Bericht aus Brüssel

14/2014 vom 18.07.2014

Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union 21, Rue Montoyer, B- 1000 Bruxelles Tel.: 0032.2.739.59.00 Fax: 0032.2.732.48.13 E-mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Seite

Institutionelles 3

Europäisches Parlament 6

Ausschuss der Regionen 11

Wirtschaft 11

Verkehr 14

Energie 15

Forschung 16

Finanzdienstleistungen 17

Finanzen 18

Soziales 21

Gesundheit und Verbraucherschutz 23

Umwelt 25

Landwirtschaft 27

Justiz 28

Inneres 29

EU-Förderprogramme 33

Veranstaltungen 33

Vorschau 34

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 2 I n s t i t u t i o n e l l e s

Kommission; Zukünftiger Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hält Grundsatzrede vor dem EP-Plenum Am 15.07.2014 hielt der – nun vom EP gewählte – Kommissionspräsident Jean- Claude Juncker unmittelbar im Vorfeld seiner Wahl eine Grundsatzrede im Straßburger Plenum mit dem Titel: „Ein neuer Start für Europa: Meine Agenda für Jobs, Wachstum, Fairness und demokratischen Wandel“ und stellte darin seine politischen Prioritäten für die kommende fünfjährige Amtszeit des Kollegiums der Kommissare vor. In der Rede unterteilte Juncker diese Prioritäten in zehn Handlungsfelder. Ihnen vorangestellt sind generelle Ausführungen zur allgemeinen Lage der EU. Im Rahmen der generellen Ausführungen zeigte sich Juncker u.a. erfreut darüber, dass der ER den Ergebnissen der EP-Wahlen Rechnung getragen und damit die demokratische Legitimität des europäischen Beschlussfassungsprozesses gestärkt habe. Dies biete die einmalige Chance für einen Neuanfang. Juncker betonte, er wünsche sich eine EU, die in großen Fragen Größe und Ehrgeiz zeigt und sich in kleinen Fragen durch Zurückhaltung und Bescheidenheit auszeichnet. Auf der Grundlage seines Meinungsaustauschs mit allen politischen Fraktionen des neu gewählten EP schlage er daher zehn Politikbereiche vor, die im Zentrum der Agenda stehen sollen: 1. Neue Impulse für Arbeitsplätze, Wachstum und Investitionen 2. Ein vernetzter digitaler Binnenmarkt 3. Eine robuste Energieunion mit einer zukunftsorientierten Klimaschutzpolitik 4. Ein vertiefter und fairerer Binnenmarkt mit gestärkter industrieller Basis 5. Eine vertiefte und fairere Wirtschafts- und Währungsunion 6. Ein vernünftiges und ausgewogenes Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten 7. Ein auf gegenseitigem Vertrauen fußender Raum des Rechts und der Grundrechte 8. Hin zu einer neuen Migrationspolitik 9. Mehr Gewicht auf der internationalen Bühne 10. Eine Union des demokratischen Wandels Die vorgestellte Agenda soll als Grundlage für die jährliche und mehrjährige Programmplanung der EU dienen. Die politische Agenda der EU, so Juncker, müsse in enger Partnerschaft zwischen der Kommission, dem EP und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten gestaltet werden. http://ec.europa.eu/about/juncker-commission/docs/pg_de.pdf

Europäischer Rat; Besetzung von EU-Spitzenposten, Schlussfolgerungen zur und zu Gaza Am 16.07.2014 kamen die Staats- und Regierungschefs zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen. Auf dem Programm stand zunächst die Personaldebatte u.a. um die Ämter des Hohen Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik und des Präsidenten des Europäischen Rates (ER). Nach schwierigen Verhandlungen wurde eine Entscheidung hierüber auf ein Treffen am 30.08.2014 vertragt. Darüber hinaus wurde die Lage in der Ukraine und in Gaza erörtert. Die Staats- und Regierungschefs verurteilten die anhaltenden illegalen Handlungen bewaffneter Aktivisten in der Ostukraine und forderten die Russische Föderation erneut auf, ihren Einfluss auf die illegal bewaffneten Gruppen zu nutzen, um eine rasche Deeskalation zu bewirken. Sie bedauerten, dass die Schritte, die der ER in seinen Schlussfolgerungen vom 27.06.2014 dargelegt hatte, nicht angemessen durchgeführt worden sind und kamen überein, ihre Sanktionen gegen die Russische Föderation auszuweiten. Erstmals sollen hiervon auch Einrichtungen in Russland, die die

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 3 territoriale Integrität der Ukraine untergraben, betroffen sein. Bis Ende Juli soll eine Liste mit den betroffenen Personen und Einrichtungen vorliegen. Die Europäische Investitionsbank (EIB) soll die Unterzeichnung neuer Finanzierungsmaßnahmen mit Russland aussetzen, ferner will die EU auf die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) in London einwirken, ebenfalls die Finanzierung neuer Maßnahmen auszusetzen. Weitere restriktive Maßnahmen sollen vorbereitet werden. Der ER betonte die Bedeutung einer Einigung über die Gaslieferungen von Russland an die Ukraine und die Sicherstellung der Transitsicherheit für Gaslieferungen in die EU. Der ER, dies ergibt sich aus den Schlussfolgerungen, verfolge mit großer Besorgnis die anhaltende Gewalt zwischen Israel und Gaza. Er erkenne an, dass Israel das Recht habe, seine Bevölkerung vor Raketenangriffen aus dem Gazastreifen zu schützen. Gleichwohl müsse Israel unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit vorgehen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/de/ec/144005.pdf

Rat; Italienische Präsidentschaft des Rates vom 01.07.-31.12.2014 Zum 01.07.2014 hat ITL die halbjährlich wechselnde Präsidentschaft im Rat übernommen. In seinem 75 Seiten starken Programm „Europe – A fresh start – Programme of the Italian Presidency of the Council of the – 1 July to 31 December 2014“ beschreibt ITL die Prioritäten für seine sechsmonatige Amtszeit. Das Programm gliedert sich in zehn Handlungsfelder, denen eine kurze Darstellung des strategischen Rahmens und der politischen Gemengelage vorangestellt sind. Der strategische Rahmen ist seinerseits in drei Unterpunkte unterteilt – „Ein beschäftigungsfreundliches Europa durch Schaffung wirtschaftlichen Wachstums“, „Europa näher an die Bürger bringen: ein Bereich von Demokratie, Rechten und Freiheit“ und „Die Europäische Außenpolitik weiter in die Gänge bringen“. Konkret nimmt ITL Bezug auf die personelle Neuaufstellung der europäischen Institutionen (insb. wegen der EP-Wahlen im Mai 2014, der kommenden Neubesetzung des Kollegiums der Kommissare sowie der Neubesetzung des Amts des Präsidenten des Europäischen Rates (ER) in Nachfolge von ER-Präsident van Rompuy) sowie auf die damit verbundene inhaltliche Neuausrichtung und umreißt grob die aktuell größten Herausforderungen. Im Rahmen der zehn aufgezählten Handlungsfelder beschreibt ITL konkret die angestrebten Erfolge und Anstrengungen während seiner Präsidentschaft. Die Aufteilung der Handlungsfelder orientiert sich an der Zuständigkeit der Ratsformationen. Konkret will sich ITL im Bereich der „Allgemeinen Angelegenheiten“ u.a. mit institutionellen Reformen befassen, sich bei den „Auswärtigen Angelegenheiten“ mit der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik auseinandersetzen und im Bereich „Wirtschaft und Finanzen“ die Themen Wachstum, Beschäftigung und Strukturreformen aufgreifen. Im Bereich „Justiz und Inneres“ will sich ITL u.a. auf die Migration, Grenzkontrollen und Asyl fokussieren und einen Schwerpunkt auf die Umsetzung und Durchsetzung bereits beschlossener Maßnahmen legen. Im Handlungsfeld „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ soll es auch um Maßnahmen gehen, mit denen den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise begegnet werden kann. Im Bereich „Wettbewerbsfähigkeit“ wird u.a. ein Schwerpunkt auf die Förderung und Internationalisierung von KMU gelegt. Im Rahmen des Handlungsfeldes „Verkehr, Telekommunikation, Energie“ stehen sowohl die Korridore der Transeuropäischen Netze Verkehr als auch die Frage, wie die EU-Energiepolitik nach 2020 aussehen soll, im Mittelpunkt. Schwerpunkt im Bereich „Landwirtschaft und Fischerei“ ist u.a. die Verabschiedung des Vorschlags zum ökologischen Landbau. Im Bereich

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 4 „Umwelt“ wird es auch um die Umsetzung des 7. Umweltaktionsprogramms gehen. Bei der Bildung soll u.a. die politische Debatte über die zukünftige Rolle von Bildung und Ausbildung in die Wege geleitet werden. http://italia2014.eu/media/1349/programma_en1_def.pdf

Rat; Termine der italienischen Ratspräsidentschaft Europäischer Rat 30.08.2014; 23./24.10.2014; 18./19.12.2014

Rat für Allgemeine Angelegenheiten 23.07.2014; 29.09.2014; 21.10.2014; 18./19.11.2014; 16.12.2014

Rat für Auswärtige Angelegenheiten 22.07.2014; 20.10.2014; 17./18.11.2014; 21.11.2014; 12.-15.12.2014

Rat Justiz und Inneres 09./10.10.2014; 04./05.12.2014

Rat für Wirtschaft und Finanzen 14.10.2014; 07.11.2014; 14.11.2014; 09.12.2014;

Rat für Verkehr, Telekommunikation und Energie 08.10.2014; 27.11.2014; 03.12.2014; 09.12.2014

Rat für Landwirtschaft, Fischerei- und Meerespolitik 10./11.11.2014; 15./16.12.2014

Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz 16.10.2014; 01.12.2014; 11.12.2014

Rat für Bildung, Jugend, Kultur und Sport 21.11.2014; 12.12.2014

Rat für Umwelt 28.10.2014; 17.12.2014

Rat für Wettbewerbsfähigkeit 25./26.09.2014; 04./05.12.2014

EP; Anhörungen der vier Übergangskommissare und Abstimmung Am 14.07.2014 fanden in den zuständigen Ausschüssen vier Anhörungen mit den designierten Kommissaren statt, die bis zur Einsetzung der neuen Kommission im Herbst jene Kommissare ersetzen sollen, die ins EP gewählt wurden. Die Kandidaten sind (FIN), (ITL) und (LUX). Jyrki Katainen soll als Wirtschafts- und Währungskommissar ersetzen. Ferdinando Nelli Feroci soll als Industriekommissar ersetzen. Martine Reicherts soll als Justizkommissarin ersetzen. Und soll als Haushaltskommissar ersetzen. Am 16.07.2014 stimmte das Plenum über die Kandidaten ab und hat in einer einzigen Abstimmung die Ernennung der vier Kandidaten mit einer Mehrheit von 421 - 170 – 32 gebilligt. Der Rat wird nun erwartungsgemäß den vier Kandidaten schnell seine Zustimmung erteilen, damit sie ihr Amt antreten können.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 5 http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=- %2f%2fEP%2f%2fNONSGML%2bPV%2b20140716%2bRES- VOT%2bDOC%2bPDF%2bV0%2f%2fDE&language=DE

E u r o p ä i s c h e s P a r l a m e n t

Plenarsitzung des Europäischen Parlaments vom 14.-17. Juli 2014 in Straßburg

Wahl des Kommissionspräsidenten Am 15.07.2014 hat das EP Jean-Claude Juncker in geheimer Wahl mit einer Mehrheit von 422 - 250 - 47 zum neuen Präsidenten der Europäischen Kommission gewählt. Der EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber (EVP/DEU) sagte: „Wir haben Europa mit dieser Wahl ein großes Stück demokratischer gemacht. Es ist grundsätzlich besser, den Wählern vor der Wahl zu sagen, wo man hin will und mit wem, als nach den Wahlen.“ Weber sagte, für die EVP seien vier Punkte zentral: (1.) Wachstum und Reindustrialisierung, (2.) Schulden schaffen keine Zukunft, (3.) Respekt für das Subsidiaritätsprinzip, den Nationalstaat und kleinere Einheiten, (4.) Europa müsse den Blick nach außen richten. Wer sich an bestehenden Strukturen festklammere, der werde verlieren. Offenheit für Reformen bedeute Zukunft. Der S&D-Fraktionsvorsitzende Gianni Pittella (S&D/ITL) forderte ein EU- Hilfsprogramm für den Gazastreifen und kritisierte eine zu rigide Sparpolitik in Europa mit den Worten: „Wie kann man die öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen, wenn ein junger Mensch arbeitslos ist?“ Er kündigte gleichwohl die Unterstützung seiner Fraktion an und sagte an Juncker gerichtet: „Sie haben Antworten geboten, die uns überzeugt haben. Jedoch: Wenn wir für Sie stimmen, dann ist das kein Blankoscheck! Wir sind treue Gesprächspartner, aber auch fordernde. Viel Glück auf Ihrem Weg, Herr Präsident Juncker!“ Der ECR-Fraktionsvorsitzende Syed Kamall (ECR/GBR) sagte: „Wenn Sie eine Agenda eröffnen, die Barrieren niederreißt, dann werden wir Sie unterstützen. Wir wünschen Ihnen alles Gute, aber Mitglieder unserer Fraktion werden Sie nicht wählen - aus zwei Gründen: Erstens lehnen wir das Verfahren ab und zweitens sind wir nicht überzeugt, dass Sie der richtige Mann sind an diesem Platz sind. Doch wenn Sie eine Reformagenda vorantreiben, dann können Sie auf unsere Unterstützung zählen.“ Der ALDE-Fraktionsvorsitzende (ALDE/BEL) erklärte: „Wir legen heute für immer fest, dass es die Wähler sind, die festlegen, wer Europa führt.“ Und: „Wer in den großen Fraktionen gegen Juncker stimmt, wird seine Wähler hinters Licht führen! Wenn wir Wachstum wollen, müssen wir über diese Haushaltsdisziplin hinausgehen.“ Die GUE-Fraktionsvorsitzende Gabi Zimmer (GUE/DEU) warnte vor allzu viel Euphorie: „Wir haben genug zu tun in Europa. Ein ‚Weiter so‘ kann es nicht sein. Die Troika soll demokratischer werden – was heißt denn das? Wenn Lebenswirklichkeiten von Menschen zerstört werden – das hat doch nichts mit Demokratie zu tun! Es reicht doch nicht, wenn nur der IWF nicht mehr dabei ist! Wir werden Sie als Fraktion nicht wählen!“ Der GRÜNEN-Ko-Vorsitzende Philippe Lamberts (GRÜNE/BEL) sagte: „Wenn sechs Millionen Jugendliche ohne Arbeit sind und ohne Aussicht auf Arbeit, dann steht unser Gesellschaftssystem als solches auf dem Prüfstand. (...) Wenn wir sehen, wer Sie unterstützt, dann fragen wir uns: Schaffen Sie das, was Sie sich vorgenommen haben?“ Im Bereich ökologischer Reformen könne Juncker jedenfalls auf die Fraktion der GRÜNEN zählen.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 6 Der EFDD-Vorsitzende Nigel Farage (EFDD/GBR) kritisierte: „Das ist ja wie in Sowjetzeiten: Wir dürfen wählen – aber wir haben nur einen Kandidaten! Diese geheime Wahl ist eine große Beleidigung der Wähler!“ Die EFDD werde mit überwältigender Mehrheit gegen ihn stimmen. Für die Fraktionslosen sprach die französische Front National-Vorsitzende Marine Le Pen (FL/FRA). Sie sagte, die EU sei ein „verrücktes“ Projekt geworden. Politiker, die ihre Privilegien verteidigen wollten, weigerten sich, Konsequenzen aus dem Wahlergebnis zu ziehen. „Die etablierten Parteien haben sich den Kuchen verteilt. Die Völker haben nicht Schulz und nicht Juncker gewählt!“ http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=- //EP//TEXT+CRE+20140715+ITEM-005+DOC+XML+V0//DE&language=DE

