21.08.20 11:37 25.09.20 13:1425.09.20 13:14 HIDDEN SOUNDS musikprotokoll.ORF.at IM STEIRISCHEN HERBST 7.– 11. OKTOBER 2020, GRAZ (A)

musikprotokoll.ORF.at IM STEIRISCHEN HERBST 7.– 11. OKTOBER 2020, GRAZ

© © Jeff Moore Jeff Recording Field Kirkegaard, Jacob mp19_Programmbuch_166x240.indd 1 Umschlag print 2020.indd 1Umschlag print 2020.indd 1 musikprotokoll.ORF.at INHALT infos/programm/biografien/archiv/museum 2 Vorwort: Hidden Sounds

4 Tingles & Clicks Natasha Barrett / Andrea Sodomka / Marco Donnarumma / Svetlana Maras˘ / kӣr / Ulf Langheinrich / Cam Deas

Veranstalter / Organizers 14 Die relative Kunst der Unfuge Martin Brandlmayr / Peter Brandlmayr 20 Electrical Walks Christina Kubisch

24 at.mur.at Josef Klammer / Seppo Gründler

32 Denoising: musikprotokoll Richard Eigner

36 konfrontationen 8: Sound Seekers steirische Schüler/innen

Kooperationen / Co-operations 42 Radio Cyborg Transmitter Reni Hofmuller / Valentina Vuksic

46 Hidden Dome Aloïs Yang / Andreas Trobollowitsch / Rojin Sharafi / Thomas Grill esc medien 52 Ferrum Electric Indigo kunst labor 56 RSO Wien Kaija Saariaho / Jorge E. López / Philipp Maintz

66 Arditti Quartet Clemens Gadenstätter

70 musikprotokoll on air

72 ROTO R NO1 - Mathias Lenz / Patrik Lechner / Peter Kutin

76 Klangforum Wien Georg Friedrich Haas / Dorian Concept

80 to catch a running poet Peter Jakober / Petra Stump-Linshalm / Margareta Ferek-Petric´ / festspielhaus Rafael Nassif / Hannes Dufek hellerau 86 ELLEGGUA Elektro Guzzi / Ingrid Schmoliner

90 opus mors Jacob Kirkegaard

94 stadler quartett Se-Lien Chuang / Andreas Weixler / Yulan Yu / Siavosh Banihashemi / Charris Efthimiou

100 POPULUS Peter Jakober / Ferdinand Schmatz

104 The Hidden Environment. The Feeling of the Cave Simina Oprescu

Förderer / Supporters 106 musikprotkoll dynamic streaming

110 Radio Lab 2020 & Homages

112 Ö1 Sendetermine

116 musikprotokoll 2020 – English

126 Service: Tickets & Locations

128 Kalendarium

< 1 > 7.10.–11.10.

Leitung: on stage Trotz aller sicherheitstechnischen Hürden steht auch bei Elke Tschaikner HIDDEN dieser Festivaledition das Live-Konzert im Mittelpunkt. In der Hel- mut List Halle ist das RSO Wien erstmals mit seiner neuen Chefdirigentin Kuratiert von Marin Alsop beim musikprotokoll zu Gast. Das Arditti Quartet eröffnet Rainer Elstner, mit Musik von Clemens Gadenstätter eine strenge Gruselkammer des Susanna Niedermayr, Hörens, inspiriert von Tizians Schindung des Marsyas aber auch Francis Christian Scheib, SOUNDS Elke Tschaikner und Bacons schreienden Päpsten. Das Klangforum Wien lotet mit Hyperopia Fränk Zimmer ON STAGE von Dorian Concept die Grenzen der E-Musik aus. Maja Mijatović zeigt, dass das Cembalo auch eine Hauptrolle in der zeitgenössischen Musik Produktion: spielen kann. Die legendäre Wiener Band Elektro Guzzi trifft auf die Pi- lang kann als Metapher für das Allgegen- ORF Radio Österreich 1 und ON AIR anistin Ingrid Schmoliner. Musiker/innen der SHAPE-Plattform des Fes- ORF Steiermark wärtige stehen. Physiologisch sind wir K tivalnetzwerkes ICAS für innovative Musik und audiovisuelle Kunst, des nicht imstande, unsere Ohren zu schließen. ONLINE Grazer Vereins die andere saite und Electric Indigo machen den Grazer In Koproduktion mit steirischer Klang umgibt uns permanent, aber unser Ge- herbst ’20 Dom im Berg zum Hidden Dome und nutzen die 58-Kanal-Anlage für die hirn entscheidet, was ausgeblendet und was In Kooperation mit Spatialisierung ihres Klangmaterials. Peter Kutin, erster österreichischer verarbeitet wird. Beim musikprotokoll 2020 Kunstuniversität Graz, Einzelkünstler, der eine Goldene Nica bei der Ars Electronica gewonnen stehen Klangwelten im Mittelpunkt, die oft Ö1 Kunstradio, hat, lässt im Verbund mit NO1 das Objekt SHAPE-Plattform des lediglich technisch messbar oder mit mensch- ROTOЯ zu einem „sonic body“ werden. Den Abschluss bildet das neue Musiktheater POPULUS von Pe- Festivalnetzwerkes ICAS – lichen Sinnen nur rudimentär erfahrbar sind. International Cities of ter Jakober. Advanced Sound, Die 53. Festivalausgabe präsentiert in mehr Institut für Kunst im als 30 Ur- und Österreichischen Erstaufführun- online 1997 wurde das musikprotokoll zum ersten Mal live im öffentlichen Raum Steiermark, gen unterschiedliche Zugänge zum Aufspüren Netz mit Bild und Ton gestreamt, damals eine Pioniertat. 2020 Museum der Wahrnehmung MUWA, von und zur Arbeit mit verborgenen Klängen kommt eine innovative neue Facette ins Spiel – „Dynamisches Strea- ming“, ein Verfahren, das in Kooperation mit dem Grazer IEM (Institut Institut für Elektronische – Hidden Sounds. Die thematischen Ansätze Musik und Akustik – IEM, für Elektronische Musik und Akustik) entstanden ist. Die ORF-Surround- sind äußerst vielschichtig und reichen von Akademie Graz, der Vergänglichkeit digitaler Klänge über die ton- und Bildaufnahmen der Konzerte werden nach dem Festival via On- esc medien kunst labor, Sonifi kation von Daten und das Wechselfeld line-Player, der auf Kopfbewegungen reagiert, erlebbar sein. Computer, Conto musicale, Bildungsdirektion für zwischen auditivem Bewusstsein und eigener Webcam und Kopfhörer ermöglichen dann interaktive auditive Ein-Per- sonen-Erlebnisse. Ein weiteres Internet-Projekt ist Tingles & Clicks. Da- Steiermark, depart.one, Identität bis hin zu Klangumgebungen, von CYNETART und rin beschäftigen sich europäische Komponist/innen mit dem Social-Dis- denen der menschliche Körper post mortem die andere saite. umgeben ist. tancing-Verhalten, das uns diese globale Gesundheitskrise abverlangt. Zum Einsatz kommen ähnliche Technologien wie beim Dynamischen Unterstützt vom Streaming, sie erlauben es jedoch auch, auf das gestreamte Material „Creative Europe“-Programm formal einzuwirken. So erhält das Hören einen gestaltenden Aspekt. der Europäischen Union.

on air Begleitet und dokumentiert wird diese musikprotokoll- Ausgabe durch fast 30 Sendungen im Programm von Ö1, u.a. sind der Komponist Philipp Maintz und der Pianist Joonas Ahonen bei einem Klassik-Treffpunkt zu Gast. Aber nicht nur als Refl exionsraum, sondern auch als Produktionsraum spielt das Radio in Radiokunst - Kunstradio wieder eine Rolle. MUSIKPROTOKOLL 2020 Fränk Zimmer

< 2 > < 3 > 01.10.–31.10. | Internet Uraufführung TINGLES & Online unter musikprotokoll.ORF.at/ tingles-and-clicks

CLICKS Mit Auftragskompositionen von Natasha Barrett, Andrea Sodomka, Marco Donnarumma, Svetlana Maras, kӣr, Ulf Langheinrich und Cam Deas. Ein Projekt von ORF musikprotokoll. ˘ chutzmaske tragen, Sicherheitsabstand einhal- Konzept, Produktion: Fränk Zimmer. Sten, soziale Kontakte reduzieren und so weiter. Die Social-Distancing-Anweisungen haben uns von IEM – Koordination: Robert Höldrich, Anfang an durch diese globale Gesundheitskrise be- IEM – Technische Entwicklung: Matthias Frank, Lukas Gölles gleitet. Zwischenmenschliche Berührungen werden und Franz Zotter. zugunsten des Schutzes des Individuums zurückge- drängt. Tingles & Clicks will diese verlorene Körper- Die Komposition von Svetlana Maras ist im Auftrag von depart.one lichkeit in Auftragsarbeiten, für die herausragende entstanden. In Kooperation mit dem Musiker/innen quasi-taktile Erlebnisse schaffen, Institut für Elektronische Musik und erforschen und aufleben lassen. Akustik˘ der Kunstuniversität Graz – Inspiriert von einer Musizierhaltung des minimalen IEM, SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance und abstrakten Klanggebrauchs, der Verwendung in Europe. von Field Recordings und mit Blick auf die ASMR- Bewegung (Autonomous Sensory Meridian Respon- Gefördert durch das Programm se), entstehen extrem räumliche und intime Hörer- „Creative Europe“ der Europäischen Union. Svetlana Maras, kӣr und Cam fahrungen an jenem Ort, an dem sich die meisten Deas sind SHAPE Artists 2020. Menschen zuletzt vorwiegend aufgehalten haben beziehungsweise aufhalten mussten: innerhalb der ˘ eigenen vier Wände. Mit Computer, Webcam und Kopfhörer kann jede/r in interaktive auditive Ein- Personen-Erlebnisse eintauchen.

NATASHA BARRETT / ANDREA SODOMKA / MARCO DONNARUMMA / SVETLANA MARAŠ / KӣR / ULF LANGHEINRICH / CAM DEAS

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 01.10., 23:03 Tingles & Clicks

< 4 > < 5 > TINGLES & CLICKS BEACH COMBER In Tingles & Clicks nutzen sieben europäische Fränk Zimmer: Obwohl das Projekt auf den Komponist/innen die geltenden Social-Distan- ersten Blick sehr nach Technologieexperiment NATASHA BARRETT cing-Regeln, die uns die gegenwärtige globale ausschaut, soll es genau das nicht sein. Das URAUFFÜHRUNG Gesundheitskrise abverlangt, als Ausgangspunkt Steuern von Klang via Gesichtserkennung birgt für ihre Klangarbeiten. Zentrale Schnittstelle zum natürlich – für sich genommen – interessante Publikum ist ein spezielles Online-Setting: Mit Möglichkeiten. Aber in dieser Technologie haben Hilfe eines vom IEM (Institut für Elektronische nicht zuletzt Verhaltensregeln, wie sie uns durch Musik und Akustik) in Kooperation mit dem Covid-19 auferlegt sind, dieses Wechselspiel von musikprotokoll entwickelten und mit Face Tra- Nähe und Distanz, eine Entsprechung. In unse- cking gekoppelten Audioplayers können sieben rem Fall macht Face Tracking den Körper zum Klangumgebungen erforscht werden. Navigationstool. Zentral sind bei diesem Projekt, was für jedes andere Auftragswerk genauso Rainer Elstner: Worum handelt es sich bei gilt, der künstlerische Ansatz, das Konzept und Natasha Barrett (*1972, UK) lässt sich von der Natur und unseren Lebensräumen Tingles and Clicks? natürlich das Klangerlebnis an sich. Tingles & inspirieren: Sie möchte wissen, wie die Welt klingt und sich verhält, welche Syste- Clicks ist also vor allem ein Musikprojekt. Fränk Zimmer: Das musikprotokoll hat in den me und Prozesse dahinterstehen und welche Phänomene daraus resultieren. Diese vergangenen zehn Jahren neben der Vergabe und Rainer Elstner: Was müssen User/innen tun, Interessen haben sie dazu veranlasst, modernste Audio-Technologien, Geowis- Aufführung von musikalischen Auftragswerken um die Möglichkeiten dieser Technologie erleben senschaften, Sonifikation und Motion Tracking einzusetzen und mit innovativen immer wieder auch Projekte einer alternativen zu können? Instrumentalensembles, bildenden Künstler/innen, Architekt/innen und Wissen- Aufführungspraxis entwickelt. Beispielsweise schaftler/innen zusammenzuarbeiten. Seit den späten 1990ern ist ihr künstle- das Karussellprojekt Let´s merry-go-round!, das Fränk Zimmer: Man benötigt einen PC oder BARRETT NATASHA risches Schaffen von der musikalischen Anwendung von Raumklang im Kontext Vokalprojekt Die Logik der Engel oder Homages, einen Laptop, eine Webcam und einen Kopfhörer. der zeitgenössischen Musik bestimmt. Natasha Barrett hat zahlreiche Kompositi- eine mobile Hörausstellung. Gemeinsam war al- Also genau das Equipment, das viele Menschen onsaufträge erhalten, ihre Werke werden auf der ganzen Welt aufgeführt und im len Eigenproduktionen, dass wir eine technische in jüngster Zeit Corona-bedingt etwa im Home- Rundfunk übertragen. Seit 1999 lebt und arbeitet sie in Norwegen. Umgebung und teils aufwändige Aufführungs- Office kennengelernt haben. Die Zugänglichkeit settings vorbereitet und dann Komponist/innen zu diesem Netz-Projekt war uns wichtig. Man eingeladen haben, diese zu „bespielen“. Das gibt die Projektadresse in den Browser ein und für Tingles & Clicks entwickelte Tool eröffnet schon ist man mittendrin. neue Möglichkeiten. Körperbewegungen und die Vor vielen Jahren, als die Aufnahme- und sie jedoch neu interpretiert, ihnen digi- räumliche Platzierung von Klangobjekten können Die einzelnen Werke haben eine Dauer von Kompositionstechnik noch der analogen tale Aromen beigemischt und sie auch in den Kompositionsprozess einfließen. acht Minuten. Aber es gibt im Hörerlebnis keinen Welt entstammte, gingen die filigranen näher herangeholt, um Areale jenseits Anfang und kein Ende – das Erleben entspricht Klänge, die ich als Teenager einzufangen des Ohrs zu stimulieren. Wer dieses Rainer Elstner: Was kann man sich unter also eher einer Klanginstallation. Auch erklingen versuchte, im Grundrauschen unter. Ich akustische Strandgut aufliest, kann sich der „räumlichen Platzierung“ eines Klanges die Klangobjekte nicht alle gemeinsam, da der erinnere mich noch, wie ich die Klänge selbst finden, die eigene Geschichte vorstellen? Kopf der User/innen ja immer nur eine bestimm- einer einsamen Bucht erforschte und erzählen und die eigene Wahrnehmung te Position im physischen Raum einnimmt, und dabei ungestört meiner Beschäftigung prüfen und erforschen: Fränk Zimmer: Musik wird oft als Zeitkunst diese Position ist immer der erste und eigentli- nachgehen konnte, weil das Meer viel zu betrachtet. Aber genauso wichtig ist, wie wir che Trigger. Der Audioplayer, den wir entwickelt kalt war, als dass jemand an den Strand Die Wellen werden dich forttragen, Klang im Raum wahrnehmen – Nähe und Ferne, haben, startet nicht nur einen Musik-Track, gekommen wäre. Meine Aufnahmen und die Wellen werden dich zurückbringen, links und rechts, oben und unten. In Tingles sondern öffnet gewissermaßen eine Umgebung, musikalischen Ideen gingen dennoch früh im Morgengrauen, and Clicks befinden sich die User/innen durch einen Klangraum, in dem Klangobjekte und kaum über das analoge Rauschen spät in der Abenddämmerung, die Kopfhörerwiedergabe in einem primär akus- Ambient-Flächen angeordnet sind. meines technischen Equipments hinaus, den Klängen nachspüren, auf die andere tischen Raum, in dem Klangobjekte – fern, nah, Was, wie und wo in diesem Klangraum zu hören so wie sich heute meine Erinnerungen nicht achten, oben unten – platziert werden können. Dabei ist, entscheidet – hörend und navigierend – das an diese Orte in den hunderttausend Seepockenborsten, reagiert der Klangraum auf die Körperbewegun- Publikum. Ereignissen der eigenen Vergangenheit Herzmuschelklappen, gen der User/in, sie hören nicht nur „räumlich”, Das Neigen, Drehen und Verändern der eigenen verlieren. eine Wildblume, eine Biene, eine Welle, sondern erzeugen diesen Raum auf gewisse Kopfposition erlaubt es den User/innen, sich in ein Glas, ein scharfkantiger Stein, Weise mit. diesen Klangräumen zu bewegen. In meinem interaktiven Werk für das grobkörniger Sand, über den der Wind Rainer Elstner musikprotokoll 2020 bin ich zu diesen streicht. Rainer Elstner: Warum wird gerade die schlichten Klängen zurückgekehrt, habe Natasha Barrett Technologie des Face Tracking in diesem Projekt Übersetzung: Friederike Kulcsar eingesetzt?

< 6 > < 7 > Andrea Sodomka (*1961) ist TIEFBLAU UND INANIS Komponistin, Medienkünstle- rin und Kuratorin. Sie arbeitet KRISTALLWEISS – MARCO DONNARUMMA in den Bereichen Intermedia, DIE FARBEN DER DISTANZ URAUFFÜHRUNG Soundart, Radiokunst und Interaktive Kunst. Sodomka ANDREA SODOMKA studierte an der Hochschu-

ANDREA SODOMKA URAUFFÜHRUNG le für angewandte Kunst und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (Institut für Elektroakustik und experimentelle Musik) in Wien. Sie ist Mitbegründerin von alien productions. 1997 Marco Donnarumma (*1984) verfolgt seit den frühen 2000ern einen künstlerisch-forschenden Ansatz bei seinen Projekten, in denen er als Künstler/innen-Netzwerk Verbotene Reisen, abgesagte Konzerte, keine Studioproduktio- für Arbeiten in Theorie und nen, keine Musiker/innen, um neue Klänge zu finden. zeitgenössische Performancekunst mit Medienkunst und Computermusik Praxis neuer Technologien Die Sehnsucht nach dem Meer: aber alle Yachthäfen der Welt verwebt. Er manipuliert Körper und neue Technologien, choreographiert und Medien gegründet, steht sind geschlossen. Stücke und komponiert Soundscapes aus elektronischen Klängen, alien productions insbeson- So vieles verloren, nur die Erinnerungen und Träume bleiben. verbindet Disziplinen und Medien und schafft so Werke, die von einer dere für Kooperationsprojekte traumartigen, sinnlichen, kompromisslosen Ästhetik geprägt sind. Er mit anderen Künstler/innen, Ich reise mit dem Klang vergangener Reisen an imaginäre Orte ist international bekannt für Solo-Performances, Bühnenproduktionen MARCO DONNARUMMA MARCO Techniker/innen, Theoretiker/ und in geträumte Welten. und Installationen, in denen der Körper eine Transformation durchlebt, innen und Wissenschafter/in- zur Sprache wird und Rituale, Machtverhältnisse und technologische In Videokonferenzen Kontakt zu Freund/innen halten, ein nen aus den verschiedensten Entwicklungen kritisch hinterfragt. bisschen Klang improvisieren, Ideen austauschen, es ist nicht Bereichen. Andrea Sodomka wirklich befriedigend. Die Sehnsucht nach draußen, der Welt, lebt und arbeitet in Wien. dem Austausch, der Berührung bleibt bestehen. Irgendwie ist der Anker in der Realität verloren gegangen, der Ankerpunkt hat sich verschoben. Aber arbeite und kommuniziere und empfinde ich nicht eigent- Dieses Raumklangstück, das den be- gemacht wird. Die eine Klangform ist lich ohnehin in der virtuellen Welt? zeichnenden Titel Inanis (lat. für „leer“ das Stück, wie es der Künstler mit blo- oder „gehaltlos“) trägt, wurde von der ßem Ohr hören würde, also bei einer be- Wenn ich das Fenster aufmache: auditiven Erfahrung des Nicht-Hörens stimmten Art von Hörverlust; die andere Stille, kristallklar wie knisterndes Eis. Kaum Geräusche, die inspiriert und thematisiert die technolo- ist die mit Donnarummas Hörgerät bear- von außen hereindringen, keine Flugzeuge, wenig Autoverkehr. gische Vermittlung von Wahrnehmung. beitete und reproduzierte Komposition, Kein Kindergeschrei vom Spielplatz. Ausgehend von Donnarummas schwe- das heißt eine rechnerische Annäherung rem Hörverlust, will uns seine Komposi- an die Frequenzen, die er ohne Hilfs- Auf dem Weg in mein Studio bin ich allein in der U-Bahn. Sogar tion in die Leere des Ungehörten führen. mittel nicht hören kann. Was akustisch während der Rushhour am zentralen Umsteigebahnhof nur fünf Was nicht gehört wird, ist nicht abwe- wie auch konzeptuell zwischen diesen Menschen. Ein Gitarrist mit Schutzmaske erobert den frei ge- send: stur und zurückgezogen existiert beiden Klangformen liegt, ist die Leere, wordenen Platz der U-Bahn-Konzerte und spielt für sich allein. es in einer sensorischen Dimension, die Lücke, das Loch, das Ungehörte, das Wo seid ihr alle? Dunkel kommt die Angst: werde ich für immer die nicht zugänglich ist, jedenfalls nicht dennoch von anderen gehört werden allein sein? für jeden. Allerdings trifft das auch auf kann. Gibt es diese Leere – und wo? Eine verlorene Stadt, eine Stadt zwischen den Zeiten, eine außerkörperliche, halluzinatorische und Marco Donnarumma Stadt im Zwischenraum. mystische Erfahrungen zu. Es geht nicht Übersetzung: Friederike Kulcsar darum, ob ein Phänomen existiert, son- Ein fremdartiges, nie gehörtes Klangbild. Nur die Natur klingt dern wie man sich Zugang verschafft. gleich, aber lauter. Medien: Hörgerätaufnahmen, erweiterte Andrea Sodomka Inanis besteht in zwei Klangformen, die Bassgitarrentechniken, Field Recordings, voneinander abhängig sind, und der analoges Feedback Mixing and Dubbing Leere, die sich dazwischen auftut und Mastering: Daniele Antezza im Dadub Studio mit technologischen Mitteln erfahrbar

< 8 > < 9 > zu aktivieren. Kurze Atemzüge, tiefe L'AMPLEUR Atemzüge, letzte Atemzüge oder lust- DU SOUFFLE volle – jede dieser Atemweisen evoziert natürlich gewisse Bilder und Gedanken. SVETLANA MARAŠ Der Atem ist auch eine Voraussetzung für URAUFFÜHRUNG die Stimme, für das gesprochene Wort. Er ist Ausgangspunkt und Grundlage jeder physiologischen und philosophischen Aufgrund der Pandemie sind wir ge- Aktivität und wesentlich für alles, was wir zwungen, mehr Zeit in unseren privaten sind und was wir tun. Dennoch ist heut- Räumen zu verbringen, in Innenräumen, zutage nicht nur unsere Atmung beein- wo uns ständig Mauern die Sicht versper- trächtigt: frische, saubere Luft ist zu einer ren. Weites, offenes Land, frische Luft und gefährdeten Ressource geworden. Das Material für diese Arbeit ist großteils unberührte Natur liegen für die meisten 2017 bei vielstündigen nächtlichen Arbeits- von uns, die wir in der Stadt leben, in Die Musikalität dieser Konzepte schafft ei- sessions in einem Standard-Environment ent- unerreichbarer Ferne, dennoch sehnen wir nen Rahmen, den ich mit einer Reihe von standen. Dieses bestand aus den parallel und GRÜN GELB uns danach, haben wir immer noch diese sich kontinuierlich verändernden Hörsitu- über ein Keyboard angesteuerten Synthesi- unbestimmte Sehnsucht nach einer Art ul- ationen füllen konnte. Die ständige Fluk- zern Roland-MKS80, Oberheim OB-MX, Jomox ULF LANGHEINRICH timativen Befreiung. Dadurch rückt unser tuation und Transformation des musikali- SUNSYN und Alesis ANDROMEDA-A6. URAUFFÜHRUNG Raumgefühl in den Vordergrund, es ist in schen Materials soll das Ohr stimulieren unserem Leben mit einem Mal so präsent, – allerdings nicht dazu, sich anzupassen, Die Mikrotonalität in der Skalierung der per dass wir Alternativen durchzuspielen es soll vielmehr offen und empfänglich Keyboard aufgerufenen Grundtöne ist der beginnen, indem wir entweder renovie- für die inhaltliche Heterogenität sein, wie Verteilung von Frequenzen in den Sounds ren und die Möbel umstellen oder vom auch der Geist dazu animiert werden soll, der jeweiligen Instrumente letztlich analog. Ulf Langheinrich (*1960, Wolfen) Reisen träumen. In der Musik ist es dank es dem Ohr gleichzutun. Aus diesen verschieden driftenden Ebenen neuester Technologien und avancierter verließ 1984 die damalige DDR und Svetlana Maraš entsteht ein Gesamtklang. Er entsteht in Kompositionstechniken möglich, rasch ging nach Westdeutschland, wo Übersetzung: Friederike Kulcsar einer Soundentwicklungs-Improvisations- zwischen alternativen Räumen hin und er begann, die Grundlagen seiner Komposition als Gemenge und als vom Autor her zu wechseln. Indem wir den Raum mit künstlerischen Sprache in Malerei, farbig erlebtes Feld (grün-gelbe Töne, was Klang modellieren, können wir eine fiktive Fotografie und elektronischer Musik sehr ungewöhnlich ist), ohne zeitlich und Realität erschaffen, die das Ohr fasziniert zu entwickeln. In Wien gründete er räumlich diskrete Objekte. Eigenschaften und den Geist beflügelt, wobei wir die uns 1991 zusammen mit Kurt Hentschlä- oder, besser, Anmutungsqualitäten dieses umgebenden Wände umgehen. ger Granular-Synthesis. Das Duo Feldes sind etwa Viskosität, Temperatur, Atmen bedeutet, einen bestimmten Raum schuf wegweisende monumentale Dichte oder Leere, aber auch Homogenität, von bleierner Teigigkeit bis zu Bröseligkeit. Multimedia-Installationen und Per- Diese Beschreibung versucht auf einer formances. Als Solokünstler weltweit Textebene dem genau-intuitiven Erleben und ULF LANGHEINRICH präsent, lebte Langheinrich lange Gestalten gerecht zu werden. Gestalten ist Zeit in Ghana und Hongkong, bevor hier nicht Tun mit dem Ziel etwas voranzu- er sich in Dresden niederließ, wo er bringen, sondern einen Raum zu fluten, darin seit 2016 künstlerischer Leiter des zu treiben und eigentlich zu versinken. Festivals CYNETART in Hellerau ist. Dabei unterscheidet der intuitiv improvisie- Sein audiovisuelles Schaffen umfasst rende Zugang nicht zwischen Sounddesign Die serbische Komponistin und Klangkünstlerin Svetlana Maraš (*1985) arbeitet an der Schnittstel- vor allem interaktive, nicht-narrative und Komposition. Komposition als Formatie- le von experimenteller Musik, Klangkunst und neuen Medien, wobei es ihr gelingt, sich jeglicher Environments und Performances, in rung ist die Brille, durch die etwas aus diesen Kategorisierung zu entziehen. Es geht ihr vielmehr darum, die adäquate Ausdrucksform in verschie- denen er sich auf ganz spezifische Sessions sichtbar wird. Dadurch, dass es denen Medien, Genres und Kontexten zu finden, seien es nun Live-Performances, elektroakustische MARAŠ SVETLANA gehört wird, ist es im Rahmen der präzisen Weise mit den Phänomenen Zeit und Kompositionen, Radioproduktionen oder audiovisuelle Installationen. Svetlana Maraš studierte an Vorgaben einer als interaktiv intendierten Raum sowie dem menschlichen Kör- der renommierten Aalto-Universität (Helsinki), wo sie auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig Hörsituation organisiert. Die sich im virtuel- war. Als Composer-in-Residence und künstlerische Leiterin des elektronischen Studios von Radio per auseinandersetzt. Neben seinen len Environment drehenden Köpfe erspähen Belgrad hat sie seit 2016 verschiedene Projekte und Aktivitäten initiiert wie auch Residency- und künstlerischen Aktivitäten hat er in aber keine Event-Nuggets. Kopfschwenken, den letzten Jahren an den renom- das sind hier die endlosen Jaktationen der Schulungsprogramme ins Leben gerufen. miertesten Universitäten in Europa, Kinder der Nacht. Australien und China unterrichtet. Ulf Langheinrich

< 10 > < 11 > R MILIEUS & ӣ K RHYTHMS LISTENING CAM DEAS HETEROTOPIAS URAUFFÜHRUNG BANE JOVANCEVIC� ´ URAUFFÜHRUNG

Bane Jovančević, musikalisches Wir sind ständig von Tönen, Geräuschen, Sounds um- Rückgrat und Programmverant- geben, wir nehmen sie wahr und produzieren sie. Jede Cam Deas (*1989) ist ein in London lebender Musiker und wortlicher des Belgrader Clubs Handlung, die wir ausführen oder die auf uns einwirkt, Klangkünstler, der sich mit abstrakten Sounds, Polytempos, alternativen CAM DEAS Drugstore, arbeitet unter dem hinterlässt eine Spur, die ebenfalls klangliche Kompo- Stimmungssystemen sowie stochastischen und computergenerierten nenten enthält – nur ein winziger Bruchteil davon wird Pseudonym kӣr an seinen Solopro- Prozessen beschäftigt, um eine immersive Klangumgebung zu schaffen. aufgezeichnet, den Rest versuchen wir zu reproduzieren jekten. In seinen sowohl von traditi- Sein künstlerisches Werk entzieht sich einer eindeutigen Kategorisierung, oder wiederzugeben, indem wir uns auf unser Wissen umfasst es doch ein breites Spektrum, vom solistischen Ausloten neuer onellen wie auch experimentellen von geschriebener und mündlich überlieferter Geschich- Möglichkeiten auf der Akustik-Gitarre über elektroakustische Live-Auftritte Strömungen inspirierten, elektro- te stützen und viel mehr noch auf unsere Vorstellungs- akustischen Werken beschreitet kraft verlassen. In unserer Phantasie greifen Vergangen- bis hin zur reinen Synthese und Computermusik. Er hat weltweit an die er gleichsam musikalisch den Weg heit, Gegenwart und Zukunft ineinander. Es steht uns 300 Konzerte gegeben, unter anderem im Cafe Oto (London), Tank und K11 vom Logos zum Mythos: dunkler frei, Subjekte und Objekte ins Spiel zu bringen und mit (Shanghai), Jazzhouse (Kopenhagen), ICA (London) und cave12 (Genf), und Drone und Post-Industrial mutieren Sounds zu jonglieren, die von dieser Welt sein können auch zahlreiche Kompositionsaufträge erhalten. zu Stammesmusik, Synths und oder auch nicht. Unsere Phantasien können rein privat sein, sie können aber auch mit anderen geteilt werden, akustische Klänge kollidieren, um Dieses Werk wurde als eine physische Installation konzipiert, in der man sich frei sei es als Kunstwerke oder als Werkzeuge zur Schaffung zugleich byzantinische Kirchen- bewegen und verschiedene Klangquellen und Geschwindigkeiten kombinieren alternativer Realitäten dessen, was wir als objektive musik und die Folklorerhythmen kann. Ich wollte einen Raum schaffen, in dem übereinandergeschichtete generative Wahrheiten empfinden. Die daraus resultierende Ver- des Balkans zu evozieren. k rs Patterns, die insgesamt ein Chaos wären, miteinander verbunden sind und in dem ӣ unsicherung und Ungewissheit lässt uns die Gegenwart man via Webcam-Tracking-System bestimmte Verbindungen wählen kann. symbolische Sprache ist höchst (und Vergangenheit) mit ganz anderen Augen sehen und komplex, verbindet die Kraft des beeinflusst die Art und Weise, wie wir interagieren. Archaischen mit hochdifferenzier- Da das Projekt ein simulierter Raum ist, verwendete ich fast ausschließlich physi- kalisch modellierte Klänge: synthetisierte perkussive Klänge, die sich ähnlich ver- ten Formen des Zeitgenössischen Die Plattform Tingles & Clicks bietet die interaktive halten wie die auf einem akustischen Instrument produzierten und auch dement- und reicht dennoch über das Heute Möglichkeit, durch drei verschiedene Klangsektoren, sprechend klingen. Das Stück besteht aus Schichten von generativen Rhythmen in d.h. alternative Realitäten, zu gleiten und dafür sechs hinaus, da er nach Spuren der reiner Stimmung, die sich über acht Minuten aufbauen. Es gibt eine Grundschicht verschiedene Klangobjekte zu nutzen, die den Eindruck Zukunft sucht. Mit anderen Worten: mit einem ununterbrochen fortlaufenden Ton, um das Ganze atmosphärisch ein- plastischer Körperlichkeit verstärken sollen. In meinen Sein Grundkonzept besteht darin, zufärben, alle anderen Schichten laufen in verschiedenen Tempi ab, deren Verhält- Listening Heterotopias nehme ich dieses Konzept auf konventionelle und vorherrschen- nisse genauso berechnet werden wie die Intervalle zwischen den Tönen. Daraus und präsentiere im Hörspiel-Format drei achtminütige de rhythmische Strukturen in der ergeben sich unterschiedliche Grade rhythmischer Phrasierung: kleinere Verhält- Versionen einer nicht näher bestimmten historischen Musik zu hinterfragen, indem nisse für einfache Intervalle (zum Beispiel 3:2 für eine reine Quinte) erzeugen einen Episode. Die erste erzählt die „wahre“ Geschichte, die einfachen Polyrhythmus, während komplexere Verhältnisse in Richtung rhythmi- er traditionelle Rhythmen mit zweite zeigt die „Verlierer-Seite“, die dritte ist reine Fikti- scher Dissonanz tendieren, sodass man der Struktur eines Musters vielleicht nicht zeitgenössischem elektronischem on. Auf sehr haptische Weise wird symbolisch nachgebil- mehr folgen kann, aber weiterhin das Gefühl hat, dass die Patterns miteinander Sounddesign verbindet. det, wie für uns und von uns Wirklichkeiten konstruiert verbunden sind. Würden alle Teile gleichzeitig gespielt, wäre das Stück nicht zu werden, gleichzeitig soll aber auch vermittelt werden, entschlüsseln. Wenn man aber bestimmte Verbindungen kombinieren kann, steht dass es in der Welt, in der wir leben, keine endgültigen der Erforschung dieser sich überlagernden, unterschiedlichen Geschwindigkeiten Wahrheiten gibt. und der einfachen oder komplexen Muster, die dabei entstehen, nichts im Weg. Bane Jovančević Cam Deas Übersetzung: Friederike Kulcsar Übersetzung: Friederike Kulcsar

