Protokoll-Nr. 19/53

19. Wahlperiode Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Wortprotokoll der 53. Sitzung

Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung Berlin, den 9. September 2020, 18:00 Uhr Berlin, Dorotheenstr. 100 Jakob-Kaiser-Haus 1.302

Vorsitz: Dr. , MdB

Tagesordnung - Öffentliche Anhörung

Einziger Tagesordnungspunkt Seite 3

Fachgespräch zum Thema „Nachhaltigkeit ‚made in Germany‘ – Chancen und Herausforderungen für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen“

19. Wahlperiode Seite 1 von 19 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Mitglieder des Beirates Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU Benning, Sybille Beermann, Maik Damerow, Astrid Färber, Hermann Lenz, Dr. Andreas Kruse, Rüdiger Marschall, Matern von Pilsinger, Stephan Stein (Rostock), Peter Pols, Eckhard Whittaker, Kai Weiler, Albert H. SPD Scheer, Dr. Nina De Ridder, Dr. Daniela Thews, Michael Klare, Arno Westphal, Bernd Schäfer (Bochum), Axel AfD Kraft, Dr. Rainer Glaser, Albrecht Spaniel, Dr. Dirk Wiehle, Wolfgang FDP Hoffmann, Dr. Christoph Bauer, Nicole Köhler, Dr. Lukas Kluckert, Daniela DIE LINKE. Vogler, Kathrin Leidig, Sabine Zdebel, Hubertus Remmers, Ingrid BÜNDNIS 90/DIE Hoffmann, Dr. Bettina Kekeritz, Uwe GRÜNEN Zickenheiner, Gerhard Strengmann-Kuhn, Dr. Wolfgang

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 2 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Einziger Tagesordnungspunkt seit 2008 im sogenannten „Prime Standard“ der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet und im Fachgespräch zum Thema „Nachhaltigkeit ‚made SDAX der deutschen Börse notiert. Herzlich will- in Germany‘ – Chancen und Herausforderungen kommen. für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen“ Ich begrüße außerdem auf meiner linken Seite dazu Sachverständige: Herrn Reinhard Schneider. Reinhard Schneider hat Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Eric Quiring Absatz und Handel an der Universität in Specialist Public Affairs, SMA Solar Technology St. Gallen studiert. Nach sechsjähriger Marketing- AG tätigkeit, u. a. als Produktmanager bei Nestlé, dazu verteilt: übernahm er im Jahr 2000 den Vorsitz der Ge- Tischvorlage Ausschussdrucksache 19(26)75 schäftsführung von Werner & Mertz und ein Jahr später die Leitung der Verbraucher-Sparte im Un- Reinhard Schneider ternehmen. Zuvor hat Herr Schneider seit 1992 Geschäftsführender Gesellschafter und Inhaber die Entwicklung des Mainzer Familienunterneh- der Werner & Mertz GmbH mens aus dem Aufsichtsrat heraus verfolgt. Fami- dazu verteilt: lienunternehmen sind ja per se schon immer auch Power-Point-Präsentation Ausschussdrucksache ein Indiz für „Nachhaltigkeit“. Das Unternehmen 19(26)76 Werner & Mertz ist bekannt durch seine Marken „emsal“, „Erdal“, „Green Care Professional“ und „FROSCH“ – Deutschlands nachhaltigste Marke Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Ich des Jahres 2009. Für seine ganzheitlich nachhal- eröffne die 53. Sitzung des Parlamentarischen tige Firmenausrichtung erhielt der Unternehmer Beirates für nachhaltige Entwicklung mit dem ein- im Jahr 2019 aus den Händen des Bundespräsi- zigen Tagesordnungspunkt „Öffentliches Fachge- denten den Deutschen Umweltpreis. spräch zum Thema „Nachhaltigkeit ‚made in Germany‘ – Chancen und Herausforderungen für Meine Herren, vielen Dank, dass Sie unserer Ein- nachhaltig wirtschaftende Unternehmen“. Ich be- ladung gefolgt sind und uns heute mit Ihrer Sach- grüße ganz herzlich alle Kolleginnen und Kolle- kunde, mit Ihrer Praxiserfahrung, für ein Gespräch gen sowie die von den Fraktionen benannten zur Verfügung stehen. Die Thematik ist ja auch Sachverständigen, Herrn Eric Quiring und Herrn angesichts der Corona-Krise und auch der Konse- Reinhard Schneider. quenzen der Fortentwicklungen sehr aktuell. Ich darf zunächst unsere beiden Sachverständigen Bevor wir nun aber mit dem inhaltlichen Ge- in alphabetischer Reihenfolge kurz vorstellen. Ich spräch beginnen, noch ein paar organisatorische beginne mit Herrn Eric Quiring, der rechts von Hinweise. Die heutige Sitzung wird im Parla- mir Platz genommen hat. Herr Eric Quiring ist ge- mentsfernsehen live auf Kanal 2 übertragen und lernter Elektroniker und Politikwissenschaftler – ist dann in der Mediathek des Deutschen Bundes- eine spannende Kombination. Dies könnten wir tages abrufbar. Alle Beteiligten haben sich hierzu sicher auch hier im , in den Fraktionen einverstanden erklärt. Von unserem Fachgespräch oder auch in den Abgeordnetenbüros gut gebrau- wird außerdem ein Wortprotokoll erstellt. Wir ha- chen. Seit 2017 ist er Referent für Energiepolitik ben vereinbart, dass den Sachverständigen – eben- bei der SMA Solar Technology AG. Er vertritt den falls in alphabetischer Reihenfolge – für ein kur- Konzern in nationalen und internationalen Ver- zes Eingangsstatement ca. zehn Minuten zur Ver- bänden und Partnerschaften. fügung stehen. Ziel ist es, das Fachgespräch gegen 19:15 Uhr abzuschließen. Ich sehe keinen Wider- Die SMA Solar Technology AG ist Spezialist im spruch und würde gleich mit Ihnen starten. Herr Bereich der Photovoltaik-Systemtechnik. Dem Quiring, Sie haben das Wort. Aufbau der Schaffung einer dezentralen, digitalen und erneuerbaren Energieversorgung widmen sich Sachverständiger Eric Quiring (Specialist Public über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Affairs, SMA Solar Technology AG): Vielen Dank. 18 Ländern. Die SMA Solar Technology AG ist Sehr geehrte Mitglieder des Beirates, sehr geehrter

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 3 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Herr Dr. Lenz, vielen Dank für die Einladung. Ich das Produkt „Wechselrichter“, dass das Produkt möchte meinen Eingangsimpuls in zwei Perspek- jedes Jahr im Schnitt 8,5 Cent kosteneffizienter tiven einteilen – einmal die Rolle der Solar- und werden muss, sonst wird das Produkt womöglich Energieerzeugung innerhalb der Energiewirtschaft vom Markt verdrängt. Diese Preisdegression hat und dessen Einfluss auf die SDGs (Sustainable die solare Energieerzeugung zu einer der günstigs- Development Goals, Ziele einer nachhaltigen Ent- ten Energieerzeugungsquellen gemacht. Erst Ende wicklung). Zudem möchte ich kurz einen Blick August haben wir bei einer Ausschreibung in auf das Thema „Nachhaltigkeit“ innerhalb der In- Portugal einen Preis von 1,114 Cent pro Kilowatt dustrie geben. Zum Schluss würde ich gerne eine erreicht. Das ist derzeit das günstigste Angebot an These aus beiden Perspektiven formulieren und Strom weltweit. Darüber hinaus hat sich das Pro- dann mit Ihnen zu „Nachhaltigkeit made in dukt „Wechselrichter“ zu einem hoch standardi- Germany“ in die Diskussion gehen. sierten und internationalen Qualitätsprodukt ent- wickelt. Das heißt, hohe Standards sorgen dafür, Inwieweit betrifft die Energiewende überhaupt die dass der Funktionsumfang zunehmen muss, um SDGs? Ich glaube, das ist grundsätzlich bekannt. sich im Markt weiter abzuheben. Und das sind die Das Umweltbundesamt beobachtet das recht ge- wesentlichen beiden Herausforderungen, die man nau und berichtet auch regelmäßig. Hauptverursa- in der Wechselrichterindustrie beobachten kann, cher aller energiebedingten Treibhausgasemissio- zum einen die Preisdegression und zum anderen nen mit knapp 40 Prozent ist die Energiewirt- der Anstieg der Funktionalitäten. schaft, also öffentlicher Strom, Wärme und die Er- zeugung von Festbrennstoffen. Die Reduzierung Verlassen wir die Perspektive des Wechselrichters von diesen Treibhausemissionen durch saubere und gehen auf die „Performance der Nachhaltig- solare Energieerzeugung hat unmittelbar etwas zu keit“. Dabei ist folgende Einordnung vorzuneh- tun mit Ziel 7 und Ziel 13 der SDGs. Im Kontext men: Die erbrachte Leistung durch solare Energie einer internationalen Zusammenarbeit werden in Deutschland im Jahr 2019 sparte 29 Millionen darüber hinaus noch weitere ökologische und so- Tonnen an CO2-Treibhausgasen ein. Schauen wir ziale SDGs tangiert. In Deutschland wird das uns die Energierücklaufzeit oder die sogenannte Thema „Nachhaltigkeit in der Energiewirtschaft“ „Energie-Payback-Time“ an, so gibt es durchaus häufig mit dem Themenkomplex „Energiewende“ Abweichungen von Standort und Qualität einzel- bzw. „Dekarbonisierung der Energiewirtschaft“ ner Komponenten. Man kann aber sagen, dass stark geprägt. Wenn man sich die aktuelle Aus- eine Solaranlage ungefähr ein bis zwei Jahre benö- weitung der Solar- und Energieerzeugung auf ver- tigt, bis die Energie, die für die Produktion not- schiedene Verbrauchssektoren ansieht, Stichwort wendig war, wieder „zurückgezahlt“ worden ist. „Mobilität“, „Wärme“ und den „Upstream-Be- Das heißt, bei einer „guten Lage“ der Anlage, reich“ unterschiedlicher Wertschöpfungsketten irgendwo in Bayern, kann eine Anlage 20-mal im produzierenden Gewerbe, dann sieht man, mehr Energie erzeugen als Energie benötigt dass diese Verknüpfung stark zunimmt. Seit den wurde, um diese Anlage herzustellen. Es gehört 1990-er Jahren trägt die solare Energieerzeugung aber auch zur Wahrheit, dass, wenn Einzelkompo- maßgeblich dazu bei, Treibhausgase in Deutsch- nenten in der jeweiligen Region gefertigt werden, land zu reduzieren und ist darüber hinaus auch in denen Kohlestrom einen großen Teil eines ein fester und sicherer Teil der globalen Energie- Energie-Mix ausmacht, dass diese Amortisations- versorgung geworden. zeit sich verlängern kann – im schlechtesten Fall bis zu vier Jahren. Wird eine Anlage darüber hin- In Deutschland sind wir heute bei ungefähr aus dezentral installiert, führt dies zu einer weite- 12,9 Prozent Nettostromerzeugung durch solare ren regionalen Wertschöpfung. Wird diese Anlage Energieerzeugung. Flankiert von den auch noch in einer netzentfernten Region instal- „Megatrends“ in der Energiebranche − Stichwort liert, findet durch die „Elektrisierung“ dieses „Dezentralisierung“, „Digitalisierung“ und Standortes auch ein Zugang zu Bildung und Wis- „Dekarbonisierung“ − liberalisiert sich der Ener- sen statt und tangiert dadurch weitere SDGs. giemarkt zunehmend weiter. Die globale Kosten- degression einer Solaranlage in den letzten 29 Jah- Bezogen auf die Kreislauffähigkeit gibt es bei einer ren beträgt 92 Prozent. Konkret bedeutet das für