Stand der Verhandlungen mit den USA über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) Handelskommissar Karel De Gucht (ALDE/BEL) informierte das Plenum am 15.07.2014 über den Stand der Verhandlungen mit den USA über die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). In der anschließenden Debatte forderten Abgeordnete aller Fraktionen, dass die Bürger besser über den Ablauf der TTIP-Verhandlungen informiert werden sollten. Die Mitglieder der größten Fraktionen hoben die Vorteile des Abkommens – vor allem für Wachstum und Beschäftigung – hervor. Andere jedoch brachten ihre Sorgen zum Ausdruck, die geplante Handelspartnerschaft könne nicht nur zur Senkung der EU- Standards in den Bereichen Gesundheit, Soziales oder Umwelt führen, sondern auch die Gesetzgebungskompetenz einschränken, wenn Investoren Regierungen im Rahmen eines Investor-Staat-Schiedsverfahrens verklagen können. Handelskommissar Karel De Gucht versicherte den Abgeordneten, dass es bei den Gesprächen nicht darum gehe, EU-Standards in verschiedenen grundlegenden Bereichen zu senken, sondern den Bürokratieaufwand zu verringern. Er versprach, dass die Kommission die Verhandlungen „transparenter“ machen werde, indem sie beim Rat – in dem es bis jetzt noch keine Mehrheit dafür gebe – weiter darauf bestehe, die Verhandlungsrichtlinien öffentlich zu machen. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=- //EP//TEXT+CRE+20140715+ITEM-009+DOC+XML+V0//DE&language=DE

Einführung des Euro in Litauen In einer am 16.07.2014 verabschiedeten Entschließung empfiehlt das EP die Einführung des Euro in Litauen am 01.01.2015. Es schließt sich damit den Empfehlungen des Rates vom EU-Gipfel im Juni sowie denen der Europäischen Kommission an. Die Entschließung wurde mit einer Mehrheit von 545 – 116 – 34 angenommen (siehe Beitrag unter „Finanzen“).

EU-Haushalt: Debatte über Finanzierungslücken für EU-Programme 2014 Die EU müsse aufhören, ihre stetig wachsenden unbezahlten Rechnungen von einem Jahr aufs andere aufzuschieben, forderten die Abgeordneten in einer Debatte über Finanzierungslücken für EU-Programme 2014. Wenn das Problem nicht gelöst wird, könnten Programme wie Erasmus+, Forschungsprojekte oder die humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge in ernsthafte Schwierigkeiten geraten (siehe Beitrag unter „Finanzen“).

Ausschussvorsitzende und Stellvertreter Am 07.07.2014 und am 14.07.2014 fanden die konstituierenden Sitzungen der EP- Ausschüsse statt. In diesem Zusammenhang wählten die Ausschüsse jeweils einen

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 7 Vorsitzenden und vier Stellvertreter. Die Liste der Vorsitze und Stellvertretende Vorsitze in den Ausschüssen des EP (Stand: 17.07.2014):

Recht (JURI) Vorsitz Pavel SVOBODA (EVP/CZR) Stellvertreter Lidia GERINGER DE OEDENBERG (S&D/POL) Jean Marie CAVADA (ALDE/FRA) Axel VOSS (EVP/DEU) Mady DELVAUX-STEHRES (S&D/LUX)

Internationaler Handel (INTA) Vorsitz Bernd LANGE (S&D/DEU) Stellvertreter Tokia SAÏFI (EVP/FRA) Yannick JADOT (GRÜNE/FRA) Iuliu WINKLER (EVP/ROM) Jan ZAHRADIL (ECR/CZR)

Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) Vorsitz Claude MORAES (S&D/GBR) Stellvertreter Kinga GÁL (EVP/HUN), Iliana IOTOVA (S&D/BUL) Jan Philipp ALBRECHT (GRÜNE/DEU) Barbara KUDRYCKA (EVP/POL)

Haushalt (BUDG) Vorsitz Jean ARTHUIS (ALDE/FRA) Stellvertreter Petri SARVAMAA (EVP/FIN) Jens GEIER (S&D/DEU) Siegfried MUREŞAN (EVP/ROM) Patricija ŠULIN (EVP/SLO)

Wirtschaft und Währung (ECON) Vorsitz Roberto GUALTIERI (S&D/ITL) Stellvertreter Markus FERBER (EVP/DEU) Peter SIMON (S&D/DEU) Johan VAN OVERTFELDT (ECR/BEL) (AVP/BEL)

Haushaltskontrolle (CONT) Vorsitz Inge GRÄßLE (EVP/DEU) Stellvertreter Derek VAUGHAN (S&D/GBR) Igor ŠOLTES (GRÜNE/SLO) Martina DLABAJOVÁ (ALDE/CZR) Dan NICA (S&D/ROM)

Industrie, Forschung, Energie (ITRE) Vorsitz Jerzy BUZEK (EVP/POL) Stellvertreter Patrizia TOIA (S&D/ITL) Hans-Olaf HENKEL (ECR/DEU) Miloslav RANSDORF (GRÜNE/CZR) Morten Helveg PETERSEN (ALDE/DNK)

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 8 Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) Vorsitz Vicky FORD (ECR/GBR) Stellvertreter Anna Maria CORAZZA BILDT (EVP/SWE) Robert ROCHEFORT (ALDE/FRA) Catherine STIHLER (S&D/GBR) Sergio COFFERATI (S&D/ITL)

Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) Vorsitz Thomas HÄNDEL (GRÜNE/DEU) Stellvertreter Marita ULVSKOG (S&D/SWE) Danuta JAZŁOWIECKA (EVP/POL) Ulla TØRNÆS (ALDE/DNK) Agnes JONGERIUS (S&D/NDL)

Auswärtige Angelegenheiten (AFET) Vorsitz Elmar BROK (EVP/DEU) Stellvertreter Ryszard Antoni LEGUTKO (ECR/POL) Ioan Mircea PAŞCU (S&D/ROM) Andrej PLENKOVIĆ (EVP/KRO) Marina ALBIOL GUZMÁN (VELNGL/ESP)

Menschenrechte (DROI) Vorsitz Elena VALENCIANO (S&D/ESP) Stellvertreter Cristian PREDA (EVP/ROM) Fernando Maura BARANDIARÁN (ALDE/ESP) László TŐKÉS (EVP/HUN) Barbara LOCHBIHLER (GRÜNE/DE)

Sicherheit und Verteidigung (SEDE) Vorsitz Anna Elżbieta FOTYGA (ECR/POL) Stellvertreter Michael GAHLER (EVP/DEU) Jaromír ŠTĚTINA (EVP/CZR) Afzal KHAN (S&D/GBR) Sabine LÖSING (VELNGL/DEU)

Entwicklung (DEVE) Vorsitz Linda McAVAN (S&D/GBR) Stellvertreter Maurice PONGA (EVP/FRA) Paavo VÄYRYNEN (ALDE/FIN) Kostas CHRYSOGONOS (VELNGL/GRI) Nirj DEVA (ECR/GBR)

Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) Vorsitz Giovanni LA VIA (EVP/ITA) Stellvertreter Benedek JÁVOR (GRÜNE/HUN) Daciana Octavia SÂRBU (S&D/ROM) Pavel POC (S&D/CZR) Gilles PARGNEAUX (S&D/FRA)

Verkehr und Fremdenverkehr (TRAN) Vorsitz Michael CRAMER (GRÜNE/DEU) Stellvertreter Dominique RIQUET (ALDE/FRA) Dieter-Lebrecht KOCH (EVP/DEU)

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 9 Tomasz Piotr PORĘBA (ECR/POL) István UJHELYI (S&D/HUN)

Regionale Entwicklung (REGI) Vorsitz Iskra MIHAYLOVA (ALDE/BUL) Stellvertreter Younous OMARJEE (VELNGL/FRA) Stanislav POLČÁK (EVP/CZR) Joachim ZELLER (EVP/DEU) Andrea COZZOLINO (S&D/ITA)

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) Vorsitz Czesław Adam SIEKIERSKI (EVP/POL) Stellvertreter Eric ANDRIEU (S&D/FRA) Janusz WOJCIECHOWSKI (ECR/POL) Clara Eugenia AGUILERA GARCÍA (S&D/ESP) Viorica DANCILA (S&D/ROM)

Fischerei (PECH) Vorsitz Alain CADEC (EVP/FRA) Stellvertreter Isabella LÖVIN (GRÜNE/SWE) Jarosław Leszek WAŁĘSA (EVP/POL) Werner KUHN (EVP/DEU) Renata BRIANO (S&D/ITA)

Kultur und Bildung (CULT) Vorsitz Silvia COSTA (S&D/ITA) Stellvertreter Andrea BOCSKOR (EVP/HUN) Mircea DIACONU (ALDE/ROM) Helga TRÜPEL (GRÜNE/DEU) Michaela ŠOJDROVÁ (EVP/CZR)

Konstitutionelle Fragen (AFCO) Vorsitz Danuta Maria HÜBNER (EVP/POL) Stellvertreter Barbara SPINELLI (VELNGL/ITA) Pedro SILVA PEREIRA (S&D/PTL) Kazimierz Michał UJAZDOWSKI (ECR/POL) Paulo RANGEL (EVP/PTL)

Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) Vorsitz Iratxe GARCÍA PÉREZ (S&D/ESP) Stellvertreter Barbara MATERA (EVP/ITA) Inês Cristina ZUBER (VELNGL/PTL) Vilija BLINKEVIČIŪTĖ (S&D/LIT) Wahl des vierten Stellvertreters am 22.7.14

Petitionen (PETI) Vorsitz Cecilia WIKSTRÖM (ALDE/SWE) Stellvertreter Rosa ESTARÀS FERRAGUT (EVP/ESP) Roberta METSOLA (EVP/MTA) Marlene MIZZI (S&D/MTA) Pál CSÁKY (EVP/SLK)

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 10 A u s s c h u s s d e r R e g i o n e n

AdR; 24. ECOS-Fachkommissionssitzung Am 15.07.2014 fand in Brüssel die 24. ECOS-Fachkommissionssitzung des AdR statt. Es wurde über folgende Stellungnahmen abgestimmt: Langfristige Finanzierung der europäischen Wirtschaft und Europäische Plattform zur Bekämpfung nicht angemeldeter Erwerbstätigkeit. http://www.toad.cor.europa.eu/AgendaDocuments.aspx?pmi=ha5jDW%2bOWSH1a9 yFWFzBHwzXz1XKIOVLBdsQyM7Dy60%3d&ViewDoc=true

W i r t s c h a f t

Kommission; Neuer Binnenmarktanzeiger veröffentlicht Die Kommission hat am 17.07.2014 die neueste Ausgabe des Binnenmarktanzeigers vorgestellt. Der Binnenmarktanzeiger gibt einen Überblick darüber, wie gut die Mitgliedstaaten der EU und die Länder der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) die EU-Vorschriften umgesetzt haben und in verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. In der jüngst veröffentlichten Ausgabe wurden zwei neue Bereiche hinzugenommen, und zwar das öffentliche Auftragswesen und die Postdienste. Aus einer Übersicht mit „Ampelkennzeichnung“ ist für den Leser ersichtlich, wie die einzelnen Mitgliedstaaten ihre Steuerungsinstrumente eingesetzt und die Politikbereiche überwacht haben: überdurchschnittlich (grün), durchschnittlich (gelb) oder unterdurchschnittlich (rot). Beachtet wurden hierfür die ordnungsgemäße Umsetzung der EU-Richtlinien, Vertragsverletzungsverfahren, Netze für die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden sowie verschiedene Informations- und Problemlösungsdienste. Insgesamt konnten die EU- Mitgliedstaaten ihre Leistung gegenüber der letzten Ausgabe von Februar 2014 deutlich verbessern. So wurde ihre Leistung diesmal 109-mal überdurchschnittlich bewertet (im Februar 2014 war dies 99-mal der Fall). DEU lag in zwei Bereichen über dem Durchschnitt (Your Europe, EU Pilot) und in den restlichen Bereichen im Mittelfeld. http://ec.europa.eu/internal_market/scoreboard/index_en.htm

Kommission; Mitteilung zum Kartellrecht Die Kommission hat am 09.07.2014 die Mitteilung „Zehn Jahre Kartellrechtsdurchsetzung auf der Grundlage der Verordnung (EG) Nr. 1/2003 – Ergebnisse und Ausblick“ veröffentlicht. Darin zieht sie eine überwiegend positive Bilanz bei der Umsetzung des europäischen Kartellrechts. Der Kommission zufolge hat die Zusammenarbeit mit den nationalen Wettbewerbsbehörden im Rahmen des Europäischen Wettbewerbsnetzes zu einer kohärenteren Durchsetzung der EU- Wettbewerbsregeln geführt. Allerdings sieht die Kommission in einigen Bereichen auch Handlungsbedarf. Um die Rolle der einzelstaatlichen Wettbewerbsbehörden weiter zu stärken, muss der Kommission zufolge sichergestellt werden, dass diese die entsprechende Ermittlungs- und Entscheidungsbefugnisse haben und mit hinreichend Mitteln ausgestattet sind, um ihre Unabhängigkeit zu garantieren. Zudem sollen der Kommission zufolge alle Wettbewerbsbehörden auf Kronzeugenregelungen zurückgreifen können. Jedoch müssten auch Maßnahmen ergriffen werden, um zu vermeiden, dass Unternehmen auf den Antrag auf Kronzeugenbehandlung verzichten. http://ec.europa.eu/competition/antitrust/legislation/antitrust_enforcement_10_years_ en.pdf

