PROFESSORINNEN IM PORTRAIT FOTOGRAFIEN VON JULIA BAIER

HERAUSGEBERIN: UNIVERSITÄT / ARBEITSSTELLE CHANCENGLEICHHEIT INHALT

GRUSSWORTE

Renate Jürgens-Pieper 5 Prof. Dr. Wilfried Müller / Gerd-Rüdiger Kück 6 Brigitte Nagler 7 Anneliese Niehoff 8

PROFESSORINNEN IM PORTRAIT VIER FRAGEN AN... 9

Prof. Dr. Sabine Broeck 10 Prof. Dr. Angelika Bunse-Gerstner 12 Prof. Dr. Wiltrud Drechsel 14 Prof. Dr. Helga Gallas 16 Prof. Dr. Carmelita Görg 18 Prof. Dr. Karin Gottschall 20 Prof. Dr. Ilse Helbrecht 22 Prof. Dr. Grete Henry-Hermann 24 Prof. Dr. Katrin Huhn 26 Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu 28 Prof. Dr. Annelie Keil 30 Prof. Dr. Helga Krüger 32 Prof. Dr. Anne Levin 34 Prof. Dr. Elisabeth Lienert 36 Prof. Dr. Ursula Pixa-Kettner 38 Prof. Dr. Heidi Schelhowe 40 Prof. Dr. Kerstin Schill 42 Prof. Dr. Susanne K. Schmidt 44 Prof. Dr. Hannelore Schwedes 46 Prof. Dr. Birgit Volmerg 48 Prof. Dr. Edda Weßlau 50

ZAHLEN UND FAKTEN 52

MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN 54

ÜBER DIE FOTOGRAFIN 63

IMPRESSUM 64 RENATE JÜRGENS-PIEPER GRUSSWORTE | 5 SENATORIN FÜR BILDUNG UND WISSENSCHAFT DER FREIEN HANSESTADT BREMEN

Liebe Leserinnen und Leser, auch im 21. Jahrhundert besteht die Notwendigkeit, Die Universität Bremen legt hiermit einen Katalog sich weiterhin für die Verbesserung der Chancen von zur Ausstellung UNISPITZEN – Professorinnen im „Weibliche Vorbilder sind Frauen in Beruf und Gesellschaft einzusetzen. Seit Portrait vor. Darin werden interessante Persönlich- Mitte der 1990er Jahre beginnen mehr Frauen als keiten vorgestellt, die nicht nur in Forschung und mehr denn je gefragt, Männer ein Universitätsstudium und schließen dieses Lehre aktiv sind oder waren, sondern auch eine ab. Mit ebenso guten oder sogar besseren Ergeb- Führungsrolle übernommen haben – als Konrektorin, um junge Frauen auf den nissen als ihre männlichen Kommilitonen. Trotzdem Dekanin oder Sprecherin eines Forschungsverbundes. nimmt die Zahl der Frauen in Führungspositionen im Es wird deutlich, dass die Wege zu einer Professur Karriereweg als Professorin Wissenschaftsbetrieb nur sehr langsam zu. Gleich- oder in Leitungsämter sehr vielfältig sind. Sie alle zeitig ist Deutschland in hohem Maße auf die Leistun- haben jungen Frauen viel zu sagen und können ihnen zu bewegen.“ gen, den Ideenreichtum und die Innovationsfähigkeit wichtige Hinweise und Empfehlungen mit auf den seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen. In einer Weg an die Spitze geben. Wissensgesellschaft ist die Produktion neuen Wissens und dessen Weitergabe an die Gesellschaft und die Ich erkenne aus meiner eigenen Biografie heraus in nachfolgenden Generationen von eminenter Wichtig- den Schilderungen der Frauen vieles, das nicht nur für keit. Dafür müssen alle Potenziale ausgeschöpft die Hochschule gilt – besonders das Motto an die werden. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, Adresse der Nachwuchswissenschaftlerinnen „Gehe auf die Hälfte des Potenzials zu verzichten. deinen eigenen Weg!“. Die portraitierten Wissen- schaftlerinnen leben dieses Motto aktiv vor. Des- Das gilt auch für die Spitzenpositionen in der Wissen- halb empfehle ich die Ausstellung und den Katalog schaft. Zwar haben wir an der Universität Bremen ganz besonders unseren Schülerinnen und Studen- bereits einen Anteil von 25 Prozent Professorinnen tinnen als wichtiges und anspornendes Zeugnis erreicht und zählen damit in 2011 bundesweit zur erfolgreicher Frauen. Spitzengruppe. Aber diese Zahl kann kein Grund sein, die Hände in den Schoß zu legen. Die Hochschulen Ich hoffe, dass dieser spannende Katalog viele Lese- sind weiterhin aufgefordert, nach exzellenten Wissen- rinnen und Leser findet, und wünsche viel Vergnügen schaftlerinnen für freiwerdende Professuren Aus- bei der Lektüre. schau zu halten und diese vermehrt zu berufen.

Eine wichtige Rolle spielt die Ermutigung von Frauen, Renate Jürgens-Pieper Spitzenpositionen anzustreben und zu übernehmen. Oftmals fehlt es an Vorbildern, die zeigen, dass Frauen Führungspositionen hervorragend ausfüllen können. „Role models“ – weibliche Vorbilder – sind mehr denn je gefragt, um junge Frauen auf den Karriereweg als Professorin zu bewegen. PROF. DR. WILFRIED MÜLLER GRUSSWORTE | 6 REKTOR DER UNIVERSITÄT BREMEN

GERD-RÜDIGER KÜCK „Der Katalog zeigt eindrucksvoll, dass die Geschichte KANZLER DER UNIVERSITÄT BREMEN der Universität seit ihrer Gründung auch von Frauen maßgeblich mit geschrieben wurde.“

Liebe Leserinnen und Leser, der Katalog UNISPITZEN gibt Ihnen einen Einblick von Professorinnen an der Hochschulleitung zu erhö- können. Und wie schön, auch alte Bekannte wieder- in die gebündelte Vielfältigkeit und Kompetenz der hen, sprechen wir nun gezielt Professorinnen an und zutreffen – die Professorinnen im Ruhestand und Professorinnen, die an unserer Universität Spitzen- bereiten sie auf die Ämter im Rektorat und Dekanat die Verstorbenen Helga Krüger und Grete Henry- funk tionen im Rektorat, den Dekanaten und For- vor. Die ersten positiven Effekte lassen sich nicht Hermann. Der Katalog zeigt eindrucksvoll, dass die schungsverbünden ausüben oder ausgeübt haben. nur im paritätisch besetzten Rektorat ausmachen. Geschichte der Universität seit ihrer Gründung auch Parallel dazu haben wir mit dem nach der Bremer von Frauen maßgeblich mit geschrieben wurde. Spätestens seit der Teilnahme am Professorinnenpro- Wissenschaftlerin Grete Henry-Hermann benannten gramm, der damit verbundenen Entwicklung einer Programm zur Förderung von Geschlechtergerech- Die Eindrücke und Erfahrungen, die durch die Foto- geschlechterpolitischen Strategie sowie der Stellung- tigkeit und personeller Vielfalt in Sammelausschrei- grafien versinnbildlicht und in den Texten explizit nahme an die DFG zu den forschungsorien tierten bungen besonders Wissenschaftlerinnen eingeladen, werden, könnten durch die vielen anderen Professo- Gleich stellungsstandards haben wir das Thema „Wis- sich auf freiwerdende Professuren zu bewerben. rinnen und Führungsfrauen im wissenschaftlichen senschaftlerinnen in Führungspositionen“ auf unse rer Mittelbau unserer Universität bestätigt und um wei- Agenda. So wollen wir den Frauenanteil an den Lei- Mit der nun eröffneten Fotoausstellung UNISPITZEN tere Geschichten bereichert werden. Entlang dieser tungspositionen im Rektorat und Dekanat bis 2013 wollen wir die Gestaltungskompetenzen und den sehr prominenten Leitungskategorien mussten wir auf 30 Prozent erhöhen. Wir wissen aus vielfältigen Einsatz der bereits in Führung tätigen Professorinnen jedoch eine Auswahl treffen. Die mit dem Projekt Erfahrungen, wie aufwendig und kleinteilig im univer- würdigen. Für die Weiterentwicklung unserer Univer - aufgeworfenen Themen wollen wir aber nicht auf sitären Alltag die Umsetzung des Leitziels Geschlech- sität benötigen wir die verschiedensten Expertisen diese Gruppe beschränken. Und die Würdigung der tergerechtigkeit ist. Zu häufig haben wir in der Ver- und Perspektiven. Deshalb beeindruckt und freut uns vielfältigen Leistungen in Forschung, Lehre und gangenheit eine exzellente Universität unbewusst besonders die Vielfältigkeit der hier abgebildeten Führung selbstverständlich auch nicht! mit männlichen Spitzenkräften assoziiert. Insoweit Wissenschaftlerinnen. Dies betrifft das Alter, die verstehen wir den Ausstellungstitel UNISPITZEN – soziale und ethnische Herkunft sowie die Breite der Unser Dank gilt allen Professorinnen, die sich auf das SPITZENUNI programmatisch. Wir arbeiten am Gender vorhandenen Fächer. Auffällig sind aber auch die Abenteuer Fotoausstellung eingelassen haben. Wir Bias in unseren Köpfen und Alltagspraxen. Dafür bietet Gemeinsamkeiten im Hinblick auf den Gestaltungs- bedanken uns zudem bei der Fotografin Julia Baier für die Ausstellung einen hervorragenden Anlass. willen und die Bereitschaft, für die gesamte Uni- die Neugierde weckenden Portraits, der Gestalterin versität Verantwortung zu übernehmen. Viele Pro- Birgit Wingrat für diesen wunderschönen Katalog, Vor zwei Jahren fragten wir unsere Wissenschaftle- fessorinnen wertschätzen in ihren Beiträgen die der Texterin Imke Engelbrecht für die umsichtigen rinnen im Rahmen einer Bedarfserhebung, wie stark flachen Hierarchien unserer Hochschule, die ein Interviews und Textbearbeitungen sowie nicht zuletzt sie an Leitungsaufgaben in Forschungsverbünden und unkompliziertes und innovatives Arbeiten in For- auch bei Anneliese Niehoff für die Ausstellungsidee Hochschulselbstverwaltung beteiligt seien, welche schung und Lehre ermöglichen würden. Dieses und die Leitung des Projektes. Barrieren sie bei der Ausübung solcher Tätigkeiten Feedback freut uns besonders. Mit dem aktuellen erleben und welche Anreize förderlich wären. Die mit Projekt zur Verbesserung der Führungskultur kön- Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre der 73 Prozent aller Professorinnen sehr hohe Beteiligung nen wir an diese Erfahrungen wunderbar anknüpfen. Biografien und der Betrachtung der Portraits. dokumentierte eindrücklich ihr Engagement für die Universität. Auffällig war allerdings, dass die Mehr- Die portraitierten Wissenschaftlerinnen sind uns heit der Befragten stärker in dezentralen Gremien bestens bekannt. Es ist faszinierend, wie wir sie Prof. Dr. Wilfried Müller aktiv ist. Um auf zentraler Ebene die Partizipation durch die Brille der Fotografin neu kennenlernen und Gerd-Rüdiger Kück BRIGITTE NAGLER GRUSSWORTE | 7 ZENTRALE FRAUENBEAUFTRAGTE DER UNIVERSITÄT BREMEN

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich sehr, dass die Universität Bremen in 50 Prozent liegt. Doch selbst dort ist das Phänomen ihrem 40. Jahr mit der Ausstellung UNISPITZEN ein der „leaky pipeline“ zu beobachten, denn Frauen sind „Diese Spitzenfrauen besonderes Augenmerk auf die Biografien, Inten tionen auch hier in höheren Karrierestufen überproportional und Erfahrungen ihrer Professorinnen in Führungs- immer weniger vertreten. Von daher kommt es in allen tragen mit dazu bei, dass positionen legt. Diese Spitzenfrauen tragen mit dazu Fächern darauf an, die Sichtbarkeit von Frauen zu er- bei, dass die Universität Bremen am bundesdeutschen höhen und Vorbilder für die kommenden Generationen die Universität Bremen Wettbewerb um Exzellenz teilnehmen kann. Die Por- zu erreichen. Mit den UNISPITZEN ist es in hervor- traits der Professorinnen an der Uni versität Bremen ragender Weise gelungen, die große fachliche Band- am bundesdeutschen stehen insgesamt und stellver tretend für die Leistun- breite zu veranschaulichen, in der sich Wissenschaftle- gen aller Wissenschaftlerinnen an dieser Hochschule. rinnen der Universität Bremen erfolgreich positioniert Wettbewerb um Exzellenz Sie zeigen, wie vielfältig Karriere wege im Wissen- haben. Die Professorinnenportraits machen sichtbar, schaftsbereich sein können, und machen deutlich, dass Spitzenforschung von Wissenschaftlerinnen und teilnehmen kann.“ dass Frauen hier einen wesent lichen wissenschaft- Exzellenz in Bremen unabdingbar zusammengehören. lichen Beitrag geleistet haben und leisten. Über die großformatigen Portraits von Julia Baier wird die An den Beiträgen der einzelnen Professorinnen ge- Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen jetzt unüber- fällt mir sehr, dass sie jungen Wissenschaftlerinnen sehbar auf dem Campus erreicht. Dies ist der ganz anschaulich und beispielhaft Mut machen, den Weg besondere Effekt der Ausstellung UNISPITZEN, über in die Wissenschaft zu gehen. Sie zeigen auf, dass den ich mich sehr freue und für den ich mich bei der Leitungsaufgaben mit der Perspektive verbunden Ideengeberin Anneliese Niehoff von der Arbeitsstelle werden, Einfluss zu nehmen und mitgestalten zu kön- Chancengleichheit und der Universitätsleitung, die nen. Es ist gerade ihr auf vorhandene Ressourcen das Projekt gefördert hat, bedanke. gerichteter Blick, der strukturelle Barrieren und gesellschaftlich geprägte Geschlechterstereotypen Wissenschaftlerinnen in Leitungspositionen sind an als veränderbar erfahrbar macht. deutschen Hochschulen in 2011 immer noch unter- repräsentiert. Dies gilt auch für die Universität Die zentrale Kommission für Frauenfragen (ZKFF) wird Bremen. Zwar sind wir stolz darauf, dass der Anteil sich auch in Zukunft gemeinsam mit dem Kompetenz- von Professorinnen bei uns inzwischen bei 25 Prozent zentrum Frauen in Naturwissenschaft und Technik und liegt. Dennoch gilt es weiterhin darauf hinzuwirken, der Arbeitsstelle Chancengleichheit dafür einsetzen, dass hier mehr Frauen auf Professuren berufen wer- dass an der Universität Bremen Frauenförderung den und mehr Frauen Leitungsaufgaben übernehmen. auf allen Karrierestufen und in allen Fachgebieten Dies trifft nicht nur auf die MINT-Fächer Mathe- stattfindet. Die Portraits der Bremer Professorinnen matik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu, werden dabei helfen, unser Anliegen in der Öffentlich- sondern gilt auch für die geistes- und sozialwissen- keit überzeugend zu platzieren. schaftlichen Fächer, in denen der Frauenanteil bei den Studierenden und Absolvierenden inzwischen bei über Brigitte Nagler ANNELIESE NIEHOFF LEITERIN DER ARBEITSSTELLE CHANCENGLEICHHEIT AN DER UNIVERSITÄT BREMEN „Die portraitierten Professorinnen stehen für ein modernes Führungsverständnis, geprägt von Kommunikation, Kooperation und Überzeugungskraft.“

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich sehr, Ihnen unseren Katalog zur Aus- Viele Wissenschaftlerinnen betonen, dass sie nicht same Akteurinnen, die ihren Sachverstand und ihre stellung UNISPITZEN präsentieren zu dürfen. Dieser vom Beginn ihrer Laufbahn an Professorin werden persönliche Perspektive in den Entstehungsprozess dokumentiert eindrücklich, welche bewundernswer- wollten. Die Erfolge ermutigen zum Zweifeln, Fragen, von Katalog und Ausstellung eingebracht haben. ten Leistungen die portraitierten Wissenschaftle- Ausprobieren und Fehlermachen auf dem Weg zur rinnen vollbringen beziehungsweise vollbracht haben. Berufung. Einige der von uns befragten Professorinnen Neben den portraitierten Frauen gilt mein besonderer Die Universität Bremen ist dann besonders spitze, reflek tieren den permanenten Versuch, Privatleben Dank dem Rektor und dem Kanzler für ihre Begeiste- wenn sie die Spitzenleistungen ihrer Professorinnen und Beruf als Wissenschaftlerin auszubalancieren. So rung und Bereitschaft, das Projekt nicht nur finan ziell, erkennt und würdigt. Gerade auch für die notwendige heben sie besonders die Bedeutung ihrer jeweiligen sondern auch mit wertvollen Anregungen zu unter- Gestaltung der Universität zwischen grundständiger Lebenspartner hervor, als es darum ging, ihre wissen- stützen. Und nicht zuletzt möchte ich mich bei der Lehre und spezialisierter Exzellenzforschung werden schaftliche Karriere mit Kinderwünschen und realer Fotografin Julia Baier, der Kuratorin und Gestalterin die vielfältigen Kompetenzen und Perspektiven von Kinderbetreuung zu vereinbaren. Die Wertschätzung Birgit Wingrat sowie der Projektkoordinatorin und Professorinnen ebenso benötigt wie die ihrer männ- für deren Leistung unterstreicht die Erkenntnis, dass Texterin Imke Engelbrecht bedanken, ohne die dieses lichen Kollegen. Die portraitierten Frauen stehen für sich die Frage der Vereinbarkeit nicht als Frauen-, son- Werk nicht entstanden wäre. Als tolles Team haben sich und gleichzeitig stellvertretend für alle Professo- dern als Geschlechterfrage stellt. sie Großartiges für die Universität Bremen geleistet. rinnen und Wissenschaftlerinnen an unserer Universi- tät, die in ihrem Bereich Verantwortung übernehmen Die portraitierten Professorinnen stehen für ein Ich wünsche Ihnen beim Lesen des Katalogs und und Bedeutsames leisten. moder nes Führungsverständnis, geprägt von Kommu- Betrachten der Portraits viel Vergnügen und einen nikation, Kooperation und Überzeugungskraft. Ihre reichhaltigen Erkenntnisgewinn. Die Fotografien sprechen für sich. Sie zu deuten, ist Motivation, Führungsaufgaben zu übernehmen, ist jeder und jedem selbst überlassen. Beim Betrachten ein lebendiger und gleichwohl realistischer Mix aus entdeckte ich ganz persönliche Momente von Offen- Gestaltungswillen und Verantwortungsgefühl gegen- Anneliese Niehoff heit, Nachdenklichkeit, aufblitzendem Humor, kriti- über der eigenen Institution. Die Professorinnen haben scher Distanz und gelassener Souveränität. Die Texte sich selbst als Führungskräfte positioniert oder wur- von und über die Frauen sind anregendes „Forschungs- den dafür „entdeckt“. Sie begreifen die Übernahme material“ zu Fragen von Motivation, Karriereverläufen von Leitungsfunktionen trotz knapper Zeitressourcen und Selbstwirksamkeitserleben in der Wissenschaft. als sehr gewinnbringend.

