Folge 49 Vom 05.12.1992
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Heute auf Seite 3: Die Vorteile der „Königsberger Variante" UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 43 - Folge 49 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e.V. p P Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 5. Dezember 1992 Parkallee 84Ä6, 2000 Hamburg 13 W 33£H *** Bundesrepublik Deutschland: Es droht der Verlust demokratischer Mitte Der Schwund aller Überzeugungen grassiert weiter Das alte jüdische Sprichwort, wonach es rung von Scheinrealitäten" warnt. So teilte mitunter Verrücktheiten geben soll, die die sein Sprecher Fried von Bismarck (Verlags• Gestalt der Politik annehmen, scheint die leiter des „Spiegel") mit, daß für Gesten und Ereignisse der letzten Wochen und Tage zu• Ausrufe des Hitler-Grußes vor Bild- und treffend zu illustrieren. Obwohl die in Sa• Tonkamera 500 Mark gezahlt worden seien. chen Asylantenfrage weithin verabreichte In einem anderen Fall sei für das Absingen Schönwetterstrategie längst nicht mehr ver• des „Horst-Wessel-Liedes" („Die Fahne fängt, operiert man in Bonn unbekümmert hoch...") 1000 Mark honoriert worden. mit kurzem Blick und rascher Hand weiter. Von Bismarck brandmarkt solche Hono• Da werden Begriffe wie Fremdenfeindlich• rierungen und verurteilt sie als Verstöße keit und gar Ausländerhaß, Faschismus und egen die journalistische Sorgfaltspflicht, Nationalsozialismus bunt durcheinander• flinister Herbert Schnoor unterrichtete un• gewürfelt und selten säuberlich voneinan• längst seinen Kollegen Friedel Läpple (Saar• der geschieden, als existierten weder wis• land), Vorsitzender der Innenministerkon• senschaftliche Lehrstühle noch kostspielige ferenz, über seine Erkenntnisse: „Nach mei• Das Berliner Stadtschloß nach einer Zeichnung von Adolph Menzel: 82 Prozent der Stiftungen der etablierten Parteien, die doch nem Verständnis von journalistischer Ethik Hauptstädter wollen seinen Wiederaufbau, nur elf Prozent wünschen die Erhaltung des eigens für bildungspolitische Zwecke ge• hat es mit Recherche nichts mehr zu tun, an seiner Stelle errichteten „Palastes der Republik". Dies ergab eine Umfrage der „Ber• schaffen wurden. Da werden Schatten- und wenn Bildberichterstatter sich die Wirklich• liner Morgenpost", an der sich über 3000 Leser beteiligten. „Die Zahl der Schloß-Befür• Schreckgestalten längst vergangener Zeiten keit erkaufen, um sie im Rahmen einer völlig worter wächst stetig", so die „Morgenpost". mit Lebensgeist aufgebläht, als ginge das „unabhängigen Berichterstattung wieder zu Inquisitionsgericht oder ein stalinistisches verkaufen . Der Presserat hofft, daß dieExtremismus : Tribunal unseligen Angedenkens leibhaftig Medien durch diese Kritik veranlaßt wer• durch die Lande, um wieder blutige Ernte in den, keine nachgestellten und bezahlten die Scheuer zu bringen. Aufnahmen mehr zu festigen. Wer ist auf welchem Auge blind? Da erhebt Bundespräsident Richard von Doch schlimmer wäre es freilich noch, Weizsäcker angesichts der Ereignisse von wenn Parteipolitiker diese Scheinrealitäten Journalisten und Oppositionspolitikernich, t organisiert (die jetzt verbotene „Natio• Mölln im fernen Mexiko seine Stimme, ob- als Ausgangsmaterial für politische Lagebe• aber Boris Becker und Willy Millowitsch, nalistische Front" zählte nicht einmal hun• schon der Täterkreis noch keineswegs durch urteilungen nähmen - es würde die Boden• Frank Beckenbauer und Gerhard Zwerenz dert Mitglieder) und bar jeden Intellekts, ist polizeiliche Behörden ermittelt werden haftung der politischen Klasse Deutsch• klagen derzeit unisono an: Die deutsche Jus• diesen Gewalttätern weder durch Raster• konnte. lands noch verringern und den „Kleinmut tiz sei auf einem Auge, nämlich dem rechten, fahndune noch durch sonstige konventio• Wie die Wochenzeitung „Welt am Sonn• der demokratischen Mitte", so die Literatur- blind; Behörden, Polizei und Regierung hät• nelle Geneimdienst-Methoden beizukom• tag" schreibt, sei Faruk Arslan, der Vater des wissenschaftlerin Gertrud Höhler, stärken. ten sich erst nach Mölln zu energischen men. (Interessant ist übrigens, daß die veröf• in Mölln auf so tragische Weise verbrannten Sie hat übrigens die Fernsehgewohnheiten Schritten gegen den Skinhead-Terror ent• fentlichte Meinung heute die Anwendung Mädchens, im „Jahre 1988 wegen Förderung unseres Volkes ausgewertet und dabei fest• schlossen. derartiger Mittel fordert, während sie ge• der Prostitution, räuberischer Erpressung gestellt, daß von 71 Prozent aller erwachse• Doch diese Vorwürfe basieren entweder stern noch wütend dagegen agierte.) und Körperverletzung zu einer Haftstrafe nen Zuschauer 45 Prozent keine einzige auf Unkenntnis oder verzerren die Tatsa• Da man niemanden wegen des Tragens von einem Jahr verurteilt" worden. Auch Nachrichtensendung verfolgt hätten, um chen