freiesMagazin Dezember 2013

Topthemen dieser Ausgabe

Ubuntu und 13.10 Seite 4 Ubuntu 13.10 „Saucy Salamander“ bereitet den Weg zur nächsten LTS-Version. Der Artikel soll ein wenig untersuchen, wie es mit der Qualität der Distribution bestellt ist, in dessen Entwicklungszyklus der Hauptaugenmerk von Canonical vor allem auf der Mobilversion „Ubuntu Touch“ lag. Ebenso soll ein Blick auf Kubuntu 13.10 geworfen werden. (weiterlesen)

GPU-Computing mit R Seite 14 Der Artikel bietet eine Einführung in GPU-Computing mit dem Statistikprogramm R. Besit- zer von Grafikkarten mit NVIDIA-Chipsatz haben unter Nutzung des „NVIDIA CUDA-Toolkits“ und des R-Pakets „gputools“ die Möglichkeit, parallelisierbare Rechenaufgaben auf ihrer GPU auszuführen. Entsprechende Installationsanleitungen versetzen den Leser in die Lage, eine R-CUDA-Schnittstelle zu implementieren und für einfache mathematisch-statistische Rechen- operationen zu nutzen. (weiterlesen) Diagramme in Linux – Vier Tabellenkalkulationen im Vergleich Seite 32 Tabellenkalkulationen sind aus der Arbeitswelt kaum noch wegzudenken. Eine ihrer Stärken ist die schnelle Visualisierung tabellarischer Daten in Diagrammen. Unter Linux gibt es eine Reihe freier („Free and Open Source Software“) Tabellenkalkulationen, die unterschiedliche Ansätze zur Diagrammerstellung verfolgen. (weiterlesen)

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Editorial

Kein Editorial Keine Leserbriefe Inhalt Das Editorial zum Jahresabschluss wird dieses Was dagegen niemanden aufgefallen war, waren Linux allgemein Mal von dem Wörtchen „kein“ überschattet. Im- die fehlenden Leserbriefe in der Novemberausga- Ubuntu und Kubuntu 13.10 S. 4 merhin gibt es wieder ein Editorial! Nur einem be von freiesMagazin. Und auch diesen Monat Der November im Kernelrückblick S. 12 Leser ist aufgefallen, dass wir in der November- haben wir nur zwei Zusendungen erhalten (sie- ausgabe von freiesMagazin kein Editorial hatten. he weiter unten), die aber nicht eine ganze Seite Anleitungen einnehmen können, weswegen es auch diesen GPU-Computing mit R S. 14 Der Grund dafür war einfach Zeitmangel! Natür- Monat keine Leserbriefe gibt. Äquivalente Windows-Programme unter S. 22 lich hat der Tag bei uns wie bei jeder anderen Linux – Teil 2 Person auch volle 24 Stunden, aber oft stehen Passenderweise trifft ein Leserbrief von Adolf Win- Mit OpenVPN Firmen-Firewalls überwinden S. 28 viele andere Dinge gleichzeitig an, sodass nicht terer aber genau das Thema des Editorials dieser Software immer für alles Zeit bleibt. Ausgabe. Er fragte uns, ob wir nicht Flattr einset- Diagramme in Linux – Vier Tabellenkalkula- S. 32 zen wollen, um einem Lob in einem Leserbrief tionen im Vergleich So fanden im Oktober einige Messen und Veran- noch mehr Nachdruck verleihen zu können. staltungen statt und durch den Weggang eines Community Redaktionsmitgliedes hatten die zwei verbliebe- Das Thema Flattr hatten wir vor drei Jahren schon Rückblick: DANTE-Herbsttagung in Köln S. 39 nen Redakteure nicht mehr die Zeit gefunden, ein einmal im Editorial von freiesMagazin 06/2013 [2] Rezension: Technisches Schreiben S. 44 Editorial zu schreiben. ausführlich behandelt. Neben zahlreiche steuer- Rezension: Linux Hochverfügbarkeit S. 47 rechtlichen, lizenzrechtlichen und verwendungs- Magazin Kein Programmierwettbewerb technischen Problemen, die Flattr mitbringt, ha- Editorial S. 2 Aus dem gleichen Grund gibt es auch im Dezem- ben wir uns bei freiesMagazin entschieden, kein Veranstaltungen S. 50 ber keinen neuen Programmierwettbewerb. Wir Geld für unsere Arbeit anzunehmen. Alle Autoren Vorschau S. 50 hatten im September noch die Hoffnung gehabt, und alle Helfer sollen freiwillig ihre Zeit opfern. Konventionen S. 50 wenigstens einen Wettbewerb auf die Beine zu Selbst wenn 1000 Euro eingehen, wäre die Frage Impressum S. 51 stellen [1]. Da Dominik Wagenführ, Ausrichter des einer gerechten Verteilung auf die Autoren, Layou- jährlichen Wettbewerbs, aber privat und beruflich ter, Lektoren und Redakteure nahezu unmöglich eingespannt ist, wird es leider keinen geben. zu beantworten. wenn es für viele einfacher ist, mit einem Klick einen Euro zu spenden, benötigen wir viel mehr Der Wettbewerb wird damit verschoben und fin- Zusätzlich können wir mit (mehr) Geld nichts an- helfende Hände. det vielleicht im Januar 2014 statt. Das Interesse fangen, denn dies führt nicht dazu, dass neue bei den Lesern war da, wie wir bei der Umfrage Artikel geschrieben werden (dazu unten mehr) Daher sind Leserbriefe, die sich mit den Artikeln gesehen haben. oder sich das Magazin von alleine setzt. Auch und Beiträgen in freiesMagazin auseinanderset-

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/20132 MAGAZIN zen, auch viel wertvoller als Geld. Denn wenn sich derzeit noch offen. Einige Autoren haben sich allem wollen wir aber auch allen danken, die Wie- ein Leser die Zeit nimmt, ein paar Zeilen zu schrei- nach dem ersten Kontakt nie wieder gemeldet. derholungstäter sind und, wenn auch nicht regel- ben und abzusenden, sehen der Autor und die Selbst auf mehrfache Anfrage haben sich zehn mäßig jeden Monat, aber zumindest ab und an Redaktion, dass die geschriebenen Texte nicht Autoren nicht mehr gemeldet. Immerhin vier Absa- etwas zum Magazin beitragen. Wer sich von Ih- umsonst waren oder in den Weiten des Netzes gen gab es auf eine Nachfrage hin. Eigenständige nen auch in diesen Kreis einreihen möchte, kann untergegangen sind. Absagen (wegen anderer Verpflichtungen, Inter- uns ja unter ein- essenwechsel etc.) gab es keine. fach einen Artikelvorschlag zusenden. Der Weg Wenn Sie also Ihre Wertschätzung für das ins Magazin ist nicht so schwer, wenn beide Sei- Magazin und die Artikel darin zum Ausdruck Das heißt also, von nahezu der Hälfte der Auto- ten in Kontakt bleiben. bringen wollen, schreiben Sie uns per E-Mail ren hören wir nie wieder etwas bzw. das Angebot oder über den wird zurückgenommen. Der jährliche Bedarf von Aber natürlich dankt die Redaktion zum Jahresen- Kommentarlink am Ende der Seite. Das Gefühl, freiesMagazin wird damit also nur noch zu einem de auch noch dem ganzen freiesMagazin-Team dass das eigene Werk gelesen wird, bedeutet Sechstel durch neue Autoren abgedeckt. Dieser für die teilweise langjährige Hilfe beim Korrigieren vielen Autoren wesentlich mehr als Geld. Wert ist erschreckend gering. und Setzen der Artikel. Wir wissen alle, welche Arbeit darin steckt und freuen uns, dass sich ein Keine Artikel Da sich viele Autoren leider gar nicht mehr zu- Gruppe gefunden hat, die an der Verteilung freien Und was bei den Leserbriefen anfängt, setzt sich rückmelden, können wir auch nicht genau sagen, Wissens Spaß gefunden hat. bei den Artikeln fort. Anstatt nur einfach zu „jam- wo die Gründe hierfür liegen. Bei den Autoren, mern“, dass wir zu wenig Artikel haben, soll ein die sich melden und absagen, hat es meistens Abschließend wünschen wir allen Lesern, Autoren kleiner Einblick in unsere Redaktionsarbeit und mit veränderten Lebenssituationen zu tun, sodass und Teammitglieder ein schönes Weihnachtsfest den Kontakt mit den Autoren gegeben werden. eine Absage absolut verständlich ist. und hoffen, dass wir 2014 wieder viele interessan- te Themen im Magazin präsentieren können. Im letzten Jahr (seit 1. November 2013) haben Natürlich könnten wir jetzt verzweifeln und uns 32 neue Autoren angeschrieben und angebo- freiesMagazin aufgeben, wäre da nicht dieses Ihre freiesMagazin-Redaktion ten, einen Artikel für freiesMagazin zu schreiben. eine Sechstel von neuen Autoren, die Artikel ab- Das war entweder das Angebot irgendetwas zu liefern. Manchmal führt das dazu, dass daraus LINKS schreiben oder es wurden schon fertige Entwürfe auch ein zweiter oder dritter Artikel entsteht. Und [1] http://www.freiesmagazin.de/20130909- eingereicht. Wenn man rechnet, dass wir pro Mo- dann haben wir in der Redaktion eine relative ergebnisse-der-abstimmung-fuer-programmier nat circa acht Artikel im Magazin veröffentlichen Sicherheit, dass der Autor wieder etwas Gutes wettbewerb (also 96 im Jahr), ist allein das nur ca. ein Drittel abliefert. [2] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- des Bedarfs für das Magazin. 2010-06 Dieses lange Editorial ist daher allen freiwilligen Von diesen 32 Angeboten sind nur elf Artikel tat- Autoren gewidmet, die sehr viel Zeit in das Schrei- sächlich fertig geworden, sieben Angebote sind ben der Artikel für freiesMagazin investieren. Vor Das Editorial kommentieren

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Ubuntu und Kubuntu 13.10 von Hans-Joachim Baader

buntu 13.10 „Saucy Salamander“ be- Ein Test spezifischer Hardware wäre zu viel Auf- lation mit 64 MB RAM bereits gelingen. Zu emp- reitet den Weg zur nächsten LTS- wand für wenig Nutzen. Falls man auf Probleme fehlen sind jedoch auf dem Desktop mindestens U Version. Der Artikel soll ein wenig un- mit der Hardware stößt, stehen die Webseiten von ein GB, so dass alle benötigten Anwendungen tersuchen, wie es mit der Qualität der Distri- Ubuntu zur Lösung bereit. zugleich ohne zu swappen laufen können, denn bution bestellt ist. Ebenso soll ein Blick auf nur so läuft das System vollständig flüssig. Kubuntu 13.10 geworfen werden. Da eine Erprobung auf realer Hardware nicht das Ziel des Artikels ist, werden für den Artikel zwei Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Ubuntu identische virtuelle Maschinen, 64 Bit, unter KVM und Kubuntu 13.10“ erschien erstmals bei Pro- mit jeweils 1024 MB RAM verwendet. In der ersten Linux [1]. wurde Ubuntu installiert, in der anderen Kubuntu.

Vorwort Installation Planmäßig erschien Ubuntu 13.10 „Saucy Sa- Ubuntu wird meist von einem Live-System aus lamander“ ein halbes Jahr nach Version 13.04. installiert, das als ISO-Image zum Download be- Schon die Ankündigung seitens Canonical mach- reitsteht. In der aktuellen Version ist es auf eine te klar, dass die meiste Arbeit im letzten halb- Größe von 0,9 bis 1,0 GB je nach Variante ange- en Jahr wohl in die Mobilversion „Ubuntu Touch“ wachsen. Dieses Desktop-Image kann auf DVD mit dem neuen Display-Server Mir geflossen ist. oder einem USB-Medium verwendet werden. Diese Variante soll aber nicht Gegenstand des Artikels sein, der sich auf Ubuntu und Kubuntu Das Installationsprogramm Ubiquity bietet ähn- beschränkt. Somit ist zu erwarten, dass die neue lich wie der Debian-Installer oder Anaconda von Beginn der Installation. Version, die nur neun Monate lang mit Updates Fedora jetzt alle Möglichkeiten an, die Festplat- versorgt wird, „bemerkenswert unbemerkenswert“ ten zu partitionieren und das System darauf zu Hier soll nur die Installation von der Desktop- ausfällt. Zahlreiche Software-Updates gab es na- installieren. Die gesamte Festplatte oder einzel- DVD kurz vorgestellt werden. Die Installation un- türlich, aber kaum eines davon stellt einen großen ne Partitionen können verschlüsselt werden und terlag nur wenigen sichtbaren Änderungen ge- Bruch mit der Vorversion dar. LVM wird unterstützt, auch in Form einer automa- genüber der letzten Version. Standardmäßig wird tischen Partitionierung. nur eine einzige große Partition mit dem Datei- Wie immer sei angemerkt, dass es sich hier nicht system ext4 sowie eine Swap-Partition angelegt. um einen Test der Hardwarekompatibilität handelt. Der Speicherbedarf wird dieses Mal in der ver- Wenn man LVM einsetzt, kommt noch eine 230 Es ist bekannt, dass Linux mehr Hardware unter- nachlässigt wirkenden Dokumentation bei der MB große ext2-Partition für /boot hinzu. Will stützt als jedes andere Betriebssystem, und das Desktop-Version auf 512 MB beziffert, beim Ser- man seine Partitionierung selbst definieren, muss überwiegend bereits im Standard-Lieferumfang. ver auf 256 MB. Unter Umständen soll eine Instal- man „Etwas anderes“ auswählen, wodurch das

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gegen der Name benutzer-virtual-machine schnell genug, um sogar kleine Videos abzuspie- vorgegeben. Optional können Daten im Home- len. Verzeichnis verschlüsselt werden. Während man das Ende der Installation abwartet, kann man nun Das Grafiksystem ist bei X.org 7.7 geblieben, da noch einige Tipps zu Ubuntu ansehen. es in der Zwischenzeit keine neue Version gab. Allerdings wurden einige Komponenten von X.org Ausstattung aktualisiert, darunter der X-Server 1.14.3 und Me- Sowohl Ubuntu als auch Kubuntu starten ähnlich sa 9.2. Unity liegt in Version 7.1 vor. schnell wie in den Vorversionen. Ubuntu setzt ei- gentlich eine Hardware-3-D-Beschleunigung vor- Unter den größten Änderungen seit Ubuntu 13.04 aus, Kubuntu dagegen nicht. Bei Grafikkarten, findet sich der Linux-Kernel, der auf Version die keine Hardware-3-D-Beschleunigung bieten, 3.11.3 aktualisiert wurde. Aus Benutzersicht be- wird auf llvmpipe zurückgegriffen, das die 3-D- deutet das eine Vielzahl zusätzlicher Treiber und Funktionen in Software emuliert. Bei einer ausrei- viele Optimierungen. Daneben enthält der Kernel Auswahl der Installationsart. chend schnellen CPU ist das Verfahren von der viele neue Features, die nur für Spezialisten von Geschwindigkeit etwas besser als in den ersten Interesse sind. Partitionierungswerkzeug gestartet wird. Dort kön- Versionen, aber immer noch gerade so erträg- nen die gängigen Dateisysteme einschließlich lich. Überraschenderweise ist es inzwischen aber Das Init-System Upstart ermöglicht in Version Btrfs ausgewählt werden. 1.10 Jobs, die auf Änderungen im Dateisystem reagieren, und das neue zugehörige Werkzeug Direkt nach der Definition der Partitionen beginnt upstart-monitor ermöglicht das Beobachten der Installer mit der Partitionierung und der Instal- von Ereignissen in Echtzeit. In den Desktop- lation der Pakete im Hintergrund. Ein Fortschritts- Varianten [2] erhielt Upstart zudem Benutzersit- balken zeigt von hier an den Stand der Installation zungen. an. Parallel dazu kann man die Zeitzone auswäh- len und danach das gewünschte Tastatur-Layout Das Drucksystem CUPS konnte von allen Ubuntu- einstellen. spezifischen Anpassungen befreit werden. In CUPS 1.6.2 wurde durch die OpenPrinting- Im letzten Schritt gibt man seinen Namen, Anmel- Arbeitsgruppe der Linux Foundation eine mit frü- denamen, Passwort und den Computernamen heren Versionen kompatible Erkennung von Netz- ein. Wenn zuvor bereits per DHCP ein Name er- werkdruckern implementiert [3]. CUPS wurde au- mittelt werden konnte, wird dieser als Vorgabe ßerdem in mehr Pakete aufgeteilt, so dass es angezeigt. Wenn erkannt wird, dass die Instal- unterschiedlichen Anforderungen besser gerecht lation in einer virtuellen Maschine läuft, wird da- Laufende Installation. wird.

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dungen zu entdecken und zu installieren“, ein neu- er Benutzer-Manager, KDE Telepathy 0.6.2 mit verbessertem Editieren von Text und verbesser- ten Benachrichtigungen und ein neues Network Manager-Applet. Bei der Installation kann nun auch WLAN eingerichtet werden.

Wie gewohnt hat Root keinen direkten Zugang zum System, sondern die Benutzer der Gruppe sudo können über das Kommando sudo Befehle als Root ausführen.

Der Speicherverbrauch von Unity ist augenschein- Log-in-Bildschirm von Ubuntu. lich noch weiter gewachsen. Nicht weniger als Log-in-Bildschirm von Kubuntu. 660 MB benötigt die Umgebung allein, ohne dass Für Entwickler stehen GCC 4.8.1, Python 2.7.5 irgendwelche produktive Software gestartet wur- Die Suchfunktion, die standardmäßig auch Online- und 3.3.2, OpenJDK 6b27 und 7u25 und vieles de. Davon benötigt Compiz bereits 365 MB. KDE Shops und andere Online-Quellen umfasst, lässt mehr bereit. Python 3.3 ist die installierte Ver- benötigt in der Standardinstallation mit einem ge- nach wie vor die Frage nach dem Datenschutz sion von Python, doch da sowohl innerhalb des öffneten Terminal-Fenster etwa 430 MB. Die Mes- aufkommen. Einige der Suchanfragen gehen über Ubuntu-Archivs als auch außerhalb noch viele sung des Speicherverbrauchs der Desktops kann einen Proxy-Server von Ubuntu und werden durch Pakete auf Python 2 beruhen, ist auch diese Ver- jeweils nur ungefähre Werte ermitteln, die zudem HTTPS verschlüsselt. Andere gehen der Daten- sion installierbar. AppArmor [4] kann jetzt auch in Abhängigkeit von der Hardware und anderen schutzerklärung [6] zufolge direkt an „ausgewähl- den Zugriff auf D-Bus und Unix-Sockets kontrol- Faktoren schwanken. Aber als Anhaltspunkt soll- te Drittanbieter“. Die preisgegebenen Daten soll- lieren, und eigene Richtlinien sollen sich leichter ten sie allemal genügen. ten sich auf die Suchbegriffe und die IP-Adresse erstellen lassen. beschränken. Dass Ubuntu und andere Anbieter Unity daraus Statistiken generieren, darf angenommen Kubuntu [5] enthält in Version 13.10 KDE SC Die Neuerungen in Unity, der offiziellen Desktop- werden. Das ist jedoch üblich und sollte den Unter- 4.11, das unter anderem eine schnellere Inde- umgebung von Ubuntu, halten sich in Grenzen. nehmen auch nicht angekreidet werden, solange xierung bei Nepomuk und Verbesserungen in der Unity erhielt neue „intelligente Sichten“. Diese er- sie damit nur versuchen, ihr Angebot zu optimie- PIM-Suite bringt und den Grundstein für möglichen es, nach eingegebenen Suchbegriffen ren. einen späteren Umstieg auf Wayland und 5 in mehr als 50 Online-Quellen zu suchen und legt. Die Dokumentation von Kubuntu ist zurück. die Ergebnisse übersichtlich darzustellen. Dabei Ohnehin dürften die Anbieter kaum eine Mög- Dazu kommen „Muon Discover“, eine nach Ent- sollen die erkannten Benutzervorlieben berück- lichkeit haben, mit diesen Daten mehr anzufan- wicklerangaben „benutzerfreundliche Art, Anwen- sichtigt werden. gen. Denn anders als bei Webbrowsern, die fast

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„Privatsphäre“ möglich. Ein- lichkeit mehr zum Beenden existiert. Doch wie zelne Linsen lassen sich gesagt, manche nutzen diese Funktionen gern, wohl nur durch die Deinstal- und wer will, kann es anders einstellen. lation deaktivieren. Eine separate Shopping- oder Der Standard-Webbrowser in Ubuntu ist Firefox Amazon-Linse gibt es je- 24.0. LibreOffice ist in Version 4.1.2.3 vorinstal- doch nicht; eine feinere liert. Für E-Mails ist Thunderbird zuständig. Die Auswahl als ein globales sonstigen installierten Programme sind im We- Ein oder Aus scheint nicht sentlichen die Standard-Programme von GNOME, mehr möglich zu sein. die zumindest grundlegend die häufigsten Auf- gaben abdecken. In den meisten Fällen bieten Unity ist eigentlich nicht sie gerade einmal Grundfunktionen, so dass man schlecht, aber es hat grund- sich gerne nach leistungsfähigeren Programmen sätzliche Probleme. Eines im Software-Center umsieht. davon ist Compiz, das auf dem Testsystem 365 MB Für Software-Updates ist weiterhin die Software- RAM „frisst“, was das Sys- Aktualisierung zuständig. Hat man das Software- tem natürlich nicht schnel- Center geöffnet und startet die Aktualisierung, ler macht. Andere Eigen- schaften von Unity sind Übersichtsseite von Unity mit Ergebnissen der Suche im Netz. für manche Benutzer ei- ne Freude, für andere eine individuellen Benutzern zugeordnet werden kön- Last. Unity ist, wie GNOME 3, offenbar nur noch nen, sollte die Suchfunktion von Ubuntu eine sol- auf Mobilgeräte mit Touchscreen ausgerichtet, che Identifikation nicht möglich machen. Man soll- und diesem Ziel wird jeglicher Benutzer-Komfort te sich also nicht zu sehr darüber aufregen, dass geopfert. Ohne massive Änderung der Konfigu- die Funktion standardmäßig eingeschaltet ist. ration halte ich Unity auf dem Desktop für un- benutzbar. Die „verpeilten“ Scrollbalken, das um- Das heißt natürlich nicht, dass die Netz- ständliche globale Menü und die Anordnung der Suchfunktion tolerierbar ist; in den meisten Fäl- Fenster-Buttons auf der falschen Seite sind für len ist sie einfach nur lästig und nutzlos und mich weiterhin unakzeptabel. Die Fehlerhaftigkeit sollte abgeschaltet werden. Das Deaktivieren des Menükonzepts zeigt sich z. B. an Rhythmbox, der Funktion ist weiterhin über einen Schalter für das nun außer Rechtsklick auf die Startleiste in den Systemeinstellungen unter der Kategorie (und kill auf der Kommandozeile) keine Mög- Firefox in Unity.

