54 | 26. Februar 2016

Zur Lage

EU-Gipfel weist in die richtige Richtung Nationale Alleingänge schaden Europa

Der jüngste Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs hat klare Signale gesendet. Alle 28 Mitgliedstaaten haben sich darauf verständigt, den Schutz der EU-Außengrenzen mas- siv zu verbessern. Das ist genau das, was die Kanzlerin auf dem Gipfel vor allem erreichen wollte. Europa bleibt in die- ser Zielsetzung also beisammen. Besonders wichtig ist: Es geschieht beim Schutz der EU- Außengrenze mittlerweile tatsächlich sehr viel. Die NATO beteiligt sich nun an dieser Aufgabe. Die EU-Grenzschutz- agentur Frontex wird verstärkt. Deutsche Beamte werden sich, wie uns der Innenminister berichtet hat, in die Be- kämpfung der Schleuserkriminalität vor der türkischen

Küste einschalten. Chaperon Laurence Foto: Bemerkenswert ist auch, dass alle EU-Staats- und Regie- rungschefs Anfang März mit dem türkischen Ministerprä- Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sidenten über die Umsetzung des EU-Türkei-Aktionsplans sprechen werden. Wir kennen das Prozedere: Europa ist einen Alleingang in der Flüchtlingspolitik gestartet hat. zwar langsam. Aber Europa bewegt sich am Ende doch. In Wenn jedes Land auf eigene Faust handelt, wird Europa diesem Fall dürfte vielen nun endlich der Ernst der Lage be- schweren Schaden nehmen. Wir haben in dieser Woche be- wusst geworden sein. Fazit: Die Kanzlerin kommt voran. reits gesehen, was sich an anderen Grenzen wie der zwi- Aber viele EU-Staaten machen es ihr auch extrem schwer. schen Griechenland und Mazedonien abspielt. Man kann an Griechenland viel kritisieren, aber alleine lassen darf man ein EU-Mitglied in einer solch zentralen Frage nicht. „EU hat bei Großbritannien Und eines muss auch stets wieder gesagt werden: Es geht hier um Menschen. Bei allen Maßnahmen muss ge- Handlungsfähigkeit gezeigt“ fragt werden, ob sie der christlich-abendländischen Kultur Europas entsprechen. Eine Besinnung darauf täte natürlich zu allererst denen gut, die in Deutschland johlen, wenn ein Dass die EU schwierige Entscheidungen trefen kann, hat Flüchtlingsheim brennt. sie in einer anderen Frage gezeigt. Es ist gut, dass nun ein Kompromiss zu den britischen Forderungen erreicht wur- de, der die Chancen verbessert, das Land in der EU zu hal- ten. Dieses Zeichen von Handlungsfähigkeit gibt Hofnung für die weitere Behandlung der Flüchtlingskrise in den nächsten Wochen. Ich erwarte auch, dass in Österreich das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, obwohl das Land kurz vor dem Gipfel Inhalt Kommentar