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 11 Kommission; Beihilfen für Porsche, BMW, Audi und Ford Am 09.07.2014 hat die Kommission zwei deutsche Beihilfen für Automobilhersteller genehmigt. Eine Regionalbeihilfe in Höhe von 43,67 Mio. EUR für Volkswagen/Porsche in Leipzig genehmigte die Kommission mit der Begründung, dass damit die regionale Entwicklung gefördert werde. Hingegen wurden von den ursprünglich vorgesehenen 45 Mio. EUR für BMW, ebenfalls in Leipzig, nur 17 Mio. EUR gebilligt. Zudem wird die Kommission in einer eingehenden Untersuchung prüfen, ob eine Beihilfe von HUN für Volkswagen/Audi in Győr regelkonform ist, da sie Bedenken hat, dass angesichts der starken Marktstellung der Begünstigten und der schwierigen Marktlage die Beihilfe den Wettbewerb beeinträchtigen könnte. Schließlich wurde eine im Mai 2013 eingeleitete förmliche Prüfung der Regionalbeihilfe für Ford in ESP eingestellt, nachdem ESP die Beihilfe von 24,4 Mio. EUR auf 11,2 Mio. EUR gekürzt hatte, sodass keine Genehmigung durch die Kommission mehr erforderlich ist. http://ec.europa.eu/competition/elojade/isef/index.cfm?fuseaction=dsp_sa_by_date

Kommission; Sechste Verhandlungsrunde zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft Die Kommission startete am 14.07.2014 die sechste Runde der Verhandlungen zwischen EU und den USA zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft, die bis zum 18.07.2016 andauert. Dabei treffen sich die Verhandlungsführer von EU und den USA mit Vertretern der Industrie, von Nichtregierungsorganisationen, Verbraucherverbänden, Gewerkschaften, Berufsverbänden und anderen Gruppen der Zivilgesellschaft, um sich gegenseitig auszutauschen. Bei den Verhandlungen geht es vorrangig um die Themen Handel mit Waren und Dienstleistungen, öffentliches Beschaffungswesen, Umweltschutz, Regulierungsfragen, Arbeitnehmerrechte, Energie und Rohstoffe sowie Möglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen. http://trade.ec.europa.eu/doclib/press/index.cfm?id=1093

Kommission; Vorschläge zur Verbesserung der EU-Fusionskontrolle Die Kommission hat am 09.07.2014 im Rahmen eines Weißbuchs Vorschläge zur Verbesserung der Fusionskontrolle auf EU-Ebene vorgelegt. Die Vorschläge sind eine Ergänzung zu dem am 05.12.2013 veröffentlichten Paket zur Vereinfachung der Verfahren für die Prüfung von Unternehmenszusammenschlüssen nach der EU- Fusionskontrollverordnung (vgl. BaB 22/2013). Das Weißbuch beruht auf zwei in den Jahren 2009 und 2013 durchgeführten Konsultationen. Die wichtigsten Vorschläge umfassen eine einfachere, maßgeschneiderte Prüfung derjenigen Fälle des Erwerbs nachkontrollierender Minderheitsbeteiligungen, die den Wettbewerb beeinträchtigen könnten. Des Weiteren soll die Verweisung von Fusionskontrollsachen von den Mitgliedsstaaten an die Kommission und umgekehrt unternehmerfreundlicher und wirksamer werden. Die Verfahren sollen vereinfacht werden, sodass eine Fusionskontrolle bei einfachen unproblematischen Zusammenschlüssen nicht mehr nötig ist. Außerdem soll die momentane Anmeldepflicht bei anderen unproblematischen Fusionen entfallen. Es soll über eine Konvergenz zwischen den Staaten nachgedacht werden, um die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten zu verbessern. Damit will man verhindern, dass es zu abweichenden Entscheidungen in den Mitgliedstaaten kommt. Den Interessierten wird eine Frist zur Stellungnahme bis zum 03.10.2014 eingeräumt. http://ec.europa.eu/competition/consultations/2014_merger_control/mergers_white_p aper_en.pdf

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 12 Kommission; Schutz geografischer Angaben bei nichtlandwirtschaftlichen Erzeugnissen Mit einem Grünbuch hat die Kommission am 15.07.2014 eine öffentliche Konsultation über die mögliche Ausdehnung des Schutzes geografischer Angaben der EU auf nichtlandwirtschaftliche Erzeugnisse eingeleitet. Darin werden die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Vorteile aufgezeigt, die eine solche Ausweitung aus Sicht der Kommission hätte. Zudem wirft die Kommission Fragen der konkreten Ausgestaltung eines EU-weiten Schutzes geografischer Angaben auf, etwa zu deren Registrierung oder zu der Art der Verbindung, die ein Produkt mit der jeweiligen Region aufweisen soll. Bisher werden geografische Angaben vor allem im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen geschützt, wohingegen nichtlandwirtschaftliche Erzeugnisse noch keinen einheitlichen EU-weiten Rechtsschutz genießen. Bis zum 28.10.2014 können alle Interessenten der Kommission ihre Bemerkungen, Anregungen und Vorschläge übermitteln. http://ec.europa.eu/internal_market/consultations/2014/geo-indications-non- agri/docs/consultation-document_de.pdf

Kommission; Neue Leitlinien für Beihilfen für Unternehmen in Schwierigkeiten Die Kommission hat am 09.07.2014 überarbeitete Leitlinien zur Rettung und Umstrukturierung von nichtfinanziellen Unternehmen in Schwierigkeiten vorgelegt. Diese ersetzen die Leitlinien vom 01.10.2004 und gelten ab dem 01.08.2014. Die wichtigsten neuen Aspekte sind dabei die Bestimmungen für vorübergehende Umstrukturierungshilfen als Liquiditätshilfen für KMU für maximal 18 Monate. Es soll einen besseren Filter geben, damit staatliche Beihilfen auch nur dort eingesetzt werden, wo sie wirklich benötigt werden. Die Anforderungen an den Nachweis von „sozialer Härte“ wurden erhöht. Die Mitgliedstaaten müssen aufzeigen, dass Beihilfen erforderlich sind. Verschärft wurden die Kriterien dafür, wann ein Unternehmen als in Schwierigkeiten gilt. Es wurde eine Lastenverteilung eingeführt, welche sicherstellen soll, dass Privatinvestoren ihren Teil der Umstrukturierungskosten auch übernehmen. Sie sollen auch für die Verluste herangezogen werden, die vor der Gewährung der staatlichen Beihilfe entstanden sind. Der Staat soll bei einer erfolgreichen Umstrukturierung eine angemessene Rendite erhalten. Die Leitlinien erhöhen die Anforderungen an die Transparenz. Aus der Leitlinie von 2004 wurde der Grundsatz erhalten, dass Beihilfen nur für sechs Monate gewährt werden können. Soll der Zeitraum länger als sechs Monate sein, so kann dies nur genehmigt werden, wenn die Beihilfe später zurückgezahlt wird oder der Kommission ein Umstrukturierungsplan vorgelegt wird. http://ec.europa.eu/competition/state_aid/legislation/horizontal.html#rescue

Kommission; Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit westafrikanischen Staaten Die Kommission begrüßte am 11.07.2014 den Beschluss der Staats- und Regierungschefs von 16 westafrikanischen Staaten vom 10.07.2014, das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) mit der EU zu unterzeichnen. An dem Abkommen sind neben der EU und ihren Mitgliedstaaten auch die Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS), die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) sowie 16 westafrikanische Länder beteiligt (Benin, Burkina Faso, Cabo Verde, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Côte d’Ivoire, Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone und Togo). In den Verhandlungen verpflichtete sich die EU zur Öffnung ihres Marktes für alle westafrikanischen Erzeugnisse, sobald das Abkommen in Kraft tritt. Als Gegenleistung wird Westafrika seinen Markt nur teilweise und Schritt für Schritt öffnen. Mit diesen asymmetrischen Verpflichtungen wird den

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 13 unterschiedlichen Entwicklungsniveaus der beiden Regionen Rechnung getragen. Darüber hinaus wird die EU ihre westafrikanischen Partner in den Jahren 2015-2020 mit mindestens 6,5 Mrd. EUR fördern. Das Abkommen wird nun den politischen Entscheidungsträgern der ECOWAS zur Unterzeichnung und Ratifizierung vorgelegt. http://news.ecowas.int/presseshow.php?nb=134&lang=en&annee=2014

EuGH; Darstellung der Ausstattung eines Verkaufsraums als Marke Das EuGH urteilte am 10.07.2014, dass eine Darstellung der Ausstattung eines Verkaufsraumes unter bestimmten Voraussetzungen als Marke eingetragen werden kann. Apple hatte 2010 beim Patent and Trademark Office eine dreidimensionale Marke eintragen lassen. Später beantragte Apple eine internationale Registrierung der Marke. 2013 wurde dies vom deutschen Patent- und Markenamt mit der Begründung abgelehnt, dass die Abbildung der Verkaufsstätten nichts anderes sei als eine Darstellung eines wesentlichen Aspekts der Handelsdienstleistungen dieses Unternehmens und dass der Verbraucher eine solche Ausstattung nicht als Hinweis auf die betriebliche Herkunft der Waren verstehen könne. Dagegen legte Apple beim Bundespatentgericht Beschwerde ein. In seinem Urteil weist der Gerichtshof darauf hin, dass der Gegenstand der Anmeldung, um eine Marke sein zu können, drei Voraussetzungen erfüllen muss, nämlich (1) ein Zeichen sein muss, (2) sich grafisch darstellen lassen muss und (3) geeignet sein muss, „Waren“ oder „Dienstleistungen“ eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden. Eine allgemeine Eignung eines Zeichens als Marke bedeutet aber nicht, dass dieses Zeichen auch zwangsläufig Unterscheidungskraft im Sinne der Markenrichtlinie hat. Die Unterscheidungskraft eines Zeichens ist zu beurteilen anhand der erfassten Ware oder Dienstleistung und seiner Wahrnehmung durch die maßgeblichen Verkehrskreise. Die zuständige Behörde hat zu prüfen, ob das Zeichen in Bezug auf die Merkmale der Waren oder Dienstleistungen beschreibend ist. Der EuGH kam zum Schluss, dass die Darstellung der Ausstattung einer Verkaufsstätte allein in der Form einer Zeichnung ohne Größen- oder Proportionsangaben als Marke für Dienstleistungen eingetragen werden kann, die in Leistungen bestehen, welche sich auf Waren beziehen, aber keinen integralen Bestandteil des Verkaufs dieser Waren selbst bilden. http://curia.europa.eu/juris/documents.jsf?num=C-421/13

V e r k e h r

Kommission; App für Flug- und Fahrgastrechte Anlässlich der Themenwoche zu Fahrgastrechten, die am 07.07.2014 im Rahmen der Kampagne „Ihre Rechte als Reisende immer dabei“ der Kommission startete, wurde die kostenlose Smartphone-App zu den Fluggast- und Fahrgastrechten aktualisiert. Die App gibt in 25 Sprachen Auskunft über geltende EU-Vorschriften für Fahrgastrechte und enthält Informationen über alle Verkehrsträger, d.h. Flugzeuge, Züge, Schiffe und Busse sowie darüber, wann und inwiefern die Rechte gelten. Sie lässt sich auf allen Mobilgeräten mit den neuesten Betriebssystemen von Apple iOS, Android und Windows Mobile verwenden. http://ec.europa.eu/transport/passenger-rights/de/index.html

Kommission; Bessere Umsetzung Funktionaler Luftraumblöcke angemahnt Die Kommission hat am 10.07.2014 BUL, GRI, IRL, ITL, KRO, LIT, MTA, AUT, PTL, ROM, SLK, SLO, ESP, CZR, HUN, GBR und CYP dazu aufgefordert, ihre jeweiligen funktionalen Luftraumblöcke (FAB) zu verbessern. Bei den FAB handelt es sich um gemeinsame Lufträume, die nicht an Staatsgrenzen, sondern an Verkehrsflüssen

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 14 ausgerichtet sind. Funktionale Luftraumblöcke sind ein wichtiger Schritt zu einem effizienteren, kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Luftverkehrssystem in Europa. Die Mitgliedstaaten waren laut der Verordnung (EG) Nr. 550/2004 vom 10.03.2004 über die Erbringung von Flugsicherungsdiensten im einheitlichen europäischen Luftraum dazu verpflichtet, ihre FAB bis zum 04.12.2012 umzusetzen. Insgesamt gehören die nun angemahnten Mitgliedstaaten sechs verschiedenen FAB an. Der FAB zwischen ITL, GRI, MTA und CYP ist noch immer in der Einrichtungsphase. Alle anderen FAB sind bereits in Kraft getreten. Kaum Fortschritte gibt es bei der Effizienz der Flugsicherheitsdienste und der Umstrukturierung der jeweiligen Lufträume. Dies hat Verspätungen und höheren Kraftstoffverbrauch zur Folge, welcher zu mehr Treibhausgasemissionen führt. Durch die mangelnden Fortschritte entsteht laut Kommission jährlich ein Verlust von 5 Mrd. EUR. Zudem verzögere sich die Vollendung des einheitlichen europäischen Luftraumes. Die Kommission fordert die Mitgliedsstaaten daher auf, die FAB zügig umzusetzen und optimierte Flugsicherheitsdienste bereit zu stellen. http://eur- lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CONSLEG:2004R0550:20091204:DE: PDF

E n e r g i e

EuRH; Verbesserungen der EU-Ausgaben für erneuerbare Energien Aus einem am 08.07.2014 veröffentlichten Bericht des EuRH geht hervor, dass Verbesserungen notwendig sind, damit die EU-Finanzmittel einen größtmöglichen Beitrag zum Erreichen des Erneuerbare-Energien-Ziels für 2020 leisten. Der EuRH stellte fest, dass die Ergebnisse in Bezug auf die Energieerzeugung nicht immer erreicht oder nicht ordnungsgemäß gemessen wurden. Allerdings geht aus dem Bericht auch hervor, dass die geprüften Projekte hinreichend ausgereift und durchführungsbereit waren. Von 2007-2013 wurden für erneuerbare Energien 4,7 Mrd. EUR aus den EU-Fonds der Kohäsionspolitik bereitgestellt. Die Rechnungsprüfer empfehlen, dass Erneuerbare-Energie-Programme vom Grundsatz der Kostenwirksamkeit geleitet werden. Dabei sollen die Programme auf Bedarfsanalysen und einer Priorisierung der kostenwirksamsten Technologie basieren. Es sollen Ziele zur Erzeugung erneuerbarer Energien und Projektauswalkriterien festgelegt werden, bei denen die Kostenwirksamkeit der Ergebnisse im Vordergrund steht. Außerdem soll die Kommission dafür eintreten, dass Mitgliedstaaten stabile Rahmenbedingungen für erneuerbaren Energien schaffen. http://www.eca.europa.eu/Lists/ECADocuments/SR14_06/SR14_06_DE.pdf

