Gifhorn Wolfsburg

Peine

Braunschweig

Salzgitter Wolfenbüttel

Geest Nord Goslar Geest Ost Geest West Ostbr. Hügelland Braunschweig Börde West Börde Ost Harzvorland Oberharz Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 zum Regionalen Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig

Teil 1 – Situation der Landwirtschaft

S C HRIF T ENRE IHE Z U R REG I O N A LENT WIC K L U N G - H E FT 6 Auftraggeber: Auftragnehmer: Zweckverband Großraum Landwirtschaftskammer Niedersachsen Braunschweig (ZGB) Bezirksstelle Braunschweig, Frankfurter Straße 2 Fachgruppe Ländliche Entwicklung 38122 Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 www.zgb.de 38122 Braunschweig www.lwk-niedersachsen.de

Ansprechpartner: Tel. +49 (0)531 - 28 99 7 - 0 André Menzel Fax +49 (0)531 – 28 99 7 - 11 Abteilung Regionalplanung [email protected] Tel: 0531 / 242 62 26 Mail: [email protected]

Braunschweig, August 2015 Diese Broschüre ist digital verfügbar unter www.zgb.de

Inhalt

1 Einleitung ...... 9 2 Planungsraum ...... 10 2.1 Lage und Gliederung ...... 10 2.2 Naturräumliche Gliederung ...... 10 2.3 Bedeutung der Landwirtschaft im Planungsraum ...... 13 3 Standortfaktoren für die Landwirtschaft ...... 17 3.1 Natürliche Standortfaktoren ...... 17 3.1.1 Klima ...... 17 3.1.2 Verbreitung und Bewertung der Böden ...... 21 3.2 Landeskulturelle Standortfaktoren ...... 27 3.2.1 Regelung der Wasser- und Bodenverhältnisse ...... 27 3.2.2 Beregnung ...... 31 3.2.3 Landeskulturelle Maßnahmen zum Bodenschutz...... 43 3.2.4 Wirtschaftswege ...... 44 3.2.5 Flurneuordnung ...... 52 3.2.6 Dorferneuerung ...... 58 3.2.7 Integrierte ländliche Entwicklungsplanung ...... 61 3.3 Wirtschaftliche Standortfaktoren ...... 63 3.3.1 Äußere Rahmenbedingungen der Landwirtschaft ...... 63 3.3.2 Programme und Fördermaßnahmen an der Schnittstelle Landw. - Naturschutz ...... 66 3.3.3 Bezugs- und Absatzstrukturen...... 70 3.3.4 Vermarktungsorganisationen ...... 75 3.3.5 Bildung, Beratung und Wissenschaft ...... 77 4 Strukturelle Entwicklung der Landwirtschaft ...... 84 4.1 Betriebsstrukturen ...... 84 4.1.1 Erwerbscharakter ...... 84 4.1.2 Landwirtschaftliche Betriebsgrößen ...... 89 4.1.3 Eigentums- und Pachtverhältnisse ...... 92 4.1.4 Hofnachfolge ...... 101 4.2 Produktionsstrukturen der Landwirtschaft ...... 104 4.2.1 Pflanzenbau ...... 104 4.2.2 Tierhaltung ...... 115 4.2.3 Ökologischer Landbau ...... 122 4.3 Erwerbskombinationen ...... 126 4.3.1 Vermietungen ...... 127 4.3.2 Direktvermarktung ...... 129 4.3.3 Freizeitangebote und Tourismus ...... 131 4.3.4 Kommunale Arbeiten und Landschaftspflege ...... 131

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 1

4.3.5 Entwicklung der Erwerbskombinationen ...... 132 4.4 Gartenbau ...... 134 4.5 Fischerei in der Region Braunschweig ...... 138 4.6 Forstwirtschaft als Teil landwirtschaftlicher Betriebe ...... 140 4.6.1 Organisationsstrukturen ...... 140 4.6.2 Waldstrukturdaten ...... 140 4.6.3 Größen- und Eigentümerstruktur ...... 143 4.6.4 Ökonomische Funktionen ...... 144 4.6.5 Entwicklung des Betriebszweiges Forstwirtschaft ...... 146 4.7 Erwerbsstrukturen der Landwirtschaft ...... 149 4.7.1 Betriebsformen...... 149 4.7.2 Standard-Output ...... 152 4.7.3 Zukünftige Entwicklung der Betriebs- und Produktionsstrukturen ...... 158 4.8 Landwirtschaftliche Teilräume ...... 161 5 Tabellenanhang ...... 183 6 Endnoten...... 210

2 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Großraum Braunschweig Naturräume ...... 12 Abbildung 2: Flächennutzung im Großraum Braunschweig ...... 14 Abbildung 3: Entwicklung der Bruttowertschöpfung insgesamt und in der Landwirtschaft ...... 15 Abbildung 4: Vieljähriges (1951-1980) mittleres Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Aufgang bei Winterweizen ...... 18 Abbildung 5: Vieljähriges (1951-1980) mittleres Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Vollreife bei Winterweizen ...... 18 Abbildung 6: Vieljährige theoretische Mähdruschzeiten (Std.) mit Kornfeuchten ≤ 20% ...... 19 Abbildung 7: Vieljähriges (1951-1980) mittleres Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Aufgang bei Zuckerrübe ...... 19 Abbildung 8: Vieljähriges (1951-1980) mittleres Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Beginn der Ernte bei Zuckerrübe ...... 19 Abbildung 9: Ackerzahlen auf Gemeindeebene ...... 22 Abbildung 10: Natürliches Ertragspotential nach Bodenregionen ...... 23 Abbildung 11: Prüf- und Korrekturbereiche zur Darstellung des ackerbaulichen Ertragspotentials ..... 24 Abbildung 12: Anteile dränierter Fläche an der LF in Prozent ...... 30 Abbildung 13: Klimatische Wasserbilanz für den Zeitraum 1959 bis 2008 am Standort Braunschweig32 Abbildung 14: Wasserbedarf landwirtschaftlicher Kulturpflanzen ...... 34 Abbildung 15: Versuchsergebnisse zur Ertragssteigerung durch Feldberegnung ...... 35 Abbildung 16: Anteil der Beregnungsfläche an der LF ...... 38 Abbildung 17: Anteile am Wegeeigentum ...... 46 Abbildung 18: Veränderung der Zustandseinstufung des Wegenetzes in % der Wegelänge ...... 47 Abbildung 19: Zustandseinstufung des Wegenetzes in % der Wegelänge nach Landkreisen ...... 48 Abbildung 20: Bewertung des Unterhaltungs- und Ausbaubedarfs für das Wirtschaftswegenetz in % der Länge ...... 50 Abbildung 21: Laufende und seit 1984 abgeschlossene Flurneuordnungsverfahren ...... 53 Abbildung 22: Ablaufschema einer Flurbereinigung ...... 55 Abbildung 23: Entwicklung der Flächenanteile nach Schlaggrößenklassen im Großraum Braunschweig von 1997 bis 2011 ...... 56 Abbildung 24: Dorferneuerungsverfahren gemäß Dorferneuerungsprogramm ...... 58 Abbildung 25: Räumliche Abgrenzung der Integrierten Entwicklungsplanungen ...... 62 Abbildung 26: Entwicklung des Weizenpreises an der Börse in €/t in den Jahren 2008 bis 2014 ...... 64 Abbildung 27: Fördermaßnahmen im Rahmen des Kooperationsprogramms Naturschutz ...... 68 Abbildung 28: Verflechtungen der Landwirtschaft mit vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen 71 Abbildung 29: Internetsuchfunktion für Ausbildungsbetriebe ...... 78 Abbildung 30: Entwicklung des Anteiles der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe an den landwirtschaftlichen Einzelunternehmen im Großraum Braunschweig ...... 86 Abbildung 31: Anteil der HE-Betriebe an ldw. Einzelunternehmen >5 ha LF in Prozent in den Gemeinden des Großraumes Braunschweig ...... 88 Abbildung 32: Prozentuale Verteilung der Betriebe und der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nach Betriebsgrößenklassen ...... 90 Abbildung 33: Prozentuale Verteilung der Betriebe im Großraum Braunschweig auf Eigentums-, Zupacht- und Pachtbetriebe im Jahr 2010 ...... 93 Abbildung 34: Geschätzte Pachtpreisspanne für Ackerland bei Neuverträgen 2011 ...... 96 Abbildung 35: Kaufpreisentwicklung (€/ha) 1996 bis 2011 für Ackerland in Niedersachsen und in den ehem. Regierungsbezirken ...... 98 Abbildung 36: Kaufpreisentwicklung (€/ha) 1996 bis 2011 für Grünland in Niedersachsen und in den ehem. Regierungsbezirken ...... 99 Abbildung 37: Flächennutzung im Großraum Braunschweig ...... 106 Abbildung 38: Grünlandanteil an der betrieblichen LF in Prozent auf Gemeindeebene ...... 107

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 3

Abbildung 39: Kulturartenverhältnis auf dem Ackerland im Jahr 2010 ...... 108 Abbildung 40: Anteil der Hackfrüchte an der Ackerfläche in Prozent ...... 111 Abbildung 41: Einschätzung der Bereitschaft zur Aufnahme bzw. Erweiterung der Tierhaltung (Angaben in Prozent der Nennungen) ...... 121 Abbildung 43: Angaben zur Einschätzung der Bereitschaft zur Aufnahme bzw. Erweiterung der Pferdehaltung nach Landkreisen (Angaben in Prozent der Nennungen, ohne Mehrfachnennungen) ...... 121 Abbildung 44: Entwicklung des ökologischen Landbaus im Großraum Braunschweig ...... 123 Abbildung 45: Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination ...... 128 Abbildung 46: Anteil der Betriebe mit Direktvermarktung an allen Betrieben ...... 129 Abbildung 47: Baumartenverteilung im Forstamt Südostheide ...... 142 Abbildung 48: Waldfläche nach Baumarten im Forstamt Südniedersachsen im Bereich des Großraums Braunschweig ...... 142 Abbildung 49: Umbaufläche im Forstamt Südostheide 2007-2011 (ha) ...... 143 Abbildung 50: Sortimentsweise Holzvermarktung Forstamt Südostheide 2011 ...... 146 Abbildung 51: Prozentanteile der Betriebsformen an den ldw. Betrieben ...... 150 Abbildung 52: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe ...... 151 Abbildung 53: Unternehmensergebnis nach Regionen ...... 153 Abbildung 54: Unternehmensergebnis je Betrieb nach Hauptausrichtung ...... 153 Abbildung 55: Standard-Output je Betrieb ...... 154 Abbildung 56: Flächenbezogener Standard-Output ...... 155 Abbildung 57: Standard-Output je ha LF auf Gemeindeebene ...... 157 Abbildung 58: Landwirtschaftliche Teilräume ...... 182

4 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Verwaltungseinheiten, Einwohner und Fläche des Großraumes Braunschweig ...... 10 Tabelle 2: Naturräumliche Regionen und Naturräume ...... 11 Tabelle 3: Flächennutzung im Großraum Braunschweig ...... 14 Tabelle 4: Arbeitskräfte der landwirtschaftlichen Betriebe in den Landkreisen und kreisfreien Städten15 Tabelle 5: Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Bruttowertschöpfung ...... 16 Tabelle 6: Klimaelemente der Naturräumlichen Regionen ...... 17 Tabelle 7: Lufttemperatur und Niederschlagshöhe für einzelne Wetterstationen im Großraum Braunschweig (1961 -1990) ...... 20 Tabelle 8: Mittlere monatliche Klimatische Wasserbilanz (mm) sowie Streuung (mm); Zeitraum (1951 - 1980) ...... 21 Tabelle 9: Anteile dränierter Flächen an der LF ...... 28 Tabelle 10: Wirtschaftlichkeit der Feldberegnung im mehrjährigen Mittel ...... 36 Tabelle 11: Verbesserte Stickstoffausnutzung durch Feldberegnung ...... 37 Tabelle 12: Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung ...... 39 Tabelle 13: Struktur des landwirtschaftlichen Feldwegenetzes ...... 45 Tabelle 14: Veränderte Anforderungen an das Wirtschaftswegenetz ...... 51 Tabelle 15: Anhängige Flurneuordnungsverfahren im Großraum Braunschweig 2012-2016,...... 52 Tabelle 16: Größenstruktur der Schläge nach Anteilen an der LF ...... 57 Tabelle 17: Einschätzung des Dorferneuerungsbedarfs in befragten Gemarkungen ...... 59 Tabelle 18: Verteilung der NAU-Flächen 2012 auf die Landkreise ...... 67 Tabelle 19: Auflistung der Handelspartner der Landwirtschaft nach Standorten ...... 72 Tabelle 20: Mühlen im Braunschweiger Land ...... 73 Tabelle 21: Belieferte Zuckerfabriken der Nordzucker AG ...... 74 Tabelle 22: Erzeugergemeinschaften ...... 76 Tabelle 23: Auszubildende im Beruf Landwirt/in im Ausbildungsjahr 2012/13...... 78 Tabelle 24: Entwicklung der Ausbildungszahlen im Beruf Landwirt/in ...... 79 Tabelle 25: Entwicklung der Ausbildungszahlen im Agrarbereich in Niedersachsen ...... 80 Tabelle 26: Landwirtschaftliche Versuchs- und Beratungsringe ...... 82 Tabelle 27: Anzahl der ldw. Betriebe nach Haupt- und Nebenerwerb ...... 85 Tabelle 28: Anzahl der Betriebe⃰ ab 5 ha und Betriebsgrößenstruktur im Vergleich der Jahre 1979 bis 2010 ...... 87 Tabelle 29: Flächenausstattung je Betrieb und Anteile der Betriebsformen an der Landwirtschaftsfläche ...... 90 Tabelle 30: Verteilung der Betriebe und der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nach Betriebsgrößenklassen ...... 91 Tabelle 31: Betriebe, LF und Pachtflächenanteil im Großraum Braunschweig 1979 und 2010 ...... 92 Tabelle 32: Von den im Großraum Braunschweig ansässigen Betrieben in den neuen Bundesländern bewirtschaftete Flächen ...... 94 Tabelle 33: Durchschnittspachtpreise in Niedersachsen und im Großraum Braunschweig 1991 und 2010 ...... 96 Tabelle 34: Kaufwerte für Ackerland und Grünland im Großraum Braunschweig 2009 ...... 100 Tabelle 35: Hofnachfolge 2010 – Einzelunternehmen mit einem 45 Jahre und älteren Betriebsleiter 102 Tabelle 36: Ausbildung und Mitarbeit der Hofnachfolger ...... 103 Tabelle 37: Hofnachfolge 2010 – Flächen der Einzelunternehmen mit einem 45 Jahre und älteren Betriebsleiter ...... 104 Tabelle 38: Landwirtschaftlich genutzte Fläche und Grünlandanteile der landwirtschaftlichen Betriebe im Großraum Braunschweig ...... 105 Tabelle 39: Getreideanbau und Brache im Erntejahr 2010 ...... 110 Tabelle 40: Hektarerträge von Getreide im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010 ...... 110 Tabelle 41:Anbau von Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps und Silomais im Erntejahr 2010 ...... 112

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 5

Tabelle 42: Hektarerträge von Hackfrüchten, Silomais und Raps im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010 ...... 113 Tabelle 43: Stilllegungsflächen und ihr Anteil an der Ackerfläche ...... 114 Tabelle 44: Entwicklung der Tierhaltung in Bezug zur Entwicklung des Grünlandanteils ...... 115 Tabelle 45: Viehbestände im Großraum Braunschweig nach Tierarten ...... 116 Tabelle 46: Viehhaltende Betriebe und Großvieheinheiten ...... 116 Tabelle 47: Struktur der Milchviehhaltung ...... 117 Tabelle 48: Struktur der Mutterkuhhaltung ...... 117 Tabelle 49: Struktur der Schweinehaltung 2010 (Angaben zu Schweinemast und Sauenhaltung ohne Saug- und Aufzuchtferkel bis LG = 20 kg) ...... 118 Tabelle 50: Ökologisch wirtschaftende Betriebe im Großraum Braunschweig ...... 123 Tabelle 51: Anbauverhältnis in ökologisch wirtschaftenden und konventionellen Betrieben in der Region Braunschweig ...... 124 Tabelle 52: Struktur der landwirtschaftlichen Erwerbskombinationen im Großraum Braunschweig... 128 Tabelle 53: Anzahl der Gartenbaubetriebe und gärtnerisch genutzte Fläche im Großraum Braunschweig ...... 135 Tabelle 54: Anbau von Gemüse (ohne Erdbeeren) im Jahr 2010 ...... 135 Tabelle 55: Betriebe mit Anbau von Blumen und Zierpflanzen (einschl. Baumschulen) ...... 136 Tabelle 56: Anbau von Obst im Großraum Braunschweig (ohne Erdbeeren) ...... 136 Tabelle 57: Betriebe und Anbauflächen im Baumschulbereich ...... 136 Tabelle 58: Waldflächenanteile im Großraum Braunschweig (Stand 2011) ...... 141 Tabelle 59: Klassifizierung nach Betriebsformen ...... 149 Tabelle 60: Standard-Output (SO) je Einheit, Durchschnitt der WJ 2005/2006 – 2010/2011 in den Regionen ...... 156 Tabelle 61: Strukturdaten der landwirtschaftlichen Teilräume ...... 162

Anhangtabellenverzeichnis

Anhangtabelle 1: Bodenfläche 2011 nach Gemeinden nach Art der tatsächlichen Nutzung ...... 184 Anhangtabelle 2: Bodenwertzahlen 2002 nach Gemeinden ...... 188 Anhangtabelle 3: Strukturdaten des landwirtschaftlichen Wirtschaftswegenetzes ...... 192 Anhangtabelle 4: Abgeschlossene Flurneuordnungsverfahren ab dem Jahr 1984 ...... 197 Anhangtabelle 5: Freiwilliger Landtausch im Großraum Brauschweig ...... 199 Anhangtabelle 6: Laufende Dorferneuerungsverfahren ...... 200 Anhangtabelle 7: Agrarumweltprogramm 2012 – Flächenumfang einzelner Maßnahmen ...... 201 Anhangtabelle 8: Agrarumweltprogramm 2012 - prozentuale Flächenverteilung innerhalb der Landkreise ...... 201 Anhangtabelle 9: Ackernutzung 2010 - Getreideanbau ...... 202 Anhangtabelle 10: Ackernutzung 2010 – Hackfrüchte, Raps und Brache ...... 206

6 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abkürzungsverzeichnis

AB Agrarberichterstattung Abb. Abbildung AbfKlärV Klärschlammverordnung AF Ackerfläche AID Auswertungs- und Informationsdienst AK Arbeitskreis AZ Ackerzahl BGBl Bundesgesetzblatt BOGA Braunschweigische Obst und Gemüse Absatzgenossenschaft BR Bodenregion BÜK Bodenübersichtskarte DorfR Dorferneuerungsrichtlinie dt Dezitonne = 100 kg DV Direktvermarktung EMZ Ertragsmesszahl EU Europäische Union EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft FAL Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FlurbG Flurbereinigungsgesetz GbF Gesellschaft für biotechnologische Forschung gemfr. Geb. gemeindefreie Gebiete GN Gärtnerische Nutzfläche GV Großvieheinheit GZ Grünlandzahl ha Hektar HE Haupterwerbsbetrieb Hrsg. Herausgeber KTBL Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. KWB Klimatische Wasserbilanz Ldw. Landwirtschaft Ldw. Fl. Landwirtschaftsfläche LF landwirtschaftlich genutzte Fläche LK Landkreis LROP Landesraumordnungsprogramm LSKN Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen LSN Landesamt für Statistik Niedersachsen LTR landwirtschaftlicher Teilraum LuF Land- und Forstwirtschaft ML Niedersächsisches Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten MR Maschinenring MU Niedersächsisches Ministerium für Umwelt Nds. GVBl. Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nds. MBl. Niedersächsisches Ministerialblatt NE Nebenerwerbsbetrieb nFKWe nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes NIBIS Niedersächsisches Bodeninformationssystem NN Normal Null NWG Niedersächsisches Wassergesetz RdErl Runderlaß RROP Regionales Raumordnungsprogramm s. Kap. siehe Kapitel SG Samtgemeinde stat. statistisch vgl. vergleiche VO Verordnung WF Waldfläche WSG Wasserschutzgebiet WTO World trade organisation (Welthandelsorganisation) ZGB Zweckverband Großraum Braunschweig

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 7

8 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

1 Einleitung

Die Landwirtschaft spielt im Großraum Braun- schreibung der der landwirtschaftlichen Struktu- schweig aufgrund der günstigen Standortvor- ren und der Situation der Landwirtschaft im Ge- aussetzungen, ihrer großen Flächenverbreitung, biet des Großraumes Braunschweig. ihrer vielfältigen Funktionen und Aufgaben und ihrer starken Vernetzung mit anderen Wirt- Mit der Durchführung von mehr als zwanzig Ar- schaftsbereichen eine Schlüsselrolle für die Ge- beitskreissitzungen wurden landwirtschaftliche samtentwicklung der Region. Sie steht hierbei Betriebsleiter und Berater in den Prozess der anhaltenden Nutzungskonkurrenzen um die Fortschreibung des Fachbeitrages eingebunden landwirtschaftlichen Flächen gegenüber und und der Dialog zwischen Regionalplanung und muss in einem engen Regelwerk aus gesetzli- Landwirtschaft gefördert. Über das Internet wur- chen Vorgaben, Richtlinien und Auflagen wirt- den zudem im Rahmen eines Beteiligungsverfah- schaften. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft von rens zeichnerische Kartengrundlagen des Fach- einem zunehmenden Wettbewerb unter dem beitrages zur Einsicht und Kommentierung be- Einfluss globaler Handelsbeziehungen und von reitgestellt. einem anhaltenden Strukturwandel gekenn- zeichnet. Ausgangspunkt der Darstellungen ist eine aktua- lisierte Bestandsaufnahme der landwirtschaftli- Grundlegende Aufgabe der Regionalplanung ist chen Strukturen im Großraum Braunschweig. Sie es, die unterschiedlichen Anforderungen an den basiert auf Auswertungen der Agrarstatistik, Raum aufeinander abzustimmen, auftretende Auskünften verschiedener Fachbehörden, Litera- Konflikte auszugleichen und Vorsorge für einzel- tur- und Internetrecherche sowie den Ergebnis- ne Raumnutzungen und Raumfunktionen zu sen einer auf Gemarkungsebene durchgeführten treffen. Der grundsätzlich hohe Anteil landwirt- Befragung von Landwirten und Beratern. schaftlich genutzter Flächen hat zur Folge, dass diese Aufgabe nur unter angemessener Berück- Gegenüber der erstmaligen Veröffentlichung des sichtigung der landwirtschaftlichen Belange ge- Fachbeitrages sind zahlreiche Daten aufgrund lingen kann. Hierzu müssen die Strukturen, von Vorgaben der statistischen Geheimhaltung Funktionen und Anforderungen der Landwirt- und sinkender Betriebszahlen häufig nicht mehr schaft in den raumordnerischen Planungspro- in der bisherigen Tiefe verfügbar. Es muss in zess einfließen. diesen Fällen auf aggregierte Zahlen zurückge- griffen werden, die jedoch zur Beurteilung von Der Zweckverband Großraum Braunschweig hat Strukturen und Entwicklungen in der Regel eben- daher bereits im Jahr 1997 die Erarbeitung eines falls eine geeignete Ebene darstellen. landwirtschaftlichen Fachbeitrages zum regiona- len Raumordnungsprogramm (RROP) beschlos- sen. Dieser Fachbeitrag wurde in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Hannover im Jahr 2000 fertiggestellt und lieferte neben einer umfassenden Bestandsaufnahme landwirtschaft- licher Strukturen auch konkrete Hinweise für die raumordnerischen Festsetzungen im Verbands- gebiet.

Aufgrund umfassender Veränderungen sowohl innerhalb der Landwirtschaft als auch in Bezug auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist eine Fortschreibung des landwirtschaftlichen Fachbeitrages erforderlich geworden, die mit der vorliegenden Neuauflage erfolgt ist.

Wie bisher ist der Fachbeitrag in zwei Teile ge- gliedert. Teil 1 beinhaltet eine umfassende Be-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 9

2 Planungsraum

2.1 Lage und Gliederung

Politische Gliederung Die Region Braunschweig umfasst das Gebiet (ZGB) zur Koordination der Verkehrs- und Regi- Südost-Niedersachsen, das sich nördlich des onalplanung zusammengeschlossen sind. Harzes entlang der Landesgrenze zu Sachsen- Gleichzeitig bildet der Großraum Braunschweig Anhalt erstreckt. Der nach Verwaltungsgrenzen auch das Dienstgebiet der Bezirksstelle Braun- definierte Raum besteht aus drei kreisfreien schweig der Landwirtschaftskammer Nieder- Städten und fünf Landkreisen (s. Tabelle 1), die sachsen. im Zweckverband Großraum Braunschweig

Tabelle 1: Verwaltungseinheiten, Einwohner und Fläche des Großraumes Braunschweig

Kreisfreie Städte/ kreisfreie landwirt- Einwohner Landwirt- Gesamt- Landkreise Städte, Ein- schaftlich be- schafts- fläche heitsge- deutsame Ge- fläche meinden, meinde- oder Mitglieds- Stadtteile gemeinden 31.12.2012 31.12.2012 31.12.2012 Anzahl Anzahl Personen ha ha Stadt Braunschweig 1 25 246.610 7.096 19.216 Stadt Salzgitter 1 28 98.127 11.379 22.392 Stadt Wolfsburg 1 20 122.428 8.551 20.405 LK Gifhorn 41 152 171.294 81.312 156.281 LK Goslar 15 61 137.892 27.485 96.529 LK Helmstedt 26 75 90.556 39.970 67.396 LK Peine 8 87 130.137 37.011 53.493 LK Wolfenbüttel 37 104 119.964 48.633 72.255 Großraum 130 552 1.117.008 261.437 507.967 Braunschweig

Quelle: LSKN 2012

2.2 Naturräumliche Gliederung Als „Landschaft zwischen Harz und Heide“ sind Großraum Braunschweig gliedert sich in natur- im Großraum Braunschweig die vielfältigsten räumliche Regionen und Naturräume1,2 die in geomorphologischen sowie bodenkundlichen Tabelle 2 aufgeführt sind. Im Folgenden werden und klimatischen Bedingungen anzutreffen. Cha- die landwirtschaftlichen Besonderheiten der Na- rakteristisch ist die Grenze zwischen Börde und turräume, gegliedert nach naturräumlichen Regi- Geest, die etwa entlang des Mittellandkanals das onen, beschrieben. In Karte 1 ist die geographi- Gebiet teilt. Eine weitere Grenze verläuft von sche Lage der Naturräume teils vereinfacht Nord nach Süd. Es handelt sich um den klimati- (Großes Bruch und Hochharz entfallen) und mit schen Übergang von den mehr atlantisch ge- den Grenzen der Samt-/Einheitsgemeinden hin- prägten westlichen Teilräumen zu den bereits terlegt dargestellt. kontinental beeinflussten östlichen Gebieten. Der

10 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 2: Naturräumliche Regionen und Naturräume

Naturräumliche Region Nr. Naturräume Nr.

Lüneburger Heide und Wendland 5a Hohe Heide 640 5a Südheide 641 5a Ostheide 642 Weser-Aller-Flachland 6a Obere Allerniederung 626 6b Drömling 625 6a Burgdorfer-Peiner-Geestplatten 623 Börden 7b Ostbraunschweigisches Flachland 624 7a Braunschweig-Hildesheimer-Lössborde 520 7b Ostbraunschweigisches Hügelland 512 7b Großes Bruch 511 7b Nördliches Harzvorland 510 Weser- und Leine-Bergland 8.2a Innerste-Bergland 379 Harz 9 Oberharz 380 9 Hochharz 381 a = mehr atlantisch geprägter Bereich, b = stärker kontinental geprägter Bereich

Quellen: Drachenfels 2010, Heckenroth/Laske 1997

Lüneburger Heide dern die Landschaft. Im Norden auf der ca. 90 m Die Lüneburger Heide ist ein Grund- und End- über NN gelegenen Wittinger Hochfläche wer- moränen-Gebiet mit im Durchschnitt 70 m den die Sande und Kiese allerdings von einer mächtigen glazialen, pleistozänen Sedimenten durchschnittlich 1 m mächtigen Flottsanddecke der Elster- und Saaleeiszeit. Die Endmoränen- bedeckt. Infolge der Fruchtbarkeit dieser Böden züge und Sander sind überwiegend aus groben wird die Region um Wittingen überwiegend Sanden und Kiesen aufgebaut. Vereinzelt treten ackerbaulich genutzt. Südlich des Wittinger auch Schollen von Geschiebelehm wie auch Flottsandgebietes begrenzt eine Endmoräne Flottlehm auf. Die naturräumliche Region um- aus Sand und Kies im Bereich des Knesebecker fasst den Nordteil des Landkreises Gifhorn. Forstes und der Bickelsteiner Heide wieder die Während die bis zu 125 m hohen und überwie- landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten. Die gend bewaldeten Sanderflächen bei Spraken- südlich angrenzenden Landschaften des Bolde- sehl der Hohen Heide zugerechnet werden, cker Landes und Vorsfelder Werders, die durch umfasst die angrenzende naturräumliche Einheit das Tal der Kleinen Aller getrennt werden, sind Südheide leicht gewellte Endmoränenkämme, dagegen wiederum von weiträumigen Ackerflä- die sich allmählich von etwa 80 bis 50 m ü. NN chen geprägt, durchzogen von Wiesen und zum Aller-Urstromtal hin absenken. Auf den teils Wäldern. lehmigeren Standorten durchsetzen hier seit alters her Ackerfluren die Waldflächen, z.B. im Weser-Aller-Flachland Gebiet um Oesingen. Die Täler haben meist ein Das Weser-Aller-Flachland umfasst die Natur- geringes Gefälle, so dass sich auf den Talsan- räume Obere Allerniederung, Burgdorfer - Pei- den teils Moore ausbilden konnten. Im Isetal ner Geestplatten sowie den Drömling. haben sich mehrere große Hochmoore entwi- Die Obere Allerniederung öffnet sich von der ckelt, darunter das „Große Moor“ nördlich von schmalen Talenge bei Vorsfelde aus mit dem Gifhorn, das im südlichen Teil durch Moorkolo- Verlauf der Aller nach Westen hin allmählich bis nien wie Neudorf-Platen-dorf erschlossen wur- zu einer Breite von 20 km. Während die Alluvi- de. alablagerungen der Aller recht schmal ausgebil- Die Ostheide umfasst das Gebiet östlich der Ise det sind, befinden sich angrenzend Talsande bis zur Ohreniederung. Das im Regenschatten feiner, gleichmäßiger Körnung. Infolge des der hohen Heide gelegene Gebiet zeigt bereits überwiegend hoch anstehenden Grundwassers geringere Niederschläge als die Südheide. Wei- herrschen feuchte, teils anmoorige Böden vor. terhin bestimmen Endmoränenwellen aus kiesi- Daneben sind entlang des Allerlaufs auch flä- gem Sand das Geologische Substrat und glie-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 11

chenhafte Dünenzüge anzutreffen, wie z.B. die gen. Sie dienen bevorzugt dem intensiven Fahle Heide westlich von Gifhorn. Ackerbau.

Im Südwesten liegt die Burgdorf-Peiner-Geest, Abbildung 1: Großraum Braunschweig Na- die den Nordteil des Landkreises Peine prägt. turräume Charakteristisch sind die geringmächtigen plei- stozänen Sedimente und das fast ebene Relief, das von etwa 60 m auf ca. 80 m ü. NN bis zur Lößgrenze ansteigt. Örtlich treten tonige Abla- gerungen der Kreide und des Tertiärs bis an die Oberfläche. Die Flüsse der Oker, Erse, Fuhse und Burgdorfer Aue bilden ca. 10 m tiefer gele- gene Täler mit alluvialen Sedimenten. Eine Besonderheit stellt der Drömling dar. Ein fast 30 km breites Becken östlich von Wolfs- burg, in dem sich auf saalezeitlichen Talsanden großflächig 1 – 2 m mächtige Niederungsmoore ausgebildet haben. Das ursprüngliche Sumpf- gebiet wurde im Zuge von Meliorationsmaß- nahmen Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst als Grünland landwirtschaftlich nutzbar gemacht und besiedelt. Mit Einführung der Moordamm- kultur um 1870 konnte mit dem Auftrag von etwa 20 cm Sand auf das Niedermoor auch teils eine ackerbauliche Nutzung ermöglicht werden.

Börde Typisch für die Börde ist die flächendeckende mächtige Lößdecke. Aufgrund der Standort- gunst ist fast die Gesamtfläche der Börde inten- siv ackerbaulich genutzt. Die Braunschweig-Hildesheimer Lößbörde wird von den Tälern der Oker und Leine begrenzt und umfasst den Südteil des Landkreises Peine sowie den Südwesten von Braunschweig und überwiegende Flächenanteile von Salzgitter. Es Nördlich schließt sich als Übergangsgebiet zur handelt sich um eine leicht wellige Landschaft in Geest das Ostbraunschweigische Flachland an. einer Höhe von 80 bis 100 m ü. NN. Zusätzlich Hier tritt häufig der ältere vorpleistozäne Unter- ist die Börde auch reich an Bodenschätzen (Ei- grund in Form von Mergeln, Tonen, Kalk- und senerze, Kalisalze). Sandsteinen an die Oberfläche. Östlich der Oker bis zur Landesgrenze von Bei dem Großen Bruch handelt es sich um ein Sachsen-Anhalt liegt das Ostbraunschweigische nur rund 2 km breites Niederungsgebiet, das als Hügelland. Typisch für diese Landschaft ist das saaleeiszeitliches Urstromtal entstanden ist. Es hügelige Relief. Es ergibt sich durch zahlreiche haben sich dort bis zu 1,5 m mächtige Nieder- Störungszonen und die Ausbildung von Sätteln moore entwickelt, die stark mit mineralischen und Gräben, bei deren Entstehung Zechstein- Bestandteilen durchmischt sind. Erst die in den salze eine bedeutende Rolle spielten. An den 60er Jahren durchgeführten Entwässerungs- Höhenzügen und Rändern von Fallstein, Asse, und Meliorationsmaßnahmen ermöglichten eine Elm und Dorm kommen die älteren Gesteins- ackerbauliche Nutzung. schichten wie Buntsandstein, Muschelkalk sowie Das Nördliche Harzvorland (Westteil) umfasst teils Keuper an die Oberfläche. Die dazwischen das Gebiet zwischen den Sätteln Harly und liegenden Gräben und Mulden, wie die Remlin- Fallstein. Die eiszeitlichen Schotter tragen hier ger, Schöppenstedter und Helmstedter Mulde, teils nur eine dünne Lößauflage, bieten aller- werden von mächtigen Lößschichten überzo- dings einen gewaltigen Grundwasserspeicher.

12 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Weser- und Leine-Bergland Tonschiefer und Quarzite sowie im Hochharz im Das Innerste Bergland im Südwesten des Groß- Bereich des Brockenmassivs der Granit.4 raumes Braunschweig ist der naturäumlichen Durch tief eingeschnittene Täler erreicht man Region Weser- und Leine-Bergland zuzuordnen. auf etwa 600 m Höhe die Clausthaler Hochflä- Der Hainberg und der Salzgitter-Höhenzug er- che, welche den zentralen Bereich des Ober- reichen Höhen von etwa 300 m. Hier treten die harzes darstellt. Darüber erheben sich weiter meist kalkreichen Schichten der Kreide und des östlich bis in eine Höhe von knapp unter 1000 m Jura an die Oberfläche oder sind an den Hän- die bewaldeten Gipfel des Hochharzes mit dem gen mit einer geringen Lößauflage vermischt. Wurmberg, dem Bruchberg und der Achter- Die dazwischen liegende Ringelheimer Mulde mannshöhe. 5 (etwa 80 m ü. NN) ist geprägt durch eine starke Die reichen Erzvorkommen des Oberharzes Lößauflage, die auch die Terrassenschotter der führten zur Besiedlung des Oberharzes und zur Innerste überdeckt. Im Gebiet Lutter, Hahausen Gründung der Bergstädte. Mittlerweile kann auf und Seesen treten jedoch überwiegend auch die eine über 1000- jährige Bergbautradition zu- kalkärmeren Gesteinsschichten des Buntsand- rückgeschaut werden, die den Naturraum insbe- steines an die Oberfläche und es haben sich sondere durch die Regelung der Wasserverhält- eher sandige Gesteinsverwitterungsböden, ver- nisse und die Anlage von Teichen (Oberharzer mischt mit Löß, ausgebildet. 3 Wasserregal) sowie die Anlage der Abraumhal- den bei der Erzgewinnung (Schwermetallrasen) Harz nachhaltig veränderte. Um die Siedlungen ent- Der Harz erhebt sich mit steilem Anstieg über standen ausgedehnte Grünlandflächen zur sein Umland und ist vorwiegend aus Gesteinen Viehhaltung, aber auch zur Rasensodengewin- des Erdaltertums aufgebaut. Es dominieren im nung für die Teichanlagen. Oberharz vorwiegend Grauwacke, daneben

2.3 Bedeutung der Landwirtschaft im Planungsraum

Die Bedeutung der Landwirtschaft kommt im gesamt eine im landesweiten Vergleich geringe Hinblick auf raumordnerische Fragestellungen Rolle spielen. Die Sicherstellung der Nahrungs- und Zielsetzungen insbesondere durch ihren mittelversorgung auch in Krisenzeiten ist eine Flächenanspruch zum Ausdruck. Der Anteil der wesentliche Aufgabe der heimischen Landwirt- Landwirtschaftsfläche umfasst im Großraum schaft, die angesichts der allgemeinen Globali- Braunschweig rd. 51 % der Gesamtfläche (vgl. sierung der Handelsbeziehungen und der Abbildung 2 und Tabelle 3). Die Landwirtschaft scheinbar grenzenlosen Verfügbarkeit von Le- hat damit sowohl über die Nutzung als auch über bensmitteln in Vergessenheit gerät. Nicht zuletzt die Bereitstellung von Grund und Boden zur De- mit Blick auf die fortschreitende Flächenverknap- ckung der unterschiedlichsten gesellschaftlichen pung sowie politische, wirtschaftliche oder klima- Ansprüche eine erhebliche Bedeutung für die tische Unwägbarkeiten kommt dem Erhalt und Entwicklung des Raumes. der Entwicklung leistungsfähiger landwirtschaftli- cher Strukturen eine wesentliche Bedeutung bei. Wichtigste Funktion der Landwirtschaft ist im Großraum Braunschweig die Erzeugung hoch- wertiger Nahrungsmittel. Aufgrund der vorherr- schenden günstigen Bodenverhältnisse kommt ihr hierbei in einzelnen Produktbereichen eine überregionale Bedeutung bei. Bei einem Anteil von 9,2 % an der Landwirtschaftsfläche des Lan- des werden im Verbandsgebiet ca. 37 % der in Niedersachsen geernteten Zuckerrüben erzeugt. Von der niedersächsischen Brotgetreideerzeu- gung entfallen ca. 20 % auf den Großraum Braunschweig. Auch der Anbau von Kartoffeln und Braugerste ist von landesweiter Bedeutung, während die Futtermittelproduktion und die Viehhaltung ins-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 13

Abbildung 2: Flächennutzung im Großraum Braunschweig

31% 2% 1% Gebäude- u. Freifläche 8% Betriebsfläche

1% Verkehrsfläche

5% Erholungsfläche

1% Landw irtschaftsfläche

Waldfläche

Wasserfläche

andere Nutzung

51%

Tabelle 3: Flächennutzung im Großraum Braunschweig

Gebäude- Betriebs- Verkehrs- Erholungs- Landwirt- Wald- Wasser andere u. Freiflä- fläche fläche fläche schafts- fläche fläche Nutzung che fläche 01.01.1993 34.280 3.645 24.903 5.409 275.418 149.361 8.564 6.127 (ha) 31.12. 2012 38.423 4.101 27.264 7.246 261.422 156.839 9.124 3.550 (ha) Änderung 4.143 456 2.361 1.837 -13.996 7.478 560 -2.577 (ha) Änderung 12,1% 12,5% 9,5% 34,0% -5,1% 5,0% 6,5% -42,1% (Prozent) Quelle: LSN 2014, Bodenfläche nach Gemeinden nach Art der tatsächlichen Nutzung in Niedersachsen

Neben der Erzeugungs- und Versorgungsfunkti- wichtiger Faktor der Arbeitsplatzerhaltung und on übernimmt die Landwirtschaft eine bedeuten- Einkommenssicherung. de Beschäftigungs- und Erwerbsfunktion, deren Über die unmittelbar in der landwirtschaftlichen Gewicht in Abhängigkeit von der allgemeinen Produktion Tätigen hinaus entfaltet die Landwirt- konjunkturellen Entwicklung und den außerland- schaft eine Beschäftigungswirkung auch in den wirtschaftlichen Beschäftigungsstrukturen vari- ihr vor- und nachgelagerten Bereichen. In Indust- iert. Die Zahl der in den landwirtschaftlichen Be- rie, Handel, Handwerk und im Dienstleistungs- trieben tätigen Arbeitskräfte (Familienarbeitskräf- sektor ist eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplät- te, ständige Fremdarbeitskräfte und Saisonar- zen mit der Landwirtschaft im Großraum Braun- beitskräfte) belief sich den Angaben der Land- schweig verknüpft. Die Statistik weist entspre- wirtschaftszählung 2010 zufolge im Großraum chende Zahlen auf Ebene der Landkreise und Braunschweig auf 8.099 Personen. Hierunter ist kreisfreien Städte nicht aus. Legt man jedoch die sowohl Haupt- als auch Nebentätigkeit erfasst. In bundesweit geltenden Zahlen zugrunde, nach Arbeitskrafteinheiten ausgedrückt sind dies 4.393 denen jeder achte Arbeitsplatz direkt oder indi- AKE zu je einer Arbeitsleistung von 40 Wochen- rekt mit der landwirtschaftlichen Produktion ver- stunden. bunden ist6, so ergibt sich hieraus für den Groß- Insbesondere in den strukturschwächeren länd- raum Braunschweig ein Volumen von mehr als lich geprägten Teilräumen des Verbandsgebie- 50.000 Arbeitsplätzen. tes, in denen gegenüber den stadtnahen Berei- chen kaum örtliche Beschäftigungsalternativen gegeben sind, ist die Landwirtschaft damit ein

14 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 4: Arbeitskräfte der landwirtschaftlichen Betriebe in den Landkreisen und kreisfreien Städten

Stadt / Land- Betriebe Arbeitskräf- Arbeitsleis- davon kreis te insge- tung Familien- Ständige Saison-AK samt AK AK Anzahl Personen AK- Personen Einheiten Braunschweig 77 407 192 116 99 192 Salzgitter 104 239 155 166 43 30 Wolfsburg 95 234 135 149 62 23 Gifhorn 896 3001 1476 1628 426 947 Goslar 315 777 464 534 144 99 Helmstedt 392 979 593 646 191 142 Peine 442 1154 634 743 153 258 Wolfenbüttel 458 1308 744 690 326 292 Großraum 2.779 8099 4393 4672 1444 1983 Braunschweig Quelle: Destatis, LSKN 2010

Die Landwirtschaft des Großraumes Braun- zung für die im Umfeld der Ballungsgebiete ver- schweig übernimmt des Weiteren eine raumer- breiteten Erholungs- und Freizeitaktivitäten. schließende Funktion. Sie leistet diese u.a. durch Als Wirtschaftsfaktor sichert die Landwirtschaft eine geregelte Bewirtschaftung ihrer Nutzflächen, darüber hinaus sozioökonomische und kulturelle die das Offenhalten der Landschaft sowie die Strukturen im ländlichen Raum. Sie wirkt der Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft bein- Abwanderung in die Ballungszentren entgegen, haltet. Des Weiteren erschließt die Landwirt- trägt zur Bewahrung von Traditionen bei und schaft durch ihr Wirtschaftswegenetz die Land- stellt als ortsbildprägendes Element gerade im schaft und liefert damit eine wichtige Vorausset- Umfeld städtischer Zentren einen wichtigen Iden- tifikationspunkt dar.

Abbildung 3: Entwicklung der Bruttowertschöpfung insgesamt und in der Landwirtschaft

45 000 400

40 000

350 ) € 35 000 300

) € 30 000 250 25 000 insgesamt 200 20 000 LuF 150 15 000 u. Forstwirtschaft (Mill Forstwirtschaft u. 100 10 000 - BWS insgesamt (Mill 5 000 50

– – BWS Land BWS

Quelle: LSKN 2014

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 15

Eine erhebliche Bedeutung hat die Landwirt- forstwirtschaftlichen Wertschöpfungsanteile von schaft im Rahmen der landbaulichen Verwertung 0,1 % im industriell geprägten Wolfsburg bis zu von Klärschlämmen und Kompost erlangt. Die 3,8 % im Landkreis Gifhorn. ordnungsgemäße Rückführung dieser Sekundär- Langfristig wächst die Bruttowertschöpfung über rohstoffe in den Nährstoffkreislauf trägt gesamt- alle Wirtschaftsbereiche stärker als im Sektor gesellschaftlichen Interessen Rechnung und Landwirtschaft. Zudem ist festzustellen, dass entlastet die Abfallentsorgungsanlagen des aufgrund witterungsbedingter Ertragsschwan- Großraumes Braunschweig in erheblichem Um- kungen und infolge zunehmender Preisschwan- fang. kungen die Entwicklung der Bruttowertschöpfung Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forst- in der Landwirtschaft sehr wechselhaft verläuft wirtschaft (siehe Tabelle 5) umfasste im Groß- (vgl. Abbildung 3). Der deutliche Rückgang im raum Braunschweig im Jahr 2011 ein Volumen Jahr 2009 ist insbesondere auf konjunkturelle von 295 Mio. Euro. Bezogen auf die gesamte Einflüsse und damit einhergehende Preisrück- Bruttowertschöpfung des Großraumes beträgt gänge zu erklären. Die langfristige Abnahme des der Anteil der Land- und Forstwirtschaft (LuF) Anteiles der Land- und Forstwirtschaft an der ohne den vor- und nachgelagerten Bereich in Bruttowertschöpfung stellt keine regionale Be- diesem Jahr lediglich ca. 0,8 % und liegt damit sonderheit dar, sondern ist bundesweit zu be- unter dem entsprechenden Landeswert von 1,6 obachten. An der Bruttowertschöpfung der Land- %. Dass der Wertschöpfungsanteil trotz der im und Forstwirtschaft in Niedersachsen hält der landesweiten Vergleich günstigen land- und Großraum Braunschweig trotz seiner geringen forstwirtschaftlichen Strukturen unter dem Lan- Viehbesatzdichte einen Anteil von 8,5 %, was desdurchschnitt liegt, ist Ausdruck des über- auch annähernd dem Anteil an der landwirt- durchschnittlichen Potentials der übrigen Wirt- schaftlich genutzten Fläche entspricht (s. Seite schaftsbereiche im Großraum Braunschweig. So 13). reichte im Jahr 2011 das Spektrum der land- und

Tabelle 5: Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Bruttowertschöpfung

1992 2000 2011

Anteil Anteil Anteil gesamt LuF LuF gesamt LuF LuF gesamt LuF LuF Mio € Mio € % Mio € Mio € % Mio € Mio € % Braunschweig 6.220 6 0,1% 6.805 23 0,3% 9.053 8 0,1% Salzgitter 2.756 13 0,5% 3.055 14 0,5% 4.175 10 0,2% Wolfsburg 5.276 7 0,1% 7.447 20 0,3% 13.193 7 0,1% Gifhorn 1.680 79 4,7% 2.139 86 4,0% 2.713 103 3,8% Goslar 2.648 30 1,2% 2.829 52 1,8% 3.468 38 1,1% Helmstedt 1.188 39 3,3% 1.263 44 3,5% 1.669 35 2,1% Peine 1.658 43 2,6% 1.861 42 2,3% 2.489 40 1,6% Wolfenbüttel 1.323 49 3,7% 1.450 58 4,0% 1.989 53 2,6% Großraum Braun- 22.749 266 1,2% 26.850 340 1,3% 38.748 295 0,8% schweig Niedersachsen 135.100 2.557 1,9% 162.101 3.635 2,2% 224.287 3.541 1,6% Quelle: LSKN 2014

16 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

3 Standortfaktoren für die Landwirtschaft

3.1 Natürliche Standortfaktoren

3.1.1 Klima aus resultierende Herausforderungen werden in Neben dem Boden ist das Klima einer der be- Teil II des Fachbeitrages weitergehend behan- deutenden natürlichen Standortfaktoren für die delt. landwirtschaftliche Produktion. So ist das Wachs- tum der Pflanzen abhängig von der zur Verfü- In den Darstellungen der vorherrschenden Kli- gung stehenden Wärmemenge und der Sonnen- maverhältnisse schlagen sich kurzfristige Verän- einstrahlung. Niederschlag und Verdunstung derungen angesichts der langjährigen Betrach- bestimmen die durchschnittlich zu erwartende tungszeiträume bisher kaum nieder. Für den Wasserversorgung. Das Spektrum der möglichen Großraum Braunschweig ist der Übergang vom Kulturpflanzen ist u. a. von den klimatischen maritimen Klima Nordwestdeutschlands zum Voraussetzungen abhängig. kontinentalen Klima Mitteldeutschlands charakte- ristisch. Klimaprägend wirkt sich im Großraum Vor diesem Hintergrund kommt dem Thema Kli- der von Westen nach Osten zunehmende konti- mawandel eine besondere Bedeutung für die nentale Einfluss aus. Tabelle 6 zeigt für die na- Landwirtschaft zu, da hiervon wesentliche turräumlichen Regionen wichtige Klimaelemente Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktion im langjährigen Mittel. berührt sind. Mögliche Klimaszenarien und dar-

Tabelle 6: Klimaelemente der Naturräumlichen Regionen

Mittlere Jahres- Mittlere Mittlere Durchschnitt- schwan- Jahres- Zahl der liches kung Mittlere Dauer eines summen Tage mit Monatsmittel der der Tagesmittels der des Schnee- Lufttemperatur Lufttem- Lufttemperatur von Nieder-- decke Klimabezirk Seehöhe (°C) peratur mindestens schlags >= 0 cm 5° C in 10° C m ü.NN Januar Juli °C Tagen in Tagen mm in Tagen Lüneburger 10 bis -0.5 bis 16.0 bis 16.5 bis 210 bis 145 bis 600 bis 30 bis 45 Heide 150 0.5 17.0 17.5 225 160 750 Weser-Aller- 10 bis 0.0 bis 17.0 bis 16.0 bis 225 bis 155 bis 600 bis Flachland 25 bis 35 150 0.5 17.5 17.0 235 165 700

Leineberg- 75 bis -1.0 bis 15.5 bis 16.5 bis 210 bis 145 bis 600 bis 35 bis 50 land 400 0.5 17.0 17.0 230 165 900 Braunschw. Hügelland 75 bis -1.0 bis 16.0 bis 17.0 bis 210 bis 145 bis 550 bis und nördli- 35 bis 70 300 0.0 17.5 17.5 230 165 750 ches Harz- vorland 250 bis -4.5 bis 10.0 bis 14.5 bis 140 bis 50 bis 600 bis 50 bis Harz 1100 -0.5 17.0 18.0 220 155 1600 150

Quelle: Deutscher Wetterdienst 1964, Klimaatlas von Niedersachsen. Offenbach.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 17

Die klimatischen Eigenheiten werden aber nicht Verzögerung wird im Vegetationsverlauf somit nur von Luftmassen (maritim oder kontinental) aufgeholt. geprägt. Auch die großen Landschaftsformen, wie z. B. der Harz, aber auch kleinere Höhenzü- Abbildung 4: Vieljähriges (1951-1980) mittle- ge wie der Elm oder die Asse, verändern die res Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der Wettererscheinungen ebenso wie die Höhenlage phänologischen Phase Aufgang bei Winter- an sich. weizen

Das Wachstum der Wildpflanzen wie auch der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ist abhängig von der Wärmemenge, die ihnen zur Verfügung steht. So beginnen viele Pflanzen ihre Entwick- lung erst bei Temperaturen ab ca. 5 °C und er- reichen entsprechende Entwicklungsphasen in Abhängigkeit von der ihnen zur Verfügung ste- henden Temperatur. Zur Beurteilung der Klima- gunst eines Standortes können deshalb Tempe- ratursummenwerte sowie die Zeitspanne zwi- schen dem kontinuierlichen Überschreiten und Unterschreiten der 5 °C-Grenze herangezogen werden. Diesbezüglich nimmt der Großraum Braunschweig innerhalb Norddeutschlands eine mittlere Stufe ein. So werden Temperatursum- men von 1.700 und 1.750 °C (im Naturraum Lei- nebergland 1.800 °C) erreicht und es stehen mit Ausnahme des Harzes 230 bis 235 Tage inner- halb der 5 °C Spanne zur Verfügung. Im Ver- gleich dazu liegt das westliche Niedersachsen Abbildung 5: Vieljähriges (1951-1980) mittle- bei über 1.800 °C mit 235 bis 240 Tagen und die res Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der Lüneburger Heide bei unter 1.700 °C und rund phänologischen Phase Vollreife bei Winter- 225 Tagen. weizen

Eine prägnante Darstellungsform klimatischer Einflüsse bietet die Phänologie. Sie beschreibt, wann bestimmte Entwicklungsphasen von Pflan- zen wie Blüte oder Fruchtreife eintreten und ver- zeichnet auch Termine über Bestellung oder Bestandspflege bei Kulturpflanzen. In Abbildung 4 bis Abbildung 8 werden die vieljährigen mittle- ren Eintrittsdaten für phänologische Phasen bei Winterweizen und Zuckerrüben dargestellt. Zur einfacheren Vergleichbarkeit werden die Zeitda- ten in julianischen Tagen angegeben. Nach dem julianischen Kalender werden die Tage vom Be- ginn des Jahres an fortlaufend gezählt.

Deutlich wird der von Südosten nach Nordwes- ten fortschreitende Verzug des Phaseneintritts bei Winterweizen. Dieser wird in Schleswig- Holstein durchschnittlich etwa 14 Tage früher gedrillt als in Niedersachsen und erreicht ent- Quelle: Beinhauer/Günther (1990) sprechend früher die Phase „Aufgang“ Klimatische Gunstfaktoren haben auch positive (Abbildung 4). Die Phase „Vollreife“ hingegen Auswirkungen auf die Mähdruschzeiten (Abbildung 5) tritt im Braunschweiger Raum frü- (Abbildung 6). Während im Küstenbereich inner- her als in Schleswig-Holstein ein. Die anfängliche

18 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

halb der ersten zehn Tage nach Eintritt der Voll- reife nur theoretisch 75 Stunden mit optimaler Kornfeuchte beim Mähdrusch zur Verfügung stehen, sind es im Großraum Braunschweig 175 Stunden und mehr, also mehr als doppelt so viel. Bei gleicher Hektarzahl müsste die Mähdrusch- kapazität im Küstenbereich also für eine Ernte mit optimaler Kornfeuchte rechnerisch mindes- tens doppelt so groß sein wie in Ostniedersach- sen.

Abbildung 6: Vieljährige theoretische Mäh- druschzeiten (Std.) mit Kornfeuchten ≤ 20%

Abbildung 8: Vieljähriges (1951-1980) mittle- res Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Beginn der Ernte bei Zuckerrübe

In Abbildung 7 und Abbildung 8 werden für die Zuckerrübe die phänologische Phase Aufgang und Beginn der Ernte dargestellt. Es ist zu er- kennen, dass sowohl der Aufgang der Zuckerrü- be als auch der Beginn der Ernte im Braun- schweiger Raum deutlich früher beginnt als im Westen und Norden.

Die kontinentalen Einflüsse bewirken stärkere Jahresschwankungen der Lufttemperatur mit relativ niedrigen Winter- und vergleichsweise hohen Frühjahrs- und Sommertemperaturen.7 Tabelle 7 gibt einen Überblick über die Tempera- turen und Niederschläge einzelner Wetterstatio- nen im Großraum Braunschweig.

Abbildung 7: Vieljähriges (1951-1980) mittle- res Eintrittsdatum (Julianischer Tag) der phänologischen Phase Aufgang bei Zucker- rübe

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 19

Tabelle 7: Lufttemperatur und Niederschlagshöhe für einzelne Wetterstationen im Großraum Braunschweig (1961 -1990)

Lufttemperatur Niederschlag

Wetter- mittl. Ta- mittl. tägl. mittl. tägl. mittl. mittl. Zahl der Tage mit stationen ges-mittel Niederschlag von min- Maximum Minimum Nieder- destens Standorte schlags- höhe

°C °C °C mm 1 mm 10 mm Hankensbüttel 8,2 12,6 4,3 703 126 17 Helmstedt 8,6 12,5 4,9 608 115 13 BS-Völkenrode 8,8 12,9 5,1 618 118 13 SZ-Ringelheim 8,8 12,9 4,7 691 123 16 Seesen 8 11,9 4,4 859 144 22 Quelle: Müller-Westermeier (1996)

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bende Wetterstationen an. In Verbindung mit den hat als zur Zeit gültige internationale klimatologi- unterschiedlichen Bodenarten und abhängig von sche Referenzperiode noch immer den Zeitraum der jeweils angebauten Kultur ergibt sich aus der 1961-1990 festgelegt. Die Jahresmitteltempera- negativen klimatischen Wasserbilanz der Vege- tur im 30-jährigen Mittel liegt zwischen 8 °C im tationsperiode v. a. im Norden des Großraumes Harzvorland und 8,8 °C in Braunschweig- mit seinen leichten Böden (Ackerzahlen zwi- Völkenrode und Salzgitter-Ringelheim. Nieder- schen 18 und 30) ein Beregnungsbedarf. schläge sind zwischen 550 und 750 mm pro Jahr zu verzeichnen, nur im Leinebergland und im Harz fallen aufgrund der Höhenverhältnisse deut- lich höhere Niederschläge. Niederschlag und Verdunstung zusammen betrachtet, d.h. die kli- matische Wasserbilanz, geben einen Überblick über die durchschnittliche Wasserversorgung der landwirtschaftlichen Kulturen. Die Verdunstung nimmt von Westen nach Osten zu, die Nieder- schläge gehen zurück. Die jährliche klimatische Wasserbilanz weist im dreißigjährigen Mittel (1951 bis 1980) einen Überschuss zwischen 50 und 100 mm aus (mit Ausnahme des Harzes) 8.

Entscheidend ist aber die Verteilung von Nieder- schlag und Verdunstung im Jahresverlauf. In Braunschweig beispielsweise bestand zwischen 1959 und 1995 in den Monaten April bis Sep- tember im Durchschnitt eine negative klimatische Wasserbilanz, also ein Wasserdefizit. Dies gilt - mehr oder weniger ausgeprägt - für den gesam- ten Großraum, mit Ausnahme der niederschlags- reichsten Regionen (z. B. Harz). Tabelle 8 gibt die mittlere Klimatische Wasserbilanz (KWB) sowie die Streuung (jeweils in mm) im Jahresver- lauf für einige die Region Braunschweig umge-

20 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 8: Mittlere monatliche Klimatische Wasserbilanz (mm) sowie Streuung (mm); Zeitraum (1951 - 1980)

Station Parameter J F M A M J J A S O N D Uelzen KWB 37 23 16 -10 -24 -17 -5 -11 -3 15 40 44

Streuung 21 23 22 33 36 47 53 46 40 33 19 32

Helmstedt KWB 36 25 17 -11 -21 -16 -18 -18 -11 12 36 42

Streuung 23 25 22 35 35 51 61 40 37 35 19 29

Hannover KWB 39 26 17 -7 -19 -17 -9 -14 -5 13 40 48

Streuung 26 23 20 36 37 47 58 44 37 34 22 29 Quelle: Beinhauer/Günther (1990), S. 149

3.1.2 Verbreitung und Bewertung der Böden

Aufgrund des vielfältigen geologischen Aus- gen, Gemeinden oder auch landwirtschaftliche gangssubstrates sind auch die Böden im Groß- Betriebe berechnen lassen. raum Braunschweig sehr heterogen. Eine für die Zwecke der Raumordnung ausreichend differen- Im Tabellenanhang sind die durchschnittlichen zierte Darstellung der Standortverhältnisse bietet Bodenwertzahlen für Acker und Grünland auf die Bodenübersichtskarte im Maßstab 1:50.000 Gemeindeebene verzeichnet. Weiterhin gibt Ab- (BÜK 50) aus dem Niedersächsischen Bodenin- bildung 9 einen Überblick über die durchschnittli- formationssystem (NIBIS). chen Bodenwertzahlen für Acker im Großraum Das NIBIS nutzt die im Bereich der landwirt- Braunschweig. Das NIBIS stellt eine weitere schaftlichen Böden weitgehend flächendeckend Bewertungsmethode der Böden hinsichtlich ihrer vorhandenen Bodenschätzungsdaten mit ihren ackerbaulichen Nutzung zur Verfügung. So un- Schätzungsgrenzen und Profilbeschreibungen terhält das NIBIS eine bodenkundliche Metho- als Basisinformation. Anschließend erfolgt eine denbank mit Verknüpfungsregeln, die jede Kar- Übersetzung der Daten in die heutige bodenkun- tiereinheit einer entsprechenden fachthemati- dliche Nomenklatur, um auch eine Verknüpfung schen Bewertungsstufe zuordnet. Daraus lassen mit anderen vorhandenen Datenbeständen (geo- sich unterschiedliche thematische Karten erstel- logische Karte, historische Karte, forstliche len. Zur Bewertung der natürlichen Ertragsfähig- Standortkarten und bereits vorliegende boden- keit der Standorte bei ackerbaulicher Nutzung kundliche Standortkarten) sowie eine Ergänzung wird über die Kennwerte „Bodenkundliche der Daten mit neueren Nachschätzungen der Feuchtestufe“, „Tiefe des effektiven Wurzelrau- Finanzverwaltung gewährleisten zu können. mes“ und „Gewichteter Tongehalt“ eine relative 10 Die so vorhandene Flächendatenbank über die Ertragsmesszahl errechnet. Für den Großraum Verbreitung der Böden, verknüpft mit dem ent- Braunschweig wird i.d.R. eine Klassifizierung in sprechenden Regelwerk zur bodenkundlichen sieben Produktivitätsklassen, von äußerst gering Interpretation, ergibt die digitale bodenkundliche (1) über gering (3), mittel (4) und hoch (5) bis zu Basiskarte. Zur Bewertung der Böden stehen als äußerst hoch (7) vorgenommen. Um die extre- Grundlage die Bodenschätzungsdaten für Acker men Bodenunterschiede zwischen den vielfälti- und Grünland zur Verfügung, die die Ertragsfä- gen Naturräumen im Großraum Braunschweig higkeit landwirtschaftlich und gärtnerisch genutz- besser berücksichtigen zu können, erfolgt die ter Böden mit Wertzahlen bis 100 Punkte erfas- Klassifizierung innerhalb von Bodenregionen. sen.9

Die Bodenwertzahlen werden nach einheitlichem Schätzungsrahmen und losgelöst von Eigen- tums- oder Verwaltungsgrenzen erfasst. Die Daten liegen bei der Kataster- und Finanzverwal- tung vor, so dass sich durchschnittliche Boden- wertzahlen für einzelne Flurstücke, Gemarkun-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 21

Abbildung 9: Ackerzahlen auf Gemeindeebene

Quelle: Oberfinanzdirektion Hannover 1996

22 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 10: Natürliches Ertragspotential nach Bodenregionen

Quelle: LBEG 2011

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 23

Abbildung 11: Prüf- und Korrekturbereiche zur Darstellung des ackerbaulichen Ertragspotentials

Quelle: Ergebnisse Beteiligungsverfahren 2012

24 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Es handelt sich um die Bodenregionen Fluss- Podsole dagegen sind vorwiegend mit Kiefern landschaften (BR2), Geest (BR3), Bergvorland aufgeforstet. In Tallagen treten örtlich Gleye auf, (BR4), Bergland (BR5) und Mittelgebirge (BR6). die dann als Grünland genutzt werden. Ganz im Das „Natürliche Ertragspotential“ liegt auf Grund- Norden des Großraumes Braunschweig konnten lage der Topographischen Karten im Maßstab sich auf einem schmalen Sandlößband von der 1:50.000 vor. Zur Übersicht kann die verkleinerte Wittinger Hochfläche über Hankensbüttel bis Darstellung in Karte 3 herangezogen werden. Sprakensehl auf lehmig- schluffigem Ausgangs- material überwiegend Parabraunerden ausbil- Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass den, die teils pseudovergleyt sind. Diese Stand- die Auswertungsmethode „Natürliches Ertragspo- orte haben ein höheres natürliches Ertragspoten- tential“ die Nutzungsannahme Ackerbau generell tial, das sich auch in durchschnittlichen Acker- unterstellt, d.h. auch auf Flächen, wo aus Grün- zahlen der Gemeinden von 30 - 45 Bodenpunk- den des Klimas und der Hangneigung (wie bspw. ten auszeichnet. Es handelt sich dabei um die im Harz) kein Ackerbau betrieben wird. Des Wei- besten Böden der Lüneburger Heide. teren werden Auftragsböden und Moorböden In den Senken und am Randbereich der Tallagen auch bei landwirtschaftlicher Nutzung i.d.R. nicht finden sich verstärkt Niedermoore und auch bewertet. Im Folgenden wird eine grobe Über- Hochmoore. So ist das Große Moor nördlich von sicht über die in den einzelnen naturräumlichen Gifhorn ein weitflächiges Hochmoorgebiet. Die Regionen vorkommenden Böden gegeben. Die auf diesen Standorten angesiedelten landwirt- Beschreibung erfolgt unter Benennung der Bo- schaftlichen Betriebe betreiben meist Rindvieh- denart (Korngrößenfraktionen: Sand, Schluff, haltung auf absoluten Grünlandstandorten. Ton) und des Bodentyps, der den horizontalen Die NIBIS-Karten zum natürlichen Ertragspoten- Profilaufbau der Böden sowie den Bodenwas- tial weisen innerhalb der Bodenregion Geest für serhaushalt kennzeichnet. Bodenart und Boden- den südöstlichen und mittleren Teil des Natur- typ sind maßgeblich zur Bewertung der Böden raumes überwiegend Ertragspotentiale von sehr und beschreiben wichtige physikalische, chemi- gering bis mittel aus. Nur örtlich tritt z. B. bei sche und biologische Bodeneigenschaften sowie Steinhorst, Dedelstorf, Gr. Oesingen und Schö- das Nutzungspotential, aber auch die Gefähr- newörde auch kleinflächig die Bewertungsstufe dungsrisiken. hoch auf. Entlang der nördlichen und östlichen Grenze Die Auswertungen des LBEG wurden im Rah- zieht sich dagegen ein Band besser bewerteter men eines Beteiligungsverfahrens im Internet Böden. So werden große Flächenanteile der SG den landwirtschaftlichen Betriebsleitern zur An- Hankensbüttel, Stadt Wittingen und der SG Bro- sicht und Prüfung bereitgestellt. Es ergaben sich me mit der Stufe sehr hoch bonitiert. zu verschiedenen Flächenbereichen Anmerkun- gen, die eine fehlerhafte Darstellung des Er- tragspotentials im Kartenwerk vermuten lassen. Weser-Aller-Flachland In Abbildung 11 sind die Flächen gekennzeich- Im Allerurstromtal sind auf weiten Talsandflächen net, in denen die amtliche Einstufung durch das Podsole und auch Gleye zu finden. Auch haben LBEG sich nicht mit den örtlichen Kenntnissen sich in den oft feuchten Regionen des Allertales der Bewirtschafter deckte. Teilweise sind die und besonders im Drömling Nieder- und Hoch- Darstellungen durch das LBEG angepasst wor- moorböden ausgebildet. Die naturräumliche Re- den. Grundsätzlich sind diese Bereiche bei der gion Weser-Aller-Flachland bietet aufgrund des Planung konkreter Maßnahmen einer erneuten unterschiedlichen geologischen Ausgangssub- Prüfung zu unterziehen. strats ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Bodentypen. Lüneburger Heide Charakteristisch für die Lüneburger Heide sind So dominieren im Nordkreis Peine auf der die ausgedehnten leichten Sandstandorte, wo grundwasserfernen Geest die trockenen, schluf- sich im Allgemeinen basenarme Braunerden und figen Sandböden, auf denen sich basenarme mehr oder weniger stark podsolierte Braunerde- Braunerden ausgebildet haben. Weiter östlich in Podsole ausgebildet haben. Diese Standorte, die der Landschaft Papenteich sind lehmige Sand- Ackerzahlen zwischen 15 und 30 Bodenpunkten böden vorzufinden, hier haben sich Braunerden aufweisen, werden weitgehend unter Nutzung gebildet. Großflächig bewirken Stauschichten im der Feldberegnung ackerbaulich genutzt. Reine Untergrund teils eine Hemmung der Bodenwas-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 25

serpassage, so dass pseudovergleyte Brauner- Hügelland erreichen durchschnittliche Ackerzah- den und Pseudogleye entstanden sind. Diese len von 75 - 90. Standorte neigen von Natur aus zur Frühjahrs- vernässung und Sommertrockenheit. Es werden Im Okertal mit den Gemeinden Schladen, Vie- allerdings Ackerzahlen von 45 - 60 Bodenpunk- nenburg und Bad Harzburg sind aufgrund des ten erreicht. stärkeren Reliefs und einer teils geringeren Löß- Nach der NIBIS-Bewertung werden die Standorte auflage überwiegend tonige Schluffböden mit der Bodenregion Geest zugeordnet. Das natürli- Lehm im Unterboden zu finden. Es handelt sich che Ertragspotential wird überwiegend in die um erodierte Parabraunerden und basenreiche Klassen gering und mittel eingestuft. Ertragspo- Braunerden, die im Gemeindedurchschnitt tentiale der Stufe hoch sind teilflächig in der Ackerzahlen von 60 - 75 erreichen. Daneben Samtgemeinde Papenteich vorzufinden. sind im Okertal auch flachgründige Auenböden und Auengleye über Kies- und Sand weit verbrei- tet. Auch das Ostbraunschweigische Flachland Börde wird zu der naturräumlichen Region der Börde Löß als Ausgangssubstrat der Bodenbildung ist gezählt. Die hier überwiegend vorkommenden charakteristisch für die Börde und führt überwie- Braunerden erreichen Ackerzahlen von 45-60 gend zu frischen lehmigen Schluffböden, die Bodenpunkten. aufgrund ihrer hohen Wasserspeicherkapazität Das natürliche Ertragspotential der Börde ist (nutzbare Feldkapazität) hervorragende Acker- erwartungsgemäß hoch bis sehr hoch. Die Bö- standorte darstellen. Es haben sich überwiegend den werden deshalb überwiegend den Ertrags- Parabraunerden ausgebildet, in einigen Gebieten stufen sehr hoch und äußerst hoch der Bodenre- aber auch Schwarzerden und Pseudogley- gion Bergvorland zugeordnet. Dort wo auf den Schwarzerden. Schwarzerden sind durch einen Kuppen nur eine geringe Lößauflage vorhanden tief humosen Oberboden gekennzeichnet und ist, z.B. beim Uehrder Berg oder Heeseberg, fällt gehören zu den besten Ackerstandorten die Bewertung in die Stufen gering oder mittel. Deutschlands, die mit bis zu 100 Bodenpunkten Die Höhen des Elms, der Asse und Teilflächen und somit der maximal erreichbaren Punktzahl des Oderwaldes werden ebenso wie das Stadt- nach der Reichsbodenschätzung bewertet wur- gebiet von Bad Harzburg der Bodenregion Berg- den. Schwarzerden findet man in großflächiger land (BR5) zugeteilt. Die Böden der Stadt Bad Verteilung im Südkreis Peine in der Region Ho- Harzburg werden mit den Stufen hoch bis äu- henhameln und Lahstedt sowie im Südkreis Wol- ßerst hoch bewertet. fenbüttel östlich der Oker und in der Schöppens- Im Ostbraunschweigischen Flachland, das teils tedter Mulde. In Hanglagen, so z. B. am Oder- der Bodenregion Geest (BR3) und teils der Bo- wald, an der Asse und am Elm sind dort wo kalk- denregion Bergvorland (BR4) zugeordnet wird, reiche Gesteinsschichten mit geringerer Lößauf- finden sich Bewertungsstufen von gering, mittel lage an die Oberfläche gelangen, tonige Schluff- und hoch. böden und trockene Kalksteinverwitterungsbö- den vorhanden, die als Rendzinen anzusprechen sind. Am Hangfuß und in den Fluss- und Bachtä- Weser-Leine-Bergland lern sind schluffreiche Kolluvien und fruchtbare Auch die Ausläufer des Weser-Leine-Berglandes Auenböden aus ehemaligem Abschwemmungs- im südwestlichen Teil des Großraumes sind mit material entstanden. Das Große Bruch im Süden einem dünnen Lößschleier versehen. Es haben des Landkreises Helmstedt ist durch Nieder- sich fruchtbare tonige Schluffböden ausgebildet, moortorfe gekennzeichnet, während im Nordkreis die als Parabraunerden anzusprechen sind. Dort Helmstedt eine stark wechselnde Geologie eine wo das Ausgangssubstrat an den Hängen, z. B. Vielfalt von Bodentypen in kleinflächiger Vertei- am südlichen Harzrand im Bereich Seesen und lung bewirkt. Es dominieren mäßig trockene bis auch am Hainberg sowie dem Salzgitter Höhen- frische lehmige Verwitterungsböden, auf denen zug schon wieder erodiert ist, treten flachgründi- sich Braunerden und Pseudogley-Braunerden gere, teils steinreiche tonig-lehmige Verwitte- ausgebildet haben sowie frische bis feuchte rungsböden auf, wie z. B. Rendzinen, Brauner- Lehmböden mit Lehm und Ton im Untergrund, den und Pseudogley- Braunerden im Wechsel die stärkere Pseudogleymerkmale zeigen. mit Rankern. In den Tallagen sind tiefgründige Die meisten Gemeinden in der Braunschweiger Braunerden, Kolluvien und Auenböden zu finden, Lössbörde und dem Ostbraunschweigischen die eine sehr hohe natürliche Fruchtbarkeit auf-

26 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

weisen. Im Gemeindedurchschnitt werden feuchten Standorte landwirtschaftlich besonders Ackerzahlen in der Klasse 45 - 60 Punkte er- zur Grünlandnutzung. reicht. Das natürliche Ertragspotential wird innerhalb Die landwirtschaftlichen Flächen werden nach der Bodenregion Mittelgebirge (BR6) auf weiten dem Bewertungsschema des natürlichen Er- Flächenanteilen vergleichsweise hoch eingeord- tragspotentials des NIBIS überwiegend in die net. Diese Einteilung ergibt sich angesichts der Ertragsklassen sehr hoch und äußerst hoch der o.g. isolierten Betrachtung der einzelnen Boden- Bodenregion Bergland (BR5) eingestuft. Ledig- regionen aus den überwiegend bewaldeten lich die Oberhänge der Höhenzüge, z.B. am Nachbarstandorten sowie der guten Wasserver- Hainberg und entlang der Lichtenberge, werden sorgung. Dennoch kann im Harz unter heutigen teils mit sehr gering und gering klassifiziert. landwirtschaftlichen Gesichtspunkten auch auf- grund der natürlichen Standortvoraussetzungen Harz eine ackerbauliche Nutzung völlig ausgeschlos- Auf den Hochflächen von Clausthal-Zellerfeld, St. sen werden. Die Grünlandnutzung findet unter Andreasberg und Braunlage dominieren auf den erschwerten Bedingungen einer hohen Reli- flachhängigen Flächen schluffige Lehmböden mit efenergie und somit der begrenzten Einsatzmög- teils schwacher Staunässe, wo sich Pseudogley- lichkeit landwirtschaftlicher Maschinen statt. Dar- Braunerden ausgebildet haben. Auf steileren über hinaus wirken sich die hohen Niederschläge Hängen sind überwiegend stark steinige, sandig- nicht nur positiv auf den Grünlandertrag aus, sie lehmige Ranker und Braunerden zu finden. In stellen vielmehr auch ein erhebliches Risiko für Verbindung mit den hohen Niederschlägen im die Heuernte dar. Harz eignen sich die besonders frischen bis

3.2 Landeskulturelle Standortfaktoren

3.2.1 Regelung der Wasser- und Bodenverhältnisse

Die Wasser- und Bodenverhältnisse des Groß- Zu den wichtigsten landeskulturellen Maßnah- raumes stellen sich, wie in Kapitel 3.1 beschrie- men zählen neben der Beregnung und dem Aus- ben, ausgesprochen heterogen dar. In welcher bau eines leistungsfähigen Wirtschaftswegenet- Form und in welchem Umfang hierauf regulie- zes, auf die in den folgenden Kapiteln näher rend Einfluss genommen wird, hängt von den eingegangen wird, vor allem die Entwässerung jeweiligen Nutzungsansprüchen ab. Aus land- durch Ausbau der natürlichen bzw. Erstellung wirtschaftlicher Sicht steht die Sicherung und einer künstlichen Vorflut, Schöpfwerke und Verbesserung der Bearbeitbarkeit und der nach- Dränung sowie der Tiefumbruch und die Tieflo- haltigen Ertragsfähigkeit der Böden im Vorder- ckerung zur Unterbodenmelioration. grund. Der Entwässerungsbedarf ist grundsätzlich ab- Als verbesserungswürdig gelten dabei solche hängig vom Klima, der Bodenart, dem Bodentyp Böden, die einen gestörten Wasserhaushalt, eine und der Bodennutzung. Eine ausreichende Trag- geringe Tragfähigkeit, ein unzureichendes Bo- festigkeit und die volle Ausbildung des Wurzel- dengefüge oder eine unausgeglichene Nährstoff- raumes ist für die meisten Böden erst ab einem verfügbarkeit aufweisen. Für die landwirtschaftli- Wasserstand von >50 cm, bei größerer maschi- che Nutzung ergeben sich hieraus Probleme neller Belastung ab 80 cm unter der Gelände- 11 aufgrund starker Vernässung, Trockenschäden, oberfläche gegeben. Werden diese Flurabstän- Spätfrostgefahr, Trittschäden, Bodenverdichtun- de in den kritischen Zeiten der Frühjahrsbestel- gen, verspätetem Vegetationsbeginn und Un- lung, Ernte und Herbstbearbeitung aufgrund von ebenheiten. Die Ertragsfähigkeit ist bei oftmals hoch anstehendem Grundwasser, Staunässe erhöhtem arbeitswirtschaftlichem Aufwand ein- oder Haftwasser nicht erreicht, muss eine Ent- geschränkt. Durch landeskulturelle Maßnahmen wässerung vorgenommen werden. kann hier eine Verbesserung der landwirtschaftli- chen Standortbedingungen erreicht werden. Die Dränung kann entweder durch offene Grä- ben oder durch Rohrdränung erfolgen. Entschei- dend für die Wirksamkeit der Rohrdränung sind

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 27

insbesondere der Dränabstand, die Dräntiefe maßvolles Vorgehen bei der Entwässerung ist und der Durchmesser der Dränrohre. Dabei darf daher nicht nur aus Kostengründen geboten, ein kritischer Grenzflurabstand nicht überschrit- sondern auch Voraussetzung für das Erreichen ten werden, um die wertvollen Grundwasserre- der gewünschten Standortverbesserung. serven auch in Trockenperioden weiterhin für die pflanzliche Versorgung verfügbar zu halten. Ein

Tabelle 9: Anteile dränierter Flächen an der LF

dränierte dräniertes dränierte dränierte kreisfreie Städte/ Ackerfläche Grünland LF LF Landkreise in ha in ha in ha in % Braunschweig 2.915 50 2.965 41 Salzgitter 3.500 25 3.525 32 Wolfsburg 5.402 130 5.532 62 Gifhorn 20.106 1.250 21.357 27

Goslar 7.009 643 7.652 28 Helmstedt 20.764 596 21.360 52 Peine 14.454 469 14.923 39

Wolfenbüttel 24.163 308 24.471 50 Großraum Braunschweig 98.314 3.471 101.785 39 Quelle: Erhebung LWK 1997

Grundsätzlich sind dränierte landwirtschaftlichen Mascherode) und des Thiedebaches (Geitelde) Nutzflächen zu unterschiedlichen Flächenantei- auf. Im Landkreis Wolfenbüttel sind Dränungen len im gesamten Verbandsgebiet vorhanden (vgl. u.a. auf den Standorten westlich der Höhenzüge Tabelle 9 und Abbildung 12). Schwerpunkträume Oder (Cramme, Flöthe) und Elm (Cremlingen, stellen die grundwasserbeeinflussten Auen- und Dahlum), im Großen Bruch entlang der Landes- Moorstandorte sowie die aufgrund weniger grenze zu Sachsen-Anhalt (Hedeper, Wetzleben) durchlässiger Bodenschichten staunassen sowie im südwestlichen Kreisgebiet (Sehlde, Standorte mit gestörtem Wasser- und Lufthaus- Haverlah) erstellt worden. Im Landkreis Helm- halt dar. Im Landkreis Gifhorn sind dies vor allem stedt sind neben den Niederungsbereichen der die Niederungsbereiche der Aller und der Ise, der Schunter (, Räbke) und den grundwasser- Bereich des Großen Moores sowie der Raum nahen Böden im nordöstlichen Kreisgebiet (Vel- Meine/Calberlah mit seinen Pseudogleyböden. pke, Mariental) weitere Flächen des Großen Ein Schwerpunkt der Dränung im Landkreis Pei- Bruches dräniert. Die Dränung im Landkreis Go- ne sind die staunassen bzw. in tieferen Lagen slar umfasst vor allem Flächen der Gemeinden grundwasserbeeinflussten Schwarzerden im Hahausen, Liebenburg und Vienenburg. Südwesten des Kreisgebietes (Hohenhameln, Lahstedt). Insgesamt sind den Ergebnissen einer im Jahr 1997 von der Landwirtschaftskammer Hannover Im Stadtgebiet Salzgitter finden sich hohe Dränf- durchgeführten Erhebung zufolge heute mehr als lächenanteile an der LF vor allem in den Niede- 100.000 ha der landwirtschaftlich genutzten Flä- rungsbereichen der Flote (Lesse, Lichtenberg), che dräniert. Dies entspricht mehr als einem der Fuhse (Barum), der Innerste (Gitter, Hohen- Drittel der gesamten LF des Verbandsgebietes rode) und der Aue (Sauingen). und belegt, dass die dränierten Flächen einen Das Stadtgebiet Braunschweig weist Dränanla- erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Produk- gen vor allem im Bereich des Beberbaches (Be- tionsgrundlage im Großraum Braunschweig dar- venrode/Hondelage), der Schunter (Harx- stellen. Der tatsächliche Dränflächenanteil dürfte büttel/Dibbesdorf), der Wabe (Rautheim/ sogar noch höher liegen, da z.B. aufgrund feh-

28 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

lender Planunterlagen wahrscheinlich nicht alle handenen Anlagen sowie den Ersatz von Alt- Altdränungen berücksichtigt worden sind. Von dränungen durch Neuanlagen. Träger dieser der erfassten Dränfläche entfallen 97 % auf Unterhaltungsarbeiten sind neben den Privatei- Ackerland. Der Anteil der Grünlandfläche beträgt gentümern in der Regel die Wasser- und Boden- dagegen aufgrund der hier in der Regel geringe- verbände sowie die Realverbände, in denen die ren Wirtschaftlichkeit von Entwässerungsmaß- Eigentümer der Grundstücke und Anlagen zu- nahmen lediglich 3 %. sammengeschlossen sind. Die Entwässerung erfolgte insbesondere in den Nachkriegsjahren zur Sicherstellung der Nah- Im Großraum Braunschweig bestehen den An- rungsmittelversorgung unter Einsatz erheblicher gaben der Landkreise und kreisfreien Städte öffentlicher und privater Mittel. Die Kosten der zufolge 226 Wasser- und Bodenverbände als Dränierung, die in Abhängigkeit von den jeweili- Körperschaften öffentlichen Rechts. Hiervon sind gen Boden- und Wasserverhältnissen schwan- 10 Verbände gemäß §§ 100 ff NWG als Unter- ken, belaufen sich heute im Mittel auf etwa 2.000 haltungsverbände für die Unterhaltung der Ge- €/ha. Diesen Durchschnittswert zugrunde gelegt, wässer 2. Ordnung zuständig. ergibt sich für die Dränanlagen des Großraumes Braunschweig rechnerisch ein Wiederbeschaf- fungswert von etwa 200 Mio €. Als Investition in die Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlich genutz- ten Flächen stellen die Dränanlagen ein sowohl für den Einzelbetrieb als auch für die Region insgesamt wertvolles Gut dar. Voraussetzung für ihre Funktionsfähigkeit ist jedoch das Vorhan- densein einer ausreichenden Vorflut zur Ablei- tung des Dränwassers.

