Elemente der historischen Kulturlandschaft

Der Grenzgraben bei Hölzlarn

Grenzen in der Landschaft Grenze zweier Landkreise

Grenzen in der Kulturlandschaft orientieren sich oft an naturräumlichen Gegebenheiten Der Thierhauptener Ortsteil Neukirchen mit dem Weiler Hölzlarn liegt auf einer Hochflä- wie z.B. an Gewässerläufen, Gebirgszügen, Bergkämmen oder auch an Felsaustritten, che östlich des Lechtals. Nach Süden hin grenzt der Schaezlerwald an, der bereits zu Pichl welche meist deutlich sichtbare Landmarken im Raum bilden und häufig ein natürliches bzw. der Gemeinde gehört. Südlich von Hölzlarn befindet sich ein historischer Hindernis darstellen. In den Anfängen gab es selten genaue oder gar befestigte Gren- Grenzgraben, auf dem auch heute noch die aktuelle Gemeindegrenze liegt, die zugleich zen, sondern vielmehr Grenzräume, die auch ein ganzes Waldgebiet umfassen konnten. die Grenze zwischen den Landkreisen und Aichach-Friedberg beschreibt. Eine frühe Ausnahme bildet der Limes als räumlich klar definierter und sichtbarer Die Setzung des Grenzgrabens lässt sich noch deutlich im Gelände ablesen. Er verläuft Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Standort am nördlichen Rand des Schaezlerwaldes und quert mehrere, bis zu 2 m hohe und 12 m Donau. Der Limes war eine überwachte Wirtschaftsgrenze mit vielen Grenzübergängen. breite Grabhügel (siehe Foto links) vorgeschichtlicher Zeitstellung, die deutlich im Gelän- demodell erkennbar sind. Grenzarten Weitere Grabhügel befinden sich in unmittelbarer Nähe, die allesamt als Bodendenkmal 50 100 Im Hochmittelalter wurden Grenzen zunehmend schärfer gefasst. Die Gründe dafür wa- erfasst sind (Karte rechts, blauer Kreis). Das Grabhügelfeld wird nach Osten hin durch m ren dabei vielfältig: der Bevölkerungsanstieg, die Vermehrung von Siedlungen, die Her- den Verlauf der „alten Straße“ begrenzt. ausbildung und Etablierung von weltlichen und geistlichen Herrschaften (Territorialisie- rung) und in der Folge vermehrte Rechts- und Nutzungsansprüche an die Landschaft. Kulturelle Verschiedenheiten, die ethnischer, sprachlicher, religiöser, politischer oder besitzrechtlicher Natur sein können, werden als Grenzen sichtbar, durch sie anerkannt oder zumindest eingefordert. Grenzen regeln somit Zuständigkeiten und Befugnis- se und lassen sich in die Kategorien Landesgrenzen (Territorien), Herrschaftsgrenzen Standort (Gerichtsgrenzen), Nutzungsgrenzen (Jagd-, Fischerei-, Wald- und Triebgrenzen) und Grundstücksgrenzen einteilen. Hierzu gehören auch die Verwaltungsgrenzen jüngeren Datums.

50 100 Sichtbare Zeichen dieser Grenzen sind neben den Grenzsteinen auch Grenzwälle, Grenz- m raine, Grenzgräben oder Landwehre. Letztere wurden meist im Spätmittelalter errichtet, Grenzgrabenverlauf (lila) südlich des Weilers Hölzlarn um 1850 (oben) und heute (unten) um ein Herrschaftsgebiet abzugrenzen. Auch hier dienten Durchlässe zur Bündelung (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung) und Kontrolle des Handelsverkehrs. Aber auch Städte und Dörfer umgaben sich mit Landwehren aus Wall, Graben und einer schwer zu durchdringenden Bepflanzung.

Nordendorf h h c c e e L L

Thierhaupten Grenzstein Thierhaupten

Meitingen Grenzgraben 2 2

Biberbach Biberbach

Emersacker Langweid Langweid am am Lech Hochbunker Sichtachse Altenmünster Altenmünster

Meilerplatz Grenzgraben zwischen dem Weiler Hölzlarn und der Hofmark Pichl Wollbacher Gersthofen Adelsried Schwefelquelle 8 Mühle 8

Zusmars- Zusmars- Horgau Aystetten hausen Neusäß hausen Neusäß Augsburg Augsburg Hohlweg Weiler Hölzlarn Feldkapelle Ackerterrassen Stadtbergen Dinkelscherben Diedorf Der Weiler Hölzlarn gehört zu Neukirchen (Ortsteil von Thierhaupten) im Landkreis Gesserts- Gesserts- 300 hausen 300 hausen Augsburg). Das Dorf wurde erstmals 1227 im Wittelsbacher Urbar unter dem Namen ch ta Fischach er W Dreifaltigkeitstafel Königsbrunn Bobingen Königsbrunn Nivwenkirchen erwähnt. Wie in Neukirchen so waren auch die Besitzverhältnisse in Furt 17 17 Fasan Werk I + II Hölzlarn zersplittert. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts bestand der Weiler aus acht Großaitingen Großaitingen

Walkertshofen Fischteiche

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Anwesen, die u.a. den Klöstern Niederschönenfeld (Zisterzienserinnen) und Thierhaupten a c Graben h Graben Schwabmünchen Schwabmünchen Altwegefächer (Benediktiner), dem Universitätskastenamt Aichach sowie der Hofmark Pichl gehörten. Untermeitingen Hölzlarn war dem Oberamt im Landgericht Rain zugeordnet, das nachweisbar seit der 2. Langerringen Hälfte des 15. Jahrhunderts in ein oberes und unteres Amt gegliedert war. 1494 erfolgte die Einteilung der „landgerichtischen“ Untertanen in 29 Obmannschaften als kleinste Entdecken Sie weitere interessante Grenzgräben Finden Sie noch andere Infotafeln zu spannen- ländliche Verwaltungseinheit. Hölzlarn gehörte der Obmannschaft Münster an. Die im Landkreis Augsburg! den historischen Kuturlandschaftselementen im Verlauf des Grenzgrabens durch einen Grabhügel (Geländemodell rechts, roter Kreis) Grundherrschaft in Hölzlarn übte um 1750 das Benediktinerkloster Thierhaupten aus. Landkreis Augsburg! Genauere Informationen unter: www.landkreis-augsburg.de/kulturlandschaft

Quellen: Projektträger Projektverantwortliche Heimatverein für Haupt P. (2012): Landschaftsarchäologie. Eine Einführung. Darmstadt, 181-187. Landkreis Augsburg PD Dr. Markus Hilpert den Landkreis Augsburg e.V. Pfundner T. (2015): Historische Grenzsteine in Bayerisch-Schwaben. Weißenhorn, 9-17. Projektverantwortliche M.Sc. Sophie Grunenberg Dipl.-Ing. Gisela Mahnkopf Dipl.-Ing. Jochen Bohn Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).