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/20137 DISTRIBUTION wird der Fortschritt auch in der Icon-Leiste „Ubuntu Tweak“ ist dage- des Software-Centers angezeigt. Die Software- gen nicht mehr im Paketar- Aktualisierung selbst sortiert die Pakete jetzt nach chiv enthalten, möglicher- Komponenten, von denen eine „Ubuntu-Kern“ weise ist es veraltet. heißt. Da diese anfänglich zugeklappt dargestellt wird, könnte man es für ein reines Kernel-Update KDE halten, doch tatsächlich können darin mehrere In Kubuntu [7] wurde KDE einzelne Updates vorliegen. SC auf die Version 4.11.2 aktualisiert. Der Standard- Für die Installation und Deinstallation von Pake- Webbrowser in Kubuntu ist ten ist weiterhin das Software-Center zuständig, , jetzt in Version das in Version 13.10 vorliegt. Neue Funktionen 2.3.2. Als Musik-Player ist sind gegenüber früheren Versionen nicht auszu- 2.8 vorinstalliert, machen. Das Angebot an proprietärer Software, das jetzt einige Oberflä- die man über das Software-Center kaufen kann, chenelemente der Version ist schon recht stattlich. Den größten Anteil dar- 1.x zurückbringt, die seit an haben wohl Spiele, aber auch Hilfsprogramme Version 2.0 fehlten, und vie- und Produktivitätswerkzeuge werden angeboten. le weitere kleine Funktio- nen hinzufügt. OwnCloud wurde in Version 5 auf- Das Ubuntu-Software-Center. genommen, die die Be- nutzbarkeit, Geschwindig- Richtig konfigurierbar ist Unity auch weiterhin keit und Sicherheit verbessern soll. OwnCloud nicht. Es gibt in dieser Version keinerlei Ein- ist allerdings nicht standardmäßig installiert, son- stellungen in den Systemeinstellungen. Eini- dern nur in den Repositorys vorhanden. KDE PIM ges kann man über Compiz konfigurieren. Da- mit Kontact ist ebenfalls in Version 4.11.2 instal- zu muss man compizconfig-settings-manager liert. Außerdem sind LibreOffice, und Firefox (ccsm) nachinstallieren. Für noch mehr Konfigu- vorhanden. Weitere Anwendungen muss man aus rierbarkeit sollte man auch dconf-tools installie- den Repositorys nachinstallieren, wenn man sie ren. Allerdings ist besonders letzteres Programm braucht. eher für Experten. Leicht zu benutzen ist dage- gen unity-tweak-tool, bei dem etwas unklar ist, Die Neuerungen und Verbesserungen in KDE ob es etwas enthält, was nicht in den Systemein- SC 4.11 gegenüber der Vorgängerversion sind Software-Aktualisierungen. stellungen oder in CompizConfig zu finden ist. überwiegend klein, aber zahlreich und können

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Rekonq. Muon Discover. daher nicht alle genannt werden. Nur ein Teil da- separaten Programmen, denn neben der Muon- Mit Muon traten erhebliche Ungereimtheiten auf, von ist überhaupt sichtbar. So wurde in der PIM- Paketverwaltung und der zugehörigen Muon- die auch in diversen Foren schon berichtet wur- Suite Kontact unter anderem die Indexierung bei Aktualisierungsverwaltung existiert noch Muon den. Sie betreffen die Zahl der zu aktualisierenden Nepomuk beschleunigt. Die Monitor-Konfiguration Discover, ein Ersatz für die frühere Muon- Pakete. Während apt-get beispielsweise zwölf in den Systemeinstellungen wurde durch das Programmverwaltung. Das neue Muon Discover zu aktualisierende Pakete meldet, besagt die neue KScreen ersetzt. Die Web Shortcuts wur- erinnert ein wenig an das Software-Center, leistet KDE-Benachrichtigung, dass es fünf seien, und den weiter verbessert und der Window-Manager jedoch noch längst nicht so viel. Es dient zum ein Aufruf der Muon-Aktualisierungsverwaltung KWin nutzt jetzt das XCB-Protokoll mit X11. Finden von Anwendungen, kann aber auch Upda- ergibt schlicht, dass alle Pakete auf dem neues- tes durchführen. Witzig ist die Kategorie Comics, ten Stand wären. Die Aktualisierung über Muon Die Paketverwaltung Muon wurde auf Version die offenbar zahlreiche Plug-ins für das Applet Discover funktionierte hingegen genauso, wie es 2.0.65 angehoben. Muon besteht aus drei plasma-comics enthält. mit apt-get funktioniert hätte. Letztlich macht

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/20139 DISTRIBUTION die Software auch nichts anderes, ebenbürtig. Videos bei tages- als apt-get aufzurufen und des- schau.de und heute.de waren sen Ausgaben im Fenster anzu- problemlos abspielbar. Youtube zeigen. funktioniert im HTML5-Modus wie Firefox. Wer KDE Plasma Active tes- ten will, findet Version 0.5 Auf dem Unity-Desktop sollte in den Archiven. Das Paket in den bekannten Anwendun- kubuntu-low-fat-settings exis- gen Rhythmbox und Totem, das tiert dagegen nicht mehr, wahr- jetzt allerdings „Filmwiederga- scheinlich wurde das System be“ heißt, bei standardmäßig inzwischen so weit verkleinert, nicht unterstützten Formaten ei- dass das Paket unnötig wurde. ne Dialogbox erscheinen, die eine Suche nach passenden Multimedia im Browser GStreamer-Plug-ins ermöglicht und auf dem Desktop und sie installiert. Wenn Ubuntu Nichts wesentlich Neues gibt es mehr als ein Paket findet, das im Multimedia-Bereich. Firefox ist geeignet ist, kann man aus- jetzt in Version 24 enthalten. Meh- wählen, welches installiert wer- rere Plug-ins zum Abspielen von den soll. Beim MP3-Format sind Videos in freien Formaten sind das beispielsweise ein Fluendo- wie immer vorinstalliert. Die vor- Plug-in und eine GStreamer- installierte Erweiterung „Ubuntu Plug-in-Sammlung. Es ist zu Firefox Modifications“ hat Version Video in Rekonq in Kubuntu. empfehlen, das Fluendo-Plug- 2.8 erreicht. Weitere vorinstallier- in zu ignorieren, so dass das te Erweiterungen sorgen für die Integration mit Flash-Video abspielen lässt. Auf Youtube funk- FFmpeg-Plug-in installiert wird. Unity und den Ubuntu-Online-Accounts. tioniert dagegen der HTML5-Modus ganz ohne Flash. Die Tests wurden wegen der Langsamkeit Wie schon früher funktioniert die Erkennung der Zum Testen von Web-Videos wurden tages- von Unity auf ein Minimum beschränkt; flüssige benötigten Formate meistens leider nicht. Es schau.de, heute.de und Youtube ausgewählt. Video-Wiedergabe ist mit llvmpipe nicht möglich, kann also unter Umständen nötig sein, weitere Ohne weiteres Zutun funktionieren Videos bei auch wenn sie besser geworden ist. GStreamer-Pakete von Hand zu installieren, bei- tagesschau.de und erstmals auch bei heute.de. spielsweise für das MPEG2-Format. Es kann au- Flash ist ein anderes Thema. Standardmäßig ist Unter KDE ist der vorinstallierte Webbrowser ßerdem passieren, dass beim ersten Installations- kein Flash-Player vorinstalliert, sodass sich kein Rekonq 2.3.2 in den Grundfunktionen Firefox lauf nicht alle benötigten Plug-ins installiert wur-

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 10 DISTRIBUTION den – wahrscheinlich ist dieser Mechanismus nur Lücken sowohl in den Anmerkungen zur Veröffent- LXDE oder eine andere Oberfläche, letztlich kann für das Nachladen einzelner Plug-ins gedacht. Da- lichung als auch in den Artikeln auf der Websei- jeder Benutzer selbst wählen und den Desktop her sollte man, wenn man es weiß, im Software- te äußert. Man sollte Ubuntu-Versionen, die kei- weitgehend seinen Ansprüchen anpassen. Unter Center gleich alle GStreamer-Plug-ins installieren, ne LTS-Versionen sind, trotzdem weiterhin mehr Linux herrscht, anders als anderswo, eben keine und vielleicht noch andere Player wie VLC dazu. oder weniger als Betaversionen betrachten. Wie Einfalt auf dem Desktop. Schaden kann es nicht. Normalerweise muss To- immer liegen inzwischen in den einschlägigen Fo- tem noch einmal neu gestartet werden, um die ren auch Berichte über Probleme mit dem Update LINKS neuen Plug-ins zu erkennen. vor. Ihre Zahl hält sich allerdings in Grenzen und [1] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1655/ es muss offen bleiben, wie viele davon durch Fak- ubuntu-und-kubuntu-1310.html Unter KDE sieht es im Prinzip genauso aus, toren verursacht wurden, auf die Ubuntu keinen [2] https://wiki.ubuntu.com/SaucySalamander/ nur dass die Geschwindigkeit auch ohne 3-D- direkten Einfluss hat. ReleaseNotes Hardware akzeptabel ist. Amarok ist der Standard- [3] https://wiki.ubuntu.com/OpenPrinting Audioplayer. Amarok oder Dragonplayer erkennen Stellt man tatsächlich einmal Mängel fest, kann [4] https://wiki.ubuntu.com/AppArmor fehlende Plug-ins und starten die Paketverwal- man oft damit leben oder es existiert ein Worka- [5] http://www.kubuntu.org/news/kubuntu-13. tung, ähnlich wie bei GNOME. Sinnvoller ist es round. Zudem werden im Laufe der Zeit durch 10 aber auch hier, die GStreamer-Plug-ins schon vor- Updates viele Probleme behoben. Man kann das [6] http://www.ubuntu.com/privacy-policy ab zu installieren. Zu beachten ist dabei allerdings, unterstützen, indem man Fehler meldet. In diesem [7] http://www.kubuntu.org/ dass KDE noch GStreamer 0.10 verwendet. Fall sollte man dann natürlich auch am Ball blei- [8] https://bugs.launchpad.net/ ben, auf Rückfragen reagieren und regelmäßig im Fazit Bugtracker [8] nachsehen. Wie immer, wenn es keine revolutionären Neue- Autoreninformation rungen gibt, fühlt man sich versucht, zu schrei- Benutzern, die auf größtmögliche Stabilität Wert ben, dass es an Neuerungen fehlt. Tatsächlich legen, sei empfohlen, bei einer der LTS-Versionen Hans-Joachim Baader (Webseite) gibt es allerdings Neuerungen, die einfach nur von Ubuntu zu bleiben. Alle anderen, von Ein- befasst sich seit 1993 mit Linux. zu zahlreich sind, sie alle zu erwähnen. Schon steigern bis zu erfahrenen Anwendern und Ent- 1994 schloss er erfolgreich sein die aktualisierten Programme bringen zahllose wicklern, können auch mit Ubuntu 13.10 gut aus- Informatikstudium ab, machte die Erweiterungen und Korrekturen. Dabei sind das kommen. Wer sicher gehen will, nicht zu viele Softwareentwicklung zum Beruf durchweg Verbesserungen; Verschlechterungen Probleme zu erleben, sollte (wie fast immer) die und ist einer der Betreiber von Pro- lassen sich in Ubuntu 13.10 nicht ausmachen. Updates der ersten Wochen abwarten. Linux.de.

Somit ist Ubuntu 13.10 wie gewohnt von hoher Die Wahl des Desktop-Systems bleibt weiter- Qualität, allerdings muss die vernachlässigte Do- hin eine Geschmacksfrage. Aber ob Unity, KDE, kumentation kritisiert werden, die sich in größeren GNOME, Cinnamon, Enlightenment E17, Xfce, Diesen Artikel kommentieren

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Der November im Kernelrückblick von Mathias Menzer

asis aller Distributionen ist der Linux- die Radeon- Chipsätze sind Erweiterungen des und sendet mindestens einmal pro Sekunde ein Kernel, der fortwährend weiterentwi- mit Linux 3.11 eingeführten Dynamischen Ener- Signal. Mit dem aktuellen Linux-Kernel ist die Auf- B ckelt wird. Welche Geräte in einem giemanagements (DPM). Es unterstützt nun wei- gabe nun überflüssig und auch die letzte CPU halben Jahr unterstützt werden und welche tere Chipsätze, ist jedoch nach wie vor in der kann in Zeiten, in denen das System nicht zu tun Funktionen neu hinzukommen, erfährt man, Standardkonfiguration nicht aktiviert. hat, schlafen gehen, ohne ständig auf die Uhr wenn man den aktuellen Entwickler-Kernel im schauen zu müssen. Auge behält. Systeme, die mehrere Grafikprozessoren (GPU) besitzen, profitieren von Änderungen an den Locking ist ein Schlagwort, mit dem das Sper- Linux 3.12 Grafik-Treibern, die nun das Umschalten zwi- ren von Ressourcen zum Schutz vor konkurrie- Auf eine achte Entwicklerversion hatte Torvalds schen den verschiedenen GPUs ohne zusätzliche renden Zugriffen beschrieben wird. Im Zusam- verzichtet, am ersten November-Wochenende Treiber, Skripte oder sonstigen Hacks erlauben. menhang mit virtualisierten Systemen und ihren wurde die Kernel-Version 3.12 veröffentlicht [1]. Die macht zum Beispiel bei Notebooks Sinn, die Host-Systemen mutiert Locking bisweilen zum Sie hatte 62 Tage zum Reifen und stellt damit eine neben einer sparsamen Grafikeinheit eine sehr Performance-Alptraum, da sowohl Gastgeber als der schnellsten Entwicklungen dar, insbesondere leistungsstarke und -hungrige GPU aufweisen. Je auch die Gast-Systeme Locks – also Sperren wenn man berücksichtigt, dass das diesjährige nach Anwendungsfall kann nun mit Bordmittel zwi- – einsetzen. Zumindest paravirtualisierte Syste- Kernel Summit [2] in den Entwicklungszeitraum schen den beiden gewechselt werden. me [4] wie KVM oder Xen können nun eine an- fiel. Trotzdem rangiert sie mit fast 12000 Änderun- gepasste Locking-Methode nutzen, die in diesem gen immerhin im Mittelfeld und braucht sich auch Eine weitere Änderung im Grafikbereich trennt Umfeld bessere Leistungen erzielt und weniger nicht hinsichtlich der Neuerungen zu verstecken. nun das Rendern der Bildschirmanzeige vom Um- Prozessorzeit der Host-CPU vergeudet. schalten der Grafik- und Displaymodi. Damit wird Grafik der Entwicklung Rechnung getragen, dass spezi- Wenn der Speicher knapp wird, also Arbeitsspei- Der neue Linux-Kernel ermittelt die richtige Takt- ell im ARM-Bereich die beiden Aufgaben von un- cher und Auslagerungsspeicher voll sind, zieht frequenz für die jeweilige Situation nun mittels terschiedlichen Geräten wahrgenommen werden. Linux die Notbremse und beendet einen Prozess, einer neuen Methode. Diese verhindert unter an- Somit kann künftig ein Device Controller auch mit um wieder Speicher frei zu bekommen. Wartet ein derem, dass die Ergebnisse innerhalb kleiner mehreren Grafikprozessoren zusammenarbeiten. aktiver Prozess darauf, neuen Speicher zugewie- Zeiträume stark variieren und verschaffte damit sen zu bekommen, kann er Sperren auf Ressour- den Radeon-Grafikchips von AMD/ATI einen Leis- Speicherverwaltung und Scheduling cen gelegt haben, die der zum Abschuss ausge- tungszuwachs. Wie das Portal Phoronix.com fest- Tickless Multitasking wurde weiterentwickelt. Seit wählte Prozess benötigen würde, um sich sauber stellen konnte [3], ist dies darauf zurückzuführen, Linux 3.10 können dadurch alle Prozessoren ei- zu beenden und wieder Speicher frei zu machen. dass stark schwankende Taktraten die Leistung nes Systems ohne die Timeticks, zeitgesteuerte Verbesserungen am „Out-of-Memory-Killer“ sollen der Grafikkomponenten erheblich beeinträchtig- Interrupts, arbeiten bis auf einen. Dieser stellt qua- solchen Situationen vorbeugen. Systemaufrufe, ten. Weitere Änderungen an der Infrastruktur für si den Zeitgeber für die anderen Prozessoren dar denen nicht genug Speicher zur Verfügung ge-

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 12 KERNEL stellt werden kann, erhalten künftig einen Fehler Linux 3.13 Finger und Zehen ausgehen und Linux 4 in greif- zurück, statt ins Wartezimmer geschickt zu wer- Fast drei Wochen hatten die Linux-Entwickler Zeit, bare Nähe rückt, dürfte es noch bis mindestens den – ein Verhalten, das Entwickler berücksichti- um ihre Zweige für den Entwicklungszyklus des Anfang 2015 dauern. Zeit genug für weitere Über- gen müssen, da der Systemaufruf ebenfalls einen kommenden Kernels einzureichen, bevor Torvalds legungen . . . Fehler an die auslösende Anwendung zurückgibt. das Merge-Window schloss und die erste Entwick- Zum zweiten hebt der Kernel nun alle Sperren lerversion veröffentlichte [6]. Der vollständig über- LINKS auf, wenn der OOM-Killer aktiv wird, um die oben arbeitete Paketfilter nftables (siehe „Der Oktober [1] https://lkml.org/lkml/2013/11/3/160 beschriebenen „Deadlocks“ zu vermeiden. im Kernelrückblick“, freiesMagazin 10/2013 [7]) [2] http://events.linuxfoundation.org/events/linux- ist mit dabei. Eine weitere Neuerung betrifft die kernel-summit Dateisysteme blockorientierten Geräte. Hier wird den Treibern [3] http://www.phoronix.com/scan.php?page= Im Bereich der Dateisysteme hat man Btrfs die Un- für Massenspeicher künftig ein Modus bereitge- article&item=amd_linux312_preview terstützung für Deduplizierung spendiert. Das be- stellt, der mehrere Warteschlangen zur Behand- [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Paravirtualisie deutet, dass doppelt oder mehrfach vorkommen- lung von Abfragen ermöglicht. Jedem Prozessor rung de Daten innerhalb des Dateisystems entfernt des Systems wird eine eigene Warteschlange zu- [5] http://kernelnewbies.org/Linux_3.12 werden und somit der tatsächlich benötigte Spei- gewiesen, sodass sich deren Zugriffe auf den Da- [6] https://lkml.org/lkml/2013/11/22/439 cherplatz reduziert wird. Insbesondere im Zusam- tenträger nicht überschneiden. [7] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- menhang mit Virtualisierung lässt sich hier Platz 2013-11 einsparen, da Teile virtueller Maschinen auf den Linux 4 Datenträgern des Host-Systems gleich sind. Hier In der Freigabe-Mail zu Linux 3.12 dachte Tor- handelt es sich um die „Offline“-Deduplizierung, valds wieder über die Versionsnummern des Ker- Autoreninformation die nicht automatisch, sondern nur auf Anforde- nels nach. Mittlerweile müsse er die Socken aus- rung durchgeführt wird. ziehen, um bis zur aktuellen Version zu zählen, Mathias Menzer (Webseite) behält was Linux 4 als Nachfolger für zum Beispiel Linux die Entwicklung des Linux-Kernels im Die Fähigkeit, die Arbeit auf mehrere Prozesso- 3.19 ins Spiel bringt. Zudem regte der Entwick- Blick, um über kommende Funktio- ren zu verteilen, soll einen Leistungszuwachs für ler Dirk Hohndel während des Kernel Summit an, nen von Linux auf dem laufenden zu RAID-5, einer Methode zur Zusammenfassung bei Gelegenheit mal eine Bugfix-Version einzu- bleiben und immer mit interessanten mehrerer physikalischer Datenträger, bringen. schieben, die keine Neuerungen sondern aus- Abkürzungen und komplizierten Hierbei können mehr Ein-/Ausgabe-Operationen schließlich Fehlerkorrekturen und Verbesserun- Begriffen dienen zu können. pro Sekunde erfolgen, wovon insbesondere SSD- gen in der Stabilität ausweisen solle. Diesem Vor- Laufwerke profitieren können. schlag stand Torvalds zuerst ablehnend gegen- über, kann sich zwischenzeitlich mit dem Gedan- Diese Liste ist bei weitem nicht komplett, eine aus- ken anfreunden. Eine Version 4 könnte dann eine Diesen Artikel kommentieren führliche Aufzählung der Änderungen liefert die Gelegenheit für einen solche Bugfix-Version dar- englischsprachige Seite Kernelnewbies.org [5]. stellen. Doch bis dem Linux-Hauptentwickler die

