeschichten 3. Teil

HerbertH Sommer

Turandot zu lösen, ist sie bereit nachzuge­ ben. Wer die Prüfung nicht besteht, Nach den Theatererfolgen in den verliert sein Leben. In der Vergan­ Jahren 1974 und 1975 hat man sich genheit haben sich schon manche auch 1976 wieder für ein anspruchs­ Autoren und Komponisten diesem volles Stück Stoff angenommen, z.B. Friedrich entschieden, Schiller, Giacomo Puccini oder auch das die Spieler Bertolt Brecht. herausfordern Das Stück das die Waldalgesheimer und das Wald­ Theatergruppe einstudiert und zur algesheimer Aufführung gebracht hat, war aller­ Publikum dings ein zeitgenössisches. Es stammt gut unter­ vom Schriftsteller Wolfgang Hildes­ halten sollte. heimer (1916-1991) aus dem Jahre „Turandot" 1954 und wurde von ihm als Hör­ hieß die spiel und Theaterstück verfasst. Auch Herausfor­ zu diesem Stück gab es - wie beim derung. „Zerbrochenen Krug" ein Fernseh­ Der Ur- spiel, sodass wiederum ein Besuch der Theatergruppe im SWF Landes­ studio Mainz organisiert wurde, um die Aufzeichnung gemeinsam anzu­ schauen, um sich davon inspirieren zu lassen. ■ Im Gegensatz zum ursprünglichen t Märchen, das mit dem Sieg der Liebe endet, hat Hildesheimer eine amüsante, geistreiche, aber auch ironische Komödie geschrieben, in der Missstände, Korruption, Intrigen und Machtgerangel am kaiserlichen Hof thematisiert werden. Hier haben die Freier, im Unterschied zum Ur­ sprungsmärchen, auch keine Rätsel sprung der Geschichte von zu lösen, sondern sie müssen sich als der schönen, aber grausa­ gewandte Gesprächspartner erwei­ men chinesischen Kaiserto- sen. Auch der Schluss der Geschich­ cher Turandot findet sich in te hat mit dem persischen Märchen einem alten persischen Mär­ nichts mehr gemein: Turandot chen. Um ihre Freiheit und ver-fängt sich am Ende in dem Selbständigkeit zu bewahren Netz, das sie selber gesponnen hat. widersetzt sie sich ihrem Va­ Der Sieger verschmäht die schöne ter, der sie verheiraten will. Prinzessin. Liebe und Macht sind für Nur unter der Bedingung, ihn unvereinbar. Sie ist Opfer ihres dass ein Bewerber in der Hochmuts und der Politik geworden. Lage ist, drei - nach ihrer Was der Sieger zurückweist, heimst Meinung - unlösbare Rätsel ein anderer mühelos ein - und

18 „Tisrandot“ in iiesterer llfmosshäre Nach intensiver Probenarbeit nun bühnenreif

DAS SIND DIE MITGLIEDER der Laienspielgruppe Waldalgesheim, die am kommenden Samstag und Sonntag mit dem Lustspiel „Turandol“ im Saal des Gasthauses „Binger Höhe” vor die Öffentlichkeit treten. Bild: Zell

pp. Waldalgesheim. Zu einem großen hier vorliegenden Fassung ihre Freier Theaterabend lädt die Laienspielgruppe keine Rätsel lösen, sondern der Freier Waldalgesheim am 10. und 11. Januar muß sich als gewandter Gesprächspartner jeweils um 20 Uhr im Gasthaus „Binger erweisen. Das Stück ist deshalb eine Per­ Hohe“ ein. (Für die Kinder ist, am Sams­ siflage auf die damaligen Zustände am tag, 10. Januar, um 15 Uhr eine Vorstel­ chinesischen Kaiserhof. Die Leitung der lung). Zur Aufführung kommt „Turandot“, ein Lustspiel in fünf Akten. Einstudierung halten Wilfried Albrecht Das Stück ist ursprünglich ein Märchen und Peter-Paul Algesheimer. Weitere aus „Tausendundeiner Nacht“ und han­ Mitwirkende sind: Klaus Bremmer, Birgit delt aus der alten Kaiserdynastte von und Peter Eckert, Doris Graf, Jürgen China. Deshalb können die Besucher rund Graf, Andreas Schabler, Monika Graffy, zwei bis drei Stunden heitere Unterhal­ Renate Steyfer, Paul Schweiger!, Hubert tung in chinesischer Atmosphäre erleben, Dietz. Alois Schitthof, Doris Nick. Karl- wobei die Laienspielgruppe einen hohen Heinz Stefan und Heinz-Dieter Sommer. Aufwand an farbenprächtiger Bühnende­ Der Reinerlös der Theateraufführungen koration und Kostümen zu verzeichnen wird einem guten Zweck innerhalb der hatte. Prinzession „Turandot“ läßt in der Gemeinde zugeführt. Artikel zu „Turandot"

Kaisers von China, die ihn zur Erheiterung des Publikums mit Nasen­ küsschen verwöhnten. Man hatte ihm auch beigebracht, an einer bestimmten Stelle quer über die Bühne laufen. Damit das klappte, wurde er mit Eukalyptus Hustenbonbons gelockt; die fand er unwidersteh­ lich und das funktionier­ te perfekt.

Auch bei diesem Stück diesmal bleibt Turandot nichts übrig, len hatten. In die Stücke wurden oft fand die Generalprobe traditionell als sich darein zu fügen, sodass die auch eigene, witzige Ideen einge­ als Kinderaufführung statt. Die Geschichte immerhin ein versöhnli­ bracht, weil man selbst Spaß daran Kinder waren vom Auftritt des Hasen ches Ende findet. hatte und um das Publikum gut zu Wilhelm so begeistert, dass in der unterhalten: So durfte bei Turandot Zeit nach den Theateraufführun­ Auch zu diesem Stück gibt es eine der Hase „Wilhelm" mitspielen, den gen in manchen Familien unbe­ kleine Anekdote die nicht unerwähnt man sich bei Wolfgang und Hilde dingt ein Hase angeschafft werden bleiben soll. Sie ist ein schönes Bei­ Haas für die Vorstellungen ausgelie­ musste - der Bestand an Hasen spiel für den Einfallsreichtum und hen hatte. Er gehörte in dem Stück in Waldalgesheim ging nach dem die Kreativität der Waldalgesheimer zum lebenden Inventar bei Hofe und Theaterstück steil nach oben! Ob sie Theatermacher und zeigt, dass die war der Schnuffelhase der Prinzessin alle den Namen Wilhelm bekamen Spieler viel Freude und Lust am Spie­ Turandot, aber auch ihres Vaters, des ist leider nicht überliefert!