Weitere wichtige Meliorationsmaßnahmen stellen die Tieflockerung und der Tiefumbruch dar. Durch Tieflockerung werden auf verdichteten Standorten (Pseudogleye, Pelosole, Podsole mit Orterde) die Wasserführung, der Lufthaushalt und die Durchwurzelbarkeit des Bodens verbes- sert. An Bedeutung verloren hat im Verbandsge- biet heute der Tiefumbruch. Hierunter versteht man eine nicht nur lockernde sondern auch wen- dende einmalige Bodenbearbeitung tiefer als 60 cm. Ziel ist es, stauende Horizonte und Schich- ten in eine mehr vertikale, wasserdurchlässige Lage zu wenden sowie physikalisch und che- misch günstiges Bodenmaterial aus dem Unter- boden in die Krume einzubringen. Neben dem Aufpflügen von Ortstein auf Podsolen wurden auch Hoch- und Niedermoorflächen im Landkreis Gifhorn als Sandmisch- bzw. Sanddeckkulturen in ihrer landwirtschaftlichen Eignung verbessert.

Heute werden standortverbessernde Maßnah- men nur noch in Einzelfällen durchgeführt, bei- spielsweise zur Herstellung des wertgleichen Ausgleichs im Rahmen von Flurneuordnungsver- fahren oder zur Rekultivierung von ehemaligen Bodenabbauflächen, Industriestandorten sowie Wege- und Leitungstrassen. Die Regelung der Wasser- und Bodenverhältnisse umfasst daher überwiegend Unterhaltungsarbeiten an den vor-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 29

Abbildung 12: Anteile dränierter Fläche an der LF in Prozent

Quelle : LWK Niedersachsen 1997

30 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Die zulässigen Aufgaben, die von den Wasser- Die Finanzierung der Wasser- und Bodenver- und Bodenverbänden übernommen werden kön- bände erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen, deren Hö- nen, beinhalten nach § 2 des Wasserverbands- he sich am Vorteilsprinzip orientiert. gesetzes u.a. den Ausbau einschließlich natur- Neben den Wasser- und Bodenverbänden sind nahem Rückbau und Unterhaltung von Gewäs- vielerorts auch Realverbände, die häufig aus den sern, die Herstellung und Unterhaltung von länd- Markgenossenschaften und den Teilnehmern lichen Wegen und Straßen, Maßnahmen zum früherer Auseinandersetzungsverfahren hervor- Hochwasserschutz, die Verbesserung landwirt- gegangen sind, für die Unterhaltung von Wegen, schaftlicher sowie sonstiger Flächen einschließ- Gewässern und Anlagen zuständig 12. Rechts- lich der Regelung des Bodenwasser- und Boden- grundlage der Realverbände ist das Niedersäch- lufthaushaltes, den Betrieb und die Unterhaltung sische Realverbandsgesetz. Im Großraum von Beregnungsanlagen sowie Anlagen zur Be- Braunschweig sind insgesamt 685 Realverbände und Entwässerung, die Beschaffung und Bereit- ansässig, überwiegend als Feldmarkinteressent- stellung von Wasser, die Abwasserbeseitigung schaften, Weide- oder Forstgenossenschaften. sowie die Herrichtung, Erhaltung und Pflege von Flächen, Anlagen und Gewässern zum Schutz Die Pflicht zur Unterhaltung der Gewässer ist des Naturhaushalts, des Bodens und für die eine öffentlich-rechtliche Verbindlichkeit13. Die Landschaftspflege. Unterhaltungspflichtigen müssen bei der Planung und Umsetzung ihrer Maßnahmen neben den Die Verteilung der Aufgaben, die sich die Ver- Erfordernissen eines ungehinderten Wasserab- bände in ihrer Satzung gegeben haben, ist im flusses zunehmend auch den Ansprüchen des Großraum Braunschweig entsprechend der je- Natur- und Landschaftsschutzes gerecht werden. weiligen standörtlichen Voraussetzungen regio- Gleichzeitig ergeben sich für die Entwässerung nal unterschiedlich gewichtet. Während in den gerade im Großraum Braunschweig neue Her- Landkreisen Wolfenbüttel, Helmstedt und Goslar ausforderungen aufgrund der mit der Siedlungs- sowie in den kreisfreien Städten die Unterhaltung entwicklung einhergehenden Flächenversiege- der Dränanlagen, Gräben, Gewässer und Wege lung. Die Bewältigung des hiermit verbundenen im Vordergrund steht, haben in den Landkreisen Konfliktpotentials, die Gegenstand weitergehen- Gifhorn und Peine zwei Drittel der Verbände die der Betrachtungen in Kapitel 5.3 des Fachbeitra- Beregnung der landwirtschaftlichen Flächen zur ges sein wird, ist für die Landwirtschaft in Teilbe- Aufgabe. reichen des Verbandsgebietes von existentieller Bedeutung.

3.2.2 Beregnung

Im Pflanzenbau wird der Ertrag durch das Zu- gering, so führt eine mangelnde Wasserversor- sammenspiel der Faktoren Boden, Klima und die gung schnell zu Ertragseinbußen. Pflanze selbst bestimmt. Die optimale Ausrich- tung der Faktoren sichert den Ertrag. In der Be- Die ertragsmindernden Einflüsse müssen zu wirtschaftung sind jedoch der Beeinflussung Anpassungen in der Produktion führen, um den dieser Faktoren Grenzen gesetzt. geplanten Ertrag und die damit getätigten Investi- tionen abzusichern. Im Falle mangelnder Was- So ist der Niederschlag einer der größten Unsi- serversorgung werden die Landwirte die Einrich- cherheitsfaktoren und gleichzeitig entscheidend tung einer Beregnung in Betracht ziehen. Damit für die Ernteerträge und deren Qualität. Dabei ist können sie den Risikofaktor Wasserversorgung nicht nur die Niederschlagsmenge, sondern auch steuern und sich in ihrer betriebswirtschaftlichen der Zeitpunkt des Niederschlags innerhalb der Planung eine gewisse Sicherheit verschaffen. Vegetationsperiode für die Entwicklung der Kul- Die Investitionen in eine Beregnung zielen dabei turpflanzen maßgeblich. Ist die Wasserversor- auf eine langfristige Absicherung und mehrjähri- gung der Kulturpflanzen nicht ausreichend, steht ge Risikobetrachtung ab, da die Einzeljahre sehr unter Umständen die Ernte in Qualität und Men- unterschiedliche Witterungsbedingungen aufwei- ge in Gefahr. Ebenfalls von großer Bedeutung ist sen. die Wasserhaltefähigkeit der Böden. Ist diese Beregnungsbedarf

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 31

In der Landwirtschaft kommt die Beregnung dort insgesamt sind die meist negativen Wasserbilan- zum Einsatz, wo zum einen die Beregnungsbe- zen im Zeitraum von April bis September. dürftigkeit des Standortes und zum anderen die Beregnungswürdigkeit der anzubauenden Kultu- Die klimatische Wasserbilanz ist definiert als ren gegeben sind. Damit wird vorab überprüft, ob Differenz zwischen dem gefallenen Niederschlag der Einsatz der Beregnung einen nachhaltigen und der potentiellen Evapotranspiration (Ver- wirtschaftlichen Nutzen für den landwirtschaftli- dunstung über den Pflanzenbestand und die chen Betrieb erbringt. Bodenoberfläche). Betrag, Vorzeichen und Ver- Faktoren zur Beurteilung der Beregnungsbedürf- lauf der klimatischen Wasserbilanz eines Stan- tigkeit eines Standortes sind die klimatischen dortes lassen einen ersten Schluss darauf zu, ob 14 Bedingungen und die Bodenverhältnisse im und gegebenenfalls wie viel Bewässerung für Vergleich zum physiologischen Wasserbedarf den Ackerbau notwendig ist. der Pflanzen innerhalb der Vegetationsperiode. Selbstverständlich spielen der Wasserbedarf der Die klimatischen Verhältnisse für die einzelnen betrachteten Kulturen sowie der Vorrat und die Naturräume, insbesondere die langjährigen Nie- Verfügbarkeit des Bodenwassers bei solchen derschlags- und Verdunstungswerte (klimatische Abschätzungen eine wesentliche Rolle. Bereg- Wasserbilanz), wurden in Kapitel 3.1.1 im Über- nung kann zudem nur einen Teil der klimatischen blick dargestellt. Charakteristisch für die Region Wasserbilanz ausgleichen.

Abbildung 13: Klimatische Wasserbilanz für den Zeitraum 1959 bis 2008 am Standort Braun- schweig

mm 200 150 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 -300 -350 -400 -450 -500 1959 1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007

Quelle: DWD, Fachverband Feldberegnung Anhand der „Hinweise zum Einsatz der Feld- Braunschweig über die o.g. naturräumlich bezo- beregnung“ des Fachverbandes Feldberegnung genen Aufzeichnungen hinaus die klimatische e.V., basierend auf den Daten des Deutschen Wasserbilanz von 1959 bis 2008 zusammenge- Wetterdienstes (DWD), konnte für den Standort stellt werden.

32 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Das extrem trockene Jahr 1959 war die Initial- grundwasserfernen Sande und lehmigen Sande zündung für die Feldberegnung in Niedersach- lediglich eine geringe bis mittlere Wasserspei- sen. Die cherkapazität (nFKWe) von 70 - 120 mm errei- Abbildung 13 zeigt, dass die Jahre mit einer chen. deutlich negativen klimatischen Wasserbilanz überwiegen. Besonders in den letzten Jahren Demgegenüber liegt der physiologische Wasser- wurden zum Teil hohe negative Werte erreicht. bedarf eines geschlossenen gesunden Pflanzen- bestandes in der Hauptwachstumsperiode im Die Bodenverhältnisse sagen etwas über die Mai bis August bei durchschnittlich Fähigkeit des Bodens aus, Wasser zu speichern 4 mm/Tag. Dies bedeutet, dass ein voll wasser- und damit ausgleichend auf die Wasserversor- gesättigter Boden (nFKWe = 80 mm) innerhalb gung der Pflanzen zu wirken. Je besser die von 10 Tagen nur noch einen Wassergehalt von Wasserspeicherfähigkeit des Bodens ist, desto 50 % besitzt. Eine daraufhin einsetzende Bereg- besser sind Winter- und Frühjahrsniederschläge nungswassergabe von 30 mm ist bei andauern- als Wassernachlieferung in der Vegetationsperi- der Trockenheit dann nach einer Woche wieder ode nutzbar. Sommerliche Regenperioden kön- aufgezehrt. nen dann den Pflanzenbedarf über eine längere Zeit decken. Wie Abbildung 14 zeigt, bestehen zwischen den Kulturarten Unterschiede im Wasserverbrauch. Als nutzbare Feldkapazität wird das maximal Die Beregnungsbedürftigkeit einzelner Kulturen speicherfähige, pflanzenverfügbare Wasser im unterscheidet sich durch die Dauer und den Zeit- Boden bezeichnet. Die nutzbare Feldkapazität punkt der Hauptwachstumsperiode, durch eine des effektiven Wurzelraumes (nFKWe) ist dabei unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber Tro- auf grundwasserfreien Böden das Maß zur Beur- ckenheit und durch die unterschiedliche Fähig- teilung der nutzbaren Bodenwassermenge. Sie keit des Wurzelsystems, Bodenwasser zu er- korreliert eng mit der Bodenart und bezieht die schließen. Wasserdefizite führen deshalb bei den mögliche Durchwurzelungstiefe der Böden mit einzelnen Kulturpflanzen zu unterschiedlichen ein. So liegt die nFKWe bei flachdurchwurzelten Ertrags- und Qualitätsminderungen16. Der Trans- Podsolen aus Sand bei 60 mm und bei Brauner- pirationskoeffizient drückt in Liter Wasser je kg den aus sandigem Lehm bei ca. 150 mm, das Trockenmasse aus, welchen Wasserverbrauch entspricht 60 bzw. 150 Liter Wasser je Quadrat- einzelne Kulturarten für die Biomassebildung meter Bodenoberfläche (l/m2). Tiefdurchwurzel- aufweisen. bare Parabraunerden aus tonigen Schluffen da- gegen haben eine hohe nutzbare Feldkapazität Kartoffeln haben ein relativ schwaches und fla- von bis zu 300 mm15. ches Wurzelsystem. Sie reagieren deshalb bei Wassermangel schnell mit Mindererträgen. Eine Zur Feststellung der Beregnungsbedürftigkeit ausgeglichene Wasserversorgung beeinflusst müssen die Kennwerte eines Standortes für das positiv die äußeren Knollenmerkmale (z.B. pflanzenverfügbare Wasser bekannt sein. Schorfbefall) und erhöht über eine bessere Sor- Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die tierung der Größenanteile den Marktwarenanteil. im Norden der Landkreise Peine, Gifhorn und Helmstedt sowie im Norden von Braunschweig und in Wolfsburg überwiegend vorkommenden

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 33

Abbildung 14: Wasserbedarf landwirtschaftlicher Kulturpflanzen

Art Wasserbedarf Transpirations- Kritische (mm) koeffizient Entwicklungsstadien Getreide 350-650 400 Schossen

Mais (C4) 500-800 350 Ende Schossen – Blüte

Zuckerrübe 550-750 350 Reihenschluss – Blüte

Kartoffel 550-700 500 Blüten(Knollen)bildungsphase

Raps Blüte – frühe Reife

Sonnenblume 600-800 600 Blüte – frühe Reife

Körnererbse 350-500 650 Blüte

Sojabohne 450-700 750 Mitte Hülsen – Samenbildung

Grünland 550-650 800

Quellen: FAO Land and Water Division, Ehlers, 1996, Geisler 1988

Zuckerrüben benötigen aufgrund ihrer langen und das Gewicht der Körner aus. Neben geringe- Vegetationszeit bis in den Oktober hinein insge- ren Erträgen sind besonders bei Braugerste samt rund 550 bis 750 mm Wasser. Die tief wur- Qualitätsverluste durch geringere Vollgerstenan- zelnde Pflanze ist in der Lage, an das Wasser in teile und zu hohe Eiweißgehalte zu erwarten. 1,5 bis 2 m tiefen Bodenschichten zu gelangen. Ab einer nutzbaren Feldkapazität von 50% be- Wirtschaftlichkeit der Beregnung ginnt die Rübe zu welken. An heißen Tagen setzt Die Beregnungsbedürftigkeit einzelner Kulturen dieser Prozess zunächst nachmittags ein. Hält resultiert in erster Linie aus der jahreszeitlichen das Welken bis in die Nacht hinein oder länger Einordnung der Hauptwachstumsperiode, in der an, dann werden die Assimilatbildung und deren der höchste Wasserbedarf vorliegt sowie aus der Umlagerung in den Rübenkörper behindert und unterschiedlichen Toleranz gegenüber Wasser- Blattfläche wird abgebaut. Lange Trockenperio- defiziten. Morphologische Unterschiede zwi- den führen zum Absterben von Blättern und ein schen den Kulturen, z.B. im Hinblick auf das anschließender Neuaustrieb vermindert stets die Wurzelsystem und die Fähigkeit, aus tieferen Zuckereinlagerung. Eine gleichmäßige Wasser- Bodenschichten Wasser aufzunehmen, beein- versorgung erhöht dagegen nicht nur die Zu- flussen die Beregnungsbedürftigkeit ebenfalls. ckergehalte, sondern verbessert auch die Zu- Neben der Beregnungsbedürftigkeit, die erst ckerausbeute in der Fabrik. einmal die notwendige Versorgung der Kultur- Der Mais benötigt für gute Kolbenmasseerträge pflanzen mit Wasser beschreibt, stellt die Bereg- eine entsprechend gute Wasserversorgung. Tro- nungswürdigkeit darüber hinaus die Wirtschaft- ckenheit hingegen kann teilweise die Befruch- lichkeit der zu beregnenden Kulturen dar. tung verhindern.

Getreide kann aufgrund der frühzeitigen Haupt- wachstumsperiode die Winterfeuchte des Bo- dens relativ gut nutzen. Besonders die Winterge- treidearten können durch ihr frühzeitig tiefes Wurzelsystem die Wasservorräte tieferer Boden- schichten erschließen. Dennoch wirkt sich Tro- ckenheit besonders während des Ährenschie- bens und der Blüte (Mai, Juni) negativ auf die Anzahl der Körner pro Ähre und anschließend in der Kornfüllungsphase (Juni - Juli) auf die Größe

34 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 15: Versuchsergebnisse zur Ertragssteigerung durch Feldberegnung

Versuchsstandort Hamerstorf (33 Bodenpunkte), Mittel der Jahre 2006 – 2012 Quelle: LWK Niedersachsen

Die Leistungen der Feldberegnung bestehen in wartenden Erträge erforderlich. Nicht benötigte erster Linie in der Ertragssicherung, der Ertrags- Flächen stehen dann für andere Kulturen zur steigerung und der Qualitätssicherung. Zur Fest- Verfügung. stellung der Beregnungswürdigkeit sind den Im Gemüse- und Obstbau ist die Beregnung oft (monetär bewerteten) Leistungen Kosten gegen- ein unverzichtbares Produktionsmittel zur Quali- überzustellen17. tätssicherung, da die Ware unter einem qualitati- Der Anbau von Zuckerrüben trägt auch nach ven Mindeststandard gar nicht verkäuflich ist. Im der Zuckermarktreform durch hohe Deckungsbei- Obstanbau schützt die Frostschutzberegnung träge noch immer wesentlich zur Einkommenssi- außerdem vor Ernteschäden durch Spätfröste. cherung bei. Die Betriebe sind bestrebt, ihr Lie- Um die Frage der Wirtschaftlichkeit von Bereg- ferrecht möglichst genau zu erfüllen. Übermen- nungsmaßnahmen zu klären, müssen also die gen oder Fehlmengen können zu wirtschaftlichen beregnungsbedingten Mehrkosten den Mehrerlö- Nachteilen, z.B. in Form niedrigerer Preise oder sen gegenübergestellt werden. Die Gesamtkos- zu zahlender Abgaben, führen. ten für die Beregnung liegen etwa bei 3,40 €/mm. Der Kartoffelanbau unterliegt dem freien Markt. Hiervon sind 1,60 €/mm variable Kosten für Gerade in Trockenjahren ist deshalb mit hohen Energie und Arbeit anzusetzen sowie durch- Preisen zu rechnen. Dagegen ist Ware mit man- schnittlich 1,80 €/mm Festkosten bei Investitio- gelnder Qualität (z.B. Schorfbefall) nicht abzu- nen von ca. 1.400 € bis 2.000 € pro ha. Das Vor- setzen. Der Frühkartoffelanbau benötigt insbe- handensein von Beregnungstechnik ist neben sondere im Naturraum der Burgdorfer-Peiner- Boden und Klima aufgrund der nicht unerhebli- Geest die Möglichkeit der Frostschutzberegnung. chen Investitionen in Brunnen, Leitungen und Vor dem Anbau von Braugerste werden i.d.R. Regner ein wichtiger Standortfaktor. Daneben ist Anbauverträge abgeschlossen. Die vereinbarten auch die technische Umsetzung der Feldbereg- Mengen und Qualitäten müssen erreicht werden. nung mitentscheidend für die entstehenden fes- Nur wer dies gewährleisten kann, wird auch noch ten und variablen Kosten. in den Folgejahren Verträge abschließen kön- nen. Bei der Planung der Anbauflächen für den Vertragsanbau ist die Einschätzung der zu er-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 35

Tabelle 10: Wirtschaftlichkeit der Feldberegnung im mehrjährigen Mittel

Speise- Winterweizen Wintergerste Silomais Zuckerrüben kartoffeln (Biogas) Ertrag dt/ha 750 79 82 203 835 beregnet ab 50% nFK unberegnet dt/ha 578 51 58 176 716 Ertragsdifferenz dt/ha 172 28 24 27 119 Erlöse €/ha1 7.500 1.738 1.558 1.827 3.257 unberegnet €/ha 5.202 1.122 1.102 1.584 2.936 Zus. Kosten (Düngung, 225 35 27 0 50 Masch.kosten) €/ha Erlösdifferenz €/ha 2.073 581 429 243 271 Beregnungsmenge mm 132 139 102 75 138 *1,60 €/mm variable 211 222 163 120 221 Kosten (Strom) €/ha variable beregn.kostenfreie 1.862 359 266 123 50 Leistung €/ha beregnungskostenfreie 1.712 209 116 -27 -100 Leistung €/ha2 1 unterstellt sind folgende Preise: 10,-/9,- €/dt Speisekartoffeln (beregnet/unberegnet); 22,- €/dt Weizen; 19,- €/dtFuttergerste; 9,- €/dt TM Silomais (ab Feld); 3,90/4,10 €/dt Zuckerrüben (intens. beregnet/reduz. u. unberegnet) 2 unter Einbeziehung der Gesamtkosten; Festkosten angenommen mit 150 €/ha Versuchsstandort Hamerstorf, Mittel der Jahre 2006 - 2012 Quelle: LWK Niedersachsen

Beregnungsversuche, wie sie die Landwirt- keit einer solchen Maßnahme ab. Dies muss im schaftskammer Niedersachsen schon seit vielen Einzelfall und standortabhängig geprüft werden. Jahren durchführt, sind zur Abschätzung der Aufgrund der erheblichen Schwankungen sowohl Mehrerträge unerlässlich. Einer unbereg-neten des Nutzens als auch der Kosten, kann diese Versuchsvariante wird eine beregnete Variante Rechnung letztendlich nur betriebsindividuell gegenüber gestellt. Die im mehr-jährigen Mittel erfolgen. ermittelten Ertragssteigerungen sind in Tabelle 10 dargestellt. Neben der Ertragsabsicherung spielt die Qualitätssicherung ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Auswirkungen der Feldberegnung werden Besteht die Gefahr, dass ohne Beregnung die aber nicht nur ertraglich sondern auch vom Handel geforderten Qualitäten nicht erreicht wirtschaftlich erfasst. Tabelle 10 zeigt, dass im werden können, so kann der Marktwert deutlich Untersuchungszeitraum eine Deckung der vari- sinken oder sogar ein wirtschaftlicher Totalausfall ablen Kosten zwar bei allen dargestellten Kultu- eintreten. Insbesondere bei Braugerste und bei ren gegeben war, dies bei den festen Kosten Kartoffeln spielt dieser Aspekt eine wichtige jedoch nur für Speisekartoffeln, Winterweizen Rolle. und Wintergerste galt. Die Kartoffel ist mit Ab- stand die beregnungswürdigste Ackerkultur, da Reduzierung der Stickstoffverluste durch nicht nur der Ertragszugewinn deutlich Beregnung ausgeprägt ist, sondern auch ihr Marktwert Die Faktoren Boden, Klima und Pflanze sind entsprechend hoch ist. Beim Getreide hängt die entscheidend für den Ertrag. Ebenso wie die Wirtschaftlichkeit der Beregnung sehr vom Preis Faktoren Klima durch Beregnung und Pflanze ab, der starken Schwankungen unterworfen ist. durch Zucht optimiert werden, so wird der Boden Eine Beregnung allein für eine Getreide- bzw. durch die Düngung mit den für das Pflanzen- Mähdruschfruchtfolge ist nach diesen Zahlen nur wachstum notwendigen Nährstoffen versorgt. bedingt zielführend. Vergleichsweise geringere Ertragseffekte waren bei Silomais und Damit die Nährstoffe zur Pflanze gelangen und Zuckerrüben zu verzeichnen. dort verwertet werden können, muss genügend Ob eine Beregnung durchgeführt wird oder nicht, Wasser im Boden vorhanden sein. Dieser Nähr- hängt also in erster Linie von der Wirtschaftlich- stofftransport findet in der Vegetationsperiode

36 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

kontinuierlich statt, wobei der Nährstoffbedarf nung diese Lücke schließen und für eine höhere abhängig von dem Entwicklungsstadium der Auswertung der Nährstoffe sorgen sowie zu ei- Pflanze ist. Kann dieser Stofffluss nicht stattfin- nen verbesserten Grundwasserschutz beitragen. den, wird die Pflanze nicht oder nicht ausrei- chend ernährt und die Nährstoffe verbleiben Dieser Zusammenhang lässt sich in Versuchen ungenutzt im Boden. messen (s. Tabelle 11). So wurde in Bereg- Kommt es in der Folge zu Niederschlagsereig- nungsversuchen nachgewiesen, dass der Stick- nissen, werden die Nährstoffe wieder mobilisiert. stoffentzug durch das Erntegut der beregneten Können diese vegetationsbedingt dann aber Variante deutlich über dem Entzug der unbereg- nicht mehr im vorgesehenen Umfang von der neten Variante lag. Bei gleichem Stickstoffange- Pflanze aufgenommen werden, besteht das Risi- bot der Varianten nahm der beregnete Weizen ko einer Verlagerung in den Unterboden und im Durchschnitt 33 kg N/ha mehr auf als der schließlich ins Grundwasser. unberegnete Weizen. Durch die höheren und stabileren Erträge, die durch den Beregnungs- Es ist daher für die optimale Ausnutzung der einsatz realisiert werden können, wird die Nitrat- Nährstoffe wichtig, dass ein kontinuierlicher belastung des Grundwassers durch Sickerwas- Stofftransport der Nährstoffe zur Pflanze gewähr- sereinträge minimiert. leistet wird. Wenn dies auf natürlichem Weg über Niederschläge nicht gelingt, so kann die Bereg-

Tabelle 11: Verbesserte Stickstoffausnutzung durch Feldberegnung

Zucker- Winter- Winter- Speise- Silomais rüben weizen gerste kartoffeln (2009-12) N-Düngung kg/ha 162 149 156 143 137

N-Entzug unberegnet kg/ha 114 105 218 202 129

N-Entzug beregnet kg/ha 147 140 253 263 150

Steigerung der N- 33 35 35 61 21 Verwertung kg/ha Steigerung der N- 29 % 33 % 16 % 30 % 16 % Verwertung in %

Quelle: Versuchswesen LWK Niedersachsen am Standort Hamerstorf 2006 - 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 37

Abbildung 16: Anteil der Beregnungsfläche an der LF

38 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Beregnungswasser und Beregnungsgebiete Oftmals liegt die wasserrechtliche Erlaubnis im Die Entnahme von Wasser aus dem Grundwas- Bereich von 80 - 120 mm pro Jahr. Teils wird die ser und dessen Einsatz in der Feldberegnung erlaubte Wassermenge für die Feldberegnung unterliegen einem wasserbehördlichen Erlaub- auf eine Entnahme von 100 im siebenjährigen nisverfahren nach dem Wasserhaushaltsgesetz. Durchschnitt beschränkt, wobei eine Maxima- lentnahme von 120 mm in Einzeljahren aber In der Erlaubnis zur Grundwasserentnahme wird zulässig ist. Das vieljährige mittlere Wasserdefizit geregelt, welche Mengen gefördert werden dür- für den Anbau von Hackfrüchten (Zuckerrüben fen und welche Benutzungsbedingungen dabei und Kartoffeln) liegt in vergleichbarer Größen- zu beachten sind. ordnung18.

Das Wasserrecht liegt in der Hand von Einzel- Der tatsächliche Wasserverbrauch der Landwirt- personen. Daneben haben sich Landwirte zu schaft kann aber geringer sein. So bewegt sich örtlichen Beregnungsverbänden zusammenge- der durchschnittliche Wasserverbrauch aller Be- schlossen, um gemeinsam Wasserrechte zur regnungsverbände im Landkreis Gifhorn im Zeit- Wasserentnahme zu beantragen, zu vertreten raum von 2002 bis 2007 bei knapp der Hälfte der und zu sichern. Darüber hinaus gibt es aber auch erlaubten Wassermenge zur Feldberegnung19. eine Vielzahl von Beregnungsverbänden, die Der Wasserverbrauch der Landwirtschaft ist ne- auch verbandseigene Anlagen betreiben, um die ben jährlichen witterungsbedingten Schwankun- Investitions- und Unterhaltungskosten von Be- gen auch Änderungen der Fruchtfolge unterwor- regnungsanlagen zu verringern. Einen Überblick fen. Zur Gewährleistung hackfruchtreicher über die z. Z. im Großraum Braunschweig vor- Fruchtfolgen müssen ausreichend dimensionierte handenen Beregnungsrechte bietet folgende Wasserrechte zur Verfügung stehen. Diese stel- Tabelle. Die Hauptberegnungsgebiete im Groß- len sicher, dass auch flexible und schnelle An- raum befinden sich in den Landkreisen Gifhorn, passungen an sich ändernde Marktbedingungen Peine und Helmstedt. nach Art, Quantität und Qualität der angebauten Produkte stattfinden können.

Tabelle 12: Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung

Einzelregner Verbände Erlaubnis

Erlaubnis kreisfreie Städ- Erlaubnis Gesamt Anzahl in Anzahl te/ Landkreise in 1.000m³/a in 1.000m³/a 1.000m³/a Braunschweig 23 6 1 1.242 1.248 Salzgitter - - - - - Wolfsburg 9 143 3 1.157 1.300 Gifhorn 6 180 60 54.133 54.313 Goslar 14 1.059 4 4.790 5.849 Helmstedt 34 9.021 5 1.177 10.198 Peine20 71 4.000* 26 15.134 19.134 Wolfenbüttel 14 624 624 Großraum 171 15.032 99 77.634 92.667 Braunschweig Anteile 16% 84% 100% Quelle: Erhebung der LWK bei den Unteren Wasserbehörden 1997, * geschätzt Bei der Erhebung der Landwirtschaftskammer beregnung verfügt. Die erteilten wasserrechtli- 1997 wurde eine Fläche von rund 71.000 ha LF chen Erlaubnisse lassen sogar auf eine noch verzeichnet, die über die Möglichkeit der Feld- größere Fläche schließen. Der Anteil der Bereg-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 39

nungsflächen in den einzelnen Gemeinden zeigt • die Verregnungsgaben eine ordnungsgemä- regionale Unterschiede. Diese sind aus der Ab- ße Flächenbewirtschaftung ohne Ab- bildung 16 ersichtlich. In vielen Gemeinden in der schwemmungen ermöglichen und Geestregion können über 80 % der LF beregnet • das Abwasser hinsichtlich seiner Inhaltsstof- werden. Allerdings liegen in einigen Gemeinden fe eine pflanzenbaulich und umweltrechtlich des nördlichen Großraumgebietes, wie z.B. in unbedenkliche Verwertung zulässt. Schönewörde und Wagenhoff, kaum Wasser- rechte für die Feldberegnung vor. Im Großraum Braunschweig sind diese Anforde- Insgesamt existieren im Großraum Braun- rungen in den Gebieten der Abwasserverbände schweig wasserrechtliche Erlaubnisse in einer Braunschweig und Wolfsburg gegeben, in denen Höhe von rund 92,7 Mio. m³, die zu 84 % durch die Abwasserlandbehandlung mittlerweile eine Beregnungsverbände verwaltet werden. lange Tradition hat. Sie gewährleistet zum einen eine Reinigung der Abwässer und zum anderen Im Landkreis Gifhorn und in den Städten Braun- können das Wasser und die darin enthaltenen schweig und Wolfsburg werden fast sämtliche Nährstoffe zur Erzeugung landwirtschaftlicher Wasserrechte von Verbänden gehalten. Auch im Produkte genutzt werden. Landkreis Peine fanden viele Verbandsgründun- Heute verfügen die beiden großen Abwasserver- gen statt. Es existieren hier aber auch noch um- bände Braunschweig und Wolfsburg über mo- fangreiche Einzelwasserrechte. Im Gegensatz derne Klärwerke mit drei Reinigungsstufen, so dazu sind im Landkreis Helmstedt überwiegend dass gereinigtes Klarwasser verregnet wird. In Einzelregner tätig. der Vegetationszeit werden die pflanzenbaulich verwertbaren Nährstoffe nicht entzogen bzw. Im südlichen Großraumgebiet spielt die Feld- dem Klarwasser wieder zugesetzt. Das Verreg- beregnung eine verhältnismäßig geringe Rolle. nungsgebiet des Abwasserverbandes Braun- Nur dort, wo großflächig besondere Standortver- schweig umfasst rund 3.000 ha LF, in den beiden hältnisse wie beispielsweise flachgründige Verregnungsgebieten Brackstedt und Jembke Standorte auf Kies oder Kalkgestein vorliegen, des Abwasserverbandes Wolfsburg stehen zu- haben sich Beregnungsverbände etabliert. Zu sammen 1.500 ha LF unter Beregnung. In den nennen sind die Beregnungsverbände in Wie- Wintermonaten findet derzeit weder in Braun- delah und Lengde. schweig noch in Wolfsburg eine Verregnung Die Herkunft des Beregnungswassers ist zu 85 statt. In sehr trockenen Vegetationszeiten muss % Grundwasser und zu 15 % Oberflächenwas- dagegen zur Deckung des Pflanzenbedarfs dem ser. Das Oberflächenwasser stammt vorwiegend Verregnungswasser teils noch Grundwasser aus dem Mittelland- und dem Elbeseitenkanal. zugesetzt werden. Der Landwirtschaft als Abwasserabnehmer bie- Wasserrecycling und Kreislaufwirtschaft der ten sich die Vorteile einer Nährstoff- und Wasser- Abwasserverbände Braunschweig und lieferung. Die Abwasserverbände Braunschweig Wolfsburg und Wolfsburg organisieren und handhaben die Die Standortbedingungen, die im Hinblick auf Wasserverteilung selbständig nach einem vorab eine negative klimatische Wasserbilanz und ein festgelegten Beregnungsplan. geringes Wasserspeichervermögen des Bodens Der Abwasserverband Braunschweig hat sich die die Feldberegnung erforderlich machen, sind gute Qualität des zur Verwertung kommenden zugleich die Voraussetzungen für das Modell der Klärschlamms und den verantwortungsbewuss- Abwasserlandbehandlung. Diese ist darauf an- ten Umgang damit durch eine Zertifizierung be- gewiesen, dass scheinigen lassen. Mit der „Qualitätssicherung • der Boden leicht und ohne Stauhorizont ist, Landbauliche Abfallverwertung“ (QLA) werden • ein Zusatzwasserbedarf der angebauten die Ausgangsstoffe, die Endprodukte und die landwirtschaftlichen Kulturen besteht, Anwendungskonzeption der Abwasserlandbe- • die Inhaltsstoffe (Nährstoffe und organische handlung einer entsprechenden Dokumentation Substanz) ertragsbildend von den Pflanzen und Kontrolle unterzogen 21. verwertet werden, • die Reinigungsleistung des Bodens über die Im Zusammenspiel mit der Landwirtschaft erfüllt Bodenorganismen gegeben ist, die Abwasserlandbehandlung wichtige Funktio- nen der Kreislaufwirtschaft. Die Anreicherung der Grundwasserstände über die Verregnung und

40 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Verrieselung von Klarwasser gewinnt insbeson- serneubildungsphase im Winter gegenüber ver- dere im Hinblick auf die prognostizierten Ausprä- gleichbaren unberegneten Flächen erreicht 22. gungen des Klimawandels an Bedeutung. In dessen Folge werden die Nutzungsansprüche an Hilfestellung für den Beregnungseinsatz geben das Grundwasserdargebot voraussichtlich weiter die wöchentlich erscheinenden Beregnungshin- ansteigen. Die praktizierte Rückführung und weise des Fachverbandes Feldberegnung e. V., Verwertung des Klarwassers leistet insofern re- die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wet- gional einen Beitrag zur Lösung dieser Konflikte. terdienst und der Landwirtschaftskammer Nie- Auch im Hinblick auf die ressourcenschonende dersachsen erstellt werden. Der Fachverband Verwertung der in der Vegetationszeit zugesetz- und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ten Nährstoffe ist Teil einer nachhaltigen Kreis- stellen außerdem die in Beregnungsversuchen laufwirtschaft. So muss beispielsweise Phosphat gewonnenen Ergebnisse regelmäßig der Land- in der Regel als Mineraldünger aus außereuropä- wirtschaft und der Öffentlichkeit zur Verfügung. ischen Abbaustätten importiert werden. Diese Vorkommen sind begrenzt und werden weltweit Aktuell erfolgt ein vergleichender Test von vier voraussichtlich schneller ausgebeutet sein als verschiedenen Beregnungssteuerungsmodellen die Erdölreserven. Eine Nährstoffrückführung im praktischen Feldversuch. Den Rahmen hierfür aus den Ausscheidungen von Mensch und Tier setzt das Projekt Klimzug-Nord23 „Strategische ist damit geboten. Anpassungsansätze zum Klimawandel in der Aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Funktio- Metropolregion Hamburg“. In dessen Teilprojekt nen der Abwasserlandbehandlung, die mit ihrer „Strategien für eine klimaangepasste Landnut- beispielhaften Umsetzung des Kreislaufwirt- zung in Kulturlandschaften der Metropolregion schaftsgedankens auch international Beachtung Hamburg am Beispiel der Region Ostheide“ gefunden hat, sind die Gebiete der Abwasser- werden Ansätze zur Erhöhung der Wassereffizi- verbände Braunschweig und Wolfsburg auch bei enz im Ackerbau untersucht. der nachfolgenden Diskussion von raumordne- Die Ausbringung des Beregnungswassers erfolgt risch zu sichernden Vorranggebieten für die mit einem Düsenwagen, der eine gleichmäßige Landwirtschaft zu berücksichtigen. und relativ windunempfindliche Wasserverteilung ermöglicht. Die Wetterdaten, die von der Wetterstation des Beregnungssteuerung Versuchsfeldes in Hamerstorf gemessen werden, Auf Grund des prognostizierten Klimawandels stehen den Modellbetreibern stundengenau per wird die Beregnung in ihrer Bedeutung noch Internet zur Verfügung. Der Deutsche Wetter- steigen. Aus diesem Grund und weil die Bereg- dienst (DWD) errechnet aus den Daten die po- nung darüber hinaus ein teures Betriebsmittel ist, tentielle Evapotranspiration (PET), damit diese wird es zukünftig noch wichtiger sein, Wasser wichtige Größe allen Modellen gleichermaßen effizient und sparsam einzusetzen. Eine Mög- als Grundlage dienen kann. Die Daten zur Ent- lichkeit hierfür ist die möglichst genaue Steue- wicklung der Pflanzenbestände werden regel- rung der Zusatzbewässerung. mäßig erhoben und die Entwicklungsstadien an die Modellbetreiber übermittelt. Belastbare Er- Zeitpunkt und Höhe einer Beregnungsgabe er- gebnisse sind erst nach mehreren Versuchsjah- geben sich aus der aktuellen Bodenfeuchtigkeit, ren zu erwarten. Sie werden im Rahmen des dem Entwicklungsstadium der Kulturpflanze und Projektes veröffentlicht (s. www.klimzug- der Wetterlage. Die ordnungsgemäße Feld- nord.de). beregnung ist darauf eingerichtet, Zusatzwas- sergaben möglichst pflanzennutzbar zu verabrei- Das in Niedersachsen zurzeit gängigste Verfah- chen und eine Sickerwasserbildung weitestge- ren zur Versorgung der Kulturpflanzen mit Was- hend zu vermeiden. Mit Hilfe einer gut gesteuer- ser ist die Beregnung mit mobilen Beregnungs- ten Feldberegnung kann die Nährstoffaufnahme maschinen, die mit Großflächenregnern ausge- der Pflanzen so optimiert werden, dass zum Ve- stattet sind. Mit Hilfe einer elektronischen Rege- getationsende besonders niedrige Nährstoffgeh- lung wird für eine gleichmäßigere Einzugsge- alte im Boden verbleiben und das Auswa- schwindigkeit gesorgt und somit eine bessere schungsrisiko über die Winterperiode somit ver- Wasserverteilung längs der Regnerleitung er- mindert ist. Dadurch wird eine Qualitätsverbesse- reicht. Weiterhin haben die Großflächenregner rung des Sickerwassers während der Grundwas- aufgrund ihrer Wurfweite von 30 bis 45 m bei

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 41

Wind eine schlechte Wasserverteilung und die Die Verteilgenauigkeit der Beregnung kann er- feinen Tropfen des Wasserstrahls sind bei star- heblich verbessert werden, wenn der Regnerwa- ker Sonneneinstrahlung der Verdunstung ausge- gen durch einen Düsenwagen mit klappbarem setzt. Vorteil dieser Technik ist eine hohe Flexibi- Gestänge ersetzt wird. Dies ermöglicht eine lität, die jedoch auch einen hohen arbeitswirt- Wasserverteilung in Bodennähe und damit eine schaftlichen Aufwand erfordert. windunabhängige und genaue Wasserverteilung in der Breite. Allerdings sind Düsenwagen zum einen teurer als Großflächenregner und zum anderen ist der Arbeitszeitbedarf für Auf- und Abbau der Düsenwagentechnik höher.

Kreis- und Linearberegnungsanlagen sind auf- grund der hohen Investitionskosten und der er- forderlichen großflächigen Schlagstrukturen bis- her kaum verbreitet. Sie werden stationär betrie- ben und bieten Vorteile im Hinblick auf die Ar- beitswirtschaft sowie die Verteilgenauigkeit und einen effizienten Einsatz des Beregnungswas- sers.

42 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

3.2.3 Landeskulturelle Maßnahmen zum Bodenschutz

Der Boden ist für die Landwirtschaft nicht nur de zurückzuführen. Private und kommunale An- Anbaufläche, sondern er bietet aufgrund seiner tragsteller waren seit 1995 aus den Landkreisen Puffer- und Speicherfähigkeiten für Wasser und Gifhorn, Helmstedt, Goslar sowie der Stadt Nährstoffe und seiner Bodenbiologie eine direkte Braunschweig vertreten. Derzeit besteht diese Produktionsfunktion für landwirtschaftliche und Fördermöglichkeit nicht mehr. Seitens der Lan- gartenbauliche Erzeugnisse. desjägerschaft Niedersachsen e.V. werden An- pflanzungsmaßnahmen bis zur Höhe von 75 % Die Erhaltung der Funktionen des Bodens durch der Pflanzenkosten mit Mitteln aus der Jagdab- einen sparsamen Umgang bei der Flächeninan- gabe Niedersachsens finanziell bezuschusst. spruchnahme für andere Nutzungen, durch die Minimierung des Eintrages problematischer Stof- Eine bodenschützende Wirkung entfalten auch fe sowie durch die Erhaltung der Bodenstruktur Maßnahmen im Rahmen des Niedersächsischen und Bodenfruchtbarkeit ist deshalb auch ein we- und Bremer Agrarumweltprogramms (NAU/BAU). sentliches Ziel der Landwirtschaft. Mit den Re- Hierzu zählt unter anderem die Maßnahme A2, geln der ordnungsgemäßen Landbewirtschaf- nach der sich teilnehmende Landwirte für einen tung 24 wurden Grundsätze für bodenschonende fünfjährigen Zeitraum verpflichten, auf einem Bewirtschaftungsmaßnahmen formuliert und im bestimmten Anteil ihrer betrieblichen Ackerfläche Rahmen der Ausbildung und Beratung vermittelt. das Mulchsaat- oder Direktsaatverfahren anzu- wenden. Hierbei wird auf den Pflugeinsatz ver- Darüber hinaus bietet die Landeskultur ein viel- zichtet, d.h. es erfolgt keine bzw. lediglich eine fältiges Instrumentarium, bodenschonende Maß- oberflächennahe Bodenbearbeitung. Das Pflan- nahmen in einer Agrarlandschaft umzusetzen. In zenmaterial von Zwischenfrüchten oder Ernteres- der Vergangenheit wurden im Großraum Braun- ten verbleibt in der oberen Bodenschicht und schweig umfangreiche Maßnahmen zur Minimie- wirkt somit erosionsmindernd. Als weitere Effekte rung der Boden- und Wassererosion innerhalb sind in der Regel eine verbesserte Aggregatsta- von Flurneuordnungsverfahren durchgeführt. So bilität und Infiltrationsleistung zu verzeichnen, dienen Maßnahmen zur Regelung des Wasser- was sowohl Verdichtungen entgegenwirkt als haushaltes der Verbesserung der Befahrbarkeit auch die Wasserverdunstung vermindern kann. und vermindern die Gefahr von Bodenverdich- Zu beachten ist hierbei, dass die Anwendung der tungen. Die Lageänderung von Flurstücken er- Mulchsaat mit den jeweiligen Anbau- und Stand- möglicht eine hangparallele Bewirtschaftung, ortbedingungen vereinbar sein muss. So können womit Wassererosionsschäden minimiert werden beispielsweise im Hinblick auf die Dichtlagerung können. Mit der Anlage von Hecken kann ein von Sandböden, die Unterdrückung von Pilz- wirksamer Windschutz erreicht werden. In be- krankheiten, Unkräutern und Schädlingen sowie sonderem Ausmaß wurden in den Abwasserver- die Nährstoffverteilung im Boden der gezielte bandsgebieten Braunschweig und Wolfsburg Pflugeinsatz im Sinne des integrierten Landbaus Gehölzstreifen als Spritzschutz sowie gegen weiterhin angezeigt sein. 26 Winderosion angelegt. Das Agrarumweltprogramm beinhaltet darüber Weitere Maßnahmen wurden von Privateigentü- hinaus Fördermaßnahmen zum Anbau von Zwi- mern oder Gemeinden und Städten auch außer- schenfrüchten oder Untersaaten (Maßnahme A7) halb von Flurneuordnungsverfahren durchge- sowie zur Anlegung von Blühstreifen (A5 und führt. Im Rahmen der Förderung für die Neuan- A6). Auch hierbei handelt es sich um fünfjährige lage von Schutzpflanzungen und Feldgehölzen Verpflichtungszeiträume. Durch die hiermit ver- (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küs- bundene zusätzliche Bodenbedeckung tragen tenschutz: Förderung waldbaulicher Maßnah- die Maßnahmen tragen ebenfalls zur Erosions- men) wurden im Zeitraum 1986 bis 1998 im minderung und damit zum Bodenschutz bei. Großraum Braunschweig rund 50 km Hecken 25 und 4 ha Feldgehölze angelegt. Die Förder- Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang da- schwerpunkte im Verbandsgebiet lagen im Land- rauf, dass sich über die landeskulturellen Pro- kreis Gifhorn. Dies war u.a. aber auch auf die gramme und Maßnahmen hinaus praktisch alle rege Anpflanzungstätigkeit der Abwasserverbän- landwirtschaftlichen Betriebe im Zuge der Flä-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 43

chenprämienregelungen zur Umsetzung vorge- schiedliche Bewirtschaftungsvorgaben gelten. gebener Umweltstandards verpflichtet haben. Zur Vermeidung der Wassererosion wird eine Hierzu gehört auch, dass der Schutz des Bodens möglichst umfassende Begrünung über die nie- vor Erosion durch Maßnahmen gewährleistet derschlagsreichen Wintermonate angestrebt. Der wird, die sich an dem Grad der Wasser- oder Winderosion soll dagegen insbesondere in den Winderosionsgefährdung der landwirtschaftlichen kritischen Monaten März bis Mai begegnet wer- Flächen ausrichten. Die entsprechenden Rege- den, in denen bei trockener Witterung die Pflan- lungen finden sich in der Verordnung über die zenbestände der Sommerungen nur bedingt Grundsätze der Erhaltung landwirtschaftlicher erosionsmindernd wirken können. Geregelt ist Flächen in einem guten landwirtschaftlichen und insofern, dass in bestimmten Zeiträumen und zu ökologischen Zustand (Direktzahlungen- bestimmten Kulturen die gefährdeten Flächen Verpflichtungenverordnung). nicht gepflügt bzw. unmittelbar nach dem Pfluge- insatz wieder bestellt werden müssen. Auf Ebene der Feldblöcke hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) landes- Ebenfalls im Zuge der Direktzahlungen- weit die jeweilige Erosionsgefährdung ermittelt. Verpflichtungenverordnung wird der Erhalt der Eingangsgrößen sind hier hinsichtlich der Was- organischen Substanz im Boden und Schutz der sererosion die Bodenart, die Hangneigung und Bodenstruktur geregelt. Danach sind auf betrieb- die Niederschläge. In die Beurteilung der Win- licher Ebene Vorgaben bezüglich des Anbauver- derosionsgefährdung gehen die standortbezoge- hältnisses einzuhalten beziehungsweise durch ne Erodierbarkeit des Bodens, die Windge- Bilanzrechnungen oder Bodenuntersuchungen schwindigkeit und vorhandene Windhindernisse, stabile Humusgehalte im Boden nachzuweisen. wie z.B. Hecken, ein. Jeder Feldblock wird einer Gefährdungsklasse zugeordnet, für die unter-

3.2.4 Wirtschaftswege

Über 50 % der Fläche des Verbandsgebietes Die landwirtschaftlich genutzten Feldwege, die werden von der Landwirtschaft genutzt und als hier Gegenstand der Betrachtung sind, können Kulturlandschaft gepflegt. Das zur Erschließung wiederum nach Erschließungsfunktion und Be- dieser Fläche notwendige Wegenetz ist sowohl festigungsanspruch in Hauptwirtschaftswege, ein wichtiger Faktor der produktionstechnischen Wirtschaftswege und Grünwege unterteilt wer- Rahmenbedingungen landwirtschaftlicher Betrie- den29. be als auch ein wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft sowie ein die Landschaft gestal- Vorrangige Aufgabe der Feldwege ist die ar- tendes und gliederndes Element. Für die Erhal- beitswirtschaftlich zweckmäßige und möglichst tung und Zukunftssicherung des ländlichen kostengünstige Erschließung der landwirt- Raumes durch eine leistungsfähige Landwirt- schaft ist dieses Wegenetz eine grundlegende Voraussetzung27.

Für die Gliederung des ländlichen Wegenetzes bestehen unterschiedliche Ansätze. In Anleh- nung an die Richtlinien für den ländlichen Wege- bau, die derzeit überarbeitet werden, kann eine Einteilung in folgende Kategorien erfolgen28:

• Verbindungswege • Feldwege • Waldwege • Sonstige Ländliche Wege

44 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 13: Struktur des landwirtschaftlichen Feldwegenetzes

Wegebefestigung kreisfreie Wegelänge Wegedichte Städte/ Asphalt/ km km /100 ha LF Gras Schotter Landkreise Beton % % %

Braunschweig 235 3,27 6 70 24 Salzgitter 260 2,35 10 47 43

Wolfsburg 345 3,88 19 43 38

Gifhorn 2.652 3,37 41 23 36

Goslar 1.127 4,16 15 55 30

Helmstedt 1.062 2,56 20 47 33

Peine 1.310 3,41 23 44 33

Wolfenbüttel 1.395 2,87 12 52 36

Großraum 8.386 3,21 25 41 34 Braunschweig Quelle: Erhebung LWK Hannover, 1997

schaftlich genutzten Flächen. Der wachsende die Anforderungen an das Feldwegenetz hin- Wettbewerbsdruck in der Landwirtschaft erfordert sichtlich der Wegedichte, der Linienführung, der es, die Möglichkeiten zur Rationalisierung durch Breite, der Befestigung und der Tragfähigkeit 31 den Einsatz immer größerer und schwererer dar . Maschinen auszuschöpfen. Gleichzeitig führt der Konzentrationsprozess im Handel und im verar- Das Feldwegenetz beläuft sich den Ergebnissen beitenden Gewerbe dazu, dass die von den einer im Jahr 1997 durchgeführten Befragung Landwirten mit Erntegut und Betriebsmitteln zu zufolge im Verbandsgebiet auf eine Gesamtlän- absolvierenden Transportwege zunehmen. Die ge von annähernd 8.400 km. Dieser Wert wird Bedeutung eines leistungsfähigen Wegenetzes durch eine im Jahr 2012 durchgeführte Befra- für die einzelbetriebliche Kostenstruktur ist damit gung auf Gemarkungsebene in etwa bestätigt. gestiegen, denn bei Transportarbeiten spielen Hier konnten aus etwa 80% der befragten Ge- als wegeabhängige Einflussgrößen die Ge- markungen aktualisierte Zahlen erhoben werden. schwindigkeit und das Transportvolumen je Fahrt Das Wirtschaftswegenetz entspricht einem Viel- eine entscheidende Rolle. Ist beispielsweise fachen der Länge aller Landesstraßen, Bundes- aufgrund unzureichender Wegeverhältnisse die straßen und Autobahnen im Großraum, die zum Abfuhr des Erntegutes mit dem LKW, wie dies Vergleich eine Strecke von ca. 1.600 km umfas- vor allem im Rüben- und im Kartoffelanbau um- sen. Das Wirtschaftswegenetz leistet also einen fangreich praktiziert wird, nicht möglich, so kann wesentlichen Beitrag zur Erschließung der Flä- dies zu einem deutlichen Anstieg der Transport- che. kosten und einer spürbaren Belastung des Be- triebsergebnisses führen30. Als Maßstab der Dichte des landwirtschaftlichen Wegenetzes kann die Wegelänge im Verhältnis Art und Umfang des landwirtschaftlichen Ver- zur bewirtschafteten LF dienen. Für das Ver- kehrs können regional sehr variieren. Sie hängen bandsgebiet ergibt sich ein Durchschnittswert im Wesentlichen von den naturräumlichen Ge- von 3,2 km/100 ha LF. In einzelnen Teilregionen gebenheiten der Geländegestalt, den Flächen- sind jedoch in Abhängigkeit von den agrarstruk- und den Betriebsstrukturen sowie der Bodennut- turellen Voraussetzungen deutliche Unterschiede zung ab. Entsprechend unterschiedlich stellen festzustellen. Die Dichte des Wegenetzes korre- sich je nach den örtlichen Voraussetzungen auch liert insbesondere mit der Größe der jeweiligen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 45

Schlagstrukturen. So verfügt beispielsweise der Landkreis Goslar, der aufgrund seiner ausge- Im Hinblick auf die oben bereits erwähnte Me- prägten Topographie im Durchschnitt relativ klei- chanisierung gewinnt der Ausbauzustand der ne Schlaggrößen aufweist, über eine Wegedichte Feldwege eine stärkere Bedeutung. Die Palette von 4,16 km/100 ha LF. Im Bereich der Stadt reicht vom einfachen unbefestigten Erd- bzw. Salzgitter, die durch eine vergleichsweise groß- Grasweg über wassergebundene Wege aus flächige Schlagstruktur gekennzeichnet ist, be- Kies-Sand oder Splitt-Sand-Gemisch bis hin zu trägt die Wegedichte dagegen lediglich 2,35 dauerhaft gebundenen Wegen aus Asphalt, Be- km/100 ha LF. Grundsätzlich ist das vorhandene ton oder Pflaster. Um die Bodenversiegelung und landwirtschaftliche Wegenetz im Verbandsgebiet die Barrierewirkung der Wege zu reduzieren, ausreichend dicht geknüpft, um eine Anbindung werden zunehmend auch Spurwege errichtet, die aller bewirtschafteten Flächen zu gewährleisten. einen begrünten Mittelstreifen aufweisen. Die Da im Rahmen des landwirtschaftlichen Struk- Anteile unterschiedlicher Befestigungen am turwandels die Zusammenlegung von Bewirt- landwirtschaftlichen Wegenetz des Verbandsge- schaftungseinheiten durch Pacht- und Tausch- bietes stellt die Tabelle 13 dar. Die Zahlen basie- vereinbarungen zunimmt und die durch- ren auf einer im Jahr 1997 durchgeführten Be- schnittliche Schlaggröße ansteigt, besteht nur fragung und wurden auf Ebene des Verbandsge- noch in Einzelfällen die Notwendigkeit zur Aus- bietes im Jahr 2012 bestätigt. Angesichts des- dehnung des Wegenetzes. Zielsetzung wird im sen, dass die Mittel für den Ausbau und die Un- Gegenteil eher sein, nicht mehr benötigte Wege terhaltung von Wegen begrenzt sind, vollziehen aufzugeben und das zu unterhaltende Wegenetz sich Änderungen der Befestigungsart allenfalls auf das notwendige Maß zu beschränken. punktuell und langsam.

Abbildung 17: Anteile am Wegeeigentum

100%

90%

80%

70%

60% P rivat e 50% Gemeinden

40% Verbände

30%

20%

10%

0%

Peine Gifhorn Goslar Salzgitter Wolfsburg Helmstedt Wolfenbüttel Braunschweig Großraum BS

Quelle: Erhebung LWK, 1997

46 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Auf Ebene des Verbandsgebietes befinden sich ca. 58 % der landwirtschaftlichen Feldwege im Im Jahr 2012 wurde diese Befragung erneut Eigentum von Realverbänden sowie Wasser- u. durchgeführt. Eine Einschätzung des Wegezu- Bodenverbänden (vgl. Abbildung 17). Hier tragen standes wurde hierbei aus 80% der befragten die Grundstückseigentümer über ihre flächenbe- Gemarkungen gemeldet. Das Ergebnis stellt die zogenen Verbandsbeiträge unmittelbar die Kos- nachstehende Grafik dar. Es zeigt sich, dass der ten für Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen. Anteil des als gut eingestuften Wegenetzes ge- Weitere 37 % der Wege stehen in kommunalem ringfügig angestiegen ist, während gleichzeitig Eigentum, wobei insbesondere der Landkreis eine deutliche Verschiebung aus der mittleren in Gifhorn mit einem Anteil von 85 % hervorsticht. die schlechte Zustandsstufe zu beobachten ist. Zur Finanzierung notwendiger Maßnahmen wer- Der Anteil der schlechten Wege ist demnach auf den die Grundstückseigentümer von den Kom- Ebene des Verbandsgebietes von 16% auf 23% munen über die Veranlagung zur Grundsteuer A angestiegen. Es kann hieraus geschlossen wer- herangezogen. Mit ca. 5 % befindet sich nur ein den, dass aufgrund der erheblichen Unterhal- geringer Anteil der Wege direkt in der Hand Pri- tungskosten ein Schwerpunkt auf die unbedingt vater. Es handelt sich dabei vielfach um Er- notwendigen Hauptwirtschaftswege gelegt wird. schließungswege arrondierter Betriebe. Abstriche müssen im Gegenzug beim übrigen Nach Angaben der befragten Landwirte stellt sich Wegenetz gemacht werden, das im Unterhal- im Jahr 1997 rund ein Drittel des Wirtschafts- tungsniveau absinkt. wegenetzes in gutem Zustand dar, während für 51 % der Wege ein mittlerer und für 16 % der Eine Aufschlüsselung der im Jahr 2012 erhobe- Wege ein schlechter Zustand festgestellt wurde. nen Einschätzungen nach Landkreisen und Auffällig ist, dass der Anteil schlechter Wege mit kreisfreien Städten zeigt, dass der Anteil dem Anteil kommunalen Eigentums anzusteigen schlechter Wege im Landkreis Gifhorn ver- scheint. Realverbände und Privateigentümer gleichsweise hoch ist, im Bereich der kreisfreien investieren in die Unterhaltung ihrer Wege offen- Städte Braunschweig und Wolfsburg dagegen sichtlich in stärkerem Maße, als dies bei den relativ niedrig ausfällt (vgl. Abbildung 19). Gemeinden der Fall ist.

Abbildung 18: Veränderung der Zustandseinstufung des Wegenetzes in % der Wegelänge

60%

50% im Jahr 40% 1997 30%

20% im Jahr 10% 2012

0% gut mittel schlecht

Quelle: Erhebungen der LWK Niedersachsen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 47

Abbildung 19: Zustandseinstufung des Wegenetzes in % der Wegelänge nach Landkreisen

70%

60%

50% gut

40% mittel 30%

20% schlecht 10%

0% BS GF GS HE PE SZ WF WOB ZGB

Quelle. LWK Niedersachsen 2012

Der insgesamt relativ geringe Anteil schlechter RLW-Überar-beitung nicht nur neue Wegebreiten Wege kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass und Regelquerschnitte, sondern auch die Di- das Wegenetz insgesamt sowohl hinsichtlich der mensionierung der Standardbauweisen überprüft Tragfähigkeit als auch der Wegebreite nur unzu- und ggf. neu festgelegt werden. Erfahrungen reichend ausgebaut ist und somit erhebliche zeigen, dass die Kronenbreite der Wege, die sich Unterhaltungskosten verursacht. aus Fahrbahn und Seitenstreifen zusammen- setzt, möglichst auf 6 m ausgelegt werden sollte. Ein großer Anteil der vorhandenen Wege ist be- reits in den 60er Jahren angelegt worden und Mit höheren Lasten und Geschwindigkeiten steigt entspricht nicht mehr den heutigen technischen auch die dynamische Beanspruchung der Feld- Anforderungen. Die Richtlinien für den ländlichen wege. Dies hat an zahlreichen älteren Feldwe- Wegebau (RLW) aus dem Jahr 1965 sahen eine gen zu Schäden geführt und die Kosten für Un- Befestigung von Hauptwirtschaftswegen und terhaltungsmaßnahmen ansteigen lassen. Be- stärker beanspruchten Wirtschaftswegen für sonders betroffen sind hiervon die Asphaltwege, Achslasten von 5 t vor. Zwischenzeitlich ist der die bedingt durch den breiteren Radstand und Standard einer schweren Befestigung für neue das Gewicht der modernen Landmaschinen vor- Wirtschaftswege auf eine Achslast von 16 t an- wiegend an den Rändern ausbrechen. Die Repa- gestiegen. Die Fahrgeschwindigkeiten der land- ratur bzw. Erneuerung asphaltierter Wirtschafts- wirtschaftlichen Zugmaschinen haben sich von wege ist wesentlich kostenträchtiger als die von damals ca. 5-10 km/h auf heute ca. 40 km/h Schotterwegen bzw. unbefestigten Wegen. Es ebenfalls erhöht. Der Einsatz von Lastkraftwagen sind daher bereits zahlreiche beschädigte As- bei der Abfuhr des Erntegutes oder der Anliefe- phaltwege zu Schotterwegen zurückgebaut wor- rung von Betriebsmitteln ist mittlerweile weit ver- den. Diese müssen zwar öfter unterhalten wer- breiteter Standard. den, jedoch kann dies unter Einsatz der vorhan- denen landwirtschaftlichen Maschinen und Gerä- Die Richtlinien für den ländlichen Wegebau be- te verhältnismäßig günstig in Eigenleistung erfol- finden sich derzeit in der Überarbeitung. Disku- gen. tiert werden Empfehlungen und Forderungen, die Fahrbahnbreite von Hauptwirtschaftswegen auf 4 m zuzüglich eines befahrbaren Seitenstreifens anzuheben. Im Bereich von Brücken und Unter- führungen werden Fahrbahnbreiten von bis zu 5 m diskutiert. Zu erwarten ist, dass im Zuge der

48 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Zulässige Abmessungen und Gewichte land- sowie ein Rückschnitt der im Wegerandbereich und forstwirtschaftlicher Fahrzeuge gemäß stehenden Bäume und Büsche vorgenommen Straßenverkehrszulassungsordnung (verein- werden. Auch diese Arbeiten werden häufig von fachte Darstellung) den Landwirten in Eigenleistung erbracht, um die Kosten für die Wegeunterhaltung zu begrenzen. Fahrzeuglänge • Einzelfahrzeuge 12,00 m Insgesamt ergibt die im Jahr 2012 durchgeführte • mit vereinfachter Ausnahmegenehmigung Befragung, dass für knapp ein Viertel der Wirt- 13,20 m schaftswege akute Unterhaltungs- und Ausbau- • Züge 18,00 m maßnahmen als notwendig angesehen werden. • mit vereinfachter Ausnahmegenehmigung Übertragen auf die in Tabelle 13 dargestellte 18,75 m Gesamtlänge des Wirtschaftswegenetzes ent- spricht dies einer Länge von etwa 2.000 km. Auf Fahrzeughöhe weiteren 34 % des Wegenetzes werden Unter- • Fahrzeughöhe über alles 4,00 m haltungs- und Ausbaumaßnahmen als wün- schenswert eingestuft, was einer Länge von etwa • ldw. Fahrzeuge mit ldw. Erzeugnissen 2.800 km entsprechen würde. Kein Bedarf an > 4,00 m Wegebaumaßnahmen wird dagegen für 43 %

der Wegenetzlänge bzw. etwa 3.500 km des Fahrzeugbreite gesamten Wegenetzes gesehen. • Allgemein 2,55 m

• Transportbreite bei Straßenfahrten oder Die Anpassung der Feldwege an heutige Achs- Schlepper mit bodenschonender Bereifung lasten und Maschinenbreiten bedeutet einen 3,00 m erheblichen Finanzbedarf, der von den Wegeei- • mit vereinfachter Ausnahmegenehmigung gentümern zu erbringen ist. Die aus der Unter- 3,50 m haltung und aus dem Ausbau resultierenden

finanziellen Belastungen sind in Form der Achslasten Grundsteuer bzw. der Verbandsbeiträge weitest- • Einzelachse 10 t gehend von den wirtschaftenden landwirtschaftli- • Einzelachse angetrieben 11,5 t chen Betrieben zu tragen, sei es als direkte • Selbstfahrende Arbeitsmaschinen mit verein- Grundeigentümer oder auch als Pächter. In der fachter Ausnahmegenehmigung 12,65 t Tendenz hat daher eine ständig abnehmende • Doppelachse (je nach Achsenabstand) bis Zahl von Betrieben immer höhere Aufwendungen 20 t für das Wegenetz zu erbringen. • Dreifachachse (je nach Achsenabstand) bis 30 t Die für den Neubau von Wirtschaftswegen anzu- haltenden Investitionskosten belaufen sich nach Gesamtgewicht Erfahrungswerten des Amtes für Landentwick- • Je nach Anzahl der Achsen bis 40 t lung Braunschweig für eine mittelschwere Befes- tigung ohne Deckschicht auf ca. 75.000 €/km Neben der Ausbesserung von Schäden in der und mit Bitumendeckschicht oder Betonspurbah- Fahrbahndecke sind weitere Pflegearbeiten not- nen auf ca. 110.000 €/km. Veranschlagt man wendig, um die Funktionsfähigkeit der Wege zu beispielsweise für den Neubau eines Feldweges erhalten. Durch Ablagerung und Bewuchs auf 75.000 €/km und unterstellt Aufwendungen für Bankett und Fahrbahnrand sowie in den Seiten- Unterhaltungsmaßnahmen und Abschreibung gräben wird der Ablauf von Oberflächenwasser von lediglich 3 % pro Jahr, so entspräche dies behindert. Es kommt zum Aufweichen der Deck- bei der gegebenen Wegedichte des Verbandge- schicht und/oder der Tragschicht, die Tragfähig- bietes von 3,21 km/100 ha bereits einer finanziel- keit des Weges wird beeinträchtigt, es entstehen len Belastung von jährlich mehr als 70 €/ha. Da Spurrillen, Schlaglöcher und Risse. Hineinwach- dieser Ausbaustandard nicht im gesamten We- sende Gehölze verengen das Lichtraumprofil der genetz erforderlich und vor allem auch finanziell Wege und können zu Sichtbehinderungen sowie nicht zu realisieren ist, fallen die tatsächlichen Schäden an Fahrzeugen führen. Entsprechend Wegebauausgaben niedriger aus. Die Kostendi- müssen in regelmäßigen Abständen Mäharbei- mension lässt aber auch erkennen, weshalb sich ten, die Räumung der Gräben und des Banketts

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 49

ein erheblicher Investitionsbedarf im Wegebau tungseinheiten notwendigen Hauptwirtschafts- angestaut hat. wege ist aus wirtschaftlichen Gründen geboten. Ein Rückbau des Wegenetzes bzw. die Vernach- Abbildung 20: Bewertung des Unterhaltungs- lässigung von bestimmten Streckenabschnitten und Ausbaubedarfs für das Wirtschaftswege- ist sinnvoll, jedoch bei gegebenen Eigentums- netz in % der Länge verhältnissen und Schlaglängen nur begrenzt möglich. Jedes Flurstück muss auch unter ver- änderten Bewirtschafterverhältnissen noch an das Wegenetz angebunden sein. not- wendig nicht Über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus erforder- tragen die Feldwege als oftmals eigenständiges lich 23% Wegenetz mit wenigen Anschlüssen an überge- 43% ordnete Straßen dazu bei, den landwirtschaftli- wün- chen Verkehr vom sonstigen Verkehr zu ent- schens- wert flechten und damit die Verkehrssicherheit zu verbessern. Gute Möglichkeiten hierzu ergeben 34% sich im Rahmen von Straßenneubauten und den damit verbundenen Flurneuordnungsverfahren gemäß § 87 des Flurbereinigungsgesetzes (Un- ternehmensflurbereinigung). Als Beispiel kann die im Zuge der Bundesstraße 82 gebaute Orts- Quelle: Erhebung der LWK Niedersachsen 2012 umgehung Langelsheim angeführt werden. Hier erfolgte die Feldwegtrassierung zur Vermeidung Eine staatliche Förderung von Wegebaumaß- möglicher Gefahrensituationen weitgehend paral- nahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe lel zur Bundesstraße. zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Des Weiteren wird vielfach über das landwirt- Küstenschutzes ist nach der Richtlinie über die schaftlich genutzte Wegenetz im Rahmen der Gewährung von Zuwendungen zur integrierten überörtlichen Verkehrserschließung der An- ländlichen Entwicklung (ZILE) möglich. In der schluss von Siedlungen und Einzelhöfen an das Regel kommt Wegebaumaßnahmen eine erheb- übergeordnete Straßennetz sichergestellt. liche Rolle im Rahmen von Flurbereinigungsver- fahren zu. Förderfähig ist der Wegebau aber Seit langem werden Feldwege auch dazu ge- auch außerhalb der Flurbereinigung. So können nutzt, die Kulturlandschaft für Freizeit und Erho- der Neubau befestigter oder die Befestigung lungsaktivitäten zu erschließen. Der hiermit ver- vorhandener Verbindungswege und landwirt- bundene Verkehr durch Fußgänger, Radfahrer, schaftlicher Wege einschließlich erforderlicher Reiter und auch Kraftfahrzeuge kann für die Brücken, Grunderwerbskosten sowie Ausgleichs- Landwirtschaft zu erheblichen Problemen führen. und Ersatzmaßnahmen des Naturschutzes und Durch an den Wegen abgestellte Fahrzeuge der Landschaftspflege mit bis zu 50 % der förder- kommt es zu Behinderungen. Ein Passieren mit fähigen Kosten bezuschusst werden. Da die breiten Maschinen wird erschwert oder unmög- Zuwendung jedoch an bestimmte verfahrens- lich gemacht. Die Gefahr von Unfällen mit schnell und bautechnische Vorgaben gebunden ist und fahrenden Kraftfahrzeugen nimmt zu. Aus der zudem nur in begrenztem Umfang Fördermittel Verschmutzung der Feldwege mit z.B. Erntegut, bereitstehen, spielt die Wegebauförderung au- Erde oder Mist erwächst die Frage nach der Ver- ßerhalb der Flurbereinigungsverfahren im Ver- kehrssicherungspflicht. Dies gilt insbesondere bandsgebiet eine eher untergeordnete Rolle. dann, wenn die Wege anderen Nutzungen ge- widmet werden, wie z.B. Radwanderwege. Es ist Für die Zukunft zeichnet sich ab, dass ange- daher erforderlich, dass in Fällen einer gezielten sichts des fortschreitenden strukturellen und Lenkung von Naherholungssuchenden die technischen Wandels in der Landwirtschaft der Wegeeigentümer rechtzeitig in den Planungspro- Ausbau und die Unterhaltung des Wegenetzes zess eingebunden werden und die Wahrneh- im bisherigen Umfang zunehmend finanzielle mung der Verkehrssicherungspflicht auf die Ge- Schwierigkeiten bereiten werden. Eine Konzent- meinden übertragen werden. ration auf die zur Erschließung der Bewirtschaf-

50 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 14: Veränderte Anforderungen an das Wirtschaftswegenetz

Folgen und Anforderungen an das Wege- Nr. Entwicklungen in der Landwirtschaft netz

1. Erhebliche Ertragszuwächse pro Flächen- Höheres Transportaufkommen in t/ha einheit 2. Größere Schlageinheiten im Zuge von Be- Anpassung und ggf. Ausdünnung des Wege- wirtschaftungstausch, steigenden Be- netzes triebsgrößen und Mechanisierung 3. Technische Weiterentwicklung zu großen Wege mit hoher Tragfähigkeit, breiten und Maschinen, Geräten und Schleppern und befestigten Fahrbahnen incl. der Seitenräu- Transportfahrzeugen. Die Gesamtgewichte me, möglichst geraden und ebenen Wegen, und Achslasten nehmen zu. Auch die Fahr- die mit höheren Geschwindigkeiten (40 km/h) geschwindigkeiten und die Abmessungen befahrbar sind. Ausweichstellen, größeren der Fahrzeuge. Radien in den Kurven und breiten Einmün- dungen 4. Häufig keine Anfahrt der eigentlichen Hof- Hauptwirtschaftswege sind gleichzeitig auch stelle mit dem Erntegut, sondern direkter Verladestelle. Wege müssen als Ringwege Abtransport über Spediteure vom Feld zum angelegt werden und guten Anschluss ans Landhandel /Verarbeiter. öffentliche Wegenetz haben. 5. Zunahme von überbetrieblichen Arbeiten Auslegung des Wegenetzes auf Spezialma- über Lohnunternehmer, Maschinenringe schinen mit Fahrzeugbreiten von bis zu 3,50 etc. m, wie z. B. Maishäcksler, Mähdrescher, Kartoffelroder. 6. Strukturwandel in der Landwirtschaft führt Überführungen, Brücken, Unterführungen zu wenigen großen Betrieben in der Ge- sind den land- oder forstwirtschaftlichen Ma- markung. Wegstrecken werden länger, schinen und Geräten anzupassen um eine Umwege nehmen zu Zuwegung aller Gemarkungen zu gewähr- leisten 7. Aufgrund Bioenergie, Klimawandel und Ausbau der Wirtschaftswege muss auf ganz- veränderte Lieferbedingungen sowie von jährige Befahrbarkeit ausgerichtet werden. Aussiedlungen bzw. Teilaussiedlungen Frostsichere Bauausführung zunehmender ganzjähriger Verkehr auf den Wirtschaftswegen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 51

3.2.5 Flurneuordnung

Die Flurneuordnung ist eine wesentliche Maß- fahrensgebiet zu lösenden agrarstrukturellen nahme zur Stärkung des ländlichen Raumes. Als Problembereichen richten: fachübergreifendes Instrument zur Förderung der Landentwicklung kann sie dazu beitragen, 1. „klassisches“ Flurbereinigungsverfahren • das Umfeld der Land- und Forstwirtschaft nach §§ 1 und 37 FlurbG zukunftsorientiert zu gestalten, Arbeitsauf- 2. Verfahren zur schnell wirkenden Verbesse- wand, Maschinen- und Betriebskosten zu rung der Agrarstruktur: senken und damit die Existenz von landwirt- • beschleunigtes Zusammenlegungsverfah- schaftlichen Betrieben zu sichern, ren (§§ 91 bis 103 FlurbG), • den auf dem Lande lebenden Menschen • freiwilliger Landtausch (§§ 103a bis 103i durch eine gesamtheitliche Erneuerung der FlurbG). Dörfer und Feldfluren bessere und gesündere 3. Verfahren mit besonderer Zielsetzung Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen zu • vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren schaffen, (§ 86 FlurbG), • die Kulturlandschaft zu erhalten, zu gestalten • Unternehmensflurbereinigungsverfahren und weiterzuentwickeln sowie einen nachhal- (§§ 87 bis 90 FlurbG). tig leistungsfähigen Kulturhaushalt zu sichern. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die derzeit anhängigen und in Zukunft ge- Das Flurbereinigungsgesetz sieht verschiedene planten Flurneuordnungsverfahren im Großraum Verfahrensarten vor, die sich nach den im Ver- Braunschweig.