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 4 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Solaranlage eine starke Fokussierung auf mecha- darüber hinaus die Weiterentwicklung des Strom- nische Elemente. Diese machen tatsächlich auch marktes, besonders hin zu Kleinverbrauchern, einen Großteil der Anlage aus und können bis zu und zum anderen eine Industriestrategie, die soge- 96 Prozent recycelt werden. Da ergibt sich auch nannte „Sustainable Taxonomy“ der Europäi- hier immer die kritische Frage: Was passiert mit schen Union (EU) jetzt schon integriert, damit die den restlichen vier Prozent? Wir beobachten in Referenzwerte für die CO2-Emission möglichst Europa Unternehmen, die sich genau diese vier synchron mit den Klimazielen laufen. Prozent zum Geschäftsmodell gemacht haben. Ak- Daraus würde ich folgende These ableiten und mit tuell haben wir in Europa 300 Megawatt Kapazität Ihnen darüber gerne in die Diskussion gehen: Um aus komplett recycelten Solaranlagen, bis 2030 einen möglichst großen Erfolg bei der Umsetzung schätzen wir bis zu ein Gigawatt recycelte So- der SDGs in der Energiewendung zu haben, brau- larkapazität. Wenn wir das einmal hochrechnen: chen wir die Dekarbonisierung aller Sektoren und Für ein Terrawatt Solar-Strom würde das anhand „Leitplanken“ für die Kreislauffähigkeit im inter- der Materialien bedeuten, dass wir ungefähr nationalen Kontext. Ich danke Ihnen für die Auf- 29.000 Tonnen Silber benötigen würden. Das ist merksamkeit. im Vergleich zu 65 Millionen Tonnen Stahl zwar ein geringer Teil, aber immer noch die teuerste Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- und die knappste Reserve, die wir haben. So wird len Dank für Ihre Ausführungen und als Nächstes deutlich, dass in der Energieversorgung von heute erteile ich Herrn Schneider das Wort. die große Notwendigkeit besteht, reparaturfähige Sachverständiger Reinhard Schneider (Geschäfts- Komponenten einzubauen. Um die solare Energie- führender Gesellschafter und Inhaber der versorgung jetzt schon so aufzustellen, dass wir Werner & Mertz GmbH): Sehr geehrter Herr Lenz, auch zukünftig darauf vertrauen können, dass sie sehr verehrte Damen und Herren. Was kann ein fähig ist, diesen Teil der Stromerzeugung zur Ver- mittelständisches Unternehmen wie Werner & fügung zu stellen, müssen wir einen Mertz substanziell und dadurch auch über den „Repowering“-Markt bzw. „Secondlife“-Markt Rahmen seiner eigenen Marken hinaus zur Kreis- entwickeln. Hier hat Deutschland zurzeit einen laufwirtschaft bei Plastik beitragen? Das würde Vorteil, weil hier eine signifikante Anlagenkapazi- ich gerne in den folgenden zehn Minuten kurz tät sich aktuell in der Situation befindet, bei der umreißen. Ich habe die persönliche Überzeugung, „repowered“ werden kann. Die Laufzeit der För- dass wir derzeit weniger einen „Awareness-Eng- derprogramme der ersten Anlagen endet dem- pass“ haben – erst recht nicht bei den deutschen nächst. Diese sind über 20 Jahre alt. Viele Märkte Konsumenten über die Problematik von Vermül- in Europa haben erst später damit begonnen, An- lung durch Plastik, sondern wir haben eher einen lagen in diesem großen Stil zu bauen. Das bedeu- Engpass beim Vertrauen in praktikable Lösungen, tet, dass das nur für Deutschland ein Vorteil wer- im Sinne von zumutbaren Lösungswegen, mit aus- den könnte, wenn die Aspekte so formuliert und reichender Hebelwirkung innerhalb „nützlicher“ die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass Zeit. Europas größtes Marktforschungsinstitut, die nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische GfK SE, hat im letzten Jahr – noch vor Corona – und soziale Aspekte berücksichtigt würden. Das eine Umfrage gerade zum Thema „Awareness“ ge- heißt, dass Nachhaltigkeit in der Solarindustrie macht und mit der Frage verbunden, was denn die nicht nur kosteneffizient sein darf, sondern auch 40.000 repräsentativ in Europa befragten Konsu- soziale und umweltverträgliche Elemente benö- menten als größte Herausforderung im Umweltbe- tigt. Bei einer derzeitigen Lebensdauer von 20 bis reich sehen. Und noch vor dem Thema „Climate 30 Jahren für die gesamte Solaranlage sind Quali- change“ wurde „Plastic waste“ genannt in den so- tätsstandards und Planungssicherheit hier der genannten „Top-two-Boxen“, d. h. die zwei häu- größte Hebel. Da können wir uns konkrete Hand- figsten Nennungen in einem Fünfersystem. Das lungsfelder anschauen: Zum einen gibt es die spricht schon eine deutliche Sprache. Und wenn Handlungsfelder der Intensivierung von privaten man mal schaut, wie sich hier diese Nennungen Investitionen besonders im privaten Bereich über einzelne europäische Länder verteilen, wird – Stichwort „Eigenheim“ und „Gewerbe“ –, auch deutlich, dass insbesondere in Deutschland

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 5 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

dieses Bewusstsein, dass sich hier etwas verbes- über die Markengrenzen hinaus etwas bewegen zu sern muss, besonders ausgeprägt ist, zusammen können. Im Dschungel der verschiedenen Vor- beispielsweise mit den Niederlanden und Öster- schläge scheint es ja aber einen einzigen Grund- reich. konsens zu geben: Die Kreislaufwirtschaft wird hierzu einen nennenswerten Beitrag liefern kön- Im Weiteren wurde gefragt, welche Instanzen nen. Was „Kreislaufwirtschaft“ am besten reprä- denn die Menschen für eine Verbesserung der sentiert, welche Technologie, welche Vorgehens- Plastiksituation verantwortlich sehen. Es ist nicht weisen, das ist weitgehend offen. Das heißt, es verwunderlich, dass die Hersteller hier sehr stark gibt eine unübersehbare Vielfalt von Einzelvorstö- in der Pflicht gesehen werden. Aber nicht weniger ßen und Technologien, die sich alle noch bis zu verwunderlich für mich ist, dass die Verbraucher einem gewissen Grad in dieser großen Debatte be- bei der Befragung im Jahr 2019 eine Eigenverant- finden und leider auch oft zur Ablenkung von den wortung sehen, ungefähr gleich hoch wie die Nen- Lösungswegen beitragen, die von der Mehrheit nungen der „Politik“. Die Händler sind eher so ein der Fachexperten und Wissenschaftler bereits an- bisschen in der Rolle des Schiedsrichters am erkannt werden. Ein paar Beispiele möchte ich Spielfeldrand. Das heißt, der Verbraucher hat sehr nennen: Sehr populär zur Lösung des Plastik- wohl erkannt, dass auch eigene Gewohnheits- problems und zur Darstellung von Kreislaufwirt- bzw. Verhaltensänderungen Teil der Lösung sein schaft ist natürlich der Begriff „Bioplastik“. Bei müssen. Auch dies ist ein wichtiger Faktor, wenn Bioplastik ist es oft noch so, dass die meisten Ver- man über die Zumutbarkeit einer möglichen Plas- braucher einer Verwechslung unterliegen, weil sie tiksteuerumsetzung in Deutschland nachdenkt. denken, dass dieser Plastik biogener Herkunft sei, Wenn man in Deutschland Verbraucher mal fragt, also von Pflanzen, und daher auch biologisch ab- „Gibt es denn einzelne Marken, die nach Ihrer baubar wäre, beispielsweis in den Ozeanen, was Wahrnehmung derzeit schon genügend zu Lösung nicht der Fall ist, weil − wie Sie wahrscheinlich des Plastikproblems beitragen?“, dann ist die Ant- alle wissen − das chemisch am Ende identisch ist, wort ernüchternd. 90 Prozent sagen, „Nein, es gibt auch wenn es aus Zuckerrohr hergestellt wurde, keinen einzigen Hersteller, der genügend macht“. der übrigens als Monokultur in tropischen Regio- Das heißt, trotz der großen Werbekampagnen vie- nen dummerweise dort angebaut wird, wo der ler – ich sage mal auch sogenannter Limited Edi- Tropenwald eigentlich stehen sollte, um CO2 zu tions und Vorstöße einzelner – fehlt es hier mas- binden. siv an Zutrauen, dass derzeit die Hersteller genü- Umgekehrt – beim Plastik, welches tatsächlich gend machen. Von den zehn Prozent – und hier biologisch abbaubar wäre, gibt es seit Langem Ver- wurden übrigens Verbraucher gefragt über alle suche mit sogenannten milchsäurebasierten Kul- Warengruppen, von „Fastfood“ über „Consumer turen. Dabei besteht meistens die Problematik, goods“ hinweg, also das sind die Güter des tägli- dass noch kein Bakterium gefunden werden chen Bedarfs, die man in jedem Supermarkt be- konnte, das diesen Abbauprozess innerhalb ver- kommt, von den zehn Prozent, die sagen. Doch, es tretbarer Fristen vollzieht. Das heißt, dieser Pro- gibt eine Marke, hat man in einer offenen Frage- zess dauert ca. 450 Jahre für eine gängige Putzmit- stellung gefragt „Ja, welche ist das denn?“, also telflasche oder auch Getränkeflasche, wenn sie in ohne irgendwelche Vorgaben zu machen oder eine die Ozeane gelangen sollte oder im schlimmsten Liste von Marken. Wir waren natürlich sehr posi- Fall nicht verbrannt wurde, bis diese biologisch tiv überrascht, dass immerhin 22 Prozent der Nen- abgebaut wird. Und selbst wenn das ein biolo- nungen dann auf unsere Marke fielen, weit vor gisch abbaubarer Kunststoff sein sollte, würde es „Coca Cola“ und vor „Alnatura“ und den ganzen bei der Wandstärke dieser Verpackungen über anderen Marken, die Sie dort abgebildet sehen. 200 Jahre dauern – bei den besten Bakterien und Überall auf den Folien, bei denen in der Statistik den besten Materialien, die wir heute kennen. „AO“ steht, steht das für „All Overs“. Das ist Sam- Wenn man das genauer nachliest, muss man lei- melposten für viele kleine Marken. Das heißt, es der immer wieder feststellen, dass das unter gibt schon Konzepte und es gibt schon Vorgehens- idealisierten Abbaubedingungen erfolgt, die vor weisen, die sehr wohl eine Vertrauenswürdigkeit Ort - in den Meeren - so nicht existieren. Das erreichen. Aber das reicht halt noch nicht aus, um gleich gilt bei sehr dünnen Materialdicken, also

