20 Jahre "Moments Musicaux Aarau"
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20 Jahre "Moments musicaux Aarau" Autor(en): Ehrismann, Sibylle Objekttyp: Article Zeitschrift: Aarauer Neujahrsblätter Band (Jahr): 76 (2002) PDF erstellt am: 11.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-559098 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Geh/ H//J Sre/e dung zum Konzertpianisten an der Musik- <//'«« fc/n'/ze/z, ii/'cr /c/'/zc/z I iTiHisfii/nw /Vf rfrr akademie Basel, wo er seit 1984 auch eine K/tf/wffis'f //</(/ Ke/z/po/z/Vf /z/zy Frey, z/er s/V// Klavier- und Kammermusikklasse leitet. ////V S(7/I£7Z (7I/SC/7mS(7/(7/ ////(/ MY/H77///£7/f/V/- Neben semen pianistischen Weiterstudien /zri/z/zyf/z Prt)(jra//////t7/ i/e/'f i'//;er ///V Kü/zfo/zs- bei Leon Fleisher, Peter Feuchtwanger, CZr/ZCC// ///'//(///.< <"///£ 7 / i\Vï///£7/ 7(7//i/(7/f //(Jf. Mauricio Pollini u.a. umfasste sein Bil- F(7ssr////V'rt7/(/ (/// d/Mcr Kn//^erfre/7/e /Vf z/er dungsweg auch Cembalostudien in Ba- IG/V/////// /'(>// Ko/zipo/z/Vf, /zzfczpzrf zz/zd Ko//- rock- und Renaissancemusik. Diinki, der zerf/'ero/zsfo/fer, rf/V szV/z /zcz rfe// «Mo/«en/s" heute in der Schweiz und im Ausland ein /izz/s/ViZZZ.Y» yry(7zs(7'/iy' //cfnir/zfczz. vielgefragter Kenner und Interpret der Musik des frühen 20. Jahrhunderts ist, hat Tradition der Innovation - so Hesse sich auch hier in der Region immer wieder die in ihrer Konsequenz kompromisslose originelle Programme mit älterer Musik und doch wechselvolle Geschichte der auf Hammerflügeln gespielt. «Moments musicaux Aarau» auf einen Die Gründungsidee von Diinki für die Nenner bringen. Was vor zwanzig Jahren «Moments musicaux» war, unkonventio- auf Initiative des engagierten Pianisten nelle Programme ausserhalb der gewohn- Jean-Jacques Diinki in Unterentfelden sei- teil Pfade zu präsentieren. Dabei stand für nen Anfang nahm, ist unter der Aegide des ihn im Vordergrund, alte Musik mit dem Aarauer Klarinettisten Jiirg Frey zu einem zeitgenössischen Musikschaffen in einen weitherum beachteten Forum für die mu- fruchtbaren Dialog zu bringen. Daraus hat sikalische Avantgarde geworden. sich ein Kammermusikzyklus entwickelt, der an Farbigkeit und künstlerischem Niveau immer mehr gewonnen hat. Die Gründung der «Moments musicaux» Umzug von Unterentfelden Als Jean-Jacques Diinki 1980 die «Mo- nach Aarau ments musicaux» in Unterentfelden ins Leben rief, war die programmatische Aus- Was in Unterentfelden im kleineren Kreis richtung der Konzertreihe seinen person- begonnen hatte, erlebte nach fünf Jahren liehen Interessen entsprechend noch eine eine erste grössere Zäsur. Jiirg Frey über- etwas andere als heute. nahm die künstlerische Leitung, und die 101 102 i Jeiï»-Jiia;ncs rfer GnWfr rfir «Morne»» 2 D/e Schweiber /Compomsfm Re^zzzo /rman iV» </«• Mi««mv», Märe 2001 /» Mii/r/i/M/al/ir/.- ,-hmm ^e/zo'rf zwm erz^e/z Kowpow'ifFmerz/ere/s der «Momente /m Ra/imerc der Fejfi/erattstà/fHngeH. M//s/eaw.r», /zzer or/ emem iGmzete /m _/mw /ppd Foto: 5/7fto Komm-Go/wd/w/er /m Dûfafefifeum ß/r/mer///o/de. Foto: S/7Wo Fomrr/-Go6oi'//w/er (fo/^ewde Se/'toj Konzertreihe wurde fortan in Aarau durch- pomsten seiner Generation angeregt und geführt. Eine grössere Resonanz beim Pu- hat sie nicht nur, aber immer wieder auch blikum und eine stabilere finanzielle Basis im Rahmen der «Moments musicaux» in waren die Folge dieses Ortswechsels. Die Aarau uraufgeführt. Auf diese Weise kamen Programmierung brachte zehn Jahre lang in Aarau Komponisten, die heute in der Neues im Umfeld von klassischen und Schweizer Szene einen beachteten Namen romantischen Werken, verlagerte sich aber haben, durch die «Moments musicaux» zunehmend ins rein aktuelle Schaffen. schon in jungen Jahren zu für ihre Ent- Jiirg Frey wurde 1953 111 Aarau geboren Wicklung wichtigen Aufträgen und Urauf- und studierte Klarinette, Komposition und fuhrungen. Und das Aarauer Publikum Alexandertechnik 111 Zürich, Bern und kam und kommt über diese Konzertreihe Basel. Er schloss seine Studien mit dem zu spannenden Begegnungen mit Kompo- «examen de virtuosité» 111 der