19 Zieh den Stecker raus, nicht aus. Unfähig sich für etwas das Wasser kocht feiern zu lassen, das er verachtet, rechnet er am Ende mit der mo­ Um Satire ging es auch in dem The­ dernen Kunst und ihrer absurden aterstück von Ephraim Kishon (1924 Vermarktung von Schrott ab. bis 2005), das 1977 - abweichend Um die „alten Meister" realistisch vom traditionellen Aufführungszeit­ auf die Bühne zu bringen, hat raum - erst nach der Fastnacht, am Wilfried Albrecht Kunstdrucke der Wochende 26./27. März 1977 zur beiden Rembrandt-Bilder „Die Aufführung kam. Wiederum hatte Nachtwache" und „Der Mann mit sich die Theatergruppe für ein mo­ dem Goldhelm" besorgt und kunst­ dernes Stück entschieden, das voll rahmen lassen, um dem Kishon- Kishon gerade mal 9 Jahre zuvor Stück besonders nahe zu kommen. (1968) erst veröffentlich hatte. Kishon war in dieser Zeit allerdings Sicherlich werden viele die diesen schon weltweit sehr bekannt. Seine D4S BUHNENSPIEL 129 Beitrag lesen, eigene Erinnerungen ersten Theaterstücke stammen aus an diese Theaterzeit in Bremmers den 50er-Jahren. In Deutschland Saal haben. Die Spieler und Helfer gelangte er, heute würde man Diese besteht aus einem Tisch, vor und hinter der Bühne, genauso sagen „in die Charts", als 1971 darauf ein Stuhl mit abgebroche­ wie die Zuschauer und die Familie seine Bürokratie-Satire „Der Blau­ nem Bein, der durch eine Bibel am Bremmer; sie alle könnten sicher milchkanal" veröffentlicht wurde. Umfallen gehindert wird; darüber noch manche Anekdoten aus dieser wiederum ein Schemel mit einem, Der Inhalt des Stückes ist schnell Zeit erzählen. Aus vielen Telefona­ sich gerade im Betrieb befindenden erzählt (Quellenangabe: www.ephraimkishon.de): ten, Gesprächen und manchem Teewasserkocher; außerdem eine an Der schüchterne Maler Raphael hat Hausbesuch wurde auch für mich den Stuhl angelehnte Leinwand mit wenig Erfolg mit seiner an alten diese Theaterepoche so lebendig, einigen Farbspritzern. Als Kalman M. Meistern orientierten, fast realisti­ dass aus den einzelnen „Puzzle-Tei­ Kaschtan nun nach dem Titel dieses schen Malweise. So muss er sich mit len" ein Bild vom „Theater in Brem­ Kunstwerks fragt, kommt von Dahlia Aufträgen von Gurfinkei & Co. über mers Saal" und damit dieser Beitrag vollkommen unabhängig von der Wasser halten. Nur seine Freundin Frage der Kommentar: „Zieh den entstehen konnte. Mein Dank geht Dahlia, die gleichzeitig sein Modell Stecker raus, das Wasser kocht". an alle, die dazu beigetragen haben. ist, glaubt an ihn und gibt ihre eige­ Kalman M. Kaschtan hält diese Auf­ Ganz herzlich und besonders bedan­ nen Porträts bei ihm in Auftrag: Da forderung an Raphael für den Titel ken möchte ich mich bei Wilfried kommt der bekannte Kunstkritiker des Werkes, er ist hellauf begeistert. und Brigitte Albrecht sowie bei Peter Kalman M. Kaschtan in Raphaels Der Rembrand-Verehrer Raphael Paul Algesheimer, die mit Bildern Atelier. wird von der ihm entfremdeten und Material aus ihren „privaten Aber dieser findet keinen Gefallen Kunstszene als „Mobiliarist"gefeiert Archiven" sowie mit ihren persön­ an Raphaels Werken, bis sein Blick und hat großen Erfolg, aber lange lichen Erinnerungen erst diesen auf eine zufällige Konstruktion fällt. hält er die Verwechslungskomödie Beitrag ermöglichten. ___ |

Neuer Aufkleber der Heimatfreunde

Es gibt einen neuen Aufkleber der Heimatfreunde. Dieser ist während den Öffnungszeiten im Rathaus erhältlich (2 Stück zum Preis von 1,00 €).

20 Wer kann das Straßenrätsel lösen? Sieben Straßennamen aus Waldalgesheim und Genheim sind zu finden. Wenn alles richtig ist, kannst du im senkrechten Rästelbalken den Namen eines besonderen Gebäudes in Waldalgesheim lesen. Viel Spaß beim Raten! Lösung:

Warum heißen die Straßen so? Andreas-Bopp-Straße Andreas Bopp war ein Waldalgesheimer Heimatkundler. Es gibt viele Straßen in Waldalgesheim, deren Namen Er lebte von 1883 bis 1961. einfach zu erklären sind. Die Saarstraße, Rheinstraße oder auch Nahestraße sind nach bekannten Flüssen Doktor-Geier-Straße benannt. Bäume gaben dem Eichenweg, dem Kiefern­ Er war Gründer und Erbauer der „Grube Amalienhöhe". weg und dem Pappelweg den Namen. Was ist aber z.B. Doktor Geier wurde 1834 geboren und starb 1889. mit der Ernst-Esch-Straße? Wenn du auf die jeweiligen Erlenstraße Straßenschilder in Waldalgesheim und Genheim schaust, Der Straßenname gibt einen Hinweis auf die Baumart kannst du einen Hinweis auf besondere Straßennamen Erle, die vor der Bebauung dort auf nassem Wiesenge­ finden. Nachfolgend sind ein paar Namen erklärt: lände standen. Ernst-Esch-Straße Ernst Esch war Direktor der ehemaligen „Grube Doktor Geier". Rattener Straße Seit 1978 ist die Gemeinde in der Steiermark eine Partnergemeinde von Waldalgesheim. Schwester-Elisabeth-Straße Sie war Krankenschwester und Erzieherin in Waldalgesheim von 1924 bis 1959.