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 6 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

z. B. dünnen Plastikfolien. Das heißt, dass hier macht wurde und auch weiter Sinn macht, son- über diese Art der Kreislaufführung ein substan- dern z. B. auch für Warengruppen wie Kosmetik zieller Lösungsbeitrag kommen könnte, ist derzeit oder Reinigungsmittel. Da gäbe es aber ein ande- nicht wirklich in Sicht. res Problem. Der Kunststoff würde zwar wieder zurückgebracht werden, um ihn dann neu zu ver- Andere Wege der Kreislaufführung sind vielfältig werten, aber die Quote der Konsumenten, die vorhanden. Wenn ein Konsument in Deutschland hierbei mitmachen würden, wäre wahrscheinlich eine Plastikverpackung in den Abfall wirft – sehr beschränkt. Man muss sich das so vorstellen, idealerweise in den „gelben Sack“ – dann wird sie dass ja jede Putzmittelflasche getrennt gesammelt ja erst mal nicht in den Ozean eingetragen. Das ist werden müsste. Diese darf keinesfalls den soge- schon mal gut. Leider kommt das Material dann in nannten Food-Kreislauf kontaminieren. Also glit- die Verbrennung, was CO2-technisch bei Weitem schige Flaschen bitte nicht mit Heißwasser auswa- immer noch nicht die beste Lösung ist. Aber welt- schen. Das wäre energietechnisch sehr schlecht. weit ist der Eintrag von Kunststoffen in die Das würde bedeuten, dass man dann am Samstag Ozeane an sich immer noch ein Riesenproblem. nicht nur einmal ansteht bei den Geräten zur Und es gibt natürlich auch Protagonisten, die sa- Rücknahme der Pfandflaschen für Getränke, son- gen, man könne das dann aus den Meeren wieder dern ein zweites Mal, um sich die paar Cent von zurückholen und medienwirksam als „Ozean- den Sammlungsgeräten für die Rücknahme von Plastik“ in Turnschuhe oder was auch immer als Putzmitteln zurückzuholen. Viele würden das bei ein Art „Limited Edition“ einbauen. Das kann einem geringen Pfand gar nicht machen. Das ist man machen, aber die Wissenschaft sagt auch, denen einfach zu mühsam, es lohnt sich nicht. dass nur ein sehr kleiner Teil der Kunststoffe, Wenn man das Pfand hierfür sehr hoch ansetzt, welche überhaupt dort in die Meere gelangen, wäre es natürlich auch wieder eine Wettbewerbs- wieder zurückgeholt werden kann. Aktuell wurde verzerrung. Das heißt, wir haben uns mit der dies im Leibniz-Institut in Bremen ausgerechnet. Frage beschäftigt, welchen Umfang denn ein Wenn man 200 der „Ocean Cleanup“-Netze der idealer Kreislauf haben sollte. Es gibt ein Sammel- Firma Boyan Slat – diese großen Fangsysteme – system, um das uns die meisten Länder Europas 130 Jahre lang im Pazifik große Mengen aus dem beneiden. Wir haben es nur bisher nicht optimal Meer sammeln lassen würde, würden gerade mal genutzt. Das ist der sogenannte gelbe Sack. Hier fünf Prozent des jetzt dort befindlichen Plastik- wäre es wichtig, die Rückführung so zu gestalten, mülls, welches an der Oberfläche schwimmt, zu- dass nicht mehr ein Großteil in die Verbrennung rückgeholt werden können. Nicht eingerechnet ist geht, sondern auch wirklich recycelt wird. Das ist der Plastikmüll, der innerhalb der kommenden unsere Bestrebung und auch unsere Domäne. Wir 130 Jahre noch dazu käme. Das heißt, es gibt in sind zwar nur ein mittelständischer Hersteller, dieser Debatte viel Symbolromantik ohne einen aber das, was wir mit unseren 100 Prozent Recyc- nennenswerten Lösungsbeitrag. Die Frage ist, wie lat-Flaschen machen, ist ja relativ viel im Ver- eng sollten entsprechende Kreisläufe idealerweise gleich zu dem, was andere derzeit real umsetzen. verknüpft werden, damit nicht so viel Plastikmüll Das heißt, wir sind amtierender Weltrekordhalter entsteht, der in Folge dann als Mikroplastik wie- in Bezug auf die Inverkehrbringung von 100 Pro- der in den menschlichen Kreislauf gelangt und zent aus Recyclat bestehenden Kunststoffverpa- dort Schaden anrichtet. Denn das, was letztlich ckungen. Wir haben versucht, das zu quantifizie- auf dem Weg über die Meere verloren geht, das ren und zu visualisieren, wenn man aus allen un- wird derzeit noch aus der billigsten Quelle bezo- seren dem Kreislauf bereitgestellten Flaschen eine gen, die seit „Corona“ verfügbar ist, billiger denn Art Mosaikwand bauen und daraus eine einzige je und sehr zur Freude auch der großen Plastik- Putzmittelflasche formen würde. Wie groß wäre hersteller. Es wird durch sogenanntes Virgin-Plas- die wohl? Das wären knapp über 400 Millionen tik aus Rohöl ersetzt. Flaschen, bei einer Höhe von ca. 226 Meter. Im- Es gibt als Alternative z. B. auch die Idee, ein merhin höher als der Berliner Funkturm. Das ist Zwangspfand einzuführen, nicht nur bei der Ge- kein Feldversuch mehr im kleinen „Technikums- tränkeindustrie, wo das ja schon erfolgreich ge- maßstab“. Es ist aber bei weitem nicht genug, um

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 7 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

das Plastikproblem wirklich zu lösen. Es ist aller- weltweit ersten 100 Prozent recyclingfähigen, son- dings – ich sage mal – eine Vorlage für andere. Die dern dann auch aus Recyclat bestehenden Stand- Frage ist, warum wird das von anderen eher nicht beutel bereits jetzt auf den Markt gebracht. Dieser aufgegriffen? Das hat etwas mit der Preisfindung besteht aus einem Monomaterial für alle Kompo- und den fehlenden Märkten für Recyclat zu tun. nenten dieses Beutels, der auch funktioniert. Hier- für haben wir natürlich auch diverse Preise bzw. Wir setzen für die vier gängigsten Plastikarten in Auszeichnungen seitens der Fachleute bekom- der Verpackung weltweit bereits eine 100-prozen- men. Obwohl wir das meiste von dem eben ge- tige Kreislaufführung, also nicht Recycelbarkeit, zeigten als „Open-Innovation-Initiative“ bzw. als sondern bereits eine Verwendung von Recyclaten know how allen anderen am Markt Beteiligten zur im Massenbetrieb bei preisaggressiven Waren- Verfügung stellen, wird es nicht aufgegriffen, und gruppen. Um das mal kurz zusammenzufassen: dies aus einem einzigen - in der Industrie bzw. Ein Großteil besteht aus PET (Polyethylentereph- der Betriebswirtschaftslehre leider tödlichen - thalat). Das sind diese klarsichtigen Flaschen. Da Grund: Das Material, aus dem wir das machen, hat unser Unternehmen natürlich auch diverse das Recyclat, ist signifikant teurer als das „Vir- Auszeichnungen der Wissenschaft gewonnen, bei- gin“-Plastik, was in Zeiten von „Corona“ so billig spielsweise den Bundespreis „ecodesign“, ver- ist wie nie zuvor. Dies liegt u.a. daran, dass Rohöl schiedene Verpackungspreise und den „Cradle-to- weniger nachgefragt wird und deswegen die Cradle-Award“. Im Weiteren haben wir das welt- Preise hierfür in den „Keller gefallen“ sind. Es gab weit am meisten verwendete Verpackungsmaterial ja sogar Negativpreise in den USA. Das heißt, aus aus Kunststoff überhaupt – Polyäthylen – zu Erdöl Plastik herzustellen, war nie so günstig wie 100 Prozent aus dem „gelben Sack“ recycelt. Da jetzt. Das was wir machen, nämlich Recyclat in gab es natürlich auch eine Reihe von Auszeich- Top-Qualität, das ist nicht teurer, weil die Tech- nungen. Wir haben dasselbe sogar mit den Kap- nologie verschwenderischer wäre oder aufwändi- pen aus Polypropylen gemacht. „Last but not ger. Die Technologie erspart nachweislich sogar least“ haben wir sogar weltweit die erste für die 60 Prozent der Energie im Vergleich zur Herstel- Kosmetikanwendung zugelassene Flasche aus lung von „Virgin“-Plastik. Im Gegenteil, es ist teu- 100 Prozent „Gelber-Sack-Müll“ oder Altplastik rer, weil die Maschinen, die dieses Recycling ma- auf den Markt gebracht, die qualitativ gar nicht chen, nicht so ausgelastet sind bzw. nicht so viel unterscheidbar ist von Plastik aus Rohöl. Einzelne Menge durchgeschleust wird, wie durch die riesi- Stimmen behaupten, das sei ja eigentlich gen Anlagen der Plastikindustrie. Das heißt, jeder „Downsizing“, was unser Unternehmen macht, aus der Betriebswirtschaftslehre weiß, die Skalen- weil ja zum Teil auch Einweggetränkeflaschen effekte – gerade bei hochtechnologisierten Verfah- verwendet werden, die zu Putzmittelflaschen ren – spielen eine sehr große Rolle. Jede neue „downgecycelt“ würden. Wir sehen das allerdings Technologie hat erstmal höhere Stückkosten als anders. Wir machen aus Putzmittelflaschen Kos- die etablierte Technologie, erst recht, wenn die metikflaschen. Und selbst unsere Putzmittel-PET- etablierte, umweltschädliche Technologie derzeit Flaschen sind übrigens jetzt schon „Foodgreats“ sogar künstlich über versteckte Subventionen nach den strengen Kriterien der amerikanischen günstig gehalten wird. Das heißt, es gibt eine ein- Food- und Backadministration, erwiesen in einem zige Verwendung von Rohöl – mit Ausnahme von Langzeitmigrationstest. Also, hier ist vieles mach- Kerosin – die derzeit nicht der Mineralölbesteue- bar. Jetzt weiß man, es gibt eine große Lücke, näm- rung und der Umlagenbefreiung des Erneuerbare- lich bei den sogenannten „Fexibels“, also den Fo- Energien-Gesetzes (EEG) unterliegt, so wie alle an- lien. Das heißt, Beutel, Standbeutel, auch wenn deren Verwendungsarten wie Benzin oder Diesel, sie 70 Prozent des Plastikmaterials sparen gegen- und das ist weiterhin die Herstellung von Plastik. über einer Flasche gleichen Fassungsvermögens, Deswegen hat die Ölindustrie eine bestimmte bestehen heutzutage meistens aus einem Verbund Hoffnung. Sie sieht jetzt schon den Zenit der von mehreren Plastikschichten, der nicht im Re- Erdöl-Nachfrage vor sich. Es ging ja auch durch cyclingverfahren zu trennen ist. Hier besteht eine die Medien, in Bezug auf „Verkehr“ und „Mobili- sehr eingeschränkte Recyclingfähigkeit. tät“. Demnach wird weniger Benzin und Diesel Wir haben das geändert. Wir haben nicht nur den

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 8 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

