LANIUS – Information 15. Jahrgang/Heft 1-2, Juli 2006

LANIUS - Forschungsgemeinschaft für regionale Faunistik und angewandten Naturschutz, A-3500 Krems 2

Inhaltsverzeichnis Liebe Leserschaft!

Vorwort (H.-M. Berg) ...... 2 Viele Monate sind seit dem Erscheinen der Der Böhmische Enzian ( Gentianella bohe- letzten LANIUS-Information vergangen. mica ) (W. Schweighofer)...... 3 Aber Totgesagte leben länger und nun liegt „noche wassern“ – Flussfest in Zelking (E. Kraus) 4 die neueste Info wieder vor Ihnen. Ich bitte LIFE Natur-Projekt Wachau (H. Seehofer) . 5 die lange Wartezeit großzügig zu aufgeblättert (H.-M. Berg)...... 6 entschuldigen und hoffe, dass ein Life Natur – ade? (E. Kraus)...... 7 kurzweiliger Inhalt des neuesten Heftes die Das LANIUS-Pachgrundstück in Leserschaft milde stimmt. Zehentegg (W. Schweighofer) ...... 8 Doch leider geben nicht alle Themen Straßendurchstich Weitenegg (G. Floss- Anlass zur Freude. Fangen wir aber mit mann) ...... 9 dem Positiven an. Wolfgang Schweighofer LANIUS Intern ...... 12 berichtet uns von den erfolgreichen LANIUS Extern ...... 13 Anstrengungen um ein Magerwiesengebiet auf dem Jauerling. Damit verknüpft sind Titelbild: Blick auf die „Panzerbrache“ im auch Bemühungen um den Erhalt des vom GÜPl Völtendorf. Wird sie zum Zankapfel Aussterben bedrohten Böhmischen wirtschaftlicher Interessen oder sollte hier Enzians. Hannes Seehofer zeigt die nicht die Chance auf Umsetzung eines erfolgreichen flussbaulichen Maßnahmen innovativen Projekts zum Erhalt dieses im Rahmen eines LIFE-Projektes in der wertvollen Naturraums genutzt werden? Siehe Wachau auf. Und Erhard Kraus kann über dazu den Beitrag auf S. 14. Foto: T. Denk gelungene und leider noch nicht gelungene

Aktivitäten im Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen an den heimischen Flüssen berichten. Andrea Lichtenecker stellt mit dem „Natura Trail“ ein innovatives Projekt am Eingang zur Wachau vor. Schließlich hat die Stadt St. Pölten nicht nur einen Sonderpreis im Rahmen der Kampagne „Natur findet Impressum Stadt“ des NATURSCHUTZBUND gewonnen, Medieninhaber und Herausgeber: LANIUS – sie kann auch einmal mehr auf die Forschungsgemeinschaft für regionale Faunistik und angewandten Naturschutz, erfolgreiche Unterschutzstellung einer A-3500 Krems, Hafnerplatz 12 naturschutzfachlich wertvollen Fläche im Homepage: www.lanius.at Stadtgebiet verweisen. Gratulation! Vorerst wenig erfreulich sind die Redaktion / Layout: Hans-Martin Berg Entwicklungen im Fall „GÜPl Völtendorf“ [email protected] Redaktionsanschrift: c/o Dr. Andreas Wenger und „Strassen-Durchstich Weitenegg“. A- 3500 Krems, Hafnerplatz 12, Letzter Fall wird von Gerhard Flossmann Tel. / Fax: 02732/830 34 sachgerecht diskutiert. Folgerichtig ergänzt Erhard Kraus in seinem Beitrag: „nicht den Ausgabe dieser Nummer: Juli 2006 Kopf hängen lassen …“. Das ist und bleibt Der Jahrgang 14 (2005) der LANIUS-Information ein notwendiges Motto in der endet mit der Nr. 2-3, September 2005. Naturschutzarbeit. Dieser Ausgabe liegt ein Erlagschein zur Und wir alle haben auch noch einen langen Begleichung des LANIUS-Mitgliedsbei- Sommer vor uns, der hoffentlich schöne trages 2006 bei. Wir bitten um Beachtung und erholsame Stunden bringen wird. und entschuldigen uns für die redaktionell Dies wünscht Euch, auch im Namen bedingte verspätete Aussendung! unseres Obmanns Hans-Martin Berg

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Der Böhmische Enzian ( Gentianella bohemica ) – eine vom Aussterben bedrohte heimische Art

