Expertise Landschaftsbildanalyse Duderstadt mit Fotosimulation der untersuchten Standorte

Teilflächennutzungsplan Windenergie

Auftraggeber:

Stadt Duderstadt

Bearbeitung:

Planungsgruppe Umwelt Stiftstraße 12 · D-30159 Hannover Tel.: 0511/ 51 94 97 81 Fax: 0511/ 51 94 97 83 e-mail: [email protected]

Hannover, den 18.07.2019

Inhaltsverzeichnis

1 Veranlassung und Aufgabenstellung ...... 1 2 Vorgehensweise/Methodik ...... 1 3 Allgemeine Gebietsbeschreibung ...... 3 4 Gebietsbezogene Ergebnisse...... 4 4.1 Standort Gerblingerode Ost ...... 4 4.2 Standort Nesselröden Süd ...... 8 4.3 Standort Esplingerode Nord ...... 12 5 Literaturverzeichnis ...... 16

Anlage: Fotosimulation der untersuchten Standorte 17

Abbildungsverzeichnis Hinweis: Alle Fotos im Text: PGU 2018 Abb. 1: Übersicht der 3 Potenzialflächen für Windenergie im Stadtgebiet Duderstadt mit 1 km und 3 km Puffer...... 4 Abb. 3: Landschaft am Standort Gerblingerode Ost in Richung Duderstadt ...... 7 Abb. 4: Blick von der Potenzialfläche Gerblingerode Ost auf das „WestÖstliche Tor“ ...... 7 Abb. 5: Standort Nesselröden Süd ...... 10 Abb. 6: Landschaft am Westteil des Standort Nesselröden Süd (Blick von Nordwesten) ...... 10 Abb. 7: Gehölz- und Grünlandstrukturen am Standort Nesselröden Süd / Nathetal ...... 11 Abb. 8: Standort Esplingerode Nord ...... 13 Abb. 9: Landschaftsbild am Standort Esplingerode Nord ...... 13 Abb. 10: Seeburger See mit Blick auf Windenergieanlagen bei Bodensee ...... 14

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Gerblingerode Ost ...... 5 Tab. 2: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Nesselröden Süd ...... 11 Tab. 3: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Esplingerode Nord ...... 14

PLANUNGSGRUPPE UMWELT

1 Veranlassung und Aufgabenstellung

Der Rat der Stadt Duderstadt hat in seiner Sitzung am 12.03.2013 die 12. Änderung des Flächennutzungsplanes zur Steuerung der Windenergie beschlossen. Ziel der Planänderung ist es, im Stadtgebiet Sonderbauflächen für die Nutzung der Windenergie darzustellen und die Windenergie im übrigen Stadtgebiet zugleich auszuschließen. Der sachliche Teilflächennutzungsplan "Windenergie" ermittelt zu diesem Zweck nach einheitlichen Planungskriterien die für die Nutzung der Windenergie geeigneten Potentialflächen als Grundlage für die Festlegung von Sonderbauflächen. Entsprechend der aktuellen Potentialflächenermittlung (Büro für Stadtplanung GbR) sind folgende Potentialflächen im Zuge der Einzelfallprüfung näher zu betrachten:

1. Gerblingerode Ost

2. Nesselröden Süd

3. Esplingerode Nord

Um eine abschließende Beurteilung der Eignung als Konzentrationsflächen geben zu können, soll die vorliegende Expertise Aufschluss über die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes geben.

Im Nachgang zu der 2018 erfolgten Analyse wurde eine Fotosimulation für die drei untersuchten Standorte durchgeführt, deren Ergebnisse als Anlage zu diesem Bericht dokumentiert sind.