21 Heike Sommer

Zuerst war es nur ein Gedanke...

In Waldalgesheim gab es unter dem Motto „Kunst und Kultur" seit 2008 schon einige schöne Ausstellungen von ortsansässigen Künstlern in der „Rattener Stube" (Keltenhalle), ein An­ gebot der Ortsgemein­ de Waldalgesheim.

Die erste Ausstellung wurde von Frau Ursula Zülch im Oktober 2008 mit dem Titel „Faszina­ tion Seide" ausgerich­ tet. Im Juli 2009 stellte Gottfried Rössler seine Gemälde aus, danach im August 2009 die Aquarelle von Winfried Dahlen. Helga und Klaus Koppmann zeig­ ten die Vielfalt „Aus der Postgeschichte von Waldalgesheim - alte Briefe, Poststempel und Ansichtskarten" im Oktober 2009. Auf die Ausstellung von Werner RebKs „Farbenwelten" im März 2010 folgte im April 2011 die Patch­ workgruppe „Kaleidoskop" u.a. Dordogne" zeigten ihre Bilder in sich nicht wiederholen" im Mai mit dem Thema „Bäume". Im Juni einer gemeinsamen Ausstellung im 2015 statt. 2011 hatten wir die Künstlergruppe April 2012. Die Malgruppe „BUNT- Kreative Künstlerinnen gibt es viele „Die Sieben e.V." mit dem Thema Gemischt" machte mit ihren vielfälti­ in Waldalgesheim und Genheim. „Wälder für Menschen" zu Gast. gen Werken im November 2014 auf Nur wenige sind in der Öffentlichkeit Winfried Dahlen „Feld - Wald - Flur sich aufmerksam. Die bisher letzte bekannt. Eine eigene Ausstellung zu am Hahnenbach" und Werner Rebl Ausstellung fand mit Sabine Ewers stemmen ist keine leichte Aufgabe. „Champ - foret - paysage an der Fotoausstellung „Augenblicke - die Nicht jeder kann dies leisten.

22 Zuerst war es nur ein Gedanke - doch dann wurde es schnell eine konkrete Idee. Warum nicht versu­ chen, die Kunst dort zu zeigen wo sie entsteht, mit möglichst gerin­ gem Aufwand. Da sich Kreativität auch im Gestalten und Pflegen von Gärten widerspiegelt, war das The­ ma schnell gefunden „Gärten und Kunst". Der Termin wurde schon beim Aufstellen des Veranstaltungs­ kalenders der Ortsgemeinde für das Jahr 201 7 von Ortsbürgermeister Stefan Reichert terminiert. Schnell war auch das engagierte Organisa­ Von links nach rechts: Gerhard Huber, Stefan Reichert, Sabine Ewers, Bärbel Elfen, Heike tionsteam mit Bärbel Elfen, Birgit Sommer, Ursula Zülch, Sabine |usten, Elisabeth + Heinz Schulz, Hartwig + Birgit Haage. Auf dem Foto fehlen Monika und Domenico Di Pace. und Hartwig Haage, Sabine Justen und mir komplettiert. das Ziel von „Gärten und Kunst", Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Im April 201 7 fanden sich nach ei­ Menschen mit gleichem Interesse Genaugenommen ist noch ein nem Aufruf im Mitteilungsblatt noch zusammenzubringen und hierüber Künstler zu nennen: Hartwig Haage. sechs „Pioniere", die die ursprüng­ ins Gespräch zu kommen. Dank der Er zeigt nicht nur immer wieder bei liche Idee mit Leben füllen wollten: Gastfreundschaft der Aktiven konn­ der Gestaltung des Heimatmagazins Monika und Domenico Di Pace, ten sich die Gäste mit angebotenen seine besondere Kreativität, sondern Sabine Ewers, Elisabeth und Heinz Getränken und kleinen Leckereien hat auch mit dem Logo „Gärten und Schulz und Ursula Zülch, die ja auch für den weiteren Rundgang stärken. Kunst", den Flyern und Hinweisfah­ die erste Ausstellung in der „Ratte- nen „kleine Kunstwerke" geschaffen. Alle Beteiligten sind überzeugt, dass ner Stube" 2008 durchgeführt hatte! Danke! auch im nächsten Jahr „Gärten und Mit viel Liebe zum Detail wurde alles Kunst" eine Fortsetzung findet und vorbereitet, um die Besucherinnen dies mit weiteren Gärten, Künstlerin­ willkommen zu heißen. Am 01. und nen und Künstlern. 02. Juli 201 7 öffneten Gärten, eine Ausstellung und ein Atelier ihre Tore und Türen. Obwohl das Wetter am ersten Tag nicht so mitspielte, fan­ den sich trotzdem zahlreiche Interes­ sierte in den Gärten und Ausstellun­ gen ein. Am Sonntag, bei trockenem Wetter, machten sich Viele auf den Weg zu „Gärten und Kunst", es hatte sich herumgesprochen. Eine Besucherin gab ihren Eindruck wie folgt wieder: „Es macht so viel Spaß von einem Garten zum nächsten zu spazieren. Man trifft Menschen, die das gleiche Ziel haben oder auf dem Weg zu einem anderen Garten bzw. zum Atelier sind". Dies war auch

23 Die Geschichte der Kreuzstraße und des D

Paul Herzog

Die Fertigstellung und Einwei­ mit Holzziegeln gedeckt war. Um geeignet war, wurde es im Rahmen hung des neuen Rathauses in der 1890 gehörte es dem Schuhmacher der Kanalisierungsmaßnahmen Kreuzstraße am 11.08.201 7 ist für johann Heinrich. 1965 abgerissen. Hier entstand mit die Redaktion von „Lebendiges dem Aufstellen einer Bank und der 1912 kam es in den Besitz der Fami­ Waldalgesheim" ein Anlass, die Pflanzung eines Baumes der kleine lie Philipp Lüdgen, der es seinen Na­ Geschichte des Platzes, auf dem das Dorfplatz. men verdankt. Nach dem Tod von Rathaus gebaut wurde, in Erin­ Philipp Lüdgen verkaufte es dessen nerung zu rufen, da der Neubau Das Haus von Emma Pleines Frau in den 30er Jahren des letzten auch zeigt, wie lebendig unsere Jahrhunderts an die Gemeinde. Dieses Haus mit Nebengebäuden Gemeinde ist. Die Geschichte von Während des Krieges war in dem wurde 1893 von Johann Kemmerle Kreuzstraße und Dorfplatz hat Kurt Hochgesand im „Waldalgeshei- mer Heimatmagazin" Nummer 29 im Mai 2014 („Die Maurerfamilie Kemmerle") und Nummer 3 im April 2001 („Die Kreuzstraße mit Dorf­ platz") bereits ausführlich beschrie­ ben.