Kaum jemand weiß heute, dass auch in der ausgesprochen trockenen Jahren wie 2003 Böhmischen Masse, also im Wald- und nicht erfolgreich keimen kann. Die Blüte Mühlviertel, Enziane wachsen. In den entfällt dann im darauf folgenden Jahr. Marmorzonen des südöstlichen Wald- Dafür haben 2004 wieder viele Samen viertels kommt aber z.B. der Fransen- gekeimt, 2005 gab es nach einem kühlen, enzian ( Gentianopsis ciliata ) lokal recht feuchten Sommer dann eine reiche Blüte. häufig vor, so auch auf unserer LANIUS- Pachtfläche in Zehentegg. Wenn auch manche Biotope in den letzten Der Böhmische Enzian ( Gentianella Jahren scheinbar unverändert blieben, bohemica ) war im Wald- und Mühlviertel lauern dennoch weitere Gefahren für hingegen früher weit verbreitet. Er ist eine unseren Enzian: 2005 wurden zwei von mit dem überwiegend in den Alpen drei mir bekannten Flächen mit Enzian- wachsenden Deutschen Kranzenzian vorkommen zum falschen Zeitpunkt (Gentianella germanica ) nahe verwandte gemäht, nämlich genau während der Blüte. und sehr ähnliche Art, die aber im Den zweijährigen Pflanzen wird es damit Gegensatz zu diesem ausschließlich auf unmöglich gemacht, Samen zu kalkarmen, sauren Böden vorkommt und produzieren, trotz schöner Blüte ist dieser vorzugsweise in Bürstlingsrasen (= Jahrgang für die Samenproduktion ein flächiges Vorkommen des Borstgrases Totalausfall! Mehrere solche Jahre Nardus stricta ) gedeiht. Pater Zermann hintereinander können fatale Folgen für die erwähnt in seiner Melker Flora aus dem zu ganze Population haben. Ende gehenden 19. Jahrhundert noch ein Auf der 3. Fläche wurde hingegen gar häufiges Auftreten dieses Enzians vom nicht gemäht, diese Wiese wird dadurch Jauerling bis zur Donau herab! Heute immer hochgrasiger und dichtwüchsiger, dagegen muss man lange suchen, um die beginnt überhaupt zu verbrachen und zu letzten Populationen der hochgradig verbuschen. Für den konkurrenzschwachen gefährdeten Art zu entdecken. Während Enzian ist das ein Todesurteil – und mit nämlich früher extensiv bewirtschaftete ihm für eine ganze Reihe weiterer Bürstlingsrasen in der Böhmischen Masse gefährdeter Pflanzen- und letztlich auch überall verbreitet waren, sind heute diese Tierarten. Der Böhmische Enzian kann Biotope bis auf ganz wenige Restflächen damit als eine Art „Umbrella-Species“ des aufgeforstet oder landwirtschaftlich Naturschutzes gelten: Schützt man ihn, so intensiviert worden. Das verträgt sich profitiert damit auch eine ganze Reihe leider nicht mit den sehr speziellen weiterer Arten. Ansprüchen des Böhmischen Enzians. Dabei ist er bestens gerüstet, um in seinen Bemerkenswert ist, dass es von dieser kargen Biotopen zu überleben. Eine reiche Gentianella -Art zwei morphologisch Samenproduktion, wobei die einzelnen unterscheidbare Saisonrassen gibt. In Samen mindestens 8 Jahre keimfähig unserem Gebiet schien laut Pater Zermann bleiben sollen, gewährleistet, dass immer eher die insgesamt noch weitaus seltenere wieder Pflanzen zur Blüte gelangen Frühjahrsrasse vorzukommen, die können. Auch wenn es in manchen Jahren gemeinsam mit einigen Orchideen-Arten scheint, die Art sei von einer Fläche ohne bereits im Juni blüht und sich durch sichtbaren Grund verschwunden, wie es schwächeren, säulig-aufrechten Wuchs z.B. im Jahr 2004 überall der Fall war, auszeichnet. Diese Form kann am kann gleich im nächsten Jahr wieder eine Jauerling und zwischen Pöggstall und sehr gute Blüte stattfinden. Der Grund liegt Braunegg gefunden werden. darin, dass die zweijährige Pflanze in

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An einer Wegböschung bei Seiterndorf „noche wassern“ – Flussfest in Zelking südlich Pöggstall wurde erst im Herbst 2005 die Herbstform erstmals in unserem Unter diesem zweideutigen Titel „noche engeren Gebiet nachgewiesen. Diese wassern“ fand am 25. September 2005 in Pflanzen sind reich verzweigt und mehr Zelking unweit Pöchlarn ein Flussfest statt. kegelförmig. Sie blühen erst im Etwa 700 Personen nutzten das schöne September/Oktober. Fundorte beider Ras- Herbstwetter zu einem Sonntagsausflug an sen liegen auch im Raum Kottes (nach den Melkfluss. Das breite Informations- Mitteilung von DI Karin Böhmer). angebot der Wasserbau- und Naturschutz- abteilung, die gemeinsam mit der Seit Jahren bemüht sich vor allem die ÖNJ Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf diese Art Haslach/OÖ um den Schutz der letzten von flussbezogener Naturerlebnis- Vorkommen des Böhmischen Enzians, veranstaltung erstmals in Niederösterreich denn diese Art ist auch in ihrem durchgeführt haben, konnte sich sehen Hauptverbreitungsgebiet in Tschechien lassen: Besichtigung der alten Getreide- stark zurückgegangen und vom Aussterben mühle in der Diemling, Zillenbootfahrt auf bedroht. Es ist hoch an der Zeit, dass die der , geführte Wanderungen in der letzten Biotope mit Vorkommen von naturnahen Engtalstrecke der Diemling, Gentianella bohemica wirkungsvollen Flusskrebse im Schauaquarium (betreut Schutz erhalten! von Manfred Pöckl & Reinhard Pekny), Infos zur Aufzucht und Pflanzung von Wolfgang Schweighofer Gehölzen (RGV - Regionale Gehölzver- mehrung), Kinder-Holzwerkstätte und natürlich regionale Schmankerln von den Wirten und Bauern aus der Gemeinde.

Erfreulicherweise gab es sogar eine LANIUS-Informationsstelle im aufgelas- senen Diemling-Steinbruch, der von den jungen Aktivisten David Paternoster, Georg Fürnweger, Andreas Kraus und Katrin Kraus betreut wurde. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für die Mitarbeit. Wolfgang Schweighofer, Heinz Ziegelwanger und Erhard Kraus konnten mit ihren Führungen etwa 300 Personen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, die Schönheit und die Naturkostbarkeiten des unregulierten Melkflusses in der Diemling nahe bringen. Alles in allem eine gelungene Veran- staltung, die mit ihrem Angebotsmix sehr gut angenommen wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Naturschutz- und die Wasser- bauabteilung diesen erfolgreichen Weg zum Wohle unserer Flüsse und der dort Böhmischer Enzian (Gentianella bohemica). beheimateten bedrohten Tier- und Foto: W. Schweighofe r Pflanzenwelt engagiert fortsetzen.

Dr. Erhard Kraus

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LIFE Natur-Projekt Wachau – Gewässervernetzung Rossatz-Rührsdorf

Die kleine Einströmöffnung bei St. Lorenz Das größte Vorhaben von hat die Baufirma bisher nur provisorisch „LIFE Natur Wachau“ ist das geöffnet. Erst bei Donauniederwasser kann Gewässervernetzungsprojekt Rossatz- dieser Durchstich auf die Tiefe des Rührsdorf. Nach dem Spatenstich am Regulierungsniederwasser (RNW=177 m 21. November des Vorjahres sind die beim Pegel Kienstock) minus 1 m umfangreichen Arbeiten aufgrund des gebaggert werden. Die Baggerung des winterlichen Donauniederwasser rasch kleineren Nebenarms mit einer Sohlbreite vorangegangen. Seit 10. März 2006 wird von 5 m durch die Venedigerau ist bereits der Nebenarm Pritzenau wieder ständig durchgeführt. Silbersee- und Rührsdorfer von Donauwasser durchströmt. Nicht Brücke sind fertig gestellt. Als nächste ganz geplant, denn die Donau hat diesen Schritte müssen die Brückengeländer Zeitpunkt bestimmt und die fast fertige errichtet und Fahrverbotstafeln für Einströmöffnung durchbrochen. Motorboote aufgestellt werden.