Tabelle 15: Anhängige Flurneuordnungsverfahren im Großraum Braunschweig 2012-2016,

Verfahrensname Landkreis Verfahren Teilnehmer Größe [ha] Anordnung

Barmke HE 87 193 1.316 1993 Wendeburg PE 87 312 1.420 1994 Cremlingen BS 87 73 301 2002 Gardessen WF 87 167 869 2002 Eddesse PE 86 157 787 2004 Harber PE 86 110 852 2004 Oelerse PE 86 75 555 2005 Gadenstedt PE 86 159 581 2006 Bortfeld PE 86 224 1.043 2007 Sülfeld WOB 87 69 316 2003 Woltwiesche PE 91 85 232 2006 Flughafen BS BS 87 98 558 2010 Dungelbeck PE 91 52 51 2008 Engelnstedt SZ 91 23 227 2008 Seesen GS 86 288 959 2009 Herrhausen GS 86 99 482 2009 A39-Jembke GF 86 183 1.368 2010 Soßmar PE 86 164 743 2011 Roklum WF 86 76 865 2012 Schmedenstedt Wald PE 91 58 96 2013 Summe 2.665 13.126 Großraum Quelle: Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, Stand 2014

52 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 21: Laufende und seit 1984 abgeschlossene Flurneuordnungsverfahren

Quelle: LGLN 2014

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 53

Der Schwerpunkt der Verfahrensarten liegt auf beitsbedingungen in der Land- und Forstwirt- den Unternehmensflurbereinigungsverfahren (§ schaft z. B. durch bauliche Maßnahmen zu ver- 87) und den vereinfachten Flurbereinigungsver- bessern, hin zu der Unterstützung und Ausfüh- fahren (§ 86) Das Unternehmensflurbereini- rung von Maßnahmen im Bereich der Regional- gungsverfahren kommt bei Großbaumaßnahmen entwicklung, und zwar im kleinen wie im großen zur Anwendung, die ländlichen Grundbesitz in Rahmen. Die Flurbereinigung beinhaltet alle großem Umfang in Anspruch nehmen. Voraus- notwendigen Voraussetzungen einer aktiven setzung für ein solches Verfahren ist, dass eine Flächenpolitik zur Auflösung von Landnutzungs- Enteignung zulässig ist. In diesem Fall kann die konflikten (Verkehr, Naturschutz, Siedlung). Enteignungsbehörde einen Antrag auf Einleitung eines Verfahrens stellen. Im Zuge dieses Wandels trat das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren an die Stelle des Zweck der Unternehmensflurbereinigung ist, „klassischen“ Flurbereinigungsverfahrens nach • das benötigte Land für das Unternehmen §§ 1 und 37 FlurbG. Im Großraum Braunschweig rechtzeitig und in richtiger Lage auszuweisen, sind die Hälfte der zurzeit geplanten Verfahren vereinfachte Flurbereinigungen. • den entstehenden Landverlust auf einen grö- ßeren Kreis von Eigentümern zu verteilen Ein vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren sowie kann eingeleitet werden, um beispielsweise • Maßnahmen der Landentwicklung (Agrar- • durch das Unternehmen entstehende landes- strukturverbesserung, Dorferneuerung) oder kulturelle Nachteile zu vermeiden bzw. zu Maßnahmen des Naturschutzes und der vermindern. Landschaftspflege zu ermöglichen oder aus- zuführen, Unternehmensflurbereinigungsverfahren im • Großraum Braunschweig sind vornehmlich auf- Nachteile für die allgemeine Landeskultur zu grund von Ausbaumaßnahmen im Verkehrsbe- beseitigen, die durch Herstellung, Änderung reich, z. B. der Verlängerung der Start- und Lan- oder Beseitigung von Infrastrukturanlagen debahn des Braunschweiger Flughafens, des oder durch ähnliche Maßnahmen entstehen Baus der A 39 oder der Verbreiterung der A 2 oder entstanden sind sowie Landnutzungs- eingeleitet worden. konflikte aufzulösen.

In dem Zusammenhang zeigte sich in den ver- Im Großraum Braunschweig wird das vereinfach- gangen Jahren ein Rückgang der Aufwendungen te Flurbereinigungsverfahren vorwiegend dafür für wege- und gewässerbauliche Maßnahmen. eingesetzt, entweder die Bedingungen der land- Flurbereinigungsverfahren, die vornehmlich unter wirtschaftlichen Produktion z. B. durch eine agrarstrukturellen und landeskulturellen Ge- zweckmäßige Gestaltung der Grundstücke oder sichtspunkten eingeleitet wurden („klassisches eine Neuordnung des Wege- und Gewässernet- Verfahren“), haben deutlich höhere Ausfüh- zes zu verbessern oder wasserwirtschaftliche rungskosten je ha Verfahrensgebiet. Anlagen neu auszubauen oder zu verbessern. Bei Unternehmensflurbereinigungsverfahren sind auch solche Gebiete betroffen, in denen bereits günstige Strukturen vorhanden sind. Der Bedarf an wege- und gewässerbaulichen Maßnahmen, die über die vom Träger des Unternehmens zu finanzierenden Maßnahmen hinausgehen, vari- iert hier somit stärker. Insgesamt waren die für wege- und gewässerbauliche Maßnahmen ver- wendeten Mittel tendenziell rückläufig. Dies ist auch in der oft kleinräumigen Ausweisung von Unternehmensflurbereinigungen sowie der Ein- beziehung von Ausgleichs- und Ersatzflächen in die Verfahrensgebiete begründet. Es lässt sich also ein inhaltlicher Wandel des Instruments Flurbereinigung feststellen, weg von ihrer ur- sprünglichen Aufgabe, die Produktions- und Ar-

54 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 22: Ablaufschema einer Flurbereinigung

Quelle: http://www.ml.niedersachsen.de, Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Hannover 2015

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 55

Die Ziele und Aufgabenbereiche eines verein- Bereits im Jahr 1997 wurde für den Landwirt- fachten Flurbereinigungsverfahrens sind enger schaftlichen Fachbeitrag eine Befragung zur gefasst als im „klassischen“ Verfahren. Das Ermittlung der Schlaggrößenstruktur im Groß- „klassische Verfahren“ war ein breit angelegtes raum Braunschweig durchgeführt. Eine Auswer- Verfahren, das zunächst sehr stark auf agrar- tung mit den damals gewählten Klassengrenzen strukturelle und landeskulturelle Defizite und für die Jahre 2005 und 2011 lässt die seither deren Beseitigung im Hinblick auf eine Verbesse- vollzogene Entwicklung der Schlagstrukturen rung der landwirtschaftlichen Produktions- und erkennen. Demnach ist der Flächenanteil der Arbeitsbedingungen abgehoben hat, darüber oberen Größenklasse jährlich um etwa einen hinaus aber vielfältige Strukturverbesserungen Prozentpunkt von 47 % auf nun 61 % angestie- im ländlichen Raum insgesamt vorsah. gen, während im Gegenzug insbesondere die Der Ablauf einer klassischen Flurbereinigung ist Flächenanteile der mittleren Größenklasse ab- in Abbildung 22 dargestellt. Die anderen Verfah- nahmen (vgl. Abbildung 23). rensvarianten lehnen sich im Ablauf an diese Eine nähere Betrachtung der Schlaggrößen des Verfahrensschritte an. Jahres 2011 zeigt, dass die Schlagstrukturen im Großraum Braunschweig arbeitswirtschaftlich Die im Großraum Braunschweig zur Einleitung gute Voraussetzungen bieten. Nahezu ein Drittel vorgesehenen Flurbereinigungsverfahren sind zu der Fläche entfällt auf Schläge mit einer Größe ihrer überwiegenden Anzahl auf Verkehrsprojek- von mehr als 10 ha. Über die Hälfte der gesam- te zurückzuführen. Sie sollen also mögliche ne- ten LF wird bereits in Einheiten von mehr als 5 gative Auswirkungen auf Agrarstruktur und all- ha Größe bewirtschaftet. Lediglich 12 % der Flä- gemeine Landeskultur aufgrund des Verbrauchs che entfallen noch auf Schläge unter 2 ha. Nach und der Durchschneidung landwirtschaftlich ge- Landkreisen aufgeschlüsselt lassen sich auf den nutzter Flächen minimieren. Flurbereinigung Bördestandorten der Landkreise Helmstedt, Wol- dient damit häufig außerlandwirtschaftlichen fenbüttel und Salzgitter besonders günstige Interessen, ist aber gleichzeitig der Garant dafür, Schlagstrukturen finden. Das gilt auch für die dass die Belange der Landwirtschaft berücksich- durchschnittliche Schlaggröße, die auf Ebene tigt werden. Sie reduziert Nachteile im landwirt- des Großraumes Braunschweig bei etwa 3,6 ha schaftlichen Bereich und stabilisiert diesen im liegt. Interesse des Gemeinwohls.

Abbildung 23: Entwicklung der Flächenanteile nach Schlaggrößenklassen im Großraum Braun- schweig von 1997 bis 2011

70% 60%

50% 40% 1997 30% 2005 Flächenanteil 20% 2011 10% 0% < 2 ha 2 - 5 ha > 5 ha Schlaggrößenklassen

Quelle: LWK Niedersachsen.

56 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 16: Größenstruktur der Schläge nach Anteilen an der LF

Anteil der LF (in %) auf Schlägen im Jahr 2011 durchschn. Landkreis / Stadt Schlaggröße < 2 ha 2 bis 5 ha > 5 ha > 10 ha in ha Braunschweig 17 27 56 27 2,8 Salzgitter 8 23 69 37 4,3 Wolfsburg 15 31 54 26 3,2 Gifhorn 13 32 56 23 3,3 Goslar 12 27 61 30 3,5 Helmstedt 11 26 62 34 3,6 Peine 14 32 54 21 3,3 Wolfenbüttel 7 22 71 39 4,5

Großraum 11 28 61 29 3,6 Braunschweig

Quelle: LWK Niedersachsen

Der Trend zu immer größeren Bewirtschaftungs- einheiten wird sich zukünftig weiter fortsetzen. Deutlich häufiger wurde die Durchführung eines Die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Verfahrens des freiwilligen Landtausches für kürzere Wege und zusammenhängende Schlä- dringend notwendig oder wünschenswert gehal- ge, erhöht die Bereitschaft am Flächentausch ten. In diesem Verfahren gilt in allen Abschnitten oder an Flurbereinigungen teilzunehmen. Auch das Prinzip der Freiwilligkeit. Wege- und gewäs- die Aufgabe vieler landwirtschaftlicher Betriebe serbauliche Maßnahmen sind bei der Zusam- führt zu einer Flächenkonzentration. So wirt- menlegung von Flächen i.d.R. nicht erforderlich. schaften immer weniger Betriebe auf immer grö- Die Durchführung eines freiwilligen Landtau- ßer werdenden Schlägen. sches ist nur möglich, wenn das Verfahren von allen beteiligten Tauschpartnern gemeinsam Angesichts dessen, dass der Anstoß zur Einlei- beantragt wird und hiernach alle betroffenen tung von Flurbereinigungsverfahren immer häufi- Rechtsinhaber mit den getroffenen Regelungen ger aus Planungen Dritter resultiert, wurde ge- einverstanden sind. markungsweise bei landwirtschaftlichen Multipli- katoren der Bedarf an bodenordnenden Maß- Seit 1997 wurden 148 Freiwillige Landtauschver- nahmen abgefragt. Flurbereinigungsverfahren fahren im Großraum Braunschweig beantragt. aufgrund von bestehenden agrarstrukturellen Die meisten Tauschflächen lagen in den Land- und landeskulturellen Defiziten wurden aus Sicht kreisen Gifhorn und Wolfenbüttel. Eine Übersicht der Befragten kaum für erforderlich gehalten. über aktuelle Landtauschverfahren im Großraum Lediglich in 20 Gemarkungen wurde ein dringen- Braunschweig findet sich in den Anhangtabellen. der Bedarf an Flurbereinigungsmaßnahmen ge- sehen. Grundsätzlich bestätigen sich damit die Aufgrund der verhältnismäßig geringen Größe Ergebnisse einer im Jahr 1997 durchgeführten der „Tauschflächen“ und der meist wenigen Befragung, in der sich über die Unternehmens- Tauschpartner, ist der Freiwillige Landtausch flurbereinigungen hinaus ebenfalls ein eher zu- schnell und mit relativ geringem Verwaltungs- rückhaltendes Interesse an der Flurbereinigung aufwand umzusetzen. Zur Unterstützung der gezeigt hatte. Neben den bereits dargelegten Tauschwilligen steht u.a. die Landwirtschafts- günstigen Schlagstrukturen wird dieses Befra- kammer Niedersachsen als Helfer zur Verfü- gungsergebnis auch darauf zurück zu führen gung. Die anfallende Vergütung kann gemäß der sein, dass Anpassungen zunehmend unabhän- Richtlinie über die Gewährung von Zuwendun- gig von den Eigentumsverhältnissen, d.h. über gen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZI- einfache Bewirtschaftungsvereinbarungen, erfol- LE) zu 75% gefördert werden. Auch die erforder- gen.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 57

lichen Aufwendungen für Vermessungen und Instandsetzungen sind zu 75 % förderfähig.

3.2.6 Dorferneuerung

Die Förderung der Dorferneuerung ist die struk- örtlich hohen Bestand an sanierungsbedürftiger turpolitische Folge einer in den vergangenen Bausubstanz geführt. Jahrzehnten zu beobachtenden grundlegenden Als Teil der Strukturpolitik des Landes für die Veränderung der gegenseitigen Wechselbezie- ländlichen Räume und die ländlich geprägten hung zwischen Landwirtschaft und ländlichem Bereiche von Ordnungsräumen soll die Dorfer- Raum. Obgleich die Landwirtschaft in vielen Or- neuerung maßnahmenorientiert an einem Aus- ten noch immer einen wichtigen Bestandteil der gleich dieser Entwicklungsdefizite mitwirken. Sie dörflichen Strukturen darstellt, hat sie im Rah- soll dazu beitragen, die unverwechselbare Ei- men des fortschreitenden Agrarstrukturwandels genart ländlicher Siedlungsstrukturen zu bewah- doch von ihrer prägenden Rolle eingebüßt. ren und die Dörfer in ihrer Funktion als Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturraum an zukünftige Gleichzeitig haben vor allem im Einzugsbereich Erfordernisse anzupassen. Aus Sicht landwirt- von Mittel- und Oberzentren die Dörfer einen schaftlicher Betriebe ist insbesondere ihre Ziel- Funktionswandel hin zu reinen Wohn- und setzung hervorzuheben, Schlafstätten vollzogen. Die häufig mit der For- mulierung „wachsen oder weichen“ umschriebe- • ländliche Siedlungen als Standort land- und ne Aufgabe bzw. Aufstockung landwirtschaftli- forstwirtschaftlicher Betriebe zu erhalten und cher Betriebe und die auch im Großraum Braun- zu verbessern, schweig zunehmenden städtischen Einflüsse auf • Wirtschaftserschwernisse land- und forstwirt- das dörfliche Leben haben eine Vielzahl struktu- schaftlicher Betriebe zu beseitigen und deren reller Probleme zur Folge. Hervorzuheben sind Arbeitsaufwand zu verringern, als solche insbesondere der Verlust von Arbeits- • die Umweltwirkungen land- und forstwirt- plätzen, Nutzungskonflikte zwischen Landwirt- schaftlicher Betriebe mit den Erfordernissen schaft und Wohnen sowie infrastrukturelle Män- zeitgemäßen Wohnens und Arbeitens in Ein- gel. Das Ausscheiden vieler landwirtschaftlicher klang zu bringen und Betriebe, der Rückgang der Viehhaltung sowie • die Lebensverhältnisse bäuerlicher Familien die teilweise schlechte Einkommenslage der zu verbessern. verbleibenden Betriebe haben überdies zu einem

Abbildung 24: Dorferneuerungsverfahren gemäß Dorferneuerungsprogramm

WF (14) 328 übriges GF (13) Niedersachsens PE (8) HE (5)

46 im GS (3) Großraum BS SZ (3)

Quelle: LGLN, AfL, Braunschweig, Stand 2012

58 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 17: Einschätzung des Dorferneuerungsbedarfs in befragten Gemarkungen

ausgewerte- Dorferneuerung Landkreis/ te wünschens- nicht erforder- keine Anga- Stadt Gemarkun- notwendig be gen wert lich Braunschweig 23 4 1 14 4 Salzgitter 17 4 3 9 1

Wolfsburg 17 2 0 11 4

20 Gifhorn 131 41 19 51 Goslar 42 16 7 15 4 Helmstedt 52 22 4 19 7 Peine 70 23 7 23 17

Wolfenbüttel 107 26 12 35 34

Summe 459 138 53 177 91 Großraum Quelle: Erhebung der LWK Niedersachsen, 2011

Insgesamt laufen zurzeit in Niedersachsen 374 Dorfentwicklungsverfahren im Zuge des Dorfer- • zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, neuerungsprogramms (Stand 2011). In den • zum Hochwasserschutz und Sanierung von Stadtgebieten Braunschweig und Wolfsburg fin- Dorfgewässern, den derzeit keine Erneuerungsmaßnahmen statt, • kleinere Bau- und Erschließungsmaßnahmen während sich Wolfenbüttel und Gifhorn bei den zur Erhaltung des ländlichen Charakters, aktuellen Dorferneuerungsverfahren zahlenmä- • zur Erhaltung und Gestaltung von land- und ßig hervorheben (vgl. Tabelle 17). forstwirtschaftlich genutzter Bausubstanz mit ortsbildprägendem Charakter, Hinsichtlich ihres Beitrages zu strukturellen Ver- • zur Anpassung von land- und forstwirtschaft- besserungen in der Landwirtschaft wurde die licher Bausubstanz einschließlich Hofräume Dorferneuerung von befragten Landwirten insge- und Nebengebäude an zeitgemäßes Woh- samt jedoch eher zurückhaltend bewertet. nen und Arbeiten und Ein dringender Bedarf an Dorferneuerungsmaß- • zum Erwerb von bebauten Grundstücken in nahmen wurde für ca. 12 % der abgefragten Verbindung mit zuvor aufgeführten Vorha- Ortschaften des Verbandsgebietes genannt. Als ben. wünschenswert wurde die Einleitung der Dorfer- neuerung in 30 % der erhobenen Ortschaften Die Höhe der Förderung beträgt bis zu 40 % der bezeichnet. zuwendungsfähigen Ausgaben (bei öffentlich-

rechtlichen Zuwendungsempfängern) und bei Die Förderung der Dorferneuerung erfolgt in sonstigen Antragstellern bis zu 25 %. Bei priva- Niedersachsen auf der Grundlage der Richtlinie ten Zuwendungsempfängern können bis zu über die Gewährung von Zuwendungen zur inte- 25.000 € gewährt werden. Die Fördersätze kön- grierten ländlichen Entwicklung (ZILE). Demnach nen erhöht werden, wenn mit dem Vorhaben erhalten öffentliche und private Antragsteller in Ziele eines integrierten ländlichen Entwicklungs- den Dörfern, die in das Dorferneuerungspro- konzeptes oder ein Regionalkonzept nach LEA- gramm des Landes Niedersachsen aufgenom- DER umgesetzt wird. Das ZILE-Gesamtbudget men worden sind, Fördermittel. Gefördert werden für die Dorferneuerung in Niedersachsen (För- die Dorferneuerungsplanungen mit 50 % der derperiode 2007-2013) belief sich auf 87 Mio. € zuwendungsfähigen Ausgaben und die gestalte- aus EU-Mitteln und 52 Mio. € aus Mitteln der rische, städtebauliche und landschaftspflegeri- Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küs- sche Betreuung. Fördermittel erhalten außerdem tenschutz. innerörtliche Maßnahmen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 59

Darüber hinaus können in Flurbereinigungsge- beitswirtschaftlich sinnvolle und kostengünstige bieten weiterhin Maßnahmen der Dorferneue- Lösungen einengen. Als besonders problema- rung aus Flurbereinigungsmitteln gefördert wer- tisch erweist es sich, wenn Gestaltungsvorschrif- den. Dieser Ansatz wurde mit der Novellierung ten aus der Dorferneuerung in eine gemeindliche des Flurbereinigungsgesetzes im Jahre 1994 Baugestaltungssatzung übernommen werden. weiter gestärkt. Die Neufassung des § 86 Abs. 1 Maßnahmen zur unmittelbaren Verbesserung der Nr. 1 FlurbG ermöglicht die Einleitung eines ver- einzelbetrieblichen Produktionsbedingungen und einfachten Flurbereinigungsverfahrens, allein um der Wettbewerbsfähigkeit wurden dagegen bis- Maßnahmen der Dorf-erneuerung zu ermögli- her nur in Ausnahmefällen beantragt. Hier be- chen oder auszuführen. stand auf Seiten vieler Landwirte offensichtlich ein Informationsdefizit hinsichtlich der betriebli- Voraussetzung einer Förderung ist u.a. die Auf- chen Fördermöglichkeiten. stellung einer Dorferneuerungsplanung, die Aus- sagen über Ziele und Maßnahmen der Dorfer- Der insgesamt nur geringe Anteil an Zuwendun- neuerung sowie über die Abstimmung mit ande- gen für Investitionen zur Verbesserung der Pro- ren für die Entwicklung des Dorfes bedeutsamen duktions- und Arbeitsbedingungen überrascht Planungen enthält. Die Dorferneuerungsplanung, insbesondere deshalb, weil die Dorferneuerung die von der Gemeinde als kommunale Selbst- gegenüber der ebenfalls im Rahmen der Ge- verwaltungsaufgabe durchzuführen ist, muss meinschaftsaufgabe angebotenen Agrarinvestiti- nach den Vorgaben der Förderrichtlinien den onsförderung durchaus attraktive Förderbedin- Erfordernissen der Landwirtschaft Rechnung gungen geboten hat. Dies gilt sowohl für die För- tragen. dervoraussetzungen als auch für die Höhe der Hierzu zählt nicht nur die genaue Erfassung der Zuwendungen. gegebenen Betriebs- und Sozialstrukturen son- dern auch die Planung von Maßnahmen zur Si- Signifikante Auswirkungen auf den agrarstruktu- cherung und Verbesserung der Entwicklungsfä- rellen Wandel sind durch die Dorferneuerung higkeit landwirtschaftlicher Betriebe im Ortsbe- jedoch nicht zu erwarten. Die Dorferneuerung reich. kann über die ihr gesetzten Aufgaben hinaus Häufig werden die mit der Planung beauftragten keine ausreichenden Impulse zur Existenzsiche- Architektenbüros gerade dieser Anforderung rung ausscheidender Betriebe geben und ist jedoch nur eingeschränkt gerecht. Der Schwer- nicht in der Lage, übergeordnete marktpolitische, punkt vieler Dorferneuerungspläne liegt in den agrarstrukturelle oder persönlich-familiäre Ein- Bereichen Ortsbildverschönerung und Verkehrs- flüsse auf die Betriebsentwicklung zu kompensie- beruhigung. Nennenswerte Ansätze zur Verbes- ren. serung der Standortbedingungen für landwirt- schaftliche Betriebe finden sich dagegen nur selten.

Eine vollständige Abgrenzung der an wirtschaf- tende Betriebe und der an sonstige Privatperso- nen geflossenen Fördermittel ist auch durch eine Aufschlüsselung der Zuwendungen aus der Ge- meinschaftsaufgabe nach Maßnahmengruppen gemäß Dorferneuerungsrichtlinie nicht möglich. Lediglich die Förderung land- und forstwirtschaft- licher Bausubstanz sowie die Förderung land- und forstwirtschaftlicher Gemeinschaftsanlagen können eindeutig dem land- und forstwirtschaftli- chen Bereich zugeordnet werden.

Der überwiegende Teil der Fördermittel wird zur Erneuerung oder Sanierung von Dächern, Fas- saden, Fenstern und Türen an Wohn- und Wirt- schaftsgebäuden aufgewendet. Gestaltungsvor- schriften können dabei den Spielraum für ar-

60 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

3.2.7 Integrierte ländliche Entwicklungsplanung

Mit dem Jahr 2005 wurde das Instrument der Finanziell wird die Erarbeitung integrierter ländli- Integrierten Ländlichen Entwicklungsplanung in cher Entwicklungskonzepte mit bis zu 75 % der den Förderrichtlinien des Landes Niedersachsen zuwendungsfähigen Ausgaben und maximal eingebunden. Es löste die agrarstrukturelle Ent- 50.000 € gefördert. Bei der nachfolgenden Um- wicklungsplanung ab, die bis dahin insbesondere setzung der Konzepte (z.B. Wegebau, Umnut- als landwirtschaftliche Fachplanung für ausge- zungen, ländlicher Tourismus) können gemäß wählte Teilräume die Maßnahmen und Investitio- ZILE-Richtlinie förderfähige Maßnahmen einen nen zur Entwicklung im ländlichen Raum vorbe- um bis zu zehn Prozentpunkte erhöhten Förder- reitet hatte. Mit der agrarstrukturellen Entwick- satz erhalten. lungsplanung war bereits der Weg in eine stärker raumbezogene Betrachtung eingeschlagen wor- Um die Initiierung, Organisation und Umset- den, die über den landwirtschaftlichen Sektor zungsbegleitung der ländlichen Entwicklungspro- hinaus Handlungskonzepte und Entwicklungs- zesse zu fördern, kann im Anschluss an die Pla- strategien aufzeigen sollte. Sie bildete damit nungsphase ein ebenfalls förderfähiges Regio- sowohl für die Berücksichtigung der Belange der nalmanagement erfolgen. Zu dessen Aufgaben Land- und Forstwirtschaft als auch für die Koor- gehören die dination von Vorhaben zur Erhaltung der Funkti- onsfähigkeit ländlicher Räume und ihrer Dörfer • Information, Beratung und Aktivierung der 32 eine Planungsgrundlage. Bevölkerung, • Identifizierung und Erschließung regionaler Durch die integrierte ländliche Entwicklungspla- Entwicklungspotenziale, nung wurde dieser Aspekt weiter verstärkt und • Identifizierung und Beförderung zielgerichte- insbesondere ein Schwerpunkt auf die überge- ter Projekte. meindliche Zusammenarbeit sowie die Einbezie- hung aller Akteure vor Ort gelegt. Hiermit soll Nach den Richtlinien erfolgt die Förderung des eine verbesserte Abstimmung erreicht werden, Regionalmanagements für einen Zeitraum von die über Synergieeffekte in der Zusammenarbeit höchstens fünf Jahren in Regionen mit mindes- letztlich zu einem effizienterem Instrumenten- tens 50 000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit und Mitteleinsatz führt. bis zu 70 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens jedoch 75.000 EUR jährlich. In dünn Die Förderung erfolgt auf Grundlage der ZILE- besiedelten Räumen kann ein Regionalma- 33 Richtlinie. Sie bezieht sich auf die Erarbeitung nagement auch in Regionen mit mindestens integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern geför- (ILEK) als Vorplanung zur Einbindung einer dert werden. nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft. Sie dient der Stärkung der regionalen Wirtschaft, die auf Im Großraum Braunschweig sind in den vergan- der Basis einer Analyse der regionalen Stärken genen Jahren sieben integrierte Entwicklungs- und Schwächen konzepte und eine agrarstrukturelle Entwick- lungsplanung (AEP) erstellt worden. Damit ist • die Entwicklungsziele der Region definieren, das gesamte Gebiet flächendeckend überplant • Handlungsfelder festlegen, worden. Die Abbildung 25 zeigt, dass hierbei • die Strategie zur Realisierung der Entwick- ganz im Sinne der Zielsetzungen nicht nur über- lungsziele darstellen und gemeindlich, sondern auch über die Landkreis- • prioritäre Entwicklungsprojekte beschreiben. grenzen hinweg zusammen gearbeitet worden ist.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 61

Abbildung 25: Räumliche Abgrenzung der Integrierten Entwicklungsplanungen

62 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Eine Besonderheit stellen im nördlichen Kreisge- ZILE-Programms einfügen. Hierzu zählen insbe- biet des Landkreises Gifhorn die Samtgemein- sondere der Wegebau und die Flurbereinigung. den Wesendorf, Hankensbüttel und Brome sowie Darüber hinaus sind aber auch Herausforderun- die Stadt Wittingen dar, die gemeinsam bereits gen des Klimawandels, die Sicherung der Feld- seit dem Jahr 2000 die LEADER+- beregnung, Einsatzmöglichkeiten nachwachsen- Nachhaltigkeitsregion Isenhagener Land bilden. der Rohstoffe und regenerative Energien thema- In allen Planungsprozessen ist über Arbeitskrei- tisiert worden. Ein Blick auf die Projektideen zeigt se eine Vielzahl von möglichen Projekten und aber auch, dass die Landwirtschaft in den Ent- Maßnahmen aus verschiedenen Themenberei- wicklungsplanungen häufig keine herausragende chen gesammelt worden. Neben den Handlungs- Gewichtung besitzt, sondern im Sinne des ge- feldern z.B. Wirtschaft, Tourismus, Umwelt und samtheitlichen Ansatzes für den ländlichen Demographie wurden unter Beteiligung örtlicher Raum ein Handlungsfeld unter vielen darstellt. Landwirte auch Fragestellungen aus dem Be- Aufbauend auf den Entwicklungsplanungen ist reich Landwirtschaft diskutiert und in konkrete mit Ausnahme der ILEK im Landkreis Helmstedt Maßnahmevorschläge gefasst. jeweils ein Regionalmanagement installiert wor- Einen Schwerpunkt bildeten dabei Projekte, die den. sich in den Rahmen der Fördertatbestände des

3.3 Wirtschaftliche Standortfaktoren

3.3.1 Äußere Rahmenbedingungen der Landwirtschaft

Die Rahmenbedingungen der Landwirtschaft wurden erstmals direkte Ausgleichszahlungen an zeichnen sich durch eine starke agrarpolitische die landwirtschaftlichen Betriebe eingeführt. Im Harmonisierung auf europäischer Ebene aus. Es pflanzlichen Bereich wurde für die Anbaufläche ist daher auch für die landwirtschaftlichen Betrie- bestimmter Kulturarten eine Hektarprämie ge- be im Großraum Braunschweig von ganz ent- zahlt, die sich am regionalen Ertragsniveau ori- scheidender Bedeutung, welche agrarpolitischen entierte. Im Gegenzug wurden die Landwirte Entscheidungen in Brüssel getroffen werden und verpflichtet, einen Teil ihrer Fläche vorüberge- welche handelspolitischen Vereinbarungen von hend aus der Produktion zu nehmen. Diese Flä- der Europäischen Union mit Drittstaaten getrof- chenstilllegung variierte je nach Marktlage zwi- fen werden. Im Zuge eines Übereinkommens schen fünf und fünfzehn Prozent der ausgleichs- über die Landwirtschaft haben die Mitgliedsstaa- berechtigten Fläche eines Betriebes. Der Anbau ten der Welthandelsorganisation WTO sich im nachwachsender Rohstoffe wurde auf Stillle- Hinblick auf die internen Stützungsmaßnahmen, gungsflächen zugelassen. Im Bereich der tieri- die Marktzugänge und die Ausfuhrsubventionen schen Erzeugung kam es neben der bereits seit zu einer Liberalisierung der Weltagrarmärkte dem Jahr 1984 geltenden Milchmengenkontin- verpflichtet. Konkretisiert wird dies über die ge- gentierung u.a. zur Einführung von Prämien für meinsame Agrarpolitik der EU sowie auf nationa- Mutterkühe, Bullen und Mutterschafe. ler Ebene über die Förderprogramme von Bund Das Jahr 2005 brachte erneut weitreichende und Ländern, die sich bis auf den landwirtschaft- agrarpolitische Veränderungen, die bis heute lichen Einzelbetrieb auswirken. Bestand haben. Mit der Abkehr von den produkt- In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war bezogenen Prämien hin zu einer Betriebsprämie die Agrarpolitik vor allem auf die Sicherstellung wurde den Kräften des Marktes mehr Einfluss der Nahrungsmittelversorgung ausgerichtet. gewährt. Diese sogenannte Entkoppelung be- Durch garantierte Erzeugerpreise und einen ho- deutet, dass die Prämienzahlung unabhängig hen Außenschutz wurden Anreize zu einer ver- von der angebauten Kultur erfolgt und der Land- stärkten Produktion geschaffen, die zu handels- wirt damit in seiner Anbauentscheidung frei ist. politischen Auseinandersetzungen und in einigen Die Prämien aus dem Bereich der Tierhaltung Produktbereichen zu einer hohen Überproduktion wurden schrittweise auf die Fläche umgelegt und führten. führten zu betriebsindividuell unterschiedlich Mit der Agrarreform des Jahres 1992 wurde da- hohen Zahlungsansprüchen. her ein erster erheblicher agrarpolitischer Wan- Die Prämiengewährung ist an die Einhaltung von del vollzogen. Mit dem Abbau der Preisstützung Umweltstandards geknüpft. Diese unter dem

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 63

Begriff Cross Compliance geltende Verpflichtung eines Jahres von 290 € auf 115 € je Tonne fiel beinhaltet als Grundanforderung der Betriebsfüh- und seit Mitte 2010 mit immer noch erheblichen rung die Beachtung von 19 Richtlinien u.a. aus Ausschlägen langsam wieder ein höheres Ni- den Bereichen des Tierschutzes, des Wasser- veau erreicht hat. Die Konsequenz aus dieser rechts, des Naturschutzes sowie des Lebensmit- Volatilität ist, dass einerseits die Anforderungen tel- und Futtermittelrechts. Darüber hinaus müs- an die Vermarktung steigen, andererseits Ein- sen die Flächen in einem guten ökologischen nahmen nicht sicher eingeplant werden können und landwirtschaftlichen Zustand gehalten wer- und Rücklagen für die Überbrückung von Preis- den. Diesbezüglich sind Vorgaben zum Erosi- einbrüchen erforderlich sind. onsschutz, zum Humusgehalt der Böden und zum Erhalt natürlicher Landschaftselemente zu Grundsätzlich wird weltweit von einer langfristig beachten. steigenden Nachfrage nach Agrarerzeugnissen Neben Entkoppelung und Cross Compliance ausgegangen. Damit ist auch für die Entwicklung bildet die Umschichtung von Finanzmitteln aus der Erzeugerpreise von einem nachhaltigen An- dem Betriebsprämienbereich in die Förderung stieg auszugehen. Beeinflusst wird diese maß- der ländlichen Räume (Modulation) das dritte geblich von einer weiter zunehmenden Weltbe- wesentliche Element der letzten Agrarreform. Die völkerung und Wohlstandseffekten in den Modulationsmittel unterliegen einer Progression, Schwellenländern. Letztere führen zu veränder- d.h. die Betriebsprämienkürzung ist schrittweise ten Ernährungsgewohnheiten, damit häufig zu von fünf auf mittlerweile zehn Prozent angeho- einem höheren Verzehr von Fleisch und Milch- ben worden. produkten sowie einem steigenden Futtermittel- Mit dem Wegfall marktregulierender Eingriffe bedarf. Die FAO geht davon aus, dass der Be- unterliegen die landwirtschaftlichen Erzeuger- darf an Nahrungs- und Futtermitteln im Zeitraum preise nun erheblich stärkeren Schwankungen, der Jahre 2000 bis 2050 um 70 % zunehmen als dies in den vorhergehenden Jahren der Fall wird.34 war. Sichtbar wird dies beispielsweise am Wei- zenpreis, der im Zeitraum 2008/2009 innerhalb

Abbildung 26: Entwicklung des Weizenpreises an der Börse in €/t in den Jahren 2008 bis 2014

Quelle: http://www.finanzen.net/rohstoffe/weizenpreis/Chart

64 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Während ab dem Jahr 2012 die bisher noch an produzierten Milchmenge beruhten. Um betriebli- die Produktion gekoppelten Beihilfen für Eiweiß- che Erweiterungen zu erleichtern und regionalen pflanzen und Stärkekartoffeln entkoppelt und in Standortvorteilen Rechnung zu tragen, wurde in die Betriebsprämienregelung einbezogen wer- den Folgejahren der Handel der Lieferrechte den, ist die Zuckermarktordnung nach wie vor in ermöglicht. Diese Regelung hat die Dynamik im allerdings deutlich veränderter Fassung gültig. Milchsektor und die Spezialisierung der Räume Mit der Zuckermarktreform des Jahres 2006 er- hinsichtlich des Schwerpunktes Ackerbau und folgte eine Kürzung der Produktionsquoten um Viehhaltung noch verstärkt. Im Laufe der Zeit 30% und des Zuckerrübenmindestpreises um wurden die Interventions- und Schutzmechanis- knapp 39,5%. Seither ist der Selbstversorgungs- men schritt-weise abgebaut. Inzwischen ist von grad der EU im Zuckerbereich von 115% auf der EU das Ende der Garantiemengenregelung 85% gesunken. Die Zuckerrübe hat im Großraum für das Jahr 2015 beschlossen. In einem Käu- Braunschweig zwar von ihrer wirtschaftlichen fermarkt mit latenter Überversorgung stehen die Vorzüglichkeit eingebüßt, ist aber immer noch Milchpreise regelmäßig unter Druck und führen eine wettbewerbsstarke Kultur. Neue Absatz- zu einem beschleunigten Strukturwandel in die- märkte haben sich in der energetischen Verwer- sem Marktbereich. Insbesondere im Jahr 2009 tung ergeben, das heißt dem Anbau von Rüben kam es zu einem Preisverfall, der zwischenzeit- zur Ethanolgewinnung oder als Biomasse für die lich nicht zuletzt aufgrund steigender Nachfrage Erzeugung von Biogas. am Weltmarkt aufgefangen worden ist. Insge- samt ist auch hier eine erhebliche Zunahme der Neben der Liberalisierung der Agrarmärkte wir- Preisschwankungen zu verzeichnen. ken sich insbesondere die Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien auf die land- Mit der o.g. Abschaffung der Bullen-, Mutterkuh- wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus. Vor und Mutterschafprämie ist der Markt für Rind- dem Hintergrund des Klimawandels, steigender fleisch und Schaffleisch weitestgehend liberali- Preise für fossile Energieträger sowie der Atom- siert. Die Märkte für Schweine und Geflügel in- katastrophe von Fukushima wird der Energieer- nerhalb der EU waren auch schon in der Ver- zeugung aus regenerativen Quellen, und damit gangenheit wenig reglementiert. Im Schweinebe- auch aus Biomasse, eine stärkere Bedeutung reich besteht zwar ein Außenschutz, innerhalb beigemessen. Den Rahmen setzt hier vor allem der EU wird aber nicht in die Märkte eingegriffen. das Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Ener- Die Rentabilität der Veredlungswirtschaft wird gien (Erneuerbare Energien Gesetz, EEG). Es jedoch indirekt von den Kostenentwicklungen legt fest, unter welchen Voraussetzungen bzw. in des Getreides und seiner Substitute (Ersatzfut- welcher Höhe regenerative Energieträger geför- termittel) beeinflusst. Es bestehen angebots- und dert werden. Dieser gesetzliche Rahmen unter- nachfragebedingte Mengen- und Preisschwan- liegt einer intensiven politischen Diskussion und kungen, die als Schweinezyklus bekannt sind. ständigen Veränderungen, was jeweils unmittel- Als problematisch erweisen sich in vielen Pro- bare Auswirkungen auf die Rentabilität des duktbereichen die Konzentrationsprozesse im Energiepflanzenanbaus nach sich zieht. Lebensmittelhandel, da die Erzeugerpreise sich bei steigender Marktmacht weniger großer Nach- Der Speisekartoffelmarkt wird nicht durch eine frageunternehmen unter Druck befinden. Marktordnung geregelt. Folge hiervon sind be- reits seit jeher deutliche jährliche Preisschwan- Flankierend zur Agrarreform des Jahres 1992 kungen v. a. im Speisekartoffelanbau. Durch wurden Maßnahmen zur umweltgerechten Pro- Vertragsanbau oder die Bildung von Erzeuger- duktion und Aufforstung angeboten, die auch zur 70 gemeinschaften können die landwirtschaftlichen Marktentlastung beitragen sollten. Betriebe das Marktrisiko vermindern. In der Pro- Diese zunächst als Basisprogramm bezeichne- duktion von Stärkekartoffeln erfolgt die Umstel- ten Maßnahmen sind heute zum Niedersächsi- lung auf einen freien Markt dagegen erst jetzt mit schen Agrarumweltprogramm weiter entwickelt der Beendigung des Mindestpreis- und Quoten- worden. Es beinhaltet die Förderung besonders systems im Jahr 2012. umweltverträglicher Produktionsverfahren im Seit den 1980er Jahren wird der Milchmarkt in Ackerbau und in der Grünlandbewirtschaftung. der EU von der Milchgarantiemengenverordnung Während der fünfjährigen Verpflichtungsperiode bestimmt. Den Betrieben wurden Lieferrechte wird jährlich ein flächenabhängiger Förderbetrag zugeteilt, die auf der Basis der in den Vorjahren

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 65

gezahlt, der sich an der Höhe der Auflagen orien- der anderen Seite Investitionen in die landwirt- tiert. schaftliche/ländliche Infrastruktur.

Die EU, der Bund und das Land Niedersachsen Zur Teilnahme an der Agrarförderung ist von stellen weiterhin Fördermittel für die strukturelle allen landwirtschaftlichen Betrieben jährlich ein Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe Sammelantrag mit Aufstellung der Betriebsflä- bereit. Diese Förderprogramme wer- den zumeist chen und jeweiligen Anbaukultur einzureichen. im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbes- Mit Einführung des EDV-Programms ANDI (Ag- serung der Agrarstruktur und des Küstenschut- rarförderung Niedersachsen Digital) ist es seit zes“ abgewickelt. Sie betreffen auf der einen einigen Jahren möglich, die Antragsdaten am PC Seite die einzelbetriebliche Förderung und auf zu bearbeiten und in digitaler Form per Internet zu übermitteln.

3.3.2 Programme und Fördermaßnahmen an der Schnittstelle Landwirtschaft - Naturschutz

Mit der Agrarreform des Jahres 1992 wurde ne- Im NAU/BAU-Programm 2012 wurden folgende ben der Marktentlastung und der Sicherung an- Maßnahmen angeboten 36: gemessener Einkommen in der Landwirtschaft auch verstärkt das Ziel einer Umweltentlastung A. Förderung extensiver Produktionsverfah- verfolgt 35. Den Landwirten wurden hierzu im ren auf Acker- oder Grünland Rahmen der sogenannten flankierenden Maß- • A2 (nur Folgeanträge): Anwendung von nahmen vertragliche Vereinbarungen zur Umset- Mulch- oder Direktsaat- oder Mulchpflanzver- zung besonders umweltschonender und den fahren (Gebietskulisse Wassererosion) natürlichen Lebensraum schützender Produkti- • A3 (nur Folgeanträge): Ausbringen von onsverfahren angeboten. Die darin vorgesehe- flüssigem Wirtschaftsdünger auf Acker- und nen Auflagen gehen über den Stand der guten Grünland mit besonders umweltfreundlichen fachlichen Praxis und der gesetzlichen Vorgaben Ausbringungsverfahren hinaus. Auflagenbedingte Einkommensverluste • A5: Anlage von einjährigen Blühstreifen (oh- werden daher durch die Zahlung einer Prämie ne Gebietskulisse) kompensiert. Die Richtlinien und Fördertatbe- • A6: Anlage von mehrjährigen Blühstreifen stände werden im Detail von den Bundesländern (entlang von Schlaggrenzen) in eigener Zuständigkeit geregelt. Aktuell sind • A7: Anbau von Zwischenfrüchten oder Un- diese Fördermaßnahmen unter dem Namen tersaaten (ohne Gebietskulisse) Niedersächsisches und Bremer Agrarumweltpro- gramm zusammengefasst. Federführend ist das B. Förderung extensiver Grünlandnutzung Niedersächsische Ministerium für Ernährung, • B0: Klima schonende Grünlandbewirtschaf- Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landes- tung der gesamten Dauergrünlandflächen ei- entwicklung. Die Finanzierung erfolgt auf der nes Betriebes (nur für Milchviehbetriebe) Grundlage der Verordnung (EG) Nr.1698/2005 • B1: extensive Grünlandnutzung durch Ver- des Rates vom 20. 9. 2005 über die Förderung ringerung der Betriebsmittelanwendung (auf der Entwicklung des ländlichen Raums durch Einzelflächen) den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die • B2: extensive Grünlandnutzung durch Erhal- Entwicklung des ländlichen Raums (ELER, tung wertvoller Grünlandvegetation (auf Ein- Schwerpunkt 2: Verbesserung der Umwelt und zelflächen) der Landschaft). Landwirte verpflichten sich bei • B3: extensive Grünlandnutzung durch Ein- Teilnahme an dem Programm für einen mindes- haltung einer Ruhephase im Frühjahr und tens fünfjährigen Zeitraum zur Einhaltung der zur Anlage eines Schonstreifens (auf Einzel- jeweiligen Förderbedingungen. flächen)

66 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

C. Förderung ökologischer Anbauverfahren Der inhaltliche Schwerpunkt der Maßnahmen lag mit einem Flächenanteil von ca. 18.750 ha bzw. W. Maßnahmen des Grundwasserschutzes 40% der Maßnahmenfläche im Bereich der (Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie): Mulchsaat (Maßnahme A2) zur Erosionsvermei- • W2: Anbau von winterharten Zwischenfrüch- dung. Es folgt mit einem Anteil von 22% der ten oder Untersaaten auf Ackerflächen Maßnahmenfläche der Anbau von Zwischen- • W3: Verzicht auf Bodenbearbeitung nach früchten und Untersaaten (Maßnahme A7). Ins- Mais bei nachfolgendem Anbau einer Som- gesamt sind 1.575 Anträge gestellt worden, wo- merung bei Betriebe mit verschiedenen Flächen durch- • W4: Verzicht auf Bodenbearbeitung nach aus auch an mehreren NAU-Maßnahmen teil- Raps nehmen. • W5: Anbau von Winterrübsen vor Winterge- Impulse zur Ausgestaltung des Maßnahmenkata- treide loges des Agrarumweltprogrammes sind in den vergangenen Jahren auch aus dem Gebiet des Im Jahr 2012 wurden im Großraum Braun- Großraumes Braunschweig gekommen. Der schweig auf einer Fläche von 47.926 ha Förder- Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel und das maßnahmen des NAU bewilligt. Das entspricht Forschungs- und Studienzentrum Umwelt und etwa 18% der gesamten LF. Nach Landkreisen Landwirtschaft der Universität Göttingen haben aufgeschlüsselt weisen vor allem die Landkreise in einem von der Deutschen Bundesstiftung Gifhorn, Goslar und Wolfenbüttel mit bis zu 26% Umwelt getragenen Projekt die Anlage von Blüh- einen überdurchschnittlichen Anteil an NAU- und Schonstreifen auf Ackerflächen des Land- Maßnahmeflächen auf. In den kreisfreien Städ- kreises Wolfenbüttel erprobt. ten und im Landkreis Peine werden dagegen nur auf bis zu 12% der Fläche NAU-Maßnahmen umgesetzt (vgl. Tabelle 18).

Tabelle 18: Verteilung der NAU-Flächen 2012 auf die Landkreise

Anteile NAU an LF Kreis NAU-Fläche LF der Betriebe der Betriebe Braunschweig 809 7.638 11% Salzgitter 839 10.362 8% Wolfsburg 1010 8.378 12% Gifhorn 16.700 80.153 21% Goslar 7.535 28.786 26% Helmstedt 6.565 43.477 15% Peine 3.504 35.922 10% Wolfenbüttel 10.962 51.416 21% Großraum Braunschweig 47.926 266.132 18%

Quelle: GAP Antragsverfahren 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 67

Abbildung 27: Fördermaßnahmen im Rahmen des Kooperationsprogramms Naturschutz

Kooperationsprogramm Naturschutz

Dauergrünland Acker Besondere Biotoptypen Nordische Gastvögel Zusatzstufe Unterteilbereich Unterteilbereich Unterteilbereich Unterteilbereich „Ackerwildkräuter“ „Beweidung“ Ergebnisorientiert“ „Acker“ (FM-Nr. 431) Unterteilbereich „Vögel Unterteilbereich Unterteilbereich Unterteilbereich und sonstige Tierarten „Mahd“ „Handlungsorientiert“ „Dauergrünland“ in der Feldflur“

Während der Projektlaufzeit in den Jahren 2003 Die Teilnahme am Kooperationsprogramm Na- bis 2005 konnten aus der engen Zusammenar- turschutz erfolgt ebenso wie bei den Agrarum- beit von Landwirten, Umweltverbänden, Verwal- weltprogrammen auf freiwilliger vertraglicher tung und Forschung wertvolle Erkenntnisse für Basis und umfasst einen Zeitraum von fünf Jah- eine praxisgerechte Formulierung der Förderbe- ren. Die Richtlinien werden vom Niedersächsi- dingungen gewonnen werden. schen Umweltministerium erlassen, vertrag- schließende Behörde ist die Landwirtschafts- Neben den Agrarumweltprogrammen basiert kammer Niedersachsen. Welche Bewirtschaf- auch das Kooperationsprogramm Naturschutz tungsmaßnahmen im Einzelfall umgesetzt wer- auf dem ELER-Fonds. Gemäß Richtlinie37 wer- den sollen, legt die zuständige Untere Natur- den naturschutzgerechte Bewirtschaftungsmaß- schutzbehörde fest. Förderfähig sind nur Flä- nahmen chen, die innerhalb der vom MU durch gesonder- • in Naturschutzgebieten, ten RdErl. festgelegten Gebiete liegen. • in Nationalparks, • in Biosphärenreservaten, Im Großraum Braunschweig wurden im Jahr • auf Flächen, die bereits Bestandteil des eu- 2012 Maßnahmen des Kooperationsprogramms ropäischen ökologischen Netzes „Natura Naturschutz auf einer Fläche von 2.848 ha um- 2000“ sind oder die von Bremen/Nieder- gesetzt. Hiervon entfielen ca. 69 % auf die hand- sachsen zur Aufnahme in das Netz gemeldet lungsorientierte Honorierung von Maßnahmen oder vorgeschlagen worden sind, zum Erhalt und zur Entwicklung von Dauergrün- • in Lebensräumen der in Anhang I und in land. Weitere 27 % entfallen auf die naturschutz- Artikel 4 Abs.2 der Richtlinie 79/409/EWG konforme Bewirtschaftung besonderer Biotopty- (Vogelschutzrichtlinie) aufgeführten Vogelar- pen (montane Wiesen, Magerrasen, Sand- und ten, Moorheiden). Der räumliche Schwerpunkt liegt • in Gebieten gemäß Artikel 10, auf Lebens- im Landkreis Gifhorn, in dem zwei Drittel der raumtypen nach Anhang I und in Lebensstät- Flächen des Kooperationsprogramms zu finden ten der Tier- und Pflanzenarten der Anhänge sind, und im Landkreis Goslar mit 19% der Pro- II und IV der Richtlinie 92/43/EWG (FFH- grammfläche. In Peine, Wolfenbüttel, Braun- Richtlinie) schweig und Salzgitter werden Fördermaßnah- angeboten. Nur Flächen, die in der festgelegten men des Kooperationsprogramms aufgrund der Gebietskulisse liegen, können also hieran teil- naturräumlichen Voraussetzungen und der Nut- nehmen. Die Förderinhalte sind, wie aus der zungsstrukturen dagegen kaum in Anspruch Abbildung 27 ersichtlich, in vier Teilbereiche mit genommen. jeweils zwei Unterteilbereichen gegliedert und umfassen Maßnahmen des Artenschutzes auf Die Agrarumweltprogramme und das Kooperati- Ackerflächen, zum Erhalt besonderer Biotope, onsprogramm Naturschutz sind über Antrags- zur Sicherung des Dauergrünlands sowie zur termine, Antragsformulare und Sanktionsrege- Bereitstellung von Rast- und Nahrungsflächen für lungen sowie ein modulares Baukastensystem nordische Gastvögel.

68 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

im Teilbereich Dauergrünland weitgehend mitei- ligten Flächen sind in der Regel eher klein struk- nander vernetzt. turiert. Der Schwerpunkt des Erschwernisaus- gleichs lag im Landkreis Gifhorn, auf den etwa Im Jahr 2012 sind vom Niedersächsischen Um- die Hälfte der Fläche und der Zahlungen entfiel. weltministerium neue Richtlinien zur Förderung Im Landkreis Wolfenbüttel und im Stadtgebiet des speziellen Arten- und Biotopschutzes aufge- Salzgitter wurde dagegen kein Erschwernisaus- stellt worden. Neben einer Förderung der Offen- gleich gezahlt. Hier handelt es sich um Börde- landpflege, die in erster Linie an kommunale standorte mit traditionell hohem Ackerflächenan- Körperschaften gerichtet ist, wird hier der Feld- teil und somit vergleichsweise geringerem Anteil hamsterschutz unterstützt. Landwirte können im an landwirtschaftlichen Nutzflächen in Natur- Rahmen eines zweijährigen Vertrages verschie- schutzgebieten. dene Bewirtschaftungsmaßnahmen vereinbaren, für deren Einhaltung ein gestaffelter Ausgleichs- Die mit der Modulation fortschreitende Entwick- betrag gewährt wird. Es gilt eine räumliche För- lung von Umwelt- und Naturschutzprogrammen derkulisse, die auf die Lebensraumansprüche auf Landesebene führt dazu, dass Fördermaß- des Feldhamsters ausgerichtet ist und mit Aus- nahmen der Landkreise und kreisfreien Städte in nahme des Landkreises Gifhorn und des Stadt- den vergangenen Jahren zurück gefahren wor- gebietes Wolfsburg das gesamte Verbandsgebiet den sind. Im Landkreis Wolfenbüttel werden umfasst. Förderfähig sind lediglich Lössstandorte nach dem Braunschweiger Modell Anpflanzun- mit mindestens 65 Bodenpunkten in maximal 500 gen gefördert, indem die Beschaffung des m Entfernung zu einem von der UNB bestätigten Pflanzmaterials finanziell unterstützt wird. Ziel ist Feldhamsterbau. die Schaffung von Strukturelementen in der freien Landschaft und im Randbereich der Ort- Seit dem Jahr 1985 gewährt das Land Nieder- schaften. Darüber hinaus stehen Mittel bereit, um sachsen Bewirtschaftern von Dauergrünlandflä- die Unterhaltung und Pflege von Streuobstwie- chen in Naturschutzgebieten, Nationalparken sen zu fördern. und gesetzlich geschützten Biotopen einen Er- schwernisausgleich, wenn die rechtmäßig und Auch im Stadtgebiet Braunschweig ist die Förde- nach den Grundsätzen der guten fachlichen Pra- rung von Pflanzmaßnahmen möglich, wobei al- xis der Landwirtschaft ausgeübte Bodennutzung lerdings in den letzten Jahren eine stark rückläu- durch Bewirtschaftungsauflagen wesentlich er- fige Nachfrage zu verzeichnen war. Projektbezo- schwert wird. Nachdem zeitweilig auch weiterge- gene Fördermittel für Umwelt- und Naturschutz- hende freiwillige Bewirtschaftungsvereinbarun- maßnahmen werden aus Mitteln eines Ökotopfes gen abgeschlossen werden konnten, ist mittler- bereitgestellt, wobei die Zielgruppe aber weniger weile im Rahmen des Erschwernisausgleichs nur auf einzelne landwirtschaftliche Betriebe als auf noch der Ausgleich der verpflichtend vorliegen- Verbände und Gruppen ausgerichtet ist. Im den Bewirtschaftungsbeschränkungen möglich. Rahmen eines Extensivierungsprogramms sind Zugrunde gelegt wird eine Punktwerttabelle, die des Weiteren Mittel für den Schutz von Habitat- die einzelnen Auflagen der jeweiligen Schutzge- bäumen in der Forstwirtschaft bereitgestellt wor- bietsverordnung enthält und nach Moor- und den. Mineral-böden differenziert ist. Es gilt hierbei Unter dem Motto „An jede Ecke eine Hecke“ eine Bagatellgrenze von 150 €. Der Erschwer- fördert die Stadt Salzgitter Pflanzmaßnahmen nisausgleich wird dem Flächenbewirtschafter auf durch die kostenlose Bereitstellung von Pflanz- Antrag jährlich durch die Landwirtschaftskammer material. Niedersachsen ausgezahlt. Im Stadtgebiet Wolfsburg werden in geringem Im Jahr 2012 haben 77 Bewirtschafter für eine Umfang Ackerrandstreifen gefördert. Für eine Fläche von 844 ha im Großraum Braunschweig Erstaufforstung von Ackerflächen stockt der einen Antrag auf Zahlung des Erschwernisaus- Landkreis Peine die nach Landesrichtlinie ge- gleichs gestellt. Nach Prüfung der Zuwendungs- währten Zuschüsse soweit auf, dass die anfal- voraussetzungen konnte der Erschwernisaus- lenden Kosten zu 100 % gedeckt sind. Hinzu gleich jedoch angesichts verschärfter Förderbe- kommt eine einmalige Prämie von 2.000 € für dingungen lediglich für eine Fläche von 556 ha jeden aufgeforsteten Hektar. Aus dem sogenann- ausgezahlt werden. Der durchschnittliche Betrag ten Biotop-Förderprogramm unterstützt der pro Hektar belief sich dabei auf ca. 65 €. Es han- Landkreis Peine die Anlage, Pflege oder Wieder- delte sich hierbei um 561 Schläge, d.h. die bewil- herstellung von Biotopen außerhalb von Ortsla-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 69

gen in der freien Landschaft. Über Anträge wird programm des Landkreises Peine wird fortge- im Rahmen verfügbarer Mittel im Einzelfall ent- führt, Neuverträge können aus finanziellen Grün- schieden, wobei mittlerweile Ersatzgeld aus der den derzeit aber nicht abgeschlossen werden. Eingriffsregelung zum Einsatz kommt. Bezu- In den Landkreisen Gifhorn, Goslar und Helm- schusst werden in der Regel das Pflanzgut sowie stedt werden keine speziellen Förderprogramme Material- und Maschinenkosten. Das Grünland- aufgelegt.

3.3.3 Bezugs- und Absatzstrukturen

Über den Bezug von Betriebsmitteln und Investi- giepflanzen treten nun in Flächenkonkurrenz zu tionsgütern sowie über den Absatz ihrer Erzeug- den klassischen Agrarhandelsprodukten Getrei- nisse an den Handel, an verarbeitende Betriebe de und Kartoffeln. Der zusätzliche Absatzmarkt des Handwerks und an die Industrie steht die führte zu einer Verschiebung des Anbauflächen- Landwirtschaft in enger Beziehung zu anderen verhältnisses. Gingen die landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichen. Die Struktur dieser Markt- Erzeugnisse vor einigen Jahren noch weitestge- beziehungen im Verbandsgebiet wird wesentlich hend an den Landhandel bzw. direkt an das ver- durch die bereits dargestellten agrarpolitischen arbeitende Gewerbe, so verdeutlicht die oben Rahmenbedingungen geprägt. Sie spiegelt je- gezeigte Grafik die insbesondere durch die Bio- doch auch regionale Besonderheiten aufgrund energieerzeugung erweiterten Verflechtungstruk- von spezifischen infrastrukturellen, naturräumli- turen. chen und historischen Voraussetzungen wider. Eine Untersuchung der vom Agrarhandel getra- Landhandel genen Bundeslehranstalt Burg über die Wichtigster Handelspartner der Landwirtschaft im veränderten Warenströme durch die zunehmen- Bereich des Betriebsmitteleinkaufs und der Ver- de Bioenergieproduktion ergab, dass es in 96 % marktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist der der befragten Landhandelsunternehmen zu ei- private und genossenschaftliche Landhandel. nem Rückgang der erfassten Getreidemengen Knapp 30 Landhandelsunternehmen sind an um bis zu 50 % kam. Im Zeitraum von 2005 bis über 90 Standorten im Verbandsgebiet ansäs- 2011 ging die Brotgetreideerfassung um durch- sig. Davon entfallen 50 % der Niederlassungen schnittlich 16 % und die von Futtergetreide um auf die Agravis Raiffeisen AG und die Saatzucht 13 % zurück. Bei Braugerste musste ein Rück- Flettmar Wittingen eG (Raiffeisen- gang von 44 % verzeichnet werden, während die Warengenossenschaft). Gesamtmenge an Raps weitgehend konstant geblieben ist. Die Landwirtschaft steht darüber hinaus in Ge- schäftsbeziehung zu rund 30 weiteren Landhan- delsbetrieben außerhalb des Großraumes Braunschweig. Über den Umsatz der im Ver- bandsgebiet tätigen Unternehmen und ihrer Nie- derlassungen liegen keine genauen Zahlen vor. Niedersachsenweit waren im Jahr 2010 insge- samt 55 Genossenschaften und 59 private Land- handelsunternehmen zu verzeichnen. Im Ge- schäftsjahr 2009/2010 erwirtschafteten die Ge- nossenschaften einen Gesamtumsatz von 1,9 Mrd €, wovon drei Viertel auf das Bezugsge- schäft entfielen. Der private Landhandelsbereich setzte im Jahr 2010 etwa 1,1 Mrd. € im Bereich der pflanzlichen Produkte und Betriebsmittel um. 38

Die durch das EEG geförderte Energiewende macht sich auch bei dem der Landwirtschaft nachgelagerten Unternehmen bemerkbar. Ener-

70 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 28: Verflechtungen der Landwirtschaft mit vor- und nachgelagerten Wirtschaftsberei- chen

Betriebsmittel- und Investitions- güterlieferanten

Landwirtschaft (Lebensmittel, Futtermittel, nachwachsende Rohstoffe)

Landhandel und Verarbeitendes Energieversorger- Handelsvermittlung Gewerbe Netzbetreiber

Groß und Einzelhandel

Verbraucher

Verändert nach Biermann (Info für die Agrarberatung 10/97, AID)

1 % dieser Rückgänge wird durch die wettbe- Als Reaktion auf den verschobenen Absatzmarkt werbsbedingten Verschiebungen innerhalb des werden zudem Nischen genutzt, so zum Beispiel Marktes erklärt. 7 % ergaben sich durch witte- spezielle Rezepturen bei Futtermitteln entwickelt rungsbedingte Einflüsse und 92 % der Rückgän- oder die Spezialisierung, z.B. im Gemüse, grüner ge werden mit der Ausweitung der Biogasanla- Warenmarkt, Öle etc.. Das neue Absatzgeschäft gen begründet. der Landwirtschaft durch Beratung und Betreu- Laut der Studie hat die Ausweitung der Bioener- ung im Bereich Maisanbau und Biogas für sich gieproduktion zudem zu einer Veränderung der zu nutzen, ist eine weitere Strategie der Anpas- Handelsmengen mit Pflanzenschutzmitteln, Dün- sung an das veränderte Warenumfeld. gemitteln und Saatgut geführt. So verzeichnen Der Bezug von Betriebsmitteln und Investitions- 50 % der Agrarhandelsunternehmen einen gütern, sowie Dienstleistungen erfolgt nach wie durchschnittlichen Rückgang von 15 % ihres vor weitestgehend über Genossenschaften und Pflanzenschutzmittelumsatzes. 58 % der Agrar- private Landhändler. Zu den klassischen Waren handelsunternehmen setzen zudem auch 11 % des Bezugsgeschäftes im Landhandel zählen weniger Dünger um. Einzig die Spezialisierung Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Saat- und auf Mischdünger hat in 16 % der Unternehmen Pflanzgut, Futtermittel, Treib- und Brennstoffe. zu höheren Handelsmengen mit Düngemitteln Das größte Absatzgeschäft der Landhandelsun- geführt. 39 ternehmen ist der Getreide und Kartoffelhandel. Der Strukturwandel im Landhandelsbereich hat Zu Erfassung der Handels- und Absatzsituation sich durch die Energiewende deutlich beschleu- im Großraum Braunschweig wurden für diesen nigt. Um dem landwirtschaftlichen Strukturwan- Fachbeitrag Landwirte aus 540 Gemarkungen del und den Risiken der Agrarpolitik Rechnung nach ihren Handelspartnern befragt. Eine Rück- zu tragen, diversifizieren viele Landhandelsun- antwort erfolgte aus 414 Gemarkungen, die Er- ternehmen ihre Absatzaktivitäten. Durch den gebnisse sind in der nachstehenden Tabelle Betrieb von Tankstellen, Baustoffhandel oder wiedergegeben. Haus- und Gartenmärkten wurden in der Ver- gangenheit zunehmend auch nichtlandwirtschaft- liche Geschäftsfelder erschlossen.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 71

Tabelle 19: Auflistung der Handelspartner der Landwirtschaft nach Standorten

Branche Großraum außergebietlich insgesamt Landhandel 94 71 165 Mühlen 9 1 10 Saatzucht 3 2 5 Kartoffel 5 7 12 Zuckerfabriken 2 3 5 Molkereien 0 11 11 Schlachtstätten, Viehhandel 22 21 43 Landmaschinen/ Werkstatt 76 27 103 sonst. Handelspartner 14 15 29 Summe 225 157 383 Quelle: Erhebung der LWK Niedersachsen 2012

Mehrfachnennungen wurden soweit erkennbar Neben der Belieferung des regionalen Getreide- aus den Befragungsergebnissen entfernt. Ge- marktes ist der Landhandel auch im Getreideex- genüber den Zahlen einer im Jahr 1997 durchge- port tätig. Der Mittellandkanal und der Elbesei- führten vergleichbaren Befragung ergibt sich tenkanal übernehmen hierbei als Wasserstraßen unerwartet eine gestiegene Anzahl an Handels- eine wichtige logistische Funktion. Über Verlade- partnern. Deutlich wird dies insbesondere in den stellen in Braunschweig, Fallersleben, Salzgitter, Bereichen Landhandel und Landmaschinen, in Peine und Wittingen werden knapp 1 Mio. t Ge- denen auch gerade die Geschäftsbeziehungen treide, davon 400.000 t Weizen, über den Mittel- zu Unternehmen außerhalb des Großraumes landkanal in die BeNeLux-Staaten verschifft. zugenommen haben. Es scheinen sich hier ver- Weitere 350.000 t Weizen und 150.000 t Gerste schiedene Entwicklungen, wie z.B. Konzentrati- werden über Hamburg exportiert. 42 onsprozesse im Handel, neue Produktionszwei- ge in der Landwirtschaft und eine Marktaufwei- Durch den Ausbau der Wasserstraßen könnte tung durch mehr Transparenz zu überlagern. der Absatz noch deutlich gesteigert werden. Bis Gleichwohl können die Zahlen nur eine grobe 2018 erfolgt der Ausbau des Stichkanals Salzgit- Orientierung bieten. Für das verarbeitende Ge- ter, so dass dort zukünftig auch die dem Stand werbe liegen belastbarere Zahlen vor, die im der Technik entsprechenden Schiffe mit einem Folgenden näher ausgeführt werden. Ladevolumen von ca. 2.000 Bruttoregistertonnen passieren können, während ein solcher Ausbau Getreide des Stichkanals Hildesheim derzeit nicht geplant Größter regionaler Abnehmer von Getreide sind ist. der Landhandel und die Mühlen. Bestanden 1965 noch knapp 700 Mühlen in Niedersachsen Durch die Erweiterung wird der Warenexport so sind es heute noch 17, von denen sieben Richtung Magdeburg und nach Westen erleich- Unternehmen an neun Standorten im Großraum tert. Eine zeitgemäße Verbindung zum Hambur- Braunschweig tätig sind. Deren Vermahlungska- ger Hansehafen besteht jedoch weiterhin nicht, pazität beim Brotgetreide beträgt ca. 1,1 Mio. da das Schiffshebewerk Scharnbeck am Elbesei- t/Jahr, dies entspricht etwa tenkanal nur eine maximale Schiffslänge von 100 76 % der landesweiten Vermahlungskapazität.40 m schleusen kann. Nach Aussage des Landhan- Die Mühlen mit hohen Mahlleistungen werden dels könnte durch den Ausbau der Seestraßen nahezu vollständig durch den Landhandel belie- der Anteil niedersächsischen Getreides an dem fert. Die o.g. Untersuchung der Bundeslehran- gesamtdeutschen Exportvolumen verdoppelt stalt Burg Warberg ergab, dass 73 % der befrag- werden. Es scheitere nicht an der zu liefernden ten Landhandelsunternehmen in anderen Regio- Menge, sondern an dem Zeitraum, in dem die nen Deutschlands z.B. in den neuen Bundeslän- Anlieferung erfolgen müsse. So ist es mit den dern, Getreide zukaufen, auch um den durch den derzeit durch Scharnbeck begrenzten Schiffen Anbau von Energiepflanzen entstehenden Rück- nicht möglich, die vorgegebene Löschzeit von gang des Brotgetreideaufkommen zu kompensie- fünf Tagen der Panmaxfrachter einzuhalten. Die ren. 41 Nutzung des Jade Weser Ports für die Verschif-

72 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

fung von Getreide wird angezweifelt. Solle in den Mittellandkanal ausgebaut werden, so dass eine kommenden Jahren der Jade Weser Port auch wasserstandunabhängige Schifffahrt mit moder- für den Handel mit Schüttgut genutzt werden, nen Frachtern möglich ist. müsse die Mittelweser ab der Anschlussstelle

Tabelle 20: Mühlen im Braunschweiger Land

Mahlleistung Standort Name (t / d) Braunschweig- Mühle Rüningen GmbH & Co. KG 1.000 Rüningen Salzgitter-Ringelheim Südhannoversche Mühlenwerke Engelke GmbH 700 Lehre-Flechtorf Flechtorfer Mühle Walter Thönebe GmbH 650 Hedwigsburg Hedwigsburger Okermühle GmbH 650 Langelsheim Getreidemühle Erich Sack 35 Haverlah Mühle Steinlah Gebr. Kassel GbR 5

Quelle: Zusammenstellung nach Firmenangaben

Kartoffeln der gesamten Zuckerrübenanbaufläche Nieder- Der Kartoffelhandel spielt insbesondere im Land- sachsens.44 kreis Gifhorn eine bedeutende Rolle. Hier wurde Seit die bäuerlichen Aktiengesellschaften in der 2011 auf 10 % der Ackerfläche Kartoffeln ange- zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet baut. Insgesamt liegen 9 % der niedersächsi- wurden, haben die Zuckerunternehmen einen schen Kartoffelanbaufläche im Großraum Braun- starken Konzentrationsprozess durchlaufen. schweig. 43 Obgleich die Zuckermarktordnung mit ihrer Quo- Über den Landhandel werden überwiegend te und dem garantierten Zuckerrübenmindest- Speise- und Pflanzkartoffeln vermarktet. Kartof- preis einen kalkulierbaren Rahmen bietet, ist felverarbeitungsbetriebe und Stärkefabriken wer- auch hier der Rationalisierungsdruck aufgrund den dagegen in der Regel von den Landwirten steigender Kosten und geringerer Erlöse groß. bzw. von landwirtschaftlichen Erzeugergemein- Die Reformen der Zuckermarktordnung 2006 und schaften direkt auf der Grundlage von Anbauver- 2009 führten zu einer starken Konzentration der trägen beliefert. Schälbetriebe und Verarbei- zuckerverarbeitenden Industrie. Die Standorte tungsstandorte zur Herstellung von Kartoffel- Baddeckenstedt, Königslutter und Wierthe wur- chips, Kartoffelfertigprodukten etc. befinden sich den im Zuge der Rationalisierung geschlossen. in Hankensbüttel, Wittingen und Flettmar. Zudem Die im Verbandsgebiet verbliebenen Werke Sch- werden Kartoffeln u.a. nach Hagenow, Essen laden und Clauen der Nordzucker AG, werden und Hamburg außerhalb des Verbandsgebietes wie bisher überwiegend regional beliefert. Au- verkauft. ßerhalb des Verbandgebietes werden nun ver- Stärkefabriken sind im Großraum Braunschweig stärkt die Werke Uelzen, Nordstemmen und nicht ansässig. Die hier erzeugten Stärkekartof- Klein Wanzleben bedient. feln werden u.a. nach Wietzendorf und Lüchow geliefert.