Bei vielen Professorinnen wurde die Lust an der For- Die Fotoausstellung UNISPITZEN initiierten der Rektor schung bereits als Studentin geweckt. Sie berichten Prof. Dr. Wilfried Müller, der Kanzler Gerd-Rüdiger Kück von positiven Erfahrungen mit inhaltlichen Frage- und ich, weil wir die Professorinnen in ihrer Vielfalt und stellungen und methodischer Arbeit. Fast alle Portrai- mit ihren besonderen Leistungen würdigen wollten. tierten haben in klarer Anbindung an einen Professor Nachdem die Werke fertiggestellt sind, gesellen sich promoviert. Mit den eigenen wissenschaftlichen Kom- weitere Aspekte hinzu: die Wertschätzung für den Mut petenzen gesehen und für eine wissenschaftliche der Professorinnen, sich auf die Fotoausstellung ein- Laufbahn motiviert zu werden, kristallisiert sich als zulassen und neben dem Bild auch im Text offen zu ein zentraler Punkt in ihrem Karriereverlauf heraus. zeigen. Die Portraitierten erwiesen sich als aufmerk- 9 | VIER FRAGEN AN... PROFESSORINNEN IM PORTRAIT/ VIER FRAGEN AN...

Mit Interviews begegneten wir den hier portraitierten Professorinnen. Im Verlauf der Ausstellungsvorberei- tungen stellten wir allen dieselben vier Fragen. Der folgende Interviewteil beschränkt sich nur auf ihre Antworten.

Wenn Sie den Innenteil des Umschlages ausklappen, können die Fragen auch während der Lektüre leicht eingesehen werden.

1 Was gefällt Ihnen besonders gut an der Uni Bremen? 2 Was hat Sie persönlich motiviert, Professorin zu werden, und wie haben Sie es geschafft, eine zu werden? 3 Was hat Sie motiviert, zusätzlich eine Führungsrolle an der Universität Bremen zu übernehmen? 4 Aus Ihrer erfolgreichen Vita heraus: Was würden Sie jungen Nachwuchswissen- schaftlerinnen mit auf den Weg geben? 10 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. SABINE BROECK „ Finde das, was dich interessiert und wo du deine intellektuelle Neugier und deine Kritik einbringen kannst. Und dann geh deinen Weg.“

1 An der Universität Bremen wird der Einsatz jün- die Wissenschaft. Meine wichtigsten Mentoren habe mit ihren flachen Hierarchien besteht das „Führen“ aus gerer Wissenschaftlerinnen sehr begrüßt. Sobald ich ich in den USA gefunden. Obwohl ich auch immer der Fähigkeit, kooperative Strukturen zu bilden und initiativ war, Ideen hatte und auch bereit war, viel da- nebenbei arbeiten musste, um Geld zu verdienen, zu erhalten. Ich habe viel über Konfliktlösung ge- für zu arbeiten, wurde mir Raum zum Hineingehen und habe ich mit Enthusiasmus und Ausdauer promo- lernt, hatte aber auch kontroverse Entscheidungen Experimentieren gegeben ohne Gängelei durch zum viert und habilitiert. Die Teilnahme an internationalen zu treffen. Beispiel einen Lehrstuhlinhaber. Auf Durststrecken Kon fe renzen und die Mitarbeit in internationalen in den Alltagsroutinen oder bei schwierigen Antrag- wissen schaftlichen Organisationen waren der größte stellungen ermuntern sich oft die Kolleginnen und Ansporn, meine wissenschaftliche Karriere fort zu - 4 Junge Nachwuchswissenschaftlerinnen sollten Kollegen gegenseitig. Man könnte sagen, dass die In- setzen und Professorin zu werden. Die Stellen be- sich auf jeden Fall ein Forschungsthema suchen, an stitution insgesamt oft fehlende Finanzierung durch werbungen nach der Habilitation waren eine schwere dem sie sich die Zähne ausbeißen können. Man muss Motiva tion ausgleicht. Auch spielt besonders im INPUTS Geduldsprobe, weil ich da schon Familie hatte. Der für das Thema brennen und kämpfen wollen. Sie die kollegiale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Weg erforderte Energie und Arbeit. Ohne die Unter- sollten sich eine Mentorin oder einen Mentor suchen, stützung meines Mannes bei der Kinder erziehung die oder der sie fördert, aber auch fordert. Sie hätte ich es nicht so gut geschafft. brauchen Unterstützer: eine gute Freundin, einen 2 Als politisch interessierte Abiturientin aus klein- solidarischen Ehemann, liebenswürdige Eltern, ein bürgerlichen Verhältnissen kam für mich damals nur Freundesnetz oder auch eine Psychoanalytikerin. Man das Lehrerstudium in Frage, und zwar Englisch und 3 Im ersten Jahr an der Bremer Uni wurde ich braucht Ehrgeiz, aber auch eine Portion Demut. Geschichte. Nach dem Schulpraktikum war ich aber gefragt, ob ich als Konrektorin kandidieren würde. Meine ganz persönliche Botschaft lautet: Finde das, desillusioniert. Ich sah überhaupt keine Möglichkeit, Die Wahl war eine große Herausforderung. Ich habe was dich interessiert und wo du deine intellektuelle mich intellektuellen Herausforderungen zu stellen, zuerst zielstrebig versucht, die Universität durch Neugier und deine Kritik einbringen kannst. Und dann sondern mir wurde nur permanent Energie abge- zahlreiche Besuche in den Fachbereichen kennenzu- geh deinen Weg. saugt. lernen. Zu meinen Aufgaben gehörte neben der Reprä- sentation der Uni versität unter anderem der Aufbau Das Thema meiner Examensarbeit „Die Anfänge des einer Servicestruktur des International Office. Es hat schwarzen Feminismus in den USA“ und der Einstieg mir immer Spaß gemacht, Leute zu motivieren, Ideen in die Black Studies eröffneten mir dann einen Weg in zu generieren und Netzwerke zu bilden. An unserer Uni Prof. Dr. Sabine Broeck

… ist seit 1999 Professorin für Black Diaspora Studies und American Studies am Fachbereich 10 Sprach- und Literaturwissenschaften an der Universität Bremen

… war von 2000 bis 2005 Konrektorin für Internationale Beziehungen

… forscht auf den Gebieten American Studies, Black Diaspora Studies und Gender Studies 12 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. ANGELIKA BUNSE-GERSTNER „ Selbst in schwierigen Situationen immer wieder zu sagen, da beiße ich mich jetzt durch, erfordert sehr viel Ausdauer und Entschlossenheit.“

1 An der Universität Bremen gefällt mir der kollegiale puter doch schon bestens auskennen würden. Da ich schon immer ein Anliegen, mich über mein eigenes Um gang besonders gut, den ich als sehr angenehm aber auch die Übungen zur Numerischen Mathematik Arbeitsgebiet hinaus für die Uni als Ganzes ein- und akzeptierend empfinde. Auch ist die Uni Bremen betreute, lernte ich schnell, dass dies nicht der Fall zusetzen. Deshalb engagierte ich mich von 1995 eine sehr lebendige Institution. Ziele und Vorhaben ist. In einem dreiwöchigen Blockkurs brachte ich den bis 2003 im Akademischen Senat, in dem ich auch können sehr schnell und direkt angegangen und um- Studierenden den Aufbau von Rechnersystemen näher seit 2009 wieder Mitglied bin, sowie für zwei Jahre gesetzt werden. und zeigte ihnen, wie sie Mathematik auf dem Com- als Konrektorin für Forschung und wissenschaft- puter umsetzen können. Der Kurs war ein voller Erfolg lichen Nachwuchs. Für mich war das Amt der Kon- und ich hatte sehr viel Freude daran, meine Ideen rektorin ein Vollzeitjob. Forschung und Lehre musste 2 Ich habe schon in der Schule gemerkt, dass Mathe- rea li sieren zu können. ich sehr stark reduzieren. Mir war klar, wenn ich diese matik mir Freude macht. Aber ich dachte nie daran, Leitungsposition über einen längeren Zeitraum aus- Professorin zu werden. Während meiner Schulzeit be- Der Wunsch, Professorin zu werden, ist erst im Laufe übe, dass ich mich auch für eine andere Art von Arbeit suchte ich ein Mädchengymnasium. Dort konnte nicht meiner Tätigkeit als Assistentin an der Uni Bielefeld entscheide. so leicht der Eindruck entstehen, dass nur Jungs in entstanden. Anfang der 1990er Jahre kam ich dann Mathematik gut sind und Mädchen das nicht können. als Professorin an die Bremer Uni. Damals gab es nur Ich hatte daher genug Selbstvertrauen, mich an ein sehr wenige Professorinnen in der Mathematik. Das 4 Als Mentorin habe ich den Nachwuchswissen- Mathematikstudium zu wagen. hat sich mittlerweile etwas geändert. Allerdings sind schaftlerinnen immer empfohlen, ihr eigenes Können Professorinnen in der Mathematik immer noch in der und Nicht-Können realistisch einzuschätzen. Wenn Ich begann Mathematik mit dem Nebenfach Wirt- Minderheit. Es gibt etliche Universitäten, die keine in ich eine realistische Einschätzung von mir selbst schaftswissenschaften zu studieren und hatte fest diesem Fach beschäftigen. habe, dann weiß ich auch, was ich für die Erfüllung vor, nach dem Diplom bei IBM zu arbeiten. Gegen Ende meines Traumjobs zu leisten bereit bin und was ich des Studiums fand ich die mathematische Forschung dafür aufgeben will und kann. Habe ich meinen Weg aber so spannend, dass ich eine Stelle als wissen- 3 Mein erstes Vorhaben an der Uni Bremen war, die gefunden, dann sollte ich diesen strikt verfolgen und schaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld Arbeitsgruppe „Numerische Mathematik“ im Fach mich nicht davon abbringen lassen. Selbst in schwie- annahm, um dort zu promovieren. Damals befand Mathematik zu verankern. Die Motivation, auch Füh- rigen Situationen immer wieder zu sagen, da beiße sich die Fakultät für Mathematik in Bielefeld noch rungsrollen zu übernehmen, entstand aus dem ich mich jetzt durch, erfordert sehr viel Ausdauer und im Aufbau. Ich konnte schon als wissenschaftliche Wunsch, maßgeblich mitzugestalten und „Dinge zum Entschlossenheit. Des Weiteren kann ich den jungen Assistentin viel mitgestalten, zum Beispiel neue Ideen Laufen zu bringen“. Im Fachlichen trieb mich dabei Forscherinnen nur anraten, mehr Selbstbewusstsein und Vorschläge in die Lehre mit einfließen lassen. So die Überzeugung an, dass es wichtig ist, Mathematik zu zeigen und ihren eigenen Leistungen und Fähig- führte ich unter anderem den Kurs „EDV für Mathe- zur Lösung praktischer Probleme einzusetzen und keiten stärker zu vertrauen, denn diese werden von matiker“ ein. Anfangs stieß ich mit meiner Idee bei die entsprechenden Methoden und Techniken auch den Frauen oftmals unterschätzt. meinen Kollegen auf sehr viel Skepsis, weil alle davon zu lehren. Solche Entwicklungen wollte ich gern ent- ausgingen, dass die Studierenden sich mit dem Com- scheidend mit voranbringen. Außerdem war es mir Prof. Dr. Angelika Bunse-Gerstner

… ist seit Juli 1991 Professorin für Mathematik am Fach- bereich 3 Mathematik /Informatik an der Universität Bremen

… war von 2006 bis 2008 Konrektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs

… forscht derzeit in den Bereichen Große Gleichungssysteme, Eigenwertprobleme, Datenassimilation und Modellreduktion 14 | VIER FRAGEN AN...

PROF. DR. WILTRUD DRECHSEL (PENSIONIERT) „ Mir gefiel die Kopfarbeit an der Universität. Sie kam meiner Lust an methodisch kontrollierter Neugier entgegen.“

1 Gut gefiel mir das produktorientierte Lehren in Jahren befristet und setzten die selbstständige Es war nicht immer leicht: Wie vertritt man einen Projekten, in dem unter anderem ein Sammelband Arbeit in Lehre und Prüfungen voraus. Wer die Zeit Fachbereich, dessen Hauptaufgabe in der Lehramts- und eine Ausstellung entstanden. Ich profitierte von dafür fand, publizierte „nebenbei“. Als Qualifika- ausbildung, von der Universitätsstatistik als „Service- der kooperativen Lehre gemeinsam mit Kolleginnen tionsphase waren diese Wanderjahre auf dem leistung“ definiert, nicht quantitativ ausgewiesen und Kollegen anderer Fachgebiete. Ich schätzte die Schleudersitz nicht konzipiert. Aber mir gefiel die wurde? Wie vertritt man unter aufkommenden Spar- flachen Hierarchien der Anfangszeit der Hochschule, Kopfarbeit an der Universität. Sie kam meiner Lust zwängen die Erziehungswissenschaft, ein Fach, das welche die Arbeit erleichterten. an methodisch kontrollierter Neugier entgegen. Auch seit der Integration der Pädagogischen Hochschule in konnte ich ein weitgehend selbstbestimmtes und die Universität als personell überbesetzt galt? Führung selbstverantwortliches Arbeiten erwarten. half da wenig. 2 Das Berufsziel, Professorin zu werden, hatte ich nie. Ich wollte Gymnasiallehrerin für Geschichte und Assistentenjahre waren Wanderjahre. Mit einer dauer- Französisch werden und achtete bis zu meiner Beru- haften Anstellung war unterhalb der Professur nicht 4 Was könnte ich Nachwuchswissenschaftlerinnen fung darauf, dass die nötigen formalen Voraussetzun- zu rechnen. Zwischen 1967 und 1971 habe ich dreimal empfehlen? Ich denke, sie brauchen auch heute noch gen in meinem Portfolio lagen. Dass ich keine Lehrerin den Arbeitsplatz und den Wohnort gewechselt. Dem die Lust an der methodisch kontrollierten Neugier, geworden bin, lag an der ungewöhnlichen Entwicklung Zwang zur Mobilität war nicht zu entkommen, obwohl damit ihnen die Arbeit nicht langweilig wird. Auch des universitären Stellenmarktes. Vor dem Hinter- er zur weiblichen Normalbiografie nicht passte, son- sollten sie beizeiten eine Alternative zum Beruf als grund der von Georg Picht 1964 veröffentlichten These dern eher zu einer traditionalistischen männlichen Professorin einplanen, denn auf dem Weg dorthin der „Bildungskatastrophe“ expandierte die Lehramts- Lebensplanung. Allerdings hätte ich mir die Auszeit spielt das Prinzip der Kooptation immer noch eine ausbildung in einem weder vorher noch nachher ge- vor dem Eintritt in den Schuldienst nicht geleistet, große Rolle. Fehlende Kooptation lässt sich durch kannten Ausmaß. Zunächst wurden Lebenszeitstellen wenn ich nicht die Garantie gehabt hätte, jederzeit eigene Anstrengungen weder herstellen noch ersetzen. im akademischen Mittelbau, später Professuren an ins Referendariat umsteigen zu können. Der Lehrer- Universitätsarbeitsplätze verlangen eine realistische, alten und neuen Universitäten geschaffen. Wer um mangel ermöglichte diese Rückversicherung. bodennahe Einschätzung ihrer Risiken, Möglichkeiten 1967 eine erziehungswissenschaftliche Promotion und Grenzen. Einen Traumberuf garantieren sie nicht. abschloss, hatte gute Chancen, einen universitären Arbeitsplatz zu erhalten. Ich habe von diesem Stellen- 3 Die Wahl zur Fachbereichssprecherin verstand ich markt profitiert. Von Vorteil war zudem, dass alte und nicht als den Einstieg in eine Führungsrolle. Das dama- neue Ausbildungskonzepte nicht auf die bildungs- lige Hochschulrecht schrieb den Fachbereichsspre- politische Reflexion der zukünftigen Lehrkräfte ver- cherinnen und -sprechern keine Führungsaufgaben zichteten. So konnte ich bis zum Ruhestand beim zu. Sie waren keine Dekaninnen und Dekane, sondern Fachgebiet meiner Dissertation bleiben. bereiteten mit der Fachbereichverwaltung die Be- schlüsse des Fachbereichsrates vor, vertraten diese Mir wurden nach der Promotion Stellen als wissen - in anderen Gremien der Universität, bemühten sich schaftliche Assistentin in Frankfurt, Berlin und um Konsens im Fachbereichskollegium oder mussten Münster angeboten. Sie waren zwischen ein und vier Meinungsverschiedenheiten aushalten. Prof. Dr. Wiltrud Drechsel

… war von 1971 bis 2005 Professorin für Erziehungs- und Bildungswissenschaften am Fachbereich 12 Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen

… war von 1989 bis 1991 Sprecherin des Fachbereichs 12

… forschte zu Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialgeschichte der Erziehung 16 | VIER FRAGEN AN...