nachgefragt werden – Stichwort „Verkehrswen- spannend, dass ich Sie auch nicht unterbrechen de“. Die Ölindustrie hofft, dass sie weiter wach- wollte. Wir kommen jetzt zu den Fragerunden, sen kann über die „Virgin“-Plastik-Herstellung, und ich bitte die Fragesteller – wie vereinbart – weil da der Trend hingeht – Stichwort mehr „Vir- eine Redezeit von zwei Minuten zu beachten. Im gin“-Kunststoff seit Corona, mehr Verbrennung, Anschluss werden wir dann in die jeweilige Ant- mehr Verklappung in den Ozean. Warum ist das wortrunde übergehen. Ich bitte, dass die Fragestel- so? Weil es nie so günstig war. Die Kluft zwischen ler die jeweilige Frage damit verbinden, an wen den Preisen für Recyclat und den Preisen für sie sich richtet. Ich beginne mit Kai Whittaker, „Virgin“-Kunststoff waren nie so groß wie heute. Obermann der CDU/CSU-Fraktion. Das Verpackungsgesetz hat es nicht geschafft, dies Abg. Kai Whittaker (CDU/CSU): Herzlichen Dank zu ändern. Die europäisch angedachte Plastik- an die beiden Gäste für ihre Vorträge. Herr steuer auf „Virgin“-Kunststoff wird in Deutsch- Schneider, vielleicht können Sie noch mal ganz land von den Verbänden vehement abgelehnt. Der kurz auf einen Aspekt eingehen, den Sie ausge- Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) führt haben: Demnach liegt es am Ende am Preis- hat festgestellt, dass die Besteuerung in Höhe von unterschied zwischen original hergestelltem Plas- 800 Euro pro Tonne Gift für den Wohlstand und tik – sogenanntem „Virgin“ – und dem Recyclate- die Beschäftigung in Deutschland sei. Ich habe Produkt, das Sie in Ihrem Unternehmen ja ver- das mal umgerechnet auf eine handelsübliche 20- wenden. Könnten Sie aufzeigen, was das am Ende Gramm-Plastikflasche. Im Ergebnis wäre die bedeutet? Ist das jetzt nur ein Cent, von dem Sie Mehrbelastung exakt 1,6 Cent pro Flasche. Das al- gesprochen haben, oder ist es doch höher für den lein würde an Lenkungswirkung, als Ausgleich Hersteller. Verstehe ich Sie da richtig? Es gibt da zwischen dem künstlich verbindlichen unökologi- ja diese Fondslösung, die eigentlich dafür sorgen schen „Virgin“ versus der technologischen Zu- müsste, dass auch die Plastikherstellung Teil der kunft „Recyclat“, nicht reichen. Wir plädieren da- Lösung sein müsste. Sie haben das als „versteckte her vehement für eine Fondslösung in Deutsch- Subventionen“ bezeichnet und darauf hingewie- land. Dadurch würde im Ergebnis nicht nur der sen, dass wir diesen Mechanismus sofort abstellen unökologische Diesel-Antrieb mit verkraftbarer sollten und Teile davon in den von Ihnen skiz- Steuer belastet, sondern die Einnahmen daraus zierten Marktmechanismus überführen. Sollten würden in einen zweckgebundenen Fonds einge- wir das nicht ähnlich gestalten, so wie wir es ja zahlt, um daraus diejenigen, die jetzt Recyclaten derzeit auch machen mit dem Thema „CO2“ um produzieren, über diese Schwelle – ich sage mal dadurch vielleicht noch einen Schritt weiter zu schwierigen „Retourns und Skales“, über die Ska- gehen? Wir versuchen ja, dem Ausstoß von CO2 lierungsschwelle - zu helfen. einen Preis zu geben, mit dem Ziel, eine gewisse Menge anzustreben, die abgebaut werden muss bis Denn wenn die Nachfrage nach Recyclat in Gang zum Jahr „X“. Darüber hinaus geben wir Zertifi- kommt, werden auch Anbieter, werden auch kate frei, die dann gekauft werden müssen von große internationale Hersteller – gerade auch in den Unternehmen. Genauso gut könnte man das ja unserer Branche – dieses ökologische Material ve- auch mit dem Thema „Rohstoffeinsatz“ machen. hement in die eigenen Produkte einbeziehen, Wie werden dabei nachwachsende oder nicht - auch wenn sie selber nicht von einer Marke getrie- nachwachsende Rohstoffe eingesetzt? Wie wird ben werden, die „Ökologie“ als oberstes Prinzip dabei den Anteil der nachwachsenden Rohstoffe ansieht. Hier sind enorme Chancen in der Gestal- und Recycelrohstoffe kontinuierlich gesteigert? tung für die Politik vorhanden, um richtige An- Und wird darüber hinaus das Ganze in einen reizsysteme zu setzen, insbesondere vor dem Hin- Preis- bzw. Marktmechanismus münden? Wie se- tergrund, dass die Umsetzung der europäischen hen Sie das? Richtlinie für die Besteuerung von Plastik in Hin- blick auf die Umsetzung dem jeweiligen Mit- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Der gliedsland obliegt. nächste Fragesteller ist , Sprecher der SPD-Fraktion. Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- len Dank Herr Schneider für die Ausführungen. Abg. Michael Thews (SPD): Vielen Dank für die Sie haben auch „satt“ überzogen, aber es war so beiden Vorträge. Das war ja sehr spannend, weil

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 9 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

auch zwei verschiedene Sichtweisen aufgezeigt Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- wurden. Wir haben hier einmal einen „Weltmeis- lichen Dank. Als nächstes Herr Dr. Kraft, Obmann ter“ im Bereich des Einsatzes von Recyclaten und der AfD. Recyclingprodukten, und auf der anderen Seite Abg. Dr. Rainer Kraft (AfD): Vielen Dank. Wir ha- auch einen Produktentwickler, der sehr kreativ ben, nehme ich an, zwei Fragerunden? Deswegen und sehr innovativ neue Produkte entwickelt. würde ich zuerst Herrn Quiring einige Fragen stel- Deswegen würde ich meine Fragen auch an beide len. Zuerst zu Ihrem Grafen auf Ihrer Folie, der stellen, aber so formulieren, dass beide unter- die Reduktion der globalen Stromerzeugungskos- schiedliche Dinge beleuchten können. Herr ten darstellt. Meines Wissens nach liegt die große Schneider hat ja darauf hingewiesen, dass wir in Wertschöpfung, die in der solaren Stromerzeu- Deutschland schon einiges getan haben, das aber gung gemacht worden ist, an dem Preis von rei- insbesondere bei der Recyclingquote bei solchen nem Silizium, das regelmäßig aus China kom- kreativen Lösungen oder eben letzten Endes auch mend und sich ungefähr im Preis halbiert hat, wo- Verboten von bestimmten Dingen, die das Recyc- für hauptsächlich die chinesischen Arbeits- und ling behindern, noch deutlich „Luft nach oben“ Umweltauflagen verantwortlich sind. Aber selbst ist, und wir uns auch noch mehr leisten könnten. wenn ich diesen Grafen so nehme wie er ist, dann Grundsätzlich habe ich bei beiden ein bisschen habe ich ja für das Jahr 2020 ungefähr 60 bis rausgehört, dass es wichtig wäre, Produkte sozusa- 70 Dollar pro Megawattstunde bei den globalen gen in der Phase, wo man sie plant, wo man sie Stromerzeugungskosten, also 6.000 bis 7000 Dol- designed, wo man die Rohstoffe einplant usw., lar-Cent pro Megawattstunde. Das sind sechs bis dass man das Thema „Kreislauf“ von Anfang an sieben Cent pro Kilowattstunde. Wenn Sie jetzt mit denkt. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Da sagen, dass Sie in Portugal den Strom für einen würde mich einfach noch mal von beiden interes- Cent pro Kilowattstunde verkaufen, aber sechs bis sieren, wie Sie das sehen. Herr Schneider, Sie hat- sieben Cent für die Stromgestehungskosten auf- ten ja Beispiele von Produkten genannt, die das wenden müssen, dann ist es ja betriebswirtschaft- jetzt schon alles leisten können, die aber aus be- lich ein ziemlicher Blödsinn, um es mal so zu sa- stimmten Gründen nicht in den Markt Zugang fin- gen. Also, wer zahlt die Differenz, und wo kommt den, wo man daher ggf. auch lenkend eingreifen das her? müsste – auch seitens der Politik. Die zweite Frage wäre zu Ihrer Anmerkung, dass Und bei Herrn Quiring war das so, dass ich ver- man bei Solarzellen 100 Prozent Recyclingquote standen habe, Sie haben auch schon Produkte nor- hat, was natürlich dann auch das Silizium der So- miert. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Ich habe auch larzelle mit einschließen würde. Dieses ist natür- mit mehreren Herstellern Gespräche gehabt, auch lich in der Herstellung des Zellenprozesses entwe- mit dem BDI, und habe dann mal gefragt, wo denn der mit den Elementen Bor oder Phosphor dotiert. das Thema „Nachhaltigkeit und Kreislaufwirt- Also, wie kann ich dieses Silizium dann wieder in schaft“ steht, sozusagen prioritär am Anfang der die Siliziumwertschöpfungskette einbinden, dass Planung eines Produktes? Sie haben ja auch ge- diese Dotierungen mit Bor oder Phosphor dann sagt, die Entsorgungsfirmen recyceln mittlerweile keine Rolle spielen, sodass ich hier wirklich da- schon ganz gut, und es wird immer besser, und von reden kann, dass ein echtes Recycling stattge- die werden immer kreativer. Aber die müssen funden hat, ohne dass sich das Ganze wieder in auch einen Riesenaufwand betreiben. Wenn das den Beginn der reinen Siliziumwertschöpfungs- Produkt von vornherein recycelbar gestaltet wäre, kette als Edukt zurückführe, um es mit dem ge- hätten wir diese Nachteile gar nicht. Gibt es denn samten energetischen Aufwand dann wieder als einen Dialog zwischen jemandem, der plant und Silizium herzustellen. produziert und der Entsorgungswirtschaft? Oder müsste man nicht diesen Dialog herstellen, um Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- dann wirklich kreislauffähige Produkte auf den len Dank. Als Nächstes Herr Dr. Hoffmann von Markt zu bringen, die das dann auch einhalten, der Fraktion der FDP. wo wir dann nur noch regelmäßig Synergien Abg. Dr. Christoph Hoffmann (FDP): Ich hätte zu- bräuchten, um Rohstoffe im Kreislauf zu halten? nächst eine Frage an Herrn Quiring. Wir sehen ja,

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 10 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

dass die Photovoltaikpotenziale in Deutschland Abgabe erheben, wenn sozusagen der Öltanker ge- gerade im Süden – Süd-Baden, da komme ich sel- rade anlegt? ber her – sehr hoch sind. Wir haben dort die meis- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- ten Sonnenstunden, aber es wird letztendlich lichen Dank, und abschließend Frau nicht genutzt. Ich sehe viele Dachflächen, ich sehe Dr. Hoffmann, Obfrau der Fraktion BÜNDNIS viele Firmenflächen, ich sehe viele Parkplätze, wo 90/DIE GRÜNEN. wir Potenziale hätten, wo wir Flächen hätten, ohne irgendetwas kaputt zu machen bzw. ir- Abg. Dr. Bettina Hoffmann (BÜNDNIS 90/DIE gendetwas zu verschandeln. Woran liegt es, dass GRÜNEN): Vielen Dank an beide Referenten für diese Flächen nicht in Betrieb gehen, wo die ihre Vorträge. Ich würde in der ersten Runde Leute oder die Firmen ja auch ihren eigenen Herrn Schneider befragen wollen. Sie sind ja als Strom produzieren und verwenden könnten? Wo- Firma sozusagen aus eigenem Antrieb schon lange ran liegt es, dass das nicht stattfindet? Sind es ir- bei dem Thema unterwegs – aus den 1980er Jah- gendwelche Regulierungen? Wenn Sie uns da ren vielleicht schon – und Sie haben da sehr viele vielleicht noch mal ein bisschen auf die Sprünge Erfahrungen gesammelt. helfen könnten. Wir sind ja hier in der Legislative. Jetzt ist das natürlich so, dass das alles im Grunde Daher könnten wir das ja auch ändern. Und sehen eine Art Freiwilligkeit war von Ihrem Unterneh- Sie Chancen zu einer selbst finanzierten oder aus men bzw. ein eigener innerer Antrieb sozusagen. dem Markt entstehenden neuen „Photovoltaik- Sie sagen ja selber, selbst wenn Sie die Technolo- welle 2.0“? gien anderen bereitstellen, wird es nicht unbe- Dann noch eine Frage an Herrn Schneider. Sie ha- dingt aufgegriffen. Also, es braucht daher noch an- ben in Ihrem Vortrag das Recyclat als ökologi- dere Rahmenbedingungen, damit die anderen Fir- sches Material bezeichnet. Da würde ich doch mal men dazu gebracht werden, da irgendwie mitzu- ein großes Fragezeichen dahinten setzen, ob das ziehen. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als wirklich ökologisch ist. Also, das ist ja kein Mate- eine „ressourcenleichte, giftfreie Kreislaufwirt- rial, was jetzt unbedingt direkt aus der Natur ge- schaft“, wie ich es immer nenne, zu etablieren, wonnen wird und wieder dort deponiert werden weil wir sonst auf Dauer echt ein Problem haben kann, sondern es hat ja zum Teil Abbauzeiten von mit Umweltschäden usw. Sie haben das ja auch zigtausenden Jahren. Die Frage ist noch mal: Die beschrieben. Meeresverschmutzung von Plastik kommt ja auch Sie haben ganz klar gesagt, dass ein Hebel der in- zu großen Teilen aus China. Nach meinem Kennt- direkte Subventionscharakter von Rohöl für die nisstand ist China mit der weltgrößte Plastikher- Plastikherstellung sei. Aber andere Überlegungen steller. Und China ist auch der große Player im wären vielleicht auch noch eine Art Hebel, um an- Recyclatmarkt. In Afrika hat China große Produk- zusetzen. Ich behaupte, man müsste direkt bei der tionskapazitäten aufgebaut, um Plastik einzusam- Produktpolitik ansetzen. Es muss das Design der meln, Recyclat zu produzieren, um es dann wie- Produkte so sein, dass diese kreislauffähig sind. der nach China zu bringen. Vielleicht können Sie Sie müssen einen bestimmten Anteil an Recycla- uns noch mal sagen, welche Rolle China in die- ten haben – eine Quote meinetwegen - oder dass sem Markt spielt, und ob China den Preis irgend- es Mehrweglösungen gibt für Kunststoffe und wie steuert. Noch eine Zusatzfrage: Wir schlagen langlebige Produkt, und dass man bei dem Materi- ja auch ein Modell für ein Emissionshandelssys- almix nachsteuert. Da fand ich gerade Ihr letztes tem (ETS, Emissions Trading System) für den Beispiel interessant, wo Sie gesagt haben, Sie ha- CO2-Verbrauch vor, das im Grunde alles „abstre- ben diesen Beutel aus Monomaterial, also keine amt“, also belastet, was mit den negativen Folgen Verbundstoffe, die dem Recycling entgegenstün- einer CO2-Verbrennung in Verbindung steht. den. Würden Sie sagen, dass man dafür auch Letztendlich landet das Recyclat, auch wenn sie wirklich politische Rahmenbedingungen oder es zehnmal genutzt haben, irgendwann ja doch in Festsetzungen braucht, damit die anderen das der Verbrennung. Ich frage mich, ob Sie da dem auch mittragen? System zustimmen würden, und ob es Ihren Pro- dukten helfen würde, wenn wir schon eine CO2- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- lichen Dank für die Fragen. Ich schlage vor, dass

