Alternative Distributionen TITEL

Abseits von OpenSuse und mal anders

EasyLinux unterstützt die Distributionen OpenSuse und

Kubuntu. Es gibt aber zahlreiche Alternativen, die auch für den Desktopeinsatz geeignet sind – wir stellen eine kleine Auswahl vor und zeigen, was sie anders machen.

Hans-Georg Eßer

ine einsteigertaugliche Linux-Dis-

tribution muss eine leicht ver- 123RF valex113, © E ständliche Installationsroutine, ei- nen aktuellen und gut konfigurierten Desktop sowie Hilfestellungen bei Hard- ware-Einrichtung und Konfigurations- problemen bieten. Für EasyLinux haben tern. Aus demselben Grund beschränken wir entschieden, jeweils zwei Distribu­ wir uns – von den Gnome-Tipps abgese- tionen mit diesen Eigenschaften zu un- hen – auf KDE als Standarddesktop. zelnen Distributionen in ein Ranking terstützen, und aktuell sind das Open- Neben OpenSuse und gibt es übersetzt – für den letzten Monat und für Suse und Kubuntu; in früheren Jahren etliche weitere Distributionen, von denen weiter zurückreichende Intervalle (Abbil- standen Mandrake Linux und viele genauso einsteigerfreundlich sind; dung 1). Das ist nicht repräsentativ (denn Linux auf dieser Liste. Die Auswahl be- unsere Auswahl hat auch etwas mit der nicht jeder Benutzer besucht die Distro- deutet aber nicht, dass die anderen Dis- Verbreitung der Distributionen im Watch-Seite der gewählten Linux-Distri- tributionen ungeeignet wären – der deutschsprachigen Raum zu tun – darum bution), lässt aber Trends erahnen. Grund für die Einschränkung sind unsere erwähnen wir in letzter Zeit häufiger den Wir stellen in diesem Artikel mit Man- Schritt-für-Schritt-Anleitungen, mit de- Ubuntu-Ableger . jaro Linux, Fedora Workstation, Open- nen wir in vielen Artikeln sicherstellen Eine Übersicht der Linux-Distributio- Mandriva Lx und GNU/Linux​ vier wollen, dass Sie die vorgestellten An- nen gibt es bei DistroWatch [15]; über alternative „große“ Linux-Distributionen wendungen auch wirklich erfolgreich den Link Ranking der Seitenaufrufe lan- vor. Alle installieren aktuelle Desktops verwenden können und nicht an abwei- den Sie auf einer Seite, die das von der (standardmäßig meist KDE oder Gnome) chenden Einrichtungsprozeduren schei- Website gemessene Interesse an den ein- und unterscheiden sich dadurch von den

ROLLING RELEASE

Wenn Sie die OpenSuse-Website besucht Wikipedia-Seite als „sinngemäß: laufende Jetzt könnten Sie einwenden, dass das haben, ist Ihnen vielleicht aufgefallen, Aktualisierung“ erklärt [2]. doch bei OpenSuse (Leap) und Ubuntu/​ dass es dort neben der Leap-Distribution Worum es hier geht, ist ein alternatives Ver- Kubuntu auch der Fall ist, schließlich gibt (mit aktueller Versionsnummer 42.3) auch öffentlichungsmodell Anstatt zwei-, dreimal es auch dort eine Aktualisierungsverwal- einen Bereich namens Tumbleweed gibt, in im Jahr eine offizielle Release mit neuer tung, die häufig neue Software anbietet. dem Sie ebenfalls Images zum Herunterla- Versionsnummer, großer Ankündigung etc. Was Sie darüber beziehen, sind aber den finden [1]. Von Versionsnummern ist durchzuführen, bleiben Systeme im Rolling- keine Feature-Updates, sondern nur Feh- dort aber weit und breit nichts zu finden, Release-Modell ständig aktuell: Sobald für lerkorrekturen, die z. B. neu entdeckte Si- und auf der Downloadseite steht: „Laden ein Paket ein Update verfügbar ist, taucht cherheitslücken schließen. Sie die rollende Version […] herunter.“ Ob es (nach dem Einpflegen durch die Distribu- Eine ausführlichere Beschreibung der Un- das eine gute Übersetzung ist, lassen wir toren) in den Repositorys auf, und Anwen- terschiede zwischen Rolling-Release- und mal unbeantwortet und bleiben hier beim der erhalten das Update, wenn sie das „normalen“ Distributionen ist auf Englisch Originalbegriff „“, den die nächste Mal Aktualisierungen anfordern. bei FossBytes erschienen [14].

