„We hung on every word of translation.“ Die Bedeutung anglophoner Translator_innen im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939)

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA)

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Julia KÖLBL

am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Begutachterin: Ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in phil. Michaela Wolf

Graz, 2019 Inhaltsverzeichnis Vorwort ...... 3 Einleitung ...... 4 1. Der Spanische Bürgerkrieg ...... 6 1.1. Der Konflikt ...... 6 1.2. Die Internationalen Brigaden ...... 11 2. Die anglophonen Interbrigadist_innen ...... 15 2.1. Freiwillige aus Australien ...... 15 2.2. Freiwillige aus Großbritannien ...... 18 2.3. Freiwillige aus Irland ...... 23 2.4. Freiwillige aus Kanada ...... 26 2.5. Freiwillige aus den USA ...... 30 2.6. Zusammenfassung ...... 34 3. Übersetzen und Dolmetschen bei den Internationalen Brigaden ...... 37 3.1. Forschungsstand ...... 37 3.2. Einsatzbereiche von Translator_innen ...... 40 4. Anglophone Translator_innen ...... 43 4.1. Der Bürgerkrieg in schriftlicher Erinnerung ...... 43 4.2. Anglophone Translatoren ...... 52 4.3. Anglophone Translatorinnen ...... 67 5. Netzwerk Spanischer Bürgerkrieg ...... 75 5.1. Die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) von Bruno Latour ...... 75 5.2. Männerspezifische translatorische Akteur-Netzwerke ...... 80 5.2.1. Arnold Jeans, Großbritannien ...... 81 5.2.2. Henning Sorenson, Kanada ...... 86 5.2.3. Joseph Dallet, USA ...... 90 5.3. Frauenspezifische translatorische Akteur-Netzwerke ...... 95 5.3.1. Agnes Hodgson, Australien ...... 96 5.3.2. Aileen Palmer, Australien ...... 98 5.3.3. Rosita Davson und Nan Green, Großbritannien ...... 104 5.3.4. Helen Grant und Charlotte Haldane, Großbritannien ...... 108 5.3.5. Fredericka Martin und Mildred Rackley, USA ...... 111 Zusammenfassung ...... 115 Bibliografie ...... 120 Tabellenverzeichnis ...... 132

2 Vorwort Als ich im März 2018 völlig unerwartet von Michaela Wolf gefragt wurde, Teil des von ihr initiierten Forschungsprojektes „Dolmetschen und Übersetzen bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, 1936–1939“ zu werden, wusste ich noch nicht, dass ich bereits ein Jahr später eine Masterarbeit zum Thema schreiben würde.

Mit jedem Buch, das ich im Rahmen des Projektes las und mit jeder Geschichte, die ich dadurch kennenlernen durfte, wuchs auch mein Interesse an der weiteren Erforschung der Tätigkeiten freiwilliger Frauen und Männer im Bürgerkrieg. Den Fokus der Masterarbeit auf anglophone Translator_innen zu legen, war nicht nur durch meine Fremdsprachenkombination, sondern vor allem durch mein Aufgabengebiet im Projekt – die Bearbeitung der Freiwilligen aus dem englischsprachigen Raum – bedingt.

Ich möchte diese Arbeit daher Michaela Wolf widmen, die mich nicht nur immer wieder aufs Neue mit ihrer Neugierde und Begeisterung für die Aufarbeitung dieses noch wenig erforschten Gebietes des Bürgerkrieges angesteckt hat, sondern mir von Anfang an großes Vertrauen bei der Erstellung meiner Arbeit geschenkt und in jeder Schreibphase die bestmögliche Betreuung gewährleistet hat.

Abschließend möchte ich auch noch bei Jana Beck für ihre Genauigkeit und Geduld bei der Korrektur meiner Masterarbeit bedanken.

3 Einleitung Vor 80 Jahren endete der Spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Nationalisten unter , der Spanien jahrzehntelang diktatorisch regieren würde. Über die Dauer des Konfliktes wurde die Gegenseite von ungefähr 35.000 Freiwilligen aus 53 Nationen unterstützt, die als Internationale Brigaden an der Seite der Republikanischen Armee kämpften. Die durch den Einsatz der Internationalen Brigaden vorherrschende Sprachenvielfalt machte die Arbeit von Translator_innen unerlässlich. Bereits das Zitat im Titel dieser Masterarbeit „We hung on every word of translation“1, das dem Erinnerungsbericht eines US-amerikanischen Freiwilligen entnommen ist, lässt die Bedeutung und Notwendigkeit von Sprachmittlung im Bürgerkrieg erahnen. Die Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit im Spanischen Bürgerkrieg ist bislang jedoch nur vereinzelt Gegenstand der Forschung gewesen (siehe u.a. Baigorri Jalón 2012, 2019a und 2019b; Rodríguez Espinosa 2016, 2018a bzw. 2018b und Wolf 2017).

Mit dieser Arbeit soll die sprachmittlerische Tätigkeit anglophoner Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg erstmals umfassend auf Basis von translationswissenschaftlichen Fragestellungen aufgearbeitet werden. Vorrangiges Ziel ist es, Erkenntnisse über die Art der Handlungsbereiche, in denen translatorische Tätigkeiten im Bürgerkrieg ausgeführt wurden sowie über die darin agierenden Akteur_innen zu gewinnen. Die Untersuchung könnte ebenso erste wertvolle Aufschlüsse im Hinblick auf eine Translationstypologie im Kontext des Bürgerkrieges geben bzw. die Grundlagen dafür schaffen und somit zur Erweiterung des Verständnisses der Rolle von Translation im Spanischen Bürgerkrieg beitragen.

Es gilt herauszufinden, worin die Spezifik der translatorischen Tätigkeit anglophoner Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg lag und in welchen Bereichen diese in ihrer Funktion als Translator_innen tätig waren. Damit verbunden stellt sich auch die Frage nach der Rolle, die den Männern und Frauen in den jeweiligen Handlungsfeldern zukam und ob eine gewisse Rollenvielfalt manifest wurde. Wenn ja, inwieweit war die translatorische Tätigkeit mit weiteren Handlungsbereichen verknüpft und in welcher Form prägten die sprachmittlerischen Tätigkeiten dieser Personen in den translationsrelevanten Handlungsfeldern den Alltag bzw. Ablauf des Bürgerkrieges mit?

1 Tisa, John (1985:56)

4 Basierend auf diesen Fragestellungen wird zunächst davon ausgegangen, dass sich die Handlungsbereiche der männlichen und weiblichen Translator_innen stark voneinander unterscheiden, da Männer und Frauen nicht in denselben Funktionen nach Spanien kamen. Es wird weiter angenommen, dass die sprachlichen Kompetenzen der Translator_innen dazu führten, dass diese in den spezifischen Handlungsbereichen multiple Rollen innehatten, die durch ihre translatorische Tätigkeit bedingt waren. In ihren vielfältigen Funktionen – insbesondere jedoch in ihrer Rolle als Sprachmittler_innen – trugen sie aufgrund der Notwendigkeit von Translation maßgeblich zur Erreichung der jeweiligen Netzwerkziele bei und prägten somit in weiterer Folge den Kriegsalltag entscheidend mit.

Im Zuge der Aufarbeitung der Fragestellungen wird methodisch in verschiedenen Schritten vorgegangen. Zunächst werden die politischen und sozio-kulturellen Hintergründe des Bürgerkrieges aufgearbeitet. Darüber hinaus wird näher auf den Aufbau und den Einsatz der Internationalen Brigaden sowie länderspezifisch auf die anglophonen Freiwilligen aus Australien, Großbritannien, Irland, Kanada und den USA eingegangen. In einem weiteren Schritt wird der Forschungsstand im Hinblick auf die Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit bei den Interbrigaden näher beleuchtet sowie das für die Untersuchung verwendete Datenkorpus vorgestellt. Im Anschluss daran werden weibliche und männliche Translator_innen aus dem englischsprachigen Raum, die im Rahmen der Recherchearbeiten eruiert wurden, kurz biografisch vorgestellt und erste länder- sowie geschlechtsspezifische Merkmale erörtert. Unter Anwendung der von Bruno Latour mitbegründeten Akteur- Netzwerk-Theorie (ANT) erfolgt schließlich eine detaillierte Aufarbeitung der translationsspezifischen Tätigkeiten, indem die männer- und frauenspezifischen Netzwerke im Detail rekonstruiert und analysiert werden. Abschließend werden die Untersuchungsergebnisse vergleichend diskutiert und zueinander in einen Zusammenhang gestellt; damit wird die Bedeutung von Translation im multikulturellen Kontext des Bürgerkrieges aufgezeigt.

5 1. Der Spanische Bürgerkrieg Zum Zeitpunkt der Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik am 14. April 1931 war die spanische Gesellschaft tief gespalten. Während die ärmeren Schichten all ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft in die neu gewählte, linksmoderate Regierung setzten, sahen sich vor allem die privilegierten Landbesitzer, Industriellen, Banken, das Militär und die Kirche bedroht (Preston 2009:3). Im Folgenden soll zunächst näher auf die Spannungen, die zum Bürgerkrieg geführt haben, sowie auf den Konfliktverlauf und die darin involvierten Parteien eingegangen werden.

1.1. Der Konflikt Bei den Parlamentswahlen Ende Juni 1931 errangen die Sozialisten und linksrepublikanischen Parteien einen überragenden Sieg. Das Wahlergebnis führte zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse. Hatte zuvor noch eine kleine besitzende Oberschicht die Macht inne, war diese nun an bürgerlich-liberale Mittelschichten und eine gemäßigte sozialistische Partei übergegangen (Collado Seidel 2010:27). Die Hoffnung auf große Veränderung währte jedoch nicht lange. Großgrundbesitzer, Industrielle und Banken traten gemeinsam mit der Kirche und dem Militär gegen jegliche Veränderung auf. Besitztümer, Religion und nationale Einheit sollten unangetastet bleiben (Preston 2009:3). Um das neue Regime zu stürzen und die angestrebten gesellschaftlichen Reformen zu blockieren, wurden neue rechtsgerichtete Parteien gegründet und Verschwörungstheorien in Umlauf gebracht. Die „Reformabwehr“ war so erfolgreich, dass die Koalition zwischen den Sozialisten und liberalen Republikanern zerbrach und im November 1933 deshalb Neuwahlen abgehalten werden mussten. Aus diesen ging die politische Rechte als Sieger hervor, die unter anderem die erst eingeführte Sozialgesetzgebung wieder auflöste, Löhne kürzte, Arbeiter und Pächter entließ und die Mietpreise erhöhte. Auch die wichtigsten Gewerkschaften wurden der Reihe nach durch Streiks geschwächt. Die Situation begann sich immer mehr zuzuspitzen. Vor den Wahlen im Februar 1936 prophezeite die Rechte einen bevorstehenden Kampf zwischen Gut und Böse, Überleben und Zerstörung, während die linksgerichtete Volksfrontregierung vor dem weiteren Anstieg des Faschismus warnte. Am 16. Februar 1936 erzielte die Volksfront wieder einen – wenn auch knappen – Sieg und zerstörte somit die Hoffnung der rechten Parteien auf die Errichtung eines autoritären Staates. Die Linken wollten nun so rasch wie möglich eine Bodenreform umsetzen, um nicht wieder an ihren Reformbestrebungen gehindert zu werden. Die rechtsgerichteten Parteien schürten als Antwort darauf weiterhin

6 die Angst vor einer bevorstehenden Katastrophe, die nur mit einem Militäraufstand aufzuhalten wäre (ibid.:4f.).

Der Putschversuch wurde am 17. Juli 1936 von einigen spanischen Generälen, darunter Francisco Franco, in dem von Spanien kolonialisierten Marokko initiiert. In den darauffolgenden Tagen wurden auch auf dem spanischen Festland immer mehr Städte unter die Kontrolle der Aufständischen gebracht (vgl. Collado Seidel 2010:62ff.). Der Versuch der Generäle, die erst kürzlich gewählte republikanische Regierung zu stürzen, stieß jedoch in weiten Teilen des Landes auf den Widerstand links-republikanischer Kräfte (Pichler/Halbrainer 2017:7). Während die Aufständischen in Marokko, Navarra, Aragon, Südandalusien und auf Mallorca erfolgreich waren, wurde insbesondere in und Madrid gegen die Putschisten gehalten (Abraham Lincoln Brigade Archives 2014a). Ein erfolgreicher Aufstand war ohne eine schnelle Einnahme Madrids und damit der zentralen Regierungsstellen und Kommandozentralen nicht möglich. Nur wenige Tage nach Beginn des Putschversuches wurde deutlich, dass weder die Regierung noch die Aufständischen die Kontrolle über Gesamtspanien innehatten (Collado Seidel 2010:69).

Innerhalb weniger Tage war das Land in zwei Kriegszonen unterteilt worden. Die Aufständischen kontrollierten anfangs nur ein Drittel des Landes, verfügten dabei aber über die größten landwirtschaftlich genutzten Flächen und somit über zwei Drittel der Weizenproduktion. Die großen Industriezentren, insbesondere in Katalonien und im Baskenland, blieben jedoch in republikanischer Hand (ibid.).

Genauso ungleich wie die territoriale Verteilung war auch die militärische. Den Aufständischen standen zu Beginn einige Tausend Berufsoffiziere, die ungefähr 40.000 Mann starke Afrikaarmee sowie die karlistischen und falangistischen Milizen zur Seite (Jackson 1980:106). Nachdem der ursprünglich für die Aufständischen angedachte militärische Führer José Sanjurjo bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, standen erstere anfangs ohne zentrale Kommandogewalt da. Vor allem die Rivalität zwischen den Generälen Francisco Franco, dem Befehlshaber des Afrikaheeres und Emilio Mola, der das Nordgebiet von Burgos aus kontrollierte, führten zunächst zu einer weitgehend unabhängigen Heeresführung auf Seiten der Putschisten (Carlos Seidel 2010:71). Im September 1936 ließ die nationalistische Militärjunta jedoch Wahlen durchführen, bei denen

7 sich Franco durchsetzen konnte und als Oberkommandierender sämtlicher Truppen und Staatschef anerkannt wurde (ibid.:75).

Die Republik wurde hingegen von den liberalen städtischen Mittelschichten, sozialistischen und anarchistischen Arbeiter_innen, katalanischen und baskischen Autonomist_innen und einer unkoordinierten, aber beträchtlichen Zahl von Berufsoffizieren unterstützt (Jackson 1980:106). Die die Republik unterstützenden Kämpfer_innen wurden von November 1936 bis Februar 1937 geschult und zu einer disziplinierten Armee vereint. Die Ausbildung erfolgte vor allem durch das sogenannte Fünfte Regiment, einer von der Kommunistischen Partei Spaniens gegründete militärische Einheit (Hugh 1964:193) und Angehörige der Internationalen Brigaden, die im Ersten Weltkrieg Kriegserfahrung gesammelt hatten (Jackson 1980:113f.).

Zeitgleich mit den ersten sowjetischen Waffen trafen im November 1936 auch die ersten Verbände der Internationalen Brigaden in Spanien ein (ibid.:119). Letztere waren es auch, die den ersten Etappensieg der Nationalisten verhinderten. Als die 30.000 Mann starke nationalistische Armee Anfang November 1936 in die Vorstädte Madrids eindrang und die Regierung nach Valencia verlegt wurde, verstärkte sich der Widerstand. Nicht nur Einheimische bereiteten sich auf die Verteidigung der einzelnen Straßen vor, sondern auch die ersten Kontingente der Internationalen Brigaden blockierten den Weg der Nationalisten und zerschlugen somit Molas und Francos Pläne von einem siegreichen Einzug in die Hauptstadt (Jackson 1980:112). Letztere hatten nicht mit einem langwierigen Bürgerkrieg gerechnet, sondern waren von einem raschen und siegreichen Aufstand ausgegangen. Eine schnelle Entscheidung schien nun jedoch außer Sichtweite (vgl. Collado Seidel 2010:70).

Der Aufstand hatte zwar die reformistische Regierung stark geschwächt, aber dafür die von den Rechten gefürchtete breitgefächerte soziale Revolution beschleunigt. Überall dort, wo der Putsch fehlgeschlagen oder nicht stattgefunden hatte, kollektivierten die Bauern Land, Maschinen und Ernte. Vor allem in den ersten Kriegsmonaten entluden sich die jahrzehntelangen sozialen Spannungen sowohl auf Seiten der machthabenden Oberschicht als auch auf jener der „einfachen“ Gesellschaftsschichten (ibid.:73). Viele Angehörige der Guardia Civil, Falangisten und Geistliche, die nicht rechtzeitig geflohen waren oder sich versteckt hielten, wurden ermordet. In den Städten fielen Arbeitgeber_innen, Führungspersonal, Kaufleute und Funktionäre, die als Proletariats-Gegner galten,

8 linksgerichteten Jugendbanden zum Opfer (Jackson 1980:109f.). Zudem beteiligten sich in der ersten Kriegsphase vor allem Großgrundbesitzer und Industrielle an der „physischen Vernichtung der organisierten Arbeiterschaft“ (Collado Seidel 2010:72f.).

Trotz des zähen republikanischen Widerstandes wurde das nationalistische Gebiet unter General Franco von Norden nach Süden (White 1937:27) im Laufe des Konfliktes immer weiter geeint und die nationalistische Armee gestärkt – nicht zuletzt aufgrund der Unterstützung Hitlers und Mussolinis (vgl. Collado Seidel 2010:91), die die Nationalisten stetig mit Soldaten, Munition und Transportmitteln versorgten (vgl. ibid.:93f.). Für Hitler und Mussolini stellte die Einmischung in den Spanischen Bürgerkrieg vor allem eine Möglichkeit dar, mit ihrer Artillerie, Luftflotte und den Fernmeldetruppen Einsatzerfahrung zu sammeln. Die Bombardierung Guernicas durch deutsche und italienische Flugzeuge, die ihm Rahmen des Feldzuges zur Eroberung der nördlichen Städte und Regionen stattfand, sollte zum tragisch-berühmtesten Ereignis des gesamten Krieges werden. Stellte Guernica für den deutschen Luftmarschall Hermann Göring nur eines von vielen Spreng- und Brandbombenexperimenten dar, wurde den Menschen weltweit in ihrer Empörung bewusst, welche Auswirkungen Luftangriffe in zukünftigen Kriegen haben könnten (Jackson 1980:114f.).

Die Republikaner erhielten hingegen lediglich von der Sowjetunion ausländische militärische Hilfe (ibid.:113f.), nachdem sich auch Großbritannien und die USA zu dem von Frankreich initiierten Nichteinmischungsabkommen vom August 1936 verpflichtet hatten (White 1937:20ff.; Jackson 1988:ix).

Während die nationalistische Seite zunehmend als Einheit auftrat und stetig weitere Gebiete einnahm, herrschten im republikanischen Lager politische Konflikte und Uneinigkeit. Republikaner, Anhänger_innen der Spanischen Sozialistischen Partei (PSOE) und die Kommunistische Partei Spaniens standen linken Sozialist_innen, Anarchist_innen und der revolutionären POUM (Partido Obrero de Unificación Marxista) gegenüber. Während erstere vor allem für einen Gewinn des Krieges und eine Aufschiebung der sozialen Reformen sowie eine Abschwächung der Einmischung Stalins in die Innenpolitik und militärische Unterstützung Frankreichs und Großbritanniens eintraten, waren die anderen Kräfte der Meinung, dass die soziale Revolution parallel zum Kampf gegen Franco geführt

9 werde müsste und ein Sieg das Aufgeben der Reformbestrebungen nicht wert wäre (ibid.:116f.).

Im Zeitraum von April 1937 bis März 1939 wurde das republikanische Spanien immer weiter reduziert. Der Siegeszug Francos konnte von der Gegenseite nach der erfolgreichen ersten Verteidigung Madrids nur in den Schlachten von Brunete (Juli 1937) und Teruel (Dezember 1937 bis Februar 1938) aufgehalten werden. Die republikanische Armee war der nationalistischen aber im Hinblick auf die Ausrüstung und Anzahl an Kämpfer_innen weit unterlegen. In der Schlacht am Ebro (Juli bis November 1938) bewies die republikanische Armee noch einmal ihre Zähigkeit, doch auch durch eine kurzfristige Öffnung der französischen Grenze zur Lieferung sowjetischer Waffen konnte das Blatt nicht mehr gewendet werden (ibid.:118f.). Am 30. September 1938 folgte die Unterzeichnung des Münchner Abkommens durch Großbritannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich, wodurch die Unterstützung der demokratischen Länder für die spanische Republik ausgeschlossen war. Francos Truppen stießen somit auf immer weniger Widerstand, bis sie Anfang Februar 1939 die gesamte Grenze der Pyrenäen besetzt hatten und die Franco- Regierung Ende des Monats von Frankreich und Großbritannien anerkannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Republik noch immer ein Viertel des Landes inne, darunter auch Valencia und Madrid. Als Franco auch keinen Übergabeverhandlungen einer Madrider Junta zustimmte, die Anfang März das Kommando übernommen und den letzten kommunistischen Widerstand unterdrückt hatte, kapitulierte die republikanische Armee am 1. April 1939 schließlich bedingungslos (ibid.:119f.).

Rückblickend wird deutlich, dass der Kriegsverlauf vor allem durch die beidseitige ausländische Unterstützung bestimmt wurde (ibid.:120). Durch das Nichteinmischungsabkommen zwischen den demokratischen Großmächten und den Abzug der Internationalen Brigaden im Herbst 1938 schwanden die Widerstandsmöglichkeiten der Republik stetig. Bis dahin war die Hilfe der Internationalen Brigaden für die Republikaner von entscheidender Bedeutung gewesen. Die Rolle der Internationalen Brigaden soll im folgenden Unterkapitel daher näher beleuchtet werden. Dabei wird auch auf die Entstehung und Organisation sowie Einsatzbereiche und etwaige Probleme dieser Einheiten eingegangen.

10 1.2. Die Internationalen Brigaden Als der Bürgerkrieg im Juli 1936 ausbrach, erhielt die republikanische Regierung zunächst internationale Unterstützung von ausländischen Männern und Frauen, die sich bei Ausbruch des Krieges bereits in Spanien befanden oder auf eigene Faust dorthin reisten. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Franzosen/Französinnen, Pol_innen und Deutsche, die sich in Spanien für Freiheit einsetzen und kämpfen wollten (Palmer/Fox 1948:7). Einige der späteren Interbrigadist_innen waren auch Athlet_innen, die ursprünglich für die für Juli 1936 geplante Volksolympiade nach Spanien gekommen waren, die aufgrund des Militärputsches jedoch nie abgehalten wurde (Campamà Pizarro 2014; Martin 2016:4f.; siehe auch Kapitel 5.3.2).

Bald wurde die Situation in Spanien weltweit thematisiert (Palmer/Fox 1948:7), sodass die Kommunistische Internationale (Komintern) im August 1936 beschloss, eigene internationale Einheiten zu bilden, die im Rahmen der republikanischen Armee gegen die Putschisten kämpfen sollten – die Internationalen Brigaden. Der Strom an Freiwilligen, die auf eigene Faust nach Spanien kamen oder gekommen waren, sollte dadurch auch besser organisiert und kontrolliert werden. Die kommunistischen Parteien der verschiedenen Länder wurden aufgefordert, Freiwillige für die Internationalen Brigaden zu rekrutieren, was den Aufbau dieser beschleunigte. Von Paris aus, wo sich das Rekrutierungsbüro der Internationalen Brigaden befand (Pichler/Halbrainer 2017:7), organisierten die Kommunistische Partei Frankreichs, aber auch Parteibüros anderer Länder die Weiterreise der Spanienkämpfer_innen. Bereits die Anreise nach Frankreich gestaltete sich jedoch als gefährlich, da die meisten Freiwilligen aus dem Untergrund in ihrem Heimatland oder aus dem Exil kamen und nur wenige einen gültigen Reisepass besaßen.

Am 12. Oktober 1936 erreichten die ersten 500 organisierten Freiwilligen per Schiff Alicante, von wo aus sie mit Zügen nach Albacete, dem Basislager der Internationalen Brigaden, gebracht wurden. Albacete war als Standort strategisch gut gewählt, da die Stadt verkehrsmäßig gut erschlossen war und fernab der Kampfronten lag. Bis April 1938 war dort die Zentrale der Internationalen Brigaden untergebracht, die eine Mobilmachungsstelle, das militärische Ausbildungslager, ein Krankenhaus, die zentrale Apotheke und Poststelle sowie Reparaturwerkstätten umfasste (Lugschitz 2012:20ff.).

11 Die Einmischung der Komintern ließ die Anzahl an ausländischen Freiwilligen stark in die Höhe schnellen, hatte aber keinen Einfluss auf die Art der Personen, die freiwillig nach Spanien reisten (Jackson 1986:105). Viele der Kämpfer_innen waren Exilierte, die aus ihren diktatorisch regierten Heimatländern geflohen waren. Am stärksten waren daher Freiwillige aus Frankreich, Italien und dem Deutschen Reich vertreten. Nicht alle Interbrigadist_innen waren Mitglieder der kommunistischen Partei, wenngleich die Anwerbung hauptsächlich über die kommunistischen Parteien der verschiedenen Länder erfolgte und die Komintern nicht nur von Paris aus den Transport der Freiwilligen nach Spanien organisierte, sondern auch vor Ort die Kontrolle über diese ausübte (Collado Seidel 2010:120). Viele Kommunist_innen, die zuvor schon auf eigene Faust nach Spanien aufgebrochen waren, fügten sich in die Internationalen Brigaden ein (Lugschitz 2012:20ff.). Anarchistische Kämpfer_innen, die ebenfalls frühzeitig alleine nach Spanien gekommen waren, blieben über die Dauer des Konfliktes meist Teil der spanischen Milizen (vgl. Richardson 1982:23).

Bis Ende Oktober 1936 waren bereits an die 3.500 Mitglieder der Internationalen Brigaden in Albacete oder in umliegenden Gebieten organisiert. Im Laufe der folgenden Wochen wurden diese nach nationalen bzw. sprachlichen Aspekten in insgesamt fünf Brigaden aufgeteilt (Brigade XI bis XV). Die Brigaden waren wiederum in einzelne Bataillone unterteilt, die je nach ihrer dominanten Nation nach bekannten Kommunist_innen oder Revolutionär_innen benannt wurden. Die Österreicher gedachten mit dem Battalionsnamen „12. Februar“ beispielsweise dem Ausbruch des Österreichischen Bürgerkrieges 1934, während die Italiener ihr Bataillon nach dem Freiheitshelden „Garibaldi“ benannten und die US-Amerikaner Abraham Lincoln, der die USA als Präsident nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg wiedervereinigt hatte, mit dem „Abraham-Lincoln-Bataillon“ würdigten (Lugschitz 2012:21).

Der Höhepunkt des Einsatzes der Internationalen Brigaden lag in den ersten Monaten des Jahres 1937, als schätzungsweise 25.000 Mann in fünf Brigaden zusammengefasst waren. Die Angaben zur Anzahl der Freiwilligen in den Internationalen Brigaden sind im Laufe der Zeit stark nach unten korrigiert worden. Heute ist davon auszugehen, dass weniger als 45.000 internationale Freiwillige in Spanien gekämpft haben (Collado Seidel 2010:120ff.). Mittlerweile wird meist von 35.000 Menschen aus 53 Nationen zwischen der Gründung der Brigaden 1936 und ihrer Auflösung im Oktober 1938 ausgegangen. Die hohen Verluste bei Kämpfen (Pichler/Halbrainer 2017:7f) und die Änderung der gesetzlichen Bestimmungen in

12 Paris zur Unterbindung der Ausreise von Freiwilligen führten dazu, dass die Einheiten im Laufe des Konfliktes immer mehr mit Spaniern nachbesetzt werden mussten. Die Zahl der ausländischen Kämpfer innerhalb der Bataillone und Brigaden nahm somit stetig ab (Collado Seidel 2010:121f.).

Der zu Beginn vorherrschende Optimismus schwand mit Voranschreiten des Krieges deutlich. Die Freiwilligen waren gezwungen, bis Kriegsende in Spanien zu bleiben (Lugschitz 2012:23), eine schlechte Versorgungslage und Infrastruktur, Ausrüstungsprobleme, verzögerte Bezahlung (ibid.:20f.) sowie eine unzureichende militärische Ausbildung, die viele Verluste zufolge hatte, trugen stetig zur Desillusionierung der Interbrigadist_innen bei. Viele von ihnen fielen auch der Verfolgung als faschistische Spion_innen dem politisch-ideologischen Kontroll- und Überwachungssystem Andrè Martys, der als oberster politischer Kommissar den Internationalen Brigaden vorstand, zum Opfer (Collado Seidel 2010:121).

Neben genannten Problemen war der Kriegsalltag auch durch sprachlich-kulturelle Konflikte geprägt. Die bunte Sprachenvielfalt, die viele bei ihrer Anreise nach Spanien erlebten, stellte im Kriegsalltag bald eine der größten Herausforderungen dar. Kaum ein/e Freiwillige/r sprach zu Beginn Spanisch, und auch die Spanier_innen waren selten einer Fremdsprache mächtig. Die vielsprachige Zusammensetzung der Interbrigadist_innen stellte jedoch nicht nur im Umgang mit den Einheimischen, sondern auch unter den ausländischen Freiwilligen selbst vor allem im Sanitätswesen und bei der militärischen Ausbildung ein großes Problem dar. Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeiten waren somit ein integraler Bestandteil des Arbeits- und Kampfalltages (Lugschitz 2012:64; siehe auch Kapitel 3).

Trotz der vielen Probleme kamen die Internationalen Brigaden an beinahe allen Fronten zum Einsatz und blieben fast bis zum Kriegsende bestehen (Pichler/Halbrainer 2017:7). Sie waren insbesondere für die Verteidigung des Universitätsgeländes bei Madrid, die Ausbildung der republikanischen Armee und als Stoßtruppen in den Schlachten am Jarama und bei Brunete entscheidend (Jackson 1980:121). Im September 1938 verkündete der republikanische Ministerpräsident Juan Negrín die Auflösung der Internationalen Brigaden mit dem Ziel, Hitler und Mussolini ebenfalls zu einem Rückzug ihrer Truppen aus Spanien zu verpflichten, was sich jedoch nicht bewahrheitete. Die Freiwilligen wurden daraufhin im Oktober 1938 mit einer großen Parade in Barcelona verabschiedet (Landis 1967:592f.;

13 Alexander 1984:239). Nach dem im Januar 1939 fehlgeschlagenen wiederholten Einsatz zur Verteidigung Kataloniens zogen sich auch die Reste der Internationalen Brigaden nach Frankreich zurück, wo viele von ihnen ab 1939 interniert wurden. Zahlreiche Interbrigadist_innen, die aus den Lagern fliehen konnten, verschrieben sich dem Kampf gegen den Nationalsozialismus. Ihre Freiheit erlangten die Überlebenden erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder (Pichler/Halbrainer 2017:7f.).

Im Folgenden soll nun länderspezifisch auf die anglophonen Freiwilligen eingegangen werden, um einen konkreten Eindruck von der Art der Personen, die am Bürgerkrieg teilnahmen, sowie von der Rolle der Kommunistischen Partei und der Organisation der jeweiligen Bataillone während des Konfliktes zu vermitteln.

14 2. Die anglophonen Interbrigadist_innen Von den 35.000 internationalen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg stammten an die 7.100 Personen aus dem englischsprachigen Raum (siehe Unterkapitel). Im Folgenden soll nun länderspezifisch näher auf soziodemografische Daten und Aspekte wie Rekrutierung, Rolle der Kommunistischen Partei bzw. politische Gesinnung (sozialistisch, kommunistisch, anarchistisch, etc.) sowie Motivation und Organisation der Freiwilligen aus Australien, Irland, Großbritannien, Kanada und den USA eingegangen werden. Einerseits soll damit der diesbezügliche Forschungsstand bzw. bisherige Forschungsschwerpunkte aufgezeigt werden und andererseits erste Erkenntnisse im Hinblick auf die zu überprüfende Tätigkeitsspezifik anglophoner Freiwilliger gewonnen werden. Dabei sei darauf hingewiesen, dass mit der nachfolgenden Darstellung kein Anspruch auf Vollständigkeit gestellt wird, sondern diese lediglich als Überblick dient, auf dessen Basis etwaige Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet und Anknüpfungspunkte für den weiteren Untersuchungsverlauf gefunden werden können.

2.1. Freiwillige aus Australien Als der Spanische Bürgerkrieg Mitte der 1930er-Jahre ausbrach, herrschte in Australien ein eher romantisch-stereotypes Bild von Spanien, das von den Medien zusätzlich verstärkt wurde. Spanien wurde vorwiegend als Land eines stolzen Volkes wahrgenommen, das reich an Kunst, Kultur und Literatur war (vgl. Keene 1988:44ff.). In der ersten Bürgerkriegsphase war es schwer, einen konkreten Eindruck von den Ereignissen in Spanien zu bekommen, da die australischen Medien weniger über die nationalen Konflikte in Spanien berichteten, sondern eher darauf bedacht waren, die Angst vor einem weiteren weltweiten Konflikt zu schüren. Die meisten Australier_innen teilten die Ansicht, einen neuen europäischen Konflikt vermeiden und sich aus internationalen Angelegenheiten hinaushalten zu müssen (vgl. ibid.:48–51). Die gesellschaftliche Einstellung deckte sich auch mit der australischen Nicht-Einmischungspolitik, die an der politischen Haltung Englands orientiert war (ibid.:53).

Trotz des politischen Kurses des Landes brachen einige Freiwillige von Australien aus nach Spanien auf. Auch wenn die Regierung diese mit rechtlichen Maßnahmen nicht von ihrem Vorhaben abhalten konnte, sprachen sich der australische Premierminister und andere Regierungsmitglieder öffentlich immer stärker gegen jegliche Art der Involvierung aus (ibid.:54). Viele der Freiwilligen behielten ihre Absichten daher für sich, um nicht Gefahr

15 zu laufen, bereits auf der Reise nach Spanien aufgehalten zu werden. Der Weg nach Spanien stellte für alle internationalen Freiwilligen die erste große Herausforderung dar (Palmer/Fox 1948:9). So war es beispielsweise in Großbritannien und den USA untersagt, einem ausländischen Herr zu dienen (Darman 2009:33), während jene Freiwillige, die von Australien aus aufbrachen, mit den höchsten Reise- und Transportkosten konfrontiert waren, da sie die weiteste Strecke zurückzulegen hatten (Palmer/Fox 1948:9).

Welche Motivation trieb die australischen Freiwilligen in Anbetracht der schwierigen Umstände nun an? In erster Linie wollten sie – wie die überwiegende Mehrheit der Interbrigadist_innen – für Freiheit (ibid.:4) und gegen Faschismus kämpfen (Inglis 1999:6), der in ihren Augen nicht nur eine Gefahr für Spanien, sondern eine weltweite Bedrohung darstellte. Der Krieg in Spanien wurde somit zum Kampf für Demokratie (Gould 2012:111). 40 % der bekannten australischen Freiwilligen waren außerdem Mitglieder der Kommunistischen Partei Australiens (CPA). Vertreten waren aber auch Anhänger_innen der Australian Labor Party (ALP), kommunistische Sympathisant_innen, Anarchist_innen sowie liberal-demokratisch oder christlich-sozial eingestellte Personen (Inglis 1999:6). Kommunismus und Gewerkschaftswesen können somit zu den größten Einflussfaktoren für die Entscheidung, nach Spanien zu gehen, erachtet werden. Auch drei der vier Krankenschwestern des Roten Kreuzes gaben an, kommunistisch bzw. sozialistisch geprägt zu sein. Als weitaus wichtigerer Faktor wird jedoch die Weltwirtschaftskrise erachtet (Gould 2012:104). Viele der australischen Freiwilligen waren arbeitslos und fühlten sich in ihrer Heimat isoliert und ungebraucht. Der Spanische Bürgerkrieg gab ihnen die Möglichkeit, eine ihrer Ansicht nach nützliche und wichtige Funktion zu erfüllen und das an der Seite gleichgesinnter Kamerad_innen (ibid.:111).

Neben Aufrufen politischer Parteien und Gewerkschaften meldeten sich einige Freiwillige auch auf Ausschreibungen von Hilfskomitees, wie dem Sydney Spanish Relief Committee oder dem Australischen Roten Kreuz, das eine eigene medizinische Einheit für Spanien aufstellte (Palmer/Fox 1948:24f.).

Zwischen 1936 und 1939 befanden sich insgesamt mindestens 65 australische Freiwillige in Spanien (Gould 2012:98), darunter zehn Frauen, die alle als Krankenschwestern im Einsatz waren (Inglis 1999:5). Eine genaue Zahl wird jedoch nie erfasst werden können, da einerseits wenig über diese Personen dokumentiert ist (Gould 2012:102) und andererseits viele Namen

16 überhaupt nicht bekannt sind (Palmer/Fox 1948:24). Bei der Zählung muss auch bedacht werden, dass jene, die die Kommunistische Partei oder etwaige Hilfskomitees nicht über ihr Vorhaben in Kenntnis gesetzt hatten, zunächst meist nicht mitgezählt worden waren. Des Weiteren ist zu beachten, dass mehr als ein Drittel der Freiwilligen, die von Australien aus aufbrachen, nicht dort geboren wurde (Inglis 1999:5) und deshalb unter einer anderen Nationalität erfasst sein könnte. Mindestens zehn der ersten Freiwilligen aus Australien kamen außerdem bei der Überfahrt nach Barcelona bei einem Schiffsunglück ums Leben (Palmer/Fox 1948:24).

Im Verlauf des Krieges waren 36 von 52 australischen Freiwilligen, über die umfassendere Informationen vorhanden sind, auf Kampfeinheiten aufgeteilt und 16 als Krankenpfleger_innen, Ermittler oder Propagandisten im Einsatz. 27 der 36 Kämpfer entstammten der Arbeiterklasse und waren in Australien als Seemann, Schafscherer, Koch, Heizkesselmanufakteur, Zuckerarbeiter, Druckermeister oder als allgemeine Arbeitskraft in verschiedenen Bereichen tätig. Vier der Gruppe arbeiteten für die Kommunistische Partei, vier weitere als Landwirte und drei als Organisatoren. Ebenso vertreten waren ein Schriftsteller, ein Schullehrer und ein Künstler. Die 16 Nicht-Kämpfer_innen (inklusive der zehn Frauen) waren auch zuvor in Australien als Krankenpfleger_innen, Student_innen oder Büroangestellte tätig. Unter den Krankenpfleger_innen im Bürgerkrieg fanden sich auch einige wenige australische Männer (Inglis 1999:6).