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 11 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Herr Schneider beginnt, und ich würde als Zeit weil kein Müll mehr entsteht, weil der Abfall für die Antwort fünf Minuten als Richtgröße vor- gleichzeitig wieder Rohstoff darstellt. Man macht geben, damit wir dann noch zur zweiten Frage- das, was sonst Bakterien tun, dann einfach mecha- runde kommen. nisch. Das sollte gefördert werden. Das könnte man auch über CO2-Zertifikate unterstützen. In Sachverständiger Reinhard Schneider (Geschäfts- der Tat, zusätzliches CO2 entsteht ja nur, wenn führender Gesellschafter und Inhaber der man „Virgin“-Kunststoff herstellt, der am Ende Werner & Mertz GmbH): Ich möchte gerne mit der verbrannt wird oder im Meer landet. Wenn das Frage nach dem tatsächlichen Preisunterschied aber im Kreislauf bleibt, weil es immer wieder zwischen „Virgin“-Kunststoff und Recyclat begin- Rohstoff darstellt, egal, ob Sie mit Hilfe von Bakte- nen. Vor Corona betrug der ungefähr 20 Prozent. rien recyceln, mit nachwachsenden Ressourcen, Nach Corona oder seit Corona ist er um ein Vielfa- oder ob es der Mensch recycelt, dann entsteht ches dessen gestiegen, weil zwei Dinge passiert keine zusätzliche CO2-Belastung. Der Prozess des sind: Durch die geringe Nachfrage nach Rohöl gab Recyclings verbraucht 60 Prozent weniger Energie es einen Preisverfall. Dies wurde verstärkt durch als der Prozess der Herstellung von Plastik aus eine relativ geringe Nachfrage nach Recyclaten, Erdöl und da ist die Einsparung der Ressourcen weil sehr viele Hersteller auf Einwegverpackun- selber als Rohstoff noch gar nicht eingerechnet. gen gegangen sind - gerade auch auf diese Ver- bundmaterialien, die man nicht recyceln kann. In- Zu den Fragen von Herrn Thews – Stichwort „De- folgedessen sind die Auslastungen der Recycling- sign vor Recycling“: Dies ist ein sehr wichtiger anlagen noch weiter gesunken, sodass die Stück- Punkt. Natürlich ist das eine Grundvoraussetzung kosten noch weiter gestiegen sind. Das heißt, an für ein funktionierendes Recycling, dass die Pro- beiden Enden ist die Kluft noch weiter gedehnt dukte so geschaffen werden, dass es möglich ist. worden, weit über – ich schätze mal – 40 Prozent. Derzeit ist es leider so, dass recyclingfähige Ver- Das heißt, diese kleine Verringerung allein über packungen in sehr großer Menge in deutschen die Plastiksteuer wird lenkungstechnisch nicht Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden, ob- ausreichen, um den Trend umzukehren. Da wohl man sie recyceln könnte. Es ist für die In- bräuchte es schon mehr. dustrie nicht so schwer, recyclingfähiges Material herzustellen. Wenn sie nicht selber auch Recyc- Die nächste Frage: Muss „Virgin“ teurer werden, late in das Material einarbeiten, ist das so wie weil „Virgin“ derzeit künstlich verbilligt ist? Das wenn man beispielsweise sagen würde, „Ich habe hatten Sie angesprochen. Das heißt, die Steuerfrei- grundsätzlich Fitnessstudiofähigkeit, ich werde heit als Hoffnungsträger der Erdölindustrie ist jetzt automatisch gesünder.“ Gesund werden Sie eigentlich ein Anachronismus, weil es eine der erst, wenn Sie auch wirklich das vollziehen und unökologischsten Ölverwendungen ist. Eigentlich ins Fitnessstudio gehen und bildlich sozusagen sollte man das Erdöl lieber im Boden lassen und das Recyclat auch verwenden. Die rein auf einen anderen Weg schauen, dass auch ein hypothetische Möglichkeit, es zu recyceln, wenn Recyclat quasi als nachwachsender Rohstoff gese- es dann nicht gemacht wird, hilft der Umwelt hen werden kann. Wenn man dem sogenannten nicht. Das heißt, wir müssen einen Schritt weiter „Cradle-to-Cradle“-Ansatz folgt, gibt es zwei Mög- gehen und die Verwendung von Recyclaten über lichkeiten, Kreisläufe zu schließen: Das eine ist die Märkte in Gang setzen. Wenn das in größerem der biologische Kreislauf über die biologische Ab- Stil passieren würde – durch die geringeren Pro- baubarkeit, wo aus einem Rohstoff dann Dünger zesskosten des Recyclings gerade auch wegen dem wird – beispielsweise für neue Pflanzen. Das ist geringen Energieverbrauch könnte Recycling am dann wieder ein Rohstoff. Aus dem vorhin be- Ende sogar günstiger sein, als die Herstellung von schriebenen Zusammenhang, dass das bei Plastik „Virgin“-Kunststoffen. Da müssen die mit der biologischen Abbaubarkeit nicht richtig Mengenschwellen aber erst mal überwunden wer- funktioniert, gibt es aber auch noch einen anderen den. Und das geht nicht ohne die Hilfe von Kreislauf, der denselben Effekt hat, dass am Ende lenkungspolitischen Maßnahmen aus der Politik. kein Müll mehr zurückbleibt: Wenn man im tech- nischen Kreislauf von „Cradle-to-Cradle“ recycelt, Herr Hoffmann, Sie haben ökologisches Material dann entstehen keine negativen Effekte für Dritte,

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 12 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

in Frage gestellt und ob Recyclat wirklich ökolo- „Ocean“-Plastik anbietet, wird sich nichts ändern. gisch sei. Ich glaube, das habe ich Ihnen damit be- Die Politik muss irgendwann mal sagen, dass die antwortet, dass, wenn es im Kreislauf geführt Wissenschaft sich einig ist, dass es Wege gibt, die wird, und dadurch kein Abfall mehr entsteht, der funktionieren, und zwar schon jetzt. Da muss man Mensch genau das macht, was sonst die Natur bei nicht erst zehn Jahre warten, bis die Pyrolyse nachwachsenden Ressourcen tun würde. Das be- dann energetisch irgendwann auch wirklich sinn- schreibt ja auch der „Cradle-to-Cradle“-Ansatz. haft wird oder das sogenannte „Cam-Cycling“ und China – zusammen mit den USA – hat in der Tat dass man mit den ganzen sehr reaktiven Chemika- eine große Verantwortung als einer der größten lien auch weiß, wie man damit vernünftig um- Plastikhersteller und einem noch nicht funktio- geht. Das, was wir schon jetzt zur Verfügung ha- nierenden Sammelsystem. Aber ich denke auch, ben, könnte eine hochwertige Kreislaufwirtschaft es sollten eher die Länder sein, die das Plastik in Gang setzen. Das ist das, was wir befürworten. „erfunden“ haben, die vielleicht auch mit einer Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- gewissen Vorbildfunktion aufzeigen, wie man der lichen Dank, und jetzt noch Herr Quiring und Kreislaufführung wieder Herr werden kann, an- seine Antworten. statt zu hoffen, dass totalitäre Regime dann von al- leine als Erste darauf kommen. Also ich denke, Sachverständiger Eric Quiring (Specialist Public das könnte auch eine enorme Exportchance sein. Affairs, SMA Solar Technology AG): Danke für die Wir exportieren übrigens selber sehr gut nach Fragen. Ja, wir brauchen einen Dialog zwischen China. Auch mit dem Argument, dass wir aufzei- dem Anfang und dem Ende, bezüglich „Eco- gen, wie die Kreislaufwirtschaft funktionierend labeling“ bzw. „Eco-design“, auch auf europäi- vorangebracht werden kann. Das heißt, „Sustaina- scher Ebene. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Die bility made in Germany“ hier voranzutreiben, er- Frage ist natürlich, ob wir einheitliche Klassifizie- achte ich als etwas sehr Interessantes, auch wirt- rungen vornehmen können, und ob diese von al- schaftlich. Wir sind mit dem, was wir machen, len Mitgliedsstaaten getragen werden. Das ist ge- nicht der Feind der Wirtschaft. Wir haben ein sehr rade ein schwieriger Prozess – aber auch die prak- steiles Wachstum und stellen auch Leute ein. Wir tische Umsetzung. Wenn wir ein Produkt bauen, wundern uns nur, warum andere so zurückhal- das reparaturfähiger ist als unser Wettbewerbspro- tend sind, weil diese Unternehmer quasi vor den dukt, dann müssen wir vermutlich eine Schraube „Schwellen“ stehen bleiben. Das ist letztendlich mehr verwenden. Das muss der Kunde dann ver- so eine „Henne-Ei“-Problematik. mutlich auch zahlen. Ob der Kunde das möchte ist schwierig. Und wenn wir uns Anlagen anse- Last but not least – Frau Dr. Hoffmann, Sie hatten hen, die auf der einen Seite von Investoren gebaut nach dem Thema „Mehrweg“ gefragt, auch „De- werden, die wiederum verkauft werden, dann sign-Recycling“ und dem entsprechenden Rah- ergibt sich eine Schieflage zwischen den Investi- men. Ein wichtiger Rahmen besteht meines Erach- tionskosten und den operativen Kosten. Und es tens seitens der Politik auch darin, nicht nur fi- gibt tatsächlich Anlagenbetreiber, die dann eher nanziell lenkungspolitisch das Richtige zu fördern eine günstigere Anlage bevorzugen würden, auch und Schwellen zu überwinden, sondern sich auch wenn sie nicht so reparaturfähig ist. Genau da zu den Technologien zu bekennen, die am besten sind wir gerade, und hier schließt sich der Kreis. funktionieren. Solange all die vielen Wege der Deswegen war die Frage auch wichtig. Ich glaube, möglichen Kreislaufwirtschaft beachtet werden, wir brauchen da einen Dialog. Wir müssen aber auch wenn sie nichts bringen, wie z. B. die schauen, dass wir keinen Wettbewerb zwischen „Ocean-Cleanup“-Netze von Boyan Slat, solange unterschiedlichen Produkten bekommen. Ein die weiter in der Diskussion bleiben, wenn man „Second-Life“-Produkt kann in dem gleichen sagt, wir müssen doch alles technologieoffen hal- Wettbewerb nicht mit einem „First-Life“-Produkt ten, wird natürlich jeder Hersteller in seinen ro- mithalten. Außer, wir werden einen Mehrwert ge- mantischen Hoffnungswelten versuchen, seinen nerieren, der marketingtechnisch beispielsweise eigenen Weg zu gehen und erst mal das Problem Schuhsohlen verkaufen kann, oder dass die Men- vor sich herschieben. Wenn er beim billigen schen ein Bewusstsein dafür bekommen, dass die- „Virgin“-Plastik bleiben kann, wenn er dann ir- ses Produkt einfach hochwertiger und auch gendwo eine „Limited Edition“ mit ein bisschen