Zuckerrüben Aus landwirtschaftlicher Sicht nimmt im Ver- bandsgebiet auch die Zuckerindustrie eine be- deutende Stellung ein. Der Großraum Braun- schweig stellt aufgrund seiner günstigen Boden- verhältnisse insbesondere auf den Bördestandor- ten einen Schwerpunkt des Zuckerrübenanbaus in Niedersachsen dar. Der Anteil der Zuckerrü- ben an der Anbaufläche betrug 2011 im Groß- raum Braunschweig 14,4 %. Das entspricht 36 %

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 73

Tabelle 21: Belieferte Zuckerfabriken der Nordzucker AG

Standort Rübenanbauer Rübenverarbeitung [t/d] Zuckererzeugung [t/d]

Clauen 1.200 9.500 1.400 Schladen 900 10.100 1.500 Klein Wanzleben 800 13.400 2.100 Nordstemmen 1.700 14.500 2.200 Uelzen 2.700 16.600 2.700

Quelle: Zusammenstellung nach Firmenangaben der Nordzucker AG, Stand 2011

Die Anzahl der Zuckerrübenanbauer ist laut Die Abschaffung der Milchquote 2015 wird ver- Nordzucker rückläufig, die Zuckerrübenanbauflä- mutlich zu einer Liberalisierung des Milchmarktes che im europäischen Einzugsbereich des Unter- und damit zu einem Absinken des Milchpreises nehmens steigt jedoch an. Die Transportwege auf Weltmarktniveau führen. Im freien Wettbe- der Zuckerrüben nahmen durch die Konzentrati- werb zwischen den Erzeugern werden speziell on der Raffinerien weiter zu, doch da der Groß- kleine Betriebe nicht mehr kostendeckend arbei- teil der Anlieferung bereits über Speditionsanfuhr ten können, so dass mit einer weiteren Konzent- und bäuerliche Abfuhrgemeinschaften abgewi- ration der Milchviehhaltung zu rechnen ist. Das ckelt wird, sind die Synergieeffekte durch größe- Wachsen einzelner Betriebe und die Exportorien- re Werkseinheiten und eine längere Kampag- tierung von Molkereien werden durch die Ab- nendauer bedeutender als die gestiegenen schaffung der Quote gefördert. Im Verbandsge- Frachtkosten. biet ist nicht mit einem nennenswerten Ausbau So stieg die Nordzucker AG zum zweitgrößten der Milcherzeugung und -verarbeitung zu rech- Zuckerhersteller Europas, mit einem Anteil von nen. 15 Prozent am europäischen Markt, auf. Mit dem Unternehmenssitz in Braunschweig bleibt der Fleisch Region hinsichtlich der Zuckerindustrie eine Im Bereich der Fleischerzeugung haben sich wichtige Funktion erhalten. zwei Absatzwege entwickelt. Zum einen besteht der klassische Weg über den Viehhändler, der Milch Jungvieh an Mäster verkauft und ausgemästete Konsummilch unterliegt als Grundnahrungsmittel Tiere nach Marktlage ein- und an die Schlachthö- im Lebensmittelhandel einem starken Preisdruck. fe weiterverkauft. Zum andern entstand in den Tendenziell ist die Milchwirtschaft daher bemüht, vergangenen Jahren eine „Vertragsproduktion“ in verstärkt Produkte mit einer höheren Wertschöp- der unabhängig vom aktuellen Marktpreis ver- fung auf den Markt zu bringen. traglich geregelte Mengen an einen Verarbeiter Im Bereich des Großraumes Braunschweig sind geliefert/verkauft werden. Dies ist von besonde- keine Molkereien mit nennenswerten Milchverar- rer Bedeutung in der Geflügel- und Schweinehal- beitungsmengen mehr ansässig. Die letzten Un- tung. ternehmen an den Standorten Hankensbüttel, Während die Rindermast vorwiegend noch über Gifhorn und Seesen wurden im Zuge von Fusio- den Viehhändler Jungvieh bezieht, geht der nen demontiert und meist in Ostdeutschland in Trend in der Schweinefleischerzeugung verstärkt größeren Anlagen verbaut. Den Beschäftigen in Richtung „Geschlossenes System“. Reproduk- wurde größtenteils eine Übernahme am neuen tion und Mast erfolgen hierbei innerhalb eines Standort angeboten. Betriebes, so dass künftig der Handel mit Ferkeln 86.836 t Milch wurden 2010 im Verbandsgebiet rückläufig sein wird. Nach einer Erhebung der erzeugt. Das entspricht 1,45 % der niedersächsi- Landwirtschaftskammer nennen die Landwirte 14 schen Gesamtproduktion. 45 Die Milch des Ver- Viehhändler als Handelspartner. Davon befinden bandgebiets wird an die Großmolkereien (u.a. sich ca. 2/3 im Verbandsgebiet, während die DMK, Frischli, Uelzena) in Lüchow, Uelzen, Bad anderen aus den Landkreisen Uelzen und Lüne- Bibra, Bremen, Rehburg, Wolmirstedt und Zeven burg stammen. geliefert. Da im Verbandsgebiet keine Schlachteinrichtun- gen mit regional bedeutenden Schlachtkapazitä-

74 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

ten bestehen, ist der Anteil der direkten Vermark- Landmaschinen und Werkstätten tung an Ladenschlachter überdurchschnittlich Im Landmaschinensektor sind als Geschäfts- hoch. So sind laut Handwerkskammer (Stand partner der Landwirtschaft den Angaben der August 2012) im Verbandsgebiet 140 Fleische- Handwerkskammern Braunschweig und Lüne- reien eingetragen, von denen 22 in der Umfrage burg zufolge im Verbandsgebiet 43 Betriebe der LWK als Schlachtbetriebe mit regionalen tätig. Im Rahmen der eigenen Erhebung wurden Bezugsstrukturen benannt wurden. Ansonsten 63 Standorte als Werkstätten für Landmaschinen erfolgt der Absatz von Schlachtvieh meist über bezeichnet. Neben den reinen Handwerksbetrie- Viehhändler an außergebietliche Schlachthöfe in ben werden Leistungen im Landmaschinenbe- Hannover, Windhausen, Lüchow, Halberstadt, reich, oft von Landmaschinenhändlern und als Magdeburg und Luckau. Nebenbetrieb des Landhandels (Genossenschaf- Die Vermarkter ohne Zwischenhändler gaben an, ten) angeboten. Ihr Geschäftsfeld umfasst den die nordreinwestfälischen Schlachthöfe in Rhe- Handel mit Neu- und Gebrauchtmaschinen, den da-Wiedenbrück, Paderborn, Lübbecke und Ersatzteilhandel und Reparaturen. Hamm, sowie die niedersächsischen Geflügel- Zum einen führte die Konkurrenz zwischen Ge- schlachthöfe der Firmen Wiesenhof und Rothköt- nossenschaft und Privathandel in den vergange- ter, zu beliefern. nen Jahren zu einem Rückgang der privaten Werkstätten, zum andern ersetzten in der Ver- gangenheit immer mehr Landwirte bei der In- standhaltung ihrer Maschinen aus Kostengrün- den Fremd- durch Eigenleistung.

3.3.4 Vermarktungsorganisationen

In den Zeiten stark regulierter Märkte wurde auf Der Landhändler kann mit den Kontrakten an der einzelbetrieblicher Ebene dem Aspekt der Ver- Warenterminbörse handeln. Im Zuge der Libera- marktung in der Landwirtschaft eine vergleichs- lisierung wichtiger Agrarmärkte sind die von An- weise geringe Beachtung geschenkt. Die Pro- gebot und Nachfrage bestimmten Preise größe- dukte wurden häufig noch in der Ernte beim örtli- ren Schwankungen unterworfen. Die Warenter- chen Landhandel abgeliefert. Das Interventions- minbörse übernimmt hier eine stabilisierende preisniveau ließ auf vielen Überschussmärkten Funktion. Sie bietet den Marktpartnern die Mög- ohnehin kaum Spielraum für eine Preisdifferen- lichkeit, das Preisrisiko durch Termingeschäfte zierung. Inzwischen ist hier ein grundlegender abzufangen und ermöglicht außerlandwirtschaft- Wandel eingetreten. Mit den agrarpolitischen lichen Anlegern die Erzielung von Differenzge- Reformen ist seit dem Jahr 1992 der Einfluss der winnen durch Preisänderungen. Mit Hilfe der an Marktkräfte auf die Preisbildung stetig angestie- der Warenterminbörse gehandelten Terminkon- gen. Hiermit gehen starke Preisschwankungen trakte können sich die Produzenten von Agrar- einher, die die Bedeutung einer Vermarktungs- produkten gegen fallende Preise, Abnehmer strategie erheblich haben zunehmen lassen und dieser Produkte gegen steigende Preise absi- folgerichtig sowohl Chancen als auch Risiken mit chern. sich bringen. Zu den ersten Produkten, die an der Börse ge- handelt wurden zählten Schlachtschweine, Fer- Eine wichtige Funktion für die Vermarktung kel, Butter, Milchpulver und Kartoffeln. Hinzu landwirtschaftlicher Erzeugnisse auch aus dem kamen Rinder, Getreide, Ölsaaten und Zucker. Großraum Braunschweig nimmt der Kontrakt- Die Handelsrechte der 1997 gegründeten Wa- handel ein. Hierbei kauft der Landhändler die renterminbörse Hannover wurden 2009 wieder Ware vor der Ernte. Die Preissicherheit ver- abgegeben. Die Vereinigte Getreide- und Pro- schafft Landwirten die Möglichkeit der realisti- duktenbörse Braunschweig - Hannover - Magde- schen Kalkulation z.B. für die Tätigung neuer burg ist seitdem ausschlaggebend für die Preis- Investitionen. Diese Abnahmeverträge müssen gestaltung im Großraum Braunschweig. beidseitig eingehalten werden. So ist der Land- wirt verpflichtet eine mögliche Fehlmenge zwi- Vereinzelt handeln landwirtschaftliche Betriebe schen verkaufter und geernteter Ware auszuglei- eigenständig an der Warenterminbörse, dies ist chen. im Großraum Braunschweig aufgrund der be-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 75

grenzten Wirtschaftsflächen jedoch eher unüb- Mittlerweile ist die Zahl der Erzeugergemein- lich. Durch den Zusammenschluss mehrerer schaften nicht nur im Großraum Braunschweig, Betriebe und die Bildung von GbR, GmbH & sondern bundesweit deutlich zurückgegangen. Co.KG o.Ä. könnten sich der marktpreisorientier- Diese Entwicklung vollzog sich im Rahmen eines te Handel und die Beteiligung einzelner Betriebe Zusammenschlusses zu größeren Einheiten oder an der Warenterminbörse künftig verstärken. der Auflösung von Erzeugergemeinschaften. Im Großraum Braunschweig sind noch neun Erzeu- Neben einzelbetrieblichen Anpassungsmaßnah- gergemeinschaften verblieben (vgl. Tabelle 22). men, z.B. durch die Schaffung von Lagerkapazi- Während sich in den Produktbereichen Milch, täten, die eine flexiblere Vermarktung in Abhän- Kartoffeln und nachwachsende Rohstoffe keine gigkeit von der Marktentwicklung erlauben, bie- Veränderungen ergaben, ist die Erzeugerge- ten auch überbetriebliche Vermarktungszusam- meinschaft für Raps entfallen und im Getreidebe- menschlüsse gute Möglichkeiten zur Verbesse- reich ein deutlicher Rückgang von 14 auf drei rung der Absatzbedingungen. Am weitesten ver- Erzeugergemeinschaften zu verzeichnen. Beim breitet ist der Zusammenschluss landwirtschaftli- Getreide hatten sich verschiedene Erzeugerge- cher Betriebe in Erzeugergemeinschaften auf der meinschaften den Anbau und die Vermarktung Grundlage des Marktstrukturgesetzes. Dieses von Qualitätsweizen zur Aufgabe gemacht. Qua- wurde im Jahr 1969 mit dem Ziel erlassen, Zu- litätsweizen wird aufgrund seiner guten Backei- sammenschlüsse von Erzeugern und die Qualität genschaften von den Mühlen zur Aufmischung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu fördern. schlechterer Weizenpartien verwendet. Die wirt- Es wurde im Jahr 2012 durch das Gesetz zur schaftlichen Erwartungen konnten hier jedoch Weiterentwicklung der Marktstruktur im Agrarbe- nicht dauerhaft erfüllt werden, da keine hinrei- reich (Agrarmarktstrukturgesetz) abgelöst, das chenden Preisaufschläge für Qualitätsweizenpar- die bisherigen Regelungen weiterentwickelt und tien zu erzielen waren. Die etwas geringeren an europarechtliche Normen anpasst. Erträge der Qualitätsweizensorten bedeuten für den Landwirt dann einen Mindererlös. Einen Ziel der Erzeugergemeinschaften ist es, durch regionalen Schwerpunkt bildet hierbei nach wie genau definierte Produktqualitäten eine Preisdif- vor der Landkreis Gifhorn. Hier sind drei der vier ferenzierung bei ansonsten homogenen Mas- Kartoffelerzeugergemeinschaften ansässig. sengütern zu erreichen und den oligopolistischen Mengen und Qualitäten werden über Lieferver- Strukturen der Nachfrageseite ein stärker ge- träge vorab fest vereinbart und sind auf die An- bündeltes Angebot entgegenzusetzen. Aus Mit- forderungen der verarbeitenden Handelspartner teln der Gemeinschaftsaufgabe zur För-derung genau abgestimmt. Im Speisekartoffelanbau der Agrarstruktur und des Küstenschutzes kön- werden z.B. im Rahmen des kontrollierten Ver- nen den anerkannten Erzeugergemeinschaften tragsanbaus für die Fa. Pfanni von einer in Han- Starthilfen und Investitionshilfen zum Aufbau kensbüttel ansässigen Erzeugergemeinschaft moderner und leistungsfähiger Vermarktungs- Vereinbarungen über die Fruchtfolge, Bodenun- und Verarbeitungseinrichtungen zur Verfügung tersuchungen, Sortenwahl, Erntezeitpunkt etc. gestellt werden. Gefördert werden können aber geschlossen. Die so erzeugten Kartoffeln können auch nachgelagerte Vermarktungs- und Verar- bei Erfüllung der geforderten Qualitätsmerkmale beitungsunternehmen, wenn diese mit der Er- i.d.R. als Markenware zu einem höheren Preis zeugergemeinschaft langfristige Lieferverträge abgesetzt werden. abgeschlossen haben. Tabelle 22: Erzeugergemeinschaften Im Großraum Braunschweig waren nach Anga- ben der Niedersächsischen Marketinggesell- Produktbereich 1997 2012 schaft im Jahr 1997 insgesamt 21 anerkannte Milch 1 1 Erzeugergemeinschaften ansässig. Hierbei er- folgte eine Zuordnung nach dem Geschäftsstel- Getreide 14 3 lenprinzip, da die Einzugsbereiche der Erzeuger- Kartoffeln 4 4 gemeinschaften sich grundsätzlich nicht an Raps 1 0 Landkreis oder Verbandsgebietsgrenzen orien- nachw. Rohstoffe 1 1 tieren. Quellen: Marketinggesellschaft (1997) , LWK Nds. 2012

76 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Zur Vermarktung von Industriekartoffeln besteht kommen zu können. Zu erwartende Ertrags- in Hankensbüttel eine weitere Erzeugergemein- schwankungen müssen daher zur Vermeidung schaft, die bereits seit 1970 ausschließlich die von Deckungskäufen oder Vertragsstrafen ein- Belieferung eines örtlichen Verarbeitungsbetrie- geplant werden. Wirtschaftliche Vorteile sind bes zur Herstellung von Kartoffelchips über- durch Erzeugergemeinschaften weniger auf- nommen hat. Gerade im Kartoffelsektor, der grund einer Angebotskonzentration als vielmehr auch in der Vergangenheit aufgrund fehlender aufgrund gesicherter Qualitäten und langfristiger Stützungsregelungen stets vergleichsweise star- Liefervereinbarungen zu erreichen. Nach wie vor ken Preisschwankungen unterlag, bieten die handelt es sich bei den Märkten für landwirt- Erzeugergemeinschaften den darin zusammen- schaftliche Produkte i.d.R. um Käufermärkte, die geschlossenen Landwirten durch vertraglich in erheblichem Umfang auch durch ausländische abgesicherte Mengen- und Preisvereinbarungen Anbieter bedient werden können. verlässliche Absatzbedingungen. Neben den anerkannten Erzeugergemeinschaf- Von besonderem Interesse im Hinblick auf die ten gibt es eine Reihe weiterer, zumeist kleinerer Erschließung neuer Absatzmärkte für landwirt- regionaler Vermarktungszusammenschlüsse im schaftliche Produkte ist die 1992 gegründete Verbandsgebiet. Niedersächsische Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe. Ihr gehören ca. 400 Zu nennen ist hier beispielsweise die im Jahr Mitglieder, überwiegend aus dem Großraum 1995 von der Aktion Fischotterschutz e.V. in Braunschweig aber auch aus anderen Landestei- Hankensbüttel initiierte „Vermarktungsgemein- len und aus Sachsen-Anhalt, an. Ihre Aufgaben schaft für naturschutzgerecht erzeugte Agrarpro- sieht diese Erzeugergemeinschaft u.a. darin, die dukte Ise-Land“. Das Projekt war zunächst auf Erzeugung und den Absatz nachwachsender die Vermarktung von Rindfleisch, das unter Be- Rohstoffe nach Art, Menge, Qualität und Inhalts- rücksichtigung der im Rahmen der Ise- stoffen zu koordinieren. Außerdem will sie als Renaturierung erlassenen Bewirtschaftungsauf- kompetenter Ansprechpartner für die Industrie lagen erzeugt wird, beschränkt. Nun werden und die Landwirte fungieren sowie der For- auch Schweinefleisch und Schaffleisch vermark- schung und Züchtung Zielvorgaben im Hinblick tet. auf bestimmte gewünschte Pflanzeneigenschaf- Nach Angaben der Vermarktungsgemeinschaft46 ten und Pflanzeninhaltsstoffe bereitstellen (vgl. sind mittlerweile zehn Landwirte, zwei Flei- Kapitel 4.2.1). schermeister und mehrere Verbraucher Mitglied im Verein. Von den der Gemeinschaft angehö- Generell übernehmen die Erzeugergemeinschaf- renden Landwirten werden derzeit ca. 390 ha ten für ihre Mitgliedsbetriebe in vielen Fällen Grünland bewirtschaftet, auf denen über 250 auch beratende Funktionen. Die Handelspartner Mutterkühe mit ihren Kälbern gehalten werden. sind hier im Interesse gesicherter Qualitäten z.T. Darüber hinaus werden mehrere 100 ha Flächen direkt eingebunden und informieren die Anbauer in Naturschutzgebieten extensiv bewirtschaftet durch die Bereitstellung von Versuchsergebnis- und etwa 100 Schweine gehalten. Der Absatz sen, Betriebsvergleichen etc. Den Vorteilen einer erfolgt direkt bei den Erzeugern, in den ISE- vertraglich gesicherten Absatzgarantie steht für LAND-Fleischereien und über das Restaurant im die Erzeugergemeinschaften das Risiko gegen- Otterzentrum Hankensbüttel. über, ihren Lieferverpflichtungen aufgrund man- gelnder Qualitäten oder Mengen nicht nach-

3.3.5 Bildung, Beratung und Wissenschaft

Bildung In Niedersachsen setzt sich die berufliche Der Wandel der agrarpolitischen und der gesell- Grundbildung in den landwirtschaftlichen Berufs- schaftlichen Rahmenbedingungen erfordert auf feldern aus dem schulischen Berufsgrundbil- einzelbetrieblicher Ebene ein zunehmendes Maß dungsjahr und der anschließenden dualen Be- an unternehmerischem Geschick und Fachwis- rufsausbildung auf anerkannten Ausbildungsbe- sen. Die Grundlage hierfür bietet nach wie vor trieben mit begleitendem Berufsschulunterricht eine qualifizierte berufliche Ausbildung. zusammen. Das Spektrum der dem Agrarbereich zuzuordnenden Berufsfelder umfasst insgesamt

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 77

15 Ausbildungsberufe, von denen im Großraum den sich im Ausbildungsjahr 2012/13 insgesamt Braunschweig der zahlenmäßige Schwerpunkt in 68 Auszubildende. den Berufen Landwirt/in, Gärtner/in und der Hauswirtschaft liegt. Abbildung 29: Internetsuchfunktion für Aus- Die Ausbildungsberatung in den Berufen Land- bildungsbetriebe wirtschaft und Hauswirtschaft, d.h. insbesondere die fachliche und organisatorische Betreuung der Auszubildenden und der Ausbildungsbetriebe, wird im Großraum Braunschweig von der Be- zirksstelle Braunschweig der Landwirtschafts- kammer Niedersachsen wahrgenommen. Die Ausbildung zum Beruf Landwirt/in findet im Großraum Braunschweig auf derzeit 75 aner- kannten Ausbildungsbetrieben und in Berufs- schulen an den Standorten Braunschweig und Gifhorn statt. Tabelle 23 gibt die Auszubilden- denzahlen des Lehrjahres 2012/13 wieder.

Das 1. Lehrjahr wird in der Regel an den Berufs- schulen absolviert. Die Ausbildung im 2. und 3. Lehrjahr findet dagegen hauptsächlich auf den Quelle: LWK Niedersachsen Ausbildungsbetrieben statt, begleitend hierzu findet an einem Tag je Woche Berufsschulunter- richt statt. In der betrieblichen Ausbildung befin-

Tabelle 23: Auszubildende im Beruf Landwirt/in im Ausbildungsjahr 2012/13

1. Ausbildungs- 2. Ausbildungs- 3. Ausbildungs- Auszubildende Schulstandort: jahr jahr jahr insgesamt 2012/2013 Braunschweig 20 14 23 57 Gifhorn 16 18 13 47 Gesamt 36 32 36 104 Quelle: LWK Niedersachsen

78 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 24: Entwicklung der Ausbildungszahlen im Beruf Landwirt/in

Auszubildende insgesamt Schulstandort: 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 Braunschweig 63 67 58 57 Gifhorn 43 46 53 47 Gesamt 106 113 111 104 Quelle: LWK Niedersachsen

In Tabelle 24 sind die Ausbildungszahlen der Neben den selbstständigen Betriebsleitern gibt letzten Jahre für die Berufsschulstandorte darge- es vermehrt auch Fälle, in denen durch jahrelan- stellt. Eine einheitliche Tendenz lässt sich für ge und regelmäßige Mithilfe im elterlichen oder in diese Jahre nicht ableiten, langfristig ist jedoch benachbarten Betrieben praktische Erfahrungen analog zum Rückgang der landwirtschaftlichen erworben wurden, die ein nachhaltiges Fortbil- Betriebszahlen insgesamt von einer Abnahme dungsinteresse wecken. der Auszubildendenzahlen auszugehen. Um Dieser Personenkreis hat über den § 45 Abs. 2 Interessenten die Suche nach einem geeigneten des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) die Möglich- Ausbildungsplatz zu erleichtern, gibt es seit 2011 keit, den landwirtschaftlichen Berufsabschluss die „Landkarte der Ausbildungsbetriebe“. Lan- ohne eine vorherige förmliche Ausbildung in die- desweit sind in diesem Portal, das über die Inter- sem Beruf nachzuholen. netseite der Landwirtschaftskammer Nieder- Die Vorbereitungsmaßnahmen für die Prüfung sachsen aufgerufen werden kann, verfügbare finden dabei nicht ausschließlich als Wissens- Ausbildungsplätze aufgeführt. Hier bietet sich die vermittlung in Form von theoretischem Unterricht Möglichkeit über verschiedene Suchkriterien, wie statt, vielmehr wird den Teilnehmern auch die z. B. einen Umkreisfinder oder eine Auswahl Möglichkeit geboten, die Erfahrungen aus z.T. nach Betriebsschwerpunkten, gezielt offene langjähriger Praxistätigkeit untereinander auszu- Lehrstellen zu finden (siehe Abbildung 29). tauschen. Diskussionen in Kleingruppen oder gemeinsame Leittextbearbeitung tragen dazu Neben dem herkömmlichen Ausbildungsgang bei, den Kurs vielseitig und interessant zu gestal- zum Beruf Landwirt besteht auch für Querein- ten. Hierzu werden in Braunschweig Unterrichts- steiger ein landwirtschaftliches Ausbildungsan- einheiten mit ca. 130 Std. verteilt auf zwei Win- gebot. Im Ausbildungsjahr 2012/13 wird diese terhalbjahre angeboten. Der Unterricht umfasst Möglichkeit von 25 Teilnehmern genutzt. In den die Bereiche Pflanzen- und Tierproduktion, Be- letzten Jahren haben Hofnachfolger verstärkt reiche der Betriebswirtschaft, sowie Wirtschafts- zunächst einen außerlandwirtschaftlichen Beruf und Sozialkunde. Der Vorbereitungslehrgang an erlernt. Sie sind z. B. erst durch Heirat oder der Bezirksstelle Braunschweig wird ferner er- durch Verzicht des vorgesehenen Hoferben in gänzt durch eine Reihe von überbetrieblichen eine hauptberufliche landwirtschaftliche Tätigkeit Ausbildungsmaßnahmen, wie z. B. einwöchigen gelangt, oder aber sie führen einen landwirt- Lehrgängen in den Ausbildungseinrichtungen schaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Im Laufe Wehnen (Schweinehaltung) und Echem (Rind- der Zeit wird aber auch in diesen Fällen bald viehhaltung). Hierbei wird theoretisches Hinter- deutlich, dass zur gewinnbringenden Bewirt- grundwissen mit praktischen Übungen verknüpft. schaftung eines Betriebes fundierte Fachkennt- Nach dem zweiten Winterhalbjahr nehmen die nisse in der Tier- und Pflanzenproduktion ebenso Teilnehmer an der Abschlussprüfung zum Beruf wichtig sind, wie z.B. Kenntnisse in betriebswirt- Landwirt/in teil. schaftlichen und sozialrechtlichen Fragestellun- gen. Zudem sind umweltrechtliche Vorgaben zu Als zusätzliche Weiterbildungsmaßnahme wird beachten, wie beispielsweise der Nachweis der die Meisterausbildung in Braunschweig angebo- entsprechenden Sachkunde beim Ausbringen ten. Der Meisterkurs bietet einen teilnehmer- und von Pflanzenschutzmitteln sowie die Sachkunde betriebsbezogenen Erfahrungsaustausch unter zum Halten oder Transport von Tieren. Praktikern. Die Schulungsinhalte beziehen sich besonders auf die Produktions- und Verfahrens-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 79

technik, die Betriebs- und Unternehmensführung, cher Ausbildungsbetriebe in der Hauswirtschaft sowie die Berufsausbildung und Mitarbeiterfüh- immer mehr zurückgegangen. Es spiegelt sich rung. hierin auch die veränderte familiäre Rollenvertei- Anders als bei einer schulischen Ausbildung, lung auf den landwirtschaftlichen Betrieben wi- steht bei dieser Fortbildung der enge Bezug zur der. Die Betriebsleiterehefrauen verfügen häufig eigenen betrieblichen Praxis im Vordergrund. In über eine außerlandwirtschaftliche Ausbildung der Produktionstechnik führen die Teilnehmer und können mit dieser zum Erwerbseinkommen praktische Arbeitsprojekte zu aktuellen Frage- der Familie beitragen. stellungen in ihren Betrieben durch. Eine Be- Der Wegfall der bisherigen Unterscheidung zwi- triebsanalyse mit Betriebsvergleich und einer schen ländlicher und städtischer Hauswirtschaft Betriebsplanung unter Einbeziehung aktueller und der unterschiedlichen Meisterabschlüsse in Daten mit Hilfe von Spezialberatern zeigt Lö- der Hauswirtschaft mit der neuen Verordnung sungsansätze für betriebliche Entwicklungen auf. aus dem Jahr 1999 berücksichtigt die gesell- Die Theorie in der Betriebsführung wird durch schaftliche Entwicklung der Versorgungs- und Exkursionen auf die Betriebe der Kursteilnehmer Betreuungsleistungen von jungen bis alten Men- ergänzt. schen in Großhaushalten wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Tagungseinrich- Im Bereich der Hauswirtschaft bewegt sich die tungen, Rehakliniken und Senioren- und Pflege- Zahl der Auszubildenden auf kontinuierlich ho- heimen. hem Niveau. Auf Ebene des Großraumes Braun- schweig allerdings ist die Zahl landwirtschaftli-

Tabelle 25: Entwicklung der Ausbildungszahlen im Agrarbereich in Niedersachsen

Berufe 2010 2011 2012 Landwirtin/Landwirt 1.713 1.744 1.777

Werkerin/Werker in der Landwirtschaft 38 40 45 Fachkraft für Agrarservice 152 171 191

Hauswirtschafterin/Hauswirtschafter 603 602 539

Helferin/Helfer in der Hauswirtschaft bzw. Fachpraktike- 658 613 553 rin/Fachpraktiker in der Hauswirtschaft Gärtnerin/Gärtner 1.806 1.756 1.805

Werkerin/Werker im Gartenbau 452 412 425

Pferdewirtin/Pferdewirt 281 260 270

Tierwirtin/Tierwirt 64 60 65

Fischwirtin/Fischwirt 41 30 32

Forstwirtin/Forstwirt 124 129 138

Revierjägerin/Revierjäger 7 6 6

Milchtechnologin/Milchtechnologe 95 92 94

Milchw. Laboratin/Laborant 83 86 81

Ldw.-techn. Laborantin/Laborant 27 27 29

Gesamtsumme: 6.144 6.028 6.050

80 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

In den Ausbildungsgängen Hauswirtschafter/ arbeit bereitstellt. Durchgeführt werden jährlich Hauswirtschafterin und Fachpraktiker/in Haus- mehr als einhundert Feldversuche, z. B. zu Fra- wirtschaft wurden im Verbandsgebiet im Jahr gen des Pflanzenschutzes, der Sortenwahl, der 2012/2013 insgesamt 169 Auszubildende von Düngung, der Bodenbearbeitung, der Beregnung der Bezirksstelle Braunschweig der Landwirt- der Saatstärke oder zu nachwachsenden Roh- schaftskammer Niedersachsen betreut. stoffen. Die zweijährige Weiterbildung zur/m hauswirt- schaftlichen Betriebsleiter/in findet in den Fach- Eine weitere wichtige Beratungsinstitution stellen schulen in Braunschweig und Celle statt. Meis- die Beratungsringe dar. Auf Ebene des Landes terkurse werden von Erwachsenenbildungsträ- Niedersachsen haben sich 55 Ringe in einem gern im Stadtgebiet Braunschweig regelmäßig Dachverband, der Arbeitsgemeinschaft Landbe- jährlich durchgeführt. ratung e.V., zusammengeschlossen. Im Groß- raum Braunschweig sind derzeit sechs Bera- Beratung tungsringe mit insgesamt 14 Beratern tätig. Wie Über das in der Ausbildung erworbene Fachwis- auch in den anderen Beratungseinrichtungen hat sen hinaus besitzt die fortwährende Beratung der sich hier in der Vergangenheit aufgrund von Um- landwirtschaftlichen Betriebe einen hohen Stel- strukturierungen und Zusammenlegungen ein lenwert. Der wissenschaftlich-technische Fort- deutlicher Wandel vollzogen. So waren im Jahr schritt, ökonomische Zwänge, wettbewerbs- und 1997 noch 18 Beratungsringe in der Region aktiv ordnungspolitische Veränderungen sowie die (siehe Tabelle 25). wachsende gesetzliche Regelungsdichte erfor- dern regelmäßige und zumeist kurzfristige unter- In den 18 Beratungsringen des Großraumes nehmerische Anpassungsmaßnahmen. Diese haben sich ca. 2.000 Landwirte, das entspricht können durch eine gezielte Beratung wirksam einer Quote von ca. 57 % aller Betriebe, zusam- gefördert und optimiert werden. mengeschlossen. Finanziert aus Mitgliedsbeiträ- Die Beratungseinrichtungen im Großraum gen und Landeszuschüssen stehen jedem Bera- Braunschweig sind im Hinblick auf ihre Träger- tungsring ein bis vier fest angestellte Berater zur schaft vielfältig strukturiert. Der Landwirtschafts- Verfügung. Diese fertigen für die Mitgliedsbetrie- kammer Niedersachsen ist als Körperschaft des be Auswertungen der Aufwands- und Ertragsda- öffentlichen Rechts die fachliche Beratung der ten an, stellen Betriebsvergleiche zusammen und landwirtschaftlichen Betriebe gesetzlich als beraten Landwirte hinsichtlich betrieblicher Wei- Pflichtaufgabe zugewiesen.47 Im Großraum terentwicklungen. Sie sind des Weiteren auch für Braunschweig ist die Landwirtschaftskammer die direkte Produktionsberatung sowie die Anla- durch die Bezirksstelle in Braunschweig- ge von Versuchen zuständig. Broitzem sowie die Außenstelle Gifhorn (zustän- dig auch für das Stadtgebiet Wolfsburg) vertre- Für ökologisch wirtschaftende Betriebe aus ten. Die ehemaligen Außenstellen in Peine, Landwirtschaft und Gartenbau steht mit dem Helmstedt und Goslar sind im Zuge organisatori- Ökoring e.V. aus Visselhövede eine überregional scher Veränderungen geschlossen worden. Die tätige Beratungseinrichtung zur Verfügung. Auch Schwerpunkte der Beratungsarbeit sind thema- die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bietet tisch in die Bereiche u.a. über den in Hannover ansässigen Fachbe- • Betriebswirtschaft, Umsetzung von Förder- reich ökologischer Landbau auf der Grundlage programmen, Hauswirtschaft, sozio-ökono- eines umfassenden Versuchswesens Bera- mische Fragestellungen sowie Aus- und tungsdienstleistungen z.B. im Bereich der Be- Fortbildung triebsumstellung oder der Produktionstechnik für • Spezialberatung in den Bereichen Pflanzen- Ökobetriebe an. bau, Pflanzenschutz und Tierproduk-tion, • ländliche Entwicklung und nachhaltige Land- Neben der Offizialberatung und der Ringbera- nutzung sowie tung sind zunehmend auch freiberufliche private • gewässerschutzorientierte Zusatzberatung in Beratungsträger in der Betreuung der landwirt- verschiedenen Wasserschutz- und Wasser- schaftlichen Betriebe tätig. Als Klientel der freibe- vorranggebieten ruflichen Berater sind kleinere und mittlere Be- untergliedert. Der Bezirksstelle angegliedert ist triebe jedoch in der Regel finanziell und fachlich ein eigenes Versuchswesen, das wichtige wenig attraktiv. Grundlagen für eine praxisorientierte Beratungs-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 81

Als berufsständische Interessenvertretung über- den Aufgaben der Landvolkverbände zählt u.a. nehmen auch die Verbände des Niedersächsi- die Beratung ihrer Mitglieder in Fragen der land- schen Landvolkes wichtige Beratungsfunktionen wirtschaftlichen Sozialversicherungen, der Ver- für ihre Mitgliedsbetriebe. Die sechs ehemals pachtung, der Hofübergabe, des landwirtschaftli- selbständigen Kreisverbände Braunschweig, chen Steuerrechtes sowie der rechtlichen Bera- Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter und Wolfen- tung. büttel haben sich in dem Landvolk Braunschwei- ger Land e.V. zusammengeschlossen. Dieser Mit der Errichtung des sogenannten Grünen verfügt über 4.000 Mitglieder und 362 Ortsver- Zentrums in Braunschweig im Jahr 1996 konnte trauensmänner in 33 Gemeinden. Der Kreisver- ein wesentlicher Teil der im Verbandsgebiet vor- band Gifhorn mit 2.300 Mitgliedern nimmt seine handenen Beratungskapazitäten räumlich ge- Geschäftsführung weiterhin selbständig war. Zu bündelt werden.

Tabelle 26: Landwirtschaftliche Versuchs- und Beratungsringe

Landkreis Beratungsring Anzahl der betreute LF durchschnittliche Betriebe in ha Betriebsgröße in ha

Gifhorn Gifhorn-WOB 361 55.594 154

Goslar Harzvorland 243 28.700 118

Goslar Bockenem* 215 21.156 98

Wolfenbüttel Börßum 96 14.509 150

Wolfenbüttel Schöppenstedt 109 13.500 124

Peine Peine 237 25.245 107

Helmstedt Helmstedt 155 19.854 128

Ringe insgesamt 1.416 178.558 126

Erfassungsgrad auf Verbandsebene 51 % 68 % Quelle: AG Landberatung 2013 *nur anteilig im Gebiet des ZGB

Wissenschaft und Bodenkunde sowie Pflanzenschutz und Im Großraum Braunschweig sind mit dem Pflanzengesundheit tätig. Julius-Kühn-Institut (JKI), dem Johann Heinrich von Thünen Institut (vTI), dem Bundesamt für Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Le- Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bensmittelsicherheit (BVL) mit Dienststellen in (BVL) sowie dem Helmholtz-Zentrum (ehemals Berlin und Braunschweig ist für die Koordination GbF) vier Forschungseinrichtungen mit landwirt- des gesundheitlichen Verbraucherschutzes zwi- schaftlichem Bezug und überregionaler Bedeu- schen Bund und Bundesländern zuständig. Am tung vertreten. Standort Braunschweig erfolgt u.a. die Zulassung Beim Julius-Kühn-Institut handelt es sich um eine von Pflanzenschutzmitteln, in deren Rahmen das selbständige Bundesoberbehörde im Geschäfts- BVL auch für das Risikomanagement im Hinblick bereich des Bundesministeriums für Ernährung, auf den Schutz von Umwelt und Verbrauchern Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es ging verantwortlich ist. Darüber hinaus fungiert das im Jahr 2008 aus einer Zusammenführung der BVL als nationale Koordinierungsstelle in den Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forst- europäischen Gemeinschaftsverfahren zur Be- wirtschaft, der Bundesanstalt für Züchtungsfor- wertung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen schung an Kulturpflanzen und Teilen der Bun- und zur Festlegung von Rückstandshöchstgehal- desforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) ten. hervor. Das JKI ist als das Bundesforschungs- institut für Kulturpflanzen in den Bereichen Pflan- Ebenfalls im Jahr 2008 ging aus Teilen der Bun- zengenetik, Pflanzenbau, Pflanzenernährung desforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL),

82 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

der Bundesforschungsanstalt für Fischerei Im Dezember 2011 wurde in Braunschweig der (BFAFi) und der Bundesforschungsanstalt für Verein Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. Forst- und Holzwirtschaft (BFH) das Johann gegründet (vgl. www.netzwerk-ackerbau.de). Heinrich von Thünen-Institut mit Hauptsitz in Ausschlaggebend hierfür war der Grundgedanke, Braunschweig-Völkenrode hervor. Das vTI stellt dass die vielfältigen Funktionen des Ackerlandes in den Bereichen Agrar-, Forst- und Holzwirt- Belange unterschiedlicher Politik- und Rechtsbe- schaft sowie Fischerei fundierte wissenschaftli- reiche berühren, die über eine verstärkte Zu- che Grundlagen und Entscheidungshilfen für die sammenarbeit der jeweiligen Akteure stärker Politik bereit. Zu den aktuellen Arbeitsgebieten vernetzt werden sollen. gehören u.a. die Themenstellungen wettbe- werbsfähige Produktion, Entwicklung ländlicher Ziel ist es, die notwendigen Rahmenbedingun- Räume, Klimawandel, Biodiversität, Ökologischer gen für Landbau und nachwachsende Rohstoffe. • die Sicherung der Produktionsfunktion des Ackers, Auf dem Gelände der ehemaligen FAL in Völken- • die Wettbewerbsfähigkeit der Ackerbaube- rode ist auch das Institut für Tierernährung, eine triebe, Einrichtung des Friedrich Löffler-Instituts, ansäs- • die Entwicklung der regionalen Wertschöp- sig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf fung und Erschließung neuer Einkommens- den Gebieten Ernährungsphysiologie, Futtermit- quellen und Märkte, telkunde und Tierfütterung. Betrachtet werden • eine nachhaltige Regionalentwicklung sowie insbesondere tiergesundheitliche Aspekte, die • eine verbesserte Kommunikation mit der als Voraussetzung für eine effektive Umwand- Öffentlichkeit zu schaffen. lung von Futterinhaltsstoffen in qualitativ hoch- wertige Lebensmittel tierischer Herkunft oder Der Aufbau des Netzwerkes wird vom Nieder- andere Leistungen von Tieren bei einer mög- sächsischen Ministerium für Landwirtschaft und lichst geringen Umweltbelastung gesehen wer- Verbraucherschutz begleitet. Das Netzwerk ist den. Anlaufstelle für Die Forschungsschwerpunkte des Helmholtz- Zentrums liegen u.a. in den Bereichen bakterielle • Landwirte und virale Krankheitserreger, Immunsystem und • Politik und Gesellschaft Immunabwehr, neue Wirkstoffe und Technolo- • Medien gieplattformen.48. • Wissenschaft

• Behörden Der in diesen Forschungseinrichtungen vorhan- • Beratungswesen dene Sachverstand sowie die hier gesammelten • Schulen und Lehranstalten Versuchsergebnisse und Veröffentlichungen • können in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Pra- Züchtung und xisrelevanz z.T. direkt durch die landwirtschaftli- • Wirtschaftsunternehmen. che Fachberatung in der Region genutzt werden.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 83

4 Strukturelle Entwicklung der Landwirtschaft

Als wesentliche Datengrundlage dienen die Ver- wandels stetig ab, da aus Geheimhaltungsgrün- öffentlichungen des Landesbetriebes für Statistik den bei nur noch wenigen Betrieben immer häu- und Kommunikationstechnologie Niedersachsen figer auf Zahlenangaben verzichtet werden (LSKN), anonymisierte Auswertungen des GAP- muss. Soweit Detailangaben möglich sind, finden Antragsverfahrens sowie die Ergebnisse von sich zu einzelnen Themen weitergehende Daten Befragungen auf Gemarkungsebene aus den in den Anhangtabellen. Jahren 1997 und 2012. Die Verfügbarkeit von statistischen Daten auf Gemeindeebene nimmt im Zuge des Struktur-

4.1 Betriebsstrukturen

4.1.1 Erwerbscharakter

In der Agrarstatistik haben sich gegenüber vor- die Statistik noch 5.311 Betriebe insgesamt, da- hergehenden Erhebungen Veränderungen an von 3.932 Betriebe mit mehr als 5 ha LF erfasst. der Erfassungsschwelle ergeben, so dass die kleinste Größenklasse nicht mehr Betriebe unter Wie Tabelle 27 zeigt, befinden sich mit Abstand 2 ha, sondern unter 5 ha ausweist. Darüber hin- die meisten ldw. Betriebe im Landkreis Gifhorn, aus werden auch Betriebe mit kleinerer Fläche es folgen die Landkreise Wolfenbüttel, Helmstedt erfasst, wenn sie gewisse Mindesttierbestände und Peine. Allein die Flächengröße der genann- oder Sonderkulturflächen aufweisen49. ten Landkreise lässt eine entsprechend hohe Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe auch erwar- Zur Erhebungsgesamtheit der LZ gehören ab ten. Eine Relativbetrachtung im Verhältnis zur LF 2010 Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutz- aus der Katasterfläche bestätigt jedoch eine et- ten Fläche (LF) von mindestens fünf Hektar oder was höhere Betriebsdichte der Geest und Berg- mindestens jeweils zehn Rindern oder fünfzig landregion im Vergleich zur Börde. Schweinen oder zehn Zuchtsauen oder zwanzig Das Verbandsgebiet weist im Durchschnitt 1,06 Schafen oder zwanzig Ziegen oder tausend Betriebe je 100 ha LF (Katasterfläche) auf. Über Stück Geflügel oder einer Tabakfläche, Hopfen- diesem Durchschnitt liegen die Werte für Peine, fläche, Rebfläche, Baumschulfläche oder Obst- Goslar, Gifhorn, Wolfsburg und Braunschweig fläche von mindestens 0,5 ha oder einer Gemü- mit bis zu 1,19 Betrieben je 100 ha LF. Dagegen se- und Erdbeerfläche im Freiland von mindes- ist in den Landkreisen Wolfenbüttel und Helm- tens 0,5 ha oder einer Dauerkulturfläche im Frei- stedt die Betriebsdichte unterdurchschnittlich und land von mindestens 1 ha oder einer Blumen- liegt im niedrigsten Fall bei 0,94 Betrieben je 100 oder Zierpflanzenfläche im Freiland von mindes- ha LF. tens 0,3 ha oder einer Produktionsfläche für Speisepilze von mindestens 0,1 ha oder einer Fläche unter Glas oder anderen begehbaren Schutzabdeckungen von mindestens 0,1 ha.

Damit werden weniger Betriebe als vorher er- fasst und in der untersten Größenklasse können Vergleichszahlen nicht mehr ausgewiesen wer- den. Nach der Landwirtschaftszählung 2010 existieren im Großraum Braunschweig insgesamt 2.779 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von mehr als 5 ha bzw. dem Mindestumfang an sons- tigen Erzeugungseinheiten. Im Jahr 1995 hatte

84 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 27: Anzahl der ldw. Betriebe nach Haupt- und Nebenerwerb

Landkreis/ Insge- davon kreisfr. Stadt samt Einzel- davon Personen juris- unter- nen- tische- neh- gem./- Personen men gesell- Haupterwerb Nebenerwerb sch. An- Anzahl Anzahl Anzahl % zahl % Anzahl Anzahl

Braunschweig 77 66 44 67% 22 33% 7 4

Salzgitter 104 98 79 81% 19 19% 5 1

Wolfsburg 95 88 44 50% 44 50% 6 1

Gifhorn 896 815 451 55% 364 45% 78 3

Goslar 315 288 192 67% 96 33% 25 2

Helmstedt 392 368 246 67% 122 33% 23 1

Peine 442 417 270 65% 147 35% 24 1

Wolfenbüttel 458 418 312 75% 106 25% 38 2

Großraum BS 2.779 2.558 1.638 64% 920 36% 206 15

Niedersachsen 41.730 37.607 23.435 62% 14.172 38% 3.836 287 Quelle: LSKN, Landwirtschaftszählung 2010

Im überregionalen Vergleich mit Niedersachsen schaftlichen Betrieb. Entgegen früherer Abgren- (1,46 Betriebe/100 ha LF) verfügt der Großraum zungen werden die Arbeitskräfte-Einheiten (AK- Braunschweig damit über eine relativ geringe E), d.h. die Umrechnung der für den Betrieb ge- Dichte von landwirtschaftlichen Betriebsstandor- leisteten Arbeitszeiten in Vollzeiteinheiten, nicht ten. mehr für die Einstufung zum Haupt- bzw. Ne- benerwerb herangezogen. Für mehrjährige sta- Bei den als Einzelunternehmen aufgeführten tistische Zahlenreihen ergibt sich insofern wie so Betrieben hat das landwirtschaftliche Einkommen häufig bei methodischen Umstellungen eine ein- je nach Anteil am Gesamteinkommen der Familie geschränkte Vergleichbarkeit. einen unterschiedlichen Stellenwert. Die Spann- weite geht vom landwirtschaftlichen Hobby, über In Tabelle 27 sind die durchschnittlichen Anteile den Nebenerwerbsbetrieb (NE) bis zum Haupt- der HE-Betriebe in den Landkreisen und kreis- erwerbsbetrieb (HE). Nach der hier zugrundelie- freien Städten des Großraumes Braunschweig genden Definition der sozialökonomischen Be- dargestellt. Der Anteil der im Haupterwerb be- triebstypen (Haupterwerbsbetriebe bzw. Neben- wirtschafteten Betriebe liegt im gesamten Groß- erwerbsbetriebe) ist seit dem Jahr 2010 das Ver- raum Braunschweig bei 64 % und damit gering- hältnis von betrieblichem und außerbetrieblichem fügig über dem Landesdurchschnitt. Auffällig ist Einkommen für die Zuordnung maßgeblich. die starke Differenzierung innerhalb des Groß- Demnach sind Haupterwerbsbetriebe Betriebe raumes. Im Stadtgebiet Salzgitter nehmen die ohne außerbetriebliches Einkommen oder Be- Haupterwerbsbetriebe bereits einen Anteil von triebe, in denen das betriebliche Einkommen 81 % ein, im Landkreis Wolfenbüttel immerhin größer ist als das Einkommen aus außerbetrieb- noch 75 %. Dagegen liegt ihr Anteil im Landkreis lichen Quellen. Dagegen ist bei Nebenerwerbs- Gifhorn nur bei betrieben das außerbetriebliche Einkommen 55 %, in der Stadt Wolfsburg sogar lediglich bei größer als das Einkommen aus dem landwirt- 50 %. Tendenziell waren diese räumlichen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 85

Schwerpunkte des Erwerbscharakters auch in der Vergangenheit so vorzufinden. Die Beson- Zwischen den Jahren 1979 und 1995 nahm die derheiten im Raum Wolfsburg und Gifhorn ließen Zahl der Haupterwerbsbetriebe landesweit stär- sich damit erklären, dass zahlreiche Landwirte ker ab als die der Nebenerwerbsbetriebe, wäh- ihren Betrieb nicht aufgaben, sondern neben der rend sich im Großraum Braunschweig der Struk- Beschäftigung im VW-Werk als Nebenerwerb turwandel in Haupt- und Nebenerwerb mit etwa aufrechterhielten. Es zeichnet sich hier aber gleicher Geschwindigkeit vollzog. Im Zeitraum langfristig eine gewisse Angleichung ab, da der 1995 bis 2010 hat sich dieser Trend verändert. Haupterwerbsanteil in Gifhorn und Wolfsburg im Sowohl auf Landesebene als auch auf Ebene Vergleich zum übrigen Großraum Braunschweig des Großraumes Braunschweig hat der Anteil in den zurückliegenden Jahren überdurchschnitt- der Haupterwerbsbetriebe zugenommen (vgl. lich angestiegen ist. Abbildung 30). Offensichtlich wechseln nur noch wenige Haupterwerbsbetriebe in den Nebener- Die Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe werb. Vielmehr wird eine komplette Betriebsauf- ist im Zeitraum von 1995 bis 2010 im Großraum gabe verfolgt. Dies könnte auf die relativ guten Braunschweig um durchschnittlich jährlich 2,3 % Verpachtungs- und Vermietungsbedingungen, gesunken. Diese Abnahme liegt geringfügig un- eine Zunahme von Kooperationen in Gesell- ter der landesweiten Betriebsabnahme von jähr- schaftsform aber auch auf bessere außerland- lich 2,4 %. Im Zeitraum 1979 bis 1995 stellte sich wirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten, zurückzu- dies noch umgekehrt da: Einer jährlichen Ab- führen sein. nahme von 3,5 % im Großraum Braunschweig standen lediglich 2,8 % auf Landesebene ge- Auf Personengemeinschaften, -gesellschaften genüber. Der Strukturwandel hat sich damit so- und juristische Personen entfallen im Jahr 2010 wohl absolut als auch in Relation zum Land Nie- laut Agrarstatistik im Großraum Braunschweig dersachsen grundsätzlich verlangsamt. Dies 221 Betriebe, das sind etwa 8 % der insgesamt kann darauf hindeuten, dass der Strukturwandel erfassten Betriebe. Im Jahr 2003 lag deren Anteil einen Punkt erreicht hat, an dem die Betriebe im noch bei knapp 6 %. Angesichts steigender Be- Großraum Braunschweig sich betriebswirtschaft- triebsgrößen und der zu erzielenden Synergieef- lich besser auf die Zukunft ausgerichtet haben fekte nehmen Kooperationsformen nicht zuletzt und somit vergleichsweise etwas weniger anfällig aus haftungs- und steuerrechtlichen Gründen gegenüber wirtschaftlichem und strukturellem weiter zu. Anpassungsdruck sind.

Abbildung 30: Entwicklung des Anteiles der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe an den landwirt- schaftlichen Einzelunternehmen im Großraum Braunschweig

70 64 57 60 54

46 50 43 40 36

30

Prozentanteil HE NE 20

10

0 1979 1995 2010 Jahr

Quelle: LSKN

86 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 28: Anzahl der Betriebe⃰ ab 5 ha und Betriebsgrößenstruktur im Vergleich der Jahre 1979 bis 2010

Kreisfreie Stadt/ Landwirtschaftliche Betriebsgrößenstruktur 2010 Landkreis Betriebe

Anzahl relativ Anteile der Größenklassen in % insge- zu zu Jahr samt 1979 1995 5 – 20 20 - 50 > 50 > 100 ab 5 ha % % ha ha ha ha 1979 197 100 31 41 28 Braunschweig 1995 113 57 100 27 23 50 14 2010 77 39 68 0 19 53 34 1979 214 100 18 43 38 Salzgitter 1995 144 67 100 10 24 65 16 2010 104 49 72 6 16 76 36 1979 251 100 35 46 19 Wolfsburg 1995 134 53 100 27 27 46 22 2010 95 38 71 25 20 43 32 1979 2247 100 40 39 22 Gifhorn 1995 1310 58 100 30 25 45 17 2010 896 40 68 25 18 43 31 1979 633 100 26 53 21 Goslar 1995 407 64 100 17 30 53 16 2010 315 50 77 16 18 62 30 1979 875 100 22 49 29 Helmstedt 1995 523 60 100 16 25 59 27 2010 392 45 75 16 17 64 41 1979 1202 100 36 51 12 Peine 1995 690 57 100 21 38 40 11 2010 442 37 64 19 25 53 27 1979 983 100 24 45 31 Wolfenbüttel 1995 611 62 100 16 25 59 26 2010 458 47 75 12 16 67 40 1979 6602 100 32 45 23 Großraum 1995 3932 60 100 22 28 50 18 Braunschweig 2010 2779 42 71 18 19 55 33 1979 91450 100 42 45 13 Niedersachsen 1995 60117 66 100 31 37 32 7 2010 41730 46 69 26 23 45 18 Quelle: LSKN

⃰ Für 2010 Betriebe ab 5 ha oder sonstige Erzeugungseinheiten. Aufgrund der veränderten Abgrenzungskriterien addieren sich die ersten drei Betriebsgrößenklassen des Jahres 2010 nicht zu 100 % auf. Betriebe > 100 ha wurden im Jahr 1979 statistisch nicht erfasst.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 87

Abbildung 31: Anteil der HE-Betriebe an ldw. Einzelunternehmen >5 ha LF in Prozent in den Ge- meinden des Großraumes Braunschweig

Quelle: LSKN 2010

88 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Der Strukturwandel seit 1995 wird besonders Braunschweig und Gifhorn (- 36% bis deutlich, wenn man die Veränderung der Anzahl - 32%), die geringsten in Goslar, Helmstedt und der Betriebe in Kombination mit dem Wandel der Wolfenbüttel (- 25% bis - 27%) festzustellen. Betriebsgrößenstruktur betrachtet, wie sie in Tabelle 28 dargestellt ist. Ungenutzte ldw. Flächen (Sozialbrache), sind im Verbandsgebiet nicht festzustellen. Der erhebli- Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe im Groß- che Rückgang ldw. Betriebe hat vielmehr dazu raum Braunschweig hat sich demnach im Zeit- geführt, dass die wachsenden Betriebe ihre Pro- raum von 1995 bis 2010 um rd. 29 % verringert. duktionsfläche aufstocken konnten. Diese Ent- Der Strukturwandel verlief im Großraum Braun- wicklung zeigt sich in der Zunahme der durch- schweig damit etwas langsamer als im nieder- schnittlichen Betriebsgröße und des Pachtflä- sächsischen Landesdurchschnitt chenanteils. (- 31%). Die stärksten Abnahmen sind in Peine,

4.1.2 Landwirtschaftliche Betriebsgrößen

Die Betriebsgrößenstruktur der landwirtschaftli- Anteil solcher Betriebsformen an der Gesamtheit chen Betriebe hat sich in den vergangenen Jahr- aller Betriebe mit 8 % relativ gering, die durch- zehnten erheblich verändert. Nach der Agrarsta- schnittliche Flächenausstattung liegt aber mit tistik hat die durchschnittliche landwirtschaftliche 186 ha noch einmal deutlich über der der Haupt- Fläche je Betrieb im Großraum Braunschweig erwerbsbetriebe. von 49 ha im Jahr 1995 auf 92 ha im Jahr 2010 zugenommen. Im Vergleich dazu beträgt die Die Anzahl der Betriebe mit mehr als 100 ha LF durchschnittliche landwirtschaftliche Fläche der nimmt zu, während die Anzahl der kleineren Be- Betriebe im Land Niedersachsen 62 ha. triebe deutlich abnimmt. Die „Wachstumsschwel- Die Haupterwerbsbetriebe sind im Großraum von le“, die anzeigt, ab welcher Flächengröße die 78 ha im Jahr 1995 auf durchschnittlich 116 ha Anzahl der Betriebe zunimmt, liegt damit im Ver- LF/Betrieb im Jahr 2010 gewachsen. Hier ist die bandsgebiet deutlich in der Größenklasse über durchschnittlich bewirtschaftete Fläche/Betrieb 100 ha. Eine identische Entwicklung vollzieht im Land Niedersachsen mit 79 ha wesentlich sich auf Landesebene. niedriger als im Verbandsgebiet. Auch hier zeigt ein Vergleich der Erhebungen Die Entwicklung zu größeren Betriebseinheiten aus den Jahren 2007 und 2010, dass die Be- vollzog sich sowohl bei den Haupterwerbs- als triebszahlen der Größenklasse 75 bis 100 ha auch bei den Nebenerwerbsbetrieben mit pro- deutlich abnehmen, während die der Größen- zentualen Wachstumsraten, wie sie auch im klasse über 100 ha zunehmen. Im Jahr 1995 lag Landesdurchschnitt zu finden sind. Seit 1995 die Wachstumsschwelle noch bei einer Be- haben die HE-Betriebe im Großraum Braun- triebsgröße von 50 ha. Im Zuge des fortschrei- schweig ihre Flächenausstattung um rd. 49% tenden Strukturwandels wird sich diese Grenze vergrößert. Bei den Nebenerwerbsbetrieben war auch zukünftig weiter nach oben verschieben. ein deutlich höheres Wachstum der Betriebsgrö- Die Anzahl der Betriebe über 200 ha wies zwi- ße um 88% im Großraum Braunschweig zu ver- schen 2007 und 2010 die größten Zuwächse auf. zeichnen. Der bereits beschriebene rückläufige Anteil der Nebenerwerbsbetriebe trägt hierzu maßgeblich bei, es scheiden vorrangig die Kleinstbetriebe aus der Bewirtschaftung. Im Ver- hältnis zum Landesdurchschnitt (19 ha/Betrieb) ist die durchschnittliche Betriebsgröße der Ne- benerwerbsbetriebe mit rd. 27 ha/Betrieb beson- ders groß. Der Zusammenschluss zu Personengemein- schaften oder -gesellschaften bzw. juristischen Personen zieht in der Regel auch große Be- triebseinheiten nach sich. Wie dargestellt, ist der

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 89

Tabelle 29: Flächenausstattung je Betrieb und Anteile der Betriebsformen an der Landwirtschafts- fläche

ha Fläche je Betrieb % Anteile an der gesamten LF HE NE Gesellsch. alle HE NE Gesellsch.

Braunschweig 121 23 74 87 72 10 18 Salzgitter 104 37 274 102 80 8 12 Wolfsburg 151 26 83 88 78 7 16 Gifhorn 116 24 180 84 79 14 7 Goslar 97 34 215 88 69 11 19 Helmstedt 135 31 191 106 67 12 21 Peine 93 26 204 77 80 9 11 Wolfenbüttel 127 25 197 110 74 11 15 Großraum BS 116 27 186 92 79 5 16 Niedersachsen 79 19 111 62 87 13 18 Quelle: LSKN 2010

Abbildung 32: Prozentuale Verteilung der Betriebe und der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nach Betriebsgrößenklassen

40%

35%

30%

25%

20% Betriebe 15% ha Anteil Prozent in Anteil

10%

5%

0% < 5 ha 5-20 ha 20-50 ha 50-100 ha 100-200 ha >200 ha Betriebsgrößenklasse

Quelle LSKN 2010

90 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Die Betrachtung der Betriebsgrößenstruktur Der Anteil kleiner Betriebe mit weniger als 5 ha 2010, wie in Tabelle 29 für die einzelnen Land- LF ist seit dem Jahr 1995 von 25% auf etwa 5% kreise und in Abbildung 32 für das Verbandsge- gesunken. Die bewirtschaftete Fläche dieser biet insgesamt dargestellt, zeigt die Bedeutung Betriebe macht nur noch 0,2% der gesamten LF größerer Betriebe bei der Flächenbewirtschaf- im Großraum Braunschweig aus. Oftmals han- tung. Demnach bewirtschaftet bereits ein Drittel delt es sich um Pferdehalter oder sonstige Tier- der landwirtschaftlichen Betriebe im Großraum halter sowie um ehemalige Landwirte, die einen mindestens 100 ha LF (auf Landesebene liegt Teil Ihrer Flächen in Eigenbewirtschaftung zur dieser Wert bei 18%). Auf die Fläche dieser Be- Selbstversorgung und als Betätigungsfeld zu- triebe entfallen 70% der gesamten LF (auf Lan- rückbehalten haben. desebene 50%). Immerhin 10 % der Betriebe weisen eine Betriebsfläche von mehr als 200 ha Diese Betriebe spielen aufgrund ihrer geringen auf. Ihr Anteil an der gesamten LF beträgt fast Flächenbewirtschaftung und ökonomischen Be- 35%. deutung bei vielen Betrachtungen nur eine gerin- ge Rolle. Dennoch erfüllen sie aufgrund der vor- Die betrieblichen Größenstrukturen im Ackerbau handenen Eigentumsbasis und der Betätigung im stellen sich damit im Verbandsgebiet weiterhin landwirtschaftlichen Umfeld durchaus wertvolle als sehr dynamisch und vergleichsweise gut dar. Funktionen für den ländlichen Raum.

Tabelle 30: Verteilung der Betriebe und der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nach Be- triebsgrößenklassen

Landkreis < 5 ha 5-20 ha 20-50 ha 50-100 ha 100-200 ha > 200 ha kreisfreie Stadt

Betr. LF Betr. LF Betr. LF Betr. LF Betr. LF Betr. LF

Braunschweig 10 * - - 15 - 15 1.107 17 2.367 9 2.542

Salzgitter 2 * 6 - 17 - 42 3.114 27 3.883 10 2.877

Wolfsburg 11 22 24 - 19 - 11 822 18 2.509 12 4.066

Gifhorn 33 76 221 2347 159 5.349 207 15.645 193 26.944 83 25.348

Goslar 11 17 51 637 57 2.085 100 7.107 73 9.714 23 8.115

Helmstedt 13 26 63 705 67 2.364 87 6.473 114 15.485 48 16.505

Peine 15 35 83 973 111 3.897 114 8.442 98 13.288 21 7.361

Wolfenbüttel 23 41 55 645 74 2.480 123 9.387 116 16.549 67 21.139 Großraum 118 - 503 5307 519 16.175 699 52.097 656 90.739 273 87.953 Braunschweig

Niedersachsen 2.300 4.478 11.031 126707 9.524 331385 11.365 816863 5.938 797851 1.572 499733 * statistische Geheimhaltung - nicht vorhanden oder aus logischen Gründen nicht errechnet Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 91

4.1.3 Eigentums- und Pachtverhältnisse

Besitzverhältnisse nen Flächen, hat sich im Zeitablauf erheblich Der Boden bildet die Grundlage für die land- und gewandelt. In Tabelle 31 wird die hohe Bedeu- forstwirtschaftliche Produktion. Die Bodeneigen- tung der Pacht im Großraum Braunschweig er- tumsordnung zählt zu den zentralen Bestandtei- kennbar. Bezogen auf die LF hat der Pachtflä- len der Agrarverfassung und der allgemeinen chenanteil von 35 v.H. (1979) auf 52v.H. (2010) Wirtschafts- und Rechtsordnung. In der Land- zugenommen. Diese Entwicklung beruht einer- wirtschaft lassen sich nach den Bodeneigen- seits auf der relativen Zunahme der Anzahl der tums- und Besitzverhältnissen die folgenden Pachtbetriebe und geht andererseits auf den Gruppen von Betrieben unterscheiden: steigenden Pachtlandanteil in den Zupachtbe- • Eigentumsbetriebe: Die landwirtschaftliche trieben zurück. Der höchste Pachtflächenanteil Nutzfläche und die Gebäude befinden sich im Jahr 2010 liegt mit 62 v. H. in der Stadt im Eigentum des landwirtschaftlichen Unter- Wolfsburg, der niedrigste mit 47 v.H. in den nehmers. Landkreisen Gifhorn und Wolfenbüttel. • Zupachtbetriebe: Ein Teil der landwirtschaft- lichen Nutzfläche und der Gebäude gehört Bestimmt wird der langfristig zunehmende dem landwirtschaftlichen Unternehmer, der Pachtanteil insbesondere durch den Struktur- Rest ist zugepachtet. wandel. Aufgebende Betriebe setzen neben den • Hofpachtbetriebe: Der gesamte landwirt- angepachteten Flächen auch Eigentumsflächen schaftliche Betrieb wird vom Eigentümer frei, die für andere Betriebe überwiegend am (dem Verpächter) an den landwirtschaftli- Pachtmarkt zur Aufstockung zur Verfügung ste- chen Unternehmer (den Pächter) verpach- hen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass tet. 50 Gebiete mit einem hohen Anteil an Nebener- werbsbetrieben tendenziell niedrigere Pachtflä- Die Zusammensetzung der bewirtschafteten chenanteile aufweisen. Dies lässt sich so aus der Bodenflächen, unterschieden nach eigenem Statistik jedoch nicht ableiten. Land, gepachteten und unentgeltlich überlasse-

Tabelle 31: Betriebe, LF und Pachtflächenanteil im Großraum Braunschweig 1979 und 2010

Landkreis/kreisfreie Stadt Betriebe LF Pachtflächenanteil in % der LF v.H. 1979 v.H. 2010

Braunschweig 77 6.661 44 51

Salzgitter 104 10.580 43 47

Wolfsburg 95 8.396 40 61

Gifhorn 896 75.710 29 52

Goslar 315 27.675 36 50

Helmstedt 392 41.556 36 49

Peine 442 33.998 37 47

Wolfenbüttel 458 50.241 35 46

Großraum insgesamt 2.779 254.817 35 50

Niedersachsen 41.730 2.577.017 34 51 Quelle: LSKN

92 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Es spielen hier verschiedene Faktoren eine Rol- Betriebseinheiten erfolgt der Zuwachs in erster le, die sich auch überlagern können. Zu nennen Linie über die Zupacht. Als reine Eigentumsbe- sind beispielsweise die von hiesigen Betrieben triebe haben sich nur die größeren Einheiten unmittelbar nach der Grenzöffnung in Sachsen- halten können, was im Anstieg der durchschnitt- Anhalt angepachteten Flächen, die nach Auslau- lichen Betriebsgröße der Eigentumsbetriebe von fen der Pachtverträge oder einer Verlagerung 18 ha im Jahr 1991 auf 59 ha im Jahr 2010 deut- von Betriebsstandorten wieder aus der Statistik lich wird. Reine Pachtbetriebe haben im Groß- herausfallen können. raum Braunschweig einen Anteil von 9 % (ge- genüber 13% im Jahr 1991) mit einer durch- Während der Pachtflächenanteil in der Vergan- schnittlichen Betriebsgröße von 67 ha (gegen- genheit gegenüber den anderen durch die nord- über 49 ha im Jahr 1991). deutsche Höfeordnung geprägten Ländern so- wohl in Niedersachsen als auch im Großraum Hieraus folgt, dass etwa drei Viertel der Betriebe Braunschweig vergleichsweise hoch war, hat als Zupachtbetriebe sowohl auf Pacht- als auch sich dies inzwischen angeglichen. Dies ist mög- auf Eigentumsflächen wirtschaften. Grundsätz- licherweise auch darauf zurückzuführen, dass lich liegt der Pachtflächenanteil bei Nebener- der endgültigen Hofübergabe nicht mehr so häu- werbsbetrieben unter dem der Haupterwerbsbe- fig eine Betriebsverpachtung vorgeschaltet wird. triebe. Einerseits wird die Bewirtschaftung beim Der Anteil der von Familienangehörigen gepach- Übergang vom Haupt- zum Nebenerwerb häufig teten Flächen an den gesamten Pachtflächen auf eigene Flächen zurückgefahren, andererseits des Großraumes Braunschweig betrug im Jahr setzen die Arbeitskraftkapazitäten im Nebener- 1991 etwa 19 % und beläuft sich im Jahr 2010 werb der Flächenzupacht schneller Grenzen. Die auf nur noch 10%. Anteile der Eigentumsbetriebe, Zupachtbetriebe Der Anteil reiner Eigentumsbetriebe ist rückläu- und reinen Pachtbetriebe auf Ebene der Land- fig. Er lag im Jahr 1991 im Großraum Braun- kreise, des Großraumes und des Landes Nieder- schweig bei 24 % und ist im Jahr 2010 auf 15% sachsen zeigt Abbildung 33. gesunken. Im Zuge der Entwicklung zu größeren

Abbildung 33: Prozentuale Verteilung der Betriebe im Großraum Braunschweig auf Eigentums-, Zupacht- und Pachtbetriebe im Jahr 2010

100% 90% 80% 70% 60% 50% reine Pachtbetriebe 40% Zupachtbetriebe 30% reine Eigentumsbetriebe 20% 10% 0%

Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 93

Die Grenzöffnung und die Wiedervereinigung 2005 sogar auf mehr als 23.000 ha. Aktuell ist sind nicht ohne Auswirkungen auf die landwirt- diese Fläche wieder leicht zurückgegangen, be- schaftlichen Besitzverhältnisse geblieben. Gera- wegt sich mit ca. 22.800 ha aber immer noch auf de im Pacht- und (mit Einschränkungen) auch im einem hohen Niveau. Ihr Anteil an der Fläche Grundstücksmarkt ergab sich eine zusätzliche aller Betriebe des Großraumes Braunschweig Dynamik. Besonders landwirtschaftliche Betriebe umfasst etwa 9%. Auf Ebene der Landkreise entlang der ehemals innerdeutschen Grenze variiert dieser Anteil erwartungsgemäß. In Peine haben die Möglichkeit genutzt, ihre Betriebsflä- und Salzgitter spielt die Zupacht von Flächen in che durch Zupacht (in eingeschränktem Umfang den neuen Bundesländern aufgrund der Entfer- auch durch Kauf oder Rückübertragung von Ei- nung kaum eine Rolle, im Landkreis Helmstedt gentumsflächen) in der ehemaligen DDR aufzu- sind dagegen etwa 16% der Betriebsflächen stocken. Aufgrund des niedrigeren Pachtpreisni- außerhalb Niedersachsens zugepachtet. Betrie- veaus, vergleichsweise günstigen Ertragsverhält- be, die auch in den neuen Bundesländern wirt- nissen und arbeitswirtschaftlichen Vorteilen schaften, haben dadurch ihre Flächenausstat- (wenn auch oft erst nach Tauschvereinbarungen) tung um durchschnittlich 70 ha erweitert. Die war die Pacht in den neuen Bundesländern eine Struktur der dort bewirtschafteten Schläge ist mit interessante Alternative für Betriebe, die ihre etwa 12,5 ha je Schlag gegenüber 3,6 ha im Nachfrage nach Zupachtland zur Aufstockung in Großraum Braunschweig ausgesprochen güns- den alten Bundesländern nicht stillen konnten tig. Hinzuweisen ist darauf, dass auch umgekehrt (vgl. Tabelle 32). Im Jahr 1997 belief sich die von Betriebe aus den neuen Bundesländern Flächen hiesigen Betrieben in den neuen Bundesländern im Großraum Braunschweig bewirtschaften. Zah- bewirtschaftete Fläche auf ca. 17.000 ha, im Jahr len hierzu liegen jedoch nicht vor.

Tabelle 32: Von den im Großraum Braunschweig ansässigen Betrieben in den neuen Bundeslän- dern bewirtschaftete Flächen

Landkreis/ Betriebe von hier be- Betriebe von hier Ø Fläche Anteil an kreisfreie Stadt mit Flä- wirtschaftete mit Flä- bewirtschaf- je Betrieb der LF chen in LF in NBL chen in tete LF in in NBL insgesamt NBL 2005 NBL NBL 2011 2011 2005 ha 2011 2011 ha Prozent Anzahl Anzahl ha Braunschweig 12 900 8 949 119 12%

Salzgitter 2 * - - - 0%

Wolfsburg 6 * 6 307 51 4%

Gifhorn 85 4.860 73 5.608 77 7%

Goslar 59 2.939 55 3.336 61 12%

Helmstedt 112 8.199 105 7.058 67 16%

Peine 15 1.116 13 688 53 2%

Wolfenbüttel 71 4.882 65 4.884 75 9% Großraum 362 23.269 325 22.831 70 9% Braunschweig * statistische Geheimhaltung - nicht vorhanden Quelle: Auswertung GAP-Antragsverfahren 2005 und 2011

94 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Pachtmarkt Eine Darstellung des Pachtmarktes und der dort Aufgrund der steigenden Bedeutung der Land- zu zahlenden Pachtpreise wird durch die man- pacht wird der Betriebserfolg neben den land- gelnde Verfügbarkeit von Daten sowie die einge- wirtschaftlichen Produktpreisen und Betriebsmit- schränkte Vergleichbarkeit vorhandener Daten telkosten stark von den zu zahlenden Pachtprei- erschwert. Der in der amtlichen Statistik ausge- sen mitbestimmt. Die landwirtschaftlichen Erzeu- wiesene Pachtpreis setzt sich aus dem in den gerpreise und Einkommensperspektiven haben Pachtverträgen vereinbarten Geldbetrag für die sich in der Vergangenheit lange Zeit in einer jeweils erfassten Pachtflächen, dem Wert even- Abwärtsbewegung befunden. Entgegen der Er- tueller Naturalleistungen und sonstigen Leistun- wartungen haben die Pachtpreise jedoch auch gen der Pächter zusammen. Es handelt sich unter diesen erschwerten Bedingungen kaum nicht um Preise im preisstatistischen Sinne, son- nachgegeben. Vielmehr war zu beobachten, dern um Durchschnittswerte, deren preisbestim- dass das Pachtpreisniveau sich stabilisierte oder mende Merkmale unterschiedlich sein können. sogar noch anstieg. Datengrundlage bilden die Agrarberichterstattung Die Bestimmungsfaktoren für die Höhe des 1991 und die Landwirtschaftszählung 2010. Bei Pachtpreises sind vielfältig. Grundsätzlich wird der Erfassung wird nicht zwischen alten und die Höhe des Pachtpreises für landwirtschaftlich neuen Pachtverhältnissen unterschieden. Auf- genutzte Flächen vom Verlauf der Gesamtange- grund der langen Laufzeiten der Pachtverträge bots- und der Gesamtnachfragefunktion auf den können so beispielsweise auch Pachtpreise in jeweiligen lokalen Pachtmärkten bestimmt. Das die Statistik eingehen, die bereits vor zwölf Jah- Angebot an Pachtflächen wird dabei weniger von ren vereinbart und zwischenzeitlich nicht ange- der Höhe des Pachtpreises bestimmt. Wesentli- passt worden sind. Der Durchschnittspachtpreis che Faktoren hierfür sind eher die sich im Gene- steigt daher nur langsam an. Einen Überblick rationswechsel vollziehende Betriebsaufgabe über die Höhe und die Entwicklung der durch- und die Möglichkeiten der Aufnahme einer au- schnittlichen Pachtpreise je ha LF sowie je ha ßerbetrieblichen Erwerbstätigkeit.51 Auch die Acker- und Grünland vermittelt Tabelle 33. Flächenverknappung durch außerlandwirtschaft- Als pachtpreisdifferenzierende Faktoren werden liche Nutzungsansprüche kann sich regional auf die Acker- und Grünlandzahl sowie die Ertrags- das Flächenangebot auswirken. messzahl aufgeführt. Deutlich wird zunächst, dass die Pachtpreise je ha LF zwischen 1991und Die Pachtflächennachfrage orientiert sich vor 2010 in allen Landkreisen und kreisfreien Städ- allem an den mit der Bewirtschaftung der Flä- ten angestiegen sind. Die Pachtpreise für Acker- chen nachhaltig zu erzielenden Einkommen. Zu land liegen aufgrund der in der Regel höheren den wesentlichen einkommens- und damit Ertragsfähigkeit und Einkommensbeiträge über pachtpreisbestimmenden Determinanten gehö- den Grünlandpachtpreisen und sind deutlich ren u. a. die Nutzungsart (Acker- und Grünland) heterogener. In den auf Marktfruchtbau ausge- und die natürliche Ertragskraft. In der Regel be- richteten Landkreisen mit günstigen natürlichen steht hier ein enger Zusammenhang. Aber auch Ertragsbedingungen und einem hohen Anteil an betriebliche Besonderheiten können die Höhe deckungsbeitragsstarken Früchten (Landkreise des Pachtpreises maßgeblich bestimmen. Dazu Wolfenbüttel und Peine, Stadt Salzgitter) liegen gehören die Lage und der Zuschnitt der Pacht- die Pachtpreise für Ackerland deutlich über dem flächen, der technische Stand und die Auslas- niedersächsischen Durchschnitt, während im tung vorhandener Gebäude und Maschinen so- Landkreis Gifhorn und der Stadt Wolfsburg ten- wie die Leistungsbereitschaft und die Auslastung denziell unterdurchschnittliche Pachtpreise ge- der vorhandenen betrieblichen Arbeitskapazität. zahlt werden, was auf die niedrigeren Ackerzah- Auch an die Flächenausstattung gebundene len zurück zu führen ist. Ausgleichszahlungen oder der Bedarf an Flä- chen für die ordnungsgemäße Verwertung von anfallenden Wirtschaftsdüngern können aus einzelbetrieblicher Sicht den Wert einer potentiel- len Pachtfläche erhöhen. Daneben können sich auch emotionale Gründe auf den gezahlten Pachtpreis auswirken. 52

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 95

Tabelle 33: Durchschnittspachtpreise in Niedersachsen und im Großraum Braunschweig 1991 und 2010

Pachtpreis je ha ... Landkreis Acker- Grünland- EMZ in 1991 2010 kreisfreie Stadt zahl zahl 100 LF LF Ackerland Grünland Braunschweig 57 39 54 269 288 309 133

Salzgitter 81 47 80 314 393 408 130

Wolfsburg 41 36 39 148 204 219 127

Gifhorn 34 35 34 179 219 247 102

Goslar 64 39 60 245 313 344 147

Helmstedt 59 42 58 232 283 298 133

Peine 60 39 58 305 350 381 132

Wolfenbüttel 75 51 74 335 378 383 180

Großraum BS 57 38 55 k.A. 293 318 121

Niedersachsen 44 40 43 247 307 351 189 Quelle: Oberfinanzdirektion Hannover, Agrarberichterstattung 1991, Landwirtschaftszählung 2010, eigene Berech- nungen

Abbildung 34: Geschätzte Pachtpreisspanne für Ackerland bei Neuverträgen 2011

600

500

400

300 Pachtpreisspanne in

200

100

96 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Die vereinbarten Pachtpreise für Grünland liegen te Zupachten auf der Basis von Grenzkosten mit 102 bis 180 € /ha zumeist deutlich unter dem mögen noch tolerierbar sein, insgesamt muss die Landesdurchschnitt (189 €/ha). Dies ist darauf langfristige Liquidität und Rentabilität bei der zurückzuführen, dass alle Kreise und kreisfreien Pachtpreisermittlung aber betriebsindividuell Städte des Großraumes Braunschweig überwie- berücksichtigt werden. gend auf den Marktfruchtanbau ausgerichtet sind. Grünlandflächen werden hier wegen der Grundstücksmarkt geringen Bedeutung der Viehhaltung häufig ex- Einzelbetriebliches Wachstum über Flächenauf- tensiv als Restflächen genutzt. stockung zu erreichen, ist nicht nur über die Pacht, sondern auch über den Kauf von LF mög- Betrachtet man ausschließlich die Neuabschlüs- lich. Die Preisentwicklung für die landwirtschaftli- se, so ergibt sich aus den Erfahrungen der Bera- chen Grundstücke vollzieht sich jedoch auf ei- tungsorganisationen ein deutlich höheres Pacht- nem sehr engen Markt. preisniveau als in der Landesstatistik ausgewie- sen. Die 2009 veräußerten landwirtschaftlichen Es wird deutlich, dass sich die gezahlten Pacht- Grundstücke bewegten sich in einer Größenord- preise innerhalb eines breiten Korridors bewe- nung von 0,2 bis 1,1 % der gesamten landwirt- gen. Je heterogener die Bodenverhältnisse eines schaftlichen Nutzfläche in den Landkreisen des Landkreises, desto größer die Schwankungen. Großraumes Braunschweig. Bezogen auf den Wie dargestellt, beeinflussen weitere Faktoren gesamten Großraum Braunschweig liegt dieser neben der natürlichen Ertragsfähigkeit der Böden Wert bei 0,5 %. Dies entspricht auch dem Um- die Pachtpreise. Neue Betriebszweige, wie der fang des prozentualen Grundstücksverkehrs auf Anbau von Energiepflanzen für die Biogaspro- Ebene des Landes Niedersachsen. duktion, treten in Konkurrenz zu den klassischen Ackerfrüchten und erlauben bei ausreichender Das Angebot aus dem landwirtschaftlichen Bo- Rentabilität eine Flächenzupacht zu vergleichs- denmarkt wird hauptsächlich aus zwei Quellen weise höheren Preisen. Einen weiteren Faktor gespeist: kann die Beregnungsfähigkeit von Pachtflächen • von Landwirten, die ihren Betrieb ganz oder bilden, durch die das geringe Ertragspotential zum größten Teil aufgeben, weil sie die Al- ausgeglichen werden kann. Einfluss nimmt in tersgrenze erreicht haben und ein Hofnach- bestimmten Teilräumen auch der weitverbreitete folger fehlt oder um einer außerlandwirt- Kartoffelanbau, der aus Fruchtfolgegründen ei- schaftlichen Erwerbstätigkeit nachzugehen; nen häufigen Wechsel der Anbauflächen not- • von Landwirten, die sich mit den Veräuße- wendig macht (gegebenenfalls über Zupacht). rungserlösen entschulden wollen.