Die australischen Freiwilligen nahmen an allen Schlachten der Interbrigaden teil (entweder als Kämpfer oder u.a. als Krankenpfleger/in) und waren im Zeitraum von 1936 bis 1937 mit den Brit_innen Teil der XV. Brigade, an der Seite der Franco-Belgier oder im US- amerikanischen Abraham-Lincoln-Bataillon oder dem bulgarisch-dominierten Dimitroff- Bataillon vertreten.

Die weiteren Schicksale der australischen Freiwilligen sind unterschiedlich ausführlich dokumentiert. So ist lediglich bekannt, dass 13 der von identifizierten 65 Personen im Bürgerkrieg ihr Leben verloren und weniger als ein Dutzend nach Abzug der Internationalen Brigaden von der britischen Regierung nach Australien zurückgeführt wurden. Dort setzten sich diese weiterhin für Spanien und im Verlauf des Zweiten Weltkrieges auch für Flüchtlinge aus anderen Ländern ein, obwohl sie unter Beobachtung standen (Inglis 1999:5ff.).

17 Ähnlich divergierend ist das Datenmaterial im Fall der britischen Freiwilligen, wie im nachfolgenden Kapitel ausführlicher gezeigt werden soll.

2.2. Freiwillige aus Großbritannien Aufgrund der unvollständigen Datenlage ist es – wie auch im Fall der meisten anderen Nationen – schwer, Informationen über britische Freiwillige genau zu erfassen. Die Dokumente, die erhalten sind, sind zwar größtenteils sehr detailliert, dennoch können nicht alle Daten als richtig angenommen werden. Die Dokumentation personenbezogener Daten war vor allem während der hektischen Kriegsmonate sehr ungenau, beispielsweise in den Krankenhäusern oder im Fall von Abgängigkeit, Tod oder Inhaftierung (Baxell 2001:29). Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Brit_innen im britischen Bataillon der XV. Brigade kämpften, sondern bis zur Gründung ihres eigenen Bataillons Anfang 1937 auf verschiedene Einheiten aufgeteilt waren. Viele der Freiwilligen verwendeten auch Decknamen oder Pseudonyme, was die Rückverfolgung einzelner Personen zusätzlich erschwert. Diese Praxis fand verstärkt Anwendung, als die Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg unter Berufung der Regierung auf den Foreign Enlistment Act von 1870 und als Folge des Nicht- Einmischungsabkommen von 1936 als illegal erachtet wurde (ibid.:30ff.).

Im Jahr 2011 wurden neuen Daten über die britischen Freiwilligen veröffentlicht. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde von maximal 2.500 Freiwilligen aus Großbritannien ausgegangen, während die neuen Daten 4.000 Personen auflisteten. Schnell wurde jedoch klar, dass mit der neuen Zahl auch jene Personen berücksichtigt worden waren, die der britische Geheimdienst als „radikal“ und „potentielle Spanienkämpfer/in“ eingestuft hatte. Die Liste beinhaltet also auch Brit_innen, die niemals in Spanien waren (Buchanan 2011). Mit der Veröffentlichung des neuen Datenmaterials konnten viele personenbezogene Informationen über die britischen Freiwilligen jedoch erweitert oder zumindest bestätigt werden.

Die überwiegende Mehrheit der britischen Freiwilligen entstammte der Arbeiterklasse und kam vorwiegend aus London (ibid.), der Drehschreibe der britischen und irischen Freiwilligen (Baxell 2001:48), sowie den Industriezentren Großbritanniens wie Glasgow, Liverpool und Manchester (ibid.:45). Nur 60 der 2.5000 britischen Freiwilligen kamen aus Nordirland (ibid.:54), dafür machten die Schotten über 20 % dieser aus, was ungefähr 550 Personen entspricht (Crooke 2009). Unter den ersten britischen Freiwilligen, die vor 1937 nach Spanien kamen, bildeten eher Intellektuelle aus der Mittelschicht die Mehrheit. Erst ab

18 1937 stieg die Anzahl an Freiwilligen aus der Arbeiterklasse merklich an, da die Kontrolle über die Rekrutierung nun hauptsächlich in den Händen der Kommunistischen Partei lag (Baxell 2001:114), wodurch im Bürgerkrieg auch führende Parteimitglieder als Offiziere und politische Kommissare im britischen Bataillon agierten (Buchanan 2011).

Den Freiwilligen aus Großbritannien wurde vor allem Ignoranz gegenüber der Kultur und Sprache des Landes, für das sie kämpften, nachgesagt. Im Gegensatz zum US- amerikanischen Abraham-Lincoln-Bataillon, in dem sich viele Freiwillige aus Kuba und Puerto Rico befanden und einige weitere Freiwillige Vorkenntnisse in Spanisch vorweisen konnten, stellte die Sprachbarriere für die Brit_innen ein größeres Hindernis dar (Hopkins 1998:115f.). Innerhalb der britischen Reihen gab es kaum jemanden, der über Fremdsprachenkenntnisse verfügte. War dies doch der Fall, so beherrschten die Freiwilligen eher Französisch als Spanisch (Baxell 2001:307f.). Bis zur Ausrufung der zweiten Spanischen Republik wurde in Großbritannien auch kaum über Spanien berichtet. Spätestens mit der Unterdrückung des Minenarbeiter-Aufstandes in Asturien im Jahr 1934 wuchs aber vor allem innerhalb der europäischen Arbeiterklasse und somit auch in Großbritannien das Interesse an und die Sympathie für Spanien (Hopkins 1998:115ff.).

Die britischen Freiwilligen sahen den Kampf in Spanien in einen größeren europäischen Kontext eingebettet und erachteten ihre Teilnahme als Beitrag zum Kampf gegen den zunehmenden Faschismus in Deutschland und Italien. Zudem waren sie nicht mit der Nicht- Einmischungspolitik der britischen Regierung und des Establishments einverstanden, die beide hauptsächlich von einer Abneigung gegenüber dem Kommunismus getrieben waren (Baxell 2001:62f.). Einige vertreten jedoch auch die Meinung, dass die Freiwilligen einfach nur abenteuerlustig oder bezahlte Söldner waren (ibid.:65). Diesen Argumenten steht jedoch die Tatsache gegenüber, dass die Freiwilligen vollständig über die sie erwartenden Gefahren und die Ernsthaftigkeit der Lage informiert wurden und ihre Teilnahme bis zuletzt freiwillig war (ibid.:68). Auch die Bezahlung von 10 Pesetas pro Tag kann nicht wirklich als Anreiz gesehen werden, das eigene Leben in einem fremden Krieg zu riskieren (McLoughlin 2014:4). Viel eher fassten die meisten ihren Entschluss, weil sie von Freunden, Kameraden oder der lokalen Parteistelle inspiriert worden waren (Baxell 2001:105). Die Beweggründe für eine Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg waren jedoch so unterschiedlich wie die Freiwilligen selbst, weshalb kaum Generalisierungen getroffen werden können. Für manche stellte der Bürgerkrieg eine Flucht vor persönlichen Problemen dar, während andere aus der

19 Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit der stark angeschlagenen Industrieregionen ausbrechen wollten. Die Mehrheit von ihnen schien jedoch auf die eine oder andere Weise mit den Arbeiterbewegungen in Verbindung zu stehen, wodurch die meisten – gepaart mit der am eigenen Leib erfahrenen Missstände – entschieden, sich den Internationalen Brigaden anzuschließen (McLoughlin 2014:3). Übereinstimmung findet sich auch vor allem in der Tatsache, dass die britischen Freiwilligen die Zerschlagung der europaweiten faschistischen Bedrohung durch die Verteidigung der demokratisch gewählten Regierung in Spanien im Sinn hatten (Baxell 2001:73f.), was auch das 2011 veröffentlichten Datenmaterial bestätigt (siehe Buchanan 2011).

Die Auswahlkriterien für Freiwillige waren vor allem in den Anfangsmonaten zwischen 1936 und 1937 in Großbritannien hauptsächlich politisch-militärisch motiviert. Militärische Erfahrung zählte demnach zu den wichtigsten Rekrutierungsfaktoren. War diese nicht ausreichend, galt es vor allem, „politische Disziplin“ vorweisen zu können (Baxell 2001:33). Die überwiegende Mehrheit der britischen Freiwilligen – 75 % – gehörte auch tatsächlich der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) an (McLoughlin 2014:167), gefolgt von der Young Communist League (YCL) und der Labour Party (LP). Viele von ihnen waren aber auch keiner politischen Partei oder Bewegung zugehörig, wobei bedacht werden muss, dass viele Kommunist_innen ihre politische Einstellung nicht direkt preisgaben, sondern diese als „antifaschistisch“ aufführten, um im Fall einer Gefangennahme härteren Strafen zu entgehen (Baxell 2001:35f.).

Ein weiteres Rekrutierungskriterium in Großbritannien stellte das Alter der Freiwilligen dar. Ziel war es, vorrangig Männer zwischen 25 und 35 Jahren zu rekrutieren. Von 1.800 britischen Freiwilligen, von denen das Alter bekannt ist, waren 32,1 % zwischen 21 und 25 Jahre alt und 23,6 % zwischen 26 und 30 Jahre alt. Nur 4 % waren unter 21 und 20 % zwischen 31 und 35 Jahre alt. Über 35-Jährige machten nur etwa 7 % der britischen Freiwilligen aus. Im Vergleich zu einer ähnlichen Anzahl US-amerikanischer Freiwilliger, von denen ungefähr 38 % zwischen 21 und 25 Jahre alt waren, waren die Brit_innen im Durchschnitt somit ein wenig älter. Unter 18-Jährigen aus Großbritannien war es ab Februar 1937 komplett untersagt, nach Spanien zu gehen (ibid.:38ff.).

Die von der Partei rekrutierten Freiwilligen waren – wie bereits erwähnt – meist Arbeiter, die vor allem aus der Schiffs- und Minenindustrie kamen. Unter den Berufsangaben von

20 Frauen und Männern finden sich aber auch häufig Mechaniker, Elektriker, Maurer, Journalist_innen, Krankenpfleger_innen und Student_innen (ibid.:54f.). 80 % der britischen Freiwilligen kamen aber aus den Bereichen Manufaktur, Transportwesen, Handel und Minenindustrie (ibid.:57). Auffallend ist, dass es kaum Daten hinsichtlich der Arbeitslosenrate unter den britischen Freiwilligen gibt, da die Kommunistische Partei diese nicht aufführte (Alexander 1984:32).

Im Vergleich zu den Männern engagierten sich britische Frauen vor allem in den Hilfskomitees in der Heimat oder als Krankenschwestern, Sekretärinnen oder Translatorinnen im Krieg. Charakteristisch ist dabei die Diversität der freiwilligen Frauen im Hinblick auf soziale und geografische Herkunft sowie politische und religiöse Einstellung (Pastor García/ González de la Aleja Barberán 2017:37). Während viele von ihnen politische Gründe für ihre Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg angaben, waren andere eher persönlich motiviert. Die Sorge vor einem faschistischen Wandel in der britischen Gesellschaft und auf europäischer Ebene war jedoch den meisten britischen Frauen gemein (Jackson 2004b:38) – sowohl in politischer als auch persönlicher Hinsicht (ibid.:10f.). Viele von ihnen waren auch bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges in Hilfsorganisationen aktiv oder kommunistisch bzw. sozialistisch geprägt und interessiert, weshalb der Entschluss, nach Spanien zu gehen, schnell gefasst war (vgl. ibid.:26f.). Aber auch die in den 1930er-Jahren vorherrschende Armut, ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise, sowie der gesellschaftliche sozialistische Wandel in Großbritannien könnte, so Angela Jackson, unter den Frauen zu Empathie gegenüber den Anhänger_innen der Republik in Spanien geführt haben (vgl. ibid.:34–38). Schiborowski und Kochnowski (2016) identifizierten 69 im Bürgerkrieg tätige Frauen aus Großbritannien. Jackson (2004b) führt 42 Frauen an, wobei 23 Namen auch bei Schiborowski und Kochnowski zu finden sind. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 88 Frauen. Eigenen Auswertungen zufolge arbeiteten 56 der von Schiborowski bzw. Kochnowski und Jackson identifizierten 88 britischen Frauen im Sanitätswesen, 21 engagierten sich vor Ort in der Hilfs- und Flüchtlingsarbeit und sammelten Spenden, neun waren im Pressewesen und drei im Verwaltungsbereich tätig, zwei schlossen sich den spanischen Milizen an, eine arbeitete im Parteibüro der POUM (Arbeiterpartei der Marxistischen Vereinigung) und eine weitere war als Schriftstellerin tätig. Fünf werden zudem auch explizit als Dolmetscherinnen bzw. Übersetzerinnen angeführt (vgl. Jackson 2004b:215–240 und Schiborowoski/Kochnowski 2016:87–109).

21

Bis zur Gründung eines eigenen britischen Bataillons Anfang 1937 waren die ersten Brit_innen in allen möglichen Milizen-Einheiten und Bataillonen aufgeteilt, wo sie teilweise auch eine eigene Einheit bildeten (Baxell 2001:114), wie beispielsweise innerhalb des deutschen Thälmann- oder des französischen Dumont-Bataillons (ibid.:30f.). Nach den ersten Kriegsmonaten wurde in Großbritannien der Ruf nach einem eigenen britischen Bataillon laut, mit dem die britischen Freiwilligen, die bislang aufgeteilt an der Seite der Deutschen und Franzos_innen gekämpft hatten, zusammengefasst werden sollten (Brome 1965:119).

Im Dezember 1936 hatte sich der Strom an britischen Freiwilligen so deutlich verstärkt, dass die Gründung eines eigenen Bataillons zur Vereinigung dieser schließlich in die Tat umgesetzt wurde (Baxell 2001:139). Zwischen November und Dezember 1936 kamen an die 400 britische Freiwillige im Ausbildungslager in Madrigueras an. Nach einem kurzen und intensiven Training formten 145 ausgewählte Männer gemeinsam mit jenen britischen Freiwilligen, die zuvor schon in Spanien gekämpft hatten, die erste britische Kompanie, die für ihren ersten Einsatz mit dem französischen La Marseillais-Bataillon der XIV. Brigade zusammengelegt wurde (Brome 1965:119). Aus dieser Kompanie bildete sich das britische Bataillon (Baxell 2001:139) heraus, das im Februar 1937 ungefähr 500 britische Kämpfer umfasste (ibid.:153f.) und noch im selben Monat bei der Schlacht am Jarama erstmals als Einheit zum Einsatz kam (Farman 2012:10). Im Laufe des Konfliktes wuchs das britische Bataillon immer stärker an. Ende Januar 1937 bestand es bereits aus vier eigenständigen Kompanien und zusätzlichen Hilfseinheiten (Brome 1965:123).

Das britische Basislager befand sich in Tarragona, wo auch die irischen Freiwilligen mitausgebildet wurden (Doyle 2006:56), die bis 1937 Teil der britischen Einheiten in der XV. Internationalen Brigade waren. Zwistigkeiten unter den verschiedenen englischsprachigen Nationalitäten in der XV. Brigade finden in der Literatur immer wieder Erwähnung. Neben der Abspaltung des irischen Kontingentes von den Briten im Januar 1937 waren letzteren auch die US-Amerikaner ein Dorn im Auge, deren Einfluss die Briten als zu groß empfanden (Baxell 2001:308). Die Freiwilligen aus den USA waren ebenso darauf aus, soweit als möglich unter den eigenen Landsleuten zu bleiben, wie folgende Textstelle unterstreicht:

22 He [belgischer Kommandant] spoke passable English and was military competent. […] He was nevertheless not American, and this fact, in terms of national representation, called for a change at the earliest opportune moment. (Landis 1967:108)

Neben bataillonsinternen Konflikten und Nationalitätenzwistigkeiten waren es vor allem die hohen Verluste in den Schlachten, die die Briten – wie auch alle anderen Freiwilligen – zunehmend desillusionierten. Als die Internationalen Brigaden und somit auch die britischen Einheiten im Laufe des Jahres 1937 in die republikanische Armee integriert wurden und somit gezwungen waren, bis Kriegsende in Spanien zu bleiben, flohen einige Freiwillige, die bis dahin nur von einem zeitlich begrenzten Einsatz ausgegangen waren (vgl. Baxell 2001:288f.).

Von den 2.500 britischen Freiwilligen starben über 500 im Bürgerkrieg (International Brigade Memorial Trust 2015a) im Kampf oder in Gefangenschaft (vgl. Baxell 2001:232f.). Die weiteren Schicksale der britischen Freiwilligen sind unterschiedlich ausführlich dokumentiert bzw. bekannt. So ist nur erwiesen, dass 305 von ihnen nach dem Krieg nach Großbritannien zurückkehrten. Sofern es ihnen erlaubt war, kämpften sie im Zweiten Weltkrieg und setzten sich Zeit ihres Lebens weiterhin gegen Faschismus und für die Erinnerungsarbeit ein (Baxell 2001:271; International Brigade Memorial Trust 2015b).

Im nachfolgenden Kapitel soll nun näher auf die irischen Freiwilligen eingegangen werden, die, wie hier bereits ansatzweise gezeigt wurde, enge Verbindungen zu den britischen Freiwilligen hatten.

2.3. Freiwillige aus Irland Ende 1936 berieten der , eine von ehemaligen Mitgliedern der Irisch- Republikanischen Armee (IRA) gegründeten politischen Organisation, und die Kommunistische Partei Irlands (CPI) über die Organisation einer eigenen irischen Brigade für den Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg. Nach der Einigung des Kongresses und der Partei wurden Informationen zu Freiwilligen gesammelt, die ebenfalls bereits Ende 1936 nach Spanien geschickt werden sollten (Nugent 2003:40ff).

66 % der irischen freiwilligen Männer entstammten der Arbeiterklasse Dublins, Corks, Waterfords und Belfasts und lebten in Gemeinden, die damals zu den ärmsten Europas zählten. Bereits in ihrer Heimat hatten diese Männer an zahlreichen Streiks und Straßenkämpfen im Zuge der Weltwirtschaftskrise teilgenommen, ein Teil von ihnen setzte

23 den Krieg in Spanien daher mit dem Kampf gegen die wirtschaftliche und religiöse Ausbeute in Irland gleich (ibid.:42f.). Unter den irischen Freiwilligen befanden sich aber auch Gewerkschaftsvertreter sowie Mitglieder des Republican Congresses, der Irish Labour Party, der CPI sowie der IRA, die die Internationalen Brigaden jedoch nicht offiziell unterstützte (ibid.:47). Politischer Idealismus kann somit als Hauptmotiv der irischen Freiwilligen erachtet werden (ibid.:42f.). Rund 42 % der bekannten irischen freiwilligen Männer waren Mitglied einer oder mehrerer Kommunistischer Parteien, allen voran der CPI und der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) (McLoughlin 2014:167). Gegen den Faschismus anzukämpfen war für die Ir_innen von großer Bedeutung, da in Irland auch 48.000 Anhänger der sogenannten Blueshirts, einer rechtsstehenden faschistischen Bewegung, aktiv waren – mehr als in irgendeinem anderen europäischen Land zu dieser Zeit. Viele sahen im Spanischen Bürgerkrieg daher auch die Möglichkeit, die Blueshirts zu bekämpfen und den Irischen Bürgerkrieg zu rächen. Andere waren wiederum der Überzeugung, mit ihrem Einsatz in Spanien vorrangig den Aufbau einer faschistischen Diktatur in Irland durch Eoin O’Duffy, dem irischen Anführer der Blueshirts, verhindern zu können (Nugent 2003:42f.). Viele der irischen Freiwilligen waren in jedem Fall Männer, die aus den ländlichen Regionen und Dörfern Irlands stammten und entweder im Exil oder durch ihre Arbeit, Gewerkschaften, auf Hungermärschen oder im Kampf gegen die Blueshirts politisiert worden waren (McLoughlin 2014:4). Die irischen Freiwilligen wollten sich vor allem mit den spanischen Arbeiter_innen und Landwirt_innen solidarisieren (Celada 2006:103). Weitere Angaben hinsichtlich der Motivation, nach Spanien zu gehen, umfassen Abenteuerlust, Unzufriedenheit, Armut und den Wunsch nach Sesshaftigkeit (Nugent 2003:42f.).

Die Freiwilligen wurden vor ihrer Abreise üblicherweise einer gründlichen Sicherheitsüberprüfung durch die CPGB unterzogen. Von London aus konnten sie ihren Weg nach Spanien dann fortsetzen (ibid.:46). Die Hälfte aller irischen Freiwilligen trat die Reise von Großbritannien aus an, nur ein Viertel reiste direkt von Irland nach Spanien (McLoughlin 2014:166). Jede/r Freiwillige erhielt ein Zugticket nach Paris und ein Pfund für Notfälle. Von Frankreich aus gelangten die meisten dann auf dem Landweg über die Pyrenäen nach Spanien, häufig in Zweier- oder Dreiergruppen (Nugent 2003:46). Die erste irische Einheit kam am 16. Dezember 1936 in Albacete an. Die irischen Freiwilligen, von denen viele durch den Bürgerkrieg im eigenen Land bereits militärische Erfahrung mitbrachten, wurden zu Beginn des Krieges eher in spontan entstandene Einheiten

24 eingebunden und dienten als „Lückenfüller“ an der Front (ibid.:48ff.). Ausgebildet wurden sie gemeinsam mit Spanier_innen und anderen Interbrigadist_innen im britischen Basislager in Tarragona (Doyle 2006:56). Das größte irische Kontingent kämpfte an der Seite der kanadischen Freiwilligen (McLoughlin 2014:166). Mitte Januar 1937 befanden sich 100 irische Freiwillige in Spanien – die höchste Anzahl im ganzen Krieg (ibid.:45). Insgesamt kämpften 230 bis 250 Freiwillige aus Irland auf republikanischer Seite im Bürgerkrieg, wovon der Großteil aus Dublin stammte (Baxell 2001:51; McLoughlin 2014:4).

Der bekannteste Freiwillige aus der Republik Irland war Frank Ryan, ein sozialistisch geprägter IRA-Aktivist, der gegen den britischen Imperialismus (McLoughlin 2014:26f.) sowie die Blueshirts kämpfte (ibid.:39) und später die irische Einheit im britischen Bataillon in Spanien anführte (Nugent 2003:48). Die überwiegende Mehrheit der ersten irischen Freiwilligen waren ebenfalls ehemalige IRA-Anhänger oder Mitglieder im Irish Republican Congress (McLoughlin 2014:167). Die Mobilisierung eines Blueshirt-Kontingents für Spanien war Stein des Anstoßes für Ryans Teilnahme am Bürgerkrieg. Die ersten 25 irischen Freiwilligen reisten mit Frank Ryan nach Spanien, um auf der Seite der Republikaner zu kämpfen (ibid.:44f.). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass insbesondere Ir_innen neben den Deutschen und Italiener_innen auch auf nationalistischer Seite stark vertreten waren. Irische Freiwillige schlossen sich den Nationalisten unter der Führung von General O’Duffy an (Baxell 2001:51).

Explizite Hinweise auf weibliche Freiwillige aus Irland sind in der Literatur kaum aufzufinden. Schiborowski und Kochnowski führen in ihrem biografischen Werk über Frauen im Spanischen Bürgerkrieg gerade einmal fünf Frauen aus Irland an, die alle im Sanitätswesen – sowohl als Krankenschwestern als auch Ärzt_innen – tätig waren (2016:109f.). Zwei weitere Irinnen setzten sich in ihrem Heimatland durch die Gründung von und Mitarbeit in Hilfskomitees für das republikanische Spanien ein (ibid.:341f.).

Die freiwilligen irischen Männer waren die meiste Zeit als eigenes Kontingent Teil der britischen Kompanien und machten zahlenmäßig ungefähr 10 % der Freiwilligen aus dem Vereinigten Königreich aus (Baxell 2001:51; McLoughlin 2014:4). Anfang 1937 schlossen sich aber immer mehr von ihnen den US-Amerikaner_innen an. Grund dafür war, dass viele von ihnen im Irischen Bürgerkrieg für Unabhängigkeit gekämpft hatten und daher nicht wieder unter britischer Kontrolle stehen wollten (Baxell 2001:51f.). Aufgrund der geringen

25 Anzahl an „rein“ irischen Freiwilligen und der hohen Verlustrate kam es aber nie zu einer Gründung eines eigenen irischen Bataillons. Lediglich innerhalb des Abraham-Lincoln- Bataillons entstand die irische „Connolly-Column-Einheit“, die jedoch von der Leitung der Interbrigaden nie offiziell anerkannt wurde (McLoughlin 2014:45).

69 der von McLoughlin (ibid.:168) identifizierten 230 freiwilligen irischen Männern starben im Bürgerkrieg, auch ließ zumindest eine der irischen Krankenschwestern in Spanien ihr Leben (Schiborowski/Kochnowski 2016:110).

Weitgehend ungewiss ist auch das Schicksal vieler kanadischer Freiwilliger, auf die im nachfolgenden Kapitel nun näher eingegangen wird.

2.4. Freiwillige aus Kanada Das Interesse am Konflikt in Spanien entstand in Kanada nicht nur durch den merklichen Anstieg faschistischer Bewegungen in Europa, sondern vorrangig durch die Weltwirtschaftskrise, die Nordamerika und Kanada fest im Griff hatte. Auch wenn diese nicht in direktem Zusammenhang mit den Ereignissen in Spanien stand, waren die Kanadier_innen, bedingt durch ihre eigene Lage, bereit, gegen jegliche Form der Unterdrückung und Missstände aufzutreten. Die Tatsache, dass der von 1930 bis 1935 amtierende kanadische Premierminister R.B. Benett die wirtschaftliche Lage nicht zu verbessern vermochte, schürte den Zorn der kanadischen Arbeiter_innenklasse immer weiter. Von Oktober 1932 bis Juni 1936 führte das Canadian Department of National Defence als Reaktion auf die dramatische Wirtschaftslage und Arbeitsmarktsituation die sogenannten Unemployment Relief Camps – eine Art Arbeitslosenlager – ein, in denen alleinstehenden arbeitssuchenden Männern täglich Essen, Unterkunft und Kleidung gegen Hilfstätigkeiten wie Holz- und Waldarbeiten zur Verfügung gestellt wurde. Zusätzlich wurden die Männer mit 20 Cent am Tag entlohnt. Die Lebens- und Arbeitsumstände im Lager waren den meisten Männern jedoch zuwider, Langeweile und mangelnde Herausforderung prägten den Alltag (vgl. Hoar 1969:27f.) und schlugen schon bald in Verzweiflung um. Den meisten Männern standen Jahre im Lager, Arbeitslosigkeit und die Unfähigkeit, eine Familie zu gründen und erhalten zu können, bevor. Linksgerichtete politische Bewegungen in Kanada unterstützten den Wunsch nach Umschwung und Revolution in den Lagern durch die Relief Camp Workers‘ Union (ibid.:28f.), der auch viele der späteren kanadischen Freiwilligen angehörten (Petrou 2008:18). Auch Mitglieder der

26 Kommunistischen Partei nutzten die angespannte Situation in den Lagern und trugen dort maßgeblich zum Wachstum eines militanten Radikalismus bei (ibid.:18f.). Der Unmut der Arbeiter_innenklasse und die Mobilisierung der in den Arbeitslosenlagern tätigen Männer in den Jahren vor dem Spanischen Bürgerkrieg in Kanada war für viele in weiterer Folge Hauptmotivation für eine Teilnahme am Bürgerkrieg (Hoar 1969:35f.).

Viele dieser Männer waren unter den ersten, die sich auf Ausschreibungen der Kommunistischen Partei für eine freiwillige Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg meldeten (ibid.:30). Die Kanadier_innen, deren Gründe stark persönlich motiviert waren, zogen vor allem aufgrund von Arbeitslosigkeit und der Bekämpfung des Faschismus, in dem sie eine Gefährdung der persönlichen Freiheit sahen, in den Spanischen Bürgerkrieg (ibid.:25ff.).

Über den gesamten Kriegsverlauf hinweg waren knapp 1.700 Kanadier_innen in Spanien an der Seite der Republikaner präsent, darunter neun Frauen (Petrou 2008:13). Eine Typologisierung der kanadischen Freiwilligen ist im Vergleich zu den anderen anglophonen Ländern noch schwerer vorzunehmen, da sehr wenig genaue bzw. ausführliche personenbezogene Daten über kanadische Freiwillige vorhanden sind. Grund dafür ist beispielsweise, dass bei der Dokumentation persönlicher Daten häufig nicht zwischen US- Amerikaner_innen und Kanadier_innen unterschieden wurde (ibid.:31). Ein umfassendes Portrait kanadischer Freiwilliger findet sich unter anderem bei Hoar (1969:31), dessen Daten auf der Auswertung einer Sammlung von 600 Karteikarten basieren, auf denen zumindest Name, Alter, Heimatstadt, Herkunftsland sowie Abreisedatum der Freiwilligen aufgeführt sind, sowie bei Zuehlke (1996) und Petrou (2008).

Die Analyse von 366 kanadischen Freiwilligen ergab, dass 61,5 % der Männer über 30 Jahre alt waren. Dieser Wert ist besonders aufschlussreich, wenn er mit dem Durchschnittsalter von 291 US-amerikanischen Freiwilligen verglichen wird, von denen nur 28,9 % über 30 Jahre alt waren (Hoar 1969:31f.). Auch Petrous Recherchen ergaben, dass die kanadischen Freiwilligen insgesamt im Durschnitt älter waren als die Freiwilligen anderer Nationen. So bestätigt er, dass die Hälfte der kanadischen Freiwilligen zwischen 30 und 40 Jahre alt war, am häufigsten 33 oder 34 (2008:13). Gründe für das höhere Durchschnittsalter könnten sein, dass junge Männer davon abgehalten wurden in den Krieg zu ziehen und sich zunächst nicht so stark zu politischen Bewegungen in Kanada hingezogen fühlten. Zudem machten nach

27 Kanada emigrierte Personen aus den verschiedensten Ländern einen Großteil der kanadischen Freiwilligen aus. Viele von ihnen waren erst im Erwachsenenalter emigriert (Hoar 1969:31f.) und häufig genau zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in Kanada angekommen, wodurch sie keine Arbeit finden und somit auch kein neues Leben aufbauen konnten. Selbiges gilt auch für in Kanada geborene Freiwillige, die mit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise das Erwachsenenalter erreicht hatten und vergeblich Arbeit suchten (Petrou 2008:13).

Eine weitere Besonderheit der kanadischen Freiwilligen ist ihre ethnische Herkunft. Um die 25 Herkunftsländer waren im kanadischen Kontingent vertreten, darunter vor allem Finnland und die Ukraine (Hoar 1969:32). Das kanadische Bataillon war somit internationaler als jedes andere der Interbrigaden. Die Aufteilung der Freiwilligen in die unterschiedlichen nationalen Bataillons in Albacete stellte insbesondere die Kanadier_innen, von denen – wie bereits erwähnt – die meisten Immigrant_innen waren und weniger als 20 Jahre in Kanada gelebt hatten, vor ein Dilemma. Während sich die einen ihren kanadischen Landsleuten zugehörig fühlten, entschieden sich andere für den Dienst im Bataillon ihres Herkunftslandes. Die sprachliche Barriere stellte dabei einmal mehr den Hauptgrund für letztere Entscheidung dar, da einige des Englischen noch immer nicht ausreichend mächtig waren (Petrou 2008:59). Das „kanadische“ Mackenzie-Papineau-Battalion setzte sich aus hunderten Kanadiern und den dorthin emigrierten Personen zusammen und umfasste sogar Einheiten, die nur aus Kämpfern finnischer und ukrainischer Herkunft bestanden (Hoar 1969:32f.; Petrou 2008:59). Darüber hinaus waren auch US-Amerikaner, Kubaner, Spanier und einige andere Nationalitäten im Mackenzie-Papineau-Battalion vertreten. Kanadische Freiwillige kämpften wiederum unter anderem in den US-amerikanischen, britischen, deutschen, ukrainischen, tschechischen, französischen, polnisch-jugoslawischen sowie weiteren internationalen und spanischen Bataillons und Einheiten (Zuehlke 1996:1f., 108).

So stark sich die Kanadier_innen in ihrer ethnischen Herkunft unterschieden, so einheitlich war hingegen ihr sozialer Ursprung. Die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen entstammte der Arbeiter_innenklasse. Nur einige wenige hatten die Universität besucht – im Gegensatz zu den US-Amerikaner_innen, unter denen sich auch einige Schrifsteller_innen, Lehrer_innen, Schauspieler_innen und Anwälte befanden (Hoar 1969:35f.). Der Großteil der freiwilligen Männer aus Kanada war vor der Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg in der Minen- und Holzindustrie tätig, aber auch Fabrik- und Stahlarbeiter sowie Handwerker

28 finden sich häufig unter den Berufsangaben. Student_innen und Künstler_innen sind hingegen vergleichsweise selten vertreten (vgl. Petrou 2008:14f.). Nur 32 der kanadischen Freiwilligen weisen eine Hochschulbildung auf, die überwiegende Mehrheit hatte keinen Schulabschluss und nur eine rudimentäre Schulbildung genossen, die in den seltensten Fällen über die Volksschule hinausgegangen war (ibid.:17). In jedem Fall gehörten die kanadischen Freiwilligen aber einer Generation an, die aktiv am Kampf um Gerechtigkeit teilnehmen wollte (Hoar 1969:31f.).

Weitgehend unklar ist der politische Hintergrund der Freiwilligen. Es gibt kaum Informationen darüber, wie viele der kanadischen Freiwilligen der Kommunistischen Partei Kanadas (CPC) oder der Young Communist League of Canada (YCL) angehörten, da diese Information selten auf Karteien angeführt wurde (ibid.:35f.). Grund dafür war, dass nationale kommunistische Parteien in Kanada den Eindruck vermitteln wollten, dass Kommunist_innen nicht alleine, sondern gemeinsam mit Sozialist_innen und Liberalen gegen Faschismus auftraten. Viele der späteren kanadischen Freiwilligen gehörten in jedem Fall Arbeiter_innenvereinigungen oder Gewerkschaften an, über die die CPC auch einen großen Teil der Spanienkämpfer_innen rekrutierte. Ungefähr 76 % der kanadischen Freiwilligen gehörten entweder der CPC oder YCL an, wobei der höchste Anstieg der Mitgliederzahlen zwischen 1935 und 1936 verzeichnet wurde (vgl. Petrou 2008:18–24).

Von den kanadischen Frauen, die im Bürgerkrieg tätig waren, ist hingegen sehr wohl bekannt, dass der Großteil Mitglied der Kommunistischen Partei war. Darüber hinaus war die Hälfte der von Schiborowski und Kochnowski identifizierten sechs kanadischen Frauen als Schriftstellerinnen tätig, die übrigen im Sanitätswesen (2016:136f.).

Die CPC war für die Suche nach Freiwilligen zuständig; rekrutiert und organsiert wurden diese aber meist über lokale Einrichtungen. Das Committee to Aid Spanish Democracy hielt sich aus der Rekrutierung von Kämpfer_innen heraus und suchte nur Personen, die für den Einsatz im Sanitätswesen und andere Hilfseinsätze geeignet waren. Die Kriterien für die Auswahl von freiwilligen Kämpfer_innen waren vor allem politisch orientiert: Die Freiwilligen sollten eine liberal-demokratische Gesinnung haben, mussten aber keiner politischen Partei angehören. Abgelehnt wurden Mitglieder der Royal Canadian Mounted Police und Anhänger Trotskys (Hoar 1969:38). Wurden diese Kriterien erfüllt, wurde den Freiwilligen ein Reisepass ausgestellt und ein Ticket nach Paris ausgehändigt. Als Grund für

29 ihre Reise sollten sie die Weltausstellung in Paris angeben. Toronto, von wo aus sie zunächst die Reise nach New York antraten, wurde zum Hauptumschlagsplatz für Freiwillige. Oft mussten diese aber Wochen in Toronto ausharren, bevor sie an der Reihe waren und nach New York reisen konnten (ibid.:39ff.). Auch in New York und Paris warteten die Freiwilligen immer wieder lange auf Geld, die Gruppeneinteilung und Organisation des Weitertransports (ibid.:42). Auf der Reise nach Spanien erfuhren die meisten sowohl in finanzieller als auch organisatorischer Hinsicht Unterstützung durch die Kommunistische Partei (Petrou 2008:52).

Die überlebenden kanadischen Freiwilligen – mindestens 600 kehrten nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht mehr zurück – (vgl. Petrou 2008:190–241) waren offiziell Kriminelle, nachdem die kanadische Regierung 1937 ein Gesetz eingeführt hatte, dass die Teilnahme am Bürgerkrieg untersagte. Auch jenen, die nur an der Rekrutierung beteiligt gewesen waren, drohten Gerichtsverfahren, die teilweise bereits 1937 eingeleitet wurden (ibid.:170f.). Die meisten Rückkehrer_innen wurden aber weder verurteilt noch von einer Rückreise in ihre Heimat abgehalten, da der Konflikt in Spanien für die kanadische Regierung angesichts des bevorstehenden Weltkrieges kaum mehr Priorität hatte (ibid.:174).

Auch den US-amerikanischen Freiwilligen, in deren Bataillon viele Kämpfer aus den bereits behandelten anglophonen Nationen vertreten waren, drohte für ihre Teilnahme am Bürgerkrieg die Gefangennahme. Dieser und andere Aspekte sollen im nachfolgenden letzten Unterkapitel detailliert erörtert werden.