Bei der LANIUS-Exkursion am 29. April 2006 waren schon große Teile des neuen Gewässer zu besichtigen. Das Wetter war regnerisch und die Donau stieg an, sodass die Brücken zur Donau gerade noch zu überqueren waren. Am Ende der Exkursion wurden die Brücken bereits gesperrt. Über 10.000 LKW Aushubmaterial wurden bisher bewegt und im Uferbereich der Donau als Flachufer wieder angeschüttet. Über 600 m Blockwurf wurden zuerst mit Feinmaterial, dann mit Schotter überdeckt. Einströmöffnung in die Pritzenau. Im Die Arbeiten im großen Nebenarm Hintergrund Dürnstein. Foto: D. Manhart Pritzenau (Sohlbreite 15 m), sind weitgehend abgeschlossen. Die große In den Rossatzer Lacken haben die trichterförmige Einströmöffnung mit über Arbeiten erst begonnen. Im heurigen 150 m Breite soll in Zukunft für Herbst, sobald es der Donauwasserstand ausreichende Dotation des Nebenarmes mit zulässt, werden die Anzug- und die Donauwasser sorgen. Sportplatzlacke oberstromig mit dem Pritzenauarm verbunden. Die Schopper- stattlacke gegenüber von Dürnstein wird unterstromig mit der Donau vernetzt. Dieses größte Teilprojekt von „LIFE-Natur Wachau“ wird vom Arbeitskreis Wachau- Regionalentwicklung koordiniert und von der Europäischen Union mit 50 % geför- dert. Wichtigster Partner und Konsens- werber für dieses gewässerökologische Vorzeige-Projekt ist die „via donau – Österreichische Wasserstraßen-GmbH“. Das LIFE Projekt wird neben der EU und

Einströmöffnung in die Pritzenau aus der via donau vom NÖ Landesfischerei- Vogelperspektive. Foto: G. Pock verband, NÖ Landschaftsfonds, Lebens-

LANIUS-Information 15/1-2, Juli 2006 6 ministerium und Arbeitskreis Wachau- aufgeblättert … Regionalentwicklung finanziert. Ab dem Sommer soll auch der Verein LANIUS Libellen Österreichs . - Von Rainer Raab, Projektpartner werden, etwa mit dem Andreas Chovanec und Josef Projekt Gurhofgraben; ein diesbezüglicher Pennerstorfer. 345 Seiten. Herausgegeben Antrag wurde an die Europäische vom Umweltbundesamt Wien. Springer Kommission geschickt. Eine Partner- Verlag, Wien/New York. ISBN-10 3-211- vereinbarung wurde bereits abgeschlossen. 28926-7. Preis: € 118,-. Grundlagenwerke wie das vorliegende stellen nicht nur Dokumente der faunistischen Forschung dar, sie sind auch wesentliches Rüstzeug für eine effiziente Arbeit im Natur- und Artenschutz. Bedauerlich, dass sich die öffentliche Hand immer wieder „ziert“ derartige Arbeiten zu fördern. Im vorliegenden Fall zeigte sich aber einmal mehr das Umweltbundesamt als konstruktiver Partner und förderte die Herausgabe eines Atlas über die heimischen Libellen. Die drei sachkompetenten Autoren legen unter Mitarbeit zahlreicher Fachkollegen ein reich illustriertes wie umfassend informierendes Verbreitungswerk über die 77 sicher nachgewiesenen Libellenarten Österreichs vor, das auf 72.000 Datensätze zurückgreifen kann [Anm.: Nr. 78, Lestes Neue Uferstrukturen. Foto: D. Manhart parvidens , wurde jüngst neu im Nordburgenland nachgewiesen; Libellula Durch die hohen Donauwasserstände 24: 155 ff.). Kernstück bilden die Art- strömt derzeit aufgrund der tiefen kapitel auf jeweils 2-4 Seiten mit Angaben Anbindung sehr viel Wasser durch die zu Verbreitung und Bestand, Lebensraum Pritzenau. Damit ist auch ein ausreichender und Biologie sowie Gefährdung und Durchfluss bei Niederwasser gewährleistet. Handlungsbedarf. Verbreitungskarten Die neu gebaggerten Donaunebenarme geben rasch über die Anzahl der Fundorte haben heuer bereits zwei Hochwässer vor und nach 1985 Auskunft. Ergänzt erlebt. Jetzt wird mit Spannung das werden diese Kapitel u.a. durch Niederwasser erwartet, um die natürliche ausführliche Darstellungen zur Biologie Entwicklung der neuen Gewässerlebens- der Libellen und ihren bioindikatorischen räume zu dokumentieren. Es werden neue Wert. Eine erste nationale Rote Liste der Fließgewässerarten die Nebenarme be- Libellen Österreichs wird gleichfalls siedeln. Stillgewässerarten werden in den präsentiert. Das sehr empfehlenswerte einseitig angebundenen Lackensystemen Buch hat nur wenige kleine (Altarmen) Lebensräume finden. Ein „Schönheitsfehler“. So vermisst man etwa Spaziergang von Rührsdorf an die Donau einen gewiss nützlichen Artenindex. Der zur Besichtigung dieses Gewässer- Preis für die Publikation in einem vernetzungsprojektes ist ein interessantes renommierten Verlag ist im wahrsten Sinn Ausflugsziel. aber sehr hoch. Satte 118,- Euro mögen Mag. Hannes Seehofer selbst für den Wissbegierigen eine Kaufhürde darstellen. H.-M. Berg

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LIFE Natur – ade ?