Landesweit stellen sich die Pachtmarktverhält- Die Nachfrage nach Boden wird nach wie vor nisse sehr heterogen dar, was auch hier nicht maßgeblich von Landwirten bestimmt, wobei je allein auf die Bodengüte zurück zu führen ist. nach regionaler Betriebsgrößenstruktur und be- Besonders hohe Pachtpreise werden beispiels- trieblicher Ausrichtung deutliche Unterschiede weise in den Landkreisen Cloppenburg, Vechta auftreten können. So besteht eine besonders und Emsland gezahlt, in denen sich eine zuneh- hohe Nachfrage in Gebieten, in denen der mende Flächenkonkurrenz herauskristallisiert. Ackerbau aufgrund geringer Bodenqualität weni- Sie bilden einerseits das Zentrum der Verede- ger Ertrag bringt, eine Veredelung der Erzeug- lungswirtschaft mit großen Schweine- und Geflü- nisse über die Viehhaltung erfolgt und eine hohe gelbeständen, weisen andererseits aber auch Dichte an Biogasanlagen besteht. Im landeswei- einen Großteil der niedersächsischen Biogasan- ten Vergleich werden daher die höchsten Kauf- lagen auf. preise sowohl für Ackerland als auch für Grün- Angesichts stark veränderlicher Marktpreise und land im Bereich Weser-Ems gezahlt, während damit auch schwankender Erlöse ist eine nach- die Preisentwicklung im Großraum Braunschweig haltige Kalkulation auf Seiten der Pächter wichti- als vergleichsweise moderat bezeichnet werden ger denn je. Aus der Grundrente, die sich nach kann. Abzug des Aufwands, des Lohnansatzes und des Zinsansatzes von den betrieblichen Erträgen Zur Nachfrage trägt neben Entwicklungen inner- ergibt, muss neben dem Pachtansatz auch der halb der Landwirtschaft auch der zunehmende Unternehmergewinn gedeckt werden. Vereinzel- Flächenanspruch außerlandwirtschaftlicher Nut-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 97

zungen bei. Einerseits verknappen die aus der eine stärkere Dynamik an den Bodenmärkten, Nutzung fallenden Flächen den Faktor Boden, die sich in den hier ausgewerteten Preisen wi- andererseits müssen Grundeigentümer, die z. B. derspiegelt. Bauland veräußert haben, nicht zuletzt aus steu- erlichen Gründen Ersatzland suchen. Weitere Im Ergebnis werden häufig Preise für landwirt- Kaufgründe können erwartete Wertsteigerungen schaftliche Nutzflächen gezahlt, die weit über des Bodens, die im Vergleich zur Pacht größere den Ertragswert hinausgehen. Die Kaufpreise Planungssicherheit von Eigentumsflächen und liegen im Vergleich zu kapitalisierten Pachtprei- die Beleihungsfähigkeit von Eigentumsflächen sen recht hoch. So betrugen die durchschnittli- sein. chen Pachtpreise je ha Ackerland 2010 im Groß- raum Braunschweig zwischen rd. 0,9 v.H. und An Bedeutung gewonnen hat in den letzten Jah- 2,4 v.H. der Kaufpreise. Somit wird auch in Zei- ren eine verstärkte außerlandwirtschaftliche ten geringer Zinssätze ohne Erwartung steigen- Nachfrage am Bodenmarkt. Grund hierfür ist eine der Pacht- und Kaufpreise oder Nutzung von gestiegene Verunsicherung von Anlegern durch Steuervorteilen kaum eine angemessene Verzin- die internationale Schuldenkrise. Mangelndes sung des für den Kauf eingesetzten Eigenkapi- Vertrauen in die Geldwertstabilität fördert die tals erreicht. Nachfrage nach Sachwerten, was auch auf dem Bodenmarkt zu spüren ist. Es besteht insofern

Abbildung 35: Kaufpreisentwicklung (€/ha) 1996 bis 2011 für Ackerland in Niedersachsen und in den ehem. Regierungsbezirken

40.000

35.000

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Braunschweig Hannover Lüneburg Weser-Ems Niedersachsen Quelle: LSKN

98 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 36: Kaufpreisentwicklung (€/ha) 1996 bis 2011 für Grünland in Niedersachsen und in den ehem. Regierungsbezirken

18.000

16.000

14.000

12.000

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Braunschweig Hannover Lüneburg Weser-Ems Quelle: Niedersachsen Quelle: LSKN

Die Preisentwicklung auf dem Markt für Acker gefolgt von den Landkreisen Peine, Wolfenbüttel und Grünland in Niedersachsen zeigen Abbil- und Goslar. Am preiswertesten war das Acker- dung 35 und Abbildung 36. Grundlage der Daten land in den Landkreisen Gifhorn und Helmstedt. ist die Kaufwertestatistik des LSKN. Nach dem Wird der Kaufpreis in Relation zur Ertragsmess- Grundstücksverkehrsgesetz bedarf die Veräuße- zahl gesetzt, so zeigt sich, dass absolut betrach- rung land- und forstwirtschaftlicher Grundstücke tet höher bonitierte Flächen in der Regel zwar ab 1 ha bzw. in Flurbereinigungsgebieten ab teurer sind, hier jedoch aus den oben genannten 0,25 ha der Genehmigung durch den Grund- Gründen kein linearer Zusammenhang besteht. stücksverkehrsausschuss beim Landkreis bzw. In den Stadtgebieten Braunschweig, Salzgitter bei der kreisfreien Stadt. Hier werden die Verein- und Wolfsburg sind aufgrund erhöhter Flächen- barkeit mit agrarstrukturellen Belangen und im ansprüche insbesondere außerlandwirtschaftli- Falle der Veräußerung an einen Nicht-Landwirt che Einflussgrößen als preisbestimmend zu ver- die Möglichkeit eines Vorkaufsrechtes für Land- muten (s.o.), in Peine und Gifhorn relativieren die wirte geprüft. Die Kaufwertstatistik zeigt, dass Nachfrage, die Feldberegnung und der Hack- sich die Bodenpreise Ende der 90er Jahre stabil fruchtanteil die Preiswirkung der Bodengüte. verhielten, dann zunächst eine uneinheitliche Auf Ebene des ehemaligen Regierungsbezirks Tendenz aufwiesen und seit dem Jahr 2005 im Braunschweig lag der durchschnittliche Kaufpreis Landesdurchschnitt sichtbar ansteigen. Von die- in den vergangenen Jahren stets unter dem lan- sem Preistrend sind seit dem Jahr 2009 alle desweiten Vergleichswert. Den Spitzenwert hält Landesteile erfasst, nachdem es zunächst regio- in Niedersachsen die Region des ehemaligen nal durchaus noch gegenläufige Entwicklungen Regierungsbezirks Weser-Ems, in dem 2011 gegeben hatte. durchschnittlich rund 36.000 €/ha Ackerland ge- Im Großraum Braunschweig sind in Abhängigkeit zahlt wurden. von den verschiedenen preisbeeinflussenden Faktoren regional sehr starke Preisunterschiede festzustellen. Die höchsten Kaufpreise für Acker- land wurden im Jahr 2011 in den kreisfreien Städten Braunschweig und Salzgitter gezahlt,

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 99

Bei den Grünlandpreisen liegt neben den Städte nanten wie Viehdichte und Gülleaufkommen, die Braunschweig und Salzgitter auch der Landkreis in anderen Landkreisen stark pachtpreisstimulie- Wolfenbüttel über dem Landesdurchschnitt. In rend wirken, sind hier weniger dominant. Der den übrigen Landkreisen liegt der Kaufwert für Pachtpreis bewegt sich allerdings in einem brei- Grünland wie auch im Großraum Braunschweig ten Korridor, so dass bei Neuabschlüssen teil- insgesamt mehr oder weniger deutlich unter dem weise Pachtpreise gezahlt werden, die Zweifel landesweiten Durchschnittspreis. an einer langfristigen betriebswirtschaftlichen Rentabilität aufkommen lassen. Insgesamt bleibt festzustellen, dass der Pacht- flächenanteil im Großraum Braunschweig in der Der Kauf von Flächen bietet sich als Alternative Vergangenheit stark zugenommen hat. Nach wie zur Pacht nur unter besonderen Bedingungen vor ist für viele Betriebe (gerade für die im Groß- an, da das Kaufpreisniveau deutlich über den raum dominierenden Marktfruchtbetriebe) die kapitalisierten Pachtpreisen liegt. Dies ist darauf Aufstockung der Betriebsfläche über die Zupacht zurückzuführen, dass die Kaufpreise im Gegen- von Flächen von entscheidender Bedeutung für satz zu den Pachtpreisen außer durch die mit die betrieblichen Entwicklungsmöglichkeiten. Der dem Erwerb verbundenen betrieblichen Ein- zu zahlende Pachtpreis spielt eine entscheiden- kommenserwartungen von zahlreichen weiteren de Rolle hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen tendenziell kaufpreissteigernden Determinanten Rentabilität einer solchen Zupacht. Das durch- beeinflusst sind. schnittliche Pachtpreisniveau für Ackerland ori- Es ist zu erwarten, dass sich der Preisauftrieb entiert sich im Großraum Braunschweig stark an auf breiter Front fortsetzen wird. den natürlichen Ertragsbedingungen. Determi-

Tabelle 34: Kaufwerte für Ackerland und Grünland im Großraum Braunschweig 2009

Ackerland Grünland

2009 2010 2011 2009 2010 2011 Landkreis kreisfreie Stadt Vorgän- Fläche Vor- Fläche- €/ha €/ha ge €/ha gänge €/ha €/ha €/ha 2010 2011 Anzahl ha Anzahl ha

Braunschweig 26 53 34.727 31.595 28.322 4 3 19.284 15.852 30.792

Salzgitter 24 61 28.780 26.085 32.391 2 - 21.603 • •

Wolfsburg 10 13 16.787 • 18.495 3 - 8.183 • 11.437

Gifhorn 112 330 10.397 11.560 14.263 58 124 5.863 8.176 9.127

Goslar 42 77 17.376 14.335 19.571 16 24 5.203 10.963 6.434

Helmstedt 51 196 12.238 12.192 12.821 13 13 7.460 10.944 11.489

Peine 97 137 19.307 20.613 19.508 30 19 6.595 7.486 6.666

Wolfenbüttel 96 186 20.528 25.469 20.900 5 2 12.681 15.821 13.823

ZGB 458 1053 16.564 131 191 6.339

Niedersachsen 3.543 8.686 19.189 20.318 23.241 2.455 6.053 9.769 11.622 12.556 Quelle: LSKN

100 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.1.4 Hofnachfolge

Der Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe ist nicht eingetragene Vereine, Offene Handelsge- an die Weitergabe von Boden, Gebäude und sellschaften, Kommanditgesellschaften oder dgl. Vieh an die nächste Generation geknüpft, zumal Personengemeinschaften.) sich die landwirtschaftlichen Betriebe im Groß- raum Braunschweig überwiegend als Einzelun- Aus Gründen des Datenschutzes erfolgt eine ternehmen darstellen, die sich im Eigentum einer Veröffentlichung nur auf Landkreisebene. Beur- Familie befinden. teilt werden in einer Sonderauswertung die land- wirtschaftlichen Betriebe ab einer Betriebsgröße Als landwirtschaftliches Sondererbrecht für die von 5 ha LF. Unterschieden wird in Betriebe mit Hofübergabe gilt in Niedersachsen die Höfeord- Hofnachfolger und Betriebe mit keiner bzw. un- nung, die bewirkt, dass ein landwirtschaftlicher gewisser Hofnachfolge. Ein Hofnachfolger ist Betrieb einem Hoferben als Ganzes übertragen eine verwandte, verschwägerte oder auch fami- wird. Den weichenden Erben steht rechtlich ein lienfremde Person, die aufgrund einer Vereinba- Abfindungsanspruch in Anlehnung an den Ein- rung oder Absprache voraussichtlich den Betrieb heitswert des Hofes zu, der i.d.R. niedriger als weiterführen wird. Schließlich werden auch Aus- der Verkehrswert ist. Der Hoferbe wird durch den sagen zu den Flächen von den entsprechenden Erblasser bestimmt oder es ist durch eine land- Betrieben und über die Ausbildung der Hofnach- wirtschaftliche Ausbildung und Tätigkeit erkenn- folger getroffen. bar, wer den Hof übernehmen soll. Mit der Höfe- ordnung soll gegenüber der in Süddeutschland Die der Statistik zugrunde liegende Altersgrenze verbreiteten Realteilung erreicht werden, dass „älter 45 Jahre“ lässt erwarten, dass in diesen wirtschaftlich starke Einheiten und leistungsfähi- Betrieben bereits Aussagen zur Hofnachfolge ge Strukturen in der Landwirtschaft erhalten blei- möglich sind. ben. 53 In der folgenden Tabelle 35 werden die Ergeb- nisse der Landwirtschaftszählung 2010 darge- Diese Übergaberegelung an einen Hoferben ist stellt. Ein bereits im Jahr 1999 durchgeführter in der Region Braunschweig Tradition und im Abgleich von Zahlen der Agrarstatistik mit einer Denken der Landwirte stark verwurzelt. In vielen Multiplikatorenbefragung der Landwirtschafts- Fällen erfolgt eine vorzeitige Hofübergabe noch kammer auf Gemarkungsebene ergab im Hin- zu Lebzeiten des Erblassers durch einen Hof- blick auf die Hofnachfolgesituation eine recht übergabevertrag. Eine andere Möglichkeit stellt gute Übereinstimmung, so dass die Aussagekraft die gleitende Hofübergabe dar. Hier kann mit der Agrarstatistik bestätigt werden konnte. Aus Hilfe eines Arbeitsvertrages, Gesellschaftsver- Gründen des Datenschutzes werden angesichts trages oder einer Betriebspachtung eine Mög- rückläufiger Betriebszahlen keine Auswertungen lichkeit gefunden werden, die nachfolgende Ge- auf Gemeindeebene vorgenommen. neration frühzeitig an den betrieblichen Ent- scheidungen zu beteiligen oder diese voll zu übertragen ohne eine sofortige Eigentumsüber- tragung vorzunehmen. Die Aspekte der Hofnachfolge sind äußert vielfäl- tig und berühren einen Bereich, der oftmals nur familienintern diskutiert wird. Die Erfassung der Hofnachfolgesituation gestaltet sich deshalb schwierig.

Zur Beurteilung der Situation kann auf die Er- gebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 zu- rückgegriffen werden, die sich auf eine allgemei- ne Erfassung der Einzelbetriebe stützt. (Grund- lage der Statistik sind natürliche Personen, d.h. z.B. Einzelpersonen, Ehepaare, Geschwister, Erbengemeinschaften, BGB-Gesellschaften,

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 101

Tabelle 35: Hofnachfolge 2010 – Einzelunternehmen mit einem 45 Jahre und älteren Betriebsleiter

Betriebsleiter 45 Jahre und älter Gebiet Betriebe Betriebsleiter Hofnachfolge insge- samt älter 45 Jahre mit keine oder ungewiss Anzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl % Braunschweig 77 50 65 19 25 31 40

Salzgitter 104 73 70 25 24 48 46

Wolfsburg 95 60 63 14 15 46 48

Gifhorn 896 597 67 203 23 394 44

Goslar 315 195 62 69 22 126 40

Helmstedt 392 274 70 90 23 184 47

Peine 442 296 67 91 21 205 46

Wolfenbüttel 458 309 67 112 24 197 43 Großraum 2779 1.854 67 623 22 1.231 44 Braunschweig Niedersachsen 41730 25966 62 8222 20 17744 43 Quelle: LSKN, 2010

Im Großraum Braunschweig sind nach der Erhe- Erfasst wird mit der Befragung nicht ein objekti- bung der Landwirtschaftszählung 2010 rd. zwei ver Sachverhalt, sondern stets die persönliche Drittel aller Betriebsleiter älter als 45 Jahre. Einschätzung des Betriebsleiters. In der Agrarbe- Strukturelle Unterschiede zwischen den Land- richterstattung 1991 lag der Anteil der Betriebe kreisen und kreisfreien Städten sind hierbei mit sicherer Hofnachfolge noch bei etwa 15 % kaum zu verzeichnen, die Bandbreite reicht von aller Betriebe, die Nachfolgesituation hat sich 62 % im Landkreis Goslar bis zu 70% in Salzgit- demnach verbessert. Gestützt wird diese Ein- ter und Helmstedt. Insgesamt liegt der Anteil der schätzung durch die Entwicklung des Struktur- über 45 jährigen Betriebsleiter im Großraum wandels, der sich wie bereits dargestellt verlang- Braunschweig geringfügig über dem Landes- samt hat. Tatsache ist aber auch, dass sich die durchschnitt von 62%. Frage der Hofnachfolge häufig erst mit zuneh- mendem Alter der Betriebsleiter konkretisiert. In Den Ergebnissen der durchgeführten Erhebung der Statistik ist die Altersgrenze für die Befra- zufolge verfügen 22 % aller Betriebe (entspricht gung von vormals 55 Jahre auf 45 Jahre abge- 33 % der über 45-jährigen Betriebsleiter) über senkt worden. Bis zum Erreichen des Rentenal- eine gesicherte Hofnachfolge. Insgesamt bewegt ters und der notwendigen Klärung der Nachfol- sich die Situation der Hofnachfolge im Großraum gesituation verbleibt nun also ein deutlich länge- Braunschweig im Rahmen des Landesdurch- rer Zeitraum und damit auch eine größere Unsi- schnitts. Innerhalb des Großraums ist auf Ebene cherheit. der Landkreise eine regional relativ ausgegliche- ne Hofnachfolgesituation festzustellen. Aus die- sem Rahmen fällt das Stadtgebiet Wolfsburg heraus, in dem der Anteil der Betriebe mit gesi- cherter Hofnachfolge deutlich unter dem Ver- bandsdurchschnitt liegt. Verantwortlich hierfür sind der hohe Anteil an Nebenerwerbsbetrieben und die derzeit guten außerlandwirtschaftlichen Beschäftigungsmöglichkeiten.

102 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 36: Ausbildung und Mitarbeit der Hofnachfolger

vorhandene oder vorgesehene Berufs- Mitarbeit im Betrieb Landkreis Hofnach- bildung kreisfreie folger nicht Stadt landwirt- gelegent- landwirt- ständig keine schaftlich lich schaftlich Braunschweig 19 • • • • •

Salzgitter 25 • • • • •

Wolfsburg 14 9 6 • • 5

Gifhorn 203 119 • 55 82 44

Goslar 69 48 • 14 39 11

Helmstedt 90 59 • 21 29 27

Peine 91 58 • 24 44 16

Wolfenbüttel 112 76 • 18 41 32

Großraum 623 397 186 146 259 142

Niedersachsen 8.222 5 151 2 391 2.887 3.085 1.362 Quelle: LSKN 2010

Angesichts der veränderten agrarpolitischen ren Hofnachfolger übertragen. Für 55 % oder rd. Rahmenbedingungen wächst der Stellenwert 81.000 ha ist noch ungewiss, inwiefern sie im einer fundierten Berufsausbildung. Bei den Hof- Betrieb verbleiben oder anderen Betrieben zur nachfolgern ist im Durchschnitt des Verbandsge- Aufstockung zur Verfügung stehen. bietes zu rund zwei Dritteln eine landwirtschaftli- Aus dem Vergleich der Anzahl der Betriebe aus che Berufsausbildung und zu 30 % eine außer- Tabelle 35 mit den Flächenanteilen aus Tabelle landwirtschaftliche Ausbildung vorhanden oder 37 wird deutlich, dass die Flächenausstattung vorgesehen (vgl. hierzu Tabelle 36). War in der der Betriebe mit gesicherter Hofnachfolge im Vergangenheit noch eine deutliche Korrelation Verbandsgebiet bei durchschnittlich 110 ha liegt, zwischen dem Anteil der Haupterwerbsbetriebe während die Betriebe mit unsicherer oder fehlen- und dem Vorhandensein einer landwirtschaftli- der Hofnachfolge lediglich eine Größe von chen Ausbildung zu verzeichnen, so lässt sich durchschnittlich 66 ha aufweisen. Eine sichere dies mittlerweile aus der Statistik nicht mehr ab- Hofnachfolge ist also eher bei den größeren Be- leiten. Beigetragen hierzu haben auch die spezi- trieben gegeben, während die Betriebe ohne ellen Ausbildungsangebote für Nebenerwerbs- bzw. mit ungewisser Hofnachfolge deutlich ge- landwirte, mit denen eine landwirtschaftliche ringere Flächenanteile bewirtschaften. Bestätigt Ausbildung berufsbegleitend absolviert werden wird dies bei einer Differenzierung nach dem kann (vgl. Kapitel Bildung). Landesweit ist die Erwerbscharakter der Betriebe. Unter den 45 große Mehrheit der Hofnachfolger männlich, Jahre und älteren Betriebsleitern ist landesweit lediglich in etwa 15 % der Fälle ist die Übernah- die Hofnachfolge bei 38 % der Haupterwerbsbe- me des Betriebes durch Frauen vorgesehen. triebe, aber nur bei 21 % der Nebenerwerbsbe- triebe gesichert. Interessant ist auch die Betrachtung der Flä- chenausstattung der Betriebe, für die eine Hof- nachfolge ansteht. Eine Darstellung erfolgt in Tabelle 37. Mit der Hofnachfolge wechseln in einem unterstellten Zeitraum von 20 Jahren demnach rd. 57 % der LF oder 150.000 ha ihren Besitzer bzw. Bewirtschafter. Davon werden 45 % der Fläche oder rd. 68.000 ha an einen siche-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 103

Tabelle 37: Hofnachfolge 2010 – Flächen der Einzelunternehmen mit einem 45 Jahre und älteren Betriebsleiter

Flächenausstattung der Betriebe Landkreis Insge- Betriebsleiter Hofnachfolge kreisfreie Stadt samt älter 45 Jahre mit ohne ha LF ha LF % ha LF % ha LF %

Braunschweig 7.193 4.158 58 2.502 35 1.656 23

Salzgitter 11.420 5.899 52 2.352 21 3.547 31

Wolfsburg 8.673 4.353 50 1.096 13 3.257 38

Gifhorn 81.800 43.162 53 20.891 26 22.271 27

Goslar 27.378 14.380 53 6.585 24 7.795 28

Helmstedt 40.241 26.451 66 11.125 28 15.326 38

Peine 37.164 21.001 57 9.422 25 11.579 31

Wolfenbüttel 48.695 30.340 62 14.375 30 15.965 33

Großraum BS 262.564 149.744 57 68.349 26 81.395 31

Niedersachsen 2867444 1.431.216 50 644.575 22 786.641 27 Quelle: Landwirtschaftszählung2010, LSKN

4.2 Produktionsstrukturen der Landwirtschaft

4.2.1 Pflanzenbau

Flächennutzung zip) mit ca. 264.00 ha angegeben. Die Zahlen Die landwirtschaftliche Fläche (LF) im Großraum liegen jedoch ausreichend dicht beieinander, um Braunschweig umfasst nach der Agrarstatistik jeweils Rückschlüsse für die Entwicklung der 2010 insgesamt rd. 255.000 ha. Davon werden Landwirtschaft in der Region ableiten zu können. ca. 90% als Acker und 10% als Grünland ge- Tabelle 38 zeigt die Entwicklung der von der nutzt. Grundlage der Agrarstatistik ist das Be- Agrarstatistik erfassten LF in den einzelnen triebsprinzip, d.h. dass sämtliche zu einem Be- Landkreisen und kreisfreien Städten seit 1995. trieb gehörenden Merkmale (Flächen, Viehbe- Im Vergleich mit den Daten der Erhebungen stände usw.) in derjenigen Gemeinde nachge- 2003 und 2010 ist auf Ebene des Großraumes wiesen werden, in der sich der Betriebssitz be- Braunschweig jeweils eine Abnahme der LF um findet. Damit weichen die Zahlen zur Bodennut- circa 3.000 ha festzustellen. Ein Vergleich mit zung in der Agrarstatistik von denen der GAP- dem Liegenschaftskataster bestätigt das Bild Direktzahlungsstatistik nach unten ab, weil sie einer stetig abnehmenden Landwirtschaftsfläche auf bestimmten Erhebungsvoraussetzungen im Verbandsgebiet. Dies liegt insbesondere an basieren, die bei der GAP Antragstellung nicht der nach wie vor zunehmenden Siedlungsflä- gelten. Auch zu den beim Kataster geführten chenentwicklung und dem anhaltenden Ver- Nutzungen ergeben sich gewisse Abweichungen, kehrsflächenbedarf, der hauptsächlich zu Lasten da diese nicht nach dem Betriebsprinzip sondern der landwirtschaftlich genutzten Flächen geht. nach der Lage der Flächen erfasst werden sowie immer erst mit zeitlichem Verzug fortgeschrieben und der tatsächlichen Nutzung angepasst wer- den können. So wird die gesamte LF des Groß- raumes Braunschweig in der Agrarstatistik mit ca. 255.000 h, im Kataster mit ca. 262.00 ha und nach der GAP-Statistik (ebenfalls Betriebsprin-

104 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Anfang der 90er Jahre konnte der Flächenverlust bandsgebiet ist der Grünlandanteil bei den land- trotz einer regen Bautätigkeit und der beginnen- wirtschaftlichen Betrieben noch überdurchschnitt- den Realisierung von Ausgleichs- und Ersatzflä- lich ausgeprägt. Besonders hervorzuheben sind chen nach der naturschutzrechtlichen Eingriffs- hier die Naturräume Obere Allerniederung sowie regelung vorübergehend ausgeglichen werden. die Ost- und Südheide. Die landwirtschaftlichen Betriebe waren entge- In den Naturräumen der Lößbörderegion be- gen dem Landestrend in der Lage, die Flächen- schränkt sich die Grünlandnutzung der Betriebe verluste zu kompensieren. Ursache hierfür waren dagegen traditionell auf sehr geringe Flächenan- die Zupachtmöglichkeiten in den neuen Bundes- teile. Sichtbar wird dies besonders im Landkreis ländern. Diese Kompensationsmöglichkeit lässt Wolfenbüttel und im Stadtgebiet Salzgitter, wo sich jedoch nicht beliebig ausweiten, so dass lediglich 3,2 % bzw. 2,3% Grünlandanteil erreicht zwischen 1995 und 2010 auch bei einer Betrach- werden. tung unterhalb der regionalen Ebene in sieben der acht Landkreise und kreisfreien Städte ein In Abbildung 38 sind die durchschnittlichen Grün- Rückgang der LF zu verzeichnen war. In gerin- landanteile aus der GAP-Direktzahlungsstatistik gerem Umfang können Verschiebungen inner- auf Gemeindeebene dargestellt. Neben dem halb des Verbandsgebietes auch auf kreisüber- Oberharz sind besonders im Landkreis Gifhorn in greifende Veränderungen der Pachtbeziehungen den Randgemeinden um das Große Moor, in der oder Betriebsverhältnisse zurückzuführen sein. Ise- und Allerniederung sowie in den Gemeinden des Drömlings überdurchschnittliche Grünlan- Grünlandnutzung danteile zu verzeichnen. Die Grünlandnutzung nimmt in Abhängigkeit von Die Ursachen der unterschiedlichen Grünlandan- den naturräumlichen Voraussetzungen im Groß- teile in den Regionen sind häufig auf natürliche raum Braunschweig einen unterschiedlichen Nutzungseinschränkungen im Ackerbau und auf Stellenwert ein. So findet Grünlandbewirtschaf- Aspekte des Bodenschutzes zurückzuführen. So tung im südlichen Teil des Großraumgebietes im lohnt sich im Oberharz aus klimatischen Gründen Oberharz auf der gesamten landwirtschaftlich kein Ackerbau. genutzten Fläche statt. Auch im nördlichen Ver-

Tabelle 38: Landwirtschaftlich genutzte Fläche und Grünlandanteile der landwirtschaftlichen Be- triebe im Großraum Braunschweig

Landkreise, 1995 2003 2010 kreisfreie Städte LF Grünland LF Grünland LF Grünland ha % ha % ha % Braunschweig 6.993 8,7 7.606 7,8 6.661 11,0 Salzgitter 11.423 1,7 11.290 1,9 10.580 2,3 Wolfsburg 9.242 13,8 8.772 17,9 8.396 16,0 Gifhorn 76.728 18,6 77.374 22,0 75.710 17,0 Goslar 26.832 13,9 25.441 14,8 27.675 12,2 Helmstedt 42.288 8,8 40.208 10,1 41.556 9,0 Peine 36.275 10,1 37.525 11,0 33.998 9,2 Wolfenbüttel 50.639 2,7 49.006 3,2 50.241 3,2 Großraum Braun- 260.420 11,1 257.222 12,8 254.817 10,6 schweig Niedersachsen 2.700.786 33,7 2.712.755 37,7 2.577.017 26,9 Quelle: Landwirtschaftszählung 2010, LSKN

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 105

Im Harzvorland sind es verstärkt flachgründige, ökonomische Anreiz, Grünland in Ackerland um- teils erosionsgefährdete Standorte mit starkem zuwandeln. Gefälle, während in der Geestregion vorwiegend Mittlerweile sind die Prämienansprüche für Flussauen und Senken mit hochanstehendem Ackerland und Grünland grundsätzlich auf ein Grundwasser sowie Moorstandorte als Grünland einheitliches Niveau angeglichen worden. Auch genutzt werden. Aufgrund dieser Standortsituati- beinhalten die Agrarumweltprogramme für alle on haben sich in diesen Regionen viehhaltende Teilnehmer die Verpflichtung, den betrieblichen Betriebe bis heute erhalten. Diese nutzen in Ab- Grünlandanteil im fünfjährigen Verpflichtungszeit- hängigkeit ihres Viehbestandes und der Flä- raum nicht zu verringern. chenausstattung neben den teils absoluten Grün- Um den Grünlandumbruch weiter zu reduzieren, landstandorten, die sich für den Ackerbau nicht gilt darüber hinaus in Niedersachsen seit dem eignen, auch fakultatives Grünland oder betrei- 22.10.2009 für Betriebe die EU-Direktzahlungen ben Ackerfutterbau. erhalten ein Umbruchverbot für Dauergrünland- Über einen langen Zeitraum haben sich die flächen. Möchte ein Betrieb dennoch eine Dau- Grünlandflächen stetig verringert. Gegenüber ergrünlandfläche umbrechen, sieht die Dauer- 1979 wurden im Jahr 2010 rund 13.000 ha Grün- grünlanderhaltungsverordnung 54 hierzu ein An- land im Großraum Braunschweig weniger bewirt- tragsverfahren vor. Es gilt dann, dass grundsätz- schaftet. Entsprechend haben sich die Ackerflä- lich eine gleichgroße Ackerfläche neu als Dauer- chen vermehrt, wie die Abbildung 37 verdeutlicht. grünland anzulegen ist. Über die Genehmigung Diese Entwicklung ist größtenteils auf Grün- entscheiden die Bewilligungsstellen der Land- landumbrüche im Zeitraum bis 1992 zurückzu- wirtschaftskammer Niedersachsen im Benehmen führen. Die Spezialisierung auf reine Markt- mit den Unteren Naturschutzbehörden der Land- fruchtbetriebe bot ökonomische und arbeitswirt- kreise und kreisfreien Städte. schaftliche Vorteile. Lediglich in Stadtnähe konn- Wie der Agrarstatistik zu entnehmen ist, hat sich ten Grünlandflächen, die für die Rindviehhaltung der Grünlandteil in den Betrieben im Großraum nicht mehr benötigt wurden, durch eine Ausdeh- Braunschweig bereits seit Jahren bei rund 11% nung der Pferdehaltung erhalten werden. Zu stabilisiert. Grünlandumbrüche erfolgen nur noch einem nach der Agrarstatistik weiterhin abneh- im Einzelfall. Im Land Niedersachsen war dage- menden relativen Grünlandanteil hat auch beige- gen bis zum Erhebungsjahr 2010 der Grünlan- tragen, dass die nach der Grenzöffnung einset- danteil weiter rückläufig. Er nahm im Zeitraum zende Flächenzupacht in den neuen Bundeslän- 2003 bis 2010 von 27,6% auf 26,9% ab. Die dern meist nur Ackerland umfasste. Wirkung der Dauergrünlanderhaltungsverord- Mit der Agrarreform 1992 erfolgte eine erste nung ist hier noch nicht erfasst, es ist daher auch weitgehende Festlegung der bestehenden Nut- auf Landesebene mittlerweile von einer Stabili- zungen. Mit dem Wegfall der Flächenbeihilfen sierung des Grünlandanteils auszugehen. auf neu entstehenden Ackerflächen fehlte der

Abbildung 37: Flächennutzung im Großraum Braunschweig

ha 260.240 257.222 260.420 254.491 254.817 ha LF ha LF ha LF ha LF ha LF 300000

250000 39.827 32.981 28.812 26.240 27.008 200000 Sonstiges 150000 230.896 227.631 227.371 100000 219.043 223.291 Grünland 50000 Acker 0 1979 1987 1995 2003 2010

Quelle LSKN Agrarstatistik

106 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 38: Grünlandanteil an der betrieblichen LF in Prozent auf Gemeindeebene

Quelle: GAP-Direktzahlungsstatistik 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 107

Ackernutzung Von Landwirten im Großraum Braunschweig eine mittelfristige Betrachtung. Die nachfolgende werden nach der Agrarstatistik 227.000 ha Abbildung zeigt auf Ebene der Landkreise, des Ackerland bewirtschaftet, dies entspricht 89 % Großraumes Braunschweig und des Landes aller landwirtschaftlich genutzten Flächen. Niedersachsen die Zusammensetzung der Während auf den einzelnen Ackerschlägen im Ackerflächennutzung im Jahr 2010. Es ist festzu- Rahmen der Fruchtfolge die angebauten Früchte stellen, dass sich mit der Liberalisierung der Ag- wechseln, unterliegt das Anbauverhältnis in den rarmärkte und der gestiegenen Bedeutung des einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben wesent- Energiepflanzenanbaus gegenüber den 90er lich geringeren jährlichen Schwankungen. Der Jahren eine vielfältigere und flexiblere Anbau- Anbau verschiedener Früchte trägt zur Risikomi- struktur entwickelt hat. Die Anteile des Roggens, nimierung und zur Entflechtung der Arbeitssitua- der Gerste, der Zuckerrüben und der Brache sind tion, insbesondere in den Spitzenzeiten bei der gesunken, während der Anbau von Weizen, Bestellung und der Ernte, bei. Darüber hinaus Raps und Silomais zugenommen hat. Nachfol- verfügen die Betriebe häufig über Anbauquoten gend wird auf die Entwicklung der einzelnen und Verträge, die jährlich erfüllt werden müssen. Anbaukulturen näher eingegangen. Ein Blick auf das Anbauverhältnis auf Landkreis- ebene ermöglicht deshalb grundsätzlich auch

Abbildung 39: Kulturartenverhältnis auf dem Ackerland im Jahr 2010

100%

Sonstiges 90%

Silom 80%

ZR 70%

Kart 60%

Raps 50%

Brache 40%

Hafer 30%

Gerste 20%

Roggen/Tr. 10%

Weizen 0%

Quelle: LSKN 2010

108 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Getreide im reifen Korn auch nur geringe Eiweißgehalte Die Getreideanbaufläche der Betriebe im Groß- bedingen. Ein Eiweißgehalt von unter 11% ist ein raum Braunschweig beansprucht nach der Bo- wichtiges Qualitätskriterium für Braugerste. Auf- dennutzungserhebung 2010 mit rd. 131.000 ha grund der gestiegenen wirtschaftlichen Vorzüg- 58 % der Ackerfläche (AF). Es hat hier ausge- lichkeit des Weizenanbaus gegenüber Roggen hend von 56% im Jahr 1995 zunächst mit dem und Gerste haben sich diese Schwerpunkte ver- Wegfall der Stilllegungsverpflichtung eine Aus- schoben. weitung des Getreideanbaus auf 61% im Jahr Bei einem auf leichteren Standorten rückläufigen 2003 stattgefunden. Zwischenzeitlich ist durch Getreideflächenanteil werden zunächst die Ge- einen stärkeren Raps und Silomaisanbau jedoch treidearten mit geringerem Deckungsbeitrag in der Getreideanteil wieder gesunken. ihrem Anbauumfang reduziert. Hohe Gerstenan- teile in der Fruchtfolge sind noch im Nordkreis Innerhalb des Großraumes Braunschweig zeigen Peine sowie im westlichen Landkreis Gifhorn zu sich diesbezüglich unterschiedliche Entwicklun- finden. Einzelne Gemeinden erreichen im Anbau- gen. Tendenziell hat auf leichteren Standorten jahr 2012 einen Gerstenanteil von rund einem der Anteil des Getreideanbaus an der Ackerflä- Drittel der Ackerfläche. Der Braugerstenanbau ist che abgenommen, während auf besseren aufgrund gesunkener Rentabilität in den vergan- Standorten eine leichte Zunahme erfolgte. Zwi- genen Jahren zurückgegangen. Der Weizen ist schen den einzelnen Landkreisen und kreisfreien damit in allen Landkreisen und kreisfreien Städ- Städten ergibt sich wie in Tabelle 39 dargestellt ten des Großraumes zur dominierenden Getrei- eine Spanne von 44 % im Landkreis Gifhorn bis deart geworden. 67% in der Stadt Salzgitter. Deutliche Unter- schiede zeigen sich auch im Anbauverhältnis der In der Agrarberichterstattung werden Schätzun- einzelnen Getreidearten. So dominiert in den gen über die Ernteerträge vorgenommen sowie Naturräumen der Börde und des Harzvorlandes für Getreide und Kartoffeln im Rahmen der be- der Winterweizen auf mehr als drei Vierteln der sonderen Ernteermittlung repräsentativ ermittelt. Getreideanbaufläche. Dies entspricht knapp zwei Die Ergebnisse werden bis auf Kreisebene veröf- Dritteln der Ackerfläche im Erntejahr 2010. Die fentlicht. verbleibende Getreidefläche wird in diesen Be- reichen überwiegend mit Wintergerste als Futter- Tabelle 40 stellt die Naturalerträge im Durch- getreide bestellt .Roggen und Sommergetreide- schnitt der Erntejahre 2005 bis 2010 dar. Die arten nehmen hier nur einen sehr geringen Anteil hohe Ertragskraft der Lößstandorte wird in Wol- ein. fenbüttel und Salzgitter, aber auch im (Süd-) Kreis Peine besonders deutlich. Diese drei Be- Auf den leichten Standorten in den Naturräumen reiche rangieren im landesweiten Vergleich unter Weser-Aller-Flachland und Lüneburger Heide den fünf ertragreichsten Winterweizenstandorten. hingegen wird Winterweizen vorzugsweise auf Darüber hinaus liegen die durchschnittlichen den Standorten vergleichsweise höherer Boden- Erträge der anderen Getreidearten auch in der güte und besserer Wasserversorgung angebaut. Geestregion über dem Landesdurchschnitt, was Der durchschnittliche Weizenanteil im Landkreis auf die guten Betriebsleiterfähigkeiten und den Gifhorn liegt beispielsweise bei nur 35% der Ge- Einsatz der Feldberegnung zurückzuführen ist. treideanbaufläche bzw. 16% der Ackerfläche. Insgesamt ist im Verbandsgebiet festzustellen, Aber auch hier hat, wie in allen Landkreisen und dass infolge der vielfältigeren Anbaustrukturen kreisfreien Städten des Großraumes, der Anteil sowie des züchterischen und produktionstechni- des Weizens am Getreide zugenommen. schen Fortschritts die Streuung der Getreideer- träge in den letzten zwanzig Jahren deutlich ab- In den Geestgebieten dominierte in der Vergan- genommen hat. genheit allgemein der Anbau von Winterroggen als Brotgetreide und von Sommergerste als Braugerste. Grund hierfür war, dass der robuste Winterroggen auch in Trockenjahren noch einen relativ sicheren Ernteertrag leisten kann. Brau- gerste dagegen wird deshalb fast ausschließlich auf leichten Standorten angebaut, weil die nur geringe Stickstoffnachlieferung dieser Standorte

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 109

Tabelle 39: Getreideanbau und Brache im Erntejahr 2010 Anteile an der Ackerfläche in Prozent Acker Getreide Getreide Weizen Rog- Tritica- Gerste Hafer Körner (AF) gen le ner- mais ha ha % % % % % % % Braunschweig 5.870 3.726 63,5 47,7 5,3 * 8,8 0,5 0,5 Salzgitter 10.328 6.968 67,5 55,6 * * 11,1 0,3 - Wolfsburg 7.045 4.597 65,3 41,6 10,5 * 8,9 0,4 * Gifhorn 62.700 28.079 44,8 15,7 10,3 3,8 13,7 0,5 0,8 Goslar 24.286 15.606 64,3 55,5 * 0,1 7,7 0,3 0,2 Helmstedt 37.771 23.510 62,2 49,3 3,8 * 7,8 0,2 0,3 Peine 30.839 17.172 55,7 36,5 2,4 * 15,3 0,5 0,4 Wolfenbüttel 48.532 31.170 64,2 57,2 0,5 0,2 6,0 0,3 * Großraum BS 227.371 130.828 57,5 40,6 4,4 * 10,3 0,4 0,0 1.863 942.180 50,6 23,3 6,5 4,2 10,6 0,6 0,1 Niedersachsen 849 Quelle: LSKN 2010

Tabelle 40: Hektarerträge von Getreide im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010 Wi-Weizen Roggen Wi-Gerste So-Gerste Hafer dt /ha dt /ha dt /ha dt /ha dt /ha Braunschweig 81,6 60,9 74,7 48,0 48,8 Salzgitter 90,6 71,8 87,2 52,6 53,7 Wolfsburg 72,1 61,2 67,0 48,2 44,6 LK Gifhorn 77,0 60,9 66,8 50,9 43,4 LK Goslar 84,9 65,9 78,1 50,5 49,7 LK Helmstedt 80,4 60,3 73,6 49,3 49,8 LK Peine 86,8 66,2 76,4 51,4 49,4 LK Wolfenbüttel 86,6 68,4 80,3 53,5 53,4 Niedersachsen 81,5 56,1 66,7 46,3 43,4 Quelle: LSKN, Erntestatistik 2011

Hackfrüchte: Kartoffeln, Zuckerrüben beobachtende Rückgang der Zuckerrübenanbau- An Hackfrüchten wurden 2010 rd. 36.000 ha fläche in erster Linie auf gestiegene Hektarerträ- Zuckerrüben und 10.000 ha Kartoffeln im Ver- ge zurückzuführen. bandsgebiet angebaut. Der Hackfruchtanteil auf In Abbildung 38 ist der durchschnittliche betrieb- der Ackerfläche beträgt damit im Durchschnitt 20 liche Hackfruchtanteil für das Erntejahr 2012 auf %. Im Vergleich dazu erreicht der Landesdurch- Gemeindeebene dargestellt. In den Gemeinden schnitt lediglich rund 11%. der Börderegion werden Zuckerrübenanteile an Hackfrüchte bedingen im Vergleich zu Getreide der Fruchtfolge von bis zu 30 % erreicht, wäh- einen höheren Pflegeaufwand, liefern aber in der rend der Umfang des Kartoffelanbaus hier prak- Regel auch unter den veränderten agrarpoliti- tisch keine Rolle spielt In den Geestregionen schen Rahmenbedingungen die höheren De- werden bis zu 25 % Kartoffeln in der Fruchtfolge ckungsbeiträge. Ihr Anteil an der Fruchtfolge angebaut, aber auch die Zuckerrübenanteile kann deshalb auch als Maßstab für die Intensität können 15% bis 20 % betragen. des Ackerbaus herangezogen werden. Die Zu- ckermarktreform hat die Vorzüglichkeit des Rü- benanbaus zwar deutlich reduziert, grundsätzlich ist jedoch der in den vergangenen Jahren zu

110 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 40: Anteil der Hackfrüchte an der Ackerfläche in Prozent

Quelle: GAP-Direktzahlungsstatistik 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 111

Tabelle 41:Anbau von Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps und Silomais im Erntejahr 2010

Acker Zuckerrüben Kartoffeln Raps Silomais

ha ha % ha % ha % ha %

Braunschweig 5.870 881 15,0% 20 0,3% 611 10,4% 87 1,5%

Salzgitter 10.328 2.578 25,0% 66 0,6% 314 3,0% 95 0,9%

Wolfsburg 7.045 884 12,5% • • 815 11,6% 299 4,2%

Gifhorn 62.700 6.638 10,6% 8.076 12,9% 3.195 5,1% 11.021 17,6%

Goslar 24.286 3.567 14,7% 12 0,0% 2.861 11,8% 1.200 4,9%

Helmstedt 37.771 5.838 15,5% 166 0,4% 3.934 10,4% 1.622 4,3%

Peine 30.839 6.591 21,4% 1.688 5,5% 1.792 5,8% 2.069 6,7%

Wolfenbüttel 48.532 9.363 19,3% • • 4.551 9,4% 1.318 2,7%

Großraum BS 227.371 36.340 16,0% 10.028* 4,4%* 18.073 7,9% 17.711 7,8%

Niedersachsen 1.863.849 97.964 5,3% 112.594 6,0% 129.590 7,0% 434.026 23,3% • statist. Geheimhaltung * Teilsumme aufgrund statist. Geheimhaltung Quelle: LSKN 2010

In der Kombination werden hohe Hackfruchtan- orten mit hoher Bodengüte deutlich weniger zu- teile bis zu 40 % im Gemeindedurchschnitt er- gelegt als auf den Geeststandorten. Im Jahr reicht. Die Abbildung 38 verdeutlicht, dass sehr 2010 ist nach der Agrarstatistik im Großraum hohe Hackfruchtanteile in der Geestregion in Braunschweig auf 7,8 % der Ackerfläche Silo- einem schmalen Saum entlang der westlichen mais angebaut worden. Über diesem Durch- Großraumgrenze (Peine, Edemissen, Meinersen, schnittswert liegt bei einem Vergleich der einzel- Müden, Ummern) sowie in den Gemeinden und nen Landkreise und kreisfreien Städte wie schon Orten von Hankensbüttel, Wittingen und Brome in der Vergangenheit lediglich der Landkreis existieren. Im Gegensatz dazu wurden im Raum Gifhorn, der mit 17,6 % den höchsten Wert auf- Wolfsburg und im Vorharz vergleichsweise weni- weist. ge Hackfrüchte angebaut. Insbesondere auf- Hinsichtlich seiner Wirkungen auf das Land- grund der Bindung des Rübenanbaus an ent- schaftsbild und den Naturhaushalt wird die Zu- sprechende Lieferrechte sind in diesem Bereich nahme des Maisanbaus in der Öffentlichkeit kri- kurzfristige Veränderungen der Anbauverhältnis- tisch diskutiert. Die Ausgangslage stellt sich hier se kaum festzustellen. im landesweiten Vergleich regional sehr unter- schiedliche dar. In Landkreisen mit hoher Vieh- Silomais dichte werden Maisanteile an der Ackerfläche Der Futterbau spielte in der Region Braun- von bis zu 70 % erreicht. Die in Tabelle 41 für schweig in der Vergangenheit eine eher unterge- den Großraum Braunschweig dargestellten An- ordnete Rolle. Der Anteil des Silomaises an der teile sind weit von diesen Verhältnissen entfernt. Ackerfläche, der als stärkehaltiges Futtermittel Bei einer landesweiten Aufstellung der 46 Land- für Rinder in Kombination mit Gras Verwendung kreise und kreisfreien Städte nach ihrem Maisflä- findet, lag im Jahr 1995 bei 1,7%. Je nach Tier- chenanteil werden die letzten fünf Plätze aus bestandsdichte konnten auch damals bereits in dem Großraum Braunschweig belegt. Ein Ver- einzelnen Gemeinden Anteile von 15 % bis 18% gleich mit den Ackerflächenanteilen von Getreide der Ackerfläche erreicht werden. Mit der Nutzung und Zuckerrüben zeigt auch, dass der Maisan- von Biomasse zur Energieerzeugung hat der bau auf Ackerstandorten eine Aufweitung des Silomais seinen Anteil inzwischen erheblich ge- Kulturartenverhältnisses bedeuten kann. Bei steigert. Er korrespondiert grundsätzlich mit der einer Be-trachtung auf Ebene der Gemeinden Dichte an Biogasanlagen und hat auf den Stand- oder gar der Gemarkungen sind dagegen verein-

112 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

zelt höhere Maisanteile auch im Großraum an. Die Region rangiert hiermit leicht über dem Braunschweig vorzufinden. In der Agrarstatistik Landesdurchschnitt. Der Rapsanbau findet be- sind diese Zahlen nicht verwertbar ausgewiesen. vorzugt auf Standorten mittlerer Bodengüte statt, Eine Anbauauswertung des GAP-Antragsver- so beispielsweise im Übergangsgebiet zwischen fahrens 2011 ergibt, dass in rund zehn Gemein- Geest und Börde. Ein weiterer Schwerpunkt des den der Maisanteil über einem Drittel der land- Anbaus ist die Vorharzregion. Hier steht Raps wirtschaftlich genutzten Fläche lag. aufgrund seiner hervorragenden Vorfruchteigen- Welche weitere Entwicklung der Maisanbauflä- schaften zur Auflockerung der Getreidefruchtfol- che nimmt, hängt stark von den Rahmenbedin- ge auf nicht rübenfähigen Standorten. Hierzu gungen im EEG ab. Die gesunkene Einspeise- gehören die flachgründigen Standorte auf den vergütung und die relativ guten Marktpreise für Okerschottern bei Goslar sowie an den Ober- konkurrierende Produktionszweige lassen derzeit hängen entlang der Salzgitterberge und am eine verlangsamte Entwicklung der Biogaser- Harzrand. zeugung erwarten. Zudem ist im EEG der Ein- Die Erträge bei Zuckerrüben, Kartoffeln, Silomais satz von Silomais gedeckelt worden, so dass neu und Raps, die in Tabelle 42 dargestellt sind, lie- errichtete Anlagen verstärkt auf alternative Ein- gen erwartungsgemäß im Großraum Braun- satzstoffe setzen müssen. schweig grundsätzlich auf Ebene des Landes- Insgesamt stellt sich der Umfang des Maisan- durchschnittes oder darüber. Auch hier gilt wie baus auf Ebene des Großraumes Braunschweig schon bei den Getreideerträgen, dass sich die als vergleichsweise niedrig dar. Anders als in Erträge innerhalb der Region und im Vergleich viehstarken Landesteilen Niedersachsens führt zum landesweiten Durchschnitt in der Vergan- der Maisanbau in dieser Region auch nicht zu genheit stärker angeglichen haben. Engpässen bei der pflanzenbedarfsgerechten Die Steigerung des Ertragsniveaus verlief bei Verwertung der mit den Gärresten anfallenden den Kulturarten in den vergangenen 15 Jahren Nährstoffe. mit unterschiedlicher Dynamik. Vergleicht man die landesweiten Durchschnittserträge der Jahre Raps 1990 bis 1995 mit denen der Jahre 2005 bis Raps wird insbesondere zur Gewinnung von 2010, so waren im Getreidebereich Zuwächse Rapsöl angebaut und hat aufgrund steigender von etwa 0,5 bis 0,75 % pro Jahr zu verzeichnen, Marktpreise in den vergangenen Jahren im An- während diese bei Kartoffeln ca. 1,2 % ,bei Zu- bauumfang deutlich zugelegt. Sein Anteil an der ckerrüben 1,5 % und bei Winterraps 1,8% betru- Ackerfläche stieg im Großraum Braunschweig gen. von 1,8% im Jahr 1995 auf 7,9 % im Jahr 2010

Tabelle 42: Hektarerträge von Hackfrüchten, Silomais und Raps im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010

kreisfreie Städte/ Zuckerrüben Kartoffeln Silomais Raps Landkreise dt/ha dt/ha dt/ha dt/ha Braunschweig 590,0 401,6 49,2 3,8 Salzgitter 640,9 416,3 51,5 4,1 Wolfsburg 581,0 445,7 47,2 3,7 Gifhorn 623,3 451,7 47,9 3,6 Goslar 639,6 411,8 51,8 3,9 Helmstedt 582,3 413,4 48,2 3,8 Peine 627,2 407,6 50,7 4,0 Wolfenbüttel 615,8 401,6 51,2 3,9 Niedersachsen 628,6 431,6 45,1 3,8 Quelle: LSKN Erntestatistik 2011

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 113

Flächenstilllegung Produkte. Der Bracheanteil lag im Jahr 1995 im Um Überschüssen insbesondere auf den Getrei- Durchschnitt des Verbandsgebietes bei rd. 13%. demärkten zu begegnen, wurde von der EU im Aufgrund einer ansteigenden Nachfrage nach Jahr 1992 eine obligatorische Flächenstilllegung landwirtschaftlichen Produkten besteht seit dem eingeführt. Landwirte, die an den Direktzahlun- Jahr 2008 keine Stilllegungsverpflichtung mehr. gen der Agrarförderung teilnehmen wollten, Damit wurden innerhalb eines Jahres ca. 12.000 mussten in der Folgezeit einen bestimmten Min- ha Ackerfläche wieder in Bewirtschaftung ge- destprozentsatz ihrer Ackerfläche aus der Pro- nommen. Nach der GAP-Direktzahlungsstatistik duktion nehmen. Dieser Prozentsatz wurde im sind im Jahr 2011 noch rund 1,9% der Ackerflä- Laufe der Jahre in Abhängigkeit von den Markt- che stillgelegt worden. Es handelt sich hierbei in bedingungen mehrmals angepasst und schwank- der Regel um Grenzstandorte und ungünstig te zwischen 5 und 15 %. Darüber hinaus konnten zugeschnittene Bewirtschaftungseinheiten. Fol- freiwillige Stilllegungsverpflichtungen eingegan- gerichtig finden sich die geringsten Stilllegungs- gen werden, für die ein Ausgleichsbetrag ge- anteile in der Stadt Salzgitter und im Landkreis währt wurde. Wolfenbüttel, während der Landkreis Gifhorn einen überdurchschnittlichen Wert aufweist. Es bestand die Verpflichtung, auf den stillgeleg- ten Flächen eine Begrünung vorzunehmen bzw. Auf Landesebene ist der Stilllegungsanteil an der zuzulassen. Der Anbau nachwachsender Roh- Ackerfläche nur halb so hoch wie im Großraum stoffe war zugelassen, erforderte aber von den Braunschweig. Bemerkbar macht sich hier der Landwirten in einem aufwändigen Verfahren die Flächendruck in den viehstarken Regionen, der entsprechenden Verwendungsnachweise der beispielsweise im Bereich Weser-Ems zu einem Stilllegungssatz von lediglich 0,3% führt.

Tabelle 43: Stilllegungsflächen und ihr Anteil an der Ackerfläche

Stilllegung kreisfreie Städte/ Stilllegung Stilllegung Stilllegung Ackerfläche 2011 in % der Landkreise 2007 2008 2011 GAP 2011 Ackerfläche Braunschweig 604 269 131 6357 2,1% Salzgitter 852 162 87 10.255 0,8% Wolfsburg 732 345 226 6.990 3,2% Gifhorn 5.164 2.144 1.808 66.581 2,7% Goslar 2.070 475 408 25.038 1,6% Helmstedt 3.383 1.440 801 39.217 2,0% Peine 2.175 682 419 32.604 1,3% Wolfenbüttel 3.631 791 533 49.370 1,1% Großraum BS 18.611 6.308 4.413 236.412 1,9% Niedersachsen 119.673 29.348 17.960 1.912.056 0,9% Quelle: GAP-Direktzahlungsstatistik

114 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.2.2 Tierhaltung

Die Konzentration und Spezialisierung nahm in de aus. Alle übrigen Tierarten, zu denen Pferde, der Tierhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe Schafe, Ziegen und Geflügel zählen, umfassen in den vergangenen Jahren weiter zu. Dabei 13 % der GV. Im Vergleich mit dem Landes- sank die Zahl der viehhaltenden Betriebe weiter durchschnitt ergeben sich in der Zusammenset- ab, während sich die Bestände vergrößerten. zung des Tierbestandes keine nennenswerten Laut Landesstatistik ist im Verbandsgebiet ein Abweichungen, lediglich der Anteil Geflügel ist in Rückgang der Großvieheinheiten je Hektar um Gesamtniedersachsen mit rund 8 % höher als im 45 % in den Jahren 1991 bis 2010 zu verzeich- ZGB mit rund 3 %. nen. Insgesamt entfällt die Hälfte des in Großviehein- Dies zeigt sich in nahezu allen Betrachtungen heiten umgerechneten Viehbesatzes im Ver- zur Tierhaltung. Insbesondere im Bereich der bandsgebiet auf den Landkreis Gifhorn. Hier, wie Milchviehhaltung ist ein deutlicher Rückgang auch in Peine und Goslar, nimmt die Viehhaltung festzustellen. So ging die Zahl der Tiere beim auch künftig seinen Stellenwert in der Landwirt- Milchviehbestand um 55 % zurück, ebenso schaft ein. Dabei korreliert i.d.R. ein hoher Vieh- schrumpfte die Zahl der Rinder insgesamt um bestand mit unterdurchschnittlichen Bodenwert- rund 53 %. Auch der Schweinebestand reduzier- zahlen und einem hohen Grünlandanteil. Umge- te sich um 43 % der Tiere. In der Hühnerhaltung kehrt sank die Viehbesatzdichte in pflanzenbau- (Legehennen, Junghühner und Mast-hühner) lich starken Regionen, wie den Gebieten Helm- wird für den gleichen Zeitraum eine Steigerung stedt und Wolfenbüttel, stärker als in den ande- um 29 % ausweisen. ren Gebieten des Großraums. Mit diesen Entwicklungen gehen Veränderungen Im landesweiten Vergleich nimmt die Tierhaltung u.a. hinsichtlich der Flächennutzung sowie der der landwirtschaftlichen Betriebe des Verbands- regionalen Erzeugungs- und Verarbeitungsstruk- gebietes eine untergeordnete Rolle ein. Von den turen einher. So kann ein Vergleich zwischen in der Agrarberichterstattung 2010 erfassten GV dem Rückgang der Tierhaltung und dem Rück- des Landes Niedersachsen entfallen lediglich gang des Grünlandanteiles hergestellt werden, 1,5 % auf den Großraum Braunschweig. Hieraus der zwischen den Jahren 1991 und 2010 um resultiert eine Viehbestandsdichte von 0,18 lediglich 12,2 % sank. GV/ha LF, die nur 16 % des Landesdurchschnitts Die Aufschlüsselung der Viehbestände nach von 1,12 GV/ha LF entspricht. Damit stellt das Tierarten zeigt, dass 62 % der erfassten Groß- ZGB die Region mit dem geringsten Viehbesatz vieheinheiten (GV) auf das Rindvieh entfallen. in Niedersachsen dar. Ein Viertel der GV machen die Schweinebestän-

Tabelle 44: Entwicklung der Tierhaltung in Bezug zur Entwicklung des Grünlandanteils kreisfreie Verän- Ver- Ver- Grünlandanteil Viehbesatz Städte/ Land- derung ände- Anzahl Milchkühe ände kreise (% LF) (%) (GV/ ha LF) rung de- 1991 2010 1991 2010 (%) 1991 2010 rung (%) Braunschweig 8,2 11,0 16,1 0,20 0,14 -30 321 - - Salzgitter 1,8 2,3 18,9 0,10 0,09 -10 136 - - Wolfsburg 15,2 16,0 -4,0 0,27 0,16 -41 686 196 -71 Gifhorn 19,9 17,0 -16,9 0,55 0,31 -44 14.144 6.772 -52 Goslar 15,1 12,2 -15,2 0,42 0,22 -48 3.791 1.858 -51 Helmstedt 8,9 9,0 -2,2 0,21 0,11 -48 3.543 1.645 -54 Peine 10,4 9,2 -18,9 0,33 0,16 -52 3.757 1.248 -67 Wolfenbüttel 2,9 3,2 13,4 0,11 0,05 -55 1.194 - - Großraum 11,8 10,6 -12,2 0,33 0,18 -45 27.572 12.364 -55 Braunschweig Quelle: LSKN

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 115

Tabelle 45: Viehbestände im Großraum Braunschweig nach Tierarten Viehbestand Rinder Schwei- Geflügel Schafe Zie- Einhu- insgesamt ne gen fer An- 479.517 37.742 101.220 324.427 10.469 548 5.111 Groß- zahl raum BS GVE 45.457 28.145 10.115 1.298 857 44 4.856 An- 67.806.819 2.484.629 8.428.731 56.609.004 205.569 8.075 70.811 Nieder- zahl sachsen GVE 2.892.963 ------LSKN 2010

Tabelle 46: Viehhaltende Betriebe und Großvieheinheiten Betriebe Viehbe- Viehbe- Groß- Anteil GV/ha insges. triebe triebe vieh- an GV GV/ in % ha LF von Anzahl Anzahl Anteil einheiten im ZGB Nds. Braunschweig 77 42 55% 963 2% 0,14 13% Salzgitter 104 33 32% 929 2% 0,09 8% Wolfsburg 95 57 60% 1.380 3% 0,16 15% Gifhorn 896 575 64% 23.346 51% 0,31 27% Goslar 315 178 57% 6.127 13% 0,22 20% Helmstedt 392 174 44% 4.583 10% 0,11 10% Peine 442 230 52% 5.563 12% 0,16 15% Wolfenbüttel 458 138 30% 2.566 6% 0,05 5% Großraum BS 2.779 1.427 51% 45.457 100% 0,18 16% Niedersachsen 41.730 32.736 78 % 2.892.963 - 1,12 100% Quelle: LSKN 2010

Milchviehhaltung unter dem Landesdurchschnitt von 58 Milchkü- Im Großraum Braunschweig kann eine rückläufi- hen/Betrieb. Wurden 1992 noch 85 % aller ge Entwicklung der Milchviehhaltung von ehe- Milchkühe im ZGB in Betrieben mit 1 bis 49 Tie- mals 2.926 Betrieben im Jahr 1991 auf 306 Be- ren im Bestand gehalten, so waren es 2003 noch triebe im Jahr 2010 festgestellt werden. Die 54 % und 2010 nur noch 40 % der Milchkühe. Im schwankende Preisentwicklung der Milch in den Gegenzug dazu nahm die Anzahl der Kühe, die letzten Jahren begünstigte diese Entwicklung. in Beständen über 100 Tieren gehalten werden, Weiterhin führt der weitreichende technische stetig zu (2003: 11 % der Kühe, 2007: 15 % der Fortschritt der Stallarbeit, z.B. die Automatisie- Kühe) und umfasste 2010 im ZGB 24 % der rung des Melkvorganges, zu einer spürbaren Milchkühe. Erleichterung der Stallarbeit. Deshalb ist es mög- lich, mit immer weniger Arbeitskräften immer Schwerpunkt der Milchviehhaltung im Verbands- mehr Kühe zu bewirtschaften. Auch be-dingt die gebiet ist der Landkreis Gifhorn mit 6.772 Milch- Verbesserung der Haltungsbedingungen (von kühen in 159 Betrieben. Die größten Bestände der Anbindehaltung zum Laufstall) eine Steige- finden sich im Landkreis Helmstedt mit durch- rung der Herdenleistung, sodass ein größerer schnittlich 44 Kühen/Betrieb, die kleinsten Be- Milchviehbestand nicht nur mehr Arbeit, sondern stände mit durchschnittlich 29 Kühen/Betrieb im auch mehr Einkommen bedingt. In diesem Sinne Landkreis Peine. Für die kreisfreien Städte wuchsen die Bestände stetig, von 20 Milchkühen Braunschweig und Salzgitter werden aufgrund je Betrieb im Jahr 1991 auf durchschnittlich 38 geringer Stückzahlen in der Agrarstatistik keine Milchkühe je Betrieb im Jahr 2010. Die durch- Angaben gemacht (vgl.Tabelle 47). schnittliche Bestandsgröße liegt damit deutlich

116 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Aufschluss über die Intensität der Milchviehhal- viehhaltung liegen in Niedersachsen in den küs- tung gibt die durchschnittliche Kuhzahl je 100 ha tennahen Landkreisen mit hohem Grünlandan- LF. Auch hier bildet der Landkreis Gifhorn mit 9 teil. Milchkühen je 100 ha LF die Spitze. Der Land- kreis Helmstedt, der in besonderem Maße durch Da im Großraum Braunschweig immer weniger den Ackerbau geprägt ist, weist mit 4 Milchkühen Milchvieh auf Grünland gehalten wird, müssen je 100 ha LF eine der geringsten flächenbezoge- bei sinkender Zahl der Betriebe und steigender nen Intensität auf. Insgesamt liegt der Großraum Bestandsgrößen andere Nutzungsmöglichkeiten mit 6 Milchkühen je 100 ha LF weit unter dem des Grünlandes geschaffen werden. Dabei rü- Landesdurchschnitt. Zudem bestehen im ZGB cken die Haltung extensiver Fleischrinderrassen eher wenige Milchviehbetriebe im Vergleich zu sowie die steigende Pferdehaltung in den Fokus. Gesamtniedersachsen. Die Zentren der Milch-

Tabelle 47: Struktur der Milchviehhaltung durch- kreisfreie Städte/ Betriebe mit Betriebe mit schn. Milchkühe/ Milchkühe Landkreise Rinderhaltung Milcherzeugung Bestands- 100 ha LF größe Braunschweig 13 1 - - - Salzgitter 6 1 - - - Wolfsburg 29 6 196 33 0 Gifhorn 317 159 6.772 43 9 Goslar 87 48 1.858 39 7 Helmstedt 90 37 1.645 44 4 Peine 99 43 1.248 29 4 Wolfenbüttel 38 11 - - - ZGB Braun- 679 306 10.364 38 6 schweig Niedersachsen 21.093 13.161 769.283 58 30

Quelle: LSKN 2010

Tabelle 48: Struktur der Mutterkuhhaltung Landkreis / kreisfreie Stadt/ Halter Mutterkühe Braunschweig 12 - Salzgitter 11 - Wolfsburg 29 - Gifhorn 159 1.963 Goslar 33 318 Helmstedt 43 516 Peine 55 500 Wolfenbüttel 25 169

Großraum Braunschweig 367 4.035 Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 117

Sonstige Rindviehhaltung Für die Mutterkuhhaltung liegen bereits Daten Neben den Milchkühen halten einige Betriebe aus dem Jahr 2012 vor. In diesem Jahr wurden auch die eigenen nachgezogenen Rinder zur im Großraum Braunschweig 4.035 Mutterkühe in Bestandsergänzung, d.h. sie ziehen die eigenen 367 Betrieben gehalten. Mutterkühe werden zu- Kühe auf. Dagegen werden für den Betrieb nicht meist auf absolutem Grünland bzw. anderweitig nutzbare Kühe (zu alt, schwer krank, un- nicht wirtschaftlich nutzbaren Restflächen gehal- fruchtbar, etc.) zur Mast gehalten oder aussor- ten. Die Verteilung dieser extensiven Rinderhal- tiert. Bullenmast und Mutterkuhhaltung stellen tung auf die Landkreise und kreisfreien Städte darüber hinaus weitere Produktionsverfahren zeigt die Tabelle 48. Demnach werden im Land- dar. In die Agrarstatistik gehen Mastbullen erst kreis Gifhorn die meisten Mutterkühe gehalten, ab dem ersten Lebensjahr ein. Auf dieser Daten- was mit dem hohen Grünlandanteil korreliert. Die grundlage wurden im Jahr 2012 insgesamt 2.634 Bestandszahlen in der Mutterkuhhaltung sind seit Mastbullen im Großraum Braunschweig gehal- dem Jahr 1992 zunächst stetig angestiegen, ten. Das entspricht einem Anteil von rund 0,7 % pendelten sich aber in den letzten Jahren auf an allen gehaltenen Mastbullen in Niedersach- einem Niveau von rund 4.000 Mutterkühen im sen. Nachdem die Bestände in den vergangenen Großraum Braunschweig ein. Da im Großraum Jahren lange rückläufig waren (von 16.514 Bul- Braunschweig v.a. die Milchviehhaltung überpro- len im Jahr 1980 auf 2.269 im Jahr 2010), ist portional stark abnahm, hat die Mutterkuhhaltung aktuell also wieder ein leichter Anstieg zu ver- als alternative Nutzung des Grünlandes eine zeichnen. Insgesamt fällt der Bullenmast im Ver- gewisse Bedeutung errungen. Große Verände- bandsgebiet jedoch eine ver-gleichsweise gerin- rungen sind in diesem Bereich aber nicht mehr ge Bedeutung zu. zu erwarten.

Tabelle 49: Struktur der Schweinehaltung 2010 (Angaben zu Schweinemast und Sauenhaltung ohne Saug- und Aufzuchtferkel bis LG = 20 kg) Gesamt Schweinemast Sauenhaltung kreisfreie Ø Be- Ø Be- Städte/ Land- Be- Be- Mast- Be- Tiere stands Sauen stands- kreise triebe triebe schweine triebe -größe größe Braunschweig 8 1.090 7 858 123 3 - - Salzgitter 9 4.483 7 3.298 471 3 - - Wolfsburg 6 1.823 6 1.823 304 - - - Gifhorn 116 46.156 109 31.812 292 25 2.348 94 Goslar 55 18.775 51 10.794 212 15 929 62 Helmstedt 23 3.690 21 1.994 95 7 297 42 Peine 52 14.070 44 10.562 240 14 725 52 Wolfenbüttel 30 11.133 27 7.441 276 10 651 65 Großraum 299 101.220 272 68.582 252 77 5.326 63 Braunschweig Niedersach- 10.990 2.484.629 10.367 5.376.105 519 4.070 596.735 147 sen Quelle: LSKN 2010

Sauenhaltung und Schweinemast In der regionalen Verteilung dominiert aktuell der Die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe im Landkreis Gifhorn bei der Schweinehaltung mit Großraum Braunschweig nahm in den Jahren rund 46 % aller Tiere. Es folgen die Landkreise 1995 bis 2010 rapide ab. Wurden 1995 noch in Goslar (19 %) und Peine (14 %). Im Stadtgebiet 1.382 Betrieben Schweine gehalten, so waren es Braunschweig werden dagegen mit 1 % die we- 2010 nur noch 299 Betriebe. Das entspricht ei- nigsten Schweine gehalten. nem Rückgang um 78 %. Auch die Tierzahlen verminderten sich in erheblichem Maße. Im Jahr Da der Rückgang der Betriebe stärker ausge- 1991 wurden 176.140 Schweine gehalten, im prägt war als die Abnahme der Tierzahlen, ist die Jahr 2010 dagegen nur noch 101.220 Schweine. durchschnittliche Bestandsgröße in diesem Zeit-

118 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

raum angestiegen. Verglichen mit dem Landes- be vertreten, von denen 351 Betriebe Legehen- durchschnitt von 767 Schweinen/Be-trieb handelt nen und 30 Betriebe Masthühner halten. Zudem es sich im Großraum Braunschweig allerdings werden noch in 69 Betrieben Gänse, Enten und mit 340 Schweinen/ Betrieb um relativ kleine Truthühner gehalten. Bestände. Besonders intensiv werden Schweine in der Weser-Ems-Region mit einer durchschnitt- Die absolute Anzahl an Hühnern im ZGB beläuft lichen Bestandsgröße von nahezu 900 Schwei- sich nach der o.g. Statistik auf 320.494 Tiere. Die nen/Betrieb gehalten. Mehrheit der Hühner wird dabei im Landkreis Gifhorn gehalten, in dem auch die größten Be- Im Jahr 2010 wurden im Verbandsgebiet durch- stände mit durchschnittlich 2.086 Hühnern zu schnittlich 252 Mastschweine je Betrieb gehalten, finden sind. Insgesamt liegt die durchschnittliche auf Landesebene waren es dagegen 519. Salz- Bestandsgröße im Großraum mit 885 Tieren weit gitter, das neben Braunschweig und Wolfsburg unter dem Landesdurchschnitt von 9.024 Hüh- die wenigsten Mastplätze aufweist, hat mit 471 nern. Der Hühnerbestand ist im Großraum Tieren je Betrieb die höchste durchschnittliche Braunschweig zwischen den Jahren 1991 Bestandsgröße. Der kleinste Durchschnittsbe- (247.744 Tiere) und 2010 um 29 % gestiegen, stand in der Schweinemast ist im Landkreis wobei diese Entwicklung lediglich auf die Zu- Helmstedt zu finden (vgl.Tabelle 49). nahme im Landkreis Gifhorn zurückzuführen war. Der Anteil der Tiere aus dem Großraum am ge- Bei Zuchtsauen, die einen wesentlich höheren samtniedersächsischen Hühnerbestand sank auf arbeitswirtschaftlichen Aufwand erfordern als die 0,6 % im Jahr 2010 ab (Anteil in 1992: 1,24 %). Mastschweinehaltung, ist die durchschnittliche Dagegen stieg landesweit die Anzahl der Hühner Bestandsgröße ebenfalls deutlich angestiegen. im genannten Zeitraum um 37 % an, wobei Zu- Insgesamt werden für die Ferkelerzeugung im wächse vor allem im Weser-Ems-Gebiet und im Großraum Braunschweig durchschnittlich 63 Landkreis Lüneburg festzustellen sind. Sauen/Betrieb gehalten, landesweit sind es 147 Sauen/Betrieb. Dabei weist der Landkreis Gif- Nach 2010 sind im Verbandsgebiet neue Hähn- horn mit 94 Sauen/Betrieb die größte durch- chenmastställe errichtet worden, die von der schnittliche Bestandsgröße des Verbandsgebie- Statistik noch nicht erfasst wurden. Da Wachs- tes auf. Das Wachstum der durchschnittlichen tum über Flächenzupacht nur sehr bedingt mög- Bestandsgröße geht mit einer veränderten Be- lich ist, haben einige Betriebe mit der Hähn- standsgrößenstruktur einher. Während 1992 chenmast in ein zusätzliches betriebliches noch 96 % der Betriebe weniger als 400 Schwei- Standbein investiert. Die Größenordnung kann ne im Bestand hielten, waren es 2010 nur noch nur schätzungsweise benannt werden und dürfte 73 %. Die Anzahl der über 1.000 Schweine hal- bei etwa zehn Betrieben und rund 500.000 Mast- tenden Betriebe wuchs auf 11 % an. In diesen plätzen liegen. Der räumliche Schwerpunkt liegt Betrieben ist bereits die Hälfte der Schweine in den Landkreisen Peine und Gifhorn, aber auch erfasst. Der Trend zu größeren Beständen voll- im Landkreis Wolfenbüttel sind neue Ställe er- zieht sich vor dem Hintergrund eines Absatz- richtet worden. Der Geflügelbestand ist damit marktes, der durch erhebliche kurzfristige innerhalb kurzer Zeit deutlich angestiegen. Hin- Schwankungen gekennzeichnet ist, aber seit sichtlich des nach wie vor niedrigen Viehbesat- Jahrzehnten keinen dauerhaften Preisanstieg zes im Verbandsgebiet und seiner Einordnung mehr aufweist. Zudem stiegen die Kosten der auf Landesebene ändert sich hierdurch jedoch Erzeugung, sodass die Gewinnmargen nichts. Der GV-Besatz je ha steigt bei dieser schrumpften. Daher können nur noch speziali- Größenordnung von 0,18 auf 0,19 und liegt nach sierte Betriebe unter Nutzung des biologischen wie vor weit unter dem Landesdurchschnitt von und technischen Fortschritts sowie unter steter 1,12 GV/ha. Kostenreduzierung die Preisschwankungen über- Pferdehaltung (Einhufer) leben. Die Landwirtschaftszählung 2010 weist für den Großraum Braunschweig 500 landwirtschaftliche Geflügelhaltung Betriebe mit Pferdehaltung aus. Insgesamt wer- Im Großraum Braunschweig besteht die Geflü- den von diesen 5.111 Pferde (durchschnittlich 10 gelhaltung zu 99 % aus Hühnerhaltung. Es sind Pferde/Betrieb) gehalten. Damit sanken im Ver- nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszäh- gleich zur Agrarberichterstattung von 1995 die lung 2010 insgesamt 362 hühnerhaltende Betrie-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 119

Zahl der pferdehaltenden Betriebe (1.049 Betrie- herden werden heutzutage vor allem in der be) sowie die Pferdeanzahl (6.324 Pferde). Landschaftspflege eingesetzt, aber auch der Die Agrarstatistik bildet die Pferdehaltung jedoch Markt für Schaffleisch konnte sich in den letzten nicht vollständig ab, weil Pferde vielfach in von Jahren erholen und umfasste im Jahr 2010 in der Statistik nicht erfassten Hobbybetrieben ge- Niedersachsen 1.446 t Schaffleisch. Dies ent- halten werden. Wesentlich besser wird der Pfer- spricht einem auf 7 % angestiegenen Anteil am debestand von den Daten der Tierseuchenkasse gesamtdeutschen Schaffleischmarkt. (TSK) abgebildet. Die TSK nennt für das Jahr 2011 insgesamt 4.924 Pferdehalter mit 24.313 Befragung zur Erwartungshaltung der Ent- Pferden für den Großraum Braunschweig. Auch wicklung in der Viehhaltung die Daten der TSK beinhalten allerdings gewisse In einer Multiplikatorenbefragung wurden Land- Unschärfen, da vielen Pferdehaltern, insbeson- wirte gebeten, die Bereitschaft zur Erweiterung dere den Hobbyhaltern, nicht bewusst ist, dass oder Aufnahme der Viehhaltung in ihrer Gemar- jedes Pferd bei der TSK versichert sein muss. kung innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre Daher ist mit einer zusätzlichen Dunkelziffer zu einzuschätzen. Von den angeschriebenen Pro- rechnen. Insgesamt stieg die Anzahl gehaltener banden meldeten sich 80 % zurück, das ent- Pferde im Vergleich zu 1995 an. spricht einer sehr hohen Rücklaufquote. Bei fast allen erfragten Tierarten summieren sich Besonders in Stadtnähe entwickelte sich die die geringen bis sehr geringen Erwartungen auf Pensionspferdehaltung weiter und bietet gerade rund 80 % der Antworten auf. Auch beim Geflü- vielen Freizeitreitern nicht nur die Möglichkeit zur gel werden kaum Entwicklungstendenzen gese- Pferdehaltung, sondern ebenso gute Ausreitmög- hen. Räumlich lassen sich zwischen den Land- lichkeiten in Naherholungsgebieten. Auf die Flä- kreisen kaum Unterschiede feststellen. Beispiel- che bezogen stellt das Stadtgebiet Braunschweig haft ist nachfolgend das Ergebnis der Befragung einen Schwerpunkt der Pferdehaltung dar. Die zur Tierart Rind dargestellt werden. Bei den an- Besatzdichte beträgt hier 14 Pferde/100 ha LF deren Tierarten Schwein und Geflügel stellen gegenüber 6 Pferden/100 ha LF im Verbands- sich die Verhältnisse ähnlich dar. durchschnitt. Zahlenmäßig steht das Gebiet Gif- Lediglich beim Pferd ist die Einschätzung anders horn mit 1.064 Betrieben und 5.465 Pferden und gelagert. Demnach sehen die Landwirte das Ponys im Vordergrund. Entwicklungspotenzial der Pferdehaltung in den kommenden Jahren optimistischer. Insgesamt Schafhaltung erwarten nur 63 % einen geringen bis sehr ge- Im Jahr 2010 wurden von 185 Betrieben des ringen Anstieg der Pferdehaltung. 37 % der Be- Großraumes 10.469 Schafe gehalten. Gegen- fragten bescheinigen eine mittlere bis sehr hohe über 1995 ist damit die Zahl der schafhaltenden Investitionsbereitschaft in diese Tierart. Beson- Betriebe um 57 % sowie die Zahl der Schafe um ders im Stadtgebiet Braunschweig wird voraus- 30 % gesunken. Die Bestandsdichte stieg dage- sichtlich aufgrund des Potentials an Pensions- gen von 35 Schafen/Betrieb auf durchschnittlich pferdehaltern das Entwicklungspotenzial als 57 Schafe/Betrieb an. Somit dürfte sich der hoch bis sehr hoch eingeschätzt. Trend fortsetzen, der sich bereits 1995 infolge des Marktzusammenbruchs für Schaffleisch und des Quotensystems für die Mutterschafprämie andeutete. In dessen Folge gaben viele kleine Schafhalter ihre Betriebe auf, größere Betriebe stockten seit 1995 ihre Bestände dagegen auf. Sie sind eher in der Lage, schwankende Markt- preise auszugleichen.

