Sauna Statt Siegertreppchen Ben Sind
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KNATSCH SERIE HÄLT AN HÄLT Rafael van der Vaart provoziert Meredith Michaels-Beerbaum erst weiter – und schießt dann holt Gold bei der den Siegtreffer für den HSV Springreiter-EM in Mannheim Ǡ Seite 15 SportSport Ǡ Seite 18 SEITE 13 – MONTAG, 20. AUGUST 2007 – NR. 193 EINWURF Auf Bewährung UND WIE as Resümee sei „hundertprozentig posi- „DOPEN“ Brigitte Koch-Roux Florian Krause Nicole Berensmeier Steffen Hercke Dtiv“, sagte Kai Rapp, der Direktor der (37), (36), (23), (43), Deutschland-Tour, als das Rennen am Sonn- SIE? Jederfrau aus Hannover Jedermann aus Leipzig Jederfrau aus München Jedermann aus Hannover abend in Hannover zu Ende gegangen war. Vor allem dürfte er erleichtert gewesen „Ich trinke abends vor dem Rennen ein, „Mit Kalium und Kohlehydraten, ein „Abends vor dem Rennen die Beine „Ich habe kleine Rituale, dazu gehört sein: erleichtert, dass die Rundfahrt von zwei Hefeweizen. Die sind isotonisch, bisschen Magnesium und viel Wasser. massieren und die Kohlehydratspeicher das Training zwei- bis dreimal pro Skandalen verschont geblieben ist; erleich- und ich kann danach gut schlafen.“ Hinterher gibt es Bier.“ auffüllen, am besten mit Nudeln.“ Woche. Alles andere ist zweitrangig.“ Umfrage: Anika Falke tert, dass die Zuschauerzahlen entlang der Strecke – wenn auch nicht berauschend – wenigstens zufriedenstellend waren; er- leichtert, dass die Einschaltquoten im Fern- sehen auf dem Niveau des Vorjahres geblie- Sauna statt Siegertreppchen ben sind. Kein allzu schlechtes Ergebnis für ein Radrennen, das noch kurz vor dem Start Auf der letzten Zielrunde der Deutschland-Tour wird Grischa Niermann eingeholt / Gerald Ciolek feiert in Hannover dritten Tagessieg vor dem Aus gestanden hatte, weil die ARD nach den Skandalen der Tour de France VON STEFAN KNOPF drohte, die Fernsehverträge zu kündigen. Die Veranstalter haben vieles richtig ge- Hannover. Auf der letzten Runde hatten macht, um eine saubere Rundfahrt so weit sie ihn. Es ist manchmal ein bemitleidens- wie möglich garantieren zu können. Gegen wertes Schauspiel, wenn die Ausreißer bei das österreichische Team Elk Haus, das die einem Radrennen kurz vor dem Ziel vom großen Hauptfeld geschluckt werden und erforderliche Ehrenerklärung nicht fristge- sich einfach nicht wehren können, weil recht eingereicht hatte, sind sie sogar vor der Pulk von hinten mit Expresstempo he- Gericht gezogen, um einen Start zu verhin- ranfliegt. Auf der letzten Zielrunde dieser dern. Auch wenn die Mannschaft doch bis Deutschland-Tour also verschlang das Hannover durchfuhr, haben die Organisato- Hauptfeld am Sonnabendnachmittag Gri- scha Niermann. ren wenigstens ein Zeichen gesetzt. Natürlich wäre es eine wundervolle Die Tatsache, dass ein Sympathieträger Pointe gewesen, wenn der Hannoveraner wie Jens Voigt eine Woche lang im Gelben Niermann auf der letzten Etappe der Trikot fuhr und am Ende die Rundfahrt ge- Rundfahrt in seiner Heimatstadt auf das wann, haben es der Deutschland-Tour zu- Siegertreppchen gefahren wäre; aber der sätzlich leichter gemacht. Schon im vergan- 31-Jährige hatte sehr bald bemerkt, dass es nichts werden würde mit dem großen genen Jahr, als der Radsport im Schatten Coup. Kurz nach dem Start in Einbeck der Fuentes-Affäre stand, hatte der 35-Jäh- hatte er sich mit drei Begleitern aus dem rige etwas Licht auf das Rennen geworfen. Hauptfeld abgesetzt, doch das Quartett