2 Vorgehensweise/Methodik

Landschaftsbildbewertung Nach UVPG § 2 Abs. 1 wird Landschaft als wesentliches Schutzgut beschrieben. Umweltziele für das Schutzgut Landschaft werden mit dem BNatSchG festgelegt. Demnach sind Natur und Landschaft so zu schützen, dass die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind (vgl. § 1 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG). Großflächige, weitgehend unzerschnittene Landschaftsräume sind vor weiterer Zerschneidung zu bewahren (vgl. § 1 Abs. 5 BNatSchG). Zur Sicherung der dauerhaften Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft sind auch historisch gewachsene Kulturlandschaften mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern vor Beeinträchtigungen zu bewahren (vgl. § 1 Abs. 4 Nr. 1 BNatSchG). Aufgrund der für den Belang maßgeblichen visuellen Wahrnehmung wird in der Expertise der Begriff Landschaftsbild verwendet. Der Begriff, wie auch sonst, als Synonym für die in der Grundsatznorm des § 1 Abs. 1 genannten Aspekte: Vielfalt, Eigenart und Schönheit (vgl. NLÖ 2000: 18). Grundsätzlich beeinträchtigen Windenergieanlagen moderner Bauart das Landschaftsbild immer in erheblicher Weise. Die Beeinträchtigungen sind umso schwerer, je höher die

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Bedeutung des betroffenen Landschaftsbildes ist, je mehr Anlagen errichtet werden und je höher diese sind bzw. je stärker die Sichtbarkeit im Landschaftsraum ist. Aufgrund der von Windenergieanlagen ausgehenden großräumigen visuellen Wirkungen wurde ein Untersuchungsraum von 3 km im Umfeld der Potenzialflächen festgelegt, der einer 15-fachen Anlagenhöhe bei 200 m Gesamthöhe entspricht (vgl. NLT 2014). Im Nahbereich von 1 km (Abgrenzung in Anlehnung zu dem angesetzten Mindestabstand zu Ortslagen) wurde aufgrund der hier möglichen besonderen Beeinträchtigungsintensität eine genauere Betrachtung des Landschaftsbildes durchgeführt. Da die erheblichen Beeinträchtigungen im Einzelfall über den Umkreis von 3 km hinausreichen können, (z. B., wenn aufgrund der topografischen Verhältnisse Aussichtspunkte oder Sichtachsen im weiteren Umkreis betroffen sind) wurden mögliche fernwirksame Sichtbeziehungen ergänzend untersucht. Die Expertise kann somit Aufschluss darüber geben, ob neben den erheblichen Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds besonders schwerwiegende Beeinträchtigungen vorliegen, die bei der Planung der Potenzialflächen Berücksichtigung finden müssen. Des Weiteren ist aufgrund der besonderen Schutzbedürftigkeit des Wohnens innerhalb der geschlossenen Siedlungsbereiche, in einem Umkreis von 3 km eine Untersuchung der Ortsränder im Hinblick auf Sichtverschattung, durchgeführt wurden. Für jede der drei Potenzialflächen einschließlich des 3 km Umkreises wurde eine Landschaftsbildbewertung durchgeführt, die sich auf eine Geländebegehung (am 05.06.2018) sowie Karten- und Luftbildauswertung stützt. Dabei wurde in Anlehnung an die fachlichen Hinweise zur Landschaftsbildbewertung von KÖHLER & PREISS et al. (Info-Dienst- Naturschutz, NLÖ 1/2000) ein dreistufiges Bewertungssystem (sehr gering/gering; mittel; hoch/sehr hoch) verwendet.

Fotosimulation Aus einer Auswahl von eigenen Fotos des Status Quo und ergänzenden Fotos, die von der Stadt Duderstadt zur Verfügung gestellt wurden, sind von insgesamt 14 Standorten aus Fotosimulationen für potentiell auf den Flächen mögliche Windparks erfolgt. Hierbei wurden in Abstimmung mit der Stadt Duderstadt solche Standorte ausgewählt, die für eine Simulation der visuellen Wirkung besonders aussagekräftig sind.

Für die Simulation wurde eine moderne WEA des Typs Enercon E 135 verwendet, mit einer angenommen Gesamthöhe von ca. 240 m. Für jeden der drei Standorte wurde ein denkbares Parklayout entwickelt. Dabei wurde von einer optimalen Ausnutzung der vorgesehenen Konzentrationsflächen ausgegangen, so dass an den Standorten Esplingerode Nord und Gerblingerode - Ost jeweils 5 WEA platziert wurden. Der Standort Nesselröden –Süd würde bei optimaler Ausnutzung für bis zu 7 WEA ermöglichen (vgl. Abb. A 1 im Anhang). Die verwendeten Fotos wurden im Juni bzw. Juli 2019 aufgenommen. Aufgrund der sehr guten Fernsicht stellen die Fotos die Sichtbarkeit unter meteorologisch optimalen Bedungen dar.