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System sollten Sie zunächst aktualisieren; das gelingt anfangs nicht über den Up- date-Eintrag im Kontextmenü des Paket- manager-Icons. Wählen Sie stattdessen nach Rechtsklick auf das Pacman-Symbol den Eintrag Octopi aus, wählen Sie im Pa- ketmanager Datei / System aktualisieren und im erscheinenden Fehlerdialog Ja. Nach Eingabe des Root-Passworts und Bestätigung einer Abfrage im Terminal- fenster mit mehrmaligem Drücken von [Eingabe] wird das komplette System ak- tualisiert (Abbildung 3), was in unserem

© .com Test eine Viertelstunde dauerte. Abb. 1: DistroWatch ist eine gute Anlaufstelle, um zu erfahren, an welchen Distributio- Nach einem Reboot war der Kernel nen das Interesse in den letzten Monaten gewachsen ist. von Version 4.9.58 auf 4.9.68 aktuali- siert, und ein Dialog informierte darüber, Spezialdistributionen für alte oder lang- Sie die Tastenbelegung (keytable) und dass es zusätzliche Sprachpakete gibt. same Rechner, die wir im Artikel ab Seite die Sprache (lang) auf Deutsch und die Die Lokalisierung ist unvollständig; so 41 separat behandeln. Zeitzone (tz) auf Europe/​Berlin. Um zu sind etwa , Thunderbird und Einige Distributionen weichen vom starten, wählen Sie den Eintrag Boot: Libre­Office nur mit englischen Dialogen Standardveröffentlichungsmodell mit .x86_64 aus. eingerichtet, was Sie nun beheben, in- halbjährlich bis jährlich erscheinenden Es startet nach kurzer Wartezeit ein dem Sie das Manjaro-Icon rechts unten Distributionsversionen ab und erlauben Live-System, mit dem Sie Manjaro zu- in der Startleiste rechtsklicken, den Ein- fortlaufende Aktualisierungen: Im Kasten nächst ausprobieren können (Abbildung trag Sprachpakete wählen und dann die Rolling Release finden Sie eine Beschrei- 2). Über [F12] klappen Sie jederzeit vom Pakete einrichten. Leider ändert das bung dieses Modells. Unter den hier vor- oberen Rand ein Terminalfenster aus nichts an der Englischsprachigkeit. gestellten Distributionen fällt Manjaro Li- (und wieder ein), und das Startmenü öff- Das erste Update offenbart auch gleich nux in diese Kategorie, und auch Open- nen Sie KDE-typisch mit [Win], während die Probleme einer Rolling Release: Im Suse hat angekündigt, Leap auf dieses Re- [Alt-Leertaste] oder [Alt-F2] den Schnell- frisch installierten System ließ sich Thun- lease-Modell umzustellen. starter aufruft. derbird noch starten, nach dem Update Die Installation auf Platte stoßen Sie war das Programm defekt – doch das Manjaro Linux KDE Edition über Installer starten im Begrüßungsfens- könnte sich schon wenige Tage später Manjaro [3] ist eine auf [4] ba- ter oder (wenn das schon geschlossen ist) wieder ändern, sobald die Entwickler eine sierende Rolling-Release-Distribution, die das Desktop-Icon Install Manjaro Linux gepatchte Version bereitstellen. es als -, KDE- und Gnome-Editionen an. Bei der Partitionierung legt der Cala- Der Paketmanager von Manjaro heißt gibt. Wir stellen die KDE-Variante vor. mares-basierte [7] Installer (wenn Sie Pacman und wird über das Tool pacman Der DVD-Bootmanager zeigt verschie- nicht die manuelle Aufteilung wählen) gesteuert, das im Wesentlichen wie APT dene Optionen an, die Sie mit [Pfeil nur eine einzige Systempartition an – eine oder Zypper funktioniert – so sucht z. B. hoch] und [Pfeil runter] auswählen und Swap-Partition erzeugt er nicht, was eher pacman ‑Ss firefox‑i18n nach Lokalisie- mit [Pfeil rechts] ändern. Darüber stellen ungewöhnlich ist. Das frisch gebootete rungspaketen für Firefox, und pacman ‑S firefox‑i18n‑de spielt aus der Trefferliste das deutsche Paket ein. (Im Test wurde dabei auch direkt die neueste Firefox-Ver- sion 57 installiert.)