< 12 > < 13 > 7.10.–11.10. Mi–So 10:00–19:00 DIE Akademie Graz

Uraufführung RELATIVE Klanginstallation ein Fass kennt einen letzten Boden, Eintritt frei Kkein Instrument, das nicht mehr resoniert. Konzept & Musik: KUNST Und somit: Kein letztes Wort, kein letzter Klang. Martin Brandlmayr und DER Keine Fuge ohne Unfug, gleichwie umgekehrt. Peter Brandlmayr In diesem Sinne haben Martin und Peter Brandlmayr im Um- Die Installation kreis der allgemeinen Kunst des Verfügens gefischt, um der Di- Die relative Kunst der Unfuge UNFUGE versität jenes Drängens nachzugehen, das einen letzten Grund ist ein Auftragswerk des und Boden, ein letztes Wollen und Machen verheißt, ohne dass ORF musikprotokoll ebensolches je geborgen worden ist. In einer Welt allgemei- 10.10. ner Vernetztheit, ja, einer Welt allgemeiner Bezogenheit, ist Internet ein letzter Hafen nicht in Sicht. Alle Erfahrung, alle Reise geht Online unter wohin, ist Translation – ist Übersetzung. So taucht man in die- musikprotokoll.ORF.at ser Installation in relativer Abstraktheit quer zu Raum und Zeit Hidden Sounds - Diskussion Mit Reni Hofmüller, Thomas Grill, durchs Becken des auditiven Bewusstseins unserer Kultur, ist Christina Kubisch, über die Grenzen von Sprache, Klang und Musik hinweg mal Peter Brandlmayr, Fränk Zimmer hier spurensuchend unterwegs, mal da – und das inmitten ei- Moderation: nes Instrumentariums, das mit einer inneren, rätselhaften Kraft Susanna Niedermayr ausgestattet auf eine seltsame Weise belebt wirkt. Mit Kohle an der Wand angebrachte Skizzen und ein Videoclip komplettieren das Ensemble – relativer Fug und Unfug lassen sich eben nicht auf ein rein visuelles oder auditives Setting festnageln. Immer wird irgendwo irgendetwas auszubrechen suchen. Auf diese Weise tritt uns in dieser Installation letztlich das Rätsel des Lebendigen entgegen, das Rätsel dessen, das zwischen Zufall und Absicht pendelnd, keineswegs gewillt ist, still da zu sitzen, Ö1 Sendung Zeit-Ton: „Ja und Amen” zu sagen. 07.10., 23:03 Vorschau auf das In Bezugnahme auf: Johann Sebastian Bach, Marcel Duchamp, musikprotokoll 2020 u.a. mit Gena Rowlands, Keiji Haino, Jacques Derrida, Ludwig van Beet- einem Besuch der Installation hoven, Anna Karina, Helge Schneider, Anton Webern, Billie Die relative Kunst der Unfuge von Peter Brandlmayr & Holiday, Stanley Kubrick, Susan Sontag, David Bowie, Gilles Martin Brandlmayr Deleuze, Monty Python, Galina Ustvolskaya, Morton Feldman, MARTIN BRANDLMAYR Thomas Bernhard, Glenn Gould, Marina Abramovic,´ Ludwig Ö1 Sendung Zeit-Ton & & PETER BRANDLMAYR Wittgenstein, Laurie Anderson, Charlie Parker, John Cassave- Radiokunst – Kunstradio: 18.10., 22:08 tes, John Carpenter, Theodor W. Adorno, Jean-Luc Godard u.v.m. Altered State Solution von Dani Gal und Ghazi Barakat und DIe relative Kunst der Unfuge von Martin und Peter Brandlmayr

< 14 > < 15 > Nun sind unser zwey Vorwärts! hört man´s Öffne dich Hart die Türe aufgeschlagen, und weiche. freches Wehen, Ziehen, Zucken, in der Dünung stehend, Haia Fie! feucht die Poren vollgefüllt, Haia Fie! am letzten Flecken Erde, Der Spaten weist den Weg. filzbedeckt, ein Umriss, Salzsäulerner Absprung, stehend Ich weiß: du bist bereit, - zwischen Licht und Schatten, doch noch trägt dich der Boden. dort und da, Noch bist schneller als die Beine tragen, Aus- und Einzug, schneller als der Wind, - grelle Sonne unter Wasser. - Hals über Kopf, gebunden. Bist du´s alter Knabe, der da am Ufer steht, Noch bist unterwegs, die Wellen treibend, mein Guter, überm Bett die Mitte suchend, meinst zu wissen wo es hin geht. teilend, bindend? - noch hört man, wie du atmest, - Donner zwischen Wolken. Bist du´s Sasa, Doch hinterm Zaun, alter Gärtner, quer zur Zeit, der hier in der Brandung steht, angebunden und vertaut danach trachtend, liegt des ersten Adlers Barke, aufzuzeigen, - ins Schwarz der Augen stechend. anzudeuten, auszumalen? Siehst die Blätter dort im Wind, die Asche, Hitze steht dir ins Gesicht geschrieben, leuchtend hell, Augen unter Wasser, längst bist du zum Flug bereit, wortlos, nun also, drängend, gib das Zeichen. murmelnd widersprechend, immer wieder, Da setzt er den Spaten an, wieder, tief versenkt die Klinge immer, hinein ins dicht gewirkte Netz, - zeitenwendend, durch Fäden, reklamierend, matt und glänzend, und kein Ende scheint in Sicht. zum Grund hinab -zur Wurzel, die kein Keim umfasst.

< 16 > < 17 > Und also tanz ins Fleisch der Erde, Haia Fie! Haia Fie! Der Spaten weist den Weg.

Türen klappern, Fenster schlagen, wildes Klopfen, Hämmern, Jagen, Sturm fegt durch´s Gemäuer, fährt durch durch Mark und Bein, dreht sich, Martin Brandlmayr (*1971, Bad Ischl) arbeitet im Grenzbereich zwischen Impro- wirbelt, stößt, zwickt und faucht, visation und Komposition bzw. an der Schnittstelle zwischen elektronischen und die Hörner bockig aufgestellt. akustischen Klangwelten. Er ist Mitglied der Ensembles , Trapist und Immer wieder, wurde vor allem durch das 1997 gegründete Trio Radian international bekannt. Mit wieder, Radian veröffentlichte er seit Mitte der 90er-Jahre insgesamt sieben Alben. Martin immer, Brandlmayr arbeitete mit , Howe Gelb, Christian , Ken Vander- schnaubt´s und ruckelt´s mark, Otomo Yoshihide, Sachiko M, John Tilbury, Mats Gustafsson, The Necks und MARTIN BRANDLMAYR -s´Auge unter Wasser. vielen mehr. Er veröffentlichte auf zahlreichen angesehenen Plattenlabels wie Thrill Jockey (USA), Kranky (USA), Staubgold (DE), Hat Hut (CH), Samadhisound (GB) und Nun denn, schlag ein, ~scape (DE). 2018 erhielt er für sein Hörspiel Vive les fantômes den renommierten mein bester Esser, Karl-Sczuka-Preis. drück tiefer, weiter, fester, fahr fort, lös alles auf, das dich einst hielt und nimm vom roten Fleisch Peter Brandlmayr (*1970, Bad Ischl) studierte Geologie in Innsbruck und absolvier- und iss! te das Kolleg für Fotografie an der Höheren Grafischen Bundes-Lehr- und Versuchs- Haia Fie! anstalt in Wien. 1998 gründete er das Institut für Wissenschaft und Forschung Haia Fie! (IWF), ein Experiment zwischen Kunst und Wissenschaft, Realität und Fiktion. 2013 Der Spaten weist den Weg. erfolgt die Gründung des Pegasus-Instituts für Pataphysik (PIP) sowie im Jahr 2019 die des Instituts für Müßiggang und Kontemplation (IMK). Da ebbt der Wind, verflacht der Hauch, Stolz aller Wellen fallend, bleich und leuchtend, blutleer, hell,

-unterm Eis:

deine Hand. PETER BRANDLMAYR Und kein Blick zurück.

Peter Brandlmayr

< 18 > < 19 > 7.10.–11.10. ELECTRICAL Mi–So 10:00–19:00 Walk Eintritt frei

WALKS 08.10., 13:30 Palais Meran – Florentinersaal Lecture von Christina Kubisch eit den 1970ern beschäftigt sich Christina Ku- Eintritt frei Sbisch mit elektromagnetischer Induktion. Als sie in den Neunzigern eine größere Installation mit im 10.10. Internet Raum verspannten elektrischen Kabeln realisierte, Online unter hörte sie plötzlich diverse Signale einstrahlen. Es musikprotokoll.ORF.at war jene Zeit, in der sich immer mehr elektromag- Hidden Sounds - Diskussion netische Felder bildeten. Kubisch ließ sich spezielle Mit Reni Hofmüller, Thomas Grill, Christina Kubisch, Peter Brandl- Kopfhörer bauen, mit denen sie diese hörbar machen mayr, Fränk Zimmer und gleichzeitig aufnehmen konnte. Seit der Jahrtau- Moderation: sendwende veranstaltet sie Electrical Walks, bei de- Susanna Niedermayr nen das Publikum die Möglichkeit hat, entlang einer 10.10., 13:30 vorgeschlagenen Route die so vielfältig klingenden Startpunkt: elektromagnetischen Felder, deren Anzahl beständig Dom im Berg zunimmt, selbst zu erkunden. „Die Palette dieser Ge- Geführter Walk räusche, ihre Klangfarben und Lautstärke variieren mit Christina Kubisch von Ort zu Ort, von Land zu Land“, so die Künstlerin. Eintritt frei

„Eines haben sie gemeinsam: sie sind überall, auch In Kooperation mit dort, wo man sie nicht vermuten würde. Lichtsyste- SHAPE – Sound, me, Transformatoren, Diebstahlsicherungen, Über- Heterogeneous Art and Performance in Europe. wachungskameras, Handys, Computer, Aufzüge, Stra- ßenbahnleitungen, Antennen, Navigationssysteme, Die für das Projekt benötigten Bankautomaten, Leuchtreklamen, Elektrogeräte etc. Spezialkopfhörer können Sie bilden Stromfelder, die wie unter einem Tarnmantel unter musikprotkoll.ORF.at/ electrical-walks reservieren. versteckt und doch von unglaublicher Präsenz sind.“ Konzept: Christina Kubisch

CHRISTINA KUBISCH

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 06.10., 23:03 Christina Kubisch: Electrical Walks

< 20 > << 2121 >> ELEKTROMAGNETISCHE STADTSPAZIERGÄNGE CHRISTINA KUBISCH Susanna Niedermayr: Sie können sich sicher Faszination für das Unsichtbare und Unhörbare? noch an den ersten Moment erinnern, in dem Christina Kubisch: Ja, vielleicht aus diesem Sie mit einem von Ihnen entwickelten Kopfhörer ganz frühen Protest. Die Welt ist ja nicht nur so durch die Stadt gegangen sind. Das muss ja wie man sie sieht oder hört, es gibt noch ganz eine unglaublich tolle Erfahrung gewesen sein, andere Ebenen. Gerade diese Nachkriegswelt all diese elektromagnetischen Klänge plötzlich der 1950er-Jahre, in der ich aufgewachsen bin, wahrnehmen zu können… war sehr von dem Streben nach finanzieller Christina Kubisch: Eine ganz besonders Sicherheit geprägt. Damals hat es immer gehei- intensive Erfahrung in dieser Zeit war ein Festival ßen: Das wichtigste ist, dass ihr Geld verdient in Tokio, an dem ich teilgenommen habe. In und etwas Ordentliches in eurem Leben macht. Japan gibt es und gab es schon damals sehr Das hat mich bereits damals dazu bewogen zu viele elektrische Felder, vielleicht mehr als in denken, dass das ja nicht alles sein kann. Ich Europa. Alvin Lucier war auch bei diesem Festival habe mir immer gedacht, es gibt mehrere Wel- zu Gast, und ich habe zu ihm gesagt: „Hör dir ten. Und die Kunst ist vielleicht eine Möglichkeit, das einmal an, wie findest du das denn?“ Er hat etwas Anderes sichtbar oder hörbar zu machen, sich den Kopfhörer geschnappt und ist dann was auch immer da ist. lange weggeblieben. Nachdem er zurückgekom- men war, sagte er: „That’s music!“ Das hat mich Susanna Niedermayr: Mit Graz verbindet Sie ermutigt, mit den Erkundungen der elektroma- eine bereits lange Geschichte… gnetischen Felder unserer Umwelt weiterzuma- Christina Kubisch: Ich hatte in Hamburg chen und sie als Klangquellen für meine Arbeit klassische Musik studiert und bin dann, auch zu nutzen. weil ich in einer Rockband war, rausgeschmis- sen worden. Das einzige, was ich mir daraufhin Christina Kubisch (*1948, Bremen) ist Komponistin und Klangkünstlerin Susanna Niedermayr: Wie hat sich diese vorstellen konnte, war an eine Hochschule zu Klanglandschaft der elektromagnetischen Felder gehen, an der auch Improvisation gelehrt wurde. und tritt seit den 70er-Jahren mit Projekten im Schnittfeld von bildender im Laufe der vergangenen Jahre verändert? Damals war an der Hochschule für Musik und Kunst, Medien und Musik in Erscheinung. Ihr Werk wird daher oft als „Syn- Christina Kubisch: Das Spektrum der darstellende Kunst Graz gerade die Jazzabteilung these der Künste“ beschrieben – die Entdeckung des akustischen Raums elektromagnetischen Klänge wächst ständig, es neu gegründet worden, also bin ich nach Graz und der Zeitdimension in der bildenden Kunst einerseits und eine Neudefi- wird immer interessanter. Es wird auch immer gegangen. Zwei Jahre habe ich dort studiert. Ich nition der Beziehungen zwischen Material und Form in der Musik anderer- bedrohlicher, muss ich sagen. So Systeme wie habe bald gemerkt, dass ich keine gute Jazzmu- seits. Sie entwickelte u.a. eigene Übertragungstechniken im Audiobereich etwa 5G werden noch ganz neue technische und sikerin werden würde, aber ich hatte eine sehr CHRISTINA KUBISCH KUBISCH CHRISTINA wie induktive Kopfhörer, mit denen das Publikum im öffentlichen Raum für mich auch akustische Welten aufmachen, da schöne Zeit. elektromagnetische Felder entdecken und hören kann. Kubisch hatte bin ich sehr gespannt. Die elektromagnetischen Professuren in Paris, , Saarbrücken und Oxford inne und ist seit 1997 Felder gehören mittlerweile zum Alltag. Wenn ich Susanna Niedermayr: Was können Sie be- Mitglied der Akademie der Künste Berlin. meinen elektromagnetischen Aufnahmekopfhö- reits über Ihre Electrical Walks in Graz verraten? rer trage, dann tauche ich in eine Art Parallelwelt Christina Kubisch: Graz hat sehr dichte elek- ein. Ich sehe etwas und höre aber etwas ande- tromagnetische Felder, die sehr vielfältig sind. res. Daraus entstehen neue Bilder und Vorstel- Signale aus unterschiedlichen Quellen treffen lungen, die unsere Wahrnehmung verändern. aufeinander, einige sind eher melodisch und tonal, wie die Litfaßsäulen mit Leuchtreklamen, Susanna Niedermayr: Sie haben auch viel andere sind bestimmt durch digitale Sender und mit Licht, etwa mit speziellen Pigmenten gear- Empfänger. Allgegenwärtig sind die Trams, die beitet, die erst durch den Einsatz von UV-Licht mit ihren sirenenartigen Klängen überall in Graz ihr volles Potential entfalten und dabei selbst präsent sind. zu Leuchtquellen werden. Woher kommt diese Susanna Niedermayr

< 22 > < 23 > 7.10., 19:30 Aussichtsplattform Radetzky-Brücke Radetzkybrücke Uraufführung Konzert er neue Stadtbalkon am Murufer bei der Radetzky- Eintritt frei DBrücke wird zur Bühne: Josef Klammer und Sep- Konzept und Musik: po Gründler haben für diesen Ort eine Aufführung mit Josef Klammer und Klang, Licht und Text konzipiert. Die künstlerische Seppo Gründler ­Überspannung der Mur spiegelt sich auch im Projektna- men at.mur.at ­wider. Die Ufer sind Projektionsflächen; Visual Piano: unterschiedliche Stadträume werden visuell und akus- Kurt Laurenz Theinert tisch miteinander verknüpft. Das Libretto stammt von Text: Volha Hapeyeva Volha Hapeyeva, der Grazer Stadtschreiberin 2019/2020, Sprecherin/Performerin: Ninja Reichert

.AT AT.MUR und wird von der Schauspielerin Ninja Reichert interpre- Operator: Nick Acorne tiert. Mit seinem „Visual Piano“ kreiert der Medienkünst- ler Kurt Laurenz Theinert dazu live abstrakte Lichträume. Eine Produktion von KIÖR (Kunst im Öffentlichen Raum) in Kooperation mit dem Seit Mitte der Achtzigerjahre arbeiten Klammer und ORF musikprotokoll Gründler mit ortsbezogenen Klängen und Elektronik im Live-Kontext. Dabei heben sie auch versteckte Klang- schätze – seien es die verschwindenden Geräusche des Eisenabbaus in Eisenerz oder die bei der analogen und digitalen Musikproduktion entstehenden Nebengeräu- sche. Auch für at.mur.at spüren sie „Hidden Sounds“ auf. Latent hörbares Material wird produktiv genutzt.

Wichtig ist den Künstlern die Überspannung der Mur als eine auch soziokulturelle Schwelle innerhalb der Stadt. at.mur.at thematisiert und hebt Grenzen auf zwischen Bühne und Tribüne, zwischen rechts und links, zwischen Ost und West. Das Publikum ist ebenfalls gefordert und wird dazu aufgerufen, Ton und Licht mithilfe der „Second Screen“-Funktion auf ihren Smartphones zu verbreiten. Somit wird at.mur.at zu einem Spektakel an Wasser und Frischluft, das Grazer Kulturräume verbindet.

JOSEF KLAMMER & SEPPO GRÜNDLER

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 08.10., 23:03 Klammer & Gründler: at.mur.at

< 24 > < 25 > MURUHR

akt ii. TEXT IN links und rechts sind VIER AKTEN einfache wörter mit nicht einfachem schicksal

VOLHA HAPEYEVA linkheit und rechtheit RECHTS jeden tag wache ich auf Chemische Kleiderreinigung und ziehe die wurzel aus dem warten im rechten augenblick hat ein rechthaberischer Entfernung auch einzelner Flecken nehme sie dann mit dem ungewissen mal rechtgläubiger rechtshänder Rankengasse akt i. um zu verstehen was besser ist: zu seiner rechtfertigung das herz am rechten fleck verliebt zu sein und getrennt LINKS wie schön wäre es, meine schuhe auszuziehen rechtzeitig gesetzt oder allein Zum Guten Kleid wenn ich über die brücke gehe der gute Schirm und mir vorstelle – der fluss lecke meine fersen im linken augenblick ist ein linkshaberischer ich denke an häftlinge, vermisste und Größte Auswahl, bescheidene Preise während ich nach unten schaue und sehe linksgläubiger linkshänder patientInnen – Hauptplatz die zeit mit dem linken bein zuerst aufgestanden hat jemand von ihnen diese gleichung gelöst? die man hier Mur nennt links – wo ist das? RECHTS zeitkoller bringt angst Die weltberühmte englische Motorrad-Marke wir menschen lieben zeit nicht dort wo sich die untere seite des stoffes versteckt dort wo der sozialismus steht Mechanische Werkstatt versuchen sie in uhren und glocken zu sperren angst ist immer erwartung dort wo alles falsch und fragwürdig ist Dominikanergasse um sie in den fängen zu haben der ewige kreis dort wo dein herz liegt den entlang wir gerne laufen LINKS wir menschen lieben grenzen Beste und modernste amerikanische und bauen sie gerne und sehen sie überall links-zwo-drei-vier wir menschen hegen und pflegen die angst Schnellschreibmaschine sogar in der natur juckt einem die rechte hand, dann kriegt man was links-zwo-drei-vier mit und ohne elektrischen Antrieb z.b. nennt man flüsse naturgrenzen die nicht mit uns sind – die sind gegen uns juckt einem die linke hand, dann gibt man was Hans-Sachs-Gasse um dann anklagen zu können, dass sie uns trennen simpel und deutlich eins-zwo eins-zwo, juckt die rechte fußsohle, kommen bald gäste alle gassen und straßen sind wege „die Mur teilt die stadt in zwei lager nomaden, zigeuner, fremde, landstreicher, eins-zwo eins-zwo, mit einer einzigen richtung – … ist barriere strolche, juckt die linke fußsohle, wird man bald gast sein hinein in sich selbst … bildet eine deutliche trennung“ der wandervogel hat weder haus noch hof, exile, eins-zwo eins-zwo refugee, emigrant. und während ich auf der brücke stehe wir menschen lieben gewalt marsch-marsch links-rechts denke ich über das mädchen nach versuchen alles nutzbar zu machen diejenige, die wandert, teilt nicht die loci in ihre rechts sehen Sie das hier blumen im mantel barfüßig handelte und andere und vielleicht träumte von eigenen schuhen seit jahrhunderten hat man die Mur in links hören Sie diejenige, die reist, kann nicht abgeschlossen aber narzissen waren nicht populär im jahr 1945 ihr bett gezwängt rechts riechen Sie werden für andere ideen und bräuche weder am linken noch am rechten ufer um sie schiffbar zu machen links schmecken Sie diejenige, die durchzieht, kümmert sich um oft vergesse ich welche hand welche ist und ihre kraft zu verwenden: rechts tasten Sie jeden ort, wo sie ist, denn jeder davon ist ihr dann stelle ich mir vor wie ich jemandem zuhause seine drücke mahlmühlen alles dann weiß ich das ist meine rechte hand tuch- und strickwalke und wie die grille hoppelt sie von sprache zu rindenstampfen was Sie fühlen sprache wozu nagelschmiede wird bei Ihnen bleiben feilen- und papierfabriken [MUR] bedeutet auf belarussisch WAND links und rechts hängen von der person ab am westlichen ufer am wesentlichen teil auch oben und unten antriebskraft des wassers am östlichen ufer am köstlichen teil [VAN] bedeutet auf sanskrit WALD manche sprachen sind so egoistisch wir menschen sind idioten laut „Grazer Führer“ von 1927 [VALD] bedeutet auf isländisch KRAFT links und rechts wie dienstag und freitag glauben, dass wenn wir abfall in den fluss werfen wie fahrenheit oder kronen er verschwinden wird LINKS immer zählt sie bis acht das sind wörter sich auflösen wie eine brausetablette – Damenhüte dort liegt das grenzlose die nichts mehr bedeuten wenn man was für eine zauberhafte mülldeponie in großer Auswahl und jeder Preislage ein fluss ist diese Mur Besichtigung ohne Kaufzwang Sporgasse

< 26 > < 27 > akt iii. mur uhr mur uhr fließt mit buchstaben durch das zeitungspapier akt iv. september 1913 hat die nervenklinik zwei neue bekommen die sprache von wasser ist laut die 40 jahre alte Emma und die 43 jahre alte kellnerin K. sie waren zu müde, weiter auf der brücke zu gehen мармытаць (marmytac) murmeln mummeln brümmeln und und stürzten sich in die Mur memmeln am 26. juni 1955 konnte man sehen die sprache von wasser ist licht wie brennende menschen fliegen von der tegetthofbrücke ins wasser мігцець (mihciec) blinken zwinkern glitzern und flimmern was für eine spektakuläre vorführung polizeisportfest die sprache von wassers bewegung am 23. september 1925 імчыць (imtschyc) laufen strömen fluten und quellen hat eine magd ihr vierzehn tage altes kind bei wörth nächst gratkorn in die Mur geworfen мора (mora) мор (mor) мур (mur) мармур (mamur) schwimm kindchen, schwimm zum besseren los мора мор мур мармур мора мор мур мармур beim spaziergang am sonntag 1956 мора мор мур мармур fand eine frau am Murufer eine zweihundertfünfzig kilogramm fliegerbombe meer morast mural marmor die nicht explodiert war modd bomben haben kein gefühl für zeit und es ist egal für sie wann sie durch die luft fliegen und wann sie in schwärze tod die luft gehen und dann beginnt alles wieder von vorn am 12. mai nachmittags 1889 unsere körper sind erinnerungen davon eine brückenjoche der radetzkybrücke wurde die letzte station: jeder von uns ist göttin und gott der Murdampfer „styria“ ist zu grunde gegangen jeder von uns ist nichts menschen verloren ihr leben staub und asche opfergabe oder ein fehler der zugrundeliegenden ideen der bäume und gras ingenieure? vögel tiere und luft was aus uns werden wird hat Maria B. ihr weinachten 1859 gefeiert? wissen was hat sie als geschenk bekommen? nur kometen und grillen hat sie sich schon den namen für ihr kind ausgedacht? die sich wie ewigkeit und augenblick träume und sorgen sind am ufer geblieben auf dem lineal des flusses während sie schon sterbend ins wasser geworfen wurde gleichen von einem dritten wie links und rechts von der Mur mit würgemalen auf ihrem hals wie ich und du gedächtnis macht alt auf der brücke höre ich zu grillen klingen wie die uhr zählen mein leben jetzt jez jez jez

< 28 > < 29 > Ninja Reichert kam 1974 in Haltern am See im Ruhrgebiet zur Welt, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Münster sowie Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Sie spielte bei dramagraz, Theater t'eig, Theater Quadrat, TaO, Theater Oberzeiring, an der Oper Graz und am Schauspielhaus Graz. Reichert unterrichtet Sprechtechnik und Schauspiel, zeitweise auch Kurt Laurenz Theinert (*1963) ist Licht- und an der Kunstuniversität Graz. Sie gestaltet Medienkünstler. Er konzentriert sein Schaffen Lesungen und Radiobeiträge, ist Sprecherin für auf visuelle Erfahrungen, die nicht mehr Dokumentationen und Hörstationen in Museen Josef (Seppo) Gründler (*1956) beschäf- bildhaft auf etwas verweisen. Theinert schafft und führt Regie. 2018 erhielt sie das Ernst tigt sich mit Klang- und Medienkunst, mediale Lichträume – live, abstrakt und raum- Binder-Stipendium (Graz). that these concepts Sounddesign, Elektronics und Software. füllend mit 360°-Panorama-Projektionen. contain, they served me to create a framework for Seine Hauptinstrumente sind Gitarre und Dabei gibt es keine technische Verbindung Computer/Elektronik. Er komponierte zwischen Bild und den anderen beteiligten Musik für Computerspiele, Theater, Film, Künstler/innen (Musiker/innen und Tänzer/ Medien- und Klanginstallationen. Gründ- innen), um einen spontanen, aktiven Dialog

ler lebt in Graz, ist Doktor der Medizin, zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit Phi- REICHERT NINJA SEPPO GRÜNDLER

Visiting Professor für Sound Design an THEINERT LAURENZ KURT Josef Klammer (*1958) arbeitete lipp Rahlenbeck erfand er dafür das weltweit der Donau-Universität Krems und As- zunächst als Fotograf, später einzigartige Instrument „visual piano“, das sistent Professor an der FH JOANNEUM; studierte er Schlagzeug an der es ihm ermöglicht, ohne die Verwendung von im Vorstand des Instituts für Medienar- Musikuniversität Graz. Seit Mitte vorgefertigten Clips Räume mit Linien, For- chäologie und bei V:NM. Seine Werke der 80er-Jahre arbeitet Klammer men und Farben in Echtzeit zu füllen. Seine präsentierte er unter anderem auf der Ars kontinuierlich an der klanglichen „visual piano“-Performances werden auf der Electronica, bei den Wiener Festwochen, Erweiterung seines Instrumentariums ganzen Welt gezeigt – von Sao Paulo, London, beim steirischen herbst, the Knitting Sydney, Berlin über New York bis Singapur.f JOSEF KLAMMER JOSEF und an der Erforschung und Factory New York, Sonambiente Berlin, Transformierung medienimmanenter transmediale Berlin oder beim City of Wo- Musikpotenziale. Er erhielt den men Festival Ljubljana. Aktuell konzer- Förderungspreis für Computer- tiert er mit dem Klammer&Gründler Duo, Musik des österreichischen Singing Adorno und solo. Gemeinsam mit Bundesministeriums, mit dem Annette Giesriegl gründete und leitet er Klammer&Gründler Duo den Volha Hapeyeva (*1982, Minsk) ist Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin das Styrian Improvisers Orchestra.. Elektronic Award 2003 der und promovierte Linguistin. Hapeyeva tritt ebenso als Kinderbuch- ELAK und 2015 den autorin wie als Dramatikerin hervor. Ihre Gedichte wurden in mehr Award of Distinction (Prix Ars als zehn Sprachen übertragen. In Zusammenarbeit mit Künstler/ Electronica). Ausstellungen, innen der elektronischen Musik veranstaltet sie audiovisuelle Konzerte, Klanginstallationen und Performances. Sie ist häufig Gast auf internationalen Festivals. musikübergreifende Projekte führten Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. ihn durch Europa und nach Asien In Deutschland war sie u. a. Stipendiatin der Stiftung Preußische und Amerika. Er schrieb Musik HAPEYEVA VOLHA Seehandlung (2009) und Gastautorin im Literarischen Colloquium für Radio, TV und Film; Hörspiele Berlin (2018). In Österreich war sie 2013 Artist-in-Residence im und Sendungen für den ORF Internationalen Haus der Autor/innen in Graz und 2014 Artist-in- und komponierte Bühnenmusik Residence in Wien (KulturKontakt des Kultusministeriums). 2019- für renommierte europäische 2020 ist Volha Hapeyeva Grazer Stadtschreiberin. Schauspielhäuser.

< 30 > < 31 > 7.10., 21:00 MUWA Museum der Wahrnehmung

Konzert RICHARD EIGNER Eintritt frei Uraufführung Konzept und Musik: DENOISING: Richard Eigner 953 bat der junge Robert Rauschenberg den damals In Kooperation mit SHAPE – MUSIKPROTOKOLL 1bereits renommierten Willem de Kooning um eine Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Zeichnung, die er auslöschen wollte. Nach einiger Über- Gefördert durch das Programm legung überließ ihm de Kooning ein Werk, das er aller- „Creative Europe“ der dings als unauslöschlich bezeichnete. Rauschenberg trat Europäischen Union. Richard Eigner ist nach mehrwöchiger Radierarbeit mit Erased de Kooning SHAPE Artist 2020. Drawing den Gegenbeweis an. Von der ursprünglichen Zeichnung waren nur noch vereinzelte Spuren übrigge- blieben. Dieser radikale künstlerische Akt inspirierte Ri- chard Eigner zu einem Experiment. Was passiert, wenn man Noise Musik mit einer Software zur Rauschunterdrü- ckung „denoised“? Die dabei entstandenen klanglichen Artefakte stellten sich als derart interessant heraus, dass in weiterer Folge eine Werkreihe entstehen sollte. In den vergangenen Jahren hat Eigner neben Noise Musik etwa auch verkehrsreiche Straßen oder Schwimmhallen „ent- lärmt“. Für das musikprotokoll widmet sich der Musiker und Klangkünstler nun dem Denoising von Konzerten der heurigen Ausgabe.

