Konstruktive Kunst Cover: Christian Herdeg, Night Shift, 1980, Argonlichtröhren, Acryl­ Glas, 91 × 68 × 4 Cm

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Konstruktive Kunst Cover: Christian Herdeg, Night Shift, 1980, Argonlichtröhren, Acryl­ Glas, 91 × 68 × 4 Cm Die Zeitschrift der Kultur Nr. 872 Konstruktive Kunst Konstruktive Cover: Christian Herdeg, Night Shift, 1980, Argonlichtröhren, Acryl­ glas, 91 × 68 × 4 cm. Konstruktive Kunst Von OLIVER PRANGE Die Zürcher Schule der Konkreten ist nebst Dada die einzige in der worten emotional, sensuell, rational bezeichnen, denen als bildne­ Schweiz begründete Kunstrichtung, die weltweit Ausstrahlung hatte risch­formale Möglichkeiten das Expressive, das Organische und das und auch heute noch junge Künstler inspiriert. Konstruktive entsprechen. Mehr als die beiden ersteren Tendenzen Vor achtzig Jahren, 1936, definierte der Universalkünstler Max hat das konstruktive Gestalten seit Jahrhundertbeginn in immer Bill ihren Geist (Seite 34). Er gehörte zu den treibenden Kräften wie neuen Wellen, an vielen Orten und mit immer wieder anderer Ak­ auch Camille Graeser, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg. zentsetzung Maler und Plastiker unterschiedlichen Temperaments Der Kunstschriftsteller und frühere Du-Redaktor Willy Rotzler schreibt: beschäftigt.» «Bills Umschreibung der konkreten Kunst hatte für seine Weg­ Wichtige Träger des konstruktiven Denkens finden sich auch gefährten den Charakter einer Bestätigung und eines Ansporns.» Vor in der Architektur. Bekannte Vertreter wie Walter Gropius, Le Corbu­ dreissig Jahren, am 18. Dezember 1986, wurde die Stiftung für kon­ sier und Mies van der Rohe gehören zu den Gründervätern des Bau­ struktive, konkrete und konzeptuelle Kunst gegründet, die das Mu­ haus­Stils. Das Konzept dieser neuen Architektur, die nicht mehr seum Haus Konstruktiv in Zürich betreibt. «Bau», sondern mit konstruktiven Mitteln geformter «Raum» sein Diese zwei Anlässe bilden die Grundlage für die aktuelle wollte, stand in enger Verbindung zu den Errungenschaften der kon­ Du-Ausgabe, in der wir die bekannten Pioniere und Entwicklungen struktiven Kunst. präsentieren. Aber hauptsächlich stellen wir auch Künstler der jun­ Auf der ganzen Welt werden weiterhin Werke konstruktiven gen Generation vor, in deren Werken konstruktives Denken ersicht­ Charakters geschaffen, ausgestellt und verbreitet. Schaschl: «Über­ lich ist. Die Vorschläge stammen von Sabine Schaschl, der Direktorin blickt man die wichtigsten Kunstveranstaltungen unserer Tage, die des Museums Haus Konstruktiv. Kasseler Documenta etwa, die Manifesta (als eine von mittlerweile Seit jeher bedient sich der Mensch geometrischer Gestaltungs­ zahlreichen Biennalen) oder die Ausstellungen der massgeblichen mittel in der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Welt. Der Museen und Kunstinstitutionen, so wird schnell augenfällig, dass Geometrismus ist eine fundamentale Erfahrung der Menschheit. die ungegenständliche Kunst einen markanten Anteil des Gezeigten Doch erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts wenden ihn Künstler in ausmacht.» der Malerei und der Plastik systematisch an. Es gibt immer wieder Neuerer, Persönlichkeiten, die sich mit Die konstruktive Kunst verzichtet auf jede Darstellung der dem Bestehenden nicht begnügen, sondern aus einer kämpferisch sichtbaren Wirklichkeit zugunsten geometrischer Ordnungen. Diese bezogenen Gegenposition heraus Neues erforschen und vortragen. Kunst erforscht die Grundgesetze von Farbe und Form auf der Fläche Meist zuerst nicht erkannt und missachtet, werden sie plötzlich von und im Raum. Sie setzt sich mit Naturgesetzen auseinander. Der einer wachsenden Gefolgschaft getragen. Die konstruktive Kunst als Vorstoss der Kunst in die Ungegenständlichkeit geschah damals an Modell und als Instrument der Bewusstseinserweiterung wird sich drei verschiedenen Fronten. Rotzler: «Sie lassen sich mit den Stich­ von Generation zu Generation weiterentwickeln. Camille Graeser, Gelb- 872 Schwarz-Volumen 11:1, Du 1961/1977, Acryl auf | Leinwand, 120 × 120 cm, Sammlung Museum Inhalt Haus Konstruktiv, Zürich. Margit Weinberg Staber Sabine Schaschl 10 How Simple Can You Get? 42 Es ist immer jetzt, aber auch ein bisschen gestern und Die konstruktive Moderne ist eine Kunstform, die sich mehr morgen auf die kollektiven Konfigurationen der Geometrie als auf Das konstruktiv­konkrete Erbe im Spiegel der Gegenwarts­ das intuitive Gespür des Individuums verlässt. Sie hat bis kunst heute einen Stil­Pluralismus entwickelt, der immer wie­- der für kreative Überraschungen sorgt. Bilder 52 Junge Konkrete Willy Rotzler Claudia Comte | Yves Netzhammer | Lena Amuat und Zoë 20 Inkubation und Ausstrahlung – die konkrete Kunst Meyer | Mai­Thu Perret | Kerim