HeadlineEU-Gipfel 1weist in die richtige Richtung 1 HeadlineDeutschland 2 ist gut aufgestellt 2 Deutschland ist gut aufgestellt HeadlineSchutz und 3 Hilfe nur für die wirklich 3 Verfolgten 3 Finanzen solide – Länder müssen Headline 4 4 Türkei ist der Schlüssel zur Lösung des verantwortungsvoll haushalten Problems 4 wir mit dem Asylverfahrensbe- Großbritanniens Austritt wäre ein schleunigungsgesetz auf den massiver Verlust 5 Weg gebracht. Für 2016 sind im Übergrife gegen Asylbewerber scharf Haushalt dafür 3,637 Milliarden verurteilt 6 Euro vorgesehen. Darin sind 2,68 Milliarden Euro für die Erst- „Wir brauchen einen aufnahme der Flüchtlinge in den Cyber-Schutzschirm“ 7 Ländern enthalten. Unabhängig Landwirtschaft und Naturschutz im von den Transferleistungen, die Miteinander 8 sich aus den aktuellen politi- schen Entwicklungen ergeben Letzte Seite 9 haben, übernimmt der Bund zahlreiche weitere Verpfichtun- gen. Allein im Koalitionsvertrag Foto: Dominik Butzmann Foto: Michael Grosse-Brömer wurden den Ländern für die Jah- Erster Parlamentarischer Geschäftsführer re von 2015 bis 2017 Zahlungen von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion insgesamt 4,5 Milliarden Euro zugesi- chert. Dazu kommen Mittel für sozia- Der Bundeshaushalt kommt 2016 le Leistungen, für Bildung und Fami- ohne neue Schulden aus und kann lie, sogenannte Entfechtungsmittel wegen des guten Haushaltsabschlus- und Regionalisierungsmittel. ses 2015 inzwischen auf eine Rückla- ge von 12,1 Milliarden Euro blicken. Den Bund nicht überstrapazieren Davon sind bereits 6,1 Milliarden Euro im Haushalt 2016 eingeplant. Alle Maßnahmen sind in der Einzel- Doch nicht nur der Bund hat Rekord- betrachtung gerechtfertigt und sind steuereinnahmen, sondern auch die politisch entschieden worden. Den- Länder und Kommunen. Der Haus- noch sollte der Bund nicht überstra- haltsüberschuss der Kommunen lag paziert werden. Der Bundesrech- 2015 bei 3,9 Milliarden Euro, bei den nungshof hat inzwischen vor einer Ländern immerhin auch bei 0,4 Milli- Überlastung des Bundeshaushalts arden Euro. Trotz dieser allgemein gu- durch die umfangreiche Unterstüt- ten Finanzsituation unterstützt der zung für Länder und Kommunen ge- Bund Kommunen und Länder in viel- warnt. Umso erstaunlicher ist es, dass fältiger Weise und in erheblichem bei eigener positiver Haushaltslage Impressum Maße. Allein in diesem Jahr summie- auf allen föderalen Ebenen in Herausgeber ren sich die Entlastungen auf über 20 Deutschland und bei gleichzeitiger Michael Grosse-Brömer MdB Milliarden Euro. Zwischen 2010 und umfassender Unterstützung durch MdB 2019 wird der Bund insgesamt 150 den Bund trotzdem immer wieder CDU/CSU-Bundestagsfraktion Milliarden Euro an Länder und Kom- Ländervertreter neue fnanzielle For- Platz der Republik 1 11011 Berlin munen überwiesen haben. derungen an den Bund richten. Die Aufgrund der hohen Zahl an aktuellen Zahlen zum Haushaltsüber- V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack Flüchtlingen und Asylbewerbern, die schuss waren kaum verkündet, da for- Redaktion: Claudia Kemmer (verantw.) allein im vergangenen Jahr nach derte Nordrhein-Westfalen weitere Deutschland gekommen sind, stehen Gelder vom Bund. Das ist vor dem T 030. 227-5 30 15 die Länder und Kommunen vor neuen Hintergrund der geschilderten Fi- F 030. 227-5 66 60 [email protected] fnanziellen Herausforderungen. Der nanzlage wenig verständlich. Es wäre Bund hat das frühzeitig erkannt und schön, wenn gerade rot-grüne Lan- Diese Veröfentlichung der CDU/CSU-Fraktion beteiligt sich deshalb mit Beginn die- desregierungen ihrer eigenen Verant- im Deutschen dient ausschließlich ses Jahres strukturell, dauerhaft und wortung für solides Haushalten zu- der Information. Sie darf während eines Wahl- dynamisch an den gesamtstaatlichen nächst einmal nachkämen, bevor der kampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung Asyl- und Flüchtlingskosten. Wichti- nächste Hilferuf wieder nach Berlin verwendet werden. ge Maßnahmen zur Entlastung haben geschickt wird.

2 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion im Plenum Schutz und Hilfe nur für die wirklich Verfolgten Bundestag verabschiedet Asylpaket II

Der Bundestag hat am Donnerstag mit ten sagte Schröder: „Für ausländische bemängelte sie. Das Gesetz über die großer Mehrheit das Asylpaket II be- Straftäter gibt es keine Zukunft in Ausweitung der sicheren Herkunfts- schlossen. Das Paket sieht unter ande- Deutschland.“ Sie werde man künftig staaten muss den Bundesrat passie- rem schnellere Verfahren, gesonderte schneller ausweisen. Ein entspre- ren und ist damit auf die Zustimmung Registrierzentren für Flüchtlinge ohne chendes Gesetz verabschiedete der der von Grünen mitregierten Länder Bleibeperspektive und die Aussetzung Bundestag ebenfalls am Donnerstag. angewiesen. des Familiennachzuges für Menschen Schröder betonte auch, dass in Im Asylverfahren ist künftig zwin- mit eingeschränktem Schutzstatus vor. Deutschland gelebte Werte wie Frei- gend erforderlich, dass der Antrag- Der Parlamentarische Staatssekretär heit, Gerechtigkeit und Toleranz nicht steller an der Feststellung seiner Iden- im Bundesinnenministerium, Ole angetastet würden. tität mitwirkt. Schröder sagte, es sei Schröder, sagte in der Debatte, die nicht zu viel verlangt, dass jemand, Maßnahmen dienten dazu, den Zu- Ausweitung sicherer Herkunfts- der Asyl beantrage, seinen Namen strom an Flüchtlingen dauerhaft und länder gefordert nenne und wahrheitsgemäß sage, wo- spürbar zu reduzieren. Damit werde her er komme. Wer diese Mitwirkung auch sichergestellt, dass die Gesell- Das Asylpaket II sieht die Schafung von verweigere, müsse Deutschland wie- schaft aufnahmefähig bleibe. speziellen Aufnahmeeinrichtungen für der verlassen. Darüber hinaus werden Schröder sagte, von dem Paket gehe Flüchtlinge mit geringer Bleibeperspek- Abschiebehindernisse beseitigt, in- das Signal aus, dass es Schutz und Hil- tive vor – etwa Menschen aus sicheren dem etwa medizinische Atteste be- stimmten Kriterien entsprechen müs- sen.