Rat; Neue Vorschriften zur Sicherheit von Atomkraftwerken Der Rat nahm am 08.07.2014 eine neue Richtlinie zur nuklearen Sicherheit an, welche von den Mitgliedstaaten innerhalb von drei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden muss. In der neuen Richtlinie wird den Erkenntnissen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und des Verbandes der westeuropäischen Aufsichtsbehörden im Nuklearbereich (WENRA) sowie den EU- Stresstests in kerntechnischen Anlagen Rechnung getragen. Auch Stellungnahmen des EP, des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sowie der Industrie und Zivilgesellschaft wurden berücksichtigt. Die neue Richtlinie leiste laut Kommissar Oettinger einen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit der Nuklearanlagen in Europa verdeutliche, dass die EU eine führende Rolle im Bereich der nuklearen Sicherheit einnehme. Neben der Stärkung der Befugnisse und der Unabhängigkeit

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 15 der nationalen Regulierungsmethoden werde durch die Richtlinie ein EU-weites Sicherheitsziel eingeführt, um Unfälle zu vermeiden und Freisetzungen von Radioaktivität außerhalb einer kerntechnischen Anlage zu verhindern. Außerdem werde ein System von Peer Reviews zu speziellen Sicherheitsfragen eingerichtet, welche ab dem Jahr 2017 alle sechs Jahre durchgeführt werden sollen und die Transparenz im Bereich der nuklearen Sicherheit durch die Bereitstellung von Informationen an die Öffentlichkeit verbessert. Weiterhin sollen Erstbewertungen beim Bau einer Anlage und regelmäßige nationale Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt werden und die Kohärenz der nationalen anlageninternen Notfallvorsorge und -bekämpfung soll verbessert werden. Es sind auch Aus- und Fortbildungsmaßnahmen von Personal vorgesehen, um eine wirksame Sicherheitskultur im Nuklearbereich zu fördern. http://ec.europa.eu/energy/nuclear/safety/safety_de.htm http://www.consilium.europa.eu/ueDocs/cms_Data/docs/pressData/EN/foraff/143347. pdf

F o r s c h u n g

EuGH; Patentierbarkeit von Verfahren zur Herstellung von Stammzellen aus parthenogenetisch aktivierten Eizellen Am 17.07.2014 wurden in der Rechtssache C-364/13 (International Stem Cell Corporation) betreffend die Patentierbarkeit von Verfahren zur Herstellung von Stammzellen aus parthenogenetisch aktivierten Eizellen die Schlussanträge gehalten. Generalanwalt Cruz Villalón vertrat dabei die Auffassung, dass eine Eizelle, die ohne Befruchtung zur Weiterentwicklung angeregt wurde und nicht imstande ist, sich zu einem Menschen zu entwickeln, nicht als menschlicher Embryo im Sinne von Richtlinie 98/44/EG („Biotechnologie-Richtlinie“) anzusehen ist. Folgt der EuGH in seinem Urteil den Schlussanträgen des Generalanwalts hieße dies in der Konsequenz, dass Verfahren zur Herstellung solcher parthenogenetisch aktivierten Eizellen nach EU-Recht patentierbar wären. Das britische Biotechnologie- Unternehmen International Stem Cell Corporation (ISC) hatte beim Amt für geistiges Eigentum des Vereinigten Königreichs zwei Patente für Verfahren angemeldet, die die Herstellung von Stammzellen aus unbefruchteten Eizellen ermöglichen. Das Amt lehnte die Patentierung unter Verweis auf die frühere Rechtsprechung des EuGH in Rechtssache C-34/10 („Brüstle-Urteil“) ab. ISC erhob Klage gegen die Entscheidung des Amtes. Der High Court of Justice of England and Wales setzte das Verfahren aus und wandte sich an den EuGH mit der Frage, inwieweit die Biotechnologie- Richtlinie und das Brüstle-Urteil auch auf das vorliegende Verfahren zur parthenogenetischen Anregung von Eizellen anzuwenden seien. Bei der sogenannten Parthenogenese („Jungfernzeugung“) werden Eizellen nicht durch ein Spermium befruchtet und zur Zellteilung angeregt; vielmehr erfolgt die Anregung zur Zellteilung mittels chemischer oder elektrischer Techniken. Für die nun vorliegende Rechtssache ergibt sich daraus die Frage, ob eine durch Parthenogenese zur Zellteilung angeregte unbefruchtete Eizelle als menschlicher Embryo im Sinne der Biotechnologie-Richtlinie zu werten ist – und was einen menschlichen Embryo demnach als solchen auszeichnet. Generalanwalt Cruz Villalón empfahl hierzu als maßgebliches Kriterium darauf abzuzielen, ob eine inhärente Fähigkeit besteht, sich zu einem Menschen zu entwickeln. Dies sei im Falle der unbefruchteten Eizelle zu verneinen, selbst wenn diese parthenogenetisch aktiviert und eine Zellteilung angeregt wurde.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 16 http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf;jsessionid=9ea7d2dc30d690fde68 5d2164d4ebb01c78a707292af.e34KaxiLc3qMb40Rch0SaxuNchb0?text=&docid=155 123&pageIndex=0&doclang=EN&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=171646

Kommission; Öffentliche Konsultation zu internetgestützten, offenen Beteiligungsformen in der Wissenschaft („Science 2.0“) Die Kommission hat am 03.07.2014 eine öffentliche Konsultation unter dem Titel „Science 2.0 – Wissenschaft im Übergang“ gestartet. Universitäten, Forschungseinrichtungen, Unternehmen sowie sonstige Forschung betreibende oder fördernde Institutionen sind bis 30.09.2014 dazu aufgerufen, ihre Einschätzungen und Anregungen einzureichen, die das Themenfeld „Science 2.0“ betreffen. Hinter dem Schlagwort „Science 2.0“ verbirgt sich die Möglichkeit, durch Internet und IT- gestützte Anwendungen (z.B. Soziale Netzwerke, Smartphone Apps) neue und sehr viel größere Bevölkerungsteile aktiv in Forschung und Innovation einzubeziehen und den Austausch zwischen der wissenschaftlichen Fachebene und der interessierten Öffentlichkeit zu befördern. Die Kommission möchte mit ihrer Konsultation herausfinden, welche Chancen und Risiken im Umgang mit Science 2.0 gesehen werden und inwieweit sich daraus ein Handlungsbedarf für die Politik ableiten lässt. Sie verweist auf die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle für Unternehmen und Kosteneinsparungen für die öffentliche Hand, aber auch auf mögliche Probleme hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz oder Auswirkungen auf die Qualität des wissenschaftlichen Arbeitens. http://ec.europa.eu/research/consultations/science-2.0/consultation_en.htm

F i n a n z d i e n s t l e i s t u n g e n

Rat; Tagungen der Eurogruppe am 07.07.2014 und des Ecofin-Rats am 08.07.2014 Der Ecofin-Rat nahm einen Sachstandsbericht der Kommission zu den sich in Vorbereitung befindlichen Legislativvorschlägen zur Ausgestaltung der Beiträge der Kreditinstitute für den Bankenabwicklungsfonds im Rahmen der Bankenunion zur Kenntnis und führte dazu einen Meinungsaustausch. Ein Meinungsaustausch wurde auch zum Programm der italienischen Ratspräsidentschaft geführt. Die Eurogruppe diskutierte die Vorbereitungen zur Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB im November 2014 und wurde dabei durch Danièle Nouy, die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums bei der EZB, über die Fortschritte im Zusammenhang mit dem Aufbau der Bankenaufsicht, der laufenden Bewertung der Banken und dem Stresstest-Prozess unterrichtet. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143776. pdf

Kommission; Eigenkapitalvorschriften Die Kommission eröffnete am 11.07.2014 eine bis 12.09.2014 terminierte Konsultation zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen der länderspezifischen Berichterstattung durch Kreditinstitute, die nach Artikel 89 der Eigenkapitalrichtlinie vom 26.06.2013 (CRD IV) vorgesehen ist. Nach der Bestimmung müssen Kreditinstitute u.a. ihre Gewinne und Verluste, Steuern auf Gewinne und bezogene öffentliche Beihilfen länderspezifisch ausweisen. Die Kommission will mögliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit, auf Investitionen und Kreditvergabe sowie die Finanzmarktstabilität ermitteln. Sie ist verpflichtet, Rat und EP bis zum 31.12.2014 einen Bericht dazu vorzulegen.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 17 http://ec.europa.eu/internal_market/consultations/2014/country-by-country- crd4/index_en.htm

EuG; Umstrukturierung der WestLB In der Rechtssache T-457/09 (Westfälisch-Lippischer Sparkassen und Giroverband / Kommission) wies das EuG am 17.07.2014 die Klage des Westfälisch-Lippischen Sparkassen und Giroverbands ab. Die Kommission hatte mit Entscheidung vom 12.05.2009 unter einer Reihe von Auflagen eine für die im Zuge der Finanzmarktkrise in Schieflage geratene WestLB eine staatliche Beihilfe im Form einer Garantie in Höhe von 5 Mrd. EUR genehmigt. Zu den Auflagen hatte die vollständige Umsetzung des von DEU vorgelegten Umstrukturierungsplans innerhalb eines bestimmten Zeitraums gehört. Dazu waren u. a. ein Eigentümerwechsel, die Reduzierung der Bilanzsumme um 50%, die Schließung von 21 Standorten und die Veräußerung von 19 Beteiligungen vorgesehen. Gegen diese Entscheidung hatte der der Westfälisch-Lippische Sparkassen- und Giroverband, einer der Eigentümer der damaligen WestLB, im November 2009 vor dem EuG Nichtigkeitsklage erhoben. Einen Antrag des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbands auf vorläufigen Rechtsschutz, mit dem Ziel, die Abwicklung der Westdeutsche Immobilien Bank AG, einer im Immobiliengeschäft tätigen 100%-igen Tochtergesellschaft der WestLB, abzuwenden, hatte das EuG bereits mit Beschluss vom März 2011 zurückgewiesen. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155101&pageIndex =0&doclang=de&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=94684

F i n a n z e n

Rat; Kein Änderungsbedarf beim Stabilitäts- und Wachstumspakt; Länderspezifische Empfehlungen gebilligt. Die Finanzminister der EU unterstützten am 08.07.2014 im Ecofin-Rat die Ziele der italienischen Ratspräsidentschaft nach Schaffung von Wachstum und Beschäftigung insbesondere durch Vertiefung des Binnenmarktes, Strukturreformen, Investitionssteigerung und nachhaltige Haushaltspolitik. Einigkeit bestand darüber, dass der Stabilitäts- und Wachstumspakt nicht geändert werden soll. Die darin eingebaute Flexibilität sei bestmöglich zu nutzen. Förderung von Wachstum und Haushaltskonsolidierung verstärkten sich gegenseitig. Überdies billigte der Ecofin, nach politischer Vorgabe des Europäischen Rates die Empfehlungen an die Mitgliedstaaten über deren Wirtschafts-und Finanzpolitik, also den Abschluss des diesjährigen Europäischen Semesters. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143776. pdf

Rat; Vermeidung von doppelter Nicht-Besteuerung bei Unternehmen Der Ecofin-Rat verabschiedete am 08.07.2014 förmlich, nach Anhörung des EP, die Änderung der Mutter-Tochter-Richtlinie (vgl. BaB 07/2014., 09/2014 und 12/2014). Hierdurch wird das Steuerschlupfloch geschlossen, wonach Dividenden für Tochtergesellschaften steuerfrei bleiben konnten, wenn Hybridanleihen, die von den Mitgliedstaaten teils als Eigenkapital, teils als Fremdkapital eingestuft werden, genutzt wurden. Die Mitgliedstaaten erhalten bis 31.12.2015 Zeit zur Umsetzung. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143709. pdf

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 18 Rat, Eurogruppe; Steuerliche Erörterung und Freigabe von GRI-Hilfe Die Eurogruppe beschäftigte sich am 07.07.2014 u.a. mit der Frage nach der steuerlichen Belastung des Faktors Arbeit, bei der insbesondere deren Rahmenbedingungen erörtert wurden. Abzuwarten blieben hierzu Vorschläge der Kommission. Hinsichtlich GRI wurden dessen Fortschritte begrüßt und die Freigabe von 1 Mrd. EUR vorgesehener Finanzhilfe genehmigt. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143698. pdf

Kommission; Klage gegen FRA beim EuGH wegen Steuervorschriften für Schenkungen an ausländische gemeinnützige Organisationen Die Kommission hat am 10.07.2014 beschlossen, gegen FRA wegen seiner Steuervorschriften für Schenkungen an gemeinnützige Organisationen mit Sitz in anderen EU- oder EWR-Mitgliedstaaten ein Vertragsverletzungsverfahren beim EuGH einzuleiten. In FRA sind Schenkungen und Vermächtnisse von der Schenkungs- bzw. Vermögensübergangssteuer (droits d’enregistrement / droits de mutation à titre gratuit) befreit, wenn die Begünstigten öffentliche oder gemeinnützige (insbesondere wohltätige) Organisationen sind, die ihren Sitz in FRA haben. Hierbei handelt es sich um öffentliche oder gemeinnützige Organisationen, die auf FRA Hoheitsgebiet tätig sind und deren Mittel ausschließlich für wissenschaftliche, kulturelle oder künstlerische oder religiöse Zwecke usw. verwendet werden. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-808_de.htm?locale=en

Kommission; PTL wegen Verbrauchsteuervorschriften für Zigaretten verklagt Die Kommission hat am 10.07.2014 beschlossen, gegen PTL beim EuGH ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten, weil das Land seine Verbrauchsteuervorschriften für die Vermarktung von Zigaretten nicht geändert habe. In PTL gilt für Zigaretten eine durch die Steuermarke auf der Verpackung bestimmte zeitliche Begrenzung für den Verkauf. Die Aufmachung der Steuermarken wird in PTL regelmäßig geändert, und die neue Kennzeichnung ist häufig mit einer Änderung des Steuersatzes verbunden. Zigaretten dürfen nur bis maximal drei Monate nach Ablauf des Jahres verkauft werden, in dem sie in den steuerrechtlich freien Verkehr überführt wurden. Nach EU-Recht muss aber auf Tabakwaren der Verbrauchsteuersatz erhoben werden, der zum Zeitpunkt ihrer Überführung in den steuerrechtlich freien Verkehr gilt. Das EU-Recht enthält keine Bestimmung, nach der es Mitgliedstaaten erlaubt wäre, eine zusätzliche Abgabe zu diesem am Tag der Überführung geltenden Steuersatz zu erheben oder den Verkauf von Tabakwaren aus steuerlichen Gründen einzuschränken. Das vermeintliche Versäumnis PTL, diesen Bestimmungen nachzukommen, führt dazu, dass Wirtschaftsbeteiligte bereits versteuerte Zigaretten, die alle Voraussetzungen für den freien Warenverkehr im Binnenmarkt erfüllen, nicht verkaufen dürfen. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-809_de.htm?locale=en

Kommission; Expertengruppe für automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten Die Kommission hat am 10.07.2014 eine Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen für eine neue Expertengruppe für den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten veröffentlicht. Frist zur Abgabe von Bewerbungen ist der 08.08.2014. Das Mandat der Expertengruppe beginnt am 01.09.2014 und endet am 30.06.2017. Laut Auftrag soll die Gruppe die Kommission dabei unterstützen, die Wirksamkeit von EU-Rechtsvorschriften über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten für die Zwecke der direkten Steuern zu gewährleisten. Dies betrifft unter anderem die Begrenzung des

