Das 1 System Handbuch

Bearbeitet von Michael Gradias

1. Auflage 2013. Buch. 304 S. Hardcover ISBN 978 3 86490 122 5 Format (B x L): 20 x 25 cm

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Die Belichtungsmessung der Nikon 1-Kameras arbeitet auch bei schwierigen Lichtsituationen prima – allerdings sind gelegentlich Belichtungs- korrekturen nötig. So wurde dieses Bild um einen Lichtwert unterbelichtet.

66 mm | 100 ISO | 1/2500 Sek. | f 5.6

19 Ein Überblick über das Nikon 1-System

1.1 Der Start eines neuen Systems – Nikon 1

Nikon hat – ebenso wie Canon – lange gewartet, ehe man in den Markt der spiegellosen Systemkameras eingestiegen ist. In den Foren wurde bereits 2010/2011 länger darüber diskutiert, wann einer der beiden großen Kamerahersteller in den ständig wach- senden Markt einsteigen würde. Schon Anfang 2011 zeichnete sich in der Gerüchteküche ab, dass Nikon diesen Schritt als Erster wagen würde. Im September 2011 war es dann so weit: Nikon kündigte das neue System mit der Bezeichnung »Nikon 1« an. Man startete dabei mit zwei Modellen und vier Objektiven sowie einigem Zubehör. Die – die zum Systemstart im Kit mit einem 10– 30-mm- und 30–110-mm-Objektiv für etwa 950 Euro angebo- ten wurde – kann beispielsweise mit einem externen Blitz und einem GPS-Empfänger erweitert werden. Bei der J1 (da- maliger Einführungspreis im Kit betrug etwa 680 Euro) muss man sich mit einem integrierten Pop-up- Blitz begnügen und kann keinen GPS-Empfän- ger ansetzen, da ein Multizubehöranschluss fehlt. Über einen elektronischen Sucher verfügt ebenfalls nur das teurere Modell V1. Interes- sant ist übrigens die Auflösung des Suchers. Er ist zwar nur 0,47 Zoll groß, löst das Bild aber mit erstaunlichen 1.440.000 Bildpunkten auf. Daher werden alle Details erfreulich fein wie- dergegeben. Wer bei Videoaufnahmen lieber ein externes Mikrofon einsetzt, musste ebenfalls zur V1 grei- fen – die J1 erlaubt den Anschluss eines exter- nen Mikrofons nämlich nicht. Die Monitore der beiden Modelle sind mit drei Zoll zwar gleich groß – die Auflösung unter- scheidet sich aber. Bei der J1 wird das Monitor- bild mit 460.000 Bildpunkten aufgelöst – bei der V1 sind es dagegen 921.000 Bildpunkte. Ansonsten gleichen sich die Modelle in vie- len Punkten. So sind unter anderem alle Be- dienelemente identisch. Auch die völlig neu gestaltete Menüoberfläche wird auf dieselbe

20 Der Start eines neuen Systems – Nikon 1

Art und Weise bedient. Nikon tat gut daran, die beiden Model- le zugunsten der Bildqualität nicht ins »Megapixel-Wettrennen« zu schicken. Der 13,2 x 8,8 mm große CMOS-Sensor bietet 10,1 Megapixel an. Ein Wert, der für die allermeisten Aufgaben- stellungen völlig ausreichend ist.

Die Markteinführung Nikon bewarb die Nikon 1-Modelle bei der Markteinführung mit großem Werbeaufwand. Und es wurde auch versucht, einen »Hype« zu erzeugen. So wies eine neue Webseite mit einem Countdown auf die verbleibende Zeit für die Vorstellung hin – Sie sehen das in der Abbildung rechts.

Ein Countdown wies auf der Die ersten Reaktionen Nikon-Webseite auf den Start des Der Start des neuen Systems war allerdings recht »holprig«. Die Nikon 1-Systems hin. ersten Reaktionen schwankten zwischen Lob für die Geschwin- digkeiten und die erstaunlich gute Bildqualität und der Verwun- derung und Kritik über den kleinen Sensor – hatten doch die meisten mit einem APS-C-Sensor gerechnet. Die ersten Tests der Fachzeitschriften zeigten aber durchweg positive Ergebnisse.