PROF. DR. HELGA GALLAS (PENSIONIERT) „ Was nicht auf einen Widerspruch

hinausläuft, ist unwahr.“ (frei nach Georg F. W. Hegel)

1 Als besonders stimulierend empfand ich die Auf- 3 Ich war neugierig auf eine neue Herausforderung. und die Einrichtung von Forschungsschwerpunkten bruchstimmung der ersten Jahre sowie die damals Zudem ärgerte ich mich über die eingefahrenen, oft an der Uni Bremen gestellt wurden. Damals gab es besonders motivierten Studierenden und die intensive irrationalen Wege im Universitätsalltag, insbesondere noch viel Geld zu verteilen. Ich war die einzige Frau und gute interdisziplinäre Zusammenarbeit unter den im Zusammenspiel von Wissenschaft und Verwaltung. und die ein zige Geisteswissenschaftlerin und erlebte, Professorinnen und Professoren. Germanistikprojek te Dazu ein Beispiel: Einer meiner Werkauftragsanträge wie und dass man sich dort als Frau sehr gut Respekt wurden zusammen mit der Historik, Psychologie, ging damals über 28 Schreibtische in der Uni- und verschaffen kann: Nach einem Blick auf die Redner- Philosophie, Rechtswissenschaft und Anglistik sowie Senatsverwaltung – über einige sogar mehrmals, liste erteilte mir der damalige Vorsitzende und Rektor der Romanistik umgesetzt. Von dieser Phase profi- obwohl das Geld dafür auf meinem Drittmittel konto Alexander Wittkowsky einmal folgendermaßen das tierten wir bis in die 1990er Jahre. Danach fiel diese lag. Um meinem Frust Luft zu machen, hatte ich schon Wort: „Jetzt Herr Gallas, bitte.“ Da wusste ich, ich Arbeit den mangelnden Finanzen zum Opfer und konn- genaue Daten und Hintergründe für einen Artikel in der werde ernst genommen. te nur in Teilen weiter geführt werden. In jüngerer Zeit ZEIT vorbereitet, als der Anruf des Rektors kam, ob schätzte ich das unkomplizierte Verhältnis zwischen ich für das Amt einer Konrektorin kandidieren wolle. Wissenschaft, Rektorat und Kanzler und damit ver- Das schien mir der mehr Erfolg versprechende Weg, 4 Jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen empfehle bunden die Inangriffnahme diverser Reformvorhaben. tatsächlich etwas zu bewirken. Um Ideen für Verän- ich, sich ein Netz von nationalen und vor allem auch In den letzten Jahren hat sich in dieser Hinsicht eine derungen an der Universität zu sammeln, stellte ich internationalen Kontakten aufzubauen. Das ist heute Menge positiv bewegt. als eine der ersten Amtshandlungen eine sogenannte noch entscheidender für den beruflichen Erfolg als „Querdenkergruppe“ aus einem Dutzend engagierter zu meiner Zeit. Männer arbeiten sich schon seit Professorinnen und Professoren aus allen Fachbe- eh und je so voran. Sie sollten sich zudem mit den 2 Meine Karriere als Professorin war überhaupt reichen zusammen. In dieser Gruppe legten wir den Forschungsinteressen nicht an Trends orientieren, nicht geplant. Ich wollte Journalistin werden. Ich bin Grundstein für den dann folgenden Organisationsent- auch wenn darüber die Gelder fließen. Die persönliche dann aber bei einer eher wissenschaftlichen Litera- wicklungsprozess. Begeisterung für eine Fragestellung ist das A und O. turzeitschrift gelandet: der in der Studentenbewe- Sie müssen überzeugt und begeistert von dem sein, gungszeit sehr wichtigen „alternative“. Von da an galt Leider konnte ich mir keine vollständige zweite Amts- was sie wissenschaftlich vertreten – nur dann hält mein Interesse eher methodischen und theoretischen periode als Konrektorin erlauben, weil meine damals man die Fron des Forschens und Bücherschreibens Fragen. Um noch besseren Kontakt zu exzellenten erst neunjährige Tochter auf meine häufige Abwe- durch und nur dann kann der Funke auf die Studie- Studierenden als potentiellen Mitarbeiterinnen und senheit trotz Kindermädchen und Haushälterin mit renden überspringen. Mitarbeiter für die Zeitschrift zu bekommen, habe ich schulischen Problemen reagierte. Das ist allerdings eine Assistentenstelle für Neuere Deutsche Literatur- das einzige Mal, dass ich beruflich aus Rücksicht auf wissenschaft an der Universität Hamburg angenom- die Familie zurückstecken musste. Ich war auch Mit- men. Diese Tätigkeit begeisterte mich endgültig für die glied der ersten Forschungskommission in den 1970er wissenschaftliche Laufbahn. Jahren, als die Weichen für die Forschungsförderung Prof. Dr. Helga Gallas

… war von 1974 bis 2005 Professorin für Deutsche Literatur- wissenschaft mit dem Schwerpunkt Literaturtheorie und Interpretationsmethoden am Fachbereich 10 Sprach- und Literaturwissenschaften an der Universität Bremen

… war von 1993 bis 1995 Konrektorin für Strukturreform

… forschte zum Einfluss der strukturalen Psychoanalyse (Jacques Lacan) auf die Kulturwissenschaft, zu Heinrich von Kleist sowie zu den ersten Romanen von Frauen um 1800 18 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. CARMELITA GÖRG „ Ganz in Ruhe eine Hektik nach der anderen.“

1 An der Bremer Uni gefällt mir die relativ einfache aber immer in Verbindung. Die Erfahrungen aus dieser kommission und als Mitglied im Gremium Rechner- und positive interdisziplinäre Zusammenarbeit wie Zeit sind mir sehr wichtig. Ich habe mit vielen Firmen organisation. Derzeit bin ich weiter Netz beauftragte zum Beispiel im Sonderforschungsbereich (SFB) 637 aus der Industrie zusammengearbeitet und wichtige des Fachbereichs, Mitglied der Kommission für „Selbststeuerung logistischer Prozesse“, der sich aus Netzwerke aufbauen können. Die Kombination von wissenschaftliches Fehlverhalten und in erster Linie vier verschiedenen Fachbereichen zusammensetzt, Forschung und Lehre hat mir immer besonderen Spaß Beauftragte des Rektorats für internationale Bezie- oder auch im Technologiezentrum für Informatik und gemacht, sodass ich Ende der 1980er Jahre, als mir hungen. Diese Aufgaben erfordern viel Zeit, verlangen Informationstechnik (TZI). Ich schätze das kooperative die Stelle einer Oberingenieurin und die Möglichkeit aber auch Kreativität. Ich lerne dadurch viele andere und konstruktive Verhalten der Kolleginnen und Kolle- zur Habilitation angeboten wurden, an die RWTH Bereiche der Universität und der externen Forschungs- gen – sowohl in der eigenen Disziplin als auch über die zurückkehrte. Seit 1999 bin ich als Professorin an der einrichtungen mit all den spannenden Themen besser Disziplinen hinweg. Das hat an der Bremer Universi- Universität Bremen tätig und habe hier eine sehr aktive kennen, wie Meereswissenschaften, Produktionstech- tät Tradition und war schon damals bei der Gründung Arbeitsgruppe aufgebaut. Mein Beruf macht mir nik, Filmwissenschaften, Sprachwissenschaften oder ein Leitgedanke, der sich bis heute erhalten halt. Mir immer noch sehr viel Spaß und ich schätze die Sozialwissenschaften, um hier nur einige zu nennen. gefallen auch die kurzen Wege ins Rektorat, zu den Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, die ich als senatorischen Behörden sowie in der Verwaltung, und Pro fessorin habe. Ich finde es immer noch sehr dass auf allen Ebenen stets die gemeinsame Problem- spannend und interessant, Kooperationen aufzu- 4 Ich empfehle allen jungen Forscherinnen, immer lösung im Vordergrund steht. bauen, Netzwerke zu knüpfen und verschiedene wieder das zu machen, was ihnen Spaß macht, und Arbeits bereiche miteinander zu verbinden. Hierzu von Anfang an Fragen zu stellen. Leider trauen sich gehört zum Beispiel auch die Zusammenführung von junge Menschen meist nicht, am Anfang viele Fragen 2 Mich motivierten immer die spannenden Themen, ikom und TZI, das heute Technologiezentrum für Infor- zu stellen, aber das ist Teil des Lernprozesses und die Mischung aus Forschung und Lehre, das Arbeiten matik und Informationstechnik heißt. sehr wichtig. Technische Studiengänge und Berufe mit den Studierenden, Promovierenden und Post-Docs sind nach wie vor sehr anspruchsvoll, aber in jedem und die Mitarbeit in internationalen Projekten. Beruf muss man immer 100 Prozent geben, um etwas 3 Als Beauftragte des Rektorats für internationale zu erreichen und erfolgreich und zufrieden zu sein. Mein beruflicher Weg führte mich von einer Ausbil- Beziehungen habe ich die Möglichkeit, etwas mitzu- Wichtig ist aber, immer darauf zu achten, dass auch dung zur mathematisch-technischen Assistentin am gestalten, auf anderen Ebenen zu arbeiten, Koopera- die anderen Bereiche des Lebens nicht zu kurz Forschungszentrum Jülich zum Informatikstudium tionen in Nordamerika aufzubauen und dadurch zum kommen! nach Karlsruhe und dann an den Lehrstuhl für Daten- Beispiel junge Studierende aus den USA und Kanada fernverarbeitung an der Rheinisch-Westfälischen für eine Projektmitarbeit in Sonderforschungsberei- Technischen Hochschule (RWTH) Aachen/Fakultät für chen an die Uni zu holen. Im Rahmen meiner Tätig- Elektrotechnik, an der ich 1983 promovierte. Nach der keit als Professorin habe ich neben Forschung und Promotion arbeitete ich dann einige Jahre selbststän - Lehre immer auch andere strukturelle Aufgaben wahr- dig und gründete eine GmbH, blieb mit dem Lehrstuhl genommen: zum Beispiel als Vorsitzende der Studien- Prof. Dr. Carmelita Görg

… ist seit 1999 Professorin für Kommunikationsnetze am Fachbereich 1 Physik / Elektrotechnik an der Universität Bremen

… ist seit 2010 Beauftragte des Rektorats für internationale Beziehungen in den USA und Kanada

… forscht im Bereich Kommunikationsnetze: technische Netze, Rechnernetze, Internet, Mobilfunknetze und Protokolle 20 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. KARIN GOTTSCHALL „ Die Arbeit in der Wissenschaft sollte Erfahrungen aus anderen Lebensbereichen nicht ignorieren, sondern integrieren.“

1 Ich erlebe die Universität Bremen als einen Ort, Nach mehreren Jahren auf Drittmittelstellen in der funktionen ist gerade bei größeren Institutionen der Kooperation über Fächergrenzen hinweg ermög- Forschung wechselte ich nach der Promotion gern an und längerer Aus übung, dass sie zu Lasten der licht und flache Hierarchien aufweist. Das erleichtert die Universität, weil ich dort Forschung und Lehre mit- eigenen Forschung gehen können. Dies gilt weni- den Austausch und motiviert zur Zusammenarbeit. Es einander verbinden konnte. Und erst relativ spät fasste ger für die Leitung meiner Forschungsabteilung, die gibt ein starkes Gemeinschaftsgefühl: Einzelkämpfer- ich dann auf der Assistentenstelle den Entschluss, zu ich eher als Privileg erlebe. Hier ist es mir gut mög- tum und Egoismen scheinen mir nicht so verbreitet habilitieren und eine Hochschulkarriere anzustreben. lich, in Forschung und Lehre weiter präsent zu sein. wie anderswo. Auch die Stadtstaatensituation wirkt Es gab damals noch nicht so viele Pro fessorinnen, die sich positiv aus: Die Universität ist zur Stadt geöff- als Vorbild hätten dienen können, und oft waren sie net. Umgekehrt ist auch das Wissen der Lehrenden im Unterschied zu den männlichen Kollegen kinder- 4 Es ist wichtig, dass junge Forscherinnen Freude und Forschenden der Universität in der Stadt gefragt. los. Doch die Frauenforschung befand sich mit dem an der Wissenschaft haben und das machen, wofür Gleichzeitig gibt es kurze Wege zwischen der Uni und Rückenwind der Frauenbewegung in den 1980er und sie „brennen“. Das gibt die nötige Motivation, um der Wissenschaftsbehörde. 1990er Jahren im Aufschwung. Es ent wickelten sich auch schwierige Phasen durchzustehen, in denen sie vielfältige Netzwerke und Diskussionsforen. Da konn- ein gewisses Durchhaltevermögen brauchen. Egal, ob te ich mich gut einbringen und ich erfuhr auch immer es um den eigenen Forschungsprozess oder um die 2 Professorin als Berufsziel bildete sich in meiner wieder Förderung. Das Schreiben der Habilita tion Anerkennung der eigenen Leistungen im Feld der Biografie erst allmählich heraus. Am Anfang gab es überschnitt sich dann mit der Kleinkindphase meines Wissenschaft und auf dem Arbeitsmarkt geht: Es ist vor allem ein Interesse, als Sozialwissenschaftlerin Sohnes. Das war oft hart, zumal die Aussicht auf wahrscheinlich, dass es immer wieder Rückschläge zu forschen, das durch meine Abschlussarbeit im eine Stelle sehr ungewiss war. Geschafft habe ich es und Umwege gibt. Dann hilft es, wenn junge Wissen- Studium geweckt wurde, in der ich die soziale Lage von schließlich mit Forschungsdrang und viel Disziplin, der schaftlerinnen auch die produktive Seite des ver- Studentinnen untersuchte. In den 1950er bis 1970er verläss lichen Unterstützung meines Mannes sowie meintlichen Scheiterns sehen können. Notwendig ist Jahren wiesen Frauen noch höhere Studienabbruch- einem sozialen und beruflichen Umfeld, das mir den sicher immer auch ein berufliches und soziales Um- quoten auf und gaben gehäuft psychische Probleme Erfolg zutraute. feld, das Wertschätzung und Unterstützung bietet. und Unzufriedenheit mit dem Studium an. Ich fand es Mit geben würde ich ihnen zudem gern, dass es spannend, die über verschiedene Dis ziplinen verstreu- möglich und für alle Beteiligten ein Gewinn ist, ten Studien zu dieser Proble matik aufzuspüren und 3 Eine Leitungsaufgabe bietet die Möglichkeit, Ein- Wissenschaft auch in Verbindung mit Kindern zu zu sehen, wie sich die Interpreta tionen des Frauen- fluss zu nehmen und eigene Ideen umzusetzen. Die leben. Denn Kinder haben auch Väter, die Verantwor- studiums mit dem Übergang von der Ordinarienuniver- Leitung der Graduate School, die mir 2004 recht tung übernehmen können, sodass es nicht nur „dual sität zur Massenuniversität veränderten. Meine Arbeit unerwartet angetragen wurde, war durchaus so career“, sondern auch geteilte Elternschaft gibt. Auch stieß auf breiteres Interesse: Ich wurde zu einem Vor- ein Experimentierfeld und neuer Erfahrungsraum. gilt, dass die Arbeit in der Wissenschaft nicht das trag auf einer größeren Konferenz an der Universität Heraus fordernd war hier die Implementierung der ganze Leben ist und „blutleer“ bleibt, wenn Erfahrun- Bielefeld eingeladen und konnte daraus schließlich Reform der Nachwuchsförderung und der neuen gen aus anderen Lebensbereichen ignoriert werden, meinen ersten Buchbeitrag machen. Dies beflügelte institutionellen Struktur in die Uni in Kooperation statt sie zu integrieren. Hier kommt es weiterhin dar- mich ebenso wie die Tatsache, dass ich mit dem Stu- mit der privaten Jacobs University. Da konnte ich auf an, die Institutionen damit zu konfrontieren, dass dienabschluss sofort eine Stelle als wissenschaftliche viel über Wissenschaftsmanagement und auch die kreative Forschende und Lehrende auch Partner und Mitarbeiterin am Soziologischen Forschungsinstitut in überfällige Internationalisierung unserer universitä- Kinder haben. Göttingen bekam. ren Ausbildung lernen. Eine Kehrseite von Leitungs- Prof. Dr. Karin Gottschall

… ist seit 1999 Professorin für Soziologie mit dem Schwer- punkt Geschlechterverhältnisse am Fachbereich 8 Sozial- wissenschaften an der Universität Bremen

… war von 2004 bis 2007 Direktorin und stellvertretende Direktorin der Graduate School of Social Sciences (GSSS)

… war von 2007 bis 2008 Direktorin der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)

… forscht zu Strukturwandel von Erwerbsarbeit und Lebens- formen, zum Staat als Arbeitgeber und zu Sozialstaats­ reformen in den Bereichen Erziehung, Bildung und sozialen Dienstleistungen 22 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. ILSE HELBRECHT „ Folge deiner Freude. Denn wo das Herz mitgeht, wird auch ein Tor sich öffnen.“