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 19 Verwaltungsaufwands, den solche Rechtsvorschriften den Marktbeteiligten verursachen, wobei die speziellen Bedürfnisse des EU-Binnenmarktes zu berücksichtigen sind. Die Tätigkeit betrifft auch die Abstimmung der bestehenden EU-Rechtsvorschriften zum automatischen Informationsaustausch mit dem weltweiten OECD-Standard für den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten. http://ec.europa.eu/taxation_customs/taxation/tax_cooperation/mutual_assistance/fin ancial_account_information/index_de.htm

Kommission; Untersuchung statistischer Daten von Valencia (ESP) Wie die Kommission am 11.07.2014 mitteilte, hat sie die Einleitung einer offiziellen Untersuchung über etwaige Manipulationen der Statistiken in der Region Valencia in ESP beschlossen. Es soll festgestellt werden, ob eine aufgrund vorsätzlicher Falschmeldungen oder schwerwiegender Fahrlässigkeit unrichtige Berichterstattung über die Ausgaben in der Region dazu geführt hätte, dass die nationalen Schulden- und Defizitdaten ESP während mehrerer Jahre falsch dargestellt worden wären. Die Kommission macht hierbei zum ersten Mal Gebrauch von ihren neuen Befugnissen gemäß den „Sixpack”-Rechtsvorschriften zur wirtschaftspolitischen Steuerung, um mutmaßlichen Manipulationen der Schulden- und Defizitdaten eines Mitgliedstaats nachzugehen. Bestätigt sich der Verdacht, kann die Kommission geeignete Sanktionen verhängen. Der für Statistik zuständige Kommissar Algirdas Semeta erklärte, dass die Kommission keine Kompromisse bei der Qualität und Glaubwürdigkeit der statistischen Daten auf EU-Ebene akzeptiere. Benötigt würden korrekte Daten, um korrekte Entscheidungen zu treffen, wie auch zuverlässige Statistiken als Faktengrundlage für politische Entscheidungen. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-822_de.htm?locale=en

Rat; Positionierung zum Haushaltsplanentwurf 2015 Am 15.07.2014 positionierte sich der Rat zum am 11.06.2014 von der Kommission gebilligten Haushaltsplanentwurf 2015 (vgl. BaB 12/2014). Im Vergleich zu den von der Kommission vorgeschlagenen Beträgen reduzierte der Rat die Zahlungen um 2,1 Mrd. EUR und die Verpflichtungen um 522 Mio. EUR. Die Kürzungen wurden laut Rat auf der Grundlage des bisherigen und des aktuellen Haushaltsvollzugs und realistischer Abschöpfungskapazitäten vorgenommen. Formal wird der Rat seinen Standpunkt voraussichtlich Anfang September im schriftlichen Verfahren verabschieden. Dieser soll dann als Verhandlungsmandat der italienischen Präsidentschaft gegenüber dem EP dienen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143936. pdf

EP; Grundsätzliche Plenardebatte zu den Haushaltsmitteln Am 16.07.2014 machten MdEP ihren Unmut über wiederkehrende Lücken in den Haushalten der EU deutlich. Die EU müsse aufhören, ihre stetig wachsenden unbezahlten Rechnungen von einem Jahr aufs andere aufzuschieben, forderten die MdEP in einer Plenardebatte zum aus ihrer Sicht besorgniserregenden Mangel an Finanzmitteln im EU-Haushalt 2014. Ungeachtet der rechtlichen Pflicht der Kommission, offene Rechnungen zu begleichen, betonten MdEP, dass wenn das Problem nicht gelöst werde, Programme wie Erasmus+, Forschungsprojekte oder die humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnten. Weiterhin liefen neue Programme Gefahr, nicht starten zu können, und die Empfänger der Mittel würden warten müssen, bis sie für ihre bereits getane Arbeit bezahlt werden. So wie in den Jahren 2011 und 2012 sei die Kommission auch 2013 nicht in der Lage gewesen, alle ausstehenden Rechnungen zu begleichen. Viele

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 20 davon seien auf das Haushaltsjahr 2014 mit der Konsequenz verschoben worden, dass sich mittlerweile die offenen Rechnungen insgesamt auf über 23 Mrd. EUR belaufen. MdEP kritisierten, dass der Rat immer wieder in den vergangenen Jahren Zahlungsermächtigungen gekürzt hätte, die notwendig gewesen wären, um den zuvor eingegangenen Verpflichtungen auch nachkommen zu können. Diese Gefahr sehen die MdEP auch für 2015 aufgrund avisierter Kürzungen des Rates für diesen Haushaltsentwurf, die laut MdEP nicht hinnehmbar seien. Wenn der Rat seinen Standpunkt zum Haushaltsentwurf für 2015 Anfang September formal beschlossen haben sollte, möchte das EP seine Position zu den Änderungsanträgen des Rates am 06.-07.10.2014 verabschieden. http://www.europarl.europa.eu/news/de/news- room/content/20140711IPR52250/html/Haushaltsl%C3%BCcken-EU-Programme- wiederholt-in-Gefahr

EP; Zustimmung zur EUR-Einführung in LIT In einer am 16.07.2014 mit 545 gegen 116 Stimmen, bei 34 Enthaltungen verabschiedeten Entschließung empfiehlt das EP die Einführung des EUR in LIT zum 01.01.2015. Es schließt sich damit den Empfehlungen des Rates vom EU-Gipfel im Juni sowie denen der Europäischen Kommission (vgl. BaB 11/2014 u. 13/2014) an. Dies sei eine gute Nachricht für LIT, die baltischen Staaten und die Stabilität in Europa, so der Berichterstatter MdEP Werner Langen (EVP/DEU). Seit 2006 habe das Land hart dafür gearbeitet und eine niedrige Inflation, einen stabilen Wechselkurs, ein niedriges Haushaltsdefizit und eine annehmbare Schuldenquote erreicht. LIT wird das 19. Mitglied der EUR-Zone, nach LET (2014), EST (2011), der SLK (2009), CYP und MTA (2008), SLO (2007), GRI (2001) und BEL, DEU, FRA, IRL, ESP, ITL, LUX, NDL, AUT, PTL und FIN (1999). Abschließend wird nun der Rat für allgemeine Angelegenheiten am 23.07.2014 die Einführung des EUR in LIT voraussichtlich billigen. http://www.europarl.europa.eu/news/de/news- room/content/20140711IPR52246/html/Europ%C3%A4isches-Parlament-stimmt- Einf%C3%BChrung-des-Euro-in-Litauen-zu

S o z i a l e s

Kommission; Mitteilung zur Initiative für grüne Beschäftigung: Nutzung des Potenzials der grünen Wirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen Die Kommission hat am 02.07.2014 eine Mitteilung mit dem Titel „Initiative für grüne Beschäftigung“ veröffentlicht, in der sie für politische Maßnahmen auf EU-Ebene eine Schwerpunktsetzung vorschlägt, um den Herausforderungen und Beschäftigungschancen der gegenwärtigen Umstellung auf eine grüne, CO2-arme sowie energie- und ressourceneffiziente Wirtschaft begegnen zu können. Der integrierte Rahmen, der die Arbeitsmarktstrategien auf EU- und nationaler Ebene absteckt, enthält folgende Komponenten: Deckung von Qualifikations- und Wissensdefiziten durch Förderung des Erwerbs geeigneter Qualifikationen und eine bessere Prognose des Qualifikationsbedarfs, Antizipation branchenspezifischer Veränderungen, Unterstützung von Übergängen auf dem Arbeitsmarkt und Mobilitätsförderung, Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast vom Faktor Arbeit auf den Faktor Umweltverschmutzung, Förderung eines grünen Beschaffungswesen, grünen Unternehmertums und grüner Sozialunternehmen und Verbesserung der Datentransparenz und -qualität, Förderung des Dialogs zwischen Arbeitgebervertretern und Gewerkschaften zum Thema Umstellung auf eine grüne Wirtschaft und die Stärkung der internationalen

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 21 Zusammenarbeit, insbesondere im Rahmen der Wissensplattform für grünes Wachstum. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-765_de.htm?locale=FR

EuGH; Urteil zur Anwendung des freien Dienstleistungsverkehrs auf Schifffahrten, sowie Behinderung durch Arbeitskampfmaßnahmen Im Urteil vom 08.07.2014 hat sich der EuGH zur Rechtssache C-83/13 mit der Anwendung des Grundsatzes des freien Dienstleistungsverkehrs auf Schifffahrten zwischen Mitgliedstaaten und Drittstaaten, sowie der Behinderung durch Gewerkschaftsmaßnahmen auseinandergesetzt. Das vorlegende Gericht, das schwedische Arbetsdomstol, wollte die Frage der Anwendbarkeit von Unionsrecht geklärt wissen. Speziell ging es um die Verordnung (EWG) Nr. 4055/86 und dessen Anwendbarkeit auf Transporte, die von EWR-Vertragsstaaten mit Schiffen durchgeführt werden, die unter der Flagge eines Drittlands fahren. Des Weiteren ging es um die Frage, wie Arbeitskampfmaßnahmen in Häfen eines EWR- Vertragsstaates zugunsten von beschäftigten Drittstaatsangehörigen zu bewerten sind. Der EuGH entschied, dass Art. 1 der Verordnung (EWG) zur Anwendung des Grundsatzes des freien Dienstleistungsverkehrs auf die Seeschifffahrt zwischen Mitgliedstaaten sowie zwischen Mitgliedstaaten und Drittländern grundsätzlich Anwendung findet. Die Gesellschaft mit Sitz in einem Vertragsstaat müsse die Eigentümerin eines Schiffes seien, und mittels dessen Seeverkehrsdienstleistungen innerhalb der Vertragsstaaten des EWR Abkommens erbringen. Die Empfänger der Leistung müssten dabei in anderen Vertragsstaaten dieses Abkommens als dem ansässig sein, in dem die Eigentümerin ihren Sitz hat. Die Anwendbarkeit des Unionsrechts führe dazu, dass jede Beschränkung (z.B. Arbeitskampfmaßnahmen), die geeignet ist ohne objektive Rechtfertigung die Erbringung dieser Dienstleistungen zu behindern oder weniger attraktiv zu machen, für mit dem Unionsrecht unvereinbar erklärt werden müsse. http://curia.europa.eu/juris/liste.jsf?language=de&num=C-83/13

EuGH; Schlussanträge zur Diskriminierung wegen Fettleibigkeit (Adipositas) Im Schlussantrag vom 17.07.2014 hat sich der Generalanwalt Jääskinen zur Rechtssache C-354/13 bezüglich der Diskriminierung wegen Fettleibigkeit auf dem Arbeitsmarkt geäußert. Das vorlegende Gericht, das dänische Retten i Kolding, Civilretten, wollte wissen, ob eine Diskriminierung wegen Fettleibigkeit auf dem Arbeitsmarkt im Allgemeinen oder in Bezug auf öffentliche Arbeitgeber im Besonderen gegen das Unionsrecht verstößt und ob bei der Entscheidung eines darüber geführten Rechtsstreits zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine besondere Beweislastregel gilt. In diesem Rahmen stellt sich auch die Frage, ob Fettleibigkeit als Behinderung im Sinne der Gleichbehandlungsrichtlinie 2000/78/EG angesehen werden kann. Das Unionsrecht enthält nach Ansicht des Generalanwalts Jääskinen keinen allgemeinen Grundsatz, der Arbeitgebern eine Diskriminierung wegen Adipositas auf dem Arbeitsmarkt verbietet. Nach Auffassung des Generalanwaltes erübrigt sich somit die Frage nach der Beweislastreglung. Schwere Adipositas könne aber eine vom Schutz der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.11.2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf umfasste Behinderung sein, wenn sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren den Betroffenen an der vollen, wirksamen und mit anderen Arbeitnehmern gleichberechtigten Teilhabe am Berufsleben hindert. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155125&pageIndex =0&doclang=de&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=336152

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 22 EuGH; Schlussanträge zu befristeten Arbeitsverhältnissen an öffentlichen Schulen In seinen Schlussanträgen vom 17.07.2014 hat sich Generalanwalt Maciej Szpunar zur verbundenen Rechtssache C-22/13, C-61/13, C-62/13, C-63/13 sowie C-418/13 geäußert. Es ging dabei um die Befristung von Arbeitsverhältnissen an öffentlichen Schulen. Das vorlegende Gericht, das italienische Corte costituzionale, wollte wissen, ob die italienische Regelung, nach der für Stellen an öffentlichen Schulen befristete Verträge geschlossen und beliebig oft verlängert bzw. neu geschlossen werden können, ohne dass sich das Anstellungsverhältnis in ein unbefristetes umwandelt, mit dem Unionsrecht vereinbar ist, insbesondere mit der Richtlinie 1999/70/EG zu der EGB-UNICE-CEEP-Rahmenvereinbarung über befristete Arbeitsverträge. Der Generalanwalt vertrat die Auffassung, dass dieses mit Unionsrecht nicht vereinbar sei, da die nationalen Vorschriften objektive und transparente Kriterien vermissen ließen, ob die Verlängerung dieser Verträge tatsächlich einem echten Bedarf entspricht und wann ein zeitliches Ende der Durchführung der Auswahlverfahren für die Einstellung von planmäßigem Personal abzusehen sein wird. Außerdem führe die Abwesenheit von Maßnahmen, die Missbrauch vermeiden, dazu, dass eine Rechtfertigung durch sachliche Gründe nach Paragraf 5 Nr. 1 Buchst. a der am 18.03.1999 geschlossenen Rahmenvereinbarung über befristete Arbeitsverträge im Anhang der Richtlinie 1999/70/EG nicht vorliegt. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155122&pageIndex =0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=343525

G e s u n d h e i t u n d V e r b r a u c h e r s c h u t z

Kommission; Unvollständige Umsetzung der Richtlinie über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung Die Kommission teilte am 10.07.2014 mit, dass die Bundesregierung es versäumt hat, die Richtlinie 2011/24/EU über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung vollständig in nationales Recht zu überführen. Aus diesem Grunde wird die Bundesregierung in Kürze ein zweites Mahnschreiben erhalten. Die Richtlinie, die Rechte der Patienten auf ärztliche Behandlung im europäischen Ausland sowie die Erstattung der entsprechenden Kosten regelt, hätte spätestens zum 25.10.2013 umgesetzt werden müssen. Die Bundesregierung verwies ihrerseits auf die Zuständigkeit der Länder, sicherte aber gleichzeitig zu, für eine vollständige Umsetzung der Richtlinie zu sorgen. Sollte dies nicht geschehen, droht ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem EuGH. http://ec.europa.eu/health/cross_border_care/policy/index_de.htm