RICHARD EIGNER / DENOISING

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 09.10., 23:03 Richard Eigner: Denoising: musikprotokoll

< 32 > << 3333 >> einer musikalischenDekonstruktion„zweiter Ordnung“ zutun. wieder herausstreicht: „Denoisen“hatweder mitStille nochmit hihide undMerzbow einemDenoisingunterzog. Wie Eignerimmer noising OfNoise,beidererStücke von Pierre Henry, Otomo Yos- und seine2012veröffentlichte Doktorarbeit nannte sichTheDe- unter seinembürgerlichen NamenaufdemLabel Wald Records 2009 erschienmitDenoisingFieldRecordings seinDebüt-Album des Alltags. nicht nurinkünstlerischenKontexten, sondernauchinsolchen findensichbeiRichard Eigner Übertragungen tisieren. Derartige Transit von einemZustanddesMaterialsineinenanderen thema- wie OriginaloderAutorenschaft heftiginFrage stelltenundden Beispiele derjüngeren Musik- undKunstgeschichte, dieBegriffe schenbergs Radierarbeit Erased deKooning Drawing sindzwei ausgelöscht wurde. I’m SittingInARoom Rau- ebensowieRobert geloopte Stimme immer mehrvom also Raumklang überlagert, Lucier, der1969damitgezeigt hatte,wieseinegesprochene und angelehnt andiegleichnamigeArbeitdesKomponisten Alvin tallationsreihe, diesich I’m SittingInARoom nannte.Siewar Zwischen 2008und2010gestalteteRichard EignereineIns- eigenen künstlerischenAussagen. trachtungsweisen. Vorgefundenes sichzu Materialtransformiert Denoising schaffterradikal neue ZusammenhängeundBe- Installationen oderalsProduzent: Mitdemvon ihmentwickelten und gesellschaftlichen Transfers. ObinFeldaufnahmen, Sound- Richard Eigneristein Künstler dermusikalischen,medialen < 34> ÜBERTRAGUNGEN: RICHARD EIGNER URAUFFÜHRUNG DENOISING

RICHARD EIGNER Diese installativen Soundscapeslassen werden. che EbenenderRezeption aufgezogen genauer hinzuhören, wodurch zusätzli- Eigners Denoisingzwingtunsdazu, auf vorherige Gegebenheiten schärfen. ausschälen, diedenakustischen„Blick“ oder gesellschaftlichenSituationenher- Fragmente ausMelodien,Harmonien Aus abstrakten Inputslassensichso gebaut wird. Gegenambiente wird, sonderneineArt nicht vermeintlich „Störendes“ reduziert eigene künstlerischePraxis, beider sein Gegenteilundmachtdaraus eine diesenEffektquasiin Eigner verkehrt einer Tonaufnahme werden. restauriert fekt, mitdembeschädigteAudiosignale „Denoising“ nenntsicheigentlicheinEf- melancholischen Zombiefilm Otto;or, UpwithDeadPeople. und Papierskulptur Chiral odervom kanadischenRegisseur BruceLaBrucefürdessen tracks eingesetzt,soetwavon Seidelfür dessenimMOCA Taipei Robert gezeigte Projektion Dimlite undPatrick Pulsinger. EignersKompositionen werden immerwiederalsSound- vielen Produktionen alsSchlagzeuger mit,unteranderem fürPatrick Wolf, FlyingLotus, widmet sichinseinenDenoising-Installationender„EntlärmungdesLärms“undwirktbei musikalische Projekte, zumBeispieldieimverspielten Avant-Pop verortete BandRitornell, Klängensteht.Erbetreibt zahlreiche undmanipulierten ten undelektronisch generierten seines künstlerischenSchaffensdie„symbiotische Verbindung“ von akustischenElemen- experimenteller akustischerMusik,Minimal-Pop undElectronica, wobeiimMittelpunkt künstler, Produzent undSchlagzeuger. Musikalischbewegt ersichanderSchnittstellevon lebtundarbeitetinLinz Richard Eigner(*1983,Linz/AUT) Wien alsKomponist, Klang- < 35> von NoiseundStille auseinandersetzt. rischen Perspektiven mit Verhältnissen sich u.a.austheoretischen undkünstle- Wien eineKlassefürKlangkunst,die der Universität fürangewandte Kunst Seit letztemJahrunterrichtetEigneran schungen vertiefte. 16-Kanal-Anlage seineDenoising-For- Actuelmitderdortigen Centre EnArt Rahmen einerResidency amSporobole er imkanadischenSherbrooke, woerim 2016 einSchwimmbadinLinz.2018war eine Straße imwalisischenBangorund Viale Donato Giannotti inFlorenz, 2012 ums, imJahrdarauf „entlärmte“erdie 2010 amDachdesLinzer Lentos Muse- öffentliche Räume:sogeschehenetwa anwenden wieauf Feldaufnahmen oder sich aufMusikaufnahmenebenso Heinrich Deisl (ENT-)LÄRMEN 8.10., 16:00 Helmut List Halle Uraufführung Konzert Eintritt frei

enn Klänge versteckt sind, muss man sich auf Mit steirischen Schülerinnen und Schülern KONFRONTATIONEN 8: Wdie Suche begeben. Das machen Schülerinnen und Schüler aus steirischen Schulen, die sich der För- Eine Produktion von Conto derung musikalischer Talente verschrieben haben: die musicale und der Bildungs- SOUND Musikmittelschule Stallhofen, das BORG Hartberg (mit direktion für Steiermark. In Kooperation mit dem Instrumentalmusik und Gesang), das Stiftsgymnasium ORF musikprotokoll. SEEKERS Admont, das Musikgymnasium Graz und die Musikschu- le Weiz. Gemeinsam mit Musiker/innen des Ensembles Schallfeld und Komponist/innen zeitgenössischer Musik experimentieren junge Menschen mit neuen Klängen: Wie kann ich in meinem Instrument, meiner Umgebung oder in mir selbst neue und ungewöhnliche Klänge ent- decken? Wie kann ich diese in musikalischen Kontexten verwenden? Wie mache ich aus alldem ein Stück? Durch Improvisation und kollektive Komposition entstehen Werke, in denen die Entdeckungen der jungen Musiker/ innen hörbar werden.

STEIRISCHE SCHÜLER/INNEN

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 14.10., 23:03 Magazin: konfrontationen 8: Sound Seekers

< 36 > < 37 > Die Schule liegt im Herzen der Weststeiermark, wo Musik und Kultur einen hohen Stellenwert haben. Ein junges, dynamisches Lehrerteam trägt mit Veranstaltungen wie Musicals, Vorspiela- benden oder einem gemeinsamen Schul-Abschlusskonzert viel „KONFRONTATIONEN 8“ zum örtlichen kulturellen Leben bei. Mit der Teilnahme an den – SOUND SEEKERS „konfrontationen“ soll den Schüler/innen die Klangwelt der zeitgenössischen Musik nahegebracht werden. URAUFFÜHRUNGEN Projektbetreuer:

MUSIKMITTELSCHULE STALLHOFEN Georg Reich

Musiker/innen: Ensemble Schallfeld Klingende Musik ändert durch Notation gleichsam ihren Aggregatzustand, sie konserviert und verbirgt sich gleichzeitig durch die Übertragung in optischen Zeichen. Traditionelle Notenschrift hat stark festge- Die 6. Klasse des ORG mit Instrumentalunterricht legte Bedeutungen, bei grafischer Notation ergibt sich stellt sich dem Abenteuer einer Suche nach unge- ein zunehmender Grad an Freiheit, der die Suche nach wöhnlichen Klängen. Gerade in dieser Schulstufe Klängen ermöglicht, ja notwendig macht. Junge Musi- ist die Beschäftigung mit Musik besonders intensiv, ker/innen aus fünf steirischen Schulen, die allesamt da zum regulären Unterricht am Instrument oder einen musikalischen Schwerpunkt haben, machen sich Gesang auch zwei Stunden im Wahlpflichtfach auf die Suche nach Klängen, die sich aus musikali- schen Zeichen ergeben und schaffen selbst Stücke in Instrumentalmusik und Gesang dazukommen, wo neuen Notationsformen. Vorbilder sind dabei der im sich die Schüler/innen sowohl in Vokalensembles Vorjahr verstorbene Komponist Hans Zender und der WEIZ MUSIKSCHULE als auch in verschiedenen Instrumentalformationen Meister der grafischen Notation, Roman Haubenstock- betätigen. Ramati. Kompetent begleitet werden sie auf ihrem Entdeckungsweg von den Musiker/innen des Ensem- Für die nahezu 800 Schüler/innen wird Projektbetreuerin: bles Schallfeld, der Stimmkünstlerin Annette Giesriegl neben einer umfassenden musikalischen Jutta Scherübel und der Komponistin und Improvisationskünstlerin Ausbildung auch verstärktes Augenmerk auf Elisabeth Harnik. die Vermittlung Neuer Musik, vor allem in Musikerinnen: Klaus Dorfegger Workshops mit renommierten Musiker/innen, Annette Giesriegl, Elisabeth Harnik that these gelegt. Im Ensemble für die „konfrontatio- concepts contain, they served me to create a nen 8“ haben sich zahlreiche Schüler/innen framework for a number of auditory situations that verschiedener Ausbildungsklassen zusam- are fluidly changing from one to another. Constant mengefunden, um durch aktives Gestalten fluctuation and transfiguration of musical material eine neue Intensität der Musikerfahrung aims to stimulate the ear not to adapt, but to adopt the heterogeneity of content, inviting the mind to kennenzulernen. do the same.

Projektbetreuerin: Andrea Waldeck

Musiker/innen: Ensemble Schallfeld eing endangered HARTBERG GYMNASIUM nowadays. With the innate musicality that these concepts contain, they served me to

< 38 > < 39 > Die freischaffende Komponistin und Pianistin Elisabeth Harnik wurde 1970 in Graz geboren. Zunächst studierte sie klassisches Klavier, später folgte das Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Kunstuniversität in Graz. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie sowohl als Interpretin ihrer eigenen Kom- positionen als auch als Pianistin und Sängerin in verschiedensten Bereichen der improvisierten Musik. Als Improvisationsmusikerin ist sie seit 1996 solo und in Ensembles mit exponierten Vertreter/innen des zeitgenössischen Jazz weltweit zu hören. CD-Veröffentlichungen dokumentieren ihre komposito- rische und pianistische Tätigkeit und sie erhielt zahlreiche Stipendien und Die Klasse 8AM des musischen Zweigs der Schule be- Auszeichnungen. Zuletzt war sie Composer in Residence im IZZM in Ossiach/ steht aus zehn Schüler/innen, die mit der Teilnahme an Österreich und Preisträgerin des SKE Publicity Awards 2017. Ihre Werke wur- HARNIK ELISABETH den „konfrontationen“ Erfahrungen mit zeitgenössischer den in Europa und darüber hinaus aufgeführt. Musik sammeln wollen. Der Musikzweig zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus, die sich im Erlernen verschiedenster Instrumente und unterschiedlicher Ge- sangstechniken sowie im Ausüben mannigfacher Musik- stile in etlichen Ensembleformationen wie Chor, Big Band, Annette Giesriegl (*1966, Innsbruck) lebt in Graz und ist eine

STIFTSGYMNASIUM ADMONT STIFTSGYMNASIUM Volksmusik- und Kammermusikgruppen ausdrückt. grenzüberschreitende Vokalistin. Ausgebildet in Jazzgesang, Projektbetreuer: stehen Improvisation und die Erweiterung ihres vokalen Bernhard Ehrenfellner Klangrepertoires im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Als Stimmperfor- merin beschäftigt sie sich mit verschiedenen Gesangtechniken Musiker/innen: aus aller Welt, studierte indischen Gesang in London und Ensemble Schallfeld verwendet Elektronik zur Erweiterung ihres Vokalmaterials. Sie performt als Vokalistin seit über 25 Jahren in unterschiedlichen Settings in unterschiedlichen Genres – von Jazz, Free Jazz, Neue Musik bis Ethnofusion – in Europa, USA und Australien. Giesriegl studierte Jazzgesang an der Kunstuniversität Graz, wo sie auch seit 2006 als Senior Lecturer für das Fach Körper- ANNETTE GIESRIEGL arbeit und Bühnenpräsenztraining sowie für die Lehrpraxis Jazzgesang tätig ist.

Die Schüler/innen der 6MO-Klasse kommen aus der Schallfeld ist ein internationales Ensemble für zeit- ganzen Steiermark und spielen alle zumindest zwei Ins- genössische Musik mit Sitz in Graz. Die Gruppe be- trumente, die sie an der Musikuniversität, dem Konser- geistert durch Virtuosität und Klangsensibilität mit vatorium oder an einer Musikschule erlernen. Sie haben einer besonderen Aufmerksamkeit für Konzertforma- sich in unterschiedlichen Klassenensembles gefunden te, die sich mit den jeweiligen räumlichen Gegeben- und bilden auch einen wohlklingenden Klassenchor. Bei heiten kreativ auseinandersetzen. Schallfeld wurde

MUSIKGYMNASIUM GRAZ MUSIKGYMNASIUM den „konfrontationen“ bringen die Schüler/innen ihre 2013 von Alumni des Klangforum Wien gegründet. Kreativität und ihre instrumentalen Fertigkeiten ein, um Aufmerksamkeit erregt das Ensemble sowohl durch zeitgenössische Musik zu erschaffen. spannende Programmgestaltung mit Fokus auf junge Komponist/innen und innovative Konzertinszenie- Projektbetreuerin: Ulrike Weitlaner rungen als auch durch seine Arbeit mit Live-Elektro- nik und kollektiven Improvisationen. Das Ensemble

Musiker/innen: Ensemble Schallfeld engagiert sich ebenso in pädagogischen Projekten SCHALLFELD und partizipativen Theaterprojekten für Kinder, Ju- gendliche und Erwachsene, mit Unterstützung durch die Stadt Graz, die EU (Programme Youth in Action), mica und KulturKontakt Austria.

< 40 > < 41 > 8.10., 18:00 esc medien kunst labor RADIO Konzert/Performance Uraufführung CYBORG Eintritt frei „Nicht die Öffentlichkeit hatte auf den Rundfunk Komposition: Reni Hofmuller und gewartet, sondern der Rundfunk wartete auf die Valentina Vuksic TRANSMITTER Öffentlichkeit.” [Bertolt Brecht] Die Kompositionen von igitale Broadcasting-Formate und Technologien wie Reni Hofmüller und Valentina Vuksic sind Ddas Online-Streaming verändern unseren Umgang Auftragskompositionen von ORF mit dem Medium Radio. Radio ist nicht länger mit der musikprotokoll. Idee eines physischen Apparates verbunden, sondern – Das Projekt Radio Cyborg Trans- ähnlich wie andere Technologien – mobil, personalisiert mitter ist ein Projekt von esc me- und „wearable“ geworden, was sich nicht nur in der Viel- dien kunst labor in Koproduktion zahl von Internetradiosendern und Podcast-Plattformen mit Kulturjahr 2020. niederschlägt, sondern auch in der theoretischen Refle- 10.10. xion zur Radiokunst thematisiert wird. Radiokunst wird Internet als hybrides Feld innerhalb der Medienkunst wahrge- Online unter nommen, in welchem verschiedene Medien, Handlungs- musikprotokoll.ORF.at weisen, Ästhetiken und Wahrnehmungshaltungen kon- Hidden Sounds - Diskussion vergieren. Damit wird das Radio, ähnlich wie der heutige Mit Reni Hofmüller, Thomas Grill, Christina Kubisch, Peter Brandl- Mensch, zum „Cyborg“, einem Wesen, das heterogene mayr, Fränk Zimmer Technologien und Realitäten in einem Körper vereint. Moderation: Die Radio Cyborgs denken solch ein hybrides Radio als Susanna Niedermayr Teil des öffentlichen Raumes weiter und erkunden Mög- In Kooperation mit lichkeiten, die sich konkret im Stadtraum Graz ergeben. SHAPE – Sound, Dies beinhaltet zum einen den Bau einer eigenen Infra- Heterogeneous Art and struktur als Umsetzungs- und Möglichkeitsraum, in dem Performance in Europe. das Senden und Empfangen von Radio in und aus dem öffentlichen Raum drahtlos und mobil möglich gemacht wird – als Radio Cyborg Transmitter. Welche Rolle spielt die klangliche Umgebung für unser Selbstbild als Ein- zelwesen, als Gruppe, als Teil einer Stadt – und wo tref- fen, wie Peter Sloterdijk es bezeichnet hat, persönliche Klang-Räume (Sonosphären) in unserer kollektiven Klan- gumgebung (Sonotop) aufeinander? RENI HOFMÜLLER / VALENTINA VUKSIC

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 12.11., 23:03 Reni Hofmüller / Valentina Vuksic: Radio Cyborg Transmitter

< 42 > < 43 > SENSorSENSE INTRINSIC |RADIO| VALENTINA VUKSIC VALENTINA OF CYBER-SURVEILLANCE RENI HOFMÜLLER & VALENTINA VUKSIC URAUFFÜHRUNG

Reni Hofmüller *1966, Künstlerin, Musikerin, Komponistin, Organisatorin, Valentina Vuksic, geboren 1974 Ein FM-Radio kann unter Umständen ein Smartpho- Kuratorin. Projekte in den Bereichen: Konzert, Performance, Video, Foto, in München, ist mit einem ne aus zehn Metern Entfernung über die Spracher- RENI HOFMÜLLER Installationen, Internet, Computer allgemein; Organisationstätigkeit im Ph.D. Projekt am Institut für kennung ­fernsteuern, ohne dass die Sprachbefehle Kunstbereich (Eva & Co., Die ESC), Freies Radio (Radio Helsinki), Zugangs- Gegenwartskunst der Zürcher im Rauschen gehört würden. Das Kabel von einem Kopfhörer wäre die Antenne … möglichkeiten für Kunstschaffende zum Internet ( mur.at), Initiierung Hochschule der Künste (CH) Ein solcher Seitenkanalangriff auf ein digitales der mailing-liste 42, 2001 - 2005 Teil von LTNC, Mitglied des Institut für und dem Music Department der Gerät bleibt zwar eher hypothetisch. Und doch, Medienarchäologie. Beschäftigung mit Linguistik, Spanisch, Musikwis- University of Birmingham (UK). diese Kluft zwischen dem, was ein Gerät tun sollte senschaft, Geschichte, Biologie; Medienaktivismus, Selbstorganisation, Sie denkt die Verschränkungen und dem, was es tut oder tun wird, eröffnet einen DIY, Gesangsausbildung, Seminare zu Improvisierter Musik, Workshops zu zwischen Cyberspaces und deren imaginären und doch potentiell realen Handlungs- Computer, digitale Klangbearbeitung, Internet, Linux. Umgebungen als intrinsische raum für unterschiedliche Schattenakteure und ist

Musik digitaler Realitäten. Die hier Ausgangspunkt für Fragen zu technologischen Kompositionen der Tech-Indust- Realitäten. rie treten in cyberphysikalischen Wie ­können wir selbst darin denken und handeln, Experimenten am deutlichsten ohne zu vereinfachen und auszublenden? Konzept RCT: Reni Hofmüller in Erscheinung. Ausgehend von Wir nutzen dazu das Setting des Radio Cyborg Realisation: esc medien kunst labor den imaginierten und realen Transmitters: Zusätzlich zu Klanggeneratoren und Gestalterische Konzeption: Reiner Schmid Sicherheitslücken, befragt sie tontechnischen Geräten sind am RCT Sensoren zur Metallbearbeitung: Paul Hochreiter das Handeln im allgegenwärti- Umgebungsmessung – Strahlung, Temperatur, Softwareschnittstellen: Jogi Hofmüller gen Überwachungskapitalismus Luftfeuchtigkeit, auch Feinstaub – angebracht. Sensortechnik: UnravelTEC (Michael Maier, Wolfgang Scheicher) (Shoshana Zuboff). Als Mitglied Der integrierte Sonnenschirm dient als Montage- Stromversorgung und 3D-Print Halterungen Sensoren: Andreas Zobl des π-node Kollektivs macht sie vorrichtung für eine Satellitenempfangsantenne, Satellitenempfangsrotoren: Ernst Pölzler, basierend auf dem DiSEqCLow experimentelle Radiosetups, die Positions- und Wetterdaten einiger der über Cost Antenna Tracker von Christian Monstein die offen sind für persönliche Graz hinwegfliegenden Satelliten empfängt. Die live Miniaturtontechnik: Leon Tesseler Auseinandersetzung damit: von gemessenen Daten werden in Klang umgesetzt, und Techniksupport allgemein: Geari Schreilechner themenbezogenen Untersuchun- so wird Graz hörbar. Eine ganz neue Form von Klang- Lastenrad: Leihgabe von Radio Helsinki 92,6FM Graz gen über generative Setups bis landschaft entsteht, Information, die uns Menschen mit unseren Sinnen gar nicht oder nur sehr einge- hin zu musikalischen Interventi- schränkt zugänglich ist, wird sinnlich erfahrbar. Weiterführende Informationen zu den Sensoren: onen. In ihren Live-Performances https://gitlab.com/thesix/mqtt2osc/-/blob/master/README.md Tripping through runtime nimmt Wir machen |Radio| statt die intrinsische https://gitlab.com/thesix/mqtt2osc/-/blob/master/ sie die elektromagnetischen ‹Musik› des Überwachungskapitalismus zu senden! Emissionen von thematischen Reni Hofmüller & Valentina Vuksic Software-Choreografien akus- tisch ab.

< 44 > < 45 > 8.10., 19:30 Dom im Berg Uraufführung Konzert

Tagespass: EUR 12,- homas Grill gibt mit Noise Shaping einen Einblick in ermäßigt EUR 8,-

Tdas Forschungsprojekt rotting sounds, das sich mit Komposition: der Vergänglichkeit von digitalem Klang im sozialen, Alois Yang und Andreas technologischen und zeitlichen Kontext beschäftigt. Ein Trobollowitsch, Rojin Sharafi, HIDDEN zentraler Forschungsgegenstand ist die Repräsentation Thomas Grill. von Klang als 1-bit-Datenstrom, der die Brücke zwischen 10.10. DOME digitalen und analogen Signalen schlägt. Der Begriff Internet Noise Shaping steht dabei für den voluminösen Rausch- Online unter hintergrund, der als Träger der darin verborgenen Klänge musikprotokoll.ORF.at Hidden Sounds - Diskussion verwendet wird. Aloïs Yang and Andreas Trobollowitsch Mit Reni Hofmüller, Thomas Grill, spannen mechanisch erzeugte Klänge in ein komplexes Christina Kubisch, Peter Brandl- digitales Feedback-System ein; found objects kommen mayr, Fränk Zimmer ebenso zum Einsatz wie natürliche Substanzen und per- Moderation: Susanna Niedermayr formative Raumvermessungen. Und Rojin Sharafi, die ur- sprünglich aus dem Iran kommt und seit einigen Jahren In Kooperation mit SHAPE – in Österreich lebt, widmet sich in ihrem Stück der „kultu- Sound, Heterogeneous Art and rellen Hegemonie, kulturellen Hybridität und dem kultu- Performance in Europe.

rellen Überleben“, jenen Stimmen also, die im Kampf um Gefördert durch das Programm die kulturelle Vorherrschaft gezielt unterdrückt werden. „Creative Europe“ der Für ein immersives Klangerlebnis bei Hidden Dome sorgt Europäischen Union. die 50-Kanal Ambisonics Audioanlage des Dom im Berg, Aloïs Yang und Rojin Sharafi für die die drei Auftragswerke konzipiert wurden. sind SHAPE Artists 2020. Andreas Trobollowitsch war SHAPE Artist 2017.

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 15.10., 23:03 Hidden Sounds im Dom im Berg ALOÏS YANG & ANDREAS TROBOLLOWITSCH / – Teil 1: Aloïs Yang & Andreas ROJIN SHARAFI / THOMAS GRILL Trobollowitsch / Thomas Grill

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 16.10., 23:03 Hidden Sounds im Dom im Berg – Teil 2: Rojin Sharafi

< 46 > < 47 > Ganzen sind. Ganzen Zuhörer/innen selbst Teil diesesProzesses vom Einzelnen zum Raum-Klang-Daten-Bio-Feedback-Loops entstehen,wobeidie verbinden, dasssozusagen„akustischeHappenings“aus Ganzen oder menschlicherBeteiligungzueinemneuenintegrierten System erlaubtes,dasssichMikro-Ebenen von Eigenschaften onsflusses imjeweiligen Momentund Raum widerspiegelt.Das Soundscape, die Veränderungen desEnergie- undInformati- eines „Umweltkreislaufsystems“ inForm einerinstrumentalen Aloïs Yang sichaufdieEntwicklunganalogerModelle konzentriert Zeichnungsinstallationen. onen, selbstentwickeltenMusikinstrumentensowie Klang-und künstlerischen Arbeitliegtzurzeit aufkonzeptuellen Kompositi- einen BezugzuvisuellenAspektenher. DerSchwerpunkt seiner Materialität, RäumlichkeitundBewegung von Klangausundstellt Ventilatorenpräparierte undSaiteninstrumente ein,lotetdie Alltagsgegenstände, Körper zeigt. Ersetztvor allemmodifizierte …?“, wieerauchreges Interesse anderDichotomievon Geistund aufderFrage:obachtung undExperiment, „Was wenn passiert, Andreas Trobollowitschs hauptsächlichaufBe- Ansatzbasiert ristika undorganische klangliche Texturen zuerkunden. in einerdynamischenSoundscaperäumlich-technischeCharakte- Naturmaterialien und Technologien einundagieren imRaum, um mit dervisuellenPräsenz von gefundenenGegenständen,setzen Herangehensweisen andasPhänomenKlangverfolgen, spielen Zwei Künstler, diegegensätzlichedigitaleundphysikalische tionen inEchtzeit verarbeitet werden. undderenWelt Dateninterak- entstammendenMaterialienbasiert mance, dieaufmechanischerKlangproduktion undderrealen undobjektbestimmte Perfor-( 01~oO)isteineortsspezifische Übersetzung: Friederike Kulcsar Andreas Trobollowitsch und Aloïs Yang ALOÏS YANG &ANDREAS TROBOLLOWITSCH < 48> URAUFFÜHRUNG ( 01~oO )

ANDREAS TROBOLLOWITSCH ALOIS YANG dem japanischenLabelmAtter. 2019 dieLP Ventorgano (basierend aufdemgleichnamigenmechanischenSynthesizer) auf LabelCrónicasowieerschien imMärz2016seinSolo-DebutRoha aufdemportugiesischen NachCD-VeröffentlichungenSüdamerika, AsienunddenUSA. mitNörz undAcker Velvet Theater, FilmeundRadiofeatures. ErgabKonzerte undgestalteteAusstellungeninEuropa, der elektroakustischen Komposition undImprovisation sowie Kompositionen für Tanz, 2017umfasstProjekte undArbeiten imBereichlationen. DasSchaffendesShapeArtists mentellem Instrumentenbau,Klanginstallationen,Klangperformancessowie Zeicheninstal- undkonzeptuellen Arbeitsschwerpunkt liegtaufortsspezifischen Kompositionen, experi- Andreas Trobollowitsch Musikwissenschaftin Wien (*1980)studierte undParis. Sein hin zuspekulativem Designundaudiovisuellen Live-Performances. sich auchunterschiedlicherAusdrucksmedienbedient–von interaktiven Installationenbis Kunstformen undGenres zuüberwinden,verfolgt Yang einenintegrativen Ansatz,wieer dem UnbekanntenineinenKontext einbindenundinterpretieren. Umdie Trennung der objektiver Erklärungundsubjektiver Projektion, analogunddigital,derGewissheit wiewirdiesichüberlagerndenRealitäten zwischenKörperundGeist, auch manifestiert, Welt wieauchunseres inneren „metaphysischenBewusstseins“–,wobeisichimKlang Erforschung unserer Wahrnehmung von Raum undZeit –sowohl deräußeren physischen ler, Performer undExperimentalmusiker. SoundistfürihndasAusgangsmaterialdie Aloïs Yang, 1986inFrankreich geboren undin Taiwan aufgewachsen,istMedienkünst- < 49> TASTE IT ROJIN SHARAFI NOISE SHAPING URAUFFÜHRUNG THOMAS GRILL URAUFFÜHRUNG Dieses mehrkanalige, ein räumliches Klangerlebnis vermittelnde Per- ROJIN SHARAFI ROJIN formancestück handelt von kultureller Hegemonie, kultureller Erosion, kultureller Hybridität und kulturellem Überleben. Es geht um Klänge, die wir in den Hintergrund drängen und um Stimmen und Kulturen, die wir auslö- schen, ohne Menschen zu töten. Die Performance beginnt in einem völlig dunklen Raum mit lauten, unter- drückten Stimmen, die von Menschen aus verschiedenen Kulturen, aber auch von anderen Lebewesen oder aus der Natur stammen und sich zu mik- rotonalen Strukturen und polyrhythmischer Dance Music verdichten, wobei sich die granulierten Klänge im Raum bewegen und die Atmosphäre bestim- men. Gegen Ende des Stücks gibt es einen Wendepunkt, an dem gleißendes Rojin Sharafi (*1995, Iran) lebt Scheinwerferlicht schlagartig den Raum erhellt und das Publikum blendet. Thomas Grill (*1972) arbeitet als Komponist, Performer und Forscher mit und arbeitet als Klangkünstlerin, Künstlicher Nebel erhöht den dramatischen Effekt, während der Raum von Klang und dessen Wahrnehmung. Er arbeitet in verschiedensten Bereichen

leisen, subtilen Klängen erfüllt ist, die kaum zu hören sind. GRILL THOMAS Komponistin und Tonmeisterin der auditiven und transmedialen Kunst, von interaktiven und netzbasierten Inspiriert zu diesem Stück hat mich das Buch Archäologie der Gewalt in Wien. Was ihr musikalisches audiovisuellen Installationen und Fotografien bis hin zu instrumentaler von Pierre Clastres. Er schreibt: „Der Ethnozid ist also die systematische Komposition und elektroakustischer Gruppenimprovisation. Sein künstle- Schaffen betrifft, kennt die Preis- Zerstörung aller Lebens- und Denkweisen von Leuten, die sich von denen, trägerin des Österreichischen die das Zerstörungswerk unternehmen, unterscheiden. Zusammengefaßt rischer Fokus liegt auf konzeptorientierter Klangkunst, elektro-instrumen- Komponistinnen-Wettbewerbs bedeutet das, daß der Genozid die Völker als Ganzes, ohne Schonung taler Improvisation und Kompositionen für Lautsprecher. Wissenschaftliche 2018 keine Berührungsängste, der körperlichen Unversehrtheit des Einzelnen ermordet, wohingegen der Forschung erfolgt im Bereich von Machine Learning und Machine Percepti- schöpft sie doch aus vielen Quel- Ethnozid den Geist von Völkern tötet. In einem wie im anderen Fall ist der on. Er lehrt an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und len, von Noise, Folk, Ambient Tod das Ergebnis, nur daß zwischen den beiden Todesarten natürlich ein leitet das künstlerische Forschungsprojekt rotting sounds. und Metal bis zur zeitgenös- Unterschied besteht. […] sischen Musik. 2019 erschien Mit dem Genozid teilt er [der Ethnozid, Anm. d. Redaktion] die Sicht auf die auf dem Label Zabte Sote ihr Existenz des Anderen. Der Andere ist unbestritten die Unterschiedenheit, vor allem aber die schlechte Unterschiedenheit. An der Frage, welcher Solodebut Urns Waiting To Be Es ist ein herrlich leichtes Schweben, Driften, Versinken, und dann wieder Umgang der Unterschiedenheit vorzubehalten sei, scheiden sich Genozid Aufschwimmen, Weiterziehen im Strom der Partikel. Schließen der Augenlider, Fed. Sharafi studiert Kompositi- und Ethnozid. Der »Geist« des Genozids, wenn davon die Rede sein kann, Neigen und Drehen des Kopfes ermöglicht die Navigation durch Schichten on an der Universität für Musik will schlicht und einfach deren Verneinung. Man vernichtet die anderen, unterschiedlicher Färbungen und Strömungsrichtungen. Darin treibende Frag- und darstellende Kunst in Wien, weil sie ohne Einschränkung schlecht sind. Der Ethnozid dagegen räumt die mente gelangen in Hörweite, scheinen vage erkennbar, entfernen sich wieder. wo sie auch die Tonmeister/ Verhältnismäßigkeit des Schlechten in der Unterschiedlichkeit ein: Die an- Allesamt Bruchstücke aus vielfältigen Quellen. innen-Ausbildung absolviert und deren sind zwar schlecht, aber man kann sie besser machen, indem man sie sich intensiv mit Live-Elektronik dazu zwingt, sich solange zu verändern, bis sie dem Vorbild, das man ihnen Das klangliche Abbild der Welt als mikroskopische Aufzeichnung digitaler und Computermusik auseinan- anbietet bzw. auferlegt, wenn irgend möglich gleichkommen. […] Daten verlässt sich auf den Willen zur peniblen Überlieferung. Die Sabotage dersetzt. Darüber hinaus zeigt Der Horizont, vor dem der Geist und die Praxis des Ethnozids Gestalt anneh- der Leserichtung, ein Ignorieren (Missachten) der Metainformationen, das sie reges Interesse an Film und men, wird von zwei Grundsätzen bestimmt. Zerlegen der Speicherräume liegt nahe. Es lockt das Stochern, das Sondieren, Theater, um in „interdiszipli- Der erste Grundsatz proklamiert die Hierarchie der Kulturen: Es gibt solche, die Stichprobenentnahme, die Neuinterpretation im von Normen befreiten die weniger wert sind, und solche, die mehr wert sind. Der zweite Grund- nären Dialogen“ Musik und Datenvorrat. satz behauptet die absolute Überlegenheit der abendländischen Kultur. andere künstlerische Medien zu Die einzige Beziehung, die diese somit zu den anderen, insbesondere den Das künstlerische Forschungsprojekt rotting sounds beschäftigt sich mit der verbinden. primitiven Kulturen, unterhalten kann, ist eine der Verneinung. […] Vergänglichkeit von digitalem Klang im sozialen, technologischen und zeitli- Diese Neigung, Unterschiede am Maß der eigenen Kultur zu messen, nennt chen Kontext. Ein Forschungsgegenstand ist die Repräsentation von Klang als man Ethnozentrismus. Das Abendland wäre demnach ethnozidär, weil es 1-bit-Datenstrom, der die Brücke zwischen digitalen und analogen Signalen ethnozentristisch ist, weil es sich als die Zivilisation denkt und dies nur für schlägt. Ein voluminöser, hochfrequenter Rauschhintergrund fungiert dabei sich geltend macht.“ als Träger der darin verborgenen Klänge – diese Technik wird als Noise Sha- Aus: Pierre Clastres, Archäologie der Gewalt, aus dem Französischen von Marc Blankenburg, ping bezeichnet. Zürich-Berlin 2008: diaphanes, S. 9-12. Rojin Sharafi Die Komposition Noise Shaping ist im Rahmen des Forschungsprojektes Übersetzung: Friederike Kulcsar rotting sounds (FWF AR445-G24) entstanden. Thomas Grill

< 50 > < 51 > 8.10., 21:30 Dom im Berg Uraufführung Konzert

Tagespass: EUR 12,- lectric Indigo schlägt in ihrer Arbeit eine Brücke zwi- ermäßigt EUR 8,- Eschen dem Dance Floor und dem Konzertsaal, zwi- Komposotion, Video: ELECTRIC schen der elektronischen Club-Musik und der Elektro- Electric Indigo akustik. Nach ihrem Debut-Album 5 1 1 5 9 3 ist im Frühjahr INDIGO bei Editions Mego ihr zweites Album Ferrum erschienen. In acht Stücken erkundet die Musikerin den klanglichen Reichtum von Eisen und anderen Metallen. Mit Händen und Schlägeln in Schwingung versetzte Metallplatten, auf metallische Oberflächen prasselnde Muttern und Schrauben, Schleifgeräusche – eine Reihe von eigens an- gefertigten Aufnahmen diente als musikalisches Basis- material. Daraus schmiedete Electric Indigo feinsinnige Ambient-Stücke ebenso wie pulsierende Club-Tracks. Angeregt hat diese intensive Auseinandersetzung mit Metallklängen ursprünglich das Ö1 Kunstradio, mit einer Einladung zum Art’s Birthday 2019. Beim musikprotokoll präsentiert Electric Indigo Ferrum in einer neuen Version, die speziell für die Ambisonics-Anlage des Dom im Berg entstanden ist. Die ergänzenden Videos entwickelte die Künstlerin aus den Farben einer Schautafel, auf der ver- schiedene Eisenerze abgebildet sind.