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3 Allgemeine Gebietsbeschreibung

Die Stadt Duderstadt mit ihrem Stadtgebiet liegt im , einer Region in Niedersachsen und Thüringen, in der Mitte Deutschlands. Das Eichsfeld erstreckt sich vom Rande des Thüringer Beckens bis zum niedersächsischen Leinebergland und Vorharzland. Das geographisch vielgestaltige Gebiet zeichnet sich durch verschiedene Landschaftsformen von der Ebene bis zum waldreichen Mittelgebirge (höchste Erhebung bis zu 520 m ü. NN) aus. Der Planungsraum liegt in der Großlandschaft „Zentraleuropäisches Mittelgebirgs- / Stufenland. Das Bodenrelief im Bereich Duderstadt steigt von Westen nach Osten stetig an. Im Nordwesten des Gebietes liegt die Beckenlandschaft "Goldene Mark" (160 - 200 m ü. NN). Im Südwesten entlang der Stadtgrenze zu Gleichen ist das Relief bewegter. Die bewaldeten Höhenzüge erreichen eine Höhe von 260 - 280 m ü. NN. Im Nordosten von Duderstadt gibt es Höhenunterschiede von bis zu 100 m. Hier sind hauptsächlich die steileren Hänge bewaldet. Überwiegend wird das fruchtbare Gebiet (Lößboden) landwirtschaftlich genutzt. Prägende Gehölzbestände des Planungsraums sind neben den Laub- und Mischwäldern, die überwiegend auf Hängen und Kuppen des Hügellandes stocken, wegebegleitende Bäume (häufig Obstbäume), Sträucher und Streuobstwiesen (Stadt Duderstadt 2017: 449). In den Flussauen gibt es noch häufig zusammenhängende Grünlandflächen.

Übersicht der Potenzialflächen Die Potenzialflächen für Windenergie „Gerblingerode Ost“ und „Nesselröden Süd“ liegen im Süden von Duderstadt unmittelbar an der Grenze zu Thüringen. „Esplingerode Nord“ befindet sich im Norden des Stadtgebietes an der Grenze zur Samtgemeinde Gieboldehausen. Aufgrund des 3 km – Puffers erstrecken sich die drei Untersuchungsräume dieser Expertise über die Grenzen des Planungsraums hinaus (vgl. Abb. 1).

Gerblingerode Ost“ und „Esplingerode Nord“ liegen ganzflächig in der Landschaft „Eichsfelder Becken“, „Nesselröden Süd“ nur kleinteilig. Der Großteil von Nesselröden Süd liegt in der Landschaft „Unteres Eichsfeld (ohne Ohmgebirge und Bleicheröder Berge)“. Die genannten Landschaften können dem Landschaftstyp „Ackergeprägte, offene Kulturlandschaft“ zugewiesen werden, welcher durch einen Waldanteil von < 20% und Ackeranteil >50% charakterisiert wird.

Der recht hohe, durchschnittliche Ackeranteil findet sich auch bezogen auf die Potenzialflächen wieder. So sind Gerblingerode Ost und Esplingerode Nord überwiegend durch Ackerbau geprägt. Nesselröden Süd besitzt durch die Tallandschaft der Nathe (Grünland und Gehölzstrukturen) und die Ausläufer des Nesselrödener Waldes einen etwas geringeren Ackerflächenanteil. Detailliertere Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten sind den jeweiligen Standortbeschreibungen zu entnehmen.

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Abb. 1: Übersicht der drei Potenzialflächen für Windenergie Planungsraum mit 1 km und 3 km Puffer

4 Gebietsbezogene Ergebnisse

4.1 Standort Gerblingerode Ost

Die Potenzialfläche Gerblingerode Ost befindet sich innerhalb eines überwiegend strukturreichen Raumes zwischen Duderstadt und direkt an der Grenze zu Thüringen. Sie liegt größtenteils in einer ackerbaulich genutzten Landschaft. Der südliche Rand grenzt an ein größeres Waldgebiet (Duderstadter Wald). In östlicher Richtung schneidet die Fläche das Bachtal der, Lindenbeek (vgl. Abb. 2).