Fedora Workstation Fedora ist die Community-Distribution, die zum kommerziellen, an Unterneh- menskunden gerichteten Angebot gehört (so wie OpenSuse zu Suse Linux Enterprise). Da- mit ist Fedora der Nachfolger des frühe- ren (ohne „Enterprise“): Das war die erste Linux-Distribution, die EasyLinux unterstützt hat (Abbildung 4). Red Hat ist auch Erfinder des RPM- Paketformats, das OpenSuse, Abb. 2: Das Manjaro-Live-System gibt es als KDE-, Gnome- und Xfce-Version (hier: KDE). und OpenMandriva verwenden: RPM

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steht für Red Hat . Der bevorzugte Desktop im Red-Hat-Univer- sum ist schon immer Gnome gewesen, und so bootet auch die Live-DVD Fedora Workstation 27 in eine Gnome-Oberflä- che (aus der Sie bei Bedarf direkt ins In- stallationsprogramm springen). Wäh- rend der Installer schon Dateien kopiert, legen Sie das Root-Passwort fest und ei- nen Benutzer an. Passend zum Gnome-Desktop ist auch die Softwareverwaltung ein Gnome-Pro- gramm (und heißt einfach Gnome Soft- ware, Abbildung 5). Das ist, einem aktu- ellen Trend folgend, eher ein App Store als eine Paketverwaltung, dank zahlrei- cher Empfehlungen aus verschiedenen Anwendungskategorien aber eine große Hilfe für Linux-Einsteiger. Auch bei Fedora können Sie einfach versuchen, eine Anwendung aus dem Terminalfenster heraus zu starten – wenn Abb. 3: Nach der Manjaro-Installation steht zunächst ein komplettes Update an. sie nicht installiert ist, findet ein Hilfspro- gramm das benötigte Paket und fragt, ob und die durchdachten grafischen Ver- 64-Bit-Rechner bereit, die auch als Live- es installiert werden soll. waltungswerkzeuge geschätzt – darum DVDs verwendbar sind, was mindestens Eine Besonderheit bei Fedora ist die gehörte Mandrake/​Mandriva auch eine 1,5 GByte RAM voraussetzt. Da hier KDE Verwendung von SELinux (Security En- Weile zu den von EasyLinux unterstütz- der Standarddesktop ist, sollte der Rech- hanced Linux, Abbildung 6), einer Ker- ten Distributionen: 2005 haben wir ner aber neueren Datums sein und damit nel-Funktion, über die sich detailliert fest- Mandrake Linux 10.2 als EasyLinux Star- eher zu den 64-Bit-Maschinen gehören. legen lässt, welche Aktivitäten bestimmte ter Kit 9 angeboten. Erfahrenen Nutzern OpenMandriva lässt sich auf UEFI-Ma- Anwendungen ausführen dürfen – so hat es gefallen, dass man dort leicht schinen installieren, unterstützt aber kein kann man mit SELinux z. B. einem Pro- selbst Hand anlegen und unerwünschte Secure Boot. Anwendern von Windows 8 gramm verbieten, Netzwerkverbindungen Automatismen abschalten konnte. Es oder neuer raten die Entwickler, vor der zu anderen Rechnern aufzubauen oder lo- gibt mit OpenMandriva Lx [5] und Ma- Einrichtung eines Dual-Boot-Systems si- kale Dateien zu öffnen. Das verbessert die geia [6] zwei Nachfolgeprojekte; Ende cherzustellen, dass sich Windows mit ei- Sicherheit einer Linux-Installation, kann November ist OpenMandriva Lx 3.03 er- ner Recovery-DVD wiederherstellen lässt, in der Praxis aber manchmal für Probleme schienen, bei Mageia liegt die letzte Re- weil sie solche Konfigurationen nur ein- sorgen, wenn Anwender versuchen, eine lease (Version 6 vom Juli 2017) schon et- geschränkt getestet haben. Für die Instal- Anwendung zu installieren, die nicht dar- was länger zurück. lation setzt OpenMandriva (wie Manjaro) auf vorbereitet wurde, auf einem Rechner OpenMandriva stellt 2 GByte große In­ auf , so dass auch hier keine mit aktivem SELinux zu laufen. stallations-DVD-Images für 32- und Swap-Partition angelegt wird. Bei Fedora sorgt übrigens nicht X.Org, sondern der neuere Displayserver Way- land für die Ansteuerung von Grafikkarte und Monitor. Falls das Probleme mit der Hardware verursacht oder Sie aus ande- ren Gründen mit X.Org arbeiten möchten, können Sie im Anmeldefenster auch den Eintrag GNOME unter Xorg auswählen (Abbildung 7). Der Gnome-Desktop sieht dadurch nicht anders aus.