Nachdem das Bundesland Niederösterreich der wichtige Grundkauf (bisheriger seit dem EU-Beitritt 1995 über 10 Jahre Eigentümer: Pfarre Gobelsburg) der lang überaus erfolgreich am LIFE-Natur eindrucksvollen Kamp-Mäander bei Förderprogramm der Kommission Gobelsburg durch andere Geldquellen ist teilgenommen hat, zeichnet sich nun eine gut abgesichert. An der Pielach bei negative Trendwende ab: Das Nachfolge- nimmt das Pferdeweide-Projekt Programm LIFE+ (ab 2007) fördert im neuen Naturschutzgebiet Pielach- bekanntlich keine Umsetzungsmaßnahmen Ofenloch-Neubacher Au ebenfalls bereits mehr, sondern „nur“ noch Projekte, Gestalt an. Sorgen bereitet hingegen die Konzepte, Studien und dgl. Den ersten, angedachte „große“ Lösung am Umlauf- herben Rückschlag überhaupt, was die berg beim Stift Altenburg, wo die im Genehmigung niederösterreichischer LIFE-Projekt vorgesehene, einmalige LIFE-Projekte betrifft gab es bereits. Von Nutzungsentschädigung für etwa 50 ha drei 2005 eingereichten LIFE-Projekten Waldfläche und dessen Einbeziehung in hat nur das im finanziellen Umfang klein ein großräumiges Weideprojekt in dieser kalibrierte LIFE-Projekt zur Erhaltung der Form nun nicht mehr realisierbar erscheint. Trockenvegetation am Bisamberg Auch am Melk-Unterlauf kann der Aussichten auf eine Genehmigung. Leider wünschenswerte, rasche ökologische nicht die beiden in der Wasserbauabteilung Umbau des kanalisierten Flusses nicht wie intensiv vorbereiteten LIFE-Projekte am vorgesehen umgesetzt werden. Traisen-Unterlauf und das Huchen- Nachfolgevorhaben. Letzteres zielte auf eine nachhaltige Entwicklung der Lebensräume an Kamp, Pielach und Melk im Sinne der Umsetzung von Wasserrahmen-Richtlinie bzw. Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie ab. Die Maß- nahmenschwerpunkte lagen bei Flussre- strukturierungen, Fischwanderhilfen, Ein- richtung von Fluss-Naturschutzgebieten und erstmalig auch bei der Entwicklung und exemplarischen Durchführung neu- artiger Pflegemodelle mittels Extensiv- Weideprojekten. Dadurch sollte der Kamp bei Gobelsburg. Foto: E. Kraus Nährstoffeintrag in die Gewässer verringert, der beschattende Ufergehölz- Doch das ist noch kein Grund, die Köpfe gürtel verbessert, die Biodiversität erhöht hängen zu lassen oder gar zu resignieren. und somit die ökologisch nachhaltige Es gibt mit Sicherheit auf EU- oder Pflege der Flusslandschaften bei erträg- nationaler Ebene neue oder andere lichen Kosten langfristig gesichert werden. Fördertöpfe (Strukturfonds, Ländliche Entwicklung, LAFO), die für ökologische Alle diese begrüßenswerten gewässer- Vorhaben, mehr als bisher, genutzt werden ökologischen Vorhaben können nun in können. Wir müssen es nur versuchen und ihrer Gesamtheit leider kurzfristig nicht beharrlich daran arbeiten, dann werden realisiert werden. Dennoch: Im Kamptal ist weitere schöne Erfolge bei der das Weideprojekt mit Waldviertler Blond- ökologischen Entwicklung der Fluss- vieh, Huzulen, Konikpferden und Wald- landschaften in Niederösterreich gelingen. schafen auf etwa 30 ha bereits in der Anlaufphase (Schäferei Klaffl) und auch Dr. Erhard Kraus

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Das LANIUS-Pachtgrundstück in Zehentegg

Die Forschungsgemeinschaft LANIUS hat Fangschreckenarten nachgewiesen werden! in Zehentegg ca. 2 ha an Trockenrasen und Bemerkenswert ist auch der Nachweis der Trockenwiesen in Pacht. Zehentegg liegt Turmschnecke Zebrina detrita oder das am Nordwestfuß des Jauerlings, in einem individuen- und artenreiche Auftreten von entlegenen Seitengraben des Tales Blutströpfchen-Arten (Zygaenidae). zwischen und Raxendorf. Gerade einige Steppenarten, die hier in Die Pachtflächen erstrecken sich auf absoluter Arealrandlage leben, bilden in Südhängen, der Untergrund ist Marmor. Zehentegg erstaunlich kopfstarke Diese Faktoren bewirken das Vorkommen Populationen aus, wie beispielsweise die von im Waldviertel seltenen Kalkpflanzen Steppen-Sattelschrecke. und Trockenrasenarten. So werden hier Nicht nur die Pachtflächen, sondern auch Federgras, Schmalblatt-Lein, Kuhschelle, die sie umgebenden Wälder sind Steppensalbei, Kreuz-Enzian oder interessant: Hier kann – wiederum über Fransenenzian gefunden. Marmor – eine sehr artenreiche Gehölz- flora angetroffen werden. Zu nennen sind Dirndlstrauch, Mehlbeere und der seltene Warzen-Spindelstrauch. Im Unterwuchs der Buchenmischwälder gedeihen Eiben, aber auch eine Anzahl von kalkliebenden Waldorchideen, unter denen lokal sogar Frauenschuh und Rotes Waldvöglein gefunden werden können. Ein Besuch in Zehentegg lohnt sich also für den Naturfreund auf jeden Fall! LANIUS sucht allerdings nicht nur Naturbeobachter, sondern vor allem auch Helfer für die

Blick auf das LANIUS-Pachtgrundstück in notwendigen Pflegemaßnahmen auf den Zehentegg. Foto: W. Schweighofer Flächen. Bereits etliche Arbeitsstunden in die „Robinienbekämpfung“ wurden Früher wurden diese Flächen und ihre investiert, in Hinkunft werden auch immer Umgebung beweidet, wovon noch das wieder einmal Mäharbeiten anfallen, da die zahlreiche Vorkommen des Wacholders Rasen zwar schwachwüchsig sind, aber zeugt, dessen mit stacheligen Nadeln dennoch im Mosaikverfahren abschnitts- besetzte Zweige vom Weidevieh nicht weise gepflegt werden müssen. abgefressen werden. Heute sind derartige Wolfgang Schweighofer Biotope aus wirtschaftlicher Sicht völlig uninteressant, sodass ihnen zumeist die Aufforstung droht. Größere Teile des Hanges sind bereits vor Jahren mit standortsfremden Schwarzkiefern aufge- forstet worden. Doch nun kam LANIUS dem Fortschreiten dieser Entwicklung zuvor, indem es die ökologisch wert- vollsten Teilflächen in Pacht nahm. Motiviert wurde diese Maßnahme auch durch die zoologische Bedeutung der

Marmorrasen. So konnten hier über 70 Weibchen der Steppen-Sattelschrecke. Tagfalterarten und knapp 30 Heu- und Foto: W. Schweighofer

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„Straßendurchstich Weitenegg“

