Traditionsquartier Im Skigebiet Traditionsquartier Im Skigebiet
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DAV Panorama 1/2010 100 Jahre DAV-Hütte Fotos: Sektion Duisburg Sektion Fotos: 100 Jahre Duisburger Hütte Traditionsquartier im Skigebiet Nur wenige hundert Meter entfernt vom größten Schutzgebiet der Alpen, dem Nationalpark Hohe Tauern, steht die Duisburger Hütte. Das mächtige Steinhaus neben den Pisten des Mölltaler Gletscherskigebiets hat sich trotz Massen- tourismus den Charakter einer gemütlichen Alpenvereinshütte bewahrt. Von Carolin Klar ie freute sich jeder, als er Gold, Silber und Edelsteine wie Aqua- derts wenig erschlossen – ein guter nach vielstündigem Wan- marin und Granat. In ganz Österreich Tipp also von der Sektion Braun- dern, Steigen und Klettern gab es keine ergiebigeren Bergwerke schweig für die Duisburger, die schon Wüber die Gletscher die hochragende als in der so benannten Goldberg- seit 1902 nach einem schönen und ge- Hüttenfahne sowie die prächtige Hüt- gruppe, einer Untergruppe der Hohen eigneten Ort für eine Alpenvereins- te in ihrem massiven Aufbau am Wur- Tauern. Erst im 19. Jahrhundert wur- hütte suchten. Zumal die 1910 ge- tenkees sah, umrahmt von allen Seiten den die Minen unergiebig und auf- baute Tauernbahn das Gebiet auch von hohen und höchsten Spitzen der gelassen. Die Bergbau-Erschließung leichter erreichbar machte. Schnell lie- Kärntner Alpen, von Gletschern und machte die Gebirgstäler begehbar; ßen sich die Formalitäten mit der Ge- Schneefeldern, die eine Fernsicht, be- heute noch sind Spuren alter Saum- meinde Flattach abklären, der Zentral- sonders auf den Sonnblick, von unbe- pfade zu erkennen. Mineralieninte- ausschuss gab für Hütten- und Wege- schreiblicher Wirkung beschert.“ So ressierte können hier auf Suchtour ge- bau 13.000 Mark, und der Architekt beschrieb ein Justizrat namens Dr. En- hen oder am Fuß des Sonnblicks, im Max Baumbach fand einen lawinensi- gels 1910 die ersten Eindrücke, die er Rauriser Tal, in historischen Goldmi- cheren und geeigneten Platz: Auf dem von der Duisburger Hütte hatte. nen Gold waschen. Gratausläufer des Weinflaschenkopfs Schon vor Jahrhunderten war viel Doch bergtouristisch war die Gold- sollte die Sektionshütte stehen. Am los im Tauerngebiet, hier fand man berggruppe Anfang des 20. Jahrhun- 4. Mai 1908 unterschrieben die Duis- 72 DAV Panorama 1/2010 Duisburger Hütte | Hüttenporträt burger den Kaufvertrag und nach rund Meter lange Wasserleitung vom ober- mit dem OeAV und den Sektionen der zweijähriger Bauzeit, am 20. August halb gelegenen Eissee. ARGE Tauernhöhenweg stemmte sich 1910, eröffneten sie ihre Hütte in stim- Seit ihrem Bau war die Duisbur- die Sektion energisch gegen die Um- mungsvoller Atmosphäre und bei bes- ger Hütte ein für Fußfaule nicht er- setzung der Pläne. Auch juristische tem Bergwetter. Ein Jahr später wur- reichbares hochalpines Refugium. Schritte wurden eingeleitet. Aber letzt- de das Dachgeschoss vergrößert, der Doch das änderte sich Anfang der lich war das Skigebiet nicht zu verhin- komplette Bau mit Inneneinrichtung 1970er Jahre, als die Kärntner Elek- dern. Wie sollte es auch, das obere und neun Kilometer Wegen kostete trizitäts-AG (Kelag) das Tal im gro- Mölltal gilt als strukturschwache Regi- knapp 50.000 Mark. ßen Stil erschloss. Bäche wurden um- on, und von einem florierenden Skibe- geleitet, Stauseen als Energiespeicher trieb versprach sich die einheimische Von Anfang an beliebt angelegt und eine Werkstraße gebaut. Bevölkerung gesicherte Arbeitsplätze Schon im ersten Hüttenjahr kamen Die Stauseen hatten immerhin Stein- in heimischer Umgebung. 