Klasse von nisten und ihrer Musik. Gleichzeitig hat Thomas Friedli am Konservatorium in diese ganz auf den Kompositionsstil und Genf ab. Frey blickt auf eine ausgedehnte den musikalischen Geschmack von Frey Konzerttätigkeit als Klarinettist zurück. Er ausgerichtete Programmation auch eine hat sich als hochkarätiger Interpret auch gewisse Eindimensionalität des Konzert- 1111 klassischen Bereich, aber besonders angebots zur Folge. für zeitgenössische Musik in der ganzen Schweizer Musikszene schnell einen Na- men gemacht. «Die Klarinette war für mich Der engere Komponistenkreis immer ein Instrument, um mit Kompo- um Jürg Frey nistinnen und Komponisten in Kontakt zu kommen, die mich interessierten», erzählt Zum engeren und gleichaltrigen Kreis um Jiirg Frey in unserem Gespräch. «Ich spiel Jiirg Frey gehören der Zürcher Mischa ein Stück von Dir und hätte da noch eine Käser (*1959), einer der originellsten Text- Frage, - das bringt Kontakt, so lernt man vertoner der Szene, und der heute 111 einander über die Musik kennen. Wenn Zürich lebende Aargauer Musiker und ich mir das so überlege, dann habe ich nie Kritiker Alfred Zimmerlin (*1955), der einfach solistisch virtuos Klarinette ge- als eigenwilliger Cello-Improvisator inter- spielt, da war immer der Hintergedanke an national tätig ist und auch als Komponist mein eigenes Komponieren. Ich spielte die mit schlichten und sehr präzisen Aussagen Stücke, die mich als Komponist interessier- besticht. Da ist aber auch Regina Irman ten.» So hat Jiirg Frey zahlreiche Werke (*1957) aus Wmterthur, eine gefragte von Schweizer Komponistinnen und Koni- Schlagzeugerin, die sehr konzentriert ex- 103 perimentiert und zu strukturell wie klang- immer wieder in überzeugenden Resul- lieh immer wieder überraschenden Re- taten festigt, also in fertigen Stücken zum sultaten ßndet. Dazu kommt der hoch sen- Ausdruck kommt. Stille und Zeit, aus der sible Gitarrist und Komponist Dieter Jordi die Musik heraus entsteht, spielt eine (*1958), ebenfalls aus Winterthur, und die wichtige Rolle, aber auch die Arbeit mit zurückgezogen in Gontenschwil lebende Kleinstmotiven und musikalischen Grund- Esther Roth (*1953), die sich intensiv und satzfragen. Allen ist auch eine gewisse auch im grossen Stil mit der Minimal mu- Sperrigkeit gegenüber Hörerwartungen sie und mit Musikperformance auseinan- und gegenüber den zur Zeit führenden dersetzt. Interessant ist auch der heute im stilistischen Strömungen eigen. Jürg Frey, Tessin lebende Basler Mathias Steinauer der Konzertveranstalter der «Moments (*1959), der sich früher auch als Rockmu- musicaux», gehört als Komponist mitten in siker betätigt hat. Er schreibt eine magisch- diesen Kreis hinein. Man darf diese regio- mythische Musik von ruhiger archaischer nale Zelle ruhig mit so berühmten Künst- Ausstrahlung. lerzirkeln wie der «Groupe des Six» in Paris oder dem «Mächtigen Häuflein» in Es zieht sich wie ein roter Faden durch St. Petersburg vergleichen, auch wenn sie den Komponistenkreis um Jürg Frey und von der Ausstrahlung her in keiner Weise die Konzerte der «Moments musicaux»: verglichen werden kann. Aber auch in die- das Experimentieren mit strukturellen und sen Künstlerzirkeln wurde nicht einfach klanglichen Phänomenen, das sich aber ein einziger Avantgarde-Stil propagiert, 104 wie bei Schönberg und seinem Kreis. Es und der weiteren Umgebung ist dadurch kam in ihnen vielmehr der Austausch von längst zum festen Stammpublikum gewor- künstlerisch und kulturpolitisch Gleich- den. Das gelingt beim Werkstattcharakter gesinnten zum Tragen, der die beteiligten dieser Konzertreihe nur, weil die Leute Komponisten immer wieder zu neuen nicht einfach als notwendiges Übel be- eigenwilligen Lösungen inspirierte. handelt werden, um die eigenen Stücke aufführen zu können, sondern als gleich- wertige Dialog-Partner. Das Publikum der Heikle Balance «Moments musicaux» wird sachkundig und zwischen Komponistenwerkstatt sensibel an Experimente herangeführt. Es und Publikumsnähe werden Einführungen und Gespräche vor dem Konzert angeboten, und die neuen Als Konzertveranstalter darf man