Gegen Einflüsse von außen sind die Ver- schaffte es nicht, sich entscheidend abzu- anstalter allerdings machtlos – das zeigte setzen. „Das war von Anfang an relativ aus- sich schon gestern bei den Cyclassics in Ham- sichtslos – so entschie- burg, die von derselben Agentur wie die den, wie das Feld immer Deutschland-Tour organisiert werden. Zäh- nachgesetzt hat“, sagte Das Ende einer Flucht: Niermann. Rund zwei- neknirschend mussten die Veranstalter den Nach fast 130 Kilometern wurden Start des Italieners Danilo di Luca akzeptie- einhalb Minuten Vor- Grischa Niermann, Harald Totschnig, ren, der vor der Tour de France unter Do- sprung gewährte der Pulk, in dem Jens Voigt sein Gelbes Trikot sicher nach Han- Pierre Drancourt und Matthew Lloyd pingverdacht geraten war. Der Radsport nover fuhr und in dem Erik Zabel und Ge- fährt weiter auf Bewährung – das kann rald Ciolek auf das große Sprintfinale lau- (großes Bild, von rechts) noch eingeholt. auch ein strahlender Deutschland-Tour-Sie- erten. Mehr nicht. Aber manchmal reichen Gerald Ciolek (ganz oben, 2. v. l.) ger Voigt nicht ändern. STEFAN KNOPF Kleinigkeiten für einen großen Auftritt. gewann im Sprint vor Erik Zabel (2. v. r.) Anderthalb Minuten Vorsprung hatten Niermann und seine Begleiter, als sie zum und feierte damit seinen dritten Tagessieg ersten Mal über den Zielstrich vor dem bei der Deutschland-Tour. Jens Voigt stand Neuen Rathaus brausten – genug, um sich Ciolek knapp praktisch schon vorher als Gesamtsieger fest. vor der Kulisse in Szene zu setzen. Drei geschlagen Runden lang gewährte das Hauptfeld dem Quartett die Bühne, und die 20 000 Zu- zur Nieden (8), dpa Hamburg (dpa). Nach seinen drei Etap- schauer feuerten die Ausreißer munter an. pensiegen bei der Deutschland-Tour hat „Das hat Spaß gemacht“, sagte Niermann, Gerald Ciolek nur knapp den nächsten „es war viel los, und ich habe oft meinen Triumph verpasst. Bei den Cyclassics Namen gehört. Das war ein schöner Ab- NACHGEFRAGT … wurde der Sprinter vom T-Mobile-Team schluss.“ Einbeck, Alfeld, Pattensen, Han- gestern Dritter hinter Überraschungssie- nover – in seinem Trainingsgebiet wäre Schöne Waden ger Alessandro Ballan aus Italien und dem dem Profi von der niederländischen … bei Spanier Oscar Freire. „Das ist ein riesen- Mannschaft Rabobank schon die eine oder Wie fühlt man sich als Jedermann? HAZ-Redakteur Bernd Haase ist mitgefahren großer Erfolg für mich, in einem der wich- andere Abkürzung eingefallen, „aber das JENS VOIGT, tigsten Rennen des Jahres Dritter zu wer- hätte ja auch kein gutes Ende genom- ie Idee, dass wir uns die Beine rasie- beim Massenstart weder unsere Knochen dacht, dass mehr nicht geht. „Hoffentlich zweimaliger Sieger der den“, sagte Ciolek nach der Zielankunft men“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Dren müssten, haben wir dann doch noch das teure Material zerlegen. büßen wir dafür nicht“, sage ich zu Uwe. nach 229,1 Kilometern. „Ich bin gesund- Das Finale sah sich Niermann dann von verworfen. Uns erschien das ein wenig Es rollt. Wir halten uns rechts. Keine Nichts büßen wir, Euphorie und Grup- Deutschland-Tour heitlich ein bisschen angeschlagen“, fügte weiter hinten an: Wie Erik Zabel zwei übertrieben, denn schließlich handelt es Rüpeleien, alle sind entspannt. Auf dem penerlebnis treiben uns, die Räder surren der von einer Erkältung geschwächte Pro- Wochen nach seinem Start bei der sich beim ersten Radrennen unserer Kar- breiten Rudolf-von-Bennigsen-Ufer