LANIUS-Info-1-2-2006
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LANIUS – Information 15. Jahrgang/Heft 1-2, Juli 2006 LANIUS - Forschungsgemeinschaft für regionale Faunistik und angewandten Naturschutz, A-3500 Krems 2 Inhaltsverzeichnis Liebe Leserschaft! Vorwort (H.-M. Berg) .......................... 2 Viele Monate sind seit dem Erscheinen der Der Böhmische Enzian ( Gentianella bohe- letzten LANIUS-Information vergangen. mica ) (W. Schweighofer)....................... 3 Aber Totgesagte leben länger und nun liegt „noche wassern“ – Flussfest in Zelking (E. Kraus) 4 die neueste Info wieder vor Ihnen. Ich bitte LIFE Natur-Projekt Wachau (H. Seehofer) . 5 die lange Wartezeit großzügig zu aufgeblättert (H.-M. Berg)..................... 6 entschuldigen und hoffe, dass ein Life Natur – ade? (E. Kraus).................. 7 kurzweiliger Inhalt des neuesten Heftes die Das LANIUS-Pachgrundstück in Leserschaft milde stimmt. Zehentegg (W. Schweighofer) .............. 8 Doch leider geben nicht alle Themen Straßendurchstich Weitenegg (G. Floss- Anlass zur Freude. Fangen wir aber mit mann) ................................................... 9 dem Positiven an. Wolfgang Schweighofer LANIUS Intern ................................... 12 berichtet uns von den erfolgreichen LANIUS Extern .................................. 13 Anstrengungen um ein Magerwiesengebiet auf dem Jauerling. Damit verknüpft sind Titelbild: Blick auf die „Panzerbrache“ im auch Bemühungen um den Erhalt des vom GÜPl Völtendorf. Wird sie zum Zankapfel Aussterben bedrohten Böhmischen wirtschaftlicher Interessen oder sollte hier Enzians. Hannes Seehofer zeigt die nicht die Chance auf Umsetzung eines erfolgreichen flussbaulichen Maßnahmen innovativen Projekts zum Erhalt dieses im Rahmen eines LIFE-Projektes in der wertvollen Naturraums genutzt werden? Siehe Wachau auf. Und Erhard Kraus kann über dazu den Beitrag auf S. 14. Foto: T. Denk gelungene und leider noch nicht gelungene Aktivitäten im Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen an den heimischen Flüssen berichten. Andrea Lichtenecker stellt mit dem „Natura Trail“ ein innovatives Projekt am Eingang zur Wachau vor. Schließlich hat die Stadt St. Pölten nicht nur einen Sonderpreis im Rahmen der Kampagne „Natur findet Impressum Stadt“ des NATURSCHUTZBUND gewonnen, Medieninhaber und Herausgeber: LANIUS – sie kann auch einmal mehr auf die Forschungsgemeinschaft für regionale Faunistik und angewandten Naturschutz, erfolgreiche Unterschutzstellung einer A-3500 Krems, Hafnerplatz 12 naturschutzfachlich wertvollen Fläche im Homepage: www.lanius.at Stadtgebiet verweisen. Gratulation! Vorerst wenig erfreulich sind die Redaktion / Layout: Hans-Martin Berg Entwicklungen im Fall „GÜPl Völtendorf“ [email protected] Redaktionsanschrift: c/o Dr. Andreas Wenger und „Strassen-Durchstich Weitenegg“. A- 3500 Krems, Hafnerplatz 12, Letzter Fall wird von Gerhard Flossmann Tel. / Fax: 02732/830 34 sachgerecht diskutiert. Folgerichtig ergänzt Erhard Kraus in seinem Beitrag: „nicht den Ausgabe dieser Nummer: Juli 2006 Kopf hängen lassen …“. Das ist und bleibt Der Jahrgang 14 (2005) der LANIUS-Information ein notwendiges Motto in der endet mit der Nr. 2-3, September 2005. Naturschutzarbeit. Dieser