Familiennachzug beschränkt

Teil des Asylpakets II ist auch die zwei Jahre lange Aussetzung des Familien- nachzugs für Flüchtlinge mit einge- schränktem Schutzstatus, die also kein Asyl erhalten und auch nicht der Genfer Flüchtlingskonvention unterliegen. Schröder sagte: „Die Koalition hat sich diese Entscheidung wahrlich nicht ein- fach gemacht.“ Aber auch unter morali- schen Gesichtspunkten gebe es keine Pficht, den Staat und seine Bürger mit humanitärer Hilfe zu überfordern. Das Gesetz sieht vor, dass unbegleiteten

Foto: picture alliance / dpa picture Foto: minderjährigen Flüchtlingen der Nach- Flüchtlinge warten in einer hessischen Erstaufnahmeeinrichtung auf ihre Registrierung zug von Eltern in humanitären Härte- fällen gestattet wird. fe nur noch für die geben könne, die Herkunftsländern wie den Westbalkan- dies auch wirklich brauchten. Alle an- Ländern. Sie sollen künftig ein Schnell- Ein kompaktes Faktenblatt zur Asyl- deren würden schneller und entschie- verfahren durchlaufen. und Flüchtlingspolitik der Koalition dener zurückgeführt. Die CDU-Innen- Die Einstufung von Tunesien, Ma- sowie einen ausführlichen Fragen- und politikerin Nina Warken erklärte, rokko und Algerien als sichere Her- Antwortenkatalog fnden Sie auf unse- „schwierige Zeiten erfordern ent- kunftsstaaten, auf die sich das Kabi- rer Website unter: schiedene Maßnahmen, die zeigen, nett bereits geeinigt hat, wurde im dass der Gesetzgeber handlungsfähig Bundestag jedoch noch nicht behan- ist“. Die Maßnahmen seien zum Teil delt. Nina Warken kritisierte dies hart, gleichzeitig aber fair und ausge- scharf und machte vor allem die Grü- wogen. nen, aber auch den Koalitionspartner Unter Verweis auf die zahlreichen SPD dafür verantwortlich. „Diese Ver- Übergrife gegen Frauen in der Silves- zögerungstaktik von Grün und Rot be- ternacht in Köln und in anderen Städ- lastet unsere Städte und Kommunen“,

3 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion informiert Türkei ist der Schlüssel zur Lösung des Problems EU-Staaten holen Trefen mit türkischem Premier Anfang März nach

Europas Mühlen mahlen langsam. wältigen und Schaden Doch in der Flüchtlingskrise drängt die von Europa abzuwen- Zeit. Die EU-Staaten sind sich einig, den, sei eine Herkules- dass sie ihre Außengrenzen besser aufgabe. Bereits mehr- schützen, das Schlepperwesen be- fach hat Kauder davon kämpfen und Fluchtursachen beseiti- gesprochen, dass das gen wollen. Eine wichtige Rolle spielt Jahr 2016 ein Schick- dabei die Türkei. Bei einem Sondergip- salsjahr für Europa sei. fel der Europäischen Union mit der In diesem Jahr werde Türkei Anfang März soll ein gemeinsa- sich zeigen, ob die EU mer Aktionsplan in die Tat umgesetzt den großen Herausfor- werden. CDU/CSU-Fraktionschef Volker derungen, vor denen Kauder sieht darin den richtigen Weg: sie stehe, gewachsen „Wir müssen mit der Türkei zusam- sei. Dass Europa hand- menarbeiten, weil dort ein Schlüssel lungsfähig sei, habe es für die Lösung des Problems liegt.“ bei den Verhandlungen Eigentlich wollten die EU-Staaten mit dem Mitgliedsland bereits beim Gipfel in der vergange- Großbritannien über nen Woche zu einer Vereinbarung mit dessen Forderungen

