Georg-Forster-Studien XIX Utor A
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Georg-Forster-Studien XIX utor A Georg Forster als interkultureller Autor Georg Forster kommt im Hinblick auf das Paradigma Interkulturalität eine exzeptionelle und bislang noch weithin unterschätzte Rolle zu. Wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen hat er die Enge politischer und gesellschaftlicher Lebensverhältnisse schon früh durch weite Reisen überwunden. Diese Erfahrungen artikulieren sich in seinen Texten in unterschiedlichen Modi der Fremdheitserfahrung und -verarbeitung. Fremdheit wird bearbeitet und reflektiert, überschrieben und trans- formiert. Darüber hinaus etabliert Forster noch vor der Herausbildung von nationalen Wissenschaftstraditionen eine auf vielfältigen Studien, Übersetzungs- und Vermittlungsarbeit beruhende interkulturelle Literatur- und Wissenschaftspraxis, die einen europäische und außereuropäische Perspektiven integrierenden Dialog mit anderen Kulturen projektiert. orster als interkultureller als interkultureller orster ISSN 1439-9105 F eorg eorg G ISBN 978-3-86219-778-1 XIX – 9 783862 197781 Herausgegeben im Auftrag der Georg-Forster-Gesellschaft Georg-Forster-Studien XIX Georg-Forster-Studien Herausgegeben im Auftrag der Georg-Forster-Gesellschaft von Stefan Greif und Michael Ewert Band 19 ISSN 1439-9105 Herausgegeben von Stefan Greif und Michael Ewert kassel university press Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Georg-Forster-Studien / hrsg. im Auftr. der Georg-Forster-Gesellschaft von Stefan Greif und Michael Ewert. – Umschlaggestaltung von Anna-Carina Meywirth. – Kassel: Kassel University Press. Bd.19. – (2014) ISSN 1439-9105 ISBN 978-3-86219-778-1 (print) ISBN 978-3-86219-779-8 (e-book) URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-37799 © 2014 kassel university press Diagonale 10, 34127 Kassel Druck: docupoint GmbH, Barleben Inhalt Stefan Greif Vorbemerkung........................................................................................................VII Hans-Jürgen Lüsebrink Interkulturelle Aneignung und wissenschaftliche Erkenntnis. Zum Zusam- menhang von Übersetzung, Rezensionstätigkeit und Erforschung fremder Kulturen im Werk Georg Forsters.........................................................................1 Florian Kappeler Die globale Revolution. Forster und Haiti......... ................ ................................17 Anne Mariss Sprache und (Miss-)Verstehen: Formen kollektiver Wissensproduktion im Umfeld der zweiten Cook-Expedition (1772-75).............................................45 Reinhard M. Möller Die Feuerland-Episode in Forsters Reise um die Welt im Kontext einer anek- dotischen Poetik der Interkulturalität.................................................................79 Michael Ewert Fremdheit, Kulturkritik, Alterität – Georg Forster als interkultureller Autor avant la lettre...............................................................................................109 Barbara Di Noi Zwischen Natur, Geschichte und Revolution: Das Prinzip des Mannigfal- tigen in Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Junius 1790....................129 allekurztitelraus.indd 1 06.06.2014 10:36:39 Esaïe Djomo „Die Indische Lehre tauge von Haus aus nichts“ . Überlegungen zu Forsters Übersetzung der Sakontala mit besonderem Blick auf die Mensch-Umwelt- Problematik.............................................................................................................163 Heiko Schnickmann Hunde, Schweine und Pferde – Tiere als Mittel des Interkulturellen im Umfeld der Cookschen Reisen ..........................................................................175 Isabella Ferron Das Fremd-Bild in Georg Forsters Reise um die Welt. Bildsprache und Sprachbilder..............................................................................191 Frank Vorpahl Forsters Pariser Skizzen: Fundamente der visuellen Aneignung der Fremde .......................................................................... .............215 Neue Literatur zu Georg Forster............................................................................233 Mitarbeiter der Georg-Forster-Studien XIX........................................................237 Siglenverzeichnis.......................................................................................................241 allekurztitelraus.indd 2 06.06.2014 10:36:39 Stefan Greif Vorbemerkung Die Beiträge zur Tagung Fremdheit und Interkulturalität – Georg Forster als interkultureller Autor, die am 15. und 16. Juni 2012 in Kassel stattfand, widmen sich einem der naheliegendsten und bis heute aktuellsten Themen im Werk des Autors: der Begegnung fremder Kulturen, den heuristischen Vorausset- zungen solcher Kontaktnahmen und (mit Blick auf Forsters Reise berichte) ihrer literarischen Gestaltung. So legt Hans-Jürgen Lüsebrink in seiner Studie dar, dass die ‚Interaktion und Kommunikation zwischen unter- schiedlichen Kulturen‘ von Forster für ein ‚Erfahrungs wissen‘, ‚Überset- zungswissen‘ und ‚kritisches Wissen‘ fruchtbar gemacht wird, das in seiner ‚singulären Gesamtkonfiguration‘ hierzulande erstmals neue wissenschaft- liche Erkenntnishorizonte und wegweisende Dimensionen ‚interkulturellen Verstehens‘ erschließt. Diese Mehrschichtigkeit interkultureller Austausch- prozesse nimmt Florian Kappeler zum Anlass, um am Beispiel der Haitia- nischen Revolution aufzuzeigen, wie der überseeische Sklavenaufstand von männlichen und weiblichen Zeitzeugen vor Ort dargestellt und alsbald in Europa wahrgenommen wird. Dabei ist es der Jakobiner Georg Forster, der den 1791 einsetzenden Widerstand gegen die französische Kolonialmacht in Beziehung zur Französischen Revolution setzt und diese nur scheinbar entlegenen Ereignisse im Licht einer globalen Aufklärung deutet. Forsters Einschätzung der Französischen Revolution untersucht auch Barbara Di Noi in ihrem Aufsatz zu den Ansichten vom Niederrhein: Ausgehend von der Notwendigkeit kultureller Mannigfaltigkeit, diskutiere Forster die im Fremden wie im Eigenen ausgemachten ‚Antinomien‘ im Kontext der Revo- lutionsereignisse, um deren Unvergleichlichkeit innerhalb der ‚anthroplogi- schen Ordnung‘ herauszuarbeiten. Mit den methodologischen und narrativen Grundlagen interkulturellen Erzählens beschäftigen sich die hier versammelten Aufsätze zur Reise um die Welt und zu Johann Reinhold Forsters The Resolution Journal. Indem Michael Ewert nachweist, wie Georg Forster die ‚Übertragungs- und Vermittlungsar- beit‘ des Fremdverstehens erzählerisch nachgestaltet, kann er ihn als interkul- allekurztitelraus.indd 3 06.06.2014 10:36:39 IV Stefan Greif turellen Autor avant la lettre würdigen, dessen Reisebericht auch Möglich- keiten realer Kontaktnahmen erschließt. Reinhard M. Möller untersucht deren literarische Gestaltung hinsichtlich dreier Grade der Fremderfahrung, von der sich in der Reise um die Welt die berühmte Feuerlandepisode schon deshalb abhebt, weil das hier vorherrschende ‚negative Staunen‘ auf die Poetizität einer literarischen Aufarbeitung von Alterität hinweisen soll. Dass es Forster nicht darum geht, jenes scheinbar als beunruhigend erfahrene Fremdsein hierar- chisch an europäischen Identi tätsstandards zu messen, veranschaulicht Isabella Ferron. Vielmehr dient ihm die ganze Komplexität fremder Kulturen dazu, sich des ‚Eigenen‘ als Bestandteil einer anthropologisch grundsätzlich identisch disponierten Menschheit zu versichern. Inwieweit Johann Reinhold Forster von dieser innovativen Perspektive abweicht, dokumentiert Anne Mariss in ihrem Beitrag. Auf der Basis von James Cooks Überlegungen zu der ihm von der britischen Admiralität angetragenen Erkundung fremder Völker weist sie am Beispiel des Resolution Journals nach, wie der Theologe und Naturforscher einerseits den verschiedenen sozialen Schichten anderer Kulturen je eigene Wissensbestände attestiert und damit Bildung zum Maßstab auch fremder Aufklärungspotentiale erhebt. Andererseits hält Johann Reinhold Forster an seiner europäischen Erkenntnisüberlegenheit fest und legitimiert auf diese Weise die Wissenschaftlichkeit seiner Reisebeobachtungen. Welche Bedeutung der Natur- und Tierethik im interkulturellen Denken Georg Forsters zukommt, belegen die Untersuchungen zur Sakontala-Über- setzung und verschiedene Äußerungen in der Reise um die Welt. Während Essaïe Djomo auf die Tragweite der indischen Naturlehren hinweist, die Forster mit seiner Übersetzung des Lehrstücks in Deutschland bekannt macht, widmet sich Heiko Schnickmann der Präsenz verschiedener Haustiere, die bislang selten als Teil interkultureller Interaktionen betrachtet wurden, faktisch aber als Geschenk oder bewusst lanciertes Statussymbol die Kommu- nikation zwischen fremden Kulturen beeinflussen konnten. Meinen Mitarbeitern, Anna Meywirth, Katharina Zindel, Nils Lehnert, Christian Köhn und Max Dorn danke ich sehr herzlich für ihre Mitarbeit während der Forster-Tagung des Jahres 2012 und bei der Fertigstellung der diesjährigen Georg-Forster-Studien. Da die Tagung sehr gut besucht war und die Beiträge erstmals in Sektionen aufgeteilt werden mussten, da wir ferner noch einmal das Layout der Studien überarbeitet haben, war ihr Engagement so unerlässlich wie ertragreich. allekurztitelraus.indd 4 06.06.2014 10:36:39 Hans-Jürgen Lüsebrink Interkulturelle Aneignung und wissenschaft- liche Erkenntnis . Zum Zusammenhang von