OpenMandriva und Mageia Die aus Frankreich stammende Distribu- tion , anfangs Mandrake Linux, genoss sowohl bei Linux-Einstei- gern als auch bei Profis immer einen gu- ten Ruf. Neulinge haben die einfache In- stallation, die große Programmauswahl Abb. 4: Eine Rarität: Das erste EasyLinux-Sonderheft mit Red Hat Linux 8.0.

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der EasyLinux-Erstausgabe 06/​2003 vor- gestellt haben [12]. Der Repository-Ansatz hat Anwender von dieser Aufgabe befreit, weil im Repo- sitory Informationen über alle verfügba- ren Pakete enthalten sind, so dass Paket- verwaltung selbst die Abhängigkeiten feststellen und auflösen können. Das funktionierte bei Debian schon sehr früh, während z. B. Benutzer von Suse Linux und Red Hat Linux sich noch selbst mit der Recherche befassen mussten. Die Standardmethode, um Debian zu installieren, verwendet ein nur knapp 300 MByte großes ISO-Image, das nur die wichtigsten Kernpakete enthält – alles Weitere lädt der Installer dann während der Einrichtung aus dem Netz nach. Das Abb. 5: Die Softwareverwaltung der Fedora Workstation sieht wie ein App Store aus. ist sinnvoll, denn es gibt keinen vorausge- wählten Desktop – die Installationsrou- OpenMandriva setzt auf das seit Man­ (Das Debian-Projekt spricht immer von tine fragt nach der gewünschten Oberflä- drake- und Mandriva-Zeiten stets weiter- GNU/​Linux statt Linux, so dass der volle che und bietet hier Gnome, Xfce, KDE, entwickelte, integrierte Verwaltungstool Name also Debian GNU/​Linux ist. Ein Cinnamon, MATE und LXDE an (Abbil- DrakConf, das Sie über das Werkzeug- Wikipedia-Artikel [9] gibt eine Einfüh- dung 11). Wir haben an dieser Stelle ein- schlüsselsymbol im Startmenü (Den Com‑ rung in die Gründe.) puter konfigurieren) aufrufen können. Es Das Repositorykonzept hat nennt sich selbst „OpenMandriva Lx Kon- einen wesentlichen Beitrag trollzentrum“ und erinnert an OpenSuses dazu geleistet, dass Linux ein- YaST: Hier ist an einer Stelle alles ver- steigertauglich wurde, denn sammelt (Abbildung 8). davor gab es nur die dateiba- Versuchen Sie aus der Shell heraus, ein sierte Paketverwaltung, bei nicht installiertes Programm zu starten, der man (z. B. mit den Kom- nennt OpenMandriva nicht nur ein Paket, mandos rpm oder ) ein- das dieses Programm enthält, sondern zelne Pakete aus dem Internet bietet auch direkt an, das Paket zu instal- oder von Datenträgern ein- lieren (Abbildung 9) – Sie bestätigen mit spielte. Eine solche Installa- j, geben in einem grafischen Dialog das tion war nur möglich, wenn Root-Passwort ein, und schon wird die alle Abhängigkeiten erfüllt Abb. 6: Ob SELinux aktiv ist, finden Sie mit dem Tool Software samt eventueller Abhängigkei- (also z. B. benötigte Biblio- „sestatus“ heraus (hier unter Fedora Workstation). ten eingespielt. Das ist einen winzigen theken schon installiert) wa- Tick komfortabler als die Lösungen von ren. Wenn nicht, gab es nur OpenSuse und Ubuntu. eine Fehlermeldung, und der Generell setzt OpenMandriva bei der Anwender durfte sich auf die Paketverwaltung – wie OpenSuse – auf Suche nach einem geeigneten das RPM-Paketformat, und auch hier gibt Paket machen, das die Ab- es Repositorys und Tools, die Software hängigkeiten erfüllt. Dafür aus diesen Quellen einspielen. Das Ge- gab es einen eigenen Begriff, genstück zu OpenSuses Zypper und die „dependency hell“ (wört- Ubuntus APT heißt URPM (User RPM), lich: Abhängigkeitshölle), beim Einspielen von Software in der Shell dem ein englischer Wikipe- hilft , und wer es lieber grafisch dia-Eintrag gewidmet wurde mag, ruft den Punkt Installieren & Entfer‑ [10]. Es gab damals (und gibt nen von Software im Kontrollzentrum darum noch heute) spezielle (und damit das Tool ) auf. Paketsuchmaschinen, mit de- nen man sich auf die Suche Debian GNU/Linux​ nach benötigten RPM- oder Eine der ältesten Linux-Distributionen Debian-Paketen begeben und Erfinder der Repository-basierten konnte, z. B. RPM-Seek [11] Abb. 7: Fedora setzt auf den X.Org-Nachfolger Way- Paketverwaltung ist Debian Linux [8]. (Abbildung 10), das wir in land – im Startmenü lässt sich auch X.Org wählen.