der Türkei kommen. Doch der türki- nach Reformen unter alliance / abaca picture Foto: sche Ministerpräsident Ahmet Davu- Beweis gestellt. Bundeskanzlerin beim EU-Gipfel vergangene toglu sagte wegen des verheerenden Die Türkei werde für Woche in Brüssel Anschlags in Ankara seine Teilnahme ihre Unterstützung ei- kurzfristig ab. Nun soll das Trefen am nen Preis verlangen, räumte Kauder gen Stellen bereits geliefert. So räumt 7. März stattfnden. Bereits vergange- ein. Da gehe es zum einen um die drei sie syrischen Flüchtlingen die Mög- nen Donnerstag sprachen sich die EU- Milliarden Euro, die die EU dafür zah- lichkeit zur Arbeitsaufnahme ein. Für Staats- und Regierungschefs für Ver- len werde, dass Ankara die Lebensper- Syrer, die über Drittstaaten einreisen, einbarungen mit der Türkei aus, um spektiven der syrischen Flüchtlinge sowie für Algerier, Iraker, Iraner und die illegale Migration nach Europa in den türkischen Aufanglagern ver- Afghanen hat sie die Visumspficht einzudämmen. Diesem Zweck dient bessere. Zum anderen gehe es um Vi- eingeführt. Es lohne sich auf diesem auch eine NATO-Mission, die bald saerleichterungen für türkische Bür- Weg weiterzumachen, betonte die ihre Arbeit aufnimmt. Unter deut- ger. Die Türkei ihrerseits hat an eini- Kanzlerin. scher Führung kontrolliert ein Mari- neverband nun das Seegebiet zwi- Kindergeld für EU-Ausländer schen Griechenland und der Türkei. Die Schife können auch Flüchtlinge Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich bei ihrem Gipfel in der vergangenen Woche aufgreifen und in die Türkei zurück- auf eine Reihe von Reformen geeinigt, die in Kraft treten sollen, falls die Briten im Juni bei bringen. Auch die EU-Grenzschutz- ihrem Referendum über den Verbleib ihres Landes in der EU mit Ja stimmen. Dazu gehören agentur Frontex weitet ihre Kontrol- eine „Notbremse“ für Sozialleistungen, ein Einspruchsmechanismus für nationale Parla- mente gegen europäische Projekte und die Anpassung des Kindergeldes für EU-Ausländer, len aus. Sie wird außerdem bis Mitte deren Kinder nicht im selben Land wie ihre Eltern wohnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel des Jahres ausgebaut und erhält mehr zieht in Erwägung, die Kindergeldregelung auch in Deutschland einzuführen, wie sie noch Befugnisse. in Brüssel ankündigte. Die geplante Neuregelung besagt, dass EU-Staaten künftig nicht mehr verpfichtet sind, für Kinder von EU-Ausländern den in ihrem Land gültigen Kindergeldsatz zu zahlen, wenn diese Kinder in einem anderen Land, etwa dem Herkunftsland der Eltern, leben. Der Satz „Schicksalsjahr für würde dann an die Lebenshaltungskosten in dem Land angepasst, in dem die Kinder leben. Dies soll für alle gelten, die neu als Arbeitnehmer in ein anderes EU-Land ziehen. Nach Europa“ einer Übergangsphase bis 2020 würde diese Regelung auch auf die Arbeitnehmer ausge- dehnt, die sich bereits in einem anderen EU-Land befnden und dort Kindergeld beziehen. Für den Fall, dass die Briten im Juni für einen Austritt ihres Landes aus der EU stimmen, Kauder forderte die EU auf, Einigkeit würden die vereinbarten Reformen hinfällig. Aus der Bundesregierung verlautete aber zu zeigen. „Wir kennen das doch. Euro- bereits, dass Teile des Pakets durchaus von den verbleibenden EU-Mitgliedern wieder auf- gegrifen werden könnten. Der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfrak- pa ist langsam. Aber Europa bewegt tion, , nannte eine solche Regelung „nicht nur angemessen, sondern auch sich am Ende doch, weil vielen nun gerecht“. Damit würden Fehlanreize für EU-Bürger reduziert, den Lebensmittelpunkt endlich der Ernst der Lage bewusst ge- wegen der Höhe der Sozialleistungen in einen anderen Mitgliedstaat zu verlegen. worden ist.“ Die Flüchtlingskrise zu be-

4 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion im Gespräch Großbritanniens Austritt wäre ein massiver Verlust Michael Stübgen über die beim Gipfel ausgehandelten EU-Reformen und das britische Referendum

und des EU-Haushalts. Der liberale einen oder mehrere Mitgliedstaaten weltofene Geist der Briten und seine beschränkt und könnte demnach im ordnungspolitische Klarheit würden Notfall auch von Deutschland akti- in Europa fehlen. viert werden. Die genauen Vorausset- zungen für die „Notbremse“ müssen Die EU ist Cameron weit entgegenge- allerdings in den anstehenden Bera- kommen. Was springt für die anderen tungen zur Änderung der Verordnung EU-Mitglieder bei dem „Deal“ heraus? 492/2011 über die Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der EU noch Stübgen: Es ist das Verdienst des bri- festgelegt werden. Erst danach wird tischen Premierministers Cameron, sich klarer abschätzen lassen, unter dass er mit seinen Reformvorschlä- welchen Bedingungen welche Mit- gen vom November 2015 eine Dis- gliedstaaten eine solche „Notbremse“ kussion zu grundlegenden Fragen auf ziehen können. höchster Ebene der EU angestoßen