2.5. Freiwillige aus den USA Zwischen 1937 und 1938 kämpften rund 2.800 US-Amerikaner im Spanischen Bürgerkrieg. Genaue Zahlen werden auch im Fall der US-amerikanischen Freiwilligen nie bestimmt werden können, da die ersten nicht mitgezählt bzw. erfasst wurden und viele unter Decknamen nach Spanien reisten und somit ebenfalls nicht gezählt oder mehrfach erfasst sind (Eby 2007:xi). Das erste größere Kontingent an Freiwilligen aus den USA traf am 6. Januar 1937 in Albacete ein und umfasste 96 Personen, wovon die meisten zwischen 20 und 30 Jahren alt waren (Brome 1965:105f.). Hinter ihnen lag eine beschwerliche Reise, die sie zunächst per Schiff von New York nach Paris und anschließend per Zug nach Perpignan geführt hatte. Mit Bussen wurden die Freiwilligen dann zumeist in Gruppen erst nach Figueras (Rolfe 1939:22f.) und weiter nach Albacete gebracht (ibid.:28), wo der Großteil

30 von ihnen in die neu formierte XV. Internationale Brigade aufgenommen wurde. Andere wurden als Krankenpfleger_innen oder Lastwagenfahrer_innen engagiert oder waren direkt im Hauptquartier der Intebrigadist_innen in Albacete tätig (Eby 2007:xi)

Die Reise nach Spanien war alles andere als ein leichtes Unterfangen. Die Freiwilligen durften den wahren Grund für ihre Reise nicht preisgeben und waren angehalten, sich als Tourist_innen, Wander_innen oder Student_innen auszugeben. Ebenso sollten sie sich nicht anmerken lassen, bereits Bekanntschaft miteinander gemacht zu haben (Hochschild 2016:101).

New York war die Drehscheibe für die US-amerikanischen Freiwilligen, die aus dem ganzen Land per Zug oder Anhalter in die Stadt kamen. Der Großteil von ihnen waren Student_innen, andere Lehrer_innen, Schrifsteller_innen, Holzfäller, Landarbeiter, Cowboys, Ladenarbeiter, Tankwarte, Seefahrer, Automechaniker, Bürogehilf_innen oder Tagelöhner. Viele von ihnen waren aber auch arbeitslos. Im Gegensatz zu den anderen englischsprachigen Nationen wussten die US-Amerikaner_innen weitgehend über die Situation in Spanien Bescheid, da Zeitungen und Radiosendungen detailliert über den Konflikt berichteten (Lawson 1989:3). Dennoch war einigen nicht bewusst, dass eine Rückkehr in die Heimat nicht so einfach möglich sein würde. Viele von ihnen hatten trotz weitgehender Berichterstattung eine romantische Vorstellung von Spanien und waren bereit, politische Ideologie über alles zu stellen (Eby 2007:4). Die Gründe für eine Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg waren somit zwar hauptsächlich politisch motiviert, aber dennoch unterschiedlich. Während Mitglieder anderer Nationen beispielsweise nach Spanien gingen, nachdem sie aufgrund von Verfolgung und Diktatur aus ihren Heimatländern vertrieben worden waren (Brome 1965:105), traten die US-Amerikaner_innen vor allem gegen den Kapitalismus auf. Auch in den USA herrschte zu dieser Zeit die Wirtschaftskrise, ein Viertel der Arbeitskräfte war arbeitslos und der Unmut über das kapitalistische System in den USA wuchs. Die Kommunist_innen schürten diesen weiter, indem sie eine Revolution und den Sturz der Regierung propagierten. Die wenigsten US-amerikanischen Freiwilligen waren derart politisch engagiert, der Unmut gegenüber dem politischen System in den USA kann dennoch als ein weiteres Motiv für die Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg gewertet werden. Gemeinsames Ziel war in jedem Fall die Rettung der spanischen Demokratie (Lawson 1989:3ff.).

31 Die Rekrutierung und Organisation der Freiwilligen lief auch in den USA hauptsächlich über die Kommunistische Partei der USA (CPUSA), die unter anderem auch die Reisekosten von New York nach Paris übernahm (Eby 2007:xi). Gefragt waren vor allem junge Männer, die entweder Kontakt zu den richtigen Personen in linksgerichteten politischen Organisationen bzw. Gewerkschaften hatten oder eine vielversprechende Akte in der Kommunistischen Partei oder der Young Communist League (YCL) aufwiesen. Gleichzeitig sollten es aber nicht zu bedeutende Mitglieder sein, deren Tod einen möglicherweise großen Verlust für die Partei darstellen hätte können. Als die US-Amerikaner_innen im Laufe des Konfliktes tatsächlich große Verluste verzeichneten, wurden auch „abenteuerlustige“ bzw. „politisch unzuverlässige“ Personen als Freiwillige nach Spanien entsandt (Carroll 1994:64; Eby 2007:4). Mindestens zwei Drittel der freiwilligen Männer gehörte der Kommunistischen Partei an (Carroll 1994:19; McLoughlin 2014:167). Die Mitgliederzahlen der Partei verdreifachten sich im Zeitraum von 1929 bis 1938. Waren es 1929 noch unter 10.000 Mitglieder, zählte die Partei 1937 bereits 62.000 und 1938 82.000 Anhänger_innen (Carroll 1994:13). Die Auswahlkriterien wurden auch hinsichtlich militärischer Erfahrung gelockert. Zunächst wurden keine Männer ohne militärische Ausbildung nach Spanien geschickt. Eine Umfrage vom Juli 1937 ergab jedoch bereits, dass fast die Hälfte der US-amerikanischen Freiwilligen über keine militärischen Kompetenzen verfügte (42 %). Einige von ihnen wurden sogar in den Kampf geschickt, ohne überhaupt jemals eine Waffe in der Hand gehabt zu haben (ibid.:65).

US-amerikanische Frauen wurden hauptsächlich über das US-amerikanische Hilfskomitee für die Spanische Republik mobilisiert und hatten sich vor ihrer Reise nach Spanien häufig schon länger in der Hilfsorganisation engagiert (vgl. Schiborowski/Kochnowski 2016:258– 284). Es ist somit wenig verwunderlich, dass 59 der 85 von Schiborowski und Kochnowski identifizierten US-amerikanischen Frauen im Bürgerkrieg als Krankenschwestern und medizinische Assistent_innen in den verschiedensten Krankenhäusern und -stationen tätig waren. Drei weitere arbeiteten als Labortechniker_innen, zwölf engagierten sich vor Ort als Sozialarbeiter_innen oder in der Kinder- und Flüchtlingsbetreuung sowie in der Organisation von Hilfsgüterlieferungen. Bekannt sind auch eine Köchin, eine LKW- und Krankenwagenfahrerin und mehrere pro-republikanische Journalistinnen, die für diverse US-amerikanische Zeitungen berichteten (vgl. ibid. und Valis 2018). Namentlich bekannt sind hingegen nur eine Handvoll Frauen, die sich während des Konfliktes in der Heimat für die spanische Republik engagierten (vgl. Schiborowski/Kochnowski 2016:360–363). Im

32 Film Into the Fire: American women in the von Julia Newman (2007) werden US-amerikanischen Frauen zu ihrer Motivation und ihren Tätigkeiten im Spanischen Bürgerkrieg befragt und viele der zuvor erwähnten Einsatzbereiche gezeigt. Insgesamt machten eigenen Berechnungen zufolge Frauen nur etwa 3 % aller US-amerikanischen Freiwilligen in Spanien aus.

Die US-Regierung stand der Rekrutierung von Freiwilligen weitgehend skeptisch gegenüber. Sie sah vor allem in der Einmischung der Sowjetunion eine erste Bestrebung dieser, die eigene Vormachtstellung in Europa auszubauen. Darüber hinaus waren Regierungsmitglieder der Meinung, dass die Komintern die Freiwilligen in Wahrheit nicht für den Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg rekrutierte, sondern dadurch vorrangig die Mitgliederzahlen in der Kommunistischen Partei ansteigen lassen wollte. Eine beträchtliche Anzahl US-amerikanischer Freiwilliger war zur Zeit ihrer Rekrutierung aber bereits Mitglied der Partei oder sympathisierte zumindest mit ihrer Politik (Lawson 1989:4f.).

Die CPUSA organisierte erst nach einigen Monaten die Gründung eines rein US- amerikanischen Bataillons (Brome 1965:105f.), das nicht von der Partei, sondern mit Spendengeldern des North American Committee to Aid Spanish Democracy ohne Wissen der Mitglieder unterstützt wurde. Die Partei konnte somit ein Transportsystem für Freiwillige zur Verfügung stellen (Eby 2007:9). Der Hauptstandort der US-amerikanischen Freiwilligen lag in Villanueva de la Jara, wo auch die militärische Ausbildung vollzogen wurde. Das intensive Training dauerte nur knapp fünf Wochen und wurde im Laufe der Zeit immer professioneller (Brome 1965:105f.). Die Freiwilligen lernten unter anderem zu marschieren, sich unauffällig auf offenem Feld sowie alleine und in einer Formation zu bewegen, sich zu verstecken und mit Waffen umzugehen (Lawson 1989:10).

Fälschlicherweise wird das Abraham-Lincoln-Bataillon, das das erste eigene US- amerikanische Bataillon war, häufig als „Abraham-Lincoln-Brigade“ angeführt, wofür unter anderem damalige Medienberichte verantwortlich sind. Eine eigene US-amerikanische Brigade hat es im Bürgerkrieg jedoch nie gegeben, das Bataillon war neben dem französischen, jugoslawischen, britischen, spanischen und kanadischen Bataillon lediglich das größte innerhalb der XV. Internationalen Brigade (ibid.:xii). Neben dem weitaus bekannteren Lincoln-Bataillon gab es auch das George-Washington-Bataillon, das Zeit seines kurzfristigen Bestehens ein rein US-amerikanisches Bataillon war. Sein Pendant

33 umfasste hingegen unter anderem auch eine irische und kubanische Einheit. Das Washington-Bataillon wurde mit dem Abzug des Lincoln-Bataillons in die Schlacht am Jarama gegründet, um die neuen US-amerikanischen Freiwilligen, die in diesem Zeitraum in Spanien ankamen, zu organisieren. Es bestand aus drei Schützenkompanien, einer Maschinengewehr-Kompanie und Dienstpersonal zusammengesetzt. Im Laufe der Schlacht von Brunete wurde das Washington-Bataillon jedoch in das Lincoln-Bataillon integriert. Das von da an einzige US-amerikanische Bataillon integrierte in weiterer Folge auch eine spanische Einheit für jede US-amerikanische Kompanie (Alexander 1984:169f.).

750 der 2.800 US-amerikanischen Freiwilligen ließen in Spanien ihr Leben (Eby 2007:xi). Vielen Überlebenden drohte nach der Rückkehr in die Heimat eine Gefangennahme. Tatsächlich festgenommen wurde aber kaum jemand, dafür ist belegt, dass viele ehemalige Spanienkämpfer_innen so stark schikaniert wurden, dass sie Zeit ihres Lebens keine Arbeit mehr finden konnten (Lawson 1989:3).

Die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Aspekte im Hinblick auf die anglophonen Freiwilligen sollen nun abschließend zusammenfassend verglichen werden, um nicht nur länder-, sondern bereits auch erste geschlechtsspezifische Unterschiede herausarbeiten zu können.

2.6. Zusammenfassung Die Freiwilligen aus dem englischsprachigen Raum ähnelten sich vor allem in Hinblick auf ihre politische Gesinnung, soziale Herkunft und Motivation. Der Mehrheit von ihnen war eine kommunistische oder sozialistisch geprägte Einstellung gemein, die sich im Zuge der Weltwirtschaftskrise und den damit einhergehenden Reformforderungen verstärkte. Die meisten der anglophonen Freiwilligen waren auch Mitglieder der Kommunistischen Partei oder in anderen sozialistisch-orientierten Parteien in den jeweiligen Ländern aktiv. Die Kommunistische Partei übernahm ebenfalls in fast allen Ländern die Rekrutierung und Organisation der Freiwilligen. Politisches Engagement, gepaart mit sozialer Unzufriedenheit, Arbeitslosigkeit und der Angst vor Faschismus und Unterdrückung war für die meisten anglophonen Freiwilligen der Hauptgrund, am Spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Auffallend ist auch, dass die überwiegende Mehrheit der Arbeiter_innenklasse entstammte und nicht – wie häufig angenommen wurde – hauptsächlich gebildete Personen am Bürgerkrieg teilnahmen. Nur unter den US-

34 amerikanischen und britischen Freiwilligen finden sich im Vergleich zu den anderen Ländern höhere Raten an Personen mit Hochschulbildung.

Im Gegensatz zu den Männern wurde die Mehrheit der Frauen nicht so sehr über politische Parteien oder Verbände angeworben, sondern über die in den jeweiligen Ländern aktiven Hilfskomitees, in denen sie sich häufig schon vor ihrer Abreise in den Bürgerkrieg engagiert hatten. Die dadurch gewonnene Erfahrung erlaubte es ihnen, in Spanien weitgehend gleichberechtigt an der Seite von Männern zu arbeiten und somit ihr volles berufliches Potential auszuschöpfen (Jackson 2004b:81).

Unterschiede finden sich weiter vor allem im Hinblick auf Anzahl, Alter, Geschlechterverteilung und Organisation der Freiwilligen. Die meisten englischsprachigen Freiwilligen kamen aus den USA (ca. 2.800), gefolgt von Großbritannien (ca. 2.500), Kanada (ca. 1.700), Irland (ca. 250) und Australien (mind. 65). Grund für die geringe Anzahl australischer Freiwilliger könnte sein, dass diese im Gegensatz zu jenen der anderen Länder kaum offizielle parteiliche Unterstützung erfuhren und sich somit weitgehend alleine organisieren mussten. Vergleicht man jedoch den Frauenanteil der verschiedenen englischsprachigen Länder, führt Australien die Liste an. Rund 15 % der australischen Freiwilligen waren weiblich, während unter den Freiwilligen aus Großbritannien nur 4 %, aus den USA 3 % und aus Irland 2 % Frauen waren. Schlusslicht bildet Kanada, wo sogar weniger als 1 % der Freiwilligen weiblich war. Als Hauptgrund für den allgemein geringen Frauenanteil in den Internationalen Brigaden könnte das Kampfverbot und die strengeren „Aufnahmekriterien“ für Frauen gewertet werden. Wenn überhaupt, wurden nur Frauen, die eine entsprechende Qualifikation vorweisen konnten, die Aufnahme in die Internationalen Brigaden gewährt. So waren vor allem ausgebildete Ärztinnen und Krankenschwestern und vereinzelt Journalistinnen oder auch Übersetzerinnen bzw. Dolmetscherinnen gefragt (Pajetta 1977:153).

Viele der Frauen waren eher in den Heimatländern aktiv, wo sie sich ebenso um ihre Kinder und Familienangehörigen kümmerten (Lines 2015:9). Der geringe Frauenanteil könnte jedoch auch auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass eine genaue Zahl an Frauen, die im Spanischen Bürgerkrieg tätig waren, nur schwer ermittelbar ist, da ihre Schicksale noch schlechter dokumentiert sind als jene der Männer. So finden sie häufig nicht einmal in den Berichten ihrer eigenen Ehemänner Erwähnung. Darüber hinaus machen Decknamen, Heirat

35 sowie Scheidung und die damit einhergehenden Namensänderungen der Frauen eine Aufarbeitung fast unmöglich. Vorsichtig kann jedoch von 500–600 Frauen aus aller Welt ausgegangen werden (Lugschitz 2012:50f.), von denen mindestens 217 (ca. 40 %) aus dem englischsprachigen Raum stammten.

Den anglophonen Frauen ist in jedem Fall gemein, dass sie ebenfalls aufgrund ihrer jeweiligen Kompetenzen für den Einsatz im Bürgerkrieg gewählt wurden (ibid.:49f.) und vor Ort vorwiegend im Sanitäts- und Pressewesen sowie im administrativen Bereich und für Hilfsorganisationen tätig waren.

Auffallende Unterschiede konnten im Hinblick auf das Alter der Freiwilligen festgestellt werden. So wiesen die kanadischen Freiwilligen im Vergleich zu den anderen anglophonen Ländern die höchste Durchschnittsaltersrate auf. Während der Großteil der anglophonen Freiwilligen zwischen 20 und 30 Jahren alt war, waren die Kanadier_innen fast ausschließlich zwischen 30 und 40 Jahre alt. Gemeinsam mit den irischen Freiwilligen brachten sie auch die meiste militärische Erfahrung mit. Die Kanadier_innen stechen ebenso im Hinblick auf die geografische Herkunft ihrer Freiwilligen heraus, da sie mit über 25 verschiedenen Herkunftsländern das internationalste Kontingent darstellten. Schon zuvor emigrierte Personen waren ansonsten eher unter den US-amerikanischen Freiwilligen vertreten.

Anhand dieses Kapitels wird deutlich, worauf sich bisherige Auseinandersetzungen mit dem Spanischen Bürgerkrieg hauptsächlich konzentriert haben: ethnische und soziale Herkunft, politisches Engagement, Motivation sowie Einsatzbereiche der Freiwilligen im Bürgerkrieg. Abgesehen von der Tatsache, dass sich diese Werke ebenso fast ausschließlich mit den männlichen Freiwilligen der jeweiligen Länder befassen, steht auch trotz vereinzelter Erwähnung eine systematische Bearbeitung der weiblichen und männlichen Translator_innen sowie sprachlich-kultureller Aspekte im Bürgerkrieg insbesondere im englischsprachigen Raum bislang völlig aus. Im nachfolgenden Kapitel soll nun zunächst genauer auf den Forschungsstand im Hinblick auf diese Aspekte eingegangen werden, bevor eine spezifische Aufarbeitung der anglophonen Translator_innen im Bürgerkrieg folgt.

36 3. Übersetzen und Dolmetschen bei den Internationalen Brigaden Trotz der umfassenden Aufarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges sind kommunikative und translatorische Aspekte bislang weitgehend unerforscht geblieben. In diesem Kapitel sollen zunächst der Forschungsstand in Bezug auf diese Themen und im Anschluss daran die Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit im Spanischen Bürgerkrieg näher dargestellt werden.

3.1. Forschungsstand Angaben zur Kommunikation unter den Internationalen Brigaden und damit zusammenhängende sprachlich-kulturelle Probleme sind nur vereinzelt in historischen Darstellungen des Bürgerkrieges zu finden (u.a. Hugh 1964; Kowalsky 2004; Beevor 2006; Celada/González de la Aleja/Pastor García 2006; Rosenstone 2009/1969; sowie Celadas Forschungsgruppe Centro Documental de la Memoria Histórica 2016). Eine Thematisierung explizit sprachbezogener Fragen wie „Schü tzengrabenspanisch“, „Kameradenspanisch“ oder „Spanieranto“ fällt bislang auch eher spärlich aus (vgl. García Martínez 2002:110; Lugschitz 2012:64); eine stärkere Auseinandersetzung fand in Bezug auf eine mögliche Lingua franca statt. Während zu Beginn des Konfliktes noch Französisch als Arbeitssprache der Internationalen Brigaden galt (Lugschitz 2012:64; Landis 1967:25f.), wurde dieses schrittweise zunächst in Ansätzen durch das Deutsche und in weiterer Folge durch das Spanische ersetzt (Castells 1974:89). Obwohl Spanisch als Verkehrs- und Kommandosprache galt (Bredel 1977:217), waren verschiedene Arbeitssprachen in Verwendung, da vor allem die englischsprachigen Freiwilligen sich weitgehend wehrten, eine Fremdsprache zu erlernen (vgl. Landis 1967:25f.; Eby 2007:36, 266f.). Die somit geförderte Sprachenvielfalt machte den Einsatz von Translator_innen unerlässlich (vgl. Lugschitz 2012:64).

Eine systematische Aufarbeitung der Kommunikationsfrage im Spanischen Bürgerkrieg steht bislang jedoch völlig aus. Auch die Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit ist kaum Gegenstand der Forschung gewesen, wenngleich in den vergangenen Jahren innerhalb der Translationswissenschaft einige Arbeiten in Bezug auf die Bedeutung und Funktion translatorischer Tätigkeiten und Translator_innen im Rahmen militärischer Konflikte verfasst worden sind (vgl. Baker 2006; Salama-Carr 2007; Inghilleri/Harding 2010; Wolf 2013, 2014 und 2016; Federici 2016 u.v.m.). Jesús Baigorri Jalón (2012, 2019a bzw. 2019b), Marcos Rodríguez Espinosa (2016, 2018a und 2018b), Iryna Orlova (in Druck) und

37 Michaela Wolf (2017) knüpfen im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges an diese Forschungsschwerpunkte an. Baigorri Jalón (2012) befasst sich in seinem Artikel mit der Notwendigkeit von Dolmetschleistungen in Konfliktsituationen – unter anderem im Spanischen Bürgerkrieg – und unternimmt erste Schritte in Richtung einer Typologisierung der Dolmetscher_innen. In seinen aktuelleren Werken (Baigorri Jalón 2019a und 2019b) widmet er sich den unter den Interbrigadist_innen vorherrschenden Kommunikationsschwierigkeiten, der daraus resultierenden Notwendigkeit von Dolmetscher_innen und Übersetzer_innen und den Tätigkeiten dieser im Spanischen Bürgerkrieg. Rodríguez Espinosa (2016, 2018a bzw. 2018b) setzt sich mit dolmetschwissenschaftlichen Aspekten wie Sichtbarkeit, Ethik, Loyalität und Ideologie im Hinblick auf sowjetische Dolmetscher_innen auseinander und befasste sich kürzlich auch eingehender mit dem spezifischen Beitrag weiblicher Translatorinnen im Spanischen Bürgerkrieg. Auch Orlova (in Druck) geht besonders auf die von der Sowjetunion entsandten Dolmetscher_innen ein, setzt sich jedoch vor allem mit dem Konzept des institutionalisierten Dolmetschens auseinander. Wolf (2017) arbeitet die Sprachmittler_innentätigkeit von österreichischen Spanienkämpfern im Bürgerkrieg ebenfalls aus translationswissenschaftlicher Perspektive auf und liefert einen ersten Überblick über die facettenreiche Tätigkeit von Translator_innen im Bürgerkrieg. Weitere Untersuchungen befassen sich unter anderem mit dem Mangel an (professionellen) Translator_innen und deren Einsatzbereichen, wie beispielsweise dem Sanitätswesen, sowie den professionell ausgebildeten sowjetischen Dolmetscher_innen, die vorrangig für sowjetische Berater tätig waren (siehe Fundación Pablo Iglesias 2009; Radosh/Habeck/Sevostianov 2001; Kowalsky 2004; Serrano Velázquez 2012). Johnston (1967) und Baxell (2012) verweisen in ihren Werken über die Internationalen Brigaden unter anderem auch auf die bedeutende Rolle von Translator_innen in der Organisation der Interbrigaden.

Das vorrangig für weibliche Translatorinnen relevante Handlungsfeld des Sanitä tswesens wurde aus translationswissenschaftlichen Arbeiten bisher beinahe völlig ausgeklammert (siehe in Ansä tzen Wolf 2017 sowie das von ihr geleitete Forschungsprojekt „Dolmetschen und Übersetzen bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, 1936-1939“2). Lugschitz (2012) widmet sich in ihrer Monografie über Spanienkämpferinnen dieser Thematik zwar ausgiebiger, jedoch nicht aus translationswissenschaftlicher Sicht. Der

2 Das Projekt (Nr. 17780) wurde vom Jubliäumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank gefördert.

38 sprachlich-kulturellen sowie übersetzungs- und dolmetschbezogenen Probleme in den international aufgestellten medizinischen Einheiten nahm sich bislang nur Rodríguez Espinosa (2018b) an. Kommunikationsschwierigkeiten traten vor allem in der Hitze des Gefechts, im Umgang mit Patient_innen und in der Kommunikation mit Rettungsfahrer_innen auf, die oftmals auch aus den verschiedenen international besetzten Bataillons rekrutiert wurden.

Zu erwähnen sind des Weiteren einige Studien, die einzelne – zumeist bereits sehr bekannte – Dolmetscher_innenfiguren in den Blick nehmen, wie beispielsweise die Schwestern Adelina und Paulina Abramson (Abramson/Abramson 1994; Baigorri Jalón 2012; Lugschitz 2012; Torrús 2012; Rodrigueź Espinosa 2016) oder José Robles Pazos, Ü bersetzer und Freund von John dos Passos (Preston 2009; Baigorri Jalón 2012; Furió 2015). Weitere mehrmals genannte Dolmetscher_innen sind Constant Brusiloff (Serrano Velázquez 2012; Rodríguez Espinosa 2016), Olga Nikolaevna Filippova (Radosh/Habeck/Sevostianov 2001; Kowalsky 2004), Ilse Barea-Kulcsar (Lugschitz 2012; Rodríguez Espinosa 2016) sowie Lise London (Skoutelsky 1998). Einzelne Translator_innen finden in Werken zum Beitrag weiblicher Freiwilliger (Jackson 2004b; Lines 2015; Schiborowski/Kochnowski 2016 und Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017) sowie in spezifischen Lexika kurz Erwähnung (Arcybašev/Karimov/Vološenko 2016).

Abschließend sei auch noch einmal auf das seit April 2018 laufende Forschungsprojekt „Dolmetschen und Übersetzen im Spanischen Bürgerkrieg, 1936-1939“ von Michaela Wolf verwiesen, das erstmals die komplexen Translationstätigkeiten auf Basis autobiografischer Berichte von Interbrigadist_innen in insgesamt 23 Sprachen und die institutionalisierten Dolmetschhandlungen der von der Sowjetunion entsandten Translator_innen umfassend in den Blick nimmt.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die bisherigen Studien sich einerseits mit der Sprachenfrage mit Fokus auf die jeweilige Lingua franca, die Befehlssprache oder das „Kameradenspanisch“ befassen und sich andererseits der Beschreibung translatorischer Handlungen, Einsatzbereiche und Ausbildungsfragen sowie der biografischen Rekonstruktion einzelner Dolmetscher_innenfiguren (u. a. zur Erstellung einer ersten Typologie) widmen. Bislang vollkommen ausstehend ist jedoch eine systematische Aufarbeitung der Translationstä tigkeit im Bürgerkrieg auf Basis eines größeren Quellenkorpus sowie die im Kontext der Interbrigaden erforderliche transkulturelle Sicht

39 auf die sprachliche Vermittlungstä tigkeit im Bürgerkrieg. Mit vorliegender Arbeit soll diese Forschungslücke teilweise geschlossen werden, indem auf Basis von Erinnerungsberichten und weiterer einschlägiger Primär- und Sekundärliteratur an bisherige Untersuchungen zu Translator_innen und der Typologisierung dieser im Kontext des Bürgerkrieges und anglophoner Translator_innen angeknüpft wird.

3.2. Einsatzbereiche von Translator_innen Angesichts der multinationalen Zusammensetzung der Internationalen Brigaden wurde die Tätigkeit des Übersetzens und Dolmetschens zu einer immer stärker werdenden Notwendigkeit. Vor allem die sprachliche Koordinierung und Organisation der Bataillone war ausschlaggebend für den Einsatz von Sprachmittler_innen. Dringend benötigt wurden diese aber auch in militärischen Funktionen und Ausbildungszentren. Der Mangel an professionellen Translator_innen führte dazu, dass hauptsächlich fremdsprachenkundige oder bilinguale Freiwillige als Übersetzer_innen oder Dolmetscher_innen fungierten. Besonders gefragt waren mehrsprachige Personen, die Tätigkeiten kombinieren konnten, wie beispielsweise Offiziere, die militärische und sprachliche Kompetenzen zu vereinen wussten (Rodríguez Espinosa 2018b:353f.).

Doch nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch im Verwaltungs- und Ausbildungszentrum der Internationalen Brigaden in Albacete waren Sprachmittler_innen in den verschiedensten Bereichen im Einsatz. Dazu zählten beispielsweise der 40 Sprachen umfassende Zensurdienst (Rosenstone 2009/1969:165f.) sowie der Post- und Pressedienst, der im Februar 1937 vom politischen Kommissariat der Internationalen Brigaden ins Leben gerufen worden war und die Herausgabe von mehrsprachigen Zeitungen und Flugblättern sowie Radioübertragungen umfasste. Sprachkundige Personen fungierten aber auch als Sekretär_innen oder Telegraphist_innen (Rodríguez Espinosa 2018a:69ff.) oder waren im Rahmen von Verhören tätig (Rodríguez Espinosa 2018b:353).

Ein weiteres, bereits mehrfach erwähntes Einsatzgebiet von Übersetzer_innen und Dolmetscher_innen stellte jenes des Sanitätswesens dar. Translator_innen waren nicht nur in der medizinischen Leitstelle in Albacete tätig (vgl. ibid.), sondern auch bei sanitären Einsätzen an der Front sowie in den mobilen Krankenstationen und verschiedenen Krankenhäusern in den republikanisch dominierten Regionen. Nicht nur der Kontakt mit Freiwilligen aus allen Nationen war in diesem Arbeitsbereich besonders stark, sondern auch die internationale Zusammensetzung des Sanitätspersonals durch die weltweit gegründeten

40 Hilfskomitees. Um Sprach- und Nationalitätenkonflikte so gut wie möglich zu vermeiden, wurde zunächst – ähnlich wie bei der Organisation der Bataillone – der Versuch unternommen, Patient_innen und Sanitätspersonal nach Sprachgruppen zusammenzulegen. Dies bedeutete, dass einige Krankenhäuser der Interbrigaden mit einem Team aus einer Nation besetzt und in diesen vorrangig Patien_tinnen mit derselben Muttersprache aufgenommen wurden. Beide Vorhaben waren jedoch in der Praxis organisatorisch nur schwer umsetzbar. Ein großer Teil der täglichen Arbeit im Sanitätswesen war somit durch translatorische Tätigkeiten geprägt, wodurch die Qualität des Sanitätspersonals vor allem mit den sprachlichen Fähigkeiten der einzelnen Personen zusammenhing (vgl. Lugschitz 2012:64).

Ein detaillierte Beschreibung der Einsatzgebiete und Aufgabenbereiche von Translator_innen in den international organisierten medizinischen Einheiten ist auch in Rodríguez Espinosas (2018b) Artikel „The forgotten contribution of women translators in international sanitary units and relief organizations during and in the aftermath of the Spanish Civil War“ zu finden, in dem er näher auf einzelne weibliche Dolmetscherinnenfiguren aus unterschiedlichen Nationen eingeht.

Trotz der Tatsache, dass ein Großteil der täglichen Arbeiten und Abläufe durch translatorische Tätigkeiten geprägt war, finden diese – wie bereits erwähnt – weder in der Forschungsliteratur noch in persönlichen Erinnerungsberichten zum Bürgerkrieg ausführlicher Einzug. Ein Grund dafür könnte die im Bürgerkrieg für Translator_innen charakteristische Rollenvielfalt sein (siehe Kapitel 4 und 5), die zur Folge hatte, dass Übersetzer_innen und/oder Dolmetscher_innen oftmals keine eindeutige Funktion zugeschrieben werden konnte und die translatorische Tätigkeit in Erzählungen somit nicht immer in den Vordergrund gestellt wurde (vgl. Lugschitz 2012:64f.). Erinnerungsberichte und ähnliche autobiografische Dokumente sind dennoch als wichtige Informationsquelle zu erachten, durch die mehr über das Leben und das Arbeitsumfeld von Translator_innen sowie die Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sahen, in Erfahrung gebracht werden kann (vgl. Maier 2007:9).

Im nachfolgenden Kapitel soll das Datenkorpus nun im Detail vorgestellt und statistisch aufgearbeitet werden, um die methodische Vorgehensweise und das verwendete Material zu präsentieren. Im Anschluss daran folgt eine kurzbiografische Darstellung sowie ein erster

41 Vergleich der im Zuge der Untersuchung ermittelten anglophonen Translator_innen, um die Basis für eine detailliere Analyse der Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit anglophoner Frauen und Männer im Bürgerkrieg zu schaffen.

42 4. Anglophone Translator_innen Von den insgesamt 7.100 anglophonen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg konnten auf Basis des für die Untersuchung zur Verfügung stehenden Datenmaterials 50 Männer und 15 Frauen als Translator_innen identifiziert werden (siehe Kapitel 4.2 und 4.3). In den nachfolgenden Unterkapiteln soll zunächst das Datenkorpus präsentiert und im Anschluss daran auf die ermittelten Übersetzer_innen und Dolmetscher_innen aus dem englischsprachigen Raum – vor allem im Hinblick auf Herkunft, Sprachkenntnisse und Tätigkeiten vor und nach dem Spanischen Bürgerkrieg – eingegangen werden.

4.1. Der Bürgerkrieg in schriftlicher Erinnerung Wie in Kapitel 3 gezeigt wurde, sind Übersetzer_innen- sowie Dolmetscher_innenfiguren und translatorische Tätigkeiten im Bürgerkrieg noch weitgehend unbeforscht und finden in einschlägiger Primär- und Sekundärliteratur bestenfalls am Rande Erwähnung. Zur Bearbeitung der Forschungsfragen im Hinblick auf die Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit anglophoner Translator_innen im Bürgerkrieg wurde daher in einem ersten Schritt ein eigenes Quellenkorpus zusammengestellt, auf Basis dessen die translatorische Tätigkeit und damit zusammenhängende Aspekte gezielt beforscht werden konnten. Dafür wurde zunächst für jedes zu untersuchende englischsprachige Land (Australien, Großbritannien, Irland, Kanada, USA) eine Bibliografie mit relevanter Primärliteratur erstellt. Unter relevanter Primärliteratur wurden in diesem Fall vorrangig Werke wie Erinnerungsberichte, Memoiren, Autobiografien, Biografien, Tagebücher, Briefe und Briefsammlungen sowie Beiträge anglophoner Freiwilliger auf republikanischer Seite in Zeitschriften oder Zeitungen verstanden. Ausgangspunkt für die Erstellung der Bibliografien stellten diverse länderspezifische Archive und Erinnerungsvereine dar. Nachfolgend findet sich eine kurze Aufführung der konsultierten (Archiv)-Webseiten, die vorrangig Kurzbiografien oder Datenbanken internationaler Freiwilliger führten und teilweise auch Briefe und Zeitungsartikel sowie relevante Hinweise auf Primär- und weiterführende Sekundärliteratur enthielten: . AABI – Asociación de amigos de las Brigadas Internacionales (https://www.brigadasinternacionales.org) . ALBA – Abraham Lincoln Brigade Archives (http://www.alba-valb.org) . Australian War Memorial Spanish Civil War (https://www.awm.gov.au/) . CEDOBI – Centro de Estudios y Documentación de las Brigadas Internacionales (http://www.brigadasinternacionales.uclm.es)

43 . Centro Documental de la Memoria Histórica (http://www.culturaydeporte.gob.es/cultura/areas/archivos/mc/archivos/cdmh/porta da.html) . Friends of the in Ireland (http://fibi-ireland.com/site/) . Fundación Pablo Iglesias (http://www.fpabloiglesias.es) . IBMT – International Brigade Memorial Trust (http://www.international- brigades.org.uk) . Marx Memorial Library (http://www.marx-memorial-library.org/) . National Archives of Australia (http://www.naa.gov.au/) . National Archives of Canada (http://www.bac-lac.gc.ca/eng/Pages/home.aspx) . SIDBRINT (http://sidbrint.ub.edu) . The Australian Woman’s Register (http://www.womenaustralia.info) . The Friends and Veterans of the Mackenzie-Papineau Battalion (http://www.web.net/~macpap/) . Warwick Digital Collections (https://wdc.contentdm.oclc.org/digital/collection/scw/search) . Working Class Movement Library (http://www.wcml.org.uk/our- collections/international/spanish-civil-war/spanish-civil-war-collection/)

Weitere wichtige Ausgangspunkte stellten Webseiten fachbezogener Wissenschaftler dar, vor allem jene von Richard Baxell (2014), sowie bestehende Bibliografien mit Werken zum Spanischen Bürgerkrieg, wie jene von Fernando Rodríguez de la Torre (2006) oder Maryse Bertrand de Muñoz (2007). Baxell führt nicht nur eine eigene Bibliografie und Datenbank britischer Freiwilliger, sondern veröffentlicht auf seiner Webseite auch Rezensionen über zum Bürgerkrieg erschienene Werke im englischsprachigen Raum. Die Bibliografien von de la Torre und Betrand de Muñoz ähneln sich in ihrem Aufbau nach Nationalitäten bzw. Sprachen, wobei de la Torres kommentierte Bibliografie mit 2.317 Einträgen die umfassendere ist. Zugriff auf die Bibliografien von de la Torre und Betrand de Muñoz wurde durch das von Michaela Wolf geleitete Forschungsprojekt „Dolmetschen und Übersetzen bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, 1936-1939“ gewährleistet. Auch bestehende Kontakte der Projektleiterin zu Archiven und Wissenschaftler_innen in diesem Bereich waren bei den Recherchearbeiten sehr hilfreich.

Die bestehenden Bibliografien erwiesen sich vor allem im Hinblick auf die Zuteilung der Werke zu den jeweiligen Nationen als äußerst nützlich, da nicht immer eindeutig feststellbar war, welchem Land bzw. welcher Seite (republikanisch oder nationalistisch) ein Autor/eine Autorin tatsächlich zugehörig war. Manche Werke waren auch nur in einer anderssprachigen Übersetzung verfügbar, was eine konkrete Zuordnung zusätzlich erschwerte. Die

44 überwiegende Mehrheit der anglophonen Freiwilligen publizierte ursprünglich auf Englisch, Übersetzungen wurden aber auch auf Deutsch, Italienisch und Spanisch gefunden. Dabei sei angemerkt, dass für die Aufnahme eines Werkes in die Bibliografie nicht die Sprache des Textes, sondern die Nationalität des Autors/der Autorin sowie das literarische Genre ausschlaggebend waren.

Im Erstellungsprozess der Bibliografien stand nicht Vollständigkeit, sondern ebenso die Länder- und Genrespezifik der jeweiligen Werke im Vordergrund. Insgesamt wurden aus den anglophonen Nationen 309 Werke erfasst, die den eingangs erwähnten textuellen Genres zugeordnet werden konnten, auf die zu einem späteren Zeitpunkt noch näher eingegangen wird (siehe Tab. 4). Abzüglich nicht verfügbarer Werke und jenen ohne einschlägige Textstellen ergab sich eine Gesamtzahl von 253 einschlägigen Werken, wovon wiederum 200 (79 %) exzerpiert und analysiert wurden.