Am 5. August 2005 hat die Derzeit ist eine Ampelanlage eingesetzt, Forschungsgemeinschaft LANIUS bei die das Problem Engstelle bestens löst. der BH Melk einen Antrag auf Was sagt die Verkehrszählung oder die Erklärung zum Naturdenkmal des Unfallstatistik (Straße und Betrieb)? Felstrockenrasen Weitenegg gestellt. Über Unfälle – auch für die Dem Gebiet droht durch eine Betriebsangehörigen der Firma Habich Straßenverlegung (Durchstich Weiten- – ist nichts bekannt. Es gibt Meldungen egg) eine Zerstörung. Unser LANIUS- über vereinzelt steckengebliebene Mitglied Dr. Gerhard Floßmann hat Lastwagen. Wäre es nicht viel billiger, zusammenfassend Argumente für und zu den vielen Gewichts-, Höhen-, gegen den Durchstich Weitenegg Breiten- und Geschwindigkeits- zusammengetragen. Ob die Bemü- beschränkungen ein „Längen-Verbot“ hungen erfolgreich sind ist aktuell leider für Lkws einzuführen? Die Lösung mit ungewiss. einer teuren und landschafts- Red. verändernden Durchstichvariante kann daher mit der Behinderung des Argumente für den Durchstich Verkehrs und mit der angenommenen > Verbesserung der Verkehrssituation : Unfallgefahr weder erklärt noch Beseitigung einer hinderlichen, gefähr- begründet werden. lichen Engstelle, insbesondere für den 3) Der Durchstich kann den Bau der Schwerverkehr. geplanten Straße Klein Pöchlarn – > Ausbau- und Erweiterungsmöglichkeiten Pöggstall nicht ersetzen. Diese ist heftig für die Fa. Habich GmbH., Weitenegg, umstritten: Sie ist stark landschafts- die durch die Weitental-Bundesstraße verändernd, bringt Lärm (Anrainer- „zerschnitten“ wird. proteste), holt den Nord-Süd-Verkehr herein (Verbindung von und nach Argumente gegen den Durchstich Tschechien), natürliche Formationen > Der Durchstich ist unnötig und teuer werden zerstört und zerteilt 1) Im NÖ Landesverkehrsplan ist eine (Naturschutz), die Finanzierung kann Straße von Klein Pöchlarn (Donau- kurz- bis mittelfristig nicht gesichert brücke Pöchlarn) nach Pöggstall mit werden. Welche der Argumente gegen Fortsetzung in das zentrale Waldviertel diese Straße werden mit dem – zwar sehr umstritten, aber – vor- Durchstich im Weitental gelöst? Keine, gesehen. Wenn diese Straße gebaut im Gegenteil, genau dieselben wird, dann ist dieser Durchstich auf Argumente sprechen gegen den Grund des rückläufigen Verkehrs nicht Durchstich, nur in viel kleinerem Raum. mehr nötig, dieser verlegt sich aus dem Man teile die Landschaft in kleine Weitental auf die neu gebaute Strecke. Teillandschaften und löst das große 2) Es ist zu bezweifeln, dass das kurze Problem durch kleinere Einheiten „Nadelöhr“ den Verkehr, insbesondere (weniger Bewohner, Anrainer, weniger den Schwerverkehr, so stark behindert Naturschutz, weniger Proteste)! und dort die Unfallgefahr so groß ist, 4) Die Entfernung des Engpasses steht dass eine derart teure und schon lange, zumindest zwei Jahrzehnte landschaftsverändernde Lösung durch- im Raum. Die vielen Verhandlungen gesetzt wird. Mit dem Tunnel oder (Gemeinden – Land – Bund) hatten kein Durchstich wird nur die Engstelle in Ergebnis gebracht, die unmöglich Weitenegg beseitigt, an der ganzen erscheinende Finanzierung machte das langen, kurvenreichen Straße durch das Projekt Weitenegg mit einem Weitental wird sich dadurch nichts Tunneldurchstich immer unwahrschein- verbessern. licher. Als jedoch im Zuge des neu

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verhandelten Finanzausgleichs die 1) Die landschaftsverändernden Folgen Bundesstraßen in die Verwaltung des der Durchstichvariante ergeben sich Landes übergingen war die Tunnel- durch die Vertiefung des Einschnittes variante wieder im Gespräch. Nachdem zwischen dem Burgberg und der sich die Diskussion um den Bau der westlichen Anhöhe zum Galgenberg großen Variante Klein Pöchlarn – einerseits und durch eine donauseitige Pöggstall zu einer vielseitigen Rampe um den Berg sowie durch eine Ablehnung mutierte, kam man wieder größere Straßenerweiterung der auf die Tunnelvariante Weitenegg Wachauer-Bundesstraße andererseits, zurück. Völlig unerwartet war das Geld um die neue Straße herunterführen und da, nicht mehr für die teurere einmünden zu können. Zumindest eine Tunnelvariante, jedoch für die Brücke über den Weitenbach muss (vielleicht) etwas billigere Durchstich- gebaut werden, zumindest ein Haus fällt variante. der neuen Strasse zum Opfer, groß Löst man damit das Verkehrsproblem dimensionierte Verkehrsbauten müssen einer Nord-Süd-Verbindung in das errichtet werden. Dadurch ergibt sich zentrale Waldviertel? Nein, denn das eine vor allem von Süden, von der gesamte Weitental bis nach Pöggstall Donau her besonders stark (und dann durch das Hölltal) bleibt einzusehende Veränderung der über weiterhin eine „Verkehrsbehinderung“. Jahrhunderte entstandenen Kultur- Man löst mit dem Durchstich nur ein landschaft. relativ kleines Verkehrsproblem an der Dieser gewaltige Eingriff wäre 300 m langen Straße durch das Weitental. weiter östlich im Weltkulturerbe Offenbar haben sich die Landes- und Wachau unmöglich. Die hier geplante Bundespolitiker des Bezirks – man Eintiefung in der Felslandschaft kann spricht vom gelungenen „Durchbruch“ mit Landschaftsschutzgesetzen nicht eines politischen Konsenses – verhindert werden. Das Landschafts- erfolgreich profilieren können. Ist dies schutzgebiet Wachau und Umgebung aber den Preis wert? Außerdem sind die endet hier am Weitenbach, ebenso wie angegebenen Kosten von nur 2 Mio. das Weltkulturerbe Wachau und das mit Euro für dieses gewaltige Projekt zu dem Europadiplom versehene Tal bezweifeln. Auf der gegen- Wachau. In diesen ist eine überliegenden Seite der Donau kostet Landschaftsveränderung in dem oben das Abtragen eines kürzeren geschilderten Ausmaß nicht möglich. Bahndammes 3 Mio. Euro! Wenige Meter weiter westlich ist 5) Für die Anrainer in Weitenegg ergibt eigentlich alles erlaubt. Man muss halt sich mit dem Durchstich keine Grenzen setzen, auch für die Verbesserung, eher noch mit der Naturlandschaft, die Umgebung der Tunnelvariante. Die Kraftfahrer müssen Wachau ist mit der Gemeinde jetzt zur und in der Engstelle die Emmersdorf eben hier am Weitenbach Fahrgeschwindigkeit wesentlich zu Ende. reduzieren und langsam zur Wachau- 2) Der Durchstich liegt in einem Natura Bundesstraße (B 3) heranfahren. Auf 2000-Gebiet, also in einer der neuen Rampe kämen die Autos mit erhaltenswerten natürlichen Zone. wesentlich größerer Geschwindigkeit Wolfgang Schweighofer schreibt in herunter, müssten sich einbremsen und seiner Flora des Bezirkes Melk über könnten dann erst langsam in die B 3 Felssteppen und Trockenrasen, dass einfahren. Einerseits steigt dadurch die diese im Bezirk sehr selten sind, „sich Lärmbelastung und andererseits auf auf felsige süd- oder südwestexponierte Grund der größeren Geschwindigkeit Steilabhänge im Nahbereich des auch die Unfallgefahr. Donautales beschränken. Die schönsten > Der Durchstich ist umwelt- und Ausprägungen finden sich in der landschaftsverändernd Steinwand nahe der Pielachmündung