1 Die Jugendlichkeit der Universität Bremen ist anderem in Duisburg und an der Technischen Uni- Bremen mit einem tollen Team an Mitarbeiterinnen meiner Meinung nach einer ihrer größten Vorzüge. versität (TU) München. Diese Chancen haben mich und Mitarbeitern zu denken, Konzepte zu gestalten Sie verleiht ihr seit jeher die Ausstrahlung von Offen- nachdenklich gemacht und ich ergriff eine von ihnen. und Entscheidungen mit dem Akademischen Senat heit, Dynamik und Flexibilität und bietet die Chance, Ich ging an die TU München, aber immer noch mit der gemeinsam zu treffen. Es war mir eine schiere Freu- diese Uni mitgestalten zu können. Als ich dort arbei- Idee, durch die Ausbildung im Rahmen der Promotion de, für eine so große und auch absolut engagierte tete, habe ich das auch genauso erlebt und erfahren. die bessere Praktikerin werden zu wollen. Erst im Einrichtung gestaltend und führend tätig zu sein. Es gibt ein ganz besonderes kommunikatives und Laufe des Dissertationsvorhabens merkte ich, dass Motiviert hat mich zu Beginn sicherlich auch der Ärger kooperatives Miteinander auf dem Campus, innerhalb es tatsächlich die Forschung selbst ist, die mich noch über manche dysfunktionalen Strukturen im inneren der Fachbereiche und über deren Grenzen hinweg, mehr interessiert als die planungspolitische Praxis. System der Universität, die bei der Einführung des das bei alten, etwas eingefahrenen Universitäten Bologna-Modells im Jahr 2005 schon so offensichtlich vielleicht nicht immer so gegeben ist. Die Jugend also, Der Wissenschaftsstandort München erwies sich für waren. die Innova tionskraft und die Kooperationskultur sind mich als die richtige Wahl. Das Geographische Institut gewiss drei Stärken der Universität Bremen, die ich an der TU München war in den frühen 1990er Jahren Die Lust zu gestalten und der erkennbare Verände- sehr schätze. führend in Deutschland. Mein damaliger Chef und rungsbedarf gaben mir also ausreichend Anlass zur Lehrstuhlinhaber war sehr kompetent und wurde Kandidatur als Konrektorin. Und dann öffnete sich tat- später auch Präsident der Deutschen Geographischen sächlich ein wunderbares Feld und eine ertragreiche 2 Die Forschung begeisterte mich. Doch gab es nie Gesellschaft. Von ihm als Mentor fühlte ich mich auf Zeit der Gestaltung mit vielen schönen Erfahrungen wirklich den Plan, Professorin zu werden. Das strebte dem Weg zur Professorin sehr gut unterstützt und der Zusammenarbeit sowohl im Rektorat als auch mit und visierte ich in jungen Jahren nie an. Als ich anfing gecoacht. Für meine wissenschaftliche Laufbahn war den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Dezernate zu studieren, hatte ich das Glück, relativ früh er mir eine große Hilfe. Das Institut war zudem groß sowie mit zahlreichen lebendigen Diskussionen in den studen tische Hilfskraft in einem DFG-Projekt zu und anregend. Nach der Promotion wurde mir dort Fachbereichen. Natürlich funktioniert so etwas nur im werden. Damals haben wir eine Vielzahl an quali- auch eine Habilitationsstelle angeboten. Mit einander: in der Kommunikation, im Konsens und tativen Interviews mit Betroffenen des Struktur- in der Überzeugungsarbeit mit den Mitgliedern der wandels von Kohle und Stahl im Ruhrgebiet geführt. Im Nachhinein kann ich sagen, dass Glück mit eine Universität. Mein Fazit aus dieser Zeit lautet daher: Dadurch konnte ich schon während meines Studiums große Rolle gespielt hat, warum ich Professorin ge- Konrektorin ist keine Führungsrolle, die etwas mit Forschungserfah rungen in einem wunderbaren For- worden bin. Erst Schritt für Schritt entstand der Weg Kommando und Kommandieren zu tun hat, sondern scherteam sammeln. So habe ich mein erstes Buch in dahin: aus dem Engagement in der Forschung und der eine Funktion, die auf Kooperation, Kommunikation Koautorenschaft mit einem Hochschullehrer und zwei Gelegenheit dazu schon im Studium sowie der Freude und Überzeugung basiert. wissenschaftlichen Mitarbeitern noch vor meinem am Publizieren, dem Glück mancher Situationen im eigentlichen Abschluss als Diplom-Geografin publi- Leben und auch der eigenen Initiative. ziert und mit ihnen im Team Vorträge auf deutschen 4 Ich glaube, dass man in diesem System der ge- Tagungen gehalten. Darüber lernte ich die Forschung stiegenen Konkurrenz noch mehr gefordert ist, das zu bereits im Studium kennen – und ich fing Feuer. Trotz- 3 Zusätzlich eine Führungsrolle zu übernehmen, tun, was man früher auch tun musste: seinen eigenen dem wollte ich am Ende meines Studiums weiterhin begründet sich in meiner Freude an der Gestaltung Vorstellungen und Werten sowie den Wünschen und in die Praxis einsteigen und in der Politik beratung von Strukturen und Prozessen im Bereich von Lehre, Sehnsüchten zu folgen. Deshalb lautet mein Tipp: im Bereich der Stadtentwicklung aktiv werden. Ich Studium und Internationalisierung universitätsweit. Bleibe dir selbst treu. Folge deiner Freude. Denn wo bekam dann aber mehrere Promotionsangebote, unter Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, für die Uni das Herz mitgeht, wird auch ein Tor sich öffnen. Prof. Dr. Ilse Helbrecht

… ist seit 2009 Lehrstuhlinhaberin für Kultur- und Sozial- geographie an der Humboldt-Universität zu Berlin

… war von 2002 bis 2009 Professorin für Humangeographie mit dem Schwerpunkt Angewandte Geographie am Fach- bereich 8 Sozialwissenschaften an der Universität Bremen

… war von 2005 bis 2008 Konrektorin für Lehre, Studium und Internationale Beziehungen

… forschte an der Universität Bremen zu den Themen Stadtentwicklung, europäische Wohnungsmärkte, Creative City Politics sowie Planungsmanagement in Stadt und Region 24 | VIER FRAGEN AN...

Prof. Dr. Grete Henry-hermann

... war von 1949 bis 1966 Professorin für Mathematik, Physik und Philosophie an der Pädagogischen Hochschule (PH) Bremen

... war von 1949 bis 1950 Kommissarische Leiterin und bis 1966 stellvertretende Rektorin der PH Bremen

... forschte zu Ethik, Willensfreiheit, Erkenntnis- und Wissen- schaftstheorie 25 | DIE BERLINER HISTORIKERIN FRIEDERIKE KERSTING ÜBER PROF. DR. GRETE HENRY-HERMANN

PROF. DR. GRETE HENRY-HERMANN (1901 ---- 1984 ) Sie wollte Lehrkräfte ausbilden, die „selber die innere Freiheit und Zivilcourage besitzen, das eigene Urteil zu klären“, und bereit sind „zu sachlichem und friedlichem Zusammenarbeiten auch mit Andersdenkenden“.

Grete Henry-Hermann war eine der ersten Breme r- vom räumlichen und zeitlichen Charakter des Natur- Konzept zu erarbeiten und gleichzeitig zu unterrich- innen, die eine akademische Laufbahn einschlugen. geschehens unter anderem, sie sind alle durch die ten. Sie wollte junge Menschen zu „eigenständigem Wissbegierig und am Austausch interessiert, galt ihr Entwicklung der modernen Physik in Frage gestellt“, Denken, Verantwortung des Einzelnen“ 3 bewegen und Berufsziel schon früh der Universität. Sie studierte beschreibt sie in ihrer Arbeit „Die Bedeutung der ihre Bereitschaft wecken zu einem „sachlichen und Mathematik, Physik und Philosophie an der Universi- modernen Physik für die Theorie der Erkenntnis“. friedlichen Zusammenarbeiten auch mit Anders- tät Göttingen, die damals zu den mathematischen Zur Klärung dieser Frage arbeitete sie 1934 am In- denkenden“ 3. Die neuen Lehrkräfte sollten fachlich gut Zentren weltweit zählte und führend in der modernen sti tut Werner Heisenbergs in . Mit ihrer Ant- ausgebildet werden, sich aber auch mit dem National- Physik war. Als Studentin nahm sie am Entstehungs- wort eines „Relativcharakters der Quantenmechanik“ sozialismus aus einandergesetzt haben, aufgeschlos- prozess der modernen Mathematik und Quanten- konnte sie überzeugen und erhielt dafür 1937 den sen für Fragen des aktuellen öffentlichen Lebens sein physik teil. Sie promovierte bei der Mathematikerin Richard-Avenarius-Preis der Sächsischen Akademie sowie das Vermögen besitzen, Kinder anzusprechen als einzige Studentin über das alge- der Wissenschaften in Leipzig. Trotz dieser Aner ken- und an ihre eigenen Kräfte zu appellieren, schreibt sie braische Thema „Die Frage der endlich vielen Schritte nung geriet sie bald in Vergessenheit. Erst in den letz- in ihrem Bericht über das erste Jahr der PH Bremen in der Theorie der Polynomideale“. Ihre Arbeit wurde ten Jahren wurden ihre Texte neu entdeckt. 1948. Erst 1950 wurde sie offiziell zur Professorin zudem in den 1970er Jahren in der mathematischen ernannt, obwohl sie die Qualifikation dafür längst Informatik bedeutsam. Philosophische Fragen wurden Als Mitglied des ISK musste sie Deutschland 1938 end- besaß. Als Leiterin der PH war sie um ein hohes ihr zunehmend wichtiger: Themen der Willensfreiheit gültig verlassen. Ihr Exil in London sei ein tiefer Bruch wissenschaftliches Niveau mit pädagogisch hoch- und der Ethik beschäftigten sie ebenso wie Fragen in ihrem Leben gewesen, schreibt sie in „Erinne rungen wertiger Arbeit bemüht. Sie unterstützte zudem das der menschlichen Erkenntnis und der Wissenschafts- an “1. Sie war ein führendes Mitglied Vorhaben, die PH in eine Uni versität umzuwandeln. theorie. Sie wurde Privatassistentin des Philosophen des ISK in London, des Exekutivkomitees der Union Leonard Nelson, der in der Tradition Immanuel Kants deutscher sozialistischer Organisationen und der Kom- Mitte 1950 gab sie die Leitung an der PH ab, blieb stand. Nach dessen frühem Tod 1927 bearbeitete sie mission zur Ausarbeitung eines Aktions programms für aber stellvertretende Rektorin. Sie konzentrierte sich seinen wissenschaftlichen Nachlass. Sie wurde Mit- den Aufbau eines demokratischen Deutschlands. 1946 weiter auf die Lehre und nahm ihre eigene philosophi- glied des von ihm gegründeten Internationalen Sozia- kehrte sie nach Bremen zurück. Aus dem „dringenden sche Forschung wieder auf. Weil sie in Bremen bleiben listischen Kampfbundes (ISK) und engagierte sich im Wunsch, nach meinen Kräften an der Aufbauarbeit in wollte, lehnte sie mehrere Rufe an Universitäten ab. Kampf gegen den Nationalsozialismus. Deutschland mitzuhelfen“2, trat sie hier mit 46 Jahren Sie wirkte überzeugend durch ihre integre Haltung, ihre erste Stelle als Lehrerin an. ihr hohes Sozialethos, das sie nicht nur lehrte, son- Der Fokus ihrer wissenschaftlichen Arbeit galt der dern auch lebte. Sie prägte die ersten Bremer Lehrer- Quantenmechanik, insbesondere der auch als Kopen- Aus der Erfahrung des Nationalsozialismus heraus generationen entscheidend, nahm über Bremen hinaus hagener Deutung bekannt gewordenen Interpretation konzentrierte sie sich in den ersten Jahren auf die Lehre Einfluss auf die Westdeutsche Bildungslandschaft und von und Niels Bohr. Doch unter den und stellte ihre eigenen Forschungen zurück. Zunächst engagierte sich in der SPD und in Gewerkschaften. Kolleginnen und Kollegen der Physik und Philosophie war sie Dozentin am neu geschaffenen Päda gogischen blieb sie strittig. Die erkenntnistheoretischen Grund- Seminar Bremen. 1949 wurde sie Kommi ssarische lagen bisheriger physikalischer Forschung schienen Leiterin der daraus hervorgegan genen und neu ge- nicht mehr gültig: „Die Voraussetzungen durchgän- gründeten Pädagogischen Hochschule (PH) Bremen. giger kausaler Naturgesetzlichkeit, die Vorstellungen Ihr Auftrag: hierfür ohne rechtlichen Rahmen ein 26 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. KATRIN HUHN „ Alles ist möglich, nichts ist sicher.“

1 An der Universität Bremen gefallen mir das allge- zumachen und zu promovieren. Nach der Promotion zur Wahl gestellt. Wenn ich die mit entsprechenden mein gute Arbeitsklima und die vielen Möglichkeiten an der Freien Universität Berlin wollte ich dann unbe- Gremien verbundenen zusätzlichen Aufgaben über- der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen dingt in den marinen Geowissenschaften bleiben. Ich nehme, geschieht dies stets, weil mich die jeweilige des MARUM und anderer marin ausgerichteter Insti- bewarb mich auf eine Juniorprofessur am heutigen Arbeit interessiert und ich es wichtig und spannend tute. Bei meiner Bewerbung gefielen mir speziell die MARUM an der Universität Bremen, damals noch das finde, in die Entwicklungsprozesse der einzelnen Möglichkeiten, die sich mir mit dem Bremer Modell DFG-Forschungszentrum „Ozeanränder“. Als ich die Bereiche eingebunden zu sein. Natürlich ist dies als Juniorprofessorin boten. Dies bedeutete, eine Stelle in Bremen antrat, hatte ich nicht sofort das immer mit gewissen Aufgaben und oft zeitlichem eigene Arbeitsgruppe aufzubauen, in die Lehre ein- Ziel einer permanenten Professur vor Augen. Mich Aufwand verbunden. Aber ich lerne stets dazu und gebunden zu sein sowie Promotionen, Master- und interessierten vielmehr die inhaltlichen Forschungs- gewinne Einblick in unterschiedlichste universitäre Bachelor arbeiten vergeben zu dürfen. Aber auch For- schwerpunkte am MARUM und die Uni Bremen als Strukturen. Darüber hinaus erlebe ich in den ver- schungsfreiheit und damit verbunden unter anderem Arbeits- und Wissenschaftsstandort. Als Juniorpro- schiedenen Runden auch andere Frauen in Führungs- die Möglichkeit, den Antrag auf das Internationale fessorin bot sich mir hier die Möglichkeit, mein eigenes rollen und sehe, wie diese ihre Aufgaben angehen Graduiertenkolleg INTERCOAST in Zusammenarbeit wissenschaftliches Konzept zu entwickeln und auch und wie sie ihre Positionen finden. mit vielen Kolleginnen und Kollegen an den Uni ver- umzusetzen, und das damals mit einer relativ langen sitäten Bremen und Waikato (Neuseeland) bei der Perspektive von sechs Jahren. Im Zuge der Einführung Deutschen Forschungsgemeinschaft zu stellen. des Bremer Modells auch für drittmittelgeförderte 4 Nachwuchswissenschaftlerinnen sollten sich mit Juniorprofessorinnen wurde meine Stelle 2010 nach Neugier und Hartnäckigkeit, aber auch mit einer hohen erfolgreicher Evaluierung in eine volle Professur um- sozialen Kompetenz auf den Weg machen. Mit diesen 2 Ich hatte nie das Ziel, Professorin zu werden. Der gewandelt. Voraussetzungen ausgestattet, kommen sie jedem Weg dahin war ein langsam wachsender Prozess. Ich Ziel etwas näher. Vergessen sollten sie dabei aber nie: persönlich bin glücklich, wenn ich auf dem Gebiet Alles ist möglich, aber nichts ist sicher. forsche, das mich interessiert, und ich das machen 3 Nach meinem Empfinden bekleide ich keine Füh- kann, was mir Spaß macht, beispielsweise mit Kolle- rungsrolle. Ich sehe mich vielmehr in den verschie- ginnen und Kollegen zusammen eine Projektidee zu denen Gremien stets als Teil einer Gruppe, in der ich entwickeln und diese umzusetzen. zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen be- stimmte Aufgaben begleite und Ziele verfolge. Hin Nach meinem Diplom in der Geophysik an der und wieder wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, Chris tian-Albrecht-Universität zu Kiel wurde ich von das eine oder andere Amt zu bekleiden. Für den Fach- meiner Betreuerin gefragt, ob ich Lust hätte, weiter- bereichsrat habe ich mich zum Beispiel erneut selbst Prof. Dr. Katrin Huhn

… ist seit 2010 Professorin für Modellierung von Sediment- prozessen am Fachbereich 5 Geowissenschaften / MARUM an der Universität Bremen

… ist seit 2009 Sprecherin des Internationalen Graduierten- kollegs INTERCOAST – Integrated Coastal Zone and Shelf Sea Research

… forscht zu dynamischen Prozessen des Sediment- transports am Meeresboden wie u.a. Hangrutschungen, physikalischen Prozessen an Scherzonen und dem Remobilisierungsverhalten mariner Sedimente am Meeres- boden 28 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. YASEMIN KARAKASOGLU „ Auf meinen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauend, möchte ich Gesellschaft mitgestalten.“