In Tabelle 1 findet sich eine länderspezifische Aufschlüsselung des Werk- und Exzerptumfangs. Anhand dieser zeigt sich deutlich, dass die Anzahl der pro Land zur Verfügung stehenden Literatur stark divergierte und somit auch der „Sättigungsgrad“ der exzerpierten Texte für jede englischsprachige Nation unterschiedlich ausfiel. Im Zuge der Identifizierung und Untersuchung der kommunikations- und translationsrelevanten Textstellen innerhalb der ausgewählten Texte wurde nach dem in der Grounded Theory begründeten Prinzip der „theoretischen Sättigung“ vorgegangen. Damit ist laut Glaser und Strauss (2009/1967:61) der Punkt im Verlauf einer Analyse gemeint, an dem sich durch zusätzliche Daten zu den bereits gewonnenen keine neuen Kategorien ergeben und sich fü r den/die Forscher_in somit auch aller Wahrscheinlichkeit nach keine neuen Fragen auftun. Somit wä ren auch durch weitere Auswertungen keine neuen Erkenntnisse zu erwarten.

Auch die Verfügbarkeit der Werke beeinflusste die finale Anzahl an Exzerpten. Grundsätzlich wurde jedoch angestrebt, mind. 70 % der Werke pro Land zu untersuchen, um aufschlussreiche Erkenntnisse zu gewinnen und somit ausgewogene Vergleiche anstellen und aussagekräftige Ergebnisse erzielen zu können.

45 Zu Keine Eruierte Nicht Exzerpte Land exzerpierende einschlägigen Exzerpte Primärliteratur verfügbar in % Texte Textstellen Australien 36 11 25 16 25 100 Großbritannien 141 28 113 32 84 74 Irland 25 4 21 7 15 71 Kanada 23 4 19 6 15 79 USA 84 9 75 29 61 81 Gesamt 309 56 253 86 200 79 Tab. 1: Bibliografie- und Exzerptumfang (Primärliteratur) im Ländervergleich

Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, dass die Verfügbarkeit der Werke eine der größten Herausforderungen darstellte. Nicht verfügbare Werke waren entweder nicht in Bibliotheken oder online zugänglich oder konnten überhaupt an keinem Standort ermittelt werden. Dadurch reduzierte sich die Anzahl der zu exzerpierenden Werke je nach Nation mehr oder weniger stark. Bei der Ermittlung der Verfügbarkeit und des Standortes diente vorrangig der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) als Ausgangsbasis, die Werke selbst wurden hauptsächlich im Rahmen des genannten Forschungsprojekts über Fernleihe aus dem In- und Ausland bestellt oder vor Ort in für die Forscherin erreichbaren Bibliotheken konsultiert, wie u.a. in der Bibliothek des DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) in Wien.

Unter Werken, die keine einschlägigen Textstellen beinhalteten, sind jene zu verstehen, in denen keine sprach- oder translationsbezogenen Textstellen vorkamen. Die relevante Literatur wurde je nach Verfügbarkeit im Original oder in Übersetzung konsultiert und auf kommunikations- und translationsrelevante Inhalte hin durchleuchtet. Textstellen, die solche Ergebnisse lieferten, wurden im Anschluss daran zunächst exzerpiert und beschlagwortet. Im Zuge der Interpretation dieser Daten wurden in einem zweiten Analyseschritt vorrangig die Regelmäßigkeiten in den identifizierten und kontextualisierten translatorischen Handlungen herausgearbeitet. Es wurde ebenfalls darauf geachtet, die chronologische Distanz zwischen den tatsächlichen Erfahrungen und dem Moment ihrer schriftlichen Präsentation zu berücksichtigen (Kujamä ki 2016:108). In diesem Zusammenhang wird in Tabelle 2 Publikationsvergleich relevanter Primärliteratur nach Jahren aufgezeigt werden, wobei– sofern eruierbar – von der Erstausgabe der Werke ausgegangen wurde:

46 2000- 2011- ohne Land 1936 1937 1938 1939 1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2010 2018 Jahr AUS – 6 2 1 1 1 2 4 9 2 2 5 1 GB 6 10 12 10 4 5 4 11 23 20 20 14 2 IRL – 2 1 1 1 – – 3 2 3 9 3 – KAN – 1 2 1 – 2 1 1 2 4 4 5 – USA – 6 5 6 3 6 8 3 16 16 5 7 3 Tab. 2: Publikationsvergleich (Primärliteratur) nach Jahren

Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) sind 72 der insgesamt 309 anglophonen Werke entstanden, was rund 23 % entspricht. Ab den 1980er-Jahren steigen die Publikationszahlen bei fast allen Nationen an. Mehr als die Hälfte (171) der gesamten Werke wurde erst zwischen 1980 und 2018 verfasst (55 %). Dabei handelt es sich meist um Monografien über Freiwillige einer Nation, (Auto- )Biografien und Artikel in Zeitungen und Zeitschriften von bzw. über die anglophonen Freiwilligen (siehe Tab. 3)3, während die meisten Erinnerungsberichte und auch Zeitschriften- und Zeitungsartikel kurz nach dem bzw. während des Bürgerkrieg(es) entstanden sind:

1936– 2000– 2011– ohne Genre 1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 1939 2010 2018 Jahr Autobiografie – 4 6 5 3 8 3 2 1 – Biografie 5 – 2 – 2 1 2 8 6 – Briefe/Brief- 5 1 – – 1 2 – – 2 – sammlungen Erinnerungs- 30 1 3 3 4 13 15 9 2 2 berichte Kombinierte – – 1 – 2 2 1 2 1 – Werke Monografie 9 2 4 8 16 16 12 7 2 Sammelbände 3 – 2 1 – 1 – 2 2 – Tagebücher – – – – 1 – 1 – – Zeitschriften- 8 1 – 2 1 8 5 2 8 – artikel Zeitungsartikel 8 – – – 1 – – 1 2 – Sonstige 2 – 1 – – – 1 1 – 2 Tab. 3: Genrevergleich nach Jahren

3 Die Anzahl der Werke in Tabelle 3 unterscheidet sich leicht von der Gesamtzahl der eruierten Literatur, da beispielsweise Sammelbände, die für die Bibliografien mehrerer Länder relevant waren, hier nur einmal gezählt wurden.

47 Über die Gründe für die unterschiedlich hohen Publikationszahlen und die Art der veröffentlichten Werke können nur vorsichtige Vermutungen angestellt werden (siehe dazu auch Skoutelsky 2003). So wurden beispielsweise die größten der eingangs aufgeführten Archive und Erinnerungsvereine erst Ende der 1970er- bzw. Anfang der 2000er-Jahre gegründet (ALBA 1978, CEDOBI 1989, AABI 1995, IBMT 2001 und Centro Documental de la Memoria Histórica 2007). Die dadurch zunehmende Erinnerungs- und Öffentlichkeitsarbeit könnte möglicherweise in Zusammenhang mit dem Anstieg der Publikationszahlen stehen, wie sich in Tabelle 3 vor allem im Hinblick auf Monografien zeigt, die meist den Freiwilligen einer Nation gewidmet sind (z.B. Alexander 1984; Carroll 1994; Zuehlke 1996; Baxell 2001; Eby 2007; u.v.m.). Auch sind vor allem im Zeitraum von 1980 bis 2000 wieder verstärkt Erinnerungsberichte von Freiwilligen verfasst worden, was auch auf Aufarbeitungstätigkeiten durch Erinnerungsvereine zurückgeführt werden könnte.

Ein weiterer wahrscheinlicher Grund für die hohen Publikationszahlen in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren könnte jedoch auch die Öffnung des Russischen Staatsarchivs für sozio-politische Geschichte (RGASPI) Anfang der 1990er-Jahre sein (siehe Skoutelsky 2003:30), was sich ebenfalls in der Veröffentlichung von umfassenden Werken über Freiwillige und die Internationalen Brigaden in diesem Zeitraum niederschlägt (z.B. Carroll 1994; Zuehlke 1996; Hopkins 1998; Inglis 1999; Baxell 2001; Jackson 2004; u.v.m.).

An dieser Stelle soll kurz auf die unterschiedlichen Genres eingegangen werden, die hier bereits mehrfach Erwähnung fanden. Für die Untersuchung relevante Werke stellten vor allem Texte wie Autobiografien, Erinnerungsberichte bzw. Memoiren sowie Tagebucheinträge oder Briefe dar. Zudem fanden sich auch in Zeitungs- oder Zeitschriftenartikeln von Freiwilligen oder biografischen Werken oder Monografien zum Thema wertvolle Hinweise auf kommunikations- und translationsbezogene Aspekte. Die Monografien, die in die Bibliografien aufgenommen wurden, befassten sich überwiegend mit Freiwilligen einer Nation bzw. wurden von diesen verfasst und stützten sich dabei häufig auch auf Erinnerungsberichte, Briefe oder Tagebucheinträge, in denen ebenfalls häufig sprach- und translationsrelevante Textstellen zu finden waren. Oftmals wurden auch „kombinierte“ Werke eruiert, die nicht eindeutig einer Kategorie zuzuordnen waren, wie beispielsweise Biografien, die auch Tagebuchausschnitte und Briefkorrespondenz beinhalteten oder Sammelbände, die sich zunächst allgemein mit dem Bürgerkrieg

48 auseinandersetzten und dann Erinnerungsberichte mehrerer Freiwilliger – meist aus einer Nation – umfassten.

Ähnlich herausfordernd gestaltete sich die Unterscheidung zwischen Werken autobiografischer Art, da es unterschiedlichste Formen gibt, über sich selbst und die eigenen Erfahrungen zu schreiben und diese Formen auch verschiedentlich definiert werden (vgl. Frieden 1983:10f.). Misch, der sich in vier Bänden mit der Geschichte der Autobiografie befasst, definiert Werke autobiografischer Natur relativ allgemein als „Beschreibung des Lebens eines Einzelnen durch diesen selbst“ (1950:7). Auch Lejune bleibt zunächst in seiner Definitionsfindung für (auto-)biografische Werke wie u.a. auch Memoiren, Tagebücher und Selbstportraits relativ vage, indem er sagt, ein solcher Text müsse hauptsächlich eine Erzählung und rückblickend sein und das Leben eines Individuums und dessen Persönlichkeit zum Thema haben (1994/1975:14f.). In weiterer Folge grenzt er Autobiografien und Memoiren jedoch eindeutiger ab: Autobiografien konzentrieren sich demnach auf ein Individuum und dessen Persönlichkeitsentwicklung, während Memoiren den Fokus auf die zeitgeschichtlichen Entwicklungen und den sozialen Kontext legen, in dem eine Person agiert (vgl. ibid.:13–16). Eine weniger scharfe Trennung findet hingegen bei Pascal statt: Es gibt keine Autobiographien, die nicht in gewissem Sinne Memoiren sind und keine Memoiren ohne autobiographische Züge; beide gründen auf persönlichen Erlebnissen und Reflexion, beide sind chronologisch angelegt. (Pascal 1965:5)

Im Zuge der Kategorisierung bestätigte sich Pascals Beobachtung, da insbesondere zwischen Autobiografien und Memoiren bzw. ähnlicher Erinnerungsliteratur, wie beispielsweise Augenzeugenberichten (eye witness accounts) oder Erinnerungen (memories, reminiscences), häufig nur schwer eine klare Grenze zu ziehen war. Viele Werke befassten sich eingangs meist mit dem sozialen und politischen Kontext in der Heimat sowie in Spanien und gingen auch in weiterer Folge immer wieder auf politische Aspekte oder den Kriegsverlauf ein, bevor oder während persönliche Erfahrungen oder Erinnerungen an den Bürgerkrieg abgehandelt wurden.

Pascal weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass zur Unterscheidung zwischen Autobiografie und Memoiren auch der thematische Fokus des Autors/der Autorin aufschlussreich sein kann. Während sich ein Autor/eine Autorin in einer Autobiografie vor allem mit sich selbst beschäftigt, wird in Memoiren auch viel über andere Personen berichtet

49 (ibid.:16). Der Interessensmittelpunkt einer Autobiografie ist demnach das eigene Ich und nicht die Außenwelt, auch wenn letztere dennoch Einzug finden muss, um die eigene Persönlichkeit verorten zu können (ibid.:21). Diese Unterscheidung wurde zum Anlass genommen, Memoiren und ähnliche Erinnerungsliteratur (siehe oben) unter der Kategorie „Erinnerungsberichte“ zusammenzufassen, um diese Werke einerseits von Autobiografien abzugrenzen und andererseits ihre genrespezifische Verwandtheit zu unterstreichen.

In der Fachliteratur wird ebenso die Trennung zwischen Autobiografie und Tagebüchern bzw. Tagebucheinträgen sowie Briefkorrespondenz diskutiert. So zeigt Pascal auf, dass Autobiografien bereits während ihrer Entstehung retrospektiv und selektiv aufgebaut werden, während Tagebücher und Einträge zwar auch reflektierender Natur sind, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt systematisch retrospektiv aufgearbeitet bzw. interpretiert und selektiert werden können (vgl. ibid.:12f.). Lehmann weist darüber hinaus darauf hin, dass Tagebücher häufig die Grundlage für Autobiografien bilden (1988:36f.) und bedacht werden müsse, dass beim Verfassen eines Tagebuches Tage und Ort und bei einem Briefwechsel neben Tag und Ort auch Empfänger_innen wechseln können, während Autobiografien mehrheitlich in einer bestimmten zeitlichen Periode und von einem Ort aus verfasst und von dort aus kontextualisiert werden (ibid.:37). Dabei verortet sich der/die Autor/in selbst auch in einem bestimmten Kontext: Autobiographie ist eine Textart, durch die ihr Autor in der Vergangenheit erfahrene innere und äußere Erlebnisse sowie selbst vollzogene Handlungen in einer das Ganze zusammenfassenden Schreibsituation sprachlich in narrativer Form so artikuliert, dass er sich handelnd in ein bestimmtes Verhältnis zur Umwelt setzt. (Ibid.:36)

Lehmanns Argumentation zeigt, dass Autobiografien sowie Tagebücher, die häufig die Grundlage für Erinnerungsliteratur jeglicher Art bilden, selbst bereits einen retrospektiven Interpretations- und Selektionsprozess durchlaufen haben – ein Aspekt, der vor allem bei der Analyse des literarischen Datenmaterials, die ebenfalls retrospektiv und interpretativ aufgebaut ist, zu bedenken ist.

In Tabelle 4 findet sich eine Übersicht der häufigsten Textkategorien, die eben näher besprochen worden sind. Unter der Kategorie „Sonstige“ wurden Einzelfälle zusammengefasst, die keiner der Hauptkategorien zugeordnet werden konnten, wie u.a. Fotosammlungen, Gedichte oder Namenslisten von Freiwilligen.

50 Genre Australien Großbritannien Irland Kanada USA Autobiografien 2 12 1 2 10 Biografien 2 12 6 2 2 Briefe / Briefsammlungen 2 1 1 1 6 Erinnerungsberichte 7 58 5 3 16 Kombinierte Werke 4 6 5 – 4 Monografien 6 24 2 8 22 Sammelbände 2 9 2 2 7 Tagebücher – 1 – – 1 Zeitschriftenartikel 8 5 1 4 12 Zeitungsartikel 3 12 2 1 – Sonstige – 1 – – 4 Werke gesamt 36 141 25 23 84 Tab. 4: Textgenres im Ländervergleich (Primärliteratur)

Bei der Kategorisierung der verschiedenen Textgattungen wurden die zuvor präsentierten Aspekte bzw. Definitionen vor allem dann berücksichtigt, wenn keine eindeutige Zuordnung möglich war. Eine strenge Unterscheidung – vor allem zwischen den einzelnen autobiografischen Genres – war für die vorliegende Untersuchung und deren Verlauf jedoch weniger relevant, da für die Analyse der Texte nicht so sehr die Genrespezifik und eine präzise literaturwissenschaftliche Einordnung im Vordergrund standen (siehe auch Andres/Kaindl/Kurz 2017:8), sondern historisch-translationswissenschaftliche Aspekte. Das Datenmaterial wurde demnach in erster Linie mit dem Ziel analysiert, Angaben über die Translationstä tigkeit von Spanienkä mpfer_innen zu erlangen und Namen der Übersetzer_innen und Dolmetscher_innen ausfindig zu machen, um in weiterer Folge biografische Recherchen unternehmen zu können und somit mehr über Translation in Verbindung mit dem Bürgerkrieg zu erfahren.

Für die in Kapitel 5 durchzuführende Analyse zur Beantwortung der Forschungsfragen stellten insbesondere Textstellen, in denen translatorische Tätigkeiten genauer beschrieben wurden, relevantes Datenmaterial dar. Auffallend ist, dass insgesamt nur 18 Werke von Translator_innen verfasst worden sind, wobei fünf davon vom selben Translator () und drei von derselben Translatorin (Nettie Palmer) stammen. Insgesamt konnten

51 167 übersetzungs- und dolmetschbezogene Textstellen in 60 der exzerpierten Werke gefunden werden, wie aus Tabelle 5 ersichtlich wird:

Exzerpierte Exzerpierte Exzer- Werke mit Werke mit Translations- Translations- Land pierte transla- translations- relevante relevante Werke tions- relevanten Textstellen Textstellen gesamt relevanten Textstellen gesamt ( %) Textstellen ( %) Australien 25 8 32 % 21 84 % Großbritannien 84 31 37 % 79 94 % Irland 15 2 13 % 4 35 % Kanada 15 5 33 % 8 53 % USA 61 14 23 % 55 90 % Gesamt 200 60 30 % 167 84 % Tab. 5: Translationsrelevante Textstellen im Ländervergleich

In den folgenden Unterkapiteln soll nun geschlechtsspezifisch näher auf die anglophonen Translator_innen eingegangen werden, die im Rahmen der Recherche- und Exzerpierarbeiten eruiert wurden. Dabei sollen vor allem Fragen hinsichtlich Anzahl, Herkunft, Ausbildung/Qualifikationen sowie auf die berufliche(n) Tätigkeit(en) vor dem und im Bürgerkrieg bearbeitet werden. Auch an dieser Stelle sei vorab noch einmal betont, dass die nachfolgenden biografischen Darstellungen nicht als vollständig anzusehen sind und nur jene Dolmetscher_innen und/oder Übersetzer_innen umfassen, die im Rahmen dieser Untersuchung ermittelt werden konnten und somit Erweiterungspotenzial besitzen.

4.2. Anglophone Translatoren Dieses Unterkapitel widmet sich den männlichen anglophonen Translatoren im Spanischen Bürgerkrieg. Das biografische Datenmaterial wird zunächst länderspezifisch in tabellarischer Form aufbereitet und im Anschluss daran kurz in einen Zusammenhang gebracht und verglichen. Quellengrundlage bildeten vorrangig länderspezifische Datenbanken von eingangs aufgeführten Archiven bzw. Erinnerungsvereinen sowie Lexika und einschlägige Literatur, wie beispielsweise Monografien über Freiwillige im Bürgerkrieg. Die Informationen wurden teilweise zusätzlich mit Angaben aus der Primärliteratur, wie beispielsweise Erinnerungsberichten oder Briefen, ergänzt.

52 Australien – keine männlichen Translatoren eruiert

Großbritannien Name(n) Vor dem SpBK Im SpBK Quellen 1. Bloom, - * 1902, London - Dezember 1936 http://www.richardbaxell.info/iw Charles - Kellner Ankunft in Spanien m_scw-2/ [Stand: 21.07.2019] - zunächst Dienst in 1. Kompanie der XIV. IB http://www.international- - Infanterist, Kurier, brigades.org.uk/the- volunteers?title=Bloom&field_fir Dolmetscher im st_name_value=Charles&field_ot Britischen Bataillon der her_name_value=&field_place_of 15. Brigade (3. _birth_value=&field_year_of_birt Kompanie) h_value=&field_where_killed_val - Abreise Januar 1938 ue=&field_comments_value= [Stand: 21.07.2019] 2. Burgess, - * 1918 - mit 17/18 im Baxell (2001:22, 107) Ronnie - Sohn von Spanischen Bürgerkrieg Kerrigan (2009:92) Charlotte Haldane - u.a. Hughes (2011:42, 92) (siehe 4.3) Begleitdolmetscher von https://spartacus- - sprach Englisch Peter Kerrigan educational.com/WhaldaneC.htm [Stand: 21.07.2019] und Französisch - Bote 3. Campeau, - * Frankreich (?) - ab Januar 1937 in http://internationalbrigadesinspain Ralph - im Gastgewerbe Spanien .weebly.com/british- tätig - Dolmetscher und battalion.html [Stand: 21.07.2019] - sprach Englisch, politischer Kommissar Französisch und der 1. Kompanie der http://www.international- brigades.org.uk/the- vermutlich auch XIV. IB volunteers?title=Campeau&field_ Spanisch - stirbt bereits im first_name_value=&field_other_n Februar 1937 nach der ame_value=&field_place_of_birth Schlacht am Jarama _value=&field_year_of_birth_val ue=&field_where_killed_value= &field_comments_value= [Stand: 21.07.2019]

siehe auch Baxell 2012 4. Cantor/ - * 1916, - ab 1936 in Spanien http://internationalbrigadesinspain Cantorovitch, Cheetham Hill - Dolmetscher für .weebly.com/british- Ralph - Musiker Allgemeines Personal battalion.html [Stand: 21.07.2019] an der Basis der XV. IB - 1937 http://www.international- brigades.org.uk/the- Maschinengewehr- volunteers?title=Cantor&field_fir Kompanie während st_name_value=Ralph&field_othe Schlacht am Jarama r_name_value=&field_place_of_b - stirbt im Juli 1937 irth_value=&field_year_of_birth_ während Brunete- value=1916&field_where_killed_ Schlacht value=&field_comments_value= [Stand: 21.07.2019]

53 5. Gascoyne, - * 1916 in - 1936 Ankunft in https://www.rem.routledge.com/ar David Harrow Spanien ticles/gascoyne-david-1916-2001- - Dichter, - anarchistisch 1 [Stand: 21.07.2019] Übersetzer und eingestellt Baxell (2012:297) Künstler - arbeitete ab Oktober - 1936 Beitritt 1936 für das Kommunistische Republikanische Partei Propagandaministerium Großbritanniens - übersetzte dort (CPGB) Zeitungen, Zeitschriften und Radioprogramme ins Englische - sprach Radiodurchsagen auf Englisch 6. Girling - * 1917, - 1937 bis 1938 in http://internationalbrigadesinspain (Knowles), Newcastle on Spanien .weebly.com/british- Frank Thyne - kam mit Swiss battalion.html [Stand: 21.07.2019] - Universitäts- International Voluntary abschluss in Service for Peace nach http://www.international- brigades.org.uk/the- Cambridge Spanien volunteers?title=Girling&field_fir - Sachbearbeiter/ - Arbeit in einer Schule st_name_value=Frank&field_othe Sekretär im nahe der Französischen r_name_value=&field_place_of_b öffentlichen Grenze irth_value=&field_year_of_birth_ Dienst - Dolmetscher für value=&field_where_killed_value Radio Barcelona =&field_comments_value= - Übersetzer für [Stand: 21.07.2019] Propagandaministerium der Generalitat - kämpfte nicht 7. Hawkings, keine Angaben - Dolmetscher „Mr E. W. Hawkins, of Trinity E.W. Hall, acting as interpreter“ (Jackson 2004:66). 8. Jeans, Arnold - * 1903, - 1936 Ankunft in http://www.international- Manchester Spanien brigades.org.uk/the- - sprach u.a. - Mitglied des volunteers?title=Jeans&field_first fließend deutschen Thälmann- _name_value=Arnold&field_othe Englisch, Bataillons, XII IB r_name_value=&field_place_of_b irth_value=&field_year_of_birth_ Russisch, - Dolmetscher value=&field_where_killed_value „Jugoslawisch“, - Leiter einer kleinen =&field_comments_value= Polnisch, Gruppe [Stand: 21.07.2019] Spanisch und englischsprachiger Deutsch Soldaten in 3. Zug des Baxell (2001:132) - Mitglied der Bataillons Romilly (1971/1937:43f., 54ff., CPGB 61, 90ff., 165) 9. Jump, James - * 1916, - 1937–1938 in Spanien http://internationalbrigadesinspain (Jimmy) Liverpool - Dolmetscher und .weebly.com/british- - Journalist Sekretär sowie battalion.html [Stand: 21.07.2019] Finanzmeister

54 - arbeitete im http://www.richardbaxell.info/iw Hauptquartier des m_scw-2/ [Stand: 21.07.2019] Britischen Bataillons in http://www.international- Tarragona brigades.org.uk/the- - kämpfte in der volunteers?title=Jump&field_first _name_value=James&field_other Schlacht am Ebro als _name_value=&field_place_of_bi Maschinengewehr- rth_value=&field_year_of_birth_ Schütze value=&field_where_killed_value - Rückkehr Dezember =&field_comments_value= 1938 [Stand: 21.07.2019]

Baxell (2001:66) 10. Knox, Bernard - * 1914, - ging 1936 nach http://spartacus- Bradford Spanien educational.com/SPknoxB.htm - Studium in - kämpfte in der XVI. [Stand: 21.07.2019] Cambridge Internationalen Brigade (Klassische (Französisches http://www.english.illinois.edu/m aps/scw/knox.htm Philologie) Bataillon) [Stand: 21.07.2019] - sprach Französisch (in London und auf Urlauben in Paris erlernt) 11. Livesay, - sprach Englisch, - Dolmetscher von Baxell (2012:297) Michael Französisch und Deutsch während der Jarama- Offensive 12. Maskey, - * 1893, - November 1936 http://sidbrint.ub.edu/en/content/ Herbert Manchester Ankunft in Spanien maskey-herbert [Stand: (Masansky, - sprach Englisch, - Dolmetscher XV 21.07.2019] Barnett/Misa- Russisch, Brigade, Abraham nsky/Masky, Französisch und Lincoln Bataillon Bert/Maisky, Deutsch - 1937 in der Schlacht Bert/Mason, am Jarama gefallen Bert) 13. Peet, John - * 1915, London - September 1937 http://internationalbrigadesinspain Scott Ankunft in Spanien .weebly.com/british- - Oktober 1937 bis battalion.html [Stand: 21.07.2019] Februar 1938 im britischen http://www.richardbaxell.info/iw m_scw-2/ [Stand: 21.07.2019] Trainingslager und einem Krankenhaus stationiert - Februar bis März 1938 Postamt Albacete - April bis Dezember 1938 Mitglied der 1. Kompanie des Britischen Bataillons (XV. Brigade)

55 - Forscher, Maschinengewehr- schütze, Wache, Dolmetscher - Dezember 1938 Abreise 14. Richardson, (?) - hatte Spanisch keine Angaben Haycock (2012:59) in Cambridge studiert http://www.international- - schrieb Gedichte brigades.org.uk/the- volunteers?title=Richardson&fiel d_first_name_value=&field_other _name_value=&field_place_of_bi rth_value=&field_year_of_birth_ value=&field_where_killed_value =&field_comments_value= [Stand: 21.07.2019]4 16. Russell, Jim - gebürtiger Brite - Dolmetscher in der Ryan (2003:83) - sprach 8 XV. Internationalen Sprachen Brigade Tab. 6: Britische Translatoren

Irland – keine männlichen Translatoren eruiert

Kanada Name(n) Vor dem SpBK Im SpBK Quellenangabe(n) 1. (?) , Hal - aus Quebec - u.a. auch als Rubin (1997:46) - sprach Englisch, Dolmetscher tätig Französisch und - vermutlich Teil des vermutlich auch Abraham-Lincoln- Spanisch Bataillons 2. Kalke, Karl - * 1. April 1910, - Überfahrt nach http://www.alba- Jonna Toronto Spanien am 4. Februar valb.org/volunteers/karl-jonna- - kanadischer 1938 an Bord der kalke [Stand: 21.07.2019] Staatsbürger mit Chamberlain finnischer - Ankunft am 16. http://sidbrint.ub.edu/ca/content/k alke-karl-jonna [Stand: Abstammung Februar 1938 21.07.2019] - Ursprünglich Fahrer, dann Ausbildner für https://spanishcivilwar.ca/volunte Bataillone in Tarragona ers/karl-jonna-kalke [Stand: - Mitglied in Einheit 21.07.2019] des MacKenzie- Papineau Bataillons

4 In der Datenbank des International Brigade Memorial Trust scheinen mehrere Personen unter dem Nachnamen „Richardson“ auf, es konnten jedoch keine Anhaltspunkte für eine genauere Zuordnung gefunden werden.

56 - Sekretärfunktion und Übersetzer - Sergeant 3. Matthews, - * 1913, Kanada - ab Juli 1937 in https://internationalbrigadesinspai Bill - russischer Spanien n.weebly.com/mackenzie- Abstammung - Ausbildner, Leutnant papineau.html [Stand: - sprach Russisch, - Kommandant über 21.07.2019] Ukrainisch, Kompanie Beeching (1989:58f.) Englisch und - zeitweise Mithilfe bei vermutlich auch Dolmetschtätigkeit Spanisch - Juli 1938 Rückkehr - Minenarbeiter - Mitglied der Mine Mill and Smelt Workers‘ Union 4. Schoen, Joseph - * 1911, - Mitglied im Beeching (1989:58f.) Winnipeg, MacKenzie-Papineau siehe auch Liversedge 2013 Kanada Bataillon - sprach Englisch, - überlebte den Deutsch und Bürgerkrieg, ab 1939 vermutlich verliert sich seine Spur Spanisch 5. Sorenson, - * 14. Mai 1901, - September 1936 https://www.thecanadianencyclop Henning Kopenhagen Ankunft in Spanien edia.ca/en/article/henning- - arbeitete - Berichterstatter für ingeman-sorensen [Stand: erfolgreich als Committee to Aid 21.07.2019] Bänker, bevor er Spanish Democracy https://spanishcivilwar.ca/volunte 1922 beschloss, über medizinische ers/henning-sorenson Europa, Afrika Versorgung [Stand: 21.07.2019] und Nordamerika - medizinischer zu bereisen und in Assistent und Rodríguez Espinosa (2018a:71f.; verschiedenen Dolmetscher (En-Sp) 2018b:360, 372f.) Ländern zu von Dr. Norman siehe auch Stewart/Majada 2014 arbeiten Bethune Wilson (1999:90, 94, 97f., 146) - 1929 Emigration - September 1937 nach Kanada, Rückkehr nach Kanada Ankunft in Montreal - sprach Dänisch, Englisch, Spanisch

57 6. Wainman, - * 11. März - Rettungsfahrer im Sarti (2016) Alec 1913, Yorkshire British Medical Aid - vermutlich in Unit (BMAU) http://sidbrint.ub.edu/en/content/ Kanada - Dolmetscher wainman-alec [Stand: aufgewachsen - Arbeit im Pressebüro 21.07.2019] bzw. dorthin der republikanischen emigriert Regierung - sprach mehrere - nach Hepatitis- Sprachen Erkrankung Rückkehr nach GB Tab. 7: Kanadische Translatoren

USA Name(n) Vor dem SpBK Im SpBK Quellenangabe(n) 1. Allen, Jay - * 1900, Seattle - Journalist für Chicago https://www.nytimes.com/1972/1 - Journalist Tribune, führte u.a. auch 2/22/archives/jay-a-lien-news- - sprach Englisch Interview mit Franco correspondent-in-trenchcoat- und Spanisch - persönliche tradition-dead.html [Stand: Bekanntschaft mit den 21.07.2019]

Politikern Sotelo und de Preston (2009:376) Rivera - Dolmetscher für Negrín im Jahr 1939, als US-amerikanische Politiker (unter anderem Roosevelt) nach Spanien kamen 2. Colodny, - * August 1915, - Februar 1937 http://www.alba- Robert Phoenix Überfahrt Spanien an valb.org/volunteers/robert- - studierte Bord der Ile de France colodny [Stand: 21.07.2019] Mathematik, - Ankunft in Spanien Chemie, 17. März 1937 https://wp.nyu.edu/albaoh/robert- colodny/ [Stand: 21.07.2019] Geschichte und - diente in der XV. IB, Philosophie Washington-Bataillon - wurde der Uni bei der Brunete- verwiesen, weil er Schlacht sich weigerte, - wurde zwischen einige Kurse zu Augen angeschossen belegen - nach Genesung wurde er der Chemical Warfare School als Lehrer und Dolmetscher zugewiesen - Februar 1938 Rückkehr in die USA 3. Cook, David - ursprünglich aus keine Angaben Acier (1937:97) Großbritannien - lebte in den USA

58 - sprach Englisch und Französisch 4. Curtis, Harry - sprach Englisch - Dolmetscher und Bessie (1960:151,160) und vermutlich Sekretär einer Spanisch Kompanie - nach Verwundung im Kampf eine Zeit lang als Elektriker und im Übertragungs- bzw. Sendebereich tätig 5. Dallet, Joseph - * 1907, - März 1937 Beitritt zur http://www.alba- Woodmere, NY Abraham Lincoln valb.org/volunteers/joseph-jr- - Darmouth Brigade, Reise nach dallet [Stand: 21.07.2019] University, kein Spanien Abschluss - Verhaftung mit https://spartacus- educational.com/SPdallet.htm - 1929 Beitritt zur weiteren Freiwilligen in [Stand: 21.07.2019] CPUSA Frankreich - sprach Englisch, - nach 22 Tagen im Bessie/Prago (1987:66, 70ff., 73) Spanisch und Gefängnis kam er nach Dallet 1938 Französisch Spanien und wurde Eby (1969:113f.; 2007:150) Kommissar des Mikalson 2013 vorrangig kanadischen Nelson (1955:46, 50, 62f., 69f., Mackenzie-Papineau- 70, 78) Bataillons, agierte dabei Nelson (1996:73, 78, 159) immer wieder als Dolmetscher - 1937 im Kampf gefallen 6. de Mas, - * August 1910, - Februar 1937 http://www.alba- Nicholas John NYC Überfahrt nach Spanien valb.org/volunteers/nicholas- - griechischer auf der Ile de France john-de-mas Abstammung - April 1937 Ankunft [Stand: 21.07.2019] - Mechaniker und Spanien Eletriker - diente als Dolmetscher Madrigueras, später auch für Dimitroff- Bataillon - Rang des Sergeant - Dienst in Panzereinheit und Transporteinheit - Dezember 1938 Rückkehr in die USA an Bord der Ausonia 7. Doran, David - * 4. Oktober - Juni 1930 Ankunft in http://www.alba- (Dave) 1909 Albany, NY Spanien valb.org/volunteers/dave-doran - besuchte nur 1 - wollte sich bei [Stand: 21.07.2019] Jahr lang die High Ausbruch des School Bürgerkrieges dem Abraham-Lincoln-

59 - verließ mit 16 Bataillon anschließen, https://spartacus- die Schule und lehnten dies ab, da seine educational.com/SPdoran.htm arbeitete als Tätigkeit in den USA [Stand: 21.07.2019] Seemann auf als wichtiger erachtet einem Schiff der wurde Rodríguez Espinosa (2018a:73) Morgan Line - später Kommissar in siehe auch Starobin 1938 - Mitglied der der XV. Brigade Young Communist - trainierte mit dem League (YCL) MacKenzie-Papineau- - 1931 Beitritt zur Bataillon Kommunistischen - Generalstab an der Partei Front - arbeitete als - ab Oktober 1937 Gewerkschafter Kommissar in einer - ab 1936 Brigade und einer Vorstehender der Kompanie gewerkschaftliche - vermutlich im April n Aktivitäten 1938 in Gandesa - sprach Englisch während der und Spanisch Rückzugsphase gefangen genommen und geköpft worden 8. Estevez - * 1918, - 1932 Fahrt nach http://www.alba- Barrena, Plymouth Spanien valb.org/volunteers/manuel- Manuel Kalifornien - nach Ausbruch des estevez-barrena [Stand: - Krieges zunächst Teil 21.07.2019] Hispanoamerikan einer anarchistischen http://reterrar.weebly.com/esteve er Einheit z-barrena-manuel.html [Stand: - Student - Schließt sich dann IB 21.07.2019] an - November 1936 bis März 1937 Dolmetscher - Arbeit im Hauptquartier in Albacete - 1938 in den Rang des Sergeant erhoben, Zuweisung zu XV. IB - Dezember 1938 Rückkehr in die USA an Bord der Ausonia 9. Fortis, Pavlos - US-Amerikaner - 1937 Ankunft in http://www.alba- griechischer Spanien valb.org/volunteers/pavlos-n.- Abstammung - XV. IB fortis [Stand: 21.07.2019] - sprach Englisch, - Leiter der Bessie (1960:165) Griechisch und Maschinengewehr- Spanisch Sektion - Leiter eines Teils der 2. Kompanie während der Ebro-Offensive

60 - agierte teilweise als Dolmetscher 10. Freeman, Jack - * Januar 1918, - Mai 1937 Überfahrt http://www.alba- Detroit, Michigan nach Spanien an Bord valb.org/volunteers/jack-freeman - Highschool- der Britannic [Stand: 21.07.2019] Abschluss - überlebte Unglück des - Zwei Jahre City gesunkenen Schiffs City College New of Barcelona York - Ausbildung zum - Herausgeber der „Beobachter“, dortigen Kartenzeichner Studentenzeitschr - aufgrund seines Alters ift Übersetzungstätigkeiten - Teilzeitarbeit im Hauptquartier der IB bei der - dennoch Studienvertretung wunschgemäß an die Front geschickt - Aufstieg zu Sergeant und Leutnant im September 1938, XV. IB - September 1938, im Kampf gefallen, Schlacht am Ebro 11. Gates, John - * 1913, New - Anfang 1937 Ankunft http://spartacus- York in Spanien educational.com/SPgates.htm - jüdischer - kämpfte an der [Stand: 21.07.2019] Abstammung südlichen Cordoba- - City College of Front http://www.alba- valb.org/volunteers/john-gates New York - 1938 [Stand: 21.07.2019] - 1932 Umzug Bataillonskommissar nach - während des Krieges Youngstown, fälschlicherweise für tot Ohio erklärt - lernte Joseph Dallet kennen und interessierte sich immer mehr für Kommunismus - engagierte sich stark in der Kommunistischen Partei - sprach Englisch und Spanisch 12. Gianfortoni, - * Juli 1912, - Juli 1938 Ankunft in http://www.alba- Joseph NYC Spanien valb.org/volunteers/joseph- (Granfortoni, - Dolmetscher - diente als Soldat in salvatore-gianfortoni [Stand: Salvatore, XV. Brigade, Lincoln- 21.07.2019] Grandi, Joe),