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GPU-Computing mit R von Markus Lilienthal und Markus Herrmann

ieser Artikel bietet eine Einführung verteilt werden kann. GPU-Rechenkapazität für selbst bei kleineren GPU-Clustern durchaus der in GPU-Computing mit dem Statistik- mathematisch/statistische Aufgabenstellungen zu Gegenwert eines Kleinwagens aufkommen kann. D programm R. Besitzer von Grafikkar- nutzen, bietet sich also immer dann an, wenn ei- Bei umfangreichen Rechenoperationen mit erhöh- ten mit NVIDIA-Chipsatz haben unter Nut- ne Vielzahl an Berechnungen gleichzeitig ausge- tem Datenfluss besteht allerdings auch die Mög- zung des „NVIDIA CUDA-Toolkits“ und des führt werden kann, wobei die jeweiligen Rechen- lichkeit, auf Internetdienste wie z. B. Amazon Web R-Pakets „gputools“ die Möglichkeit, paral- operationen voneinander unabhängig sind (z. B. Services (AWS) auszuweichen [4]. Dort können lelisierbare Rechenaufgaben auf ihrer GPU bei Matrixmultiplikationen oder Distanzmessun- beispielsweise GPU-Cluster-Instanzen mit zwei auszuführen. Entsprechende Installationsan- gen zwischen Vektoren). Derartige Problemstel- NVIDIA „Tesla“ M2050 GPU-Recheneinheiten an- leitungen versetzen den Leser in die Lage, lungen werden auch als „embarrassingly parallel“ gemietet werden („cg1.4xlarge“ GPU-Instanz). eine R-CUDA-Schnittstelle zu implementieren bezeichnet. Die Abrechnung erfolgt dort auf Stundenbasis, der und für einfache mathematisch-statistische Satz beträgt momentan 2,10 US-Dollar. Dies mag Rechenoperationen zu nutzen. Insbesondere Besitzer von Grafikkarten mit einem im ersten Augenblick zwar nicht gerade günstig geeigneten „CUDA-fähigen“ NVIDIA-Chipsatz [1] erscheinen, allerdings erhält man dafür auch die GPUs – ungenutzte Rechenkraft! können so mit Hilfe von NVIDIAs CUDA-Toolkit [2] Leistung von zwei Grafikkarten mit jeweils drei GB General Purpose Computing On Graphics Proces- und der Statistik-Software R [3] einfache statisti- GDDR5-Arbeitsspeicher und 448 CUDA-Kernen sing Units (GPGPU) – die Verwendung von GPUs sche Methoden effizient umsetzen, insofern die sowie ein weitgehend vorkonfiguriertes Systemab- zur Erledigung allgemeiner (Rechen-)Aufgaben – Datenmengen ein bestimmtes Maß nicht über- bild. Amazon hat über das AWS-Blog bereits an- war lange Zeit eine Domäne von Profi-Anwendern schreiten. Einer der limitierenden Faktoren ist hier- gekündigt, das Angebot an GPU-Instanzen weiter in Grafik-, Video- und wissenschaftlichen Berei- bei der Arbeitsspeicher der Grafikeinheit. Werden ausbauen zu wollen und stellt zukünftig auch eine chen. Mittlerweile bietet sie auch in abgespeck- Objekte geladen, die die Größe des Arbeitsspei- „g2.2xlarge instance“ mit einer NVIDIA „Kepler“ ter Form auf herkömmlichen Arbeitsplatzrechnern chers überschreiten, entstehen massive Kosten GK104 GPU (1536 CUDA-Kerne und vier GB Ar- bei parallelisierbaren Anwendungen oft erstaunli- durch den ständigen Datenfluss von und zu den beitsspeicher) zur Anmietung bereit. che Geschwindigkeitsvorteile im Vergleich zu ei- beteiligten Speicherbausteinen. Insbesondere ein- ner CPU. fachere Grafikkarten mit weniger als 512 MB RAM Die Installation des CUDA-Toolkits obliegt aller- kommen dabei, trotz zum Teil über hundert nutz- dings weiterhin dem Nutzer. Um unnötige Kosten Die Gründe hierfür liegen in der unterschiedli- baren CUDA-Kernen, schnell an die Grenzen ihrer bei der Anmietung von GPU-Instanzen zu vermei- chen Architektur und Funktionsweise der beiden Leistungsfähigkeit und bieten sich deshalb besser den, wird daher empfohlen, innerhalb der Web- Recheneinheiten. GPUs sind generell für einen für Entwicklungsaufgaben an. dienste möglichst nur produktiv tätig zu werden schnellen Datenfluss und auf die vielfach paralle- und den Code vorab lokal zu entwickeln. Die Kos- le Berechnung von Gleitkommazahlen konzipiert, Der Kauf hochperformanter Grafikkarten, wie zum ten der Anmietung sollte man auf diese Weise so während die maximale Leistung einer CPU nur Beispiel der NVIDIA „Tesla“-Reihe, ist aber für den gering wie möglich halten können. auf eine begrenzte Anzahl gleichzeitiger Threads Gelegenheitsanwender meist wenig rentabel, da

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Diese Vorgehensweise soll auch im praktischen durchgehend als Programmiersprache angelegt. gewünschten Berechnung nicht aus. Daher bietet Teil des vorliegenden Artikels verfolgt werden: Dadurch ist R zwar für Einsteiger schwieriger zu R die Möglichkeit, auch selbst geschriebene Bi- Es wird gezeigt, wie im Anschluss an die loka- erlernen, bietet aber die volle Flexibilität einer Pro- bliotheken in C, C++ oder FORTRAN zu verlinken. le und kostengünstige Entwicklung eines einfa- grammiersprache bei komplexen Anwendungen. Viele installierbare Pakete arbeiten nach diesem chen, GPU-gestützten statistischen Programmco- Nicht zuletzt ist R ein GNU-Projekt und steht unter Prinzip. Die Methode ist effektiv, hat aber auch des eine effiziente Produktionsphase mit Hilfe von der GNU General Public License [7]. R wird sehr zwei Nachteile bei der Entwicklung. Zum einen zeitweilig angemieteten GPU-Instanzen erfolgen intensiv in der Wissenschaft eingesetzt, ist aber muss man eine dieser Programmiersprachen zu- kann. auch in der Wirtschaft wegen seiner geringen Kos- sätzlich beherrschen. Viele R-Nutzer sind aber ten geschätzt. R läuft prinzipiell auf allen gängigen keine Programmierer, sondern kommen aus ange- Zum besseren Verständnis für R-Einsteiger er- Betriebssystemen. Mit der 2013 veröffentlichten wandten Fachgebieten mit empirischen Aufgaben- folgt zunächst eine kurze Einführung zum GPU- Version 3 wird nun auch 64-Bit unterstützt, d. h. stellungen (Sozialwissenschaften, Wirtschaftswis- Computing mit R und zur Funktionalität des Vektoren und Matrizen können bis zu 252 (2 hoch senschaften, Naturwissenschaften). Das Erlernen R-Pakets „gputools“ [5], welches eine einfache 52) Einträge besitzen. einer weiteren Sprache bedeutet eine große Hür- Schnittstelle zum CUDA-Toolkit zur Verfügung de. Zweitens ist die Umsetzung bspw. in C in der stellt. Diese Installationsanweisung erfolgt bei- R als Programmiersprache ist speziell ausge- Praxis oft aufwendiger als in R gewohnt, weil vie- spielhaft für Ubuntu Server 12.04 LTS in Verbin- legt auf Datenanalyse und Statistik. R unterstützt le höhere Datentypen und Funktionen dort nicht dung mit dem CUDA-Toolkit 5.0.35. Als geeig- beispielsweise ohne Zusatzpakete Matrixalgebra existieren. Selbst wenn man diese Mühe auf sich nete Compiler erwiesen sich GCC 4.4 und 4.6. und viele statistische Funktionen sowie zahlreiche nimmt, haben viele statistische Berechnungen Anschließend wird chronologisch durch die rele- Funktionen zur Erzeugung von Diagrammen und auch als solche Bibliothek eine beträchtliche Lauf- vanten Installationsvorgänge zum Aufbau einer Grafiken. Man kann als Nutzer in der Regel davon zeit. Typische Beispiele sind iterative, simulations- CUDA-R-Schnittstelle geführt und eine Beispiel- ausgehen, dass viele der existierenden statisti- basierte Bayes-Verfahren [9]. Aber auch Anwen- simulation mit Geschwindigkeitsvergleich vorge- schen Analyseverfahren entweder im Kernsystem dungsfälle, bei denen die Datenmenge sehr groß stellt. oder als Zusatzpaket (unter R „library“ genannt) ist, können merkliche Rechenzeit beanspruchen. frei verfügbar sind. Bei Schleifenberechnungen Schon eine simple Multiplikation von Matrizen der Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mit ist R selbst jedoch langsam. Deshalb sind viele Dimension n × n wird bei großen n zum Gedulds- OpenCL [6] eine weitere Schnittstelle für GPU- verfügbare Funktionen in der Programmierspra- spiel. An dieser Stelle wäre der Einsatz der GPU gestützte Parallelisierungsaufgaben erhältlich ist. che C implementiert und als Bibliothek eingebun- eine vielversprechende zusätzliche Verbesserung, Diese ist im Gegensatz zu CUDA plattformunab- den. Matrixoperationen werden z. B. standardmä- zumal in vielen Desktop-Rechnern ohnehin be- hängig und Open Source. ßig mit der alleinstehenden Matrixbibliothek LA- reits Grafikkarten verbaut sind. PACK [8] ausgeführt. GPU Computing mit R Es existieren derzeit etwa ein halbes Dutzend R [3] ist eine der bekanntesten Entwicklungssys- Wenn man mit großen Daten und/oder vielen R-Pakete, die sich GPU-Leistung zunutze ma- teme für statistisches Rechnen. Im Gegensatz zu Schleifen arbeitet, reicht oft die Leistungsfähig- chen. Drei Pakete haben ganz spezielle Analy- vielen kommerziellen Statistikprogrammen ist R keit der Programmiersprache R für den Kern der sefunktionen für die GPU implementiert (permG-

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PU, cudaBayesreg, WideLM). Zwei weitere Pake- Kreuzprodukt. Einfache lineare Operationen Grundlage der Berechnung ist ein Distanz- te (magma, HiPLARM) setzen auf den Ersatz des wie Spaltensummen oder Multiplikation mit maß, das die Unähnlichkeit zweier Objek- Standard-Algebra-Pakets LAPACK durch GPU- einem Skalar sind leider nicht implementiert. te als eine Zahl beschreibt. Mit der Funk- fähige Bibliotheken. Alle genannten Pakete basie- Versuche und Beispielsimulationen haben ge- tion gpuDist kann man solche Distanzen be- ren auf der CUDA-Plattform von NVIDIA, funktio- zeigt, dass hierbei die GPU keinen Geschwin- rechnen. Es stehen dabei verschiedene Me- nieren also auch nur mit einer GPU dieses Her- digkeitsvorteil erzielen kann: Die GPU kann triken zur Auswahl. Anschließend kann mit stellers. Das OpenCL-Paket nutzt die plattformun- ihren Geschwindigkeitsvorteil immer nur dann gpuHclust ein hierarchisches Clustering auf abhängige Schnittstelle OpenCL, allerdings ist der zum Tragen bringen, wenn der Zeitaufwand Basis der Distanzen ausgeführt werden. Der Funktionsumfang recht begrenzt und nicht selbst- für das Kopieren der Daten vom Arbeitsspei- Befehl gpuDistClust vereinigt beide Funk- erklärend. Das Paket gputools, das der Artikel ge- cher in den Arbeitsspeicher der GPU und um- tionalitäten in einer Prozedur. nauer vorstellen will, hat sich als das momentan gekehrt im Vergleich zur eigentlichen Berech- am einfachsten zu installierende und in der Praxis nung lediglich einen kleinen Teil einnimmt. Bevor in der Beispielanwendung näher auf nützlichste und vielseitigste erwiesen. Allerdings Das ist bei solchen einfachen Befehlen of- das Paket gputools eingegangen wird, folgt zu- basiert auch dieses Paket auf der proprietären, fensichtlich noch nicht der Fall. Erfahrungs- nächst eine exemplarische Installationsanleitung wenngleich kostenlosen CUDA-Plattform. werte haben aber gezeigt, dass allein diese für das CUDA-Toolkit und die entsprechenden R- beiden Matrixfunktionen in Prozeduren mit Komponenten. Das Paket gputools und Anwendungs- vielen Operationen großer Matrizen zweistelli- szenarien ge Beschleunigungsfaktoren erzielen können, Installation NVIDIA CUDA-Toolkit Das Paket gputools bietet Altenativimplementie- obwohl ein Großteil des Codes immer noch Bei der Installation des CUDA-Toolkits gilt es zu rungen für einige grundlegende Matrixoperatio- ganz normal auf der CPU verarbeitet wird. beachten, dass diese ausschließlich auf Kom- nen und rechenintensive statistische Verfahren. Lineare Regression und kleinste Quadrate: mandozeilenebene, d. h. nur mit deaktiviertem Die Prozedurbezeichnungen halten sich syntak- gputools bietet mit den Befehlen gpuLm und Displaymanager, möglich ist. Hierzu muss man tisch an die bekannten (CPU-) Funktionen in R; gpuGlm lineare und generalisierte lineare den jeweils laufenden Displaymanager stoppen. es ist lediglich jeweils das Präfix gpu dem Namen Modelle an, also zum Beispiel lineare Regres- Beispielsweise lässt sich der GNOME Display- der Funktion vorangestellt. sion und multinomiale Regressionsmodelle. manager „gdm“ nach einem Wechsel nach tty1 Diese Funktionen berechnen das gesamte ( Strg + Alt + F1 ) mit dem Befehl Das Paket bietet Funktionen aus den folgenden Modell auf der GPU und nicht nur einzelne, Bereichen: isolierte Matrixoperationen. Daher sind die # gdm stop Funktionen effizienter und schneller, als wenn Matrixoperationen: Als GPU-Matrixmultiplikati- man sie mit den Matrixoperationen nachbaut. anhalten. onen stehen Multiplikation (gpuMatMult) und Distanzen und Clustering: Clustering ist ein Inverse (gpuSolve) zur Verfügung, sowie die Verfahren, bei dem eine Anzahl von Ob- Zu Beginn geht es an die Installation notwendiger der Inversion nahe stehende QR-Zerlegung jekten (Beobachtungen, Befragte) in Klas- Abhängigkeiten. Die folgenden Compiler und Bi- und das der Multiplikation nahestehende sen mit ähnlichen Eigenschaften zerlegt wird. bliotheken sind vorab zu installieren (die Namen

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 16 PROGRAMMIERUNG entstammen einer Ubuntu-Distribution): gcc, g++, ausführen, um das „initial ram filesystem“ auf den Zuletzt müssen noch die neuen Bibliotheken refe- build-essential, linux-headers-`uname -r`, neuesten Stand zu bringen. Initramfs wird beim renziert werden. Hierzu ist die Datei /etc/ld.so. freeglut3-dev, libx11-dev, libxmu-dev, Systemstart ausgeführt und ist unter anderem conf.d/cuda.conf mit den folgenden Einträgen libxi-dev, libgl1-mesa-glx, libglu1-mesa, zum Initialisieren von Hardware und Modulen zu- zu erstellen: libglu1-mesa-dev und mpi-default-dev. ständig [11]. /usr/local/cuda/lib64 /usr/local/cuda/lib Dann muss noch ein Softlink zur Bibliothek Danach wird ein Neustart empfohlen: libglut.so.3.9.0 erstellt werden, da CUDA sie als /usr/lib/libglut.so erwartet: # reboot Zum Abschluss muss noch ein

# ln -s /usr/lib/x86_64-linux-gnu/y Nach dem Neustart kann jetzt mit der eigentlichen # ldconfig libglut.so.3.9.0 /usr/lib/libglut. y Installation des CUDA-Toolkits begonnen werden. so Dazu muss dieses von der NVIDIA Developer Zo- ausgeführt werden, um die Benutzer- und Sys- ne [12] heruntergeladen und die Installationsdatei tembibliotheken gegenseitig zu referenzieren. Im Anschluss wird das automatische Laden als ausführbar gekennzeichnet werden. Für den ausgewählter Treiber bzw. Kernelmodule ver- Artikel wird die etwas ältere Version 5.0.35 ver- Nach einer erfolgreichen Installation kann wie- hindert [10]. Hierzu muss man die folgenden wendet [13]). der zurück in den grafischen Modus gewechselt grafikspezifischen Module in die „Blacklist“ un- werden. Hierzu muss man einfach den entspre- ter /etc/modprobe.d/blacklist.conf aufneh- # chmod a+x cuda_5.0.35y chenden Startbefehl des verwendeten Display- _linux_64_ubuntu11.10-1.run men: managers aufrufen, zum Beispiel beim GNOME Displaymanager: blacklist amd76x_edac Dann kann man die eigentliche Setup-Datei aus- blacklist vga16fb führen und muss nur den Installationsanweisun- # gdm start blacklist nouveau gen folgen: blacklist rivafb blacklist nvidiafb Ein erster Test, mit dem gleichzeitig auch die # sh ./cuda_5.0.35y CUDA-Grafikkartenverbindung durch das Einhän- blacklist rivatv _linux_64_ubuntu11.10-1.run gen von /dev/nvidia initialisiert wird, kann mit den mitgelieferten, jedoch noch nicht kompilier- Die bestehenden NVIDIA-Treiber müssen nun voll- Jetzt muss sichergestellt werden, dass die Da- ten, CUDA-Samples durchgeführt werden. Um ständig deinstalliert werden. Hierzu alle Pakete tei /etc/environment den Pfad zum CUDA- die Beispielanwendungen zu kompilieren, muss mit dem Präfix „nvidia“ vom System entfernen und Verzeichnis enthält. Dafür ergänzt man in der zunächst in das entsprechende Verzeichnis ge- im Anschluss eben genannten Datei mit Root-Rechten die wechselt und der „make“-Befehl ausgeführt wer- Variable PATH um den Eintrag /usr/local/ den. Mit der nachfolgenden Befehlsfolge wird die # update-initramfs -u cuda-5.0/bin. Beispielanwendung kompiliert und gestartet:

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$ cd CUDA-Samples/0_Simple/y chen werden. Bei Benutzung der Serverversion Für eine Verwendung von R auf Kommandozei- matrixMul ist es möglich, mit der von der Desktopversion lenebene genügt ein: $ make bekannten Oberfläche innerhalb eines Webbrow- # ./matrixMul sers zu arbeiten. # R CMD INSTALL gputools_0.28.tar.y gz Die obige Installationsanweisung funktioniert, mit Sowohl die Desktop-, als auch die Serverversion versionsbedingten Anpassungen, auch für die ak- kann auf gängigen Linux-Distributionen ebenfalls Wird RStudio/RStudio Server verwendet, emp- tuelle Version CUDA 5.5. komfortabel mit bereitgestellten Paketen von der fiehlt sich die Installation über „Tools → In- offiziellen RStudio-Internetseite installiert werden. stall Packages ...“. Hintergrund hierfür sind Installation R und RStudio (Desktop/ Die Quellcodedateien stehen dort ebenfalls zum unterschiedliche Library-Zielverzeichnisse in Server) Download bereit. Es wird auch hier empfohlen, den Standardeinstellungen von R und RStu- R, inklusive einiger Basispakete, kann unter den den Installationsanweisungen zu folgen [17]. dio. Während R zusätzliche Pakete unter meisten Linux-Distributionen mit dem systemei- /usr/lib/R/site-library installiert, legt RStu- genen Paketmanager installiert werden [14]. Um Standardmäßig ist RStudio per HTTP über Port dio die Dateien im Homeverzeichnis ab. Dies ist aber die jeweils neuesten R-Versionen und Pa- 8787 erreichbar. Sollte der entfernte Server al- von der Installationsart (Benutzer/Administrator) kete zu erhalten, kann R natürlich auch selbst lerdings nur über SSH erreichbar sein, emp- abhängig und kann individuell angepasst werden. kompiliert werden [15]. Die Installation ist im All- fiehlt sich der ssh-Aufruf in Verbindung mit der gemeinen recht unkompliziert. Es wird empfohlen, Portforwarding-Option: Bei der Installation sind zwingend die Ausgaben den mitgelieferten Installationsanweisungen zu im Konsolenfenster zu beachten. Hier erfolgt die folgen. $ ssh -L8787:localhost:8787 y Fehlerausgabe, wenn beispielsweise Abhängig- user@host keiten wie andere R-Pakete oder Compiler nicht Nach erfolgreicher Installation kann man R mit vorhanden sind. Die fehlenden Pakete müssen folgendem Kommandozeilenaufruf starten. Über den Browseraufruf http://localhost: dann zunächst installiert werden, bevor der Vor- 8787 steht nach der Eingabe des System- gang wiederholt wird. $ R Benutzernamens und System-Passworts die RStudio-Oberfläche im Browser zur Verfügung. Nach erfolgreicher Installation muss noch ein sym- Da eine R-Code-Entwicklung auf Konsolenebe- bolischer Link erstellt werden, damit R die shared ne allerdings nur äußerst mühsam zu handhaben Installation des R-Pakets gputools library include finden kann: ist, empfiehlt sich die Nutzung einer grafischen Zum Abschluss erfolgt die Installation von gpu- Schnittstelle, wie der von RStudio Desktop [16]. tools. Hiermit wird die Schnittstelle zwischen R # ln -s /usr/share/R/include /usr/y lib/R und dem CUDA-Toolkit geschaffen. Das Paket Auf Systemen ohne graphische Benutzeroberflä- kann über „The Comprehensive R Archive Net- che, wie bei virtuellen Servern durchaus üblich, work“ [18] heruntergeladen werden. Für die Instal- Außerdem muss noch der folgende Code kann auf die Serverversion von RStudio ausgewi- lation soll die Version 0.28 als Beispiel dienen [19]. im Home-Verzeichnis in die versteckte Datei

