Fe Bayern Hof, ein Klub an derGrenze

weiter Spieltag der Süd in der Z Saison 1961/62: Der FC Bayern Hof feierte einen 5:0-Sieg über den FC Bayern München. Eine Sensation! Die kleinen Bayern triumphier,en über die großen. Die aus der nordöstlichen Ecke des Frei­ staates über jene aus der Landeshauptstadt. Der Zwerg zwingt den Riesen in die Knie - und das sogar auf dessen Terrain: Bayern Hof gewinnt in München gegen die Olk, Giesemann, Ohlhauser, Gros­ ser & Co. Und bei der End­ abrechnung nach der Saison belegen die ..Gelb-Schwarzen" von der deutsch-deutschen Grenze einen erstaunlichen sechsten Platz. Es war einmal. Heute, ein Vierteljahrhundert danach, Die heutige Mannschaft des Fe Bayern Hof auf der alten Tribüne der Gegengeraden.' haben sich die Positionen ge­ Viel mehr Zuschauer verlieren sich in manchem Spiel der Bayern dort auch nicht. waltig verschoben. Hof und München trennen geogra­ phisch zwar noch immer mehr als 300 Kilometer, aber in Fußball-Schicksal an der Grenze, fußballerischer Hinsicht ist al­ die unser Land durchtrennt: lerhand geschehen. Bayern München ist einer der Bayern Hof, vor Jahrzehnten dicht führenden Klubs Europas ... vor den Toren zur und der Namensvetter und , sieht sich einstige ernsthafte Rivale in tiefste Bedeutungslosigkeit heute in einer versunken. Er krebst in der trostlosen Situation. Landesliga herum. In der zweithöchsten Amateurklasse. Wir sahen uns dort um Auch in dieser Saison glückte die heißersehnte Rückkehr in die nicht: Hinter uso Ein klangvoller Name! Der dem FC Kronach und dem VfB Mann, als Spieler aus Dresden Helmbrechts wurde nur der gekommen, war 25 Jahre als undankbare dritte Platz be­ Spielausschuß-Vorsitzender legt. beim FC Bayern Hof tätig: von 1952 bis 1977. Der sportliche Niedergang hatte den finanziellen im Die Lorbeerkränze, die er da­ Schlepptau. Ein Weg, der vor­ mals verdient hätte, will man gezeichnet war. Der Mann, der ihm heute winden und ihn dies im Brustton der Überzeu­ nach zehnjähriger Pause zu gung behauptet, muß es wis­ einem Comeback überreden. sen: Brauereibesitzer Peter Der 66jährige Sachse ent­ Scherdei führte den Verein schloß sich aber nach einem von 1970-1978. Damit ist er Flirt, doch keine neue .. Ehe" Rekordhalter aller Hofer Vor­ einzugehen. Er nenp.t die Pro­ sitzenden der Nachkriegszeit. blematik des Vereins: ..Es fehlt heute die Begeisterung in der Mit Fleiß allein Stadt und im Umland. Wir haben zu oft und zu Recht geht es nicht verloren." .. Der Profifußball war auf lan­ Die Ansichten von Möbius bei ge Sicht in Hof nicht zu einer gründlichen Ursachen­ halten", sagt er, ..weil hier die forschung decken sich voll und Voraussetzungen fehlten." ganz mit denen von Ex-Präsi­ Fleiß und eine glückliche dent Peter Scherdei: Es fehlte Hand bei den Spielertransfers auch in der Glanzzeit des hätten den Abschied aller­ Vereins die wirksame Unter­ dings beträchtlich hinausgezö­ stützung durch die Stadt. Auch gert. die heimische Wirtschaft ­ Scherdei fügt einen Namen die Textilindustrie dominiert hinzu, der in Hof Fußballge­ - griff ihm nicht hilfreich Zwei treue Hafer, die an vergangene Zeiten denken: schichte schrieb: Armin Möbi- unter die Arme. Neidisch Bayern-Boß Möbius