Start eines neuen Systems Jeder Besucher der Nikon-Web- seite musste zuerst dieses Intro betrachten, das auf die hinwies.

21 Ein Überblick über das Nikon 1-System

Zum Start des neuen Systems bot Die Anwender diskutierten sofort in den Foren heftig und kont- Nikon für die V1 neben vier Ob- rovers. Die Diskussionen haben sich in der Zwischenzeit einiger- jektiven auch ein neues Blitzgerät und einen GPS-Empfänger an. maßen beruhigt. Die Kritiker des relativ kleinen Sensors greifen zu den Modellen anderer Hersteller – die Befürworter der exzel- lenten Bildqualität und der enormen Kompaktheit greifen zu den Nikon-Modellen. Eins hat Nikon mit seiner massiven Werbekampagne allerdings erreicht – über das neue System wurde vom Start an sehr umfang- reich geredet. Ein »echter« Verkaufserfolg stellte sich allerdings erst gut ein Jahr nach der Markteinführung ein, als Nikon neue Modelle und Objektive für das System vorstellte und die Preise der älteren Mo- delle – die weiterhin im Programm blieben – drastisch senkte.

Für die neue J2 gab es eine ­weitere Farbvariante – Oran- ge. Außerdem wurde ein neues 1.2 Die Weiterentwicklung des Systems Zoomobjektiv mit einem Brenn- weitenbereich von 11–27,5 mm vorgestellt, das im folgenden Bild So lange sich Nikon Zeit mit der Vorstellung des neuen Systems angesetzt ist. gelassen hatte, so schnell wurde es danach weiter ausgebaut. Schon im August 2012 wurde die neue angekündigt, die zur Markteinführung etwa 60 Euro günstiger angeboten wurde als das Vorgängermodell. Viel Neues bot die Kame- ra – außer einer weiteren Farbvariante – aber nicht. So kam der Kreativmodus neu dazu, mit dem Sie unterschiedliche Effekte direkt bei der Aufnahme anwenden können. Wichtiger war dagegen die Neuerung, dass der drei Zoll große Monitor das Bild nun mit 921.000 Pixeln sehr fein auflöste – so wie schon die V1.

22 Die Weiterentwicklung des Systems

Gemeinsam mit der J2 wurde zudem ein neues Zoomobjektiv Bokeh mit einem Brennweitenbereich von 11–27,5 mm und einer Licht- Das 18,5-mm-Objektiv besitzt stärke von f 3.5–5.6 vorgestellt. Es zeichnet sich durch eine be- sieben abgerundete Lamellen, sonders kompakte Bauweise aus und wird seit dem Erscheinen die ein ästhetisches Bokeh er- auch häufiger im Set mit den Nikon 1-Modellen angeboten. lauben (mehr zum Thema »Bo- keh« finden Sie auf Seite 77). Im September 2012 kündigte Nikon dann das nächste Objektiv an – eine Festbrennweite mit 18,5 mm (was bei analogen Spie- gelreflexkameras einem »Normalobjektiv« entspricht). Mit einer Lichtstärke von f 1.8 war es bis dahin das lichtstärkste Nikkor 1-Objektiv. Mit einem Gewicht von nur 70 Gramm ist es außer- dem sehr leicht und eignet sich so prima als »Immer-dabei-Ob- jektiv«.

Die nächsten Modelle Ende Oktober 2012 gab es dann ein neues Modell in einem ver- änderten Design. Die V2 erscheint zwar zunächst größer als das Das neue Festbrennweitenobjektiv Vorgängermodell – sie ist aber etwas kleiner. Durch den neuen mit 18,5 mm ist recht lichtstark und eignet sich so auch gut für integrierten Blitz ist sie zwar sechs Millimeter höher geworden – die Available-Light-Fotografie. dafür in der Breite um fünf Millimeter geschrumpft. Nikon hat bei der V2 auch auf die Anwenderwünsche reagiert – so kann man nun die Belichtungsprogramme schnell über das Moduswahlrad aufrufen. Die Bedienelemente sind außerdem ins- gesamt etwas besser angeordnet. Sie können zudem einen optio- nal zu erwerbenden Funkadapter an der Kamera anbringen. Die Auflösung wurde auf 14,2 Megapixel aufgestockt. Der Marktein- führungspreis wurde in etwa beibehalten. Anfang 2013 gab es gravierende Änderungen bei den Modell- Hier sehen Sie die aktuelle Mo- dellreihe des Nikon 1-Systems – linien. Mit der Vorstellung der S1 und J3 und der V2 gibt es jetzt von links: die S1, die J3 und die drei Modellreihen im Nikon 1-System. V2.