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 13 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

gleichzeitig langlebiger ist, und auf eine lange Perspektive der „Nachhaltigkeit“ bereits versie- Dauer gerechnet − vielleicht auf Dauer von 20 Jah- gelte Flächen bzw. bebaute Flächen, wie Dächer, ren − dann auch einfach weniger kaputt geht, und ja eigentlich optimaler wären für die Biodiversität. in Folge die operativen Kosten dadurch gesenkt Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen ist werden könnten. Aber für den Dialog sind wir auf eine Dachanlage, die dort zum Einsatz kommt, jeden Fall offen, und ich glaube, dass man sich im aufgrund der Installationsdauer und aufgrund des europäischen Dialog zum Thema „Eco-Design“ auf Gestänges teurer, als eine Freiflächenanlage. Zum jeden Fall verstärkt engagieren sollte. anderen sind Dachanlagen derzeit in Deutschland auch mit der EEG-Umlage bei einer Größe bis zu Herr Kraft, zu dem Grafen bzw. der grafischen 750 Kilowatt belastet. Das wird auch gerade dis- Darstellung auf meiner Folie: Das ist natürlich kutiert, ob man das nicht ändern möchte. In richtig beschrieben, dass zwischen den Stroment- Europa gibt es gerade den Vorstoß mit dem „Ener- stehungskosten und den Kosten, die weitergege- gie/Energy package“ aus dem Jahr 2019. Dabei sol- ben werden, irgendwo eine Art „Loch" ist. Die len Anlagen unter 30 Kilowatt von der Umlage be- Energiewirtschaft kennt tatsächlich auch nur freit werden. Das kommt aus dem Konzept des so- „Entstehung“, „Transport“ und „Verbrauch“. Da- genannten „Prosuming“. Erzeuger, die auch zwischen sind einige Löcher. Mittlerweile weiß gleichzeitig Strom produzieren, sollten entlastet man ja, was Strom in der Entstehung kostet, und werden, weil sie damit natürlich auch einen Bei- man weiß auch, was am Ende des Monats auf der trag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien leis- Stromrechnung steht, da sind jeweils enorme An- ten. Das ist ein Konzept, was man sich auch für stiege dazwischen. Die Wechselrichterindustrie Deutschland vorstellen könnte, um wieder die Dä- unterscheidet sich aber tatsächlich auch etwas cher voll zu bekommen. Die Frage, ob es ein „So- von der Modulindustrie, was den Anteil an Sili- lar 2.0“ in Deutschland geben wird, ist spannend, zium angeht. Wir haben zwar auch Micro-Chips aber ein kleiner Blick in die „Glaskugel“. Tatsäch- bei uns verbaut, dennoch wird in einem Großteil lich beobachten wir wieder die vermehrte Ansied- der mechanischen Komponenten Kupfer verwen- lung von Modulherstellern in Deutschland, was det. Natürlich ist das auch kein Rohstoff, der ein- sehr spannend ist. Auch unser Unternehmen hat fach so zu recyceln ist. Auch da wird viel Energie einen Großteil der Arbeitsplätze nach Europa zu- gebraucht. Aber da würde ich wieder auf diese rückgeholt, nachdem man in China nicht mehr er- „Löcher“ zurückkommen, die in der Energiewirt- folgreich war, um diesen Funktionsanstieg des schaft aktuell noch bestehen. Und da bin ich Wechselrichters erhöhen zu können. Wir merken eigentlich auch ganz dankbar für die Frage, weil zusätzlich, dass wir in Deutschland neben den mit der aktuellen Novelle des Erneuerbare-Ener- Preisen, die runtergegangen sind, mehr Angebote gien-Gesetzes, die gerade in der zweiten Jahres- liefern müssen. Wir müssen sektorübergreifende hälfte anläuft, wird ja versucht, einige Stellschrau- Angebote liefern, müssen digitale Angebote lie- ben zu stellen, um diese Löcher vielleicht auszu- fern und nah beim Kunden sein. Und das funktio- bessern oder zu optimieren. Und da beobachten niert tatsächlich manchmal in einem starken Hei- wir ein System, das Marktintegration gefördert matmarkt besser. Deswegen sehe ich gute Chancen hat, aber momentan Marktbedingungen für ein fai- für ein „Solar 2.0“ in Deutschland, aber die Markt- res gleichwertiges System tatsächlich behindert. entwicklungsinstrumente, die die Solarbranche Und da gibt es z. B. noch keine einfache Defini- am Anfang benötigt hatte, müssten momentan er- tion für einen Speicher. Hierzu ein konkretes Bei- neuert werden. spiel: Der Speicher ist manchmal Energieerzeuger, manchmal Energieverbraucher – je nach Tages- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- zeit. Das Bauteil soll nicht doppelt belastet wer- lichen Dank. Wir haben noch Zeit für eine zweite den. Das ist ein großes Problem in Deutschland. Runde. Frau Dr. von der SPD-Frak- tion hat noch eine Frage. Dann beginne ich mit Zu der Frage von Herrn Hoffmann: Warum krie- ihr. gen wir die Dächer nicht mit Solaranlagen voll? Das ist eine gute Frage, die stellen wir uns auch Abg. Dr. Nina Scheer (SPD): Ja, Herr Schneider, häufig selber. Wieso funktioniert das in anderen wir waren ja auch schon vor einiger Zeit mal im Ländern manchmal besser? Wobei aus der Austausch. Da brauche ich aber nicht unmittelbar

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 14 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

anzuknüpfen, sondern gerne an den heutigen Ge- ist und ob so ein Instrument als Markteintrittsga- sprächsfaden. Und ich habe jetzt leider durch rantie auch für den Bereich der Recyclate etwas mein Zuspätkommen nicht alles mitbekommen, sein könnte? aber ein paar Elemente, an die ich jetzt anknüpfen Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- möchte. Sie hatten kurz die Steuer angesprochen, len Dank. Als Nächstes Kai Whittaker von der dass das alles nicht hinreichend sei und haben Fraktion der CDU/CSU. den Vorschlag einer Fondslösung eingebracht. Das ist natürlich meines Erachtens immer relativ. Je Abg. Kai Whittaker (CDU/CSU): Herzlichen Dank, nachdem, wie die Steuer ausgestaltet ist oder wie Herr Vorsitzender. Ich habe noch mal eine Frage man sie noch verändert, hat das natürlich dann an Herrn Schneider. Weil Sie in Ihrem Vortrag auch Aussagekraft auf mögliche weitere ergän- auch darauf hingewiesen haben, dass wir zwar zende Instrumente oder auch nicht. Und da schon ein relativ gutes Instrument mit dem Sam- möchte ich ganz gerne kurz den Zirkel schlagen meln von Plastik haben, mit dem „Gelben Sack“, zu dem, was auch gerade heute in der Anhörung aber offensichtlich die Verwertung aus dem war, und was sozusagen im „Energiepolitischen“ „Gelben Sack“ heraus zu wünschen übrig lässt. läuft. Wir setzen ja beispielsweise auf „Windener- Jetzt haben wir noch nicht genau darüber gespro- gie auf See“. Herr Quiring, Sie haben es auch ge- chen, was aus Ihrer Sicht da die wichtigsten Stell- rade angesprochen, die Frage nach neuen Finan- schrauben sein könnten, um das zu verbessern. zierungsinstrumenten. Und da frage ich mich, Das würde ich ganz gerne noch mal von Ihnen könnte man da nicht auch in diese Richtung ge- wissen. hen und einen gesetzlichen Mindestpreis festle- Und an Herrn Quiring noch eine Frage. Ich habe gen? Im Falle der Recyclate wäre das ja vielleicht verstanden, dass Sie sich sehr dafür einsetzen, zu auch noch ein Element, um einen Marktzugangs- sagen, wir müssen jetzt eine Art „Repowering“ eintritt oder einen gesicherten Marktzugang zu machen in der Solarbranche. Was ich nicht ver- realisieren. Bei dem Thema „Windenergie auf standen habe, ist, warum wir als Staat da jetzt in See“ wird eben gerade auch diskutiert, ob man da eine Initiative gehen müssen. Also, wir haben am nicht etwas einführt wie beim sogenannten Anfang, um überhaupt diese Branche aufzubauen, „Contract for difference“, also so eine Art Min- einen Impuls gegeben. Ich glaube, das war richtig destpreis. Wenn man das entsprechend über- und sinnvoll. Wir haben immer auch gesagt, dass schreitet, dann wäre das wieder zurückzugeben. die Hilfen ja temporär sind, um diese Wirtschaft Das wäre im Ausschreibungssystem dann zu ver- konkurrenzfähig zu machen in Bezug auf die kon- ankern. Ich weiß nicht, ob das vielleicht auch ein ventionelle Energiewirtschaft. Ich glaube, an die- Weg sein könnte, den man im Bereich der Recyc- sem Punkt sind wir in weiten Teilen auch ange- late gehen könnte, indem man sagt, es gibt immer langt. Deshalb verstehe ich jetzt nicht ganz, wo eine Orientierung am Marktpreis, indem man Zu- jetzt noch mal der spezifische Impuls durch den schläge für bestimmte Mengen erhält. Wenn man Staat begründet werden kann. Vielleicht können aber gewisse Werte unterschreitet, dann erhält Sie das noch mal erläutern. man noch etwas obendrauf. Wenn man es aber überschreitet, dann müsste man auch etwas zu- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- rückführen. Also, das wäre natürlich nur im Aus- len Dank. Als Nächstes Herr Dr. Kraft von der schreibungsregime zu sehen. Ich bin beim Ener- Fraktion der AfD. giebereich grundsätzlich eine Kritikerin des Aus- Abg. Dr. Rainer Kraft (AfD): Danke, Herr Vorsit- schreibungsregimes, weil ich sehe, dass dort doch zender. Herr Schneider, Sie sagten ja oder Sie be- die Vielfalt der Akteure eingebrochen ist. Im ver- mängeln, dass „Virgin“-Kunststoff im Prinzip un- packungs- und plastikverarbeitenden Bereich mag lauter subventioniert werde. Aber ist es nicht das ja in Bezug auf die Vielfalt der Akteure anders eigentlich auch so, dass das Recyclat subventio- sein. Vielleicht würde da so ein Instrument hel- niert wird – jetzt nicht von Regierungen, sondern fen? Und deswegen möchte ich hier diesen Kreis tatsächlich vom Kunden. Der Kunde überlässt kurz schließen, weil wir das aktuell als Instru- Ihnen ja nicht nur das Plastik kostenfrei, das er ment diskutieren. Ob das – wie gesagt – im Aus- käuflich erworben hat, er bezahlt ja sogar auch schreibungsregime im Bereich „Wind Offshore“ noch die gesamte Sammelaktion vom „Gelben