1 Gut gefällt mir die hohe Bereitschaft zur inter- Stelle als Turkologin am Zentrum für Türkei studien mein Pioniergeist war geweckt. Ich fand die Aussicht disziplinären Zusammenarbeit der Kolleginnen und auf eine befristete Stelle als wissenschaftliche Mit - reizvoll, mich auf der Ebene der Universi tätsleitung Kollegen und die damit verbundene Offenheit und arbeiterin in dem für mich völlig neuen Fach der konzeptionell und wissenschafts poli tisch für genau Innovationsbereitschaft in Forschung und Lehre, die Interkulturellen Pädagogik wechselte. Das aber wurde die Themen und Bereiche einsetzen zu können, die mir von der Leitung auch unterstützt wird. Die Universität für mich der entscheidende Schritt zur Realisierung in meinem Fachgebiet so am Herzen liegen. Ich sah hat sich aus ihren Anfängen eine hohe Sensibilität für meines Promotionsvorhabens. Der Generationen- hier eine neue Herausforderung sowohl zur Weiter- die gesellschaftliche Verantwortung der Universität wechsel an deutschen Hochschulen trug dann dazu entwicklung der universitären Kultur im Umgang mit erhalten sowie einen regen, relativ hierarchiearmen bei, dass es für mich möglich wurde, Professorin zu sprachlich-kultureller Vielfalt als auch zu meiner und unkonventionellen Austausch zwischen den ver- werden. An diesem Beruf liebe ich, dass ich selbst- eigenen Entwicklung. Besonders reizvoll fand ich die schiedenen Statusgruppen. Kritik wird offen ausge- ständig und vergleichsweise frei arbeiten und genau Verbindung zwischen Interkulturalität und Interna tio- sprochen. den Themen nachgehen kann, die mir selbst beson- nalität. Beides wird konzeptionell auf der institutio- ders am Herzen liegen. nellen Ebene bislang kaum miteinander in Verbindung gebracht. Hier bietet sich für mich ein neuer Gestal- 2 Professorin zu werden war zunächst gar nicht mein Ich gebe auch gern mein Wissen an andere weiter. tungsspielraum für das strukturelle Verankern einer Berufsziel, wissenschaftlich zu arbeiten jedoch schon. Als Hochschullehrerin fand ich es sehr motivierend, interkulturellen Öffnung der Universität Bremen. Dass ich letztlich Professorin geworden bin, dazu hat Studierende so für meine Themen zu begeistern, dass sicher beigetragen, dass mir immer wichtig war, mich sie zum Beispiel gerne bei mir ihre Abschluss arbeit weiterzuentwickeln und mir stets wieder neue Ziele schreiben wollten, und ihnen zeigen zu können, wie 4 Junge Nachwuchswissenschaftlerinnen sollten und Herausforderungen auf diesem Weg zu suchen. spannend es ist, einer gesellschaftlich relevanten ver suchen, sich eine gute Mischung aus Selbstver- Forschungs frage nachzugehen. Für diesen Job musste trauen und Selbstzweifel zu bewahren. Sie sollten Die Anerkennung, die ich wissenschaftlich wie auch in ich beharrlich sein und trotz aller Selbst zweifel, die offen bleiben für Kritik von außen, aber nicht auf- der öffentlichen Wahrnehmung für meine Dissertation nie aufhören, im tiefsten Inneren daran glauben, dass geben, eigene Ideen selbstbewusst zu verfolgen. erfuhr, sowie die ermutigenden Erfahrungen, die ich ich letztlich doch einen guten Weg finden werde, das Der Job als Wissenschaftlerin funktioniert meines als Assistentin in der Lehre und in der Leitung eines anvisierte Ziel zu erreichen, sei es einen Aufsatz zu Er achtens nur, wenn sie sich für die Forschungs- großen Forschungsprojektes machte, bestärkten mich beenden, ein neues Seminar oder einen neuen Pro - themen aus einer inneren Motivation heraus interes- darin, dass eine Professur für mich nicht illusorisch jektantrag zu konzipieren. Ich war jedoch nie davon sieren und sie sich davon packen lassen. Dann gilt es, ist. Als meine Freundin sich nach ihrer Promotion auf überzeugt, dass es nur diesen einen Weg gibt. Meine nicht locker zu lassen, wenn es mal schwierig wird, eine Vollprofessur bewarb und damit Erfolg hatte, Devise ist: einen Plan B in der Hinterhand zu haben also sich selbst und anderen einen gewissen Biss zu fasste auch ich den Mut, mich schon vor Abschluss und mir mögliche andere Perspektiven offenzuhalten. beweisen. Für die Life-Work-Balance ist aus meiner einer Habilitation auf Professuren zu bewerben. Das galt auch für den Fall, dass es mit der Professur Erfahrung die Erkenntnis wichtig, dass ich als Pro- nicht geklappt hätte. fessorin nicht strikt zwischen Privatleben und Beruf Wichtig in meinem Werdegang war sicher, dass ich trennen kann. Das bietet Chancen, sich jenseits von Chancen nutzte, die sich mir auf dem Weg zur wissen- Seminaren und Gremienarbeit die Zeit relativ frei ein- schaftlichen Qualifikation eröffneten, manchmal sogar 3 Als mir das Konrektorat für Interkulturalität und teilen zu können, aber auch Risiken, die notwendige gegen die Vernunft. Meine Eltern und Freunde fanden Internationalität angeboten wurde, das es vorher an Zeit für Freundschaften und Familie aus dem Blick zu es äußerst riskant, als ich aus einer unbefristeten der Uni Bremen so nicht gab, fühlte ich mich geehrt und verlieren. Prof. Dr. Yasemin KARAKASOGLU

... ist seit 2004 Professorin für Interkulturelle Bildung am Fachbereich 12 Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Bremen

... ist seit 2011 Konrektorin für Interkulturalität und Inter- nationalität

... forscht zu Erziehungswissenschaftlicher Integration und Migration 30 | VIER FRAGEN AN...

PROF. DR. ANNELIE KEIL (PENSIONIERT) „ Ich bin eine Wissenschaftlerin, die zu den Menschen geht und ihre Fragen aufnimmt. Das beseelt mein Denken und ermutigt mein Handeln.“

1 Die Universität Bremen forderte und förderte. Das setzung des Modells der Drittelparität. Das kreative und Lernenden? Wie setzt man wissenschaftliche, Gefühl, im Aufbruch zu sein, war immer da. Ich wollte Chaos jener Zeit hat meinen Anfängergeist und mein gesellschaftliche und politische Ansprüche differen- eine Reformuniversität mitgestalten und als Wissen- Durchhaltevermögen auch für spätere Krisen gestärkt. ziert um? Und wie funktioniert kritische Öffentlichkeit? schaftlerin dort vor Ort sein, wo Probleme sichtbar Die Idee, universitäres Wissen über Transferleistungen Ich hatte großen Respekt und viel Angst vor meinem werden, um die sich akademische Ausbildung zu küm- in die Stadt einzubringen, erhöhte die Produktivkraft neuen Amt als Professorin und habe mit dem Fragen mern hat. Die Vernetzung zwischen Uni und Region der Uni. Außeruniversitäre Projekte, Initiativen und nie aufgehört. durch Praxis war ja ausdrückliches Planungsziel. Das Institutionen profitierten davon. Die Uni Bremen kann Konzept des Projektstudiums und des „forschenden stolz auf den Beitrag sein, den viele Mitglieder im Lernens“ blieb ein aufregender Auftrag: problem- und Rahmen ihrer universitären Arbeit und weit darüber 3 Meine Entscheidung für eine wissenschaftliche praxisorientiert arbeiten, über fachliche Tellerränder hinaus für die Entwicklung der Region leisteten. Laufbahn war damit verbunden, mich hochschulpoli- hinausdenken und nicht übersehen, dass dies den tisch zu engagieren. Bis heute gilt mein Interesse im- Anforderungen einer üblichen fachwissenschaftlichen mer der Umsetzung von Erkenntnissen und Einsich- Karriere durchaus im Wege stehen kann. Interdiszipli- 2 Ich hatte keine Karriere dieser Art geplant. Als Sti- ten. Wir müssen unsere Biografie erfinden, lebenslang narität und ernsthafte Praxis brauchen Zeit in einer pendiatin der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ den aufrechten Gang üben und die Führungsrolle im Kultur des Miteinanders. Darüber wurde viel gestritten. und unter dem Druck meiner sozialen Herkunft habe eigenen Leben übernehmen. Wir nennen das Selbst- Aber es zeigte sich auch, dass neue Wege möglich ich sehr konzentriert, gesellschaftlich engagiert und verantwortung. Als Kriegs- und Flüchtlingskind einer waren. Offenheit, Diskussionsbereitschaft und Ex- interdisziplinär studiert. Weil ich die Ausbildung von alleinerziehenden Mutter mit Sozialhilfe bin ich früh perimentierfreude fand ich befreiend, auch wenn An- Hauptschullehrerinnen und -lehrern für bildungspoli- erwachsen geworden. „Leiste was, dann bist du was“, spruch und Wirklichkeit oft auseinanderklafften. Das tisch überaus relevant hielt, entschied ich mich nach war die Parole meiner Mutter. Sich selbst zu organi- Gefühl, Anstiftung und Umsetzungsfieber werden ge- meiner Promotion trotz interessanter Angebote an sieren, am Ball zu bleiben, Ausdauer und ein Gespür braucht, waren Motivation für Überstunden ohne Ende. verschiedenen Universitäten für eine Stelle an der für Macht, aber auch für die Lust auf Führungsrollen zu Pädagogischen Hochschule Göttingen. entwickeln, wurden Lebenseinstellungen. Humor war Gut gefiel mir, dass die Bremer Uni ohne viel akademi- eine wichtige Ressource. Ich galt als faire Vermittlerin. schen Dünkel auskam. Bescheidenheit war angesagt: Ich entdeckte meine Freude an der Lehre, kam bei Mit Entschiedenheit, Mut, Respekt und Bescheiden- Drei nüchterne Betonbauten und einige Wiesen stan- Studierenden gut an, konnte für Wissenschaft be- heit konnte ich gut für eine Sache kämpfen und aus- den für uns bereit. Die Verwaltung ohne universitäre geistern, mir selbst neue Wissensgebiete erschlie- handeln lernen. Übung, wenig Ausstattung, Zimmer wie Zellen. Alles ßen. Aber ich wollte mich auch an der Veränderung der musste erfunden werden. Es gab kaum ältere Kollegin- institutionalisierten Lern- und Lehrlandschaft betei- nen und Kollegen, denen ich etwas abschauen konnte. ligen. Die Gelegenheit kam schneller, als ich dachte. 4 Ich empfehle jungen Forscherinnen, dem Leben Die meisten von uns waren fachlich qualifiziert, aber An der neuen Uni Bremen sollte ein praxisorientiertes und der Wissenschaft Leidenschaft zu schenken, viele in der Lehre unerfahren. Politische Auseinander- und interdisziplinäres Konzept von Lehrerausbildung ihre Kreativität zu entfalten und zu behalten. Vor setzungen tobten, und noch vor der Berufung gehörte entwickelt werden und Interdisziplinarität einen be- allem sollten sie das Wundern nicht vergessen über man schon zur „roten Kaderschmiede“. Die besonde- sonderen Stellenwert erhalten. Meine angefragte das, was gelingt oder eben noch nicht gelingt. Pflegt re Herausforderung in den Gründungsjahren machte Be werbung hatte Erfolg und die Umsetzungsprobleme zudem den Adler und das Huhn in euch: Sie stehen spezifische Erfahrungen möglich und zwang zu neuen lagen sofort auf dem Tisch: Wie plant man neue Curri- für Visionen, Veränderung und das Fliegen sowie für Strukturen und Umgangsformen etwa bei der Durch- cula, Prüfungssysteme, Dialoge zwischen Lehrenden die Bodenhaftung, Beständigkeit und das Landen. Prof. Dr. Annelie Keil

… war von 1971 bis 2004 Professorin für Sozialarbeitswissen- schaften mit dem Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften und Krankenforschung an der Universität Bremen, zuletzt am Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften

… war von 1998 bis 2003 Dekanin des Fachbereichs 11

… arbeitete zur Biografie- und Lebensweltforschung mit Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften und Kranken- forschung 32 | VIER FRAGEN AN...

Prof. Dr. Helga Krüger

… war von 1974 bis 2005 Professorin für Soziologie, familiale und berufliche Sozialisation am Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen, anfangs Studienbereich 1

… war von 1998 bis 1999 Sprecherin und Leitungsmitglied des DFG-Sonderforschungsbereichs „Statuspassagen und Risikolagen im Lebenslauf“

… war von 1991 bis 1992 Sprecherin des DFG-Graduierten­ kollegs „Lebenslauf und Sozialpolitik“

… forschte zu Sozialstruktur und familiale/berufliche Sozia­li­- sation, Geschlechterpolitik in der Berufsbildungs- und Berufsstruktur, sozialem Wandel im Geschlechterverhältnis, Lebenslauf, Arbeitsmarktsegmentation und Familie 33 | AUF DIE FRAGEN 1 --- 3 ANTWORTET IHR EHEMANN PROF. DR. WILFRIED MÜLLER, REKTOR DER UNIVERSITÄT BREMEN

PROF. DR. HELGA KRÜGER (1940 ---- 2008 ) „ Wissenschaft beginnt mit dem Staunen, dass die Dinge sind, wie sie sind.“ (frei nach Aristoteles und Zitat auf ihrem Grabstein)

1 Meine Frau schätzte die Chance, an der Universität Wegweisend war sicher auch die verdeckte Früh för de - druck arbeitenden Stipendienwesen und einem hohen Bremen Lehre und Forschung miteinander zu verbin- rung durch ihre Mutter, die ihr im Ärger über die Ver- inhalt lichen Engagement bei jenen Themen, die ich den und neue Institutionen aufzubauen. Auch liebte gesslichkeit ihrer achtjährigen Tochter sagte, dass sie positiv besetzen konnte“, sagte sie. Zwar hatte sie sie die Arbeit mit den Studierenden, die sie brauchte, nur noch Professorin werden könne. Da merke man durchgängig den Eindruck, mehr leisten zu müssen als um erfolgreich zu sein, und die ihrer Forschungs- und dann ihre Zerstreutheit nicht, denn die gehöre zum Männer in vergleichbaren Positionen. Doch Leistung, Lehrtätigkeit den Sinn gaben. Beruf. Meine Frau fand das damals lustig, dass es einen Leistungsbereitschaft und Erfolg hatten für sie nichts Beruf geben soll, in dem man schusselig sein durfte. mit der Geschlechterzugehörigkeit zu tun, sondern mit Doch dass Ausbildung und Lernen Existenz sicherung Neugier und dem Engagement für die Sache. Unter 2 Sie wollte ursprünglich keine Professorin werden. sind, wurde ihr schon früh bewusst und diese Erkennt- ihrer Geschlechterzugehörigkeit habe sie auch nicht Es schien ihr sogar ungeheuerlich, als Frau einen nis ein Herzensthema ihrer späteren wissenschaft - gelitten. Diese habe sie vielmehr gefordert und vor- solchen Beruf anzustreben. In ihrem Buch „Wege lichen Arbeit und tiefen Motivation der eigenen Kar riere. angebracht. Am Ende ihrer Laufbahn war sie sich aber in die Soziologie“ schreibt sie: „Im Rückblick straft Als Kriegskind erlebte sie ihre Mutter, die sich als nicht sicher, ob ihr Versuch einer gendersensiblen mich mein eigener Karriereweg Lügen – so sehr er- Witwe und alleinstehend mit allen möglichen Arbeiten Forschung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, scheint er als Produkt von Planung und Zielstrebig- irgendwie durchschlagen musste. Leistung zu erbrin- in der sie arbeitete, akzeptiert worden war. keit.“ Ihr Studium schloss sie in kürzester Zeit ab, gen wurde für meine Frau Unabhängigkeitsgebot und dann folgte ein Studienjahr in Bogotá. Zwei Jahre Grundlage der tiefen Hoffnung, es trotz aller Barrieren später promovierte sie und einen Monat später trat und Hindernisse schaffen zu können. So entwickelte sie 3 Die Motivation, an der Uni Bremen auch eine Füh- sie die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an ihre besonderen Ressourcen: Widerstandsgeist, Ver- rungsrolle zu übernehmen, bestand für sie nicht in der der Universität Bielefeld an. Ein weiteres Jahr dar- handlungsgeschick, Sprachgewandtheit, Fantasie und Machtrolle als solche, denn die interessierte sie nicht. auf wurde sie wissenschaftliche Rätin und gleich im Resilienzfaktoren der besonderen Art. Vielmehr wollte sie ihre Ziele in der Forschung, und Anschluss Oberrätin an der Universität Hamburg. Nur das, was andere dazu dachten, voranbringen. „Macht“ drei Jahre später berief sie die Universität Bremen Dass meine Frau dann tatsächlich Professorin wurde, war ihr nur wichtig für das inhaltliche Ent wickeln zur Professorin. Später war sie dann mehrmals Gast- entwickelte sie in ihrer Studienzeit und während ihrer ihrer wissenschaftlichen Felder. Konkurrenz mit ande- professorin in Minneapolis (USA), Toronto (Canada) und Promotionsphase: In der Studentenbewegung in den ren Gruppen vermied sie, soweit es ging. Angebote zur London (UK). Sie arbei tete im Herausgeberkreis vieler 1960er Jahren entstand der Wunsch nach einer Kooperation waren eher typisch für sie. Fachzeitschriften und beriet Regierungskommissio- „demokratischen“ Universität und während ihrer nen auf Bundes- und Landesebene. Sie leitete einen Doktorarbeit die Lust an der eigenen wissenschaft- Ihrer Lust auf Arbeit und Karriere fügte sie schließ- Sonderforschungsbereich und gestaltete die deutsche lichen Arbeit. Als sie dann ein Bekannter, der an der lich noch die Entscheidung für unsere Kinder hinzu. und internationale Lebenslauf-, Geschlechter- und Universität Bremen tätig war, darin ermutigte, sich Mit Wissen, Fantasie, Entschlossenheit und Humor Bildungsforschung maßgeblich mit, welche die Fami- dort auf eine Professur zu bewerben, war sie von jonglierte sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, lien- und Pflege politik weit über Bremen hinaus be- Anfang an davon überzeugt, dass die Uni Bremen die die ich gern mit unterstützte. Beides wollte sie bei einflusste. „Der Weg in die Wissenschaft war für mich richtige für sie ist. aller Anstrengung und manchem Zweifel selbst- eine Entdeckungsreise zu mir selbst, in der Privates verständ lich unter einen Hut bringen, was ihr auch und Öffentliches, Struktur und Handlung, eigenes und „Meine schnelle Karriere verdanke ich der Unabhän- gelungen ist. fremdes Tun auf spezifische Weise zusammengingen“, gigkeit im Durchsetzen meiner Ziele, der Suche nach schreibt sie in ihrem Lebenslauf. Unabhängigkeit von der Familie, einem unter Zeit- 34 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. ANNE LEVIN „ Die Möglichkeit der Mitgestaltung in Forschung, Lehre und Führung empfinde ich als eine gelungene Herausforderung.“