FERRUM

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 22.10., 23:03 Electric Indigo: Ferrum

< 52 > < 53 > Ferienkurse fürNeueMusikDarmstadt. sie Kuratorin derSerie„AtelierElektronik“ derInternationalen Kirchmayr leiteteKurse derRed BullMusicAcademyund2018 war wie zugespitzteBeschäftigungenmit(historischer)Klangkunst. zahllosen durchgespielten Club-Nächteebensoanzuhören sind Elektroakustik undElectronica, denendie zu komponierter und Berliner Techno do-it-yourself-Elektronik inspirierten Im LaufderJahre wandeltesichihrOutputvon einervon Detroiter Palme (etwabeim musikprotokoll 2014)und ElisabethSchimana. undarbeiteteu.a.mitDJHell,Irradiation, Pia als einDutzend EPs Netzwerks female:pressure. Seit1993veröffentlichte siemehr Südamerika undzueinerJapan-Tour mitKünstlerinnenihres sie zuprestigeträchtigen Events inDetroit, zuAuftrittenin Künstlerinnen der Techno-Kultur, DJ-SetsundKonzerte brachten Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo ist eine der prominentesten – istaufFerrum zufinden. Klanggebilde.Alldas–undnocheiniges mehr ihre synthetisierten nicht mehrdiereale oder gedachteMaschinestampft,sondern Aura von einemmusikalischen„Außen“inein„Innen“verlagert; Reeds MetalMachineMusic.ImComputerzeitalter hatsichihre Dept., NummernwieMetallaufvon Kraftwerk oderLou etwa andenFilmEntuziazmvon Dziga Vertov, Bandswie Test akustische AbbilderdesspätenIndustriezeitalters, mandenke sie.Mankönntesagen,inihnenmanifestieren sich rhythmisierten sich ihrer alsobjetssonores, undIndustrial- Techno-Musik „Stahlsymphonien“,vertonten inderElektroakustik bedientman DieFuturisten Musikströmungen seitdemfrühen20.Jahrhundert. Sounds von EisenundMetallsindquasiparadigmatisch füreinige objekten, umgesetztmitMittelnexperimentellerElektronikmusik. nandersetzung mit den Klangmöglichkeiten von Eisen- und Metall- ist Electric Indigos Konzeptarbeit Als AlbumundalsSerieaudiovisueller Mehrkanal-Installationen ELEKTRONIK XEISEN: < 54> Ferrum eine vielschichtige Ausei- VON ELECTRICINDIGO URAUFFÜHRUNG FERRUM Heinrich Deisl lässt. zwischen „kalt“und„feurig“entstehen undStimmungenrisch zutagefördert „hohl“ oder„plastisch“klangforsche- Indigo Texturen wie„rau“, „trocken“, Kulturgeschichte,führte beiderElectric Ferrum istsozusageninMusiküber- der Quelleselbst–verwendet werden. „werkstreu“ –alsomöglichstdirekt an sondern oft geschieht–„maskiert“, deren Ursprünge nicht–wiediessonst bedächtig prüfend.EssindSounds, siesichihnen len, dannwiedernähert dieserKlangquel- körperliche Härte Musik. MalbearbeitetIndigodieschiere tischer beziehungsweise akusmatischer wiegend Prozessierungen elektroakus- diesePlatteüber-haben, präsentiert einige Stücke Dancefloor-Tauglichkeit verschiedenster Eisenobjekte. Während Konzeptserie zuKlangbearbeitungen einer vor einigenJahren begonnenen Das AlbumFerrum istdieKondensierung nischen Techno-Musikerin JamaicaSuk. Rehberg, Monolake und der US-amerika- u.a.vonausgebracht, produziert Pita fünf Ferrum-Stücke alsRemixes her- Mego vor. ZudemhatEditionsMego legte sieFerrum aufdemLabelEditions lance ComputerMusic.DiesenMärz HenkegeleitetenLabelImba- Robert Debüt-Album 5193aufdemvon Erst 2018erschienElectricIndigos FLÄCHEN UND BEATS < 55> kurzem aufEditionsMegoerschienen. nisteriums. IhrneuesAlbumFerrum istvor stipendium fürKomposition desKunstmi- Award, 2013dasÖsterreichische Staats- 2012 erhieltsiedenOutstandingArtist Prix ArsElectronica ausgezeichnet wurde. und 2009miteinerHonorary Mentionbeim im Bereich derelektronischen Musik dient nichtbinäre undtransgender Künstler/innen tenbank, diealsKontaktnetz fürweibliche, female:pressure, eineinternationaleDa- Synthese anwendet. 1998gründetesie sie vor allemdie Technik dergranularen auf fein auf dieSpatialisierungvon Klängenund Performances legtsiedenSchwerpunkt getreten. Inihren Kompositionen und Ländern inEuropa, AsienundAmerikaauf- Komponistin undDJistbisdatoin45 (*1965, Wien) arbeitetalsMusikerin, Susanne Kirchmayr akaElectricIndigo

ausgearbeitete Texturen, wobei

ELECTRIC INDIGO

Live- 9.10., 19:30 Helmut List Halle RSO Uraufführung Konzert WIEN Tagespass: EUR 18,- aum ein Komponist der Musikgeschichte habe, so ermäßigt EUR 14,-

Khieß es in einem unserer Texte zu Beginn des heu- Komposition: rigen „Beethoven-Jahres“, kaum einer habe so wie er Kaija Saariaho, zugleich eine Blutspur und einen Kometenschweif am Jorge E. López, Himmel des Komponierens hinterlassen. Sich an Beet- Philipp Maintz

hoven „abzuarbeiten“, daran wagten sich immer wieder ORF Radio- Komponierende. Das heurige RSO Wien-Konzert beim Symphonieorchester Wien musikprotokoll führt dies wie mit einer Umklamme- Dirigentin: Marin Alsop rung vor: Eröffnet wird das Konzert von einer kurzen, fast fanfarenartigen und irgendwie augenzwinkernden Beethoven-Hommage der finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Enden wird das Konzert Aug‘ in Aug‘ von Mann zu Mann: Der österreichische Komponist kubanischer Herkunft, Jorge E. López, der großen Orchesterbesetzun- gen noch nie abhold war, arbeitet sich mithilfe des Or- chesters durch Beethovens Bagatellen. An der zentralen Stelle inmitten des Konzertes steht die Uraufführung des 1977 geborenen Komponisten Philipp Maintz. Dieser hat für den finnischen, in Wien lebenden Pianisten Joonas Ahonen eine Neufassung seines Konzerts für Klavier und Orchester geschaffen. RSO Wien-Chefdirigentin Marin Alsop wird mit diesem Programm erstmals beim musik- protokoll in Graz gastieren.

Ö1 Sendung Zeit-Ton extended: KAIJA SAARIAHO / PHILIPP MAINTZ / JORGE E. LOPEZ´ 04.10., 23:03 | Porträt Philipp Maintz

Ö1 Sendung Ö1 Konzert: 15.10., 19:30 RSO Wien / Kaija Saariaho / Philipp Maintz / Jorge E. López

< 56 > < 57 > KAIJA SAARIAHO Kompositionswettbewerbs. Jurorin des Toru-Takemitsu- Prize. Sieselbstwar2015die sikpreis undderPolar Music tion, derLéonie-Sonning-Mu- Nemmers-Preis fürKomposi- Preis der Wihuri-Stiftung, der wemeyer Award, derSibelius- zuerkannt, darunterderGra- zahlreiche bedeutendePreise Kaija Saariahowurden Formen zugewandt. großen Besetzungenund fasst, hatsiesichzunehmend vor allemKammermusik um- liegt. Obwohl ihr Werkkatalog von dichtenKlangmassen langsamen Transformation punkt aufderGestaltungund Orchester, wobeiderSchwer- Zugang zumKomponieren für rungen öffnetenihrauchden Die dabeigesammeltenErfah- Tonband undLive-Elektronik. inderArbeitmit Virtuosität wie aucheinesouveräne tergestützten Komponierens ckelte Techniken descompu- schehen sind.Saariahoentwi- im internationalenMusikge- die mittlerweile festeGrößen Künstlerinnen undKünstler, müpfigen Gruppefinnischer nentes Mitgliedeinerauf- Kaija Saariahoisteinpromi- Wasserscheide zwischenzwei musikalischen Welten. tion dient.Hierjedochmarkieren dieseAkkorde die tragenden Säulenunserer MusikistundderInterpunk- positionen istdermächtige Tutti-Akkord, dereine der hat. EinwichtigesElementseinerwieauchmeinerKom- Beethovens in derOrchestermusik verändert Geburt sondern auchzeigen, was sichinden250Jahren seit fokussieren, wasfüruns höchstcharakteristisch ist, Symphonie bildet.IchwollteinChimera abernichtnur schen Orchestrierung einenKontrast zurBeethoven- Orchesterstück Orion,dasaufgrundseinerspezifi- Symphonie mitmusikalischemMaterialausmeinem Ich verband danndieerstenundletzten Takte dieser Werke auszeichnen, deutlichzumAusdruckkommen. die Energie undthematische Schönheit,dieseine aus seinerzweiten Symphonie zuverwenden, inder und schließlichaufdieIdeebrachte, kurze Auszüge haben könnte. Was michzuReflexionen veranlasste nicht weiß, obundwie seineMusikmeinebeeinflusst Musik –nichtsonderlichverbunden fühleundauch mich Beethoven –beiallerBewunderungfürseine werden. DieAnfrage warinsoferninteressant, alsich fürdasRadioeinem derBBC-Orchester aufgenommen aber individuellgestaltetseinunddes Weiteren von Beethoven in seinemGeistekomponiert, inspiriert, vergeben wollte.Daskurze Orchesterstück solltevon Jubiläums imJahr2020eineinminütigesAuftragswerk diezurFeier desBeethoven-funkunion kontaktiert, Im Juni2019wurde ichvon derEuropäischen Rund- Übersetzung: Friederike Kulcsar Kaija Saariaho < 58> KAIJA SAARIAHO CHIMERA klavierkonzert nachzudenken,war klavierkonzert als ichbegonnenhabe,überdieses eine sehrhaptischekonnotation. klavier zuschreiben, hatfürmichimmer dann dempianistenzuzusehen. fürdas verheißungsvoll aufgeklappt...und das orchester gerollt wird, derdeckel wenn derflügel klavierkonzerte: vor mir aberimmerdiefaszinationfür papierkorb landete.gebliebenist aufwischten“) wiederundim (den solisten)musikalischdenboden „dass 80mannorchester füreinen (reudenbach fand,esgehenichtan das abernachhitzigstendebatten zuschreiben – ein klavierkonzert einen weiteren versuch unternommen, unterrichts beimichaelreudenbach, später, während meinesersten befinden.ichhabe klavierkonzerte jugendsünden immerhindrei unter meinenkompositorischen so istesauchfolgerichtig,dasssich wir unsrichtiggestritten. von ligetihaben über dasklavierkonzert verehre, mochteersogarnicht.und dieichbisheutezutiefst von bartók, er schrecklich, diebeiden ersten prokoffiefs drittesfand emanzipiert. dem musikgeschmackmeinesvaters musikgeschichte gehangeltundvon habe ichmichdannauchdurch die horizonts. anklavierkonzerten immer schonteilmeinesmusikalischen undbeethovensmozarts gefühlt vaters waren dieklavierkonzerte dank desplattenschrankes meines sicherlichdazu. klavierkonzertes diegattungdes stützt, danngehört meine musikalischesozialisierung wenn eseinengrundgibt,aufdensich < 59> auskommen. mit einerentwickelndenvariation form motivischerarbeitinverbindung dass wirbeieineretwasabstrakteren denken, solässtsichfeststellen, klingenden blumeninmusikalisches übersetzen wirdiewissenschaftlich wiederberühren undfortschreiten. generationsbildung desmaterialsbeim verschiedene fraktale algorithmendie verbunden habe.außerdem steuern schleifenbildungen miteinander ineinandergeschoben unddurch alternierend wiealsperspektivwechsel ich dievierunterschiedlichensätze nun eine großform zuentwerfen, dankderer fraktalmathematik, dermirerlaubthat, mir einneuerlicherausflugindie eine weitere inspirationsquelle war die sichsehr„erwachsen“anfühlte. das klavierzuschreiben, gefunden, undweise, für endlich zueinerart nahe kamen.außerdem habeichdort sehr klavierkonzertes imaginierten vier sätzen meinesdamals noch und jeweiligem temperament den anlage die inihrer vierteiligen die ich2013geschriebenhabe, ich gefundeninrilke-klavierliedern, den musikalischenausgangspunkthabe strikter formalervorplanung zugehen. wiederehereinenweg klavierkonzert auf lyrischevorlagen bezogen, mitdem werken, diesich offener konzipierten war esmirwichtig,nachformaleher vier sätzen bezugnehmen. außerdem ich wollteaufeineklassischeanlagemit werden soll–und „richtiges“ konzert von vorne herein klar, dassesein the klavierkonzert in URAUFFÜHRUNG PHILIPP MAINTZ my life angedacht hatte ich zunächst, das nur in den tiefen der partitur generell konzert furia zu nennen – bezugneh- revidierend einzugreifen, sondern auch mend auf hegels furie des verschwin- einen neuen dritten satz zu schreiben, dens. allerdings möchte ich (in hegels der das ihm zugedachte musikalische sinne) in meinem konzert kein negatives material so weit auseinanderspreizt, tun sehen. es ist, in aller freiheit, der dass eine nachdrückliche lustvolle umgang mit einer historisch charakterveränderung entsteht und tradierten form, die zu zerbrechen ich ein exkurs (gar intermezzo?), der auch zu keinem zeitpunkt ernsthaft erwogen dem orchester raum gibt, über einige habe. vielleicht liegt das auch daran, takte ohne den solisten auszuatmen, dass ich den mehr oder minder aktuel- die energien neu zu bündeln und Philipp Maintz wurde 1977 in Aachen geboren. Er studierte Komposition bei Robert len ästhetischen debatten unter einigen fahrt aufzunehmen – bis unbemerkt HP Platz am Conservatorium in Maastricht und bei Karlheinz Essl in Linz im Studio meiner deutschen kollegen nicht wirk- dann der letzte satz beginnt: ein for Advanced Music & Media Technology. 2005 erhielt er den Förderpreis der Ernst lich folgen mag oder kann. die annahme, toccatoid-beschwingtes finale, das sich dass ein ästhetischer (musikalischer) zunehmend zuspitzt. der solist ist und von Siemens Musikstiftung, 2010 das Stipendium der Deutschen Akademie Rom ansatz „abgenutzt“ sei, dass man wie- bleibt immer dreh- und angelpunkt des Villa Massimo. Die Münchener Biennale für neues Musiktheater eröffnete 2010 mit der und wieder „unverbrauchte“ klänge musikalischen geschehens, dessen part der Uraufführung seiner Oper MALDOROR, 2019 war seine Kammeroper THÉRÈSE PHILIPP MAINTZ finden müsse, halte ich mittlerweile für möchte ebenso sinnlich, wie auch in sich bei den Salzburger Osterfestspielen und in der Elbphilharmonie Hamburg zu hören. das paradebeispiel eines abgenutzten kohärent und fasslich sein. klischees. was ich beim arbeiten an der musik ist eine sinnkunst, die sinnlich neufassung sehr beglückend und erfahrbar sein soll und möchte. inspirierend empfunden habe, dass ich und mag ein klavierkonzert eine mit joonas ahonen ein sehr anregendes Joonas Ahonen absolvierte sein Studium an der Sibelius-Akademie in Helsinki, noch so traditionelle gattung sein, ping-pong über den klavierpart und musikalisch ist sie mir (noch immer) dessen rolle im orchester habe spielen wonach er seine Karriere weitgehend außerhalb Finnlands aufbaute. Als seine eine der schönsten und lustvollsten können: so ist mein klavierkonzert ein wichtigsten Kammermusikpartner nennt Ahonen die Geiger/innen Patricia Kopat- spielwiesen – zuhörender- und auch ihm hoffentlich gut sitzender maßanzug chinskaja und Pekka Kuusisto sowie die Sängerin Agata Zubel. Ahonen trat als (wie ich jetzt wieder feststellen durfte) geworden, der seiner spielfreude, Solist u.a. mit dem Philharmonischen Orchester Helsinki, dem Symphonieorchester schreibenderweise. virtuosität und sinnlichkeit und seinem des Finnischen Rundfunks, the BBC Symphony Orchestra, dem Ictus Ensemble und die vier sätze gehen nahtlos ineinander musikalischen ausdruck eine bühne dem Avanti! Chamber Orchestra auf. Seit 2011 ist er ein Mitglied des renommierten über beziehungsweise entstehen sie bereitet! Klangforums Wien. durch einen schrittweisen wechsel das nun zum teil schlanker der perspektive, dennoch werden instrumentierte orchester bleibt an bestimmte ausprägungen deutlich: der der seite des solisten: begleitet, erste satz breitet sich in betrachtungen kommentiert, führt weiter, bildet einen über die linie aus, der zweite ist von resonanzraum, in den das klavier versponnenen gewächsen geprägt, ausstrahlt, manchmal eher solistisch die wie mandelbrotmengen in alle ziseliert, manchmal mit wucht und kraft möglichen richtungen winden. der dritte und am ende gibt es einen „richtigen“ satz hatte mir in der ersten fassung klavierkonzert-schluss – allerdings einige schwierigkeiten bereitet und wischt es zu keinem zeitpunkt den

ich war nicht recht zufrieden. und so boden auf. AHONEN JOONAS war das angebot, eine neufassung für philipp maintz das musikprotokoll zu schreiben, ein mir sehr willkommener anlass, nicht

< 60 > < 61 > DISPARATES EINE GOYA/BEETHOVEN- LANDSCHAFT MIT HOMMAGE VON JORGE LÓPEZ ÖSTERREICHISCHE UNGEHEUERN ERSTAUFFÜHRUNG

Die Herausforderung in der Musik von Jorge López ten Vor-Musikalisches durch: Ölfass, Bongos und besteht darin, dass sie das Umschlagen der Zivilisa- Metalltrommel, Instrumente, die eher elementare als tion in Monströses und Ungeheuerliches beschreibt. zivilisierte Klänge produzieren. Damit entreißt López In Landscape with Martyrdom (1981–84) verweist er die Bagatellen jenem gutbürgerlichen Geschmack, den Menschen aus der Natur. Später verwandelt er der sich Beethovens Musik dem Komponisten zum Jorge E. López, geboren 1955 in Havanna, wuchs in New Kampf und Eros in Krieg und Pornografie, Fetische Trotz schließlich doch angeeignet hatte. York City und Chicago auf. Von 1971 bis 1976 studierte

jener, die sich der Aufklärung verweigern und die Im ersten Stück, La madre de Beethoven, lässt López er Komposition bei Leonard Stein und Morton Subotnick JORGE E. LOPÉZ doch mitten unter uns leben, ja, so López’ These, in die Motive der ersten Bagatelle aufeinanderprallen, und Musik am California Institute of Arts, bezeichnet sich uns selbst. López konfrontiert uns mit jenen Seiten, oft brutal, meist das Material umdeutend. So wird jedoch als Autodidakt. Seine Wurzeln sieht er gleicherma- die wir uns nicht zugeben mögen; er ist das schlech- eine luftige Kadenz der rechten Hand vom Kontra- ßen in der westlichen Kunstmusik, im Surrealismus (als te Gewissen der Neuen Musik. bass gebrabbelt und harsche Sekundreibungen, die Methode verstanden), in der Wissenschaft und in dem Er- Verstörend sind auch die Künstler, an denen sich Beethoven dann doch noch auflöst, bohren sich bei leben der wilden Natur. 1990 kam er nach Europa und lebt seine Musik inspiriert. Erotik, Gewalt und Verding- López unversöhnt in die Ohren. Son cosas de la vida lichung durchdringen einander in den geschnürten – der Stoßseufzer „So ist das eben“, nicht weniger heute in Wien. Von 2000 bis 2003 war er Gastkünstler des Puppen des Surrealisten Hans Bellmer, die López zu ironisch gemeint, als der rührselige Titel des ersten ZKM Karlsruhe. Orchester- und Kammerensemblewerke dem Quintett Dehnbare Puppe mit Reißverschluss Stückes – überträgt Beethovens Rhythmus der zwei- wurden bei namhaften Festivals für neue Musik in Europa (2003) anregten. Oder die beiden, die er nun in ten Bagatelle ins Militärische. Ein Alptraum. aufgeführt. Gefördert wurde er durch die Akademie der einem Orchesterwerk zusammenbrachte, die Zeit- Beethovens dritte Bagatelle wird in Suave como ave Künste Berlin, die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung Mün- genossen waren, deren Eigensinn sie ihrer Auftrag- volando paso mi vida cantando (Stücktitel des ar- chen, die Paul-Sacher-Stiftung Basel, die Heinrich-Strobel- geber entfremdete (was dem Bildenden Künstler die gentinischen Saxofonisten Gato Barbieri, übersetzt Stiftung des Südwestfunks und durch ein Österreichisches Inquisition auf den Hals hetzte) und deren beider etwa: Sanft wie ein Vogel im Flug, singe ich mein Le- Staatsstipendium. Schicksale die Taubheit wurde: Francisco de Goya ben durch) weitgehend wörtlich instrumentiert, aber und Ludwig van Beethoven. auch hier gefriert die Kadenz in nackten Rhythmus. López zitiert im Titel seines Orchesterzyklus Bei No me pongas esa cara de sufrimiento! (Zeig Dispar­ ates das Spätwerk des 1828 gestorbenen mir keine solche Leidensfratze!) nimmt López vier spanischen Malers. Parallel zu diesen enigmatisch- rätselhaft einsilbige Beethoventakte zum Anlass, Marin Alsop ist eine international renommierte Dirigentin, die nicht nur für düsteren Zeichnungen komponierte Beethoven in aus dem geradlinigen Verlauf der Instrumentation ihre abwechslungsreichen Konzertprogramme, ihre Vermittlungsaktivitä- Wien seinen letzten Zyklus von Klavier-Bagatellen: auszubrechen und den Klang des ganzen Orchesters ten und ihren leidenschaftlichen Einsatz für die Musikförderung geschätzt sechs Ansichten einer kahlen Klanglandschaft mit aufzufächern – Zeitlupe und Klangprisma in einem. oft unfassbar einfacher Thematik, deren vorherseh- Schließlich vereint das letzte Orchesterstück, Sal wird, sondern auch von der tiefen Überzeugung getragen wird, dass Musik baren Verlauf der Komponist lustvoll zerstört. Sie si puedes (frei übersetzt: Rette sich, wer kann), die für den Menschen von zentraler Bedeutung ist. Mit der Saison 2019/20 bilden die musikalische Grundlage der Disparates. Bagatellen Nr. 5 und 6. Ein dunkles Finale, angeheizt hat Alsop als neue Chefdirigentin die musikalische Leitung des ORF Radio- Sowie in seiner Skrjabin-Bearbeitung Hin zur Flam- vom Schlagzeug und mit Schichtungen à la Ives, aus Symphonieorchesters Wien übernommen. Als Chefdirigentin und Kuratorin me! (2000) geht López hier bis an die Grenze der denen auch ein Quintwiderschlag aus Beethovens des Ravinia Festivals in Chicago wird sie auch die bevorstehenden Konzerte Instrumentation, ja er findet sogar teilweise zu einer Neunter hervorleuchtet. des Chicago Symphony Orchestra in deren Sommerresidenz dirigieren. Das blockhaften Textur, die er in seinen flirrenden, auf „Als Beethoven den Stein reden machte,“ schrieb Baltimore Symphony Orchestra wiederum wird Alsop 2021 für die erfolgrei- solistischem Orchestersatz basierenden Partituren Adorno 1934, „indem er mit dem Meißel Figuren che 14-jährige Zusammenarbeit – in deren Verlauf sie unter anderem das bislang vermied. daraus schlug, flogen im furchtbaren Aufprall Schulungsprogramm OrchKids für sozial benachteiligte Jugendliche ins Und doch seziert er Beethoven, zerschlägt das die Splitter. Und wie der Geologe aus winzigen, Leben rief – mit dem Titel der Ehrendirigentin würdigen. Wie Alsop überhaupt Porzellan seiner Klaviermusik, um die Scherben versprengten Stoffteilen die wahre Beschaffenheit Musikgeschichte geschrieben hat: Sie ist nicht nur die einzige Dirigentin, der anschließend mit zittrigen Fingern zu wiegen, unter ganzer Erdschichten zu erkennen vermag, so zeugen dem Vergrößerungsglas zu betrachten und um über die Splitter für die Landschaft, aus der sie kommen.“ die MacArthur Fellowship verliehen wurde, sondern auch die erste Frau am die neuen monströsen Dimensionen zu erschre- Wenn denn López’ Musik die Topografie dieser Land- Dirigentenpult bei der „Last Night of the Proms“ der BBC. Um junge Dirigen- cken. Wahlverwandtschaften gibt es zuhauf. Immer schaft vermisst, so wird man sich nicht wundern, tinnen am Beginn ihrer Karriere zu ermutigen und zu fördern, initiierte Alsop wieder wühlt sich Beethoven aus den von López auf jene Ungeheuer zu stoßen, die Goya zu Papier 2002 das Stipendienprogramm Taki Concordia Conducting Fellowship, die im bevorzugten tiefen Registern hervor, die der Erde brachte. August 2020 in Taki Alsop Conducting Fellowshop umbenannt wurde. und dem Schmutz näher sind als die Geigen, die im Christoph Becher MARIN ALSOP Himmel herumhängen sollen; immer wieder schlägt die Motorik Beethovens in militärisches Rasseln um; und immer wieder setzt sich in solchen Momen-

< 62 > < 63 > Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien ist ein weltweit anerkanntes Spitzenorchester, das sich RSO der Wiener Tradition des Orchesterspiels verbun- den fühlt. Bekannt ist es für seine außergewöhn- liche und mutige Programmgestaltung: Häufig werden das klassisch-romantische Repertoire Stay inspired und Werke der klassischen Moderne mit zeit- genössischen Stücken und selten aufgeführten Werken anderer Epochen verknüpft. Seit 2007 hat sich das Orchester durch seine kontinuierlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Theater an der Wien auch als Opernorchester etabliert. Das RSO Wien hat ein breit angelegtes Educa- tion-Programm ins Leben gerufen. Dazu gehören Workshops für Kinder und Jugendliche. Bereits seit 1997 werden jedes Jahr hochbegabte Musi- ker/innen in die RSO-eigene Orchesterakademie aufgenommen. 2018 erhielt das Orchester den renommierten ICMA in der Kategorie „Symphonic Music“ für die dreiteilige CD-Box Martinu° : The Symphonies. Seit September 2019 ist Marin Alsop Chefdirigentin.

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Tagespass: EUR 18,- ermäßigt EUR 14,- trenger geht‘s nicht. Atemberaubender auch nicht. Komposition: SIn der rigorosen Kammer avantgardistischen Streich- Clemens Gadenstätter quartettspiels bleibt niemand unberührt, schon gar nicht, wenn die Musiker des britischen Arditti Quartet Preisträgerstück des aufgeigen, das seit vierzig Jahren für Legendenbildung Arditti-Workshops an der Kunstuniversität Graz ARDITTI sorgt. Noch dazu ist ein wirklich herausforderndes Tri- ptychon zu hören: Über die letzten Jahre hat Clemens Arditti Quartet Gadenstätter, der an der Grazer Kunstuniversität unter- Irvine Arditti, QUARTET Ashot Sarkissjan, Violine richtet, drei je circa zwanzigminütige Sätze für Streich- Ralf Ehlers, Viola quartett komponiert, die als zusammengehöriger Zyklus Lucas Fels, Cello gedacht sind. Beim musikprotokoll 2020 wird dieser Zyklus uraufge- Eine Kooperation des ORF musikprotokoll und der führt. Dass es keine besonders anheimelnde Stunde, Kunstuniversität Graz - Institut 1: sondern wirklich die strenge Gruselkammer des Hörens Komposition, Musiktheorie, sein wird, lässt sich schon an den Bildern ablesen, die Musikgeschichte und Dirigieren den Komponisten zu den drei Stücken inspiriert haben: Tizians Die Schindung des Marsyas, das Kreuzigungs- bild von Matthias Grünewalds Isenheimer Altar und ­Francis Bacons schreiende Päpste.

CLEMENS GADENSTÄTTER

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 19.10., 23:03 Arditti Quartet / Clemens Gadenstätter: häuten – schlitzen – reißen/paramyth 1,2&3

< 66 > < 67 > häuten – schlitzen – reißen/paramyth 1,2&3 FÜR STREICHQUARTETT (2011-2016) CLEMENS GADENSTÄTTER

Klänge evozieren Vorstellungen von Bewegungen und Empfindungen. In der Umkeh- rung rufen diese wiederum vorgestellte Klänge in Erinnerung. Diese wahrnehmungs- bezogene Verbindung untersuchen die drei Quartette jeweils exemplarisch an je einer alltäglichen „Tätigkeit“ oder Geste (den Titel gebenden Verben), die direkt mit

starken körperlichen Empfindungen gekoppelt ist. Die mimetische Relation (Bewe- CLEMENS GADENSTÄTTER gung – Klang, Klangqualität – Empfindung) ist nach musikalischen Kriterien bearbeitet worden. Die entstandene Musik wird wiederum Empfindungen auslösen. Im besten Fall kennen wir diese so, wie sie uns in den neuen Bezügen anrühren, nicht. Clemens Gadenstätter (*1966) studierte Komposition, zunächst in Wien, dann Zugespitzt werden die Verbindungen hier durch den Bezug auf für mich zentrale in Stuttgart bei Helmut Lachenmann. Er lehrt an der Musikuniversität Graz als bildnerische Werke, die den Stücken als Material-Matrix zugrunde liegen: Tizians Professor für Analyse, Musiktheorie und Komposition. Zentrales Arbeitsvorhaben Schindung des Marsyas, Grünewalds Kreuzigung/Isenheimer Altar sowie eine fiktive ist für ihn die kompositorische Resynthese der Empfindungen. Diese verbindet für Mischung aus verschiedenen Werken von Francis Bacon. ihn die Dreiheit von Hören, Verstehen und Komponieren. Zuletzt beschäftigte sich Gadenstätter mit der Transformation von akustisch ausgelösten, präformierten Alle Klänge, die in den Quartetten aus den titelgebenden Verben beziehungsweise Empfindungen, mit dem Begriff des Banalen, mit der Polymodalität des Hörens den angelagerten Vorstellungen und Empfindungen entwickelt worden sind, sind aber sowie der musikalischen Ikonographie. Gadenstätter erhielt Aufträge von auch idiomatische Klangformen bzw. Spielweisen der Streichinstrumente. Ich habe sie Donaueschinger Musiktage, Musik der Jahrhunderte Stuttgart, Wittener Tage für direkt aus der physischen Behandlung bzw. den materiellen Eigenschaften der Instru- neue Kammermusik, Wien Modern, ORF/RSO, Musikbiennale Berlin, Salzburger mente gewonnen. Durch die Arbeit an diesen Spielformen (und somit Klangqualitäten) Festspiele, Salzburg Biennale, steirischer herbst, Ultima Oslo u.a. wird auch das Instrumentarium einer stückspezifischen Neubestimmung unterzogen.