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 15 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Sack“ über den Einkaufspreis des ursprünglichen würde Herrn Quiring noch mal gerne etwas fra- Kunsttoffprodukts. Selbst der Kunde bezahlt erst gen. Ihre Firma ist ja auch so ein „Front-Runner“- einmal für die Bereitstellung der Rohstoffe für das Unternehmen gewesen. Darüber bin ich erst mal Recyclat, das – wenn es bei Ihnen ankommt – froh. Sie kommen aus Kassel – sozusagen bei mir dann immer noch zu teuer ist. Was würden Sie um die Ecke. Ihr Unternehmen hatte anfangs ja denn sagen, wenn der Markt für Recyclate im Zu- auch durch politische Unterstützung, wie z.B. sammenhang mit der Bereitstellung von Kunst- Rahmenbedingungen durch das EEG, einen ge- stoff durch den Endkunden diesen entlohnen schäftlichen Vorteil gehabt. Sie haben aber auch müsste dafür, dass er Ihnen sein Produkt überlässt bitter zu spüren bekommen, wie sich die Lage än- und derzeit sogar noch für das Einsammeln be- dert, wenn in anderen Staaten, beispielsweise zahlt? Daher sehe ich hier wirklich nicht, dass China, diese Technologien auch gefördert werden. hier eine unfaire Subvention für das „Virgin“- Für mich ist daher die Frage: Wir haben ja heute Plastik existiert. das Thema „Innovation made in Germany“. Wie kann man so ein „Level-Playing-Field“ hinbekom- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- men? Braucht es politische Rahmenbedingungen, len Dank. Als Nächstes Herr Dr. Hoffmann von wie „Grenzausgleiche“ oder ähnliches, damit Fir- der Fraktion der FDP. men wie Ihres, Bestand haben können? Abg. Dr. Christoph Hoffmann (FDP): Ich hätte Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- noch mal eine Frage an Herrn Quiring bezüglich lichen Dank. Ich würde vorschlagen, dass Herr der Regularien. Würde ein Wegfall der EEG-Um- Quiring dieses Mal mit der abschließenden Ant- lage für selbst produzierten, selbst brauchenden wortrunde beginnt. Strom aus Photovoltaik-Anlagen einen Schub bringen, ohne dass wir zusätzliche neue Finanzie- Sachverständiger Eric Quiring (Specialist Public rungsinstrumente brauchen, die Sie angedeutet Affairs, SMA Solar Technology AG): Ich fange di- haben? Ich glaube, da muss der Weg hingehen, rekt mit Frau Dr. Hoffmann an. Vielen Dank für dass es sich von sich aus selbst etabliert bzw. re- Ihre Fragen. Internationale Rahmenbedingungen guliert. Die Antwort muss heißen, mehr Markt, in Form von Zöllen sind immer schwierig. Unsere mehr Freiheit und welche Regularien weg müs- Firma konnte genau in der Talfahrt am Markt be- sen. Gibt es nach Ihrem Kenntnisstand irgendet- stehen, in der wir uns befunden haben, weil es was im Steuerrecht, was „weg müsste“ oder gibt keine großen Zölle gab. Also, wir konnten uns in- es irgendetwas bei EEG zum Thema „Stromvertei- ternationalisieren und damit das schwierige Ge- lung“, „Stromgesetz“ usw. Es gibt ja da einen rie- schäft in Deutschland und Europa ausgleichen. sigen Berg von Regulierungen, die da existieren, Natürlich arbeiten wir auch intrinsisch motiviert um z. B. auch Niederstrom möglich zu machen an einer globalen Energiewende. Von daher finde usw. Wenn Sie uns da vielleicht noch mal ein ich das mit den Zöllen immer ein bisschen bisschen aufklären könnten. schwierig. Aber es bräuchte tatsächlich ein „Level-Playing-Field“, wie Sie es gesagt haben, Dann hätte ich noch eine zweite Frage zum was zumindest eine gleiche Preisstruktur hat. Da Thema „Repowering“, also in Bezug auf die alten, haben wir ja mit dem CO2-Preis ein Licht am Ho- ausgelaufenen Anlagen. Was würden Sie da emp- rizont, wo wir sagen, okay, das könnte vielleicht fehlen an Regularien oder Regularien, die über- dieses Feld sein. Tatsächlich braucht es bis dahin flüssig sind, um diese weiter im Bestand halten zu aber eine Transformation, bis die Lenkwirkung können und weiter produzieren zu lassen? einsetzt. Und da sind natürlich die Bemühungen, Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- die wir aktuell mit der EEG-Umlage sehen, und len Dank, und abschließend Frau Dr. Hoffmann auch die Veränderung des Strommarktes, ein von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. wichtiger Schritt. Die Frage ist natürlich, wo fängt man an? Und da sind wir wieder bei der alten Dis- Abg. Dr. Bettina Hoffmann (BÜNDNIS 90/DIE kussion, die wir vorhin hatten: „Ei oder Henne“. GRÜNEN): Vielen Dank für die Ausführungen der Was macht man zuerst? Ich will hier vielleicht Sachverständigen. Sie haben dabei auch noch mal den Bogen schlagen zu den sogenannten „Ü20- ganz verschiedene Themen angesprochen. Ich Anlagen“, also Anlagen, die seit über 20 Jahren im

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 16 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Netz sind. Die sind in der Situation, dass sie aktu- komplett verschwindet und über die Stromsteuer ell noch in Betrieb sind. Wir haben das politische kompensiert werden könnte. Ziel war hier, tat- Ziel, vielleicht auch die Notwendigkeit, dass wir sächlich zu sagen, je nachdem, wie groß die EEG- dringend mehr erneuerbare Energieanlagen haben Umlage ist, sie wird immer einen bürokratischen wollen und nicht weniger. Das heißt, es wäre Aufwand mit sich bringen, ob sie nun einen Cent, schön, wenn die „Ü20-Anlagen“ weiterlaufen zwei Cent oder drei Cent hoch ist. Deswegen ist könnten. Die Anlagen wurden gefördert, die sind da eine Veränderung des Systems notwendig. Ob sozusagen abgeschrieben. Natürlich war die För- das zwangsläufig damit zusammenhängt, was die derung damals höher. Aber auch die Investitionen EEG-Umlage bzw. die Finanzströme betrifft, die waren höher. Und jetzt haben wir 20 Jahre die wir benötigen, um das EEG-Konto aufrecht zu er- EEG-Umlage, und die Anlagen stehen noch immer halten und wie diese verknüpft werden müssen, da, und sie sollten daher einfach weiterlaufen, da- ist eine spannende Frage. Es darf nicht dazu füh- mit sie ihre Energie einspeisen könnten. Tatsäch- ren, dass die Investitionen in Erneuerbare Ener- lich ist es aber ein sehr reguliertes Feld, und wir gien abbrechen. Sie dürfen nur dazu führen, dass haben das Gesetz über den Messstellenbetrieb und für den Endkunden ein möglichst einfaches Sys- die Datenkommunikation in intelligenten Energie- tem entsteht. netzen (Messstellenbetriebsgesetz - MsbG), wir ha- Zu der Frage von Frau Dr. Scheer bezüglich einer ben ein Gesetz in Bezug auf die Digitalisierung der Einführung eines gesetzlichen Mindestpreises. Energiewende. Der aktuelle Vorschlag, der im Das ist eine schwierige Frage. Natürlich schauen Raum steht, ist, diesen Anlagen einen intelligen- wir hier wieder auf den CO2-Preispfad, der bei ten Zähler verpflichtend einzubauen, was die An- dem Stromprodukt eine gewisse Leitplanke geben lage wiederum teurer macht. Das ist für den Be- könnte. Zu der Frage, ob der Preis in den Aus- treiber nicht mehr so attraktiv, diese Anlage dann schreibungen ermittelt wird: Wir haben dazu in weiter zu betreiben. Auf der anderen Seite gibt es der Solarbranche die Innovationsausschreibungen infolgedessen auch die Pflicht zur Direktvermark- intensiv beobachtet und finden diese gar nicht so tung, sprich diese Anlagen werden zu Kleinanla- innovativ, da sie es tatsächlich nur auf einen Preis gen, etwa 3,5 Kilowatt bzw. 4 Kilowatt, da die ers- absehen und nicht mit Blick auf „Nachhaltigkeit“ ten Anlagen nun mal sehr klein waren. Direkt zu oder „Systemfähigkeit“. Dies wird dort nicht be- vermarkten über einen Vermarkter ist schwierig, rücksichtigt. Von daher wäre eine Innovationsaus- weil das nicht jeder unbedingt gerne machen schreibung für einen Mindestpreis bzw. ein möchte. Eine gesetzliche Auffanglösung wäre da „Sandkastenprojekt“ für nachhaltige Produkte schon hilfreich. Die Frage ist, ob der im Raum ste- sehr spannend, müsste tatsächlich dann aber auch hende Marktwert minus 0,4 Euro Cent da ausrei- nachhaltig sein und nicht nur kosteneffizient. Das chen kann, oder ob man nicht eine Wahloption wären wichtige Bedingungen. lassen sollte und man einfach sagt, „Ich schalte das Ding ab und versorge mich einfach nur selber, Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- ohne einen Zähler einzubauen“. Dann hätten wir len Dank, Herr Quiring, und Herr Schneider, Sie zumindest mehr Erneuerbare Energien im System, haben die abschließenden Worte. und es wäre unkomplizierter für den Kunden. Sachverständiger Reinhard Schneider (Geschäfts- Aber das ist natürlich eine schwierige Frage. Der führender Gesellschafter und Inhaber der Impuls muss aber sein, mehr Erneuerbare Ener- Werner & Mertz GmbH): Vielen Dank für die Fra- gien auszubauen und möglichst niedrige Regula- gen. Zuerst zu Frau Dr. Scheer. Sie hatten nach rien zu haben. der Wirksamkeit eines möglichen Mindestpreises Zur Frage von Herrn Dr. Hoffmann: Kann die EEG- für Recyclate in der Ausgestaltung einer denkba- Umlage weg? Das ist natürlich auch ein politi- ren Fondslösung gefragt. Ich vermute, dass der Ge- sches Thema. Es gibt aber, und das beobachten dankengang auch aus der Energiewirtschaft bzw. wir sehr intensiv, sehr viele Studien, die sich ak- aus dem Energiesektor kommt. Der wesentliche tuell damit beschäftigen. Anfang 2020 hat hierzu Unterschied zwischen dem Energiesektor und un- die dena (Deutsche Energie-Agentur GmbH) eine serem Sektor ist, dass man die Energie zu dem große Studie gemacht. Dabei wurde vorgeschla- Preis kaufen muss, zu dem sie angeboten wird. gen, die EEG-Umlage so abzusenken, dass sie

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 17 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Das kann man dann gesetzlich regeln. Unsere Pro- Recyclat ist, also aufbereitet, gereinigt etc., deut- dukte befinden sich ja im freien Wettbewerb am lich teurer, als die Rohstoffkosten plus Herstell- Markt. Das heißt, der Verbraucher hat die Aus- kosten von „Virgin“-Material zusammen. Das wahl zwischen einem Produkt, das aus ökologisch heißt, dass der Verbraucher derzeit indirekt sogar eher schädlichem „Virgin“-Material hergestellt noch etwas dafür zahlen muss bei Recyclat, das wird – derzeit konkurrenzlos günstig aufgrund von Recyclat selbst gar nicht verursacht wird – verschiedener Mechanismen – da komme ich nämlich die Gebühren des dualen Systems. Die gleich noch mal drauf zurück – oder einem Pro- dualen Systemgebühren, werden ja den Herstel- dukt, das aus prinzipiell zu teurem Recyclat be- lern angelastet. Das heißt, jeder Hersteller muss steht und nur dann kostendeckend angeboten einen Beitrag leisten für die aufkommenden mög- werden kann, wenn es im Laden teurer angeboten lichen Entsorgungskosten seiner Verpackungen. wird als das ökologisch schädlichere Produkt. Auch hier gibt es für Recyclat keine Entlastung, Und das ist natürlich schade, dass dann viele Ver- obwohl die Recyclate ja in der Kreislaufführung braucher sagen, „Na ja, so viel Euro mehr ist mir gar keine Entsorgungsfolgekosten verursachen. Da die Ökologie dann nicht wert, ich greife einfach muss ja gar nichts irgendwo deponiert oder ver- zu dem günstigeren Produkt“. Das heißt, es brannt oder sonst etwas Aufwändiges damit ge- müsste eigentlich nicht ein Mindestpreis sein, macht werden, sondern es wird einfach im Kreis- sondern das Umgekehrte – ein Höchstpreis. Das lauf gehalten. Trotzdem muss jeder Verbraucher ist aber auch lenkungspolitisch schwierig. Das über den Ladenpreis diese Entsorgungskosten, die heißt, das, was wir gerne über die Fondslösung den Recyclaten nicht erspart bleiben, mitbezah- verwirklichen würden, wäre eine marktnahe Lö- len, obwohl es da nichts zu entsorgen gibt. Es ist sung, bei der der Verbraucher nicht quasi dazu ge- umgekehrt. Was wirklich teuer ist, nämlich die nötigt werden muss, einen Mindestrezyklatanteil Kreislaufführung, da tut man so, als ob sich das in seinen Produkten zu einem vorgeschriebenen irgendwie von alleine erledigen würde. Daher Preis einfach hinzunehmen, weil dann auch das müsste der Verbraucher einen finanziellen Anreiz Recyclat quasi als Hemmschuh, als Verteuerung, bekommen, auch wenn er einkommensschwächer als etwas, zu dem der Konsument gezwungen wer- ist und nicht so extrem „ökologisch motiviert“ den muss, wahrgenommen wird. Wichtiger wäre, wie andere Personengruppen. Ziel müsste sein, dass der Verbraucher die Wahl zu konkurrenzfähi- dass er eine faire Chance hat, auch das ökologi- gen Preisen hat, um sich für die Produkte zu ent- schere Material zu üblichen Marktpreisen erwer- scheiden, die das ökologisch bessere Material ver- ben zu können, weil die Herstellkosten es zulas- wenden. Das würde man über diese Preisfestle- sen. Es braucht in Folge dessen aber auch jeman- gung nicht hinbekommen, sondern das geht nur den, der das kostendeckend produziert. Wenn es durch die Überwindung der vorübergehend zu ho- nicht kostendeckend produziert bzw. recycelt hen Herstellkosten. wird, wird es nicht gemacht. So sind dann am Ende die Mechanismen. Und damit bin ich bei der Frage von Herrn Dr. Kraft, ob der Verbraucher nicht eigentlich eine Herr Whittaker, Sie haben noch mal über die Ver- Belohnung fürs Einsammeln bekommen müsste, wertungsquote vom „Gelben Sack“ und die Stell- weil er ja eigentlich der Industrie einen Gefallen schrauben nachgefragt. Ja, da gibt es verschieden macht und das sammelt. Nun, man muss die Me- Möglichkeiten. Die größte Stellschraube über die chanismen kennen, die tatsächlich dort passieren. Verwertungsquote ist, dass die Aufbereiter, d. h., Das heißt, die Herstellung von Recyclat ist teurer diejenigen, die das „Gelbe-Sack“-Material dann pro Stückeinheit oder Volumeneinheit als die plötzlich haben und entscheiden, was mache ich Herstellung von „Virgin“-Materialien. Die Herstel- denn damit, auch eine Chance haben, um sich in lung bei Recyclat bedeutet ja nicht, dass man das der Kreislaufführung nicht zu ruinieren. Derzeit jetzt irgendwo abbaut, sondern man kriegt das machen sie das, was am wenigsten kostenintensiv Ausgangsmaterial mehr oder weniger gratis als ist, nämlich, das Material einfach zu verbrennen. „Recycler“. Das wird beispielsweise vom „Gelben Das heißt, es gibt einen hohen Anreiz in Deutsch- Sack“ eingesammelt, aber die Prozesskosten der land, über die Müllverbrennungsanlagen sich des Aufbereitung machen das Material dann, wenn es Kunststoffs letztlich einfach zu entledigen. Je hö- her eine Müllverbrennungsanlage ausgelastet ist –