1 Die Universität Bremen hat im Aufbau weitgehend Klientinnen und Klienten. Da ich zudem gerne unter- zunächst ja kaum thematisiert. Insofern werden nun flache Hierarchien: Die Kommunikation mit anderen richte, reizte mich die Mischung aus Forschung und andere Erwartungen an mich gestellt als zuvor. Ich Fachbereichen funktioniert gut und ist produktiv. Lehre. Das erlebe ich noch immer als schöne Heraus- habe mehr Verantwortung, muss noch stärker ziel- Auch die Wege ins Rektorat sind vergleichsweise forderung. führend arbeiten. Strukturen zu schaffen, Dinge zu kurz. Es gibt also eine sehr gute Kommunikation in verändern, das fordert mehr Zeit, als ich anfangs jede Richtung, und die Bereitschaft der Kolleginnen dachte. Ich sehe das jedoch als Chance zur persön - und Kollegen, miteinander zu kommunizieren, ist aus- 2 Professorin zu werden ist für mich einerseits eine lichen Weiterentwicklung und empfinde es als Heraus- gesprochen groß. Das ist ganz klar ein Vorteil an der Disziplinfrage, andererseits beinhaltet dieser Weg forderung. Im Rahmen meiner erst beginnenden Tätig- Bremer Universität. Ich empfinde die Bremer Uni als auch die Herausforderung, immer wieder kreative keit als Dekanin habe ich bereits den Austausch der sehr jung, da eine große Bereitschaft zur Innovation Lösungen zu finden. Um diesen Weg zu gehen, musste Dekaninnen und Dekane schätzen gelernt. Diese Zu- und Veränderung vorhanden ist. Es gibt eine gute ich in der Lage sein, ausdauernd zu arbeiten und sammenarbeit wird von dem Bewusstsein getragen, Mischung aus jungen und älteren Wissenschaft- manchmal auch alles „neu“ zu denken beziehungs- dass wir eine gute Kommunikation und Zusammen- lerinnen und Wissenschaftlern. Die Bremer Studieren- weise zu über denken. Ich hatte das große Glück, dass arbeit brauchen, um gemeinsam diese Universität zu den kommen aus einer Tradition des kritischen Dis- mein Doktorvater mir sehr zugewandt war. Er machte gestalten. Diese Form der Zusammenarbeit ist eine kurses. Das wird auch in den Lehrveranstaltungen es mir möglich, mich entwickeln zu können, und war Stärke der Universität Bremen, das zeichnet sie aus. deutlich: Bremer Studierende hinterfragen viele dadurch eine große Unterstützung für mich. Wie eine Theorien und empirische Befunde zunächst einmal gute Betreuung aussehen kann, habe ich von ihm kritisch. Das erlebe ich als förderlich, weil sie dadurch gelernt. Ich versuche heute, meinen Mitarbeiterinnen 4 Junge Nachwuchswissenschaftlerinnen sollten sich und andere fordern. Insgesamt finde ich die und Mit arbeitern ebenso Raum zu geben, ihr Potenzial sich bewusst machen, wohin sie wollen und wie sie Rahmenbedingungen an der Bremer Uni ausgespro- zur Entfaltung zu bringen. Das bereichert auch meine sich ihre Arbeit vorstellen. Sie sollten wahrnehmen: chen günstig. Arbeit. Führungskräfte, die sich in Konkurrenz zu ihren Was sind meine eigenen Potenziale, was ist meine Kollegen und Kolleginnen oder ihren Mitarbeiterinnen Motivation, diesen Weg einzuschlagen, wo sind meine Bevor ich Professorin wurde, war ich als Schauspiele- und Mitarbeitern sehen, verlieren nicht nur das Ver- Grenzen und will ich diese auch überschreiten? Sie rin tätig. Nach zwölf Berufsjahren empfand ich dann trauen in ihrem Arbeitsbereich, sondern auch die Basis sollten strukturiert arbeiten können, ein gutes Stück diese Arbeit als zu wenig herausfordernd. Weil mich für ihre zukünftige Arbeit. Selbstdisziplin und Ausdauer mitbringen und sich die Frage beschäftigte, wie und warum sich Menschen dennoch abgrenzen können. Denn: Es gibt ja auch entwickeln, was sie prägt und ihr Verhalten bestimmt, immer noch ein Leben außerhalb der Universität. entschied ich mich, Psychologie zu studieren. Die 3 Erst mit der Berufung wurde mir deutlich, dass ich Erforschung der menschlichen Psyche interessierte damit automatisch auch eine Führungsposition ein- mich deutlich mehr als die therapeutische Arbeit mit nehme. Auf dem Weg zur Professur wird das „Führen“ Prof. Dr. Anne Levin

... ist seit 2010 Professorin für Allgemeine Didaktik und Empirische Unterrichtsforschung am Fachbereich 12 Erzie- hungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Bremen

... ist seit 2011 Dekanin des Fachbereichs 12

... forscht zu Kleingruppen, Verbesserung von Lernprozessen durch strukturierte Intervention, zur Kompetenzentwick- lung sowie zu Lernentwicklungsprozessen in Kindheit und Jugend 36 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. ELISABETH LIENERT „ Ich habe mich immer für das Ganze verantwortlich gefühlt.“

1 Tief beeindruckt bin ich hier immer wieder von stiftung, dann folgten die Mitarbeit in einem DFG- 3 In mein erstes Amt bin ich hineingerutscht: Ich war dem trotz wachsender Anforderungen und Schwierig- Projekt und schließlich die Assistentenstelle, auf der gerade eineinhalb Semester in Bremen, hatte in der keiten unbeirrbaren Engagement vieler Einzelner. Bei ich mich habilitierte, zeitweise gefördert mit einem kurzen Zeit mein Fach neu in die Studienstrukturen meiner Entscheidung für Bremen reizte mich damals Habilita tionsstipendium der DFG. Die ersten Probe- integriert und mein erstes DFG-Projekt eingeworben. die einmalige Aufgabe, das hier bis dahin nicht vertre- vorträge, die erste Lehrstuhlvertretung und der erste Vermutlich traute mir der damalige Fachbereichs- tene „alte“ Teilfach der germanistischen Mediävistik Ruf nach Regensburg kamen, noch bevor die befristete sprecher deswegen zu, das 1999 eingerichtete Amt von null auf aufzubauen. Etwas neu zu gestalten, wie Ober assistentenstelle ablief. Ich hatte darauf gesetzt, der Studiendekanin auszufüllen. Auf seinen Vor- neuerdings auch den Erasmus-Mundus-Studiengang „alles“ zu können: Forschung, Lehre, Selbstverwaltung schlag ging ich in der Hoffnung ein, die Universität „German Literature in the European Middle Ages“, ist und in Forschung und Lehre prinzipiell das „ganze“ mitgestalten zu können. Weitergemacht habe ich aus hier vielleicht einfacher als andernorts. Fach zu vertreten. Das zahlte sich anfangs auch aus. Pflichtbewusstsein, obwohl ich als Prodekanin ein Forschungssemester verlor, weil ich den erkrankten Unterstützt haben mich meine Mutter bei der Klein- Dekan vertreten musste. Als Dekanin war ich somit 2 Ich wollte immer Professorin werden, schon als kinderbetreuung und mein Mann in vielem. Mein aka- eingearbeitet, und das Amt gehört(e) nun mal zum Kind, ohne eine Vorstellung von der Berufswirklichkeit demischer Mentor war mein „Habilvater“. Funktio- Job dazu. Weil ich mich stets für das Ganze des zu haben. „Professor“ – in Genderkategorien dachte nieren musste ich freilich immer. Fundamental fest- Fachbereichs verantwortlich fühlte und Partikular- ich damals nicht – war für mich der Inbegriff von Ge- gesetzt hat sich bei mir die Überzeugung, als Frau – interessen nie bediente, kosteten mich die sechs lehrsamkeit. Gelehrt wollte ich auch sein und zahllose und gar als Frau mit Kindern – um ein Vielfaches mehr Jahre in Selbstverwaltungsfunktionen des Fach- Bücher lesen und schreiben. leisten zu müssen als Männer. Schwächen erlaubte ich bereichs freilich sehr viel mehr Zeit und Kraft, als mir nie. Paradoxerweise erfuhr ich trotzdem in meinen vorauszusehen war. Etwas mehr Unterstützung und Als „Sicherheitsnetz“ absolvierte ich zunächst ein Anfängen als Wissenschaftlerin eher Anerkennung Wertschätzung hätte ich mir schon gewünscht. Lehramtsstudium. Der Berufswunsch Hochschulleh- und Unterstützung durch ältere Männer, bittere Aus- Rückblickend würde ich derart arbeitsintensive und rerin blieb, obwohl mir bei einem Aufnahmegespräch nahmen eingeschlossen. Von den wenigen, fast immer konfliktträchtige Ämter nur mehr in den letzten für die Studienstiftung des deutschen Volkes dafür kinderlosen Frauen wurde ich oft eher angefeindet Jahren vor der Pensionierung anstreben. Früher ist der Kopf gewaschen wurde: Das Ziel sei zu hoch und als gestützt. Weibliche Vorbilder gab es praktisch das Risiko eines Karriereknicks zu hoch. nicht planbar, für eine Frau schon gar nicht zu schaf- nicht. Inzwischen hat sich das zum Glück geändert. fen. Beirrt hat mich das nicht, obwohl ich lange keine Das Gefühl, meine beiden Kinder für die Karriere zu Ahnung hatte, welche Rolle Beutegemeinschaften und vernachlässigen, hatte ich nie. Bestanden hätte die 4 Junge Nachwuchswissenschaftlerinnen sollten Zufall spielen können. Tatsächlich setzte ich naiv nur Gefahr ohnehin nicht, denn Kinderbetreuungsmög- Gegenleistungen für ihre Leistung einfordern. Enga- auf eigene Leistung und schaffte es trotzdem ganz aus lichkeiten waren damals rar. In den Geisteswissen- ge ment als solches wird nicht honoriert. eigener Kraft. schaften scheinen mir aber Familie und Wissenschaft dank flexibler Arbeitszeiten noch vergleichsweise gut Formal verlief mein Weg geradlinig und lückenlos, zu- vereinbar, wenn auch vielfach verbunden mit jahrelan- nächst auch ohne Ortswechsel, allerdings unter quä- ger Nachtarbeit. Der Preis war hoch: Ein Privatleben lendem Qualifikationsdruck auf befristeten Stellen: außerhalb der Familienarbeit hatte ich bis vor wenigen Ich promovierte mit einem Stipendium der Studien- Jahren nicht. Mein „Hobby“ war die Wissenschaft. Prof. Dr. Elisabeth Lienert

… ist seit 1998 Professorin für Literatur des Mittel­alters und des Humanismus am Fachbereich 10 Sprach- und Literatur- wissenschaften der Universität Bremen

… war von 2002 bis 2005 Dekanin des Fachbereichs 10

… forscht zur deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit im europäischen Kontext 38 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. URSULA PIXA-KETTNER „ Wissenschaft in der Behinderten- pädagogik soll vor allem den Betroffenen nützen und nicht nur denjenigen, die damit ihr Einkommen sichern.“

1 In meinen Anfangsjahren an der Universität Bremen samt acht Professuren sowie eine männlich besetzte der Hochschulentwicklungsplan HEP 4 führte so wohl gefiel mir gut, dass ich hier eine Kultur der relativ akademische Dauerstelle umfasste. Obwohl ich mich mit der Behörde als auch innerhalb der Universität zu flachen Hierarchien kennenlernte. Es war nicht so natürlich sehr über die Stelle freute, hatte ich zunächst erheblichen Kontroversen. Auch im Fachbereich 12 wichtig, wer welchen Titel trug. Das veränderte sich ernsthafte Zweifel, ob ich im Bereich der Universität standen damals gewaltige Veränderungen an: Zum jedoch im Laufe der Jahre. Die Verwaltung erlebe ich bleiben wollte. Einer der Gründe war, dass Anfang der Beispiel sollte das Fach Behindertenpädagogik als als sehr kooperativ. Auch die Diskussionsbereitschaft 1980er Jahre im politischen Raum sehr kontroverse eigenständiger Bereich völlig gestrichen werden. in dieser Hochschule empfinde ich als ganz gut: Hier Diskussionen über Professionalität im Behinderten- Dies konnten wir zwar verhindern, aber der Diplom- herrscht insgesamt ein relativ liberales Klima. Im bereich geführt wurden: unter anderem zu den Themen Studiengang zur außerschulischen Ausbildung in Fachbereich 12 gefällt mir besonders die Kollegialität. Krüppelbewegung, Selbstbestimmt-Leben-Initiativen, Behindertenpädagogik fiel weg. Ich bin nach wie vor Unterdrückung Behinderter durch Nichtbehinderte der Meinung, dass das ein großer Verlust ist, sowohl und „Wohltäter-Mafia“ sowie Norma litätsdruck. Diese für die Universität als auch für die Stadt Bremen. 2 Professorin wurde ich, weil es sich so für mich ergab. Auseinandersetzungen zwangen zur Reflexion der Ironischerweise ist behindertenpädagogische Kom- Ich hatte ein Promotionsstipendium, um das ich mich eigenen Rolle und Motive. Dass Wissenschaft gerade petenz seit Kurzem wieder sehr gefragt, um die Pläne bemüht hatte, um nach dem Diplom auf keinen Fall in einem Bereich wie der Behindertenpädagogik vor der Behörde hinsichtlich der Inklusion realisieren zu arbeitslos zu werden. Es gab damals kaum attraktive allem den Betroffenen nützen soll und nicht nur den- können. Vielleicht ist uns der eine oder die andere Stellen in meinem Bereich. Zu promovieren fand ich jenigen, die damit ihr Einkommen sichern, ist für mich inzwischen sogar dankbar dafür, dass wir damals also erst einmal ganz schön. Dann wurde ich gefragt, eine bleibende Erkenntnis aus jener Zeit. gegen die Abschaffung der behindertenpäda go gischen ob ich einen Lehrauftrag im Bereich Sonderpädagogik Ausbildung so hartnäckigen Widerstand geleistet zur Vermittlung von (Intelligenz-)Test diagnostik anbie- haben. ten möchte. Das fand ich interessant und für meine 3 Ich wurde gefragt, ob ich bereit wäre, Studien- damaligen Verhältnisse grandios bezahlt. Ich dachte dekanin zu werden. Das kam für mich aber nicht in mir, das kannst du neben der Promotion problemlos Frage. „Schon eher könnte ich mir vorstellen, Dekanin 4 Am wichtigsten finde ich nach wie vor, dass sich schaffen. zu werden“, meinte ich damals mehr scherzhaft. Und junge Nachwuchswissenschaftlerinnen für ihr Thema dann kam es tatsächlich dazu. Ich wurde sozusagen engagieren. Sie sollten nicht in erster Linie danach Der Bereich Sonderpädagogik der Universität Hamburg in die Pflicht genommen. Diese Position übernahm ich schauen, mit welchem Thema sie anschließend einen suchte bald darauf eine Assistentin, die sich in empiri- dann sogar zweimal hintereinander, weil es damals Job an der Uni bekommen können. Und sie sollten auch scher Forschung auskannte. „Bewirb dich!“, wurde mir einen Generationswechsel in unserem Fach bereich nicht nur aus Karrieregründen eine Universitätslauf- empfohlen. Das tat ich und bekam die Stelle, auf der gab und die neuen Professorinnen und Profes soren bahn einschlagen, wenn ihnen diese Arbeit gar nicht ich meine Promotion abschloss und insgesamt neun noch nicht so weit waren, um diese Aufgabe über- liegt. Dabei ist die Lehre ein wesentlicher Teil, deshalb Jahre blieb. Wieder erzählte mir dann ein Kollege von nehmen zu können. Interessant war für mich in dieser sollten sie daran unbedingte Freude haben. In jedem einer für mich passenden Professur an der Universität Zeit, einen Einblick in die Entscheidungsstrukturen Fall sollten sie nicht mit irgend welchen Luftblasen Bremen und ermutigte mich zur Bewerbung. Das tat der Hochschule zu gewinnen. Meine Zeit als Dekanin Karriere an der Uni machen wollen. ich und bekam auch diese Stelle. Ich war die zweite war von daher sehr gut und informativ, aber auch sehr Professorin in diesem Studiengang, der damals insge- anstrengend. Es war eine Zeit großer Konflikte: Allein Prof. Dr. Ursula Pixa-Kettner

… ist seit 1982 Professorin für Behindertenpädagogik am Fachbereich 12 Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Bremen

… war von 2001 bis 2005 Dekanin des Fachbereichs 12

… forscht zu Fragen der Psychologie in der Behinderten- pädagogik, insbesondere zu Elternschaft von Menschen mit Lernschwierigkeiten / geistiger Behinderung 40 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. HEIDI SCHELHOWE „ Ich habe Lust auf Erkenntnis, Freude am Gestalten, Interesse an Menschen und ihrer Entwicklung.“

