Führung in Auschwitz-Birkenau
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Donnerstag, 20. Juni 2019 Führung in Auschwitz-Birkenau: In Auschwitz-Birkenau angekommen, be- stiegen wir den Wachturm der Hauptwa- che des Geländes, unter dem die berühm- ten Eisenbahnschienen hindurchgehen, die sogenannte Endstation. Entstehung des KL Auschwitz-Birkenau Da Auschwitz I zu „klein“ geworden ist, wurde Auschwitz II geplant und gebaut. Ursprünglich als Lager für sowjetische Kriegs- gefangene gedacht, wurde Auschwitz II dann doch zum Konzentrationslager für Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten und zum Zentrum der Judenvernichtung im Rahmen der sogenannten Endlösung der Judenfrage. Das Lager wurde zum größten Teil aus dem Dorf Brzenzinka (Birkenau) 1942 erbaut. Die Bewohner des Dorfes wurden zur Zwangsar- beit gezwungen. Außerdem liegt das Lager in einem Sumpfgebiet. Der erste Trakt wurde aus Stein gebaut. Im hinteren Teil des älteren Lagers wurden Männer, welche die Baracken unter Zwangsarbeit gebaut hatten, untergebracht. Der zweite Teil wurde 1943 aus Holz aufgestellt. Dafür wurden vorge- fertigte Holzbauteile für militärische Pferdeställe verwendet. Im Lager angekommen Die ersten Massentransporte der Juden kamen im Frühjahr 42 aus der Slowakei und aus Frankreich an. Zuerst wurden junge, kräftige Männer deportiert, später auch Frauen, kleine Kinder und Ältere. Die ersten Selektionen fanden auf der Judenrampe statt, weitere dann im Lager. Die Entscheidung darüber, ob die Neuankömmlinge direkt in die Gaskammern gingen oder zur Arbeit bestimmt wurden, 1 wurde von SS-Ärzten aufgrund des Gesamteindrucks der körperlichen Verfassung und des geschätzten Alters innerhalb weniger Sekunden getroffen. Häftlinge rieten den Deportierten möglichst frisch und gesund auszusehen, damit sie eine Chance hatten in das Lager zu kommen. Das Lagerleben In den einzelnen Baracken waren die Schlafplätze jeweils auf drei Etagen verteilt. Jede Etage verfügte über 60 Schlafplätze. Auf jeder Pritsche mussten acht bis zehn Personen schlafen. Ungeziefer jeglicher Art war eine große Plage für die Häftlinge. Viele waren bereits körperlich und geistig so entkräftet, dass sie sich nicht mehr gegen die Schädlinge durchsetzen konn- ten. Raten, Läuse, Wanzen, usw. machten den Inhaftierten zum anstrengenden Lageralltag zusätzlich zu schaffen. Die größten Gefahren und Ängste der SS-Leute waren das Infizieren oder Anstecken mit Krankheiten der Häftlinge. Im Winter hat es in die Baracken geschneit und geregnet, da sie nur dürftig vor den Witterungsbedingungen Schutz boten. In jeder Häftlingsunterkunft waren zwei Öfen mit Kamin installiert, welche in absolut keiner Weise dazu beitrugen, die Baracken vernünftig zu beheizen. Nachts durften die Häftlinge die Baracken nicht verlassen. Außerdem mussten sie auf Befehl ihre Schlafposition wechseln. In den Unterkünften waren Verhaltensregeln wie „Achte deinen Vorgesetz- ten! Achte auf Sauberkeit! usw.