1 km-Radius Die nähere Umgebung der Potenzialfläche ist in nördlicher und westlicher Richtung durch offenes, teilweise durch Gehölze und Heckenstrukturen mäßig gegliedertes Ackerland geprägt (vgl. Abb. 3). Das nordöstlich angrenzende Tal in dem die Lindenbeek fließt, ist aufgrund der Vielgestaltigkeit des Reliefs und den angrenzenden Gehölzstrukturen – und durchgängiger Grünlandnutzung von großer Bedeutung. Der übrige Nahbereich hingegen weist eine geringere Reliefierung auf.

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In südlicher Richtung grenzt die Fläche direkt an das „Grüne Band“ im Grenzbereich zu Thüringen, dem ehemaligen „Eisernen Vorhang“ Entlang des grünen Bandes befinden sich überwiegend Grünland-Hecken-Gebiete und der Duderstädter Wald. Die Bedeutung für die Erholungsnutzung ist groß, da Wanderwege (z.B. „Zum Naturschutzgebiet Grenzstreifen“ (vgl. Galerie Göttinger Land: 2018)) und das „Grüne Band“ an das Gebiet angrenzen. Des Weiteren durchziehen viele Wege die Feldflur. Insbesondere das „WestÖstliche Tor“, welches nordöstlich der Fläche auf einer Anhöhe (dem Kutschenberg) liegt (vgl. Abb. 4), weist als Aussichtspunkt eine hohe Bedeutung für den Landschaftraum auf, da von hier Teile des „Grünen Bands“ überblickt werden können. Zudem besteht eine hohe Bedeutung als historischer Ort / Landmarke, an welchem nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ eine Gedenkstätte errichtet durch namhafte Politiker eröffnet wurde (Informationstafel am Westöstlichen Tor).

3 km-Radius Der weitere Untersuchungsraum wird durch eine mäßig bis stark wellige, überwiegend ackerbaulich genutzte Landschaft mit mehr oder wenig ausgeprägten Tallandschaften charakterisiert. Die unmittelbar an den 1 – km - Radius angrenzenden Ortsränder sind größtenteils durch Gehölz- und Heckenstrukturen sehr gut, sichtverschattet Teils wirken auch die Reliefverhältnisse sichtverschattend. Lediglich am Ortsrand von Duderstadt südlich der L540 (Straße: Kutschenberg) besteht keine Sichtverschattung. Die weiter entfernten Ortsränder wie z.B. Tiftlingerode sind durch das Relief oder größere Waldbereiche, die zwischen der Potenzialfläche und dem jeweiligen Ortsrand liegen, sichtverschattet. Des Weiteren gibt es (über)regionale, bedeutsame Aussichtspunkte bzw. Sichtachsen wie die Sulbergwarte, den Sonnenstein (bei Brehme) und die Warte an der L 531, von denen man teilweise eine freie Sicht auf die Potenzialfläche hat.

Tab. 1: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Gerblingerode Ost

Entfernung zur Ortsrandlage Bewertung Potenzialfläche Ortsrand Duderstadt (Mühlhäuser Ca. 1.150 m Sichtverschattet durch Relief und Straße) Gehölz-/Heckenstrukturen Ortsrand Duderstadt (Kutschenberg) Ca. 1.550 m Nicht sichtverschattet Ortsrand Duderstadt nördlich der L531 Ca. 2.350 m Sichtverschattet durch Relief und bei (Auf der Bauwende) Gehölz-/Heckenstrukturen Einzelhäuser östlich von Duderstadt Ca. 2.000 m Nicht sichtverschattet (Nordhäuser Straße) Ortsrand Ca. 1.000 m Sichtverschattet durch Relief und (Hinterdorfstraße) Gehölz-/Heckenstrukturen Ortsrand Brehme (L1011) Ca. 3.000 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Nördlicher Ortsrand Ca. 1.450 m Sichtverschattet durch Relief und Waldstrukturen Ortsrand Tastungen Ca. 2.900 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Ortsrand Ca. 2.700 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Ortsrand Gerblingerode Ca. 1.100 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen

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Entfernung zur Ortsrandlage Bewertung Potenzialfläche Südöstlicher Ortsrand Tiftlingerode Ca. 2.850 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Nördöstlicher Ortsrand Tiftlingerode Ca. 3.000 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Fernwirksame Sichtbeziehungen WestÖstliches Tor Ca. 200 m Nicht sichtverschattet Rote Warte (an der L531) Ca. 2.200 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Wehnder Warte Ca. 2.300 m Anlagenspitzen wahrscheinlich nicht sichtverschattet Sulbergwarte Ca. 4.200 m Nicht sichtverschattet Sonnenstein Ca. 5.800 m Anlagen bei klarer Sicht vermutlich nicht sichtverschattet

Abb. 2: Landschaftsbildbewertung Standort Gerblingerode Ost

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Abb. 3: Landschaft am Standort Gerblingerode Ost in Richtung Duderstadt

Abb. 4: Blick von der Potenzialfläche Gerblingerode Ost auf das „WestÖstliche Tor“

7 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

Bewertung Generell haben die mäßig bis stark welligen, überwiegend ackerbaulich genutzten Landschaftsräume eine geringe bis mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild. Die Tallandschaften hingegen haben aufgrund ihrer Vielgestaltigkeit des Reliefs und den meist angrenzenden Gehölz- und Grünlandstrukturen je nach Ausprägung eine mittlere bis hohe Bedeutung. Neben dem Standort selber sind die Offenlandbereiche nordwestlich, nördlich und nordöstlich des Standortes in erheblicher Weise betroffen. Besonders schwerwiegend ist die Betroffenheit für das Tal der Lindenbeek. Bezogen auf die Ortsrandlagen konnten keine schwerwiegenden Beeinträchtigungen festgestellt werden, da nur der Ortsrand Duderstadt (Kutschenberg) und Einzelhäuser östlich von Duderstadt (Nordhäuser Straße) nicht sichtverschattet sind (vgl. Tab. 1) und das Gebiet selber nur eine geringe flächenmäßige Ausdehnung besitzt. Das „WestÖstliche Tor“ befindet sich in einer sehr geringen Entfernung zur Fläche und ist aufgrund der wichtigen fernwirksamen Sichtbeziehung zum „Grünen Band“ und der Einbindung in das Wegenetz zur Naherholung von hoher Bedeutung für den Landschaftsraum. Hier wäre durch den benachbarten Windpark eine schwerwiegende und als Verunstaltung zu wertende Beeinträchtigung zu erwarten. Die fernwirksamen Sichtbeziehungen sind teilweise nicht sichtverschattet. So wird die Sichtbeziehung von der Sulbergwarte auf Duderstadt erheblich beeinträchtigt, da das Stadtbild von Duderstadt durch den Bau der Windenergieanlagen verändert wird. Auch die fernwirksame Sichtbeziehung von der Roten Warte bzw. dem Aussichtspunkt an der ehemaligen Grenze unterhalb davon wird aufgrund der zwischenzeitlich im Nahbereich entfernten Gehölze erheblich beeinträchtigt. Die L1011 auf Höhe der Ortsmitte von Brehme bietet ebenfalls eine Sichtbeziehung zu der Potenzialfläche Gerblingerode Ost. Bei dem in der Nähe von Brehme, ebenfalls an der L1011 gelegenen Aussichtsberg „Sonnenstein“ kann bei klarer Sicht davon ausgegangen werden, dass die Sichtbeziehung zu den geplanten Anlagen nicht sichtverschattet ist.

Planungsempfehlung Es wird empfohlen die Potenzialfläche in östlicher Ausdehnung mindestens um die zwei - dreifache Anlagenhöhe (400 - 600 m) zurückzunehmen, um dies Sichtbeziehungen im Bereich des WestÖstlichen Tores und entlang des Grünen Bandes nicht schwerwiegend zu beeinträchtigen bzw. eine bedrängende Wirkung zu vermeiden. Ein Verzicht auf die Weiterverfolgung dieses Standortes sollte ernsthaft erwogen werden. Zugleich kann somit der, aus Sicht des Landschaftsbildes, wertvolle Talraum geschützt werden.

4.2 Standort Nesselröden Süd

Die Potenzialfläche Nesselröden Süd befindet sich südlich von Nesselröden, unweit der Grenze zu Thüringen beiderseits des Tals der Nathe, welches durch teils bewaldete Bergkuppen flankiert wird. Die Fläche wird durch die K45 zweigeteilt. Die westlich der K45 gelegene Teilfläche befindet sich vollständig auf ackerbaulich genutzten Flächen. Die östlich gelegene Teilfläche erstreckt sich vom Grünlandbereich der Nathe, über Ackerflächen, bis

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hin zum Nesselrödener Wald und schneidet dabei kleinteilige Flächen bzw. Ausläufer des Waldes (vgl. Abb. 5).