1 An der Uni Bremen gefallen mir besonders die breit den Eigengesetzlichkeiten von Technologie und gesell- blick auf Studium und Lehre. Als Konrektorin möchte gefächerten Möglichkeiten, eigene Ideen geltend ein- schaftlichen Entwicklungen nachgehen. ich für Lehrende und Studierende hier Räume öffnen, zubringen und umzusetzen. Wenn Ideen gut und trag- in denen Lehr- und Lerninteressen sowie Forschungs- fähig sind, gibt es wenig Hindernisse, sondern Unter- Schon vor meiner Professur hatte ich die Möglichkeit, interessen optimal miteinander verknüpft und neue stützung für deren Realisierung. Bremen kennt nicht in relativer Selbstständigkeit zu arbeiten, meinen Ideen für ein verbessertes Studium verwirklicht wer- die Lehrstuhlstruktur. Die Hierarchien sind flach. Das Forschungsfragen zu folgen und mich damit zu pro- den können. Ich bin mir sicher, dass ich dieses Inte- schafft ein anregendes und offenes Diskussionsklima filieren, zu publizieren und ein Gebiet zu prägen. resse mit vielen Menschen an der Universität teile und und die Chance, aktuelle Frage stellungen jeweils zeit- Unterstützt wurde ich von Netzwerken und Menschen, dass wir gemeinsam Veränderungen einleiten können. nah aufzugreifen und Projekte zu initiieren. Interdiszi- die mich schätzten und förderten. Auch mein priva- Mit der Forschungsexzellenz muss auch Qualität für plinäres Arbeiten ist verhältnismäßig leicht anzugehen. tes Umfeld stützte mich sehr und gab mir Sicherheit. die Studierenden einhergehen. Das neue Amt bietet Die Nähe zu gesellschaftlich relevanten Fragestellun- Meine persönliche Motivation, Professorin zu werden, mir persönlich die Möglichkeit, die Universität als gen kennzeichnet die Bremer Lehr- und Forschungs- hatte viele Gründe. Zunächst bestand das inhaltliche Ganzes mit ihren vielfältigen Ausprägungen besser kultur. Es gibt kurze Wege für die Kooperation mit den Interesse an brennenden Fragen. Wesentlich ist für kennenzulernen, als dies aus der Sicht einer Profes- unterschiedlichsten Einrichtungen in der Stadt, im mich, in relativer Freiheit und Unabhängigkeit forschen sur in einem Fachbereich der Fall ist. Das erlebe ich Land und darüber hinaus. In vielen Zusammenhängen und lehren zu können. Die Freiheit des Denkens, die als sehr reizvoll. Ich lerne täglich neu dazu. gibt es Interesse an mehr Geschlechtergerechtigkeit diese Position begleitet, war für mich ein wichtiger und ein Klima, in dem dies offen diskutiert werden Grund, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. kann. Dann macht mir der ständige Umgang mit jungen und 4 Mein Rat an junge Nachwuchswissenschaftle- neugierigen Studierenden, denen ich etwas weiter- rinnen: Schafft euch Netzwerke und haltet euch geben kann, sehr viel Spaß. Den Aufbau einer Arbeits- mehrere Optionen für eure berufliche Karriere offen. 2 Die Liebe zur Mathematik war für mich bei der Wahl gruppe und die Zusammenarbeit mit Doktorandinnen Habt offene Augen für das Entwicklungspotenzial der meines zweiten Studiums entscheidend. Ich wollte je- und Doktoranden, wissenschaftlichen Mitarbeiterin- Studierenden und Kolleginnen und Kollegen in eurer doch etwas studieren, das Nähe zu gesellschaftlichen nen und Mitarbeitern empfinde ich als ausgesprochen Umgebung und tut euch mit ihnen zusammen. Bewahrt Anwendungen hat. Die Entscheidung für die Informa- befriedigend und erfreuend. die Begeisterung für Forschung und Lehre, bleibt neu- tik erwies sich für mich von Anfang an als richtig: Das gierig und wissbegierig. Fach begann in den 1980er Jahren enormen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung zu nehmen, und 3 Ich habe den Wunsch und die Hoffnung, an der Uni- in seinen unterschiedlichen Dimensionen faszinierte versität Bremen etwas bewegen zu können. Ich setze es mich. Mit der Promotion in der Informatik konnte mich für eine Verbesserung der Qualität des Lernens ich meinem Interesse am Zusammenhang zwischen ein und für eine Profilierung dieser Hochschule im Hin- Prof. Dr. Heidi Schelhowe

… ist seit 2001 Professorin für Digitale Medien in der Bildung am Fachbereich 3 Mathematik / Informatik an der Universi- tät Bremen

… ist seit 2011 Konrektorin für Lehre und Studium

… forscht in den Gebieten Software- und Hardwareentwick- lung für Bildungskontexte und zu Interaktionsdesign, Gestaltung von Lernumgebungen aus pädagogisch-didak­ tischer Sicht, Medienbildung und Digitale Medien 42 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. KERSTIN SCHILL „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

1 Die Universität Bremen hat für mich genau die Als Professorin und Leiterin einer Gruppe an der Ich erhielt dann einen Ruf an die Universitäten richtige Größe für ein lebendiges Miteinander: Die Universität Bremen zu arbeiten, bedeutet für mich Bamberg und Bremen. Letzterer war mit der Mög- Spannbreite der Fachbereiche und Institutionen ist zudem, einen Bereich in der Forschung und Lehre lichkeit verbunden, als junge Professorin eine eigen- weit genug und ermöglicht unterschiedlichste inter - mitgestalten zu können. Dies ist kein einmaliger und ständige, interdisziplinäre Gruppe im Bereich der disziplinäre Kooperationen. Gleichzeitig ist diese statischer, sondern ein dynamischer Akt. Dieses kognitiven Neuroinformatik aufzubauen. Diese Eigen- Universität nicht so groß, dass der Einzelne in der Gestalten erfordert Veränderungen für neue Per spek- ständigkeit war wichtig und sehr motivierend für Anonymität verschwindet. Dieses gute Größenver- tiven, bei dem mich die Universitätsleitung von mich. Sie resultiert aus einer flachen hierarchischen hältnis spiegelt sich auch im Kontakt zur Universi täts- Anfang an konstruktiv begleitet hat. Organisationsstruktur an der Universität Bremen, bei leitung wider: Im Rahmen meiner Tätigkeit als Dekanin der es keine Abhängigkeit wie bei einer Ordinarien- nehme ich immer wieder positiv überrascht wahr, wie struktur gibt. Dies war ein wichtiger Aspekt für meine viele Professorinnen und Professoren dem Rektor und 2 Der Wunsch, wissenschaftlich zu arbeiten, ent- Entscheidung, nach Bremen zu kommen. dem Kanzler persönlich bekannt sind. stand beim Schreiben meiner Diplomarbeit zum Thema „Expertensysteme“. Diese unterstützen Menschen Die Wege innerhalb der Uni Bremen sind demnach kurz. darin, Entscheidungen zu treffen. Ich dachte, wenn ich 3 In der Rolle als Dekanin kann ich noch mehr vom Auf die Anforderungen wird individuell eingegangen das in der Informatik entwickeln will, muss ich mehr Großen und Ganzen der Universität verstehen, in und die Zusagen sind verlässlich. Schon bei meinen darüber lernen, wie Menschen Entscheidungen fällen. größeren Zusammenhängen denken und noch mehr Verhandlungen zu Beginn meiner Tätigkeit zeigte sich Ich bekam dann auch die Chance dazu und wurde Gemeinsamkeiten zwischen den Kolleginnen und die Universität Bremen als freundlich im Bereich wissenschaftliche Mitarbeiterin am interdisziplinär Kollegen im Fachbereich herstellen. „dual career“. Auch die gezielte Förderung von Frauen besetzten Institut für medizinische Psychologie an in der Wissenschaft ist hier für mich ein wichtiges der Ludwig-Maximilians-Universität in München: Hier positives Kennzeichen und ein unbedingtes „Muss“ erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- 4 Um Professorin zu werden, sind über die wissen- für die Zukunft dieser Hochschule. Ein weiterer sehr ler aus den Bereichen Physik, Biologie, Psychologie, schaftliche Qualifikation hinaus eine gute Vernetzung wichtiger Aspekt ist das gute Miteinander der Kolle- Neurophysiologie und Medizin die Funktionsweise des und Bekanntheit im Forschungsbereich sowie eine ginnen und Kollegen im Fachbereich. Es gibt eine gute menschlichen Gehirns. Portion Glück wichtig. Außerdem gebe ich jungen alte Tradition, die gepflegt wird: Probleme werden Forscherinnen den Tipp, unbedingt an sich zu glauben! auch bei unterschiedlichen Meinungen kooperativ Damals war ich dort die erste Informatikerin. Die Sowie: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. und gemeinsam gelöst. Auf alle Fälle ist auch der Kombination aus dem Wissen dieser Disziplinen mit Standort Bremen ein großer Pluspunkt. Die Stadt und der Informatik war spannend und neu für mich. Mein die Umgebung sind sehr schön und bieten eine hohe primäres Ziel war aber nicht, Professorin zu werden, Lebensqualität. sondern vielmehr diesen Inhalten nachzugehen. Prof. Dr. Kerstin Schill

... ist seit 2003 Professorin für Kognitive Neuroinformatik am Fachbereich 3 Mathematik / Informatik an der Universität Bremen

... ist seit 2011 Dekanin des Fachbereichs 3

... forscht zu biologieinspirierten informatischen Systemen, intelligenten Umgebungen für eine alternde Gesellschaft, Entwicklung von Systemen zur Entscheidungsunterstützung, Repräsentation und Schließen mit unsicherem Wissen und Multisensorische Kognition 44 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. SUSANNE K. SCHMIDT „Wissenschaft ist schön, macht aber viel Arbeit.“

1 Die Universität Bremen ist eine offene Hochschule mehr Aufgaben im Haushalt. Obwohl wir beide voll volle Deputat lehre. Ich habe jetzt weniger Zeit für mit flachen Hierarchien und sehr kooperativen und en- arbeiten, versuchen wir dennoch, viel Zeit mit den meine Forschung als früher. Insofern ist es für mich gagierten Kolleginnen und Kollegen. Sie bemüht sich Kindern zu verbringen. So habe ich eigentlich nie ein gut, eine Führungsrolle nur für eine gewisse Zeit aus- sehr um die Berufung von Professorinnen und um die „Geschafft”-Gefühl, sondern ich wundere mich immer, zuüben. Gewinnung von Frauen für Führungspositionen. Von dass alles irgendwie geht. Da ich als Professorin und beidem habe ich profitiert. Auch unterstützt sie ihre insbesondere in der Leitung viele Termine selbst be- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Beispiel durch stimmen darf, ist es natürlich deutlich leichter, alles 4 Eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland ist Fortbildungen. Neue Ideen lassen sich hier vergleichs- unter einen Hut zu bekommen. Dann wiederum ist die nicht leicht. Es gibt relativ wenig unbefristete Stellen, weise leicht umsetzen. Es gibt kein Revierdenken oder Arbeit nie erledigt, es bleibt immer etwas liegen. Aber die zudem erst im höheren Lebensalter vergeben bestimmte Erbhöfe. Die Uni Bremen erlaubt mir, auch die Familie garantiert regelmäßige Auszeiten, die sich werden. Die Exzellenzinitiative mit dem Anwachsen ohne professorale Attitüde Professorin zu sein, und viele an der Universität gar nicht so gönnen, die aber befristeter Stellen macht die Situation nicht ein- das schätze ich: Mir ist es wichtig, die „déformation langfristig wichtig sind. facher. Nachwuchswissenschaftlerinnen müssen auf professionelle“ gering zu halten, da ich mein Leben jeden Fall eine sehr hohe intrinsische Motivation mit- nicht nur als Professorin, sondern auch als Mutter, bringen und sollten einen realistischen Blick auf die Ehefrau und Freundin gut leben will. 3 Anders als in anderen gesellschaftlichen Syste- eigenen Leistungen im Vergleich zur wissenschaft- men ist „Führung“ an der Universität keine Lebens- lichen Peer Group haben. Sie brauchen auch eine entscheidung. Ich kann für eine begrenzte Zeit große Frustrationstoleranz, denn Bestätigung in die- 2 Eine lange Qualifizierungsphase mit der großen größere Verantwortung übernehmen. Das impliziert sem System gibt es selten. Unsicherheit durchläuft ja nur, wer wirklich Freude an aber zu einem gewissen Teil, dass ich nicht richtig der Wissenschaft hat. Ich arbeite sehr gerne inhaltlich wusste, was auf mich zukam, bis ich die Position tat- Eine Professur bietet viele Freiheiten und Privilegien. und kann mich sehr gut in Fragen verbeißen, die mich sächlich ausfüllte. Der Weg fordert aber überdurchschnittlichen Einsatz interes sieren. Insofern war das immer meine Haupt - in der Arbeitszeit, Mobilität und dem Ertragen von motivation. Als Professorin bin ich vielfältig einge- Meine Führungstätigkeit erlaubt es mir, institutionelle Unsicherheit. Der geringe Frauenanteil an Professu- spannt, sodass es eigentlich nur mit einer großen Phantasie zu entfalten. Wenn ich gute Ideen habe, ren spiegelt insofern nicht nur Diskriminierung im wissenschaftlichen Motivation zu schaffen ist, weiter wie etwas besser laufen könnte, lassen sie sich in so Wissenschaftssystem, sondern auch eine schlechte- am Ball zu bleiben und zu publizieren. Während der einer Funktion viel leichter umsetzen. Das ist sehr re Pass fähigkeit zu eher weiblichen Biografiemustern Habilitationsphase meine zwei Söhne zu bekommen, bereichernd. Ich bekomme auch ganz andere Einblicke wider, die natürlich ebenso gesellschaftlich geprägt hat mir sehr geholfen. Das war nicht immer leicht – kurz in die Universität, die aufgrund der geringen hierarchi- sind. Es ist kein typischer Frauenjob. Man braucht mal fünf Minuten habilitieren, während das Kind gerade schen Struktur eine äußerst komplexe Organisation auch mal Ellenbogen und eckt gegen manche gesell- schläft –, aber es ließ mich pragmatischer und gelas- ist. Schließlich ist es sehr interessant zu sehen, wie schaftliche Erwartungen an. Sicher kann man auch mit sener werden. Glücklicherweise musste ich bei meinem anspruchsvoll „Führung“ ist, wie viele Facetten diese weniger Arbeit glücklich werden. Eine wissenschaft- damaligen Chef keine Widerstände überwinden – sonst Tätigkeit hat. Da ich meist im Team agiere, ist es eine liche Kar riere mit einer Familie zu verbinden, ist aber wäre mir das wahrscheinlich nicht gelungen. sehr kommunikative Arbeit. ein großes Glück.

Schließlich ging das alles auch nur, weil mich mein Eine Führungsrolle privilegiert. Ich bin aber stark extern Mann immer sehr unterstützte und mir Mut gemacht durch die Ansprüche der Organisation gesteuert und hat. Er arbeitet ähnlich viel wie ich, übernimmt aber habe weniger mit Inhalten zu tun, als wenn ich das Prof. Dr. Susanne K. Schmidt

… ist seit 2006 Professorin für Politikfeldanalyse am Fach- bereich 8 Sozialwissenschaften an der Universität Bremen

… ist seit 2009 Sprecherin der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)

… forscht zum Thema Europäische Integration mit Schwer- punkt auf Auswirkungen der Rechtsprechung des Euro- päischen Gerichtshofs auf die europäische und nationale Politikgestaltung

46 | VIER FRAGEN AN...

PROF. DR. HANNELORE SCHWEDES (PENSIONIERT) „Menschliche Freiheit ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe, die es im Leben

zu lösen gilt ...“ (Peter Bieri)

1 Diese Frage ist für mich schwierig zu beantwor- ich aber erfuhr, dass an der Universität Bremen eine 3 Ich habe nie gerne allein gearbeitet und bevorzugte ten, weil sich die Universität über die Jahre hinweg Professur für die Didaktik der Physik mit dem Schwer- Teamarbeit. Ich war oft tragendes Mitglied in Gremien, doch sehr verändert hat. Am Anfang war es das Grün- punkt Primarstufe geplant war, dachte ich, das ist in vielen Berufungskommissionen und in Projekten zur dungskonzept, die Aufbruchstimmung und der damit meine Stelle, vor allem auch, weil mich das Konzept Verbesserung des Lehramtsstudiums. Deshalb hatte einhergehende Enthusiasmus, sich an einem Projekt dieser Universität faszinierte. Bremen war meine ich eine Führungsposition im Grunde nicht vor Augen. zu beteiligen, das im Geiste des Politikwandels „Mehr erste Bewerbung an einer Universität. Ich kam ohne Ich wurde dann aber gefragt, ob ich Konrektorin wer- Demokratie wagen“ die Erkenntnisse der Bildungs- gute Ratschläge, wie ich mich präsentieren sollte. den wollte. Ob ich das machen soll, habe ich lange reform umsetzen sollte. Es gab die Drittelparität: In Ich denke, ich war ich selbst und glaubhaft in meinen überlegt. Dann dachte ich, das kannst du ja mal pro- allen Gremien hatten Professorinnen und Profes soren, Aussagen: Ich konnte die Berufungskommission bei bieren. In den zwei Jahren als Konrektorin lernte ich Mitarbeitende und Studierende jeweils ein Drittel der Anhörung davon überzeugen, dass mein wissen- dann unglaublich viel über die Abläufe in der Verwal- Stimmengewicht – die professorale Mehrheit wurde schaftliches Profil perfekt die Anforderungen der tung an der Uni und deren Handhabung kennen. Aber erst im Laufe der Zeit etabliert. Und die Studierenden Ausschreibung erfüllte. Ich hatte an der Frankfurter darüber hinaus wandelte sich auch mein Blick auf die engagierten sich nicht nur politisch, sondern auch im Universität zwei Projekte durchgeführt, die mich als Universität. Ich sehe in ihr jetzt eher einen fein aus- Projektstudium. Die Mitglieder der Universität emp- Wissen schaftlerin für „Physik in der Primarstufe“ tarierten Organismus, der der Steuerung bedarf, aber fanden sich als eine soziale Gemeinschaft über alle auswiesen. Außerdem war ich durch wissenschaft- nicht mehr sehr wandlungsfähig ist. Nach meinem Statusgruppen hinweg. Es gab gemeinsame Feiern liche Beiträge in der Gesellschaft für die Didaktik der Empfinden kann man kurzfristig, innerhalb von zwei und Unternehmungen, zum Beispiel jedes Jahr min- Physik sowie im Institut für die Didaktik der Natur- Jahren, in dieser Position nicht viel bewegen. Für mich destens eine Bosseltour. wissenschaften Kiel bekannt. Dazu kam, dass es war es ein Experiment. Das war Uni von der anderen damals nicht sehr viele Wissenschaftlerinnen und Seite. Ich bin in dieser Zeit viel herumgekommen und In der Didaktik der Physik gab es bis 2001 drei Wissenschaftler gab, die sich in der Physikdidaktik möchte dies als Erfahrung auch nicht missen. Professorenstellen. Wir verstanden uns mit unseren der Primarstufe ausweisen konnten. Dok torandinnen und Doktoranden und Examens- kan didaten als eine Arbeitsgruppe und hatten so Ich hatte immer viel Freude an der Arbeit mit den 4 Ich empfehle, sich eine gute Mentorin oder einen untereinander reichlich wissenschaftlichen und auch Studierenden. Ich setzte mich dafür ein, die Lehr amt- Mentor schon während der Promotion zu suchen, mit privaten Austausch. Ich hatte bis zum Ende gute studierenden vom offenen Unterricht zu über zeugen der oder dem sie gut arbeiten können und die oder der Arbeitsbedingungen sowie „akademische Freiheit“. und entsprechend auszubilden. Offener Unterricht sie nicht für eigene Zwecke ausnutzt, sondern in den Noch immer gefällt mir, dass die Uni im Großen und heißt für mich: für die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Zielen unterstützt und fördert. Eine Habili- Ganzen trotz Bürokratisierung und Hierarchisierung Freiraum und ein Lernangebot zu schaffen, die es den tation ist immer noch erstrebenswert. eine liberale Hochschule ist, die Raum für Eigen- Kindern und Jugendlichen ermöglichen, ihren eigenen initiative und ihre Umsetzung lässt und sie in vielen Lernwegen und Lernbedürfnissen zu folgen. Ich mach- Wichtig ist die eigene Vernetzung in der Community. Fällen sogar unterstützt. In dieser Beziehung hatte te die Studierenden mit dem eng lischen Curriculum Sie sollten Vorträge auf nationalen und internatio- insbesondere das Rektorat eine Vorbildfunktion. Science 5/13 bekannt, das in her vorragender Weise nalen Tagungen halten und auf gute Vortragsqualität aufzeigt, wie naturwissenschaftlicher Unterricht offen achten, denn ein schlechter Vortrag bleibt beim Publi- gestaltet werden kann. Ich leitete sie an, in ihren kum lange hängen. Ein alternatives Ziel im Hinterkopf 2 Mein ursprüngliches berufliches Ziel war eine Unterrichtspraktika Lehrplanthemen in entsprechend zu haben, verschafft Gelassenheit auf dem Weg der dauerhafte Mittelbaustelle an einer Universität. Als offener Weise umzusetzen. Qualifizierung. Prof. Dr. Hannelore SchwedeS