Dort wo jetzt das neue Rathaus steht, standen früher drei Häuser: „Lüdgens Häuschen" an der Ecke Kreuzstraße/Genheimer Straße, das Haus von Emma Pleines in der Kreuzstraße und die „Dorfschänke" in der Genheimer Straße.

„Lüdgens Häuschen"

Über die Herkunft dieses Hauses ist nichts Näheres bekannt. Es handelte

Haus ein Materiallager III, einem Sohn des Maurers und untergebracht. Während Backsteinbrenners Martin Kemmerle der Nachkriegszeit wurde II, erbaut. Der nach Süden gelegene es wieder von einer Familie Garten des Hauses lag bis zu zwei bewohnt. Da das kleine Haus Meter tiefer als das Gelände, auf als Wohnung nicht mehr dem das Haus stand. Der Grund

L : sich um ein aus Backsteinen erbau­ tes einfaches Gebäude, dessen Dach

24 hierfür war, dass Kemmerle den einige Jahre an eine Familie vermie­ Schäden an Wohnhäusern und an Lehm und die Backsteine, die er tet, ehe es dann im Sommer 2013 der Evangelischen Kirche musste im zum Bauen benötigte, hier grub und abgerissen wurde, um Platz für das Jahr 1936 Bauland für Ersatzbauten auch gleich hier brannte. Auch den neue Rathaus zu schaffen. geschaffen werden. So erwarb die Sand, den er für die Herstellung des Firma Mannesmann das Gelände der Mörtels brauchte, nahm er von hier. Die Dorfschänke späteren Kreuzstraße. Hier wurden die neue Evangelische Kirche und Im Februar 1907 wurde das An­ Dieses zweigeschossige Wohnhaus Wohnhäuser errichtet. wesen versteigert. Neue Besitzer wurde 1903 ebenfalls von Johann wurden die Eheleute Heinrich und Kemmerle IN erbaut. Er vererbte das Die Grundsteinlegung für die Evan­ Elise Schmitt aus Weiler. Diese Anwesen an seine Tochter Anna. gelische Kirche fand am 18. Juni verkauften das Haus nur drei Jahre Deren Nichte Liesel Reiher richte­ 1937 statt, also vor nunmehr 80 Jah­ später an den ebenfalls aus Weiler te in den 50er Jahren des letzten ren. Die Einweihung erfolgte am 27. stammenden ehemaligen Eisen­ Jahrhunderts im Erdgeschoss eine März 1938 mit einem großen Fest. bahnbeamten Jakob Adam. Nach Gastwirtschaft ein. Für viele Waldal- Zeitgleich mit dem Neubau der Kir­ dessen Tod ging das Anwesen in gesheimer war die „Reiher Liesel" che wurden an der Ostseite der neu den Besitz seines Sohnes Anton über Jahre eine feste Institution. entstehenden Straße Ersatzbauten Adam und dessen Frau Margarete. Die Gastwirtschaft existierte bis ins für die beschädigten Häuser im alten Anton Adam vererbte das Haus an jetzige Jahrhundert mit verschiede­ Dorf errichtet. Emma Pleines, die ihm nach dem nen Inhabern. Nach der Schließung Tod seiner Frau den Haushalt führte. der Gaststätte waren verschiedene Auf dem Eckgrundstück zur Provin­ Diese lebte hier viele Jahre und hielt Geschäfte im Erdgeschoss unterge­ zialstraße entstand das Haus der alles instand. Nach ihrem Tod kaufte bracht. Das Obergeschoss diente Metzgerei Friedrich Wenz, später Os­ die Gemeinde Waldalgesheim das als Lagerraum und als Wohnung. kar, dann Andreas Wenz. Der nach Anwesen. Zunächst war es noch für Die Nichte von Liesel Reiher, Ruth Süden folgende Platz blieb zunächst Tonollo, verkaufte das Anwesen an noch frei. Dann folgte in Richtung die Ortsgemeinde. Kirche das neue Haus von Familie Anton Kamp / Joseph Jung, das spä­ Im Sommer 201 3 wurde auch dieses ter in den Besitz von Renate Michel, Anwesen auf Grund des benötigten geborene Jung überging. Es folgte Platzes für das neue Rathaus abge­ das Anwesen von Familie Jakob rissen. Heintz, das später von der Witwe Martha Heintz und ihrem Sohn Karl Die Kreuzstraße mit Familie bewohnt wurde, und das Auf Grund von durch den Erzabbau Anwesen von Familie Emil Sinß, das der Mangangrube entstandenen später der Tochter Erika Bayer und

25 mensgebung war der Plan, auf der Seite gegenüber der Einmündung in die Provinzialstraße ein Kreuz aufzustellen. Der Waldalgesheimer Jakob Jacobs hatte der Gemeinde zugesichert, dort ein Kreuz mit der Dankesformel „Zum Dank für Schutz über Waldalgesheim 1939 - 1945"zu errichten. Dazu kam es aber nie. Auf dem vorgesehenen Platz wurde eine Bank aufgestellt, die zu einem Treffpunkt der Rentner wurde. Das Kreuz, genannt „Jacobs- Kreuz" bekam seinen Standort an ihrer Familie gehörte.

Alle Anwesen wurden in einem einheitlichen Stil erbaut. Die Wohn­ häuser haben den Giebel zur Straße. Der obere Teil (Speicher) wurde mit Schiefer verkleidet. An den Wirt­ schaftsgebäuden war sichtbares Fachwerk. Die damalige Baubehörde in Bingerbrück ordnete an, dass bei dem ersten und letzten Anwesen (Wenz und Sinß) Wohnhaus, Stall und Scheune unter einem Dach gebaut werden mussten. Später er­ wies sich dies als vorteilhaft, da nach der Aufgabe der Landwirtschaft das Wohnhaus ohne Probleme zum Stall hin vergrößert werden konnte.