Der Schwerpunkt der Schafhaltung im Großraum Braunschweig liegt im Landkreis Gifhorn. Dort werden insgesamt 34 % aller Schafe des ZGB gehalten. Der größte Bestand ist dagegen im Landkreis Helmstedt (84 Schafe/Betrieb) zu fin- den. Dies deutet auf wenige, aber dafür große Betriebe in diesen beiden Regionen hin. Schaf-

120 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 41: Einschätzung der Bereitschaft zur Aufnahme bzw. Erweiterung der Tierhaltung (Angaben in Prozent der Nennungen)

70%

60%

50%

40% sehr hoch hoch 30% mittel

20% gering sehr gering 10%

0% Schweine Rinder Geflügel Pferde Sonstiges

Abbildung 42: Angaben zur Einschätzung der Bereitschaft zur Aufnahme bzw. Erweiterung der Rinderhaltung nach Landkreisen (Angaben in Prozent der Nennungen, ohne Mehrfachnennungen)

80%

70%

60%

50% sehr hoch 40% hoch

30% mittel

20% gering

10% sehr gering

0%

Abbildung 43: Angaben zur Einschätzung der Bereitschaft zur Aufnahme bzw. Erweiterung der Pferdehaltung nach Landkreisen (Angaben in Prozent der Nennungen, ohne Mehrfachnennungen)

45%

40%

35% sehr hoch 30% hoch 25% mittel 20% gering 15% sehr gering 10%

5%

0%

Die derzeit gute Ertragslage im Ackerbau sowie kerung gegen geplante Stallneubauten oder die die gestiegenen Erlöse aus dem Verkauf der Erweiterung von vorhandenen Stallanlagen. Der Feldfrüchte verdrängen die arbeitsaufwendigere Widerstand der Bürger rührt dabei aus verschie- Tierhaltung zunehmend. Zudem kam es in den denen Aspekten heraus (z.B. Emissionsbelas- letzten Jahren vermehrt zu Protesten der Bevöl- tungen, Tierschutz).

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 121

Bestände. Andere wiederum geben die Tierhal- Die Tierhaltung besitzt im ZGB zwar einen relativ tung auf und konzentrieren sich auf ein anderes geringen Umfang, nimmt aber dennoch einen betriebliches Standbein. Insgesamt verfügt die bedeutenden Stellenwert ein und ist als Be- Tierhaltung im Großraum Braunschweig also triebszweig weiterhin wichtig. In den aufgezeig- über ein entsprechendes Potenzial zur Erweite- ten Entwicklungen der einzelnen Tierarten ist rung und Entwicklung, das den Landwirten ange- eine Veränderung der Betriebe erkennbar. Die sichts stark volatiler Märkte auch in Zukunft er- Landwirte spezialisieren sich und erweitern ihre halten bleiben muss.

4.2.3 Ökologischer Landbau

Im Großraum Braunschweig gibt es laut Land- dass die weitaus größte Zunahme im Landkreis wirtschaftszählung 2010 insgesamt 70 landwirt- Gifhorn stattgefunden hat. Gab es seinerzeit dort schaftliche Betriebe, die auf einer Fläche von 6 Ökobetriebe, so ist die Zahl heute auf 33 ange- insgesamt 5.182 ha entsprechend den Richtli- stiegen. Eine wesentliche Ursache für diesen nien der EU-Verordnung Ökologischer Landbau Umstellungsboom ist der Tatsache geschuldet, wirtschaften. Legt man die etwas aktuelleren dass aufgrund der natürlichen Gegebenheiten im Zahlen einer Auswertung der GAP-Antragsdaten Kreis Gifhorn ein erheblicher Anteil an moorigem, zu Grunde, so beläuft sich die Zahl der Ökobe- absolutem Grünland vorhanden ist, das überwie- triebe auf 75, die bewirtschaftete Fläche auf gend durch extensive Mutterkuhhaltung, häufig 5.700 ha. von Nebenerwerbsbetrieben, genutzt wird. Mit Der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe an Einführung der Extensivierungsprämie 1989 der Gesamtzahl landwirtschaftlicher Betriebe wurde die Umstellung auf ökologische Bewirt- liegt im Großraum Braunschweig mit 2,52 % schaftung gemäß EU-Ökoverordnung interes- leicht unter dem Landesdurchschnitt von sant. Da in der Regel keine nennenswerten 2,83 %. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil Preisaufschläge für Biorindfleisch realisiert wer- Ökobetriebe in der Stadt Braunschweig und im den, sind nur wenige Betriebe einem Öko- Landkreis Gifhorn. In den Landkreisen Helmstedt Anbau-verband beigetreten. Ähnliches gilt für und Peine nimmt die ökologische Landwirtschaft Betriebe mit dem Schwerpunkt Pferdehaltung. Im dagegen einen vergleichsweise geringeren Stel- Kreis Gifhorn werden allein 20 Ökobetriebe we- lenwert ein. sentlich durch Mutterkuh- und Pferdehaltung Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flä- geprägt. Da die anderen Kreis- und Stadtgebiete che an der LF beträgt 2,04 % und liegt damit sich ganz überwiegend durch (oft bessere) unter dem Landesdurchschnitt von 2,89 %, wo- Ackerstandorte auszeichnen, ist dort wesentlich bei Niedersachsen im bundesweiten Vergleich weniger Mutterkuhhaltung zu finden und ent- einen der hinteren Plätze einnimmt. Der Land- sprechend die Zahl der Neuumsteller seit 1999 kreis Gifhorn sticht im Großraum Braunschweig geringer. Dennoch hat sich auch dort die Zahl wie schon bei den Betriebszahlen auch beim der Ökobetriebe annähernd verdoppelt. Ökoflächenanteil hervor, in den Landkreisen Peine und Helmstedt wird nur ein sehr geringer Anteil der Fläche ökologisch bewirtschaftet (vgl.Tabelle 50). Die durchschnittliche Betriebsgröße der Ökobe- triebe liegt im Großraum Braunschweig bei 74 ha mit einer Spannweite von 20 ha im Landkreis Peine bis zu 90 ha im Landkreis Gifhorn. Im kon- ventionellen Landbau weisen die Betriebe des Verbandsgebietes dagegen eine Flächenausstat- tung von durchschnittlich 90 ha auf. Im Zeitraum 1999 bis 2010 hat sich die Zahl der Ökobetriebe im Planungsraum mehr als verdop- pelt, die bewirtschaftete Fläche von 1.384 ha 1999 auf nunmehr 5.182 ha vervierfacht (vgl. Abbildung 44). Bei genauerer Analyse zeigt sich,

122 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 50: Ökologisch wirtschaftende Betriebe im Großraum Braunschweig Anteil der öko- Kreisfrei Städte/ Landkrei- Anteil der Ökologisch Anzahl Öko- logisch bewirt- se/Großraum BS/ Nieder- Ökobetriebe bewirtschaftete betriebe schafteten Flä- sachsen (%) Fläche (ha) che (%) Braunschweig 4 5,19 *

Salzgitter k. A. k. A.

Wolfsburg 2 2,11 *

Gifhorn 33 3,68 2.963 3,91

Goslar 8 2,54 436 1,58

Helmstedt 6 1,53 400 0,96

Peine 6 1,36 122 0,36

Wolfenbüttel 11 2,40 916 1,82

Großraum Braunschweig 70 2,52 5.182 2,03

Niedersachsen 1.183 2,83 74.352 2,89 k. A.: keine Angaben *: statistische Geheimhaltung Quelle: LSKN 2010

Abbildung 44: Entwicklung des ökologischen Landbaus im Großraum Braunschweig 6000 80

70 5000 60 4000 50

3000 40 Fläche (ha) Betriebe (Anzahl) 30 2000 20 1000 10

0 0 1999 2003 2007 2010

Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 123

Unterstützend bei der Umstellung auf den Öko- für die Stickstoffversorgung der Kulturpflanzen landbau wirkt häufig die Mitgliedschaft in einem auf die biologische N-Fixierung durch Legumino- der ökologischen Anbauverbände. Sie sind u.a. sen angewiesen ist. Dementsprechend ist der eine Plattform für den Erfahrungsaustausch der Anteil an Hülsenfrüchten in den Ökobetrieben Betriebe untereinander und bieten über Marken- höher, als in konventionellen Betrieben, macht zeichen und eigene Vermarktungsorganisationen jedoch auch nur einen unbedeutenden Flächen- den Zugang zu Verarbeitern und Absatzmärkten. umfang aus. Unter den „weiteren Fruchtarten“ ist Wo die Mitgliedschaft keine zählbaren Vorteile bei Ökobetrieben vor allem auch der Feldfut- bietet und weitere Anforderungen und Kosten teranbau in Form von Kleegras, Luzernegras etc. verursacht werden, wird deshalb auf diese ver- zu nennen. Etwa 23 % der Ökobetriebe, darunter zichtet. Dies gilt z.B. für die o.g. Mutterkuhbetrie- auch viele viehlose, bauen neben Körnerlegumi- be im Nebenerwerb. nosen auch teils mehrjährige Kleegrasgemenge Nach Darstellung des Kompetenzzentrums Öko- an, um Bodenfruchtbarkeit und Stickstoffversor- landbau Niedersachsen KÖN im Jahr 2012 ist gung in der Folgezeit sicher zu stellen. nur ein Viertel der Ökobetriebe der Landkreise Gifhorn und Helmstedt Mitglied eines Öko- Tierhaltung im ökologischen Landbau Anbauverbandes, in den anderen Landkreisen Die überwiegende Zahl der Ökobetriebe im Pla- und kreisfreien Städten beträgt dieser Anteil etwa nungsraum verfügt über Grünland. Der durch- 50 %. Vor etwa 15 Jahren waren dagegen noch schnittliche Grünlandanteil an der LF der Ökobe- etwa 90 % der Ökobetriebe einem Anbauver- triebe in der Region, geprägt durch die oben band angeschlossen. beschriebenen Verhältnisse im LK Gifhorn, be- trägt rund 65 %. Pflanzenbau im ökologischen Landbau Die Nutzung erfolgt über Milchvieh oder Mutter- In der Anbaustruktur bestehen deutliche Unter- kuhhaltung (48 % der Betriebe) und/oder die schiede zwischen konventionell und ökologisch Schaf- und Pferdehaltung. Es gibt im Planungs- wirtschaftenden Betrieben. Der Anbau von Kar- raum nur 3 Öko-Milchviehbetriebe. Insgesamt 62 toffeln und Gemüse liegt im Ökologischen Land- % der Betriebe halten Raufutterfresser. bau höher als bei den konventionell wirtschaf- Der Anteil rindviehhaltender Betrieben ist auf- tenden Betrieben der Region. Dagegen ist der grund der hohen Grünlandanteile in der Region Anteil an Getreide und Ölfrüchten an der Frucht- deutlich höher als in der konventionellen Land- folge deutlich niedriger (Tabelle 51). Zuckerrüben wirtschaft des Planungsraums (48 % gegenüber fehlen in den Biobetrieben der Region völlig, da 24 %). Die Tierhalter ergänzen ihre Bestände in im Einzugsbereich der Nordzucker eine entspre- der Regel aus eigener Nachzucht. Die Richtlinien chende Verarbeitung fehlt. Der Druschlegumino- schreiben vor, dass der Zukauf der Tiere aus senanbau spielt nur in Ökobetrieben eine bedeu- ökologisch wirtschaftenden Betrieben erfolgen tende Rolle, da man im ökologischen Landbau soll - Ausnahmen sind möglich.

Tabelle 51: Anbauverhältnis in ökologisch wirtschaftenden und konventionellen Betrieben in der Region Braunschweig Anteil an der Ackerfläche (%) Kultur bei Ökobetrieben bei konventionellen Betrieben Getreide 47,84 57,5 Kartoffeln 4,78 4,4 Zuckerrüben * 16,0 Hülsenfrüchte 13,12 0,2 Ölfrüchte 2,97 11,3 Gemüse und Erdbeeren 2,80 0,5 Weitere Fruchtarten 28,11 10,1 *: k.A. wegen statistischer Geheimhaltung, Quelle: LSKN 2010

124 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Die männlichen Tiere werden ausgemästet, die von ca. der Hälfte der Betriebe genutzt werden. weiblichen bleiben zur Zucht oder werden eben- Der überwiegende Teil der in großen Partien falls als Fleisch vermarktet. anfallenden Erzeugnisse (Getreide, Kartoffeln, Milch, Schlachttiere) dürfte über Öko- Finden sich Biohöfe bereit, Flächen, die mit Na- Großhandelsbetriebe vermarktet werden. turschutzauflagen versehen sind, in Pflege zu nehmen und mit Wiederkäuern (Rindvieh, Schafe Die Nachfrage nach Bioprodukten ist in den letz- und ggf. Ziegen) zu beweiden, leisten sie hiermit ten Jahren kontinuierlich gestiegen. So stieg der einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kultur- Umsatz mit Bio-Produkten im Jahr 2011 um 9 %. landschaft und gerade im Randbereich von Bal- Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt lungsgebieten zum Erhalt der Erholungsland- erhöhte sich damit 2011 auf 3,7 %. Bio- schaft. Schlachttiere und Bio-Fleisch haben sich 2011 sehr dynamisch entwickelt. Die Nachfrage nach Die Schweinehaltung spielt dagegen eine gerin- Bio-Fleisch ist 2011 um 28 % gestiegen. 2,0 % gere Rolle. In 10 Ökobetrieben werden Schweine des Rindfleisches, 0,6 % des Schweinefleisches gehalten, was einen Anteil von 13 % der Ökobe- und 2,3 % des gemischten Hackfleisches kauften triebe ausmacht. Die durchschnittliche Anzahl an die deutschen Haushalte 2011 in Bio-Qualität. Mastplätzen/Betrieb ist mit 36 sehr viel niedriger Immer noch könnte der Handel deutlich mehr als auf konventionellen Betrieben (252 Mastplät- Bio-Schweinefleisch und Bio-Hackfleisch verkau- ze/Betrieb). fen, wenn das Angebot da wäre. Der Importanteil an tierischen Produkten ist erheblich. So wurden Deutschlandweit unterscheidet sich die Er- 15 % der Biomilch, 22 % des Schweinefleisches lösstruktur der Betriebe des Öko-Landbaus deut- und 20 % der Eier aus anderen EU Ländern für lich von der des konventionellen Landbaus. den deutschen Biomarkt importiert. Pflanzliche Produkte nehmen einen weitaus hö- heren Anteil ein als tierische Produkte. Mit einem Ökologische Landwirtschaft als Arbeitsplatz Erlösanteil von knapp einem Fünftel (19 %) für 54 % der Ökobetriebe wirtschaften im Haupter- Fleisch liegt in Deutschland der Bio-Landbau werb, wobei in fast allen Betrieben neben 1-2 deutlich unter den Werten des konventionellen Familienarbeitskräften noch Saison- oder Aus- Landbaus, bei dem die Erlöse aus Fleisch mehr hilfskräfte arbeiten. Dies ist gerade für Betriebe als ein Drittel (31 %) ausmachen. Auch der Anteil mit Gemüseanbau oder intensiver Selbstver- der Milchproduktion am Verkaufserlös liegt im marktung unerlässlich, da hier ein hoher Auf- Bio-Anbau mit 19 % unter dem Anteil im konven- wand an Handarbeit für Pflege, Ernte und Aufbe- tionellen Landbau (24 %). reitung (Gemüseputzen) notwendig ist. Die Erzeugung von Milch und Fleisch ist in der Insgesamt ist der durchschnittliche Arbeitskräfte- stark ackerbaulich geprägten Region um Braun- besatz in biologisch wirtschaftenden Betrieben schweig von eher untergeordneter Bedeutung. mit 5,2 AK/100 ha wegen ihrer arbeitsintensive- Für Bio-Milch, die nicht direkt vermarktet oder auf ren Betriebsorganisation größer als in konventio- dem Hof verarbeitet wird, gibt es in der Region nellen Betrieben (3,2 AK/100 ha). Von den 8.099 Braunschweig nur einen Absatzweg – die Glä- direkt in der Landwirtschaft beschäftigten Perso- serne Meierei mit den Standorten Münchehofe nen des Verbandsgebietes entfallen 268 auf die (BB) und Dechow (MV). ökologische Landwirtschaft. Zusätzlich besteht bei ökologisch wirtschaften- Vermarktung der Produkte aus ökologischem den Betrieben auch ein hoher Bedarf an Saison- Landbau arbeitskräften, die schwerpunktmäßig bei Son- Durch die Nähe zu den Ballungszentren Braun- derkulturen eingesetzt werden, und regelmäßi- schweig, Wolfsburg und Hannover bietet sich für gen Aushilfen, insbesondere bei der Direktver- viele Betriebe die Möglichkeit, zumindest teilwei- marktung. se ihre Produkte direkt zu vermarkten. Weitere Arbeitsplätze entstanden im vor- und Von dieser Vermarktungsform machen im Groß- nachgelagerten Bereich u.a. beim Absatz ökolo- raum Braunschweig nicht wenige Ökohöfe Ge- gisch erzeugter Waren im Naturkosteinzelhandel. brauch. Auch über Wochenmärkte und Lieferdienste Entwicklung (z. B. Gemüse-Abo-System) bestehen Absatz- In den vergangenen Jahren hat der Absatz von möglichkeiten, die in unterschiedlichem Ausmaß Produkten aus dem ökologischen Landbau stetig

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 125

zugenommen. Deutschland liegt hinsichtlich der cherverhalten. Wie bereits dargestellt (vgl. Kapi- Nachfrage nach Ökoprodukten im europaweiten tel 2.2) ist der Anteil der Ausgaben für Lebens- Vergleich an erster Stelle. Laut einer im Auftrag mittel über Jahrzehnte stetig zurückgegangen. des Bundeslandwirtschaftsministeriums durchge- Für ökologisch erzeugte Nahrungsmittel aus führten Studie „Ökobarometer 2012“ wächst der regionaler Herkunft wird in der Regel ein höherer Zuspruch insbesondere bei den jüngeren Ver- Preis zu zahlen sein als für konventionelle oder brauchern. So gaben von den unter 30-jährigen importierte Öko-Ware. Hier spielt neben persön- Befragten bereits 71 % an, Bioprodukte zu kau- lichen Präferenzen auch die jeweilige Einkom- fen. 16 % tun dies ausschließlich oder regelmä- menssituation der Verbraucher eine Rolle. Kön- ßig, 55% gelegentlich. Als die wichtigsten Grün- nen die höheren Erzeugerpreise nicht realisiert de werden eine artgerechte Tierhaltung (94 %), werden, ergeben sich für Landwirte aus ökono- die regionale Herkunft bzw. die Unterstützung mischer Sicht vergleichsweise geringe Anreize regionaler Betriebe (89 %) und eine geringe zu einem Wechsel in den ökologischen Landbau. Schadstoffbelastung (89 %) genannt. Gekauft In den letzten Jahren hat sich der Zuwachs des werden die Ökoprodukte überwiegend in Super- Ökolandbaus abgeschwächt (s.o.). Tendenziell märkten und bei Discountern. steigende Erlösperspektiven im konventionellen Landbau (u.a. beim Weizen) in Beziehung ge- Neben der bisherige Entwicklung und den ge- setzt zu steigenden Flächenkosten, schwanken- nannten Ergebnissen der Verbraucherumfrage den Preisen für Biogetreide und geringen Ge- lassen auch die politischen Zielaussagen auf winnmargen, gepaart mit hohen Qualitätsanfor- einen weiteren Anstieg des Ökolandbaus schlie- derungen, für viele Bioprodukte, lassen potentiel- ßen. So soll in Niedersachsen der Fördersatz für le Umsteller zögern und abwarten. den Ökolandbau im Rahmen der Agrarumwelt- Fördermaßnahmen für den Ökolandbau müssen programme angehoben werden. Die Reform der daher auch Vermarktungsinitiativen und die An- EU-Agrarpolitik sieht mit dem Greening eine sprache breiterer Verbraucherschichten beinhal- Ökologisierungskomponente vor, von der ökolo- ten. Mit welcher Dynamik der Ökoflächenanteil gisch wirtschaftende Betriebe freigestellt sind. im Verbandsgebiet sich zukünftig entwickeln wird, hängt von den politischen Weichenstellun- Maßgeblicher Faktor für die weitere Entwicklung gen sowie der weiteren gesellschaftlichen Wohl- des ökologischen Landbaus bleibt das Verbrau- stands- und Werteentwicklung ab.

4.3 Erwerbskombinationen

Vielen landwirtschaftlichen Betrieben im Groß- den Bioenergiemarkt sahen und sehen viele raum Braunschweig bieten sich aufgrund ihrer Landwirte in der Region BS als Chance für den Lage um die städtischen Verdichtungsräume eigenen Hof. Auch der Einstieg in die Tierhaltung Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg ver- (z.B. Bau von Geflügelställen) wurde in Land- gleichsweise gute Möglichkeiten zur Erwerbs- kreisen, in denen diese zwischenzeitlich kaum kombination. Damit ist nicht nur die besondere noch praktiziert wurde (WF, SZ), wieder interes- Situation beim Übergang vom Haupterwerb zum sant. Nebenerwerb gemeint, sondern die Möglichkeit Daneben wurde zur Sicherung der betrieblichen für Haupterwerbsbetriebe, neben dem landwirt- Einkommen aber auch eine Diversifizierung in schaftlichen Einkommen alternative, betrieblich solchen Tätigkeitsfeldern vorgenommen, die neu orientierte Einkommensquellen zu erschließen und nicht der ,klassischen‘ Pflanzen- und Tier- und freie Arbeitskapazitäten rentabel zu nutzen. produktion zuzuordnen sind. Hierzu zählen die Im Zuge des Strukturwandels erfolgt betriebli- Direktvermarktung (DV) von Produkten wie Ei- ches Wachstum häufig über eine Aufstockung ern, Kartoffeln, Gemüse, Spargel, Wurst, Fleisch der bewirtschafteten Fläche. Da diese nur be- und Obst, die Vermietung und Verpachtung von grenzt verfügbar ist, müssen zur Sicherung des Wohnungen und Gebäuden, die Ausrichtung von Einkommens weitere Alternativen in Betracht Festen in landwirtschaftlichen Gebäuden, Ange- gezogen werden. Hierzu gehört u.a. die Aufnah- bote für Senioren oder Kinder, die Haltung von me neuer Betriebszweige, die möglichst mit den Pensionspferden, Urlaub auf dem Bauernhof, vorhandenen Strukturen verbunden werden kön- Durchführung von Arbeiten im Maschinenring, nen. Vor allem die Entwicklungen am wachsen- kommunale Arbeiten etc..

126 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

In den zurückliegenden Jahren waren in vielen Der Beitrag der Erwerbskombination zum Ein- Fällen Beratungskräfte der Landwirtschaftskam- kommen variiert dementsprechend auf einzelbe- mer beim Aufbau von Erwerbs- und Einkom- trieblicher Ebene sehr stark. menskombinationen landwirtschaftlicher Familien Der Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit eingeschaltet. Trotzdem ist der exakte Überblick Erwerbskombinationen (insbesondere Direkt- über sämtliche vorhandenen Erwerbs- und Ein- vermarktung und Urlaub auf dem Bauernhof) kommenskombinationen landwirtschaftlicher stellt sich im Großraum Braunschweig regional Familien in Niedersachsen und somit auch in der sehr unterschiedlich dar. Auf den ertragreichen Region Braunschweig aufgrund fehlender Statis- Standorten der Börde ist der Anteil der Betriebe tiken unvollständig. Der Einfluss der Erwerbs- mit Erwerbskombinationen seit jeher vergleichs- kombinationen auf das Einkommen und die Ent- weise gering, da die Einkommenssicherung über wicklung der landwirtschaftlichen Betriebe im den Marktfruchtbau gewährleistet bzw. abgesi- Großraum Braunschweig kann somit nicht exakt chert werden konnte. Auch hatte sich hier der quantifiziert werden. Zu unterschiedlich sind die Strukturwandel der Iandwirtschaftlichen Betriebe Möglichkeiten der Kombination von Erwerbsal- frühzeitiger vollzogen. Es existieren überwiegend ternativen und letztlich ist der betriebliche Erfolg größere Ackerbaubetriebe, die sich bislang in in diesem Bereich besonders stark von den Be- einer relativ günstigen Einkommenssituation triebsleiterfähigkeiten und der Interessenlage der befanden. Haushaltsmitglieder (bes. der Ehefrau) abhängig.

4.3.1 Vermietungen

Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe, Von den in der Befragung genannten Betrieben insbesondere in der Nähe der Stadt Braun- belief sich der Anteil auf 29 %. Diese Angabe schweig, aber auch der Mittelzentren erzielt zu- deckt sich weitgehend mit den Ergebnissen der sätzliche Einkommen über den Bereich Vermie- Landwirtschaftszählung 2010, in der dieser Wert tungen. Besonders in den ausgesprochenen mit 31 % angegeben wurde. Ackerbaustandorten im Landkreis Wolfenbüttel, Überdurchschnittliche Aktivitäten sind im Umfeld im Südkreis Peine und im Südkreis Helmstedt ist der Ballungszentren Braunschweig und Wolfs- der Anteil der Wohnungsvermietungen hoch. burg festzustellen, in dem vor allem für die Di- Begründet ist dieser relativ hohe Anteil neben rektvermarktung ein entsprechend hohes Nach- der verstärkten Umnutzung vorhandener Wirt- fragepotential vorhanden ist. Da die Betriebe schaftsgebäude zu Wohnungen durch einen nach ihrem Standort erfasst werden, spiegelt die hohen Bestand an ehemaligen Arbeiterhäusern, Statistik die Vermarktungsaktivitäten mit einer die vielfach zu den großen Betrieben gehörten gewissen räumlichen Unschärfe wieder. Die Di- und die heute, da die Anzahl der Fremdarbeits- rektvermarktung wird nach den Befragungser- kräfte in der Landwirtschaft auf ein Minimum gebnissen von 10% der Betriebe praktiziert. Ge- geschrumpft ist, anderweitig vermietet werden. genüber einer ersten Befragung aus dem Jahr Wohnungsvermietungen (Dauervermietungen) 1997, in der ein Anteil von 7,6% ermittelt wurde, werden demnach von zahlreichen Landwirten im bedeutet dies einen leichten Anstieg. Bei insge- gesamten Großraum Braunschweig durchge- samt abnehmenden Betriebszahlen lässt dies führt. Die Verpachtung von Unterstellmöglichkei- auch darauf schließen, dass diversifizierte Be- ten erfolgt seltener, ist jedoch ebenfalls überall triebe gegenüber dem Strukturwandel weniger verbreitet. anfällig sind. In der Landesstatistik werden 6 % Im Jahr 2012 wurde über eine Multiplikatorenbe- direktvermarktende Betriebe genannt. Die Ab- fragung auf Ebene der Gemarkungen im Groß- weichung zu den Befragungsergebnissen kann raum Braunschweig der Anteil der Betriebe er- u.a. auf die in der Statistik angehaltene Mindest- mittelt, die eine Erwerbskombination betreiben. größe der Betriebe zurückgeführt werden.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 127

Abbildung 45: Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination

70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

LSKN 2010

Tabelle 52: Struktur der landwirtschaftlichen Erwerbskombinationen im Großraum Braunschweig Ver- Reit- und Betrie- Erwerbskom- Fremdenverkehr ldw. Lohnar- Landkreis arb./Direktver Pensions- be bination Freizeitangebote beiten kreisfreie marktung pferde Stadt An- Pro- An- Pro- Pro- An- Pro- An- Pro- An-zahl Anzahl zahl zent zahl zent zent zahl zent zahl zent Braun- 77 49 64% 23 30% k. A. 16 21% 15 19% schweig Salzgitter 104 38 37% 5 5% k. A. 7 7% 20 19% Wolfsburg 95 27 28% 4 4% k. A. 5 5% 7 7% Gifhorn 896 253 28% 52 6% 10 1% 41 5% 71 8% Goslar 315 116 37% 17 5% 3 1% 20 6% 56 18% Helmstedt 392 96 24% 15 4% k. A. 11 3% 46 12% Peine 442 138 31% 35 8% 6 1% 26 6% 59 13% Wolfenbüttel 458 140 31% 19 4% 4 1% 17 4% 59 13% ZGB 2.779 857 31% 170 6% 23 1% 143 5% 333 12% Nds. 4.1730 9.154 22% 1.258 3% 738 2% 1.551 4% 2.396 6% Quelle: LSKN 2010

128 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.3.2 Direktvermarktung

Die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte in Abbildung 46: Anteil der Betriebe mit Direkt- Kombination mit einer direkten Vermarktung an vermarktung an allen Betrieben den Endverbraucher ist für viele oftmals kleinere landwirtschaftliche Betriebe ein wesentliches Standbein. Eine offizielle Statistik über die An- zahl oder den Umsatz der direktvermarktenden Betriebe gibt es nicht. Bundesweite Schätzungen gehen laut BMELV für das Jahr 2012 von 30.000 bis 40.000 Betrieben aus, was etwa sechs bis acht Prozent aller Betriebe entspricht. Eine regionale Differenzierung lässt sich u.a. aus der Lage zu Absatzmärkten den vorherrschen- den Betriebsformen ableiten. Die Schwerpunkte bei der Direktvermarktung liegen in den Stadtge- bieten Braunschweig und Wolfsburg sowie den angrenzenden Gemeinden der Landkreise Gif- horn und Peine sowie an den Verkehrsrouten zu großen Arbeitgebern. Auch im Nordkreis Helm- stedt und im Vorharzgebiet sind erhöhte Anteile direktvermarktender Betriebe zu verzeichnen. Bedingt durch die Struktur der landwirtschaftli- chen Betriebe wird im Landkreis Wolfenbüttel, im Südkreis Peine, in der Stadt Salzgitter und im Südkreis Helmstedt weniger Direktvermarktung betrieben. Vermarktungsinitiativen einzelner Un- ternehmen sind aber im gesamten Bezirk vor- handen. Trotz einer insgesamt stabilen bis positiven Ent- wicklung der Direktvermarktung im Bereich des Großraumes Braunschweig, sind nicht alle Be- triebe, die vor 15 Jahren in die DV einsteigen Quelle LWK 2012 oder diese ausbauen wollten, heute noch dabei.

Veränderte Rahmenbedingungen in der Agrarpo- In dem derzeitig erkennbaren gesellschaftlichen litik und den Förderbestimmungen, ungeklärte Trend zu Lebensstilen, die Gesundheit und Hofnachfolge, höhere Auflagen, ins-besondere Nachhaltigkeit, Regionalität und Authentizität im Bereich des Lebensmittelrechts, und ein ver- zunehmend berücksichtigen, liegt auch die änderter Markt erschwerten vielen Betrieben das Chance für direktvermarktende Betriebe. Unter- Wachstum bzw. machten dies unmöglich. Ge- 55 suchungen zum Einkaufsverhalten der Ver- blieben sind wenige erfolgreiche Spezialisten, mit braucher zeigen jedoch, dass nach wie vor die einer professionellen Arbeitsweise, weniger er- Mobilität der Kunden einen begrenzenden Faktor folgreiche Betriebe, die sich über kurz oder lang darstellt. entscheiden müssen, ob und inwieweit Sie ihre

Diversifizierung ausbauen, um- oder einstellen, Zu den Gründen, die aus Sicht des Verbrauchers sowie Anbieter, die Ihre Angebote recht extensiv für den Einkauf landwirtschaftlicher Produkte im Nebenerwerb betreiben, wie z.B. die SB- 56 direkt beim Erzeuger sprechen, gehören Kartoffelkiste am Hof.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 129

• nachvollziehbare Herkunft und Frische der Kooperationen anzutreffen, weil sich bei dieser Produkte Wirtschaftsweise die Direktvermarktung generell • direkte Informationen über die Erzeugungs- als Standbein anbietet. bedingungen Da viele Direktvermarkter ihre Betriebe an ver- • persönlicher Kontakt zum Landwirt gleichsweise benachteiligten, marktfernen • das besondere Einkaufserlebnis Standorten haben, wird derzeit über den VND • Unterstützung der Landwirtschaft in der ei- versucht, den gemeinschaftlichen Absatz von genen Region Direktvermarktungsprodukten über den Lebens- mitteleinzelhandel zu organisieren. Zwar gibt es Diesen Trends und Erwartungen zu entsprechen einzelne Direktvermarkter die bereist über den ist das Ziel der Betriebe, die dem Verband Nord- Einzelhandel erfolgreich ihre Produkte anbieten deutscher Direktvermarkter (VND) angeschlos- können, der VND versucht jedoch ein gebündel- sen sind. tes Angebot landwirtschaftlicher Direktvermarkter Um auch politisch Gehör zu finden, haben sich zu organisieren. Der Zusammenschluss als Ver- im Jahr 2011 niedersächsische Direktvermark- band ist für den einzelnen Landwirt in diesem tungsbetriebe aus Niedersachsen, Hamburg, Falle von großer Bedeutung, da die Marktver- Bremen und Schleswig-Holstein zum VND zu- handlungen mit einem großen Lebensmittelkon- sammengeschlossen. Aus dem Großraum zern einzelne Vermarkter überfordern würden. Braunschweig gehören derzeit 15 Betriebe zu diesem Verband. Vorrangiges Ziel des Zusam- Zur Steigerung der Vermarktungspotenziale von menschlusses ist die Förderung der landwirt- Familienbetrieben ist demnach eine Angebots- schaftlichen Direktvermarktung in Norddeutsch- vernetzung empfehlenswert. Durch den Auf- und land. Ausbau von Kooperationsstrukturen könnten weitere Potenziale mobilisiert werden. Durch das Erreicht werden soll dies insbesondere durch die Zusammenführen unterschiedlicher Produktions- • Bündelung der Interessen und Kräfte sowie bereiche, Betriebsverhältnisse und Angebotsfor- Vertretung der Interessen der Norddeut- men können breitere und bessere Marktangebo- schen Direktvermarkter, te entstehen. Bei der Suche nach tragfähigen • Förderung der regionalen Zusammenarbeit Konzepten ist auch die Unterstützung durch re- der Direktvermarkter, gionale Wirtschaftsförderung, Tourismusverband etc. notwendig. Wo einseitig geworben wird, • Organisation und Koordination des gemein- nötige Infrastruktur fehlt (z.B. Radwege) und schaftlichen Absatzes von Direktvermark- Betriebe in Randgebieten (z.B. Nordkreis Gifhorn tungserzeugnissen, oder Vorharz) unzureichend in bestehende Kon- • Zusammenarbeit mit Verbänden, Vereinen, zepte eingebunden werden, haben auch gute staatlichen und kommunalen Institutionen Angebote nur geringe Chancen. und sonstigen Einrichtungen, die sich der

Förderung der Direktvermarktung verpflichtet fühlen sowie • Aufklärung der Öffentlichkeit bezüglich der Vorteile der landwirtschaftlichen Direktver- marktung

Die landwirtschaftlichen Unternehmen vermark- ten vorrangig Saisonprodukte in Einzelinitiative ab Hof, zum Teil auch auf Wochenmärkten. Bau- ernmärkte der Region wurden in Braunschweig 57 und in Brome eingerichtet, auf denen einmal wöchentlich regionale Erzeuger ihre Produkte anbieten. Kooperationsformen sind nur in gerin- gem Umfang vorhanden, wobei der Grad der Zusammenarbeit verschieden weit reicht. Häufig ist Produkttausch anzutreffen, um das hofeigene Sortiment zu erweitern. Insbesondere im Bereich der ökologisch wirtschaftenden Betriebe sind

130 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.3.3 Freizeitangebote und Tourismus

Der Tourismus ist für die landwirtschaftlichen Gebieten wie z.B. am Südrand der Lüneburger Unternehmen im Großraum Braunschweig ins- Heide und im Bereich des Harzes. gesamt von untergeordneter Bedeutung. Punk- Eine positive Entwicklung ist bei den Bauernca- tuell gibt es jedoch Aktivitäten im Bereich „Urlaub fés zu verzeichnen, zu denen seit dem Jahr 2000 auf dem Bauernhof“ und Zimmervermietung. Im nach den Erfahrungen aus der Beratung fünf Bereich Urlaub auf dem Bauernhof bzw. Über- Hofcafés mit tatsächlichem Bezug zum landwirt- nachten auf dem Bauernhof und Heuhotel sind schaftlichen Betrieb neu hinzugekommen sind, aus den regionalen Anbieterverzeichnissen rund die allesamt erfolgreich betrieben werden. Insbe- 20 Betriebe bekannt, die diesen Einkommens- sondere wenn Räumlichkeiten vorhanden sind, zweig für sich erschlossen haben. Die tatsächli- die auch für Familienfeiern gemietet werden che Zahl der Betriebe dürfte allerdings höher können, sind diese bauernhofgastronomischen liegen, da wie auch bei der Direktvermarktung Einrichtungen ein Erfolg und bieten die Möglich- nicht alle in diesem Tätigkeitsfeld aktiven Betrie- keit, den Wegfall dörflicher Gasthäuser aufzu- be in den Anbieterverzeichnissen vertreten sind. fangen. Einige professionelle Hofläden mit bis- lang ungenutzten Raumkapazitäten machen sich Stärker als die Ferienangebote ist die Offerte der ebenfalls diesen Sachverhalt zu Nutze, indem sie kurzzeitigen Zimmervermietung zur „Übernach- zusätzlich zum Laden auch in die Bauernhofgast- tung auf dem Bauernhof“ verbreitet. In diesen ronomie einstiegen. Fällen wird davon ausgegangen, dass die Aus- stattung der Zimmer oder aber die Lage der Be- Als Freizeitangebot bietet des Weiteren die Pen- triebe für eine Urlaubsvermietung nicht attraktiv sionspferdehaltung eine Erwerbsquelle, die im genug ist. Montagearbeiter, Messegäste, Besu- gesamten Großraum an Bedeutung zugenom- cher von Großveranstaltungen oder Geschäfts- men hat. Diese Entwicklung wird besonders reisende finden Unterkünfte auf landwirtschaftli- durch den Bau von Reithallen unterstützt. Einige chen Betrieben. landwirtschaftliche Betriebe haben die Pensions- Auch ein Teil der Anbieter von „Urlaub auf dem pferdehaltung als zusätzlichen Betriebszweig Bauernhof“ nutzt diese kurzfristigen Vermietun- aufgenommen, eine reine Spezialisierung auf gen zur zusätzlichen Auslastung der Räumlich- diese Einkommensquelle ist jedoch selten anzu- keiten. Besondere Bedeutung hat diese Er- treffen. Oftmals existiert eine Kombination von werbskombination in den stadtnahen Gemeinden Pensionspferdehaltung und Pferdezucht. und Städten sowie in touristisch interessanten

4.3.4 Kommunale Arbeiten und Landschaftspflege

Die Übernahme von kommunalen Arbeiten wird Konkurrenz im kommunalen Sektor bzw. in der bisher im Großraum Braunschweig nur von sehr Industrie kaum. Auch langfristig wird diese Alter- wenigen Landwirten als zusätzliche Einkom- native kaum in der Landwirtschaft zum Tragen mensquelle genutzt. Durch diverse Infrastruktur- kommen. Im Bereich Goslar gibt es einige Be- maßnahmen, wie den Ausbau der A2, den Bau triebe, die sich an der sogenannten Bergwiesen- der A 39 zwischen Braunschweig und der A 2 oder Naturwiesenpflege beteiligen. Die Beteili- sowie den Zubringer der Bahnstrecke Hannover- gung an Maschinenringarbeiten ist im gesamten Berlin (Weddeler Schleife), wurden zahlreiche Bezirk Braunschweig verbreitet. Vereinzelt haben Ausgleichsflächen angelegt. Es gibt jedoch nur einige Betriebe Lohnunternehmen aufgebaut, die vereinzelt Landwirte die Angebote bezüglich der u.a. im Bereich der Klärschlammausbringung, Bepflanzung von Ausgleichs- und Ersatzflächen Grüngutsammlung, Landschaftspflege und abgeben. Es besteht hier allerdings Interesse an Schneeräumung tätig sind. Forstbetriebsgemein- der Beteiligung an Pflegearbeiten, wie Mähen, schaften bieten die Ausführung von Land- Schreddern und Abfahren von Schnittgut. schaftspflegearbeiten an. Betriebe, die Sammelstellen für organische Ab- fälle (Grüngut, Schnittgut) einrichten, gibt es Von Maschinenringen sind darüber hinaus Zu- nach Kenntnis der LWK bislang aufgrund von sammenschlüsse gebildet worden, die für ihre

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 131

Mitgliedsbetriebe die Organisation und Durchfüh- und der Landschaftspflege wünschenswert und rung von Kommunalarbeiten und Landschafts- notwendig sind. Für die beteiligten Landwirte pflegearbeiten übernehmen. So haben vier Ma- besteht auf der Grundlage vertraglicher Verein- schinenringe aus den Landkreisen Gifhorn und barungen die Möglichkeit, zusätzliches Einkom- Helmstedt die MR-Landbau GmbH gegründet, men durch die Übernahme von Landschaftspfle- um auch kommunale und industrielle Auftragge- gearbeiten zu erwirtschaften. ber (als Nicht-MR-Mitglie-der) bedienen zu kön- nen. Die Landwirte, die dieser GmbH angehören, Der Großraum Braunschweig ist in seiner struk- übernehmen für Städte, Gemeinden, Landkreise, turellen Entwicklung stark durch die Städte Industriebetriebe etc. Arbeiten in der Forstwirt- Braunschweig und Wolfsburg geprägt. Diese schaft, Heckenpflege, Pflege und Bewässerung „städtischen“ Einflüsse können für die ortsansäs- von Werksgelände und Grünanlagen, Klär- sigen landwirtschaftlichen Betriebe nicht nur ein schlammausbringung, Schneeräumarbeiten etc.. Konfliktpotential darstellen, sondern auch eine Einen ähnlichen Zusammenschluss stellt im süd- Entwicklungschance bieten. So sind bereits eini- lichen Verbandsgebiet die von den Maschinen- ge Marktnischen, wie oben dargestellt, durch ringen Ambergau und Börde-Vorharz gegründete Landwirte erschlossen worden. Grundsätzlich I.N.A. Agrardienst GmbH mit Sitz in Wartjenstedt spielen das Engagement und die Ausbildung der dar. Ehefrau des Unternehmers bzw. die Interessen- lage und Zustimmung der Familie häufig die aus- Die Einbeziehung von Landwirten in die Durch- schlaggebende Rolle. führung von Landschaftspflegearbeiten wird auch durch den Landschaftspflegeverband Wolfenbüt- Für die effiziente Nutzung von Marktnischen gilt, tel e.V. gefördert. In diesem Verein, der 1998 dass der Standort des landwirtschaftlichen Be- gegründet worden ist, sind Vertreter der Land- triebes, die Produktpräsentation und die ergriffe- wirtschaft, der Naturschutzverbände und der nen Marketingstrategien, das familiäre Umfeld Kommunen vertreten. Der Verein widmet sich und die Betriebsleiterfähigkeiten eine entschei- der Durchführung und Förderung von land- dende Voraussetzung für die Realisation und die schaftspflegerischen und gestalterischen Maß- Rentabilität der gewählten Erwerbsalternative nahmen, die aus Gründen des Naturschutzes sind.

4.3.5 Entwicklung der Erwerbskombinationen

Umfang, Vielfalt und Dauerhaftigkeit der heute ment wird die Direktvermarktung höchstens ei- erfolgreich bewirtschafteten Einkommens- nen geringen Zuverdienst bringen. kombinationen in der Landwirtschaft machen Gerade dann, wenn in den Betrieben wirtschaftli- deutlich, dass das Auffächern der landwirtschaft- ches Wachstum durch Begrenzungen in der Flä- lichen Produktion in mehrere Tätigkeitsfelder ein che, im Viehbestand oder im Leistungsniveau an Beitrag zur Stabilisierung der Betriebe und des Grenzen stößt, ist der Einstieg in neue Ge- ländlichen Raums leisten können. schäftsfelder, die sich mit der Urproduktion als Durch den Aufbau eigener, neuer Absatzstrate- „Nebentätigkeiten“ kombinieren lassen, eine gien, z.B. mit besonderen Serviceleistungen oder echte Alternative. Aber auch für Betriebe, in de- besonders aufbereiteten Produkten, bietet die nen die Lebenshaltung von zwei Generationen Direktvermarktung u.U. die Möglichkeit, den „vom Hof“ bestritten werden muss, ist die Diversi- landwirtschaftlichen Betrieb unabhängiger von fizierung fast unabdingbar. Die Landwirtschaft den allgemeinen Einflüssen der Agrarpolitik und allein ist dazu in den traditionellen Familienbe- Entwicklungen auf den Agrarmärkten zu gestal- trieben selten in der Lage. ten. Dies gilt insbesondere dann, wenn es dem landwirtschaftlichen Unternehmen gelingt, einen Um mit den aus der landwirtschaftlichen Produk- nennenswerten Anteil seiner Produktion zu mit- tion freigesetzten Potenzialen des Betriebes – telfristig stabilen Preisen abzusetzen. Doch si- Gebäude, Arbeitskraft, Kapital, Wissen – ein cher ist der Direktabsatz kein Lösungskonzept Zweigunternehmen aufzubauen, müssen diese für alle Betriebe. Ein elementares Standbein wird Ressourcen zusammengefügt werden. Weil aber er nur dort sein, wo die Vermarktung professio- die einzelnen Betriebszweige untereinander Ab- nell betrieben wird. Ohne qualifiziertes Manage- hängigkeiten aufweisen, wird es auch innerbe-

132 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

trieblich einen Wettbewerb um die Ressourcen ländlichen Raum möglich, wie z.B. der Schaffung und den Gewinn geben. Erfahrungsgemäß von regionalen Schlachtkapazitäten. Die Kapital- überwiegend von Frauen getragene Einkom- intensität und damit auch das unternehmerische mensalternativen (DV, Bauernhofgastronomie Risiko variieren je nach gewählter Diversifizie- etc.), bei denen die Landwirtin die Hauptarbeit rungsart und Ausgestaltung, beispielsweise Aus- leistet, stehen zusätzlich im Wettbewerb mit der stattung Ferienwohnung versus Hofmolkerei. Haushalts- und Familienarbeit und mit einer au- Risiken ergeben sich bei Unkenntnis des Mark- ßerhäuslichen Erwerbstätigkeit. Häufig lässt sich tes sowie aus der hohen Abhängigkeit von ge- nur mithilfe einer Neuorganisation des Betriebs setzlichen Rahmenbedingungen und deren Dy- bei grundlegender Änderung der Arbeitsteilung, namik. der Finanzplanung und des Krisenmanagements eine befriedigende Balance erreichen. Eine Folgende Maßnahmen von Verwaltung und Poli- Kombination von sich gut ergänzenden Betriebs- tik können zur Förderung der Erwerbskombinati- zweigen birgt synergetische Effekte, allerdings on in landwirtschaftlichen Betrieben beitragen: nicht allein durch die intensivere und breitere • Schaffung und Erhalt langfristig zuverlässiger Nutzung vorhandener Kapazitäten wie Maschi- rechtlicher Rahmenbedingungen, wie z.B. im nen, Gebäude und Flächen. Vielmehr fließt ge- Steuer- und Gewerberecht, durch das eine rade bei der Bewirtschaftung marktorientierter Diversifizierung besonders bei kleinen und Betriebszweige umfangreiches Know-how durch Familienbetrieben (steuerrechtliche Zuord- eine intensive Auseinandersetzung mit Marke- nung zu Gewerbe oder Landwirtschaft) er- ting, Öffentlichkeitsarbeit, Kundenakquise, der schwert wird, Präsentation von Produkten und Leistungen und • Unterstützung der Betriebe bei der Einbin- dem Verkauf in den Betriebszweig ein. Das wie- dung in Regionalinitiativen und -projekte, derum kommt der gesamten landwirtschaftlichen • Stärkung der Akzeptanz der Betriebe bei Betriebsführung zu Gute. In der Zusammenarbeit Kommunen und im Rahmen ländlicher Ent- mit professionellen Partnern aus anderen Bran- wicklungsprozesse, chen liegt zusätzliches Potenzial für die Betriebe. • breiter Forschungsbedarf bei Inhalten der Lokal kommt es zu unterschiedlichen Marktbe- Diversifizierung landwirtschaftlicher Unter- dingungen und –potentialen aufgrund einer diffe- nehmen (z. B. einer besseren Verknüpfung renzierten demographischen Entwicklung und landwirtschaftlicher Betriebe und Tourismus, dem Rückgang staatlicher Daseinsvorsorge, wie Lösungen für den Absatz regionaler Produk- Senioren- und Familienbetreuung, evtl. Schüler- te) betreuung, Tourismus sowie kommunale Dienst- • Beibehaltung investiver Fördermöglichkeiten leistungen. Landwirtschaftliche Betriebe dringen mit Erweiterung der Ausrichtung (z.B. über mit Diversifizierung teilweise in bestehende die AFP-Förderung, Einbeziehen der Förde- Märkte ein und führen damit neben einer Ange- rung des Ausbaus von Räumlichkeiten auch botsergänzung auch zu Verdrängungseffekten. bei gewerblichen Direktvermarktern) sowie Angesichts der zunehmenden Schwankungen • Aufnahme von detaillierteren Kennziffern zur auf den klassischen Agrarmärkten wirkt die Direktvermarktung und Freizeit/Tourismus in Diversifizierung als stabilisierendes Element. die Agrarberichterstattung Die hohe Auslastung der betrieblichen Kapazitä- ten lässt jedoch nur wenig Raum zum Erkunden Die Möglichkeiten der Diversifikation in der Regi- von Marktchancen und Fördermöglichkeiten so- on Braunschweig sind auch in Zukunft nicht aus- wie die Durchführung von Zertifizierungen. Bei geschöpft: weiter steigenden Verbrauchererwartungen im Neue Produkte und Spezialleistungen für neue Hinblick auf Produktvielfalt und Verfügbarkeit Zielgruppen und neue Lebensstile (Stichwort: gewinnt die überbetriebliche Kooperation in der Gesundheit und Nachhaltigkeit, Regionalität und Direktvermarktung an Bedeutung. Teilweise las- Authentizität), die Möglichkeiten einer breiteren sen sich im außeragrarischen Bereich beträchtli- überbetrieblichen Zusammenarbeit, der Vergabe che Wertschöpfungen realisieren. Die Diversifi- von Leistungen in vor- und nachgelagerte Berei- zierung führt bei gegebener Qualifikation häufig che und ein noch professionelleres Management zum Arbeitsplatzerhalt und zur Schaffung ar- ermöglichen Perspektiven. Wichtig dabei ist, beitsintensiver Dienstleistungsarbeitsplätze. dass Trends früh erkannt, Nischen entdeckt und Steigerungspotenziale sind insbesondere im diese systematisch weiterentwickelt werden. Hinblick auf eine dezentrale Verarbeitung im

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 133

Festzuhalten bleibt, dass zusätzliche Einkom- sein. Wirtschaftsförderung und Förderung im mensquellen auch weiterhin die Zukunft landwirt- Rahmen des Entwicklungsprogramms für den schaftlicher Betriebe stabilisieren können. Dafür Ländlichen Raum müssen auch nach 2013 Un- müssen jedoch die Voraussetzungen gesichert terstützung bieten.

4.4 Gartenbau

Der Gartenbau ist die intensivste Form der land- die Konservierung angebaut hatten, haben keine wirtschaftlichen Flächennutzung und hat im Sonderkulturen mehr in der Fruchtfolge. Großraum Braunschweig eine sehr lange Traditi- In den nördlichen Gebieten des Großraumes on, die sich in erster Linie auf Familienbetriebe wird auf den leichten Böden vor allem Spargel stützt. Obst, Gemüse, Gehölze und Zierpflanzen angebaut. Die größten Flächen finden sich vor werden nicht nur für die eigene Region produ- allem in den Landkreisen Peine und Gifhorn. Der ziert, sondern auch überregional vermarktet. Spargelanbau erfolgt überwiegend in landwirt- Mit 266 Betrieben und 1.198 ha bewirtschaftet schaftlichen Betrieben als Sonderkultur, während der Gartenbau im Großraum Braunschweig der Anbau in Nebenerwerbsbetrieben, wie über- knapp 6 % der gärtnerischen Nutzfläche Nieder- all in Niedersachsen, rückläufig ist. Größere Erd- sachsens. Berücksichtigt man den Anteil der beerflächen finden sich vor allem in den Land- Betriebe, sind diese im Vergleich zu Gesamtnie- kreisen Goslar, Gifhorn, Wolfenbüttel, Peine und dersachsen insgesamt relativ klein. der Stadt Braunschweig.

Räumliche Schwerpunkte der Produktion und Vermarktung Gemüsebau Der Großraum Braunschweig kann auf eine lan- ge Gemüsebautradition zurückblicken. Die schweren Böden im Osten, Westen und Süden sowie die leichten Böden in den nördlichen Regi- onen von Braunschweig wurden schon in der Vergangenheit als Standort für die Produktion von frischem Gemüse genutzt. Die Versorgung der Bevölkerung mit Gemüse, produziert vor den Toren Braunschweigs, hatte oberste Priorität. Ähnlich wie Hamburg mit den Vier- und Marsch- landen, Hannover mit dem Calenberger Land, Würzburg mit dem Kitzinger Anbaugebiet sowie dem Nürnberger Knoblauchsland entwickelte sich um Braunschweig ein intensives Anbauge- biet. Durch die Ausweisung vieler Flächen als Gewer- befläche und Bauland wurde in den letzten Jah- ren die Produktion von Gemüse weiter verlagert oder auch zum Teil eingestellt, sodass die Be- deutung des Gemüsebaus abgenommen hat. Dies trifft vor allem für das frühere intensive Frei- landgemüseanbaugebiet um Wolfenbüttel zu. Die Produktion von Industriegemüse hat praktisch keine Bedeutung mehr. Während um 1900 noch ca. 50 Konservenfabriken im Großraum Braun- schweig zu finden waren, hat die letzte Konser- venfabrik im Gebiet (KOBA Konservenfabrik in Baddeckenstedt) ihre Produktion mittlerweile eingestellt. Landwirtschaftliche Betriebe, die ver- schiedene Gemüsearten (z.B. Buschbohnen) für

134 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 53: Anzahl der Gartenbaubetriebe und gärtnerisch genutzte Fläche im Großraum Braun- schweig Landkreis Betriebe insg. GG Fläche insg. kreisfreie Stadt Anzahl ha Braunschweig 21 56 Salzgitter 8 10 Wolfsburg 6 12 Gifhorn 95 443 Goslar 16 30 Helmstedt 20 38 Peine 62 418 Wolfenbüttel 38 191 Großraum Braunschweig 266 1.198 Niedersachsen in % 12,59 5,74 Niedersachsen gesamt 2.112 20.874 Quelle LSKN 2010

Tabelle 54: Anbau von Gemüse (ohne Erdbeeren) im Jahr 2010 Landkreis Anzahl Betriebe Fläche in ha kreisfreie Stadt

Braunschweig 14 50 Salzgitter 3 6 Wolfsburg 2 k. A. Gifhorn 82 418 Goslar 9 26 Helmstedt 11 k. A. Peine 59 411 Wolfenbüttel 23 137 Großraum Braunschweig 203 1.048 Niedersachsen in % 13,1 5,3 Niedersachsen gesamt 1.547 19.778 Quelle: LSKN 2010

Blumen und Zierpflanzen gig. Produktionsbetriebe ohne örtlichen Absatz Im Großraum Braunschweig erwirtschaften 77 sind in ihrer Struktur nicht unbedingt auf den Betriebe auf einer Fläche von rund 87 ha Blumen derzeitigen Standort angewiesen. Zu berücksich- und Zierpflanzen sowie Baumschulgewächse. tigen sind jedoch produktionsbedingte Standort- Die Glasfläche beträgt ca. 1 ha. Der Absatz der vorteile wie z.B. Gießwasser in ausreichender produzierten Kulturen erfolgt im Zierpflanzenbau Menge und Qualität. Auch verkehrsbedingte überwiegend direkt an den Endverbraucher. Bei Vorteile durch die Nähe zu Schnellstraßen und den Baumschulen ist neben dem Absatz an den Autobahnen können bei den oft täglich notwen- Endverbraucher auch ein überregionaler Absatz digen Verkaufsfahrten entscheidend für einen zu verzeichnen. Der weiterhin stark wachsende bestimmten Standort sein. Bereich Garten- und Landschaftsbau ist eben- falls zu einem wichtigen Absatzgebiet für Stau- den und Baumschulkulturen geworden. Vorhan- dene Betriebe mit Verkauf an den Privatkunden sind von dem meist in vielen Jahren erkämpften Marktanteil an ihrem Standort existentiell abhän-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 135

Tabelle 55: Betriebe mit Anbau von Blumen und Zierpflanzen (einschl. Baumschulen) Anzahl ha Braunschweig 7 6 Salzgitter 6 4 Wolfsburg 4 k. A. Gifhorn 16 k. A. Goslar 10 4 Helmstedt 9 12 Peine 6 7 Wolfenbüttel 19 54 Großraum Braunschweig 77 87 Niedersachsen in % 12,6 5,7 Niedersachsen gesamt 2.112 20.874 Quelle LSKN 2010

Tabelle 56: Anbau von Obst im Großraum Braunschweig (ohne Erdbeeren) Fläche in ha

Beeren- Betriebe Kernobst Steinobst Obst insg. obst Braunschweig 4 36,18 0,95 1,37 38,50 Salzgitter 3 0,00

Wolfsburg 2 0,00

Gifhorn 14 2,48 50,74 53,22

Goslar 1 2,63 2,63

Helmstedt 7 3,59 19,10 3,47 26,16 Peine 5 1,95 0,07 1,05 3,07 Wolfenbüttel 15 14,54 8,84 1,51 24,89 Großraum BS 51 56,26 31,44 60,77 148,47 Niedersachsen in % 1,40

Niedersachsen 1.225 8.174,62 677,59 1.735,55 10.587,76 Quelle LSKN 2010

Tabelle 57: Betriebe und Anbauflächen im Baumschulbereich 2001 2007 Betriebe Fläche Betriebe Fläche Braunschweig 8 13,19 4 * Salzgitter 2 * 2 * Wolfsburg 2 * 2 * Gifhorn 11 35,47 10 25,6 Goslar 5 5,05 4 7,51 Helmstedt 3 3,15 2 * Peine 6 7,04 4 6,43 Wolfenbüttel 5 11,36 3 8 Insgesamt 42 75,26 31 47,54 Niedersachsen 1.060 5.996,29 821 4.603,42 Quelle LSKN 2007

136 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Obstbau Unter Aufrechterhaltung einer gewissen sorti- Insgesamt werden knapp 150 ha Obst (ohne mentsorientierten Produktion bestehen Vorteile Erdbeeren) im Großraum Braunschweig von 51 gegenüber diesen Anbietern in dem breiten An- Betrieben bewirtschaftet. Schwerpunkte sind die gebotssortiment und einer gehobenen Pflanzen- Landkreise Gifhorn (vor allem Kulturheidelbee- qualität. Ein guter Standort mit modernen Ver- ren), Helmstedt (Steinobstanbau) sowie die Stadt kaufseinrichtungen ist von entscheidender Be- Braunschweig und der Landkreis Wolfenbüttel deutung. mit der Gemeinde Evessen (Kernobstanbau). Im Großraum Braunschweig ist der Obstbau Der Gartenbau im nächsten Jahrzehnt hauptsächlich auf die Direktvermarktung an den Bedingt durch die weitere Entwicklung auf der Endverbraucher ausgerichtet, und zwar sowohl Handelsebene (Konzentrationsprozess) werden ab Hof (inklusive Selbstpflücke) als auch über weiterhin Gartenbaubetriebe aufgeben oder aber den Wochenmarkt. weiter wachsen müssen. Vor allem im Sparge- lanbau wird eine weitere Verlagerung der Pro- Baumschulkulturen duktion hin zu landwirtschaftlichen Betrieben erfolgen. Das Fortbestehen vor allem der Gemü- Nach den Zahlen der Agrarstrukturerhebung se- und Obstbaubetriebe ist sehr stark vom Vor- wirtschafteten im Jahr 2007 im Großraum Braun- handensein einer leistungsfähigen Vermark- schweig 31 Baumschulbetriebe. Aus Gründen tungsorganisation abhängig, was in der Region der statistischen Geheimhaltung kann die Ge- Braunschweig durch den Wegfall der Braun- samtfläche für den Großraum nicht dargestellt schweigischen Obst und Gemüse Absatzgenos- werden. Es ist anhand der dargestellten Daten senschaft (BOGA) nicht mehr gegeben ist. Alter- jedoch davon auszugehen, dass die durch- nativ werden sich einige Betriebe auf die ver- schnittliche Größe der Baumschulspezialbetriebe schiedenen Formen der Direktvermarktung kon- weit hinter den durchschnittlichen Betriebsgrö- zentrieren. Vor allem für die Spargelanbauer ßen aller niedersächsischen Baumschulen mit sowie die obstanbauenden Betriebe (Evessen, ca. 5,6 ha befindet. Die Produktion findet fast Braunschweig) mit bevorzugter Lage zur Direkt- ausschließlich auf Freilandflächen und nur in vermarktung sind hier weiterhin Chancen gege- sehr geringem Umfang unter Glas statt. Ursa- ben. chen der auch landesweit zurückgehenden Ge- hölzproduktion lagen in der Vergangenheit z.B. Der Absatz der Zierpflanzenbetriebe und Baum- im Bereich der Forstpflanzen, in der starken Än- schulen erfolgt in erster Linie direkt an den End- derung der nachgefragten Sortimente und der verbraucher und über den Facheinzelhandel, z. geänderten waldbaulichen Ziele. T. aber auch zunehmend über den Großhandel. Wo erstere Möglichkeiten weiterhin gegeben Entwicklungsmöglichkeiten einer Baumschulpro- sind, bestehen auch in Zukunft gute Marktchan- duktion sind im Allgemeinen in der Streulage cen in der Region. Der Bereich Garten- und sicherlich schlechter einzustufen als im nieder- Landschaftsbau wird auch weiterhin ein wichtiger sächsischen Anbaugebiet Oldenburg/ Ammer- Absatzmarkt sein. land. Große Vorteile liegen im dortigen Anbau- Um zukünftig die Gartenbauproduktion im Groß- zentrum z.B. in der Zusammenarbeit der Produk- raum Braunschweig zu sichern, wird es bei der tion, der Züchtung, des Absatzes sowie einer weiteren Raumplanung immer wichtiger darauf spezialisierten Beratung mit einem entsprechen- zu achten, dass ausreichend Wechselflächen zu den Versuchswesen. moderaten Preisen zur Verfügung stehen. Günstige natürliche Produktionsbedingungen wie Vorhandene Produktionsbetriebe mit indirektem Klima- und Bodenverhältnisse begünstigen den Absatz werden zukünftig weiter abnehmen. Um Anbau von Spezialkulturen. den verbleibenden Betrieben eine Weiterentwick- Die Wachstumspotentiale bei den Baumschulen lung zu ermöglichen, sind auch zukünftig produk- in der Streulage liegen in der Regel im Bereich tions- und verkehrsbedingte Standortvorteile zu des Endverkaufes. Von der Kundennähe profitie- berücksichtigen und zu gewährleisten. ren insbesondere die Gartenbaumschulen, die mit der wachsenden Konkurrenz branchenfrem- der Anbieter zu kämpfen haben.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 137

4.5 Fischerei in der Region Braunschweig

Die Binnenfischerei in Deutschland hat mit einer Der Großraum Braunschweig besitzt neben eini- Produktion von ca. 57.000 t Speisefischen im gen großflächigen Teichanlagen, z.B. in Wah- Wert von ca. 210 Mio. € wirtschaftlich fast das renholz, Riddagshausen und Leiferde, auch über Ergebnis der gesamten Seefischerei erreicht. Die 150 vielfältige oft kleinstrukturierte Teiche und Forellenproduktion ist daran mit 25.000 t Speise- Teichanlagen. Die Summe bewirtschafteter forellen, die Karpfenteichwirtschaft mit ca. 14.000 Kleinteichbewirtschaftungen stellt auch ein regi- t sowie die Fluss- und Seenfischerei mit 3.300 t onalen Beitrag zum jährlichen Fischertrag und beteiligt. Hiervon beträgt in Niedersachsen die fördert ländliche Wertschöpfungen. Zusätzlich jährliche Forellenproduktion 2.430 t, die Erzeu- zur Funktion der traditionellen Fischversorgung gung karpfenartiger Fische 360 t, die Erzeugung ist mit solchen Bewirtschaftungen meist auch ein in der Warmwasseraquakultur 811 t und der Schutz vielfältiger und strukturreicher Wasserle- Fangertrag aus der Fluss- und Seenfischerei 90 t bensräume für eine Vielzahl von Wassertieren (Quelle: Jahresbericht der Deutschen Binnenfi- und Pflanzen in unserer Kulturlandschaft ver- scherei 2010). bunden. Die ordnungsgemäße private Unterhal- tung, Pflege und Bewirtschaftung solcher Teiche Für den Großraum Braunschweig liegen keine und Stillgewässer ist somit oft auch ein direkter gesonderten Daten vor bzw. sind diese dem Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz, ohne Fachbereich Fischerei der Landwirtschaftskam- damit einen weiteren landwirtschaftlichen Flä- mer nicht zugängig. chenverbrauch zu verursachen. Zudem leisten Gesonderte Auswertungen auf Ebene des Groß- viele dieser Gewässer auch einen wertvollen raumes Braunschweig liegen nicht vor, so dass wasserwirtschaftlichen Beitrag zur Wasserrück- die nachfolgenden Darstellungen auf Schätzun- haltung, zur Sediment- und Nährstoffbindung an gen, Umfragen und Erhebungen der fischerei- Fließgewässern. wirtschaftlichen Beratung beruhen. In der Praxis vor Ort ist hierbei oft festzustellen, Erwerbsfischerei und Betriebsstrukturen dass besonders die ökologisch sehr wertvollen, Die Region Braunschweig ist hinsichtlich der viel strukturierten Stillgewässerlebensräume erwerbsmäßigen Fischerei nur schwach entwi- einem immer schneller werdenden Flächen- und ckelt. Nach den aktuellen Erhebungen betreiben Existenzverlust ausgesetzt sind und zunehmend lediglich ca. 10 Betriebe die berufsmäßige Bin- Bewirtschaftungen sogar vollständig aufgegeben nenfischerei (berufsmäßige Teichwirtschaft zu- werden. sammen ca.120 ha Wasserfläche). Strukturell handelt es sich um Familienbetriebe, in denen Entwicklung der Aquakultur in technischen vorrangig Familienmitglieder und wenige Ange- Kreislaufanlagen stellte arbeiten. Saisonal werden die Betriebe In der allgemeinen Diskussion ist die Produktion vermehrt durch Aushilfskräfte unterstützt. von Fischen in Kreislaufanlagen. Kreislauf- systeme in der Fischhaltung sind im Prinzip In den Teichanlagen werden schwerpunktmäßig dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser aus Karpfen und Forellen sowie in geringerem Maße den Fischhaltungsbecken nach einer biologisch- auch Schleie produziert. Hinsichtlich der Produk- technischen Wasserklärung und -aufbereitung tionsmenge kann davon ausgegangen werden, wieder in die Fischhaltung zugeführt wird. Die dass auf einem Hektar Teichfläche 500 bis 1000 Kreislauftechnik findet in der Regel in geschlos- kg Karpfen erzeugt bzw. je zulaufender Liter senen Gebäuden für Warmwasserfische wie Wasser in einer Forellenhaltung i.d.R. von 100 Wels, Zander, Aal, Streifenbarsche, Stör usw. bis 500 kg Forellen produziert werden können. statt.

Eine erwerbsmäßige Fluss- und Seenfischerei ist Nach negativen Erfahrungen mit der Etablierung u.W. in der Region Braunschweig nicht vorhan- von technisch aufwendig erzeugten Fischen (ho- den. he Gestehungskosten, niedrige Großhandels- preise) kam es in den letzten Jahrzehnten zu Teichwirtschaften und Wasserlebensräume deutlicher Zurückhaltung bei der Erstellung von neuen Kreislaufanlagen. Vor dem Hintergrund

138 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

zukünftiger Welternährungsprobleme, begrenzter Fischressourcen in den Weltmeeren, restriktiver • Verbote und Auflagen durch Naturschutz Möglichkeiten der An-lage von Teichen und (Landschaftsplanungen, Naturschutzgebiete Wasserspeisungen im Außenbereich, der Suche usw.) sowie Artenschutz, nach Abwärmekonzepten aus Biogasanlagen • negative Darstellung der Fischerei ohne sowie verbesserter Technik ist das Interesse an sachliche Differenzierung, Kreislaufanlagen neuerdings wieder gestiegen. • verschärfte Auflagen in wasserrechtlichen Es bleibt abzuwarten, ob sich in der Region Verfahren, Braunschweig eine entsprechende risikobereite • erhebliche fischereiwirtschaftliche Schäden Investitionsbasis entwickelt. Entsprechende Be- durch fischfressende Tiere, z.B. durch Kor- ratungsanfragen hierzu liegen vor. Offene Frage- moran, Reiher, Gänsesäger, Fischotter, stellungen zu bau- und wasserrechtlichen Rege- • Importpreise für Fische unter den deutschen lungen sind in diesem Zusammenhang weiter zu Erzeugerkosten, beachten. • fehlende Akzeptanz und Fördermöglichkeiten auf Grund mangelnder Kenntnis über die Freizeitfischerei Kulturlandschaftpflegeleistung der Binnenfi- In der Fischerei muss zwischen Privatpersonen scherei sowie mit Fischhaltung und Angelsportvereinen bzw. • Ressourcenkonkurrenz (Flächen und Was- Hobbyanglern unterschieden werden. Daten über ser) durch Landwirtschaft, Kulturberegnugen, die Anzahl und den Flächenumfang der Freizeit- Naturschutzplanungen, Hochwasserschutz- fischerei in der Region Braunschweig stehen planungen, Trinkwassergewinnung, Naher- nicht zur Verfügung. holung

Im Großraum Braunschweig gibt es eine Vielzahl Dem Importdruck durch Fischeinfuhren begeg- von Angelvereinen mit insgesamt mehreren tau- nen die Fischereibetriebe durch Spezialisierung, send Mitgliedern, die verschiedene Stillwasser- Veredlung und Qualitätssicherung ihrer Erzeug- bereiche (z.B. zahlreiche Bodenabbaugewässer) nisse sowie durch regionale Direktvermarktung. und Fließgewässer (z.B. Oker) bewirtschaften. Während der Importmarkt Groß-handel und Auch werden durch einige im Landessportfi- Großanbieter versorgt, beliefern die örtlichen scherverband Niedersachsen e.V. organisierte Fischereibetriebe in erster Linie den Endverbrau- Angelvereine Artenhilfsprojekte, z.B. zur Lachs- cher, den Einzelhandel sowie auch das Hotel- wiederansiedlung oder zu Kleinfischarten, be- und Gaststättengewerbe. Insbesondere bei der treut. Direktvermarktung ab Teichanlage lassen sich Die Bedeutung der Freizeitfischerei liegt in dem akzeptable Preise erzielen. Neben dem Frische- hohen Erholungswert und dem finanziellen und vorteil der regionalen Direktvermarktung liegen zeitlichen Engagement für die Hege und Unter- besonders auch Räucherfische im Trend beim haltung der Gewässer. Endverbraucher.

Für die Erwerbsfischerei sind die Hobbyfischer Eine weitere Form der Vermarktung von Fischen als Kunden von erheblichem Interesse. Viele liegt in dem Betrieb von Angelteichen, mit dem Betriebe erzielen wesentliche Einkünfte aus dem über die Erteilung einer Fangerlaubnis mit der Verkauf von lebenden Besatzfischen an Besitzer Handangel eine Fischentnahme bzw. Fischver- von Kleinteichanlagen und Angelvereine. marktung erfolgt. Auch derartige Betriebszweige sind in der Region Braunschweig vorhanden und Perspektiven für die Fischerei erfüllen wertvolle Naherholungs-, Erlebnis- und Die wirtschaftlichen Perspektiven der Fischerei- Wertschöpfungsfunktionen. Die Perspektive betriebe sind unterschiedlich. Bei älteren Betrei- etablierter Betriebe mit dieser Wirtschaftsform bern stellt sich in erster Linie die Frage einer wird unter Beachtung tierschutzrechtlicher Vor- Weiterführung des Betriebes nach dem Eintritt in gaben allgemein positiv beurteilt. Eine positive den Ruhestand. Entwicklung neuer Angelteichbetriebe ist jedoch Darüber hinaus gestalten sich die Rahmenbe- auf Grund komplexer rechtlicher Vorgaben kaum dingungen für Fischhalter allgemein zunehmend anzunehmen. schwierig. Erschwernisse und Beschränkungen sind insbesondere:

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 139

4.6 Forstwirtschaft als Teil landwirtschaftlicher Betriebe

4.6.1 Organisationsstrukturen

Der bäuerliche Waldbesitz kann in Abhängigkeit Im Bereich des Forstamtes Südostheide werden von Größe und Zustand einen wichtigen Beitrag sechs lokale und zwei überregionale Forstbe- zur wirtschaftlichen Stabilität landwirtschaftlicher triebsgemeinschaften durch das Personal der Betriebe leisten. Er ergänzt das betriebliche Ein- LWK betreut. Während sich die lokalen Zusam- kommen und stellt Vermögensreserven dar, auf menschlüsse zur Vereinfachung der Betreuung die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. und der gemeinsamen Bewirtschaftung gebildet Daneben erfüllt der bäuerliche Waldbesitz be- haben, liegt der Schwerpunkt bei den überregio- deutende, im öffentlichen Interesse liegende nalen Zusammenschlüssen in der Koordinierung Funktionen. des Holzabsatzes und der gemeinsamen Ver- marktung. Der Organisationsgrad des Privatwal- Die Betreuung der Privatwaldflächen im Ver- des im Forstamt Südostheide (Region Gifhorn) bandsgebiet erfolgt durch die Forstämter ist mit rd. 80 % recht hoch. Etwa 9.500 ha (21 %) Süostheide mit Sitz in Gifhorn und Südnieder- Kleinstprivatwald sowie mittlerer bzw. größerer sachsen mit Sitz in Hildesheim der Landwirt- Privatwald gehören keinem forstwirtschaftlichen schaftskammer Niedersachsen. Das Forstamt Zusammenschluss an. Südostheide betreut ca. 44.000 ha Privat- und Körperschaftswald im Landkreis Gifhorn, im Im Bereich des Forstamtes Südniedersachsen Stadtgebiet Wolfsburg und im nördlichen Teil des werden auf der Fläche des Großraums Braun- Landkreises Helmstedt (SG und Grasle- schweig die Forstbetriebsgemeinschaften Peine- ben, gemeindefreies. Geb. Mariental). Das Braunschweig und Nordharz, die mit 11 weiteren Forstamt Südniedersachsen erstreckt sich von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen die in Hannover bis Hann. Münden und von Hameln bis der Forstbetriebsgemeinschaft Südhannover Helmstedt und betreut auf dieser Fläche rund organisiert sind, auf vertraglicher Basis betreut. 50.000 ha Privatwald. Im Bereich des Zweckver- Darüber hinaus bestehen Betreuungsverträge bandes Großraum Braunschweig ist das Forst- mit einzelnen größeren Privatforsten. Der Orga- amt für die Betreuung des Privatwaldes in den nisationsgrad des Privatwaldes im Forstamt Landkreisen Goslar, Helmstedt (Südteil), Peine Südniedersachsen ist im Vergleich zum Forstamt und Wolfenbüttel und auf dem Gebiet der kreis- Südostheide deutlich geringer. Dies liegt zum freien Städte Braunschweig und Salzgitter zu- einen daran, dass einige Forstbetriebsgemein- ständig. schaften (FBG) noch vergleichsweise jung sind Um die Nachteile der geringen Betriebsgrößen (die FBG Peine-Braunschweig wurde z. B. erst zu vermeiden, haben sich die Waldbesitzer in der 1997 gegründet) zum anderen aber auch daran, Regel in forstwirtschaftlichen Zusammenschlüs- dass Privatforsten unterschiedlicher Größe von sen organisiert. Über Beratungsverträge dieser eigenem, bzw. anderem Forstpersonal betreut Zusammenschlüsse mit der Landwirtschafts- werden (z.B. Landesforstverwaltung, Stadtforst- kammer Niedersachsen wird die forstfachliche amt, Consulter). Beratung und Betreuung der Waldbesitzer durch das Personal der Forstämter sichergestellt.