zie- wie Nähmaschinen. In Pattensen und Ges- fi hinzu. Erik Zabel wurde Fünfter. „Nacht“ wieder einem Zielstrich in Han- riere nicht um die Profitour, sondern um hen die, die hier was gewinnen wollen, au- torf stehen Leute, feiern und feuern an. Jens Voigt kam einen Tag nach seinem nover entgegenraste; wie Gerald Ciolek eine simple Jedermann-Veranstaltung ßen vorbei. Ein erster Blick auf den Tacho: Dann naht die Marienburg, unsere Berg- Triumph bei der Deutschland-Tour am auf den letzten Metern noch vorbeiflog über 70 Kilometer. Warum sind wir dann 38 Kilometer pro Stunde. Beim letzten wertung mit erhabenen 129 Metern. Wir „Habe gelebt Ende des Hauptfeldes ins Ziel. „Es war und seinen dritten Etappenerfolg bei der so nervös und aufgekratzt? Warum gucken Training hatte ich 31 geschafft und ge- ziehen hinauf, es kommt kein Einbruch. verrückt, wie viele Stürze es gab. Da war Deutschland-Rundfahrt feierte; wie Jens wir vor dem Start Männern, die neben uns Ein paar Zuschauer reißen Dopingwitze. wie ein Mönch“ andauernd etwas. Es war das reinste Ha- Voigt, der seit dem Zeitfahren am Freitag stehen, auf die Waden, taxieren ihre Kör- Von der „Roten Reihe“ kämpfe ich hin- rakiri heute“, sagte der 35-Jährige. praktisch als Gesamtsieger feststand, ins per? „Mann, sind die alle sportlich“, sagt ter Jeinsen allein, die Leistungsunter- Herr Voigt, welcher Sieg bei der Sieger Ballan hatte den Erfolg gar nicht Ziel rollte. Günter, Senior im erstmals in Erschei- schiede sind zu groß für eine Teamfahrt. Deutschland-Tour war für Sie schöner: geplant. „Es war eine ganz große Überra- „Wenn man es nicht probiert, wird es nung tretenden „Team Rote Reihe“. Die Acht Rennfahrer aus Bad Säckingen am der erste Sieg 2006 oder dieser? schung. Ich wollte eigentlich für Daniele erst recht nichts“, kommentierte Nier- eigens in Auftrag gegebenen Trikots span- Bodensee keuchen von hinten heran. Der Sieg im vergangenen Jahr war uner- Bennati den Sprint losfahren“, sagte er. mann seinen Fluchtversuch. Abgehakt ist nen bei uns allen, bei Günter, Uwe, Ingo, „Reih dich ein“, sagen sie. Als Zug sausen wartet, eine schöne Überraschung. In die- Doch als Ballan sich umdrehte, war von die Deutschland-Tour damit aber noch Martin und mir, mehr oder weniger über wir Richtung Hannover, ich komme mir sem Jahr war alles geplanter. Es gab da- seinem Teamkollegen nichts zu sehen – al- nicht: Als 50. der Gesamtwertung hat den Bauch. Dafür haben wir einen Materi- wie ein Profi vor. Ein letzter Spurt über her schon mehr Stress und mehr Arbeit im so versuchte er es auf eigene Faust. Niermann die inoffizielle Hannover-Wer- alvorteil: Das Fahrradgeschäft Keha hat den Friedrichswall. Der Ansager nennt Vorfeld. Der Druck war auch größer. tung vor seinen beiden Trainingspartnern uns Räder zur Verfügung gestellt, die auch meinen Namen und die Zeit: unter zwei Thomas Ziegler (100.) und Christian Le- das Profiteam Heinz von Heiden benutzt. Stunden, wie alle von der „Roten Reihe“, Wie haben Sie sich auf diese Rundfahrt RADSPORT IN ZAHLEN ben (125.) gewonnen. Als Lohn dafür wird Wasserflaschen und Energieriegel sind Wahnsinn. Wir fühlen uns wie Sieger. vorbereitet? geschwitzt: Die beiden müssen Niermann in den Trikottaschen verstaut. 1300 Män- Günter kommt als Letzter aus dem Team. Ich habe seit der Tour de France gelebt DEUTSCHLAND-TOUR gemeinsam mit dem vierten hannover- ner und Frauen zählen die letzten Sekun- „Du hast die Waden schön“, haben sie wie ein Mönch.