Der Bogen und die Saite als die Relation zwischen Haut und darunterliegendem Gewe- ARDITTI QUARTET be, der Bogen als Schneidewerkzeug, der Bogen als Greifwerkzeug samt der wegrei- ßenden Geste: Von hier aus wird das Streichquartett untersucht. Durch seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Mo- Streichen erzeugt, wenn es als Schneiden betrachtet wird, andere Kontexte, klingt derne und Gegenwart hat das Arditti Quartet anders, geht andere Wege in der Bearbeitung. Das Streichquartett als „Schnitt-Raum“, weltweit einen herausragenden Ruf erlangt. als „Schnitt-Menge“, die Flageoletts als dünne, beinahe physiologische Schnitte, har- Seit seiner Gründung 1974 durch den Gei- monische Konstellationen als Schnitte durch den Frequenzraum: Alle musikalischen ger Irvine Arditti sind ihm mehrere hundert Qualitäten und Eigenschaften wurden unter diesem „Magneten“ neu gelesen, neu Streichquartette gewidmet worden, und so weitergearbeitet. Das führt hoffentlich dazu, dass im Umkehrschluss unsere abgespei- bildete sich das Ensemble zu einer festen cherten Erfahrungen des Schneidens und Reißens von Haut und Gewebeformen – alle Größe der jüngsten Musikgeschichte heraus. Taktilitäten – aufgerufen und gleichzeitig verändert werden. Die Diskographie des Quartetts umfasst über Alltägliche menschliche Erfahrungen zu transformieren ist in meinen Augen ein 200 CDs. Das Arditti Quartet hat zahlreiche vordringliches Ziel der Kunst, das sie auf ganz spezifische Weise zu leisten versucht. Preise erhalten, darunter mehrfach den Preis Das Erleben wird im besten Fall einzigartig, jenseits der „Labels“ der Erfahrung, aber der Deutschen Schallplattenkritik und dreimal immer mit Verbindung zu ihr. den Gramophone Award. 1999 wurde ihm der prestigeträchtige Ernst von Siemens Musik- So ist vielleicht eine Erweiterung des Empfindens, des Sich-Erlebens in der Umwelt preis verliehen. möglich – am Ende vielleicht sogar des Erlebens dessen, was man das Dasein nennen könnte. Natürlich ist das eine Hypothese, die niemals einzulösen ist. Aber sie leitet be- ständig die Arbeit an der Welt, den Klängen, dem Hören und Empfinden – und an mir: als Hoffnung und Klippe des Scheiterns. Sie ist die Aufforderung, weiterzumachen. Clemens Gadenstätter

< 68 > < 69 > In einem Jahr, das von der Planung eines Festivalpro- 10.10., 10:05 Radio Österreich 1 Bgramms übermäßige Flexibilität verlangt, ist die Tat- sache, dass das ORF musikprotokoll von Beginn an ein Mit Joonas Ahonen und Radio- bzw. Medienfestival war, von Vorteil. Auch die 53. Philipp Maintz Ausgabe findet – unter entsprechenden Sicherheitsvor- zu Gast bei Elke Tschaikner kehrungen – an verschiedenen Orten in Graz statt, aber eben auch im Radioprogramm Ö1. Alle Konzerte und Per- MUSIK formances werden aufgezeichnet und an den Tagen wäh- rend des Festivals und in den Wochen danach gesendet. An die 30 Musiksendungen werden es sein, vor allem PROTOKOLL in der Ö1-Reihe Zeit-Ton wird das musikprotokoll 2020 für Hörer/innen in ganz Österreich und darüber hinaus 2020 – ON AIR erlebbar und nach der Ausstrahlung online sieben Tage nachhörbar sein.

Ein besonderes Highlight ist der Ö1 Klassik-Treffpunkt, der am 10. Oktober live aus Graz gesendet wird. Am Morgen nach der Uraufführung des Klavierkonzerts von Philipp Maintz mit dem RSO Wien unter der Leitung von Marin Alsop ist der Komponist zu Gast im Studio. Mit dabei ist auch der Solist des Abends, der Pianist Joonas Ahonen. Er ist einerseits Ensemblemitglied beim Klang- forum Wien und damit ausgewiesener Spezialist für zeit-

genössische Musik, andererseits gastiert er regelmäßig AHONEN JOONAS international als Solist bei renommierten Orchestern und Joonas Ahonen absolvierte sein Studium spielt gerne klassische Musik mit historischen Instru- an der Sibelius-Akademie in Helsinki, menten. Zwei vielseitige Gesprächspartner versprechen wonach er seine Karriere weitgehend einen spannenden Ö1 Klassik-Treffpunkt. außerhalb Finnlands aufbaute. Als seine wichtigsten Kammermusikpartner nennt Ahonen die Geiger/innen Patricia Kopat- chinskaja und Pekka Kuusisto sowie die Philipp Maintz wurde 1977 in Aachen ge- Sängerin Agata Zubel. Ahonen trat als boren. Er studierte Komposition bei Robert Solist u.a. mit dem Philharmonischen Or- HP Platz am Conservatorium in Maastricht chester Helsinki, dem Symphonieorches- und bei Karlheinz Essl in Linz im Studio for ter des Finnischen Rundfunks, the BBC Advanced Music & Media Technology. 2005 Symphony Orchestra, dem Ictus Ensemble erhielt er den Förderpreis der Ernst von Sie- und dem Avanti! Chamber Orchestra auf. mens Musikstiftung, 2010 das Stipendium der Seit 2011 ist er ein Mitglied des renom- Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Die mierten Klangforums Wien. Münchener Biennale für neues Musiktheater eröffnete 2010 mit der Uraufführung seiner Oper MALDOROR, 2019 war seine Kammero- per THÉRÈSE bei den Salzburger Osterfest- Ö1 Sendung Klassik-Treffpunkt: spielen und in der Elbphilharmonie Hamburg 11.10., 10:05 zu hören. Live-Radiosendung PHILIPP MAINTZ < 70 > < 71 > 10.10., 16:00 & 17:00 Dom im Berg Uraufführung Konzert Eintritt frei R it TORSO#1 gewann Peter Kutin vergangenes Jahr Hardware, Entwicklung: Mathias Lenz Mals erster Einzelkünstler aus Österreich die ­Goldene Nica beim Prix Ars Electronica im Bereich Digital Musics Video: and Sound Art. TORSO, ein Werk aus der Reihe Rotating Patrik Lechner Sounds, ist gleichsam kinetische Skulptur wie optoakus- Konzept, Musik: TOЯ tisches Instrument, für die beziehungsweise das der Peter Kutin Künstler ein eigenes Stück komponiert hat. Ausgangs- punkt waren einige ausgediente Lautsprecher, die Kutin In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and auf einem verlassenen Gelände der ÖBB fand. In seiner Performance in Europe. RO Gestalt erinnert TORSO an einen Klapotetz, wobei sich auf den vier Rotoren vier Lautsprecher drehen. An den Gefördert durch das Programm Rotoren angebrachte LED-Leuchten machen die Bewe- „Creative Europe“ der Europäischen Union. gung des Klanges unmittelbar visuell erfahrbar. T­ ORSO beschleunigt, bremst sich ein, beschleunigt erneut. Da- Peter Kutin ist bei scheint sich der Klang in den Gehörgang geradezu SHAPE Artist 2020. hineinzubohren, während das flackernde und rotierende Licht, mit seinen Nachbildern, die es im dunklen Raum auf die Netzhaut zaubert, Sogwirkung entfaltet. ROTOЯ schließt an diese Arbeit an. Nach ihrer Premiere beim MUTEK Festival in Montreal 2019 wurde sie konsequent weiterentwickelt und feiert nun in Österreich eine wei- tere Uraufführung. Durch die Einbindung von Videopro- jektionen von Patrik Lechner, die auf die Bewegung des Objektes abgestimmt sind, wird ROTOЯ zum hologram- martigen „sonic body“ und eröffnet einen beschleunig- ten Assoziationskorridor.

NO1 – MATHIAS LENZ / PATRIK LECHNER / PETER KUTIN

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 05.11., 23:03 NO1 - Mathias Lenz, Patrik Lechner, Peter Kutin: ROTOЯ

< 72 > < 73 > ROTO R URAUFFÜHRUNG

Susanna Niedermayr: Susanna Niedermayr: LECHNER PATRIK Die erste Version von ROTOЯ, für die Du bereits Im Zuge der Arbeit an ROTOЯ hast du dich mit Zusammen mit dem autodidaktischen Ingenieur Mathias Lenz mit Patrik Lechner zusammengearbeitet hast, dem Konzept der Heterochronizität von Michel entstand für den Fulldome der Société des arts Foucault auseinandergesetzt … und dem Videokünstler und elektronischen Musiker Patrik technologiques in Montreal. Bei TORSO fand Lechner gründete Peter Kutin 2020 das Kollektiv NO1. NO1 die Rotation auf der vertikalen Ebene statt, hier Peter Kutin: versteht sich als Container (als kollaborative Klammer) für die passiert sie nun auf der horizontalen Ebene, wo- Genau, dieser von Foucault geprägte Begriff ist PETER KUTIN Umsetzung projektbezogener Arbeiten, bei deren Aufführung bei das projizierte Video mit der Drehgeschwin- im Zuge der Ausarbeitung immer mehr zu einer keine physische Präsenz der Künstler/innen auf die Besucher/ digkeit von ROTOЯ gekoppelt werden kann. Art gedanklichem Zentrum geworden. Diese innen einwirkt, sondern das Werk selbst den performativen Part Beim musikprotokoll werdet ihr eine Weiterent- Heterochronizität ist ein eher komplexes und übernimmt. Es entsteht ein direkter Dialog zwischen Rezipi- wicklung des Projektes präsentieren, die ohne umfassendes Thema, das hier zu weit führen ent/innen und Kunstwerk. Die Arbeit ROTOЯ, eine rotierende, Fulldome auskommt … würde. Aber ganz grundsätzlich ging es mir vor kinetische Soundskulptur, ist eine Weiterentwicklung der Patrik Lechner arbeitet seit allem darum, die Mehrdimensionalität von Zeit Installation TORSO von Peter Kutin. ROTOЯ vereint die drei den 2000er-Jahren in den Peter Kutin: ins Blickfeld zu rücken. Als Beispiel verweise ich Medien Sound – Skulptur – Video/Licht, welche durch Variation Bereichen experimentelle Auf dem Rückflug von Montreal haben Patrik hier gerne auf ein Zitat der deutschen Soziologin Musik, künstliche Intelligenz und ich darüber gesprochen, dass wir versu- Elisabeth Lenk, in dem sie beschreibt, dass Zeit der Umlaufgeschwindigkeit moduliert werden. Im foucaultschen und Echtzeit-Video-Kunst. chen sollten, direkt auf den Rotor zu projizieren. als eine Strecke von A nach B betrachtet werden Sinne entstehen somit heterochrone Klang-Bild-Räume, oder Durch die Entwicklung von Letztendlich gelang es Patrik, ein 3D Modell kann. Wenn man das tut, dann scheint die Zu- wie Elisabeth Lenk es beschrieb: „...dann sind die Wände der des Rotors exakt über diesen selbst zu stülpen kunft von der Vergangenheit sehr weit entfernt Zeiten ganz nah.” Software für diese Zwecke und deckungsgleich mitrotieren zu lassen. So zu sein. Wird diese Strecke aber, ähnlich wie das gelingt es ihm, spezifisch auf verschmilzt nun das reale Objekt mit seinem Bein eines Stativs, einfach zusammengescho- Möglichkeiten und Probleme synthetischen Abbild. Zusammen mit unserem ben, dann liegen die „Wände“ zwischen Vergan- aktueller Technologien Ingenieur Mathias Lenz haben wir eine Technik genheit, Gegenwart und Zukunft plötzlich ganz Mathias Lenz (*1980, Linz) arbeitet in wechselnden Konstellationen und Kon- einzugehen und diese für entwickelt, die es uns ermöglicht, das Objekt nah beieinander; berühren sich, sodass man texten an den vermeintlichen Grenzen zwischen Objekttheater, Performance- ästhetische Zwecke zu und das darauf-projizierte Bild in der Umdre- durch sie vielleicht sogar hindurchsehen kann. kunst und Maschinenbau, manchmal auch im Sprechtheater oder als Bühnen- missbrauchen. Bisherige hungszahl eben deckungsgleich fahren zu lassen Das Hinterfragen von Erinnerung und Vision hat bildner. Mehr als das Endprodukt interessiert ihn der Weg dorthin, das Tüfteln Aufführungen auditiver und oder aber auch davon zu lösen, d.h. wir können sich immer mehr zu einem wesentlichen Element und immer wieder das Verwerfen. Intensive und langjährige Zusammenarbeit audiovisueller Performances beide Ebenen unterschiedlichen Geschwindig- von entwickelt. Eine Bewegung symbo- ROTOЯ mit der Berliner Künstler/innengruppe Club Real, dem Wiener Theaterkollek- führten ihn u.a. durch keiten aussetzen. Zum Beispiel kann sich das lisiert stets auch das Verstreichen von Zeit und tiv God's Entertainment, der Regisseurin Astrid Griesbach, Annie Sprinkle & Österreich, nach Belgien (BAM Objekt sehr schnell drehen, die Projektion aber Musik ist ja eine Zeitkunst per se. Das Bild oder Beth Stephens, dem Choreographen Oleg Soulimenko und dem Liedermacher Festival), Italien, Bulgarien, beinahe stillstehen. Dadurch entstehen die Video kann sehr individuelle Assoziationen aus- Christoph Theussl. Lenz lebt in Wien und ist Vater von zwei Kindern. menschlichen Sinne täuschende Patterns, die lösen. Wenn nun Objekt, Klang und Video durch Deutschland (ZKM), Kanada, hologrammartig erscheinen und einen ästhe- ihr Zusammenspiel sowohl Zukünftiges als auch Dubai, Mexico (MUTEK tisch verführerischen Korridor öffnen. Dass die Vergangenes „antriggern“, dann passiert etwas, Festival) und China (Shanghai Rotation des Objektes, das Video und auch der das sich nur schwer beschreiben lässt, vielleicht Expo 2010). Lechner erhielt Klang eben keiner einheitlichen Synchronität fol- etwas Metaphysisches oder Transzendentes – in eine „ehrenvolle Erwähnung“ gen, wurde bei dieser Arbeit immer zentraler. Die jedem Fall aber wird es ab dort spannend. beim PRIX Ars Electronica entscheidenden Momente passieren dann, wenn Susanna Niedermayr 2019 in der Kategorie Digital unterschiedliche Geschwindigkeiten scheinbar Musics & Sound Art. zu einer gemeinsamen Resonanz finden. In diesem Zusammenhang ist auch irgendwann der Begriff einer multimedialen Polyrhythmik aufge- taucht – Medien, die sich in anderen Zeitfeldern bewegen. LENZ MATHIAS

< 74 > < 75 > 10.10., 19:30 Helmut List Halle KLANGFORUM Österreichische Erstaufführung Konzert WIEN Tagespass: EUR 18,- eine musikalische Laufbahn begann Oliver Thomas ermäßigt EUR 14,-

SJohnson alias Dorian Concept als „bedroom produ- Komposition: cer“. Mittlerweile spielt der Wiener Elektronik-Innovator Georg Friedrich Haas in Clubs genauso wie in der Royal Albert Hall. Für das Dorian Concept Klangforum Wien hat er ein neues Stück konzipiert, das Klangforum Wien aufgrund des Lockdowns nicht wie geplant im April im Finnegan Downie Dear, Wiener Konzerthaus uraufgeführt werden konnte. Nun Dirigent ist das vierzigminütige Hyperopia für das musikproto- Anders Nyqvist, koll 2020 angesetzt. Bei diesem Stück an der Grenze Trompete zwischen digitaler und akustischer Klangerzeugung tritt der Autodidakt Dorian Concept, der sich als konsequen- ter Vertreter der Improvisation versteht, als elektronisch ausgestatteter Kammermusiker gemeinsam mit dem Klangforum Wien auf. Am Beginn des Konzerts steht ein Moment des mitfüh- lenden und solidarischen Innehaltens: Trompeter Anders Nyqvist spielt das beklemmende Solo I can’t breathe (2015) von Georg Friedrich Haas, das der Komponist im Gedenken an den 2014 von US-Polizisten ermordeten Afroamerikaner Eric Garner geschrieben hat. Er erklärt damit seine Solidarität mit den Demonstrant/innen der „Black Lives Matter“-Bewegung. Es ist traurig, erwähnen zu müssen, dass dieses Stück auch 2020 immer noch ak- tuell ist.

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 12.10., 23:03 Klangforum Wien / Dorian GEORG FRIEDRICH HAAS / DORIAN CONCEPT Concept: Hyperopia

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 13.10., 23:03 Klangforum Wien / Georg Friedrich Haas: I can’t breathe

< 76 > < 77 > GEORG FRIEDRICH HAAS einem Trauergesang: einefreie Kantilene im beginnt–ziemlichtraditionell –mit Eric Garner I can’t breathe für Trompete solo,inmemoriam Protest solidarisiere ichmichindiesem Werk. trationen durch dasLandgetragen. Mitdiesem Bedeutung”) wurde in vielbeachtetenDemons- matter!” (etwa:„auchschwarze Leben sindvon Der kaumübersetzbare Slogan„Blacklives Dies warkeinEinzelfall. Protest regte sich. sich vor keinemGerichtverantworten. den nichteinmalfreigesprochen. Siemussten Diejenigen, dieseinen Tod bewirkthatten,wur- Seine letzten waren:Worte „Ican’t breathe!” Amtshandlung erstickteer. ErwarAsthmatiker. händler undamtshandelte. Während dieser rikaner. DiePolizei hieltihnfüreinenSchwarz- Er hatte Zigaretten gekauft. Und er war Afroame- hatte erdiefalscheHautfarbe.Seine Vergehen: Abervorfalschen Zeit allem amfalschen Ort. Er hattedoppeltesPech. Einerseits warerzur istzumSymbolfürchten. geworden. EricGarner ich michmehrvor derPolizei alsvor Kriminellen nellen. Wäre meineHautfarbeschwarz,müsste in New York gehe,fürchte ichmich. Vor Krimi- Wenn ichamAbendineinereinsamenStraße Aber... und einerwunderbaren Kultur. wunderbares Landmitwunderbaren Menschen Ichbingernehier.Ich lebeindenUSA. Esistein GEORG FRIEDRICHHAAS FÜR TROMPETESOLO I CAN'TBREATHE (2015) New York. Music anderColumbiaUniversity, ist HaasMacDowell Professor of Staatspreis. SeitSeptember2013 Haas denGroßen Österreichischen bei Friedrich Cerha.2007erhielt undspäterin Wien,Gösta Neuwirth beiIvánErödund Geburtsstadt, hateraberinseiner Studiert die ihnnachhaltiggeprägthaben. Landschaft undeinerAtmosphäre, Vorarlberg, indenBergen –einer Graz) verbrachte seineKindheitin Georg Friedrich Haas(*1953, < 78> Georg Friedrich Haas machen. Werk möglichstfrühöffentlichzugänglichzu ihrer Konzerte verzichtet haben,umdieses hende Recht derUraufführung ineinem Musikfabrik, dasssieaufdasihnenzuste- ders den Verantwortlichen desEnsembles ermöglicht haben.Undichdankebeson- dass siedieseAufführungsokurzfristig Heinz HolligerundichdankeMarco Blaauw, Ich dankederKölnerPhilharmonie,ich Doppeltrompete bestens geeignet. gen derDämpfer. DafüristMarco Blaauws Dämpferwechsel und langsame Veränderun- zahlreiche rascheDie Aufführungerfordert wurde. Den Tätern gebeichkeine Töne. Welt, ausderdasOpfergewaltsamgerissen – vielleichtvorsichtige Symbole fürjene extremer Register undwechselnder Farben in einemKlangraum weiter Trompetentöne Dieser sichverengende Trauergesang steht erstickt, zuletztineinerSechzehnteltonskala. die Intervalle. DerGesangwird immermehr zwölftönigen Raum. Dannverengen sich darstellende Kunst Wien. 2011 anderUniversität fürMusikund der Kunstuniversität Graz sowie seit unterrichtet Trompete seit2009an Festivals undKonzerten auf. Nyqvist als auchKammermusiker bei tritt internationalsowohl alsSolist Bestandteile desMusizierens. Er sind fürAndersNyqvistwesentliche das Mitwirkenamkreativen Prozess das BeisteuernseinerErfahrungund nisten, dasErstellenneuerSounds, Die ZusammenarbeitmitKompo-

ANDERS NYQVIST

FINNEGAN DOWNIE DEAR DORIAN CONCEPT Music gewählt. zum Mitgliedder Royal Academy of ImJahr2017wurde Dear Opera North. mit derStaatsoper Berlinundder Staatsoper undumfassen Projekte Nationaloper unddieBayerische bringen ihnerneutandiePolnische bringt. ZukünftigeEngagements in dieanspruchsvollsten Partituren kannt wird undKlarheit Vitalität Intensität seinerDarbietungenaner- der zunehmendfürdieReife und Downie DearisteinjungerDirigent, Der inLondon geborene Finnegan mit FlyingLotus auf Tour. Brainfeeder veröffentlicht undwaralsKeyboarder capes. ErhatAlbenaufLabelswieNinja Tune und Musik, Jazz,Pop, Hip-Hop, AmbientundSounds- unter anderem experimentellerelektronischer aus verschiedenen musikalischenQuellenschöpft, ein österreichischer Producer undKeyboarder, der Dorian Concept (*1984 in Wien als Oliver Johnson) ist

KLANGFORUM WIEN Unterstützung von ErsteBank. DasKlangforum Wienund betört. spieltmitfreundlicher Das NeueinderMusikdesKlangforum Wien spricht,handelt rung, deren Unmittelbarkeit mansichnichtentziehenkann. Ereignis imbestenSinnedes einesinnliche Erfah- Wortes: dasPublikum. Klang, gestaltetErfahrungsräumeund fordert – dasKlangforum Wien schöpftauseinemunverwechselbaren imSpiel,präziseHören fenskraft. OffenimDenken,virtuos unentwegt neueHorizonte künstlerischerSchaf- Gegenwart gemeinsam mitdenmaßgeblichenKomponist/innen unserer Fragesteller. 24Musiker/innenauszehn Ländernerkunden Ein Kollektiv unerschrockener Gratwanderer, Entdeckerund < 79> somewhere.“ your experiences –thenwe’re getting listening tomymusicandthinkingabout me –thenI’m notdoingmyjob. Ifyou’re listening tomymusic–andthinkingabout Oder wieJoniMitchelessagte:„Ifyou’re man zukennenglaubt,neuwerten. ist es,beisichzulandenunddas,was auf halbem Wege stehenzulassen.Ziel Absicht, dasPublikum abzuholen,umes bewussteren Zuhören einladen–mitder Diese Uneindeutigkeitsollzueinem Rolle wiedieUnklarheitüberdasGehörte. heit spielthiereinegenausowichtige Vertrauten sucht.DieeigeneHörgewohn- Hyperopia isteinStück, dasNeueim ERSTAUFFÜHRUNG ÖSTERREICHISCHE DORIAN CONCEPT Dorian Concept HYPEROPIA 10.10., 21:00 Helmut List Halle Uraufführung Konzert

Tagespass: EUR 18,- ermäßigt EUR 14,-

Komposition: eim Cembalo denkt man nicht zuallererst an Urauf- Peter Jakober, Petra Stump-Linshalm, Bführungen. Die in Wien lebende Cembalistin Maja TO CATCH Margareta Ferek-Petrić / MijatoviĆ lud jedoch mehrere Komponierende, deren Rafael Nassif, Hannes Dufek Arbeit sie besonders schätzt, vor einiger Zeit dazu ein, A RUNNING für ihr Instrument zu schreiben. 2019 veröffentlichte sie Cembalo: Maja Mijatović dann ein überraschendes und abwechslungsreiches Al- bum mit einer Reihe von Ersteinspielungen für Cembalo POET solo, das auf der Bestenliste beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik landete.

Beim musikprotokoll 2020 zeigt Maja MijatoviĆ, wie auf- regend und unterschiedlich Komponierende heutzutage mit dem Klangkosmos Cembalo umgehen, wie sie damit experimentieren und feinste, bisher verborgene Nuancen des Instruments zutage fördern, aber auch wie sie die mechanische Vitalität des Instrumentenklangs auskos- ten. Eine „Versuchsanordnung für Zeitsprünge“ nennt einer der beteiligten Komponist/innen, Hannes Dufek, diese Praxis, bei der ein altes Instrument mit zeitgenös- sischer Musik gepaart wird.

PETER JAKOBER / PETRA STUMP-LINSHALM / MARGARETA FEREK-PETRIC´ / RAFAEL NASSIF / HANNES DUFEK

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 27.10., 23:03 Maja Mijatović: to catch a running poet

< 80 > < 81 > MÖGE DIE ÜBUNG GELINGEN FÜR CEMBALO SOLO PETRA STUMP-LINSHALM URAUFFÜHRUNG

Peter Jakober (*1977) studier- DRINGEN In MÖGE DIE ÜBUNG GELINGEN beschreibe ich – nach dem te von 1998 bis 2006 Kom- gleichnamigen Buch von Peter Riedl – auf musikalische Wei- position an der Universität PETER JAKOBER se die sieben Erleuchtungsglieder aus der Theravada-Traditi- für Musik und darstellende on des Buddhismus. Achtsamkeit - Untersuchung - Anstren- Kunst Graz bei Georg Friedrich nach Außen gung - Verzückung - Gelassenheit - Sammlung - Gleichmut Haas und Gerd Kühr. Seine Maja Mijatović gewidmet PETRA STUMP-LINSHALM Wenn in dringen das live spielende Cembalo zu Beginn Werke wurden interpretiert in ein Wechselspiel mit einem aufgezeichneten Material PETER JAKOBER Petra Stump-Linshalm spielt in verschiedenen von ensemble recherche, tritt, so ist das ein Vorgang, der mich in den letzten Ensembles sowie als Solistin und befasst dem Aleph Gitarrenquartett, IŠTARATU Jahren immer mehr beschäftigt – der Prozess der Ent- sich dabei nicht nur mit dem klassischen dem Klangforum Wien, dem fremdung. MARGARETA FEREK-PETRIC´ Repertoire, sondern auch mit experimentel- Ensemble PHACE, dem Arditti ler und improvisierter Musik. Seit einigen Quartett, dem thürmchen Christoph Henning definiert in seinem BuchTheorien Maja Mijatović zugeeignet, die für die Komponistin die Jahren hat sie auch das Komponieren für ensemble Köln, dem Grazer der Entfremdung den Begriff der Entfremdung als ein „Göttin des Cembalos“ ist, verweist dieses Werk in seinem sich entdeckt. Sie studierte Klarinette an der Orgelpfeifenorchester sowie gestörtes Von-innen-nach-außen-Treten: „Denn das Titel ebenfalls auf eine Göttin: auf Ištar, die im babylonischen Universität für Musik und darstellende Kunst Musiker/innen anderer En- Von-innen-nach-außen-Treten ist noch keine Entfrem- Pantheon die Liebe und den Krieg zugleich verkörpert. Die Wien und Bassklarinette am Conservatorium sembles. Kooperationen gab dung. Im Normalfall gibt es wieder eine Aneignung, Pluralform Ištaratu bezeichnet unter anderem Weiblichkeit. eine Rück-Verinnerlichung. Kommt beides auf die rech- van Amsterdam. Als Trägerin verschiedener es mit dem Choreographen te Weise zusammen, kann man von einer gelingenden I tar ist der Planet Venus zugeordnet, sie wurde daher Preise und Auszeichnungen gilt ihre beson- und Regisseur Paul Wenninger š Entwicklung sprechen, denn das Subjekt, das sich auf als Morgenstern verehrt (was die Göttin mit der Sonne in dere Aufmerksamkeit der zeitgenössischen sowie dem ensemble]h[iatus diese Weise geäußert und seine Äußerung dann wieder Verbindung brachte, sodass ihr auch männliche Attribute Musik. Immer wieder haben Komponist/innen aus Frankreich. Er erhielt das angeeignet hat, ist nicht mehr dasselbe wie vorher.“ zugeschrieben wurden) und als Abendstern (wobei man sie für Petra Stump-Linshalm und ihre Ensem- Andrzej-Dobrowolski-Kompo- Später schreibt er dann: „Entfremdung setzt ein, wenn – der Gleichsetzung mit dem Mond entsprechend – dann mit bles Werke komponiert. Die Vermittlung sitionsstipendium des Landes die Beziehung zu diesem selbst Gesetzten nicht mehr weiblichen Eigenschaften ausstattete). Eine Gottheit, drei Ge- zeitgenössischer und klassischer Musik an Steiermark 2010, den SKE intakt ist; wenn das, was eigentlich Bestandteil des schlechter: Ištar lebte bereits in mythischen Urzeiten mit aller Kinder in Form von Konzerten und Workshops Publicity Preis, den Erste Bank identitären oder kulturellen Kreislaufs ist, nicht mehr Konsequenz das nichtbinäre Geschlechtssystem männlich/ ergänzt den Schaffensbereich der Künstlerin. Kompositionspreis 2015 und als Teil des Eigenen erkennbar ist und folglich nicht weiblich/queer. Petra Stump-Linshalm ist seit 2012 Senior er ist Stipendiat der Akademie mehr in dieser Weise materiell oder sinnhaft angeeig- Lecturer für Kammermusik am Joseph Haydn Schloss Solitude 2011/2012. net werden kann.“ Die Wandlungsfähigkeit dieser Gottheit hat die Komponistin Institut für Kammermusik, Alte Musik und Nach Auslandsaufenthalten zu ihrem Werk inspiriert, das als Klangmetapher verstanden In dringen passiert das Wechselspiel von Mensch werden kann und die Vielfalt des Lebens nicht nur musika- Neue Musik an der Universität für Musik und in Rotterdam und Köln lebt (live agierende Musikerin) und Maschine (Zuspielung) lisch darstellen, sondern auch gebührend feiern möchte. darstellende Kunst Wien. Jakober derzeit in Wien. anfangs noch harmonisch. Zunehmend entfremdet sich Margareta Ferek-Petrić dieser Prozess durch multiple Überlagerungen oder ´ stetige Veränderungen der Zuspielgeschwindigkeiten. C Diese Geschwindigkeitsveränderungen erzeugen glis- Die Musik von Margareta Ferek-Petrić (*1982, Zagreb) wird als sandierende Klangverläufe, die auf einem Cembalo so farbenreich, humorvoll und tiefgründig beschrieben, auch lässt sie eigentlich nicht mehr spielbar sind. Der Klangerzeuger absurde Klangbilder erstehen. Der kompositorische Ansatz basiert entfremdet sich dabei selbst von seinem Klang, das auf der ironischen Behandlung traditioneller Musikästhetik, dem Subjekt zunehmend vom Objekt. Einsatz lebendiger rhythmischer Impulse, der Umwandlung von dringen und andere in diesem Zeitraum von mir kompo- theatralischen Gesten in Timbre und dem Ausloten der Intensität von nierte Stücke versuchen diese Entfremdungsprozesse erweiterten Spieltechniken. Die Inspiration für ihre Partituren bezieht klanglich und emotional erfahrbar zu machen. die Komponistin aus Literatur, Kunst, Filmen, Wissenschaft, Politik Peter Jakober und Philosophie, aber auch außergewöhnliche Menschen oder bizarre Lebenssituationen können ihre Fantasie beflügeln. Neben ihrer Tä- tigkeit als Komponistin ist Ferek-Petrić die künstlerische Leiterin der nächsten beiden Ausgaben der Musikbiennale Zagreb. MARGARETA FEREK-PETRI MARGARETA

< 82 > < 83 > RAFAEL NASSIF ARRESTING EMPTY-FORMS IMAGES

RAFAEL NASSIF RAFAEL URAUFFÜHRUNG HANNES DUFEK

Phänomene haben, anders als wir einfache menschliche arresting images verweist auf die Wesen sie wahrnehmen, keine wirkliche Existenz und somit unzähligen Bilder, Lichter, Eindrücke auch keine inhärenten Eigenschaften. Sie sind, so wie einfa- und Botschaften, denen wir tagtäglich che Menschen auch, von der Gesetzmäßigkeit des „beding- ausgesetzt sind, die wir tagtäglich auf ten“ Karmas abhängige, bloße Erscheinungen. So wie sie uns einströmen lassen. Bilder anhalten, entstanden sind, werden sie wieder vergehen. Hinter dieser aber auch fesselnde, uns anhaltende Rafael Nassif (*1984, Brasili- Substanzlosigkeit aller Phänomene gibt es jedoch etwas, das Bilder: das Cembalo in Überlagerung mit en) ist Komponist, Pianist und jenseits unserer Vorstellungen liegt und mit wunderbaren sich selbst wird zum Sinnbild unserer Konzerte-Kurator und -Organi- Qualitäten ausgestattet ist. Einfach ausgedrückt: unsere medialen Wirklichkeit, in der die Grenze sator. Er studierte Komposition „wahre Natur“. Wie wir dieses Potential wecken können, ha- zwischen realer und virtueller Welt zusehends verschwimmt. Die Interpre- und widmete sich zeitgleich ben erleuchtete Menschen, Yogis oder Meister wie der große tin ist dabei nicht nur Ausführende, der pädagogischen Methode Dölpopa (1292-1361) eingehend erklärt. sondern vielmehr „Agentin des Chaos“, der Alexander-Technik und der Aus großem Mitgefühl und der Motivation heraus, anderen ist das Stück doch nicht ein Stück, musikalischen Phänomenologie sondern potenziell viele, werden die zu helfen, die diese wahre Natur nicht erkennen können und Hannes Dufek wurde 1984 in Wien geboren durch private Studien. Er erhielt komponierten Fragmente erst auf der sich in ihrem Leiden und Nichtwissen verlieren, leisten Yogis und ist Komponist und Musiker. Sein kom- diverse Kompositionspreise und gewissermaßen Schwerarbeit als mitfühlende „Krieger“. Sie Bühne und jedes Mal anders zum Werk. positorisches Schaffen umfasst verschie- -aufträge. 2014 erhielt er das bereiten sich lange und intensiv darauf vor, wenden beson- Damit wird einerseits die Person, der dene Konzertwerke, intermediale Arbeiten, Stipendium der Kunststiftung dere Methoden an, um spirituelle Verdienste und Wissen zu Gestaltungswille und die Kreativität der Baden-Württemberg. 2015 folg- erlangen, karmische Wirkkräfte umzuwandeln und so weiter. Musikerin auf der Bühne stärker in den häufig auch grafische Partituren und immer ten der Umzug nach Graz und Wenn man sich der Führung eines Lehrers anvertraut, der Fokus genommen, andererseits aber wieder Musik für Bühnenwerke. Ein wesent- Geist eine höhere Entwicklungsstufe erreicht und die Manda- auch formal auf die sprunghafte, rasch liches Interesse gilt dabei der Fassung und

Tätigkeiten als freischaffender HANNES DUFEK wechselnde Charakteristik der Gegen- Komponist und Lehrer für Kom- la-Initiation erfolgt ist, wird man beim Meditieren sogenann- Öffnung von Freiräumen, einem Verständnis wart reagiert. Die formale Anlage hat position, Klavier und Tibetisches te „Formen der Leerheit“ wahrnehmen, die wie Reflexionen von Musik als Agens der Welterfassung der wahren Natur sind, die wir alle teilen. Zu erkennen, dass ihr Gegenstück im klanglichen Resultat. Yoga. Er erhielt den Kunstpreis im Zeichen der Freiheit. Er ist Vater eines Form nichts anderes ist als Leerheit und Leerheit nichts ande- Dieses flackert stroboskopisch, bewegt Berlin für Musik der Akademie Sohnes und lebt in Wien. res als Form, ist der Vajra-Pfad zur vollständigen Befreiung. sich sprunghaft, verzweigt sich multipel der Künste. Nassif organisiert und tritt in vielfältige Dialoge mit sich Hauskonzerte mit zeitgenössi- (Da ich anderen Menschen nicht dabei helfen kann, die selbst, scheint von allen Seiten auf das scher Musik und ist Mitwirken- wahre Natur zu enthüllen, und sich auch meine Meditationen hörende Publikum einzuströmen. Die ei- der im Komponist/innenverein als fruchtlos erwiesen haben, hoffe ich als Komponist, dass gens angefertigte Videoarbeit von Ajna die andere saite. 2017 erhielt er schon allein die Thematisierung dieses Konzepts im Stück und Enes Zlatar gibt dieser Metaphorik das Arbeitsstipendium des Bun- empty-forms Sie in die Lage versetzen wird, diese wahre eine weitere Deutung und hebt die rein klangliche Auseinandersetzung auf eine deskanzleramtes Österreich für Natur selbst zu entdecken.) weitere Ebene. So wird den Kontexten seine kompositorische Tätigkeit. Rafael Nassif ein weiterer hinzugefügt, die Bilder Bereits seit 2005 beschäftigt Übersetzung: Friederike Kulcsar Mit Unterstützung des SKE-Fonds verdichten sich weiter und wir bleiben, sich Nassif mit Mikrotonalität. unverstanden, wie wir sind. Bei seinen jüngsten Arbeiten Hannes Dufek liegt der prägende Fokus auf gesprochenen Stimmen, instru- mentalen Mehrklängen und auf reiner Intonation.