61 und Washington- Name im Bataillon Reisepass: José Gonzalez Diaz 13. Harris, (?) - sprach Englisch, keine Angaben Cunha (1986:30f.) Französisch und Spanisch 14. Jarett, Daniel - jüdischer - 26. Dezember 1936 http://www.alba- (David (Zorat) Abstammung Reise nach Spanien an valb.org/volunteers/david-a- - aus NYC Board der Normandie jarrett [Stand: 21.07.2019] - kehrte am 20. Dezember 1938 wieder https://www.marxists.org/subject/ jewish/spanjews.pdf [Stand: nach Nordamerika 21.07.2019] zurück (per Schiff) Rodríguez Espinosa (2018a:73) 15. Lewis, (?) - sprach Englisch - freiwilliger Kämpfer, Nelson (1955:78f.) und Spanisch der aufgrund seiner Sprachkenntnisse auch immer wieder als Dolmetscher eingesetzt wurde 16. Murra, John - * 1916, Odessa, - 1937 Ankunft in http://www.alba- Ukraine Spanien valb.org/volunteers/john-victor- - lebte in den - half dabei, Freiwillige murra [Stand: 21.07.2019] USA illegal nach Spanien - studierte einzuführen https://www.nytimes.com/2006/1 0/24/obituaries/24murra.html Archäologie an - Bürogehilfe und [Stand: 21.07.2019] der University of Dolmetscher beim Chicago, Generalstab bzw. am Fisher (1997: 24, 90f., 135f.) Abschluss 1936 Hauptquartier der Nelson (1996:118) - sprach Spanisch, Internationalen Französisch, Brigaden in Albacete Deutsch, und Assistent von Bill Englisch, Lawrence, Will Paynter, Italienisch, Wally Tapsell und Bob Russisch und Kerr Rumänisch (Muttersprache) - Jude 17. Ocasio, Angel - * Juni 1912, - Überfahrt nach http://www.alba- Garcia Puerto Rico Spanien im Juli 1937 valb.org/volunteers/angel-garcia- - auf der Berengaria ocasio Hochschulausbild - diente in der XV. [Stand: 21.07.2019] ung Brigade, MacKenzie- - Militärdienst in Papineau Battalion der National - Dolmetscher Guard - Rückkehr in die USA - Maschinist im Dezember 1938 auf der Ausonia

62 19. Parker, Max - * 1912, NYC - Februar 1937 Reise http://www.alba- - sprach Englisch nach Spanien valb.org/volunteers/max-parker und Spanisch - Teil einer [Stand: 21.07.2019] - Schulbesuch bis Transporteinheit zur 10. Klasse - 1938–1939 in Geiser (1986:62) - Zeitmesser und Gefangenschaft Sekretär für - 1939 Rückkehr in die Works Progress USA Administration, der größten Bundesbehörde der USA, die im Zuge des New Deal geschaffen wurde und während der Weltwirtschaftskr ise für Arbeitsplätze sorgen sollte 20. Prago, Albert - * November - Überfahrt nach http://www.alba- 1911, NYC Spanien im März 1937 valb.org/volunteers/albert-prago - Lehrer in an Bord der Queen [Stand: 21.07.2019] Sozialwissenschaf Mary ten - diente in XV. IB im https://www.nytimes.com/1993/0 7/29/obituaries/albert-prago-81- - Mitglied der Washington-Bataillon dies-historian-and-scholar.html American - kampfunfähig durch [Stand: 21.07.2019] Federation of Krankheit Teachers - Dolmetscher für Bataillon - Arbeit im US- amerikanischen Basislager - Mitherausgeber des Newsletters der IB - August 1938 Rückkehr in die USA 22. Rolfe, Edwin - * 1909, - 1937 Soldat im https://spartacus- Philadelphia Abraham-Lincoln- educational.com/SProlfe.htm - Sohn russischer Bataillon [Stand: 21.07.2019] Immigranten - Herausgeber der - eigentlicher Zeitschrift Volunteer for http://www.alba- valb.org/volunteers/edwin-rolfe Name: Solomon Liberty [Stand: 21.07.2019] Fishman - Januar 1939 Rückkehr Nelson (1996:56, 296) - als Jugendlicher in die USA Rodríguez Espinosa (2018a:71) bereits Mitglied siehe auch Romilly 1971/1937 der Kommunistischen Partei

63 - University of Wisconsin - immer wieder aktiv politisch engagiert - sprach Englisch, Russisch, Spanisch 23. Rosemarin, - Februar 1900, - September 1936 http://www.alba- Joseph Joel NYC Ankunft in Spanien valb.org/volunteers/joseph-joel- - Pilot - Dolmetscher von rosemarin [Stand: 21.07.2019] General Douglas - bis November 1937 Transportpilot bei republikanischer Luftwaffe 24. Sanches, - - Februar 1938 Ankunft http://www.alba- Queipo, Pablo Hispanoamerikan in Spanien valb.org/volunteers/sanches- er - Dolmetscher im queipo [Stand: 21.07.2019] - Mechaniker Sanitätsdienst der IB bis April 1938 25. Selligman, - * Dezember - Januar 1937 Ankunft http://www.alba- Joseph (Name 1916, Louisville in Spanien valb.org/volunteers/joseph-jr- in IB Sligman, - Vater - Rechtsanwaltskollege seligman [Stand: 21.07.2019] auch Frank Rechtsanwalt, der seines Vaters sollte ihn Selligman) in politischen zurückholen Kreisen bekannt - diente in der XV. war Brigade - Jude - Stabschef, - Sommer 1935 Dolmetscher Teilnahme an der - Schlacht am Jarama im Quaker Peace britischen Bataillon Caravan in Iowa - erlag nach der - Oktober 1935 Schlacht im Februar Bewerbung in 1937 an seinen Harvard in der Verletzungen Philosophie- Forschung - Verließ die USA für Europa ohne die Eltern darüber in Kenntnis zu setzen 26. Shipman, Evan - * Oktober 1904 - XV. Brigade http://www.alba- Biddle Plainfield, New - Verwundung bei valb.org/volunteers/evan- Hampshire Luftangriff, bis Januar shipman - Abschluss an 1938 im Krankenhaus [Stand: 21.07.2019] der Univ. de - nach Genesung im Lorraine in Krankenhaus in Murcia Belgien als Dolmetscher und

64 - Studium an der Krankenhaus- Sorbonne Kommissar tätig - Journalist - Mitte Januar 1938 - lieferte nach Madrid entsandt, Notfallausrüstung um als Skriptschreiber nach Frankreich zu arbeiten auf Bitten seines - Frühling 1938 Freundes Ernest Barcelona, als Hemingway Herausgeber beim - bevor er nach Volunteer for Liberty Spanien ging tätig wurde er dafür - Dienstentlassung im sechs Monate Frühling 1938, verließ lang gefangen Spanien gehalten 27. Soler y Tarafa, - * Juni 1895, - Januar 1937 Ankunft http://www.alba- Oscar Florida in Spanien valb.org/volunteers/oscar-soler-y- - kubanischer - diente dem tarafa Abstammung Sanitätsdienst [Stand: 21.07.2019] - besuchte eine - als Dolmetscher tätig „College- - Sergeant Vorschule“ - kämpfte in den Bachelor- Schlachten am Jarama, Abschluss in Brunete, Quinto, - zweijährige Villanueava del Pardillo Zahnarzt- und Belchite Ausbildung - Verwundung in Belchite 28. Tabb, - * Mai 1913, - Januar 1938 Ankunft http://www.alba- Hermann Ukraine in Spanien valb.org/volunteers/herman-l-hy- - Jude -Lincoln- und tabb - University of Washington-Bataillon [Stand: 21.07.2019] North Carolina - später führte er einen http://sidbrint.ub.edu/en/content/t - arbeitete am Zug und eine eigene abb-hermann [Stand: 21.07.2019] City College in Einheit des Bataillons NYC an - Sergeant 29. Woodfield, - aus San - Mai 1937 Ankunft in http://www.alba- Michael Francisco Spanien valb.org/volunteers/michael-j- - Übersetzer - Dienst bei woodfield [Stand: 21.07.2019] - Seemann Panzereinheit Tab. 8: US-Amerikanische Translatoren

Anhand obenstehender Tabellen zeigt sich zunächst, dass die biografischen Daten der männlichen Translatoren unterschiedlich umfassend ausfallen. Die meisten Informationen wurden aus bereits bestehenden Datenbanken verschiedener Erinnerungsvereine entnommen und mehr oder weniger stark mit eigenen Erkenntnissen aus einschlägiger

65 Primär- und Sekundärliteratur ergänzt. Insgesamt konnten 50 männliche Translatoren aus drei Ländern eruiert werden. Die meisten von ihnen stammten aus den USA (58 %), gefolgt von Großbritannien (30 %) und Kanada (12 %). Unter den australischen und irischen Freiwilligen auf republikanischer Seite konnten im Zuge der Auswertung des Datenmaterials keine männlichen Translatoren eruiert werden.

Männliche Übersetzer und/oder Dolmetscher waren im Spanischen Bürgerkrieg hauptsächlich im militärischen Bereich, wie beispielsweise in den Ausbildungszentren oder bei militärstrategischen Treffen und Kampfeinsätzen, sowie vereinzelt in der Administration und im Presse- und Sanitätswesen tätig. Vier der 50 Translatoren waren bereits vor dem Bürgerkrieg als Übersetzer und/oder Dolmetscher tätig (Gascoyne, Girling, Russell und Woodfield). Dies bedeutete jedoch nicht, dass sie auch im Bürgerkrieg gleich in dieser Funktion tätig waren. Die meisten der im Bürgerkrieg aktiven Translatoren kamen als freiwillige Kämpfer nach Spanien, dienten in Bataillons und kleineren militärischen Einheiten und dolmetschten bzw. übersetzten in weiterer Folge innerhalb dieser entweder zusätzlich für Generäle, politische Kommissare oder Bataillonsvorstehende. Andere agierten in ihrer Funktion als Befehlshaber aufgrund von Fremdsprachenkenntnissen selbst gleichzeitig als Sprachmittler.

Auffallend ist, dass die „Karrierewege“ der männlichen Freiwilligen während des Bürgerkriegs starke Parallelen aufweisen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen war als Kämpfer im Einsatz, zunächst meist als Infanteristen oder Maschinengewehr-Schützen. Im Verlauf des Konfliktes stiegen viele von ihnen häufig in den Rang eines politischen Kommissars oder Sergeant bzw. Stabchefs auf, die entweder für ein bestimmtes Bataillon zuständig oder am Standort in Albacete tätig waren. Jene, die mehrere Fremdsprachen beherrschten oder bereits Erfahrungen im Bereich des Dolmetschens und Übersetzens mitbrachten, agierten in den Bataillonen, denen sie angehörten, zusätzlich als Sprachmittler. Andere Zusatzfunktionen umfassten die Administration sowie das Finanz- und Pressewesen (Propaganda, Newsletter, Zeitschriften, Flugblätter). Fünf der 50 Translatoren waren zusätzlich auch im Sanitätswesen tätig und assistierten dabei entweder Ärzten (Sorenson), hatten selbst eine medizinische Ausbildung (Soler y Tarafa) oder waren (administrativer) Leiter eines Krankenhauses (Shipman) bzw. in der Administration im Krankenhaus tätig (10 %). Drei Translatoren kamen als Studenten nach Spanien, drei weitere verfügten bereits über einen Universitätsabschluss (6 %). Zu weiteren Berufen, die vor dem Bürgerkrieg

66 ausgeführt worden waren zählten die folgenden: Journalist (3), Kellner (2), Mechaniker (2), Seemann (2), Universitätsangestellter (2), Archäologe (1), Bänker (1), Elektriker (1), Gewerkschafter (1), Lehrender (1), Maschinist (1), Minenarbeiter (1), Musiker (1), Pilot (1), Sekretär (1), Schriftsteller (1), Zahnarzt (1), Zeitmesser (1). Von rund 18 Männern (36 %) ist weitgehend unbekannt, welche Tätigkeit sie vor dem Bürgerkrieg ausgeübt hatten, während nur von vier (8 %) keine detaillierteren Angaben zu ihren Aufgaben während des Bürgerkrieges vorliegen. Diese Informationslücken fallen jedoch nicht allzu stark ins Gewicht, da für den Fokus der Untersuchung auf die translatorischen Tätigkeiten während des Bürgerkrieges dennoch ausreichendend Daten vorliegen.

Die Tätigkeitsspezifik männlicher und weiblicher Translator_innen im Bürgerkrieg soll in Kapitel 5 noch detaillierter aufgearbeitet werden. Dabei werden exemplarisch jedoch nur jene Männer miteinbezogen, die in den untersuchten Texten am häufigsten Erwähnung finden bzw. über die am meisten translationsrelevantes Datenmaterial vorhanden ist, um eine umfassende Vergleichsbasis für die weitere Untersuchung zu erhalten.

4.3. Anglophone Translatorinnen In diesem Kapitel sollen jene anglophonen Frauen näher vorgestellt werden, die im Spanischen Bürgerkrieg als Übersetzerinnen und/oder Dolmetscherinnen tätig waren. Das biografische Datenmaterial soll wiederum länderspezifisch aufbereitet und im Anschluss daran vergleichend diskutiert werden. Quellengrundlage bildeten neben bestehenden Datenbanken vor allem Literatur zum Beitrag weiblicher Freiwilliger im Bürgerkrieg (v.a. Jackson 2004; Schiborowski/Kochnowski 2016 und Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017). Ergänzungen erfolgten auch in diesem Fall zusätzlich auf Basis von Primärquellen wie Erinnerungsberichten, Briefen oder Tagebuchauszügen.

Australien Name Vor dem SpBK Im SpBK Quellenangaben 1. Hodgson, - * 5. August - 1. Dezember 1936 https://spartacus- 1906, Ankunft in Barcelona educational.com/JFKhodgsonA. Agnes - 1925–1928 - wurde mit vier htm Ausbildung zur weiteren [Stand: 21.07.2019] Krankenschweste Krankenschwestern als https://www.womenaustralia.inf r der Teil einer medizinischen o/biogs/AWE0405b.htm [Stand: Kinderheilkunde Einheit des Australian 21.07.2019] in Melbourne Spanish Relief Committe nach Spanien entsandt u.a. Keene (1988:92f.)

67 - - arbeitete in kleiner de la Torre (2006:506) Krankenschweste Klinik in Barcelona Pastor García/González de la r in Budapest und - keiner politischen Aleja Barberán (2017:56, 58, Rom Partei angehörig 131, 208) - Anfang der - während ihrer Zeit in Schiborowski/Kochnowski (2016:13f.) 1930er-Jahre Spanien immer wieder Reise durch für eine faschistische Spanien und Spionin gehalten worden Nordafrika - 1938 Rückkehr nach - sprach Englisch Australien und Italienisch 2. Palmer, Aileen - * 1915, London - bereits 1936 mit ihren http://adb.anu.edu.au/biography/p - studierte Eltern in Spanien almer-aileen-yvonne-15015 Französische - Schriftstellerin [Stand: 21.07.2019] Sprache und - arbeitete als Literatur Schreibkraft, https://spartacus- educational.com/SPpalmerA.htm - sprach auch Übersetzerin, [Stand: 21.07.2019] Deutsch, Russisch Dolmetscherin und in und Spanisch der Organisation für die http://www.womenaustralia.info/ - enger Kontakt Volksolympiade in biogs/AWE6190b.htm [Stand: zu Barcelona 21.07.2019] kommunistischen - kurze Rückkehr nach Parteien in ganz London nach Ausbruch Campamà Pizarro 2014 Europa des Bürgerkriegs siehe auch Keene 1987 und - schloss sich dem Martin 2008, 2009, 2012, 2016 Spanish Medical Aid Pastor García/González de la Committee (SMAC) an Aleja Barberán (2017:35) Rodríguez Espinosa (2018b:351, - kehrte als 361–367) Dolmetscherin und Schiborowski/Kochnowski Sekretärin mit erster (2016:16) britischer medizinischer Einheit (BMAU) nach Spanien zurück - arbeitete als Dolmetscherin, Übersetzerin, Sekretärin und medizinische Assistentin - 1938 Abreise aus Spanien Tab. 9: Australische Translatorinnen

Großbritannien Name Vor dem SpBK Im SpBK Quellenangaben 1. Davson, Rosita - mehrjähriger - kam 1936 mit dem https://warwick.ac.uk./services/li Aufenthalt in British Medical Aid brary/mrc/explorefurther/digital/s Spanien Unit (BMAU) nach cw/more/aid/ Spanien [Stand: 21.07.2019]

68 - sprach Französisch, Pastor García/González de la Deutsch, Russisch und Aleja Barberán (2017:35) Spanisch Rodríguez Espinosa (2018b:351) - arbeitete im Schiborowski/Kochnowski Sanitätswesen als (2016:93) Dolmetscherin und ab 1937 auch als Sekretärin - Abreise 1939 3. Grant, Helen - * 26. Dezember - in Spanien von März http://spartacus- 1903, Bristol bis April 1937 educational.com/SPgrantH.htm - 1927–1930 - wurde als [Stand: 21.07.2019] Französisch- und Dolmetscherin für eine Spanischstudium Gruppe bestellt, die von http://www.international- brigades.org.uk/the- am Somerville der Society of Friends volunteers?title=Grant&field_firs College nach Madrid geschickt t_name_value=Helen&field_othe - nach wurde, um die Arbeit r_name_value=&field_place_of_ Studienabschluss der Hilfsorganisationen birth_value=&field_year_of_birt erster Spanien- und die Flüchtlingslage h_value=&field_where_killed_va Aufenthalt vor Ort zu beurteilen lue=&field_comments_value= - lehrte ab 1934 und Möglichkeiten für [Stand: 21.07.2019] Spanisch an der die Unterstützung von Birmingham Kinderheimen zu Jackson (2004:223f.) University eruieren Pastor García/González de la - politisch Aleja Barberán (2017:45) engagiert Schiborowski/Kochnowski (2016:96) 4. Green, Nan - * 1904, Beeston - 1937 ließ sie ihre https://spartacus- - mit 15 Jahren Kinder in Betreuung in educational.com/WgreenN.htm Arbeit in einem England zurück und [Stand: 21.07.2019] Versicherungsbür ging mit dem British o Medical Aid Unit als http://www.international- brigades.org.uk/the- - trat mit 15 Sekretärin von Peter volunteers?title=Green&field_fir Jahren auch der Harrison nach Spanien st_name_value=Nan&field_other sozialistisch- - Ende 1937 _name_value=&field_place_of_b orientierten Krankenhausleiterin irth_value=&field_year_of_birth Fabian Society - lernte Spanisch im _value=&field_where_killed_val bei und begann Krieg ue=&field_comments_value= sich für Politik zu - löste Aileen Palmer [Stand: 21.07.2019] interessieren 1938 als Assistentin und - Beitritt zur Dolmetscherin von Len Jackson (2004:224) Kommunistischen Crome ab Rodríguez Espinosa (2018b:367) Partei - Abreise 1939 Schiborowski/Kochnowski (2016:97) Großbritanniens (CPGB) in den frühen 1930er- Jahren 5. Haldane, - * 1894, London - ab 1937 Mitglied der https://spartacus- Charlotte - wuchs in Kommunistischen Partei educational.com/WhaldaneC.htm Großbritannien - arbeitete für die [Stand: 21.07.2019] mit einem Komintern in Paris deutschen

69 Kindermädchen - Begleitung und https://www.encyclopedia.com/w auf Dolmetscherin von Paul omen/encyclopedias-almanacs- - ging später in Robeson, der Ende 1937 transcripts-and-maps/haldane- Antwerpen zur durch Spanien reiste charlotte-1894-1969 Schule [Stand: 21.07.2019]

- arbeitete bei der Haldane(1949:5, 124–131) Tageszeitung Jackson (2004:224f.) Express Pastor García/González de la - sprach Englisch, Aleja Barberán (2017:8, 12, 23, Deutsch, 143, 180) Französisch und Richardson (1982:154) Spanisch Tully Boyle/Bunie (2001:382) 6. Lowson, Mary - * 14. Mai 1898 - Juli 1936 Ankunft in https://www.independent.co.uk/n (?), London Spanien ews/obituaries/mary-low- - heiratete den 434250.html kubanischen Dichter [Stand: 21.07.2019] Juan Breá http://www.international- brigades.org.uk/the- - arbeitete an den volunteers?title=Lowson&field_f englischsprachigen irst_name_value=Mary&field_ot Radioübertragungen der her_name_value=&field_place_o POUM und übersetzte f_birth_value=&field_year_of_bi den Newsletter The rth_value=&field_where_killed_ Spanish Revolution ins value=&field_comments_value= Englische [Stand: 21.07.2019] - Vertreterin der POUM im Pressebüro der Pastor García/González de la Katalanischen Aleja Barberán (2017:56) Regierung - 1937 Publikation von „Red Spanish Notebook“ 1937, übersetzte die Kapitel ihres Mannes vom Spanischen ins Englische - März 1938 Abreise aus Spanien 7. Perry, Janet - Lehrende am - Dolmetscherin für Jackson (2004:274) King’s College in Cuthbert Whigham, der London auch vom Friend’s Service Council nach Spanien geschickt wurde, um die Flüchtlingslage vor Ort einzuschätzen Tab. 10: Britische Translatorinnen

Irland – keine weiblichen Translatorinnen eruiert Kanada – keine weiblichen Translatorinnen eruiert

70

USA Name Vor dem SpBK Im SpBK Quellenangaben 1. Deeble, - *1899, - Journalistin für Preston, Paul (2002:435f.) Elizabeth Maryland Manchester Guardian - lebte von 1926 und Washington Post bis 1937 in - Leiterin der Englisch- Spanien Abteilung des - sprach Englisch, Katalanischen Spanisch und Propagandakomissariats Katalanisch - übersetzte Korrespondenz vom Englischen ins Spanische - Dolmetscherin für Besucher_innen 2. Martin, - 2. Juni 1905, - Januar 1937 Ankunft http://www.alba- Fredericka Cooperstown, NY in Spanien mit Dr. valb.org/volunteers/fredericka- - nach High- Edward Barsky imogen-cohen-martin [Stand: School-Abschluss - Verantwortliche der 21.07.2019] lebte sie in der US-amerikanischen Pastor García/González de la Aleja Margaret medizinischen Barberán (2017:62) Episcopalian Freiwilligen in den Schiborowski/Kochnowski Order of Nuns in Internationalen (2016:272f.) New Jersey Brigaden - Ausbildung zur - Betreuung von sechs Krankenschwester US-amerikanischen am Christ Krankenhäusern an vier Hospital, danach Fronten und einer Arbeit in New mobilen Krankenstation York - organisierte Klassen - aktives Mitglied für analphabetische in spanische Frauen, die Krankenschwester als Krankenschwestern vereinigungen Arbeiten übernehmen - eignete sich die sollten Russische und - Januar 1938 Rückkehr Jiddische Sprache in die USA selbst an - 1935 Reise nach Deutschland und Russland - nach Rückkehr begann sie beim to Aid Spanish Demorcracy zu arbeiten

71 - 1936 vom Büro für Reise nach Spanien rekrutiert 3. Orr, Louise - 1917, Louisville - August 1936 bis Juli http://sidbrint.ub.edu/en/content/or 1937 in Spanien r-lois [Stand: 21.07.2019] - arbeitete anfangs für die P.O.U.M (u.a. auch http://www.alba- als Übersetzerin) valb.org/volunteers/louise-orr [Stand: 21.07.2019] - danach als Übersetzerin im Propagandabüro der katalanischen Regionalregierung engagiert - Juni 1937 Festnahme - nach Freilassung Rückkehr in die USA 4. Rackley, - * 13. Oktober - reiste auf Anfrage von https://spartacus- Mildred 1906, Carlsbad, Dr. Edward Barsky educational.com/SPrackley.htm New Mexico vom American Medical [Stand: 21.07.2019] - 1927 Bureau to Aid Spanish Lehrabschluss an Democracy nach www. alba- valb.org/volunteers/mildred- der Las Vegas Spanien rackley [Stand: 21.07.2019] Normal School - persönliche - 1930 Assistentin und https://jamesdanielfernandez.files. Graduierung an Dolmetscherin wordpress.com/2011/05/culturalleg der University of - sprach fließend acy.pdf [Stand: 21.07.2019] Texas Französisch, Spanisch, - unterrichtete Deutsch und Englisch http://dlib.nyu.edu/findingaids/htm Geschichte, - war für l/tamwag/alba_097/bioghist.html Maschinenschreib Kontaktaufnahme und [Stand: 21.07.2019] en und Englisch - herstellung zum - lebte in Medical Bureau Office Schiborowski/Kochnowski (2016:277f.) Deutschland und in New York zuständig bereiste mit ihrem - im Januar 1937 am Mann Barcelona Aufbau des 1. US- und Mallorca, amerikanischen studierte in Krankenhauses Europa Malerei beteiligt, arbeitete dort - ab 1935 Arbeit dann als Übersetzerin in New York bei Magazin Flight, wird politisch aktiv und schließt sich der Kommunistischen Partei an - 1936 Meldung beim American Medical Bureau

72 to Aid Spanish Democracy 5. Reid, Suzan keine Angaben - sprach Französisch Cunha (1986:31) - Vertreterin einer US- amerikanischen Werbeagentur 6. Weissman, - * 15. März - April 1937 Überfahrt http://www.alba- Helen Propp 1910, NYC nach Spanien im auf der valb.org/volunteers/helen-propp- (Hélène) - Studium am Normandie weissman [Stand: 21.07.2019] Barnard College - Arbeit im - graduierte am Medizinischen Dienst in Schiborowski/Kochnowski (2016:283) Hunter College Murcia als Französisch- und begann Dolmetscherin und in danach dort in der der Verwaltung Verwaltung zu - leitete später eine arbeiten Tagesstätte für Flüchtlingskinder - reiste 1938 nach Erkrankung zur Genesung in ihr Elternhaus nach Amsterdam Tab. 11: US-Amerikanische Translatorinnen

Auch bei den weiblichen Translatorinnen zeigten die biografischen Tabellen, dass die Daten unterschiedlich umfangreich ausfallen. Im Gegensatz zu den männlichen Translatoren ist das vorhandene biografische Datenmaterial aber relativ ergiebig und ausgewogen. Insgesamt konnten 15 weibliche Translatorinnen aus ebenfalls drei Ländern ermittelt werden. Knapp die Hälfte der weiblichen Übersetzer_innen und/oder Dolmetscher_innen stammte aus Großbritannien (46 %), 40 % aus den USA und 13 % aus Australien. Keine Translatorinnen konnten aus Kanada oder Irland ermittelt werden.

Im Vergleich zu den männlichen Translatoren waren Frauen als Übersetzerinnen und/oder Dolmetscherinnen hauptsächlich im Sanitätswesen, Pressewesen und in administrativen Bereichen tätig. Im Gegensatz zu den Männern wurden einige Frauen bereits explizit in ihrer Funktion als Übersetzerin und/oder Dolmetscherin nach Spanien entsandt. Dazu zählten Rosita Davson, Helen Grant, Charlotte Haldane, Aileen Palmer und Janet Perry. Palmer war auch bereits vor dem Bürgerkrieg als Übersetzerin und Schriftstellerin tätig, Haldane arbeitete als Journalistin, Perry lehrte an einer Universität und Grant engagierte sich in ihrer Heimat aktiv für die Volksfrontregierung in Spanien. Zwei weitere Frauen waren als Lehrkräfte an Universitäten beschäftigt, zwei als Krankenschwestern, zwei als Sekretärinnen und eine

73 weitere als Journalistin. Diese Berufe übten sie meist auch vorrangig in Spanien aus, bevor sie zusätzlich translatorische Tätigkeiten übernahmen. Weitgehend unbekannt sind die Tätigkeiten vor dem Spanischen Bürgerkrieg von fünf der 15 Frauen (33 %). Eindeutig feststellbar ist hingegen, dass fast jede von ihnen eine Ausbildung absolviert hatte und fünf (33 %) sogar über einen Hochschulabschluss verfügten.

Im nachfolgenden Kapitel sollen diese vorläufigen Erkenntnisse nun unter Anwendung der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) nach Bruno Latour eingehender erörtert werden, indem die männer- und frauenspezifischen translatorischen Netzwerke miteinander verglichen werden. Dadurch sollen profundere Aufschlüsse im Hinblick auf die Tätigkeitsspezifik anglophoner freiwilliger Translator_innen im Bürgerkrieg erlangt werden.

74 5. Netzwerk Spanischer Bürgerkrieg Das in Kapitel 4 vorgestellte Datenmaterial stellt die Basis für die nachfolgende translationswissenschaftliche Untersuchung dar. Die Anwendung der Akteur-Netzwerk- Theorie (ANT), einer von Bruno Latour mitbegründeten soziologischen Methode, verspricht, wertvolle Erkenntnisse im Hinblick auf die Untersuchung des Beitrags von Translation und weiblicher Translatorinnen aus dem englischsprachigen Raum für den alltäglichen Kriegsablauf zu bringen. Im Folgenden soll die Methodik zunächst näher vorgestellt und im Anschluss daran Akteur-Netzwerke ausgewählter anglophoner Translator_innen rekonstruiert und analysiert werden. Die Akteur-Netzwerke der männlichen und weiblichen Translator_innen sollen dafür umfassend verglichen werden, wobei die Geschlechtertrennung nicht willkürlich erfolgt, sondern als funktionsbedingt zu erachten ist.

5.1. Die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) von Bruno Latour Die Translationswissenschaft hat im Laufe ihres Bestehens eine Reihe von Paradigmenwechseln erlebt. Seit dem sogenannten Sociological Turn in den 1990er-Jahren liegt der Fokus vermehrt auf den einem Translationsprozess zugrundeliegenden Mechanismen und sozial bedingten Einflussfaktoren sowie den involvierten Akteur_innen (Wolf 2012:129ff.). Mit dieser Wende wuchs die Überzeugung, dass Translation in einen spezifischen sozialen Kontext eingebettet und stark von sozialen Strukturen geprägt ist (ibid.:132f.). Translation als soziale Praxis kann dabei verschiedene Funktionen erfüllen (Sapiro 2014:82), die jedoch nicht nur auf die Vermittlung und Ermöglichung von Kommunikation zwischen zwei Kulturen beschränkt werden können, sondern auch von den in den Prozess involvierten Personen und Institutionen geprägt sind (ibid.:24f.).

Im Laufe der Geschichte der Translationswissenschaft sind soziale Aspekte immer wieder auf unterschiedliche Art und Weise analysiert worden (Wolf 2007:6). Durch die Verbindung von Soziologie und Translationswissenschaft hat sich vor allem der Methodenhorizont erweitert. Die Anwendung vorrangig analytischer Modelle aus der Soziologie erlaubt es, insbesondere Machtbeziehungen und soziale Interaktionen, die einem translatorischen Prozess zugrunde liegen, aufzuarbeiten (Wolf 2012:133ff.). Dabei liegt der Fokus – je nach soziologischem Zugang – jeweils auf anderen Aspekten, wie beispielsweise den Akteur_innen, dem Übersetzungsprozess oder dem übersetzten Text als kulturelles Produkt (Wolf 2007:13). Vorliegende Untersuchung konzentriert sich auf die in

75 Translationsprozesse involvierten Akteur_innen, insbesondere auf das Beziehungsgefüge und die wechselseitige Beeinflussung dieser.

Die von Bruno Latour mitbegründete Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) stellt für diese Arbeit eine besonders geeignete Methode dar, da sie im Gegensatz zur traditionellen Soziologie steht, die sich vor allem auf Machtverhältnisse und individuelle menschliche Akteur_innen konzentriert (Bogic 2010:181). Die ANT zielt hingegen darauf ab, das Wesen einer Gesellschaft in ihrer Gesamtheit erfassen und die dieser zugrundeliegenden sozialen Verbindungen und Interaktionen analysieren und verstehen zu können. Die ANT darf dabei jedoch nicht als Studie sozialer Netzwerke (Latour 1996:368ff.), sondern eher als prozessorientierte Forschung verstanden werden. Dadurch können beispielsweise verschiedene Phasen in einem Translationsprozess untersucht werden (Wolf 2007:24).

Durch die Akteur-Netzwerk-Theorie verschwimmen nicht nur hierarchische Strukturen, sondern auch die Unterscheidung zwischen Gesellschaft, Technik und Natur sowie Menschlichem und Nicht-Menschlichem (vgl. Schulz-Schaeffer 2000a:187f.). Zeitliche und räumliche Distanzen werden durch die Konzepte der „Assoziation“ und „Verbindung“ ersetzt (Latour 1996:372). Latour sieht Gesellschaften als eine Konsequenz bzw. das Ergebnis unterschiedlicher neuer Assoziationen an, durch die eine Gesellschaft erhalten wird. Um Letztere verstehen zu können, müssen zuallererst die Interaktionen zwischen Menschen und Nicht-Menschen (= Artefakte oder Aktanten) untersucht (Buzelin 2005:194) und somit herausgefunden werden, wer handelt, warum kollektives Handeln notwendig ist, was die Grenzen eines Kollektivs sind, wie die Verantwortungsteilung aussieht und wie kollektives Handeln beschrieben werden kann (Latour 1986:276).

Der Forschungszugang der ANT ist ethnographisch geprägt und basiert auf Beobachtung, Datensammlung sowie Interpretation und Beschreibung (Bogic 2010:182). Eine ethnographische Studie translatorischer Prozesse kann Aufschluss über die involvierten Akteur_innen geben und vor allem zeigen, inwieweit die einzelnen Handlungen und Entscheidungen dieser zusammenhängen (vgl. Buzelin 2006:138).

Akteur-Netzwerke entstehen immer aus bereits bestehenden Netzwerken (Wolf 2007:23f.) und sind dadurch so verwoben, dass der Anfangspunkt oder die Gründe für die darin stattfindenden Handlungen oftmals verborgen bleiben (Bogic 2010:182). Grundsätzlich werden diese aber über zwei Beobachtungsperspektiven gebildet: die Verfolgung der

76 Akteur_innen und der sogenannten Übersetzungen, durch die die Akteur_innen definiert werden (Schulz-Schaeffer 2000a:198). Unter Akteur_innen versteht Latour jemanden bzw. etwas, der/das agiert oder dem eine Aktivität aufgetragen wurde (Latour 2007:81; Bogic 2010:181). Eine Übersetzung kann jegliche Handlung sein, die dazu dient, den im Netzwerk involvierten Akteur_innen ein gemeinsames Interesse aufzuprägen, um sicherzustellen, dass alle im Sinne der Netzwerkziele agieren (vgl. Buzelin 2005:196f.). Bei der ANT geht es jedoch nicht um Machtbeziehungen, die Akteur_innen sind keine Marionetten, die zum Handeln gebracht werden sollen, sondern sind im Netzwerk lediglich „existenter“, je mehr Verknüpfungen und Handlungsanweisungen sie aufweisen können (Latour 2007:368). Akteur_innen werden zu jedem beliebigen Zeitpunkt dazu gebracht, einem oder mehreren bestimmten Netzwerk(en) anzugehören (ibid.:51). Die Akteur_innen sind daher ständigem Wandel ausgesetzt und vom Verhalten anderer Akteur_innen oder Aktanten abhängig (Schulz-Schaeffer 2000a:198f.), wodurch sie auch selbst destabilisiert werden können (Latour 2018/1995:122). Damit zeigt Latour auch, dass Handlungen nie allein vollzogen werden, sondern Akteur_innen kollektiv agieren. Vorhersagen über das Verhalten der Akteur_innen können dabei jedoch nicht getroffen werden, Netzwerkstruktur und -dynamik sollen lediglich beschrieben werden (Buzelin 2005:196ff.; Latour 2007:77).

Das Netzwerk selbst ist dabei das Werkzeug zur Beschreibung des Beobachteten, mit dem die „Handlungsspuren“ der Akteur_innen repräsentiert werden (Bogic 2010:182). Indem den Akteur_innen bzw. Übersetzungen gefolgt wird, kann bestimmt werden, wie ein Akteur bzw. eine Akteurin durch geeignete Übersetzungen ein Netzwerk von Akteur_innen vereint und aufrechterhält oder wie der Aufbau eines bestimmten Netzwerkes verhindert wurde (Schulz-Schaeffer 2000a:199f.).

Damit Netzwerke entstehen können und stabil sind, müssen die Übersetzungen im Netzwerk ein gewisses Maß an Konvergenz und Irreversibilität erwirken. Konvergenz bedeutet, dass sich die Akteur_innen erwartungsgemäß verhalten. Je größer die Konvergenz eines Netzwerkes ist, desto stärker ist die Zusammenarbeit unter den Akteur_innen. Irreversibilität hingegen bezeichnet die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Akteur_innen gegenüber Veränderungen (im Sinne von Übersetzungen), die das Netzwerk schwächen könnten. Konvergenz und Irreversibilität entstehen durch den Prozess des Enrolment, bei dem zwischen den Akteur_innen „Verhandlungen“ stattfinden, im Zuge derer Interessen und Ziele formuliert oder abgeändert, Handlungsabläufe aufgestellt oder aufgelöst und Akteur_innen entweder neu eingeführt, umdefiniert oder ausgeschlossen werden (Callon

77 1986:211ff.; Latour 2007:98). Die Netzwerkverbindungen sind nämlich nur dann stabil, wenn die Akteur_innen die ihnen zugeschriebenen Rollen akzeptieren (Schulz-Schaeffer 2000a:190). Die Definition und Verteilung von Rollen bzw. Funktionen ist das Ergebnis dieser Verhandlungen (Callon 1986:214), die somit Aufschluss über Netzwerkstruktur und -dynamik geben und diese auch verändern können (Wolf 2007:23). Hat sich ein Netzwerk als Resultat einer Abfolge von Übersetzungen stabilisiert, werden auch die meisten Handlungen der Akteur_innen zu gewohnten, verinnerlichten Tätigkeiten (vgl. Schulz- Schaeffer 2000a:204).

Die Akteur-Netzwerk-Theorie ist vor allem aufgrund ihrer Abstraktheit und den oftmals als missverständlich erachteten Wortkreationen verschiedentlich in die Kritik geraten. So wird etwa festgestellt, der Ansatz sei nur schwer nachvollziehbar und nicht eindeutig genug. Viele Formulierungen würden zudem paradox erscheinen und somit die Ernsthaftigkeit einzelner Aussagen der Theorie infragestellen (vgl. Collins/Yearly 1992a:317).