Foto: Dietmar Seidel Foto: hat. Für die EU wurde das höchste Michael Stübgen Zeit. Das Verhältnis zwischen Euro- „Niemanden zu Europapolitischer Sprecher und Nicht-Euro-Staaten, das demo- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion kratische Defzit, die verbesserungs- Integrations- würdige Wettbewerbsfähigkeit und Der britische Premierminister David die sozialen Fehlanreize aufgrund der schritten zwingen“ Cameron hat sich auf dem Brüsseler unterschiedlichen Sozialniveaus in Gipfel in der vergangenen Woche mit der EU sind ja keine britischen Erfn- seinen EU-Partnern auf Reformen der dungen, sondern reale Probleme, die Großbritannien lehnt das Ziel einer Europäischen Union geeinigt. Damit einer Antwort bedürfen. Hieran muss „immer engeren Union“ ab und muss sieht Cameron die Voraussetzungen weiter gearbeitet werden, auch ganz nun bei weiteren Integrationsschritten dafür geschafen, dass er seinen unabhängig von der Brexit-Debatte. nicht mehr mitmachen. Nähern wir uns Landsleuten beim Referendum im Sonst würde das europäische Projekt nun dem Bild einer EU der konzentri- Juni über einen Verbleib Großbritan- in Gefahr geraten. schen Kreise? niens in der EU ein Ja empfehlen kann. Über den Brüsseler „Deal“ Greifen wir die vereinbarte „Notbremse“ Stübgen: Wir bewegen uns auf ein sprach „Fraktion direkt“ mit dem für Sozialleistungen heraus. Warum gilt Europa mit dauerhaft unterschiedli- europapolitischen Sprecher der CDU/ die nur für Großbritannien, wenn auch chen Integrationsintensitäten zu. Der CSU-Bundestagsfraktion, Michael andere Staaten unter einem Missbrauch Weg von einer Integrationsstufe zur Stübgen. der Sozialsysteme leiden? nächsten muss aber auch in Zukunft allen EU-Staaten, die mitmachen Herr Stübgen, trotz der Zugeständnisse Stübgen: Der Missbrauch des Sozial- wollen und die erforderlichen Vor- der anderen EU-Mitglieder an Cameron systems ist schon jetzt illegal und aussetzungen erfüllen, ofen stehen. ist der Ausgang des Referendums nach kann von jedem Mitgliedstaat mit Wenn es Europa gelingt, Vertrauen wie vor ungewiss. Warum ist es wichtig, rechtlichen Mitteln bekämpft wer- zurückzugewinnen, indem der dass Großbritannien in der EU bleibt? den. Neu ist bei der „Notbremse“, Schutz der Schengen-Außengrenzen dass es um Sozialansprüche geht, die wieder gesichert und die Wirtschafts- Stübgen: Für die EU wäre der Verlust für sich rechtmäßig sind, aber ein und Währungsunion stabilisiert wird, seiner zweitgrößten Volkswirtschaft solches Ausmaß erreichen, dass das werden wieder mehr EU-Mitglied- und eines sicherheits- und außenpo- Sozialsystem, der Arbeitsmarkt oder staaten bereit sein, Integrations- litischen Schwergewichts ein massi- das Funktionieren des öfentlichen schritte nachzuvollziehen. Es wäre ver Rückschlag und durch nichts zu Dienstes eines Mitgliedstaates aber verfehlt, Mitgliedstaaten nach ersetzen. Für Deutschland ist Groß- gefährdet werden. In diesen Fällen dem Prinzip der „immer engeren britannien in der EU ein enger und sollen die Sozialleistungen befristet Union“ zum Mitmachen zwingen zu zuverlässiger Verbündeter auf zentra- ausgesetzt werden können. Nach der wollen. len Politikfeldern – etwa in Fragen Einigung der Staats- und Regierungs- des Binnenmarkts, des Freihandels chefs ist die „Notbremse“ nicht auf

5 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion im Plenum Übergrife gegen Asylbewerber scharf verurteilt Debatte im Bundestag zu den Vorfällen in Clausnitz und Bautzen – „Null Toleranz“ für die Täter picture alliance / dpa picture Spontandemonstration gegen den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Bautzen

Politiker aller Fraktionen im Bundes- schen in die für sie vorgesehene Un- könnte sein, dass gerade in ländli- tag haben die jüngsten Übergrife ge- terkunft gebracht werden. In Bautzen, chen Gebieten der gesellschaftliche gen Asylbewerber und ihre Unter- ebenfalls Sachsen, hatten Schaulusti- Gegendruck, die bürgerliche Mitte künfte in Clausnitz und Bautzen auf ge einen Brand in einer geplanten fehle. Krings machte „in manchen das Schärfste verurteilt. Der Parla- Flüchtlingsunterkunft bejubelt und östlichen Regionen die Spätfolgen re- mentarische Staatssekretär im Bun- dabei die Feuerwehr behindert. Der pressiver Abschottung“ aus. Die CSU- desinnenministerium, Günter Krings, sächsische CDU-Abgeordnete Günter Abgeordnete betonte sagte in der vereinbarten Debatte am Baumann erklärte im Bundestag: „Das jedoch: „Wir reden über ein deutsches Mittwoch: „Wir werden nicht zulas- ist nicht unser Sachsen.“ Sein Land und kein rein sächsisches Problem.“ sen, dass Menschen, die hier Schutz entschuldige sich bei den Asylbewer- suchen, gefährdet oder bedrängt wer- bern und bei den ehrenamtlichen Parole „Wir sind das Volk“ wird den.“ Politiker der Unionsfraktion Helfern. „Es gibt auch in Sachsen eine missbraucht nannten die Vorfälle unerträglich und Willkommenskultur“, betonte er. riefen die Bürger auf, der Gewalt mit Empört zeigten sich die Unionspoliti- Argumenten entgegenzutreten. ker darüber, dass der rechtsradikale Der stellvertretende CDU/CSU- „Das ist nicht unser Mob die Parole „Wir sind das Volk“ Fraktionsvorsitzende Michael missbraucht, mit dem die Menschen in Kretschmer sagte: „Hier ist die gesam- Sachsen“ der DDR ihren Ruf nach Demokratie un- te Zivilgesellschaft, hier ist jeder ein- termauerten. Dieser Ruf „hatte damals zelne gefordert.“ Auch die Politik einen anderen Klang und einen anderen müsse in dieser Frage zusammenhal- Angesichts der Tatsache, dass sich ge- Geist“, sagte Kretschmer. Falsch und ver- ten und dürfe sich nicht im parteitak- rade in Sachsen die Übergrife gegen logen nannte auch Krings die zweckent- tischen Kleinklein verheddern. Für Asylbewerber und ihre Unterkünfte fremdete Parole. „Wir wissen, dass sich eine konsequente Verfolgung der häufen, forderte Baumann Ursachen- hier nicht das Volk äußert“, erklärte er. Straftaten und eine schnelle Bestra- forschung. Man müsse überlegen, ob Alle Redner der Unionsfraktion wür- fung der Täter sprachen sich alle Red- es mehr Programme zur Demokratie- digten die Leistungen der zahlreichen ner der Unionsfraktion aus. „Den Tä- förderung, zur Prävention und Inter- ehrenamtlichen Helfer, der Polizisten tern begegnen wir mit Null Toleranz“, vention brauche oder ob man die poli- und Feuerwehrleute im Einsatz zum sagte Krings. tische Bildung an den Schulen aus- Schutz und zur Integration der Flücht- In Clausnitz in Sachsen hatte in der bauen müsse. Der CDU-Innenpolitiker linge. Kretschmer forderte eine Straf- vergangenen Woche ein grölender vermutete als eine Ur- rechtsänderung, um Angrife auf Ret- und pöbelnder Mob einen Bus mit sache, dass sich eine Vielzahl an Bür- tungsdienste stärker ahnden zu kön- Asylbewerbern belagert und so ver- gern als Verlierer der Wiedervereini- nen. „Wer die Feuerwehr behindert, ist sucht zu verhindern, dass die Men- gung fühle. Eine andere Ursache selbst ein Brandstifter“, sagte er.