EuGH; Sexuelle Beziehung zwischen zwei Männern für sich allein kein Verhalten, das einen dauerhaften Ausschluss vom Blutspenden rechtfertigen würde Generalanwalt Paolo Mengozzi hatte in den Schlussanträgen zu überprüfen, ob eine Blutspende dauerhaft mit der Begründung abgelehnt werden könne, dass diese von einem homosexuellen Mann stamme. Dies ist nach französischem Recht zulässig. Der Kläger hatte den EuGH darum gebeten, zu prüfen, ob der dauerhafte Ausschluss mit der Richtlinie 2004/33/EG vereinbar sei. Nach dieser Richtlinie sind Personen, deren Sexualverhalten ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt, dauerhaft vom Blutspenden ausgeschlossen. In seinem Schlussantrag vertrat der Generalanwalt die Auffassung, dass eine sexuelle Beziehung zwischen zwei Männern für sich allein kein Verhalten sei, das einen dauerhaften Ausschluss vom Blutspenden rechtfertige. Die französische Regelung

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 23 sei zu weit und allgemein formuliert, sie schließe im Wesentlichen die gesamte männliche homo- und bisexuelle Bevölkerung von der Blutspende aus. Das sei eine offenkundige indirekte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in Verbindung mit der sexuellen Orientierung. Zur Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit vertrat der Generalanwalt hingegen die Ansicht, dass die französische Regelung zwar zur Erreichung des verfolgten Zieles geeignet scheine, dass sie aber über das hinausgehen könnte, was zur Erreichung dieses Zieles erforderlich sei. Zudem sei die französische Regelung nicht kohärent. So gebe es keine spezifische Gegenindikation bei Frauen, deren Partner sexuelle Beziehungen mit anderen Männern gehabt haben soll oder weiterhin haben soll. Im Übrigen bestehe bei Personen, deren Partner HIV-positiv ist, keine vorübergehende Gegenindikation von vier Monaten, obwohl in diesem Fall tatsächlich ein konkretes Risiko existiere. Nach Ansicht des Generalanwalts müsse das vorlegende Gericht nun prüfen, ob es nicht möglich sei, den für die Beurteilung der potenziellen Blutspender bestimmten Fragebogen so abzuändern, dass das medizinische Personal in einem individuellen Gespräch klären kann, ob die Betreffenden ein riskantes Sexualverhalten an den Tag legen, um auf diese Weise die Gesundheit der Empfänger hinreichend zu schützen. http://curia.europa.eu/juris/fiche.jsf?id=C%3B528%3B13%3BRP%3B1%3BP%3B1% 3BC2013%2F0528%2FP&pro=&lgrec=de&nat=or&oqp=&dates=&lg=&language=de& jur=C&cit=none%252CC%252CCJ%252CR%252C2008E%252C%252C%252C%25 2C%252C%252C%252C%252C%252C%252Ctrue%252Cfalse%252Cfalse&td=%24 mode%3D8D%24from%3D2014.07.10%24to%3D2014.07.17%3B%3B%3BPUB1%2 CPUB3%3BNPUB1%3B%3BORDALL&pcs=Oor&avg=&mat=or&jge=&for=&cid=111 725

Kommission; Maßnahmen gegen unlautere Praktiken in der Lebensmittelversorgungskette Am 15.07.2014 nahm die Kommission die „Mitteilung gegen unlautere Handelspraktiken zwischen Unternehmen in der Lebensmittelversorgungskette“ an, in der sie die Mitgliedstaaten auffordert, kleine Lebensmittelerzeuger und Einzelhändler besser vor unlauteren Praktiken stärkerer Handelspartner zu schützen. Unlautere Handelspraktiken können durch asymmetrische Verhandlungspositionen der Marktteilnehmer in der Lebensmittelversorgungskette entstehen, weshalb es wichtig sei, einen EU-weiten Rahmen zu schaffen, um ihnen entgegen zu wirken. Statt Regulierungsmaßnahmen auf EU-Ebene, sollen jedoch die Mitgliedstaaten unter Berücksichtigung nationaler Gegebenheiten Vorkehrungen gegen unlautere Praktiken zu treffen, indem sie für einen kohärenten Regulierungsrahmen und Selbstregulierungsinitiativen sorgen. Die Kommission schlägt konkret vor, die freiwillige Supply Chain Initiative zu unterstützen und Akteure zu ermutigen, dieser Initiative und nationalen Plattformen beizutreten. EU- weite Standards für empfehlenswerte Verfahren zur grenzübergreifenden Bekämpfung unlauterer Praktiken sollen errichtet werden, welche sich als Grundlage an den Grundsätzen der Supply Chain Initiative orientieren. Außerdem soll die wirksame Durchsetzung auf nationaler Ebene durch EU-weit anwendbare Mindestdurchsetzungsstandards erleichtert werden, welche Unternehmen vor der Anwendung unlauterer Handelspraktiken abschrecken. http://ec.europa.eu/enterprise/sectors/food/competitiveness/forum_food/index_en.ht m

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 24 U m w e l t

Kommission; Finanzierung umweltfreundlicher Energieprojekte durch NER300-Förderprogramm Die Kommission vergab am 08.07.2014 Fördermittel in Höhe von 1 Mrd. EUR für 19 Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels im Rahmen des NER300- Förderprogrammes aus 12 EU-Mitgliedstaaten. Diese Fördermittel stammen aus Einnahmen durch den Verkauf von 300 Mio. Emissionsrechten innerhalb des EU- Emissionshandelssystems, wodurch Umweltverschmutzer diese Projekte mitfinanzieren. Gefördert wird zum Beispiel das erste grenzüberschreitende NER 300-Vorhaben für den Bau eines geothermischen Kraftwerks für die Strom- und Wärmeerzeugung an der deutsch-französischen Grenze in der Nähe von Straßburg. Darüber hinaus erhält auch das erste CCS-Großprojekt (Abscheidung und Speicherung von CO2, Carbon Dioxide Capture and Storage) in der EU. Bei dem Projekt aus GBR wird die Oxyfuel-Technologie eingesetzt, um 90% des bei der Kohleverbrennung im Kraftwerk Drax in der Nähe von Selby (Yorkshire) entstehenden CO2 abzuscheiden und in einer Speicherformation in der Nordsee sicher zu speichern. Daneben werden innovative Technologien wie Bioenergie, Solarenergie oder Meeresenergie gefördert. Die EU-Fördermittel sollen nach der EU-Klimakommissarin Hedegaard weitere private Investitionen in Höhe von 900 Mio. EUR mobilisieren und die jährliche Erneuerbare-Energien-Produktion in der EU steigern. Sie können auch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und Arbeitsplätze zu schaffen. http://ec.europa.eu/clima/policies/lowcarbon/ner300/index_en.htm

Kommission; Verfahren gegen DEU aufgrund der Verletzung der EU- Nitratrichtlinie Am 10.07.2014 leitete die Kommission mit der Übersendung der begründeten Stellungnahme die zweite Stufe im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen DEU wegen Verstoßes gegen die EU-Nitratrichtlinie (91/676/EWG) ein und fordert dabei stärkere Maßnahmen gegen die Verunreinigung von Wasser durch Nitrate. Die KOM beklagt, dass die Düngemittelverordnung, die in DEU die Vorgaben der EU-Nitratrichtlinie umsetzt, nicht eingehalten würde: Daten zeigen, dass das Grundwasser, die Oberflächengewässer sowie Küsten- und Meeresgewässer in DEU zunehmend durch Nitrat belastet sind. Der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser sei in den Jahren 2008 bis 2011 an über 50% der Messstellen überschritten worden. Obwohl die Nitratbelastung im Vergleich zum Zeitraum 2004 bis 2007 an 40% der Messstellen angestiegen sei, seien von DEU keine Sofortmaßnahmen ergriffen worden, was gegen die Vorschriften der EU- Nitratrichtlinie verstoße. Die Richtlinie sieht in diesem Falle beispielsweise Maßnahmen wie eine Begrenzung von Düngemitteln oder ein Verbot für das Ausbringen bestimmter Düngemittel während bestimmter Zeiträume vor. Bereits am 18.10.2013 hatte die Kommission als erste Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens DEU ein Fristsetzungsschreiben übersandt. Da DEU aus Sicht der Kommission keine ausreichenden Sofortmaßnahmen ergriffen habe, wurde nun die zweite Stufe eingeleitet und auf Empfehlung von Umweltkommissar Potocnik wurde eine begründete Stellungnahme zugesendet. Die Kommission fordert DEU darin auf, die EU-Vorschriften zur Nitratbelastung einzuhalten. Sollte DEU nicht binnen zwei Monaten reagieren, kann die Kommission ein Verfahren gegen DEU vor dem EuGH anstrengen. http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-14-470_en.htm

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 25 Kommission; Vertragsverletzungsverfahren gegen ITL wegen mangelnder Umsetzung der Trinkwasserrichtlinie Am 10.07.2014 leitete die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen ITL ein, da das Trinkwasser einiger italienischer Wasserversorgungsgebiete nicht den Vorschriften der EU-Trinkwasserrichtlinie (98/83/EG) entspricht. Nach dieser Richtlinie muss das Trinkwasser anhand von 48 mikrobiologischen, chemischen und Indikator-Parametern überwacht und getestet werden. In ITL wurde dabei eine hohe Belastung an Arsen und Fluorid festgestellt. Insgesamt sind drei Abweichungen von der Trinkwasserrichtlinie für einen bestimmten Zeitraum zugelassen, sofern keine potenzielle Gefährdung der menschlichen Gesundheit besteht. Da ITL weiterhin gegen die Richtlinie verstößt, obwohl es bereits dreimal die Höchstwerte überschritten hat, richtet die Kommission ein erstes Mahnschreiben an ITL und eröffnet damit förmlich ein Vertragsverletzungsverfahren gegen das Land. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-816_de.htm

Kommission; Klage gegen PTL wegen Versäumnissen bei der Abwasserbehandlung Wegen Verstoßes gegen EU-Abwasservorschriften, die sicherstellen, dass Abwasser kleiner Gemeinden ordnungsgemäß behandelt wird, leitete die Kommission am 10.07.2014 ein Verfahren vor dem EuGH gegen PTL ein. Die Kommission hatte PTL bereits 2009 eine mit Gründen versehene Stellungnahme übersendet, da einige portugiesische Städte nicht an ein geeignetes Abwassersystem angeschlossen waren oder keine Zweitbehandlungsanlage hatten, obwohl das EU-Recht seit 2005 das Vorhandensein von geeigneten Kanalisationssystemen und Kläranlagen zur ordnungsgemäßen Behandlung von kommunalem Abwasser vorschreibt. Seither habe PTL zwar Fortschritte erzielt, so die Kommission. Sie habe dennoch beschlossen, den Gerichtshof mit dem Fall zu befassen, da 52 Gemeinden noch immer nicht über geeignete Anlagen verfügen und in 25 Fällen keine Frist für die vollständige Einhaltung gesetzt wurde. http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-14-470_en.htm

Kommission; Klage gegen ESP wegen vorschriftswidriger Abfalldeponien und Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung Wegen zwei Verstößen gegen EU-Vorschriften im Umweltbereich leitete die Kommission am 10.07.2014 gegen ESP ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem EuGH ein. Erstens verstoße der Betrieb zahlreicher spanischer Abfalldeponien trotz früherer Mahnungen der Kommission weiterhin gegen die EU-Abfalldeponie- Richtlinie. Diese Richtlinie schreibt die Stilllegung von Deponien, die bereits 2001 in Betrieb waren und nicht den EU-Standards zur Gewährleistung eines sicheren Betriebs entsprechen, bis Juli 2009 vor. In ESP seien aber auch 2014 noch 28 vorschriftswidrige Deponien in Betrieb. Drei weitere Deponien müssten noch an die geltenden Standards angepasst werden. Beim zweiten Verstoß geht es um eine geplante Eisenbahnverbindung zwischen Sevilla und Almeria, für die keine angemessene Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde, obwohl die Eisenbahnverbindung Auswirkungen auf ein im spanischen wie im EU-Recht anerkanntes Vogelschutzgebiet hat. Die Richtlinie über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei öffentlichen und privaten Projekten soll sicherstellen, dass Umweltauswirkungen der Projekte berücksichtigt werden, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Auch die Vogelschutzrichtlinie ist in diesem Fall relevant, da sie die Mitgliedstaaten verpflichtet, eine Schädigung der Lebensräume und das Stören von Vögeln zu vermeiden. Schließlich verpflichtet die Habitat-Richtlinie dazu, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Verschlechterung natürlicher Lebensräume und der Habitate bestimmter Arten sowie

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 26 Störungen der Arten, für die die Gebiete als Schutzgebiete ausgewiesen sind, zu vermeiden. http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-14-470_en.htm

Kommission; Artikelrichtlinie zur Änderung abfallrechtlicher Vorschriften zwecks Änderung von Recyclingquoten Am 02.07.2014 veröffentlichte die Kommission die Richtlinie 2014/397/EU zur Änderung der Richtlinien 2008/98/EG über Abfälle, 1999/31/EG über Abfalldeponien, 2000/53/EG über Altfahrzeuge, 2006/66/EG über Batterien und Akkumulatoren sowie Altbatterien und Altakkumulatoren sowie 2012/19/EU über Elektro- und Elektronik- Altgeräte (WEEE-Richtlinie). Eingebettet ist der Richtlinienvorschlag in das Gesamtpaket zur Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft der EU, zu der die Mitteilung einer Null-Abfallprogramm für Europa sowie zu einer verbesserten Ressourceneffizienz. Ziel der Kommission ist es, über rechtsverbindliche Zielvorgaben für Recyclingquoten eine Verbesserung der Abfallbewirtschaftungspraktiken, eine Begrenzung der Deponierung von Abfällen, Anregungen für Innovationen im Recyclingsektor sowie Anreize zur Änderung des Verbraucherverhaltens zu schaffen. http://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:e669092f-01e1-11e4-831f- 01aa75ed71a1.0009.03/DOC_1&format=PDF

L a n d w i r t s c h a f t

Kommission; Rückforderung von Agrarfördermitteln in Höhe von 57 Mio. EUR Am 07.07.2014 hat die Kommission Mittel aus der Agrarförderung in Höhe von 57 Mio. EUR von 15 Mitgliedstaaten zurückgefordert. Diese Mittel müssen zurückgezahlt werden, da EU-Agrarvorschriften nicht eingehalten wurden oder die nationalen Kontrollverfahren für die Agrarausgaben Mängel aufwiesen. Ein Teil dieser Beiträge ist bereits wiedereingezogen worden, weshalb sich die finanziellen Auswirkungen auf rund 52 Mio. EUR belaufen. Davon entfallen 20 Mio. EUR auf FRA. DEU muss wegen einer mangelhaften Zuweisung von Zahlungsansprüchen für die Flächenbeihilfe Mittel i.H.v. 400.000 EUR in den EU-Haushalt zurückzahlen. Auch von BEL, CZR, DNK, ESP, ITL, LET, HUN, POL, PTL, SLO, FIN, SWE und GBR werden Zahlungsansprüche zurückgefordert. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-817_de.htm