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.Rprofile einfügt werden, um die CUDA-Pfade ler Compiler benötigt wird. Der Hersteller NVIDIA dyn.load("helloworld.so") und -Bibliotheken bei Ausführung von R als Um- stellt hierfür den Compiler nvcc zur Verfügung. gebungsvariablen zu referenzieren: n=10 Nachfolgend wird demonstriert, wie man ei- a=rep(1,n) .First<-function() ne einfache Hallo-Welt-Bibliothek in R einbin- b=seq(from=2,to=20,length.out=n) { c=rep(-1,n) den kann. Auf die Besonderheiten der CUDA- Sys.setenv(PATH="/usr/local/sbin:/ y Programmierung wird an dieser Stelle nicht detail- usr/local/bin:/usr/bin:/usr/sbin:/y .C("myadd", sbin:/bin:/usr/local/cuda-5.0/bin") liert eingegangen, interessierte Benutzer finden a=as.integer(a), aber zahlreiche Anleitungen im Internet. Als Bei- Sys.setenv(LD_LIBRARY_PATH="/usr/y b=as.integer(b), spiel dient der Quellcode helloworld.cu. lib/R/lib:/lib:/usr/local/cuda-5.0/y c=as.integer(c))$c lib64:/usr/local/cuda-5.0/lib") Sys.setenv(CUDA_HOME="/usr/local/y Die Funktion __global__ wird auf jedem GPU- Listing 1: helloworld.r cuda -5.0") Kern parallel ausgeführt. Sie bestimmt den GPU- } Block, gespeichert in tid, in dem sie gerade aus- Geschwindigkeitsmessungen in R geführt wird, addiert die Elemente der Vektoren Nachfolgend wird eine einfach zu programmieren- Sobald R bzw. RStudio gestartet ist, wird das Pa- a und b mit Index tid, und legt das Ergebnis im de Geschwindigkeitsmessung mit dem R-Paket ket gputools mit dem folgenden Code aufgerufen: Vektor c im entsprechenden Indexelement ab. Der gputools auf einem lokalen Rechner mit einer Einfachheit halber ist die Länge der Vektoren a, b NVIDIA Quadro 410 Grafikkarte und unter Ver- > library(gputools) und c mit der globalen Konstante N festgelegt. wendung der in der Einleitung bereits angespro- chenen Amazon-GPU-Instanz „cg1.4xlarge“ mit Ab jetzt kann gputools genutzt werden. In RStudio Die Funktion myadd wird dann aus R heraus auf- dem Ubuntu Server 12.04 LTS Systemabbild „ami- können Pakete zusätzlich auch innerhalb der gra- gerufen. Damit der nvcc-Compiler sie als C-Code c87b6fbc“ gezeigt. Es wurde jeweils zwischen der fischen Paketübersicht bequem ge- und entladen erkennt, muss die Zeile extern "C" vorangestellt verwendeten CPU und GPU verglichen. werden. werden. Der printf-Befehl wird seine Ausgabe direkt in die R- schreiben. Das erste Beispiel zeigt eine Matrixmultiplikation Eigenen C-Code einsetzen von zwei mit normalverteilten Zufallszahlen ge- Genügen die vorgefertigten R-Pakete nicht, kann Die shared library wird mit dem Befehl füllten Matrizen der Dimension 3000x3000 auf man eigene C-Bibliotheken einbinden. Der Kö- einem herkömmlichen Arbeitsplatzrechner mit ei- nigsweg ist dabei die Zusammenstellung eines ei- $ nvcc --shared -o helloworld.so y ner AMD A8-5500 4-Kern CPU und einer NVIDIA helloworld.cu --compiler-options '- genen R-Pakets. Man kann aber auch zur Laufzeit y Quadro 410 mit 192 CUDA-Kernen: fPIC' einzelne, in C geschriebene Funktionen einbin- den. Das prinzipielle Vorgehen unterscheidet sich > n<-3000 > set.seed(100) nämlich von normalen R-Paketen, da zur Kompi- erzeugt. In R kann die Bibliothek nun mit folgen- > M1=matrix(rnorm(n^2),ncol=n) lierung der CUDA-basierten C-Codes ein speziel- dem Beispielcode geladen werden:

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> M2=matrix(rnorm(n^2),ncol=n)

> system.time(M1%*%M2) user system elapsed 35.642 0.056 35.758 > system.time(gpuMatMult(M1, M2)) user system elapsed 5.144 0.032 5.187

Das folgende Beispiel wurde auf der Amazon- GPU-Instanz mit zwei Intel Xeon X5570 CPUs und zwei NVIDIA „Tesla“ M2050 GPUs berechnet. Hier erfolgt eine Matrixmultiplikation von zwei mit normalverteilten Zufallszahlen gefüllten Matrizen der Dimension 5000x5000:

> n=5000 > set.seed(100) > M1=matrix(rnorm(n^2),ncol=n) > M2=matrix(rnorm(n^2),ncol=n)

> system.time(M1%*%M2) user system elapsed 161.930 0.140 162.036 > system.time(gpuMatMult(M1, M2)) Matrixmultiplikation mit CPU und GPU. user system elapsed 0.792 0.280 1.073 die GPU-gestützte Berechnung jedoch nur 0,792 (unter Verwendung der NVIDIA Quadro 410) eine Bei beiden Szenarien wurde eine Überlegenheit Sekunden. Matrixmultiplikation mit Matrizen der Dimension der GPU-gestützten Berechnung beobachtet. 5000x5000 mangels Arbeitsspeichers schon nicht Konnten schon beim lokalen Vergleich spürbare Diese Ergebnisse sind allerdings auch kritisch zu mehr durchgeführt werden. Insofern müssen die Geschwindigkeitsvorteile, Faktor 6-8, beobachtet hinterfragen. So sind diese Messungen natürlich Komplexität beziehungsweise Dimensionen der werden, so zeigt die Nutzung der Tesla-GPU von der individuellen Systemkonfiguration und der Tests immer auch an die Leistungsfähigkeit der eine massive Beschleunigung. Hier dauerte die gewählten Aufgabenstellung abhängig. Zudem für die Tests verwendeten Grafikkarte angepasst CPU-gestützte Berechnung 161,930 Sekunden, konnte mit dem vorhandenen lokalen Testsystem werden.

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Dennoch machen diese Ergebnisse mit Nach- bringen. Die Beschleunigungsfaktoren bei spezi- [6] http://www.khronos.org/opencl/ druck deutlich, dass Matrixmultiplikationen durch ellen Operationen liegen im dreistelligen Bereich. [7] https://de.wikipedia.org/wiki/GPL entsprechende Hardware und gputools extrem be- [8] http://www.netlib.org/lapack/ schleunigt werden können und man somit in der Ein paar Mankos sollten allerdings nicht uner- [9] https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Bayes Lage ist, stunden- oder tagelange Rechenproze- wähnt bleiben: [10] http://www.tldp.org/HOWTO/Module- duren deutlich zu verkürzen. Nun muss nur noch HOWTO/x73.html abgewogen werden, ob dieser Geschwindigkeits-  NVIDIAs CUDA-Plattform ist momentan domi- [11] https://www.kernel.org/doc/Documentation/ vorteil die monetären Kosten ausgleicht. nierend. Wünschenswert wäre eine stärkere filesystems/ramfs-rootfs-initramfs.txt Öffnung hin zu offenen Plattformen (OpenCL). [12] https://developer.nvidia.com/cuda- Hier schließt sich dann der Kreis zu der Empfeh-  GPU-Einsatz lohnt sich nur dann, wenn die Fix- downloads lung, die CUDA-basierte Entwicklung, wenn mög- kosten durch die Übertragung zwischen dem [13] http://developer.download.nvidia.com/ lich, lokal durchzuführen. Unter Minderung der Arbeitsspeicher der GPU und der CPU im Ver- compute/cuda/5_0/rel-update-1/installers/ Dimensionen kann bei einer Vielzahl von Aufga- gleich zum Gesamtzeitverbrauch der Berech- cuda_5.0.35_linux_64_ubuntu11.10-1.run benstellungen ohne den Kostendruck, der durch nung klein ist. Der Einsatz lohnt sich also nur [14] http://cran.r-mirror.de/bin/ die Anmietung eines Hochleistungssystems ent- bei rechenintensiven Aufgaben. [15] http://cran.r-mirror.de/sources.html stehen würde, ausgiebig getestet werden.  Da der Arbeitsspeicher einer GPU recht knapp [16] http://www.rstudio.com/ bemessen ist, passen sehr große Daten nur [17] http://www.rstudio.com/ide/docs/ Fazit scheibchenweise dort hinein. Die Programmie- [18] http://cran.r-project.org Die Nutzung von GPUs für statistische Berech- rung wird dann zusätzlich aufwändig. [19] http://cran.r-project.org/src/contrib/gputools_ nungen in R ist eine interessante Option. Da auf 0.28.tar.gz den meisten Desktop-Rechnern Grafikkarten in- Wünschenswert wäre ein noch stärkeres Enga- stalliert sind, benötigt man für den Einstieg oft gement der R-Entwicklergemeinschaft, entspre- nicht einmal neue Hardware. Wem die Heim- chende Funktionalitäten über fertige Pakete auch Autoreninformation Grafikkarte nicht ausreicht, dem werden Cloud- Laien verfügbar zu machen. Dies wäre für viele Angebote für Gelegenheitsprojekte empfohlen. R-Nutzer eine große Bereicherung. Markus Lilienthal und Markus Die Einrichtung ist allgemein recht unproblema- Herrmann sind beide in der Markt- tisch. In R selbst kann man entweder auf einige LINKS forschung tätig. Lilienthal hat über bereits existierende Pakete zurückgreifen oder [1] https://developer.nvidia.com/cuda-gpus den Einsatz von Cloud Computing auch eigene Bibliotheken schreiben. Da der Funk- [2] https://developer.nvidia.com/ promoviert und arbeitet intensiv mit R. tionsumfang der verfügbaren Pakete leider noch [3] http://www.r-project.org/ Herrmann ist im Bereich Computatio- sehr übersichtlich ist, wird man schnell das Be- [4] https://aws.amazon.com/de/ec2/instance- nal Statistics beschäftigt. dürfnis entwickeln, letztere Option auszuprobie- types/ ren. Dennoch können allein die verfügbaren Pake- [5] http://cran.r-project.org/web/packages/ te beachtliche Geschwindigkeitsvorteile mit sich gputools/ Diesen Artikel kommentieren

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Äquivalente Windows-Programme unter Linux – Teil 2 von Maria Seliger

er zweite Teil der Artikelserie widmet für die Bearbeitung von PDF-Dokumenten, die für mentbetrachter für die GNOME-Arbeitsumgebung. sich der PDF-Erstellung und -Bearbei- die direkte Kommentierung freigegeben worden Mit diesem Programm lassen sich PDF- und D tung. Ein PDF-Dokument (Portable Do- sind. PostScript-Dokumente betrachten. cument Format [1]) ist ein Dateiformat für Do- kumente, das vom Unternehmen Adobe Sys- Nachteilig beim Adobe Reader ist der große Res- Das Programm bietet die klassischen Funktionen tems [2] entwickelt wurde. Die Dokumente sourcenverbrauch und die oft auftretenden Sicher- eines PDF-Betrachters, wie Drucken, Versenden, werden in der Regel auf jeder Plattform bzw. heitslücken (speziell unter Windows). Drehen von Seiten, Zoom, Thumbnails, Präsenta- Betriebssystem immer in der Form angezeigt, tionsmodus. wie sie der jeweilige Autor ursprünglich for-  Homepage: http://get. matiert hat (Seitenumbrüche etc.). Dabei eig- adobe.com/de/reader/ net sich das Format insbesondere auch als  Lizenz: proprietär, Austauschformat für Dokumente. Freeware, kostenlos  Unterstützte Betriebs- PDF-Betrachter systeme: Windows, Unter Linux gibt es eine ganze Menge PDF- Mac OS X, Linux, So- Betrachter. Hier werden einige davon vorgestellt, laris, UNIX, MS-DOS, die besonders empfehlenswert sind (siehe hier- Palm OS, Symbian OS, zu auch den Artikel „PDF-Betrachter im Test“ in Android, iOS, Windows freiesMagazin 08/2009 [3]). Phone

Adobe Reader Auch wenn man ande- Der Standard, an dem sich alle PDF-Betrachter re PDF-Betrachter bevor- messen müssen, ist der Adobe Reader [4], unter zugt – manchmal muss Linux in der Version 9. Der Adobe Reader ist in es dieser sein. Beson- manchen Fällen erforderlich, hat aber auch erheb- ders, wenn es sich um liche Nachteile. DRM-geschützte Doku- mente handelt. Erforderlich ist der Adobe Reader z. B. dann, wenn man sich PDF-Dokumente ausleiht (z. B. Evince Document elektronische Bücher aus der Stadtbücherei), die Viewer mit DRM (Digital Rights Management [5]) verse- Der Evince Document hen sind. Auch eignet sich der Adobe Reader gut Viewer [6] ist ein Doku- Evince Document Viewer mit Vorschauleiste.

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Mit dem Programm lassen sich auch Lesezeichen Mehrwert und der Seitenaufbau ist bei komplexen lem dann, wenn man Dokumente kommentieren (Bookmarks) erstellen, allerdings werden diese PDF-Dokumenten relativ langsam. möchte. nur innerhalb des Document Viewers angezeigt. Das Programm bietet (theoretisch) auch die Mög- Universal Document Viewer PDF-Erzeugung und -Bearbeitung lichkeit Anmerkungen zu erstellen, aber beim Test Okular [7] ist das Gegenstück zu Evince, LibreOffice und OpenOffice unter Lubuntu 13.10 hat dies nicht funktioniert. es ist der Dokumentbetrachter für die KDE- LibreOffice und OpenOffice bieten die Möglichkeit, Arbeitsumgebung. Es handelt sich um einen Do- Dateien in das PDF-Format zu exportieren.  Homepage: https://projects.gnome.org/evince/ kumentbetrachter mit „Mehrwert“. Über diverse  Lizenz: GPL, kostenlos Bibliotheken unterstützt dieser Dokumentbetrach- Dabei bietet der Export verschiedene Möglich-  Unterstützte Betriebssysteme: Linux, Solaris, ter nicht nur PDF- und Postscript-Dokumente, keiten an, was alles exportiert werden soll (z. B. BSD, andere Unix-Derivate, Windows sondern auch sehr viele andere Formate, wie Lesezeichen). Wichtig ist die Möglichkeit, dass die z. B. TIFF, ODF oder DjVU. Anders als im Adobe Ursprungsdatei mit in das PDF-Format einfließt, Evince Document Viewer ist ein geeigneter Reader kann man in beliebigen Dokumenten sodass eine spätere Bearbeitung möglich ist. Viewer für PDF-Dokumente, bietet aber kaum (sofern diese nicht besonders geschützt sind) Anmerkungen erstellen, die auch im Adobe Reader betrach- tet werden können.

Mit dem Programm lassen sich auch Lesezeichen (Book- marks) erstellen, allerdings werden diese nur innerhalb von Okular angezeigt.

 Homepage: http://okular.kde. LibreOffice-PDF-Export. org/  Lizenz: GPL, kostenlos  Unterstützte Betriebssys- Durch die Aktivierung des Schalters „Embed teme: Unix-ähnliche (u. a. OpenDocument file“ beim Export als PDF-Datei FreeBSD, Linux, Mac OS X), lässt sich das Dokument später leichter in Libre- Windows Office nachbearbeiten. Zur Bearbeitung werden die PDF-Dokumente mit LibreOffice Draw ge- Okular Universal Document Viewer mit Werkzeugleiste für Okular ist eine gute Alternati- öffnet. Dort kann z. B. der Text in einem PDF- Anmerkungen. ve zum Adobe Reader, vor al- Dokument dann geändert werden.

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Weitere Informationen zu LibreOffice bzw. Open-  Homepage: http://www.cups-pdf.de/ Zunächst scannt man die Papierdokumente ein. Office finden sich im ersten Teil der Serie „Äqui-  Lizenz: GPL, kostenlos Dies kann direkt aus gscan2pdf erfolgen. Dann valente Windows-Programme unter Linux” in  Unterstützte Betriebssysteme: Linux, Mac OS lässt man eine Texterkennung über die Dokumen- freiesMagazin 11/2013 [8]. X, BSD te laufen. Anschließend speichert man die Doku- mente als PDF mit optionalen OCR-Inhalt. PDF-Erzeugung Der Drucker kann überall dort eingesetzt werden, PDF-Dateien können mit verschiedenen Program- wo ein Programm keinen nativen PDF-Export bie- Folgende OCR-Maschinen werden von gscan2pdf men erzeugt werden. Dazu zählen klassische tet. unterstützt: Office-Programme, aber auch Textauszeichnungs- A systeme wie z. B. eine LTEX-Umgebung. PDF-Erzeugung aus gescannten Dokumen-  gocr [12] ten  tesseract [13] PDF-Erzeugung per Export gscan2pdf  cuneiform [14] Die meisten Office-Programme, die das Open- Das Programm gscan2pdf [10] ermöglicht es, aus Document-Format erzeugen können, bieten auch gescannten Dokumenten PDF-Dokumente zu er- Die Texterkennung mit tesseract in Deutsch funk- die Möglichkeit der PDF-Erzeugung an, z. B. Libre- zeugen und den Inhalt der Dateien per Texterken- tioniert einigermaßen gut – zumindest ist sie aus- Office, OpenOffice, AbiWord (siehe oben). nung (OCR [11]) zu ermitteln. Somit eignet sich reichend, um die Datei per Schlagwörtern wieder- das Programm insbesondere dann, wenn man zufinden. Der Editor für den OCR-Text ist aller- PDF-Erzeugung per Drucker Papierdokumente in einem elektronischen Archiv dings etwas umständlich zu bedienen. cups-pdf-Drucker aufbewahren will. Um PDF-Dateien unter Linux zu erzeu-  Homepage: http://gscan2pdf.sourceforge.net/ gen, bietet sich der virtuelle cups-pdf-  Lizenz: GPL, kostenlos Drucker [9] an. Es handelt sich um einen  Unterstützte Betriebssysteme: Linux virtuellen Druckertreiber, der aus allen Programmen, die die Möglichkeit des gscan2pdf eignet sich hervorragend für die elek- Druckens bieten, angesprochen werden tronische Archivierung von Papierdokumenten. kann. Dieser Drucker erscheint in der Die OCR-Erkennung könnte aber etwas besser Systemsteuerung unter den Druckern sein. und lässt sich dort auch konfigurieren. PDF-Bearbeitung Um z. B. ein PDF von einer Grafik zu erzeugen, Für die PDF-Bearbeitung steht unter Linux eine ruft man die Druckfunktion des Bildbetrachters Vielzahl von Programmen zur Verfügung. Aller- auf und wählt den PDF-Drucker als Ziel aus. Die dings sind diese meistens auf einen Teilbereich erzeugte PDF-Datei wird im Home-Verzeichnis im spezialisiert, sodass man oft mehrere Tools paral- Ordner PDF gespeichert. cups-pdf-Drucker: Konfiguration. lel nutzen muss.

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gscan2pdf mit tesseract-Texterkennung.

PDF Mod PDF Mod [15] bietet vielfältige Funktionen, um PDF-Dokumente zu manipulieren: PDF Mod: Bearbeiten der Eigenschaften der PDF-Datei.  Ändern der Eigenschaften der PDF-Datei („Pro- perties“: Titel, Stichwörter, Autor, Thema) PDF Mod ist Teil der GNOME-Umgebung, benö- Mit PDF Mod lassen sich PDF-Dateien nachbear-  Einfügen von Seiten („Insert from“) tigt GTK und nutzt die Poppler-Bibliothek zur Dar- beiten und neu zusammenstellen. Die Bookmark-  Entnehmen von Seiten („Extract“) stellung der PDF-Dateien. Funktion ist besonders hervorzuheben.  Entfernen von Seiten aus einem Dokument („Remove“)  Homepage: https://wiki.gnome.org/Apps/ Alternativen  Drehen von Seiten PdfMod  PDF Sam (Split & Merge) [16] (siehe auch  Hinzufügen von Lesezeichen („Bookmarks“) zu  Lizenz: GPL, kostenlos „PDF-Zerteilung nach Maß“, freiesMagazin einem Dokument.  Unterstützte Betriebssysteme: Linux, BSD 07/2009 [17]

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 PDF Shuffler [18] Das Programm bietet verschiedene Ver- gleichsmodi an: visuell, Zeichen-für- PDF Chain Zeichen, Wort-für-Wort. Für Textdateien PDF Chain [19] ist ein ähnlich mächtiges Tool wie eignet sich insbesondere der Wort-für- PDF Mod, bietet aber andere Manipulationen als Wort-Vergleichsmodus, für Bilddateien dieses an: der visuelle Vergleichsmodus.