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Das neue Einsteigermodell ist nun die S1, die auch mit einem Einführungspreis von etwas über 500 Euro das günstigste Ni- kon 1-Modell ist. Im Gegensatz zu den anderen beiden Model- len besitzt sie kein Moduswahlrad – die Einstellungen müssen im Menü vorgenommen werden. Ansonsten hat sie viele Merkmale Mit drei neuen Objektiven kom- der »älteren» J1, wie beispielsweise deren Sensor und die gerin- plettierte Nikon Anfang 2013 gere Monitorauflösung, übernommen. die 1 Nikkor-Objektivserie. Von oben nach unten: 10–100 mm Bei der neuen J3 hat Nikon dagegen einige Neuerungen unter- f 4–5.6, 6,7–13 mm f 3.5–5.6 und gebracht. Das Gehäuse wurde weiter verkleinert, sodass die 32 mm f 1.2. Kamera bei der Markteinführung das weltweit kleinste Gehäuse einer Systemkamera besaß. Die Megapixelanzahl wurde – wie auch bei der V2 – auf 14,2 Megapixel aufgestockt. Eine Neuerung ist außerdem, dass Fotos, die während der Vi- deoaufzeichnung geschossen werden, nun in voller Bildgröße abgespeichert werden. Das automatische Zuschneiden auf das 16:9-Format entfällt damit.

Weitere Objektive Zusammen mit den neuen Kameras stellte Nikon auch zwei weite- re Objektive vor, die das Sortiment sinnvoll ergänzen. Nikon hatte zwar von Beginn an ein 10–100-mm-Objektiv im Programm, das allerdings durch den Motorzoom, der für Videoaufnahmen nütz- lich ist, sehr schwer und groß ist. Der neue 10–100-mm-Zoom mit einer Lichtstärke von 4–5.6 ist dagegen klein und leicht und eignet sich so besonders als »Reisezoom«. Mit dem zweiten neuen Zoom wird der Weitwinkelbereich ab- gedeckt. Der 6,7–13-mm-Zoom mit einer Lichtstärke von f 3.5–5.6 besitzt sogar einen Bildstabilisator. Rechnet man den Brennwei- tenbereich auf das Kleinbildäquivalent um, ergeben sich damit 18–35 mm – so können Sie beispielsweise bei Landschaftsaufnah- men die »Weite« prima einfangen und haben auch beim Fotogra- fieren in engen Räumen mehr Möglichkeiten. Das letzte neue Objektiv wurde zwar zeitgleich angekündigt, ist aber erst seit Juni 2013 erhältlich. Mit dem 1 Nikkor 32 mm f 1.2 erhalten Sie ein sehr lichtstarkes Porträtobjektiv, das allerdings mit etwa 850 Euro einen stolzen Preis hat. Somit umfasst das Sortiment der 1 Nikkore nun neun Objektive (darunter drei Festbrennweiten), die einen Brennweitenbereich von 6,7–110 mm abdecken. Das entspricht einem Kleinbildäqui- valent von 18–297 mm.

24 Die Weiterentwicklung des Systems

Fazit Das Nikon 1-System ist inzwischen auf sechs Modelle angewach- »Alt« sen, da alle älteren Modelle aktuell weiter im Programm sind. Mit Da die ersten Modelle der Ni- kon 1-Serie ja nur etwa 1,5 Jah- der S1 bietet Nikon ein »einfaches« Modell für alle, die schnell re alt sind, sind sie keineswegs »drauflosknipsen« wollen. Die J3 bietet einen guten Funktions- »veraltet«. Besonders wegen umfang in einem besonders kompakten und leichten Gehäuse. der stark reduzierten Preise sind sie eine echte Alternative Wer zusätzliches Equipment montieren möchte – wie beispiels- zu den aktuellen Modellen. So weise ein GPS-Gerät –, greift auf die Modelle der V-Serie zurück. spricht beispielsweise wenig In der folgenden Tabelle habe ich alle bedeutenden Fakten zu dagegen, heute eine V1 zu er- werben, die nur etwa halb so den Modellen für Sie zusammengefasst. So finden Sie schnell das viel wie die neuere V2 kostet. für Sie passende Modell heraus.