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Abb. 8: Das zentrale Konfigurationstool heißt seit Mandrake-Linux-Tagen DrakConf, nennt sich aber nur noch „Kontrollzentrum“. fach kein Kreuzchen gesetzt – das führte nux From Scratch (LFS) dazu, dass die Gnome-Version 3.22 auf [13] werfen: Das ist im der Platte landete. Sinnvoll ist, hier den Wesentlichen ein Buch, SSH-Server auszuwählen, wenn Sie meh- das Schritt für Schritt be- rere Computer nutzen, denn darüber ist schreibt, was zu tun ist. ein Remotelogin via ssh möglich. Es sind hier allerdings Der Debian-Installer setzt ein Root- deutlich fortgeschrittene Passwort – anders als die auf Debian ba- Linux-Kenntnisse nötig, sierenden Distributionen Ubuntu und Li- so dass Sie sich das Pro- Abb. 9: Ein Programm fehlt, und OpenMandriva schlägt nux Mint, die das Root-Passwort leer las- jekt vielleicht als Lektüre vor, es schnell nachzuinstallieren. sen (also keine direkte Anmeldung als root erlauben) und über sudu Zugang zu Administrationsrechten gewähren. Traditionell gilt Debian nicht als beson- ders einsteigerfreundlich; das hat u. a. da- mit zu tun, dass es dafür lange keine gra- fische Installationsroutine gab, während Anwender der übrigen großen Distribu­ tionen sich schon mit der Maus durch die Einrichtung klicken konnten. Auch Debian installiert unter Gnome die App-Store-ähnliche Programmverwal- tung Gnome Software (siehe den Ab- schnitt zu Fedora Workstation), es ist aber auch der Paketmanager Synaptic (Abbildung 12) eingerichtet, der sich über Eingabe des Programmnamens in die Gnome-Suche starten lässt.

Linux From Scratch Wer sich damit beschäftigen will, wie die Komponenten eines Linux-Systems alle zusammenwirken und was für das Abb. 10: Ohne automatische Auflösung von Abhängigkeiten musste man sich auf eine Erstellen einer Linux-Distribution nötig manuelle Paketsuche begeben – dabei halfen in der Anfangszeit Paketsuchmaschinen ist, kann einen Blick auf das Projekt Li - wie RPM-Seek. So konnte man der „dependency hell“ entfliehen.