 Verbinden von PDF-Dateien („Concatenate“)  Homepage: http://www.qtrac.eu/diffpdf.  Seiten-Extraktion („Burst“), d. h. das PDF- html Dokument wird in einzelne Seiten aufgeteilt  Lizenz: GPL, kostenlos  Hinzufügen eines Hintergrundes oder eines  Unterstützte Betriebssysteme: Linux, Wasserzeichens zu einer PDF-Datei („Back- spezielle Builds für Windows, Mac OS ground → Stamp“). Dabei muss der Hinter- X, OS/2 grund bzw. das Wasserzeichen in einer Datei gespeichert sein. Das Programm eignet sich gut, um ver-  Hinzufügen von Anhängen zum PDF- schiedene Versionen eines Dokumentszu Dokument („Attachments“). vergleichen.  Verschiedene Manipulationen von Anhän- PDF Chain – Registerkarte „Tools“. gen, Datenfelder und Formulardaten („Tools“). PDF-Dokumente beschneiden Hier können z. B. Anhänge aus einem PDF-  Homepage: http://pdfchain.sourceforge.net/ Wenn man einen E-Book-Reader besitzt, möchte Dokument extrahiert werden („Unpack attached  Lizenz: GPL, kostenlos man oft auch mit diesem auch PDF-Dateien lesen. files from PDF file“) oder Kommentare in einem  Unterstützte Betriebssysteme: Linux Dabei gibt es das Problem, dass je nach Reader PDF-Dokument in dieses fest und unlöschbar die PDF-Dateien nur schlecht auf einem Reader integriert werden („A PDF flatten file“). PDF Chain bietet sich besonders dafür an, Was- zu lesen sind, weil sie einen großen Rand besit-  Ändern der Rechte an einem PDF-Dokument serzeichen oder Anhänge zu einem Dokument zen oder weil sie mehrspaltig angelegt sind. Für (unter „Permissions“). So kann man z. B. ein hinzuzufügen oder die Rechte oder die Daten in solche Dokumente gibt es PDF-Programme, die Password zum Öffnen des PDF-Dokuments ver- einem PDF-Dokument zu manipulieren. solche Dokumente beschneiden (crop) bzw. aus geben. mehrspaltigen einspaltige Dokumente machen. Vergleich von zwei PDF-Dateien Damit lassen sich dann PDF-Dokumente besser PDF Chain ist eine grafische GUI für das kosten- Mit dem Tool DiffPDF [21] lassen sich zwei PDF- mit einem E-Book-Reader lesen. lose Kommandozeilen-Pdftk-Toolkit (siehe hier- Dateien inhaltlich vergleichen. Dabei werden dann zu auch „Auf Klick folgt Schnitt: PDF Chain“, die Unterschiede in den Dateien vermerkt. Das Ein betriebssystemübergreifendes Tool ist freiesMagazin 08/2009 [3], und „Kurztipp: Bas- ist sinnvoll, wenn man nicht mehr weiß, was die briss [22]. Das Programm ist in Java program- telstunde mit Pdftk“, freiesMagazin 03/2009 [20]). aktuelle Version eines Dokuments ist. miert und bietet sowohl die Beschneidung als

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 Homepage: http://briss.sourceforge.net/ [7] http://okular.kde.org/  Lizenz: GPL, kostenlos [8] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-  Unterstützte Betriebssysteme: alle Betriebssys- 2013-11 teme, die auch Java können [9] http://www.cups-pdf.de/ [10] http://gscan2pdf.sourceforge.net/ briss ist ein hervorragendes Werkzeug, um PDF- [11] https://de.wikipedia.org/wiki/Texterkennung Dokumente zu beschneiden oder um aus mehr- [12] http://jocr.sourceforge.net/ spaltigen Dokumenten einspaltige zu machen. [13] https://code.google.com/p/tesseract-ocr/ [14] http://en.openocr.org/ Eine Alternative ist Scan Tailor [23]. [15] https://wiki.gnome.org/Apps/PdfMod Vergleich zweier PDF-Dateien mit DiffPDF. [16] http://www.pdfsam.org/ Fazit [17] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- auch die Umwandlung mehrspaltiger in einspalti- Wie man in diesem Artikel gesehen hat, gibt es 2009-07 ge Dokumente an. unter Linux eine Vielzahl von Werkzeugen, mit [18] http://pdfshuffler.sourceforge.net/ denen sich PDF-Dateien erzeugen, ansehen und [19] http://pdfchain.sourceforge.net/ Beim Laden eines Dokuments kann man festle- bearbeiten lassen. Allerdings gibt es nicht eine [20] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- gen, welche Teile des Dokuments übereinander- „eierlegende Wollmilchsau“ wie z. B. den kommer- 2009-03 gelegt und beschnitten werden sollen. Im Stan- ziellen Acrobat Standard, sondern im Allgemeinen [21] http://www.qtrac.eu/diffpdf.html dard werden alle geraden und alle ungeraden ist eine Vielzahl von Programmen erforderlich. [22] http://briss.sourceforge.net/ Seiten übereinandergelegt und dann ein Rahmen [23] http://scantailor.sourceforge.net/ definiert, der die Seiten beschneiden soll. Für eine erfolgreiche PDF-Bearbeitung decken die Programme cups-pdf-Drucker, Okular, PDF Mod, PDF Chain, DiffPDF sowie briss alle wichti- Autoreninformation gen Funktionen im PDF-Bereich ab. Maria Seliger (Webseite) ist vor fünf LINKS Monaten von Windows 7 auf Lubuntu [1] https://de.wikipedia.org/wiki/PDF umgestiegen, was wider Erwarten [2] http://www.adobe.com/de/ schnell und problemlos ging, da sich [3] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- für die meisten Programme eine gute 2009-08 Alternative unter Linux fand. [4] http://get.adobe.com/de/reader/ [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_ Rechteverwaltung PDF-Beschneidung mit briss. [6] https://projects.gnome.org/evince/ Diesen Artikel kommentieren

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Mit OpenVPN Firmen-Firewalls überwinden von Hans-Joachim Baader

it OpenVPN kann man jede noch mit einem grafischen Client) erhält, was wesent- Zuerst sollte man sich die Manpage anschauen. so restriktive Unternehmens-Firewall lich komfortabler und leistungsfähiger ist. Für das Schon ein kurzes Überfliegen (man openvpn) der M überwinden, sofern sie wenigstens VPN muss man einen Port auf seinem Heimrech- Manpage ergibt, dass man alle Optionen sowohl einen Port für ein verschlüsseltes Protokoll ner opfern, und aufgrund dessen, was die Firewall direkt beim Aufruf angeben als auch in eine Kon- offen lässt. Oft ist das der Port für das Pro- zulässt, bedeutet das, dass eventuell nur Port 443 figurationsdatei schreiben kann. Diese Konfigu- tokoll HTTPS. Seinen eigenen HTTPS-Server übrig bleibt. Dennoch kann der eigene Webserver rationsdatei legt man zumindest bei Debian und kann man trotzdem weiter an diesem Port be- weiterhin HTTPS auf diesem Port anbieten, wie Opensuse unter /etc/openvpn ab, wobei der Na- treiben. später gezeigt wird. me beliebig sein kann. Die Dateiendung sollte .conf lauten. Jede Datei beschreibt eine VPN- Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Über die Es gibt mehrere Programme zum Aufbau eines Verbindung, entweder als Client oder als Server, Mauer – Mit OpenVPN Firmen-Firewalls überwin- VPN unter Linux. OpenVPN [4] ist eines davon. und es können beliebig viele Verbindungen an- den“ erschien erstmals bei Pro-Linux [1]. OpenVPN ist plattformunabhängig und unterstützt gelegt werden. Standardmäßig werden alle der- dynamische IP-Adressen und NAT. Bis auf tun artigen Verbindungen beim Systemstart geöffnet. Motivation oder tap, das in den meisten Distributionen vor- Dies kann man aber konfigurieren, bei Debian in Das Szenario dürfte vielen bekannt sein: Man sitzt handen sein dürfte, wird kein spezielles Kernel- der Datei /etc/default/openvpn. in der Arbeit hinter einer Firewall, die im Extrem- modul benötigt. fall nur das Webbrowsen zulässt. Nur die Ports Konfiguration des Servers 80 (HTTP) und 443 (HTTPS) sind dafür offen. Installation Der schnellste Weg zu einer funktionierenden Will man sich jetzt beispielsweise per SSH mit OpenVPN dürfte in den meisten Distributionen Konfiguration ist das Anpassen einer Beispielda- seinem Rechner daheim verbinden, hat man ein vorhanden sein. Somit sollte das Paket openvpn tei. Die Distributionen sollten solche Dateien mit- Problem. Es existieren Möglichkeiten, dies mit ausreichen, um das Programm zu installieren. liefern. Bei Debian kann man beispielsweise ein einem webbasierten SSH-Client (Ajaxterm/Web- Doch muss OpenVPN erst konfiguriert werden, VPN namens vpn1 anlegen, indem man als Root Shell [2], Shell in a Box [3]) zu umgehen. Die um es nutzen zu können. Installation dieser Software muss auf dem heimi- # zcat /usr/share/doc/openvpn/y examples/sample-config-files/server schen Webserver erfolgen. Doch diese Program- Es ist zunächst einmal nötig, einen Einstieg in die y .conf.gz > /etc/openvpn/vpn1.conf me besitzen, da sie im Browser laufen, einige Konfiguration zu finden. Der Aufruf openvpn zeigt Einschränkungen und Zuverlässigkeitsprobleme. eine verwirrende Zahl von Optionen, die letztlich die Flexibilität des Programms widerspiegeln. So ausführt. Die Einträge sind kommentiert und mit Es ist möglicherweise weniger bekannt, dass man mancher könnte angesichts dieser Optionen an- nur wenig Konsultation der Manpage oder der ein VPN (Virtual Private Network) für den glei- fangen, nach einem anderen Programm zu su- Projekt-Homepage kann man binnen einer Stun- chen Zweck verwenden kann und man damit eine chen. Doch ohne sich etwas damit zu beschäfti- de zu einer laufenden Konfiguration gelangen. SSH-Verbindung auf der Konsole (oder wahlweise gen, geht es nun einmal nicht. Hier ein Beispiel für die Serverseite:

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 28 NETZWERK port $portnummer kete weitergeleitet werden sollen, die nicht dem Dabei sind ein paar Eingaben zu machen, die im proto tcp OpenVPN-Protokoll entsprechen. (optional) Prinzip alle beliebig sind. Als Servername kann dev tun  ca, cert und key sind die öffentlichen Krypto- man beispielsweise einfach vpn1 verwenden. Die Schlüssel der Certification Authority (CA) und Schlüssellänge kann man bereits in openssl.cnf ca /etc/openvpn/ca.crt des VPN-Servers sowie der private Schlüssel einstellen; sie sollte nicht unter 2048 liegen. Au- cert /etc/openvpn/vpn1.cert.pem des VPN-Servers. ßerdem muss man das Passwort der CA einge- key /etc/openvpn/vpn1.key.pem ben. dh /etc/openvpn/dh2048.pem Es können sich beliebig viele Clients (nicht nur einer) mit dem Server verbinden. Bei der Frage „Sign the certificate? [y/n]“ muss server 10.9.0.0 255.255.255.0 man „y“ eingeben, ansonsten bricht das Pro- ifconfig-pool-persist ipp.txt Erzeugung der Server-Schlüssel gramm ab. Ebenso wie bei der abschließenden keepalive 10 120 Der schwierigste Teil der Konfiguration ist die Er- Frage „Commit?“. Das Resultat sind drei Dateien. stellung von Zertifikaten. Es gibt verschiedene cert.pem ist der öffentliche Schlüssel des Ser- port-share $servername $serverport Möglichkeiten hierfür. Wer Mitglied bei CAcert [5] vers, den man auf den Server als /etc/openvpn/ ist, kann sich kostenlos Schlüsselpaare für sei- vpn1.cert.pem kopiert. Die Datei key.pem ist user nobody ne Server und Clients generieren. Kostenpflichtig der private Schlüssel des Servers, der auf dem group nogroup wird es, wenn man dies bei kommerziellen Zertifi- Server als /etc/openvpn/vpn1.key.pem instal- persist-key zierungsstellen macht. Doch auch selbstsignierte liert werden muss. Den privaten Schlüssel schützt persist-tun Schlüssel genügen, wie man sie z. B. mit dem frei- man mittels status openvpn-status.log en OpenSSL [6] erzeugen kann. Wer damit bisher nichts gemacht hat, sollte in den Beispielen von # chmod 0600 /etc/openvpn/vpn1.key.y verb 3 pem OpenVPN auch ein Verzeichnis easy-rsa/2.0 mute 20 finden, in dem per Skript ganz einfach funktionie- Listing 1: vpn1-server.conf rende Schlüssel erzeugt werden können. Die dritte Datei req.pem löscht man. Es fehlt noch der öffentliche Schlüssel der CA. Wer seine In der Datei sind drei Werte als Variablen markiert. Am einfachsten ist es wahrscheinlich, wenn man CA mit OpenSSL angelegt hat, findet ihn unter Diese dürfen so nicht stehen bleiben, sondern bereits eine eigene CA eingerichtet und darin eine root/private/root.crt, alle anderen müssen müssen durch konkrete Werte ersetzt werden. Datei openssl.cnf definiert hat. Dann kann man recherchieren. Die Datei wird auf dem Server als leicht ein Server-Zertifikat generieren: /etc/openvpn/ca.crt installiert.  $portnummer ist standardmäßig 1194. Hat man mehrere VPNs, muss man natürlich weite- $ openssl req -new -nodes -extensions server -outy Jetzt fehlt nur noch die Datei re Ports hinzunehmen. req.pem -config ./openssl.cnf /etc/openvpn/dh2048.pem. $ openssl ca -extensions server -out cert.pem -  $servername ist der lokale Name des Servers, y Diese generiert man mit fol- $serverport dessen Portnummer, an den Pa- config ./openssl.cnf -infiles req.pem gendem Befehl

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$ openssl dhparam -out dh2048.pem y Konfiguration des Clients  $server ist der Name des Servers im Internet, 2048 Nachdem man die Server-Konfiguration gemeis- $serverport dessen Portnummer (oft 443). tert hat, ist die Client-Konfiguration kein Problem  $proxy und $proxyport sind Name (oder IP- und installiert sie dann auf dem Server. mehr, da sie weitgehend identisch zum Server ist. Adresse) sowie Portnummer des zu verwen- Die Konfigurationsdatei wird etwas modifiziert: deten Web-Proxys. Muss man keinen Proxy Nun kann man testen, ob alles korrekt ist, indem verwenden, lässt man die beiden Zeilen mit man OpenVPN direkt aufruft: client http-proxy weg. Ein konkretes Beispiel mit dev tun Verwendung des für Squid [7] typischen Ports proto tcp $ openvpn /etc/openvpn/vpn1.conf wäre remote $server $serverport resolv-retry infinite http-proxy proxy 3128 Wenn bei der Ausgabe keine Fehlermeldungen nobind erkennbar sind, ist der Server nun betriebsbereit. Beim Einsatz von cntlm [8], der geboten ist, Man kann ihn daraufhin abbrechen und fortan mit- user nobody wenn man sich an einem Microsoft-Proxy au- tels /etc/init.d/openvpn start starten, was group nogroup thentifizieren muss, lautet die Zeile typischer- künftig bei jedem Systemstart automatisch passie- persist-key weise ren sollte. Bei Problemen kann man neben dem persist-tun Syslog auch /etc/openvpn/openvpn-status. http-proxy localhost 3128 log und /etc/openvpn/ipp.txt zu Rate zie- http-proxy-retry  ca, cert und key sind die öffentlichen Krypto- hen. http-proxy $proxy $proxyport Schlüssel der Certification Authority (CA) und des Clients sowie der private Schlüssel des Nebenbei: Wer detailliertere Informationen zu den ca /etc/openvpn/ca.crt Clients. privaten und öffentlichen Schlüsseln erfahren will, cert /etc/openvpn/client.crt muss dafür abhängig vom Format verschiedene key /etc/openvpn/client.key Kann man sich damit bereits mit dem VPN-Server ns-cert-type server Kommandos verwenden. Die PEM-kodierten Da- verbinden? Wahrscheinlich nicht, es sei denn, die teien lassen sich zwar in einem Texteditor an- Server-Portnummer ist über den Firmen-Proxy verb 3 sehen, doch ist die gesamte Information in ei- mute 20 erreichbar. Im folgenden soll der Fall betrachtet ner Base64-Kodierung verborgen. Folgende Kom- werden, dass nur die Portnummer 443 zur Verfü- mandos helfen Interessierten hier weiter: Listing 2: vpn1-client.conf gung steht. Wer keinen Webserver auf dem VPN- Server betreibt, kann einfach diese Portnummer $ openssl x509 -text < /etc/openvpn/ca.crt Hier sind wieder einige Werte als für OpenVPN nehmen. Andernfalls gibt es zwei $ openssl x509 -text < /etc/openvpn/vpn1.cert.y Variablen markiert. Diese dürfen Möglichkeiten: pem so nicht stehen bleiben, sondern $ openssl rsa -text < /etc/openvpn/vpn1.key.pem müssen durch konkrete Werte er- 1. Der VPN-Server ist direkt mit dem Internet ver- $ openssl dh -text < /etc/openvpn/dh2048.pem setzt werden. bunden (Root-Server etc.)

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2. Der VPN-Server steht hinter einem Router (zu aber man muss zumindest die Dateien /etc/ [2] http://code.google.com/p/web-shell/ Hause mit DSL- oder Kabel-Anschluss etc.) apache2/ports.conf sowie die Definitionen der [3] http://code.google.com/p/shellinabox/ virtuellen Server anpassen. Ist das erledigt und [4] http://openvpn.net/ Fall 2 ist der einfachste. Man lässt OpenVPN auf Apache neu gestartet, so legt man den Port [5] https://www.cacert.org/ seinem Standard-Port laufen und ändert die Port- von OpenVPN auf 443. Die Weiterleitung mittels [6] http://www.openssl.org/ Weiterleitung im Router, so dass Port 443 nicht port-share legt man auf den neuen Port des [7] http://www.squid-cache.org/ mehr auf den gleichen Port des Servers, sondern Webservers. [8] http://cntlm.sourceforge.net/ auf 1194 weitergeleitet wird. Wenn dann noch die Zeile Abschluss Anders als webbasierte Shells stellt die Lösung Autoreninformation port-share $servername 443 mit OpenVPN eine voll funktionsfähige Shell be- reit, über die sich sogar X11-Anwendungen star- Hans-Joachim Baader (Webseite) in der Konfigurationsdatei gesetzt ist, ist das Pro- ten lassen, wenn auch mit einer durch den An- befasst sich seit 1993 mit Linux. blem gelöst. HTTPS-Anfragen an den heimischen schluss beschränkten Geschwindigkeit. Der Arti- 1994 schloss er erfolgreich sein Server werden vom Router an den OpenVPN- kel konnte nur einen kleinen Teil der vielfältigen Informatikstudium ab, machte die Daemon geleitet. Dieser erkennt, dass es sich Optionen von OpenVPN zeigen. Bei Fragen ste- Softwareentwicklung zum Beruf nicht um ein OpenVPN-Paket handelt und leitet hen die Dokumentation und die FAQ auf der Web- und ist einer der Betreiber von Pro- es an den Webserver weiter. seite [4] zur Hilfe bereit. Linux.de.

Fall 1 ist insofern komplizierter, als man den LINKS HTTPS-Server auf einen anderen Port legen [1] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1650/ueber- muss. Das ist zwar auch nicht schwierig, die-mauer.html Diesen Artikel kommentieren

“Trade Expert” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/727/

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Diagramme in Linux – Vier Tabellenkalkulationen im Vergleich von Martin Manns

abellenkalkulationen sind aus der Ar- Alle Komponenten sind eng miteinander ver- beitswelt kaum noch wegzudenken. Ei- zahnt, sodass Ergebnisse komponentenübergrei- T ne ihrer Stärken ist die schnelle Visua- fend nutzbar sind. Für den Test wurde die Version lisierung tabellarischer Daten in Diagrammen. 4.0.4.2 genutzt. Unter Linux gibt es eine Reihe freier („Free and Open Source Software“) Tabellenkalkula- Die Diagrammerstellung in LibreOffice erfolgt zu- tionen, die unterschiedliche Ansätze zur Dia- nächst über einen geführten Dialog (Wizard), der grammerstellung verfolgen. ein Diagramm erzeugt. Anschließend werden an- zupassende Elemente im Diagramm angeklickt Die verglichenen Tabellenkalkulatio- und über das Kontextmenü verändert. nen LibreOffice LibreOffice [1] ist eine Office-Suite, die 2010 als Gnumeric [3] ist eine Tabellenkalkulation, die von Abspaltung von OpenOffice.org [2] entstanden ist. 1999 bis 2001 entwickelt wurde. Seit 2001 ist eine Die Suite umfasst die sechs Komponenten Wri- Produktiv-Version verfügbar, die bis heute weiter- ter (Textverarbeitung), Calc (Tabellenkalkulation), entwickelt wird. Gnumerics Ziel ist es, frei, schnell Impress (Präsentation), Base (Datenbankmana- und akkurat zu sein. Gnumeric ist Bestandteil des gement), Draw (Grafik) und Math (Formeleditor). GNOME Desktop Projekts [4]; es ist aber nicht direkt in eine Office-Suite inte- griert. Die Tests wur- Diagrammerstellung in Gnumeric. den in Version 1.12.6 durchgeführt. Sheets Calligra Sheets hieß früher Kspread und Calligra Die Diagrammerstel- Tables. Es ist Teil der KDE-basierten Calligra Sui- lung in Gnumeric er- te [5], die 2010 als Abspaltung von der Software folgt zunächst über KOffice entstand. Calligra Sheets nutzt das Plug- einen Dialog zur Typ- in KCharts zur Diagrammerzeugung. Im Vergleich wahl. Anschließend wurde die Version 2.6.4 getestet. wird das Diagramm über einen Attributs- In Calligra Sheets erfolgt die Erzeugung und Pa- Diagrammerstellung in LibreOffice. baum parametriert. rametrierung von Diagrammen über Reiter, die im

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langem von SIAG (Scheme In A Grid [7]) Browser erfolgen, wird das Aussehen der expor- her bekannt, das allerdings keine grafi- tierten Dateien in Firefox 23.0.1 bewertet. schen Diagramme erzeugt. Pyspread nutzt die Bibliothek matplotlib [8] zur Die erstellten Diagramme sollen im SVG-Format Diagrammerstellung. Die Tests wurden (Scalable Vector Graphics [12]) exportiert werden, mit der Version 0.2.5 durchgeführt. da Inkscape SVG-basiert arbeitet.