700 Besucher, um nicht nur den Blick schüttdämme statt Betonmauern, be- Ein Fahrweg wurde bis weit ober- auf Schareck, Hocharn und Sonnblick, reicherten also sogar das Landschafts- halb der Hütte bis zum Eissee auf sondern auch die Touren dort zu ge- bild, und die Werkstraße ermöglichte 2800 Meter angelegt, eine Seilbahn- nießen – und das schöne Ambiente den Bau einer Materialseilbahn, was station mit Restaurant gebaut, eine am Wurtenkees-Gletscher sprach sich Sesselbahn und zwei Schlepplifte. Der bald weit herum. Sogar während des Sektion stellte sich nun die Existenz- Zweiten Weltkriegs konnte man den frage für ihre Hütte. Wie sollte es mit friedlichen Bergort als Reiseziel erhal- ihr weitergehen? Bestand nicht die ten: In langwierigen Verhandlungen Gefahr, dass das Gebiet am Schareck in Kärnten und Salzburg konnte der zu einem Touristen-Rummelplatz Hüttenwart Dr. Heußler die Behör- würde? Und dass für klassische Berg- den überzeugen, den Hüttenwirt vom steiger das Landschaftserlebnis auf der Kriegsdienst zu befreien. Strecke bliebe? Ende der 1950er Jahre ging die Hüt- Doch wenn man Veränderungen te aus österreichischer Nachkriegs- nicht vermeiden kann, kann man auch verwaltung zurück in den Besitz der versuchen, das Beste daraus zu machen Sektion – und machte gleich wieder – immerhin hat die Duisburger Hütte Arbeit: Das fünfzig Jahre alte Schin- mit ihren vielfältigen Tourenmöglich- deldach verlangte nach einer Sanie- keiten durchaus Zukunft, nicht nur als rung. Das Sektionsmitglied Wal- Jausenstation im Skigebiet. demar Igney, später 25 Jahre lang Hüttenwart, schaffte es mit viel Über- Schon beim Zustieg Natur redungskunst, die Tragtierkompanie Schon die Zustiege führen durch Spittal als Helfer zu gewinnen. Wie schönes Sommer-Wandergelände, vor- gut, dass zu der Zeit eine militärische bei an vielen Seen und der urigen Gold- Übung anstand, unter deren Deck- gräberhütte. Der Richard-Helfer-Weg, mantel man die schweren Schindeln Drinnen Zirbenholz, draußen viel Schnee: alles der vom Wurtensee aus durch Alm- nach oben bringen konnte. klar für Bergsteiger und Skifreunde rosenhänge zum Mernig- und Stübele- Wie bei vielen Alpenvereinshüt- see führt, wird seit 2002 von der Sek- ten war auch bei der Duisburger Hüt- die Bewirtschaftung der Hütte deut- tion unter der Leitung der Bergrettung te die Versorgung mit frischem Was- lich erleichterte. Fragant optimal gepflegt und bietet ei- ser schwierig. Zunächst lieferte ein Diese Veränderungen konnten also ne schöne Alternative zur Wurtenstra- kleines Rinnsal aus Schneefeldern noch positiv gesehen werden – aber ße, die für den privaten Verkehr und weiter oben Wasser. Als die Schnee- nicht mehr die Planung eines Pis- leider auch für Mountainbikes (noch felder aber zurückgingen, musste man tenskigebietes am Wurtenkees. Denn bis Ende 2010) gesperrt