Die Fläche unterhalb der beiden Die Einschalung des Kellers. Häuser an der Westseite (Haus Emma Pleines und „Lüdgens Häus­ zu diesem Namen, wo hier doch der Gabelung von Waldstraße und chen") blieb unbebaut. Es war weit und breit kein Kreuz zu sehen K29. Der Name Kreuzstraße blieb geplant, hier einen großen Gemein­ war und ist? Der Grund für die Nä­ trotzdem erhalten. deplatz anzulegen, der bis zu den Häusern in der Mannesmannstraße reichen sollte.

Die neu entstandene Straße war zunächst nur notdürftig befestigt und hatte keinen geregelten Wasser­ abfluss. Sie hatte keinen Namen und es gab keine Hausnummern. Alle neu entstandenen Häuser hatten die Anschrift „Provinzialstraße Neubau". Hausnummern wurden erst 1962 eingeführt.

Im Jahr 1955 beschloss der Gemein­ derat den Ausbau der Straße. Am 10.01.1956 erhielt sie nach Ent­ scheidung des Gemeinderates den Namen „Kreuzstraße". Wie kam es

26 Nach dem Krieg ließ man den Plan, gehört heute Dr. Ulrich Hochgesand Gemeinde nach der Schließung des in der Kreuzstraße einen Cemein- und seiner Frau Anne. Bergwerkes ein vierarmiger Lam­ penmast gestiftet, der an der Ecke deplatz anzulegen, aus nicht be­ 1955 wurde die Kreuzstraße befes­ Genheimer Straße / Kreuzstraße kannten Gründen fallen. Das große tigt und ausgebaut. Die Gehwege aufgestellt werden sollte. Hinzu kam, Grundstück gegenüber der Evange­ wurden nur schwach befestigt. Eine dass der damalige Jagdpächter die lischen Kirche ging zum größten Teil Kanalisation gab es noch nicht. Absicht hatte, der Gemeinde einen an die Grube Dr. Geier. Den östli­ Nur 10 Jahre später wurde die Brunnen zu stiften. So wurde der chen Teil des Grundstücks an der Kreuzstraße wieder zur Baustelle. Ahornbaum ausgegraben und auf Kreuzstraße kaufte die evangelische 1965 wurde der Kanal mitten in dem Friedhof wieder eingepflanzt, Kirchengemeinde. 1957 erbaute die Fahrbahn gelegt. Alle Häuser wo er aber einging. Der große sie hier ein neues Pfarrhaus und ein wurden daran angeschlossen. 1966 Lampenmast wurde aufgestellt und Gemeindehaus. wurden die zunächst provisorisch der Brunnen des Jagdpächters erhielt geschlossenen Gräben asphaltiert. seinen Platz auf einer gepflasterten Mitte der 50er Jahre erwarb der Nach 20 Jahren war die Straßeno­ Fläche, die mit Ketten begrenzt war. Kaufmann Adam Mehlig mit seiner berfläche so verbraucht, dass eine Frau Elise das noch freie Grundstück Renovierung durchgeführt werden Diese neue Gestaltung des Platzes südlich der Metzgerei Wenz und er­ musste. So erhielt die Fahrbahn geriet schnell in die Kritik, so dass der Platz bald wieder verändert wur­ baute hier 1958 ein Einfamilienhaus. 1977 eine Decke aus Asphaltfeinbe­ ton und die de. Der Brunnen und die Pflasterflä­ Gehwege che wurden entfernt und es wurde Verbund­ eine Linde gepflanzt.Um den Baum pflaster. So wurde eine runde, laubenförmige ist die Straße Pergola aus Holz errichtet. An den bis heute. Außenseiten wurden Pflanzkübel mit Mitte 2000 Gehölzen und Koniferen aufgestellt. wurde die 1994 wurden an der L214 Arbeiten Kreuzstraße zur Verkehrsberuhigung begonnen, zur Einbahn­ in die der Einmündungsbereich der straße in Kreuzstraße von der Provinzialstraße Nord-Süd- bis zum Ende des Platzes mit ein­ Richtung bezogen wurde. Der Asphaltbelag erklärt. wurde entfernt und durch Altstadt­ pflaster ersetzt. Die direkte Zufahrt Dieses ging später in den Besitz der Der Dorfplatz zur Kreuzstraße von der Genheimer Tochter Anneliese und ihres Mannes Nach dem Abriss von „Lüdgens Straße wurde mit Pflanzkübeln und Engelbert Orben über. Auf einem Häuschen" 1965 wurde die sich Parkplätzen versperrt. Teil des Gartens erbaute die Tochter zum Nachbargrundstück ergebende von Engelbert Orben, Marie-Luise 1999 wurde der Platz durch den Höhendifferenz mit einer betonier­ Orben-Herzog, mit ihrem Mann Paul Ankauf einer Gartenfläche der Anlie­ ten Stützmauer ausgeglichen. Nach gerin Emma Pleines vergrößert und Herzog 1992 ein Einfamilienhaus. einer Idee von Gärtner Wilhelm wieder verändert. Es wurden wieder Die Scheune hinter dem Haus von Hochgesand wurde ein Heckenbeet Hecken zum Nachbarn hin ge­ Familie Joseph Jung wurde 2003 ab­ angelegt. In der Mitte des Platzes pflanzt. Auf den Baum in der Mitte gerissen. Hier erbaute sich der Enkel wurde ein Ahornbaum gepflanzt, des Platzes wurde verzichtet. Hier Kai Michel mit seiner Frau Jasmin der zum Schattenspender für die wurde das bis zum Beginn des Rat­ ein Einfamilienhaus in der zweiten darunter aufgestellte Bank werden hausneubaus stehende „Denkmal", Reihe. sollte. das Waldalgesheim von der Part­ Auf dem Grundstück zwischen Diese Gestaltung des Platzes sollte nergemeinde Ratten aus Anlass der dem Garten von Emma Pleines und aber nicht lange Bestand haben. 20-jährigen Partnerschaft geschenkt dem evangelischen Gemeindehaus Der Grund hierfür war, dass sich der wurde, aufgestellt. Am 14. Januar erbaute die Gärtnerfamilie Hoch­ Platz, an dem damals der Weih­ 2000 wurde der Platz offiziell seiner gesand 1972 ein zweigeschossiges nachtsbaum der Gemeinde aufge­ Bestimmung übergeben. Im Herbst Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss stellt wurde (Ecke Provinzialstraße/ des gleichen Jahres erhielt er durch zunächst noch der Blumenladen von Hochstraße an der Waage), als einen Beschluss des Gemeinderates Dieter Hochgesand war. Dieses Haus ungünstig erwies. Weiter wurde der den mit Bürgerbeteiligung ermittel-