EuGH; GRI muss 250 Mio. EUR Agrarfördermittel zurückzahlen Durch Urteil vom 10.07.2014 in der Rechtssache C-391/13P – Kommission gegen GRI – bestätigte der EuGH ein Urteil des Gerichts der EU (EuG) in erster Instanz wonach GRI 250 Mio. EUR an Agrarfördermitteln zurückzahlen muss. Bei Untersuchungen der Kommission im Jahr 2007 fielen Mängel bei den durch die griechischen Behörden durchgeführten Kontrollen der EU-Beihilfen zur Finanzierung der GAP auf. Es wurden erhebliche Mängel bei dem zur Kontrolle der Erzeugungshilfen für Olivenöl verwendeten Geografischen Informationssystem im Olivensektor und Mängel bei den Vor-Ort-Kontrollen sowie bei der Funktionsweise des Geografischen Informationssystems und des Systems zur Identifizierung landwirtschaftlicher Parzellen (LPIS/GIS) im Bereich der Direkthilfen für landwirtschaftliche Kulturpflanzen festgestellt. Eine Klage GRIs gegen den Beschluss der Kommission, die Ausgaben um mehr als 250 Mio. EUR zu korrigieren, wurde in einem Urteil des EuG vom 17.05.2013 zurückgewiesen. GRI legte daraufhin Rechtsmittel ein. In seinem Urteil stellte der EuGH nun fest, dass GRI damit die Tatsachenwürdigung des EuG in Frage gestellt habe, um festzustellen, ob das

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 27 Kontrollsystem in GRI wiederholt Mängel aufweist und ob bei den Voraussetzungen für eine Erhöhung eine Wiederholungssituation vorliegt. Diese Tatsachenwürdigung sei im Rahmen eines Rechtmittels nach Ansicht des EuGH nicht zulässig. Der EuGH bestätigte, dass das Gericht in Ausübung seiner alleinigen Zuständigkeit für die Feststellung und Würdigung des Sachverhalts richtigerweise zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Kommission keinen offensichtlichen Fehler bei der Bewertung des wiederholten Auftretens von Mängeln begangen hat. http://curia.europa.eu/jcms/upload/docs/application/pdf/2014-07/cp140097de.pdf

Kommission; Positive Aussichten für Agrarmärkte In dem am 07.07.2014 von der Kommission veröffentlichten Bericht “Short Term Outlook for the EU arable crops, meat and dairy markets in 2014 and 2015” werden die Aussichten für die Entwicklungen der Agrarmärkte dargestellt. Die Kommission erwartet für 2014 zum wiederholten Mal eine überdurchschnittliche Getreideernte und einen rekordhohen Getreideexport im Wirtschaftsjahr 2013/2014. Bei der Fleischerzeugung ist nach eingeschränkter Produktion von Rind- und Schweinefleisch nach zwei Jahren wieder eine Erholung zu erwarten. Dank starker weltweiter Nachfrage bleiben laut Bericht auch die Milchpreise trotz einer Rekord- Milcherzeugung stabil. http://ec.europa.eu/agriculture/markets-and-prices/short-term-outlook/index_en.htm

J u s t i z

Kommission; EU-weite Vernetzung der Insolvenzregister Die Kommission leitete am 07.07.2014 die EU-weite Verknüpfung nationaler Insolvenzregister ein. Dabei wurden die Insolvenz-Datenbanken von AUT, CZR, DEU, EST, NDL, ROM und SLO auf dem zentralen E-Justice-Portal der EU zentral vernetzt. Die Insolvenzregister weiterer Mitgliedstaaten sollen folgen. Das Pilotprojekt ist für die Kommission ein erster Schritt auf dem Weg zu einem EU-weiten Netz der Insolvenzregister. Die Initiative ist im Vorfeld des in der Diskussion befindlichen modernisierten europäischen Insolvenzrechts zu sehen, das den Mitgliedstaaten die Veröffentlichung wichtiger Informationen über Insolvenzverfahren in elektronischen Insolvenzregistern vorschreiben soll. Diese erste Vernetzung dient als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, Gläubiger und Investoren, die in Europa investieren wollen. Der Zugang zu EU-weiten Insolvenzregistern soll dabei die Effizienz und Wirksamkeit grenzübergreifender Insolvenzverfahren verbessern. https://e-justice.europa.eu/external.do?idTaxonomy=246&plang=de&init=true

EuGH; Synthetisch erzeugte Drogen sind keine „Arzneimittel“ In den verbundenen Rechtssachen C-358/13 („D“) und C-181/14 („G“) hat der EuGH mit Urteil vom 10.07.2014 entschieden, dass Kräutermischungen, die synthetische Cannabinoide enthalten und als Ersatz für Marihuana konsumiert werden, nicht als Arzneimittel angesehen werden können. Angesichts des Wortlauts der Richtlinie einschließlich der Erwägungsgründe sowie angesichts der bisherigen Rechtsprechung sei der Begriff des Arzneimittels in Art. 1 Nr. 2 Buchst. b der Richtlinie 2001/83/EG dahin auszulegen, dass er keine Stoffe erfasst, deren Wirkungen sich auf eine schlichte Beeinflussung der physiologischen Funktionen beschränken, ohne dass sie geeignet wären, der menschlichen Gesundheit unmittelbar oder mittelbar zuträglich zu sein. Dieses Ergebnis könne nicht dadurch in Frage gestellt werden, dass es, wie sich aus den Vorlageentscheidungen ergibt, zur Folge hätte, dass der Vertrieb der in den Ausgangsverfahren fraglichen Stoffe jeder Strafverfolgung entzogen wäre. Hintergrund ist der Verkauf von Kräutermischungen

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 28 als „Raumerfrischer“, die synthetische Cannabinoide enthalten und ähnlich wie Cannabis geraucht werden können. Die Kräutermischungen unterfielen zum einschlägigen Zeitpunkt nicht den Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Der EuGH folgt damit den Schlussanträgen des Generalanwalts (vgl. dazu sowie zum weiteren Hintergrund den „Bericht aus Brüssel“ 12/2014 vom 20.06.2014). http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=154827&pageIndex =0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=320295

EuGH; Erwerb des Rechtsanwalts-Titels im EU-Ausland – Ausnutzung einer günstigen Rechtslage ist kein Rechtsmissbrauch In den verbundenen Rechtssachen C‑58/13 und C-59/13 (Torresi u.a. ./. Consiglio dell’Ordine degli Avvocati di Macerata) hat der EuGH mit Urteil vom 17.07.2014 entschieden, dass es die Richtlinie 98/5/EG vom 16.02.1998 zur Erleichterung der ständigen Ausübung des Rechtsanwaltsberufs in einem anderen Mitgliedstaat als dem, in dem die Qualifikation erworben wurde, zulässt, dass sich ein Angehöriger eines Mitgliedstaats in einen anderen Mitgliedstaat begibt, um dort nach erfolgreich abgelegten Universitätsprüfungen die Qualifikation für den Rechtsanwaltsberuf zu erwerben, und danach in den Mitgliedstaat, dem er angehört, zurückkehrt, um dort den Rechtsanwaltsberuf unter der Berufsbezeichnung auszuüben, die er in dem Mitgliedstaat erlangt hat, in dem er auch die Berufsqualifikation erworben hat. Ein solches Ausnutzen einer günstigen Rechtslage sei nicht als missbräuchliche Praxis zu bewerten. Laut der Presseerklärung des EuGH ist es inzwischen eine beliebte Vorgehensweise, den sog. „spanischen Weg“ zu wählen, wenn jemand in Italien nach Abschluss seines Jura-Studiums die italienische Rechtsanwaltsprüfung mehrfach nicht bestanden hat. Die Betroffenen begeben sich dabei nach Spanien, um dort die Zulassung als Rechtsanwalt (Abogado) zu erlangen, kehren kurze Zeit später, ohne jegliche Berufserfahrung, nach Italien zurück und beantragen dort ihre Zulassung als Rechtsanwalt unter der spanischen Berufsbezeichnung. Dieser Weg habe sich laut EuGH-Presseerklärung zu einem richtiggehenden Geschäft entwickelt; es gebe inzwischen gewerbliche Anbieter, die dabei behilflich sind. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155111&pageIndex =0&doclang=DE&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=323585

I n n e r e s

Kommission; Empfehlungen über Online-Glücksspiele vorgestellt Die Kommission hat am 14.07.2014 Empfehlungen über Online-Glücksspiele vorgestellt. Im Vordergrund der Empfehlungen steht die Sicherstellung eines hohen Maßes an Verbraucherschutz. Dies soll insbesondere durch verantwortungsvolle Werbe- und Sponsoringpraktiken erreicht werden, die insbesondere auch Minderjährige schützen sollen. Spielsucht soll bekämpft und die wirtschaftlichen Folgen, die durch zwanghaftes oder übermäßiges Spielen entstehen können, so gering wie möglich gehalten werden. Die Umsetzung der Empfehlungen soll 30 Monate nach ihrer Veröffentlichung evaluiert und in diesem Zusammenhang geprüft werden, ob von europäischer Ebene her im Anschluss legislative Maßnahmen vorzunehmen sind. Die Empfehlungen wurden im Aktionsplan der Kommission vom 23.10.2012 unter dem Titel „Ein umfassender europäischer Rahmen für das Online- Glücksspiel“ bereits als eine der Maßnahmen zur Bekämpfung der negativen Folgen des Online-Glücksspiels angekündigt und umfassen Handlungsleitlinien in den Bereichen Informationsanforderungen, Minderjährige, Spielerregistrierung, Spieleraktivität, Zeitsperren und Selbstausschluss, kommerzielle Kommunikation, Sponsoring, Aufklärung und Sensibilisierung sowie Aufsicht.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 29 http://ec.europa.eu/internal_market/gambling/docs/initiatives/140714-commission- recommendation-on-online-gambling_de.pdf

EuGH; Abzuschiebende Drittstaatsangehörige sind nach EU- Rückführungsrichtlinie vorrangig in gesonderten Einrichtungen unterzubringen Am 17.07.2014 entschied der EuGH in den verbundenen Rechtssachen C-473/13 und C-514/13 sowie in der Rechtssache C-474/13, dass Art. 16 der sog. EU- Rückführungsrichtlinie (2008/115/EG) dahin auszulegen ist, dass ein Mitgliedstaat auch dann verpflichtet ist, illegal aufhältige Drittstaatsangehörige grundsätzlich in einer speziellen Hafteinrichtung dieses Staates in Abschiebungshaft zu nehmen, wenn er föderal strukturiert ist und die nach nationalem Recht für die Anordnung und Vollziehung einer solchen Haft zuständige föderale Untergliederung über keine solche Hafteinrichtung verfügt. Dies sei dem Mitgliedstaat selbst dann nicht erlaubt, wenn der Drittstaatsangehörige in diese Unterbringung einwilligt. Die Richter erkennen zwar an, dass ein föderal strukturierter Mitgliedstaat nicht verpflichtet ist, in jeder föderalen Untergliederung spezielle Hafteinrichtungen zu errichten; dieser Mitgliedstaat müsse aber sicherstellen, dass die zuständigen Behörden in den föderalen Untergliederungen, die über keine solchen Einrichtungen verfügen, die Drittstaatsangehörigen in speziellen Hafteinrichtungen in anderen föderalen Untergliederungen unterbringen können. Der Wille des betroffenen Drittstaatsangehörigen, in einer gewöhnlichen Haftanstalt untergebracht zu werden, dürfe nicht berücksichtigt werden, da die getrennte Unterbringung über eine bloße spezifische Durchführungsmodalität hinausgehe und eine materielle Voraussetzung für diese Unterbringung darstelle, ohne deren Erfüllung die Unterbringung grundsätzlich nicht mit der Richtlinie in Einklang stünde. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155107&pageIndex =0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=339632

EuGH; Nachweispflicht von einfachen Kenntnissen der deutschen Sprache für die Erteilung von Visa zum Zweck des Ehegattennachzugs türkischer Staatsangehöriger unionsrechtswidrig Im Vorabentscheidungsverfahren in der Rechtssache C-138/13 hat der EuGH am 10.07.2014 entschieden, dass die deutsche Regelung in § 30 AufenthG, die für den Nachzug von Familienangehörigen den Nachweis von Sprachkenntnissen des Niveaus A1 erfordert, gegen Unionsrecht bzw. die in Art. 41 Abs. 1 des Zusatzprotokolls zum Assoziierungsabkommen Türkei/EWG enthaltene Stillhalteklausel verstößt. Dies gilt für den Fall des Nachzugs eines Ehegatten eines im Inland wohnenden und selbständigen türkischen Staatsangehörigen. Ein solches Spracherfordernis erschwere die Familienzusammenführung, indem es die Voraussetzungen für eine erstmalige Aufnahme des Ehegatten eines türkischen Staatsangehörigen im Hoheitsgebiet des betreffenden Mitgliedstaats im Vergleich zu den Vorschriften verschärft, die galten, als die Stillhalteklausel in Kraft trat. Eine solche Regelung stelle damit eine neue Beschränkung der Ausübung der Niederlassungsfreiheit durch die türkischen Staatsangehörigen im Sinne dieser Klausel dar. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=154828&pageIndex =0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=363333

EuGH; Mitgliedstaaten dürfen Vollendung des 21. Lebensjahres für Ehegattennachzug bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung fordern Der EuGH entschied am 17.07.2014, dass Art. 4 der Richtlinie zur Familienzusammenführung (2003/86/EG) dahin auszulegen sei, dass er einer

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 30 nationalen Regelung nicht entgegenstehe, wonach Ehegatten und eingetragene Partner das 21. Lebensjahr bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung vollendet haben müssen, um als nachzugsberechtigte Familienangehörige gelten zu können. Zur Förderung der Integration und zur Vermeidung von Zwangsehen erlaubt die Richtlinie den Mitgliedstaaten, für die Zusammenführung von Ehegatten ein Mindestalter von höchstens 21 Jahren festzusetzen, das sowohl der Zusammenführende als auch sein Ehegatte erreicht haben müssen, bevor der Ehegatte dem Zusammenführenden nachreisen darf. In der Richtlinie ist jedoch nicht festgelegt, auf welchen Zeitpunkt die nationalen Behörden zur Klärung der Frage abstellen müssen, ob die Voraussetzung des Mindestalters erfüllt ist. In AUT müssen Ehegatten und eingetragene Partner das 21. Lebensjahr zum Zeitpunkt der Antragstellung vollendet haben, um nachzugsberechtigt zu sein. Der EuGH stellt nun fest, dass die österreichische Regelung nicht über den Gestaltungsspielraum hinausgehe, den die Mitgliedstaaten bei der Festsetzung des Mindestalters besitzen. Nach den Ausführungen des Gerichtshofs entspricht dieses Alter letztlich dem Alter, ab dem eine Person nach Auffassung des betreffenden Mitgliedstaats auch die notwendige Reife für die Entscheidung hat, sich freiwillig mit dem Ehegatten in einem anderen Land niederzulassen. http://curia.europa.eu/juris/document/document_print.jsf?doclang=DE&text=&pageIn dex=0&part=1&mode=req&docid=155102&occ=first&dir=&cid=340195