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und bei der Ruine Weitenegg“. Er führt gewachsenen Kultur- und Natur- weiters eine lange Reihe von landschaft. Pflanzenarten an, die hier vorkommt und schreibt dann weiter „Obwohl diese Lösungen Lebensräume eine relativ geringe Leidtragende dieses „Nadelöhrs“ sind die Flächenausdehnung erreichen, sind die Pendler in das und aus dem Weitental, dort vorkommenden Pflanzenarten weiters das große Transportunternehmen vergleichsweise wenig Bedrohung Bleicher in „Am Schuss“ und die Fa. ausgesetzt. Die größte Gefahr bedeuten Habich, direkt an der Engstelle. sicher die überall vorhandenen Die Pendler und die Laster der Fa. Bleicher Steinbrüche, . . .“ (W. Schweighofer, gewinnen mit dem Durchstich vielleicht Flora des Bezirkes Melk. ein, zwei Minuten Fahrzeit, nicht mehr. Es Gefäßpflanzen. Beiträge zur gibt keine Berichte über Staus bei der Bezirkskunde Melk. Melk 2001. Band Engstelle, ebenso fehlen Hinweise auf eine 1. S. 25 f.). Schweighofer hat sich größere Unfallhäufigkeit. offenbar sehr geirrt. Wer kann auch Der Fa. Bleicher hat der Engpass bei annehmen, dass hier für eine Straße der Weitenegg bisher keinen Nachteil Fels „ausgebrochen“ werden könnte. gebracht, sie hat sich gut entwickelt. Die Welche Stellung bezieht der Straßenenge wird auch künftig keinen Naturschutz dazu? Kann er diesem Einfluss auf das Wachstum des Betriebs Verkehrsbau im Natura 2000-Gebiet nehmen. zustimmen? Einzig die Fa. Habich wird durch dieses Man könnte selbstverständlich kurze Straßenstück in ihren Entwicklungs- argumentieren, dass durch die möglichkeiten eingeschränkt. Sie allein Eintiefung die schützenswerte Zone würde aus dem Durchstich einen größeren nicht betroffen ist, denn die bleibt ja Nutzen ziehen. bestehen, nur „hängen“ jetzt zwei Das größte Problem für den Betrieb sind kleinere Teilgebiete oben in der die mangelnden Ausbaumöglichkeiten im Felswand. Es bestehen nun zwei Engtal, die zudem durch die Straße quer kleinere Trockenrasen, die jedoch keine durch den Betrieb stark behindert werden. Verbindung mehr zueinander haben. D. h., man könnte nach dem Durchstich die Daraus ergibt sich vermutlich ein Straßenfläche erwerben und damit den Nachteil für die Fauna, die nun auf der Betrieb zusammenfassen und ausbauen. Straße oder auf der Windschutzscheibe Die einfachste Lösungsansatz wäre daher „klebt“. Man teile die Biotope in kleine die Absiedelung des Betriebs. Dem steht Teilbiotope, dann braucht man sie bald aber entgegen, dass von den Inhabern in nicht mehr schützen! den letzten Jahren viel Geld in die Energieversorgung (zwei Kleinkraftwerke) Fazit: Welche Vorteile bringt dieser und in die Abwasserreinigung investiert Durchstich, die die hohen Kosten wurde. rechtfertigen? Stehen die Kosten Eine wesentlich günstigere Lösung des tatsächlich in einem rationellen dortigen kleinräumigen Verkehrsproblem Verhältnis zum Nutzen? 300 m wäre doch, die jetzige Ampellösung zu Straßenenge, mit einem hohen Aufwand belassen, ein „Längenverbot“ für entschärft, bringt keine Lösung für den Fahrzeuge festzusetzen und einen Teil der gesamten Engpass Weitental. Eine für den Durchstich aufzuwendenden nachhaltige, großräumige Verkehrs- Gelder zur Förderung des Betriebes lösung kann nicht hier an der Engstelle einzusetzen. Dieser könnte durch bauliche in Weitenegg ansetzen. Hier wird sinnlos Maßnahmen (Überbauten, Unterbauten) Geld vergeudet! eine Betriebserweiterung und Nicht in Geld umzurechnen ist der Modernisierung durchführen und damit Verlust durch die „Opferung“ und den Standort absichern. Vernichtung einer Jahrhunderte lang Dr. Gerhard Floßmann

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LANIUS Intern

Rothwald – Exkursion Am 26. Juni 2005 wurde in unserem Exkursionsprogramm eine besondere Attraktion geboten: ein Besuch des Wildnisgebietes Dürrenstein mit dem Urwald Rothwald. Etwa 30 Teilnehmer trotzten dem strömenden Regen und begaben sich unter der ebenso fachkundigen wie kurzweiligen Führung durch die Gebietsbetreuer Reinhard Pekny und Hans Zehetner in den Urwald. Etwa 2.400 ha umfasst das seit 2001 bestehende Wildnisgebiet Dürrenstein, davon entfallen etwa 460 ha auf den Primärurwald Mag. Georg Frank – Ornithologe im NP Rothwald, der im Besitz der Familie Donauauen. Foto: T. Hochebner Rothschild steht. Mag. Georg Frank, bei der Nationalparkverwaltung beschäftigter Ornithologe, führte unsere Gruppe in die Donauauen bei Orth. Hier wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Dynamisierung des Wasserhaushaltes der Au gesetzt, wie Traversenrückbau, Altarmanbindung und Uferrückbau. Auch über die rege Forschungstätigkeit im NP wurden die Exkursionsteilnehmer unterrichtet.