1 km-Radius Der mäßig strukturreiche bis strukturreiche Raum wird durch Ackerbau und Grünland geprägt. Die westlich der K45 gelegene Teilfläche ist durch offenes intensiv genutztes Ackerland geprägt, welches teilweise durch Gehölze und Heckenstrukturen mäßig gegliedert wird (vgl. Abb. 6). Das Tal der Nathe sowie der östlich angrenzende Talrand sind aufgrund der Vielgestaltigkeit des Reliefs und den angrenzenden Gehölz- und Grünlandstrukturen (vgl. Abb. 7) von großer Bedeutung für den Landschaftsraum. Die östlich der K45 gelegene Feldflur ist durch Ackerland mit geringem Grünlandanteil geprägt und hat eine mäßige Bedeutung. Innerhalb des Nahbereichs von 1 km liegen südlich von Nesselröden mehrere Einzelhäuser, die nicht sichtverschattet sind. Die Bedeutung für die Erholungsnutzung ist relativ groß, da mehrere Wander- und Radwege durch das Gebiet führen („Aus dem Eichsfeld am grünen Band ins Werratal“) bzw. an diesem angrenzen („Wandern am grünen Band“) (vgl. Galerie Göttinger Land: 2018).

3 km-Radius Der Untersuchungsraum wird durch eine mäßig bis stark wellige, überwiegend ackerbaulich genutzte Landschaft mit größeren Waldanteilen bzw. bewaldeten Hügelkuppen (Nesselröder Wald, Esplingeroder Wald) charakterisiert. Des Weiteren gibt es Tallandschaften mit einer mäßig ausgeprägten bis sehr ausgeprägten Vielgestaltigkeit des Reliefs. Die unmittelbar an den 1 km- Radius angrenzenden Ortsränder (Nesselröden und Röseckendorf) sind durch Gehölz-, Hecken- und Grünlandstrukturen sichtverschattet. Die weiter entfernten Ortsränder wie z.B. Immingerode sind durch das Relief und den Waldbereichen, die zwischen der Potenzialfläche und dem jeweiligen Ortsrand liegen, sichtverschattet.

Bewertung Generell haben die mäßig bis stark welligen, überwiegend ackerbaulich genutzten Landschaftsräume eine geringe bis mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild. Die Tallandschaft hingegen hat aufgrund des Reliefs und den Gehölz- und Grünlandstrukturen eine mittlere bis hohe Bedeutung. Die Wälder sowie strukturreiche obere Hangpartien haben eine hohe Bedeutung. Durch die Planung würde insbesondere für das Tal der Nathe eine kleinräumig schwerwiegende Beeinträchtigung bewirkt, soweit dort eine WEA installiert werden würde. Bezogen auf die Ortsrandlagen konnten keine besonders schwerwiegenden Beeinträch- tigungen festgestellt werden, da nur wenige Standorte nicht sichtverschattet sind (vgl. Tab. 2).

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Abb. 5: Standort Nesselröden Süd

Abb. 6: Landschaft am Westteil des Standort Nesselröden Süd (Blick von Nordwesten)

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Abb. 7: Gehölz- und Grünlandstrukturen am Standort Nesselröden Süd / Nathetal

Tab. 2: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Nesselröden Süd

Ortsrandlage / fernwirksame Entfernung zur Bewertung Sichtbeziehungen Potenzialfläche Ortsrand Immingerode Ca. 2.900 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz- /Heckenstrukturen Ortsrand Röseckendorf Ca. 1.000 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz- /Heckenstrukturen Ortsrand Bleckenrode Ca. 2.550 m Bis auf ein Haus sichtverschattet durch Relief und Gehölz-/Heckenstrukturen Ortsrand Neuendorf Ca. 2.400 m Sichtverschattet durch Relief und Waldstrukturen Südliche Ortsrand Nesselröden Ca. 1.000 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Südöstlicher Ortsrand Ca. 1.000 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Nesselröden Heckenstrukturen Fernwirksame

Sichtbeziehungen Nesselröder Warte Ca. 1.000 m Bis auf den Reitplatz sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen

Die einzige fernwirksame Sichtbeziehung könnte für das Gebiet ist der Nesselröder Warte bestehen. Der dort bestehende Campingplatz wird jedoch nicht erheblich beeinträchtigt, da das Grundstück, außer auf dem angrenzenden Reitplatz, durch Hecken- und Gehölzstrukturen sichtverschattet ist.