In Pyspread werden Diagramme über Im Test werden keine Makros neu erstellt. Bereits einen Dialog erstellt, in dem die Parame- in der Linux-Distribution Debian (sid/squeeze) vor- trierung der Achsen links, die Auswahl handene Makros können aber genutzt werden. unterschiedlicher Diagrammtypen in der Mitte und die Parametrierung der Dia- Folgende drei Diagramme sollen erstellt werden: gramme rechts erfolgt. Im Gegensatz zu den anderen Tabellenkalkulationen be- 1. Tortendiagramm einer (fiktiven) Umfrage findet sich ein Diagramm später immer 2. Liniendiagramm eines Aktienindizes in einer (in der Regel großen) Zelle. 3. Boxplot eines Aktienindizes

Anwendungsszenario Tortendiagramm einer Umfrage Diagrammerstellung in Calligra Sheets. Für eine Präsentation sollen drei Zur Auswertung einer fiktiven Umfrage sollen Diagramme erstellt werden. Diese 30 Antworten erfasst und ausgewertet werden. rechten Bildschirmabschnitt erscheinen. Die In- Diagramme sollen in eine Präsenta- halte der Reiter hängen vom selektierten Objekt tion einfließen, die mit der Software ab. Inkscape [9] erstellt wird. Inkscape als Zielapplikation hat den Vorteil, Pyspread dass kein Präsentationsprogramm ei- Pyspread [6] ist eine nicht-traditionelle Tabel- ner Office-Suite genutzt wird. So wird lenkalkulation, die seit 2008 entwickelt wird. vermieden, die Tabellenkalkulation ei- Während die meisten Tabellenkalkulationen ei- ner Suite zu bevorzugen. ne Zellensprache mit einem begrenzten Funk- tionsumfang nutzen, die mit Skripten ergänzt Die eigentliche Erstellung der Präsen- werden kann, wertet Pyspread in jedem Tabel- tation mit Inkscape und den Kompo- lenfeld Ausdrücke in der Programmiersprache nenten JessyInk [10] oder Sozi [11] Python aus. Der Ansatz, Programmiersprachen ist nicht Teil des Tests. Da in beiden in Tabellenfeldern zu nutzen, ist bereits seit Fällen die Präsentationen im Web- Diagrammerstellung in Pyspread.

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Die Antworten bestehen aus einem Skalenwert Office wird die Funktion ZÄHLENWENN verwen- nach kurzem Durchklicken. In Calligra Sheets ist 1–7, einer Ja/Nein-Frage und einer Auswahl aus det, in Gnumeric und Calligra Sheets die glei- die Diagrammfunktion bei den grafischen Elemen- den Farben rot, gelb, grün und blau. che, nicht eingedeutschte Funktion COUNTIF. In ten in der rechten Reiterleiste zu finden. Man Pyspread liefert die vergleichsweise komplexe beginnt immer mit einem Balkendiagramm und Die Erstellung umfasst vier Teile: List-Comprehension passt den Diagrammtyp an. Leider verändern sich die Diagramme oder verschwinden teilweise beim 1. Eingabe der Umfragedaten von Hand in die len([ele for ele in S[1:31, Y-7, 0]y Speichern. Zudem wirkt die Benutzerführung un- if ele == S[X, Y-3, 0]]) Tabelle einheitlich. Zwei Abstürze verstärken den unferti- 2. Visualisierung der Antworthäufigkeit in Torten- gen Eindruck der Diagrammfunktion von Calligra diagrammen das gleiche Ergebnis. Die Dokumentation der Sheets. Pyspread bietet zur Diagrammerstellung 3. Export der Tabelle und des Diagramms Funktionen wirkt in LibreOffice besonders gelun- einen übersichtlichen Dialog, in dem jedoch re- 4. Import der Daten in Inkscape und Erzeugung gen. In Gnumeric erscheint ein eigentlich hilfrei- levante Optionen wie die Schriftart-Auswahl und einer Browser-geeigneten SVG-Datei ches Hilfe-Popup leider an ungeeigneter Stelle Schraffuren fehlen. Das erzeugte Diagramm wird über der Zielzelle. Das Popup lässt sich aber leicht teilweise von der Legende überlappt. Tortenbe- Ergebnisse ausschalten. Calligra Sheets und Pyspread bieten schriftungen können nicht entfernt werden, oh- LibreOffice sticht durch eine besonders schnelle keine interaktive Funktionsdokumentation. ne dass die Legende leer bleibt. Die Parameter- und intuitive manuelle Eingabe hervor, die durch Eingabe erfordert zum Teil, die umfangreichen die Auto-Ausfüllen-Funktion effektiv unterstützt Standard-Tortendiagramme sind in LibreOffice Tooltips zu lesen. Alle Diagramme erscheinen in wird. So wird das Abtippen bequem und geht schnell erstellt. Änderungen der Diagrammeigen- einer Zelle, die anschließend vergrößert werden schneller von der Hand. In Gnumeric ist auch schaften erfolgen grafisch am Element. Dies wirkt muss, was mit einem Klick auf den „Zellen verbin- eine Auto-Ausfüllen-Funktion vorhanden. Sie ist zunächst intuitiv. Jedoch wird es schnell unüber- den“-Knopf erfolgt. für die kurzen Texte des Tests jedoch nutzlos, da sichtlich, wenn die Optionen in unterschiedlichen sie erst ab dem dritten Zeichen Vorschläge macht. Ebenen des Diagramms liegen. Will man z. B. je- Bis auf Calligra Sheets erlauben alle Programme Calligra Sheets und Pyspread bieten keine Auto- dem Tortenstück eine bestimmte Farbe zuweisen, den direkten Export der Diagramme ins SVG For- Ausfüllen-Funktion an. In Calligra Sheets irritiert muss man die Tortenstücke einzeln durch sehr mat. Mit LibreOffice erzeugte SVG-Dateien lassen die unscharfe Darstellung der Zellenschrift, die langsames zweimaliges Klicken auf das Torten- sich problemlos in Inkscape öffnen, nicht aber in laut Bug-Report durch die im Debian Paket ver- diagramm auswählen. Im Vergleich hierzu wirkt Firefox. Ein Speichern aus Inkscape heraus liefert linkte Qt-Bibliotheksversion entsteht. In Pyspread die Parametrierung des Diagramms in Gnume- eine Datei, die Firefox öffnen kann. Bei der An- ist die Eingabe ungewohnt, da für die Eingabe ric über einen Attributsbaum systematischer. Zur zeige in Firefox verändern sich jedoch die Schrift- von Strings Strg + Enter benötigt wird. Eingabe kann auch ein dargestelltes grafisches arten im Diagramm. Zudem zeigt Firefox die im Element ausgewählt werden (der Baum springt Diagramm verwendeten Schraffuren nicht an, son- Alle Tabellenkalkulationen benötigen für die Er- an die richtige Stelle), was sehr zeitsparend ist. dern liefert eine weiße Fläche. Die von Gnumeric stellung der Tortendiagramme eine Aufbereitung Nur die Ergänzung des Baums um neue Zweige erzeugten SVG-Dateien lassen sich sowohl in Ink- der Daten in einer Häufigkeitstabelle. In Libre- etwa für Titel und Legende erschließt sich erst scape als auch in Firefox einwandfrei öffnen. Die

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Schraffur wirkt leicht unscharf, wird aber korrekt entfernt und der Titel so- Aktienindex

9000

übernommen. Calligra Sheets kann keine SVG- wie das Diagramm in der 8000 Dateien exportieren. Daher wird stattdessen eine Größe angepasst. 7000 6000 Postscript-Datei exportiert und in Inkscape geöff- 5000 4000 Schlußkurs net. Farben und Rahmen werden anschließend Liniendiagramm ei- 3000 2000 von Hand in Inkscape angepasst. Die Schriftart nes Aktienindexes 1000 0 92 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 lässt sich nachträglich nicht effizient ändern, so- Es soll eine Zeitreihe Datum dass die Schriftqualität nicht überzeugt. Pyspread der Schlusskurse eines Libre Office Gnumeric exportiert SVG-Dateien nur, wenn die Diagramm- Aktienindexes importiert zelle markiert ist. Die so erzeugten SVG-Dateien und als Liniendiagramm Title lassen sich in Inkscape und in Firefox problem- visualisiert werden. Die 8000 6000 los öffnen. Im Test wurde in Inkscape folgen- Linie soll dabei blau 4000 des manuell nachbearbeitet: Die Legende wur- und durchgängig sein. 2000 Schlußkurs de verschoben, die Tortenbeschriftungen wurden Das Diagramm sollte ge- 0 800000

strichelte Gitternetzlinien Growth in % Year Farbe enthalten. Calligra Sheets Pyspread Liniendiagramme im Vergleich. blau Die Erstellung umfasst rot vier Teile: grün gelb - 1. Import der Daten aus einer CSV-Datei „automatische Erkennung“ funktioniert jedoch feh- 2. Erstellung eines Liniendiagramms lerfrei. Calligra Sheets Dialog verwirrt, da beim Libre Office Gnumeric 3. Export des Diagramms Markieren der Spaltenformat-Auswahl alte Mar- 4. Import des Diagramms in Inkscape und Erzeu- kierungen nicht gelöscht werden. Zudem werden Farbe gung einer Browser-geeigneten SVG-Datei für die mit „nicht importieren“ markierte Spalten Leerspalten in der Tabelle eingefügt. Pyspread blau rot Ergebnisse schneidet beim Import die Daten ab, wenn die grün gelb In allen Tabellenkalkulationen erfolgt der CSV- Tabelle nicht vorher vergrößert wurde, und es wer- - Import unproblematisch und sehr schnell. Un- den immer alle Spalten importiert. terschiede zeigen sich in den Dialogen. Wäh- rend der Import in LibreOffice erwartungsgemäß Bei der Liniendiagrammerstellung in LibreOffice Calligra Sheets Pyspread funktioniert, kann in Gnumeric kein Spaltenfor- ist die Reaktion auf Klicks zum Parametrieren oft Die Tortendiagramme der Farbauswahlhäufigkeit mat ausgewählt werden, da der entsprechen- zäh. Gnumeric und Pyspread bleiben dagegen im Vergleich. de Knopf inaktiv ist. Die Standardeinstellung sehr schnell. Calligra Sheets benötigt extrem viel

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Zeit für die Diagrammerstellung, ein Anpassen Die Erstellung umfasst vier Teile: Das Ergebnis ist, dass jede auf diese Weise be- des Datumsbereiches der X-Achse ist nicht mög- füllte Zelle eine Liste der Kurswerte des jeweiligen lich und das Diagramm wirkt unbrauchbar. Zudem 1. Trennung der Daten nach Jahren Jahres liefert. erschweren Programmabstürze in Calligra Sheets 2. Erstellung der Boxplots das Arbeiten. Pyspread erzeugt mit wenig Zeitauf- 3. Export des Diagramms Beide Ausdrücke erscheinen für Office- und wand ein Diagramm. Es fehlen jedoch die Optio- 4. Import des Diagramms in Inkscape und Erzeu- Python-Kundige verständlich. Beim ersten Aus- nen, den X-Achsen-Abstand im Dialog zu ändern gung einer Browser-geeigneten SVG-Datei druck wirkt die Tabelle jedoch unübersichtlich, da und Schriftarten anzupassen. der Ausdruck 108680 Mal vorkommt. Der Aus- Ergebnisse druck in Pyspread wird hingegen nur ein Mal pro Das aus LibreOffice exportierte SVG lässt sich Die Kurswerte der Zeitreihe des Aktienindexes Jahr, d. h. 20 Mal in der Tabelle genutzt. wie schon beim ersten Diagramm in Firefox erst werden zunächst nach Jahren aufgeteilt. In al- nach Abspeichern in Inkscape öffnen. Anschlie- len Programmen bis auf Pyspread werden hierfür Die Befüllung der großen Zellenzahl ist für Libre- ßend ist in Firefox die Y-Achsenbeschriftung in rechts neben die zwei Spalten mit Datum und Office kein Problem. In Gnumeric lässt sich beim die Mitte des Diagramms verschoben und steht Kurswert die Zellen der obersten Zeile mit Jahres- Auto-Ausfüllen die Markierung nur langsam über auf dem Kopf. Abhilfe schafft Nacharbeit in Ink- zahlen befüllt. In den Zellen darunter wird bis zur die Tabelle ziehen, sobald sich der Bildausschnitt scape: Eine Kopie der Y-Achsenbeschriftung, der letzten Zeile der Kurswerte folgender Ausdruck verschiebt. Pyspread berechnet die Listen oh- Ersatz des Texts und eine Drehung um 90 Grad. (oder die englische Version) eingefügt: ne merkliche Verzögerung. Bei Calligra Sheets Im Gegensatz dazu funktioniert die Darstellung stoppt der Bildlauf des Blatts nach 360 Zeilen, d. h. der aus Gnumeric und Pyspread im SVG-Format =IF(A$1=YEAR(Index.$A2),Index.$B2y man kommt nicht mehr tiefer, wenn die Maus wäh- ,"") exportierten Diagramme einwandfrei. In Calligra rend des Ziehens an den unteren Bildschirmrand Sheets wird beim Export eine riesige Postscript- bewegt wird. Daher werden die Zellen besser über Datei erzeugt. Beim Import dieser Datei in Ink- wobei Index die Bezeichnung des Blattes/Rei- Copy & Paste vervielfältigt. Bis auf Calligra Sheets scape fehlt jedoch die Diagrammlinie, ohne die ters ist. Dies bewirkt, dass jede Zelle genau dann erfolgen die Berechnungen der Zellen schnell. Bei das Diagramm unbrauchbar ist. Pyspread liefert den Wert der Zeitreihe enthält, wenn das Jahr Calligra Sheets wurde der Test abgebrochen, da ein qualitativ hochwertiges Diagramm, in dem je- im Datumswert mit der Zahl in der ersten Zeile die Zellberechnung nach 16 Minuten noch nicht des zweite Jahr beschriftet ist. übereinstimmt. abgeschlossen war.

Boxplot eines Aktienindexes In Pyspread wird hingegen in ein zweites Tabel- Da LibreOffice von sich aus keine Boxplots an- Die Daten aus Aufgabe 2 sollen in eine Boxplot- lenblatt gewechselt. Die Jahreszahlen werden in bietet, wurde ein entsprechendes Skript gesucht. Darstellung [13] überführt werden, in der jedes die Zeilen der ersten Spalte geschrieben. Rechts Die Suche in LibreOffice selbst gestaltete sich Jahr separat in einem Boxplot dargestellt wird. Ein daneben wird folgender Ausdruck eingegeben: durch die immense Anzahl an verfügbaren Skrip- Boxplot ist eine statistische Darstellung, die einen ten unübersichtlich. Daher wurde eine Webre- schnellen Überblick über die Lage und Verteilung [val for date, val in S[1:,:2,0] ify cherche durchgeführt, bei der nach 6 Minuten date.year == S[X, Y-1, Z]] von Werten gibt. das Skript BPH.ots von Gisbert Friege gefunden

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Kumulierte Kenngrößen und Bewertungen der drei Tests. 2012 Kenngröße LibreOffice Gnumeric Calligra Sheets Pyspread 2011

2010 Arbeitszeit 128 min 68 min 81 min* 65 min

2009 CPU-Zeit 154 s* 120 s 1664 s* 341 s

2008 Max. RAM 261 MB 122 MB 347 MB* 199 MB

2007 Nat. Dateigröße 919,5 kiB 434,3 KiB 66,9 KiB** 86,5 KiB

2006 SVG-Dateigröße 127,7 KiB 305,5 KiB 166,9 KiB** 295,2 KiB

2005 Dateneingabe ++ + + +

2004 CSV-Import + + + +

2003 Datenauswertung + + --** +

2002 Gnumeric Tortendiagramm + + o o 2001 Liniendiagramm + + -- + 2000 Boxplot - + --** o 1999 SVG-kompatibel o + - + 1998 1997 Erklärung der Tabelle: * = Wert durch Absturz unterschätzt, ** = Box- 1996 plots nicht erstellt, ++ = hervorragend, + = funktioniert, o = erfordert 1995 Nacharbeit, - = unbefriedigend, -- = nicht nutzbar 1994 1993 In Gnumeric wird Nachbearbeitung in Inkscape mit LibreOffice 1992 jeder Boxplot mit Draw ins A2-Format übertragen werden. In Gnu- 2000 4000 6000 8000 einer anderen Far- meric und Pyspread funktionierte der Import in Schlußkurse be versehen. Da Inkscape und auch in Firefox einwandfrei. Libre Office Pyspread Diagramme mit Boxplots im Vergleich. In Calligra Sheets wurde der Test abgebrochen. mehreren Box- Während der durch das LibreOffice-Skript erzeug- plots in der Regel te Boxplot unfertig wirkt, sind die von Gnume- wurde, das im libreoffice-dmaths-Paket [14] ent- einheitlich eingefärbt werden, sind viele Klicks ric und Pyspread generierten Boxplots vollstän- halten ist. Das Skript ist intuitiv und funktional. erforderlich, um die Farben jedes Boxplots zu dig, wobei in Pyspread die Achsenbeschriftung Eine Darstellung von Ausreißern oder von hori- ändern. In Pyspread gibt es keine Option, die zu klein ist. zontalen Boxplots ist nicht möglich. Da das Skript X-Achsen-Beschriftungen zu verändern. Dies beim Versuch, die Schriftgröße im Boxplot zu än- wurde mit Inkscape nachträglich korrigiert. Zusammenfassung dern, abstürzte, wurde der Boxplot in Inkscape Die oben stehende Tabelle gibt einen Überblick nachbearbeitet. Gnumeric und Pyspread bieten Die mit LibreOffice erzeugte SVG-Datei muss- über die drei Tests. Mit LibreOffice wurde fast die Boxplots ohne zusätzliche Skripte an. te, um sie in Firefox öffnen zu können, vor der doppelte Zeit wie mit Gnumeric oder Pyspread

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 37 OFFICE-SUITE benötigt. Die Gründe hierfür waren neben der Re- LibreOffice brilliert bei der Dateneingabe und lie- hinderlich, da zeitnah genutzte Optionen in unter- cherche nach dem Boxplot-Skript die aufwendi- fert gut aussehende Standard-Diagramme. Die ex- schiedlichen Reitern zu finden sind. Daher kann gen Diagrammanpassungen, die viele Klicks be- portierten SVG-Dateien können jedoch nur über für die getestete Aufgabenstellung die vorliegen- nötigten. Gnumeric erfüllt seinen Anspruch, we- Umwege und unter Verlust der Schriftarten in de Version von Calligra Sheets nicht empfohlen nige Ressourcen zu verbrauchen und machte im Firefox geöffnet werden. Weiterhin erfordert Libre- werden. Test den stabilsten Eindruck. Calligra Sheets war Office durch den verschachtelten Aufbau der Dia- am langsamsten und schien mit den Datenmen- grammebenen, an denen die Optionen hängen, LINKS gen der Zeitreihe überfordert. Pyspread benötigt mehr Arbeitszeit und wirkt zumindest in Debian [1] http://de.libreoffice.org/ mehr als die doppelte Rechenleistung von Libre- durch die große Auswahl an Makros unübersicht- [2] http://www.openoffice.org/de/ Office oder Gnumeric. Die geringe Arbeitszeit re- lich. [3] https://projects.gnome.org/gnumeric/ sultiert aus der geringeren Anzahl an benötig- [4] https://www.gnome.org/ ten Mausklicks. Sie erfordert jedoch gute Python- Pyspread erlaubt es, schnell Diagramme zu er- [5] http://www.calligra.org/ Kenntnisse und ist teilweise der Erfahrung des zeugen und in kompatible SVG-Dateien zu expor- [6] http://manns.github.io/pyspread/ Testers mit dem Programm geschuldet. Zusätz- tieren. Pyspread ist jedoch nicht für jeden Nutzer [7] http://siag.nu/siag/ lich ist zu erwähnen, dass Pyspread sehr kleine geeignet. Um die Arbeitszeit mit Gnumeric zu un- [8] http://matplotlib.org/ native Dateien erzeugt. terbieten, sind gute Python-Kenntnisse erforder- [9] http://inkscape.org/?lang=de lich. Pyspread arbeitete zwar im gesamten Test [10] http://code.google.com/p/jessyink/ Fazit ohne Absturz. Man darf hierfür jedoch z. B. die [11] http://sozi.baierouge.fr/ LibreOffice, Gnumeric und Pyspread liefern für al- Tabelle nicht zu groß wählen, da Pyspread Ein- [12] https://de.wikipedia.org/wiki/SVG le Testaufgaben Diagramme, die entweder sofort gaben, die zu sehr langen Berechnungen führen, [13] http://de.wikipedia.org/wiki/Boxplot oder nach Nacharbeit in Inkscape für Präsentatio- nicht abfängt. Pyspread enthält zudem zu weni- [14] http://www.dmaths.org/documentation/doku. nen genutzt werden können. ge Diagrammoptionen (Schriftartenwahl fehlt) im php?id=presentation:de Diagramm-Dialog. Bis die Optionen ergänzt sind, Im Test machte Gnumeric die beste Figur. Zu- bietet Pyspread die im Test nicht genutzte Mög- nächst ist Gnumeric schnell und robust. Es meis- lichkeit, Diagramme mittels Makros zu verfeinern. Autoreninformation tert alle getesteten Aufgaben problemfrei und bie- tet eine Vielzahl an Optionen in gut strukturierten Calligra Sheets wirkt insgesamt instabil und ist Martin Manns ist der Autor der Ta- Dialogen an. Der Ansatz, Diagramm-Parameter nicht auf die getesteten Datenmengen ausge- bellenkalkulation Pyspread, die im über einen Baum zu strukturieren, bewährte sich legt. Eine Web-Recherche ergab, dass einige Artikel bewertet wird. im Test insbesondere dadurch, dass sich beim der geschilderten Probleme aus der im genutz- Klick auf das Diagramm der Baum an der richti- ten Debian-Paket verlinkten Qt-Version resultieren gen Stelle öffnet. Die durch Gnumeric erzeugten könnten. In anderen Linux-Distributionen könnte SVG-Dateien lassen sich in Inkscape und Firefox sich daher das Testergebnis verbessern. Die Nut- Diesen Artikel kommentieren problemlos öffnen. zerführung in Reitern wirkt beim Arbeiten eher