Ausgabe liegt ein Erlagschein zur Und wir alle haben auch noch einen langen Begleichung des LANIUS-Mitgliedsbei- Sommer vor uns, der hoffentlich schöne trages 2006 bei. Wir bitten um Beachtung und erholsame Stunden bringen wird. und entschuldigen uns für die redaktionell Dies wünscht Euch, auch im Namen bedingte verspätete Aussendung! unseres Obmanns Hans-Martin Berg LANIUS-Information 15/1-2, Juli 2006 3 Der Böhmische Enzian ( Gentianella bohemica ) – eine vom Aussterben bedrohte heimische Art Kaum jemand weiß heute, dass auch in der ausgesprochen trockenen Jahren wie 2003 Böhmischen Masse, also im Wald- und nicht erfolgreich keimen kann. Die Blüte Mühlviertel, Enziane wachsen. In den entfällt dann im darauf folgenden Jahr. Marmorzonen des südöstlichen Wald- Dafür haben 2004 wieder viele Samen viertels kommt aber z.B. der Fransen- gekeimt, 2005 gab es nach einem kühlen, enzian ( Gentianopsis ciliata ) lokal recht feuchten Sommer dann eine reiche Blüte. häufig vor, so auch auf unserer LANIUS- Pachtfläche in Zehentegg. Wenn auch manche Biotope in den letzten Der Böhmische Enzian ( Gentianella Jahren scheinbar unverändert blieben, bohemica ) war im Wald- und Mühlviertel lauern dennoch weitere Gefahren für hingegen früher weit verbreitet. Er ist eine unseren Enzian: 2005 wurden zwei von mit dem überwiegend in den Alpen drei mir bekannten Flächen mit Enzian- wachsenden Deutschen Kranzenzian vorkommen zum falschen Zeitpunkt (Gentianella germanica ) nahe verwandte gemäht, nämlich genau während der Blüte. und sehr ähnliche Art, die aber im Den zweijährigen Pflanzen wird es damit Gegensatz zu diesem ausschließlich auf unmöglich gemacht, Samen zu kalkarmen, sauren Böden vorkommt und produzieren, trotz schöner Blüte ist dieser vorzugsweise in Bürstlingsrasen (= Jahrgang für die Samenproduktion ein flächiges Vorkommen des Borstgrases Totalausfall! Mehrere solche Jahre Nardus stricta ) gedeiht. Pater Zermann hintereinander können fatale Folgen für die erwähnt in seiner Melker Flora aus dem zu ganze Population haben. Ende gehenden 19. Jahrhundert noch ein Auf der 3. Fläche wurde hingegen gar häufiges Auftreten dieses Enzians vom nicht gemäht, diese Wiese wird dadurch Jauerling bis zur Donau herab! Heute immer hochgrasiger und dichtwüchsiger, dagegen muss man lange suchen, um die beginnt überhaupt zu verbrachen und zu letzten Populationen der hochgradig verbuschen. Für den konkurrenzschwachen gefährdeten Art zu entdecken. Während Enzian ist das ein Todesurteil – und mit nämlich früher extensiv bewirtschaftete ihm für eine ganze Reihe weiterer Bürstlingsrasen in der Böhmischen Masse gefährdeter Pflanzen- und letztlich auch überall verbreitet waren, sind heute diese Tierarten. Der Böhmische Enzian kann Biotope bis auf ganz wenige Restflächen damit als eine Art „Umbrella-Species“ des aufgeforstet oder landwirtschaftlich Naturschutzes gelten: Schützt man ihn, so intensiviert worden. Das verträgt sich profitiert damit auch eine ganze Reihe leider nicht mit den sehr speziellen weiterer Arten. Ansprüchen des Böhmischen Enzians. Dabei ist er bestens gerüstet, um in seinen Bemerkenswert ist, dass es von dieser kargen Biotopen zu überleben. Eine reiche Gentianella -Art zwei morphologisch Samenproduktion, wobei