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Planungsempfehlung Da der Talbereich der Nathe mit den angrenzenden Gehölz- und Grünlandstrukturen eine hohe Bedeutung für das Landschaftsbild hat und von einer schwerwiegenden Betroffenheit des Landschaftsbildes durch den Bau der Windenergieanlagen ausgegangen werden muss, wird empfohlen auf der entsprechenden Teilfläche östlich der Straße keine Windenergieanlagen zu platzieren.

4.3 Standort Esplingerode Nord

Die Potenzialfläche Esplingerode Nord befindet sich innerhalb eines strukturarmen bis mäßig strukturreichen, intensiv ackerbaulich genutzten Raumes zwischen Seeburg und Duderstadt direkt an der Stadtgrenze von Duderstadt in einem überwiegend intensiv ackerbaulich genutzter Bereich (vgl. Abb. 8),

1 km-Radius Die nähere Umgebung der Potenzialfläche ist durch intensiv genutztes Ackerland geprägt. Nennenswerte Strukturelemente sind vereinzelte Flurgehölze sowie kleinflächige Waldgebiete (z.B. der südöstlich gelegene Lohholz). Das Relief ist eher schwach ausgeprägt (vgl. Abb. 9). Im Nordwesten schließt die Suhle mit Gehölz- und Grünlandstrukturen an.

Die Erholungsnutzung im Nahbereich ist durch mehrere Fahrradwege gekennzeichnet (z.B. „Kleine Eichsfeldrundfahrt“) (vgl. Galerie Göttinger Land: 2018).

3 km-Radius Der Untersuchungsraum von 3 km wird durch eine gering bis mäßig wellige, überwiegend ackerbaulich genutzte Landschaft mit größeren Grünlandanteilen an den Flüssen Suhle und Nathe charakterisiert. Die in diesem Bereich gelegenen Ortsränder sind durch Gehölz-, Hecken- und Grünlandstrukturen bzw. im Fall Germershausen durch das Relief / Tallage sichtverschattet. Die weiter entfernten Ortsränder wie z.B. Westerode sind durch Gehölzstrukturen die zwischen der Potenzialfläche und dem jeweiligen Ortsrand liegen, sichtverschattet.

Bewertung Generell haben die gering bis mäßig welligen, ackerbaulich genutzten Landschafts- bestandteile eine geringe bis mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild. Es bestehen im Gebiet selber keine besonderen fernwirksamen Sichtbezüge, sodass der Standort für den Bau von Windenergieanlagen aus Sicht des Landschaftsbildes als gut geeignet beurteilt werden kann. Auch mit Hinblick auf die Ortsrandlagen konnten keine besonders schwerwiegenden Beeinträchtigungen festgestellt werden, da nur wenige Standorte nicht sichtverschattet sind (vgl. Tab. 3).

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Abb. 8: Standort Esplingerode Nord

Abb. 9: Landschaftsbild am Standort Esplingerode Nord (Blickrichtung SSO)

13 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

Abb. 10: Seeburger See mit Blick auf Windenergieanlagen bei Bodensee

Anzumerken ist jedoch, dass das Nord-West-Ufer am Seeburger See, der als überregionaler Naherholungsraum gilt, nicht sichtverschattet ist. Der Fotostandort am See liegt ca. 3.400 m von der Potenzialfläche entfernt. Abbildung 10 zeigt den Seeburger See mit Blick Richtung schon bestehender Windenergieanlagen, östlich der Ortschaft Bodensee. Diese sind ausgehend vom selben Standort mindestens 4.300 m entfernt. Für die geplanten Windenergieanlagen kann gegenüber den bestehenden Anlagen geringeren Entfernung zu der Potenzialfläche davon ausgegangen werden, dass diese mit größerer Horizonthöhe ebenfalls sichtbar wären. Aufgrund der Entfernung ist jedoch nicht mit Beeinträchtigungen durch Lärm oder Schlagschatten zu rechnen.