EuGH; Daueraufenthaltsberechtigung erfordert zwingend vorherigen rechtmäßigen Aufenthalt von fünf Jahren Nach einem Urteil des EuGH vom 17.07.2014 sind die Art. 4 und 7 der EU- Daueraufenthaltsrichtlinie dahingehend auszulegen, dass ein Familienangehöriger eines bereits langfristig Aufenthaltsberechtigten nach Art. 2 Buchst. e) dieser Richtlinie (Ehegatte) nicht von der Voraussetzung nach Art. 4 der Richtlinie befreit werden kann. Art. 4 verlangt, dass sich der Drittstaatsangehörige zur Erlangung der Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten unmittelbar vor der Stellung des entsprechenden Antrags fünf Jahre lang ununterbrochen rechtmäßig in dem betreffenden Mitgliedstaat aufgehalten haben muss. Art. 13 der Richtlinie ist zudem dahin auszulegen, dass er es einem Mitgliedstaat nicht gestattet, einem Familienangehörigen im Sinne von Art. 2 Buchst. e) dieser Richtlinie (Ehegatte) eine langfristige Aufenthaltsberechtigung – EU unter günstigeren Voraussetzungen als denen der Richtlinie auszustellen. Die Richter weisen im Übrigen hierbei darauf hin, dass die Harmonisierung der Bedingungen für die Erlangung der Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten das gegenseitige Vertrauen der Mitgliedstaaten fördern soll. Daher verleihe eine langfristige Aufenthaltsberechtigung für die EU ihrem Inhaber grundsätzlich das Recht, sich länger als drei Monate im Hoheitsgebiet anderer Mitgliedstaaten als desjenigen, der die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten zuerkannt hat, aufzuhalten. Unterschiedliche Praktiken zwischen den Mitgliedstaaten seien geeignet, dieses Vertrauen zu gefährden. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155106&pageIndex =0&doclang=DE&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=99039

EuGH; Prüfung der sexuellen Ausrichtung zur Anerkennung eines Flüchtlingsstatus bemisst sich nach Glaubwürdigkeit des Antragsstellers EuGH-Generalanwältin hat in ihren Schlussanträgen vom 17.07.2014 in den verbundenen Rechtssachen C‑148/13, C‑149/13 und C‑150/13 dem EuGH vorgeschlagen zu entscheiden, dass im Falle eines Antrags auf Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft aufgrund Verfolgung wegen sexueller Ausrichtung insbesondere die Glaubhaftigkeit des Antragstellers im Zentrum der Prüfung durch

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 31 die Behörden stehen müsse. Die Erklärung des Antragstellers über seine von ihm behauptete sexuelle Ausrichtung stelle einen wichtigen Anhaltspunkt dar, der zu berücksichtigen sei. Bei der Durchführung der Überprüfung müssten die zuständigen Behörden die EU-Grundrechtecharta beachten. Vorgehensweisen wie medizinische Untersuchungen, pseudomedizinische Untersuchungen, verletzende Befragungen zu den sexuellen Aktivitäten des Antragstellers und die Zulassung explizierter Beweismittel, die einen Antragsteller bei der Vornahme sexueller Handlungen zeigen, seien hingegen mit den Art. 3 und 7 der Charta nicht vereinbar, und allgemeine Fragen der zuständigen Behörden, denen stereotype Vorstellungen von Homosexuellen zugrunde lägen, stünden nicht in Einklang mit der nach Art. 4 der Asylanerkennungsrichtlinie vorgeschriebenen Prüfung der konkret eine Einzelperson betreffenden Ereignisse und Umstände. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=155164&pageIndex =0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=100302

EuGH; Französische Regelung über bestimmte Vorteile von Beamten hinsichtlich des Ruhestands stellt mittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts dar Der EuGH hat am 17.07.2014 in der Rechtssache C-173/13 entschieden, dass eine französische Regelung, die Beamten, die Eltern mindestens dreier Kinder sind, die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand mit sofortigem Pensionsanspruch ermöglicht, wenn sie u.a. ihren Dienst für jedes Kind für einen zusammenhängenden Zeitraum von mindestens zwei Monaten unterbrochen haben, eine mittelbare Diskriminierung von Männern darstellt. Die Ungleichbehandlung bestehe darin, dass Beamtinnen wegen des obligatorischen Mutterschaftsurlaubs vorgenannte Bedingung stets erfüllten, während dies bei männlichen Beamten nicht zwangsläufig der Fall sei. Die Regelung erscheine auch nicht gerechtfertigt, weil sie dem Bestreben, das legitime sozialpolitische Ziel zu erreichen, auf das sich Frankreich im vorliegenden Fall beruft, offenbar nicht tatsächlich entspreche und die Regelung auch nicht in kohärenter und systematischer Weise mit Blick darauf durchgeführt worden sei. http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf;jsessionid=9ea7d2dc30d690fde68 5d2164d4ebb01c78a707292af.e34KaxiLc3qMb40Rch0SaxuNchb0?text=&docid=155 113&pageIndex=0&doclang=EN&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=171646

EuGH; Altersgrenze für Auswahlverfahren bei spanischer Polizei verstößt nach Auffassung des Generalanwalts gegen Gleichbehandlungsgrundsatz In seinen am 17.07.2014 veröffentlichten Schlussanträgen in der Rechtssache C- 416/13 ist EuGH-Generalanwalt Mengozzi der Ansicht, dass ein Höchstalter von 30 Jahren im Rahmen eines Auswahlverfahrens für den örtlichen Polizeidienst in Oviedo (ESP) einen Verstoß gegen das Verbot der Altersdiskriminierung aus der Gleichbehandlungsrahmenrichtlinie (2000/781) darstellt. Nach Ansicht des Generalanwalts lasse sich nicht annehmen, dass eine „außergewöhnlich hohe körperliche Eignung“ eine wesentliche und entscheidende Anforderung für die Ausübung des Amtes eines Beamten der örtlichen Polizei in Asturien darstelle. Die von diesen Beamten ausgeübte Tätigkeit decke nämlich unterschiedliche Einsatzbereiche ab und erfasse sowohl Einsätze, die die Anwendung körperlicher Kraft erfordern, als auch Aufgaben, die in psychischer und physischer Hinsicht weniger belastend seien. Die Altersgrenze erscheine auch im Hinblick auf die angestrebten Ziele nicht verhältnismäßig. http://curia.europa.eu/juris/fiche.jsf?id=C%3B416%3B13%3BRP%3B1%3BP%3B1% 3BC2013%2F0416%2FP&pro=&lgrec=de&nat=or&oqp=&dates=&lg=&language=de& jur=C%2CT%2CF&cit=none%252CC%252CCJ%252CR%252C2008E%252C%252C

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 32 %252C%252C%252C%252C%252C%252C%252C%252Ctrue%252Cfalse%252Cfal se&num=C- 416%252F13&td=%3BALL&pcs=Oor&avg=&mat=or&jge=&for=&cid=360902

E U – F ö r d e r p r o g r a m m e

Kommission; Ausschreibung zum partnerschaftlichen Förderprogramm ECSEL Am 08.07.2014 veröffentlichte die Kommission die Aufforderungen zur Bewerbung für das Arbeitsprogramm „Electronic Components and Systems for European Leadership Joint Undertaking“ (ECSEL JU). ECSEL JU ist eine Technologieinitiative zur Stärkung von Partnerschaften zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor in der EU. Das Programm wird voraussichtlich noch 2014 in Kraft treten und soll eine Laufzeit bis Dezember 2024 haben. Programmbereiche sind: Förderung bei Entwicklungen von neuen elektronischen Geräten, Komponenten und Systemen, die Förderung von Halbleitern und intelligenten Systemen, das Sichern einer führenden Rolle der EU im Bereich Design- und Systemanalyse, Zugang für Interessengruppen zu einer weltweiten Infrastruktur von Design und Produktion von elektronischen Komponenten und Systemen, Entwicklungsförderung von Ökosystemen mit Einbezug von bestehenden KMU und neuen Unternehmungen, wie z.B. Start Ups, in vielversprechenden Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen. In Kürze will die Kommission spezifische Informationen für das Programm („Guidelines for Applicants“) veröffentlichen. In diesem Programm stehen im ersten Jahr 40 Mio. EUR zur Verfügung. Vorschläge können bis zum 17.09.2014 eingereicht werden. Wichtige Informationen zu ECSEL JU liegen allerdings nur in englischer Sprache vor. http://www.ecsel.eu/Call2014.html

V e r a n s t a l t u n g e n

Erhöhung der Teilhabechancen für Menschen mit Behinderungen Am 09.07.2014 fand in der Vertretung des Landes Hessen in Brüssel ein Expertengespräch mit dem Titel „EU-Initiativen zur Erhöhung der Teilhabechancen für Menschen mit Behinderung“ statt. Dabei ging es um einen Teil der Europäischen Strategie 2010-2020 für Menschen mit Behinderungen, für welchen die Kommission u.a. eine europäische Initiative über die Zugänglichkeit (European Accessibility Act) vorsieht. Dieser soll zu mehr Angleichung und Standardisierung in den Mitgliedstaaten im Bereich der Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen führen und besondere Standards für einzelne Sektoren entwickeln. Auch der Hessische Aktionsplan greift die verschiedenen Aktionsfelder auf und wirkt mit entsprechenden Zielen und Maßnahmen auf die Erhöhung der Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen hin. Die Anwesenden wurden vom Leiter der Vertretung des Landes Hessen bei der EU, Friedrich von Heusinger, begrüßt. Inmaculada Placencia-Porrero von der Generaldirektion Justiz, Abteilung „Rechte von Menschen“, und Winfried Kron, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, gaben zunächst Stellungnahmen ab und beteiligten sich an der anschließenden Podiumsdiskussion. Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Daniel Bognar, Hessisches Kultusministerium, Carlotta Besozzi, Europäisches Behindertenforum, und Florian Berg, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA). Moderiert wurde das Expertengespräch von Dr. Detlef Fechtner, EU-Korrespondent der Börsen-Zeitung.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 33 Preisträger des Schülerwettbewerbs „Jugend forscht“ 2014 präsentieren ihre Gewinnerbeiträge in der Hessischen Landesvertretung In der Zeit vom 07.07.2014 bis zum 09.07.2014 folgten zehn „Jugend forscht“- Preisträger aus Hessen und ganz DEU einer Einladung der Hessischen Landesregierung nach Brüssel. Während ihres dreitätigen Aufenthaltes trafen die Jungforscher MdEP Thomas Mann (EVP/DEU), Moritz Haller von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission und besuchten das Institut für Referenzmaterialien und Messungen in Geel, eines der sieben EU-Forschungsinstitute. Auch eine gemeinsame Stadtführung und das traditionelle Frittenessen bei „Chez Antoine“ standen wie schon in den letzten Jahren auf dem Programm. Am Abend des 08.07.2014 präsentierten die Jungforscher ihre prämierten Forschungsergebnisse vor rund 180 Gästen. Nach Grußworten von Prof. Dr. Alexander Lorz, Hessischer Kultusminister, Dr. Waldemar Kütt, Kabinettschef von Máire Geoghegan-Quinn, Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Dr. Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung „Jugend forscht“, sowie Dr. Christiane Gräf, Leiterin des Wettbewerbs „Jugend forscht“ in Hessen, stellten die Preisträger ihre jeweiligen Projekte vor. Jonas Faber, Jan Alexander Fotakis und Fabian Axel Tripkewitz machten mit ihrer Low-Budget-Sonde zur Untersuchung der Stratosphäre den Anfang, gefolgt von Marcel Glübert, der ein von ihm entwickeltes autarkes Haus vorstellte. Henriette Brykczynski erläuterte ihre Untersuchung zur Frage, ob Pferdehaltung eine Gefahr für unsere Böden und das Grundwasser darstellt, und Susanna Domogalla erklärte, wie sie im Windkanal die Optimierung aerodynamischer Eigenschaften von Tragflächen durch Ionenwind-Turbulatoren untersucht hat. Florentine Mostaghimi-Gomi präsentierte ihre Untersuchung zur Frage, ob in Südwest-Island eine drohende Vulkangefahr besteht, bevor die drei Bundessieger Robin Braun, Anselm Dewald und Philipp Mandler den von ihnen entwickelten Hexapod, einen sechsbeinigen Roboter, vorführten. Im Anschluss an die Präsentationen hatten die Gäste der Veranstaltung die Gelegenheit, sich an den Informationsständen der Forscherteams die Ergebnisse vorführen zu lassen. Ab 22 Uhr verfolgten die jungen Forscher, Gäste und Mitarbeiter der Landesvertretung gemeinsam das WM-Spiel Deutschland – Brasilien und jubelten der Nationalelf bei ihrem 7:1-Sieg zu.

V o r s c h a u

Auf folgende Tagesordnungspunkte von Sitzungen der nächsten zwei Wochen wird insbesondere hingewiesen:

Rat

22.07.2014 Rat für auswärtige Angelegenheiten in Brüssel 23.07.2014 Rat für allgemeine Angelegenheiten in Brüssel

Europäische Kommission

23.07.2014 Letzte Kommissionssitzung vor der Sommerpause

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 34 Europäisches Parlament

Aufgrund der Sommerpause findet die nächste Plenarsitzung am 15.09.2014 statt.

Ausschuss der Regionen

Vom 21.07.2014 bis 11.09.2014 finden im AdR keine Sitzungen statt.

Europäischer Gerichtshof

Vom 21.07.2014 bis 01.09.2014 sind Gerichtsferien.

Gericht der EU

Vom 21.07.2014 bis 01.09.2014 sind Gerichtsferien.

Der nächste Bericht aus Brüssel erscheint am 01.08.2014.

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 35 A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s

Europäisches Parlament

Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) EVP

Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten und S&D Demokraten im Europäischen Parlament Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa ALDE

Fraktion der Grünen /Freie Europäische Allianz GRÜNE Europäische Konservative und Reformisten ECR Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken GUE /Nordische Grüne Linke Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“ EFDD

Fraktionslos FL EU-Mitgliedstaaten Belgien BEL Bulgarien BUL Dänemark DNK Deutschland DEU Estland EST Finnland FIN Frankreich FRA Griechenland GRI Irland IRL Italien ITL Kroatien KRO Lettland LET Litauen LIT Luxemburg LUX Malta MTA Niederlande NDL Österreich AUT Polen POL Portugal PTL Rumänien ROM Schweden SWE Slowakei SLK Slowenien SLO Spanien ESP Tschechische Republik CZR Ungarn HUN Vereinigtes Königreich GBR Zypern CYP

Bericht aus Brüssel 14/2014 vom 18.07.2014 36