die einzelnen unterscheidbare Saisonrassen gibt. In Samen mindestens 8 Jahre keimfähig unserem Gebiet schien laut Pater Zermann bleiben sollen, gewährleistet, dass immer eher die insgesamt noch weitaus seltenere wieder Pflanzen zur Blüte gelangen Frühjahrsrasse vorzukommen, die können. Auch wenn es in manchen Jahren gemeinsam mit einigen Orchideen-Arten scheint, die Art sei von einer Fläche ohne bereits im Juni blüht und sich durch sichtbaren Grund verschwunden, wie es schwächeren, säulig-aufrechten Wuchs z.B. im Jahr 2004 überall der Fall war, auszeichnet. Diese Form kann am kann gleich im nächsten Jahr wieder eine Jauerling und zwischen Pöggstall und sehr gute Blüte stattfinden. Der Grund liegt Braunegg gefunden werden. darin, dass die zweijährige Pflanze in LANIUS-Information 15/1-2, Juli 2006 4 An einer Wegböschung bei Seiterndorf „noche wassern“ – Flussfest in Zelking südlich Pöggstall wurde erst im Herbst 2005 die Herbstform erstmals in unserem Unter diesem zweideutigen Titel „noche engeren Gebiet nachgewiesen. Diese wassern“ fand am 25. September 2005 in Pflanzen sind reich verzweigt und mehr Zelking unweit Pöchlarn ein Flussfest statt. kegelförmig. Sie blühen erst im Etwa 700 Personen nutzten das schöne September/Oktober. Fundorte beider Ras- Herbstwetter zu einem Sonntagsausflug an sen liegen auch im Raum Kottes (nach den Melkfluss. Das breite Informations- Mitteilung von DI Karin Böhmer). angebot der Wasserbau- und Naturschutz- abteilung, die gemeinsam mit der Seit Jahren bemüht sich vor allem die ÖNJ Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf diese Art Haslach/OÖ um den Schutz der letzten von flussbezogener Naturerlebnis- Vorkommen des Böhmischen Enzians, veranstaltung erstmals in Niederösterreich denn diese Art ist auch in ihrem durchgeführt haben, konnte sich sehen Hauptverbreitungsgebiet in Tschechien lassen: Besichtigung der alten Getreide- stark zurückgegangen und vom Aussterben mühle in der Diemling, Zillenbootfahrt auf bedroht. Es ist hoch an der Zeit, dass die der Melk, geführte Wanderungen in der letzten Biotope mit Vorkommen von naturnahen Engtalstrecke der Diemling, Gentianella bohemica wirkungsvollen Flusskrebse im Schauaquarium (betreut Schutz erhalten! von Manfred Pöckl & Reinhard Pekny), Infos zur Aufzucht und Pflanzung von Wolfgang Schweighofer Gehölzen (RGV - Regionale Gehölzver- mehrung), Kinder-Holzwerkstätte und natürlich regionale Schmankerln von den Wirten und Bauern aus der Gemeinde. Erfreulicherweise gab es sogar eine LANIUS-Informationsstelle im aufgelas- senen Diemling-Steinbruch, der von den jungen Aktivisten David Paternoster, Georg Fürnweger, Andreas Kraus und Katrin Kraus betreut wurde. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für die Mitarbeit. Wolfgang Schweighofer, Heinz Ziegelwanger und Erhard Kraus konnten mit ihren Führungen etwa 300 Personen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, die Schönheit und die Naturkostbarkeiten des unregulierten Melkflusses in der Diemling nahe bringen. Alles in allem eine gelungene Veran- staltung, die mit ihrem Angebotsmix sehr gut angenommen wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Naturschutz- und die Wasser- bauabteilung diesen erfolgreichen Weg zum Wohle unserer