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Rückblick: DANTE-Herbsttagung in Köln 2013 von Dominik Wagenführ

ie Herbsttagung der Deutschsprachi- konnte man lernen, dass man den Bierdeckel auf stellen. Hierfür werden bereits jetzt Vorträge ge- gen Anwendervereinigung TEX e.V. das leere Kölsch-Glas legen sollte, wenn man sucht, die dann auch in einem speziellen Tagungs- D (DANTE [1]) fand dieses Jahr in Köln kein Interesse an Nachschub hat. Dieser wird band erscheinen sollen. Ein gesonderter Aufruf statt. Von Allerheiligen, den 1. November, bis nämlich ungefragt hingestellt, wenn das Glas leer für den „Call for Papers“ soll noch folgen. Sonntag, den 3. November, trafen sich TEX- ist. Interessierte aus ganz Deutschland und auch Die Herbsttagung 2014 soll dann gleich „um über deutsche Grenzen hinweg, um einen Tag DANTE-Tagung und Mitgliederver- die Ecke“ von Heidelberg in Karlsruhe stattfin- lang fachspezifische Themen zu verfolgen sammlung am Samstag den und die Frühjahrstagung 2015 dann an der und ein unterhaltsames Rahmenprogramm Vom Hotel zum Tagungsgebäude der Universi- wunderschönen Ostseeküste in Stralsund. Die zu genießen. tät Köln waren es nur 700 Meter. Dementspre- Verlagerung des Veranstaltungsortes soll es al- chend konnte man auch gemütlich ausschlafen, len DANTE-Mitgliedern und TEX-Interessierten er- Vorabendtreff am Freitag um pünktlich 9 Uhr vor Ort zu sein. Das Institut für möglichen, einmal an solch einer Konferenz teil- Auch wenn die eigentliche Tagung und die Vor- Kristallographie [3] stellte unter Prof. Dr. Manfred zunehmen. träge erst für Samstag angesetzt waren, tra- Mühlberg, der leider nicht anwesend sein konnte, fen sich schon zahlreiche Dante-Mitglieder zum einen Raum zur Verfügung, in dem die circa 40 Neben den aktuellen unterstützten Projekten, die Vorabendtreff am Freitag in „Hellers Brauhaus“. Teilnehmer den Vorträgen lauschen konnten. sich zumeist mit Schiftarten beschäftigen, war Durch die sehr gute Vorauswahl der Hotels konn- auch die SEPA-Umstellung [5] ein Thema, eben- ten die meisten sehr gemütlich zu Fuß den Weg 49. Mitgliederversammlung so wie die Auslieferung der TEX-Collection als dorthin finden. Um 9 Uhr eröffnete der Vorstandsvorsitzende Mar- Doppel-DVD oder auf USB-Stick sowie ein Corpo- tin Sievers die Mitgliederversammlung des DAN- rate Design für den Verein. Wer nebenbei noch shoppen wollte und sich wun- TE e.V [4]. Es wurde wieder viel über vergangene derte, dass die Geschäfte geschlossen waren, Tagungen berichtet. Vor allem die Eindrücke der Von und nach LATEX mit Pandoc kam wohl eher aus einem evangelischen Landes- TUG 2013, die dieses Jahr in Tokyo stattfand, wur- Im ersten Vortrag stellte Blandyna Bogdol den teil Deutschlands, denn in Köln war dank Allerhei- den sehr interessant und unterhaltsam von Volker Universalkonverter Pandoc [6] vor, mit dem man ligen ein Feiertag. Wer ganz clever war, konnte RW Schaa übermittelt. Dateien und Dokumente zwischen vielen ver- mit dem Reformationstag am Tag davor und Aller- schiedenen Formaten wandeln kann (siehe auch heiligen gleich zwei Feiertage mitnehmen. Wie bereits bekannt war und noch einmal be- „PDF-Dokumente schreiben mit Pandoc und Mark- stätigt wurde, findet die DANTE-Frühjahrstagung down“, freiesMagazin 06/2013 [7]). So gibt es Der Stimmung schadete der Feiertag natürlich 2014 in Heidelberg statt. Zum 25. Jubiläum der auch Wandlungsroutinen für LATEX, ODT und XML. nicht. Man traf sehr viele altbekannte Gesichter Vereinsgründung bietet sich der Gründungsort Sinnvoll ist das Programm vor allem dann, wenn im Brauhaus und konnte sich so von der letzten Heidelberg an, um vom 11. bis 14. April ein man von einem Ausgangsformat verschiedene Tagung in Gießen [2] synchronisieren. Zusätzlich großes Geburtstagsprogramm auf die Beine zu Ausgaben benötigt.

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komplex und umständlich, so- ner generierten fdf-Datei kann man damit ebenso dass Pandoc nicht für jeden ein PDF-Formular automatisiert ausfüllen und an- geeignet ist. bieten.

Als Alternative zur Wand- Von 12 bis 14 Uhr war dann Mittagspause, in wel- lung von PDF nach HTML cher sich kleine Grüppchen bildeten, die in der wurde aus dem Zuschauer- Zürpicher Straße eines der zahlreichen Restau- raum noch pdf2htmlEX [10] rants und Cafés aufsuchten. erwähnt, welches PDF- Dokumente dank CSS [11] ConTEXt Quickie: Tabellen eins zu eins in HTML darstel- Den Nachmittag leitete Leo Arnold mit russischen len kann. Tabellen ein. Glücklicherweise war der Inhalt der Tabellen nicht von Relevanz, um die Beispiele zu PDF-Formulare ausfüllen verstehen. mit iText & Co. Marcus Bitzl von der TU Mün- Nach einer kurzen Einführung in ConTEXt [15] chen zeigte anhand eines stellte er die Tabellenumgebungen Tabulate, Anmeldeformular, wie man bTABLE und tables vor. Alle Umgebungen waren mithilfe der Open-Source- mehr oder weniger vergleichbar mit ihren LATEX- Bibliothek iText [12] PDF- Pendants, konnten an anderer Stelle wiederum Blandyna Bogdol erklärt den Einsatz von Pandoc. Formulare ausfüllen kann. Die etwas mehr. erste Idee, dass die Daten ein- Neben der Erklärung der Installation und Stan- gesammelt und mit LATEX in CTAN mit Geschichte dardverwendung zeigte die Referentin am Bei- ein fertiges PDF-Dokument gewandelt werden, Unter dem Titel „CTAN mit Geschichte“ hätte man spiel von DocBook [8] (siehe auch „Einführung in wurde aufgrund von Zeitproblemen verworfen. eine historische Ausarbeitung von CTAN (Com- Docbook“ freiesMagazin 03/2013 [9] auch, wie Stattdessen wurde mittels des Paketes hyperref prehensive TEX Archive Network [16]) erwarten sie den Text nach LATEX umwandelt. Pandoc ist in LATEX ein PDF-Formular erstellt. Dieses Formu- können, die Patrick Gundlach aber nicht gab. Er dabei sehr hilfreich und mächtig, ist aber eher für lar wird dann von der Webanwendung, die zum erklärte zwar kurz die Bedeutung und den Inhalt einfachere und nicht allzu komplexe Dokumente Beispiel in Java geschrieben sein kann, mittels der Plattform, zeigte in seinem Projekt dann aber geeignet. Die Textmenge ist zwar egal, aber zu iText ausgefüllt und zum Download bereitgestellt. ein CTAN-Archiv mit Versionierung. komplexe LATEX-Konstrukte können Probleme be- reiten. Durch verschiedene Vorlagen kann man Als Alternative zu iText wurde noch pdftk [13] ge- Der Hintergrund des Vortrags war die Problem- die Wandlungsroutine entsprechend beeinflussen. nannt (siehe auch „Kurztipp: Bastelstunde mit stellung, dass man für einige TEX-Projekte ganz Die Anpassung der Vorlagen ist aber noch recht Pdftk“, freiesMagazin 03/2009 [14]). Mithilfe ei- oft bestimmte Pakete in speziellen Versionen

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Trier. Mittels spezieller Textanalyse-Methoden, die auch in den Literaturwissenschaften herangezo- gen werden, untersuchte er in seiner Diplomarbeit den Quelltext von TEX.

Der von Donald Knuth entwickelte Code hat die Besonderheit, dass nur Knuth selbst daran ar- beitete. So konnte man mithilfe von Changelogs und Knuths Entwicklertagebuch die Evolution des Quellcodes von den TEX-Anfängen 1977, als noch in SAIL programmiert wurde, bis zu TEX82, der ersten in WEB geschriebenen Version, grafisch darstellen.

Sehr interessant an dem Vortrag waren die Pu- blikumsbeiträge von „Zeitzeugen“, das heißt von DANTE-Mitgliedern, die bereits in den ersten Jah- ren der TEX-Entwicklung dabei waren.

Wortlisten: Voraussetzung für gute Trennmus- ter Tobias Wendorff von der TU Dortmund wandel- te dann auch etwas abseits der normalen TEX- Themen und stellte seine Arbeit und die Probleme Leo Arnold zeigt Tabellen in ConTEXt. in der Trennmustermannschaft [17] unter Trainer Herbert Voß vor. Die Gruppe kümmert sich dar- benötigt. Wenn diese nicht zufällig aufgehoben Ein ähnliches Projekt gab es schon von Mar- um, dass TEX im Falle eines Falles Wörter korrekt wurden oder auf einer der TEX-Collection-DVDs tin Scharrer, der unter ctanhg.scharrer-online.de trennt und nicht unsinnige Trennungen wie „bein- vorliegen, hat man gegebenenfalls mit der Über- CTAN mit Mercurial verbandelte. haltet“ statt „be-inhaltet“ benutzt. setzung seines Dokuments ein Problem. Unter ctanmirror.speedata.de stellte Patrick Gundlach Eine historisch-kritische Betrachtung des Seine Tätigkeit in der Gruppe nahm er haupt- daher ein Archiv zur Verfügung, über welches Quelltextes von TEX sächlich auf, weil er sich für seine Arbeit als Geo- man zu jedem Datum die richtige Paketversion Einen von den restlichen Themen abweichenden graphiestudent über die (verkürzte) Darstellung erhalten kann. Vortrag präsentierte Sven Oos von der Universität von Straßennamen auf Karten Gedanken machte.

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Hier musste er einerseits einen Verkürzungsal- ob man das Problem der Mitarbeit lösen kann, sehr zu Gute. Nach einigen Bieren und deftigem gorithmus erfinden und zum anderen auch einen indem man diese einfacher und offener macht. Essen wie Haxe und Spanferkel, löste sich die guten Trennalgorithmus, um überlange Namen Eine zweite Idee ist es, mit anderen Projekten Gruppe daher aus akustischen Gründen relativ darstellen zu können. wie „hunspell“ zusammenzuarbeiten, die eigene früh gegen 21 Uhr schon auf. Trennlisten pflegen. Da sehr wenig Rückfluss aus der TEX-Community Die „Jungspunde“ der Tagung störte das natürlich selbst zu den Trennlisten kommt, wird überlegt, TEXStudio Live weniger – die suchten sich ein neues Lokal. So Im letzten, sehr praxisbezogenen Vortrag zeig- genoss eine kleine Gruppe noch gemeinsam bis te Tim Hoffmann, einer der Entwickler von TEXStudio [18], den Editor in einer Live- Demonstration. Der Grund für die Entwicklung war der hemmende Arbeitsfluss in LATEX zwischen Schreiben des Textes, Übersetzen auf der Konso- le und Anschauen in einem PDF-Betrachter.

TEXStudio fasst diese drei Eigenschaften zusam- men und bietet noch zahlreiche andere Funktio- nen. Am beeindruckendsten war sicherlich die Live-Vorschau von geschriebenen Formeln oder auch von Bildern, die ohne separate Übersetzung des Dokuments eingeblendet wurden. Zusätzlich zeigt der Editor sofort eventuelle Fehler wie unbe- kannte Befehle oder falsch geschriebene Pakete an. Ebenso gibt es eine Anbindung an diverse Literaturverwaltungen.

Abendveranstaltung Mit etwas Überzug schloss Martin Sievers die DANTE-Tagung um 18 Uhr. Die meisten Teilneh- mer machten sich dann auch sogleich auf den Weg zum Abendtreff im „Gaffel am Dom“, in dem sich ein Großteil gegen 19 Uhr einfinden wollte. DANTE-Vorstandsvorsitzender Martin Sievers Auch wenn die Aufmachung der Lokalität sehr beendet den Tag mit einem Lachen. kölsch war, kam das den Tischgesprächen nicht Der Kölner Dom.

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23 Uhr auf dem beheizten Vorplatz eines Lokals Aber das ist nicht weiter schlimm! Wie auch bei [6] http://johnmacfarlane.net/pandoc einige Cocktails, Kölsch und Tee. anderen Veranstaltungen, bei der sich eine Com- [7] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- munity trifft, geht es irgendwann einmal nicht mehr 2013-06 Touristisches Programm am Sonntag um die Vorträge oder Mitgliederversammlungen. [8] http://www.docbook.org/ Am Sonntag fand unter der Leitung von Dorothea Viel wichtiger sind die Menschen und die Pfle- [9] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- Wand eine Stadtführung durch Köln statt. Alle Teil- ge von Beziehungen. Die DANTE-Tagung bietet 2013-03 nehmer schafften es (fast) pünktlich bis 10 Uhr die Möglichkeit, dass man die Gesichter hinter [10] http://coolwanglu.github.io/pdf2htmlEX/ zum Kölner Dom und schauten sich neben der Beiträgen aus der TEXnischen Komödie [20] oder [11] https://de.wikipedia.org/wiki/Cascading_ historischen Stadtmauer Bauwerke mit Einflüssen den Helfern auf der Mailingliste und TEX Stack Style_Sheets aus der Romanik, Gotik und dem Barock an. Exchange [21] kennenlernt. Jeder ist willkommen [12] http://itextpdf.com/ und wird normalerweise auch recht schnell in die [13] http://www.pdflabs.com/tools/pdftk-the-pdf- Leider war es stellenweise etwas windig und kalt Gruppe integriert. Oft schließen sich auch Freund- toolkit/ und zwei Straßenmusikanten gaben ihr Bestes, schaften, die über die Tagung hinaus erhalten blei- [14] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- sich gegenseitig zu übertönen, was beim akusti- ben – schließlich haben die meisten von uns auch 2009-03 schen Verständnis der touristischen Führerin nicht noch ein Leben neben TEX. [15] http://wiki.contextgarden.net/ gerade half. Dennoch hat die Stadtführung Spaß [16] http://www.ctan.org/ gemacht und viel Wissenswertes über Köln bei Insofern war es eine sehr gelungene Veranstal- [17] http://projekte.dante.de/Trennmuster allen Beteiligten hinterlassen. tung, die Dank Uwe Ziegenhagen ohne Schwie- [18] http://texstudio.sourceforge.net/ rigkeiten über die Bühne ging. Interessante Vor- [19] http://www.dante.de/events/Herbst2013/ Gegen 12 Uhr löste sich die Gruppe dann auf. träge und wie geschrieben vor allem sehr net- Programm.html Einige Teilnehmer mussten ihre Züge erreichen, te Menschen machen die DANTE-Tagung zu ei- [20] http://www.dante.de/DTK.html andere suchten sich vor der Heimfahrt noch etwas nem Pflichtprogramm, das man als Community- [21] http://tex.stackexchange.com/ Leckeres zu essen und eine dritte Gruppe genos- Mitglied beziehungsweise als TEX-Nutzer mitneh- sen noch etwas die verschiedenen touristischen men sollte. Die Freude auf Heidelberg 2014 ist Angebote in Köln. aus dem Grund umso größer. Autoreninformation

Abschließende Bemerkungen LINKS Dominik Wagenführ (Webseite) ist Das Vortragsprogramm war auch in diesem [1] http://www.dante.de/ seit einigen Jahren DANTE-Mitglied Jahr [19] wieder breit gestreut, sodass für jeden [2] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- und nutzt LATEX fast täglich für seine etwas Interessantes dabei war. Die behandelten 2013-04 Arbeit bei freiesMagazin. Lösungen bezogen sich aber sehr oft auf ein so [3] http://www.kristallographie.uni-koeln.de/ spezielles Problem, dass nur in wenigen Fällen [4] http://www.dante.de/events/Herbst2013.html jemand anderes direkt etwas davon mitnehmen [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Einheitlicher_ konnte. Euro-Zahlungsverkehrsraum Diesen Artikel kommentieren

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Rezension: Technisches Schreiben von Dominik Wagenführ

iele Menschen müssen heutzutage schafft dies mehr oder weniger gut. Wirft man dern auch freie Alternativen wie Libre Office oder für ihre Arbeit oder ihr Hobby Do- einen Blick in das erste Kapitel, sieht man, dass OpenOffice. Selbst LATEX findet Erwähnung, wird V kumente schreiben. Bei der Arbeit sehr viel Wert auf die Einhaltung von Normen (so- es doch sehr häufig an Universitäten in den natur- im Software-Bereich betrifft das Designdo- wohl DIN als auch ISO) gelegt wird. Die Zielgrup- wissenschaftlichen Fächern eingesetzt. kumente und Schnittstellenbeschreibungen pe, für die diese Normen eine Bedeutung haben (APIs), im Hardware-Bereich betrifft es eher ist aber, im Vergleich zu der gesamten schreiben- Neben dem Standard-Schreibwerkzeug wird auf Schaltbilder oder Pin-Belegungen. In beiden den Zunft, eher klein. Manche Leser könnten sich viele kleine technische Details eingegangen: Wie Fällen sind die Schreiber oft nicht extra dafür davon sogar abgeschreckt fühlen. wichtig sind Format-Vorlagen (Antwort: Sehr wich- ausgebildet worden. Das Buch „Technisches tig!), welche Schriften sind passend und wie ge- Schreiben“ soll dabei helfen, bessere Doku- Ignoriert man die Norm-Hinweise aber einfach staltet man die einzelnen Seitenelemente. Leider mente zu verfassen. oder sieht sie nur als nettes Beiwerk an, gibt wird hierbei sehr wenig auf Online-Medien einge- es zahlreiche Kapitel, die für jeden Dokumenten- gangen. So gibt es zahlreiche Formatierungshin- Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem Carl Schreiber hilfreich sein können. Sei es zum Bei- weise für Kopf- und Fußzeilen, Seitenränder etc., Hanser Verlag für die Bereitstellung eines Rezen- spiel bei einem Artikel für ein Magazin (wie die- die es in einem Wiki oder einem Blog in der Art sionsexemplares. sem hier), einer Anleitung in einem Wiki, einem nicht gibt. Hier hätte man sich vielleicht doch noch Blogbeitrag oder bei einer API-Beschreibung für einen kleinen Exkurs in die digitale Welt erhofft, Für wen ist das Buch gedacht? ein großes Software-Projekt – den einen oder an- der auf die Eigenheiten beim Online-Schreiben Wie in der Einleitung geschrieben gibt es sowohl deren Tipp kann man immer mitnehmen. eingeht. bei der täglichen Arbeit als auch in freiwilligen Projekten viel zu dokumentieren. Kaum jemand Die Zielgruppe streut sich daher sehr breit. Eini- Das dritte Kapitel behandelt den wichtigen Punkt hat die Kunst des Schreibens erlernt; die meisten ge Kapitel betreffen nur eine eingeschränkte Ziel- der Planung. Denn oft führt wildes Drauflosschrei- tun sich mehr oder weniger schwer damit. Einige gruppe, die an Universitäten oder Behörden be- ben nicht zu einem gut strukturierten Text, um verzweifeln bereits an einer kurzen Zusammenfas- schäftigt ist. Andere Kapitel wiederum können für den es dann auch in Kapitel 4 geht. Aber auch sung oder an einer einfachen Inhaltsbeschreibung jeden hilfreiche Hinweise zum besseren Schrei- hier werden mehr die kleineren technischen De- zu einem Thema. Andere haben mit der Anein- ben liefern. tails behandelt, die im wissenschaftlichen Bereich anderreihung von Wörtern keine Probleme, ver- sicherlich eher gefragt sind als im normalen Be- stricken sich dafür aber in Wiederholungen und Was steht drin? rufsalltag oder für ein Hobby-Projekt. verlieren der roten Faden sehr schnell. Nach der Einleitung weist der Autor zunächst in Kapitel 2 auf die verschiedenen Dokumentations- Am interessantesten und für eine sehr große Ziel- Das Buch „Technisches Schreiben“ von Christoph werkzeuge hin. Sehr schön ist, dass nicht nur – gruppe am geeignetsten sind die Kapitel 5 bis Prevezanos versucht dabei allen Menschen zu wie bei einigen anderen Büchern – der Quasi- 7. Kapitel 5 befasst sich sehr ausführlich mit Zi- dieser breiten Fähigkeitenspanne zu helfen – und Standard Microsoft Office vorgestellt wird, son- taten. Nach den letztjährigen Problemen einiger