Kameramodell Nikon 1 J1 Nikon 1 J2 Nikon 1 V1

Erscheinungstermin 02/2013 10/2011 09/2012 02/2013 10/2011 10/2012

Ø Straßenpreis/ inklusive Objektiv 420 Euro 280 Euro 380 Euro 550 Euro 460 Euro 900 Euro (Stand 07/2013)

Megapixel 10,1 10,1 10,1 14,2 10,1 14,2

max. Auflösung 3.872 x 2.592 3.872 x 2.592 3.872 x 2.592 4.608 x 3.072 3.872 x 2.592 4.608 x 3.072

max. Videogröße 1.920 x 1.080 1.920 x 1.080 1.920 x 1.080 1.920 x 1.080 1.920 x 1.080 1.920 x 1.080

Bildprozessor 3A EXPEED 3 EXPEED 3 EXPEED 3A EXPEED 3 EXPEED 3A

ISO-Bereich 100–6400 100–6400 100–6400 160–6400 100–6400 160–6400

Belichtungszeiten 1/16.000–30 1/16.000–30 1/16.000–30 1/16.000–30 1/16.000–30 1/16.000–30 in Sekunden Bulb Bulb/Time Bulb/Time Bulb Bulb/Time Bulb/Time

Monitorauflösung 460.000 460.000 921.000 921.000 921.000 921.000

Maße in mm (B x H x T) 102 x 60 x 30 106 x 61 x 30 106 x 61 x 30 101 x 61 x 29 113 x 76 x 44 108 x 82 x 46

Gewicht in Gramm 240 227 237 244 383 338

Akkutyp EN-EL20 EN-EL20 EN-EL20 EN-EL20 EN-EL15 EN-EL21

HDMI, USB HDMI, USB Anschlüsse HDMI, USB HDMI, USB HDMI, USB HDMI, USB GPS, Mikrofon GPS, Mikrofon

Fernauslöser möglich nein ja ja nein ja ja

Funkadapter möglich ja nein nein ja nein ja

interner Blitz ja ja ja ja nein ja

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Die Objektive Nikon hat innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums eine stattliche Anzahl an Objektiven vorgestellt, die speziell für das neue System konstruiert sind – sicherlich werden demnächst weitere Objekti- ve folgen. Ich habe die verfügbaren Objektive in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Der momentan abgedeckte Brenn- weitenbereich erstreckt sich vom extremen Weitwinkel- bis zum Telebereich. Lediglich die Objektive, die für Spezialaufgaben be- nötigt werden, wie etwa für Makroaufnahmen, sind noch nicht im Sortiment vorhanden. Nikon bietet aber für etwa 220 Euro einen Bajonettadapter an, mit dem Sie auf das riesige Sortiment an Nik- koren zurückgreifen können, die mit dem legendären F-Bajonett Mit dem Bajonettadapter FT1 – arbeiten, das bei erster Spiegelreflexkamera – der Nikon der etwa 220 Euro kostet – können F – 1959 eingeführt wurde und bis zum heutigen Tag Bestand hat. Sie die Objektive der Nikon- Spiegelreflexkameras an der Sie können dabei sowohl die Belichtungsprogramme als auch Nikon 1 anschließen. den Autofokus (bei AF-S-Nikkoren) nutzen.