Auch die theoretisch-methodologische und empirische Vorgehensweise der Akteur- Netzwerk-Theorie rief einige Kritik hervor. So betont Latour immer wieder die sogenannte „Infrareflexivität“, unter der er die Beobachtung und Beschreibung von Daten (hier Akteur_innen und Übersetzungen) versteht, bei der eigene Vorannahmen und Vorwissen ausgeblendet werden (Schulz-Schaeffer 2000b:132; Weyer 2014:281). Dies erlaube dem/der Forscher/in, Dinge selbst aufzudecken und das Beobachtete weitgehend erklärungsfrei festzuhalten (vgl. Latour 1988:170ff.).

Nicht nur Ashmore erachtet dieses Prinzip als „völlig unmöglich“ (1989:60), auch Schulz- Schaeffer (2000a:202) sieht in der Forderung der ANT, bei der empirischen Beobachtung des Datenmaterials auf sämtliche vorausgesetzte Annahmen zu verzichten, einen Widerspruch, da der Ansatz selbst stark auf folgenden Annahmen beruht: Auf der Annahme, dass Wissenschaft und Technik das Resultat von Prozessen des Netzwerkbildens sind, auf der Annahme, dass diese Aktivität in der aufeinander bezogenen (Re-)Definition von Elementen besteht, auf der Annahme, dass alle Elemente des Netzwerks inklusive natürlicher oder technischer Gegebenheiten als Aktanten am Aufbau des Netzwerks aktiv beteiligt sein kö nnen usw. (Ibid.:204).

Dies zeigt, dass die ANT in ihrem Anspruch auf Unvoreingenommenheit und somit in ihrer Kritik am sozialkonstruktivistischen Ansatz, der soziale Faktoren als gegeben hinnimmt und nicht ausreichend analysiert, nicht erkennt, dass dieser vermeintliche Selbstwiderspruch

78 ebenfalls auf sich selbst anwendbar ist (ibid.:202). Auch Collins und Yearly (1992b:379) gehen ausführlich auf die Kritik der ANT am sozialkonstruktivistischen Ansatz ein und kommen ebenfalls zu dem Schluss, die ANT würde damit Eigenkritik üben.

Aufgrund dieser vielfältigen Kritikpunkte und Widersprüchlichkeiten stellten Collins und Yearly (1992a:308) die Nützlichkeit des Ansatzes für eine empirische Beobachtung infrage. Dieser Überlegung schließt sich auch Schulz-Schaeffer an, der ebenfalls die Frage nach dem empirischen Bedeutungsgewinn aufwirft, wenn keine Unterscheidung zwischen Natürlichem, Technischem und Sozialem getroffen werde (2000a:204). Im Gegensatz zu anderen Kritiker_innen sieht er in dieser Vorgehensweise jedoch nicht nur einen Schwachpunkt, sondern gleichzeitig auch die Stärke des Ansatzes. Indem keine sozialen oder außersozialen Vorannahmen getroffen würden, erlaube die Theorie soziale, technische und natürliche Faktoren als voneinander abhängig zu behandeln (ibid.:195) und dadurch „wechselseitige Relationierungen zwischen Elementen betrachten zu können“ (ibid.:207).

Trotz der verschiedentlichen Kritik an der Akteur-Netzwerktheorie scheint die Methode für die nachfolgende Untersuchung dennoch geeignet zu sein, um translatorische Interaktionen im Spanischen Bürgerkrieg im Detail analysieren und rekonstruieren zu können. Die Akteur- Netzwerk-Theorie ermöglicht nicht nur den in einen Translationsprozess involvierten Akteur_innen zu folgen und Beziehungsgefüge aufzudecken, sondern auch wechselseitige Beeinflussung und Interaktionen zwischen den Akteur_innen zu erkennen, beschreiben und verstehen. Besonders interessant erscheint darüber hinaus vor allem der Fokus auf die Art und Weise, wie Handlungen ausgeführt werden (Bogic 2010:183). Indem untersucht wird, wie translatorische Handlungen durchgeführt bzw. Translator_innen auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg gearbeitet haben, können wertvolle Erkenntnisse über die Rolle von Translation in diesem Zeitraum gewonnen werden.

Die vorliegende Untersuchung basiert vorwiegend auf dem Lesen historischer Dokumente wie Tagebucheinträgen, Briefkorrespondenz oder Erinnerungsberichten und autobiografischen sowie biografischen Werken. Das Lesen und Analysieren dieses Datenmaterials kann als „Verfolgung“ der Akteur_innen und Übersetzungen verstanden werden, wodurch einerseits die Akteur-Netzwerke offenbart werden und andererseits nachgezeichnet werden kann, wie ein solches Netzwerk durch geeignete Übersetzungen entstanden ist und durch welche Handlungsmaßnahmen es aufrechterhalten wurde (Schulz-

79 Schaeffer 2000a:199f.). Der Bewegungs- und Handlungsverlauf der Akteur_innen wird somit schrittweise nachvollziehbar; die einzelnen Interessen, Ziele und Motivationen der Akteur_innen sind jedoch höchstens interpretativ auf der Basis von persönlichen Dokumenten wie Tagebüchern oder Briefen sowie biografischer Sekundärliteratur annehmbar. Dennoch stellen Erinnerungsberichte und ähnliche autobiografische Dokumente – wie bereits in Kapitel 3 erwähnt – eine wichtige Informationsquelle dar, durch die mehr über die Arbeits- und Lebensumstände von Translator_innen im Bürgerkrieg in Erfahrung gebracht werden kann (vgl. Maier 2007:9).

Abschließend soll noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, dass der Beobachtungsprozess keine „Echtzeit-Beobachtung“ darstellt, sondern retrospektiv auf der Analyse von rein schriftlichem Datenmaterial erfolgt und somit stark interpretativer Natur ist. Eine rückblickende Untersuchung erlaubt jedoch, jede Phase im Translationsprozess genau zu erfassen (vgl. Bogic 2010:180–183) und detaillierte Informationen im Hinblick auf Handlungsabläufe und Akteur_innen aufzudecken, die andernfalls übersehen werden könnten (Buzelin 2005:24). Auch wenn der Spanische Bürgerkrieg bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegt, lädt vor allem das nach wie vor große Interesse am Konflikt neben der Tatsache, dass eine systematische Aufarbeitung der Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeit nach wie vor ein Forschungsdesiderat darstellt, zu einer genaueren Untersuchung dieser ein, um etwaige „übersehene“ oder „versteckte“ Aspekte aufzudecken.

5.2. Männerspezifische translatorische Akteur-Netzwerke In den nachfolgenden Unterkapiteln sollen drei anglophone Translatoren und die spezifischen Netzwerke, in denen sie in ihrer Funktion als Sprachmittler während des Bürgerkrieges tätig waren, untersucht werden. Ziel dabei ist es, eine möglichst repräsentative Vergleichsbasis für die frauenspezifischen Netzwerke zu schaffen, die in Kapitel 5.3. näher aufgearbeitet werden. Die getrennte Untersuchung von Männern und Frauen ist einerseits durch ihre Tätigkeit in unterschiedlichen Bereichen bedingt und ermöglicht es andererseits, die jeweilige Spezifik im Hinblick auf ihre translatorischen Tätigkeiten herauszuarbeiten. Für die Auswahl der zu untersuchenden Männer waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Zunächst ließen sich im Hinblick auf ihre Funktion(en) und Tätigkeiten während des Bürgerkrieges am meisten translationsrelevante Textstellen eruieren. Ihre Biografien schienen außerdem im Hinblick auf ihre Tätigkeitsbereiche vor und während des Bürgerkrieges am besten für einen Vergleich mit den weiblichen Translatorinnen geeignet.

80 Schließlich wurde auch darauf geachtet, jedes englischsprachige Land, aus denen Translatoren bekannt sind, sowie verschiedene Handlungsbereiche zu repräsentieren, um wiederum eine möglichst breitgefächerte Vergleichsgrundlage zu schaffen. Es sei vorab dennoch darauf hingewiesen, dass aufgrund der nicht immer ausreichend ausgewogenen Datenlage die nachfolgenden Analysen nur einen eher oberflächlichen Einblick in den Arbeitsalltag der Translatoren zulassen.

5.2.1. Arnold Jeans, Großbritannien Arnold Jeans reiste Ende 1936 von Manchester aus nach Spanien. Über seine Herkunft und Tätigkeiten vor dem Spanischen Bürgerkrieg ist relativ wenig bekannt. Verschiedene Quellen lassen jedoch die Annahme zu, dass er von Osteuropa oder Skandinavien aus nach Großbritannien emigriert war. In einer Textstelle wird beispielsweise vermutet, dass Jeans russischer, lettischer oder polnischer Herkunft war: His [Lorrimer Birch] best friend in Barcelona was Arnold Jeans. […]; he spoke English with a slightly foreign accent – and he spoke five other languages as well. No one knew for certain whether he was a Russian or a Latvian or a Pole.5 (Romilly 1971/1937:43f.)

Auch in einer anderen Quelle wird er als gebürtiger Lette beschrieben: On return to their billet Romilly was taken aside by Arnold Jeans, the Latvian leader of the English-speaking group […]. (Baxell 2012:111)

In einem letzten Textbeispiel im Hinblick auf seine Herkunft wird hingegen angenommen, dass er aus Finnland stammte: Very cultured and polite, Jeans seemed to have no place whatsoever in war. A refugee from the Russian revolution, he was from Finland, I think, he came to England. (Buckley 2013:278)

Obwohl Jeans kein gebürtiger Brite zu sein schien, ist er für die Untersuchung der anglophonen translationsrelevanten Netzwerke von Relevanz, da er einerseits nach Großbritannien emigriert war und auch von dort aus nach Spanien ging und er andererseits über die Dauer des Bürgerkrieges hauptsächlich in englischsprachigen Einheiten bzw. an der Seite anglophoner Freiwilliger im Einsatz war. Gemeinsam mit Clem Beckett, einem politischen Aktivisten, war Jeans auch einer der ersten Freiwilligen, die Ende 1936 von Großbritannien aus nach Spanien kamen (Bellamy/Martin/Saville 1993:8; Hopkins 1998:338). Zudem beherrschte er sechs Sprachen fließend (Baxell 2001:132), darunter Russisch, Englisch, Deutsch, Spanisch und Polnisch (vgl. Romilly 1971/1937:56, 61, 92).

5 In den folgenden Unterkapiteln werden für die Argumentation wichtige Informationen in den Textpassagen fett hervorgehoben.

81 In manchen Erinnerungsberichten werden sogar acht Sprachen erwähnt (Scott 2009:78), die während Jeans’ Zeit in Spanien vielfältig zum Einsatz kamen.

Bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges war Arnold Jeans der Kommunistischen Partei beigetreten. Seine Teilnahme am Konflikt war darüber hinaus auch durch die schlechte Arbeitsmarktsituation und die steigende soziale Unzufriedenheit in Großbritannien motiviert. Im Konflikt in Spanien sah er den Kampf der britischen Arbeiterschaft für eine bessere Zukunft, die auch er durch eigenes Handeln Realität werden lassen wollte (vgl. Hopkins 1998:338).

Nach Jeans’ Ankunft in Spanien war er zunächst rund 50 Kilometer von Madrid entfernt in Madrigueras stationiert, wo sich das Hauptquartier der 1. britischen Kompanie befand, die gegen Ende 1936 zu einem Bataillon erweitert und als solches Teil der XV. Internationalen Brigade wurde (Bellamy/Martin/Saville 1993:8; siehe auch Kapitel 2.2). Kurz darauf wurde Jeans aufgrund seiner Fremdsprachenkenntnisse jedoch zum Leiter einer kleinen Gruppe englischsprachiger Soldaten im 3. Zug des deutschsprachigen Thälmann-Bataillons (XII. Internationale Brigade) ernannt (International Brigade Memorial Trust 2015c): With a dozen Flemings and a few Germans we formed the 3rd Zug of the 1st Company. The Zug leader was a tall, tough Prussian […], called Paul, and above him was the Company Commander, Max, […] even more of a Prussian. Jeans was our interpreter. He told us: “Paul wants me to act as a temporary leader of the English group in view of language difficulties. […].” (Romilly 1971/1937:54f.)

Ab diesem Zeitpunkt agierte er neben bzw. in seiner Führungsrolle auch als Dolmetscher: At both company and zug level the commanders were Germans, though the zug was divided into two smaller groups of ten men which were both British led: one by Arnold Jeans from Manchester who, fluent in six languages, also acted as interpreter. (Baxell 2001:132)

Die beiden Textstellen unterstreichen einerseits die Notwendigkeit von sprachkundigen Personen im Bürgerkrieg, anderseits wird daran auch im Latourschen Sinn ein Prozess des Enrolment6 evident, da ein neuer Akteur im Zuge von Verhandlungen in ein Netzwerk eingeführt wird. Jeans, der zunächst als Kämpfer Teil des Akteur-Netzwerkes der 1. britischen Kompanie war, tritt kurz darauf in ein anderes Akteur-Netzwerk ein, wobei er eine neue Funktion, nämliche jene des Gruppenführers, übernimmt. Mit dem Eintritt in dieses Netzwerk akzeptierte er nicht nur seine Rolle als Verantwortlicher, sondern auch jene

6 Alle auf die Akteur-Netzwerktheorie von Latour bezogenen Kategorien sind in weiterer Folge kursiv gesetzt.

82 des Dolmetschers. Jeans’ sprachliche Vorkenntnisse wurden dabei nicht nur in einer für ihn neuen Funktion eingesetzt, sondern auch immer wieder in einen neuen Kontext übersetzt, wie die verschiedenen Dolmetschsituationen zeigen werden. In der nachfolgenden Textstelle agierte er beispielsweise als Sprachmittler zwischen seinen (meist deutschsprachigen) Vorgesetzten und den englischsprachigen Gruppenmitgliedern: Paul rapped on the doors and shouted furiously in German. We smiled, so Jeans came back to interpret the message that anyone who was drunk from now on would be shot. (Romilly 1971/1937:56)

An diesem Beispiel zeigt sich sowohl die Doppelfunktion, die Jeans im Netzwerk des Thälmann-Bataillons innehatte, als auch die Übersetzung von Kompetenzen in einen anderen Kontext, da Jeans zunächst Anweisungen in einer Sprache erhielt und diese dann nicht nur in einer anderen Sprache, sondern auch in einer anderen Position an seine ihm unterstehenden Kameraden weitergab. Durch Weitergabe bzw. Dolmetschung der Mitteilung wurde sichergestellt, dass sich die Akteure erwartungsgemäß verhielten und im Sinne der Netzwerkziele agierten. Dies bedeutet also, dass die Konvergenz im Netzwerk wiederhergestellt und somit die Stabilität des Netzwerkes aufrecht erhalten wurde. Ähnliches ist anhand folgender Textstelle zu beobachten: [Lorimer] Birch was furious at the thing being discussed, and said it would give us a bad reputation among the Germans. Jeans looked tired and said little. He had come to interpret to us the new orders about leaving for Madrid. (Romilly 1971/1937:91)

Neben der erstmalig thematisierten Erschöpfung Jeans’ zeigt sich wiederum, dass sich seine Rolle im Akteur-Netzwerk änderte und damit Konvergenz und Stabilität erwirkt wurden, indem im Zuge eines Enrolment-Prozesses neue Ziele bzw. Handlungen bestimmt wurden.

Im Laufe des Konfliktes war Jeans durch seine Doppelfunktion einer zunehmenden Belastung ausgesetzt. So trat er einerseits in seiner Funktion als militärische Führungskraft selbst bei Besprechungen oder vor seiner Gruppe auf und machte dabei von seinen Sprachkenntnissen Gebrauch oder agierte in derselben Position auch als Dolmetscher. Seine multiplen Rollen macht vor allem nachfolgende Textstelle anschaulich: Jeans was working nearly a twenty-four hour day, disappearing for conferences with the staff, then doing an hour’s interpreting in German or Polish or Yugoslavian. (Romilly 1971/1937:61)

Das nächste Beispiel zeigt hingegen, wie seine Fremdsprachenkenntnisse in seiner Funktion als militärische Führungskraft zum Einsatz kamen:

83 We saw Alex, our German commander, talking to Arnold Jeans at the end of the road. […] He and the German commander came walking down the road, talking in German. (Scott 2009:78)

Auch, wenn nicht alle eben aufgezeigten Tätigkeiten in direktem Zusammenhang stehen, wird dennoch evident, dass Jeans sowohl als Gruppenleiter bei Besprechungen sowie bei einfachen Gesprächen als auch als Dolmetscher im Rahmen des Netzwerkes handelte und dabei in seiner jeweiligen Funktion vor allem in Verhandlungen (Enrolment-Prozesse) im militärischen Kontext eingebunden war. Die Tatsache, dass die battalionsinterne und - übergreifende Kommunikation im Zuge dieser Verhandlungen nur mithilfe sprachkundiger Personen abzuwickeln war, demoralisierte die Kämpfer zunehmend und gefährdete dadurch in weiterer Folge auch die Stabilität des Netzwerkes, da einerseits der Wille, sich für das Netzwerkziel einzusetzen, schwand und andererseits die Zusammenarbeit (Konvergenz) unter den verschiedensprachigen Akteuren abnahm: It was not simply the intensity of the fighting that was undermining their morale. Another concern was the language barrier, which isolated the English-speakers from their German comrades. This problem transcended their small unit. Very often, when liaison was needed between the Thälmann and the French battalions, the messages had to be translated from German into English by [Arnold] Jeans, and then from English into French by [Esmond] Romilly. (Haycock 2012:123f.)

Ein Beispiel für einen „akteurbezogenen“ Enrolment-Prozess stellt eine Gruppensitzung dar, bei der Arnold Jeans als Dolmetscher im Zentrum der Verhandlungen zwischen den Akteur_innen stand: “Before we finish”, said [Lorimer] Birch, “[…] Jeans has just said he will communicate to the Germans that the English Group thinks we ought to have a rest. […].” Babs shouted: “[…] Jeans only does his best and he’s got his work cut out already, having to translate as well as give the orders. […].” Birch was amazed himself at the outburst. He told me he thought Jeans was being a bit difficult, in not translating everything. […] Not unnaturally, he objected to having to give everyone’s complaint in German, when he himself didn’t agree with it. Chris was the only other person who could speak German, but not fluently. […] In the morning there had been a heated discussion about the action, and we all stood up to listen and take part; but every time Jeans or Chris began to translate a few sentences, there would be a loud “Sh-sh”, to allow another German to step forward and say what he thought. (Romilly 1971/1937:92)

In diesem Textausschnitt fallen mehrere Aspekte auf. Zunächst wird durch die Aussage „[...] having to translate as well as give the orders“ erneut die Doppelrolle bzw. -belastung Jeans’ betont. Damit zeigt sich – wie auch in den vorherigen Textausschnitten –, dass er durch diese Mehrfachrolle die Stabilität des Akteur-Netzwerkes aufrecht hielt. Wie auch eingangs beschrieben, erhielt er in seiner Funktion als Gruppenverantwortlicher Anweisungen von seinen Vorgesetzten, die er als Gruppenleiter dann selbst weitergab, indem er als

84 Dolmetscher agierte. Nur so konnte gewährleistet werden, dass alle den Befehlen Folge leisteten und ihre spezifischen Funktionen erfüllen konnten, die dem Netzwerkinteresse dienten.

Im weiteren Verlauf des Textausschnittes zeigte sich jedoch, dass Jeans nicht immer alles Gesagte zu dolmetschen schien, wodurch er folglich die Verfolgung der Netzwerkziele und somit die Stabilität des Netzwerkes gefährdet hätte, indem er Informationen unterschlug, die er persönlich als nicht nötig erachtete. Es könnte jedoch auch argumentiert werden, dass er gerade durch Auslassung von „stabilitätsgefährdenden“ Informationen, wie beispielsweise Kritik oder Beschwerden, die Konvergenz und Irreversibilität des Netzwerkes wahrte, da die Akteur_innen keinen Veränderungen ausgesetzt wurden und die Zusammenarbeit unter ihnen somit bestehen blieb.

Durch den frühen Tod von Arnold Jeans Ende Dezember 1936 (Baxell 2001:133) fällt die Analyse seiner translatorischen Tätigkeiten weniger umfangreich aus. Dennoch konnten auch auf Basis des bestehenden Datenmaterials aufschlussreiche Aspekte aufgedeckt werden. So bestätigte sich vor allem, dass sprachkundige Personen, die diese Fähigkeit beispielsweise mit militärischen, medizinischen oder administrativen Kompetenzen kombinieren konnten, im Bürgerkrieg besonders gefragt und gefordert waren (siehe auch Kapitel 3.2). Jeans war beispielsweise im militärischen Bereich nicht nur in einer Führungsposition, sondern auch als Dolmetscher tätig. Dabei kam er auch hauptsächlich mit anderen Akteur-Netzwerken im militärischen Bereich in Kontakt, wie beispielsweise dem Französischen Bataillon. Durch seine Doppelrolle, insbesondere jedoch durch seine Sprachkenntnisse, wurde er zum Bindeglied zwischen Führungskräften und Kämpfern. Vor allem die Konvergenz der hier beleuchteten Akteur-Netzwerke, durch die die Zusammenarbeit unter den Akteur_innen und somit die Erreichung Netzwerkziele gewährleistet war, konnte somit nur durch Jeans’ sprachmittlerische Handlungen sichergestellt werden.

Im nachfolgenden Kapitel werden am Beispiel eines kanadischen Translators nach dem militärischen Bereich ähnliche Funktionen im Kontext des Sanitätswesens analysiert.

85 5.2.2. Henning Sorenson, Kanada Henning Sorenson wurde am 14. Mai 1901 in Kopenhagen geboren. Dort war er bis 1922 im Bankwesen tätig, bevor er durch Europa, Afrika und Nordamerika reiste und in verschiedenen Ländern arbeitete. 1929 kam er schließlich in Montreal in Kanada an (Gordon 2014), wo er unter anderem auch als Journalist und Prozessdiener tätig war (Canadian Cultural History about the Spanish Civil War [2019]).

Sorenson ging 1936 nach Spanien, um als Mitglied des Canadian Committee to Aid Spanish Democracy (CASD) über die medizinische Versorgung vor Ort zu berichten (Rodríguez Espinosa 2018a:70; Gordon 2014) und die Ankunft eines medizinischen Hilfskomitees aus Kanada vorzubereiten (Wilson 1999:94). Ebenso war er anfangs als Korrespondent für die New Commonwealth, eine dänische Zeitung, tätig (Canadian Cultural History about the Spanish Civil War [2019]). Als der kanadische Arzt Dr. Norman Bethune, der sich im Bürgerkrieg vor allem durch mobile Bluttransfusionen und Notoperationen einen Namen machte, im November 1936 in Spanien eintraf, wurde Sorenson zu seinem obersten Assistenten – sowohl in administrativen als auch medizinischen Belangen – ernannt und aufgrund seiner Sprachkenntnisse auch zu seinem Dolmetscher bestimmt (Gordon 2014).

Das erste translationsrelevante Akteur-Netzwerk, in das Sorenson im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges eintrat, ist somit jenes des Canadian Medical Units, das aus dem CASD hervorgegangen war. Sorenson war bereits in Kanada Mitglied letzterer Organisation und wird zunächst in der Funktion des Berichterstatters nach Spanien geschickt. Mit der Ankunft von Norman Bethune wird Sorenson erst Teil des Canadian Medical Units und schließlich der Bluttransfusionseinheit (Canadian Cultural History about the Spanish Civil War [2019]), die sich wiederum aus dem Akteur-Netzwerk der medizinischen Hilfseinheit herausgebildet hatte.

Dem Eintritt Sorensons in dieses neue Akteur-Netzwerk ging ein Enrolment-Prozess voraus, im Zuge dessen er nicht nur als Akteur in das Netzwerk des Canadian Medical Units eingeführt wurde, sondern auch seine Funktionen bestimmt werden. Ähnlich wie Arnold Jeans kann er bestehende Kompetenzen in das neue Akteur-Netzwerk bzw. seine dortigen Rollen übersetzen. So profitierte er in seiner Funktion als Dolmetscher und Assistent vor allem von seinen bisherigen Erfahrungen als Berichterstatter für das CASD sowie seinen Sprachkenntnissen.

86

Insbesondere sprachliche Kompetenzen waren neben der medizinischen Arbeit für die Erreichung der Netzwerkziele von Bedeutung, da dadurch die Kommunikation mit den Patient_innen für eine korrekte Behandlung hergestellt werden konnte. Zu den Netzwerkzielen zählte vor allem die Rettung von möglichst vielen Menschenleben und die Gewährleistung einer raschen und frontnahen medizinische Versorgung, wie aus verschiedenen Berichten hervorgeht (siehe u.a. Wilson 1999:95). Die Notwendigkeit von Sprachmittlung zur Umsetzung der Netzwerkziele wird anhand des folgenden Beispiels veranschaulicht: “[T]here is a wounded man upstairs from the International Brigade and we can’t make out what nationality he is. He can’t speak English, French, Italian, Spanish, or German. […].” Sorenson and Bethune were looking for the wounded International. A pretty Spanish nurse shook her dark head and smiled when Bethune asked, “Where’s the man you can’t make understand?” “Oh, there’s lots of those.” (Zuehlke 1996:105) Auch eine andere Textstelle zeigt auf, wie abhängig Ärzt_innen, die über keine Sprachkenntnisse verfügten, von Dolmetscher_innen bzw. sprachkundigem Personal waren, da es oftmals nicht einmal möglich war, die banalsten Fragen, beispielsweise nach dem Wohlbefinden von Patient_innen, zu stellen: “Sorenson, come here.” At the name, the man turns his head slowly and from his swollen lips a question painfully comes. I [Bethune] can’t understand, but Henning breaks into a rapid strange speech. “Why, he’s Swedish. No wonder they can’t understand him.” […] „Feel better?“ Translation. A twist from his bruised lips is his reply. Henning bends over him with the anxious, distressed air of a father for his only child. They talk. […] “What did he say?” Sorenson, quiet, mournful and low: ‘He said, ‘ten days ago I was in Sweden. I have been in Spain three days. This was my first engagement, and now I am no more use to my comrades. I have done nothing for the cause.’” (Stewart/Majada 2014:98ff.)

Anhand dieser Beispiele wird, wie erwähnt, vorrangig die Sprachproblematik im Sanitätswesen sowie allgemein im Bürgerkrieg noch einmal deutlich. In der ersten Textstelle wird vor allem die Dringlichkeit, sprachkundige Personen vor Ort zu haben, aufgezeigt, weil eine korrekte und rasche Behandlung nur durch genaue Kommunikation möglich ist. Die Aufforderung „Sorenson, come here“ in der zweiten Textstelle veranschaulicht hingegen, dass Sorenson als Dolmetscher stets bereit sein musste und seine „Einsätze“ vermutlich häufig sehr spontan erfolgten. Seine Doppelfunktion als administrativer/medizinischer Assistent und Dolmetscher musste dabei bei jeder Anweisung neu definiert und somit auch seine Kompetenzen in einen jeweils anderen Kontext übersetzt werden.

87 Sorenson dolmetschte nicht nur zwischen Patient_innen und Ärzt_innen, sondern begleitete Bethune auch auf seinen Reisen durch Spanien oder ins Ausland, um sich ein Bild von der Lage in Krankenhäusern zu machen oder medizinische Ausrüstung zu besorgen (Wilson 1999:95f.) und vermittelte dabei auch zwischen Verantwortlichen des Canadian Medical Units, lokalen Krankenhausleiter_innen oder anderen Führungskräften: The three occupants of the little car were Canadians: Dr. Norman Bethune, Henning Sorenson and Hazen Sise. […] Sorenson, fluent in the Spanish language, had directed him about the great city, introduced him to the Spanish and international leaders, and translated their conversations. (Hoar 1969:49)

Die Mitarbeiter_innen in den Bluttransfusionseinheiten wurden von den Internationalen Brigaden als Held_innen gefeiert. Der Erfolg und die Rettung von so vielen Menschenleben wäre ohne sprachkundige Personen an ihrer Seite jedoch nicht möglich gewesen (Rodríguez Espinosa 2018a:70). Dies kann auch anhand obenstehender Textstelle festgestellt werden, da Bethunes „Mission“ und somit das Netzwerkziel der Lebensrettung und schnellen medizinischen Versorgung nur durch Sorensons Sprachkenntnisse umsetzbar waren, zumal Bethune nur dadurch mit internationalen Führungspersonen in Kontakt treten konnte.

Die Tatsache, dass Sorenson Bethune stets begleiten musste, machte jedoch Verhandlungen (Enrolment) über die Einführung einer weiteren Akteurin in das Netzwerk der Bluttransfusionseinheit notwendig, um auch in der Leitstelle der medizinischen Einheit die ständige Anwesenheit einer verantwortlichen Person zu gewährleisten (Stewart/Majada 2014:102f.) und somit die Stabilität des Netzwerkes zu wahren. Kajsa Rothman, eine Schwedin, die zunächst selbst als miliciana gekämpft hatte und später als Journalistin tätig war, wurde von Bethune erst als Sekretärin angeheuert, agierte im Netzwerk aufgrund ihrer Fremdsprachenkenntnisse aber bald auch als seine Dolmetscherin: In late December [1936], Bethune had invited her [Rothman] to move into the Instituto, ostensibly for the purpose of acting as his secretary. She performed rather well in that capacity and also became Bethune’s lover. Able to speak Spanish, she kept the administration of the Instituto functioning while Bethune, Sise, and Sorenson were away. (Stewart/Majada 2014:102f.)

Mit dem Eintritt von Kajsa Rothman in das Akteur-Netzwerk der Bluttransfusionseinheit wurde die Irreversibilität des Netzwerkes, also die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Akteur_innen gegenüber Veränderungen (Schulz-Schaeffer 2000a:199f.), stark auf die Probe gestellt, da es vor allem zu Spannungen zwischen ihr und Sorenson, dem ursprünglich alleinigen Dolmetscher, kam. Sorenson schien schrittweise von Rothman ersetzt zu werden, wodurch er seine Funktion im Netzwerk nicht mehr vollständig ausüben konnte und somit

88 als Akteur geschwächt bzw. umdefiniert wurde. Auch Bethunes Verhalten veränderte sich durch seine Liebesbeziehung zu Rothman stark, was wiederum zu Spannungen mit Sorenson führte: The other Canadian concerned about Bethune’s behaviour was Henning Sorenson, whose disillusionment had been building for some time. He had felt privileged to be Bethune’s interpreter. But he took an instant to dislike Kajsa Rothman and was upset when she began to act as interpreter whenever she and Bethune were together. Extremely sensitive and easily hurt, Sorenson was jealous. He began to turn against Bethune. He could not accept that, as a dedicated Party member, Bethune allowed his personal interests, especially bourgeois diversions such as sex and drinking to excess, to interfere with his commitment to the cause. Finally, he reached the conclusion that Bethune was not performing as a loyal Party member and must be replaced. (Stewart/Majada 2014:112)

Diese Textstelle zeigt, dass die Instabilität im Netzwerk vorrangig durch Rollenverschiebungen hervorgerufen wurde. Rothman destabilisierte einzelne Akteur_innen, allen voran Norman Bethune und Henning Sorenson. Mit dem Eintritt Rothmans verschoben sich Bethunes Interessen als Akteur, wodurch die Konvergenz im Netzwerk geschwächt wurde. Auch Sorensons Zwistigkeiten mit Rothman und Bethune verringerten die Konvergenz und deuteten sogar auf einen angestrebten Ausschluss Bethunes hin, der sich im „Wunsch“ Sorensons nach einem Ersatz für Bethune zeigt.

Doch nicht nur Bethune, sondern auch Sorenson selbst stand durch die Präsenz von Kajsa Rothman vor einem potentiellen Ausschluss aus dem Netzwerk. So wurde seine Rolle zunächst nur umdefiniert, da ihn Rothman als neue Sekretärin nur in administrativen Belangen ersetzte und er seine Dolmetscherrolle – vor allem bei „externen“ Einsätzen – vorerst beibehielt. In weiterer Folge wurde Rothman jedoch auch als Dolmetscherin Vortritt gewährt, wodurch Sorenson im Netzwerk an Bedeutung verlor. Dadurch, dass Rothman die Funktionen Sorensons übernahm, war das Akteur-Netzwerk zwar kurzzeitig aufgrund von Rollenverschiebungen und den dadurch generierten Spannungen in seiner Stabilität gefährdet, wurde aber letztendlich nicht wirklich destabilisiert, da dieselben Positionen (Administration und Sprachmittlung) besetzt blieben, die sich zur Wahrung der Stabilität und zur Erreichung der Netzwerkziele als notwendig erwiesen hatten. Das Netzwerk wies somit weiterhin das richtige Maß an Irreversibilität auf, obwohl die Konvergenz, also die Zusammenarbeit unter den Akteur_innen, kurzzeitig gestört war. Durch die Übernahme von Sorensons Rollen konnte das Akteur-Netzwerk jedoch auch mit seinem Austritt weiterhin funktionieren. Sorenson kehrte im Herbst 1937 wieder nach Kanada zurück (Canadian Cultural History about the Spanish Civil War [2019]).

89

Die Analyse von Sorensons translatorischer Tätigkeit im Bürgerkrieg hat ebenfalls gezeigt, dass Translatoren in den jeweiligen Akteur-Netzwerken verschiedene Rollen annahmen oder sogar gleichzeitig mehrere Funktionen erfüllten. Sorenson kam als Assistent und Dolmetscher Bethunes hauptsächlich mit Akteur_innen im medizinischen und administrativen Bereich in Kontakt. Seine Arbeitsorte änderten sich dabei durch die Reisen mit Bethune sowie durch die Frontverschiebungen, auf die medizinische Einheiten schnell reagieren mussten. Nichtsdestotrotz stand immer das Ziel der Bluttransfusionseinheit des Canadian Medical Aid Units sowie das übergeordnete Interesse am Sieg über den Faschismus im Vordergrund des Handelns. Konvergenz und Irreversibilität im Netzwerk konnten auch in diesem Fall meist erst durch Sprachmittlung gewährleistet werden, da ohne Kommunikation keine Netzwerkinteressen und -ziele verhandelt und umgesetzt werden konnten. Darüber hinaus zeigte sich in dieser Analyse erstmals eine Destabilisierung von Akteur_innen im Netzwerk, die aufgrund der Nachbesetzung der entsprechenden Positionen jedoch nicht zu einer Auflösung des Netzwerkes führte.

Die Destabilisierung von Akteur_innen in einem translationsrelevanten Netzwerk soll auch im nachfolgenden Kapitel am Beispiel des US-amerikanischen Dolmetschers Joseph Dallet aufgezeigt werden.

5.2.3. Joseph Dallet, USA Joseph (Joe) Dallet wurde 1907 in New York als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. 1927 schloss er sein Studium an der Darmouth University ab, verlor jedoch das Interesse an der Wissenschaft und begann zunächst bei einem Versicherungsunternehmen zu arbeiten. Als er ein Jahr später mit der Arbeiterbewegung in Berührung kam, beschloss er trotz seines akademischen Abschlusses als Hafen- und Minenarbeiter seinen Lebensunterhalt zu verdienen (Abraham Lincoln Brigade Archives 2014b). 1928 unternahm er außerdem eine Reise durch Europa und trat im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 der US-Amerikanischen Kommunistischen Partei (CPUSA) bei, in der er hauptamtliches Mitglied wurde. Als solches war er beispielsweise immer wieder in die Organisation von Demonstrationen involviert und unter anderem auch am Aufbau der Steel and Metal Workers‘ Union beteiligt (Simkin 2014).

Bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges wollte sich Dallet umgehend dem Abraham- Lincoln-Bataillon anschließen; die Partei bestand jedoch auf seinen Verbleib in den USA,

90 weil seine Parteifunktion im Inland als wichtiger erachtet wurde. Erst als die Republikaner nach der Schlacht am Jarama große Niederlagen einstecken mussten, wurde er gemeinsam mit 22 bis 25 anderen Freiwilligen nach Spanien geschickt (ibid.; Nelson 1987:66). Die Gruppe wurde an der Grenze zu Spanien in Frankreich gefangen genommen und konnte erst drei Wochen verspätet die Pyrenäen überqueren. Am 1. Mai 1937 kamen die US- amerikanischen Freiwilligen schließlich in Albacete an, von wo aus Dallet zunächst dem US-amerikanischen Lincoln-Bataillon unter der Leitung von Robert Merriman zugewiesen wurde. Kurz darauf ernannte man ihn jedoch zum politischen Kommissar des kanadisch- dominierten MacKenzie-Papineau-Battaillons (Simkin 2014), was unter anderem vermutlich auf seine Fremdsprachenkenntnisse zurückgeführt werden kann, wie aus den im Laufe des Kapitels angeführten Textstellen ersichtlich wird.

Seine Fremdsprachkenntnisse ließen Dallet bereits auf der Reise nach Spanien eine Führungsrolle übernehmen, wie , ein US-amerikanischen Freiwilliger, beschreibt: There were twenty-five men leaving in our group, of which Joe Dallet, who spoke French, was the leader. (Nelson 1987:66)

Auf der Reise durch Frankreich agierte Dallet nicht nur als Leiter der Gruppe, sondern auch als Dolmetscher in verschiedensten Situationen, wie beispielsweise bei der Lebensmittelbeschaffung: Joe was talking French to the man who stood at the tiller. From time to time he paused to translate hastily. (Nelson 1987:70)

Auch als die Freiwilligen von einem französischen Patrouille-Bott angehalten wurden, profitierten die anderen Kameraden von seinen Sprachkenntnissen: The French comrade, seated casually on the hatch cover, answered questions shouted at him from the patrol boat. Joe whispered translations. […] Then we heard a voice from the patrol boat. “What’s he saying, Joe? What’s he saying?” “They want to know what cargo’s being carried”, Joe whispered. “Furniture, he says, furniture.” Joe listened intently. (Nelson 1987:71f.)

Eine noch wichtigere Rolle erfüllte Dallet jedoch, als die Freiwilligen nach ihrer Gefangennahme verhört wurden und auf einen Dolmetscher angewiesen waren: „Wohin wollt ihr mit uns? Was soll das Ganze?“ [...] „Zum ersten Verhör. Es ist so angeordnet.“ „Geht Joe mit?“ „Nein. Das ist nicht angeordnet worden.“ „Sage ihm, wir würden ohne Joe als unseren Dolmetscher nicht gehen.“ „Es ist ein Dolmetscher da. Von Amts wegen. Euer Rechtsanwalt wird auch da sein.“ „Der Rechtsanwalt kann nicht Englisch. Und der Dolmetscher wird unser Englisch nicht verstehen. Wir sprechen das Englisch der Arbeiterklasse. Wir wollen Joe mithaben!“ [...]