und Spielausschuß-Vorsitzender Fränkel. Sturz ins Bodenlose Kaum zu glauben, aber wahr: Von 1966 bis 1972 stand Bayern Hof in der Süd (damals der Unterbau der Bundesliga) fünfmal unter den ersten Vier (1968 sogar Mei­ ster). Auch in der neugeschaf­ fenen Zweiten Liga sprang 1975 noch Rang vier heraus. Von den damaligen Zweitliga­ klubs aus dem Süden ver­ schwanden auch FC Schweinfurt 05, FC Augsburg, SpVgg Fürth, Borussia Neun­ kirchen in der Versenkung. Ähnlich erging es Tennis Bo­ russia und , vor allem aber Tasmania, die in Konkurs fiel und mit neuem Namen bei Null wieder anfan­ gen mußte. Oder auch Preußen Münster, einen Bundesligisten der er­ sten Stunde. Von früherem Ruhm kann \ heute im Fußball keiner mehr Unvollendet blieb die dachlose Haupttribüne im grenz nahen Hof. Wo kein großer Fußball leben. Ganz oben nicht, unten mehr gespielt wird, fehlen die Besucher und das Geld für notwendige Investitionen. nichtl

" such erlebte die "Grüne Au" im Rahmen der Aufstiegsrunde 1968 beim Spiel gegen Rot­ • • Weiß Essen: 19100 Zuschauer ließen die reine Fußballarena schier aus allen Nähten plat­ zen. Der Blick in die Gegenwart: Heute verirren sich lediglich 500 Fans im Schnitt bei den Heimspielen auf der Sportstät­ te, die ein Vierteljahrhundert als Hexenkessel gefürchtet war. "In Hof mußte man sich r blickt das Duo auf die Nach­ immer warm anziehen", erin­ barstadt Bayreuth: "Dort zie­ nert sich einer der Ex-Stars hen Kommune und Verein an des großen Münchner Bayern, Alles wirkt verfallen und n einem Strang." Torjäger Gerd Müller. Von der verlassen: die Markierung Angesichts dieser Klagen ver­ beeindruckenden Atmosphäre der Tribünenblöcke (oben), ,wundern die Erfolge des FC auf der "Grünen Au" können das Klubwappen der Hofer Bayern Hof. auch noch weitere prominente (rechts). Unten: Blümchen Der Aufstieg in die Oberliga im Kicker ein Lied singen. sprießen unter den Sitzen. Jahre 1959 und die dreimalige Teilnahme an der Aufstiegs­ Großer Fußball in einer kraß runde zur Bundesliga in den benachteiligten Ecke der Bun­ Jahren 1967, 1968 und 1972. Sie desrepublik wäre freilich al­ grenzen an Zauberei, denn zu lein durch zufriedenstellende den bereits genannten Proble­ Kulissen nicht möglich gewe­ men gesellte sich die schwieri­ sen. Hofs Verantwortliche, an ge geographische Lage hinzu: der Spitze Armin Möbius, hat­ Die 50 000 Einwohner zählen­ ten ein goldenes Näschen für de Stadt Hof liegt nur wenige talentierte Spieler aus dem Kilometer von der Grenze zur gesamten oberfränkischen DDR und CSSR entfernt. Raum. Ein Beispiel, das für alle Das fehlende Umland im Nor­ spricht: Die Verpflichtung von den wurde durch die enorme Wolfgang Breuer, den sie nur Begeisterung im gesamten "Bobby" riefen. Der schlaksige nordostoberfränkischen Raum Stürmer kam vom B-Klassi­ einigermaßen ausgeglichen. sten Tuspo Bayreuth. Und auf "Die Fußballfans von Kronach Anhieb schaffte er den Sprung bis Marktredwitz haben sich in den großen Fußball: Schon einst mit uns identifiziert", im ersten Jahr wurde er Tor­ erklärt ScherdeI. Deshalb wa­ schützenkönig der Regionalli­ ren Zuschauerzahlen zwi­ ga Süd. schen 10 000 und 18 000 keine R arität. Absoluten Rekordbe­ Bitte blättern Sie um