4.6.2 Waldstrukturdaten

Waldflächenverteilung / Bewaldungsprozent und 58 % im Landkreis Goslar (siehe Tabelle Der Waldflächenanteil des Verbandsgebietes 58). Dabei sind vor allem im Norden des Ver- liegt mit ca. 31 % deutlich über dem Waldflä- bandsgebietes die Waldflächen überwiegend in chenanteil des Landes Niedersachsen (24,3 %). mehr oder weniger starker Gemengelage mit den Die Waldflächenverteilung stellt sich jedoch be- landwirtschaftlichen Nutzflächen vorzufinden. In reits auf Ebene der Landkreise als ausgespro- den insgesamt relativ waldarmen Bereichen der chen unausgeglichen dar. Die Waldanteile Lössbörde überwiegen dagegen die geschlosse- schwanken zwischen 10 % im Landkreis Peine nen Waldgebiete.

140 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Tabelle 58: Waldflächenanteile im Großraum Braunschweig (Stand 2011) Landkreis bzw. Forstfläche Anteil an Gesamtfläche kreisfreie Stadt in ha in %

Braunschweig 2.518 13 Gifhorn 52.599 34 Goslar 56.122 58 Helmstedt 16.390 24 Peine 5.411 10 Salzgitter 3.913 17 Wolfenbüttel 13.874 19 Wolfsburg 4.801 24 Gesamtergebnis 155.628 31

Baumartenanteile/Altersklassenverteilung In fast allen Forstbetriebsgemeinschaften im Im mittleren Verbandsgebiet überwiegt aufgrund Norden des Verbandsgebiets wurden in der Ver- der günstigeren Bodenverhältnisse der Laubwald gangenheit Waldinventuren durchgeführt. Auf- mit einem Anteil von ca. 75 % (vgl. Abbildung grund des Alters der Inventuren und der noch 48). Hier dominieren Buchen und Eichenbestän- nicht abgeschlossenen Fortschreibung mussten de. Der südliche Teil des Verbandsgebietes liegt die Angaben aus Hochrechnungen abgeleitet im Harz. Es handelt sich hier überwiegend um werden. Landeswald, die dominierende Baumart ist die Fichte. Im nördlichen Verbandsgebiet sind aufgrund historischer Gegebenheiten nahezu zwei Drittel Der Altersklassenaufbau der Bestände im nördli- der Waldfläche mit der Hauptbaumart Kiefer chen Verbandsgebiet hat sich etwa 40 Jahre bestockt (vgl. Abb. 47). Devastierte Böden nach nach den letzten großen Schadereignissen tlw. jahrhundertelanger Heidenutzung, die natür- (Sturm, Brand) deutlich verbessert. Waren in den liche Nährstoffarmut vieler Aufforstungsflächen 90er Jahren noch etwa die Hälfte aller Wälder 40 und ein knappes Angebot an Saat- und Pflanzgut Jahre und jünger, sind es heute nur noch gut 25 waren ungünstige Voraussetzungen für die Wie- %. Mittelalte Bestände prägen heute die Waldbil- derbewaldung der Heideflächen vom Ende des der. Daneben findet sich auch ein Anteil von fast 19. Jahrhunderts bis etwa 1960. Die Kiefer als 15 % an Waldflächen im Alter von 80 Jahren und anspruchslose Pionierbaumart bot am ehesten höher. Diese strukturelle Verbesserung wirkt sich die Gewähr für einen hohen Anwuchserfolg und auch positiv auf die ökonomische Lage der Be- einen schnellen Massenzuwachs der neuen triebe aus. Wälder. Auf den feuchteren Standorten herrscht Die Laubwaldbestände im mittleren Verbandsge- die Gruppe der Weichlaubhölzer vor (ALn), ins- biet weisen diesbezüglich günstigere Strukturen besondere mit den Baumarten Birke und Roterle. auf. Hier liegt der Altersklassenschwerpunkt im Die Umbaubemühungen der letzten Jahre mit Bereich von 80 bis 120 Jahren. Die ausgewo- dem Ziel der ökologischen Aufwertung und wirt- genste Altersstruktur mit einem leichten Überge- schaftlichen Verbesserung zeigen sich vor allem wicht der mittelalten Bestände findet sich im süd- in den ansteigenden Flächenprozenten bei lichsten Teil des Verbandsgebietes. Douglasie und Buche.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 141

Abbildung 47: Baumartenverteilung im Forstamt Südostheide

Lärche 1,1% Edellaubhölzer 0,4%

Weichlaubhölzer Kiefer 15,6% 64,8% Buche 1,6% Douglasie 3% Eiche 8,1% Fichte 5,8%

Abbildung 48: Waldfläche nach Baumarten im Forstamt Südniedersachsen im Bereich des Groß- raums Braunschweig

Eiche 20% Buche 43%

Fichte 12%

Kiefer, Lärche, Edellaubholz Douglasie 8% 15% Weichlaubholz 2%

142 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Aufforstungstätigkeit sie/Buche und Eiche/Buche nicht aus eigener Die große Welle von Erstaufforstungen in den Kraft leisten können. So wurden im Bereich des 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war bereits Forstamtes Südostheide allein in den Jahren zum Jahrtausendwechsel stark zurückgegangen. 2007 bis 2011 durch die Förderung waldbauli- Ihren Gipfel erreichte diese 1993/1994, als nie- cher Maßnahmen 600 ha Kiefernwald in höher- dersachsenweit pro Jahr rund 1.000 ha landwirt- wertige Mischbestände aus Laub- und Nadelhöl- schaftliche Fläche aufgeforstet wurden. In den zern überführt. Bezieht man auch die Maßnah- Jahren 1992 bis 1996 wurden allein im Groß- men ohne Förderung ein, addiert sich diese Flä- raum Braunschweig che auf rund 950 ha, d.h. durchschnittlich wurden 831 ha aufgeforstet. Der Trend zum Laubholz rund 190 ha/Jahr mit einem Aufwand von etwa und zu mehr Mischwald aus Laub- und Nadel- 3.000 - 4.000 €/ha überführt. holz basiert in den letzten Jahren nicht mehr auf Erstaufforstungen, sondern auf Umbaumaßnah- Der Umfang an Umbaumaßnahmen ist im vom men, bei denen Nadelholzreinbestände in Laub- Forstamt Südniedersachsen betreuten Teil des wald oder Laub-/Nadelmischwald umgebaut Großraums Braunschweig aufgrund der unter- werden. schiedlichen Ausgangslage (siehe Abb. 2) deut- Dieser Waldumbau wird über ein Förderpro- lich geringer. Da hier das Laubholz bereits den gramm von EU, Bund und Land unterstützt, was größten Teil der Fläche einnimmt, beträgt die im insbesondere für die ertragsschwachen Kiefern- Zeitraum 2007 bis 2011 umgebaute Fläche ledig- betriebe von großer Bedeutung ist, da sie den lich 24 ha. Umbau in Mischbestände mit z. B. Dougla-

Abbildung 49: Umbaufläche im Forstamt Südostheide 2007-2011 (ha)

250,0

200,0

150,0 ohne Förd. mit Förd. 100,0

50,0

0,0 2007 2008 2009 2010 2011

4.6.3 Größen- und Eigentümerstruktur

Die Größe der betrieblichen Forstflächen nen Betriebe in der Größenklasse von 1 - 20 ha schwankt je nach Region deutlich. Aussagen die Besitzstruktur. Von der flächenmäßigen Be- können an dieser Stelle nur zu den Mitgliedsbe- deutung her folgen die mittleren und größeren trieben der von den Forstämtern Südostheide Betriebe mit einer Größe zwischen 50 - 200 ha. und Südniedersachsen betreuten Forstbetriebs- Die zwei größten Betriebe außerhalb von Forst- gemeinschaften getroffen werden. betriebsgemeinschaften bewirtschaften eine Die durchschnittliche Größe liegt im Bereich des Fläche von etwa 1.700 bzw. 2.000 ha mit eige- Landkreises Gifhorn, der Stadt Wolfsburg und nem Personal. des nördlichen Landkreises Helmstedt bei 16 ha. Im Kreis Peine überwiegen Waldflächen mit Insgesamt bestimmen hier, sowohl von der Mit- durchschnittlichen Größen bis zu 10 ha. Im gliederzahl als auch von der Fläche her, die klei- Raum Helmstedt (Südkreis), Braunschweig,

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 143

Salzgitter, Goslar und Wolfenbüttel dominieren ten Jahren stark gesunken. War früher der Ein- Waldbesitzgrößen von 10 bis 50 ha. satz von Stammarbeitskräften im forstlichen Be- triebsteil in den Wintermonaten eine Selbstver- Im Zuge des bereits beschriebenen strukturellen ständlichkeit, so ist dies heute nur noch selten Wandels in der Landwirtschaft hat die Zahl der der Fall. Durch die steigende zeitliche Inan- landwirtschaftlichen Betriebe in der Vergangen- spruchnahme der Eigentümer im landwirtschaftli- heit deutlich abgenommen. Gleichzeitig ist die chen Betrieb führen diese auch nur noch in ge- durchschnittliche Größe der verbleibenden Be- ringem Umfang selbst forstwirtschaftliche Arbei- triebe erheblich angewachsen. Mechanisierung ten durch. Im Bereich des Forstamtes Südnie- und Rationalisierung haben zu einer deutlichen dersachsen beträgt der Eigenleistungsanteil der Verringerung der Anzahl an Arbeitskräften ge- Landwirte lediglich 6%, was sich im Bereich des führt. So ist es durchaus möglich, dass Betriebe Forstamtes Südostheide ähnlich darstellt. Hierbei mit einer Wirtschaftsfläche von 100 bis 200 ha handelt es sich überwiegend um Landwirte mit allein durch den Betriebseigentümer bewirtschaf- kleineren Betrieben. tet werden, der sich lediglich zeitweise mit Sai- Bedingt durch den o. g. Strukturwandel befindet son-Arbeitskräften verstärkt. sich immer mehr Wald im Eigentum anderer Aus diesem Strukturwandel ergeben sich erheb- Berufsgruppen als der Landwirtschaft. So sind in liche Konsequenzen auch für die Bewirtschaf- den von Forstämtern betreuten Forstbetriebsge- tung der Waldflächen durch den Eigentümer. Der meinschaften inzwischen unter 20 % der Mitglie- Eigenleistungsanteil der Betriebe an der Verrich- der aktive Landwirte. tung forstwirtschaftlicher Arbeiten ist in den letz-

4.6.4 Ökonomische Funktionen

Einkommensfunktion mittelalten Bestände geführt hat, bleibt es den- Grundsätzlich stellt die Forstwirtschaft für viele noch bei einer deutlichen Unterausstattung an landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Ein- Wäldern im Alter von 80 Jahren und älter. kommens- und Vermögensfunktion dar. Der Be- Die strukturelle Verbesserung unterhalb dieser trieb ist zur Durchführung seiner notwendigen, Altersgrenze hat neben dem Erlösanstieg zu laufenden Pflegearbeiten im Wald und eventuell einem deutlich größeren Anteil an höherwertigen sogar zur Unterstützung anderer Betriebsteile auf Sortimenten bei der Holzernte geführt. Die wirt- regelmäßige Einnahmen aus dem Wald ange- schaftliche Bedeutung des Betriebsteils Forst- wiesen. Im Kleinprivatwald trägt der Wald jedoch wirtschaft ist daher deutlich gestiegen. nur in größeren zeitlichen Abständen und in ge- Allerdings bezieht kaum ein Betrieb sein Ein- ringem Umfang zur Steigerung des Einkommens kommen überwiegend oder gar ausschließlich bei. Der Ertrag ist dabei von der Qualität des aus der Forstwirtschaft. Holzes und der Größe des Besitzes abhängig. Diese wirtschaftlich günstige Entwicklung hat die Durch die in den letzten Jahren gestiegenen Bindung der Eigentümer zu ihrem Waldbesitz Holzerlöse hat sich die vorher durch eine jahr- positiv beeinflusst. zehntelang andauernde negative Entwicklung geprägte Ertragslage etwas entspannt. Trotzdem Vermögensfunktion weisen die Forstbetriebe deutliche Struktur- Durch die steigende Inflationsangst der Anleger schwächen auf. Insbesondere die Kiefer, die im wird Wald als Anlageobjekt zunehmend interes- Landkreis Gifhorn die Hauptbaumart bildet, gilt sant. Wald ist ein stabiler Sachwert und liefert weiterhin als ertragsschwach, da sie bezüglich einen nachwachsenden Rohstoff, der sich zu- der Holzausbeute und Verarbeitung gegenüber nehmender Beliebtheit erfreut. Dadurch und der Fichte eine geringere Wertschätzung ge- durch gestiegene Holzpreise ist die Funktion des nießt. Forstbetriebes als Vermögensreserve, heute Durch die Verbesserung des Altersklassenauf- wieder gegeben. Sie war zuvor durch den über baus ist das Durchschnittsalter der Bestände Jahre anhaltenden Preisverfall beim Rundholz deutlich gestiegen und damit auch die Holzvorrä- sowie die seit dem Sturm 1972 stark gesunkenen te (siehe auch 4.6.2). Während diese positive Altholzvorräte stark beeinträchtigt Entwicklung zu einer sehr starken Präsenz der .

144 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Mit steigendem Kaufinteresse lässt sich ein An- mehr. Pflanzarbeiten werden oft durch die stieg des Preises für Waldflächen feststellen. Baumschulen mit übernommen, die hierbei häu- Besonders bei Berufsgruppen außerhalb der fig ausländische Saisonarbeitskräfte einsetzen. Landwirtschaft besteht ein großes Interesse, Die Pflanzung ist der Bereich der forstlichen Ar- Vermögensreserven durch den Kauf von forst- beiten, bei dem am häufigsten in Eigenleistung wirtschaftlichen Grundstücken oder ganzen gearbeitet wird. Im Bereich der Bodenvorberei- Forstbetrieben zu bilden. Die knappe Verfügbar- tungen von Pflanzungen werden fast ausschließ- keit von Grund und Boden sowie die Hoffnung lich forstliche Lohnunternehmer aus der Region auf eine zukünftig noch höhere Bedeutung des eingesetzt. umweltfreundlichen Rohstoffes Holz sind Gründe hierfür. Vor allem für Waldflächen, die gegebe- Holzabsatz/Verflechtungen zur regionalen nenfalls im Verbund mit landwirtschaftlichen Flä- Wirtschaft chen einen Betrieb mit mindestens 75 ha bilden, Das Einkommen der land- und forstwirtschaftli- besteht aus jagdlichen Gründen nach wie vor chen Betriebe aus ihrem Wald hängt fast aus- großes Interesse als Investitionsobjekt. Kleine schließlich von der Holzabsatzlage ab. Handel, Waldflächen von deutlich unter 10 ha Größe Transport, Be- und Verarbeitung des Holzes werden häufig von Personen gekauft, die auf stellen darüber hinaus jedoch einen Wirtschafts- eigener Fläche Brennholz gewinnen möchten. faktor dar, der den Umfang der unmittelbaren Forstwirtschaft um ein Vielfaches übersteigt. Beschäftigungsfunktion Die nur noch geringe Anzahl von Arbeitskräften Der weitaus größte Teil der Holzverarbeitung sowohl in den gemischten land- und forstwirt- erfolgt außerhalb der Region. Dabei sind Trans- schaftlichen Betrieben als auch in den reinen portentfernungen von deutlich mehr als 50 km Forstbetrieben hat in Verbindung mit der insge- die Regel. samt einhergehenden deutlichen Verminderung der Eigenleistung bei der Verrichtung forstbe- Von regionaler Bedeutung ist der ständig wach- trieblicher Arbeiten zu einer Abnahme der loka- sende Brennholzmarkt. len Beschäftigungsfunktion geführt. Nur im Nach Untersuchungen der Universität Hamburg Großprivatwald oder über einen forstlichen Zu- floss 2010 mehr als 50 % des gesamten Holz- sammenschluss ist es noch möglich, eigene aufkommens in Deutschland in die energetische Waldarbeiter kontinuierlich zu beschäftigen. Die Nutzung. Betriebe haben in der Regel kaum noch eigene Mitarbeiter. Die Arbeit im betreuten Privatwald Massensortimente, wie Paletten- und Industrie- wird überwiegend an Unternehmer und Selbst- holz, waren früher nur stockend und zu kaum werber vergeben. kostendeckenden Preisen abzusetzen. Diese Sortimente sind deutlich im Preis angestiegen Auch die starke Mechanisierung, insbesondere in und tragen heute zum Einkommen aus dem der Schwachholzernte, hat zu einer deutlichen Wald bei. Ihr Einschlag ist zudem für die Wald- Abnahme von Beschäftigten in der Forstwirt- pflege im Sinne der zukünftigen Produktion quali- schaft geführt. Allein der Einsatz eines Harves- tativ hochwertiger Hölzer besonders wichtig. ters, welcher das Fällen, Entasten und Ein- schneiden der Rundholzsortimente vollautoma- Gerade im Bereich des Forstamtes Südostheide tisch vornimmt, ersetzt ca. 8 - 10 Arbeitskräfte, sind diese schwächeren Sortimente gemeinsam die das Holz früher mit der Motorsäge manuell mit den Stammholzabschnitten in verschiedenen aufgearbeitet haben. Insgesamt ist durch die Längen der wesentliche Schwerpunkt der Ver- genannten Entwicklungen eine deutliche Verla- marktung. Durch die zwischenzeitlich positive gerung der Beschäftigungsfunktion aus den Be- Entwicklung bei der Altersklassenausstattung trieben heraus hin zu forstlichen Lohnunterneh- (siehe Kapitel 4.6.2) hat sich die Sortimentsstruk- mern zu beobachten. Diese arbeiten meist über- tur erheblich verbessert. Somit entfallen nur noch regional. ca. 50 % des vermarkteten Holzanfalls auf gering dimensionierte Industrie- und Brennholzsortimen- Der früher bei der Bestandesbegründung weit te. verbreitete Einsatz von meist weiblichen Saison- arbeitskräften aus dem ländlichen Raum (soge- Die zunehmende Verteuerung der Primärenergie nannte „Kulturfrauen“) spielt heute keine Rolle hat zu einem starken Anwachsen des Brenn-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 145

holzmarktes geführt. Besonders beim Laubholz Durchforstungen durch die Bezirksförstereien tritt der Brennholzsektor beim Industrieholz in befriedigt und vor Ort vermarktet. Konkurrenz zur Holzwerkstoffindustrie. Das Brennholz wird dabei nicht nur von professionel- Die fortschreitende Konzentration auf der Holz- len Brennholzwerbern abgenommen. Im Süden abnehmerseite hat in den vergangenen Jahren gewinnt die Werbung von Brennholz für den Ei- zu einem erheblichen Strukturwandel auf den genbedarf, verbunden mit Bewegung an frischer Holzmärkten geführt. Ein von Subventionen und Luft, zunehmend an Bedeutung. Dadurch steigt gesetzlichen Beschränkungen freier Holzmarkt auch die Nachfrage nach kleineren Mengen hat zu einem internationalen Wettbewerb und ständig. einer deutlichen Erweiterung der Holzmärkte Im Norden dagegen wird der Brennholzbedarf geführt. Die Verflechtungen zwischen den Forst- zunehmend im Zuge des Holzanfalls regulärer betrieben und der regionalen Wirtschaft haben sich dadurch verringert.

Abbildung 50: Sortimentsweise Holzvermarktung Forstamt Südostheide 2011

19.565 FM Stammholz 15% 67.519 FM Industrieholz 52%

42.287 FM Abschnitte 33%

4.6.5 Entwicklung des Betriebszweiges Forstwirtschaft

Veränderung der Eigentümer und Größen- schaftlicher Arbeiten hat Konsequenzen für die strukturen forstlichen Zusammenschlüsse, denen die Wald- Der sich fortsetzende landwirtschaftliche Struk- besitzer in der Regel angehören. Diese haben turwandel hat insbesondere Einfluss auf die Ei- sich zunehmend professionalisiert und entwi- gentümerstruktur der forstwirtschaftlichen Betrie- ckeln sich mit Unterstützung des Betreuungsper- be. Bei der Betriebsaufgabe durch Veräußerung sonals der Landwirtschaftskammer Niedersach- oder Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen sen zu Dienstleistungszentren, welche dem wird der forstliche Betriebsteil meistens zurück- Waldeigentümer ein umfassendes Dienstleis- behalten und vom Alteigentümer bzw. dessen tungsangebot präsentieren können. Erben weiter bewirtschaftet. Der gegenwärtige Anteil aktiver Landwirte unter den Mitgliedern in Durch das überwiegende Zurückbehalten der den Forstbetriebsgemeinschaften wird daher forstwirtschaftlichen Flächen wird sich die durch- auch in den nächsten Jahren kontinuierlich ab- schnittliche Größe der Forstbetriebe im Zuge des nehmen. Strukturwandels kaum verändern und die Durch- schnittsgröße nur leicht ansteigen. Insbesondere Im Gegenzug steigt der Anteil „fachfremder“ Be- im real geteilten Wald könnte in vielen Fällen rufsgruppen unter den Waldbesitzern ständig an. durch die Zusammenlegung von Grundstücken Der damit einhergehende Rückgang von Eigen- (z.B. freiwilliger Landtausch) die Struktur verbes- leistungsanteilen bei der Verrichtung forstwirt- sert und damit eine effektivere Bewirtschaftung

146 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

ermöglicht werden. Eine noch wesentlich besse- das Buchen- und Eichenrundholz verarbeitet. Die re Möglichkeit der Strukturverbesserung wurde Nachfrage nach Eichenstammholz ist seit knapp durch die Änderung des Realverbandsgesetzes 10 Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Getra- eröffnet: Seit 2012 besteht wieder die Möglichkeit gen ist diese von einem Trend zu eher dunklen zur Gründung von Forstgenossenschaften. und mittlerweile auch rustikal anmutenden Mö- beln und Fußbodenbelägen. Aufgrund der erfolg- ten Nutzungen und der Eichenkomplexkrankheit, Rundholzmärkte im Wandel sind die verfügbaren Eichenstammholzmengen Nadelholzmärkte eher rückläufig, so dass hier von einer stabilen Die derzeitigen Nadelrundholzmärkte sind durch bis anziehenden Marktlage ausgegangen werden eine Verknappung des Rohstoffes Holz gekenn- kann. zeichnet bei einem insgesamt steigenden Bedarf der Sägeindustrie. Energieholz In den letzten 10 Jahren sind deutschlandweit In den letzten Jahren ist der Bedarf an Energie- enorme Überkapazitäten in der Sägeindustrie holz in Form von Scheitholz und als Waldhack- entstanden. Diese stehen durch Finanz-, Euro-, schnitzel deutlich gestiegen. Die Nachfrage pri- und Wirtschaftskrisen einem derzeit stagnieren- vater Brennholzselbstwerber ist kaum zu befrie- dem Schnittholzbedarf und –preis gegenüber, so digen. Der Trend geht zu professionellen Scheit- dass die Ertragslage der Sägewerke äußerst holzproduzenten, die insbesondere schwaches angespannt ist. Dies führte und wird weiter zu Buchenrundholz, sogenanntes „Automatenholz“, Werksschließungen und/oder Konzentrations- in größeren Einheiten nachfragen und dieses prozessen führen und die Lieferentfernungen für industriell zu Scheitholz verarbeiten und getrock- die Waldbesitzer in der Region Braunschweig net ausliefern. Auch der Bedarf an Hackschnit- vergrößern. Für die zukünftige Entwicklung ist zeln zu Heizzwecken aber auch zur Strompro- durch die steigende Bevölkerungszahl, die wirt- duktion in Biomassekraftwerken ist in den letzten schaftliche Entwicklung von Schwellenländern Jahren deutlich größer geworden. Die gestiege- insbesondere in Asien von einem weltweit stei- ne Nachfrage hat zu einem deutlichen Preisan- genden Bedarf an Nadelschnittholz auszugehen. stieg und zeitweilig zur Verknappung der Roh- Der Nadelholzvorrat in Deutschland ist, bedingt stoffverfügbarkeit für die Holzwerkstoff- und Zell- durch diverse Sturmkatastrophen und Laubholz stoffindustrie geführt. bevorzugende Waldbauprogramme,rückläufig. Der Rundholzpreis wird absehbar auf hohem Der Strukturwandel hin zu größeren Einheiten in Niveau bleiben und die Ertragslage in der Forst- der holzverarbeitenden Industrie aufgrund von wirtschaft sich hierdurch verbessern. Überkapazitäten, der knapperen Verfügbarkeit Die Rundholznachfrage in der Holzwerkstoff- und von Rohholz und der Konkurrenz zur energeti- Zellstoffindustrie ist trotz erheblichen Abbaus von schen Verwendung von Holz, hat sich in den verarbeitenden Kapazitäten, wie z.B. einem vergangenen Jahren beschleunigt. Ein Ende MDF-Werk in Magdeburg auf einem sehr hohen dieser Entwicklung ist derzeit nicht absehbar. Niveau. Ein weiterer Abbau in der Holzwerkstoff- Auch im Umfeld der Region Braunschweig hat es industrie wird wegen steigender Rohstoffkosten Werksschließungen gegeben. Durch die gestie- und der Verlagerung der Produktion in das östli- gene Holznachfrage in den letzten Jahren nicht che Ausland von vielen Marktteilnehmern prog- zuletzt durch die Energieholzmärkte sind neue nostiziert. Verarbeitungskapazitäten und damit Arbeitsplät- ze entstanden. Die Erlössituation für die Waldbe- Laubholzmärkte sitzer hat sich wegen der gestiegenen Holzpreise Im Gegensatz zum volatilen Nadelholzstamm- insgesamt deutlich verbessert. Wegen des Holz- holzmarkt war die Nachfrage nach Buchen- bedarfs weltweit ist von einer stabilen bis anzie- stammholz in der Region Braunschweig eher henden Marktsituation für die Zukunft auszuge- wechselhaft. Die größten Mengen werden wegen hen. der Entfernung zur weit im Westen angesiedelten Laubholzsägeindustrie an Händler geliefert, die Schaffung strukturreicher Mischbestände das Holz per Container überwiegend nach Asien Der Umbau und die Überführung reiner Nadel- liefern. In der Region Braunschweig gibt es keine holzbestände in Mischwälder aus Laub- und Laubholzsägewerke. Im Norden knapp angren- Nadelholz wird sich unter Inanspruchnahme der zend gibt es ein traditionelles Schwellenwerk, Fördermittel aus dem niedersächsischen Förder-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 147

programm für den ländlichen Raum (PROFIL) zukünftig von dem hohen Niveau von rund 200 ha im betreuten Privatwald des Großraums Braunschweig deutlich absenken. Diese Entwick- lung ist begründet teilweise in den gestiegenen Anforderungen, aber auch standörtlichen Gren- zen bei der Förderung und teilweise in anderen Zielsetzungen des Eigentümers. Der Schwer- punkt liegt dabei klar auf dem Umbau reiner Kie- fernbestände im Bereich der Heide, zum einen mittels Förderung, zum anderen zur Umsetzung des wachsenden Flächenbedarfs für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.

Die Auswirkungen auf die Waldstruktur sind viel- fältig: Statt häufig einförmiger Kiefern- Reinbestände werden zunehmend vertikal und horizontal reich strukturierte Mischbestände der Hauptbaumarten Kiefer, Douglasie, Buche und Eiche - ergänzt mit verschiedenen Begleitbaum- arten - das Waldbild bestimmen. Diese Mischwälder werden nicht nur aus Sicht von Fauna und Flora reichhaltiger sein, sondern auch zu ökonomisch wertvolleren Wäldern heran- wachsen, als es die derzeit qualitativ häufig un- befriedigenden Kiefernwälder darstellen.

Auch im Laub-Mischwald setzt sich der Trend zu dauerwaldartig bewirtschafteten, strukturreichen Beständen fort. Hierbei wird die Buche als füh- rende Baumart in den meisten natürlichen Wald- gesellschaften einen zunehmenden Anteil haben. Nach dem Abklingen der Aufforstungswelle ge- gen Ende der 90er Jahre hat die Erstaufforstung landwirtschaftlicher Flächen wegen der stetig zunehmenden Flächenkonkurrenz durch den Anbau nachwachsender Rohstoffe stark an Be- deutung verloren. Zukünftig werden Flächen, die aus der landwirtschaftlichen Produktion genom- men werden, zweckmäßiger Weise in Flächen- pools für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eingehen.

148 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.7 Erwerbsstrukturen der Landwirtschaft

4.7.1 Betriebsformen

Grundlage für eine vergleichende Analyse der triebsnetz Änderungen bei der Klassifizierung der landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse ist landwirtschaftlichen Betriebe notwendig gewor- die Klassifizierung landwirtschaftlicher Betriebe den. Die bisher verwendeten Standardde- nach bestimmten Kriterien zu weitgehend homo- ckungsbeiträge (SDB) sind durch Standard- genen Betriebsgruppen.58 Im Rahmen der land- Outputs (SO) ersetzt worden. Wesentlicher Un- wirtschaftlichen Betriebssystematik erfolgte in terschied ist, dass die in den SDB in Ansatz ge- der Vergangenheit zu diesem Zweck die Ein- brachten variablen Kosten bei den Standard- gruppierung der Betriebe nach unterschiedlichen Output-Werten nicht mehr berücksichtigt werden. Betriebsformen anhand der Struktur des betrieb- Die Standard-Outputs sind definiert als geldwerte lichen Gesamtstandarddeckungsbeitrages. Bruttomarktleistung landwirtschaftlicher Erzeug- nisse.59 Wie die SDB dienen die SO nicht dem Aufgrund neuer EU-Vorgaben sind in der Agrar- Soll/Ist-Vergleich, sondern stellen eine Hilfsgröße strukturerhebung (ASE) 2010 und ab dem Wirt- zur Klassifizierung des Betriebes und zur Ablei- schaftsjahr 2010/2011 im BMELV-Testbe- tung des Einkommenspotentials dar.

Tabelle 59: Klassifizierung nach Betriebsformen

Betriebsform Anteil am Standard-Output (SO) des Betriebes

Spezialisierte Ackerbau > 2/3 Ackerbaubetriebe (Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln etc.) Spezialisierte Gartenbau > 2/3 Gartenbaubetriebe (Gemüse, Blumen, Zierpflanzen im Freiland oder unter Glas) Dauerkulturen > 2/3 Dauerkulturbetriebe (Obst, Wein, Hopfen) Futterbaubetriebe Futterbau > 2/3 (Weideviehbetriebe) (Futter für Weidevieh und Weidevieh) Spezialisierte Veredlung > 2/3 Veredelungsbetriebe (Mastschweine, Zuchtsauen, Legehennen, Hähnchenmast etc.) Pflanzenbauverbund- Ackerbau, Gartenbau und Dauerkulturen > 2/3 betriebe (jeweils < 2/3) Viehhaltungsverbund- Weidevieh, Futterpflanzen und Veredlung > 2/3 betriebe (jeweils < 2/3) Pflanzenbau-Vieh- Pflanzenbau und Viehhaltung haltungsbetriebe (jeweils < 2/3) Nicht klassifizierbare Nicht im Klassifizierungssystem erfasste Betriebe Betriebe (gesamter SO=0) Quelle: Statistisches Bundesamt

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 149

Infolge dieser Umstellung gibt es zum Teil deutli- Ackerbaubetrieben. 65 % aller Betriebe im Ver- che Veränderungen bzw. Verschiebungen zwi- bandsgebiet sind dieser Betriebsform zuzuord- schen den verschiedenen Betriebsformen. Auch nen. Landesweit beträgt der Anteil der Acker- die Abgrenzung zwischen Haupt- und Nebener- baubetriebe dagegen lediglich 24 %. Es spiegeln werb hat sich verändert. Alle Betriebe ab 50.000 sich hierin die guten natürlichen Standortbedin- € SO und mindestens einer Voll-Arbeitskraft (AK) gungen wider, die den Ackerbau zum wichtigsten gelten als Haupterwerbsbetriebe. Betriebe mit Betriebszweig in der Region haben werden las- weniger als einer AK und einem SO unter 50.000 sen. Innerhalb des Großraumes stechen somit € gelten als Klein- und Nebenerwerbsbetriebe. auch vor allem die Bördestandorte hervor. Im Außerdem wurden die Mindestgrößen für die LF Landkreis Wolfenbüttel und in der Stadt Salzgit- von 2 ha auf 5 ha und die Mindestgrößen für ter beläuft sich der Anteil der Ackerbaubetriebe Tierbestände und Spezialkulturen erhöht. an allen Betrieben auf etwa 85 %. Der Betrieb wird schließlich der Betriebsform zugeordnet, deren Betriebszweige mehr als 2/3 Eine weitere wichtige Betriebsform stellen die zum betrieblichen Gesamtstandardoutput bei- Futterbaubetriebe im Großraum Braunschweig steuern. Werden diese 2/3 von keiner speziellen dar. Sie halten einen Anteil von 18 % an den in Betriebsform erreicht, wird der Betrieb als Pflan- der Landesstatistik erfassten Gesamtbetrieben. zenbau-Viehhaltungsbetrieb eingestuft. Bei der Der regionale Schwerpunkt der Futterbaubetrie- Ermittlung der Standard-Outputs wird auf mehr- be liegt im Landkreis Gifhorn. Dort sind etwa 29 jährige Durchschnittswerte zurückgegriffen, um % aller Betriebe dieser Betriebsform zuzuordnen. z.B. witterungsbedingte Einflüsse oder marktbe- Es findet sich dementsprechend in diesem Land- dingte Schwankungen auszugleichen. Es kann kreis ein überdurchschnittlich hoher Grünlandan- somit eine größere Kontinuität bei der Einord- teil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche wie- nung der landwirtschaftlichen Be-triebe in die der. Der Landkreis Goslar hat ebenfalls einen Betriebssystematik gewährleistet und eine bes- überdurchschnittlichen Grünlandanteil im Harz- sere zeitliche Vergleichbarkeit zwischen den gebiet. Hier ist jedoch die Zahl der Futterbaube- Betriebsgruppen erreicht werden. triebe stark zurückgegangen und umfasst nun Die Strukturen im Großraum Braunschweig sind nur noch 18 % aller Betriebe. gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an

Abbildung 51: Prozentanteile der Betriebsformen an den ldw. Betrieben

Quelle: LSKN 2010

150 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 52: Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe

Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 151

Als drittgrößte Betriebsform folgen die Pflanzen- Zu Veränderungen im Hinblick auf die Verteilung bau-Viehhaltungsbetriebe mit einem Anteil von der Betriebe nach Betriebsformen, z.B. durch ca. 11 %. Spezialisierte Veredelungsbetriebe, unterschiedlich hohe Abnahmeraten oder Spe- Betriebe mit Dauerkulturen und Gartenbaube- zialisierungen, ist es dabei nur in geringem Um- triebe sowie Pflanzenbauverbund- und Viehhal- fang gekommen. Die produktionstechnische tungsverbundbetriebe spielen im Verbandsgebiet Spezialisierung in der Landwirtschaft hat sich eine untergeordnete Rolle. Auf sie entfällt ein nicht weiter fortgesetzt. Reine Ackerbaubetriebe Anteil von 6 % an allen Betrieben (vgl.Abbildung haben z.B. mit Biogas neue Einkommensquellen 51). erschlossen oder sind neben dem reinen Acker- bau in die Veredlung eingestiegen. Der Anteil der Die im Rahmen des Strukturwandels zu be- Ackerbaubetriebe mit Veredlung hat zugenom- obachtende Abnahme der landwirtschaftlichen men, während es den klassischen Gemischtbe- Betriebe erstreckt sich über alle Betriebsformen. trieb kaum noch gibt.

4.7.2 Standard-Output

Die entscheidende betriebswirtschaftliche Kenn- mit der Bruttowertschöpfung. Vom Standard- ziffer eines landwirtschaftlichen Betriebes stellt Output können keine Rückschlüsse auf den Ge- der Gewinn dar. Aus ihm sind die zur Existenzsi- winn und auf die Entlohnung der eingesetzten cherung des Betriebes erforderliche Eigenkapi- Produktionsfaktoren geschlossen werden. Die talbildung sowie der Lebensunterhalt des Be- tatsächlich erzielten Umsatzerlöse der Betriebe triebsleiters und seiner Familie zu bestreiten. In können von dem statistisch berechneten Stan- der Agrarberichterstattung sind Angaben über dard-Output mehr oder weniger abweichen. Die die Gewinne der landwirtschaftlichen Betriebe abzuleitenden Aussagen sind daher nicht auf aus Gründen des Datenschutzes jedoch nicht bestimmte Einzelbetriebe, sondern auf die Ver- erfasst. Es wird stattdessen nur der Standard- hältnisse von Betrieben innerhalb spezifischer Output (SO) ausgewiesen. Er ist Maßstab zur Betriebsgruppen zu beziehen. Der Standard- Beschreibung der wirtschaftlichen Betriebsgröße, Output kann als Umsatzerlös nicht zu einem d.h. der aus den vorhandenen pflanzlichen und Vergleich mit gewerblichen Löhnen in anderen tierischen Produktionsgrundlagen resultierenden Wirtschaftszweigen herangezogen werden. Eine Einkommenskapa-zität eines Betriebes. Er kann solche Vergleichsrechnung wäre auf der Basis insbesondere Aufschluss darüber geben, wie des Gewinns durchzuführen, d.h. die variablen sich dieses Einkommenspotential aufgrund von und festen Kosten wären zu berücksichtigen. teilraumspezifischen Besonderheiten der land- wirtschaftlichen Strukturen regional im Großraum Die Darstellung der Bruttowertschöpfung der Braunschweig verteilt. Betriebe im Großraum Braunschweig durch den Standard-Output kann sowohl betriebs- als auch Ein Vergleich des früher verwendeten Standard- flächenbezogen erfolgen. Der in der Region er- betriebseinkommens mit dem Standard-Output zielte Standard-Output beträgt 441.321.726 €. ist nicht möglich. Im Gegensatz zum Standardbe- Davon entfallen 328.491.162 € auf die Haupter- triebseinkommen werden beim Standard-Output werbsbetriebe. Das sind 74 % des gesamten weder variable noch feste Spezial- und Gemein- Standard-Outputs. Der durchschnittliche Stan- kosten in Ansatz gebracht. Die Standard-Outputs dard-Output aller in der Landwirtschaftszählung sind als geldwerte Bruttomarktleistung landwirt- 2010 erfassten landwirtschaftlichen Betriebe schaftlicher Erzeugnisse definiert. Es werden beträgt im Verbandsgebiet 158.806 € je Betrieb also lediglich die Umsatzerlöse dargestellt. gegenüber 208.287 € je Betrieb im Landes- durchschnitt. Unberücksichtigt bleiben auch die gezahlten Fremdlöhne, Pachten und Schuldzinsen sowie die vom Betriebsinhaber eingenommenen Pach- ten und Zinsen. Auch eine mögliche zusätzliche Wertschöpfung, z.B. aus Verarbeitungs-, Han- dels- und Dienstleistungsaktivitäten bleibt unbe- rücksichtigt. Der Standard-Output entspricht da-

152 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 53: Unternehmensergebnis nach Regionen

Quelle: Betriebsstatistik LWK

Abbildung 54: Unternehmensergebnis je Betrieb nach Hauptausrichtung

Quelle: Betriebsstatistik LWK

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 153

Werden in die Betrachtung ausschließlich Im Vergleich des Unternehmensergebnisses je Haupterwerbsbetriebe einbezogen, so beläuft Betrieb nach Hauptausrichtung des Betriebes sich deren durchschnittlicher Standard-Output im haben die Ackerbau-Hackfruchtbetriebe in allen Großraum Braunschweig auf 200.544 €. Dieser drei Wirtschaftsjahren am besten abgeschnitten. Wert liegt um ca. 25 % unter dem niedersächsi- Dies ist auf die Wettbewerbsfähigkeit der Zucker- schen Landesdurchschnitt von 270.719 €. Der rübe und auf den lukrativen, aber arbeitsintensi- Standard-Output spiegelt nur die Betriebsgröße ven Kartoffelanbau zurückzuführen. Die Zucker- und die Intensität wieder. Zum einen haben grö- rübe hat im Großraum Braunschweig eine we- ßere Betriebe einen größeren Umsatz. Anderer- sentliche Bedeutung. seits spielt die Tierproduktion landesweit eine große Rolle. Betriebe mit Tierhaltung haben Die Grundlagen der Wettbewerbsstärke des mehr Umsatzerlöse als reine Ackerbaubetriebe. Großraumes Braunschweig sind in den vorange- Dies spiegelt sich jedoch nicht unbedingt auch in gangenen Kapiteln bereits dargestellt worden. höheren Gewinnen wieder, da die Tierproduktion Die natürlichen Standortverhältnisse im Ver- kostenintensiv ist. bandsgebiet sind ausgesprochen günstig. Die Anbaustruktur weist einen über dem Landes- Die landwirtschaftlichen Betriebe des Großrau- durchschnitt liegenden Anteil der deckungsbei- mes Braunschweig sind dennoch in ihrer Ge- tragsstärksten Kulturarten aus. Die Erträge errei- samtheit durch ein überdurchschnittliches Ein- chen ein überdurchschnittliches Niveau. Zudem kommenspotential gekennzeichnet. Dies zeigt übersteigt die Flächenausstattung der Betriebe die Auswertung der Wirtschaftsergebnisse deutlich den landesweiten Durchschnitt. 2011/2012 aus dem niedersächsischen Testbe- triebsnetz. Das auf Ebene des Großraumes insgesamt als relativ positiv zu bewertende Einkommenspoten- Der Großraum Braunschweig ist zum großen Teil tial der hiesigen Landwirtschaft stellt sich jedoch der Wirtschaftsregion Börde zuzuordnen. Der auf der Ebene einzelner Teilräume des Ver- Landkreis Gifhorn und der nördliche Teil des bandsgebietes als sehr heterogen dar. Die oben Landkreises Peine befinden sich in der Region genannten Standortvorteile sind in den einzelnen Ostheide. Die Grafik zeigt, dass das Unterneh- Landkreisen und kreisfreien Städten unterschied- mensergebnis im WJ 2011/2012 in der Börde lich stark ausgeprägt. Wie die nachfolgende Ab- 103.453 € und in der Region Ostheide 89.736 € bildung 55 zeigt, variiert analog hierzu auch der je Unternehmen betrug. Der Durchschnitt über Standard-Output deutlich. alle Regionen betrug 73.432 €.

Abbildung 55: Standard-Output je Betrieb 250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

-

Quelle: LSKN 2010

154 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

In der Ackerbauregion des südlichen Verband- tential leistet. Der Anteil der Futterbau- und der gebietes erreichen mit durchschnittlich 169.125 € Veredelungsbetriebe ist hier erheblich höher als die Betriebe im Landkreis Wolfenbüttel den im übrigen Verbandsgebiet. Die Feldberegnung höchsten Standard-Output. Die Grundlage hierfür erlaubt es darüber hinaus, trotz der ungünstige- bildet eine vergleichsweise gute Flächenausstat- ren Bodengüte auch hier einen durchschnittli- tung der Betriebe in Verbindung mit dem hohen chen Hackfruchtanteil von 20 % an der Frucht- Ertragspotential der Bördestandorte (siehe Ab- folge zu halten. Deutlich sichtbar wird dies bei bildung 41). einer Gegenüberstellung des flächenbezogenen Einkommenspotentials der Haupterwerbsbetrie- Ein noch höherer Standard-Output wird trotz be. geringerer Flächenausstattung der Betriebe und deutlich schlechterer Bodenwertzahlen im Land- Danach folgen die Stadt Salzgitter und die Stadt kreis Gifhorn erzielt. Dieser betrug 177.776 €. Braunschweig. Die Landkreise Peine, Helmstedt Zurückzuführen ist dies einerseits auf die Vieh- und Goslar erreichen einen Standard-Output pro haltung, die im Landkreis Gifhorn einen wesentli- Betrieb von 140.800 € - 145.257 €. chen Beitrag zum betrieblichen Einkommenspo-

Abbildung 56: Flächenbezogener Standard-Output 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 -

Quelle: LSKN 2010

Mit durchschnittlich 2.104 € SO/ha wird im Land- Obwohl der Landkreis Peine beim Standard- kreis Gifhorn der höchste Durchschnittswert des Output pro Betrieb erst an fünfter Stelle steht, Verbandsgebietes erzielt. Der niedrigste flächen- wird dort mit 1.888 € je ha der zweithöchste bezogene Standard-Output ist mit nur 1.351 € Standard-Output pro ha erreicht. Mit durch- SO/ha im Bereich der kreisfreien Stadt Wolfsburg schnittlich etwa 77 ha LF sind hier die kleinsten zu finden. Hier ist bei nur unterdurchschnittlichen Betriebe zu finden. Im Landkreis Peine kann der Bodenwertzahlen der geringste Hackfruchtanteil hohe Standard-Output pro ha vor allem durch (11 %) im Großraum vorhanden. Für eine Auf- einen relativ hohen Hackfruchtanteil von 25 %. stockung des Einkommens durch die Viehhal- und Direktvermarktung erreicht werden. Ein ähn- tung im stadtnahen Bereich sind schon aufgrund liches Niveau beim Standard-Output pro Betrieb der Emissionsproblematik nur begrenzte Mög- wie in Peine erzielten die Betriebe im Landkreis lichkeiten gegeben. Hier wird auch mit nur Helmstedt. Dies wurde jedoch mit einem wesent- 119.417 € der geringste Standard-Output pro lich geringeren Standard-Output pro ha von nur Betrieb erreicht. Konkurrierende Nutzungsan- 1.368 € erreicht. Dies resultiert daraus, dass die sprüche, wie Siedlungserweiterungen, Infrastruk- Betriebe im Landkreis Helmstedt über eine bes- tureinrichtungen und Erholungsanlagen lassen sere Flächenausstattung verfügen. Die Durch- eine Flächenaufstockung im stadtnahen Bereich schnittsgröße liegt hier bei 106 ha pro Betrieb. kaum zu. Der Hackfruchtanteil ist im Landkreis Helmstedt mit etwa 15 % deutlich niedriger.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 155

kreis Gifhorn, im Landkreis Peine und in der Relativ hoch mit 1.603 € pro ha ist der flächen- Stadt Braunschweig zu finden ist. bezogene Standard-Output im Landkreis Goslar. Hier spielt auch die Viehhaltung noch eine Rolle. Die Tabelle 60 zeigt den Standard-Output ein- Beim Standard-Output pro Betrieb fällt aber der zelner Kulturarten. Die statistischen Regionen Landkreis Goslar auf den vorletzten Platz ab. orientieren sich an den ehemaligen Regierungs- Dies lässt sich auf eine geringere Flächenaus- bezirken. In der Region Braunschweig sind ne- stattung von nur 88 ha pro Betrieb zurückführen. ben dem Großraum Braunschweig auch die Der Hackfruchtanteil beträgt hier etwa 14 %. Landkreise Northeim, Göttingen und Osterrode mit enthalten. Die Übersicht zeigt, dass der In der Stadt Salzgitter und im Landkreis Wolfen- Standard-Output in der Ackerbauregion höher büttel liegt der Standard-Output pro ha bei ausgefallen ist, als in den übrigen Regionen Lü- durchschnittlichen 1.550 €. Dies kann durch die neburg und Weser-Ems. Der höchste Standard- sehr gute Flächenausstattung der Betriebe kom- Output pro ha in allen Regionen wird mit dem pensiert werden. Die Flächenausstattung ist im Kartoffelanbau erzielt. Dieser spielt im Landkreis Landkreis Wolfenbüttel mit durchschnittlich 110 Gifhorn und im Landkreis Peine eine Rolle. Das ha pro Betrieb am größten, so dass die Betriebe sind auch die beiden Landkreise mit dem höchs- das zweithöchste Ergebnis beim Standard- ten durchschnittlichen Standard-Output pro ha. Output pro Betrieb erreichen konnten. Die Vieh- Der Standard-Output der Zuckerrübe ist mit haltung hat im Landkreis Wolfenbüttel und in der 1.870 € pro ha etwa 30 % höher als der Stan- Stadt Salzgitter kaum eine Bedeutung, welches dard-Output beim Weizenanbau. Hierbei wird sich im Standard-Output pro ha widerspiegelt. noch einmal deutlich, dass der Hackfruchtanteil Die Stadt Salzgitter steht beim Standard-Output neben der Betriebsgröße einen bedeutenden pro Betrieb an dritter Stelle. Die Flächenausstat- Einfluss auf den Standard-Output hat.

tung beträgt hier durchschnittlich 102 ha pro Betrieb. Ein hoher Zuckerrübenanteil mit guten In Abhängigkeit von den jeweiligen Standortver- Erträgen prägt diesen Standort. hältnissen bestehen auch innerhalb der Land- kreise erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Im Gebiet der Stadt Braunschweig befinden sich Einkommenspotenzials der landwirtschaftlichen gut ausgestattete und leistungsfähige Betriebe. Betriebe. Eine Auswertung auf Ebene der Ge- Dies zeigt sich in einem Standard-Output pro meinden ist aufgrund der statistischen Geheim- Betrieb von 148.040 € und einem relativ hohem haltung, die im Zuge abnehmender Betriebszah- Standard-Output von 1.711 € je ha. len eine immer stärkere Bedeutung erlangt, nicht Ein hoher Standard-Output pro ha ist auch auf mehr möglich. den Spargelanbau zurückzuführen, der im Land-

Tabelle 60: Standard-Output (SO) je Einheit, Durchschnitt der WJ 2005/2006 – 2010/2011 in den Regionen Braun- Merkmal Einheit Hannover Lüneburg Weser-Ems schweig Weizen €/ha 1.386 1.391 1.238 1.198 Roggen €/ha 879 806 778 721 Gerste €/ha 1.056 972 864 855 Kartoffeln €/ha 6.985 7.134 6.337 6.387 Zuckerrüben €/ha 1.870 1.950 1.852 1.861 Raps €/ha 1.281 1.304 1.198 1.212 Quelle: LSKN 2010

156 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Abbildung 57: Standard-Output je ha LF auf Gemeindeebene

Quelle: LSKN 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 157

4.7.3 Zukünftige Entwicklung der Betriebs- und Produktionsstrukturen

Anzahl Betriebe gen des hohen Ertragspotenzials und der Be- Daten zur Hofnachfolge bieten eine wesentliche triebsgrößenstruktur relativ günstigen Wettbe- Grundlage zur Abschätzung des Strukturwandels werbssituation im Pflanzenbau. Die in der Ver- im nächsten Jahrzehnt. Daneben ist für die Ent- gangenheit vollzogene Spezialisierung auf diese wicklung landwirtschaftlicher Betriebe in einer Produktionsrichtung hat darüber hinaus einen Region auch die wirtschaftliche Situation ent- entsprechend guten Ausbildungsstand der Be- scheidend, die in zweierlei Hinsicht wirkt. triebsleiter herbeigeführt. Insbesondere mit der Zuckerindustrie und den getreidevermahlenden Einerseits werden landwirtschaftliche Betriebe Mühlen haben sich die erforderlichen Absatz- trotz wirtschaftlicher Bedrängnis teils noch lange und Verarbeitungsstrukturen heraus gebildet, die fortgeführt bis der Hofabgeber einen Altersgeld- langfristig den Marktfruchtanbau in der Region anspruch hat. Der Betrieb läuft in diesem Falle stützen. Zudem ist die Anbindung an den Mittel- meist zum Zeitpunkt des möglichen Generati- landkanal und den Elbeseitenkanal ein wesentli- onswechsels aus, da der Hofnachfolger sich cher Standortfaktor, der die Absatzwege nach meist bereits beruflich anders orientiert hat. Südoldenburg und in den Export garantiert.

Andererseits finden leistungsfähige, zukunfts- Der Futterbau, der eine weitere wichtige Be- trächtige Betriebe keinen Hofnachfolger, wenn triebsform im Verbandsgebiet darstellt, hat an keine Kinder vorhanden sind oder die Kinder Bedeutung verloren. Mit der Erleichterung des einen anderen Beruf ergriffen haben. In diesem Milchquotenhandels hat sich eine Konzentration Falle findet eine Fortführung der Landwirtschaft der Milcherzeugung auf den hierzu optimal ge- in Form eines selbsttätig wirtschaftenden Famili- eigneten Grünlandstandorten des nordwestlichen enbetriebes meist nicht mehr statt. Soweit nicht Niedersachsens vollzogen. Dieser Strukturwan- eine Aufgabe und Verpachtung erfolgt, zeichnen del wird zum großen Teil mit der Abschaffung der sich für den Hofübernehmer noch andere Wege Milchquotenregelung im Jahr 2015 abgeschlos- ab. So kann der Betrieb mit anderen Betrieben in sen sein. Innerhalb des Großraumes Braun- eine Gesellschaft eingegeben werden, die die schweig konzentriert sich die Milcherzeugung auf Flächenbewirtschaftung und Tierhaltung mit Teil- die Grünlandstandorte im Kreis Gifhorn und auf habern und/oder Fremdarbeitskräften gemein- den westlichen Harzrand. schaftlich betreibt. Neben der Personengesell- schaft werden zunehmend auch Kapitalgesell- Veredlungsbetriebe werden auch in Zukunft nur schaften gegründet. eine kleine Minderheit im Großraum Braun- schweig darstellen. Dies schließt nicht aus, dass Die Statistiken zur Hofnachfolgesituation können in einzelnen Teilräumen des Verbandsgebietes nur tendenziell zur Beurteilung der weiteren Be- neue Stallkapazitäten errichtet bzw. vorhandene triebszahlentwicklungen herangezogen werden. Bestände aufgestockt werden. Insgesamt wird Derzeit ist die Hofnachfolge bei 22 % der Betrie- eine solche Entwicklung jedoch durch den hohen be als unsicher angegeben. Auf einen Zeitraum Investitionsbedarf, die mit großen Tierbeständen von 20 Jahren ergäbe sich hieraus für das Ver- verbundene Immissionsproblematik sowie durch bandsgebiet eine Zahl von rund 1.500 Betrieben Widerstand aus der Bevölkerung und durch die im Jahr 2030. Dies entspricht einem Struktur- unsichere Gewinnerwartung erschwert. wandel von jährlich etwa 2,86 %. In den Jahren 1995 bis 2010 hatte der Strukturwandel mit etwa 2,3 % etwas niedriger gelegen. Schreibt man diese Entwicklung fort, so ergibt sich für das Jahr Produktionsstrukturen 2030 rechnerisch eine Zahl von 1.750 Betrieben Maßgeblichen Einfluss auf die Geschwindigkeit im Großraum Braunschweig. des Strukturwandels werden auch zukünftig die Betriebsformen agrarpolitischen Rahmenbedingungen nehmen, Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe über deren Einkommenswirkung kaum langfristi- des Großraumgebietes Braunschweig wird auch ge Prognosen möglich sind. Grundsätzlich ver- zukünftig dem Marktfruchtanbau zuzuordnen fügt der Großraum Braunschweig aber über sein. Dies ergibt sich in erster Linie aus der we- günstige landeskulturelle und wirtschaftliche

158 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Standortfaktoren sowie über gut strukturierte und Veredlungsbetriebe im Bereich der Schweinehal- technisch wie personell hervorragend ausgestat- tung sollten über eine Mindestausstattung von tete landwirtschaftliche Betriebe, die das Poten- über 100 ha LF mit ca. 1.200 Mastplätzen verfü- zial besitzen, sich den internationalen Wettbe- gen. Bei der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht werbsbedingungen zu stellen. Als Strategie zur können sich weitere Spezialisierungen ergeben. Kostenminimierung bietet sich auf einzelbetrieb- Die spezielle Aufzuchtferkelproduktion bietet eine licher Ebene zum einen eine weitere Aufsto- Nische für kleinere Ferkelhalter zur Nutzung ihrer ckung der Flächen- und Viehausstattung an. Bausubstanz. Sie stellt einen weiteren Produkti- Zum anderen kann auch durch überbetriebliche onszweig und somit das Bindeglied zwischen Zusammenarbeit bis hin zur Gründung von Ge- Sauenhalter und Mastschweinebetrieb dar. sellschaften eine rentablere Nutzung von Ma- schinen und Geräten sowie eine Optimierung Die Hähnchenmast stellt vereinzelt eine Alterna- des Betriebsmanagements erreicht werden. tive für Ackerbaubetriebe dar. Bei Eiern ist der Markt an Ware aus Freilandhaltung oder Biobe- Für durchschnittliche Marktfruchtbetriebe dürfte trieben nicht gedeckt. Hier bieten sich Chancen zukünftig eine Mindestfaktorausstattung von 150 für kleinere Einheiten mit 1.000 - 2.000 Lege- ha bei hohem Ertragsniveau gegeben sein. Die hennen in der Direktvermarktung. Zum Teil kön- jährlichen Ertragssteigerungen von 0,5 % beim nen Altgebäude für die Legehennenhaltung in Getreide und 1,5 % beim bereinigten Zuckerer- kleineren Einheiten genutzt werden. Größere trag setzen sich fort. Dies führt zunächst unter Bestände umfassen 10.000 - 15.000 Legehen- der Prämisse der Beibehaltung der Zuckermarkt- nen. ordnung zu einer weiteren Reduzierung der mit Zuckerrüben bestellten Fläche nicht nur zu Die Zucht und Haltung von Pferden, insbesonde- Gunsten von Getreide. Ob die Zuckermarktord- re die Pensionspferdehaltung, bietet für landwirt- nung jedoch über das Jahr 2015 beibehalten schaftliche Betriebe - meist in günstiger Lage zu wird, ist noch nicht absehbar. Der Weizenanteil den Oberzentren - die Möglichkeit, über diesen in der Fruchtfolge ist auf den meisten Standorten Betriebszweig ein Einkommen zu erzielen. Die ausgereizt. Der Gerstenanteil wird sich reduzie- Pferdezucht hat aufgrund der rückläufigen Nach- ren. Dem Raps- und Mais-anbau kommt größere frage nach hochwertigen Zucht- und Sportpfer- Bedeutung zu. Die Aus-weitung des Maisanbau- den an Bedeutung verloren. Voraussetzung für es resultiert aus der Verwertung des Maises in die Pensionspferdehaltung sind eine ausreichen- Biogasanlagen. Der Maisanbau hat insbesonde- de betriebliche Ausstattung mit Weideflächen re auf Standorten mit einer hohen Biogasanla- und das Vorhandensein einer Reithalle sowie die gendichte zugenommen. Züchtungsfortschritte, Infrastruktur und Attraktivität der Umgebung. An Ertragssteigerungen von jährlich ca. 1,5 % und das Kundenmanagement der Betriebsleiter wer- ein hohes Preisniveau führten zu einer Steige- den immer höhere Anforderungen gestellt, da die rung der Attraktivität des Rapsanbaues. Raps hat Ansprüche der Kunden erheblich gestiegen sind. als Lebensmittel und als Energieträger eine wich- tige Funktion. Zudem ist Rapsextraktionsschrot Haupterwerbsbetriebe bemühen sich um die ein hochwertiges Futtermittel, durch welches Erweiterung ihrer betrieblichen Entwicklungs- Sojaschrotimporte reduziert werden können. möglichkeiten, sei es über Zupacht, Aufstockung der Viehbestände, Aufnahme von Erwerbskom- Auch Marktfruchtbetriebe mit geringerer Flä- binationen oder zwischenbetriebliche Kooperati- chenausstattung können ökonomisch rentabel on. Die notwendigen Flächenpotenziale ergeben wirtschaften, wenn sie über günstige Anbau- und sich aus den Betrieben, die die Bewirtschaftung Absatzmöglichkeiten z.B. für Speisekartoffeln einstellen. Im Grundsatz werden durch den verfügen oder besondere Marktnischen (z.B. prognostizierten Strukturwandel im Großraum Direktvermarkung von Gemüse) bedienen. Braunschweig Flächenpotenziale freigesetzt, die ausreichen, um den Betrieben auch zukünftig Für Milchviehbetriebe wird zukünftig eine Min- eine ausreichende Flächenausstattung gewähr- destbestandsgröße von 70 - 100 Kühen, erfor- leisten zu können. Allerdings können auch in derlich sein. Beim Neubau von Stallungen wer- bestimmten Teilräumen Engpässe auftreten. Es den 120 - 150 Kuhplätze zum Standard. ist deshalb besonders an einen sparsamen Um- gang mit Grund und Boden für andere Nutzun- gen zu appellieren. Lediglich im Teilraum Ober-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 159

harz sind andere Entwicklungen zu erwarten. Preisstützungsmaßnahmen hin zu Direktzahlun- Hier muss Sorge dafür getragen werden, dass gen vollzogen. Mit dem Abschluss dieser För- aus Gründen der Flächenpflege noch eine aus- derperiode ist nun auch die Entkoppelung der reichende Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe Direktzahlungen von der Produktion abgeschlos- verbleibt. sen. Die Betriebe im Großraum Braunschweig haben von höheren Direktzahlungen aufgrund Der Bereich der Nebenerwerbslandwirtschaft der betriebsindividuellen Beträge profitiert. Diese erfüllt im Großraum Braunschweig eine besonde- resultierten im Großraum Braunschweig haupt- re Aufgabe mit hoher volkswirtschaftlicher Be- sächlich aus dem Zuckerrübenanbau. Betriebs- deutung. Nebenerwerbslandwirte sind aufgrund individuelle Beträge aufgrund der Tierhaltung ihrer Einkommen aus der landwirtschaftlichen hatten weniger Bedeutung. Diese betriebsindivi- Betätigung in der Lage, sich auch reduzierten duellen Beträge sind ab dem Jahr 2013 vollstän- oder saisonmäßig wechselnden Arbeitszeiten im dig abgeschmolzen. Vor allem für Betriebe mit Gewerbe oder der Industrie (bei Vereinbarkeit sehr hohen betriebsindividuellen Beträgen wer- mit den landwirtschaftlichen Tätigkeiten) anzu- den die Direktzahlungen künftig wesentlich ge- passen. Für den landwirtschaftlichen Betrieb ringer ausfallen. Die zukünftigen Direktzahlungen stehen dann noch bis zu 800 Arbeitsstunden und werden neben einer deutlich geringeren Basis- mehr zur Verfügung. Im Nebenerwerb lassen prämie eine ökologische Komponente beinhal- sich heute mit konventionellen Arbeitsverfahren ten. Gerechnet werden muss mit einer Absen- rund 100 ha LF im Marktfruchtbetrieb bewirt- kung der Prämie pro ha um ca. 20-25 % im Ver- schaften. Auch für Nebenerwerbsbetriebe bieten gleich zum Jahr 2013. sich die überbetriebliche Arbeitserledigung sowie betriebliche Zusammenschlüsse an. Aufgrund der guten Wirtschaftsergebnisse im WJ 2011/2012 konnten die Betriebe Reserven bil- Die zu erwartenden Betriebsaufgaben von Ne- den, mit denen die Auswirkungen des künftigen benerwerbsbetrieben aufgrund der fehlenden Einkommensverlustes teilweise abgemildert wer- Hofnachfolge liegen höher als bei Haupter- den können. Zurzeit ist das Preisniveau im werbsbetrieben. Es ist anzunehmen, dass die Ackerbau relativ hoch. Tatsache ist aber auch hohe Arbeitsbelastung in der Familie und die eine gestiegene Volatilität der Märkte. Prognosen fehlende berufliche Ausbildung und Perspektive für die künftige Preisentwicklung können vor im landwirtschaftlichen Bereich für die nachfol- diesem Hintergrund kaum abgegeben werden. gende Generation dafür ausschlaggebend sind. Oftmals werden Nebenerwerbsbetriebe deshalb zum Zeitpunkt des Generationswechsels aufge- geben. Verschiebungen durch den Übergang vom Haupterwerb zum Nebenerwerb fangen den Strukturwandel bei den Nebenerwerbsbetrieben teilweise auf.

Dennoch beinhaltet die Nebenerwerbslandwirt- schaft besonders in der Region Gifhorn- Wolfsburg große Wirtschafts- und Beschäfti- gungspotenziale wie auch Potenziale der kultu- rellen Identität, die durch regionale Initiativen z.B. im Bereich der Ausbildung gesichert und unter- stützt werden sollten.

Einkommen Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik ab dem Jahr 2014 wird Auswirkungen auf das Be- triebseinkommen haben. Hierbei sind erhebliche Unterschiede in Abhängigkeit von der betrachte- ten Region, der Betriebsform und der Be- triebsgröße zu erwarten. In der letzten Förderpe- riode von 2007 - 2013 wurde die Abkehr von

160 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

4.8 Landwirtschaftliche Teilräume

Die Bestandserfassung der landwirtschaftlichen Auf dieser Teilraumebene ist auch die Einbin- Strukturen im Gebiet des Zweckverbandes Groß- dung von Landwirten, Verbandsvertretern und raum Braunschweig hat verdeutlicht, dass sich Beratern über Arbeitskreise in die Erstellung des die Landwirtschaft vor allem in Abhängigkeit von landwirtschaftlichen Fachbeitrages erfolgt. Dar- den natürlichen Rahmenbedingungen in einzel- aus abgeleitet werden in Kapitel 5 sowohl Ziele nen Teilräumen des Verbandsgebietes sehr dif- und Leitbilder als auch Konflikte und Lösungsan- ferenziert entwickelt hat. Zum Ausdruck kommt sätze in Wechselbeziehung zu anderen Fachpla- dies in regional unterschiedlichen Produktions- nungen auf Ebene der Teilräume dargestellt. schwerpunkten sowie landeskulturellen und be- trieblichen Strukturen. Für die Raumordnung ergibt sich dementsprechend ebenfalls die Not- wendigkeit einer regionalen Differenzierung, die auf die jeweils unterschiedlichen Anforderungen der Landwirtschaft und die hiermit möglicher- weise verbundenen Nutzungskonflikte abge- stimmt ist.

Zu diesem Zweck wird das Verbandsgebiet im Folgenden in neun Teilräume aufgeteilt, die durch vergleichbare landwirtschaftliche Struktu- ren bzw. ähnlich gelagerte Problemstellungen gekennzeichnet sind. Einer tabellarischen Auf- stellung der wesentlichen Strukturdaten für die einzelnen Teilräume und, zur besseren Ver- gleichbarkeit, für das Verbandsgebiet insgesamt schließt sich die kartografische Übersicht (Abbildung 58) an.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 161

Tabelle 61: Strukturdaten der landwirtschaftlichen Teilräume Teilraum 1: Geest Nord

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 600 bis 750 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 - 225

Bodenverhältnisse Sande bis lehmig-schluffige Sande; (NLFB, NIBIS 1998) podsolierte Braunerden bis Parabraunerden

Bodenbewertung Ackerzahl ∅: 34 (OFD 1996) Grünlandzahl ∅: 37

Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 51 % 2011) Waldfläche 38 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 8 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 77 % Grünland 23 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 25.473 ha (= 73 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 100 % Dränagefläche: 4.037 ha (= 12% der LF)

Flurneuordnung -Schlagstruktur: 22 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurbe- reinigung und freiwilligem Landtausch: 23 von insgesamt 64 Gemarkungen (davon 7 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 409 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 75 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 90 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 56 % Nebenerwerb: 44 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 10 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 45,7 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 0,7 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0,7 % Futterbau: 29,3 % Veredelung: 2,9 % Pflanzenbauverbund 1,0 % Viehhaltungsverbund: 2,0 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 17,6 %

162 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 30,1 % 2012) Zuckerrüben 12,0 % Kartoffeln 18,2 % Getreide insgesamt 44,2 % Weizen 9,4 % Gerste 18,2 % Roggen 12,0 % Winterraps 4,1 % Mais insgesamt 17,8 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 69 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 40 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 204.419 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 2.445 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 24 %

Anmerkungen Trotz geringer Bodengüte kann, aufgrund der in allen Ge- markungen vorhandenen Beregnung, ein intensiver Hack- fruchtanbau erfolgen. Ein besonderes Gewicht hat auf- grund der in Hankensbüttel und Wittingen ansässigen ver- arbeitenden Industrie der Kartoffelanbau.