91 „Dallet“, bat er [Gefängnisdirektor] „sagen Sie ihnen, dass sie mitkommen sollen. Ich beschwöre Sie, von Mann zu Mann, sagen Sie’s ihnen. Der Dolmetscher ist ein ehrenwerter Mann. [...]“. (Nelson 1955:62)

Die Textstellen zeigen, dass nicht nur Führungspersonen, sondern auch andere Freiwillige stark auf sprachkundige Personen angewiesen waren. Letztere erfüllten dabei meist – wie auch bereits in den vorherigen Kapiteln gezeigt wurde – eine Doppelfunktion, indem sie aufgrund ihrer Fremdsprachenkenntnisse auch als Verantwortliche für eine Gruppe agierten.

Eine solche Doppelrolle nahm Dallet auch zeitweise in Spanien an. Als die Gruppe Freiwilliger im Mai 1937 nach ihrer dreiwöchigen Inhaftierung in Frankreich in Albacete ankam, trat Dallet zunächst als freiwilliger Kämpfer in das Akteur-Netzwerk des US- amerikanischen Abraham-Lincoln-Bataillons ein. Kurze Zeit später wurde er in ein anderes Akteur-Netzwerk eingeführt und akzeptierte dabei eine neue Rolle als politischen Kommissar des MacKenzie-Papineau-Bataillons. Da dieses Bataillon kanadisch dominiert war und somit nicht nur Englisch, sondern auch Französisch gesprochen wurde, ist – wie bereits angemerkt – anzunehmen, dass Dallet diese Rolle vor allem aufgrund seiner Sprachkenntnisse zugewiesen wurde, womit sich auch wiederum bestätigt, dass eine Kombination von Kompetenzen im Bürgerkrieg stark gefragt war (siehe Kapitel 3.2).

Dallet agierte somit wiederum nicht nur in einer leitenden Funktion, sondern immer wieder auch als Dolmetscher für seine Kameraden bzw. die ihm unterstehenden Kämpfer sowie für andere Verantwortliche (siehe v.a. Nelson 1955; Nelson 1996; Eby 2007). In seiner Rolle als politischer Kommissar und Sprachmittler kam er während des Bürgerkrieges vorrangig mit anderen Akteur-Netzwerken im militär-politischen Bereich in Kontakt, wie beispielsweise bei Besprechungen zwischen Verantwortlichen: „Um Mitternacht ist eine Versammlung angesetzt. Die ganze Kompanie mit Ausnahme der Posten. Du kannst zu den Männern sprechen.“ Die Versammlung wurde sofort eine Frage-und-Antwort-Sitzung, wobei Joe die Antworten gab. (Nelson 1996:78)

Ein weiteres Beispiel im Kontext einer Besprechung zeigt, dass Dallet seine Rolle in den jeweiligen Akteur-Netzwerken immer wieder neu definieren musste. So war er entweder selbst Dolmetscher oder wurde in seiner Funktion als Kommissar bedolmetscht: Johnny [Gates] sagte: „Höre zu, es gibt noch eine Sitzung; ich möchte gern, daß [sic] du daran teilnimmst [...].“ Joe hörte blinzelnd zu, während der Dolmetscher Johnnys Worte dem Kommissar übersetzte und umgekehrt. (Nelson 1955:106)

92 Die beiden Textstellen bestätigen, dass Akteur_innen gleichzeitig in mehreren Netzwerken agieren können und dadurch ständigem Wandel ausgesetzt sind (Schulz-Schaeffer 2000a:198f.). Ihre Funktionen können demnach auch divergieren. Die Textstellen zeigen auch, dass Dallet im Bürgerkrieg trotz seiner sprachmittlerischen Tätigkeiten vorrangig als politischer Kommissar und nicht als Translator wahrgenommen wurde. Ähnlich wie Arnold Jeans schien er vor allem selbst von seinen Sprachkenntnissen zu profitieren, indem ihm dadurch nicht nur eine Führungsrolle zugewiesen wurde, sondern er auch selbst direkt mit anderen Führungskräften kommunizieren konnte. Durch seine sprachlichen Kompetenzen hatte er in seiner Position darüber hinaus die Möglichkeit, selbst die Umsetzung der Netzwerkziele, die vor allem militärstrategisch orientiert waren, sicherzustellen.

Auffallend ist dabei, dass die anderen Akteure im Netzwerk seine Führungsrolle ablehnten, wodurch ein neuer Prozess des Enrolment initiiert wurde, im Rahmen dessen die Akteure den Ausschluss Dallets aus dem Netzwerk verhandelten: Joe Dallet was battalion commissar and it seems that during the training period he had been a strict disciplinarian, rubbing many of the men the wrong way. On the eve of the battalion’s first action, the Brigade staff met to discuss whether Joe should not be removed from his post because of his unpopularity. He was not removed. But he had been very hurt over the criticism and determined to prove himself the next day. (Gates 1958:51)

Auch in einer anderen Textstelle ist vor allem Dallets Verhalten für Verhandlungen über seinen Ausschluss aus dem Netzwerk ausschlaggebend: No one detected the change in Joe Dallet more quickly than the men in the Mac- Paps. They were mystified by his mercurial behavior bullyragging and threatening one moment and fawning and apologizing the next. His tantrums may have derived from his upbringing as a spoiled child, alien to most of the men. Whenever his followers failed to gratify his need to be worshipped, Dallet could become ruthless and irrational. No one ever doubted that he drove himself harder than the men he commanded, but often his instructional devices smacked of nursery games. (Eby 2007:233)

Während in der ersten Textstelle der Ausschluss Dallets debattiert wurde, steht in einer anderen eher die Umdefinierung seiner Rolle im Vordergrund der Verhandlungen: [A] percentage of the men openly declare that dissatisfaction with Joe Dallet and there is some talk of removal. […] At some future time it might be necessary to move Dallet to a less important position. (Eby 2007:245)

Wie aus der ersten Textstelle hervorgeht, wurde Dallet nicht aus dem Akteur-Netzwerk ausgeschlossen. Die Diskrepanzen zwischen ihm und den anderen Akteuren im Netzwerk stärkten einerseits die Konvergenz, da die Akteure gemeinsam gegen Dallet auftraten,

93 gefährdeten andererseits jedoch die Irreversibilität des Netzwerkes, da die Akteure den Veränderungen – in diesem Fall den ständigen Verhaltensänderungen Dallets – nicht mehr standhalten wollen.

Im September 1937 erfolgte eine letzte Warnung an Dallet, die er zum Anlass nehmen wollte, um den anderen noch einmal seine Führungskompetenzen zu beweisen. Kurz darauf fiel er jedoch im Kampf (Gates 1958:51; Simkin 2014).

Trotz der wenigen explizit translationsbezogenen Textstellen während des Bürgerkrieges stellt Dallet im Vergleich zu den zuvor analysierten Translatoren einen ebenso aufschlussreichen Fall dar. So wurde er im Gegensatz zu diesen während seiner Zeit in Spanien von den anderen Akteur_innen bewusst destabilisiert und fast aus dem Netzwerk ausgeschlossen. Auch schien er nicht als Sprachmittler, sondern nur als unbeliebter Anführer wahrgenommen zu werden, womit sich einerseits wiederum zeigt, dass Translatoren situationsbedingt nicht immer in derselben Funktion agierten. Andererseits bestätigt sich dadurch die Annahme, dass translatorische Handlungen in der Literatur oftmals genau aufgrund der für Translator_innen charakteristisch zu scheinenden Rollenvielfalt keine Erwähnung finden, da ihnen dadurch keine eindeutige Funktion zugeordnet werden konnte (siehe Kapitel 3.2). Nur auf der Reise nach Spanien, also zu Beginn seiner Teilnahme am Bürgerkrieg, wurde Dallet aufgrund seiner translatorischen Kompetenzen als Gruppenleiter akzeptiert und auch explizit als Dolmetscher wahrgenommen. Als solcher wurde er sogar als „ehrenwerter Mann“ (Nelson 1955:62) bezeichnet. Im situationsspezifischen Kontext ist die Akzeptanz von und Einstellung gegenüber Dallet jedoch vermutlich auf die starke Notwendigkeit der Sprachmittlung für die anderen Kameraden zurückzuführen.

Zusammenfassend weisen die untersuchten anglophonen Translatoren einige Gemeinsamkeiten auf. Zunächst bestätigte sich, dass sie nicht bereits in dieser Funktion nach Spanien gingen, sondern im Verlauf des Bürgerkrieges mehr oder weniger spontan auch als Sprachmittler zum Einsatz kamen und dabei hauptsächlich in militärischen und administrativen Bereichen agierten (siehe Kapitel 4.2). Ursprünglich reisten zwei der Männer, Arnold Jeans und Joseph Dallet, (5.2.1 und 5.2.3) als freiwillige Kämpfer nach Spanien, während Henning Sorenson (5.2.2) im Rahmen einer Hilfsorganisation nach Spanien kam. Im Laufe des Konfliktes nahmen jedoch alle drei in den spezifischen Netzwerken andere Funktionen ein. So fungierten Jeans und Dallet in einer militärischen

94 Führungsposition, während Sorenson als Assistent und Dolmetscher im medizinischen Bereich tätig war. Gemein ist den untersuchten Translatoren jedoch, dass sie vorwiegend aufgrund der Kombination ihrer Kompetenzen (militärisch, administrativ, sprachlich etc.) in die jeweiligen Netzwerke eingeführt wurden und innerhalb dieser in multiplen Rollen agierten. Durch Übersetzung ihrer Kompetenzen im Latourschen Sinn, insbesondere ihrer Sprachkenntnisse in die jeweiligen spezifischen Handlungsbereichen stellten sie Konvergenz und Irreversibilität in den Netzwerken sicher. So konnten sie durch translatorische Handlungen (= Übersetzungen) einerseits gewährleisten, dass alle Akteur_innen im Sinne des Netzwerkinteresses agierten (vgl. Buzelin 2005:196f.) und andererseits die Zusammenarbeit (= Konvergenz) sowie Widerstandsfähigkeit der Akteur_innen (= Irreversibilität) stärken und somit die Stabilität der Netzwerke sicherstellen. In zwei Fällen (siehe 5.2.2 und 5.2.3) zeigte sich jedoch auch, dass die Translatoren durch ihre Zugehörigkeit zu mehreren Netzwerken ständigem Wandel ausgesetzt waren und dadurch auch selbst destabilisiert wurden (Latour 2018/1995:122). Aufgrund mangelnden Datenmaterials konnte jedoch nur in einem der beiden Fälle durch „Nachbesetzung“ der Funktion bzw. Einführung einer anderen Dolmetscherin in das Netzwerk weiter gezeigt werden, dass Sprachmittler_innen eine entscheidende Rolle in der Erreichung und Umsetzung der Netzwerkziele zukam.

Inwieweit die hier herausgearbeiteten Aspekte auch auf die weiblichen Translatorinnen zutreffen, soll nun im nachfolgenden Unterkapitel anhand der Analyse der frauenspezifischen translatorischen Akteur-Netzwerke untersucht werden.

5.3. Frauenspezifische translatorische Akteur-Netzwerke In den folgenden Unterkapiteln sollen die spezifischen Akteur-Netzwerke, in denen anglophone Translatorinnen im Bürgerkrieg tätig waren, im Detail aufgearbeitet werden. An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass der Begriff Akteur-Netzwerk nachfolgend nicht gegendert wird, da es sich dabei um die offizielle deutsche Übersetzung des Konzeptes handelt. Die Bezeichnung umfasst dennoch sowohl männliche als auch weibliche Akteur_innen.

Der Fokus der Analyse liegt wie bei den männerspezifischen Netzwerken vor allem auf den Aufgabenbereichen und den Funktionen der Translatorinnen in den jeweiligen Handlungsbereichen, um Aufschluss über die Tätigkeitsspezifik dieser zu gewinnen.

95 Aufgrund der stark divergierenden Datenlage konnten trotz der geringen Anzahl an weiblichen Translatorinnen nicht alle in die Untersuchung miteinbezogen werden. Da auch weniger Frauen als Männer im Bürgerkrieg als Sprachmittler_innen tätig waren (siehe Kapitel 4.3), fällt auch die Anzahl der translationsrelevanten Textbeispiele geringer aus. Deshalb wurden in der nachfolgenden Analyse auch immer wieder sprachrelevante Textstellen7 berücksichtigt, die, wie zu zeigen sein wird, ebenfalls wertvolle Hinweise im Hinblick auf die Bedeutung sprachmittlerischer Tätigkeiten im Bürgerkrieg liefern konnten.

5.3.1. Agnes Hodgson, Australien Agnes Hodgson wurde 1906 in Melbourne geboren und begann im Alter von 19 Jahren eine Ausbildung zur Krankenschwester in Kinderheilkunde. Als solche arbeitete sie unter anderem in Budapest, Spanien, Nordafrika und an einem Anglo-Amerikanischen Krankenhaus in Rom (Schiborowski/Kochnowski 2016:13; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:131). Ihre Fremdsprachenkenntnisse eignete sie sich auf ihren Reisen an. Neben Englisch und Französisch sprach sie vor allem fließend Italienisch. Vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges war sie auch als freiwillige Krankenschwester in Abessinien tätig. 1936 schloss sie sich dem Australian Spanish Relief Committee an und reiste gemeinsam mit vier weiteren australischen Krankenschwestern nach Spanien (Spartacus Educational 2016a), wobei ihre Teilnahme am Bürgerkrieg nicht politisch motiviert gewesen sein soll, da sie keiner Partei zugehörig war (Schiborowski/Kochnowski 2016:14; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:56).

Nach ihrer Ankunft in Spanien im Dezember 1936 war sie zunächst in einem Krankenhaus in Barcelona stationiert, später arbeitete sie in einem Krankenhaus nahe der Aragon-Front. Im Oktober 1937 kehrte sie nach Barcelona und 1938 nach Australien zurück (Schiborowski/Kochnowski 2016:14).

Während ihrer Zeit in Spanien war Hodgson somit hauptsächlich verschiedenen Akteur- Netzwerken im medizinischen Bereich angehörig. Im Gegensatz zu den Frauen, die in den nachfolgenden Kapiteln noch behandelt werden, wurde sie nicht vorrangig aufgrund ihrer Sprachkenntnisse, sondern ihrer Ausbildung in die jeweiligen Netzwerke eingeführt. Ihre

7 Unter „sprachrelevanten Textstellen“ sind solche zu verstehen, in denen unter anderem Aspekte wie Sprachproblematik, Spracherwerb oder Sprachkenntnisse angesprochen wurden.

96 Sprachkenntnisse kamen ihr dabei anfangs vorrangig selbst zugute, wie sie beispielsweise bei der Ankunft in Barcelona in ihrem Tagebuch beschreibt: I was interviewed by Comrade Felice – I talked Italian with him. I was rather confused after trying to talk French, and was asked how long I had spent in Europe before. (Hodgson 1936, in Keene 1988:95)

Auch bei der Reise nach Spanien halfen ihr ihre Sprachkenntnisse bereits bei einer ersten Befragung durch Mitglieder der Kommunistischen Partei: Four men came aboard and inquired us. They were the Acting Deputy and Secretary of the Communist Party and two members of other Popular Front organizations. […] One of them spoke Italian and asked me to explain to the others who he was. (Ibid.:89)

Als sie vor Ort auch Spanisch zu lernen begann, waren ihre vielfältigen Fremdsprachenkenntnisse auch für andere Akteur_innen in den medizinischen Netzwerken immer mehr von Vorteil. So war Hodgson bereits Ende Dezember als (Sprach-)Mittlerin in einen Enrolment-Prozess für den Aufbau eines internationalen Krankenhauses in Barcelona involviert: O’Donnell explained that […] the Department of Strangers asked him the night before could one of us be spared for work here in Barcelona. The intention is to establish a hospital for the international column here in Barcelona. As I speak several languages (O’Donnell’s words) they thought it would be most suitable if I was left for such a position. (Ibid.:107)

In diesem Prozess wurde ihre Rolle als Krankenschwester umdefiniert, da sie in den Verhandlungen vorrangig als Translatorin und Vermittlerin auftrat. Dies zeigt, dass translatorische Handlungen im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges bereits im Entstehungsprozess neuer Akteur-Netzwerke unerlässlich waren (siehe dazu auch Kapitel 5.3.2).

Die Notwendigkeit von Sprachmittlung im Kriegsalltag zeigte auch Hodgson selbst auf, als sie gemeinsam mit einer anderen Krankenschwester medizinische Versorgungsgüter besorgen sollte: We went to Sphinx Farjest Pharmacie and bought equipment, instruments, cotton wool, gauze, rubber aprons, bandages, strapping sutures. All very exhausting – because we had no interpreter. (Ibid.:93)

Die Besorgung von medizinischer Ausstattung kann in diesem Fall als Teilhandlung zur Umsetzung des übergeordneten Ziels der medizinischen Versorgung verstanden werden, wodurch bestätigt wird, dass Translation nicht nur in den spezifischen Arbeitsbereichen – wie beispielsweise im Sanitätswesen oder im militärischen und administrativen Kontext – eine wichtige Rolle spielte, sondern auch bei alltäglichen Handlungen im Bürgerkrieg.

97 Netzwerkziele konnten demnach mithilfe sprachkundiger Akteur_innen rascher und unmittelbarer erreicht werden.

Die Bedeutung von Translation in der Erreichung von Netzwerkzielen soll im nachfolgenden Kapitel anhand der Analyse von Aileen Palmers Tätigkeit(en) im Bürgerkrieg ausführlicher behandelt werden.

5.3.2. Aileen Palmer, Australien Aileen Palmer wurde 1915 in Australien geboren und wuchs in einem intellektuell geprägten Umfeld auf (vgl. Martin 2016:35ff.). Beide Elternteile waren als Schrifsteller_innen tätig, ihre Mutter sprach neben Englisch auch fließend Französisch, Deutsch und Griechisch (Campamà Pizarro 2014). Aileen selbst studierte an der Universität Melbourne Französische Sprache und Literatur sowie Deutsch, Spanisch und Russisch (Martin 2012). Ihr Studium kennzeichnete nicht nur den Beginn ihrer translatorischen, sondern auch ihrer politischen Tätigkeit. Noch während ihrer Ausbildung trat sie in den frühen 1930er-Jahren der Kommunistischen Partei bei und begann, sich politisch zu engagieren (Martin 2016:3). Darüber hinaus war sie Mitglied im Labor Club der Universität zu Melbourne und der linksgerichteten Victorian Writer’s League (Martin 2012).

Kurz nach Aileens Studienabschluss im Jahr 1935 übersiedelte die Familie zunächst nach London (Campamà Pizarro 2014), später nach Montgat, einem kleinen Küstenort nahe Barcelona (Martin 2016:4f.). Die Reise nach und durch Europa gab Aileen nicht nur die Möglichkeit, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu festigen, sondern auch Kontakte innerhalb der Kommunistischen Parteien in den verschiedenen europäischen Ländern zu knüpfen (Campamà Pizarro 2014). In Spanien begann sie, katalanische Zeitungen ins Englische zu übersetzen (Martin 2016:124f.) und sich in der Katalanischen Kommunistischen Partei (PCC) zu engagieren. Zudem war sie aktiv in die von letzterer geplante Volksolympiade in Barcelona, die als Gegenveranstaltung zu den nationalsozialistisch geprägten Olympischen Sommerspielen in Berlin im Juli 1936 stattfinden sollte, involviert. Im Rahmen der Veranstaltungsorganisation (Campamà Pizarro 2014) arbeitete sie mehrmals pro Woche als Sekretärin, Übersetzerin, Dolmetscherin und Schreibkraft (Keene 1987:77). So plante sie mit anderen Freiwilligen die Eröffnungszeremonie, übersetzte Werbematerialien und andere Dokumente ins Englische (Smith 1977:134f.) und war für die Betreuung der französischsprachigen Athlet_innen zuständig (Inglis 1987:11).

98

Kurz vor Beginn der Veranstaltung kam es jedoch zum Putschversuch, weshalb die Spiele nie abgehalten wurden. Aileen befand sich zum Zeitpunkt des Aufstands in Barcelona, um im Bedarfsfall bei Ankunft ausländischer Athlet_innen als Dolmetscherin zur Verfügung zu stehen (Martin 2016:4f.). Nach Absage der Spiele agierte sie nicht nur als Dolmetscherin, sondern auch als Betreuerin für Athlet_innen aus über 20 Nationen, die in Barcelona „gestrandet“ waren (ibid.:128).

Aufgrund der angespannten Lage in Spanien kehrten Aileen und ihre Eltern bald darauf nach Großbritannien zurück. In London lernte sie Isabel Brown kennen, der sie ihre Unterstützung beim Aufbau des Spanish Medical Aid Committees (SMAC) zusagte. Danach arbeitete Aileen mehrere Wochen Tag und Nacht an der Auswahl von Freiwilligen sowie an Plänen zur Sicherstellung medizinischer Ausrüstung und Versorgungsgüter für das SMAC.

Zwei Tage vor der Abreise der British Medical Aid Unit (BMAU), der ersten medizinischen Auslandseinheit des SMAC, erhielt Aileen das Angebot, als Sekretärin und Dolmetscherin nach Spanien mitzureisen. Ihre bereits gemachten Erfahrungen in Barcelona sowie ihre Sprachkenntnisse wären unerlässlich, um die BMAU in bürokratischen und rechtlichen Angelegenheiten zu unterstützen. Aileen, die bislang nicht in Betracht gezogen hatte, sich der Einheit anzuschließen, da sie über keine medizinische Ausbildung oder Erfahrung verfügte, nahm das Angebot an und trat am 23. August 1936 gemeinsam mit 22 anderen Freiwilligen ihre Reise nach Spanien an (vgl. ibid.:4–7).

Die British Medical Aid Unit (BMAU) kann als das erste Akteur-Netzwerk angesehen werden, dem Aileen Palmer im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges zugehörig war. Die BMAU hatte sich aus dem Spanish Medical Aid Committee (SMAC) herausgebildet, dessen Netzwerkziel, die spanischen medizinischen Einrichtungen zu unterstützen, nur durch Entstehung eines weiteren Akteur-Netzwerkes vor Ort erreicht werden konnte. Dadurch wird zunächst bestätigt, dass Akteur-Netzwerke immer aus bereits bestehenden geformt werden. Die Realisierung eines eingangs hypothetischen Netzwerkes von Allianzen hängt jedoch immer davon ab, ob die beteiligten Akteur_innen die ihnen zugeschriebenen Rollen auch tatsächlich übernehmen (Schulz-Schaeffer 2000a:190). Aileen Palmer, die neben Isabel Brown und anderen Verantwortlichen in ihrer administrativen Funktion an der Einführung

99 und Umdefinierung von Akteur_innen für die BMAU beteiligt war, wurde beispielsweise auch selbst in das Netzwerk eingeführt und akzeptierte ihre Rolle: Two days before the unit was due to leave she was invited to go for a beer with some of the SMAC members late one night where she was asked if she would consider leaving with the unit as secretary and interpreter. […] For Aileen, who had not considered joining the unit as she had no medical experience, the invitation was irresistible. (Martin 2016:6)

Im Verlauf dieses ersten Verhandlungsprozesses wurden die Funktionen und Interessen der beteiligten Akteur_innen neu definiert und durch Übernahme und Akzeptanz der ihnen zugeschriebenen Rollen kam es zur Gründung eines neuen Akteur-Netzwerkes wechselseitiger Verbindungen – die BMAU. Einige Akteur_innen, die bereits im Netzwerk des SMAC vertreten waren, wurden im Zuge des Enrolment-Prozesses in das neue Netzwerk eingeführt bzw. umdefiniert; unter anderem auch Aileen Palmer: Aileen Palmer, one of the young women in blue leaving for Spain on that Sunday afternoon was not a nurse, but a secretary and interpreter for the unit. (Ibid.:4)

Als Dolmetscherin und Sekretärin von Kenneth Sinclair-Loutit, dem Leiter der BMAU, übernahm sie keine völlig neue Funktion im Netzwerk, da sie – wie eingangs beschrieben – auch vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges bereits translatorische und administrative Tätigkeiten ausgeführt hatte, wie hier noch einmal evident wird: Dear Frank, […] Vance and I were cut off from Barcelona where Aileen was staying with the group of Olympic visitors, working as interpreter and secretary. (Smith 1977:137)

Die eben aufgeführten Beispiele zeigen, dass Erfahrungen aus anderen Akteur-Netzwerken und bestehende Qualifikationen in neuen Akteur-Netzwerken im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges in gleichen bzw. ähnlichen Funktionen zum Einsatz kamen und dadurch lediglich in einen neuen Arbeitskontext übersetzt wurden. Die Übersetzung von Kompetenzen trug wiederum zur Stabilität von Netzwerken bei, da vor allem durch Herstellung von Kommunikation durch translatorische Handlungen Zusammenarbeit (Konvergenz) und Zusammenhalt (Irreversibilität) innerhalb und zwischen den jeweiligen Akteur-Netzwerken gewährleistet werden konnte.

Übersetzungen können die Netzwerkstruktur und -dynamik jedoch auch verändern (vgl. Wolf 2007:23). So verschoben sich mit dem Frontwechsel beispielsweise die Arbeitsplätze und -umgebungen des medizinischen Personals und Palmers, die zwischen Einsätzen an der Front und in den im Landesinneren liegenden Krankenhäusern hin- und herpendelte:

100 Her linguistic skills and her job as a translator and medical records officer, requiring her to travel between front and rear, gave her access to a range of nationalities and groups and the opportunity to observe the war closely. (Keene 1987:76)

Im Zuge der Jarama-Offensive 1937 reiste Palmer auch mit einer der vielen aus Zugabteilen oder Lastwägen umfunktionierten mobilen Krankenstationen (Baxell/Jackson/Jump 2013:66) von Kampfschauplatz zu Kampfschauplatz. Dabei kam sie in ihrer administrativen und translatorischen Funktion mit verschiedenen anderen Akteur-Netzwerken im medizinischen Bereich in Kontakt: She kept records, wrote reports and interpreted for ‚the polyglot collection‘ that they were; explaining the reports of English chauffeurs to their French ‚responsables‘; translating the orders of English nurses to their Spanish aides; or for the German-speaking medical chief; or for any of the patients in French, English, German, or Spanish. (Keene 1987:81f.)

Auch in der Kommunikation zwischen Rettungsfahrer_innen spielte sie als Dolmetscherin eine wichtige Rolle: She also travelled with ambulances, interpreting for their drivers if necessary, or lent a hand in the wards in hectic periods. (Ibid.:80ff.)

Aus der letzten Textstelle geht ebenfalls hervor, dass Palmer die ihr ursprünglich zugeschriebene Rolle als Translatorin und Sekretärin im Bedarfsfall auch verließ und durch Annahme anderer Funktionen, wie beispielsweise als medizinische Assistentin, die Stabilität und somit den Fortbestand der jeweiligen Netzwerke aufrechterhielt. Auch aus einer anderen Textstelle geht ihre Übernahme von verschiedenen Funktionen hervor: Aileen Palmer was a secretary to the hospital administrator, Sinclair-Loutit, and acted as ‘general mugger-about’. She recorded all the names of the wounded, their arrivals and departures and sent statistics to the central war office in Barcelona of the dead and injured and the fronts from which they had come. (Ibid.:80)

Insbesondere die Bezeichnung bzw. Wahrnehmung von Palmer als ‚general mugger-about‘ oder nachfolgend als ‚general dogsbody‘ (in etwa: „Mädchen für alles“) – unterstreichen ihre Rollenvielfalt und zeigen, dass sie vor allem im Akteur-Netzwerk der BMAU eine Schlüsselposition einnahm und dadurch als Bindeglied zwischen den Akteur_innen und anderen Akteur-Netzwerken fungierte: Aileen volunteered for the Unit, and became its secretary, translator and ‘general dogsbody’. In 1984, Sinclair-Loutit remembered her as a ‘terrific, quiet, indefatigable worker, the key to the secretariat. […] She had the thankless task of accepting and packing up the ‘efectuos de los muertes’. […] She did not know how good she was […]’. (Fyrth 1986:49)

101 Ihre Mehrfachrolle charakterisierte auch Palmers zweites Jahr im Bürgerkrieg. Anfang 1937 war sie in ihrer Funktion als Translatorin zunächst in Verhandlungen über die Entstehung eines neuen Akteur-Netzwerkes eingebunden: That afternoon [8. Januar 1937] Aileen was hauled away to interpret for the two Polish doctors leading the unit, who spoke French but little English, in conversations about starting a new hospital. (Martin 2016:149)

Dieses Beispiel zeigt, dass translatorische Handlungen im Bürgerkrieg in vielerlei Hinsicht unerlässlich waren, da das Krankenhaus, also ein neues Akteur-Netzwerk, überhaupt erst durch Sprachmittlung entstehen konnte und auch anzunehmen ist, dass die weiteren (Ver- )Handlungen zwischen den Akteur_innen von Palmers translatorischer Tätigkeit abhängig waren.

Die Verantwortung und Rollenvielfalt, die die Arbeit als Translatorin mit sich brachte, wurden im zweiten Jahr des Bürgerkrieges für Aileen Palmer zu einer großen Herausforderung. Als die BMAU Anfang 1937 in den Service Sanitaire in der XIV. Internationalen Brigade (Baxell 2012:208) integriert wurde, die vor allem Französisch- Belgisch dominierte Einheiten umfasste (Rodríguez Espinosa 2018b:365), wurde das Akteur-Netzwerk mit jenem der Internationalen Brigaden verwoben, wodurch es zu einer Reihe an Veränderungen kam, die vor allem die Aufteilung des Sanitätspersonals (Baxell 2012:206) und somit auch die Stabilität des BMAU-Netzwerkes betrafen. Palmer litt im weiteren Verlauf des Krieges unter ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Netzwerken, mit der ihre Mehrfachrolle einherging, sowie der Anpassung an neue Akteur_innen: She was [...] suffering from having to adapt to a new regime and new people, especially as she was called upon frequently to interpret between the French- and English-speaking members of the service itself as well as helping to perform triage on the wounded soldiers who came from a variety of countries. (Martin 2016:149)

Diese Textstelle veranschaulicht nicht nur die schwindende Akzeptanz ihrer Rolle(n), sondern auch, dass Palmer nach der teilweisen Auflösung der BMAU und der stärkeren Verschränkung dieser mit anderen Handlungsfeldern wiederum zur Stabilität der jeweiligen Netzwerke beitrug, indem sie unterschiedliche Funktionen erfüllte. Ein Tagebucheintrag vom 6. Juli 1937 zeigt jedoch, wie sehr sie darunter litt: „I am feeling that unless I get my leave soon I will go mad“ (Martin 2008:14). Diese Belastung könnte auch dahingehend interpretiert werden, dass die ständigen Übersetzungen in Form von Arbeitsplatz- und Rollenwechseln nicht nur die Netzwerke an sich, sondern auch Palmer als Akteurin destabilisierten (vgl. Latour 2018/1995:122).

102

Zusätzliche Destabilisierung erfuhr Palmer durch netzwerkinterne Kritik, nicht effizient genug zu arbeiten. Ein kommunistisches Mitglied der Einheit setzte sich sogar für ihren Ausschluss aus dem Netzwerk und die Einführung einer/s neuen Akteurin/s ein. Ihrer österreichischen Dolmetschkollegin im Netzwerk, Vita Felber, war hingegen vor allem die Loyalität Palmers zu Sinclair-Loutit, dem Leiter der BMAU, ein Dorn im Auge (vgl. Rodríguez Espinosa 2018b:364f.). Palmer hatte dadurch zunehmend das Gefühl, einem Konkurrenzkampf mit Felber ausgesetzt zu sein: Did Vita usurp her position as interpreter perhaps? Aileen was, after all, fluent in German and held the official position of interpreter for the unit. (Martin 2016:142)

Die Stabilität des Netzwerkes BMAU wurde somit nicht nur durch dessen Teilung und die bereits mehrfach angesprochenen Übersetzungen in Form von Personal- und Einsatzortwechsel gefährdet, sondern auch durch interne Konflikte. Persönliche Erschöpfung und wachsender Widerstand gegen Palmer führten letztendlich zu einem Austritt dieser aus dem Netzwerk, da weder die anderen Akteur_innen noch sie selbst ihre Rolle akzeptieren konnte(n).

Gegen Ende ihres Spanieneinsatzes arbeitete Palmer noch als Sekretärin und Dolmetscherin von Dr. Leonard Crome, dem medizinischen Leiter der 35. Division der XIV. Brigade, in die die BMAU teilweise integriert worden war. Anfang Juni 1938, nur wenige Monate vor der Auflösung der Internationalen Brigaden, kehrte Aileen Palmer auf eigenen Wunsch nach London zurück (Martin 2009:95), von wo aus sie weiterhin für die Internationalen Brigaden arbeitete und sich für die Republikaner einsetzte (Campamà Pizarro 2014). Vor ihrer Abreise aus Spanien bereitete Palmer aber noch den nächsten Enrolment-Prozess vor, indem sie in einem Brief an das SMAC die Anforderungen für die Einführung einer/eines neuen Akteurin/s in das Netzwerk beschrieb: I am still meditating on coming home, as soon as I can find a decent substitute. It would have to be someone bilingual, who wrote and spoke fairly good Spanish, as well as typed. (Martin 2008:14)

Aus diesem Briefauszug wird ebenfalls deutlich, dass nicht nur Sprachkenntnisse, sondern eine Kombination aus verschiedenen Kompetenzen – in diesem Fall administrativen und sprachlichen/translatorischen – gefragt war, wodurch auch der ihr in den letzten Kriegsmonaten nachfolgenden Sprachmittlerin Nan Green (Martin 2016:172) bereits eine gewisse Mehrfachrolle vorbestimmt war (siehe Kapitel 5.3.3).

103

Die Analyse hat deutlich gezeigt, dass Palmer die ihr ursprünglich zugeschriebene Hauptfunktion als Translatorin und Sekretärin stets verlässt, um zusätzlich andere Funktionen zu erfüllen. So dolmetschte sie nicht nur für Ärzt_innen, Rettungsfahrer_innen und Patient_innen, sondern führte auch eine Reihe von administrativen Tätigkeiten aus und fungierte bei Personalmangel auch selbst als medizinische Assistentin. Durch die – meist – kurzfristige Annahme und Akzeptanz dieser verschiedenen Funktionen erhielt sie die Stabilität der jeweiligen medizinischen Netzwerke aufrecht, die besonders durch die ständigen Frontwechsel, Personalausfälle und die Unvorhersehbarkeit der Kampfausgänge immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Die Textbeispiele bestätigen auch, dass Akteur_innen in jedem Augenblick von dem Verhalten anderer Akteur_innen des Netzwerkes abhängig sind (Latour 1986:137). Herrschte beispielsweise Personalmangel, nahm Palmer für einen gewissen Zeitraum eine andere Rolle an und gewährleistete, dass stets ein gewisses Maß an Konvergenz und Irreversibilität erreicht wurde, also Zusammenarbeit innerhalb der jeweiligen Netzwerke und der Fortbestand dieser sichergestellt wurden.

Um an Palmers Tätigkeiten im medizinischen Bereich anzuknüpfen, werden im nachfolgenden Unterkapitel zwei Frauen vorgestellt, die ebenfalls über das Spanish Medical Aid Committe (SMAC) nach Spanien kamen und während des Konfliktes unter anderem auch in der British Medical Aid Unit (BMAU) tätig waren.

5.3.3. Rosita Davson und Nan Green, Großbritannien Rosita Davson kam im August 1936 über das SMAC nach Spanien, für das sie zunächst als Dolmetscherin und von 1937 bis 1939 als Administratorin in Barcelona tätig war (Schiborowski/Kochnowski 2016:93; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:35). Gemeinsam mit Aileen Palmer wurde sie trotz fehlender medizinischer Ausbildung aufgrund ihrer Sprach- und Kulturkenntnisse zur Unterstützung der BMAU ausgewählt (Rodríguez Espinosa 2018b:351). Davson sprach Deutsch, Französisch, Russisch und Spanisch und kannte das Land gut, da sie bereits vor Ausbruch des Krieges über mehrere Jahre in Spanien gelebt hatte (Schiborowski/Kochnowski 2016:93). Ihre Einführung in das Akteur-Netzwerk des SMAC bzw. der BMAU war somit ebenfalls durch bestehende Kompetenzen bedingt, die zur Erreichung des Netzwerkziels der Lebensrettung in einen neuen Arbeitskontext übersetzt wurden.

104 Die Notwendigkeit und Bedeutung von sprachkundigen Personen für ein Akteur-Netzwerk wird anhand der nachfolgenden Textstelle aufgezeigt, in der Leah Manning, die ebenfalls am Aufbau des SMAC beteiligt war (Spartacus Educational 2016b), die Auswahl des Personals für die medizinischen Einheiten beschreibt: When we interviewed with Rosina [sic] Davson, we doubted whether she would fit such a tough assignment […] she had only one qualification no one else possessed: she was a brilliant linguist, speaking French, German, Russian and fluent Spanish. (Manning 1970:121)

Das Beispiel zeigt, dass die Auswahl von Akteur_innen für ein Netzwerk im Zuge eines Enrolment-Prozesses stark auf Basis von bestehenden Kompetenzen erfolgte. Im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges waren, wie bereits mehrmals gezeigt werden konnte, vor allem Sprachkenntnisse für die Einführung von Akteur_innen in die jeweiligen Netzwerke ausschlaggebend. Obwohl Davson in Mannings Augen nicht hundertprozentig für einen Einsatz in Spanien geeignet schien, geht aus dieser Textstelle die Notwendigkeit der Sprach- und Kulturmittlung hervor, um das Netzwerk stabil halten und somit die Netzwerkziele umsetzen zu können.