6 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion im Gespräch „Wir brauchen einen Cyber-Schutzschirm“ über Bedrohungen aus dem Netz und Herausforderungen für die Bundeswehr

einstellen müssen, mit den neuen Wie sähe ein Cyber-Angrif aus und Chancen, aber auch mit den Risiken welche Folgen könnte er haben? Können dieser technologischen Revolution Sie uns ein Beispiel geben? umzugehen. Otte: Der Stuxnet-Angrif auf die Sie sprechen von „Sicherheitspolitik Atomanlagen im Iran hat gezeigt, wel- 4.0“, was verstehen Sie darunter? che Folgen eine Schadsoftware anrichten kann. Übertragen heißt Otte: In der Wirtschaft beschreibt der das: Mit einem Angrif auf kritische Begrif „Industrie 4.0“ die sich Infrastrukturen einer Gesellschaft abzeichnende Vernetzung der Indust- könnten ganze Städte lahmgelegt rie über die gesamte Wertschöp- werden. Militärisch gesehen hat ein fungskette. Mit „Sicherheitspolitik komplexer Cyber-Angrif das Poten- 4.0“ beschreibe ich, dass zukünftig zial, die Verteidigungsfähigkeit einer ganze Einsatzräume digital abgebil- modernen Armee als Ganzes auszu-

Foto: Laurence Chaperon Laurence Foto: det sein werden. Die Streitkräfte, ihre schalten. Das gibt der Thematik stra- Henning Otte Ausrüstung und ihre Arbeitsweisen tegische Relevanz – und zwingt uns Verteidigungspolitischer Sprecher werden sich dadurch dramatisch ver- zum Handeln. Wir müssen uns gegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ändern. Die heimische Industrie, die alle möglichen Formen von Cyber- unsere Streitkräfte beliefert, wird Bedrohungen schützen. Denn die Der Bundestag hat in einer öfentli- diese neuen Systeme nicht nur her- kleinste Lücke im System kann große chen Anhörung am Montag über die stellen können müssen. Auch die Folgen für die Sicherheit Deutsch- Rolle der Bundeswehr im sogenann- Vernetzung zwischen den Streitkräf- lands haben. ten Cyber-Raum beraten. Bei der ten und der Industrie wird sich ver- Anhörung ging es vor allem um ethi- tiefen. Über alles muss sich ein leis- Wie könnten militärische Konfikte und sche Aspekte und rechtliche Fragen, tungsfähiger Schutzschirm der Cyber-War ineinandergreifen? aber auch um technische und perso- Cyber-Sicherheit wölben. Denn wer nelle Herausforderungen für die Bun- digital vernetzt ist, ist auf diesem Otte: Bereits heute wird jede militäri- deswehr. „Fraktion direkt“ sprach mit Wege auch angreifbar. Ein Zurück in sche Auseinandersetzung von Cyber- dem verteidigungspolitischen Spre- die Zeit vor der Vernetzung wird aber Maßnahmen begleitet. Cyber-War ist cher der CDU/CSU-Fraktion, Henning keine Option mehr sein. ein zentrales Element der sogenann- Otte, über Cyber-Bedrohungen. ten hybriden Kriegsführung, wie wir Was gehört für Sie zwingend zu einer sie im Russland-Ukraine-Konfikt Herr Otte, warum wird das Thema Cyber-Strategie? sehen. Hier wird eine konventionelle Cyber-Bedrohungen auch für die Bun- Bedrohung mit Aktivitäten von irre- deswehr immer wichtiger? Otte: Vor allem müssen wir Men- gulären Kämpfern, Propaganda in schen mit den passenden Fähigkeiten den Medien und im Netz sowie nach- Otte: Immer mehr unserer Lebensbe- für uns gewinnen, manchmal in richtdienstlichen Mitteln kombiniert. reiche sind von Informationstechno- Kooperation, oft aber auch im Wett- Cyber-Angrife sind hier typischer- logien durchsetzt. Intelligente Strom- bewerb mit der Wirtschaft. In der weise ein Mittel, um den Gegner zu netze ermöglichen die Energiewende, Bundeswehr brauchen wir die rich- destabilisieren. Bei diesen unklaren Big-Data-Anwendungen verbessern tige Struktur, vielleicht sogar eine Angrifen ist es schwer, zielgerichtet die Verkehrssteuerung, und smarte eigene Teilstreitkraft. Mit der „Strate- und angemessen zu reagieren. Beim Fabriken fertigen individuellere Pro- gischen Leitlinie für Cyber-Verteidi- zurückliegenden Hackerangrif auf dukte. Für die Gesellschaft werden gung“ hat das Verteidigungsministe- das Netz des Bundestages haben wir damit bisher ungekannte Mengen an rium bereits erste Grundlagen eine Kostprobe von dieser Methode Informationen erschlossen, die Ef- geschafen. Langfristig werden außer- bekommen. zienz in der Arbeitswelt wird erhöht dem Dinge, die wir heute noch gar und die Lebensqualität des Einzelnen nicht absehen können, einer weite- verbessert sich. Analog dazu wird ren Regulierung bedürfen. sich die Verteidigungspolitik darauf