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 18 von 19 vom 9. September 2020 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

das ist dann wieder eine Auslastungsfrage –, desto nimmt am Ende des Tages immer den günstigsten gewinnbringender ist das übrigens auch für die Weg“. Das darf aus unserer Sicht aber nicht der kommunalen Unternehmen, die das betreiben. unökologischste sein! Das heißt, diese Unternehmen Fragen bei den Re- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- cyclern nach Hilfsbrennstoffen nach, um es zu len herzlichen Dank für diese umfassenden Ant- verbrennen. Die sagen, na ja, wenn wir noch Platz worten auf umfassende Fragen. haben in der Müllverbrennungsanlage, wenn wir noch ein bisschen mehr verbrennen können, kön- Ich habe vorhin schon berichtet, dass in der nen wir mehr einnehmen. Und der Recycler sagt nächste Woche auch die Plenardebatten im Sinne sich, warum soll ich das sehr aufwändig recyceln, der Nachhaltigkeit stehen werden, und insofern wenn ich sogar Geld von den Müllverbrennungs- haben Sie uns auch noch mal wertvollen Input ge- anlagen erhalte, in dem ich es denen einfach zum liefert. Sie können gerne die Debatten nächste Wo- Verfeuern gebe – und infolgedessen in CO2 um- che verfolgen und bewerten. Ich glaube, es zeigt wandle. Und das sind die fehlgeleiteten Anreize, auch, dass die Themen „Kreislaufwirtschaft“ und bzw. Anreize in die falsche Richtung, bei denen „Nachhaltigkeit“ in der Politik mehr denn je ange- gegengesteuert werden muss. Verbrennung darf kommen sind. Für Ihren Input noch mal ganz nicht attraktiver sein für das Recyclingunterneh- herzlichen Dank. Damit beenden wir auch die öf- men als die Aufbereitung. Und man merkt auch, fentliche Sitzung. Ich bitte alle Beiratsmitglieder dass in der Diskussion, in Bezug auf die Frage, bei noch kurz zu warten, um dann mit der nicht- wem in der Praxis, welche Kosten anfallen, das re- öffentliche Sitzung zu beginnen. lativ wenig bekannt ist und um welche Zusam- menhänge es da geht. Das finde ich spannend mal zu beleuchten. Ein altes Sprichwort sagt, „Müll

Schluss der Sitzung: 19:20 Uhr

Dr. Andreas Lenz, MdB Vorsitzender

19. Wahlperiode Protokoll der 53. Sitzung Seite 19 von 19 vom 9. September 2020

Tischvorlage: Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Solarstrom, Speicher und Digitalisierung revolutionieren die Energiewelt. Dezentral erzeugter Solarstrom wird immer kostengünstiger.1 SMA konnte bis 2019 rund 85 GW Wechselrichter-Leistung in über 190 Ländern installieren und pro Jahr den Ausstoß von 59 Mio. Tonnen CO2 vermeiden. Nachhaltigkeit ist fest in unserer Unternehmenskultur verankert. Unsere Produkte Zeichen sich durch eine hohe Materialeffizienz, niedrigen Energieverbrauch in der Produktion und eine hohe Recyclingfähigkeit aus.

Diese Leistung ist auf mehr als 1.500 weltweit erteilte Patente und Gebrauchsmuster und der damit verbunden Innovationskraft ------des Unternehmens zurückzuführen. Unsere Kunden profitieren ------durch das integrierte Funktionsangebot und die Langlebigkeit der PV-Anlage. Die Gesellschaft darf von uns erwarten, dass unser Unternehmen an der sauberen Energieversorgung von morgen arbeitet2 und sich diese auch in unserer Produktion wiederfindet. Bereits 38 Prozent unseres Gesamtstrom- verbrauchs in Deutschland decken wir mit Solarstrom aus eigenen PV-Anlagen ab, der restlich genutzte Strom ist ebenfalls aus erneuerbaren Energiequellen.

Unternehmensprofil: SMA Solar Technology AG Als global führender Spezialist für Photovoltaik-Systemtechnik schafft SMA heute die Voraussetzungen für die dezentrale, digita- le und erneuerbare Energieversorgung von morgen. Dieser Auf- gabe widmen sich über 3.000 SMA Mitarbeiter in 18 Ländern. Mit unseren innovativen Lösungen für alle Photovoltaikanwendun- gen ermöglichen wir Menschen und Unternehmen weltweit mehr Unabhängigkeit in der Anwendung von Energie. Die SMA Solar Technology AG ist seit 2008 im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse (S92) gelistet und im SDAX der deutschen Börse notiert.

Vita: Eric Quiring (*1988) ist gelernter Elektroniker und Politikwissenschaftler. Seit 2017 ist er Referent für Energiepolitik bei der SMA Solar Technology AG. Er vertritt den Konzern in nationalen und internationalen Verbänden und Partnerschaften.

1 Bloomberg: “Solar Could Beat Coal to Become the Cheapest Power on Earth”, 2017. 2 IRENA Global Energy Transformation Report,2019.

SMA Solar Technology AG Vorsitzender des Aufsichtsrats: Uwe Kleinkauf Sitz: 34266 Niestetal Vorstand: Dr.-Ing. Jürgen Reinert (Vorstandssprecher), Ulrich Hadding Amtsgericht Kassel HRB 3972 USt-ID-Nr. DE 113 08 59 54 · WEEE-Reg.-Nr. DE 95881150

Advanced Mechanical Recycling Wieviel Nachhaltigkeit braucht Vertrauen ?

Berlin, September 2020

Verbraucher fordern Lösungen!

Im Dschungel der Aussagen, gibt es einen Lösungsweg!

Kreislaufwirtschaft! Bisheriges Bioplastik ist nicht biologisch besser Abbaubar!

Closed Loop technologisch „Bio-“Plastik Recycling in Reichweite (Upstream) (Downstream=Upstream) für FMCG häufige inhaltliche Verwechslung im Diskurs unter technologisch Biologisch Nichtfachleuten nicht Abbaubares Plastik in Reichweite (Downstream) für FMCG

reduziert Meeres- reduziert Meeres- Plastik nicht Plastik Mikroplastik

Einzelhandel Ozeane Konsument „Gelber Sack“ Strände gesonderte Rücknahme

Hersteller von „Virgin Plastik“ aus Erdöl

Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

PET-Recyclat BtB

PET-Recyclat Gelber Sack Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

PET-Recyclat BtB

PET-Recyclat Gelber Sack Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

PET-Recyclat BtB

Von Virgin kaum PET-Recyclat unterscheidbares Gelber Sack 100% - rHDPE Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

PET-Recyclat BtB

PET-Recyclat Von Virgin kaum Gelber Sack unterscheidbares 100% - rHDPE Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

Verschlüsse aus 100% rPP

PET-Recyclat BtB

Von Virgin kaum PET-Recyclat unterscheidbares Gelber Sack 100% - rHDPE Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

Verschlüsse aus 100% rPP

PET-Recyclat BtB

Von Virgin kaum PET-Recyclat unterscheidbares Gelber Sack 100% - rHDPE Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET

Nachhaltigste Verschlüsse aus Pigmente im 100% rPP Kunststoff

PET-Recyclat BtB

Von Virgin kaum PET-Recyclat unterscheidbares Gelber Sack 100% - rHDPE Wir können jetzt schon weit mehr als „nur“ rPET Weltneuheit Kosmetikzulassung Nachhaltigste Verschlüsse aus 100% rHDPE aus dem Pigmente im 100% rPP Kunststoff Gut entfernbare PET-Recyclat Etikett- BtB lösungen

PET-Recyclat Von Virgin kaum Gelber Sack unterscheidbares 100% - rHDPE

100% Nachhaltige Druckfarben Unser neuer nachhaltiger und 100% recyclingfähiger Standbodenbeutel Unser neuer nachhaltiger und 100% recyclingfähiger Standbodenbeutel Warum “Open Innovation” ?

Wenn wir die Kreisläufe nachhaltig schließen wollen, müssen attraktive Märkte für Recyclate geschaffen werden.

Wenn entsprechende Märkte zur Verfügung stehen, werden mehr und mehr Anbieter in der ganzen Welt einen legitimen wirtschaftlichen Anreiz sehen, endlich das ökoIogisch Richtige zu tun!

Vielen Dank! Back Up´s Quelle: Öko-Institut e.V. Verbraucher wollen nicht verzichten – aber trotzdem in Verantwortung handeln!

Unser Beitrag für saubere Meere – leider keine Selbstverständlichkeit!

Rezepturen frei von Mikroplastik! Reduzierung von Verpackungsmaterial! Ein Flaschenleben im Kreislauf!

#wirbewegenmeer

…und hoffentlich bald mit vielen Begleitern bei unserer „open innovation“ Global releases of plastic to the world oceans

Comparison with * plastics originating from mismanaged wastes.

*International Union for Conservation of Nature Publication Year: 2017 Der Prozess PET Recycling

Neue Technologie Farbsortierte Flaken und Laserspektroskopie Herstellung Abfüllung PET-Ballen waschen = hohe Qualität PET-Flaschen des Produktes Recyclat-Initiative PET virgin rPET BtB rPET GS rHDPE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

Legende: Angaben in Tonnen; Bildquelle: Der Grüne Punkt G20 Workshop on Resource Efficiency, Berlin, 16.03.2017 Preisgekrönte Initiative

2014 2015 2016 2017 2018 Ausblick Ausblick 2020 – Kooperation mit….