Auch als Davson bereits als Teil des Netzwerkes in Spanien tätig war, zeigte sich, wie abhängig sprach- und landesunkundige Personen von Translator_innen waren: We were not sure of our route, but I had an instinctive trust in Rosita’s ability to find her way anywhere, and her Spanish was so fluent, she could always ask if she thought we were lost. (Ibid.:135)

Das Vertrauen, dass Manning Davson entgegenbrachte, baute einerseits auf deren Ortskenntnis und andererseits auf ihren Spanischkenntnissen auf. Manning wurde während der Schlacht am Ebro zu einem Höhlenkrankenhaus gerufen, in der sich ein schwer verletzter Patient befand; sie sollte von Davson dorthin geführt werden. Es zeigte sich, dass Manning ohne Davsons Sprachkenntnisse den Weg nicht finden und somit auch nicht im Netzwerkinteresse handeln konnte. Zudem kann auch argumentiert werden, dass Davsons Sprachkenntnisse im erweiterten Sinn die Konvergenz stärkten, da die weitere Zusammenarbeit meist nur durch Sprachmittlung gewährleistet werden konnte.

Auch anhand der Einführung von Nan Green in das Netzwerk der BMAU als Nachfolgerin von Aileen Palmer wurde evident, dass die Position Palmers als Dolmetscherin und Sekretärin zur Stabilität des Netzwerkes beitrug, da sie nach dem Austritt dieser nachbesetzt werden musste:

105 Palmer was replaced by Crome’s new assistant, Nan Green, with whom she would keep in touch in England for many years after the war. (Martin 2016:172)

Nan Green kam 1937 mit ihren Mann George nach Spanien, der sich freiwillig als Rettungsfahrer beim SMAC gemeldet hatte. Beide waren bereits vor dem Krieg der Kommunistischen Partei Großbritanniens beigetreten und politisch aktiv. Nan wurde als Teil des administrativen Personals nach Spanien geschickt (Preston 2002:122) und arbeitete zunächst nur als Assistentin und Sekretärin für Peter Harrison, der selbst fünf Fremdsprachen beherrschte, in einem Krankenhaus in Huete. Dieses kann als das erste Akteur-Netzwerk angesehen werden, dem Green im Spanischen Bürgerkrieg zugehörig war. Das Krankenhauspersonal kam vorwiegend aus Großbritannien, Neuseeland und Spanien (Green 2004:74). Im Gegensatz zu den bereits untersuchten Frauen erlernte Green Spanisch bzw. Katalanisch erst vor Ort. Ausschlaggebend dafür war vermutlich die Zusammenarbeit mit spanischen Krankenpfleger_innen sowie der Kontakt zu Einheimischen und spanischen Soldaten (Rodríguez Espinosa 2018b:368): Nan herself set about learning Spanish with the help of one of her colleagues, a Catalan. Unlike most British volunteers, she did with great success. (Preston 2002:154)

Der Wunsch nach Spracherwerb unterstreicht, dass durch eine gemeinsame Sprache ein höheres Maß an Konvergenz und somit auch Stabilität im Netzwerk erreicht werden konnte, da bereits das gegenseitige Unterrichten in Sprachen eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Akteur_innen förderte: My principal workmate was Pere Barat, a gaunt, frail-looking Catalan about thirty years old who had TB. Like many Catalans he spoke French and Castilian as well as his mother tongue, which is to some extent a mixture of the other two. In the scanty intervals of our work of keeping the hospital records, he patiently taught me Castilian (using French, which at that time I knew better). For my first lessons in what later became almost a second language to me and contributed to my subsequent history, I thank Pere (Pedro) for the kind, patient, persistent, thorough grounding he gave me, supplemented by study of a huge Jesperson Grammar. (Green 2004:74f.) Das nachfolgende Beispiel zeigt ebenso, dass Green aufgrund ihrer Sprachkenntnisse einerseits bei den anderen Akteur_innen im Netzwerk angesehen war, sie selbst aber andererseits aufgrund ihrer steigenden Kompetenzen ihre „einfache“ Assistentinnen-Rolle nicht mehr akzeptieren wollte: She [Nan Green] spoke beautiful Spanish and one day giving Ada [Hodson] and myself a cup of tea, served, war style in an empty tin, she said: “You, in the ward are always so busy – I do nothing else but make cups of tea.” Even if it was said in very good Spanish I [Aurora Fernández] did not understand the meaning of the words. It was Joan Purser […] who explained. (Jackson 2004a:26)

106 Aufgrund ihrer wachsenden Sprachkenntnisse gehörte sie immer mehr Akteur-Netzwerken im Spanischen Bürgerkrieg an, in denen sie verschiedene neue Rollen annahm. So wurde sie im Dezember 1937 Leiterin eines Genesungsheimes in Valdeganga in der Provinz Albacete und arbeitete eng mit Ärzten und Krankenschwestern des Krankenhauses der BMAU zusammen (Rodríguez Espinosa 2018b:369), deren Verwalterin sie im Laufe des Konfliktes wurde (Schiborowski/Kochnowski 2016:97; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:36). Bald schon führte sie auch nicht mehr nur administrative und assistierende Tätigkeiten aus, sondern war auch als Dolmetscherin im Einsatz: The only other useful job I did during my short stay at Uclés was to assist Frank’s wooing of Anita. His Spanish at that time was rather more limited than mine and I was on hand as an interpreter. ‘Que dice, Nan?” (what does he say) was Anita’s constant question. (Green 2004:86)

In ihrer Rolle als Translatorin wurde sie zum Bindeglied zwischen den verschiedenen Netzwerken, denen sie angehörig war und gewährleistete dadurch ebenso Konvergenz und die Erreichung des allen Netzwerken überstehenden Netzwerkzieles der medizinischen Versorgung und Lebensrettung. Immer wieder fungierten Translator_innen aufgrund ihrer Sprachkenntnisse auch als Begleiter_innen (siehe Kapitel 5.3.4) und waren somit auch an der Einführung neuer Akteur_innen in Netzwerke beteiligt: Her growing command of Spanish was probably the reason why she was given the responsibility of escorting an Australian lady, sent by a railway organization which had raised a large sum of money for her trip, to visit her compatriots who were serving in Spain. (Rodríguez Espinosa 2018b:368f.)

Im Sommer 1938 wurde Nan Green Sekretärin und Übersetzerin bzw. Dolmetscherin von Leonard Crom, dem Hauptamtsarzt der 4. Armee (Schiborowski/Kochnowski 2016:97; Rodríguez Espinosa 2018b:369): During the summer of 1938, Green became engaged as the secretary of Leonard Crom, Chief Medical Officer of the 35th Division Medical Corps, where her main duties were to translate the doctor’s dispatches in formal Spanish, to keep the divisional medical records and to turn them into usable statistical information. (Rodríguez Espinosa 2018b:369)

Dieses Beispiel bestätigt die schon mehrmals gewonnene Erkenntnis, dass Translator_innen in den jeweiligen Netzwerken nicht nur sprachbezogene Tätigkeiten ausführten, sondern multiple Funktionen erfüllten. Sie wurden nie nur als Sprachmittler_innen in Netzwerke eingeführt, sondern akzeptierten mehrere Rollen und trugen somit maßgeblich zur Umsetzung und Erreichung der spezifischen Netzwerkziele bei.

107 Bis zu ihrer Rückkehr nach London 1939 (Jackson 2004b:224) fungierte Nan Green in verschiedenen Bereichen auch noch als Assistentin für Croms Nachfolger, den spanischen Arzt Enrique Bassadone (Rodríguez Espinosa 2018b:370).

Trotz weniger translationsrelevanter Textstellen gaben auch die sprachbezogenen Beispiele wertvolle Aufschlüsse über die Bedeutung von Sprachmittlung im Bürgerkrieg. Es zeigte sich vor allem, dass Fremdsprachenkenntnis oft zu einer Zugehörigkeit zu mehreren Akteur- Netzwerken führte und damit in weiterer Folge auch eine Verantwortungsposition bzw. Mehrfachrolle innerhalb dieser verbunden war. Dies wurde vor allem am Beispiel Greens evident. Erst als diese Spanisch bzw. Katalanisch sprach, wurde sie als Leiterin eines Krankenhauses in ein neues Netzwerk eingeführt und trat dadurch auch mit anderen Akteur- Netzwerken im medizinischen Bereich, wie beispielsweise der BMAU, in Kontakt bzw. gehörte diesen an. Im weiteren Verlauf des Konfliktes arbeitete sie auch nicht nur als Assistentin und Dolmetscherin bzw. Übersetzerin von anderen medizinischen Verantwortlichen, wie Leonard Crom oder Enrique Bassadone, sondern nahm auch selbst aufgrund ihrer Sprachkenntnisse leitende Funktionen an. Damit erhielt sie die Stabilität innerhalb der jeweiligen Netzwerke aufrecht und stärkte die netzwerkinterne und - übergreifende Zusammenarbeit (Konvergenz).

Einige der hier aufgegriffenen Aspekte, insbesondere die Rolle als Begleitdolmetscherin (siehe vorletztes Textbeispiel) sollen nun auch im nachfolgenden Unterkapitel anhand zweier britischer Freiwilliger näher behandelt werden.

5.3.4. Helen Grant und Charlotte Haldane, Großbritannien Wie im vorherigen Kapitel werden auch in diesem die Netzwerktätigkeiten zweier Frauen zusammen analysiert. Grund dafür ist, dass – wie Nan Green und Rosita Davson – Helen Grant und Charlotte Haldane in Spanien in ähnlichen Akteur-Netzwerken tätig waren und etwaige Gemeinsamkeiten und Unterschiede so anschaulicher verglichen werden können.

Helen Grant stammte aus wohlhabenden Verhältnissen in Bristol und studierte Ende der 1930er-Jahre Spanisch und Französisch in Oxford. Während ihrer Studienzeit lebte sie für längere Zeit in Spanien, wo sie sich einen großen intellektuellen und politisch links- orientierten Freundeskreis aufbaute. Bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges war sie deshalb Unterstützerin der republikanischen Regierung und lebte beispielsweise unter anderem bei der Familie von Fernando de los Rios, der 1933 Bildungsminister war. Nach ihren Spanien-

108 Aufenthalten lehrte sie ab 1934 bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges an der Universität Birmingham Spanisch (Jackson 2004b:223).

Bei Ausbruch des Konfliktes half sie zunächst in ihrem Heimatland, Geld für die Volksfrontregierung zu sammeln. Im März und April 1937 wurde sie als Dolmetscherin nach Madrid geschickt, wo sie gemeinsam mit Francesca Wilson und Muriel Davis Kinderheime und Flüchtlingslager besuchte, um Unterstützungsmöglichkeiten auszuforschen (Schiborowski/Kochnowski 2016:96; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:45): These comments were recorded by Helen Grant, a lecturer in Spanish who knew Spain well, in the diary she kept of her visit in March 1937. She had been asked to act as facilitator and interpreter for a group sent out by the Society of Friends to assess the relief work being done and to establish what was required to help the growing number of refugees. (Jackson 2004b:130)

An diesem Beispiel wird erneut evident, dass Translator_innen eine Schlüsselrolle in den verschiedenen Akteur-Netzwerken im Spanischen Bürgerkrieg einnahmen. Grant wurde, wie auch in den vorherigen Beispielen gezeigt wurde, aufgrund ihrer Fremdsprachen- und Ortskenntnisse in das Netzwerk der Society of Friends, einer christlichen Glaubensgemeinschaft (Vann 2019), eingeführt und akzeptierte dabei eine Rolle, die nicht ihrer eigentlichen Tätigkeit in der Heimat entsprach. Ebenso zeigte sich, dass sie neben ihrer translatorischen Arbeit auch als Vermittlerin im administrativen Sinne agierte. Das Netzwerkziel der Feststellung von Unterstützungsbedarf konnte erneut nur durch sprachliche Kompetenz bzw. durch Kombination dieser Fähigkeit mit einer anderen Tätigkeit erreicht werden.

Auch am Beispiel Charlotte Haldanes wird die Bedeutung von Sprachkenntnissen im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges aufgezeigt.

Haldane wurde 1894 als Tochter eines Deutschen Fellhändlers in London geboren. Im Jahr 1906 übersiedelte die Familie nach Belgien, wo der Vater ein kleines Unternehmen gründete. Haldane wollte ursprünglich Fremdsprachen am Bedford College studieren, begann in London jedoch als Sekretärin bei einer Konzertagentur zu arbeiten, als das Unternehmen ihres Vaters aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste (Spartacus Educational 2016c). Kurz darauf war sie auch als Journalistin für die Zeitung Daily Express tätig. 1937 trat sie der Kommunistischen Partei bei und arbeitete für die Komintern in der Verwaltung

109 der internationalen Freiwilligen in Paris. Ende 1937 wurde sie ausgewählt, den Sänger und dessen Familie auf seiner Spanien-Tournee zu begleiten, im Zuge derer er auch die Internationalen Brigaden besuchte (Richardson 1982:154): Towards the end of 1937, I was asked if I would be willing to go to Spain as guide and interpreter to the famous negro singer, Paul Robeson. (Haldane 1949:113)

Auffallend ist an diesem Beispiel erneut, dass Haldane nicht nur Dolmetscherin, sondern auch Begleiterin war, also auch eine zusätzliche Rolle zu ihrer Tätigkeit als Translatorin ausführte. Diese Mehrfachrolle, die stark mit ihrem politischen Engagement verknüpft war, wird im nachfolgenden Beispiel noch evidenter: [M]rs. Haldane acted as guide and interpreter for the Robesons during their visit. It was her job to give the Robeson’s the Party’s view on matters and see to it that they were introduced to all the “right” [Hervorhebung im Original] people, among them American Communist Party leaders, the sturdy muscular Texan, Robert Minor, the Kansas-born son of a Welsh homesteader, Earl Browder; and the editor of the Daily Worker in Britain, William Rust. (Tully Boyle/Bunie 2001:382)

Im Vergleich mit den bisher analysierten Translatorinnen kam Haldane zwar auch stetig mit anderen Akteur-Netzwerken in Kontakt, fungierte dabei jedoch vor allem als Vermittlerin bzw. Bindeglied, um Beziehungen aufzubauen. Bis zum Ende ihres „Spanien-Einsatzes“ blieb sie jedoch nur dem Akteur-Netzwerk der Robesons angehörig. Ihre Fremdsprachenkenntnisse ermöglichten ihr, rasch gute Beziehungen zu den Akteur_innen in den jeweiligen Netzwerken aufzubauen und somit das Netzwerkziel, für Robeson bestmögliche Kontakte herzustellen, zu erreichen: [...] Charlotte Haldane intercambió saludos entusiastas con los muchachos […]. En un español fluido, también entabló rápidamente muy buenas relaciones con los soldados españoles. (Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:181)

Auch nachfolgendes Beispiel zeugt vom Vertrauen, das sprachkundigen Akteur_innen entgegengebracht wurde: We had a long talk, and she [Anm.: Dolores Ibarruri] congratulated me on my small knowledge of Spanish, saying: “I don’t believe you are an Englishwoman, but a Spanish one, Carlotta.” (Haldane 1949:139)

Die beiden letzten Beispiele unterstreichen somit nicht nur die Mehrfachrolle von Translatorinnen, sondern bestätigen auch, dass Haldane vorrangig aufgrund ihrer Sprachkenntnisse, die sie im Zuge zweier längerer Spanienaufenthalte im Jahr 1933 erworben hatte (Jackson 2004b:225), und ihres politischen Engagements in das Akteur- Netzwerk Robesons eingeführt wurde. Sie trat nach ihrem kurzen Einsatz in Spanien aus diesem aus und war im weiteren Kriegsverlauf in ihrem Heimatland als Honorarsekretärin des Dependant Aids Committee tätig (Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:12).

110

Im Vergleich der beiden Translatorinnen bestätigten sich durch die kurze Analyse vor allem bereits gewonnene Erkenntnisse, wie beispielsweise, dass Translator_innen in den jeweiligen Netzwerken multiple Rollen annahmen. Für die Stabilität und Erreichung der Netzwerkziele waren jedoch vorrangig sprachliche Kompetenzen ausschlaggebend. Diese Erkenntnis soll auch im letzten Unterkapitel am Beispiel zweier US-amerikanischer Translator_innen bestätigt werden.

5.3.5. Fredericka Martin und Mildred Rackley, USA Die Tätigkeit von Fredericka Martin und Mildred Rackley wird ebenfalls gemeinsam in einem Kapitel analysiert, da sie in Spanien beide fast denselben Akteur-Netzwerken im Sanitätswesen angehörig waren und sie, wie zu zeigen sein wird, daher einige Parallelen aufweisen.

Mildred Rackley wurde 1906 in New Mexico geboren und zog 1930 nach Europa, um Malerei zu studieren. Dabei lebte sie einige Zeit in Deutschland, ließ sich nach der Machtübernahme Adolf Hitlers jedoch auf Mallorca nieder. 1935 kehrte Rackley in die USA zurück und trat dort der Kommunistischen Partei bei. Ein Jahr später wurde sie vom American Medical Bureau to Aid Spanish Democracy (AMB) rekrutiert und im selben Jahr als Assistentin von Dr. Edward Barsky, dem Leiter der ersten US-amerikanischen medizinischen Auslandseinheit nach Spanien entsandt (Abraham Lincoln Brigade Archives 2014c; Spartacus Educational 2016d): Mildred Rackley joined the Hospital Unit as clerk and interpreter. Her knowledge of a number of languages is of great importance, since most of the Americans spoke no languages besides their own. (Acier 1937:10)

Rackleys Funktion im Akteur-Netzwerk der ersten medizinischen Auslandseinheit des AMB wird in den Quellen verschieden dargestellt. Dies deutet darauf hin, dass sie – wie auch die meisten anderen untersuchten Translatorinnen – mehrere Rollen innehatte. Die eben präsentierte Textstelle zeigt, dass sie aufgrund administrativer und sprachlicher Kompetenzen in das Netzwerk eingeführt wurde, wobei letzteren größere Bedeutung für die Arbeit und somit das Netzwerkziel vor Ort zugeschrieben wurde. Rackleys Sprachkenntnisse waren nicht nur für den Umgang mit Patient_innen von Bedeutung, sondern auch für die Zusammenarbeit unter den Akteur_innen im Netzwerk. Konvergenz konnte demnach nur durch Sprachmittlung hergestellt werden, wie auch nachfolgendes Textbeispiel zeigt: Good mechanics and drivers are in great demand. Every chauffeur must be able to do all kinds of repair work on the cars. We had thought at first that we could get local

111 drivers and mechanics, but it was impossible. The language difficulty was a great obstacle at first. It was not easy to teach untrained Spanish women to do technical work without being able to speak a word of Spanish. (Rackley in Nelson 1996:241)

Die Akteur_innen im Netzwerk konnten demnach nur durch gemeinsame Sprache dazu gebracht werden, im Sinne des Netzwerkinteresses zu agieren. Kommunikative und translatorische Handlungen jeglicher Art sind demnach als Übersetzungen im Latourschen Sinn zu verstehen, durch welche Akteur_innen zu Handlungen animiert werden, die dem Netzwerk dienen. Damit bestätigt sich erneut, dass Translatorinnen im Kontext des Spanischen Bürgerkrieges eine wichtige Funktion in der Umsetzung und Erreichung der jeweiligen Netzwerkziele erfüllten.

Eine ebenso wichtige Rolle spielten Translatorinnen, wie bereits in vorherigen Unterkapiteln gezeigt werden konnte, in Enrolment- bzw. Entstehungsprozessen neuer Akteur-Netzwerke. 1937 war Rackley beispielsweise gemeinsam mit Barsky auch am Aufbau des ersten US- amerikanischen Krankenhauses für die internationalen Freiwilligen in Spanien beteiligt (Spartacus Educational 2016d). Basierend auf den bisher gewonnen Erkenntnissen (siehe u.a. Kapitel 5.3.1 und 5.3.2) und der netzwerkinternen Funktion Rackleys als Dolmetscherin kann auch in diesem Fall angenommen werden, dass Sprachkenntnisse bzw. Sprachmittlung im Rahmen dieser Prozesse eine wesentliche Rolle spielte.

Diese Beobachtung wird nachfolgend auch am Beispiel Fredericka Martins evident.

Martin wurde 1905 in New York geboren und schrieb sich 1925 an einer Krankenschwesterschule ein. In den 1930er-Jahren engagierte sie sich zunehmend politisch, unter anderem in Krankenschwestervereinigungen, und begann Russisch und Yiddish zu lernen. Nach einer Europareise im Jahr 1935 wurde sie sich des wachsenden Faschismus bewusst und begann sich auch im AMB zu engagieren (Abraham Lincoln Brigade Archives 2014d). Im Januar 1937 kam sie als Vorstehende der Krankenpfleger_innen der ersten AMB-Auslandseinheit nach Spanien (Schiborowski/Kochnowski 2016:272f.; Pastor García/González de la Aleja Barberán 2017:62).

Ähnlich wie Aileen Palmer (Kapitel 5.3.2.) war sie bereits vor ihrer Ankunft in Spanien Teil eines Netzwerkes, aus dem sich für den Einsatz im Bürgerkrieg ein neues Akteur-Netzwerk entwickelte, nämlich die erste US-amerikanische medizinische Auslandseinheit. In das Netzwerk eingeführt wurde sie jedoch aufgrund ihrer Ausbildung als Krankenschwester.

112 Ihre sprachlichen Kompetenzen wurden erst im Laufe des Konfliktes für das Netzwerk wichtig, wie beispielsweise auch bei Agnes Hodgson (Kapitel 5.3.1.) festzustellen war.

Martin hatte während ihrer Zeit in Spanien die Leitung über 54 Krankenschwestern inne und war unter anderem auch in die Organisation und den Aufbau von sechs US-amerikanischen Krankenhäusern an vier Fronten und einer mobilen Krankenstation beteiligt. Zudem organisierte sie Sprachunterricht und bildete spanische Frauen zu Krankenschwestern und in administrativen Tätigkeiten aus (Abraham Lincoln Brigade Archives 2014b). Daran zeigt sich wieder, dass Sprachkenntnisse für verschiedenste Handlungen im Bürgerkrieg bzw. in den dort verorteten Netzwerken notwendig waren. Bereits bei der Einführung neuer Akteur_innen und der Definierung ihrer jeweiligen Rollen in einem Netzwerk waren sprachliche Kompetenzen vonnöten. Indem Kommunikation gewährleistet wurde, konnte auch das notwendige Maß an Konvergenz und Irreversibilität erreicht werden, da die Akteur_innen im Netzwerk – in diesem Fall z.B. die spanischen Frauen – erst durch Sprache zusammenarbeiten konnten und durch den Zusammenhalt auch widerstandsfähiger gegenüber etwaigen Übersetzungen wurden.

Die Abhängigkeit bzw. Notwendigkeit von sprachkundigen Akteur_innen im Netzwerk wird auch evident, als Martin selbst erkrankte und vom Krankenhausbett aus in verschiedenen Sprachen Anweisungen geben musste: The first day I spent in bed I was delirious at times and issuing orders in English and Spanish for every sort of job. […] I had only a few words of Spanish and signs to see that most of the work was done. (Martin 1987:144)

Dieses Beispiel unterstreicht jedoch nicht nur die Bedeutung von Sprachmittler_innen im Bürgerkrieg, sondern zeigt auch den Mangel an diesen Personen auf. Martins Erkrankung kann als Veränderung verstanden werden, durch die zunächst die Irreversibilität der Akteur_innen im Netzwerk auf die Probe gestellt wurde. Um das notwendige Maß an Irreversibilität und Konvergenz herzustellen, also um dieser Veränderung standzuhalten und somit die Stabilität des Netzwerkes aufrechtzuerhalten, war Sprachmittlung vonnöten. Obwohl Martins Spanischkenntnisse nicht ausreichend waren, waren die anderen Akteur_innen im Netzwerk auf sie angewiesen und konnten nur durch Kommunikation zusammenarbeiten und weiter im Netzwerkinteresse handeln.

113 Dieses Beispiel sowie die Untersuchung der frauenspezifischen translatorischen Netzwerke insgesamt haben vor allem die Abhängigkeit anderer Akteur_innen von sprachkundigen Personen in den verschiedensten Handlungsbereichen im Spanischen Bürgerkrieg aufgezeigt. Wie bereits bei den männerspezifischen Netzwerken evident wurde, war vor allem eine Kombination aus sprachlichen und anderen Qualifikationen, wie beispielsweise administrativer und medizinischer Art, für die Einführung bzw. Zugehörigkeit zu einem oder mehreren Akteur-Netzwerken ausschlaggebend. Die Kombination sprachlicher Fähigkeiten und weiterer Kompetenzen der Frauen schien ebenso für die Stabilität und Erreichung der Netzwerkziele von Bedeutung zu sein, weshalb diese innerhalb eines Netzwerkes oder mehrerer Netzwerke multiple Rollen akzeptierten. Häufig waren sie als Sekretärinnen oder Assistentinnen (Kapitel 5.3.2., 5.3.3. und 5.3.5.) tätig, es finden sich aber auch Beispiele von Begleiterinnen (Kapitel 5.3.3. und 5.3.4.) und Frauen in verschiedenen Verantwortungsfunktionen (Kapitel 5.3.3. und 5.3.5.). In jedem Fall waren es aber ihre Sprachkenntnisse, durch die sie zusätzlich zu ihren anderen Kompetenzen Stabilität gewährleisten konnten. Auffallend war, dass Sprachkenntnisse in den Textstellen häufig als wichtige Bedingung zur Entstehung eines neuen Netzwerkes und in weiterer Folge auch zur Erreichung des Netzwerkziels Erwähnung finden und weibliche Translatorinnen daher meist bereits in dieser Funktion in die spezifischen Netzwerke eingeführt wurden.

Die Vielfalt der untersuchten Frauen hat ebenso gezeigt, dass Translation nicht nur in spezifischen Tätigkeitsbereichen eine bedeutende Rolle spielte, sondern auch unterschiedliche Alltagssituationen von der Notwendigkeit von Sprachmittlung geprägt waren.

In einem letzten Kapitel sollen die hier und in den vorherigen Abschnitten gewonnenen vielschichtigen Untersuchungsergebnisse einander gegenübergestellt und zusammengefasst werden, um umfassende Schlüsse über die Rolle von Translation im Bürgerkrieg ziehen zu können.

114 Zusammenfassung Ziel der Arbeit war es, die Tätigkeitscharakteristik anglophoner Translator_innen im Spanischen Bürgerkrieg aufzuarbeiten und damit unter anderem auch einen Beitrag zur Forschung im Bereich Konflikt und Translation zu leisten. Ebenso sollte die Untersuchung erste Aufschlüsse und Grundlagen für eine Translationstypologie im Bürgerkrieg liefern. Aufgrund der unterschiedlich ausgewogenen Datenlage war nicht immer eine tiefgehende Analyse möglich, weshalb nur bestimmte Personen exemplarisch untersucht wurden. Dennoch konnten durch die Untersuchung und insbesondere den Vergleich der ausgewählten frauen- und männerspezifischen Akteur-Netzwerke bereits Parallelen und bestimmte Charakteristika erarbeitet werden.

Eingangs wurde von der Hypothese ausgegangen, dass die Handlungsbereiche von weiblichen und männlichen Translator_innen aus dem englischsprachigen Raum große Unterschiede aufwiesen, da diese auch in verschiedenen Funktionen am Bürgerkrieg teilnahmen. Des Weiteren wurde angenommen, dass die Translator_innen multiple Rollen erfüllten, da sie aufgrund ihrer sprachlichen Kompetenzen in verschiedenen Bereichen innerhalb der jeweiligen Handlungsfelder eingesetzt wurden. In Anknüpfung an diese Rollenvielfalt wurde daher ebenfalls davon ausgegangen, dass die hier untersuchten anglophonen Freiwilligen insbesondere in ihrer Rolle als Sprachmittler_innen aufgrund der Notwendigkeit translatorischer Handlungen maßgeblich zur Erreichung der jeweiligen Netzwerkziele beitrugen und somit in weiterer Folge auch den alltäglichen Kriegsablauf entscheidend mitprägten.

Zunächst bestätigte sich, dass Männer und Frauen im Bürgerkrieg in weitgehend unterschiedlichen Bereichen tätig waren. So waren männliche Translatoren vorrangig in militärischen Handlungsfeldern im Einsatz, während Frauen überwiegend im Sanitätswesen arbeiteten. Als Grund dafür kann einerseits die Tatsache, dass Frauen das Kämpfen untersagt war (Kapitel 2.6.), angesehen werden, während Männer andererseits mehrheitlich als freiwillige Soldaten nach Spanien kamen und die (ersten) Akteur-Netzwerke, denen sie angehörten, daher meist im militärischen Bereich verortet waren. Im Gegensatz zu den Frauen waren Männer zunächst meist auch in militärischen Funktionen tätig und nahmen erst im Verlauf des Bürgerkrieges aufgrund ihrer sprachlichen Kompetenzen die Rolle eines Translators an, während Frauen in vielen Fällen gerade aufgrund ihrer Sprachkenntnisse für einen Einsatz in Spanien ausgewählt und in die jeweiligen Netzwerke – bereits bestehenden

115 – eingeführt wurden. In diesem Zusammenhang zeigte sich daher, dass Frauen meist durch ihre Funktion als Translatorinnen mit anderen Netzwerken in Kontakt kamen bzw. mehreren angehörten und Männer erst durch ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Netzwerken – beispielsweise im Bereich der militärischen Ausbildung oder in Kampfsituationen – mit Sprachmittlung in Berührung kamen.

Da sich eine Teilnahme am Bürgerkrieg für Frauen schwieriger gestaltete, wurde im Rahmen der Untersuchung evident, dass bestehende Kompetenzen für die Angehörigkeit zu und Rollenzuweisung in einem bestimmten Netzwerk insbesondere für weibliche Translatorinnen ausschlaggebend waren. Daher übten Frauen im Bürgerkrieg meist ähnliche Tätigkeiten wie zuvor in ihren Heimatländern aus, während nur wenige Männer bereits militärische Fertigkeiten mitbrachten (siehe Kapitel 2) und ihre Rolle vor Ort in den jeweiligen Netzwerken umdefiniert werden musste, wie unter anderem bereits in Kapitel 4.1. und 4.2. vorsichtig angenommen worden war. Weibliche Translatorinnen waren im Bürgerkrieg zwar auch wie die Männer mehreren Akteur-Netzwerken angehörig, behielten über die Dauer des Konfliktes ihre Rollen jedoch weitgehend bei. Sie traten meist als Krankenschwestern oder Sekretärinnen und auch oft bereits als Translatorinnen in Netzwerke ein und blieben diesen oder ähnlichen Netzwerken bis Kriegsende angehörig, während die Männer, wie bereits erwähnt, zunächst als Kämpfer in Spanien ankamen und später andere, meist höhere Rollen akzeptierten, wie beispielsweise als Anführer einer Kompanie oder ganzen Bataillons.

Die frauen- und männerspezifischen Akteur-Netzwerke weisen aber auch Parallelen auf: So konnte insbesondere im Hinblick auf die Handlungsfelder im medizinischen und militärischen Bereich gezeigt werden, dass neue Akteur-Netzwerke immer aus bereits bestehenden gegründet wurden. Jene Akteur_innen, die im medizinischen Bereich tätig waren, waren im Bürgerkrieg beispielsweise häufig Netzwerken angehörig, die sich aus Organisationen entwickelt hatten, denen sie bereits vor dem Krieg angehörig waren. Somit kam es meist nicht zu einer Einführung völlig neuer Akteur_innen, sondern lediglich zu einer Umdefinierung ihrer Rollen. Auch im militärischen Bereich entstanden viele neue Akteur-Netzwerke, denen Translatoren angehörten, aus bereits bestehenden, beispielweise wenn eine neue Kompanie innerhalb eines Bataillons geformt wurde.

116 Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den männer- und frauenspezifischen Netzwerken fand sich in der Ausführung administrativer Tätigkeiten, die beide Geschlechter gleichermaßen betraf. Dies deutet darauf hin, dass translatorische Tätigkeiten im Bürgerkrieg nicht nur in der mündlichen, sondern auch in der schriftlichen Kommunikation unerlässlich waren – und das in verschiedenen Netzwerken.

Im Laufe der Untersuchung manifestierte sich ebenfalls sowohl bei Männern als auch Frauen – wie eingangs angenommen – eine gewisse Rollenvielfalt. Diese war vor allem durch die Notwendigkeit von Sprachmittlung in verschiedenen Handlungsbereichen und den Mangel an Translator_innen sowie die Kombination sprachlicher Kompetenzen mit anderen Tätigkeiten bedingt, was bei den Translator_innen insgesamt zu einer Zugehörigkeit zu mehreren Akteur-Netzwerken führte. Diese ließ die Sprachmittler_innen zu einer Art Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteur-Netzwerken werden, indem sie beispielsweise Kommunikation zwischen militärischen Führungskräften, Kämpfern oder medizinischem Personal und Patient_innen ermöglichten und somit Stabilität gewährleisteten. Es konnte damit bestätigt werden, dass Akteur-Netzwerke stark miteinander verwoben sind und Translator_innen nicht nur innerhalb eines Netzwerkes, sondern netzwerkübergreifend Zusammenarbeit gewährleisteten.

Für die Herstellung von Stabilität waren zwar primär Sprachkenntnisse ausschlaggebend, für den Fortbestand und den Erfolg der jeweiligen Netzwerke mussten die Translator_innen jedoch nicht nur sprachmittlerische Tätigkeiten ausführen, sondern multiple Funktionen erfüllen, die meist direkt mit der Übersetzungs- oder Dolmetschtätigkeit verknüpft waren. Somit kann translatorischen Tätigkeiten im alltäglichen Kriegsverlauf zwar eine große Bedeutung beigemessen werden, diese bestimmten jedoch nicht allein Erfolg oder Misserfolg von Handlungen im Kriegsalltag. Vielmehr war für Handlungen im Netzwerkinteresse und für die Erreichung der Netzwerkziele eine Kombination verschiedener Kompetenzen ausschlaggebend, wie beispielsweise an militärischen Führungskräften, die Fremdsprachen beherrschten (siehe Kapitel 5.2) oder Krankenpfleger_innen, die ebenfalls im Bedarfsfall als Dolmetscher_innen agierten (siehe Kapitel 5.2 und 5.3), manifest wird.

Die Zuweisung oder Umdefinierung sowie die Akzeptanz einer oder mehrerer Rollen in den jeweiligen Netzwerken konnte nicht immer eindeutig über die Textstellen verfolgt werden,

117 da die Unvorhersehbarkeit der Konfliktsituation eher spontane Rollenzuschreibungen und - annahmen bedingte. Auch die Bestimmung nicht-menschlicher Akteur_innen (= Artefakte oder Aktanten) war im Rahmen der Untersuchung nicht immer eindeutig feststellbar. So konnte nur in den medizinischen Netzwerken die Umfunktionierung bzw. Umdefinierung von Zugabteilen oder Lastwägen zu mobilen Krankenstationen bzw. von Höhlen zu „Krankenhäusern“ (siehe u.a. Kapitel 5.3) als Präsenz nicht-menschlicher Akteur_innen aufgedeckt werden.

Ein weiteres auffallendes Forschungsergebnis ist, dass es innerhalb der Netzwerke teilweise zu Konkurrenz- und Machtkämpfen zwischen Akteur_innen kam. Spannungen, die die Stabilität eines Netzwerkes und einzelner Akteur_innen gefährdeten, traten dabei meist auf, wenn neue Akteur_innen in ein Netzwerk eingeführt wurden oder dieselbe Position innehatten, wie beispielweise im Fall der Dolmetscher_innen Henning Sorenson und Kajsa Rothman (Kapitel 5.2.2.) sowie Aileen Palmer und Vita Felber (Kapitel 5.3.2.) evident wurde. Diese Beobachtung widerspricht dem nicht auf Machtbeziehungen liegenden Fokus der ANT. Die weitere Analyse der Textbeispiele zeigte zwar, dass Akteur_innen, deren Verhalten oder Rolle(n) nicht mehr dem Netzwerkinteresse entsprach(en), destabilisiert oder ausgeschlossen wurden bzw. selbst aus dem Netzwerk austraten, wie ebenfalls Kapitel 5.2.2. und 5.3.2. zu sehen war. Somit kann einerseits bestätigt werden, dass Stabilität und Erfolg von Akteur-Netzwerken auf Zusammenarbeit und -halt beruhten, die Destabilisierung und der Ausschluss bestimmter Akteur_innen aufgrund von Machtverhältnissen innerhalb der Netzwerke erfolgt. Machtbeziehungen können somit nicht aus einer Akteur-Netzwerk- Analyse ausgeblendet werden.

Ebenso zeigte sich anhand dieses Ergebnisses, dass Translator_innen zwar teilweise kurzzeitig auch für Instabilität in bestimmten Netzwerk-Konstellationen verantwortlich waren, die sofortige Nachbesetzung ihrer Position sowie die ständige Präsenz sprachkundiger Akteur_innen in den untersuchten Netzwerken jedoch wiederum eindeutig auf die Notwendigkeit von Translation in den verschiedenen Handlungsbereichen hinwiesen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch die in vorliegender Arbeit gewonnenen Erkenntnisse zwar noch keine umfangreichen Aufschlüsse im Hinblick auf eine vollständige Translationstypologie anglophoner Sprachmittler_innen gewonnen werden konnten, jedoch

118 bereits erste gemeinsame Spezifika ihrer Tätigkeit ermittelt und wiederholt gezeigt werden konnte(n), dass Translator_innen in den verschiedenen Netzwerken unter den präsentesten bzw. existentesten Akteur_innen waren und Sprachkenntnisse bzw. translatorische Handlungen somit eine entscheidende Rolle in der Erreichung von Netzwerkzielen und im alltäglichen Bürgerkriegsverlauf spielten.

119 Bibliografie

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131 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Bibliografie- und Exzerptumfang (Primärliteratur) im Ländervergleich ...... 46 Tab. 2: Publikationsvergleich (Primärliteratur) nach Jahren ...... 47 Tab. 3: Genrevergleich nach Jahren ...... 47 Tab. 4: Textgenres im Ländervergleich (Primärliteratur) ...... 51 Tab. 5: Translationsrelevante Textstellen im Ländervergleich ...... 52 Tab. 6: Britische Translatoren ...... 56 Tab. 7: Kanadische Translatoren ...... 58 Tab. 8: US-Amerikanische Translatoren ...... 65 Tab. 9: Australische Translatorinnen...... 68 Tab. 10: Britische Translatorinnen ...... 70 Tab. 11: US-Amerikanische Translatorinnen ...... 73

132