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auf einige Distributionen werfen. Am leichtesten und ohne Risiken klappt das in einer virtuellen Maschine. Installieren Sie VirtualBox und laden Sie eine Installa­ tions-DVD herunter – schon kann es losge- hen. Wie Sie VirtualBox einrichten, haben wir zuletzt in Ausgabe 05/17–07/​ 17​ be- schrieben [16]. Der Artikel ist noch nicht online, aber eine drei Jahre ältere Fassung finden Sie im Artikelarchiv. (hge) n

INFOS [1] OpenSuse Tumbleweed (Download): https://​­software.​­opensuse.​­org/​­distribu tions/​­tumbleweed (http://​­ezlx.​­de/​­k1y1) [2] Wikipedia-Artikel zu „Rolling Release“: Abb. 11: Wer im Installer einfach keine Desktopentscheidung trifft, landet bei Gnome. https://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​­Rolling_ Wählen Sie hier den SSH-Server aus, um entfernte Logins zu erlauben. Release (http://​­ezlx.​­de/​­k1y2) [3] Manjaro: https://​­manjaro.​­org/ für die kommenden Jahre merken So ist es z. B. möglich, das komplette Sys- (http://​­ezlx.​­de/​­k1y3) möchten. tem für den Prozessor in Ihrem Rechner [4] Arch Linux: https://​­www.​­archlinux.​­org/ Als Gründe, sich so intensiv mit Linux zu optimieren und damit maximale Per- (http://​­ezlx.​­de/​­k1y4) zu beschäftigen, nennt die Projektwebsite formance zu erreichen. [5] OpenMandriva: http://​­openmandriva.​ die folgenden: ­org/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y5) l Sie lernen, wie ein Linux-System Qual der Wahl – vielen Dank [6] Mageia: https://​­www.​­mageia.​­org/​­de/ intern funktioniert. Wie geht es nun weiter? Durch den Blick (http://​­ezlx.​­de/​­k1y6) l Sie erstellen ein sehr kompaktes auf alternative Distributionen haben Sie [7] Calamares-Installer: https://​­calamares.​ Linux-System, das nur Komponenten nun bei einer Neuinstallation von Linux ­io/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y7) enthält, die Sie wirklich benötigen. noch mehr Möglichkeiten, aus denen Sie [8] Debian GNU/​Linux: https://​­www.​­debian.​ l LFS ist sehr flexibel, weil Sie an eine Auswahl treffen müssen. Wenn Sie ­org/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y8) etlichen Stellen Dinge konfigurieren das als Nachteil (im Sinne der „Qual der [9] Wikipedia-Artikel zu Linux vs. GNU/​Li­ müssen (und dadurch auch können), Wahl“) betrachten, gibt es eine einfache nux: https://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​­GNU/​ die bei normalen Distributionen vom Lösung: Bleiben Sie bei OpenSuse oder Ku- ­Linux‑Namensstreit (http://​­ezlx.​­de/​­k1y9) Entwicklerteam festgelegt wurden buntu, um auch in Zukunft die EasyLinux- [10] Wikipedia-Artikel zu „dependency hell“ und sich nicht nachträglich verän- Workshops optimal umsetzen zu können. (englisch): https://​­en.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​ dern lassen. Vielleicht ist aber auch Ihr Interesse er- ­Dependency_hell (http://​­ezlx.​­de/​­k1y10) l LFS verbessert die Sicherheit. wacht, und Sie möchten selbst einen Blick [11] RPM-Seek: http://​­www.​­rpmseek.​­com/​ ­index.​­html (http://​­ezlx.​­de/​­k1y11) [12] Artikel zur Paketsuche: Hans-Georg Eßer, „Software suchen und finden“, EasyLinux 06/​2003, S. 14 ff., http://​­www.​­easylinux.​­de/​­2003/​­06/​ ­014‑finden/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y12) [13] Linux From Scratch: http://​­www.​­linux fromscratch.​­org/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y13) [14] Artikel zu Rolling Releases (englisch): „Rolling Release vs. Fixed Release Distros“, FossBytes: https://​­fossbytes.​ ­com/​­rolling‑​release‑vs‑fixed‑​release‑​ distros‑​which‑linux‑​distributions‑​ are‑better/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y14) [15] DistroWatch: https://​­distrowatch.​­com/ (http://​­ezlx.​­de/​­k1y15) [16] VirtualBox-Artikel: Hans-Georg Eßer, „Virtuelle Maschinen“, EasyLinux 05/​17– 07/​17, S. 30 ff.; ältere Fassung aus EasyLinux 04/​2014 online: Abb. 12: Der Gnome-Desktop von Debian unterscheidet sich nicht von anderen Gnome- http://​­linux‑community.​­de/​­33208 Installationen. Pakete verwaltet man außer in Gnome Software auch mit Synaptic. (http://​­ezlx.​­de/​­k1y16)

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