ist. sich etwas anderes überlegen. Schon schon immer lag dem DAV und sei- Mit den Skigebietsbahnen, die vor dem Zweiten Weltkrieg hatte man nen Sektionen der Naturschutz beson- auch im Sommer fahren, kann man ein Auffangbecken oberhalb der Hüt- ders am Herzen. Diesem Ruf folgend den fünf- bis sechsstündigen An- te eingerichtet und das Wasser mit wehrte sich die Sektion Duisburg ve- stieg auf eine halbe bis eine Stunde Eisenrohren zur Hütte geleitet, 1958 hement gegen die Erschließungsplä- verkürzen und sich gleich den Wan- ersetzte man die Rohre durch Kunst- ne. Mit einem öffentlichen Brief an die dermöglichkeiten um die Hütte wid- stoffschläuche, die die Küche, den örtliche Presse, Artikeln in Alpinzeit- men. Genusswanderer lockt der Glet- Flur und die WCs versorgten. 1974 fi- schriften, sogar einer Filmdokumen- scherlehrpfad, die Stübelerunde vom nanzierten die Duisburger eine 700 tation mit dem ZDF und gemeinsam Eissee zum Weißsee oder eine Speck- 73 DAV Panorama 1/2010 Auch ein Jubiläum: Seit 20 Jahren kümmern sich Franz und Christine Stras- ser um die Gäste. jause bei Toni von der Patschg-Alm in Duisburger Hütte Kleinfragant – oder der Weg zur Feld- seescharte mit der Weißgerber-Un- (2572 m) terstandshütte. Sie wurde 1928 gebaut und nach dem zweiten Hüttenwart der Duisburger Hütte, Dr. Rudolf Weißgerber, benannt. Die Aussicht bei diesen Touren geht bis zu den Kar- nischen Alpen und den slowenischen Geöffnet: Anfang Juli bis Ende September, im Winter von Anfang Dezember bis Mitte Karawanken im Süden – und in der Mai. Nähe zu den direkten Tourenzielen Übernachtung: Fünf Zweibettzimmer, vier Zimmer mit jeweils fünf bis sechs Matratzenlagern. Schareck, Sonnblick und Hocharn. Hüttenwirt: Christine und Franz Strasser, Krangl 45, A-9863 Rennweg am Katschberg, Tel. 0043/(0)66/444 533 53, www.skihuette.dav-duisburg.de Stützpunkt im Schnee Eigentümer: DAV-Sektion Duisburg, Emscherstr. 71, 47137 Duisburg-Meiderich, Hochalpin erfahrene Weitwande- Tel.: 0203/42 81 20, Fax: 0203/42 34 55, [email protected], rer nutzen die Duisburger Hütte als www.dav-duisburg.de Zwischenstation am Tauern-Höhen- weg, der vom Hocharn bis zur Hoch- Anfahrt und Talort: Innerfragant, Ortsteil Badmeister (1184 m), Talstation der Mölltaler Glet- almspitze und weiter ins Maltatal mit scherbahn (Tunnelbahn). Öffentlich vom Bahnhof Mallnitz/Obervellach per Bus bis Innerfra- seinen „1000 Wasserfällen“ führt, gant (Richtung Heiligenblut), dann Skibus. Mit PKW nach Innerfragant: von Salzburg über die quer durch das größte Schutzgebiet Tauernautobahn und die Mölltaler Bundesstraße oder per Bahnverladung Gastein-Mallnitz. 1 Mitteleuropas, den Nationalpark Ho- Aufstieg: Mit der Tunnelbahn bis Stübele (2266 m, von dort /2 - 1 Std.) oder weiter mit Kabi- 1 he Tauern, mit seiner Mischung von nenbahn bis Eissee (2795 m) und /2 Std. Abstieg (leicht). wilder Urlandschaft und bergbäuer- Auf der gesperrten Wurtenstraße über Wurtensee und Goldgräberhütte (5 Std., leicht) oder ab licher Kulturlandschaft. Doch auch Wurtensee auf dem Richard-Helfer-Weg (mittelschwer, 5-6 Std.). die Übergänge zu den Nachbarhüt- Übergänge: n Sadnig-Höhenweg zur Fraganter Hütte (1810 m) und nach Innerfragant: über Schwarzsee – ten sind attraktiv: im Norden