7 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Die Fraktion in Aktion Landwirtschaft und Naturschutz im Miteinander Fachgespräch der Unionsfraktion zu Artenschutz und Biodiversität

Erfolgreicher Artenschutz und der Er- halt der Artenvielfalt gelingen nur im gesellschaftlichen Miteinander. Dies ist das Ergebnis eines Fachgesprächs zur Biodiversität der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion am Mittwoch. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Georg Nüßlein machte klar, dass die gerade zwischen Naturschutz und Landwirtschaft auftretenden Interes- senskonfikte nur gelöst werden kön- nen, wenn „Win-win-Situationen“ ge- schafen werden: „Wenn wir wollen, dass unsere Landwirte noch mehr für den Artenschutz tun, dann müssen wir sie dabei unterstützen und ent- sprechende wirtschaftliche Anreize setzen“, sagte Nüßlein.

Daniel Wolf, der für das Bundesamt Rösler Steven Foto: für Naturschutz den Artenschutz-Re- Georg Nüßlein und Marie-Luise Dött beim Fachgespräch Artenschutz und Biodiversität port 2015 koordiniert hat, präsentier- te Besorgnis erregende Befunde. Dem- Christian Konrad, Bürgermeister WWF verlangte, die Ursachen des Ver- nach ist ein Drittel der auf Roten Lis- der Stadt Leipheim in Bayern und Vor- lusts an Artenvielfalt entschiedener ten erfassten Arten im Bestand sitzender der Arbeitsgemeinschaft anzugehen. Von „Agrarumweltschutz- gefährdet. Als Konsequenz daraus for- Schwäbisches Donaumoos, berichtete programmen“ und daraus entstehen- derte Wolf eine stärkere Ökologisie- vom erfolgreichen Projekt der Wie- den Synergien berichtete Hartmut rung der landwirtschaftlichen Pro- dervernässung der Moorlandschaft in Schwarze, Abteilungsleiter im Sächsi- duktion. Till Hopf, Naturschutzrefe- seiner Heimat. Er stellte die Bedeutung schen Staatsministerium für Umwelt rent beim Naturschutzbund des Moorschutzes für den Klimaschutz und Landwirtschaft. Für den Aufbau Deutschlands (NABU), berichtete von heraus: „Wenn wir hier erfolgreich sein eines fächendeckenden Monitorings einem massiven Rückgang des Insek- wollen, brauchen wir die aktive Mitar- über die Entwicklung des Insektenbe- tenaufkommens, der in einer Lang- beit unserer Landwirte. Die kriegen wir standes will sich Klaus-Peter Schulze, zeitstudie in Nordrhein-Westfalen aber nur, wenn wir sie für ihre gesell- Berichterstatter der CDU/CSU-Frakti- festgestellt wurde. schaftliche Leistung angemessen ho- on für den Artenschutz, einsetzen. norieren“, erklärte Konrad. Wichtige Impulse für den Natur- schutz könnten auch von der Bundes- „Wir brauchen mehr Schöpfung bewahren kompensationsverordnung ausge- hen, meinte er. Leider würde diese Dauergrünland“ Die Leistungen der Jagd für den Arten- bislang im Bundesrat blockiert. schutz stellte Hartwig Fischer, Präsi- Die umweltpolitische Sprecherin dent des Deutschen Jagdverbandes, der CDU/CSU-Fraktion, Marie-Luise Heinz Litzbarski, Vorsitzender des heraus. Clemens Neumann, Abtei- Dött, verwies abschließend darauf, Fördervereins Großtrappenschutz aus lungsleiter aus dem Bundeslandwirt- dass die Bewahrung der Schöpfung Brandenburg und seit Jahrzehnten ak- schaftsministerium, sah im Vertrags- ein Kernelement der Programmatik tiver Artenschützer formulierte fol- naturschutz ein vor Ort sehr gut funk- von CDU und CSU sei. Die Veranstal- gende Erwartungen an die Politik: tionierendes Instrument. Seine tung habe viele Herausforderungen „Wir brauchen mehr Dauergrünland Kollegin aus dem Bundesumweltmi- aufgezeigt, aber auch Erfolge verdeut- und weniger Grünlandumbruch, we- nisterium, Abteilungsleiterin Elsa licht: „Aus diesen Erfolgen müssen niger Düngung und einen besseren Nickel, betonte, dass bei der Umset- wir Motivation schöpfen.“ Viele Nut- Moorschutz.“ Außerdem sprach er zung der Nationalen Biodiversitäts- zungskonfikte seien nicht mit einem sich für eine efektive Bejagung des strategie schon einiges erreicht wor- „Entweder-oder“ zu lösen. Es gehe da- Raubwildes aus, ohne die seiner Mei- den sei, aber nach wie vor erheblicher rum, sinnvolle Anreize für ein „biodi- nung nach kein Artenschutz in der Handlungsdruck bestehe. Diana Pret- versitätsgerechteres Verhalten“ zu Agrarfäche möglich ist. zell von der Umweltorganisation setzen.