“ angebracht, welche es einzuhalten galt. War dem nicht so, wurde der Häftling ermordet. Für jeweils sechs Baracken gab es eine Latrine und einen Waschraum. Die Häft- linge hatten zweimal pro Tag Zeit diese zu nutzen, dabei hatten sie 30-40 Sekun- den Zeit. Außerdem gab es keine Toilet- ten-utensilien wie Toilettenpapier oder ähnliches. Diese Baracken zu reinigen war bei den Häftlingen eine beliebte 2 Arbeit, da sie ihre Ruhe vor den SS Leuten und Wasser hatten. Frauenlager Danach besuchten wir den Block 25, den Todesblock im Frauenlager und auch der Älteste. Dort war- teten die halbtoten Frauen auf ihren Tod bzw. die Vergasung. Sie bekamen nichts zu essen, trinken und waren zu schwach zum Arbeiten. Insgesamt waren im Jahre 1944 ca. 90.000 Häftlinge im Lager Birkenau, wovon allein rund 40.000 Frauen waren. Während der Zeit in Auschwitz waren 130.000 Frauen inhaftiert, davon ca. 80.000 Jüdinnen. Kinderblock Der Block 16a war der Block für die Kinder ab 3-4 Jahren. Die Kinder waren von ihren Eltern getrennt. Sie saßen am Tag entweder in oder außerhalb der Baracke, die Älteren spielten mit den Kleineren. Außerdem versuchten andere Häftlinge Es- sen für die Kinder zu schmuggeln, denn die Kinder bekamen die gleichen Mahlzeiten wie die Erwachsenen. Die Gemälde an der Wand sollten die Kinder aufmuntern und an ihr vorheriges Leben erinnern. In den Kinderba- racken gab es an der Tür zwei Kammern für die Funktionshäftlinge, die auf die Kinder Tag und Nacht aufpassten. Zigeunerlager Ab Februar 1943 wurden die Zigeuner (Sinti und Roma) in einem separaten Lager mit 32 Wohnbara- cken, sechs Latrinen, Waschräumen und zwei Küchen untergebracht. Sie wurden mit ihren Familien gemeinsam deportiert und deshalb nicht voneinander getrennt. Es wurden über 21.000 Menschen re- gistriert. Davon waren ca. 11.000 Häftlinge Kinder, wobei 378 im Lager geboren sind. Das Lager der Sinti und Roma wurde aufgelöst. In der Nacht vom 02. auf den 03. August 1944 kamen alle in den Gaskammern zu Tode (ca. 3.000 Häftlinge). Erst im Jahre 2005 erkannte man weltweit diese Aktion als Völkermord an. Es wurden insgesamt 500.000 Menschen getötet. 3 Später wurde ein Teil der Bäderbaracke neben Block 32 zum Arbeitsraum von Dr. Josef Mengele, wo er medizinische Experimente durchführte. Sonderkommandos Im Lager gab es verschiedene Sonderkommandos, wie zum Beispiel das „Sonderkommando Häftlinge“. Vorwiegend Juden gehörten diesem an. Sie mussten Leichen in den Krematorien verbrennen. Davor mussten sie den Leichen das Zahngold entfernen. Wenn sie etwas übersahen oder bei der Arbeit zu langsam waren, wurden sie bei lebendigem Leib verbrannt. Dies sollte den anderen zur Abschreckung dienen. Die Häftlinge der Sonderkommandos überlebten in der Regel nicht, weil sie zu viel wussten und des- halb auch in den Tod geschickt wurden. Nach mehreren Wochen absolut grauenvoller Arbeit wurden sie durch das nächste Sonderkommando ersetzt. Die Tatsache, dass diese meist schon wussten, dass sie die nächsten sind, ist unvorstellbar. Nicht wenige bekamen deshalb schwere Depressionen und begangen Suizid. „Kanada“ Es gab 30 Baracken, in denen die Wertsachen der Häftlinge gelagert wurden. Diese trugen den Deck- namen „Kanada“. Der Name wurde deshalb verwendet, weil Kanada damals als reiches Land galt, in dem man in Wohlstand und Überfluss lebte. Diese Baracken wurden zuletzt auch zerstört, weil sie offensichtlich auf die Ermordungen der vielen Menschen hinwiesen. Zentralsauna – Zweite Selektion Im hinteren