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Politiker, eine ordentlich zitierte Quelle anzuge- einsetzen, wie es das Zielpublikum auch verarbei- len Tätigkeitsfeldern eher weniger. Wer Dokumen- ben, sollte man das Thema nicht unterschätzen. ten kann. So deuten viele Fachbegriffe vielleicht te nur „nebenbei“ schreibt (sei es im Berufsalltag Aber selbst für den normalen Alltag sind Zitate auch darauf hin, dass man die Materie verstan- oder im Privatleben), den wird selten interessie- oder zumindest Quellnachweise nahezu unerläss- den hat, aber ob man sie ebenso einem Laien ren, welche Normen man für Ränder oder Kopf- lich. Dank dem neuen Leistungsschutzrecht [1] vermitteln kann, ist eine andere Frage. Anglizis- und Fußzeile einhalten muss. Diese Abschnitte und zahlreichen Abmahnanwälten sollte man sich men werden auch behandelt, ebenso wie „falsche oder Kapitel habe ich daher auch sehr schnell auch als Blogger über die aktuelle Rechtslage in- Freunde“, d. h. englische Wörter, die ähnlich zu überlesen. formieren. Und der neue Kollege wird es einem einem deutschen Wort klingen, aber etwas ganz danken, wenn er das Dokument, auf das man ver- anderes bedeuten (so wie „gift“ oder „handy”). Anders ist es bei den inhaltlichen Themen. Wie weist, auch wirklich sofort findet und nicht erst baut sich ein Dokument, ein Kapitel, ein Absatz ewig suchen muss. Im vorletzten inhaltlichen Kapitel geht es um den oder ein Satz auf? Welche Wortwahl ist geeignet Einsatz von Bildern und Tabellen. Hier wird auch und welche weniger? Und wie zitiert man richtig? Der kleine Abstecher in Sachen Interpunktion am erklärt, wie man fremde Bilder korrekt wiedergibt – Dies sind wichtige Hinweise, die man im Buch Ende von Kapitel 5 ist ebenfalls sehr praktisch etwas, was im Fazit noch eine Rolle spielen wird. finden kann. und lehrreich. Von „korrekten“ und "inkorrekten" Anführungszeichen bis hin zur richtigen Benut- Das vorletzte Kapitel behandelt dann noch Ver- Der größte Kritikpunkt geht an das Kapitel zu der zung von Binde- und Gedankenstrichen – alles ist zeichnisse jeglicher Art und den Abschluss bieten Verwendung von Bildern. Der Autor hält sich hier dabei. die etwas trockenen Normen. nämlich nicht an seine eigenen Hinweise. So wird in Kapitel 8 auf Seite 157/158 extra auf Creative- Kapitel 6 umfasst den mit am wichtigsten, aber Ist das Buch zu empfehlen? Commons-Lizenzen hingewiesen. Auf Seite 10 auch schwierigsten Teil eines Dokuments, näm- Die Frage nach einer Empfehlung ist schwer zu wird aber ein Bild von Libre Office der Document lich Sprache und Ausdruck. Beides ist etwas, was beantworten. Insgesamt lesen sich die ersten Ka- Foundation benutzt, dessen Bilder [2] aber in der man nur mit viel Geduld, aber vor allem viel Praxis pitel etwas schwerer, da sie von der Thematik her Regel unter einer CC-Lizenz stehen, die nicht mit lernen kann. Konkret lernt man gutes Schreiben auch etwas trockener sind. Wer beschäftigt sich angegeben ist. Hier wird also vermutlich gegen nicht durch das Lesen von Büchern. Neben den schon gerne mit Anhängen, Fußnoten oder dem eine Lizenz verstoßen. Grundlagen zur richtigen Wortwahl und gutem Inhaltsverzeichnis? Nutzt man diese nicht ganz Satzbau wird auch auf die Ansprache der Leser korrekt, macht das in der Regel einen guten Text Daneben wird auf Seite 14 ein Bild von Adobe Fra- und die Geschlechterfrage eingegangen. In bei- nicht wesentlich schlechter, auch wenn er formal meMaker aus der Wikipedia verwendet [3]. Die den Punkten gibt es zahlreiche und verschiedene nicht ganz korrekt ist. Quelle wird korrekt angegeben, das Bild wird bei Meinungen, sodass man die des Autors teilen Wikipedia aber als „non free“ markiert. Im ameri- kann, aber nicht muss. Das ist auch etwas, worauf Christoph Prevezanos kanischen Raum fällt die Verwendung im privaten sehr oft pocht: die Einhaltung von Formen und Bereich sicherlich unter Fair Use, in den deut- Ebenfalls interessant ist das siebte Kapitel zu Normen. Offen gestanden benötigt man das au- schen Gerichtssälen gab es dazu noch kein Urteil, Fremd- und Modewörtern. Diese sollte man nur so ßer in einigen akademischen Berufen und speziel- was die Verwendung von Screenshots mit recht-

© freiesMagazin CC-BY-SA 3.0 Ausgabe 12/2013 45 REZENSION licher geschützter Software angeht. Dennoch ist „Wie nennt man die „Fußnoten“, die nicht am un- [2] https://www.libreoffice.org/features/writer/ die Verwendung zumindest etwas wackelig. teren Rand, sondern erst am Ende des Kapitels screenshot-of-writer-the-libreoffice-word- oder des Buches gesetzt werden?“ processor/ Etwas unverständlich ist auch der erste Satz in [3] http://en.wikipedia.org/wiki/File:FrameMaker_ Kapitel 8.5: „Es gibt keine Bildzitate!“ Sicherlich Die Antwort kann bis zum 8. Dezember 2013, 9.0_WindowsVista_screencap.png darf man der Wikipedia nicht alles glauben, aber 23:59 Uhr über die Kommentarfunktion oder per [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Bildzitat es gibt sogar einen extra Artikel zu dem Thema [4]. E-Mail an [email protected] geschickt [5] http://www.hanser-fachbuch.de/buch/ Selbst das Landgericht Berlin hat hierzu ein Ur- werden. Die Kommentare werden bis zum Ende Technisches+Schreiben/9783446437210 teil erlassen, was das Zitieren von Bildern angeht. der Verlosung nicht freigeschaltet. Das Buch wird Insofern sind die Aussagen des Autors nicht ver- unter allen Einsendern, die die Frage richtig be- ständlich. antworten konnten, verlost. Autoreninformation

Sieht man über diese kleineren Probleme hinweg, Buchinformationen Dominik Wagenführ (Webseite) enthält das Buch vor allem in den mittleren drei Titel Technisches Schreiben [5] schreibt sowohl für freiesMagazin Kapiteln einige interessante und hilfreiche Infor- Autor Christoph Prevezanos als auch für seinen Blog zahlreiche mationen. Ob es dabei hilft, ein besserer Autor zu Verlag Carl Hanser Verlag, 2013 Artikel. Ebenso muss er beruflich werden, muss aber wahrscheinlich jeder für sich Umfang 231 Seiten fast täglich technische Dokumente selbst beantworten. ISBN 978-3-446-43721-0 verfassen und bewerten, weswegen Preis 19,99 Euro er sich für dieses Buch interessierte. Redaktioneller Hinweis: Da es schade wäre, wenn das Buch bei Dominik Wagenführ im Regal LINKS verstaubt, wird es verlost. Dazu ist folgende Frage [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Leistungsschutz- zu beantworten: recht_für_Presseverleger Diesen Artikel kommentieren

“Sex Dice” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/708/

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Rezension: Linux Hochverfügbarkeit – Einsatzszenarien und Praxislösungen von Michael Niedermair

as Buch „Linux Hochverfügbarkeit“ Das erste Kapitel (zwölf Seiten) stellt das Ein- sche Anwenden der verschiedenen Tools für das zeigt an konkreten Praxisbeispielen führungskapitel dar und behandelt grundsätzliche Erstellen, Testen und so weiter rundet das Kapitel D und Einsatzszenarien, wie man mit Fragen zu Redundanz, Parallelität etc. ab. Linux Hochverfügbarkeit (engl. High Availabi- lity, kurz HA) in seinem Netzwerk erreicht. Sei Teil I des Buches hat das Thema „Hochverfügbar- In Kapitel 5 (24 Seiten) wird beschrieben, wie es vom kleinen System bis hin zum Datacen- keit (HA) auf der Server-Ebene“ und umfasst fünf man mit LVM (Logical Volume Manager) Storages ter. Gegenüber der ersten Auflage hat sich Kapitel. virtualisiert, d. h. anlegt, Snapshots erzeugt und der Umfang fast verdoppelt. spiegelt. Das zweite Kapitel (34 Seiten) zeigt, was man Der Autor Oliver Liebel ist Diplom-Ingenieur im bei der lokalen Verfügbarkeit alles machen kann. Kapitel 6 (25 Seiten) hat das Dateisystem BTRFS Bereich Elektrotechnik und LPI-zertifizierter Linux- Dies fängt bei der Überlegung an, welche Kom- (B-tree FS; alternativ „Butter FS“ oder „Better FS“) Experte. Er ist als Administrator, Berater und IT- ponenten eines Servers redundant sein und wel- und dessen Einsatz als Schwerpunkt. Trainer seit vielen Jahren tätig. Nachdem die ers- che Komponenten überwacht werden müssen, te Auflage schon sehr gute Kritiken erfahren hat, beispielsweise die Temperatur der CPU, die Lüf- Teil II des Buches fasst die zehn Kapitel zu sind natürlich die Erwartungen an die zweite Auf- ter etc. Danach geht es um die CPU, Control Hochverfügbarkeits-Cluster zusammen. lage sehr hoch. Die nächsten Zeilen verraten, ob Groups und die Einstellungen der CPU, beispiels- die zweite Auflage diesen Erwartungen gerecht weise über cpuset. Abgeschlossen wird das Kapi- Das Kapitel 7 (elf Seiten) stellt Vorüberlegungen wird. tel mit dem Thema Bonding, d. h. die Zusammen- zu HA-Clustern an, erläutert die verschiedenen schaltung mehrerer Netzwerkkarten zu einem lo- Clustertypen etc. Redaktioneller Hinweis: Wir danken Galileo gischen Device. Computing für die Bereitstellung eines Rezen- In Kapitel 8 (neun Seiten) werden dann die „Ba- sionsexemplares. In Kapitel 3 (16 Seiten) wird das lokale Storage sics“ vermittelt, wie Ressourcen, Agenten, die behandelt. Es beginnt mit den Architekturen wie technischen Schichten von Heartbeat bzw. Co- Was steht drin? SCSI/SAS bzw. SATA, gefolgt vom Einsatz von rosync und Pacemaker. Nachfolgend wird dann Das Buch ist in vier Teile mit insgesamt 27 Ka- SSDs. Im Anschluss folgt die Disk-Überwachung die Clustersoftware in Kapitel 9 (16 Seiten) be- piteln unterteilt. Es beginnt mit dem Vorwort und mit SMART. schrieben. dem Einführungskapitel „Mission Critical – aus- fallsichere Server“ und endet mit dem Anhang, In Kapitel 4 (70 Seiten) werden Festplatten mit- Kapitel 10 (neun Seiten) hat das Thema „NTPD welcher Beispieldateien, Paketlisten, Manpages tels RAID zu einem logischen Device verbunden, – The Time Machine“ und beschäftigt sich mit und das Stichwortverzeichnis enthält. Der Schwer- wobei die verschiedenen Level erläutert werden. der Zeitsynchronisation. Danach geht es in Ka- punkt liegt dabei deutlich auf HA-Cluster/HA- Dabei werden auch die Unterschiede zwischen pitel 11 (26 Seiten) um das Setup der Cluster- Storage-Cluster. Hard- und Software-RAID dargestellt. Das prakti- Kommunikation mit Corosync und Heartbeat.

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Das Kapitel 12 (34 Seiten) widmet sich Pacema- Kapitel 18 (sieben Seiten) zeigt die Möglichkeiten In Kapitel 27 (16 Seiten) werden das Backup und ker, einem Programm für die Ressourcenverwal- der Beta/Pre-Release-Version DRBD 9.x. das Disaster Recovery behandelt. tung. Den Start macht der Cluster-Monitor, gefolgt von der crm-Shell, deren Konfiguration und Bedie- In Kapitel 19 (fünf Seiten) geht es um gerechte Im Anhang (40 Seiten) finden sich die Beispielda- nung. Verteilung mit GlusterFS und Ceph, wobei hier teien, die Paketlisten und so manche Manpage. nur sehr kurz die beiden Varianten überschaubar Kapitel 13 (52 Seiten) steht unter dem Thema dargestellt werden. In Kapitel 20 (67 Seiten) geht Am Ende folgt das Stichwortverzeichnis mit insge- „Management von Cluster-Ressourcen“ und be- es dann in der Tiefe um das Dateisystem Ceph, samt 18 Seiten. schreibt beispielsweise die Verwaltung und Inte- in Kapitel 21 (zwölf Seiten) um das Dateisystem gration von Ressourcen, Migration, Rechteverwal- GlusterFS. Wie liest es sich? tung usw. Das Buch ist für den Linux-Profi geschrieben, der Das Thema „Cluster für Datacenter“ ist Thema sich praxisnah in Hochverfügbarkeit einarbeiten Cluster-Beispiele, wie sie in der Praxis vorkom- des Kapitels 22 (16 Seiten). Es behandelt die oder hier sein Wissen vertiefen will. Sehr gute men, werden in Kapitel 14 (69 Seiten) behandelt. Vorbetrachtungen, das Setup und das Feintuning, Kenntnisse über Linux sind Voraussetzung. Für Danach folgen Kapitel 15 (neun Seiten) und Ka- gefolgt von Geo-Replication etc. und einem ab- den Anfänger ist das Buch nicht geeignet. pitel 16 (sechs Seiten), die kurz das Arbeiten mit schließenden Fazit. Pacemaker 1.1.8, Corosync 2.x und pcs behan- Das Buch liest sich sehr gut. Fast jedes Kapi- deln und wie man einen eigenen OCF-Resource- In Kapitel 23 (14 Seiten) geht es um iSCSI im tel wird mit einem netten, teilweise humorvollen, Agenten (Open Cluster Framework) erstellt. Cluster, d. h. die Nutzung des SCSI-Protokolls amüsanten Einstieg eingeleitet, was dazu beiträgt, über TCP. dass man trotz des komplexen, anspruchsvollen Teil III des Buches fast sieben Kapitel zu hochver- Themas das Buch nicht beiseite legt, auch wenn fügbaren Storage-Clustern zusammen. Der letzte Teil IV fast vier Kapitel zu Debugging es doch einen stattlichen Umfang von über 800 im Cluster zusammen. Seiten hat, der so manchen doch abschrecken In dem umfangreichsten Kapitel 17 (106 Seiten) könnte. Der Aufbau der Kapitel ist fast immer geht es um ausfallsichere Shared-Nothing-Cluster Kapitel 24 (21 Seiten) hat das Thema „Node- gleich: Einstieg, Einführung in das Thema und mithilfe von DRBD (Distributed Replicated Block- Fencing mit STONITH“ und beschäftigt sich mit theoretische Vorbetrachtungen und dann die kon- device). Es beginnt mit den Vorbereitungen, der der Konsistenz-Sicherheit im Cluster, gefolgt von kreten Praxisbeispiele mit Beispieldateien. Ein Fa- Diskussion „Wozu und wozu nicht?“, der Funk- Kapitel 25 (sieben Seiten) mit dem eigentlichen zit mit einer kritischen Betrachtung schließt meist tionalität und behandelt anschließend das Setup. Debuggen. das Kapitel ab. Es werden viele Möglichkeiten besprochen, wie beispielsweise DRBD-Master/Slave im S3/LDAP- Das Kapitel 26 (56 Seiten) beschäftigt sich dann Die Beispiele bzw. Kommandos lassen sich gut Cluster, Schnappschüsse, Clonen, Master/Slave mit der Virtualisierung im Cluster und stellt zu An- nachvollziehen. Man kann der Beschreibung gut mit NFS beziehungsweise OCFS2 und noch vie- fang erstmals die Konzepte vor, gefolgt von Xen folgen und auch der schon erfahrene Leser findet les mehr. und KVM. das eine oder andere interessante Kapitel.

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Man darf aber nicht den Zeitaufwand unterschät- Insgesamt betrachtet muss man die zweite Aufla- Buchinformationen zen, vom Lesen des Buches beziehungsweise der ge als sehr gut bewerten und die anfangs gesetz- Titel Linux Hochverfügbarkeit [1] einzelnen Kapitel bis zum Ausprobieren direkt am ten Erwartungen wurden voll erfüllt – ein „Stern- Autor Oliver Liebel Rechner. chen“ zum „Sehr gut“ kann hier ohne Bedenken Verlag Galileo Computing, 2013 erteilt werden. Umfang 848 Seiten Kritik ISBN 978-3-8362-2542-7 Das Buch ist für Linux-Profis geschrieben und Das Buch kann als umfassender Leitfaden und als Preis 49,90 C (Druck), 44,90 C (Online), 59,90 C für diese auch sehr gut geeignet. Man merkt Referenzwerk für HA-Clustering und HA-Storage- (Buch und Online) deutlich, dass der Autor viel Erfahrung und Wis- Clustering unter Linux genannt werden und wird sen zu diesem Thema hat und stets vermittelt er, einen dauerhaften Platz neben meinem Schreib- LINKS dass er weiß, wovon er schreibt. Besonders muss tisch finden. [1] http://www.galileocomputing.de/katalog/ man hier die vielen Praxisbeispiele hervorheben, buecher/titel/gp/titelID-3420 die das Buch von Anfang bis Ende durchziehen Redaktioneller Hinweis: Galileo Computing war und spannend, interessant und sehr hilfreich sind. so freundlich und hat ein zweites Exemplar des Konzepte und Tools, die sich nicht bewährt ha- Buches zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Da- Autoreninformation ben, werden vom Autor konsequent dargestellt zu ist folgende Frage zu beantworten: und genannt. Michael Niedermair ist Lehrer an der „Wofür steht die Abkürzung HA?“ Münchener IT-Schule und Koordina- Das Stichwortverzeichnis ist für den Buchumfang tor für den Bereich Programmierung sehr gut und man findet die entsprechenden Stel- Die Antwort kann bis zum 8. Dezember 2013, und Anwendungsentwicklung und len schnell. Das Buch hat in der zweiten Auflage 23:59 Uhr über die Kommentarfunktion oder per unterrichtet seit 2005 Linux. ein Hardcover, mit Daumenkino für die Kapitel E-Mail an [email protected] geschickt und zusätzlichem Bändchen als Einlage. werden. Die Kommentare werden bis zum Ende der Verlosung nicht freigeschaltet. Das Buch wird Das Preis-Leistungs-Verhältnis (Buch, Umfang unter allen Einsendern, die die Frage richtig be- Diesen Artikel kommentieren und Preis) ist gut und wirkt nicht überteuert. antworten konnten, verlost.

“Frogger” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/772/

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Veranstaltungskalender

Messen Veranstaltung Ort Datum Eintritt Link Chaos Communication Congress Hamburg 27.12.–30.12.2013 80 EUR https://events.ccc.de/congress/2013 Global Game Jam Weltweit 24.01.–26.01.2014 frei http://globalgamejam.org/ FOSDEM Brüssel 01.02.–02.02.2014 – https://fosdem.org/ CeBIT Hannover 10.03.–14.03.2014 60 EUR https://www.cebit.de/ Chemnitzer Linux-Tage Chemnitz 15.03.–16.03.2014 8 EUR http://chemnitzer.linux-tage.de/ FOSSGIS Berlin 19.03.–21.03.2014 – https://www.fossgis.de/konferenz/2014/ Easterhegg Stuttgart 18.04.–21.04.2014 – https://eh14.easterhegg.eu/ (Alle Angaben ohne Gewähr!) Sie kennen eine Linux-Messe, welche noch nicht auf der Liste zu finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu Datum und Ort an . Vorschau freiesMagazin erscheint am ersten Sonntag eines Monats. Die Januar-Ausgabe wird voraussichtlich am 5. Januar u. a. mit folgenden Themen veröffentlicht:

 Rezension: SQLite  Rezension: Eclipse IDE kurz & gut Konventionen

An einigen Stellen benutzen wir Sonderzeichen mit einer bestimmten Bedeutung. Diese sind hier zusammengefasst: $: Shell-Prompt #: Prompt einer Root-Shell – Ubuntu-Nutzer können hier auch einfach in einer normalen Shell ein sudo vor die Befehle setzen. y: Kennzeichnet einen aus satztechnischen Gründen eingefügten Zeilenumbruch, der nicht eingegeben werden soll. ~: Abkürzung für das eigene Benutzerverzeichnis /home/BENUTZERNAME : Kennzeichnet einen Link, der auf eine englischsprachige Seite führt. : Öffnet eine höher aufgelöste Version der Abbildung in einem Browserfenster.

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Impressum ISSN 1867-7991 freiesMagazin erscheint als PDF, EPUB und HTML einmal monatlich. Erscheinungsdatum: 1. Dezember 2013

Kontakt Redaktion E-Mail Matthias Sitte Postanschrift freiesMagazin Dominik Wagenführ (Verantwortlicher Redakteur) c/o Dominik Wagenführ Beethovenstr. 9/1 Satz und Layout 71277 Rutesheim Dominik Frey Moritz Kiefer Webpräsenz http://www.freiesmagazin.de/ Christoph Lehmann

Autoren dieser Ausgabe Korrektur Hans-Joachim Baader S. 4, S. 28 Daniel Braun Frank Brungräber Markus Herrmann S. 14 Vicki Ebeling Stefan Fangmeier Markus Lilienthal S. 14 Mathias Menzer Christian Schnell Martin Manns S. 32 Karsten Schuldt Toni Zimmer Mathias Menzer S. 12 Michael Niedermair S. 47 Veranstaltungen Maria Seliger S. 22 Ronny Fischer Dominik Wagenführ S. 39, S. 44 Logo-Design Arne Weinberg (CC-BY-SA 3.0 Unported)

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