Tab. 3: Übersicht über die untersuchten Ortsrandlagen, die fernwirksamen Sichtbeziehungen und deren Betroffenheit für den Standort Esplingerode Nord

Ortsrandlage / fernwirksame Entfernung zur Bewertung Sichtbeziehungen Potenzialfläche Ortsrand Westerode Ca. 2.300 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz- /Heckenstrukturen Ortsrand Mingerode Ca. 1.900 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Ortsrand Obernfeld Ca. 1.550 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Ortsrand Esplingerode Ca. 1.250 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Ortsrand Desingerode Ca. 2.400 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen

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Südöstlicher Ortsrand Ca. 2.100 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Seulingen Heckenstrukturen Nordöstlicher Ortsrand Ca. 2.500 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz- Seulingen /Heckenstrukturen Ortsrand Germershausen Ca. 1.500 m Sichtverschattet durch Relief und Gehölz- /Heckenstrukturen Ortsrand Rollshausen Ca. 2.100 m Sichtverschattet durch Gehölz- und Heckenstrukturen Fernwirksame

Sichtbeziehungen Sulbergwarte Ca. 3.100 m Anlagen nicht sichtverschattet Seeburger See Ca. 3.400 m Nord-West-Ufer nicht sichtverschattet

Planungsempfehlung Aus Sicht des Schutzguts Landschaft ist keine besondere Planungsempfehlung für den Standort „Esplingerode Nord“ erforderlich.

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5 Literaturverzeichnis

Galerie Göttinger Land (2018): Navigator. Aufgerufen am 08.06.2018, http://navigator.goettingerland.de

Köhler B. & Preiß A. (2000): Erfassung und Bewertung des Landschaftsbildes.- Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen, 1/2000.

NLT – Niedersächsischer Landkreistag (2014): Arbeitshilfe Naturschutz und Windenergie. Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Hannover. 37 S.

Stadt Duderstadt (Hrsg.) (2017): Begründung zum sachlichen Teilflächennutzungsplan „Windenergie“.

BNATSCHG, Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch 2 des Gesetzes vom 6. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2557) geändert worden ist.

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Anlage zur Expertise Landschaftsbildanalyse Duderstadt: Fotosimulation der untersuchten Standorte

Abb. A 1: Überblick zu den Fotostandorten und zur Anlagenkonfiguration an den potentiellen Konzentrationsflächen

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1 Standort Gerblingerode – Ost 1.1 Standort Grünes Band/Aussicht unterhalb „Rote Warte“ (Nr. 8 Entfernung: ca. 2,3 km)

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5.2 Standort Ortsrand „Ecklingerode/Radweg“ (Nr. 10, Entfernung: ca. 1,0 km)

19 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

5.3 Standort Ost – „Westliches Tor“ (Nr. 13, Entfernung: ca. 260 m)

20 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

1.4 Standort Östlich Ortsrand Gerblingerode (Nr. 15, Entfernung: ca. 1,0 km)

21 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

1.5 Standort Ortsrand Duderstadt Mühlhauser Str. (Nr. 17, Entfernung: ca. 1,3 km)

22 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

2 Standort Nesselröden - Süd 2.1 Standort Ortsrand Böseckendorf (Nr. 19, Entfernung ca. 1 km)

23 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

2.2 Standort Ortsrand Nesselröden, Holunderweg (Nr. 23, Entfernung ca. 1,1 km)

24 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

5.3 Standort „Nesselröder Warte“ (Nr. 26, Entfernung ca. 710 m)

25 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

3 Standort Esplingerode - Nord 3.1 Standort Ortsrand Esplingerode (Nr. 6, Entfernung ca. 1,5 km)

26 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

3.2 Standort Obernfeld, Neubaugebiet (Nr. I, Entfernung ca. 2,3 km)

27 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

3.3 Standort Obernfeld, Hahlestr. (Nr. 3, Entfernung ca. 1,1 km)

28 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

3.4 Standort Mingerode. Hellbergstr./Am Knick (Nr. III, Entfernung ca. 2,8 km)

29 PLANUNGSGRUPPE UMWELT

3.5 Standort Sulbergwarte/Turm (Nr. a, Entfernung ca. 3,3 km)

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