In Verbindung mit der teils intensiven Viehhaltung errei- chen die Betriebe den höchsten ∅ Standard-Output aller Teilräume.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 163

Teilraum 2: Geest West

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 600 bis 700 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 - 235

Bodenverhältnisse schluffige Sande; Braunerden (NLFB, NIBIS 1998)

Bodenbewertung Ackerzahl ∅: 39 (OFD 1996) Grünlandzahl ∅: 37 Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 64 % 2011) Waldfläche 18 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 15 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 83 % Grünland 17 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 20.325 ha (= 49 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 80 % Dränagefläche: 14.225 ha (= 34 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 22 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 43 von insgesamt 90 Gemarkungen (davon 10 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 489 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 71 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 92 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 61 % Nebenerwerb: 39 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 8 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 62,6 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 2,7 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0,6 % Futterbau: 19,8 % Veredelung: 1,6 % Pflanzenbauverbund: 0,8 % Viehhaltungsverbund: 0,6 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 11,2 %

164 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 2: Geest West

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 21,3 % 2012) Zuckerrüben 14,8 % Kartoffeln 6,5 % Getreide insgesamt 49,3 % Weizen 24,0 % Gerste 15,7 % Roggen 7,1 % Winterraps 7,8 % Mais insgesamt 14,8 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 56 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 21 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 149.755 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha: 1.780 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 34 %

Anmerkungen Die geringe Bodengüte und eine unterdurchschnittliche Flä- chenausstattung der HE-Betriebe förderten die Spezialisie- rung z.B. auf den Anbau von Braugerste, Frühkartoffeln und Spargel. Der Teilraum ist durch einen hohen Anteil direkt- vermarktender Betriebe gekennzeichnet.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 165

Teilraum 3: Geest Ost

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 600 bis 700 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 - 235

Bodenverhältnisse lehmige Sande; Braunerden, teils Podsole (NLFB, NIBIS 1998)

Bodenbewertung Ackerzahl ∅: 35 (OFD 1996) Grünlandzahl ∅: 33

Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 49 % 2011) Waldfläche 30 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 17 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 75 % Grünland 25 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 18.458 ha (= 47 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 70 % Dränagefläche: 16.813 ha (= 43% der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 24 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 34 von insgesamt 74 Gemarkungen (davon 4 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 409 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 83 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 92 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 52 % Nebenerwerb: 48 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 8 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 53,6% Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 1,9 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 1,7 % Futterbau: 30,0 % Veredelung: 0,5 % Pflanzenbauverbund: 0,2 % Viehhaltungsverbund: 1,0 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 11,1 %

166 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 3: Geest Ost

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 16,5 % 2012) Zuckerrüben 11,4 % Kartoffeln 5,1 % Getreide insgesamt 49,0 % Weizen 20,0 % Gerste 10,7 % Roggen 15,6 % Winterraps 9,2 % Mais insgesamt 15,3 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 61 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 21 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 147.226 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 1.528 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 28 %

Anmerkungen Die vorherrschenden Sandböden mit ihrer geringen Wasser- speicherfähigkeit bedingen einen hohen Beregnungsflä- chenanteil. Gleichzeitig stellt der Grundwasserschutz hohe Anforderungen an die Landbewirtschaftung. Auf den umfangreichen Moorflächen (z.B. Großes Moor und Drömling) ergeben sich Berührungspunkte mit dem Natur- und Landschaftsschutz.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 167

Teilraum 4: Stadt Braunschweig

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 618 (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 230

Bodenverhältnisse nördlich: lehmige Sande; pseudovergl. Braunerden (NLFB, NIBIS 1998) südlich: lehmige Schluffe; Parabraunerden

Ackerzahl ∅: 55 Bodenbewertung ∅ (OFD 1996) Grünlandzahl : 40

Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 37 % 2011) Waldfläche 13 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 46 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 84 % Grünland 16 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 456 ha (= 6 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 40 % Dränagefläche: 2.965 ha (= 41 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 28 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 9 von insgesamt 25 Gemarkungen (davon 1 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 77 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 90 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 86 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 67 % Nebenerwerb: 33 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 14 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 55,8 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 11,7 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 1,3 % Futterbau: 16,9 % Veredelung: 0 % Pflanzenbauverbund: 3,9 % Viehhaltungsverbund: 1,3 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 9,1 %

168 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 4: Stadt Braunschweig

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 16,3 % 2012) Zuckerrüben 15,7 % Kartoffeln < 1 % Getreide insgesamt 62,4 % Weizen 44,6 % Gerste 8,6 % Roggen 6,9 % Winterraps 9,4 % Mais insgesamt 3,4 %

Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 55 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 14 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 148.040 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 1.492 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 43 %

Anmerkungen Die Landwirtschaft ist stark durch städtische Einflüsse ge- prägt. Eine Flächenaufstockung ist aufgrund konkurrierender Flächenansprüche nur begrenzt möglich. Der Anteil direkt- vermarktender und ökologisch wirtschaftender Betriebe ist hoch. Die Pensionspferdehaltung hat einen besonderen Stellenwert.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 169

Teilraum 5: Ostbraunschweigisches Hügelland

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 550 bis 750 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 – 230

Bodenverhältnisse tonige Lehme; Braunerden, Pseudogley-Braunerden (NLFB, NIBIS 1998) ∅ Ackerzahl : 49 ∅ Bodenbewertung Grünlandzahl : 41 (OFD 1996) Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 58 % 2011) Waldfläche 28 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 12 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 82 % Grünland 18 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 618 ha (= 3 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 16 % Dränagefläche: 10.481 ha (= 54 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 22 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 19 von insgesamt 43 Gemarkungen (davon 3 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 200 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 79 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 94 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 65 % Nebenerwerb: 35 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 6 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 61,5 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 2,5 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0,5 % Futterbau: 19,5 % Veredelung: 1,0 % Pflanzenbauverbund: 1,0 % Viehhaltungsverbund: 1,0 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 13,0 %

170 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 5: Ostbraunschweigisches Hügelland

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 12,6 % 2012) Zuckerrüben 12,3 % Kartoffeln < 1 % Getreide insgesamt 59,2 % Weizen 42,4 % Gerste 8,3 % Roggen 6,3 % Winterraps 14,,7 % Mais insgesamt 6,1 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 55 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 19 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 125.579 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha: 1.375 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 28%

Anmerkungen Im Übergangsraum zwischen Börde und Geest haben sich viele rindviehhaltende Betriebe gehalten. Die durchschnittli- chen Schlagstrukturen sind relativ klein. Es existieren besondere Flächenansprüche durch Autobahn- und Schienentrassen sowie die mit diesen Vorhaben ver- bundene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 171

Teilraum 6: Börde West

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 600 bis 700 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 225 – 235

Bodenverhältnisse lehmige Schluffe; Parabraunerden, Schwarzerden (NLFB, NIBIS 1998) ∅ Ackerzahl : 79 ∅ Bodenbewertung Grünlandzahl : 51 (OFD 1996) Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 62 % 2011) Waldfläche 13 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 22 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 95 % Grünland 5 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 911 ha (= 3 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 10 % Dränagefläche: 15.191 ha (= 48 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 29 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) Bedarf an Flurbereinigung und freiwilliger Landtausch, im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurbereini- gung und freiwilligem Landtausch: 36 von insgesamt 81 Gemarkungen, davon 5 dringend

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 322 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 87 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 96 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 72 % Nebenerwerb: 28 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 4 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 81,4 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 1,9 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0 % Futterbau: 5,6 % Veredelung: 1,2 % Pflanzenbauverbund: 1,2 % Viehhaltungsverbund: 0,9 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 7,8 %

172 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 6: Börde West

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 27,6 % 2012) Zuckerrüben 23,1 % Kartoffeln 1,5 % Getreide insgesamt 58,7 % Weizen 48,1 % Gerste 8,6 % Roggen < 1 % Winterraps 5,1 % Mais insgesamt 6,8 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 41 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 11 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 146.046 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 1.593 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 36 %

Anmerkungen Die hervorragenden Ackerstandorte führten zu einer starken Spezialisierung auf den Marktfruchtbau. Die Landwirtschaft wird beeinflusst durch städtische Einflüsse von Salzgitter und Braunschweig.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 173

Teilraum 7: Börde Ost

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 550 bis 750 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 – 230

Bodenverhältnisse lehmige Schluffe; Parabraunerden (NLFB, NIBIS 1998) ∅ Ackerzahl : 77 ∅ Bodenbewertung Grünlandzahl : 52 (OFD 1996) Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 65 % 2011) Waldfläche 19 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 12 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 97 % Grünland 3 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 465 ha (= 1 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 9 % Dränagefläche: 25.910 ha (= 49 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 42 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 45 von insgesamt 96 Gemarkungen (davon 5 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 452 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 117 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 91 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 75 % Nebenerwerb: 25 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 9 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 86,9 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 3,5 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 1,5 % Futterbau: 4,0 % Veredelung: 0,4 % Pflanzenbauverbund: 0,9 % Viehhaltungsverbund: 0 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 2,7 %

174 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 7: Börde Ost

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 19,6 % 2012) Zuckerrüben 19,3 % Kartoffeln < 1 % Getreide insgesamt 63,4 % Weizen 54,8 % Gerste 6,9 % Roggen < 1 % Winterraps 10,4 % Mais insgesamt 3,9 %

Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 26 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 3 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 175.703 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 1.427 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 25 %

Anmerkungen Die hervorragenden Ackerstandorte führten zu einer starken Spezialisierung auf den Marktfruchtbau (Zuckerrüben und Winterweizen) und zu einem hohen Anteil von HE-Betrieben. Historisch bedingt und aufgrund der guten Zupachtmöglich- keiten in Sachsen-Anhalt haben sich große Betriebsstruktu- ren entwickelt.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 175

Teilraum 8: Harzvorland

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 550 bis 900 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 210 – 230

Bodenverhältnisse tonige Schluffe; Parabraunerden, an Hängen Ranker und (NLFB, NIBIS 1998) Rendzinen

Bodenbewertung Ackerzahl ∅: 66 (OFD 1996) Grünlandzahl ∅: 45

Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 52 % 2011) Waldfläche 30 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 15 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 88 % Grünland 12 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 2.792 ha (= 8 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 23 % Dränagefläche: 10.421 ha (= 32 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 33% der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 35 von insgesamt 71 Gemarkungen (davon 5 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 403 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 88 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 92 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 68 % Nebenerwerb: 32 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 8 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 67,2 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 2,2 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0,2 % Futterbau: 12,9 % Veredelung: 2,5 % Pflanzenbauverbund: 0,2 % Viehhaltungsverbund: 0,2 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 14,4 %

176 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 8: Harzvorland

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 17,4 % 2012) Zuckerrüben 17,3 % Kartoffeln < 1 % Getreide insgesamt 61,4 % Weizen 52,7 % Gerste 7,3 % Roggen < 1 % Winterraps 11,8 % Mais insgesamt 5,6 % Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 51 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 19 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 146.634 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha: 1.522 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 26 %

Anmerkungen Der Teilraum verfügt über gute ackerbauliche Standortbe- dingungen, weist aber wie die Geest noch einen nennens- werten Viehbesatz auf. Landwirtschaftliche Nutzflächen sind durch Schwermetallbelastungen in Emissions- und Über- schwemmungsgebieten betroffen.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 177

Teilraum 9: Oberharz

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Niederschlag: 600 bis 1600 mm (DWD, Klimaatlas 1964) Tage > 5°C: 140 – 220

Bodenverhältnisse steinige, schluffige Lehme; Pseudogley-Braunerden (NLFB, NIBIS 1998) ∅ Grünlandzahl : 31

Bodenbewertung (OFD 1996) Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 5 % 2011) Waldfläche 88 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 5 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 0 % Grünland 100 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 0 ha (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 0 % Dränagefläche: 0 ha

Flurneuordnung Schlagstruktur: 21 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 3 von insgesamt 8 Gemarkungen (davon 0 dringend)

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 13 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 64 ha (LSKN 2010)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 92 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 33 % Nebenerwerb: 67 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 8 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 7,7 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 0 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0 % Futterbau: 92,3 % Veredelung: 0 % Pflanzenbauverbund: 0 % Viehhaltungsverbund: 0 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 0 %

178 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Teilraum 9: Oberharz

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 0 % 2012) Zuckerrüben 0 % Kartoffeln 0 % Getreide insgesamt 0 % Weizen 0 % Gerste 0 % Roggen 0 % Winterraps 0 % Mais insgesamt 0 %

Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 92 % (LSKN 2010) (Viehdichte aufgrund statist. Geheimhaltung nicht darstell- bar)

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 47.674 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha : 648 € (LSKN 2010)

Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 25 %

Anmerkungen Die Standortverhältnisse lassen eine ausschließliche Grün- landnutzung zu. Es bestehen erschwerte Bewirtschaftungs- bedingungen durch besondere klimatische Verhältnisse. Der Standardoutput je Betrieb liegt deutlich unter dem Ver- bandsdurchschnitt. Ein weiteres Standbein der landwirtschaftlichen Betriebe sind Landschaftspflegeleistungen und der Tourismus.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 179

Großraum Braunschweig

natürliche Standortverhältnisse Klima ∅ Klimat. Bereiche ohne den Oberharz (DWD, Klimaatlas 1964) ∅ Niederschlag: 550 bis 900 mm Tage > 5°C: 210 – 235

Bodenverhältnisse Ackerzahl ∅: 57 (NLFB, NIBIS 1998) Grünlandzahl ∅: 39

Bodenbewertung (OFD 1996) Bodennutzung Anteile an der Katasterfläche (LSKN, Katasterdaten Landwirtschaftsfläche 52 % 2011) Waldfläche 31 % Siedlungs- u. Verkehrsfläche 15 %

Anteile an der bewirtschafteten LF Acker 85 % Grünland 15 %

Landeskultur Be-/Entwässerung Beregnungsfläche: 69.524 ha (= 27 % der LF) (LWK 1997) Gemarkungen mit Beregnungsflächen: 43 % Dränagefläche: 100.041 ha (= 38 % der LF)

Flurneuordnung Schlagstruktur: 29 % der LF auf Schlägen > 10 ha (LGLN 2012, LWK 2012) -im Rahmen der Befragung geäußerter Bedarf an Flurberei- nigung und freiwilligem Landtausch: 247 von insgesamt 552 Gemarkungen (davon 40 dringend) Fläche der ab 1984 abgeschlossenen und laufenden Verfah- ren im Verbandsgebiet: 65.234 ha

Betriebsstruktur Anzahl und landwirtschaftliche Betriebe 2.779 Flächenausstattung LF je Betrieb ∅ 86 ha (LSKN 2010, GAP 2012)

Erwerbscharakter Einzelunternehmen 92 % (LSKN 2010) davon Haupterwerb: 64 % Nebenerwerb: 36 %

Personengemeinschaften/-gesellschaften und juristische Personen 8 %

Betriebssystematik der Ackerbau: 65,1 % Haupterwerbsbetriebe Gartenbau: 2,5 % (LSKN 2010) Dauerkultur: 0,8 % Futterbau: 17,7 % Veredelung: 1,4 % Pflanzenbauverbund: 0,8 % Viehhaltungsverbund: 0,8 % Pflanzenbau-Viehhaltung: 10,8 %

180 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Großraum Braunschweig

Produktionsstrukturen Ackerbau Anteile an der Ackerfläche (GAP-Antragsverfahren Hackfrüchte insgesamt 20,8 % 2012) Zuckerrüben 16,6 % Kartoffeln 4,2 % Getreide insgesamt 55,8 % Weizen 37,7 % Gerste 10,5 % Roggen 5,6 % Winterraps 8,9 % Mais insgesamt 9,5% Viehhaltung viehhaltende Betriebe: 51 % (LSKN 2010) Viehdichte (näherungsweise aufgrund statist. Geheimhaltungslücken) 18 GV/100 ha

Einkommenspotential Standard-Output der ∅ Standard-Output je Betrieb: 158.497 € Haupterwerbsbetriebe ∅ Standard-Output je ha: 1.655 € (LSKN 2010) Erwerbskombination Anteil der Betriebe mit Erwerbskombination (LWK 2012) an allen Betrieben: 29 %

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 181

Abbildung 58: Landwirtschaftliche Teilräume

182 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

5 Tabellenanhang

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 183

Anhangtabelle 1: Bodenfläche 2011 nach Gemeinden nach Art der tatsächlichen Nutzung

Siedlung Gesamt- Ldw.fläche Acker Grünland Wald und Ver- Gebietseinheit fläche (ha) (ha) (ha) (ha) kehr (ha) (ha) Braunschweig 19.215 7.139 5.733 1.055 2.518 8.933 Salzgitter 22.391 11.366 10.683 462 3.913 6.388 Wolfsburg 20.405 8.622 6.204 2.000 4.801 6.305 Adenbüttel 1.371 903 645 211 294 151 Barwedel 1.980 1.042 756 239 740 168 Bergfeld 1.060 719 626 90 226 90 Bokensdorf 1.449 624 480 125 580 195 Brome,Flecken 3.666 2.059 1.826 208 1.234 346 Calberlah 2.764 1.511 1.140 335 776 402 Dedelstorf 7.603 3.824 2.645 986 3.006 471 Ehra-Lessien 5.609 1.337 793 508 3.081 313 Gifhorn 10.486 4.220 2.402 1.644 3.527 2.420 Groß Oesingen 5.745 3.537 2.590 813 1.728 357 Hankensbüttel 3.482 1.929 1.532 376 1.005 483 Hillerse 2.409 1.820 1.603 192 300 232 Isenbüttel 1.865 861 584 236 446 439 Jembke 1.457 932 813 109 358 143 Leiferde 2.788 1.172 894 243 1.197 326 Meine 3.873 2.692 2.315 238 470 567 Meinersen 5.383 3.406 2.948 395 1.144 717 Müden (Aller) 6.728 4.032 3.294 712 1.932 596 Obernholz 3.782 2.656 1.948 658 867 235 Osloß 764 418 260 153 173 131 Parsau 2.933 1.742 1.299 385 836 219 Ribbesbüttel 2.451 1.391 952 406 828 210 Rötgesbüttel 1.083 569 452 91 345 159 Rühen 3.089 1.977 1.037 914 632 355 Sassenburg 8.840 3.841 1.948 1.114 3.286 1.079 Schönewörde 1.773 1.151 691 314 393 143 Schwülper 2.090 1.394 1.130 222 181 460 Sprakensehl 8.382 2.276 2.003 204 5.654 423 Steinhorst 5.778 1.742 1.186 493 3.624 328 Tappenbeck 511 341 279 57 81 85 Tiddische 1.678 1.115 995 117 376 149 Tülau 2.353 1.600 1.312 284 530 195 Ummern 4.032 2.123 1.584 508 1.632 243 Vordorf 1.926 1.502 1.368 105 190 219

184 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Siedlung Gesamt- Ldw.fläche Acker Grünland Wald und Ver- Gebietseinheit fläche (ha) (ha) (ha) (ha) kehr (ha) (ha) Wagenhoff 432 254 79 164 75 88 Wahrenholz 5.799 3.293 2.191 811 1.850 441 Wasbüttel 658 432 338 93 75 124 Wesendorf 3.123 1.656 1.003 450 666 495 Weyhausen 798 477 244 223 124 177 Wittingen 22.509 12.442 9.913 2.415 7.099 1.974 Didderse 741 538 420 104 99 94 Giebel 1.036 39 16 23 942 43 LK Gifhorn 156.280 81.591 60.534 17.966 52.599 16.482 Altenau 466 95 — 91 187 175 Bad Harzburg 6.542 1.999 1.617 324 3.029 1.319 Braunlage 2.170 293 — 282 1.500 365 Clausthal-Zellerfeld 3.396 748 — 703 1.605 795 Goslar 9.257 2.277 1.796 431 4.647 2.089 Hahausen 969 480 373 107 354 127 Langelsheim 4.876 2.119 1.599 474 1.231 937 Liebenburg 7.837 4.892 4.574 303 2.043 784 Lutter a. B. 3.332 1.698 1.460 235 1.272 253 St.Andreasberg 985 346 — 295 418 212 Schulenberg i.Oberharz 175 15 — 15 109 49 Seesen 10.218 6.420 4.911 1.431 1.972 1.628 Vienenburg 7.114 4.295 3.938 325 1.567 949 Wallmoden 1.682 964 875 85 561 121 Wildemann 334 59 — 58 201 66 Harz(Landkreis Goslar) 37.176 647 — 219 35.426 578 LK Goslar 96.529 27.345 21.142 5.379 56.122 10.448 4.060 2.813 2.638 154 868 279 959 826 817 7 38 68 Büddenstedt 1.954 935 921 12 436 369 1.404 471 278 190 746 153 613 445 420 23 65 97 1.514 1.369 1.348 16 19 99 Grafhorst 965 761 423 331 49 119 1.127 727 606 114 115 227 Groß Twülpstedt 3.643 2.905 2.688 211 351 321 Helmstedt 4.697 2.503 2.262 218 281 1.329 Ingeleben 908 841 831 7 4 57 1.747 1.508 1.491 8 39 144 Königslutter a.Elm 13.061 8.637 7.186 1.296 2.628 1.511 Lehre 7.167 3.650 2.891 666 2.498 876

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 185

Siedlung Gesamt- Ldw.fläche Acker Grünland Wald und Ver- Gebietseinheit fläche (ha) (ha) (ha) (ha) kehr (ha) (ha) Mariental 653 465 358 100 70 100 478 409 381 27 9 52 Räbke 1.135 786 769 15 238 102 Rennau 2.260 1.630 1.046 567 459 149 Schöningen 3.536 1.718 1.649 28 403 728 Söllingen 1.155 1.009 1.003 5 7 99 Süpplingen 1.035 830 784 39 6 139 Süpplingenburg 1.430 749 707 31 542 119 Twieflingen 1.878 1.664 1.652 8 73 125 Velpke 1.970 1.249 1.056 183 325 287 Warberg 801 702 681 20 9 84 1.317 566 540 22 622 112 Brunsleberfeld 409 9 4 4 382 18 Helmstedt 1.856 7 3 3 1.700 145 Königslutter 890 2 — 2 820 62 Mariental 1.581 7 — 5 1.450 122 Schöningen 1.192 0 — — 1.138 53 LK Helmstedt 67.395 40.193 35.433 4.312 16.390 8.146 Edemissen 10.367 7.307 5.633 1.611 1.476 1.302 Hohenhameln 6.942 5.805 5.552 241 79 980 Ilsede 2.845 1.718 1.583 132 327 687 Lahstedt 4.362 3.276 3.129 139 320 703 Lengede 3.421 2.273 2.189 80 185 862 Peine 11.965 7.375 6.106 1.145 1.228 2.980 Vechelde 7.587 5.159 4.709 410 1.055 1.108 Wendeburg 5.998 4.202 3.449 716 741 849 LK Peine 53.487 37.113 32.350 4.473 5.411 9.472 Achim 1.581 1.431 1.419 12 22 113 Baddeckenstedt 2.048 1.194 1.075 78 479 297 Börßum 1.478 1.169 1.102 60 32 252 Burgdorf 2.407 1.545 1.463 80 612 235 Cramme 1.245 802 794 4 343 93 Cremlingen 5.934 3.615 2.855 650 1.127 1.033 Dahlum 1.512 1.092 1.082 8 307 107 Denkte 1.822 1.409 1.304 73 191 201 Dettum 1.716 1.484 1.452 27 85 132 Dorstadt 1.036 591 562 29 374 58 Elbe 1.675 1.271 1.234 22 217 171 Erkerode 1.334 624 509 113 582 106 Evessen 1.755 1.031 944 27 597 116

186 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Siedlung Gesamt- Ldw.fläche Acker Grünland Wald und Ver- Gebietseinheit fläche (ha) (ha) (ha) (ha) kehr (ha) (ha) Flöthe 1.883 1.294 1.279 13 403 171 Gielde 911 698 684 12 107 96 Haverlah 1.684 1.463 1.437 25 31 175 Hedeper 1.566 1.430 1.396 32 30 92 Heere 1.528 790 752 34 601 99 Heiningen 841 393 380 11 345 62 Hornburg 2.211 1.678 1.614 55 127 362 Kissenbrück 647 448 425 23 27 160 Kneitlingen 1.757 1.250 1.228 21 357 142 Ohrum 838 430 404 24 345 57 Remlingen 2.159 1.827 1.805 22 124 194 Roklum 834 766 760 4 8 50 Schladen 3.066 2.098 2.030 53 350 439 Schöppenstedt 3.965 2.370 2.319 42 1.146 412 Sehlde 2.038 731 689 38 1.178 113 Semmenstedt 1.171 1.064 1.054 10 8 88 Sickte 2.527 1.872 1.827 31 248 352 Uehrde 2.433 2.243 2.212 23 17 159 Vahlberg 1.800 1.502 1.456 34 175 113 Veltheim (Ohe) 844 510 503 4 249 78 Werlaburgdorf 1.201 728 681 29 311 144 Winnigstedt 1.205 1.063 1.042 19 22 98 Wittmar 465 216 209 7 178 69 Wolfenbüttel 7.851 4.512 4.341 121 1.267 1.987 Am Großen Rhode 579 8 — 8 554 17 Barnstorf-Warle 129 — — — 127 2 Voigtsdahlum 577 — — — 571 6 LK Wolfenbüttel 72.254 48.642 46.321 1.874 13.874 8.649 Großraum Braunschweig 507.957 262.012 218.401 37.521 155.627 74.823 Niedersachsen 4.761.288 2.859.353 1.755.442 985.174 1.033.915 646.397 Quelle: LSKN 2011

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 187

Anhangtabelle 2: Bodenwertzahlen 2002 nach Gemeinden

Bodengeschätzte Fläche Bodenwertzahlen Gebietseinheit Grünland Grünland- LF Acker (ha) LF (ha) Ackerzahl (ha) zahl EMZ/100 Braunschweig 5.753 898 6.652 56,7 39,5 54,4 Salzgitter 10.907 363 11.270 81,2 46,5 80,1 Wolfsburg 6.396 2.092 8.488 40,5 35,8 39,4 Adenbüttel* 795 189 984 36,6 34,3 36,2 Barwedel 237 8 245 26,6 25,4 26,6 Bergfeld 598 126 723 28,1 33,3 29,0 Bokensdorf 512 182 694 24,7 28,0 25,6 Brome 1.830 215 2.045 34,9 37,5 35,1 Calberlah 1.093 290 1.383 53,3 36,7 49,8 Dedelstorf 2.729 935 3.664 27,9 32,7 29,1 Didderse 276 64 340 31,9 28,7 31,3 Ehra-Lessien 588 104 692 27,0 33,3 27,9 Gifhorn 2.370 1.808 4.178 28,2 33,3 30,4 Groß Oesingen 2.524 946 3.470 26,2 34,3 28,4 Hankensbüttel 1.410 355 1.765 36,3 38,3 36,7 Hillerse 1.441 356 1.797 29,5 37,3 31,0 Isenbüttel 599 207 806 44,1 36,6 42,2 Jembke 794 115 908 28,8 35,2 29,6 Leiferde 894 242 1.136 30,7 33,3 31,2 Meine 2.538 170 2.708 45,3 42,9 45,1 Meinersen 944 218 1.162 28,7 39,6 30,7 Müden 3.100 922 4.022 32,3 35,6 33,0 Obernholz 1.953 665 2.618 41,7 41,6 41,7 Osloß 269 151 420 32,2 29,5 31,2 Parsau 1.250 471 1.720 31,1 33,5 31,7 Ribbesbüttel 959 415 1.374 35,3 32,3 34,4 Rötgesbüttel 464 112 576 41,2 37,6 40,5 Rühen 1.140 856 1.996 29,8 29,7 29,8 Sassenburg 2.075 1.037 3.112 26,8 29,7 27,8 Schönewörde 691 318 1.009 32,5 33,7 32,9 Schwülper 1.131 247 1.378 43,7 31,5 41,6 Sprakensehl 2.101 169 2.270 32,9 38,4 33,3 Steinhorst 1.263 462 1.725 32,3 35,7 33,2 Tappenbeck 255 71 326 32,3 35,7 33,0 Tiddische 795 135 930 30,1 30,8 30,2 Tülau 535 10 545 31,8 33,9 31,8 Ummern 1.416 679 2.095 27,1 35,9 29,9 Vordorf 1.382 96 1.479 46,9 42,7 46,6

188 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Bodengeschätzte Fläche Bodenwertzahlen Gebietseinheit Grünland Grünland- LF Acker (ha) LF (ha) Ackerzahl (ha) zahl EMZ/100 Wagenhoff 116 141 256 24,1 30,2 27,4 Wahrenholz 2.206 795 3.000 30,2 35,4 31,6 Wasbüttel 10 4 14 32,2 36,8 33,4 Wesendorf 975 492 1.468 23,5 33,5 26,9 Weyhausen 272 215 487 31,7 28,4 30,2 Wittingen 9.408 2.600 12.007 39,8 40,2 39,9 gemfr. Gebiete LK GF 27 11 37 45,5 33,3 42,1 LK Gifhorn 55.964 17.602 73.566 34,2 35,1 34,4 Altenau 102 102 32,3 32,3 Bad Harzburg 1.757 289 2.046 57,4 43,1 55,3 Braunlage 283 283 29,2 29,2 Clausthal-Zellerfe 704 704 35,3 35,3 Goslar 1.956 337 2.294 56,6 35,4 53,5 Hahausen 410 74 484 57,0 45,1 55,2 Langelsheim 1.833 376 2.209 51,1 35,3 48,4 Liebenburg 4.727 175 4.903 73,8 56,5 73,2 Lutter 1.498 203 1.702 64,5 47,6 62,5 St Andreasberg 354 354 25,7 25,7 Schulenberg 13 13 31,2 31,2 Seesen 4.780 1.018 5.798 65,1 47,5 62,0 Vienenburg 4.233 165 4.397 63,1 42,2 62,3 Wallmoden 893 85 978 62,8 41,8 60,9 Wildemann 57 57 24,7 24,7 gemfr. Gebiete LK GS 65 65 23,7 23,7 LK Goslar 22.088 4.301 26.389 63,8 39,1 59,8 Bahrdorf 2.684 140 2.824 41,1 38,3 41,0 Beierstedt 729 98 827 85,1 52,1 81,2 Büddenstedt 920 920 67,0 67,0 Danndorf 328 164 492 31,2 32,7 31,7 Frellstedt 421 22 444 76,5 59,3 75,6 Gevensleben 1.291 78 1.369 89,6 52,4 87,5 Grafhorst 463 295 759 33,8 30,9 32,7 Grasleben 626 106 731 45,0 44,5 44,9 Groß Twülpstedt 2.733 157 2.890 47,0 43,5 46,8 Helmstedt 2.227 229 2.456 60,7 43,8 59,1 Ingeleben 838 1 838 90,1 26,4 90,0 Jerxheim 1.320 170 1.490 83,0 54,6 79,8 Königslutter 6.954 1.370 8.324 52,7 39,1 50,5 Lehre 2.989 640 3.629 46,2 40,8 45,2 Mariental 440 41 481 50,8 45,2 50,3

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 189

Bodengeschätzte Fläche Bodenwertzahlen Gebietseinheit Grünland Grünland- LF Acker (ha) LF (ha) Ackerzahl (ha) zahl EMZ/100 Querenhorst 368 41 409 44,6 43,4 44,5 Räbke 781 4 785 68,9 41,5 68,8 Rennau 1.183 441 1.624 43,7 43,9 43,7 Schöningen 1.698 13 1.712 76,5 43,3 76,3 Söllingen 961 52 1.014 90,1 56,3 88,4 Süpplingen 778 46 824 77,4 52,4 76,0 Süpplingenburg 687 64 751 52,6 51,2 52,5 Twieflingen 1.637 30 1.667 77,2 61,2 76,9 Velpke 1.097 152 1.249 38,8 39,0 38,8 Warberg 701 2 703 70,9 56,7 70,9 Wolsdorf 555 8 563 75,2 51,0 74,8 gemfr. Gebiete LK HE 8 14 22 53,8 38,6 44,0 LK Helmstedt 35.408 4.366 39.774 59,5 41,6 57,5 Edemissen 5.092 1.388 6.480 31,4 34,3 32,0 Hohenhameln 5.605 162 5.767 80,7 55,3 80,0 Ilsede 1.614 130 1.744 68,3 51,6 67,0 Lahstedt 2.821 117 2.938 81,8 65,5 81,1 Lengede 2.228 59 2.287 80,5 58,4 79,9 Peine 6.286 1.024 7.310 49,0 39,2 47,7 Vechelde 4.713 472 5.185 73,0 42,0 70,2 Wendeburg 3.461 754 4.216 39,2 34,8 38,4 LK Peine 31.819 4.108 35.927 60,4 39,1 57,9 Achim 1.338 99 1.437 75,8 56,2 74,5 Baddeckenstedt 1.060 89 1.149 68,7 51,7 67,4 Börßum 1.082 84 1.166 78,2 41,0 75,5 Burgdorf 1.449 95 1.544 83,3 53,4 81,5 Cramme 811 3 813 80,5 46,4 80,4 Cremlingen 3.120 347 3.467 51,9 44,6 51,1 Dahlum 1.086 8 1.093 77,6 49,3 77,4 Denkte 1.313 64 1.376 78,2 43,1 76,6 Dettum 1.479 8 1.486 78,6 43,8 78,5 Dorstadt 532 58 590 74,6 45,8 71,8 Elbe 1.254 7 1.261 77,8 55,0 77,7 Erkerode 520 103 624 63,8 63,2 63,7 Evessen 969 4 972 76,8 52,1 76,7 Flöthe 1.330 4 1.334 76,9 49,8 76,8 Gielde 622 8 630 74,3 68,1 74,2 Haverlah 1.452 11 1.463 73,9 61,1 73,8 Hedeper 1.250 184 1.434 80,0 58,4 77,2 Heere 757 19 776 68,5 44,2 67,9

190 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Bodengeschätzte Fläche Bodenwertzahlen Gebietseinheit Grünland Grünland- LF Acker (ha) LF (ha) Ackerzahl (ha) zahl EMZ/100 Heiningen 393 5 398 67,9 54,9 67,7 Hornburg 1.642 43 1.685 73,5 50,9 72,9 Kissenbrück 420 41 461 79,7 49,4 77,0 Kneitlingen 1.263 5 1.268 74,9 56,2 74,9 Ohrum 403 28 431 79,1 56,7 77,6 Remlingen 1.830 6 1.837 72,9 50,9 72,9 Roklum 750 16 766 81,4 59,4 80,9 Schladen 1.713 41 1.754 71,6 45,8 71,0 Schöppenstedt 2.357 20 2.377 78,3 35,4 78,0 Sehlde 689 38 727 71,0 47,2 69,8 Semmenstedt 1.047 21 1.068 84,3 59,6 83,8 Sickte 1.844 30 1.874 72,1 58,3 71,8 Uehrde 2.200 50 2.250 85,0 47,5 84,1 Vahlberg 1.473 33 1.506 76,8 51,1 76,2 Veltheim 510 1 510 78,1 76,0 78,1 Werlaburgdorf 627 28 655 70,3 52,2 69,5 Winnigstedt 1.013 53 1.066 80,8 61,1 79,8 Wittmar 212 6 218 63,3 32,3 62,4 Wolfenbüttel 4.430 70 4.500 79,3 57,2 79,0 gemfr. Gebiete LK WF 3 6 8 65,1 44,4 51,1 LK Wolfenbüttel 46.240 1.733 47.973 75,1 51,2 74,2

Großraum 214.575 35.463 250.038 57,3 37,9 54,5 Braunschweig

Quelle: Oberfinanzdirektion Hannover 2002 * Wert Adenbüttel Stand 1996

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 191 192

Anhangtabelle 3: Strukturdaten des landwirtschaftlichen Wirtschaftswegenetzes

Gemeinde Wirtschaftswege Eigentum (km) Zustand (km) Ausbaubedarf (km) Befestigung (km) Landkreis wün- Großraum Länge Dichte komm schlec drin- schen nicht Asph./ (km) (km/100 ha) Realv. privat . ht mittel gut gend sw. erford. Gras Schotter Beton Braunschweig 235 3,27 226 1 8 17 143 75 0 47 189 15 164 56 Salzgitter 260 2,35 213 16 31 14 152 94 35 140 75 26 123 111 Wolfsburg 345 3,88 237 3 85 15 244 85 100 211 34 65 147 132 Adenbüttel Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 30 3,05 0 0 30 0 0 30 0 0 30 2 6 23 Barwedel 54 5,02 0 0 54 0 0 54 0 0 54 35 4 15 Bergfeld 19 3,57 19 0 0 4 3 12 0 19 0 10 4 4 Bokensdorf 25 3,57 13 0 13 0 13 13 0 0 25 8 14 4 Brome 91 4,96 0 0 91 41 45 5 74 17 0 63 5 23 Calberlah 42 2,71 0 3 39 4 11 27 0 0 42 13 9 20 Dedelstorf 68 1,85 0 0 68 10 36 22 0 21 47 29 0 39 Didderse 20 4,74 0 0 20 0 20 0 0 20 0 6 4 10 Ehra-Lessien 52 3,46 0 0 52 24 29 0 0 47 0 38 4 10 Gifhorn 184 4,2 0 0 184 40 84 60 51 133 0 119 17 47 Gr. Oesingen 54 1,75 0 0 54 15 20 19 36 0 18 35 2 17 Hankensbüttel 82 4,08 0 0 82 41 29 12 0 82 0 31 13 38 Hillerse 46 2,02 0 0 46 19 14 13 0 0 46 29 2 15 –

Band 1 Band Isenbüttel 40 4,21 20 0 20 0 0 40 0 0 40 8 8 24 Jembke 59 6,28 0 0 59 0 59 0 0 0 59 27 16 16

Leiferde 41 3,93 0 5 36 17 8 16 0 0 41 23 4 14 Meine 62 2,21 8 0 54 0 26 35 . . . 14 32 15 Meinersen 81 3,06 0 0 81 2 79 0 0 77 4 36 0 45 Müden (Aller) 150 3,65 0 37 113 20 130 0 20 126 4 49 78 24 Obernholz 126 4,86 0 0 126 50 76 0 50 60 16 44 40 42 Osloss 30 7,08 0 0 30 24 6 0 30 0 0 24 3 3 Parsau 79 4,19 29 0 50 0 66 13 25 54 0 23 23 33 Ribbesbüttel 48 3,37 0 0 48 0 48 0 0 48 0 8 20 20 Rötgesbüttel 22 3,61 0 0 22 0 22 0 0 22 0 3 12 7

Gemeinde Wirtschaftswege Eigentum (km) Zustand (km) Ausbaubedarf (km) Befestigung (km) Landkreis wün- Großraum Länge Dichte komm schlec drin- schen nicht Asph./ (km) (km/100 ha) Realv. privat . ht mittel gut gend sw. erford. Gras Schotter Beton Rühen 66 3,18 66 0 0 19 32 15 52 14 0 22 32 13 Sassenburg 180 5,15 0 0 180 135 39 7 170 0 10 115 34 31 Schönewörde 15 1,48 0 0 15 4 11 0 15 0 0 4 4 8 Schwülper 38 2,53 15 1 22 2 16 21 15 1 22 6 25 8 Sprakensehl 130 5,56 0 49 82 54 42 34 0 110 20 65 34 32 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Steinhorst 92 5,2 0 46 46 0 92 0 0 47 45 29 46 17 Tappenbeck 14 4,18 0 0 14 14 0 0 14 0 0 10 0 4 Tiddische 33 4,52 33 0 0 5 20 8 0 33 0 12 9 12 Tuelau 44 2,64 0 0 44 7 14 23 0 44 0 19 6 19 Ummern 80 3,8 0 0 80 16 8 56 0 0 80 26 17 37 Vordorf 33 2,13 13 0 20 14 5 14 15 5 13 6 14 12 Wagenhoff 14 5,24 0 0 14 0 7 7 0 0 14 8 3 4 Wahrenholz 85 3,18 0 0 85 0 85 0 0 0 85 0 16 69 Wasbüttel 10 2,16 5 0 5 0 0 10 0 0 10 1 2 8 Wesendorf 50 3,32 0 20 30 10 30 10 0 50 0 8 25 18 Weyhausen 20 3,94 0 0 20 0 20 0 0 20 0 13 5 2 Wittingen 246 2,05 0 24 221 42 135 69 30 180 36 65 27 153

– LK Gifhorn 2.652 3,37 220 184 2.248 629 1.376 646 597 1.228 761 1.083 618 951 Band 1 Band Altenau 5 4,95 0 3 3 0 5 0 0 5 0 3 3 0 Bad Harzburg 67 3,15 67 0 0 0 13 54 0 33 34 9 46 12

Braunlage 20 6,29 0 0 0 0 20 0 0 0 20 0 20 0 Clausth.-Zellerfeld 40 7,95 0 20 20 0 40 0 0 20 20 8 16 16 Goslar 69 3,59 33 0 37 0 31 39 0 40 29 20 36 14 Hahausen 20 4,06 20 0 0 0 20 0 0 20 0 5 10 5 Langelsheim 126 5,53 98 0 0 6 12 108 0 98 28 11 77 38 Liebenburg 205 4,41 170 0 34 23 140 42 8 159 15 55 75 75 Lutter a.B. 77 4,53 77 0 0 0 43 34 0 65 12 5 57 16 St. Andreasberg 15 4,34 15 0 0 0 15 0 0 0 0 0 15 0 Schulenberg 5 41,67 0 3 3 0 5 0 0 5 0 3 3 0 193

194

Gemeinde Wirtschaftswege Eigentum (km) Zustand (km) Ausbaubedarf (km) Befestigung (km) Landkreis wün- Großraum Länge Dichte komm schlec drin- schen nicht Asph./ (km) (km/100 ha) Realv. privat . ht mittel gut gend sw. erford. Gras Schotter Beton Seesen 319 4,79 269 5 45 114 146 59 50 215 54 30 186 103 Vienenburg 132 2,67 116 16 0 18 21 93 0 41 84 22 57 53 Wallmoden 23 2,27 23 0 0 0 16 7 0 5 18 1 15 6 Wildemann 5 8,77 0 3 3 0 5 0 0 5 0 2 2 1 LK Goslar 1.127 4,16 887 49 143 161 531 434 58 711 312 173 616 338 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Bahrdorf 80 2,79 74 6 0 17 32 32 0 45 35 16 45 19 Beierstedt 36 4,3 35 1 0 0 1 35 0 0 36 3 4 29 Büddenstedt 16 1,64 11 5 0 0 2 13 0 11 0 1 13 1 Danndorf 20 3,98 20 0 0 0 0 20 0 0 20 6 10 4 Frellstedt 14 3,1 14 0 0 1 4 8 14 0 0 3 4 7 Gevensleben 29 2,07 29 0 0 0 29 0 0 29 0 2 5 21 Grafhorst 25 3,22 25 0 0 13 8 5 25 0 0 11 10 4 Grasleben 20 2,67 20 0 0 3 7 10 0 20 0 6 2 12 Gr. Twülpstedt 93 3,2 90 3 0 14 40 40 8 60 25 23 39 31 Helmstedt 67 2,44 67 0 0 12 36 18 0 67 0 23 26 19 Ingeleben 20 2,38 20 0 0 0 20 0 0 20 0 4 12 4 Jerxheim 45 2,98 45 0 0 14 16 16 0 45 0 5 18 23

– Königslutter

222 2,5 189 2 31 23 90 109 6 198 18 33 135 54 Band 1 Band Lehre 84 2,23 76 5 3 14 58 12 18 37 15 21 31 32 Mariental 7 1,42 0 0 7 0 7 0 0 0 7 4 1 1

Querenhorst 12 2,91 12 0 0 1 3 8 0 0 12 5 4 3 Räbke 29 3,66 29 0 0 3 16 10 0 29 0 1 28 0 Rennau 67 4,11 42 0 25 29 30 8 0 67 0 26 26 15 Schöningen 47 2,25 30 7 11 7 14 26 8 20 19 8 15 24 Soellingen 13 1,22 13 0 0 0 6 6 0 0 0 0 3 10 Süpplingen 17 2,01 17 0 0 2 2 14 0 17 0 3 5 9 Süpplingenburg 20 2,64 20 0 0 0 3 16 0 0 20 1 12 6 Twieflingen 31 1,83 31 0 0 0 16 16 0 0 0 10 17 4 Velpke 26 2 26 0 0 2 6 17 0 8 18 5 9 13

Gemeinde Wirtschaftswege Eigentum (km) Zustand (km) Ausbaubedarf (km) Befestigung (km) Landkreis wün- Großraum Länge Dichte komm schlec drin- schen nicht Asph./ (km) (km/100 ha) Realv. privat . ht mittel gut gend sw. erford. Gras Schotter Beton Warberg 19 2,61 19 0 0 4 6 9 19 0 0 0 19 0 Wolsdorf 6 1,07 6 0 0 2 2 2 6 0 0 0 3 3 LK Helmstedt 1.062 2,56 957 27 77 160 452 450 104 672 224 219 496 347 Edemissen 225 2,96 82 35 108 51 81 92 30 102 93 79 82 64 Hohenhameln 189 3,19 16 4 169 34 140 15 43 135 11 46 48 95 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Ilsede 73 4,08 66 0 6 4 66 3 0 73 0 12 31 29 Lahstedt 122 3,62 109 8 5 18 34 71 42 15 65 33 54 35 Lengede 73 3,07 42 0 32 0 41 32 0 59 14 6 30 37 Peine 346 4,55 210 0 136 36 171 138 15 218 113 75 172 99 Vechelde 153 2,87 152 1 1 12 78 63 9 68 77 28 94 31 Wendeburg 130 2,96 128 0 1 4 98 28 0 87 43 22 62 45 LK Peine 1.310 3,41 805 47 457 159 710 441 139 755 415 300 574 436 Achim 36 2,49 36 0 0 11 22 3 0 36 0 6 15 14 Baddeckenstedt 47 3,88 37 10 0 4 23 20 0 25 22 2 21 24 Börßum 35 2,82 35 0 0 7 15 14 0 20 15 3 22 10 Burgdorf 36 2,29 36 0 0 7 24 5 0 36 0 4 18 14 Cramme 25 3,06 25 0 0 0 4 21 0 0 25 0 25 0

– Cremlingen

127 3,45 126 1 0 12 75 39 0 45 82 13 84 30 Band 1 Band Dahlum 24 2,18 24 0 0 0 24 0 0 24 0 3 16 6 Denkte 23 1,57 21 2 0 0 15 8 0 19 4 2 12 9

Dettum 31 2,07 31 0 0 4 20 8 0 25 6 4 3 25 Dorstadt 11 1,77 5 5 0 3 3 5 0 0 11 2 3 6 Elbe 100 7,85 100 0 0 0 40 60 0 0 100 6 44 50 Erkerode 9 1,46 9 0 0 0 9 0 0 0 9 4 6 0 Evessen 23 2,16 23 0 0 0 23 0 0 23 0 3 10 10 Flöthe 66 4,91 56 0 10 16 28 21 0 66 0 20 38 8 Gielde 22 3,08 19 3 0 3 14 6 19 3 0 3 14 5 Haverlah 90 6,09 90 0 0 0 0 90 0 0 90 0 45 45 Hedeper 28 1,95 28 0 0 12 17 0 0 28 0 1 11 17 195

196

Gemeinde Wirtschaftswege Eigentum (km) Zustand (km) Ausbaubedarf (km) Befestigung (km) Landkreis wün- Großraum Länge Dichte komm schlec drin- schen nicht Asph./ (km) (km/100 ha) Realv. privat . ht mittel gut gend sw. erford. Gras Schotter Beton Heere 24 3,05 24 0 0 0 24 0 0 0 24 2 5 16 Heiningen 17 4,12 0 9 9 11 4 2 0 0 17 3 10 3 Hornburg 70 4,16 70 0 0 42 18 11 0 70 0 k.A. k.A. k.A. Kissenbrück 9 1,74 7 0 2 0 0 9 0 9 0 0 7 2 Kneitlingen 33 2,59 33 0 0 3 12 18 0 23 10 4 15 14 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Ohrum 12 2,78 12 0 0 2 7 3 0 12 0 7 2 4 Remlingen 29 1,57 29 0 0 0 21 8 0 16 13 9 14 6 Roklum 12 1,56 0 0 12 0 6 6 0 12 0 1 2 9 Schladen 64 3,5 43 14 7 15 26 22 50 14 0 15 28 21 Schöppenstedt 69 2,87 69 0 0 4 41 24 11 0 58 5 56 9 Sehlde 34 4,62 34 0 0 3 17 14 0 34 0 7 20 7 Semmenstedt 24 2,22 24 0 0 8 15 1 14 10 0 4 13 7 Sickte 37 1,93 37 0 0 3 17 17 0 10 27 2 16 18 Uehrde 41 1,81 41 0 0 0 20 21 0 41 0 3 30 7 Vahlberg 35 2,32 35 0 0 6 30 0 0 19 16 3 14 18 Veltheim/Ohe 12 2,17 6 6 0 0 12 0 0 0 12 1 5 6 Werlaburgdorf 26 3,32 2 0 23 15 8 3 0 26 0 5 11 9

– Winnigstedt

12 1,9 12 0 0 0 0 12 0 0 12 0 1 11 Band 1 Band Wittmar 2 0,96 2 0 0 0 0 2 0 0 2 0 2 0 Wolfenbüttel 103 2,27 76 19 8 10 54 38 2 53 48 19 46 38

LK Wolfenbüttel 1.395 2,87 1.256 68 71 200 686 509 96 698 601 164 683 478 Großraum Braunschweig 8.386 3,21 4.800 394 3.121 1.354 4.295 2.735 1.128 4.461 2.610 2.045 3.421 2.849 Quelle: Erhebung LWK Hannover 1997

Anhangtabelle 4: Abgeschlossene Flurneuordnungsverfahren ab dem Jahr 1984

Aufgabenverbund Verf. Verf. Teiln. Größe Anord - (vorl.) Schl.- Verfahrensname LK Nr. Art A V W S G L E Anz. ha nung BE festst.

Abwasserverwertung 1397 WOB §1 102 798 1966 1971 1987 WOB II 1411 Parsau GF §1 1967 1974 1987 1585 Eickhorst (BZV) GF §91 26 337 1973 1974 1987 Warne- Rückhaltebecken- GS § 91 41 341 1971 1972 1987 Kl.-Mahner (BZV) 1478 Mackendorf HE §86.1 +3 136 706 1969 1972 1988 1480 Papenrode HE § 86.1+3 130 608 1969 1988 1482 Querenhorst HE § 86.1+3 85 451 1996 1974 1988 1550 Meinkot HE § 86.1+3 170 569 1973 1979 1988 Mechtshausen 1635 GS § 91 85 605 1976 1978 1988 (BZV) 1447 Heiningen-Dorstadt GS § 86 183 385 1968 1989 Warneregulierung 1447 GS § 86.1 183 431 1968 1973 1989 Heiningen-Dorstadt 1481 Grasleben HE §86.1+3 350 938 1969 1973 1989 1551 Klein Twülpstedt HE § 86 (1) x * 146 576 1972 1978 1991 Tiddische - Hoitlin- 1587 GF § 86 (1) x x * x x x 111 292 1973 1984 1992 gen 1591 Wiswedel GF § 86 (1) x * x 40 473 1973 1983 1992 1662 Harlingerode GS § 87 x * x 128 790 1977 1982 1992 Abwasserverwertung 1696 GF § 86 (1) * x x x 363 2.027 1980 1987 1992 BS III 1752 Geitelde (BZV) BS § 91 * 48 339 1983 1985 1993 1593 Brackstedt WOB § 86 (1) x * x x 213 305 1973 1985 1995 1595 Bergfeld GF § 86 (1) x x * x 141 333 1973 1988 1995 1674 Hattorf WOB § 87 x * x 145 867 1978 1983 1995 1819 BS-Westpark BS § 86 (1) x x * 50 102 1986 1987 1996 1304 Hornburg WF § 1 * x x x x x 734 2.676 1963 1972 1997 1588 Tiddische GF § 86 (1 x x * x x 43 261 1973 1985 1997 1652 Adenstedt PE § 86 (3) * x 272 854 1976 1986 1997 1586 Tappenbeck GF § 86 (3) x x * x x 44 233 1973 1993 1998 1523 Schandelah-Hordorf WF § 86 (1) * x x x x 666 1.424 1971 1984 1999 1594 Barwedel GF § 86 (1) x x * x x 308 1.297 1973 1983 1999 1765 Schladen I (A395) WF § 87 x * x 63 622 1983 1993 1999 1889 Woltorf (WALD) PE § 86 (3) * 68 37 1990 1997 1999 2033 Ohlendorf II SZ § 86 (3) * x x 250 23 1989 1998 1999 1450 Wollerstorf GF § 86 (1) x * x x 239 1.665 1968 1980 2000 1597 Jembke GF § 86 (1) x x * x x 182 688 1973 1982 2000 1869 Groß Gleidingen PE § 86 (3) * x x 128 245 1989 1997 2000 1967 Schladen III WF § 87 x * x x 360 81 1994 1996 2000 Abwasserverwertung 2149 GF § 86 x * 82 51 1984 1999 2000 WOB III-2 2150 Dannenbüttel II GF § 86 x * 87 60 1990 2000 2000 1453 Wunderbüttel GF § 86 (1) x * x x 321 1.966 1968 1980 2001 1490 Wasbüttel GF § 86 (1) x * x x x 421 989 1969 1988 2001 1590 Voitze GF § 86 (1) x * x 68 304 1973 1995 2001 1592 Warmenau WOB § 86 (1) x x * x x x 153 360 1973 1991 2001 1669 Adenbüttel GF § 1 * x x x 600 1.499 1976 1988 2001

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 197

Aufgabenverbund Verf. Verf. Teiln. Größe Anord - (vorl.) Schl.- Verfahrensname LK Nr. Art A V W S G L E Anz. ha nung BE festst. 2049 Edemissen II (Dorf) PE § 86 * 998 164 1980 1997 2001 1370 Seershausen GF § 1 * x x x 1175 3.091 1965 1978 2002 1589 Tülau - Fahrenhorst GF § 86.1+3 x x * x x x 243 1.147 1973 1990 2002 1596 Ehra-Lessien GF § 86 (1) x x * x 183 1.581 1973 1996 2002 1830 Groß Lafferde PE § 91 * x 316 1.039 1987 2002 Abwasserverwertung 1782 GF § 86 (1) x * x x 111 911 1984 2001 2004 WOB III-1 Lichtenberge (A39) 1793 SZ § 87 x * x x 134 801 1984 1997 2004 Teilgebiet I 1838 Schladen II WF § 87 x * x x 50 374 1987 1998 2004 1890 Dannenbüttel GF § 86 (3) x * 34 148 1990 2002 2004 1930 Münstedt PE § 91 * x 106 436 1992 1999 2004 1832 Flöhte (A395) WF § 87 x * x x 149 796 1987 1997 2005 1880 Ohlendorf I SZ § 86 (3) * x x 88 444 1989 1998 2005 1927 Leinde-Cramme WF § 87 x * x 112 1.060 1992 2000 2005 1698 Edemissen PE § 86 (3) * x x x 199 1.132 1980 1997 2006 1934 Ochsendorf HE § 87 x * x 107 459 1993 2002 2006 Hondelage- 1979 BS § 87 x * x 151 623 1994 2002 2006 Dibbesdorf 2001 Eixe PE § 87 x * x x 169 966 1996 2003 2007 2210 Grüte SZ § 91 * x 18 63 2001 2004 2007 1845 Rautheim BS § 87 x * x x 135 295 1988 2004 2008 2073 Klein Lafferde PE § 91 * x 127 557 2000 2003 2008 2198 Wendschott WOB § 87 x * x 81 363 2000 2005 2008 Boimstorf- 1933 HE § 87 x * x 148 1.255 1993 2003 2009 Rotenkamp 2223 Börßum WF § 86 x * x x 91 840 2001 2006 2009 1866 Broitzem BS § 91 * x x 35 201 2000 2008 2010 1929 Weyhausen GF § 87 x * x 74 241 1992 2006 2010

2070 Klein Schöppenstedt WF § 87 x * x x 55 229 1999 2005 2010

1982 Weddel WF § 87 x * x x 145 912 1995 2004 2011 1968 Broistedt PE § 87 x * x 160 765 1994 2003 2012 1969 Lehre HE § 87 x * x 364 1.876 1994 2004 2012 2290 Abbensen PE § 86 * x x x 66 428 2004 2008 2012 2249 Oberg 91 * X 123 377 2002 2006 2013 2250 Velstove 86 * X X 50 431 2001 2006 2013 Quelle AfL 2014

Erläuterung Aufgabenverbund: A Land- und Forstwirtschaft V überörtlicher Verkehr W überörtliche Wasserwirtschaft S Städtebau G kommunaler Gemeinbedarf L Naturschutz und Landespflege E Erholung

198 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Anhangtabelle 5: Freiwilliger Landtausch im Großraum Brauschweig

Besitz- Anzahl Datum Datum Besitzstücke Verfahrensname Landkreis stücke Tausch- Beschluss Beendigung ha Anzahl partner

Waggum BS Sep 11 Jan 12 3 5 2

Rautheim IV BS Sep 11 6 1 6

Hondelage II BS Dez 11 Jul 12 5 0,7 2

Wolfsburg WOB Sep 12 9 59,2 2

Ohrdorf GF Mrz 11 Mrz 12 3 4,7 2

Volkse III GF Dez 11 Jun 12 3 13,3 2

Gamsen III GF Jan 12 Jun 12 2 6 2

Ettenbüttel II GF Jan 12 Apr 12 2 3,7 2

Kaiserwinkel II GF Jan 12 Mrz 12 13 5,6 6

Eischott II GF Jan 12 Apr 12 13 11 3

Wahrenholz IV GF Aug 12 15 14,2 8

Rühen VI GF Sep 12 5 14 2

Brechtorf GF Sep 12 3 4,7 2

Bettingerode GS Mrz 11 16 39,1 2

Lehre II HE Mai 09 Jun 12 6 2,9 5

Räbke HE Okt 11 Jan 12 2 6 3

Grafhorst HE Dez 11 Mrz 12 2 3,3 2

Grafhorst II HE Sep 12 4 1,8 3

Klein Ilsede PE Sep 11 Jan 12 3 0,7 2

Meerdorf PE Dez 11 5 4,9 3

Adersheim II WF Jun 11 Jan 12 4 21,6 2

Schandelah II WF Jul 11 Apr 12 4 8,8 4

Quelle: Amt für Landentwicklung, Braunschweig, Stand Okt. 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 199

Anhangtabelle 6: Laufende Dorferneuerungsverfahren

Planungs- Förderzeit- Förderzeit- Landkreis Gemeinde Name beginn raum von raum bis Küstorf / Schneflingen / Teschen- GF Wittingen, Stadt 2005 2007 2015 dorf / Plastau GF Wittingen, Stadt Gannerwinkel / Lüben / Stöcken 2006 2008 2015 GF Barwedel Barwedel 2006 2008 2015 Darrigsdorf / Glüsingen / Wol- GF Wittingen, Stadt 2007 2009 2015 lerstorf GF Jembke Jembke 2007 2009 2015 GF Brome, Flecken Benitz / Wiswedel 2008 2010 2015 GF Bergfeld Bergfeld 2008 2010 2015 GF Isenbüttel Isenbüttel 2008 2011 2016 GF Müden (Aller) Müden/ Dieckhorst 2009 2012 2017 GF Rühen Brechtorf 2009 2012 2017 GF Müden (Aller) Flettmar 2010 2013 2018 Samtgemeinde Hankensbüt- GF Hankensbüttel Sgb k.A. k.A. k.A. tel(Dorfregion) GF Wahrenholz Wahrenholz / Schönewörde k.A. k.A. k.A. GS Liebenburg Gross Döhren 2007 2010 2015 GS Vienenburg, Stadt Weddingen 2010 2012 2017 GS Liebenburg Neuenkirchen m. Lüderode 2011 2013 2019 HE Gevensleben Gevensleben 2006 2008 2015 HE Gross Twülpstedt Papenrode 2007 2009 2015 HE Warberg Warberg 2008 2010 2015 HE Büddenstedt Offleben 2009 2012 2017 HE Söllingen Söllingen 2010 2012 2017 HE Helmstedt, Stadt Emmerstedt 2012 2014 2020 PE Hohenhameln Clauen / Bründeln 2006 2008 2014 PE Edemissen Eickenrode / Rietze / Wehnsen 2007 2009 2015 PE Lengede Lengede alter Ortskern 2008 2010 2016 PE Edemissen Edemissen-Altdorf 2009 2011 2016 PE Hohenhameln Hohenhameln-Altdorf 2009 2011 2016 PE Ilsede Oberg 2010 2012 2017 SZ Salzgitter, Stadt Lobmachtersen 2007 2010 2015 SZ Salzgitter, Stadt Heerte 2008 2011 2016 SZ Salzgitter, Stadt Sauingen/Üfingen 2009 2012 2017 WF Uehrde Warle 2006 2009 2014 WF Haverlah Steinlah 2006 2009 2015 WF Sickte Volzum 2007 2009 2015 WF Sickte Neuerkerode 2008 2010 2015 Schöppenstedt, WF Sambleben 2007 2011 2016 Stadt WF Schladen-Werla Wehre 2008 2011 2016 WF Erkerode Lucklum 2009 2011 2016 WF Baddeckenstedt Baddeckenstedt-altdorf 2009 2011 2016 WF Wolfenbüttel, Stadt Leinde 2010 2011 2016

Quelle: Servicezentrum Landentwicklung und Agrarförderung 2014

200 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Anhangtabelle 7: Agrarumweltprogramm 2012 – Flächenumfang einzelner Maßnahmen

Maßnahme Maßnahmenumfang in ha (A2) Mulch-/Direktsaat, Mulchpflanzverfahren 18.747 (A3) Umweltfreundliche Ausbringung Gülle 3.349 (A5) einjährige Blühstreifen 1.669 (A6) mehrjährige Blühstreifen 46 (A7) Zwischenfruchtanbau/Untersaaten 10.638 (B0) klimaschonende Grünlandbewirtschaftung 3.955 (B1) Extensivierung Grünland Einzelflächen (handlungsorientiert) 3.396 (B2) Extensivierung Grünland Einzelflächen (ergebnisorientiert) 426 (B3) Extensivierung Grünland Einzelflächen (Schonstreifen) 61 (C) Ökologische Anbauverfahren 4.125 (D) 10 jährige Stilllegung 1 20-jährige Stilllegung 8 Ökolandbau und Gewässerschutz (Öko+) 597 Winterharte Zwischenfrüchte oder Untersaaten (W2) 908 Gesamtergebnis 47.926

Quelle: LWK Niedersachsen, Bewilligungsstelle Braunschweig

Anhangtabelle 8: Agrarumweltprogramm 2012 - prozentuale Flächenverteilung innerhalb der Landkreise

Maßnahme BS SZ WOB GF GS HE PE WF ZGB (A2) Mulch-/Direktsaat, Mulch- 20,0 88,2 7,9 0,7 62,6 57,0 17,2 78,3 39,1 pflanzverfahren (A3) Umweltfreundliche Ausbringung - - - 9,1 7,9 - 25,7 3,1 7,0 Gülle (A5) einjährige Blühstreifen 4,0 1,4 11,3 3,8 1,3 9,1 0,5 1,4 3,5 (A6) mehrjährige Blühstreifen 0,2 - - 0,1 0,0 0,2 0,4 0,0 0,1 (A7) Zwischenfruchtanbau / Unter- 11,3 10,4 34,0 40,5 5,1 9,4 48,0 6,0 22,2 saaten (B0) klimaschonende Grünlandbe- 13,9 - 2,8 13,3 8,5 9,7 1,6 2,4 8,3 wirtschaftung (B1) Extensivierung Grünland Ein- 6,7 - 30,2 13,1 4,1 5,8 1,5 1,0 7,1 zelflächen (handlungsorientiert) (B2) Extensivierung Grünland Ein- 0,3 - - 1,0 3,3 - 0,3 - 0,9 zelflächen (ergebnisorientiert) (B3) Extensivierung Grünland Ein- - - - 0,2 0,2 0,1 - - 0,1 zelflächen (Schonstreifen) (C) Ökologische Anbauverfahren 32,9 - 13,8 11,4 4,2 8,4 4,7 7,1 8,6 (D) 10 jährige Stilllegung - - - - 0,0 - - - 0,0 20-jährige Stilllegung - - - 0,0 0,0 0,1 - 0,0 0,0 Ökolandbau und Gewässerschutz 10,7 - - 1,4 2,7 0,4 0,1 0,4 1,2 (Öko+) Winterharte Zwischenfrüchte oder - - - 5,4 - - - - 1,9 Untersaaten (W2)

Quelle: LWK Niedersachsen, Bewilligungsstelle Braunschweig

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 201

Anhangtabelle 9: Ackernutzung 2010 - Getreideanbau

Getreide Weizen Gerste Roggen Triticale Gebietseinheit Acker (ha) (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Braunschweig,Stadt 5 870 3 726 2 799 514 314 • Salzgitter,Stadt 10 328 6 968 5 743 1 147 • • Wolfsburg,Stadt 7 045 4 597 2 932 630 739 • Adenbüttel 643 411 177 84 134 • Barwedel 385 158 100 • 35 — Bergfeld • • • • • • Bokensdorf 325 139 97 • • — Brome,Flecken 2 822 942 118 531 255 — Calberlah 1 284 779 627 • 56 36 Dedelstorf 2 537 939 104 322 369 112 Ehra-Lessien • • — • • • Gifhorn 2 937 1 152 240 311 442 124 Groß Oesingen 3 744 1 535 204 674 317 323 Hankensbüttel 2 008 593 318 215 • • Hillerse 1 760 917 453 302 • — Isenbüttel 702 462 277 • 101 11 Jembke 1 470 776 381 • 202 • Leiferde 886 431 163 157 • • Meine 2 577 1 595 1 141 202 203 29 Meinersen 2 448 1 130 549 365 100 • Müden (Aller) 2 808 925 107 512 128 156 Obernholz 2 811 1 270 429 423 268 129 Osloß 179 • • • • • Parsau 1 585 728 • 194 227 77 Ribbesbüttel 966 523 188 • 195 52 Rötgesbüttel 453 291 180 • • • Rühen 925 538 123 65 278 54 Sassenburg 2 022 672 56 179 303 68 Schönewörde 373 241 12 39 101 80 Schwülper 777 338 177 61 73 • Sprakensehl 1 356 536 • 401 58 48 Steinhorst 917 279 • 204 • • Tappenbeck 294 212 • 52 112 • Tiddische 1 465 736 355 • 256 36 Tülau 1 888 884 191 373 215 49 Ummern 1 581 457 — 296 • 51 Vordorf 1 649 987 742 48 176 • Wagenhoff • • — • • • Wahrenholz 1 385 737 60 203 308 •

202 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Getreide Weizen Gerste Roggen Triticale Gebietseinheit Acker (ha) (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Wasbüttel 376 156 103 22 31 — Wesendorf • • 44 • 143 52 Weyhausen 203 • 22 • 26 • Wittingen 10 611 4 618 1 673 1 604 740 532 Didderse 243 97 23 • • • LK Gifhorn 62 700 28 079 9 827 8 566 6 458 2 368 Altenau — — — — — — Bad Harzburg 2 682 1 818 1 466 329 • • Braunlage — — — — — — Clausthal-Zellerfeld — — — — — — Goslar 2 128 1 292 1 137 • • — Hahausen 584 347 326 16 — • Langelsheim 2 141 1 428 1 219 146 59 — Liebenburg 4 403 2 815 2 704 • — — Lutter a.B. 1 162 691 650 24 — • St.Andreasberg — — — — — — Schulenberg — — — — — — Seesen 4 712 3 107 2 470 562 • • Vienenburg 5 616 3 546 3 058 469 — • Wallmoden 858 563 441 107 • — Wildemann — — — — — — LK Goslar 24 286 15 606 13 470 1 874 • 25 Bahrdorf 2 354 1 260 1 018 100 132 • Beierstedt 1 065 737 • • — • Büddenstedt 653 387 348 • • — Danndorf • • • • • • Frellstedt 1 035 741 708 • — — Gevensleben 1 611 1 076 957 119 — — Grafhorst • • • • 124 • Grasleben 899 454 • • 200 — Groß Twülpstedt 3 546 2 185 1 534 309 254 77 Helmstedt 2 559 1 508 1 196 171 139 • Ingeleben 769 521 • 73 • — Jerxheim 1 504 930 791 • — — Königslutter am Elm 6 569 4 042 3 121 504 304 • Lehre 2 426 1 489 1 212 185 61 • Mariental • • • • — — Querenhorst • • 236 62 • • Räbke 532 366 303 55 • • Rennau 1 442 876 694 83 • •

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 203

Getreide Weizen Gerste Roggen Triticale Gebietseinheit Acker (ha) (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Schöningen 1 562 1 080 980 100 — — Söllingen 1 052 645 596 49 — — Süpplingen 1 073 753 672 82 — — Süpplingenburg 967 560 397 • • • Twieflingen 2 153 1 362 1 070 250 — — Velpke 881 536 351 72 • • Warberg 791 477 422 56 — — Wolsdorf 669 506 410 • • • LK Helmstedt 37 771 23 510 18 608 2 959 1 445 • Edemissen 5 191 1 823 103 1 362 277 9 Hohenhameln 4 113 2 464 2 193 225 — • Ilsede 1 637 932 796 120 — 11 Lahstedt 3 045 1 845 1 561 236 • • Lengede 2 089 1 438 1 167 248 — — Peine 7 238 3 860 2 233 1 380 140 65 Vechelde 4 531 2 856 2 243 524 • • Wendeburg 2 995 1 955 967 638 250 47 LK Peine 30 839 17 172 11 264 4 731 733 • Achim 1 640 1 068 932 • — — Baddeckenstedt 1 313 883 832 • — — Börßum 1 186 799 721 • — — Burgdorf 1 484 883 720 • • — Cramme 849 562 522 • — • Cremlingen 3 274 1 977 1 638 226 91 • Dahlum 858 611 559 • — • Denkte 1 513 912 • • — — Dettum • 826 729 97 — — Dorstadt • • • 27 — — Elbe 1 046 702 656 • • — Erkerode • • • — — — Evessen 1 237 718 557 64 • — Flöthe 1 132 • • 40 — — Gielde 869 516 497 • — — Haverlah 1 497 1 029 880 103 • • Hedeper 1 179 708 698 • — — Heere 795 503 478 • — — Heiningen • • • — — — Hornburg 2 446 1 499 1 278 • — 26 Kissenbrück 566 • 317 • — — Kneitlingen 1 618 1 125 979 130 • —

204 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Getreide Weizen Gerste Roggen Triticale Gebietseinheit Acker (ha) (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Ohrum 482 349 289 60 — — Remlingen 1 577 1 023 939 • — — Roklum • 774 666 • — — Schladen 2 568 1 483 1 309 162 — — Schöppenstedt 1 637 1 096 988 • • — Sehlde 860 548 531 • — — Semmenstedt 1 277 788 749 • — • Sickte 1 623 1 012 901 • — — Uehrde 2 228 1 590 1 321 261 — — Vahlberg 1 374 952 914 • — • Veltheim (Ohe) 654 • • • — — Werlaburgdorf 497 307 274 • — — Winnigstedt 751 519 484 35 — — Wittmar • • • — — — Wolfenbüttel 4 822 3 151 2 683 443 — • LK Wolfenbüttel 48 532 31 170 27 771 2 919 226 75 Großraum Braunschweig 227 371 130 828 92 414 23 340 • • Niedersachsen 1 863 849 942 180 434 442 197 006 120 579 78 985 • = statistische Geheimhaltung — = keine Daten vorhanden Quelle: LSKN, Landwirtschaftszählung 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 205

Anhangtabelle 10: Ackernutzung 2010 – Hackfrüchte, Raps und Brache

Zuckerrü- Winterraps Silomais Kartoffeln Brache Gebietseinheit Acker (ha) ben (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Braunschweig,Stadt 5 870 881 611 87 20 213 Salzgitter,Stadt 10 328 2 578 314 95 66 111 Wolfsburg,Stadt 7 045 884 815 299 • 316 Adenbüttel 643 60 66 • — • Barwedel 385 38 • • • • Bergfeld • • • • • • Bokensdorf 325 41 • 93 — • Brome,Flecken 2 822 351 109 653 414 156 Calberlah 1 284 178 216 • • 82 Dedelstorf 2 537 256 • 401 700 126 Ehra-Lessien • • • • • • Gifhorn 2 937 138 133 566 506 271 Groß Oesingen 3 744 291 • • 1 060 169 Hankensbüttel 2 008 280 • 504 390 51 Hillerse 1 760 306 36 • 102 134 Isenbüttel 702 97 77 • • 25 Jembke 1 470 162 • 212 91 82 Leiferde 886 152 • • • 57 Meine 2 577 386 202 • • 228 Meinersen 2 448 215 • 396 • 149 Müden (Aller) 2 808 126 • 1 069 364 82 Obernholz 2 811 • 136 • 565 • Osloß 179 • • • — • Parsau 1 585 183 198 299 • • Ribbesbüttel 966 60 47 170 • 65 Rötgesbüttel 453 55 • • — 35 Rühen 925 103 66 113 • 59 Sassenburg 2 022 99 — 559 216 275 Schönewörde 373 13 • 40 — • Schwülper 777 103 • 234 • 6 Sprakensehl 1 356 • — 164 324 18 Steinhorst 917 • • • 285 • Tappenbeck 294 • — • • — Tiddische 1 465 161 126 283 • 32 Tülau 1 888 244 • 383 205 59 Ummern 1 581 60 • 628 398 • Vordorf 1 649 258 210 • — 72 Wagenhoff • • — • • — Wahrenholz 1 385 • 54 240 • 50

206 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Zuckerrü- Winterraps Silomais Kartoffeln Brache Gebietseinheit Acker (ha) ben (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Wasbüttel 376 39 • 43 • 16 Wesendorf • 27 45 95 74 10 Weyhausen 203 • • • • 8 Wittingen 10 611 1 328 • 2 125 1 437 219 Didderse 243 35 — • • • LK Gifhorn 62 700 6 638 3 195 11 021 8 076 2 954 Altenau — — — — — — Bad Harzburg 2 682 360 • • 3 77 Braunlage — — — — — — Clausthal-Zellerfeld — — — — — — Goslar 2 128 195 294 220 — • Hahausen 584 71 • 77 • • Langelsheim 2 141 260 270 30 • • Liebenburg 4 403 937 • • • 79 Lutter a.B. 1 162 236 • 107 • • St.Andreasberg — — — — — — Schulenberg — — — — — — Seesen 4 712 583 • 306 • 71 Vienenburg 5 616 762 787 309 • 71 Wallmoden 858 164 80 21 — — Wildemann — — — — — — LK Goslar 24 286 3 567 2 861 1 200 12 488 Bahrdorf 2 354 322 • 323 • 90 Beierstedt 1 065 234 • • — • Büddenstedt 653 • 80 — — 9 Danndorf • • — • — • Frellstedt 1 035 168 • — — • Gevensleben 1 611 • 76 • — 12 Grafhorst • • • 87 • • Grasleben 899 • 83 • • • Groß Twülpstedt 3 546 523 451 • • 171 Helmstedt 2 559 434 • • • 107 Ingeleben 769 152 • • — • Jerxheim 1 504 240 120 148 • • Königslutter am Elm 6 569 1 069 691 84 • 321 Lehre 2 426 269 • 63 — 130 Mariental • — • — — • Querenhorst • • • • — • Räbke 532 • 17 — — • Rennau 1 442 130 • 106 — •

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 207

Zuckerrü- Winterraps Silomais Kartoffeln Brache Gebietseinheit Acker (ha) ben (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Schöningen 1 562 • 153 • • 14 Söllingen 1 052 • 69 90 • • Süpplingen 1 073 • 79 — — • Süpplingenburg 967 • • — — • Twieflingen 2 153 351 • • • 120 Velpke 881 96 124 • — 17 Warberg 791 • 64 • — 4 Wolsdorf 669 138 • — — • LK Helmstedt 37 771 5 838 3 934 1 622 166 1 327 Edemissen 5 191 825 • 1 097 858 150 Hohenhameln 4 113 1 035 164 237 • 54 Ilsede 1 637 378 • • 89 • Lahstedt 3 045 824 127 92 94 7 Lengede 2 089 528 63 40 • • Peine 7 238 1 382 694 417 457 136 Vechelde 4 531 1 143 292 • • 106 Wendeburg 2 995 475 • 130 25 59 LK Peine 30 839 6 591 1 792 2 069 1 688 531 Achim 1 640 292 154 • — • Baddeckenstedt 1 313 256 122 — — 34 Börßum 1 186 259 105 — — 3 Burgdorf 1 484 • 35 52 • 18 Cramme 849 • • — — • Cremlingen 3 274 • 630 39 • 195 Dahlum 858 • • • — 10 Denkte 1 513 292 • 148 • • Dettum • 217 142 • — 9 Dorstadt • 118 • • — • Elbe 1 046 272 60 — • • Erkerode • • • — — • Evessen 1 237 • • • • • Flöthe 1 132 289 • • — 24 Gielde 869 193 116 • • • Haverlah 1 497 325 • — — 7 Hedeper 1 179 262 46 124 — • Heere 795 190 • — • • Heiningen • — — — — — Hornburg 2 446 296 • • • 9 Kissenbrück 566 126 71 — — • Kneitlingen 1 618 255 • • • •

208 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

Zuckerrü- Winterraps Silomais Kartoffeln Brache Gebietseinheit Acker (ha) ben (ha) (ha) (ha) (ha) (ha)

Ohrum 482 113 • — — • Remlingen 1 577 344 160 • — • Roklum • • 195 • • • Schladen 2 568 511 221 • 3 119 Schöppenstedt 1 637 288 213 • • 28 Sehlde 860 • 70 — — • Semmenstedt 1 277 269 • 62 — 7 Sickte 1 623 247 197 • — • Uehrde 2 228 • 89 39 • 25 Vahlberg 1 374 • • • — • Veltheim (Ohe) 654 105 • • — • Werlaburgdorf 497 109 • • • • Winnigstedt 751 177 • 22 • 5 Wittmar • • • — — — Wolfenbüttel 4 822 1 092 396 42 • 52 LK Wolfenbüttel 48 532 9 363 4 551 1 318 • 789 Großraum Braunschweig 227 371 36 340 18 073 17 711 • 6 729 Niedersachsen 1 863 849 97 964 129 590 434 026 112 594 29 535 • = statistische Geheimhaltung — = keine Daten vorhanden Quelle: LSKN, Landwirtschaftszählung 2010

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 209

6 Endnoten

1 Drachenfels, Olaf 2010 Überarbeitung der Naturräumlichen Regionen Niedersachsens von Olaf von DrachenfelsInform.d. Naturschutz Niedersachs. 30. Jg. Nr. 4 249-252 Hannover 2010 2 vgl. Heckenroth, Laske, 1997: Atlas der Brutvögel Niedersachsens 1981 - 1995. Hannover. 3 vgl. Niedersächsische Akademie der Geowissenschaften:1984 Geologische Übersichtskarte von Niedersachsen 1 : 500 000 Hannover. 4 vgl. Nds. Minister für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (Hrsg.) 1992: Waldentwicklung Harz, Fachgutachten Hannover 5 vgl. Landkreis Goslar (Hrsg.) 1991: Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Goslar. 6 vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, (BMELV), 2011: Agrarpolitischer Bericht 2011, S.51, Berlin 7 vgl. Müller-Westermeier, Gerhard (1996): Klimadaten von Deutschland, Zeitraum 1961 - 1990 (Lufttempera- tur,Luftfeuchte, Niederschlag, Sonnenschein, Bewölkung). Offenbach am Main. 8 DWD Braunschweig-Geschäftsfeld Landwirtschaft, Interview, Sommer 1997. 9.vgl. Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens vom 16.10.1934 10 vgl. Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (Hrsg.) 1992: Dokumentation zur Methodenbank des Fachinformationssystems Bodenkunde, Technische Berichte zum NIBIS Heft 3, Schweizerbartsche Verlagsbuchhand- lung Stuttgart. 11 vgl. Kuntze, Roeschmann, Schwerdtfeger, 1994: Bodenkunde, S. 344, 5.Auflage. Ulmer, Stuttgart. 12 vgl. Tesmer, G., 1996. 13 vgl. Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585). 14 vgl. Czeratzki, 1964: KTL Arbeitsblatt für Landtechnik, Nr.29, KTL Frankfurt. 15 vgl. AG Boden, 1994: Bodenkundliche Kartieranleitung 4. Aufl., Tab. 56 Seite 298. 16 vgl. Roth, Dieter 1992: Feldberegnung, Kapitel Boden Seite 303. Rationalisierungs-Kuratorium für Feldberegnung (Hrsg). 17 Henning W. Battermann und Ludwig Theuvsen, Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökono- mie und Rurale Entwicklung: „Feldberegnung in Nordost-Niedersachsen: Regionale Bedeutung und Auswirkungen differenzierter Wasserentnahmeerlaubnisse“, 2007-2009 18 vgl. Beinhauer, R. und Günther, J. 1990, S. 131 – 146. 19 Zahlen des Landkreises Gifhorn 2002 bis 2007. 20 für Einzelregner wurden die wasserrechtlichen Erlaubnisse aufgrund der vorhandenen beregnungsbedürftigen Fläche geschätzt. Grundlage der Schätzung waren Bodenkarten und Informationen des StAWA Braunschweig und des Fachverbandes Feldberegnung e.V. (Erhebung bei den Landkreisen im Jahre 1995). 21 vgl. Gesellschaft für Qualitätssicherung Landbauliche Abfallverwertung mbH, www.qla.de. 22 LWK Niedersachsen, Ref. 34: Langjährige Versuche zur Nährstoffdynamik bei Feldberegnung. 23 http://klimzug-nord.de/index.php/page/2009-04-06-Teilprojekt-T3.3 24 vgl. LWK Niedersachsen 2009: Leitlinien Ordnungsgemäße Landbewirtschaftung. 25 Statistik der LWK Hannover über Schutzpflanzungen und Feldgehölze. 26 vgl. Lehrke, Ulrich. Grenzen der pfluglosen Bestellung – Wie viel Mulchsaat können wir uns leisten?. Bauernblatt 15.10.2011. Rendsburg. 27 vgl. Meißner, H.-D. 1995: Ländlicher Wegebau heute und morgen. in: BfL 1/95. 28 vgl. Richtlinien für den ländlichen Wegebau 1998. Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. 29 vgl. Meißner, H.-D. Welche Ausbaustandards werden Ländliche Wege der Zukunft haben? –Wichtige Eckwerte aus der Überarbeitung der Richtlinien für den Ländlichen Wegebau ( RLW ). Vortrag auf der 32. Bundestagung der DLKG vom 31.08. bis 02.09.2011 in Mainz. 30 vgl. Kowalewsky, H.H., 2009: Landwirtschaftliche Transporte mit Schlepper oder Lkw. www.lwk-niedersachsen.de 31 vgl. Meißner, H.-D. 1993: Genügen Feldwege heutigen Anforderungen. in: Landtechnik 8/9-93, S.458 ff. 32 http://www.ml.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=1532&article_id=4475&_psmand=7 33 vgl. Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) RdErl. d. ML v. 29. 10. 2007, Nds, Mbl. 44/2007 34 vgl. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume (LEL), Agrarmärkte Jahresheft 2011/12, Stuttgart 2012 35 Verordnung (EWG) Nr. 2078/92 des Rates vom 30. Juni 1992 für umweltgerechte und den natürlichen Lebensraum schützende landwirtschaftliche Produktionsverfahren 36 Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für das Niedersächsische und Bremer Agrarumwelt- programm, Nds. Mbl. Nr. 41/2011 37 Richtlinie Kooperationsprogramm Naturschutz (KoopNat) - Nds. MBl. Nr. 24/2008 - 38 vgl. Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,: Die Landwirtschaft in Niedersachsen, Hannover 2010 39 Dr. Annemarie Heinecke, Land und Forst Nr. 28, 12.07.2012, Seite 31-33 40 BMELV, 2012: Struktur der Mühlenwirtschaft 2011 41 Dr. Annemarie Heinecke, Land und Forst Nr. 28, 12.07.2012, Seite 31-33 42 Statistische Monatsberichte BMELV 43 Auswertung Flächenanträge GAP 2011 44 Auswertung Flächenanträge GAP 2011

210 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

45 BMELV, BMF, BLE Statistisches Bundesamt, Stand Nov. 2011 46 vgl. www.ise-land.de 47vgl. Gesetz über die Landwirtschaftskammern i.d.F. vom 09.11.2011, § 2 ff 48 vgl. http://www.helmholtz-hzi.de/de/forschung/forschungsgruppen/ 49 vgl. Bundesamt für Statistik: Ausgewählte Zahlen der Landwirtschaftszählung/Agrarstrukturerhebung 2010, Wies- baden 2012 50 vgl. Henrichsmeyer, W./Witzke, H. P. 1991: Agrarpolitik Band 1, Agrarökonomische Grundlagen, Stuttgart. 51 vgl. Klare, K./Doll, H. 1997: Stand und Entwicklung der Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen und Betriebe in verschiedenen Gebieten Deutschlands. In: Aktuelle Aspekte der Landpacht. Schriftenreihe des Hauptverbandes der landwirtschaftlichen Buchstellen und Sachverständigen e. V., Heft 149, S. 61-129 52 vgl. Hassenpflug, H. G. 1995: Zur Existenzsicherung Flächen kaufen? Land und Forst, Nr. 21, 26.5.1995, S. 4-9 53 vgl. Johannes, Martina 1996: Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID), Heft 1186/1996 Hofübergabe 54 vgl. Verordnung zur Erhaltung von Dauergrünland vom 6. Oktober 2009, Nds. GVBl. 2009,S. 362 55 vgl. Direktvermarktung; Fakten zum Verbraucherverhalten; ZMP und CMA 2007 56 vgl. http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Laendliche- Raeume/RausAufsLand/EinkaufenBauernhof.html 57 vgl. www.bauernmarkt-braunschweig.de 58 vgl. Nds.Landesamt f. Statistik 1997, Agrarberichterstattung 1995 Heft 5, S.8 59 vgl. BMELV, Die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe Wirtschaftsjahr 2010/2011

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1 211

212 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1