27 ten Namen „Dorfplatz". Rosenmontagszuges, nach dessen erhält die Kreuzstraße eine große Ende hier noch an verschiedenen Bedeutung für Waldalgesheim. Schön wäre es, wenn der kleine Essens- und Getränkeständen weiter Dorfplatz im Zuge der Erneuerungen gefeiert wurde. Quellen: eine ansprechende Gestaltung erhal­ Die Kreuzstraße ist heute eine ten würde und sich zu einem attrak­ Kurt Hochgesand: „Die Maurerfami­ lebendige Wohnstraße. Mittlerweile tiven Treffpunkt für Alt und Jung in lie Kemmerle" in „Waldalgesheimer wohnen hier wieder einige junge der Ortsmitte entwickeln würde. Heimatmagazin" Nummer 29 / Mai Familien mit Kindern, die die alten 2014 Seiten 12-16 Ab Ende der 70er Jahre und in den Häuser gekauft und renoviert haben. 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Mit dem Bau des neuen Rathauses Kurt Hochgesand: „Die Kreuzstraße bis zur Fertigstellung der Keltenhal­ befinden sich in der kleinen Kreuz­ mit Dorfplatz" in „Waldalgesheimer le war die Kreuzstraße der Ort, an straße zwei für Waldalgesheim Heimatmagazin" Nummer 3 / April dem der Weihnachtsbasar der Alten wichtige und markante Gebäude: 2001 Seiten 9-14 Herren des SV Alemannia stattfand. die Evangelische Kirche an der Ecke Am Rosenmontag waren hier die zur Kirchstraße und das Rathaus an Aufstellung und die Auflösung des der Ecke zur Genheimer Straße. So

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28 Einweihung unseres neuen Rathauses am 11. August 2017 Gerhard Huber

Das bisherige Rathaus mit der Technische Daten Verwaltung war seit 1963 in dem Umbauter Raum ca. 3.065 m3 Nutzfläche: ca. 735 m2 um die Jahrhundertwende (1904) Gesamtbaukosten: ca. 1,87 Mio € errichteten Schulgebäude unterge­ bracht. Raumnutzung UG: Technik, Pelletlager, Archiv, Lager Das Erfordernis an eine handlungs­ EG: Büroräume Rathaus und Ruhe­ fähige Verwaltung, einschließlich forst, Austeilungsraum OG: Ratssaal mit Teeküche und Volks­ des Geschäftsbetriebes „Ruheforst" hochschule konnte in dem bisherigen Rathaus Planung und Bauleitung nicht sichergestellt werden. Letzte „Regieanweisung" kurz vor der Eröffnung Brendel Sr Strobel, Architekten Der Gewinner des Architektenwett­ Gau-Algesheim bewerbs, das Büro Brendel & Stro­ Tragwerksplanung bel erhielt den Auftrag den Neubau Ingenieurbüro Günter Schnipp des Rathauses zu realisieren. Warmsroth

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29 Bauweise

Das Gebäude, barrierefrei mit Auf­ Das Gebäude wird durch einen zug, wurde in wärmedämmender Holzpelletkessel mit nachwachsen­ Mauerwerksbauweise errichtet mit dem Rohstoff, der nahezu C02- Fensteröffnungen in Dreifachver­ neutral verbrennt, beheizt. Eine glasung. Das Satteldach wurde Photovoltaikanlage mit Stromspei­ in einer Holzpfettenkonstruktion cherung sorgt für eine unabhän­ ausgeführt. gige und effektive Energieversor­ gung. Integriert ist eine Ladestation Energetisch befindet sich das für E-Mobilität. i Feierliche Einsegnung des Gebäudes Rathaus im Niedrigenergiehaus­ durch Pfarrer Augustinus ]ünemann standard. und Prädikant Hans- Joachim Kirstein

Franz Joseph Eckes, Ortvorsteher von Genheim • Karl Thorn, Verbandsbürgermeister • Adam Schmitt, 1. Kreisbeigeordneter des Landkreises Mainz-Bingen als Vertreter des Landrates • Hanni Kraus, 3. Beigeordnete der OG Waldalgesheim ■ Stefan Reichert, Ortsbürgermeister • Ursula Groden-Kranich, MdB ■ Architekt Carsten Brendel, Architekturbüro Brendel & Strobel • Ottfried Lang, 2. Beigeordneter der Ortsgemeinde WA • Staatssekretär Günter Kern, Ministerium des Innern und für Sport • Dorothea Schäfer, Landtagsabgeordnete • Gerhard Huber, 1. Beigeordeter

30 „Vor-Tour der Hoffnung" machte Station in Waldalgesheim an der Keltenhalle

Bereits beim Kinderfest der Ortsge­ meinde haben sich die Verantwort­ lichen der Vor-Tour, das Ehepaar Saueressig, mit einem Informations­ stand vorgestellt. Erstmals wurde das Vor-Tour Lied „Für alle Kinder dieser Welt", das von dem Sänger Chris Bennett komponiert und getextet wurde, von ihm persönlich gesungen. Und schon bei diesem fröhlichen Kinderfest konnten bereits einige Spenden gesammelt werden. Die gut bestückte Kuchen- ... ebenso die Beiträge der Ortsvereine, sorgten am Kin- theke ... dertag 201 7 in der Keltenhalle für gute Stimmung.

Am Sonntag, dem 30.07.2017, dem engagierten „Versorgungs­ war es dann soweit: Die Vor-Tour team" der Ortsgemeinde Waldalges­ der Eloffnung machte einen Stopp heim herzlich Willkommen geheißen. in Waldalgesheim an der Kelten­ Wir konnten gemeinsam eine Sum­ halle. Mehr als 150 Radfahrerinnen me von ca. 3.300 Euro an die Initi­ starteten in Bingen und fuhren ative „Vor-Tour der Hoffnung", die über Münster-Sarmsheim, Langen­ sich der konkreten Hilfe für krebs- lonsheim, Stromberg nach Wald­ kranke und hilfsbedürftige Kinder algesheim. Hier wurden Sie von verschrieben hat, übergeben.