Bereich des Lagerkomplexes Birkenau war neben den Krematorien, Gaskammern und Wasserkläranlagen ein größeres Gebäude mit dem Namen „Sauna“. Dort fand eine weitere Selektion, nach der ersten an der Rampe, statt. Es wurden ca. 1500 Häftlinge pro Tag in der sogenannten „Sauna“ registriert. Kleinere Verletzungen, Schwangerschaften, etc. was eventuell bei der Erstselektion über- sehen wurde, konnten dort festgestellt werden. Schmuck, und diverse Wertgegenstände wurden hier ebenfalls unter höchster Aufmerksamkeit den Häftlingen entzogen. 4 In der „Sauna“ gab es einen Haarschneide- raum, Untersuchungsraum, Brausen und Des- infektionskammern für die Kleidung, welche mit Bedampfung betrieben wurden. Die Brau- sen (Duschen) wurden von den SS-Leuten entweder extrem heiß oder kalt eingestellt, damit die Häftlinge zusätzlich schikaniert werden konnten. Die Zentralsauna wird heute als Ort der Erin- nerung genutzt. Jedes Jahr finden am Ge- denktag der Befreiung des Lagers hierin die Ansprachen und Reden verschiedener, hochrangiger Persönlichkeiten statt. Auch Überlebende des Ho- locaust nehmen regelmäßig daran teil. Nach der Befreiung des Lagers wurde ein Kof- fer mit ca. 2000 Bildern gefunden, worauf persönliche Erinnerungen festgehalten wa- ren. Dies war ein großer Zufall, da normaler- weise die Bilder von den SS-Leuten gesam- melt und anschließend verbrannt wurden. Heute können die Bilder in der Sauna an der Fotowand eindrücklich bestaunt werden. Judenfrage Warum die Menschen damals in Deutschland einen solch großen Hass vor allem auf die Volksgruppe der Juden hatten, ist im Nachhinein betrachtet nicht nachvollziehbar und in vielerlei Hinsicht völlig lapidar. Es wurde davon ausgegangen oder den Bürgern über Propaganda vermittelt, dass Juden z. B. Gottesmörder sind, Kinder fressen, im Allgemeinen die alltäglichen, zum Leben notwendigen Ressour- cen zu stark beanspruchen. Zuerst wurden die Juden verbal getötet, indem ihnen gesagt wurde, dass sie minderwertig sind. Dann hat man sie für vielerlei Dinge verantwortlich gemacht, obwohl sie es re- alistisch gesehen gar nicht waren. Die jüdische Bevölkerung wurde als minderwertige Rasse sehr schnell in der Öffentlichkeit wahrgenommen und deshalb auch gemieden, weil die Deutschen den Ju- den gegenüber aufgehetzt wurden. Juden als Parasiten, etc. waren somit national bekannt und ver- dächtigt. Juden galten außerdem als arbeitsscheu. In bekannten Berufen des Handwerks oder der 5 Industrie durften sie nicht arbeiten bzw. sich ausbilden lassen. Deshalb ergriffen sie notwendigerweise andere Berufe, wie Geldverleiher, Händler, usw. Diese Tatsache vertuschte man dem deutschen Volk gegenüber wiederum bewusst. Das Bild der „faulen Juden“ war somit in den Köpfen der „Arier“ fest verankert. Die Vernichtung der Häftlinge in den Lagern (Endlösung) war somit nicht mehr allzu weit entfernt. Offiziell beschlossen wurde die Endlösung politisch durch die Wannseekonferenz am 20. Ja- nuar 1942. Am 02. November 1944 wurde die Endlösung der Judenfrage aufgehoben. Wirtschaftsfaktoren der Menschenvernichtung Die Nazis haben während der gesamten Zeit der Vernichtung versucht, die Prozesse effektiv, vor allem nachhaltig und wirtschaftlich zu optimieren. Menschenasche wurde