Im Urwald Rothwald - neues Leben auf toten Bäumen. Foto: T. Hochebner

Unzählige Alpensalamander kreuzten den Weg der Gruppe und die riesigen Baumgestalten ließen ihre mystische Kraft spüren. Erst beim Besuch der großen Windwurffläche ließ der Regen endlich nach und auf dem Rückweg nach Europäische Sumpfschildkröten im National- Holzhüttenboden ließen sich sogar noch park Donauauen. Foto: T. Hochebner Frauenschuh und Fliegenragwurz fotografieren. Als besonderes Highlight der Exkursion T. Hochebner können die Europäischen Sumpfschild- kröten gelten, die wir an mehreren Stellen Ausflug in den Nationalpark Donauauen beobachten konnten und die hier, neuesten Vor genau 10 Jahren wurde der Forschungen zufolge, eine autochthone Staatsvertrag zur Errichtung des Population bilden. Leichter zu finden Nationalparks Donauauen unterzeichnet. waren da schon die Insekten der Familie Somit war es höchste Zeit, das Gebiet Culicidae, zu Deutsch: Stechmücken. einmal zu besuchen. T. Hochebner

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LANIUS-Weihnachtsquiz 2005 einer außergewöhnlichen Vielfalt an Auch im letzten November wurde wieder Tieren, Pflanzen und Lebensräumen unser traditionelles Weihnachtsgewinn- entwickeln. spiel veranstaltet. Neben den üblichen Hohlwege, Weinbergterrassen, Marillen- Buchpreisen gab es diesmal auch ein von gärten, kleine Wälder und Wiesenreste, der Firma Wolf & Partner, Wildon, meist auf den steilen Böschungen zwischen gespendetes hochwertiges Fernglas der den Weingärten gelegen, prägen die Marke KOWA 8 x 32 zu gewinnen! Landschaft, allgegenwärtig sind atem- Zusätzlich hatte Dr. Mike McGrady einen beraubende Ausblicke auf das Donautal Band des „Handbuchs der Vögel der Welt“ auf der einen und das Stift Göttweig auf als Preis zur Verfügung gestellt. der anderen Seite. Dem, der genauer hinschaut, offenbart sich eine un- vergleichliche Tier- und Pflanzenwelt, von bunten Schmetterlingen über prächtige Orchideen bis hin zum wachsamen Ziesel, das auf Böschungen und Wegrändern nach Greifvögeln Ausschau hält.

Der Folder „Wein und Natur“ der Naturfreunde beschreibt einen ab- wechslungsreichen Rundweg durch die Region und macht die BesucherInnen mit den naturkundlichen Highlights bekannt. Preisverleihung LANIUS-Weihnachstquiz 2005 Zu diesen gehört etwa der Hohlweg (von li. nach re.) J. Kemle, Obmann. Dr. A. „Zellergraben“ zu Beginn des Natura Wenger, R. Hafner. Foto: T. Hochebner Trails: als Naturdenkmal genießt er

besonderen Schutz und ist so vor einer Die Nase vorn beim spannenden Quiz hatte Verfüllung, dem traurigen Schicksal vieler diesmal Rupert Hafner aus Neufeld, der Hohlwege, gefeit. Seine Wände sind sich vor Johann Kemle aus Haitzendorf auf Heimat zahlreicher seltener Pflanzen- und den ersten Platz setzte. Und wie das Leben Tierarten, wie dem Ausdauernden Lein, so spielt war es auch Rupert Hafner, der der seine strahlend hellblauen Blüten nur bei der im Anschluss durchgeführten am Morgen für wenige Stunden öffnet, Verlosung des Kowa-Fernglases das nötige oder der Schornsteinwespe, deren aus Glück hatte. Er darf sich über das Fernglas kleinen Lössteilchen gebauten Kinder- im Wert von € 440,- freuen und wir stuben wie Miniatur-Schornsteine anmuten. bedanken uns bei Herrn Pollak und der Fa.

Wolf & Partner für die großzügige Spende. Bemerkenswert sind auch die oft T. Hochebner meterhohen Weingartenböschungen, die von den Bauern in meist mühevoller Handarbeit immer noch gemäht werden: LANIUS Extern Sie bezaubern durch eine beeindruckende Blütenpracht und einen großen Reichtum Natura Trail „Wein und Natur“: Durch an Orchideen, wie der exotisch die Weinbaulandschaft am Fuß des anmutenden Riemenzunge mit ihren Stiftes Göttweig langgezogenen, purpur-weißen Blüten. Mit Am südlichen Donauufer, wo die steilen Hilfe von speziellen Duftstoffen lockt sie Hügel der Wachau allmählich der Ebene Insekten an. Ihre winzigen Samen wiegen des Tullnerfeldes weichen und das kaum ein hunderstel Gramm, sodass sie mächtige Stift Göttweig die Landschaft vom Wind über hunderte Kilometer überragt, konnte sich im Laufe der vertragen werden, um dann an einem Jahrhunderte eine Kulturlandschaft mit