bewußt. Ein Vergleich der heutigen Si• von Springerstiefeln und Tarnjacke oder ei• werde „wegen Drogenhandels" gegen die• daraus die polemisch gemeinte Frage und tuation etwa mit dem staatlichen Vorgehen ner sparsamen Frisur verhaften oder bestra• sen Mann ermittelt, weshalb die Polizeibe• Schlußfolgerung zu zienen: Versäumen die gegen den RAF-Terrorismus in den 70er Jah• fen kann, stehen Polizei und Justiz vor einer hörden - völlig zu Recht - die Untersuchun• Deutschen ein weiteres Mal die Geschichte? ren ignoriert die gewaltigen Unterschiede: äußerst schwierigen Aufgabe. Mit mangeln• gen auf das Umfeld dieses Mannes auswei• Möglich, denn mit pauschalen Urteilen Damals handelte es sich um links-ideolo- dem Willen zur Strafverfolgung hat dies teten. kann nichts bewirkt werden, sondern nur gisch verwirrte, zugleich aber nach intelli• nicht das geringste zu tun. Immerhin scheint Wer nun kurzerhand schlußfolgert, „aha, mit Wahrheit, denn dem Klischee folgt als• genten Konzepten operierende Polit-Krimi- mancher Unke Gewalttäter aus der Hambur• es waren also die Türken selbst! Ich habe das bald die duldende Gleichgültigkeit von al• nelle, während die glatzköpfigen Verbre• ger Hafenstraße oder der Kreuzberger Szene ja schon immer geahnt", versteht freilich len möglichen Überzeugungen, die rasch cher unserer Gegenwart morgens oft noch in Berlin in den vergangenen Jahren zurück• immer noch nicht, daß es weder um die Be• inflationierend, in den nihilistischen Ab• nicht wissen, „daß sie abends einen Molo- haltender behandelt worden zu sein als tat• stätigung eines Vorurteils noch um pauscha• grund springen. Wem aber alles gleichgültig tow-Cocktail schmeißen werden" (so der sächliche oder Pseudo-Neonazis heute. le Verunglimpfung politischer Gegner ge• scheint, dem wird bald alles gleich gültig Chef des Bundesamtes für Verfassungs• Wenn jemand auf einem Auge blind ist, hen kann, sondern nur um erhellende Wahr• werden. Peter Fischer schutz). Ohne feste Ideologie, in der Regel dann handelt es sich derzeit möglicherweise heit, die endlich auch, falls dies erforderlich eher um Vertreter der Medien - und um das scheint, zu politischen Schlußfolgerungen BdV: linke, nicht das rechte Auge. Einige Beispiele führen kann. Es kann doch um der Glaub• mögen das belegen: würdigkeit unseres Gemeinwesens nicht # Als vor wenigen Wochen in Berlin ein angehen, daß die drittgrößte Industrie• Vertriebenenverband verurteilt Gewalt linker Hausbesetzer (Silvio Meier) von ei• macht der Erde durch einen (verbreche• nem mutmaßlich rechten Jugendlichen nie• risch) geschleuderten Brandsatz ins Wan• Warnung vor Völkerhaß - Asylmißbrauch soll unterbunden werden dergestochen wurde und verblutete, berich• ken gebracht wird, ohne daß die Ermittlun• Die steigende Welle der Gewalt in fundamentaler Bedeutung die Achtung der teten die Medien ausgiebig über dieses Ver• gen abgeschlossen und greifbare Ergebnisse Deutschland gefährdet zunehmend Stabili• Menschenwürde für jede Person und jedes Ge•brechen. Daß hingegen einige Monate zu• vorliegen. tät und innere Ordnung der Bundesrepu• meinwesen ist. Wir wissen, daß die seit Jahren vorin , ebenfalls in Berlin, ein Funktionär einer „ Wene dem, der zur Wahrheit geht durch blik. Wie alle bedeutenden demokratischen der Bundesrepublik Deutschland legal lebendenrechtsextreme n Partei (Gerhard Kaindl) in Schuld", warnte schon ein Schiller, wehe, Verbände wendet sich auch der BdV imAusländer zum Aufbau unserer Wirtschaß bei• einem Restaurant von wahrscheinlich links• wenn sich in Mölln andere Sachverhalte er• Namen der deutschen Heimarvertriebenen getragen haben und viele gute Verbindungen zuradikale n Gewalttätern ermordet wurde, geben, die nicht dem in alle Welt posaunten gegen Extremismus und Asylmißbrauch: ihren deutschen Nachbarn pflegen. Jeder Ge•war den Zeitungen allenfalls eine Kurzmel• Unterstellungen entsprechen! Eine Ahnung Das Präsidium des BdV, des Gesamtverbandes waltakt gegen sie ist unverantwortlich. dung wert. Die Täter sind bis heute nicht von diesen Dimensionen scheint schon der aller Landsmannschaften und Landesverbände Unser Ziel kann nicht eine multikulturelle gefaßt. Deutsche Presserat bekommen zu haben, der Vertriebenen, hat sich in seiner Sitzung vomGesellsdiaft sein, aber wir achten den Menschen, • Vor dem Volkstrauertag schlugen die der unter dem Eindruck des vorauseilenden 25. November 1992 mit aller Schärfe gegen Ge•den Nachbarn und seine Leistungen. Medien Alarm: Auf dem orandenburgi- Gehorsams, denen manche Medien sich zu waltakte von Extremisten und ihren uruppie Der Mißbrauch des Asylrechts muß jedoch schen Soldatenfriedhof Halbe drohe ein befleißigen bemühen, vor einer „Inszenie- rungen ausgesprochen und gefordert, daß diesedurch raschen Konsens verhindert werden, Aufmarsch von Rechtsradikalen! Die Jour• n Willkürakte mit allen stadtlichenstaatli