Objektive (Stand 07/2013) Ø Preis Anmerkungen/Einsatzmöglichkeiten

1 Nikkor VR 6,7–13 mm, f 3.5–5.6 490 Euro Weitwinkelzoom – zum Beispiel für Landschaftsaufnah- men oder in engen Räumen

1 Nikkor 10 mm, f 2.8 200 Euro extrem kompakte Festbrennweite. Benötigt sehr wenig Platz im Reisegepäck

1 Nikkor VR 10–30 mm, f 3.5–5.6 200 Euro kompakter Standardzoom vom schwachen Weitwinkel- bis zum schwachen Telebereich

1 Nikkor VR 10–100 mm, f 4–5.6 490 Euro kompakter »Komplettzoom« vom Weitwinkel- bis zum Telebereich. Idealer Reisezoom

1 Nikkor VR 10–100 mm, f 4.5–5.6 600 Euro großer und schwerer Komplettzoom. Durch den Motor- PD-Zoom (mit int. Motorzoom) antrieb ideal für Videoaufnahmen geeignet

1 Nikkor 11–27,5 mm, f 3.5–5.6 190 Euro Kompakter und preisgünstiger Standardzoom mit klei- nem Brennweitenbereich (2,5-fach)

1 Nikkor 18,5 mm, f 1.8 180 Euro Lichtstarke Festbrennweite, die in etwa einem 50-mm- »Normalobjektiv« bei einer Kleinbildkamera entspricht

1 Nikkor VR 30–110 mm, f 3.8–5.6 210 Euro kompakter Standardzoom für den Telebereich. Wichtig beim Überbrücken größerer Entfernungen

1 Nikkor 32 mm, f 1.2 840 Euro Extrem lichtstarke Festbrennweite, die durch die schwa- che Telewirkung gut für Porträtaufnahmen geeignet ist. Die Brennweite entspricht in etwa einem 85-mm-Objek- (VR = integrierter Bildstabilisator) tiv im Kleinbildformat.

26 Neue Funktionen

1.3 Ein neues Format

Am überraschendsten war bei der Einführung die Größe des Sen- sors. Während die bisherigen Systemkamerahersteller ihre Kame- ras mit Micro-Four-Thirds-, APS-C- oder sogar Vollformatsensoren ausstatteten, ging Nikon einen ganz anderen Weg. Der 13,2 x 8,8 mm große Sensor ist nur etwa halb so groß wie der ebenfalls recht kleine Micro-Four-Thirds-Sensor. Hier sehen Sie – in der Original- Lässt man allerdings alle anderen Hersteller beiseite und be- größe das Nikon FX-, DX- und trachtet nur die Nikon-Produktpalette, werden Nikons Überlegun- CX-Format sowie die Sensorgröße gen zur Sensorgröße deutlich. Sie sehen dies in der Abbildung einer Coolpix-Kompaktkamera (von außen nach innen). rechts. Das Vollformat, das Nikon FX nennt, entspricht der Größe eines Kleinbildfilms. Der äußere weiße Rahmen kennzeichnet das DX-Format, das Nikon bei den meisten digitalen Spiegelreflex- kameras einsetzt. Der mittlere Rahmen markiert die Sensorgröße der Nikon 1-Kameras. Nikon nennt das neue Format CX. Ganz innen ist die Sensorgröße von Kompaktkameras zu sehen, wobei hier die Größen ein klein wenig variieren. Die Markierung ent- spricht dem 1/1,7 Zoll großen Sensor, wie er beispielsweise bei der Nikon Coolpix P7700 benutzt wird. Man erkennt recht deutlich, dass sich die Formate ergänzen. Das mag auch Nikons Beweggrund gewesen sein, den Sensor nicht in der Größe eines anderen Systems zu platzieren. So kann man die Kameras des Nikon 1-Systems als »Ergänzung« betrach- ten – sie sollen kein anderes bestehendes System ersetzen.

1.4 Neue Funktionen Nur die Nikon 1 V2 bietet die Option an, die Belichtungspro- Nikon hat das System ganz neu entwickelt – es ist keine Fortent- gramme mit dem Moduswahlrad wicklung eines bestehenden Nikon-Systems. Deshalb bieten die einzustellen. Modelle auch einige ganz neue Funktionen, die man bisher noch nicht von den digitalen Kameras kennt. Über das Moduswahlrad erreichen Sie nicht (außer bei der V2) – wie sonst üblich – die unterschiedlichen Belichtungs- und Motiv- programme, sondern nur den Foto- und Videomodus. Zusätzlich gibt es die zwei ganz neuen Funktionen »Bewegter Schnapp- schuss« und »Smart Photo Selector«. Dabei schießt die Nikon 1 vor und nach dem Auslösen weitere Bilder und stellt die besten fünf zur Auswahl bereit. Ermöglicht werden solche Funktionen, die

