Hamburg im Nationalsozialismus: Orte abseits der Alster

Alsterdorfer Anstalten KZ, Polizeigefängnis und Über 600 Bewohnerinnen und Strafanstalten­ Fuhlsbüttel AEL Langer Morgen Hannoverscher Bahnhof ­Bewohner der Alsterdorfer Im September 1933 wurde in den Im -Wilhelmsburg errich- Vom Hannoverschen Bahnhof ­Anstalten ließ die Anstaltsleitung Gebäuden der Strafanstalten Fuhls- tete die Gestapo ein „Arbeits­erzie­ wurden ab 1940 in 20 Transporten in den Jahren 1938 bis 1943 in aus- büttel ein Konzentrationslager ein- hungslager“ genanntes Straflager.­­Es mindestens 6691 Jüdinnen und wärtige Anstalten verlegen. Mehr gerichtet. Es wurde 1936 in „Polizei- diente insbesondere der Disziplinie- Juden sowie 1385 Sinti und Roma in als 500 von ihnen wurden Opfer gefängnis Fuhlsbüttel“ umbenannt rung und Bestrafung von Zwangs- Arbeitslager, Gettos, Konzentrations- der „Euthanasie“-Verbrechen. Das und existierte bis Kriegsende. Auch arbeiterinnen und Zwangsarbeitern und Vernichtungslager deportiert. Personal tötete sie vor allem durch das Zuchthaus und das Gefängnis unter KZ-ähnlichen Bedingungen. Unterversorgung und durch Über- Fuhlsbüttel waren von 1933 bis 1945 Kinderkrankenhaus dosierung von Medikamenten. Stätten nationalsozialistischer­ Ver- Auswandererhallen folgung. In den Auswandererhallen in Im Kinderkrankenhaus Rothen- Hamburg- waren während burgsort war eine „Kinderfach­ des Zweiten Weltkrieges mehrere abteilung“ eingerichtet, in der Tausend Kriegsgefangene sowie mindestens 126 Kinder der Zwangsarbeiterinnen und Zwangs- ­„Euthanasie“ zum Opfer fielen. „Judenreferat“ und „Ausländer­ Moorweide arbeiter aus der Sowjetunion, Polen referat“ der Gestapo Dieser Bereich gegenüber dem und anderen Ländern unterge- Norddeutsche Affinerie In der Rothenbaumchaussee 38 Bahnhof Dammtor diente ab 1941 als bracht. Sie wurden in den benach- Die Norddeutsche Affinerie auf der hatten von 1941 an das „Juden­ Sammelplatz für die Deportationen barten Stadtteilen und im Hafen zur Peute in Hamburg-Veddel verar- referat“ und ab 1943 das „Ausländer- der jüdischen Bevölkerung Ham- Arbeit eingesetzt. beitete u. a. kriegswichtige Bunt- referat“ der Geheimen Staatspolizei burgs in Gettos, Konzentrations- metalle, wie sie für die Produktion ihren Sitz. und Vernichtungslager. Bullenhuser Damm von Granaten benötigt wurden. Zur In der leerstehenden Schule an Rohstoffgewinnung wurden auch Hamburg- der Straße Bullenhuser Damm in Kirchenglocken und Kunstgegen- Hamburg-Rothenburgsort befand stände aus dem gesamten Deut- Nord sich von November 1944 bis April schen Reich eingeschmolzen. Eimsbüttel 1945 ein Außenlager des KZ Neuen- gamme. Dort ermordete die SS am Polizeipräsidium im „Stadthaus“ 20. April 1945 20 jüdische Kinder, an Im Polizeipräsidium an der Stadt­ denen zuvor im KZ Neuengamme hausbrücke­ waren auch die medizinische Versuche durch­ Geheime Staatspolizei und die geführt worden waren, sowie deren Kriminalpolizei untergebracht; das Betreuer und sowjetische Häftlinge. „Stadthaus“ war eine Zentrale des nationalsozialistischen Terrors in Altona Fruchtschuppen C Hamburg. 1940 wurden Sinti und Roma aus Hamburg und Norddeutschland Sozialverwaltung in dieser Hafenlagerhalle am Mag- Die Sozialverwaltung spielte eine deburger Hafen interniert und am maßgebliche Rolle bei der Ausgren- 20. Mai 1940 vom Hannoverschen zung und der Verfolgung kranker, Altona Altonaer Fischereihafen Bahnhof in das im besetzten Polen arbeitsunfähiger und unangepasster Altona wurde wie -­ Die im Altonaer Fischereihafen gelegene Arbeitslager Belzec Menschen. Aus den Heimen der Be- Wilhelmsburg und Wandsbek mit und in benachbarten Stadtteilen deportiert.­ hörde wurden während des Krieges dem Groß-Hamburg-Gesetz von angesiedelte Fischindustrie galt als Hamburg- Bewohnerinnen und Bewohner 1937 ab 1938 ein Stadtteil Hamburgs. kriegswichtig. Während des Zweiten Gesundheitsverwaltung in „Euthanasie“-Tötungsanstalten Einer der Gründe der Eingemein- Weltkriegs waren in diesem Bereich Mitte Die Gesundheitsverwaltung überstellt. dung war die Zusammenführung überwiegend Frauen und Kinder beteiligte sich führend an den der kriegswirtschaftlich wichtigen aus Polen und der Sowjetunion zur „Euthanasie“-Verbrechen, denen Untersuchungsgefängnis Hafengebiete unter einheitlicher Zwangsarbeit eingesetzt. über 4700 Männer, Frauen und Holstenglacis­ Verwaltung vor dem Hintergrund Kinder aus Hamburg zum Opfer In den Jahren 1933 bis 1944 wurden der Aufrüstung Deutschlands. „Neues Hamburg“ fielen. im Untersuchungsgefängnis Hols- Hamburg sollte zur „Führerstadt“ tenglacis 468 zum Tode Verurteilte Amtsgericht Altona ausgebaut werden. An der Harburg Hamburger Gerichte am hingerichtet. Im Hof des Amtsgerichts wurden waren große Repräsentationsbauten, Sievekingplatz­ am 1. August 1933 vier Todesurteile darunter ein NSDAP-„Gauhochhaus“ Die Hamburger Gerichte, wie das Werftindustrie gegen Altonaer Kommunisten von 250 Metern Höhe sowie eine Hanseatische Oberlandesgericht, Die Werftindustrie im Hamburger vollstreckt.­ ­riesige Elbbrücke, geplant. waren Teil des NS-Unrechtsystems. Hafen war während des Zweiten Sie verhängten im Interesse der Weltkrieges für den Kriegsschiff- Nationalsozialisten­ drakonische bau tätig. Tausende KZ-Häftlinge, Strafen bis hin zur Todesstrafe. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterin- KZ Neuengamme nen und Zwangsarbeiter waren dort Das Konzentrationslager Neuen- Hamburger Rathaus eingesetzt. Auf den Werften waren gamme wurde ab 1938 mit Geldern Die Bürgerschaft und der Senat kleine, aber bedeutende Wider- der Stadt Hamburg in Hamburg- waren abgeschafft; das Rathaus standsgruppen aktiv. Neuengamme von der SS auf­ war ab 1938 Sitz der Gemeinde- gebaut. Zwischen 1938 und 1945 verwaltung mit „Bürgermeister“ waren mehr als 100 000 Menschen Carl Vincent Krogmann als „Erstem im KZ Neuengamme und seinen Beigeordneten“ und allgemeinem 86 Außenlagern inhaftiert, nur etwa Vertreter des Reichsstatthalters Karl die Hälfte von ihnen überlebte. Kaufmann.

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