< 84 > < 85 > 10.10., 22:30 Helmut List Halle Uraufführung Konzert

Tagespass: EUR 18,- echno, virtuos gespielt mit Gitarre, Bass und Schlag- ermäßigt EUR 14,-

Tzeug – mit diesem einzigartigen musikalischen Kon- Elektro Guzzi zept begeisterten Elektro Guzzi Anfang der 2000er-Jahre Jakob Schneidewind, E-Bass das Publikum dies- und jenseits der österreichischen Brnhard Breuer, Schlagzeug ELLEGGUA Landesgrenze. Im Laufe der Jahre hat das Trio sein mu- Bernhard Hammer, Gitarre sikalisches Spektrum sukzessive erweitert, immer mehr Ingrid Schmoliner, Klavier Effektgeräte und auch Synthesizer kamen hinzu und es gab mehrere Kooperationen, etwa mit Yoruba Percussion oder den Posaunisten Hilary Jeffery, Daniel Riegler and Martin Ptak. Für ihr gemeinsames Projekt mit der Pia- nistin Ingrid Schmoliner, das beim musikprotokoll 2020 uraufgeführt wird, richten Elektro Guzzi den Blick nun nach innen. Auf elektronische Instrumente wird bewusst verzichtet, stattdessen erkundet die Band den ureige- nen Klang von Gitarre, Bass und Schlagzeug mit diver- sen Präparationen und einer speziellen Mikrofonierung. Auch Schmoliner arbeitet in ihrer oftmals minimalistisch gehaltenen Musik mit Präparationen, der Resonanzraum des Klaviers wirkt dabei wie eine Lupe. Mit ELLEGGUA knüpfen Bernhard Breuer, Jakob Schneidewind und Bern- hard Hammer an die Zeit um die Jahrtausendwende an, als in der elektronischen Musik immer mehr akustische Instrumente zur Klanggenerierung eingesetzt wurden, eine Zeit, die die drei schließlich auch zur Gründung von Elektro Guzzi inspirieren sollte und so schließt sich ein Kreis.

ELEKTRO GUZZI & INGRID SCHMOLINER

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 23.10., 23:03 Elektro Guzzi & Ingrid Schmoliner

< 86 > < 87 > ELLEGGUA URAUFFÜHRUNG

Für das Projekt ELLEGGUA haben sich Pattern entstehen. Es sei wie bei einem vier ausgewiesene Klangforscher/innen Kaleidoskop, mit jeder Umdrehung fallen zusammengefunden, die allesamt seit die Mosaikteilchen zu einem neuen Bild bereits vielen Jahren mit meisterhaftem zusammen, das dabei aber die Spuren Können, einer ausgeprägten Liebe zum der vorangegangenen Bilder in sich trägt. Und trotzdem bleibt nichts jemals gleich.

Detail, Präzession und Beharrlichkeit be- GUZZI ELEKTRO eindrucken. Ursprünglich aufgebrochen, um mit Bass, Gitarre und Schlagzeug Die ursprüngliche Kraft der Natur und die In der klassischen Trio-Besetzung Gitarre, Bass und Drums überwinden Elektro Guzzi die Techno zu spielen, vertieften sich Bern- Verbindung des Menschen zu dieser, das Grenze zwischen analog und digital, indem sie Techno spielen: live, mit dem Drive einer Ma- hard Breuer, Jakob Schneidewind und Mythische und Rituelle sind zentrale Ins- schine und den klanglichen Details eines Instruments, ohne Computer oder Looper. Mit ihren Bernhard Hammer, die drei Musiker von pirationsquellen Schmoliners. Musik sei hochenergetischen Live-Konzerten – in denen zu sehen ist, wie jeder Ton auf der Bühne, an Ort Elektro Guzzi, im Laufe der Jahre immer immer transzendent. Während des Hö- und Stelle erzeugt wird – ziehen sie das Publikum in ihren Bann, was die Band zur ersten Wahl mehr in den Klang ihrer Instrumente, in rens beginnt das menschliche Gehirn zu für innovative Dance-Music-Festivals macht, wie etwa Roskilde, Sónar, MUTEK, Melt!, c/o pop, unterschiedliche Rhythmusformen und in abstrahieren und dabei öffnen sich neue Eurosonic, Iceland Airwaves, Sziget und viele andere mehr. Darüber hinaus sind Elektro Guzzi den speziellen Sound, der nur in dieser Räume, zu denen man für gewöhnlich einen Trio-Konstellation entsteht. Elektro keinen Zugang hat. Diese bewusstseins- in fast allen europäischen Clubs aufgetreten. Hier eine gemeinsame EP mit KiNK, dort eine Guzzi funktioniert wie ein Modular- erweiternde Sogwirkung vermag auch audiovisuelle Live-Show, dazwischen dann ein Podcast für Resident Advisor oder ein Album Synthesizer und gelegentlich fügt sich elektronische Club-Musik zu entfalten. mit einem Posaunen-Ensemble – Elektro Guzzi sind immer in Bewegung. noch ein weiterer Musiker, eine weitere Musikerin – als zusätzliches Modul – in Der Impuls zur Zusammenarbeit ging von Die Pianistin und Sängerin Ingrid Schmoliner (*1978) lebt und arbeitet als freischaffende den gemeinsamen Sound ein. Ingrid Schmoliner aus. Schon seit län- gerer Zeit hätte sie den Wunsch gehabt, Musikerin, Komponistin, Kuratorin und Pädagogin in Wien. Bereits vor und während des Holzstäbchen, Plastikklötze, Metall, einmal Tanzmusik zu machen, erzählt sie. klassischen Studiums am Landeskonservatorium Klagenfurt mit Hauptfach Klavier war ihre Gummi, Stachelschweinstacheln – mit Und diese sich langsam aufbauenden, Musik geprägt durch das Interesse an improvisierter, experimenteller und zeitgenössischer ihren ausgetüftelten Präparierungen minimalen, repetitiven Strukturen in Musik. Künstlerisch bewegt sie sich in den Genres Neue Musik, experimentelle und improvi- verwandelt Ingrid Schmoliner das Klavier der Musik von Elektro Guzzi würden mit sierte Musik, Avantgarde, Free Jazz, Folkfusion und Volksmusik. Schmoliner erhielt 2011 das in einen sich stetig ausdehnenden ihrer Musik sehr gut harmonieren. Diese Startstipendium für Musik vom Bundesministerium für Kunst und Kultur, 2013 den Förde- Klangkosmos. In der stets spannungsge- Verwandtschaft spricht auch Bernhard rungspreis für Musik vom Land Kärnten und 2016 eine Kompositionsförderung des Bundes- ladenen Musik scheinen dabei allerhand Breuer an. Und er ergänzt, nach den Er- kanzleramts für Kunst und Kultur für ihren Liederzyklus to be given up. Seit 2010 ist sie als fahrungen gefragt, die sie in ihrer ersten Instrumente anzuklingen, von diversen Initiatorin und Kuratorin bei dem alljährlich stattfindenden Festival New Adits – Festival für Schlaginstrumenten über Electronics bis gemeinsamen Probe-Session gemacht gegenwärtige Musik und Kunstformen in Klagenfurt zeichnend. hin zur menschlichen Stimme, aber auch haben: „Vor allem hat mich überrascht, an Walgesänge fühlt man sich mitunter dass Ingrid rhythmisch so stark ist. Wenn erinnert, wenn durch Reibung die Luft in man jetzt vom Techno her denkt, dann den ausgetrockneten Stachelschweinsta- genügt es eigentlich, wenn zusätzlich cheln in Schwingung gerät. Im Resonanz- noch in den Subbässen rhythmisch raum des Klaviers multiplizieren sich die etwas passiert. Daneben können wir uns so vielgestaltigen Läufe und lassen dabei auf Umschreibungen von Ingrids Sound durch die immer wieder variierenden konzentrieren und das eröffnet neue Überlagerungen und Verschiebungen Möglichkeiten.“ zusätzliche Klänge und Rhythmus- Susanna Niedermayr INGRID SCHMOLINER

< 88 > < 89 > 11.10., 16:00 Dom im Berg OPUS Konzert Eintritt frei MORS Österreichische Erstaufführung Musik: Jacob Kirkegaard

n opus mors nähert sich der dänische Klangkünstler Ja- Icob Kirkegaard behutsam dem Ausklang des Lebens – dem Tod. Kirkegaard porträtiert vier Klangumgebungen, von denen der menschliche Körper üblicherweise post mortem umgeben ist: ein Leichenschauhaus, eine Autop- sie, eine Feuerbestattung und den Verwesungsprozess. Die damit verbundenen Klangereignisse, die man am ei- genen Körper nie spüren können wird, sind im doppelten Sinne verborgen. Einerseits sind die Orte nicht öffentlich zugänglich. Anderseits ist explizites Wissen um das, was nach dem Tod mit dem Körper geschieht, ein oft gemie- denes beziehungsweise tabuisiertes Thema. Das Werk ist eine eindringliche und intime Klangmeditation, die uns in diese vier Todesräume versetzt.

JACOB KIRKEGAARD

Ö1 Sendung Zeit-Ton: 29.10., 23:03 Jacob Kirkegaard: opus mors

< 90 > < 91 > OPUS MORS JACOB KIRKEGAARD ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG

Hartwig Vens: opus mors ist ein Werk über Wir sprechen von unseren Organen oft in einer Hartwig Vens: Sie beschreiben Ihre Arbeit vier Stadien, in denen sich der tote menschliche abstrakten Art, wir sprechen vom Herz, als hätte mit Field Recordings als „greifbare Aspekte Körper befindet: Leichenhalle, Autopsie, Ein- es etwas mit der Liebe zu tun. Oder davon, dass von ungreifbaren Themen aufzunehmen oder äscherung, Verwesung. Warum setzen Sie sich jemand zu gehirnlastig agiert. Oder dass man hörbar zu machen“. Sie haben in dieser Art mit dem Thema Tod auseinander? ein Bauchgefühl hat. Wir benutzen viele solche auch schon mit schmelzendem Eis in der Sprachbilder. Oder man sagt im übertrage- Arktis und mit Radioaktivität in Fukushima Jacob Kirkegaard: Wir müssen alle sterben nen Sinne: Wir müssen unsere Herzen öffnen, gearbeitet. und sprechen nicht viel darüber. Wenn wir uns also lieben. In meinem Stück hört man, wie es mit dem Tod auseinandersetzen, dann tun wir konkret klingt, wenn das Herz mit einem Messer Jacob Kirkegaard: Ich beschäftigte es, wenn jemand gestorben ist und bald danach geöffnet wird. mich immer wieder mit Themen, über die es nicht mehr. Ich wollte ein Stück kreieren, bei schwierig zu reden ist. Der pure Sound, ohne dem man mit dem Gehör die verschiedenen Hartwig Vens: Da muten Sie dem Publikum Worte, ohne Bilder ist ein enormes Transport- Prozesse, Zustände und Räume, denen der tote einiges zu. mittel. Wenn du im Konzert sitzt und die Auf- menschliche Körper ausgesetzt ist, akustisch nahmen aus dem Leichenschauhaus hörst, nachvollziehen kann. Jacob Kirkegaard: Wenn ich erkläre, worum dann bist du plötzlich dort. Durch den Sound. es geht, welches Klangmarerial ich verwende, Dann liegst du dort. Dann denkst du über Hartwig Vens: Diese vier Stationen klingen und wo ich es aufgenommen habe, dann ist die den Tod nach. Und das ist auch wichtig, wir sehr sachlich: Leichenhalle, Autopsie, Einäsche- erste Reaktion immer „Oh, wie hart, wie schreck- müssen uns an den Tod erinnern, damit wir rung, Verwesung. Warum diese vier Kapitel? lich.“ Oder: „Das kann ich mir nicht anhören.“ nicht vergessen, dass wir auch leben sollen. Aber wenn die Leute sich dann darauf einlassen, Deutschlandfunk Kultur Jacob Kirkegaard: Das Leichenhaus bei- dann verändert das die Wahrnehmung gänzlich. Hartwig Vens spielsweise ist ein Ort, wo sich die meisten von uns post mortem befinden werden, gleichzeitig Hartwig Vens: Das liegt vielleicht auch daran, fühlt es sich wie ein sehr fremder Ort an. Ich dass man sich irgendwie damit identifizieren KIRKEGAARD JACOB hatte eine Freundin, die gestorben ist. Gleich kann. Denn irgendwann wird MEIN Körper das In seiner Klangkunst lotet Jacob Kirkegaard komplexe nach ihrem Tod lag sie im Leichenschauhaus, an alles durchmachen. Das kann jede/r Hörer/in akustische Phänomene aus, auf die wir in unserem diesem kalten Ort. Ich war dort und es war eine nachvollziehen. Wie geht es Ihnen selbst, wenn Leben oft gar nicht achten oder die in jenen Bereichen sehr ungewohnte, nie gekannte Atmosphäre. Sie Ihr eigenes Stück in diesen vier Kapiteln unserer Umwelt auftreten, die für uns nicht oder kaum Ich fühlte den Impuls, mit meinen Mikrofonen durchleben? zugänglich sind. So hat er sich mit Themen wie der ra- diesen Raum, dieses Ambiente aufzunehmen und als Zustand akustisch wahrzunehmen. Das Jacob Kirkegaard: Ich war ganz nah dran dioaktiven Verstrahlung in Tschernobyl und Fukushima, war der Beginn. beim Aufnehmen, mein Mikrofon war einen Zen- dem schmelzenden Eis in der Arktis und den Grenz- timeter von der Leiche entfernt. Danach habe ich mauern in Palästina auseinandergesetzt. Seine beiden Hartwig Vens: Sie haben alle Klänge, die Sie alle Aufnahmen editiert. Ich fand es immer mehr jüngsten Arbeiten sind immersive akustische Erkundun- in Ihrem Stück verwenden, vor Ort aufgenom- spannend als unheimlich. Mir sind Aufnahmen, gen des globalen Abfallmanagements sowie bestimmter men. Sie waren beispielsweise auch bei einer die konkret, sachlich und detailgenau sind, Prozesse, die nach dem Tod eines Menschen ablaufen. Autopsie dabei. wichtig. Ich habe es an mir erlebt, aber auch bei Längere Zeit schon stehen otoakustische Emissionen Kollegen und beim Publikum, dass sich beim im Fokus seiner akribischen Recherche und Aufnah- Jacob Kirkegaard: Das stimmt. Und es sind Hören bald der Moment einstellt, wo sich diese metätigkeit, Töne also, die vom menschlichen Ohr Klänge, die kaum jemand von uns jemals gehört Klänge nicht mehr fremd oder entfremdet anfüh- selbst erzeugt werden und Kirkegaard als Material für hat. „Nie gehörte Klänge“, das hat Klangkünstler len. Der Moment, wo man sich darauf einstellt Kompositionen und Klanginstallationen dienen. Was je- und Komponisten immer schon fasziniert. Ich ar- und es unvoreingenommen erleben kann, ohne beite in opus mors mit Klängen, Geräuschen und gedankliche Barrieren. doch immer den Kern seiner Werke ausmacht und auch Klangfarben, die ich vorher auch nicht kannte. seine Arbeitsmethode kennzeichnet, ist der Einsatz von Tonaufnahmen, die verborgene Klänge festhalten und so die Welt erfahrbar machen.

< 92> < 93> 11.10., 17:30 Dom im Berg Uraufführung

Konzert Eintritt frei Komposition: Se-LiKomposition: Se-Lien Chuang / Andreas Weixler / Yulan Yu / Siavosh lles darf man sich von diesem Konzert erwarten, Banihashemi / Charris Efthimiou STADLER Anur keine fertig komponierten Stücke für diese vier Instrumente, obwohl sich alles um sie dreht. Vieles stadler quartett QUARTETT wird in Bewegung sein, optisch wie akustisch, improvi- Frank Stadler, Violine siert wie komponiert. Es gibt interaktive audiovisuelle Izso Bajusz, Violine Systeme und synästhetische Kunstwerke als „work in Predrag Katanic, Viola Florian Simma, Violoncello progress“. Zur Klangfindung nutzen die Komponieren- den nicht nur ihre akustische Fantasie, sondern auch Alle Kompositionen dieses Daten aus naturwissenschaftlichen Messungen, also Projektes sind Auftragswerke des Vereins die andere saite. Kopro- klassische Fälle von Sonifikation. Verarbeitet werden duktion ORF musikprotokoll. diese Klänge mithilfe von visuellen Elementen, Live- Elektronik und Algorithmen. die andere saite will mit diesem Konzert das Streichquartett ins 21. Jahrhundert katapultieren, ästhetisch wie technologisch. Aus ganz ähnlichen Gründen wurde die Gattung vor ungefähr 250 Jahren erfunden.

SE-LIEN CHUANG / ANDREAS WEIXLER / YULAN YU / SIAVOSH BANIHASHEMI / CHARRIS EFTHIMIOU Ö1 Sendung Zeit-Ton: 20.10., 23:03 stadler quartett / Se-Lien Chuang / Andreas Weixler / Yulan Yu / Siavosh Banihashemi / Charris Efthimiou

< 94 > < 95 > dehnen, einengen,einengen drücken, ziehen,ziehen steigen, fallen,steigen kaum wahrnehmbare MusterimFluss URAUFFÜHRUNG Spannung, Auflösung,Spannung YULAN YU fallen, fallen Moment derStille

YULAN YU erneut drücken Fluktuation fernöstlichen Klängen herzustellen. mysteriösen, sowie denwestlichen undden und denherkömmlichen,simplen undden eine Verbindung zwischenden ungewöhnlichen Elektronik u.a.).Darüber hinausversucht sie freie Improvisation, experimentelleMusik, verschiedenen Richtungentätig(NeueMusik, zugleich alsMusikerin(Keyboard, Guzheng)in schloss ihrMasterstudiumerfolgreich ab. Sieist der Kunstuniversität Graz beiKlausLangund KompositionChorsingen). Siestudierte an Musikerziehung inderfrühenKindheit(Klavier, Yulan Yu (*1990, Jiangmen,China)begannihre fließend Impuls Impuls < 9 Yulan Yu flows 6 > im musikprotokoll 2020 geschaffenworden ist. speziell fürdasKonzert mitdemstadlerquartett scher Inspiration und digitalenKonzepten, das Berg. Soentsteht ein Werk zwischen musikali- im periphonenAudiosystemGrazer Domim cessing durch denKomponisten, räumlichverteilt im Konzert vereinigt miteinemAudio-Echtzeit-Pro- positionsarbeit. DieInstrumentalklängewerden Arrangieren derKlangfolgeninweiteren Kom- rung und vonWerte Wahrscheinlichkeit, Dichte, Verände- Zufällenbalancieren Algorithmen inlimitierten fang dercomputergestützten Kompositionsarbeit. chances) stehenamAn- Zufälle(virtuoso Virtuose URAUFFÜHRUNG ANDREAS WEIXLER UND LIVEELEKTRONIK FÜR STREICHQUARTETT URBAN TRIBES LIVE-ELEKTRONIK FÜR STREICHQUARTETT, ZUSPIELUNG UND DUTY CYCLES Bild, Computer und Performern. eine neueForm derInteraktion von Klangund Improvisation zuverschmelzen, undgenerieren synästhetischenKunstwerk einer einzigartigen und beeinflussensichgegenseitig, umzueinem schen undvisuellenKomponenten interagieren Komponist/innen undInterpreten. Die musikali- eine Wechselwirkung von MenschundMaschine, entsteht einGebenundNehmen, actioetreactio, der Klangbildunginderen zeitlichen Struktur. Es Interpreten besondere künstlerischeFreiheit zeitprozesse derKlängeundBildergebenden Andreas Weixler. Echt- Computergesteuerte mehrkanaligen LagenderAudio-Prozesse von interaktiven Visuals von Se-LienChuangundden mitden agieren dieMusikerdesstadlerquartetts Als gemeinsamerAbschlussder Trilogie inter- URAUFFÜHRUNG ANDREAS WEIXLER/SE-LIENCHUANG ECHTZEIT-PROZESSEN INTERAKTION MITAUDIOVISUELLEN SONIC CULTURES SE-LIEN CHU pendulum, morphology“assoziieren lassen. welche Prozesse von „uncage,chrome, organica, hernden, verfremdeten instrumentalenKlängen, gen, verwoben mitverstärkten undsichannä- Elektronisch oszillierende Töne undSchwebun- URAUFFÜHRUNG

Klang, gefolgtdur ANG ch einhandwerkliches < 97 ausgezeichnet. als besteseuropäisches Werk Computer MusicAssociation Arbeit von derInternational audiovisuelle, interaktive und Se-LienChuangs wurde Andreas Weixlers Nord- undSüdamerika.2018 Vorträge inEuropa, Asien, Einladungen fürKonzerte und Seine Konzepte zu führten und darstellendeKunst Wien. an derUniversität fürMusik Interface Culture inLinzsowie Privatuniversität undbei Studio anderAntonBruckner Leiter desComputerMusic Universitätsprofessor und als außerordentlicher unterrichtet Computermusik Furrer anderKUGinGraz. Er beiBeat Graz) studierte Andreas Weixler (*1963, > TRILOGIE VON SE-LIENCHUANG ON URBANTRIBES ANDREAS WEIXLER & ANDREAS WEIXLER DUTY CYCLES URAUFFÜHRUNG ausgezeichnet. audiovisuelle, interaktive Arbeit Music Associationfürihre der InternationalComputer und Se-LienChuangvon 2018 wurden Andreas Weixler algorithmische Komposition. Interaktion, Computermusikund in denBereichen audiovisuelle Austria mitSchlüsselaspekten Weixler dasAtelierAvant 1996 betreibt siemitAndreas Nord- undSüdamerika.Seit Kompositionen inEuropa, Asien, sowie Aufführungenvon Forschungen und Vorträge internationale Produktionen, Ihr Schaffenumfasst audiovisueller Interaktivität. Computermusik bishinzu zeitgenössischer Musiküber Schwerpunkte reichen von Österreich. Ihre künstlerischen Taiwan) lebtseit1991in Se-Lien Chuang(*1965,

SE-LIEN CHUANG SIAVOSH BANIHASHEMI URAUFFÜHRUNG SIAVOSH BANIHASHEMI STREICHQUARTETT III KRISTALLE des Bundeskanzleramtes derRepublik Österreich (2016). Kultur Österreich (2009)unddasStaatsstipendium fürKomposition Arbeitsstipendium desBundesministeriumsfürUnterricht,Kunst und u. a.ErgewanndenMusikförderungspreis derStadt Graz (2007), ein demMinguetQuartett, dem ensemblezeitfluss, demstadlerquartett, ensemble chronophonie Freiburg, demEnsembleintercontemporain, chester, mitInstrumentalist/innendesKlangforum Wien, mitdem hatte u.a.Projekte undAufführungen mitdemSWRSymphonieor- Georg Friedrich Haas,BeatFurrer, Gerd KührundGerhard Eckelund Komponisten Siavosh Banihashemieinegroße bei Rolle. Erstudierte in Teheran geborenen undseit2001inGraz lebenden,freischaffenden Das musikalischeElementKlangfarbespieltinderMusiksprache des Siavosh Banihashemi Höhlen. und simulieren „Nachklänge“ inunterschiedlichenRäumenund von dermathematischenModellierungvon Kristallen inspiriert ment imgesamten Werk. Diegespielten Töne sinddurchgehend Instrumente bearbeitetundistwichtigeskompositorischesEle- elektronischen Teil dieses Streichquartetts wird der Nachklang der fürdasEntstehenvon KristallensindHöhlen.Im Ein günstigerOrt oft Bezuggenommenwird. in verschiedenen Disziplinen,z.B.MathematikoderArchitektur, und faszinierend, sodass aufsieundihre geometrischenSysteme Symmetrie, aberauchihre Farbvielfalt überraschend sindderart gewisse Bewunderunghervor. Ihre Geometrie,ihre besondere seinem Stück. Kristalle riefenbeidenMenschenschonimmereine Parameter dieGrundlagefürspektrale undzeitliche Aspektein scher Räumeauseinandergesetzt. Siebildenalsentscheidende und fraktalen Formen von Kristallensowie derAkustikunterirdi- Siavosh Banihashemimitsymmetrischen,semi-symmetrischen In seinemdrittenStreichquartett KristallehatsichderKomponist < 9 8 > Graz. 2011 ist er Lektor an der Kunstuniversität Sinfonien.Seit Projekt überMozarts Steiermark fürein wissenschaftliches Graz, 2009einStipendium vom Land er denKompositionspreis der Stadt Ensembles Wiener Collage. 2003erhielt Wiener Philharmonikern patronierten kompositorisches Mitglieddesvon den Erist Italien u.a.)aufgeführt. England, Deutschland,Österreich, mehreren China, Ländern(USA, Seine Kompositionen wurden in Furrer undGeorg Friedrich Haas. der Kunstuniversität Graz beiBeat Komposition undMusiktheoriean 1978 inGriechenland,studierte Charris Efthimiou,geboren tschechischen SchriftstellersMilanKundera. Als stark verändert. Vorlage Leichtigkeit dafürdientderRoman DieUnerträgliche desSeins des farbliche Situationenkehren imLaufedesStreichquartettes immerwieder, allerdings leichtoder mehrerer Grundtöne.Bestimmteklang- onen des22.,24.,26.,27.,30.,31.und32.Obertones Harmonisch betrachtet bestehtdieses Werk fastausschließlichausverschiedenen Kombinati- Passion Greed ) verwendet, wurden. diesowohl rhythmischalsauchmotivischleichtmodifiziert Master Paschendale Raining, SLAYER: Blood , METALLICA:Dyers EveMAIDEN: undNIGHTWISH: den DatenderObservatorien wurden Rhythmenbzw. Riffsvon HeavyMetalSongs(u.a.:IRON um dieverschiedenen Motive diesesStreichquartetts rhythmischzugestalten.Zusätzlich Die DatenderAb-undZunahmeHelligkeitvon Betelgeuze wurden als Vorlage verwendet, haben. Laufe diesesPhänomensDatengesammelt,diesiefürÖffentlichkeit frei insNetzgestellt Monate späterwiederdieursprünglicheHelligkeiterreicht. Zahlreiche Observatorien habenim stehen. Betelgeuze hatallerdings seitFebruar wiederanHelligkeitzugenommenundzwei dasswirkurzvordadurch einerspektakulären spekuliert, Supernova-Explosion diesesSternes nächtlichen Himmel,eineAbnahmevon ungefähr40%seinerHelligkeitfestgestellt.Eswurde Von Oktober2019bisFebruar 2020wurde beiBetelgeuze, einemderhellstenSterne im

CHARRIS EFTHIMIOU Weinberg-Festival inSalzburg. Weinbergs undveranstalten imDezember 2020daszweite Simma intensivmitdemKammermusikwerk Mieczyslaw Frank Stadler, IzsoBajusz,Predrag Katanic undFlorian Mailand, Seoulu.a.).Seitgeraumer Zeit beschäftigensich beibedeutendenFestivalsweltweit zuGast (Madrid,Rom, inderinternationalenMusikszene. Siewaren quartetts mann, Cerha)dokumentieren desstadler denStellenwert und mehrfachausgezeichnete CD-Einspielungen(Lachen- Salzburger Festspielen, zahlreiche Rundfunkproduktionen Einladungen zuden Internationalen Stiftung Mozarteum, Über 200Uraufführungen, eineigenerZyklus beider mit zeitgenössischer Musikeinesihrer Hauptanliegen. um inSalzburg. Von BeginnanwardieAuseinandersetzung der HochschulefürMusikundDarstellendeKunst Mozarte- bildetesich1993ausStudierendenDas stadlerquartett < 9 > CHARRIS EFTHIMIOU BETELGEUZE STADLER QUARTETT URAUFFÜHRUNG PETER JAKOBER /FERDINANDSCHMATZ < 100 > POPULUS D und neuePerspektiven zuerzeugen. rene Kommunikations- und Handlungsweisen aufzulösen Temposchichten. Das Werk hofft vorgegebene, festgefah- und Klang- bezogener aufeinander doch und abhängiger Prozessen und der Überlagerung mehrerer, scheinbar un- cher Entfremdung durch Vervielfältigung, akusmatischen klangli- zwischen sich bewegt Musik Die versucht. cken auszudrü- und verorten zu neu Zusammenleben das die Diskursen, ihren und Welt der Umstrukturierung schen kompositori- einer aus wachsen Inhalte politischen Die Alltag einzuläuten. Veränderungeneinen selbstbestimmt fordernd,um Wechselim nur nicht und schreiend äußerlich schweigend, und hoffend innerlich – zurückbrechen Ich ins die Wir, zum sich formieren Ichs, die erscheinen Hier gebrochen. allem vor aber vollzogen, wird Vorgesprochenes wird. gehandelt und gesungen gesprochen, denen auf Inseln, diversen mit Forum offenem und Manege aus Kreuzung ce Zru‘ Frm ouu“ enr dynamischen einer Populus“, „Forum Zirkus‘ schen dystopi- des Mitte der in sich befindet Publikum as < 101 > Joseph-Fux-Opernkompositionswett- Peter Jakober, Ferdinand Schmatz: Kunstuniversität Graz (KUG) bewerbs desLandesSteiermark versität Graz inKooperation mit Musiktheater von Peter Jakober Gefördert durch Fonds denSKE Gefördert Sprecher: ChristophGerhardus Preisträgerwerk des7.Johann- Eine Produktion derKunstuni- 11.10., 12.10., 14.10., 19:30 Institut fürBühnengestaltung Musikalische Einstudierung: Sopran: CamillePrimeau dem ORF musikprotokoll dem ORF Regie: ChristophZauner von Ferdinand Schmatz Instrumentalist/innen: Haus fürMusikund Musikalische Leitung: Einzelkarte: EUR 12,- EUR Einzelkarte: Ö1 Sendung PPCM-Lehrende vom Musiktheater der Alt: ChristineRainer nach einemLibretto Video: ChrisZiegler Dimitrios Polisoidis Tenor: Felix Heuser Klangforum Wien / -Andrea Meschik, Bass: Gao Yichen Bass: Gao Klangforum Wien ermäßigt EUR 8,- ermäßigt EUR Uraufführung Musiktheater Ausstattung: 02.11., 23:03 MUMUTH, KUG/PPCM POPULUS