27 Ein Überblick über das Nikon 1-System

eine hohe Rechenleistung erfordern, durch den neuen Doppel- kern-Bildprozessor EXPEED 3(A), der laut Nikon 600 (850) Mega- Bilddaten pro Sekunde verarbeiten kann. Ein ganz neues Bedienelement sehen Sie in der Abbildung links. Mit dem Wippschalter der J1/2 und V1 werden verschiedenste Aufgabenstellungen erledigt. Im Wiedergabemodus wechseln Sie die Ansichtsgröße – im Aufnahmemodus werden zum Beispiel Einige Nikon 1-Kameras bieten die Blende und Verschlusszeit damit eingestellt, wenn Sie im ma- ganz neue Bedienelemente an. nuellen Modus fotografieren. Blaue Stunde Völlig neu ist auch die Art des Fokussierens. Es gibt nämlich kein »Entweder – oder«, wie es bisher üblich war. So verwenden Auch bei höheren Empfindlich- keiten ­zeigen die Nikon 1-Modelle Spiegelreflexkameras die schnelle Phasenerkennung zum Fokus- brillante Ergebnisse. sieren, während im Live-View-Modus oder bei Kompaktkameras

10 mm | 400 ISO | 1/5 Sek. | f 3.5 die langsamere Kontrasterkennung eingesetzt wird.

28 Neue Funktionen

Die Nikon 1-Kameras kombinieren diese beiden Messarten und erreichen so eine besonders hohe Fokussiergeschwindigkeit. Die Wahl des Messsystems erfolgt dabei aber automatisch. Sie haben keinen Einfluss darauf.

Ein neuartiger Verschluss Der Verschluss ist bei der V1/2 variabel. So können Sie wählen, ob Sie den mechanischen oder den elektronischen Verschluss nutzen wollen. Vorteile des elektronischen Verschlusses sind kürzere Be- lichtungszeiten (bis zu 1/16000 Sekunde) und die wahlweise laut- lose Auslösung. Die anderen Modelle bieten dagegen nur den elektronischen Verschluss an. Ein Highlight ist auch die mögliche Serienbildgeschwindigkeit bei voller Bildauflösung – es sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich, wenn der elektronische Verschluss eingestellt wird. Beim mechanischen Verschluss der V1/2 sind immerhin noch fünf Auf- nahmen pro Sekunde möglich. Bei Filmsequenzen können 400 oder 1200 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. So errei- chen Sie Zeitlupenaufnahmen.

Praxiserfahrungen Ich habe nun seit etwa 1,5 Jahren verschiedene Modelle des Sys- Seitenverhältnis tems im Einsatz. In der täglichen Praxis ist deutlich geworden, Die Nikon 1-Modelle verwen- dass das Nikon 1-System überzeugen kann, auch wenn man sich den übrigens das 3:2-Seiten- an die andere Art der Bedienung zunächst ein wenig gewöhnen verhältnis, das auch immer bei muss – wer zuvor noch nicht mit einer Nikon fotografiert hat, den Nikons Spiegelreflexkameras zum Einsatz kommt. Dies ist wird dies nicht stören. bei der Bildgestaltung von Von der erreichbaren, exzellenten Bildqualität können Sie sich Bedeutung. Kompaktkameras selbst überzeugen: Alle Fotos in diesem Buch sind mit einem der nutzen dagegen meist das 4:3-Seitenverhältnis. Modelle des Nikon 1-Systems entstanden. Die Bildqualität ist üb- rigens bei allen Modellen gleich gut. Die für Nikon typische leichte Bedienbarkeit der vielen Menü- funktionen sorgt dafür, dass sich auch Einsteiger recht schnell zu- rechtfinden werden. Nur die Funktionsvielfalt ist hier eine kleine Hürde, die überwunden werden will. Wer das neue System gerne erweitern möchte, ist bei den grö- ßeren und teureren Modellen V1 und V2 gut aufgehoben. Wer dagegen weniger Geld investieren will, sollte zur J- oder S-Serie greifen. Diese Modelle sind außerdem auf die Bedürfnisse von Einsteigern ausgerichtet.

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