LANIUS-Information 15/1-2, Juli 2006 14 geeigneten Standort mit Hilfe von Das Feuchtgebiet mit hunderten Tümpeln speziellen Bodenpilzen zu keimen und soll in Ackerland umgewandelt werden. heranzuwachsen. Die Naturschutzorganisationen WWF, Der Natura Trail „Wein und Natur“ ist mit BirdLife, NATURSCHUTZBUND NÖ und die der Bahn von Krems und St. Pölten (mit Forschungsgemeinschaft LANIUS Anschlusszügen nach Wien) bequem kritisieren das Vorhaben des erreichbar. Dies ist nicht zuletzt auch Verteidigungsministeriums: „Dem Minis- angesichts der zahlreichen Heurigen im terium ist der hohe Naturschutzwert längst Umkreis des Rundweges empfehlenswert, bekannt“. Bereits im September 2005 wo eine Verkostung der ausgezeichneten haben die NGOs in einem Brief an Weine den Ausflug vollendet. Minister Platter auf die Problematik hingewiesen. Dennoch wird dieses Informationen und Bestellung von Foldern bedeutende Naturjuwel durch (kostenlos): bedingungslose Privatisierung einer Naturfreunde Internationale Zerstörung preisgegeben. Geht es nach DI Andrea Lichtenecker dem Willen der Landwirtschaft, soll aus Diefenbachg. 36, 1150 Wien der einzigartigen Tümpellandschaft ein Tel.: 01/892 38 77-17 großer Acker werden. Das wäre das Ende Fax: 01/812 97 89 von Urzeitkrebsen, Fröschen, Libellen und Co. E-mail: [email protected] www.nfi.at/natura/trails Die vier Präsidenten der genannten NGOs: Prof. Dr. Helmut Pechlaner (WWF), Ass.- Prof. Dr. Gerhard Loupal (BirdLife), „Naturparadies am GÜPl Völtendorf Univ.-Prof. Dr. Walter Hödl (NATUR - soll Ackerland werden“ SCHUTZBUND NÖ) und Dr. Andreas Unter diesem Titel haben die Wenger (LANIUS) sind sich einig: „Der Naturschutzorganisationen LANIUS, überregional bedeutende Feuchtlebens- NATURSCHUTZBUND NÖ, BirdLife und raum am GÜPl Völtendorf muss erhalten WWF in einer aktuellen Presseaussendung bleiben. Es gibt dort die einmalige Chance, auf die ungewisse Zukunft des vor den Toren der niederösterreichischen hochwertigen Naturraums im Gebiet des Landeshauptstadt ein Naturerlebnis und GÜPl Völtendorf hingewiesen und erneut Naherholungsgebiet für ca. 60.000 Bürger zu konstruktivem Handeln aufgefordert: zu schaffen. Eine attraktive Möglichkeit, beiden Ansprüchen gleichermaßen gerecht „Der Garnisonsübungsplatz (GÜPl) zu werden, wäre die extensive Beweidung Völtendorf zwischen St. Pölten und durch spektakuläre Arten, wie z.B. Obergrafendorf wird verkauft. So hat es Wisente oder Konikpferde.“ das Verteidigungsministerium beschlossen, ohne auf die Konsequenzen für die Natur Minister Platter wird zu dringendem Rücksicht zu nehmen. Inmitten des Handeln aufgefordert. Dieses bisher vom militärischen Übungsgebietes liegt die so Österreichischen Bundesheer bewahrte genannte „Panzerbrache“, ein 30 ha großer, Naturjuwel vor den Toren der bemerkenswerter Feuchtlebensraum. In Landeshauptstadt darf nicht verkauft dieser Tümpellandschaft tummeln sich werden. Sollte ein Verkauf aber Urzeitkrebse, Laubfrösche, Gelbbauch- unumgänglich sein, so sind Bedingungen unken und Libellen. Wachtelkönig, daran zu knüpfen, die den Erhalt des Schafstelze und Grauammer finden hier im einzigartigen Naturraums langfristig Großraum St. Pölten ein letztes sichern.“ Rückzugsgebiet. Aber nicht mehr lange.

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Heißländen Hart – Ein Stück Afrika in Ebenso verboten ist die Anwendung von St. Pölten? Dünge- und Spritzmitteln.

ST. PÖLTEN (mss) – Eine „Savanne“ Gemeinsam mit der Forschungs- inmitten von St. Pölten ist eine weitere gemeinschaft LANIUS hatte die Stadt St. Rarität, mit der die NÖ Landeshauptstadt Pölten ihr Augenmerk bereits bei den als Naturoase aufhorchen lässt. Biotopkartierungen 1988 und 2003 auf „Heißenländen Hart“ heißt sie, rund 2,8 dieses besondere Stück Natur im Süden der Hektar in der linksufrigen Traisenau nahe NÖ Landeshauptstadt gerichtet. „Ursula dem Sportplatz im Ortsteil Hart gelegen. Länger eine junge St. Pöltnerin hat in ihrer Nun wurde dieses ökologische Juwel zum Matura-Fachbereichsarbeit „Naturreservate „St. Pöltner Naturdenkmal“ erhoben. in Ballungszentren am Beispiel St. Pöltens“ auch die Heißländen Hart Als „Heißländen“ bezeichnet man die erforscht und den Schutz angeregt“, trockensten Zonen einer Au, die auf erinnerte sich Bürgermeister Stadler. Schotterablagerungen des Flusses ent- Binnen eines Jahres wurde das stehen. Hier können nur Pflanzen Behördenverfahren zur Erklärung zum gedeihen, die sehr wenig Wasser brauchen. Naturdenkmal nach § 12 des NÖ Natur- Die Heißländen bei Hart sind neben dem schutzgesetzes erledigt. Mit den Harlander Brunnenfeld die letzten intakten, Heißländen Hart hat St. Pölten nun 47 großflächigen Heißländen im gesamten Naturdenkmäler. Traisental. Das ergab die Dissertation des St. Pöltner Vegetationsökologen Mag. Dr. (nach einer Presseaussendung der Gemeinde Thomas Denk . Bürgermeister Mag. St. Pölten 7. Oktober 2005) Matthias Stadler „Es ist dies sowohl Schutzzone für besondere Pflanzen, wie auch wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten. Nach der FFH Richtlinie der EU handelt es sich um einen prioritären Lebensraumtyp von europäischer Bedeutung“.

Der einzigartige Trockenrasen mit seinen Einzelgebüschen erinnert an eine „Savanne“. Es dominieren meist nieder- wüchsige Gräser, Rosettenpflanzen, Zwergsträucher und Moose. „Insgesamt sind auf dieser Heißlände über 100 Pflanzenarten zu finden, davon 35 gefährdete“, erklärte DI Ingrid Leutgeb- Born von der Umweltschutzabteilung im Magistrat St. Pölten. Darunter einheimische Orchideenarten wie Hummel-Ragwurz, Brandknabenkraut oder Dreizähniges Knabenkraut. Bisher war dieses Gebiet nur unter „Naturliebhabern“ bekannt und ist daher so unberührt geblieben. Mit Ausnahme zu Pflegezwecken ist das Befahren des Heißlände Hart. Foto: H. Seehofer Gebietes verboten.

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