Zeit-Ton: VOLK AB

heißt es in einer Regieanweisung von Franz Hinein in ein Meer, das sich zwischen Inseln Grillparzer in König Ottokars Glück und auftut und sammelt, wo diese unterschied- Ende. Das Volk, das sind „alle“ und einige lich aufblühen und wachsen können. In dem „Bestimmte“, meist Handwerker oder Frauen das Benanntwerden von den Sprechenden an mit „niederen Berufen“, die stellvertretend sich gerissen wird. Im Bewusstsein, genau für jene Stände stehen, die in Summe dieses dieses durch eine Art eigenwillig gebrauchter Volk, das abgeht, repräsentieren sollen. Sprache inhaltlich offen zu entwickeln und „frei“ zu kommunizieren. Sie sprechen die Stimme des Autors, aber ist es die ihre? Wo ist diese Stimme des Persön- Es mag eine Illusion sein, derart dem Diktat lichen? Im Stück? Im Leben? An sich? Gibt es entfliehen zu können, aber dieses Experi- diese Identität via Sprache? ment des Austausches, das radikal die Ab- Peter Jakober (*1977) studierte von 1998 bis 2006 Komposition an der Universität weichung versucht, ist erforderlich. Um jene Wir hören heute wieder Foucaults: „Wen Inhalte wieder ins Spiel zu bringen, die auch für Musik und darstellende Kunst Graz bei Georg Friedrich Haas und Gerd Kühr. kümmert’s, wer spricht“. Da ist schon was die eigene Verstrickung in diese Sprech- uns Seine Werke wurden interpretiert von ensemble recherche, dem Aleph Gitarren- dran, aber nur dann, wenn wir nicht am Schreibweise bewusstmachen, auch denen, quartett, dem Klangforum Wien, dem Ensemble PHACE, dem Arditti Quartett, dem Nicht-Kümmern verkümmern. Von den Hand- die diese Kunstarbeit rezipieren und damit thürmchen ensemble Köln, dem Grazer Orgelpfeifenorchester sowie Musiker/innen langern der Macht zu den unterworfenen konfrontiert werden. anderer Ensembles. Kooperationen gab es mit dem Choreographen und Regisseur PETER JAKOBER Sprechlangern, die sich in dieser oktroyier- Paul Wenninger sowie dem ensemble]h[iatus aus Frankreich. Er erhielt das Andrzej- ten Sprache wiederzufinden glauben, ist es Das so ersehnte Ich als Es und als Wir lässt Dobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2010, den SKE nur ein kurzer Weg. die Kunst sprechend singen und tönen und Publicity Preis, den Erste Bank Kompositionspreis 2015 und er ist Stipendiat der klingen. Akademie Schloss Solitude 2011/2012. Nach Auslandsaufenthalten in Rotterdam Ein Kurschluss ist es, der vermeintlich Das Ich in der Gruppe, die Gruppe als Ich. und Köln lebt Jakober derzeit in Wien. Schlüsse in der Sprache und im Denken Dort formieren sich die Ichs zum Wir und ziehen lässt. Die jedoch gar nicht dem bricht das Wir ins Ich zurück, innerlich entsprechen, was dieses Schlüsse-Ziehen hoffend, schweigend, äußerlich schreiend, heißen müsste: eines, das aus dem eigenen Veränderungen fordernd oder kreative Wech- Denken kommt, das sich seine Wörter sucht sel in das alltägliche Leben einbringend: Ferdinand Schmatz schreibt Gedichte, Prosa, Essays und Hörspiele. Seit 2012 hat und auszudrücken versteht – und nicht nur Geschichten, Wörter, Teilsätze, Weisheiten, er die Professur und Leitung des Instituts für Sprachkunst an der Universität für reproduziert, was zu sagen ist. die sich das Weise erst erarbeiten wollen: angewandte Kunst in Wien inne. 2004 erhielt er den Georg-Trakl-Preis, 2006 den H.C.-Artmann-Preis und 2009 den Ernst-Jandl-Preis, um nur einige zu nennen. Zu Was machen gegen dieses Diktat der Dikta- „In populos mittere“ heißt das, und das seinen aktuellsten Veröffentlichungen zählen Durchleuchtung. Ein wilder Roman te, die das Bezeichnen des Inhalts, der dem heißt nicht, dass das Volk in dieser Auf- aus Danja und Franz (2007), quellen. Gedichte (2010) sowie aus 2016 aufSÄTZE! Machtinteresse zu dienen hat, als festgelegt fassung der Pluralität wieder in einer Essays zur Poetik, Literatur und Kunst und das gehörte feuer. orphische skizzen vorgeben, an dem zu rütteln wahrlich nicht begrifflichen Masse untergetaucht wird und erlaubt ist? verschwindet; dass es nur anders „abgeht“ (Prosa, Gedichte). Vielleicht das: Den Volksmund sprechen in als bei Grillparzers Dramenverständnis. gewachsenen Ausdrucksformen, lebendig different in einem Fluss zum nächsten, POPULUS hingegen will Akzente des Wider- bewegt fließend, sich mit den anderen stands und der konstruktiven Um-Ordnung wandelnd. setzen, unbescheiden gesagt, zum Weiter- Leben ein Scherflein beitragen: gemein- Die dichterische und musikalische Kunstar- sam mit jenen, die alle Fundamente ihrer beit von POPULUS fasst das Sprechen auch Identität anbohren, auf diese einhämmern, als Abweichung von der festgelegten Form sie ziselieren – eingedenk ihrer Ethnie, ihres

der Schreib- als Sprechweisen auf. Darin Geschlechts und dem sozialen Milieu, was FERDINAND SCHMATZ finden diese Flüsse der Unterschiede ihr Bett sie zu dem macht, was sie werden wollen, in Betten – sich teilend, verzweigend, die wenn wir sie nur ließen! Mündung suchend. Ferdinand Schmatz

< 102 > < 103 > 11.10., 23:03 Ö1 Radiokunst – Kunstradio Radiosendung Uraufführung

Musik, Konzept: Simina Oprescu

In Kooperation mit SHAPE – KUNSTRADIO: Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe, Ö1 Kunstradio und SIMINA ORF musikprotokoll. Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäi- schen Union. Simina Oprescu ist OPRESCU SHAPE Artist 2020. Es sind stets zwei Welten, in denen wir uns bewegen, Dwir sind mit all den anderen Menschen verbunden, trotzdem erleben wir die Geschehnisse um uns herum auf jeweils ganz unterschiedliche, individuelle Art und Weise. Gerade in Zeiten der Isolation, in denen man auf sich selbst zurückgeworfen ist, wird diese Gespaltenheit mitunter schmerzlich bewusst. In The Hidden Environ- ment. The Feeling of the Cave schlägt Simina Oprescu eine Brücke zwischen dem Inneren und dem Äußeren, diesen beiden Lebensrealitäten, die sich in permanenter Veränderung befinden. Als Werkzeuge dienen der Künst- lerin unsere diversen technologischen Erweiterungen ebenso wie spezielle Vokaltechniken, die das Innerste zum Schwingen bringen.

THE HIDDEN ENVIRONMENT. THE FEELING OF THE CAVE

< 104 > < 105 > DIE VERBORGENEUMWELT gekennzeichnet, unddieserununterbrochene Druck und deshalbFatalismus, ununterbrochenen Druck“ wusstseins, ständigeBeklommenheit, Unfreiheit Das „Höhlengefühl“seidurch die„EngedesBe- bzw. der„Welthöhle“ bezeichnet werden. Weltauffassung alseinLebensgefühl der„Weltweite“ das „Höhlengefühl“,womitdieMöglichkeitender Paideuma entdeckthatte:das„Weltengefühl“ und zwei Konzepte inErinnerung, dieichinLeo Frobenius’ Die AuseinandersetzungmitdiesemGefühlriefmir alten undderneuenUmwelt. wir unsineinerschizoiden Dichotomiezwischender dung einenstabilenBezugspunktaufweist, befinden völlig aufunsselbstgestellt. Während dieNeuerfin- nehmung undderKommunikation immerwiederneu, en; stattdessenerfindenwir Formen derSelbstwahr- die alten Weltanschauungen nichtmehrtragbar sei- oder weniger geteilte GefühlindenSinn,nachdem Trauma kammirdiesesvon allenMenschenmehr schlechthin) seinkann.BeimReflektieren überdas die Beanspruchungdes Vagus (des Trauma-Nervs dieren oderGurgeln) eineHeilungsmethodedurch lichen Stimme (beispielsweise zumSingen,Skan- Es wird angenommen, dassderEinsatzmensch- Zukunft zuerforschenundzurEntfaltungbringen. die verborgene Welt unseres Verstandes undunserer indem wirdie Technologie alsMitteleinsetzen, um rungen herbeizuführen undErfindungenzumachen, was bedeutet,dasswirdazufähigsind, Verände- geborene Cyborgs,sind wiralleaufnatürlicheArt Wie AndyClarkundDonnaHaraway argumentierten, und Weise. se aufdemselbenPlaneteninunterschiedlicherArt tieferen Ebeneleben wir underlebendieEreignis- Wir sindallemiteinanderverbunden, dochaufeiner DAS HÖHLENGEFÜHL- - < 106 > schwindigkeit. Vielseitigkeit desDenkensinSchallge- nungen undMysterien –dieumfassende folglich Ungeheuer, Engel,Schatten,Hoff- Diese verborgene Umwelt bevölkern Aufbaus“ führen. sich selbstfindet,zur Tat imSinnedes Entwicklung derArbeit,dieihren Lohn in sich dehnendenKulturorganismus, zur „gesunder Bildung,zurAusbildungeines ren“. Nurdas„Weitegefühl“ könnezu andere beherrschen,ohnesiezuzerstö- könne aber„in Wahrheit selbstniemals Daseins hinweggetäuscht“ werden; es Zeit überdieEnge seinesseelischen andern beherrschtundwährend dieser undauchmehrvon einem Jahrtausend „Höhlengefühls“ besitzt,könne„wohlein Ein Volk, dessenSeeledieDimensiondes der DualitätSeelenraum-Lebensraum. unterschiedlich. Hierbefindenwirunsin einer inneren Stimme, aberdennoch Unterbewusstseins wahrnehmen,ähnlich ge“, diewirals Teil desBewusstseinsund –sogenannte„innere Klän- Seelenart“ ungen seien„nichtsalsÄußerungender der „Weltweite“. BeideGrundanschau- Freiheitsjubel“ seienAusdrucksformen Schaffensdrang undselbstverständlicher aufbauenden Taten“; „überzeugender und Unendlichkeitsempfindungnach onen“. Hingegendrängten„Sehnsucht Fanatismus [sich]entladendenExplosi- führe von Zeit zuZeit zu„inderForm des Übersetzung: Sorin Georgescu Simina Oprescu < 107 > Bild radikal verändert. wie Soundunser Verständnis desMediums suelle Environments“ integrieren kannund wiemanKlang(undRhythmus)in „vi- siert, Darüber hinausistsieauchdaran interes- Person sowie unserer Umwelt zugelangen. um zueinemtiefen Verständnis dereigenen undalsMittel, Sound alsExperimentierfeld und digitalenProgrammen arbeitet,versteht verschiedenen Instrumenten,Klangobjekten Oprescu, dieinihren Kompositionen mit als rein musikalischesAusdrucksmittel. Einsatz von Sound,obmitBildoderohne, rerseits inmusikalischenProjekten oderim werdenBewegung verändert kann,ande- unsere Wahrnehmung von Umgebungund oder wiemitder Tiefenwirkung von Bildern und bewegte Bildergegenseitigverstärken damit beschäftigt,wiesichstillstehende dungen, indenensiesichunteranderem sie einerseitsinfilmisch-analytischenErkun- karest. Ihre ästhetischenKonzepte verfolgt und Video- undMultimedia-KünstlerininBu- Elektronik-Klangkünstlerin, Komponistin Simina Oprescu lebtundarbeitetals

SIMINA OPRESCU 26.10.–26.11. Internet

Online unter musikprotkoll.ORF.at

Audioplayer: Institut für Elektronische Musik und Akustik – IEM Koordination: Robert Höldrich, MUSIKPROTOKOLL Institut für Elektronische Musik Auch schon vor der Corona-Pandemie 2020 gab es und Akustik – IEM ALive-Streaming von Konzerten mit Bild und Ton – DYNAMIC beim musikprotokoll übrigens erstmals 1997. In unserer Technische Entwicklung: Matthias Frank, Franz Zotter, Festivalgeschichte finden sich immer wieder Projekte, Thomas Deppisch und STREAMING die alternative Übertragungsformen von Musik – über Lukas Gölles das Internet, über Smartphones und natürlich über das Audioaufnahmen und Radio – in den Vordergrund rücken. Mittlerweile sind wir Videomitschnitt: ORF in einer Zeit angekommen, in der Musik und Filme online zu hören beziehungsweise zu sehen als selbstverständ- Eine Produktion des ORF lich gilt. Der durch Video- und Musikstreaming-Dienste musikprotokoll in Kooperation mit Institut für Elektronische ermöglichte Konsum von allem zu jeder Zeit und an je- Musik und Akustik – IEM dem Ort hat unsere Art, Kunst wahrzunehmen, tiefgrei- fend verändert. 2020 erproben wir eine neue Facette des dynamischen Konzertstreamings. Die Surroundaufnahmen des ORF werden als binaurale Audiofiles encodiert und online ge- stellt. Bei der Wiedergabe werden die Kopfbewegungen der Zuhörer/innen in Echtzeit getrackt. Durch das Bewe- gen des eigenen Kopfes verändert sich so die räumliche Abbildung des Gehörten und es entsteht ein verblüffend realitätsnahes Klangerlebnis. Mit Computer, Webcam und Kopfhörer kann jede/r von zu Hause aus diese neue Art des Hörens einen Monat lang ausprobieren.

< 108 > < 109 > CTM HOMAGES 10.07. – 15.09., täglich 16.00 - 23.00 Uhr

RADIO LAB Auf ins Wolkenkuckucksheim! OÖ Kulturquartier in Linz nter dem Motto "Liminal" lud das 2020 UCTM Festival heuer zu einer Ausein- andersetzung mit Grenzphänomenen und Übergangsphasen ein, in denen vertraute Ordnungen destabilisiert werden. „Musik spiegelt nicht nur die fragilen Zustände unserer verunsicherten Gegenwart“, so die Veranstalter, „sondern öffnet zugleich kritische Experimentierräume für alterna- tive Denkweisen und mögliche Zukünfte.“ Und auch dieses Jahr wieder vergaben das CTM Festival und die Redaktion Hörspiel / Klangkunst von Deutschlandfunk Kultur BLADE'S RETURN gemeinsam mit dem Goethe-Institut, dem RRILL BELL ORF musikprotokoll im steirischen herbst und dem Ö1 Kunstradio mit Unterstützung as musikprotokoll hat in den letzten Jahren seinen Hand- In Blade’s Return erzählt Rrill ALTERED STATE des britischen Musikmagazins The Wire lungsspielraum erweitert. Und das ist nicht nur künstle- Bell die Geschichte einer sin- SOLUTION D Auftragsarbeiten, die sich dem Thema genden Säge, die eine Reise in DANI GAL UND risch gemeint – das ist ja seit mehr als einem halben Jahr- ihr tiefstes Inneres antritt, um GHAZI BARAKAT des CTM Festivals widmen und dabei die hundert alljährlich das Konzept – sondern diesmal ist es schließlich in jenem Wald Ver- künstlerischen Möglichkeiten des Medi- geografisch gemeint. Die Homages, die fünfzehn New-York- söhnung zu finden, in dem sie In Altered State Solution, einem der bei- ums Radio mit einer Live-Performance ver- Hommagen von österreichischen Komponist/innen, waren einst beschlossen hat, mit dem den Siegerstücke, beschäftigen sich Dani Sägen aufzuhören. Entstanden knüpfen sollten. Gal und Ghazi Barakat mit dem Wesen der gleich in drei bemerkenswerten ­Architekturkontexten zu er- ist Blade’s Return im Rahmen Information und dem Scheitern selbiger. leben: Zuerst im österreichischen Kulturforum in New York, einer SHAPE Kooperation, auf Während des Kalten Krieges versuchte NOTHINGNESS; LIFE, dann im 30er-Jahre-„Stadtwerke Haus“ in Graz, im Wiener Einladung von depart.one und man im kommunistischen Osten die als dem Festival OUTSIDEININS- NOTHINGNESS ORF Funkhaus und heuer bei bei „Auf ins Wolkenkuckucks- feindlich geltenden Botschaften, die IDEOUTINSIDEOUTOUTSIDEIN. NUM Radiostationen jenseits des Eisernen heim!“ in Linz. Mit Kopfhörern bewaffnet erlebt jeder Besu- Für das musikprotokoll hat Vorhangs aussandten, unter Störge- der Künstler eine spezielle Nothingness; Life, Nothingness von dem cher, jede Besucherin eine Kaskade an klanglichen Feinheiten. räuschen zu begraben. Dabei entfalteten Radiofassung geschaffen, die Duo NUM ist das zweite Siegerstück Fünfzehn österreichische Komponistinnen und Komponisten die Störsender ihre eigene Klangästhetik, im Anschluss in erweiterter des CTM Radio Call. Maryam Sirvan und die nun im Zentrum von Altered State widmen jeweils eine Miniatur einer Musikerpersönlichkeit, Form als erste Veröffentlichung Milad Bagheri stellten sich die Frage, was Solution steht. deren Schaffen und Leben mit New York eng verknüpft ist. des neuen Labels Klappkart es bedeutet in der Gegenwart zu leben Editions erscheinen wird. und suchten nach einem akustischen Still ist das ganze nur deswegen, weil es als Hörausstellung Ausdruck für den flüchtigen Moment zwi- konzipiert ist, die nur für jene wahrnehmbar ist, die sich via schen Vergangenheit und Zukunft. Dabei Kopfhörer eben auch wirklich hörend darauf einlassen. Ober- orientierten sie sich an ihren persönlichen flächlich beschallt wird hier niemand. Aus Konzeptgründen. Ö1 Sendung Zeit-Ton / Kunstradio Erfahrungen: Aus dem Iran nach Georgien Ö1 Sendung Zeit-Ton extended 18.10. - 22:08 emigriert, versuchen sie in Tiflis, sich ein Dass es dem Ursprungskonzept dieses Projektes entspricht, 22.11. - 22:08 Altered State Solution neues Leben und eine neue künstlerische die Musik nicht in einem Publikumsrudel, sondern jeweils Rrill Bell: Blade's Return (An Audio Fable) Laufbahn aufzubauen. für sich und alleine wahrzunehmen, erlangt in Corona-Zeiten Ö1 Sendung Zeit-Ton extended 25.10. - 23:03 eine ungeahnte Bedeutung. Präsentation der musikprotokoll Nothingness; Life, Nothingness SHAPE Auftragsarbeit

< 110 > < 111 > NZfM_mp_2019_Stein_Anzeige 14.07.2020 14:38 Seite 1

Ö1 SENDETERMINE / MUSIKPROTOKOLL 2020 NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK

01.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Tingles & Clicks Sie haben die Wahl: 04.10.2020 22:08 Uhr Zeit-Ton extended: Porträt Philipp Maintz ❑ Jahresabo PRINT (6 Hefte) 68 Euro* 06.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Christina Kubisch: Electrical Walks ❑ Jahresabo DIGITAL (6 App-Ausgaben) 07.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Vorschau auf das musikprotokoll 2020 u.a. mit einem Besuch der Installation Die relative Kunst der Unfuge von Peter Brandlmayr & Martin Brandlmayr 50 Euro ❑ Jahresabo PRINT + DIGITAL (6 Hefte 08.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Klammer & Gründler: at.mur.at + 6 App-Ausgaben) 78 Euro* 09.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Richard Eigner: Denoising: musikprotokoll ❑ Jahresabo PRINT + CD (6 Hefte + 10.10.2020 10:05 Uhr Klassik-Treffpunkt: LIVE Elke Tschaikner im Gespräch mit Joonas Ahonen, 6 Wergo-CDs) 134 Euro* Philipp Maintz ❑ Jahresabo PRINT + CD + DIGITAL 11.10.2020 22:08 Uhr Zeit-Ton extended: Höhepunkte vom musikprotokoll 2020 (6 Hefte + 6 Wergo-CDs + 6 App- Ausgaben) 144 Euro* 11.10.2020 23:00 Uhr Radiokunst – Kunstradio: Simina Oprescu: The Hidden Environment. The Feeling of the Cave Für Studierende ist das Jahresabo DIGITAL kostenlos! Mehr Infos unter musikderzeit.de 12.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Klangforum Wien / Dorian Concept: Hyperopia * Preise inkl. Versandkosten; bei Versand nach Deutschland jeweils – 10 Euro. Die genannten Preise gelten ausschließlich 13.10.2020 23:03 Uhr Klangforum Wien / Georg Friedrich Haas: I can’t breathe für Privatkunden. AbonnentInnen der Printausgabe erhalten Bücher aus der Reihe edition neue zeitschrift für musik mit Rabatt. Zeit-Ton: Alle Angaben ohne Gewähr.

14.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Magazin: konfrontationen 8: Sound Seekers Bestellen Sie bei: Leserservice Schott-Zeitschriften | Telefon +49/6123/9238287 | [email protected] | oder über www.musikderzeit.de 15.10.2020 19:30 Uhr Ö1 Konzert: RSO Wien / Kaija Saariaho / Philipp Maintz / Jorge E. López

15.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Hidden Sounds im Dom im Berg – Teil 1: Aloïs Yang & Andreas Trobollowitsch / Thomas Grill

16.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Hidden Sounds im Dom im Berg – Teil 2: Rojin Sharafi

18.10.2020 22:08 Uhr Zeit-Ton extended & Radiokunst – Kunstradio: Altered State Solution von Dani Gal und Ghazi Barakat und Die relative Kunst der Unfuge von Martin und Peter Brandlmayr

19.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Arditti Quartett / Clemens Gadenstätter: häuten – schlitzen – reißen/paramyth 1,2&3

20.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: „Streichquartett extended“ mit dem stadler quartett

22.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Electric Indigo: Ferrum

23.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Elektro Guzzi & Ingrid Schmoliner

25.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton extended: Nothingness; Life, Nothingness von NUM

27.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Maja Mijatović: to catch a running poet

29.10.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Jacob Kirkegaard: opus mors

02.11.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Peter Jakober, Ferdinand Schmatz: POPULUS

05.11.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: NO1 - Mathias Lenz, Patrik Lechner, Peter Kutin: ROTO R

12.11.2020 23:03 Uhr Zeit-Ton: Reni Hofmüller / Valentina Vuksic: Radio Cyborg Transmitter

22.11.2020 22:08 Uhr Zeit-Ton extended: Rrill Bell: Blade's Return (An Audio Fable)

< 112 > inserat_musikprotokoll_2020.qxp_inserat_musikprotokoll12.qxd 26.07.20 20:12 Seite 1 Wäscht Türkis raus und Rot rein

Peter Ablinger . Oskar Aichinger . Liz Allbee . Lotte Anker . Art Ensemble of Chicago . Austrofred . Aynur . Ab Baars . Derek Bailey . Christina Bauer . Johannes Bauer . Anne La Berge . Hilary Binder . Markus Binder . Hamiet Bluiett . Dominik Blum . Martin Blume . Cordula Bösze . Carla Bozulich . Glenn Branca . Anthony Braxton . Tyonday Braxton . Bernhard Breuer . Peter Brötzmann . Didi Bruckmayr . Michael Bruckner . Bulbul . John Butcher . Rüdiger Carl . Angélica Castelló . Christoph Cech . Xavier Charles . Audrey Chen . Ornette Coleman . Alice Coltrane . John Coltrane . Kevin Coyne . Petra Cvelbar . Tim Daisy . Gustav Deutsch . Michel Doneda . Kaja Draksler . Wiglaf Droste . Isabelle Duthoit . Ingrid Eder . Marco Eneidi . Katharina Ernst . Viola Falb . Tanja Feichtmair . Bumi Fian . Rudi Fischerlehner . Elisabeth Flunger . freistil.klingt.org . Fred Frith . Maria Frodl . Wolfgang Fuchs . Fuckhead . Fugu & The Cosmic Mumu . Peter Gannushkin . Susanna Gartmayer . Annette Giesriegl . Gigi’s Gogos . GIS Orchestra . Jimmy Giuffre . Dieter Glawischnig . Vinko Globokar . Heiner Goebbels . Gunda Gottschalk . Georg Graewe . Christian Gratt . Gravida . Hermann L. Gremliza . Jean-Luc Guionnet . Mats Gustafsson . Barry Guy . Mary Halvorson . Gilbert Handler . Elisabeth Harnik . Franz Hautzinger . Alexander Hawkins . Agnes Heginger . David Helbock . Hella Comet . Gerry Hemingway . Nina de Heney . Christoph Herndler . Anna Högberg . Maya Homburger . Carl Ludwig Hübsch . Charlotte Hug . Agnes Hvizdalek . Eva Jantschitsch . Joseph Jarman . Sven-Åke Johansson . Daniel Johnston . Mauricio Kagel . Slobodan Kajkut . Elena Kakaliagou . Kasperlmaschine . Irene Kepl . Stefan Keune . Carla Kihlstedt . Eartha Kitt . Katharina Klement . koenigleopold . Žiga Koritnik . Stefan Krist . Christof Kurzmann . Sylvie Lacroix . Laibach . Bernhard Lang . Klaus Lang . Ingrid Laubrock . Joëlle Léandre . Okkyung Lee . György Ligeti . Christian Lillinger . Paul Lovens . Low Frequency Orchestra . Radu Malfatti . Lasse Marhaug . Manu Mayr . Rob Mazurek . Misha Mengelberg . Karlheinz Miklin . Butch Morris . Joe Morris . Elise Mory . Muche/Hein . Matthias Müller . Sunny Murray . Max Nagl . Lucas Niggli . Lê Quan Ninh . Der Nino aus Wien . Nitro Mahalia . Ewald Oberleitner . Maja Osojnik . Evan Parker . Petra und der Wolf . Jörg Piringer . Wolfgang Pohrt . Polwechsel . Jelena Popržan . Porn to Hula . Philipp Quehenberger . Eliane Radigue . Werner Raditschnig . Hannes Raffaseder . Natalia Domínguez Rangel . Reflector . Eva Reiter . Ushi Reiter . Dave Rempis . Harald Huckey Renner . Lissie Rettenwander . Ilse Riedler . Hank Roberts . Billy Roisz . Rova Saxophone Quartet . Tania Rubio . Paul Rutherford . Susana Santos Silva . Matija Schellander . Ignaz Schick . Elisabeth Schimana . Schlippenbach Trio . Ingrid Schmoliner . Dorothea Schürch . Martin Siewert . Silent Block . Paul Skrepek . Mathias Spahlinger . Erwin Stache . Burkhard Stangl . Tomasz Stańko . Hans Steiner . Studio Dan . Petra Stump . Sun Ra . Cherry Sunkist . Cecil Taylor . John Tchicai . The Dorf . The Flying Luttenbachers . The International Nothing . The Striggles . Henry Threadgill . Keith Tippett . Tumido . McCoy Tyner . Birgit Ulher . Judith Unterpertinger . Valina . Ute Völker . Mariam Wallentin . Heimo Wallner . Stian Westerhus . Randy Weston . Astrid & Beate Wiesinger . Manon-Liu Winter . Ror Wolf . Christian Wolfarth . Joe Zawinul . zeitkratzer . Alfred Zimmerlin . John Zorn .

Richard Wagners Leben erstmals geografisch erzählt

Ein unverzichtbarer Ratgeber für alle Wagnerianer, die gern reisen oder in Reiseführern gern www.musiktexte.de virtuell reisen.

Markus Kiesel, Joachim Mildner, Dietmar Schuth: Wandrer heißt mich die Welt Auf Richard Wagners Spuren durch Europa 272 Seiten, Hardcover, über 800 farbige Abbildungen ConBrio Verlagsgesellschaft mbH CB 1280, ISBN 978-3-940768-80-3 e 54,00 www.conbrio.de musikprotokoll 2020 7.10.–11.10., | Wed–Sun 10 am–7 pm | Akademie Graz Premiere Hidden Sounds Sound installation on stage – on air – online Free admission

It has not been an easy path to this fifty-third edition of the ORF musikprotokoll festival. Our wish is to counter the past months’ uncertainty in planning with a “planned variety.” Besides numerous live con- certs, this year’s festival offers sound installations, audio walks, music drama, and projects conceived Christina Kubisch for the internet and the radio station Österreich 1. Electrical Walks Sound can serve as a metaphor for omnipresence. Physiologically, we are not able to close our ears. Sound always surrounds us, but we only perceive it selectively. Our brain decides what is processed and Christina Kubisch has dealt with electromagnetic induction since the 1970s. When she realized a larger what is blocked out. In this edition of the festival, we are presenting various approaches to detecting and installation with electrical cables spanning a space in the 1990s, she could suddenly hear diverse signals working with Hidden Sounds. being emitted. It was a time when more and more electromagnetic fields were forming. Kubisch had Music enables us to access the reality of such sounds, which the human senses can only perceive in a special headphones built with which she could make these audible and record them at the same time. rudimentary way, if at all, and which are frequently only technically measurable or even imaginary. It Since the turn of the millennium, she has been organizing Electrical Walks, during which the audience explores this reality, transforms it, gives rise to new worlds of sound, and leaves them behind again in a can explore very diverse-sounding electromagnetic fields – whose number continues to grow – along a next step. suggested route. The audio and sound explorations of Hidden Sounds are performed and interpreted by the Vienna Radio “The palette of these noises, their tonal colors and volumes vary from place to place and from country Symphony Orchestra (RSO), first-rate ensembles for contemporary music, and musicians from SHAPE, to country,” explains the artist. “They have one thing in common: they are everywhere, even in places the EU festival network for innovative music and audiovisual art. where one would not expect them. Lighting systems, transformers, anti-theft devices, surveillance cam- eras, cellphones, computers, elevators, tram power lines, antennas, navigation systems, cash dispens- 7.10.–11.10. ers, illuminated advertising, electrical devices, and so on form electrical fields that are concealed as if Director: Elke Tschaikner under a cloak of invisibility, but are nevertheless incredibly present.” Curated by: Rainer Elstner, Susanna Niedermayr, Christian Scheib, Elke Tschaikner, and Fränk Zimmer A production of ORF Radio Österreich 1 and ORF-Landesstudio Steiermark 7.10.–11.10., | Wed–Sun 10 am–7 pm | Starting point: Dom im Berg In coproduction with steirischer herbst ’ Walk Free admission In cooperation with University of Music and Performing Arts Graz, Ö1 Kunstradio, SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance You can reserve the special headphones required for the project at in Europe, ICAS – International Cities of Advanced Sound, Institute for Art in Public Spaces, Museum of Perception MUWA, Institute of musikprotkoll.ORF.at/electrical-walks. Electronic Music and Acoustics – IEM, Akademie Graz, esc medien kunst labor, Conto musicale, Bildungsdirektion für Steiermark, and die andere saite. Supported by the Creative Europe program of the European Union. 10.10., 1:30 pm | Starting point: Dom im Berg Guided walk with Christina Kubisch Free admission Martin Brandlmayr & Peter Brandlmayr Die relative Kunst der Unfuge 08.10., 1:30 pm | Palais Meran – Florentinersaal Lecture by Christina Kubisch A room at the Akademie Graz: the instruments of a string quartet, three drums, chairs, and music stands free admission wait for performers and audience. But, as if by magic, the string and percussion instruments already sound out when visitors enter the room. So-called transducers cause the instruments to produce sound without anyone touching them. The sound piece Die relative Kunst der Unfuge by Martin and Peter Brandlmayr is projected onto the instruments with the aid of this technology and played back over Josef Klammer & Seppo Gründler speakers on several channels. at.mur.at The two brothers dig deep in our cultural memory, collaging and/or manipulating material by Johann Sebastian Bach, Marcel Duchamp, Jacques Derrida, Ludwig van Beethoven, Anna Karina, Helge Schnei- The new city balcony on the bank of the Mur near Radetzkybrücke becomes a stage: Josef Klammer and der, Anton Webern, Billie Holiday, Stanley Kubrick, Susan Sontag, David Bowie, Gilles Deleuze, Monty Seppo Gründler conceived a performance with sound, light, and text for this location. The artistic bridg- Python, Jean-Luc Godard, and many more. ing of the Mur is also reflected in the name of the project, at.mur.at. The riverbanks are projection surfac- What is thus created is an abstract albeit strangely enlivened sound piece that seems to be equipped es; various urban spaces are linked with one another visually and acoustically. The libretto comes from with a mysterious inner power. Charcoal sketches on the walls and a video clip invite one to search for Volha Hapeyeva, Graz’s Writer in Residence in 2019/2020, and is interpreted by actor Ninja Reichert. clues. Martin and Peter Brandlmayr enable us to immerse ourselves in the pool of the auditory (sub-) With his “visual piano”, media artist Kurt Laurenz Theinert adds live abstract light spaces. consciousness of our culture and to trace the enigma of the lively and hence of that which is “somewhat Klammer and Gründler have been working with site-specific sounds and electronics in a live context recalcitrant, not at one’s disposal.” since the 1980s. In their artistic practice, they also discover hidden sound treasures – be it the vanishing noises of iron mining in the town of Eisenerz or the background noises that arise in analogue and digital

< 116 > < 117 > music production. For at.mur.at, they have also ferreted out “hidden sounds”. Latently audible material research topic is the representation of sound as a 1-bit data stream, which spans a bridge between digi- is used in a productive way. tal and analog signals. The term noise shaping stands for the voluminous background noise that is used To the artists, it is also important to bridge the Mur as a sociocultural threshold within the city. at.mur.at as a carrier for the sounds concealed in it. addresses and breaks down boundaries between stage and stands, between right and left, and between Aloïs Yang and Andreas Trobollowitsch harness mechanically created sounds in a complex digital east and west. The audience is also called upon and asked to disseminate sound and light with the aid of feedback system, using natural substances and performative measurements of space as well as found the “second screen” function of their smartphones. at.mur.at thus becomes a spectacle on the water and objects. in the open air that connects cultural spaces in Graz. In her piece, the Iran-born artist Rojin Sharafi, who has been living in Austria for some years now, deals with “cultural hegemony, cultural hybridity, and cultural survival” – those voices that are deliberately 7.10., 7:30 pm | Viewing platform Radetzkybrücke suppressed in the struggle for cultural dominance. Premiere The fifty-channel ambisonic sound system of Dom im Berg, for which the three works were commis- Concert sioned, makes for an immersive sonic experience. Free admission 8.10., 7:30 pm | Dom im Berg A production of Conto musicale and the Bildungsdirektion für Steiermark. In cooperation with ORF musikprotokoll. Premiere Concert Day pass: EUR 12,- / EUR 8,- reduced

Reni Hofmüller / Valentina Vuksic In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Supported by the Creative Europe program of the Radio Cyborg Transmitter European Union. Aloïs Yang and Rojin Sharafi are SHAPE Artists 2020. Andreas Trobollowitsch was a SHAPE Artist 2017.