Seiler | Raphael Hefti | Florian in der Schweiz Graf | Pe Lang | Bianca Brunner | Zimoun | Athene Galiciadis Konkrete Kunst verstand sich von Anfang an immer auch als politische Kunst. Zürich und die Schweiz als wichtige Daniel Morgenthaler Zentrifuge für Künstler und Exilanten der linken Avantgarde 70 Die lustige Form spielten dabei eine grosse Rolle im Kampf für gesellschaftlich Der neokonkreten Kunst fehlt es an Linientreue. Das ist gut. relevante Kunst. Und an politischer Linie. Das ist weniger gut. Text und Bilder: Max Bill Bilder 34 Drei Generationen Bill: Max Bill / Konkrete Kunst 72 Etablierte Konkrete Christian Herdeg | Marguerite Hersberger | Beat Zoderer | Text und Bilder: Jakob Bill Christian Megert 37 Drei Generationen Bill: Jakob Bill / Farbfreiheit Text und Bilder: David Bill EINZIG IN SEINER ART 39 Drei Generationen Bill: David Bill / Raumkontrastverhältnisse 5 | 5 FOTOGRAFIE: SYLVAN MÜLLER FR-Ins_DU_240x315mm_rechts.indd 1 07.11.16 08:54 872 Du | Inhalt Nairy Baghramian, Scruff of the Neck (Supplements), 2016, Installati ons­ ansicht Museum Haus Konstruktiv, Zürich, 2016. Nairy Baghramian ist die Gewinnerin des Zurich Art Prize 2016. Der Preis be­- sitzt mittlerweile eine grosse internatio­- nale Ausstrahlungskraft. Seit 2007 wird jährlich eine eigenständige künst­ lerische Position honoriert, die sich an den Schnittstellen zwischen dem kul­ turellen Erbe der konstruktiv­konkre­ ten und konzeptuellen Kunst einerseits und gegenwärtigen Tendenzen anderer­ seits bewegt. Nairy Baghramian, 1971 in Isfahan, Iran, geboren, lebt und ar­ beitet in Berlin. Der von der Künstlerin gewählte Titel spielt mit der engli­ schen Redewendung To take somebody by the scruff of the neck – jemanden am Kragen packen, wobei sich der Griff an den Nacken als Sinnbild für Kon­ JETZT trolle und Kontrollverlust versteht. Die Preissumme von 80 000 Franken ONLINE fliesst in eine speziell für das Museum konzipierte Einzelausstellung, die BESTELLEN! noch bis zum 15. Januar im Haus Kon­ struktiv, Zürich, zu sehen ist. Bilder Alfredo Häberli 88 Frédéric Belser | Peter Binz | Heinrich Bobst | Rita Burkart | 108 Rockefeller Dining Room Reloaded Afra Flepp Der weltberühmte Designer Alfredo Häberli hat dem Raum­ konzept von Fritz Glarner einen Relaunch verpasst. Oliver Prange 89 Der Arzt und die Farben David Rosenberg EIN GANZ BESONDERES WEIHNACHTSGESCHENK Frédéric Belser ist 87 Jahre alt und blickt auf ein langes Leben 110 Es trete niemand hier ein, der nicht Geometer ist zurück. Der Zürcher Arzt und Verehrer von Max Bill begann Die komplexe Kunst des Andrei Proletski Schenken Sie sich oder jemand Anderem eine Weltreise durch die Schweiz. Ein 444 Seiten starkes, schon früh, in seinen Werken mit Farben und Geometrie zu In den von Operationssälen, Fabriken und Chemiekomplexen dreisprachiges (d/f/i), grossformatiges Buch. Randvoll mit Porträts unserer Mitmenschen aus spielen. inspirierten Werken von Andrei Proletski entstehen faszinie­ rende Verbindungen zwischen der sichtbaren Welt und deren allen 193 in der Schweiz vertretenen Nationen. Erstellt haben das aussergewöhnliche Werk mehr als Margit Weinberg Staber verborgenen Dimensionen. 240 Beteiligte. Mit sehr persönlichen Fotografien und humorvollen, emotionalen, interessanten und 104 Fritz Glarner: Rockefeller Dining Room exotischen Texten und Bildern. Diese machen aus jeder Doppelseite eine überraschende Station der In den Sechzigerjahren verwirklichte Fritz Glarner ein konstruktivistisches Raumkonzept für das Esszimmer in der wohl internationalsten Reise durch unser Land. Stadtwohnung von Nelson A. Rockefeller in New York, 3 Editorial Switzers - Das Buch. Ein hochwertiges Coffee Table Book Geschenk. das heute in seinen ursprünglichen Dimensionen im Zürcher 8 Bildnachweis und Impressum Museum Haus Konstruktiv steht. 114 Service CHF7 | 798.00 (inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten) WWW.SWITZERSBUCH.CH 872 Du | OLIVER PRANGE Impressum Du 872 – Dezember 2016 / Januar 2017 Das Konstruktive Kunst Sonnenfest Roman Herausgeberin Redaktion und Verlag Jetzt Abo bestellen Du Kulturmedien AG Telefon +41 44 266 85 55 abo @ du­magazin.com Stadelhoferstrasse 25 Telefax +41 44 266 85 58 Telefon +41 71 272 71 80 CH­8001 Zürich redaktion @ du­magazin.com abo @ du­magazin.com Internet www.du­magazin.com Gründer Gestaltung und Realisation Arnold Kübler (1890–1983) Matthias Frei, Lucas Vetsch vetsch frei gmbh Die Realisierung dieser Publikation Verleger und Chefredaktor Stadelhoferstrasse 25, Postfach 681 wurde unterstützt von Oliver Prange CH­8024 Zürich oliver.prange @ du­magazin.com vetschfrei.com Photo Director und Chefi n vom Dienst Druck Ute Noll Neef + Stumme premium printing ute.noll @ du­magazin.com GmbH & Co. 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