Vor-Tour-Sänger Chris Bennet am Kindertag zahlreichen Interessierten und

Die beiden Moderatoren Heike Boom­ gaarden und Klaus Hafner stimmten das interessierte Publikum auf dem Platz vor der Keltenhalle auf den ankommenden Gerhard Huber, Moderator Vor-Tour, Stefan Reichert, Peter Dohm, Ottfried Lang Fahrradtross ein.

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32 Gemeinde erhält „Fotosch

Dr. Gerhard Hanke

erste Kamera war eine sogenannte sicherlich schade, wenn meine Bilder Balgenkamera, eine klassische Bau­ und meine Sammlung nicht mehr form von fotografischen Kameras auf Dauer den Bürgerinnen und Bür­ der Firma Ikonta mit einem Zeiss- gern von Waldalgesheim zur Verfü­ Objektiv. Damit konnte Heinrich gung stehen würden. Ich will nicht, Sinz seine ersten Fotos erstellen. Er dass meine Bilder später nutzlos in war so von der Fotografie fasziniert, irgend einem Container als Abfall dass er sich 1948 eine Spiegelreflex­ landen", stellt Heinrich Sinz fest. kamera kaufte und zwar von einer Diese Bilder sind auch für die Wiesbadener Firma mit Namen Waldalgesheimer Heimatfreunde Edixa. Kaum einer weiß heute von unschätzbarem Wert. Großen noch, dass es diese Firma einmal Anklang in der Bevölkerung findet in Deutschland gab. Sein nächster auch das neue Magazin der Hei­ Fotoapparat war eine Spiegelreflex­ matfreunde mit vielen Bildern und kamera einer bekannten japanischen interessanten Beiträgen. Firma. Als ehemaliges Ratsmitglied des Heinrich Sinz mit seiner geliebten „Edixa Im Laufe der Jahrzehnte war Hein­ Gemeinderates von Waldalgesheim rich Sinz ein dokumentarischer (1979-1984) und 5 Jahre als 3. Der seit vielen Jahren aktive Mit­ Fotograf der Waldalgesheimer Beigeordneter der Ortsgemeinde bürger und Fotograf Heinrich Sinz, Geschehnisse. Darüber hinaus Waldalgesheim hat Heinrich Sinz geboren 1927, hat der Gemeinde sammelte er viele Bilder über die selbstverständlich ein hohes Be­ und ihrem Bürgermeister Stefan Waldalgesheimer Geschichte, die wusstsein für seine Heimatgemeinde Reichert seine vielfältige Foto­ seine große Sammlung an heimat­ Waldalgesheim entwickelt. Seine sammlung über Waldalgesheim als Leistungen für die Heimatgeschichte Geschenk zur Verfügung gestellt. geschichtlichen Bildern erweiter­ ten. Über 1.000 Bilder sind somit von Waldalgesheim wurden 1997 In mehreren Gesprächen mit mit dem Kulturpreis der Ortsge­ Dr. Gerhard Hanke wurde die Idee ein „fotografischer Schatz" für die meinde Waldalgesheim gewürdigt. geboren, die einmalige Fotosamm­ Ortsgemeinde Waldalgesheim, wie Im November 201 3 erhielt Heinrich lung der Gemeinde zu schenken. Ortsbürgermeister Stefan Reichert Sinz aus der Hand von Landrat Claus Die Waldalgesheimer Geschichte dankend erwähnte. Diese Sammlung Schick den Ehrenbrief des Landkrei­ wird durch viele Bilder aus der von Heinrich Sinz wird im Rathaus ses Mainz-Bingen der Stiftung Kultur Sammlung von Heinrich Sinz sowie der Ortsgemeinde Waldalgesheim im Landkreis ebenfalls für seine durch eigene Bilder erlebbar ge­ einen Platz im neuen Archiv erhal­ herausragende Tätigkeit als Fotograf, macht. Die vielfach beachteten Foto­ ten, stellt Stefan Reichert fest." Die der die Geschichte seiner Heimatge­ bücher „ Waldalgesheim im Wandel Ortsgemeinde Waldalgesheim ist meinde in vielen Bildern festgehalten der Jahrhunderte" und" Das alte dankbar, dass wir über diese histori­ hat. „Ein Bild sagt oft mehr als vieles Waldalgesheim in Bildern" haben schen Bilder von Heinrich Sinz dank Geschriebene", sind Stefan Reichert einmal mehr gezeigt, welches histo­ der Vermittlung von Dr. Gerhard und Dr. Gerhard Hanke gemeinsam rische Potenzial die Fotosammlung Hanke verfügen können", ist sich überzeugt. Deshalb war und ist es von Heinrich Sinz für die Gemeinde Stefan Reichert sicher. wichtig, dass die Bilder von Heinrich besitzt. „Wir haben im Familienrat getagt Sinz nicht verloren gehen, sondern Heinrich Sinz war 50 Jahre Mitarbei­ und waren alle gemeinsam, mei­ als Teil der Dorfgeschichte von ter der ehemaligen Grube Doktor ne Frau und meine beiden Söh­ Waldalgesheim für die Nachwelt Geier, zunächst als Vermessungs­ ne der Meinung, dass die Bilder erhalten bleiben. Gemeinsam freuen techniker und zuletzt als Vermes­ am besten bei der Ortsgemeinde sich alle Beteiligten auf den Mo­ sungssteiger tätig. Über die Technik Waldalgesheim aufgehoben sind. ment, wenn die Bilder in das Archiv der Vermessung begann er sich für Meine beiden Söhne wohnen nicht der Ortsgemeinde im im neuen die Fotografie zu interessieren. Seine mehr in Waldalgesheim und es wäre Rathaus ihren Platz finden werden. I