“It was not radio that had waited for the public, but the public who waited for radio.” (Bertolt Brecht)

Digital broadcasting formats and technologies such as online streaming are changing the way we deal Electric Indigo with the medium of radio. Radio is no longer associated with the idea of a physical apparatus, but – sim- Ferrum ilar to other technologies – has become mobile, personalized, and “wearable.” This is not only reflected in the large number of Internet radio stations and podcast platforms, but also addressed in the theoret- In her work Electric Indigo builds a bridge between the dance floor and the concert hall, between ical reflection on radio art. Radio art is perceived as a hybrid field within media art, in which different electronic club music and electroacoustics. Following her debut album, 5 1 1 5 9 3, her second album, media, modes of action, aesthetics and perceptual attitudes converge. In this way, radio, akin to today’s Ferrum, was released in spring by Editions Mego. In eight pieces the musician explores the rich sonic human being, is turned into a “cyborg,” a being that unites heterogeneous technologies and realities in potential of iron and other metals. Metal panels caused to vibrate by hands and mallets, screws and nuts one body. clattering on metallic surfaces, grinding noises – a series of self-produced recordings served as musical The radio cyborgs further develop this notion of a hybrid radio as part of public space and explore pos- building blocks. With them, Electric Indigo created subtle ambient pieces as well as pulsing club tracks. sibilities that concretely arise in Graz’s urban space. This includes constructing their own infrastructure This intensive examination of the sounds of metal was originally inspired by Ö1 Kunstradio, through an as a space of implementation and possibilities, in which sending and receiving radio signals to and from invitation to Art’s Birthday in 2019. As part of musikprotokoll, Electric Indigo presents a new version public space is made possible in a wireless and mobile way: through a Radio Cyborg Transmitter. What of Ferrum that is specifically tailored to Dom im Berg’s ambisonic sound system. The artist created the role does the sonic environment play for our self-image as individuals, as a group, as part of a city? And accompanying videos based on the colors of a chart that depicts various iron ores. where, in Peter Sloterdijk’s terminology, do personal sound-spaces (sonospheres) meet in our collective sound environment (sonotope)? 8.10., 9:30 pm | Dom im Berg Premiere 8.10., 6 pm | esc medien kunst labor Concert Premiere Day pass: EUR 12,- / EUR 8,- reduced Concert/Performance Free admission Concept: Reni Hofmüller Kaija Saariaho / Philipp Maintz / Jorge E. Lopez The compositions by Reni Hofmüller and Valentina Vuksic were commissioned by ORF musikprotokoll. A project of esc medien kunst ORF Vienna Radio Symphony Orchestra labor in coproduction with Graz Kulturjahr 2020. Hardly any composer in the history of music – as we wrote in one of our texts at the beginning of this “Beethoven Year” – has left behind a trail of blood and a comet tail in the sky of composition like him. Again and again, composers have dared to “slave away at” Beethoven. This year’s Vienna RSO concert Aloïs Yang & Andreas Trobollowitsch / Rojin Sharafi / Thomas Grill at musikprotokoll shows this as if with a bracket: the concert opens with a brief, almost fanfare-like, and Hidden Dome somehow tongue-in-cheek homage to Beethoven by the Finnish composer Kaija Saariaho. It concludes eye to eye from man to man: the Austria-based composer George E. Lopez, who has never been averse to With Noise Shaping, Thomas Grill provides an insight into the Rotting Sounds research project, which large orchestras, works his way through Beethoven’s Bagatelles with the assistance of the orchestra. At deals with the transience of digital sound in a social, technological, and temporal context. One central the central point of the concert there is a premiere. Composer Philipp Maintz (*1977) has created a new version of his concert for piano and orchestra for the Finnish-born, Vienna-based pianist Joonas Ahonen.

< 118 > < 119 > With this program, Marin Alsop, the chief conductor of the Vienna RSO, gives her first guest performance NO1 – Mathias Lenz / Patrik Lechner / Peter Kutin in Graz as part of musikprotokoll. ROTO R

9.10., 7:30 pm | Helmut List Halle Last year, Peter Kutin was the first solo artist from Austria to win the Golden Nica at Prix Ars Electronica Premiere in the category Digital Music and Sound Art with TORSO#1. A work from the series Rotating Sounds, Concert TORSO is, at the same time, a kinetic sculpture and an optoacoustic instrument for which the artist Day pass: EUR 18,- / EUR 14,- reduced composed a piece. The starting point were a few worn-out speakers Kutin found in a derelict area owned by the ÖBB. In its design, TORSO calls to mind a klopotec with a loudspeaker on each of its four rotors. LED lights mounted on the rotors make it possible to directly experience the moving sound visually. TORSO accel- Clemens Gadenstätter erates, slows down, and accelerates once again. In the process, the sound seems to nearly drill into the Arditti Quartet auditory canal, while the flickering and rotating light with its afterimages conjured up on the retina in the darkened space draw in the audience. Nothing could be more stringent – or more breathtaking. In the rigorous space of avant-garde string ROTOЯ R follows on from this work. After its premiere at the MUTEK Festival in Montreal in 2019, it was quartets, no one remains untouched, especially not when the musicians of the British Arditti Quartet, steadily developed further and is now celebrating another premiere in Austria. By incorporating video which has been creating legends for forty years, are playing. What is more, a truly challenging triptych projections timed to the movement of the object, ROTOЯ R becomes a hologram-like sonic body and opens can be heard: over the past years, Clemens Gadenstätter, who teaches at the University of Music and up an accelerated corridor of associations. Dramatic Arts in Graz, has composed three twenty-minute movements for string quartet which are con- ceived as an interconnected cycle. 10.10., 4 & 5 pm | Dom im Berg It premieres at musikprotokoll 2020. That this will not be a particularly cozy hour but truly a rigorous Premiere cabinet of horrors for the ear can already be seen in the pictures that served as the three pieces’ inspira- Concert tion: Titian’s The Flaying of Marsyas, the crucifixion from Matthias Grünewald’s Isenheim Altarpiece, and Free admission Francis Bacon’s screaming popes. Hardware, development: Mathias Lenz 9.10., 9:30 pm | Helmut List Halle Video: Patrik Lechner Concert Concept, music: Peter Kutin Day pass: EUR 18,- / EUR 14,- reduced In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Supported by the Creative Europe program of the European Union. Peter Kutin is a SHAPE Artist 2020.

Ö1 Klassik-Treffpunkt

Particularly this year, a year in which planning a festival program has demanded extraordinary flexibility, Georg Friedrich Haas / Dorian Concept the fact that musikprotokoll has been a radio and media festival from the beginning has been a signifi- Klangforum Wien cant anchor. With the proper safety measures in place, the fifty-third edition of the ORF musikprotokoll will take place at various venues in Graz but will also be broadcast on Ö1. All concerts and performances Oliver Thomas Johnson, alias Dorian Concept, began his musical career as a bedroom producer. Now- will be recorded by our sound and recording engineers and broadcast both throughout the festival and adays, the Vienna-based electronic innovator plays at clubs as well as at the Royal Albert Hall. For in the weeks to follow. All in all, we expect to produce roughly thirty music programs, which listeners in Klangforum Wien, he composed a new piece that could not be premiered at the Vienna Konzerthaus in Austria and abroad will be able to tune into (mostly on the Ö1 weekday radio show Zeit-Ton) and also April as planned due to the lockdown. The forty-minute-long Hyperopia is now scheduled for musikpro- stream online after the broadcast date for another 7 days. tokoll 2020. In this piece at the border between digital and acoustic sound generation, the autodidact Dorian Concept, who considers himself as a firm advocate of improvisation, performs as an electronically As a special highlight Ö1 Klassik-Treffpunkt will broadcast live from Graz on October 10. The morning equipped chamber musician along with Klangforum Wien. after the word premiere of Philipp Maintz’s piano concerto performed by the RSO Wien and conducted by At the beginning of the concert there is a moment of a compassionate and solidary reflection: the Marin Alsop the composer himself will be our studio guest. He will be joined by the soloist of the previ- trumpet player Anders Nyqvist plays the oppressive solo I can’t breathe (2015) by Georg Friedrich Haas, ous evening, pianist Joonas Ahonen, who as a member of Klangforum Wien is a recognized specialist in which the composer wrote in memory of African-American Eric Garner, who was murdered by US police contemporary music, but who also performs with renowned orchestras around the world as a soloist and officers in 2014. In this way, Haas declares his solidarity with the protesters of the “Black Lives Matter” enjoys playing classical music on historical instruments. Two versatile studio guests promise an exciting movement. It is sad to have to mention that this piece is still topical in 2020. Ö1 Klassik-Treffpunkt. 10.10., 7:30 pm | Helmut List Halle 10.10., 10:05 am | Radio Österreich 1 Austrian premiere Live radio show Concert Joonas Ahonen and Philipp Maintz in conversation with Elke Tschaikner. Day pass: EUR 18,- / EUR 14,- reduced

< 120 > < 121 > Peter Jakober / Petra Stump-Linshalm / Margareta Ferek-PetriĆ/ work is a haunting and intimate sound meditation that puts us in these four spaces of death. Rafael Nassif / Hannes Dufek to catch a running poet 11.10., 4 pm | Dom im Berg Austrian premiere With the harpsichord, one does not immediately think of premieres. The Vienna-based harpsichordist Concert Maja Mijatović, however, recently invited several composers whose work she particularly appreciates Free admission to write for her instrument. Then, in 2019, she released a surprising and diverse album with a series of first recordings for the harpsichord that was ranked among the best albums by the Preis der Deutschen Schallplattenkritik (German Record Critics’ Award). At musikprotokoll 2020, Maja Mijatović shows how thrillingly and differently contemporary composers Se-Lien Chuang / Andreas Weixler / Yulan Yu / Siavosh Banihashemi / deal with the sonic cosmos of the harpsichord, how they experiment with it and reveal very subtle, hith- Charris Efthimiou stadler quartett erto concealed nuances of the instrument, but also how they savor the mechanical vitality of its sound. die andere saite An “experimental arrangement for leaps in time” is what Hannes Dufek, one of the composers involved, calls this practice in which an old instrument is paired with contemporary music. “String quartet extended” – one can expect anything from this concert, except for finished pieces written for these four instruments, even though everything revolves around them. Many things will be in motion, 10.10., 9 pm | Helmut List Halle optically and acoustically, improvised and composed. There are interactive audiovisual systems and Premiere synesthetic artworks as “works in progress”. To come up with sounds, the composers use not only their Concert acoustic imagination, but also data from scientific measurements – classical cases of sonification. These Day pass: EUR 18,- / EUR 14,- reduced sounds are processed with the help of visual elements, live electronics, and algorithms. With this con- Harpsichord: Maja Mijatović cert, die andere saite wants to catapult the string quartet into the twenty-first century, aesthetically and technologically. For very similar reasons, the genre was invented roughly 250 years ago.

Elektro Guzzi & Ingrid Schmoliner All compositions of this project are commissioned by the association "die andere saite". Co-production ELLEGGUA ORF musikprotokoll.

Techno, played masterfully with a guitar, bass, and drums – with this unique musical concept Elektro 11.10., 5:30 pm | Dom im Berg Guzzi delighted audiences in Austria and abroad in the early 2000s. Over the years, the trio gradually Premiere expanded its musical spectrum, added more and more effect devices and synthesizers, and cooperated Concert with many artists, including, for instance, Yoruba Percussion and the three trombonists Hilary Jeffery, Free admission Daniel Riegler, and Martin Ptak. For their project with the pianist Ingrid Schmoliner, which premieres at musikprotokoll 2020, Elektro Guzzi looks inward. The band intentionally does not use electronic instruments and instead explores the unique sound of guitar, bass, and drums with diverse preparations and a special microphone arrange- Peter Jakober / Ferdinand Schmatz ment. Schmoliner, too, works with preparations in her often minimalist music. The piano’s soundboard Populus here acts as a magnifier. With ELLEGGUA, Bernhard Breuer, Jakob Schneidewind, and Bernhard Hammer forge a link with the The audience finds itself in the middle of the dystopian circus “Forum Populus,” a dynamic hybrid of time around the turn of the millennium, when more and more acoustic instruments were used as sound circus ring and open forum, with diverse islands on which there is talking, singing, and action. What is generators in electronic music; a time that would ultimately also inspire them to form Elektro Guzzi – and spoken is executed, but above all refracted. Here is where the “Is” appears, where they form a “We,” thus a circle closes. which breaks up again into an “I” – hoping and silent inwardly, screaming outwardly, and demanding changes so as to bring about a transformation, not only of everyday life, in a self-determined way. 10.10., 10:30 pm | Helmut List Halle The political contents emerge from a compositional restructuring of the world and its discourses that Premiere situates living together anew and attempts to express it. The music ranges between sonic alienation by Concert means of multiplication, acousmatic processes, and the overlaying of several seemingly independent Day pass: EUR 18,- / EUR 14,- reduced and yet interrelated layers of sound and tempo. The work hopes to break up predefined, entrenched ways of communicating as well as acting and gives rise to new perspectives.

11.10., 12.10., 14.10., 7:30 pm | MUMUTH, House of Music and Music Drama Jacob Kirkegaard of the University of Music and Performing Arts Graz (KUG) opus mors Premiere Music drama In opus mors, the Danish sound artist Jacob Kirkegaard cautiously approaches the conclusion of life – Single ticket: EUR 12,- / EUR 8,- reduced death. Kirkegaard describes four sonic environments in which the human body usually finds itself post- mortem: a morgue, an autopsy, a cremation, and the process of decay. The sound occurrences connected Music drama by Peter Jakober based on a libretto by Ferdinand Schmatz to them, which one will never be able to sense with one’s own body, are hidden in a twofold sense. On Musical direction: Klangforum Wien / Dimitrios Polisoidis (PPCM) the one hand, these environments are not accessible to the public. On the other hand, explicit knowl- Musical production: PPCM teaching staff from Klangforum Wien edge of what happens to the body after death is a frequently avoided and/or taboo subject. Kirkegaard’s Director: Christoph Zauner

< 122 > < 123 > Costumes and scenery: Andrea Meschik, student from the Institut für Bühnengestaltung operation with Institute for Electronic Music and Acoustics at the University of Music and Performing Arts Graz – IEM, SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Supported by the program "Creative Europe" of the European Union. Svetlana Maraš, Video: Chris Ziegler kӣr and Cam Deas are SHAPE Artists 2020. Speaker: Christoph Gerhardus Soprano: Camille Primeau Alto: Christine Rainer musikprotokoll dynamic streaming Tenor: Felix Heuser Bass: Gao Yichen Already prior to the Corona pandemic of 2020 there was live streaming of concerts with video and audio Instrumentalists: PPCM-/KUG-students – in the case of musikprotokoll for the first time in 1997, incidentally. In the history of our festival, there have again and again been projects with a focus on alternative forms of broadcasting music – via the A production of the University of Music and Performing Arts Graz with ORF musikprotokoll internet, smartphones, and, naturally, on the radio. In the meantime, we have arrived at a point in time Winner of the 7th Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerbs des Landes Steiermark. where listening and/or watching music and films online is considered a matter of course. The consump- tion of everything in any place and at any time that has been facilitated by video and music streaming services has profoundly changed how we perceive art. In 2020, we are trying out a new facet of this idea with dynamic concert streaming. The surround Simina Oprescu recordings of the ORF are encoded as binaural audio files and put online. When they are played back, The Hidden Environment – The Feeling of the Cave the head movements of listeners are tracked in real time. Moving one’s head thus changes the spatial reproduction of what is being listened to and an astonishing, lifelike sonic experience emerges. With a There are always two worlds in which we move. We are connected with all other people, but we never- computer, webcam, and headphones, anyone can try out this new way of listening at home for a period theless each experience what is happening around us in a very different, individual way. Particularly of one month. in times of isolation, when one is thrown back on oneself, we occasionally become painfully aware of this dichotomy. In The Hidden Environment – The Feeling of the Cave, Simina Oprescu spans a bridge 26.10.–26.11. | Internet between the interior and the exterior, these two realities of life, which are in constant flux. Our diverse technological extensions along with special vocal techniques that make one’s innermost core vibrate Online at musikprotkoll.ORF.at serve as the artist’s instruments. Audioplayer: Institute of Electronic Music and Acoustics – IEM 11.10., 11:03 pm | Radio Österreich 1 Coordination: Robert Höldrich, Institute of Electronic Music and Acoustics – IEM Premiere Technical development: Matthias Frank, Franz Zotter, Thomas Deppisch, and Lukas Gölles Ö1 Radiokunst – Kunstradio Audio and video recording: ORF Radio show A production of ORF musikprotokoll in cooperation with the Institute of Electronic Music and In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe, Ö1 Kunstradio, and ORF musikprotokoll. Support- Acoustics – IEM ed by the Creative Europe program of the European Union. Simina Oprescu is a SHAPE Artist 2020.

Natasha Barrett / Andrea Sodomka / Marco Donnarumma / Svetlana Maraš / Locations MUMUTH, Haus für Musik und Musiktheater kӣr / Ulf Langheinrich / Cam Deas der Kunstuniversität Graz Tingles & Clicks Akademie Graz Lichtenfelsgasse 14, Neutorgasse 42 8010 Graz Wear a facemask, keep a safe distance, reduce social contacts, etc. Social-distancing instructions have 8010 Graz accompanied us in this global health crisis from the very beginning. Interpersonal relations have been Museum der Wahrnehmung MUWA curtailed to protect the individual. Tingles & Clicks strives to explore and resurrect this lost physicality in Aussichtsplattform Radetzkybrücke Friedrichgasse 41, commissioned works for which outstanding musicians create quasi-tactile experiences. Radetzkybrücke, 8010 Graz Inspired by an approach to music making that uses sound in a minimal and abstract manner, relies on 8010/8020 Graz field recordings, and with a view to the ASMR (autonomous sensory meridian response) movement, ORF-Landesstudio Steiermark extremely spatial and intimate listening experiences are created in the place where most people have Dom im Berg Marburger Straße 20, recently spent or were forced to spend a majority of their time: within their own four walls. With a com- Schlossbergplatz/Schlossbergsteig, 8042 Graz puter, webcam, and headphones, everyone can immerse themselves in interactive, auditory one-person 8010 Graz experiences. Palais Meran – Florentinersaal esc medien kunst labor Leonhardstraße 15, 01.10.–31.10. | Internet Palais Trauttmansdorff, Bürgergasse 5, 8010 Graz Premiere 8010 Graz Online at musikprotokoll.ORF.at/tingles-and-clicks Helmut List Halle With commissioned compositions by Natasha Barrett, Andrea Sodomka, Marco Donnarumma, Svetlana Maraš, kӣr, Ulf Langheinrich Wagner-Biro-Straße 98a, and Cam Deas. A project of ORF musikprotokoll. Concept, production: Fränk Zimmer. IEM – coordination: Robert Höldrich, IEM – 8020 Graz technical development: Matthias Frank and Franz Zotter. The composition by Svetlana Maraš was commissioned by depart.one. In co-

< 124 > < 125 > Produktionsteam Service Konzept: Elke Tschaikner, Susanna Niedermayr, Christian Scheib und Fränk Zimmer Koordination, Redaktion: Fränk Zimmer; Redaktion: Lisa Kaufmann; Lektorat: Heimo Ranzenbacher Tickets Normalpreis Ermäßigt Übersetzungen: Friederike Kulcsar; Herausgeber: ORF musikprotokoll OMC Creation: Karl Markus Maier; Grafische Gestaltung: feinwork Tagespass 8.10. € 12,– € 8,– © ORF 2020

Tagespass 9.10. € 18,– € 14,– Gedruckt auf PEFC zertifiziertem Papier von einem Unternehmen mit Sitz in Österreich. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), das Programm für Tagespass 10.10. € 18,– € 14– die Anerkennung von Waldbewirtschaftungs-Zertifizierungssystemen, ist ein transparentes und unabhängiges System zur Sicherstellung einer aktiven und nachhaltigen Einzelkarte € 12,– € 8– Waldbewirtschaftung. POPULUS 11.10., 12.10., 14.10.

Online-Tickets Impressum musikprotokoll online Ticket Vorverkauf Österreichischer Rundfunk Sie können alle musikprotokoll Tickets online bei Ö-Ticket kaufen. Landesstudio Steiermark/musikprotokoll Marburger Straße 20 musikprotokoll Vorverkauf /Graz 8042 Graz Sie können Ihre Vorverkauf-Tickets auch vor Ort in der Paranoia TV Zentrale Tel. (0316) 470-28227 vom steirischen herbst kaufen: musikprotokoll.ORF.at

steirischer herbst: Paranoia TV Zentrale Herrengasse 26, 8010 Graz Bildernachweis S.58 Kaija Saariaho © Priska Ketterer Luzern S.61 & S.71 Philipp Maintz © Paavo Blafield Öffnungszeiten: 16.9.–18.10., 10:00–18:00 S.4 Tingles & Clicks © ORF musikprotokoll S.7 Natasha Barrett © Jan Erik Breimo S.61 & S.71 Joonas Ahonen © Stanislav Jesch Tel: +43 316 81 60 70 S.8 Andrea Sodomka © Ksenia Yurkova S.63 Jorge E. López © Jorge E. López Email: [email protected] S.9 Marco Donnarumma © Ugo dalla porta S.63 Marin Alsop © Theresa Wey S.10 Ulf Langheinrich © Ulf Langheinrich S.64 RSO Wien © Theresa Wey Keine Abendkassa! S.66 Arditti Quartet/Clemens Gadenstätter © Stephan Fuhrer S.11 Svetlana Maraš © Branko Starčević S.69 Clemens Gadenstätter © Clemens Gadenstätter S.12 Bane Jovančević/kӣr © Marko Milicevic S.69 Arditti Quartet © Lukas Beck Die Tagespässe 8.10., 9.10. und 10.10. und das POPULUS-Einzelticket können nur online oder in der S.13 Cam Deas © CONT TROL S.14 Die relative Kunst der Unfuge © Peter und Martin Brandlmayr S.70 musikprotokoll 2020 – on air © ORF musikprotokoll, Martin Gross Paranoia TV Zentrale gekauft werden. COVID-19 bedingt wird es heuer keine Abendkassa geben. S.16 © Peter Brandlmayr S.72. ROTOЯ © NO1, Peter Kutin S.19 Martin Brandlmayr © Luca Raffaello S.75 Peter Kutin © UMZ S.75 Patrik Lechner © thedumbandtheugly Im Vorverkauf erworbene und bereits bezahlte Karten müssen bis spätestens dreißig Minuten vor S.19 Peter Brandlmayr © Peter Brandlmayr S.20 Electrical Walks © Christina Kubisch S.75 Mathias Lenz © Severin Koller Vorstellungsbeginn an der jeweiligen Veranstaltungsort abgeholt werden. Bei ausverkauften Ver- S.22 Christina Kubisch © Christina Kubisch S.76 & S.81 stadler quartett © stadler quartet anstaltungen werden nicht abgeholte Karten dreißig Minuten vor Vorstellungsbeginn wieder in den S.24 at.mur.at © Josef Klammer S.78 Yulan Yu © ORF Ursula Hummel-Berger S.30 Josef Klammer © Eva-Maria Traxler S.79 Andreas Weixler © Karlheinz Essl, artwork by Gerald Trimmel Verkauf gegeben. Bitte beachten Sie, dass unsere Kontingente heuer sehr reduziert sind. S.30 Seppo Gründler © Nick Acorne S.79 Se-Lien Chuang © Peter Purgar S.31 Kurt Laurenz Theinert © Kurt Laurenz Theinert S.80 Siavosh Banihashemi © Fotostudio Koch Ermäßigungen S.31 Ninja Reichert © Ninja Reichert S.81 Charris Efthimiou © Charris Efthimiou S.31 Volha Hapeyeva © Volha Hapeyeva S.82 & S.85 Klangforum Wien/Dorian Concept © Jakob Gsoellpointner Ermäßigte Eintrittspreise gelten für Schüler/innen, Lehrlinge und Studierende bis zum vollendeten S.32 Denoising: musikprotokoll/Richard Eigner © Ian Ehm S.84 Georg Friedrich Haas © ORF musikprotokoll, Martin Gross 25. Lebensjahr, checkit.card-Besitzer/innen, Arbeitslose, Senior/innen, Präsenz- und S.35 Richard Eigner © Ian Ehm S.85 Finnegan Downie Dear © Frank Bloedhorn S.85 Anders Nyquist © Anders Nyquist Zivildienstleistende, Inhaber/innen der Ö1 intro-Karte und Mitglieder des Ö1-Clubs, Inhaber/innen der S.36 konfrontationen 8: Sound Seekers © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.85 Klangforum Wien © Tina Herzl DER STANDARD Abovorteilskarte sowie Mitglieder des Kleine Zeitung Vorteilsclubs. Wir bitten Sie, S.39 Musikmittelschule Stallhofen © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.86 to catch a running poet © Helmut Kühnelt Ihren Ermäßigungsnachweis unaufgefordert vorzuweisen. Umtausch und Rückgabe von erworbenen S.39 Musikschule Weiz © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.88 & S.103 Peter Jakober © Franz Reiterer S.39 Gymnasium Hartberg © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.89 Petra Stump-Linshalm © Maria Frodl Karten sowie nachträgliche Reklamationen von Ermäßigungen sind nicht möglich. Bei Kooperationen S.40 Stiftsgymnasium Admont © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.89 Margareta Ferek-Petrić © B. Eylers und im Vorverkauf können nicht alle Ermäßigungsstufen zum Tragen kommen. Bei der Kartenabholung S.40 Musikgymnasium Graz © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.90 Rafael Nassif © Julio Kohl beziehungsweise beim Einlass ist die entsprechende Ermäßigungsberechtigung vorzuweisen. S.41 Elisabeth Harnik © Carmina Escobar S.91 Hannes Dufek © Hannes Dufek S.41 Annette Giesriegl © esc medien kunst labor S.92 ELLEGGUA/Elektro Guzzi/Ingrid Schmoliner © Klaus Pichler, S.41 Ensemble Schallfeld © Wolfgang Silveri Elvira Faltermeier S.42 Radio Cyborg Transmitter © esc, Martin Gross S.95 Elektro Guzzi © Veronika Laurer, Klaus Pichler S.44 Valentina Vuksic © Valentina Vuksic S.95 Ingrid Schmoliner © Thomas Plattner S.45 Reni Hofmüller © esc medien kunst labor, Martin Gross S.96 opus mors/Jacob Kirkegaard © Levente Kozma S.46 Hidden Dome © Grazer Spielstätten, Lupi Spuma S.99 Jacob Kirkegaard © Raquel Castro S.49 Aloïs Yang © Wang Yu S.100 POPULUS © Andrea Meschik S.49 Andreas Trobollowitsch © Vera Marmelo S.103 Ferdinand Schmatz © Dirk Skiba S.50 Rojin Sharafi © Igor Ripok S.104 & S.107 The Hidden Environment/Simina Oprescu S.51 Thomas Grill © Thomas Grill © Simina Oprescu S.52 Ferrum/Electric Indigo © Elsa Okazak S.108 musikprotokoll dynamic streaming © ORF musikprotokoll S.55 Electric Indigo © lsa Okazaki S.110 Altered State Solution © Dani Gal und Ghazi Barakat S.56 RSO Wien © ORF musikprotokoll, Martin Gross S.111 Homages © ORF musikprotokoll, Fränk Zimmer

< 126 > < 127 > MITTWOCH [7.10.] DONNERSTAG [8.10.] FREITAG [9.10.] SAMSTAG [10.10.] SONNTAG [11.10.]

10.00-19.00 Die relative Kunst der Unfuge Peter Brandlmayr & Martin Brandlmayr Akademie Graz (Installation) 10.00-19.00 Electrical Walks Christina Kubisch Startpunkt: Dom im Berg (Walk) 01.-31.10. Tingles & Clicks Natasha Barrett / Andrea Sodomka / Marco Donnarumma / Svetlana Maraš / kӣr / Ulf Langheinrich / Cam Deas Internet

Ö1 Klassik-Treffpunkt 10.00 Joonas Ahonen, Philipp Maintz Radio Österreich 1

Electrical Walks – Special 13.30 Christina Kubisch - Lecture Palais Meran, Florentinersaal Eintritt frei Walk mit Christina Kubisch Startpunkt: Dom im Berg Eintritt frei

konfrontationen 8: sound seekers ROTO R Schüler/innen der Musikmittelschule Opus Mors I-IV NO1-Mathias Lenz, Patrik Lechner, Stallhofen, BORG Hartberg, Jacob Kirkegaard 16.00 Peter Kutin Stiftsgymnasium Admont, Dom im Berg Eintritt frei Dom im Berg Eintritt frei Musikgymnasium Graz, Musikschule Weiz Helmut List Halle Eintritt frei

17.00 ROTO R (Wiederholung) Eintritt frei

Stadler Quartett Yulan Yu, Andreas Weixler, 17.30 Se-Lien Chuang, Siavosh Banihashemi, Charris Efthimiou Dom im Berg Eintritt frei

Radio Cyborg Transmitter 18.00 Reni Hofmüller & Valentina Vuksic esc medien kunst labor Eintritt frei

at.mur.at Hidden Dome RSO Wien Klangforum Wien POPULUS (Musiktheater) Josef Klammer & Seppo Gründler, Aloïs Yang & Andreas Trobollowitsch, Kaija Saariaho, Philipp Maintz, Georg Friedrich Haas, Peter Jakober, Ferdinand Schmatz 19.30 Kurt Laurenz Theinert, Volha Rojin Sharafi, Thomas Grill Jorge López / Joonas Ahonen, Klavier Dorian Concept MUMUTH, Ligeti-Saal Einzelticket Hapeyeva, Ninja Reichert Dom im Berg Tagespass Marin Aslop, Dirigentin Helmut List Halle Tagespass Aussichtsdeck Radetzky-Brücke Helmut List Halle Tagespass musikprotokoll 2020 2020 musikprotokoll Eintritt frei

Denoising musikprotokoll to catch a running poet Richard Eigner Peter Jakober, Petra Stump-Linshalm, 21.00 MUWA Eintritt frei Margareta Ferek-Petric´ , Rafael Nassif, Hannes Dufek, Maja Mijatovic´ , Cembalo solo Helmut List Halle Tagespass

Electric Indigo Arditti Quartet 21.30 Dom im Berg Tagespass Clemens Gadenstätter TICKETS KUG Quartett Gewinnerstück Helmut List Halle Tagespass Tagespass 8.10. 12,- EUR/erm. 8,-EUR ELLEGGUA Tagespass 9.10. 22.30 18,- EUR/erm. 14,-EUR Elektro Guzzi & Ingrid Schmoliner Helmut List Halle Tagespass Tagespass 10.10. 18,- EUR/erm. 14,-EUR Ö1 Kunstradio - Radiokunst Einzelticket POPULUS 23.00 Simina Oprescu 11., 12. & 14.10. 12,- EUR/erm. 8,-EUR Radio Österreich 1

musikprotokoll.ORF.at

21.08.20 11:37 25.09.20 13:1425.09.20 13:14 HIDDEN SOUNDS musikprotokoll.ORF.at IM STEIRISCHEN HERBST 7.– 11. OKTOBER 2020, GRAZ (A)

musikprotokoll.ORF.at IM STEIRISCHEN HERBST 7.– 11. OKTOBER 2020, GRAZ

© © Jeff Moore Jeff Recording Field Kirkegaard, Jacob mp19_Programmbuch_166x240.indd 1 Umschlag print 2020.indd 1Umschlag print 2020.indd 1