8 | Fraktion direkt 54 | 26. Februar 2016 Letzte Seite Gespräche mit Überlebenden der Schoah Gruppe der Frauen in Israel

71 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es immer weniger Menschen, die das Grauen des Holo- caust am eigenen Leib erfahren haben. 190.000 von ihnen leben hochbetagt in Israel – viele unterhalb der Armuts- Jewish Claims Conference Foto: grenze. Eine 14-köpfge Delegation der und Claudia Lücking-Michel von der Gruppe der Frauen bei einer Zeremonie in Gruppe der Frauen aus der CDU/CSU- der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Bundestagsfraktion reiste Anfang des Monats nach Israel, um Überlebende Fraktion direkt bestellen zu besuchen und mit ihnen über ihre Lage zu sprechen. Auf dem Besuchs- Unser Newsletter „Fraktion direkt“ erscheint in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages. programm standen aber auch aktuelle Wenn Sie ihn künftig regelmäßig lesen wollen, können Sie ihn unter www.cducsu.de/newsletter Themen, so die politische Lage und die abonnieren. Situation der Frauen in Israel. Die Begegnungen mit den Überle- benden der Schoah hatte die Jewish Termine www.cducsu.de/veranstaltungen Claims Conference vermittelt. Die Vor- sitzende der Gruppe der Frauen, Karin 16. März 2016 Kongress „Afrika“ Maag, sprach von einprägsamen Ge- 11. April 2016 Kongress zur Lage der Christen im Nahen Osten sprächen: „Berührend war insbesonde- re, dass wir unsere Gesprächspartner in deren Wohnungen besuchen konn- ten.“ Zuvor hatte die Delegation die Mittelpunkt dieser Unterredungen laments der Mädchenschule begrüß- Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem standen die Beschäftigungslage der te, die von ihren Alltagssorgen und besucht. Beeindruckt zeigte sich die Frauen, die Entgeltgleichheit sowie die Zukunftswünschen berichteten. Ge- Gruppe davon, dass es der Gedenkstät- ungleichen Chancen von arabischen meinsam mit der Konrad-Adenauer- te gelungen ist, über viereinhalb Milli- und ultraorthodoxen Frauen. Die Dele- Stiftung in Ramallah führte die Dele- onen Namen von Holocaust-Opfern zu gation tauschte sich mit weiblichen gation auch Gespräche mit der christ- ermitteln. Damit konterkariert Yad Abgeordneten, Start-Up-Unternehme- lich-arabischen Politikerin Hanan Vashem den verbrecherischen Plan der rinnen und jungen Frauen aus der Li- Ashrawi und weiteren Vertreterinnen Nationalsozialisten, nicht nur die kud-Partei aus. Mit ihnen diskutierte der palästinensischen Autonomiege- Existenz von sechs Millionen Kindern, sie über Maßnahmen zur Vereinbar- biete. Karin Maag erklärte, dass der Frauen und Männern auszulöschen, keit von Familie und Beruf in Deutsch- Delegation in durchaus strittigen Äu- sondern auch deren Identität zu ver- land und Israel. Mit Oberst a.D. Avital ßerungen vor Augen geführt wurde, nichten. Leibovich, Leiterin des American Je- wie verfahren die Situation im Kon- wish Comitee Jerusalems, sprach sie fikt zwischen Israel und den Palästi- Lage der Frauen in Israel diskutiert über die Rolle der Frauen in den israeli- nensern sei. Wichtig war es der Grup- schen Streitkräften. pe der Frauen schließlich, sich auch Die Delegation der Gruppe der Frauen Schließlich besuchte die Delegati- bei der christlichen Friedensaktivis- führte darüber hinaus Gespräche im on das Flüchtlingslager Jalazone in tin Sumaya Farhat-Naser über die israelischen Parlament, der Knesset, Ramallah im Westjordanland, wo sie Lage der religiösen Minderheiten zu sowie im Wirtschaftsministerium. Im Vertreterinnen des Schülerinnenpar- informieren.

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