33 Allesemer „Stickeicher" „Hausmachende" in der Fastnachtszeit Paul Herzog

Aus der Zeit zwischen den beiden Wein, Wurst und Eier. Dies kam in ei­ 80er Jahre passierte. Wir waren mit Weltkriegen bis in die 90er Jahre des nen mitgebrachten Korb und wurde einer kleinen Gruppe maskiert kurz letzten Jahrhunderts gab es einen später verzehrt, manchmal noch am vor einem Haus, dessen Bewohner Brauch in den Wochen vor Fast­ selben Abend, oft auch bei einem wir besuchen wollten, als uns eine nacht: Die so genannten „Hausma­ gemeinsamen lustigen Abend nach Nachbarin aus diesem Haus entge­ chenden". Dies waren oft spontane der Fastenzeit. gen kam. Als sie uns sah und wir sie auch schon fröhlich mit kräftigem Aktionen, die mit der Aufforderung Bei diesen „Hausmachenden" kam „Helau" begrüßten, drehte sie sich „Komm, mer mache de Omend e' es manchmal auch zu lustigen Bege­ um und lief wieder zurück. Da sie Hausmachendes!" begannen. Eine benheiten, die den Beteiligten noch die Haustür offen ließ, war es für uns Gruppe von Freunden und Bekann­ lange im Gedächtnis blieben: einfach, kurz nach ihr in das Haus zu ten, manchmal bunt zusammenge­ So war um 1950 an einem Abend gelangen. Wir machten unsere Spä- würfelt, verkleidete und maskierte

sich dann so, dass niemand zu Josef Reiher, der Mann von Liesel ße und gaben uns auch zu erkennen erkennen war, und machte sich gut Reiher, die das gleichnamige Gast­ durch das Abziehen der Masken. gelaunt und in bester Stimmung auf haus betrieb, mit einer Gruppe un­ Irgendwann fiel jemandem aus unse­ in Häuser und in die Gaststätten des terwegs. Sein Spitzname war „Tutt". rer Gruppe auf, dass die Nachbarin Dorfes. Diese „Hausmachenden" Er hatte die Idee, dass die Gruppe in die ganze Zeit nicht zu sehen war, liefen unabhängig von der organi­ das Gasthaus seiner Frau gehen soll­ und fragte nach ihr. Unsere Gast­ sierten Fastnacht des Karnevalvereins te, dort eine Polonaise machen und geberin meinte, sie sei doch schon auf Initiative von närrischen Einwoh­ dazu im Rhythmus „Tutt, Tutt, Tutt" gegangen kurz bevor wir kamen nern. rufen sollte. Dies wurde zur Freude und müsste uns begegnet sein. Auf der Narren und zur Unterhaltung Da bis in die 60er Jahre die Haustü­ unsere Erklärung, dass die Nachbarin der Gäste auch genau so durchge­ ren meistens noch unverschlossen bei unserem Anblick ins Haus zurück führt, ohne dass jemand bemerkte, und mit einfachen Türklinken von gelaufen sei, machte sie sich auf die dass „die Tutt" selbst zu dieser außen zu öffnen waren, war es für Suche. Kurze Zeit später kam sie Gruppe gehörte, nicht einmal seine die Narren leicht in die Häuser zu mit der Nachbarin aus dem Schlaf­ Frau. Diese Geschichte erzählte mir kommen. Sie trieben dort ihre Späße zimmer. Diese erklärte, nach dem meine Mutter, die an diesem Abend und die Bewohner rätselten, wer sie uns alle erkannt hatte, lachend, selbst zu den Maskierten gehörte, sich unter den Masken verbarg, bis sie habe schon immer Angst vor schon vor vielen Jahren. sich diese dann endlich zu erkennen Maskierten und habe sich vor uns so gaben. Es gab etwas zu trinken und Mir selbst ist eine Begebenheit erschrocken, dass sie bis ins Schlaf­ oft auch etwas zum Mitnehmen, z.B. in Erinnerung, die zu Beginn der zimmer geflüchtet sei und sich dort

34 im Bett unter der Decke versteckt hatten, wurde die Tür schnell wieder Ich fände es spannend zu erfahren, habe. Sie trank dann aber auch geschlossen und kurz darauf wieder wenn der Brauch wieder belebt wür­ einen Schluck mit uns und von ihrer einen Spalt geöffnet. Ein Fläschchen de, ob die Waldalgesheimer heute Angst war nichts mehr zu bemerken. Underberg wurde ihnen hinaus noch bereit wären, ihre Türen für Noch eine dritte Begebenheit möch­ gereicht und die Tür dann schnell die Narren zu öffnen und den Spaß te ich erzählen, die mir von Heidi wieder geschlossen. Wie der eine mitzumachen. Stein berichtet wurde. Sie war Ende Underberg durch drei geteilt wurde der 80er Jahre mit zwei weiteren hat mir Heidi Stein nicht erzählt. Maskierten unterwegs. Sie klingelten Den Brauch der „Hausmachenden" Mein herzlicher Dank geht an an einem Haus. Die Tür wurde vor­ gibt es mittlerweile nicht mehr. Brigitte Munzlinger und Heidi Stein sichtig einen Spalt geöffnet. Nach Dies ist schade, denn so ist eine alte für ihre Informationen und für die dem die drei ein Sprüchlein gesagt Fastnachtstradition verschwunden. Überlassung der Fotos.

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35 Erhältlich in der Postfiliale Waldalgesheim Impressum

Ausgabe: Heft Nr.4 - September 2017

Tennishalle zum Postpfad GmbH Herausgeber: Verein der Heimatfreunde Montag Ruhetag, Dienstag bis Sonntag ab 9 Uhr geöffnet Waldalgesheim e. V. Ringstraße 3d 55425 Waldalgesheim o 3-Feld Tennishalle O Gaststätte mit Granulatboden e-mail: [email protected] O Partyservice ° Sportshop www.lebendiges-waldalgesheim.de ° Schläger- Spendenkonto: Besaitungsservice Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück IBAN DE68 5609 0000 0101 6413 87 Unser Haus wird gut bürgerlich und familienfreundlich geführt. BIC GENODE51KRE Essen außer Haus - lassen Sie sich überraschen! Ihre Familie Domehl • Spitalwiese 2 • 55425 Waldalgesheim Redaktion: Herbert Sommer Hartwig Haage 0 6721-99 35 00 Paul Herzog

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mit ihrer Las Webdesign: Jochen Lott

Auflage: 1000 Exemplare

Fotos/Illustrationen: Hartwig Haage, Sabine Ewers, Marie-Luise Orben-Herzog, Hanni Kraus, unbekannt privat, Hebetechnik und Dienstleistungen GmbH & Co. KG Fotolia

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Das ist bereits die 4. Ausgabe des Maga­ spitalwiese 15 ♦ 55425 waldalgesheim * tel 06721-35580 ♦ fax993829 zins „Lebendiges Waldalgesheim". www.schneider-architekten.info * [email protected] Die Ausgaben 1 bis 3 sind noch erhältlich und können unter unserer e-mail: INNENARCHITEKTUR ' BAUBERATUNG > BAUPLANUNG > BAULEITUNG [email protected] nach­ gefragt werden.