… war von 1975 bis 2003 Professorin für Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften unter besonderer Berücksich- tigung des naturwissenschaftlichen Unterrrichts und des Unterrichts in der Primarstufe am Fachbereich 1 Physik / Elektrotechnik an der Universität Bremen

… war von 1995 bis 1997 Konrektorin für Lehre und Studium

… forschte zu Lehr-Lernforschung mit dem Schwerpunkt „Erkundung von Schülervorstellungen bezüglich physikalischer Phänomene und Möglichkeiten der Korrektur durch Unter- richt“ 48 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. BIRGIT VOLMERG „ Nichts ist so praktisch wie eine gute

Theorie.“ (Kurt Lewin)

1 An der Universität Bremen gefallen mir die direkte Position in der Hier archie, unterdrückt oder gar nicht wurde, habe ich mit meinem Team mehrere Jahre den Kommunikation und die kurzen Wege, verbunden mit erst zu denken gewagt. Ich versuche das sowohl in Organisationsentwicklungsprozess der Bremer Uni einem Klima, das die Eigeninitiative fördert. Einiges meiner Lehre als auch in meiner Forschungs- und begleitet. Daraus ergaben sich auch Anforderungen ist hier an der Universität möglich, was an anderen Beratungspraxis umzusetzen. Wissenschaft ist für an meine spätere Führungsrolle im Fachbereich: zum Unis nicht so leicht geht, wie zum Beispiel über die mich eine demokratische Ver anstaltung. Und so ver- Beispiel das Profil des Fachbereichs weiterzuent- Fächer- und Fachbereichsgrenzen hinweg gemein- halte ich mich auch als Professorin. wickeln und für den Interessenausgleich zwischen den same Projekte umzusetzen. Wie die Drittmittelquote Fächern und Statusgruppen zu sorgen. zeigt, sind unternehmerische Initiativen in Forschung, Ich war viele Jahre in Forschungsprojekten aktiv. Lehre und Transfer gewünscht und auch erfolgreich. Professorin zu werden, war irgendwann die logische Ein solches Klima hat allerdings auch seine Schatten- Konsequenz aus meiner Forschungsbiografie heraus. 4 Ich empfehle jungen Nachwuchswissenschaft le - seiten. Ich kannte die Bremer Uni bereits und habe mich dort rin nen, die eigenen Erkenntnisinteressen mit Leiden- nach den vielen Projekten in der Drittmittelforschung schaft zu verfolgen. Wenn sie in ihrem Fach Karriere auf eine ausgeschriebene Professur beworben. Man machen wollen, steht dem häufig der Anpassungs- 2 Der kritisch-reflexive Geist von 1968 motivierte könnte sagen, das ist der klassische Karriereweg zur druck gegenüber, der durch die Normen des Wissen- mich, Wissenschaftlerin zu werden. Wissenschaft Professur. Weniger einfach war es, diesen Weg als Frau schaftssystems vorgegeben ist. Dieser ist heute viel war aus dem „Elfenbeinturm“ herausgetreten und zu gehen. Auch darüber habe ich dann, nachdem ich stärker als zu meiner Zeit. Zum Beispiel: Ein Buch zu hatte für mich damals eine ganz konkrete persön liche, Professorin geworden war, geforscht und das Buch schreiben, ist heute kaum noch ein Schritt auf der politische und praktische Bedeutung. Mit Hilfe der geschrieben: Nach allen Regeln der Kunst. Macht und Karriereleiter. Verlangt werden vielmehr Artikel in Wissenschaft konnte ich mich für Veränderungen in Geschlecht in Organisationen. Ich würde sagen, die internationalen Journalen. Für die Karriere ist ent- der Gesellschaft einsetzen: zunächst in den 1970er Tatsache, sich als Frau in den Konkurrenzkampf um scheidend, wie häufig man in diesen zitiert wird. Und Jahren in der Friedens- und Konfliktforschung, danach eine Leitungs position oder um eine Professur zu be- ich fürchte, dass das eigene Erkenntnisinteresse da- in dem von der damaligen Bundesregierung auf- geben, beeinflusst den Gebrauch der (diskriminieren- durch leicht auf der Strecke bleibt. Ich würde noch gelegten „Programm zur Humanisierung des Arbeits- den) Waffen, welche die Gegner benutzen. Der da- einen weiteren Gedanken mit auf den Weg geben: lebens“. Aus der Integration dieser Forschungs gebiete hinterliegende Konflikt ist stets interessenpolitisch Wissenschaft ist eine kooperative Angelegenheit, ergab sich mein eigenes Profil als Wissenschaftlerin motiviert. forschen kann man nicht alleine. Auch hier kann der und die Arbeits- und Organisationspsychologie als Druck, sich vor anderen auszuzeichnen, dazu verlei- mein Fach. Auch heute noch bin ich an die ethischen ten, Wissen nicht mehr auszutauschen und die direkte Implikationen gebunden, dass Wissenschaft dazu 3 Die Arbeits- und Organisationspsychologie ist mein Kommunikation im wissenschaftlichen Diskurs zu ver- beitragen muss, gesellschaftliche Probleme zu lösen Fach. Führung ist ein zentrales Thema in unse ren meiden. Das fängt schon bei den Studierenden an, und die Menschen in ihrer Autonomie und Eigenver- Masterstudiengängen „Wirtschaftspsychologie“ sowie die nicht im Team arbeiten wollen, weil das ihre Note antwortung zu stärken. Das gilt übrigens auch nach im berufs begleitenden „Leadership and Organisatio- verderben könnte. So etwas erlebe ich gegenwärtig innen für das System der Wissenschaft selbst: Ein nal Development“ für Führungskräfte. Insofern liegt und ich denke, hier haben wir eine Verantwortung als wissenschaft licher Diskurs und Erkenntnisse sind es nahe, meine Kompetenz auch der Organisation Lehrende, als „Doktormütter“ und „Doktorväter“ oder nur dort möglich, wo Macht minimiert ist. Erst dann zur Verfügung zu stellen, der ich selbst angehöre. als Projektleiterinnen und Projektleiter, den Raum für kann das „bessere Argument“ zum Tragen kommen Das betrifft auch meine Beratungskompetenz als einen offenen, erkenntnisförderlichen Diskurs her- und wird nicht durch Vorrechte, abgeleitet aus der Organi sationsentwicklerin. Bevor ich 2003 Dekanin zustellen. Prof. Dr. Birgit Volmerg

... ist seit 1989 Professorin für Arbeits- und Technikpsycho- logie am Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissen- schaften an der Universität Bremen

... ist seit 2003 Dekanin des Fachbereichs 11

... forscht zu sozialpsychologischen und organisations- psychologischen Fragestellungen 50 | VIER FRAGEN AN... PROF. DR. EDDA WESSLAU „ Als Wissenschaftlerin sollte man authentisch bleiben und agieren, dann wird man auch wahrgenommen.“

1 An der Uni Bremen gefallen mir besonders die Zum Ende der Promotion wurde ich erneut gefragt, ob gut vorstellen. Der informelle Zwang hat ja auch etwas flachen Hierarchien sowie die interdisziplinäre Atmo- ich auch habilitieren möchte. Ich erinnere mich noch, Gutes: Mit dem Amt der Dekanin wurde ich sichtbar sphäre, die hier wirklich gelebt wird. Diese Hochschule dass ich in der Nacht vor der Abgabe der Promotions- und war gezwungen, mich mit einer Führungsrolle aus- ist nicht so ein riesiger Tanker. Hier ist man dichter arbeit träumte, dass ich zwei Doktorarbeiten schrei- einanderzusetzen. Aber von selbst hätte ich mich ver- beieinander, die Wege zueinander sind kurz und alle ben muss. Mein Mentor musste lachen, als ich das mutlich nicht auf dieses Amt beworben. werden mitgenommen. Aufgrund der relativ kleinen erzählte, und meinte, dass das wohl unbewusst schon Fakultät ist auch der Kontakt zu den Studierenden ein Wunschtraum von mir gewesen sei, weiterzuma- Nach zwei Jahren war ich gerade gut in dieser nah und persönlich. chen. Er war es dann auch, der mich darin bestärkte, Arbeit drin und es bestand auch eine gewisse Not- den nächsten Schritt zu gehen und zu habilitieren. wendigkeit, diese fortzuführen, weil ein Genera tions- An dieser Hochschule besteht zudem das Bemühen um Ich hatte ein sehr innovatives, mutiges Promotions- wechsel stattgefunden hatte. Die neuen Kolleginnen fortschrittliche Personalpolitik. Das Referat Chancen- thema, das für die Veröffent lichung in der Reihe Straf- und Kollegen waren noch zu jung dafür. Gefallen hat gleichheit / Antidiskriminierung trägt einen wichtigen rechtliche Abhandlungen bei Duncker & Humboldt mir die gute Vernetzung der Dekaninnen und Dekane Teil dazu bei. Was anderswo oft an Interessen- vorgeschlagen wurde. Das war ein wichtiges Detail in untereinander. Ich war nicht alleine und konnte von vertretungsorgane delegiert wird, bekommt hier als meiner Laufbahn, denn wer hier veröffentlichen kann, erfahrenen Kolleginnen und Kollegen lernen. Das Leitungs aufgabe einen anderen Stellenwert. In den wird in der akademischen Welt wahrgenommen. Ich ist ziemlich einmalig an der Uni Bremen, sich unter- letzten Jahren gibt es für Hochschullehrerinnen und begann dann, auf einer C1-Stelle zu habilitieren. einander nicht als Konkurrenten zu sehen. Die poli- -lehrer auch viele Personalentwicklungsmöglich- tische Arbeit an der Uni ist zwar nicht vordergründig keiten und Fortbildungsangebote. Damit nimmt die Zur Halbzeit meiner Habilitationsstelle hatte ich den mein Anliegen, es machte mir aber trotzdem sehr Uni Bremen gegenüber anderen Universitäten eine Wunsch, Mutter zu werden. Dieser erfüllte sich und viel Spaß, darin einen Einblick zu gewinnen. Die Vor reiterrolle ein. ich ließ mich ein Jahr lang beurlauben. Während dieser Zeit als Dekanin war bereichernd für mich und hat Auszeit fragte die Uni Frankfurt bei mir für eine Pro- mein Verständnis der heutigen hochschulpolitischen fessur an. Ich bewarb mich dort unhabilitiert und kam Landschaft geprägt. 2 Professorin zu werden, wurde mir nicht in die Wiege auf Platz zwei im Berufungsverfahren. Dieses zog sich gelegt. Doch die Lust am rechtswissenschaftlichen dann noch eineinhalb Jahre hin. In dieser Zeit schrieb Forschen sowie die Situation, dass mich jemand sah ich meine Habilitationsarbeit fertig. Kaum hatte ich 4 Junge Forscherinnen sollten authentisch bleiben und und für mich sprach, haben mich motiviert, diesen diese abgegeben, fragte auch die Uni Bremen für eine agieren, denn dann werden sie auch wahrgenommen. Die Weg zu gehen. Zunächst habe ich leidenschaftlich Professur an. Zwischenzeitlich hatte ich von der Uni persönliche Präsenz spielt dabei eine entscheidende gerne studiert. In dieser Zeit fiel ich meinen Hoch- Frankfurt den Ruf erhalten. Weil sich letztendlich die Rolle. Softskills wie Kommunikationsfähigkeit sind schullehrern auf. Dann wurde ich angesprochen, ob ich Uni Bremen für mich als bessere Variante herausstell- neben der fachlichen Qualifikation eben so wichtig und promo vieren möchte. Ich selbst wäre eher nicht da- te, konnte ich mit dem Rückenwind des Frankfurter werden an der Uni Bremen auch gefördert. Bedeutend rauf gekommen. Ich war sicher nicht übertrieben be- Rufes hier in Bremen eine C4-Stelle aushandeln. ist zudem die Eigeninitiative: Sie sollten schon früh- scheiden, aber wichtig ist, Frauen hier auch zu zeitig ihre eigenen Kontakte unabhängig von ihren motivieren. Professorin zu werden, lag damals jeden- Mentoren aufbauen. Weil die Habilitationsphase eine falls nicht in meiner Vorstellungskraft. Erst durch die 3 An der Uni Bremen übernahm ich eine Führungs- lange Strecke ist und man nie weiß, ob es danach weiter- Anfrage kam ich auf die Idee. Das war für mich der rolle, weil ich damit einfach dran war. Meine Tochter geht, ist es außerdem wichtig, dass sie Menschen um weichenstellende Punkt. war damals nicht mehr so klein und ich konnte mir das sich haben, die sie ermutigen, weiterzumachen. Prof. Dr. Edda WeSSlau

... ist seit 1995 Professorin für Strafrecht und Straf- prozessrecht am Fachbereich 6 Rechtswissenschaft an der Universität Bremen

... war von 2005 bis 2009 Dekanin des Fachbereichs 6

... forscht zu Strafrecht und Strafprozessrecht 52 | ZAHLEN UND FAKTEN STUDIERENDE WS 2000/20011 WS 2010/11 1971 GRÜNDUNG DER 17.664 17.329 UNIVERSITAT BREMEN WS 1971/72 DAVON 9.079 FRAUEN DAVON 9.016 FRAUEN 400 51% 52%

ABSOLVIERENDE PRÜFUNGSJAHR 20002 PRÜFUNGSJAHR 2010 1.242 3.151 DAVON 643 FRAUEN DAVON 1.905 FRAUEN 52% 60%

PROMOTIONEN PRÜFUNGSJAHR 20002 PRÜFUNGSJAHR 2010 GESAMT: 267 DAVON FRAUEN: 76 28% GESAMT: 303 DAVON FRAUEN: 148 49%

ABSCHLUSS DR. RER. NAT. ABSCHLUSS DR. RER. NAT. 115 DAVON FRAUEN: 40 35% 116 DAVON FRAUEN: 64 55% ABSCHLUSS DR. PHIL. ABSCHLUSS DR. PHIL. 47 DAVON FRAUEN: 21 45% 51 DAVON FRAUEN: 31 61% ABSCHLUSS RER. POL. ABSCHLUSS RER. POL. 26 DAVON FRAUEN: 6 23% 47 DAVON FRAUEN: 22 47% ABSCHLUSS DR. ING. ABSCHLUSS DR. ING. 55 DAVON FRAUEN: 5 9% 45 DAVON FRAUEN: 6 13% ABSCHLUSS DR. JUR. ABSCHLUSS DR. JUR. 24 DAVON FRAUEN: 4 17% 40 DAVON FRAUEN: 23 58% ABSCHLUSS DR. PUBLIC HEALTH ABSCHLUSS DR. PUBLIC HEALTH 0 0% 4 DAVON FRAUEN: 2 50% HABILITATIONEN FÜHRUNGSPOSITIONEN 20113 (REKTORAT/DEKANATE)

KALENDERJAHR 2000 2 GESAMT: 24 DAVON FRAUEN: 7 29% KALENDERJAHR 20011 GESAMT: 42 DAVON 11 FRAUEN GESAMT: 34 DAVON FRAUEN: 11 32% KALENDERJAHR 2010 26% GESAMT: 17 DAVON FRAUEN: 3 18%

HAUPTBERUFLICHES PERSONAL 2010

3.359 DAVON 1.592 FRAUEN 47% 2011 IST DAS REKTORAT ERSTMALS PARITÄTISCH BESETZT: 3 MANNER, 3 FRAUEN ... DAVON PROFESSUREN 2010 ZIEL FÜR 2013 3 DIE 30%--- MARKE FÜR FRAUEN IN FUHRUNGSPOSITIONEN ZU ERREICHEN 291 DAVON 73 PROFESSORINNEN 25% QUELLEN:

1 Rechenschaftsbericht des Rektorats „Uni in Zahlen“ 2001, März 2002

2 Rechenschaftsbericht des Rektorats „Uni in Zahlen“ 2000, März 2001

2010 WURDEN INSGESAMT 25 PROFESSUREN NEU BESETZT 3 DAVON STELLEN MIT PROFESSORINNEN Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), 7 Stellungnahme der Universität Bremen – Zwischenbilanz, vorgelegt am 15. Februar 2011. Alle Angaben ohne Quellenziffer sind dem Rechenschaftsbericht des Rektorats „Uni in Zahlen“ 3 2011 FÄLLT DIE ANZAHL DER PROFESSUREN AUF INSGESAMT 246 2010, März 2011 entnommen. DAVON SIND PROFESSORINNEN 67 27% Hinweis: Umfassende Zahlen zur Geschlechtertrennung liegen erst ab dem Jahr 1998 vor. In den Jahren davor wurden die Anteile in weiblich und männlich nur vereinzelt erfasst. 54 | MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN

2007 – 2009 Vorsitzende der Studienkommission 2006 – 2008 Konrektorin für Forschung und PROF. DR. SABINE BROECK English-Speaking Cultures wissenschaftlichen Nachwuchs Mutter eines Kindes, geboren 1993 Mutter von drei Kindern, geboren 1981 und 1983 PROF. DR. ANGELIKA BUNSE-GERSTNER PROF. DR. WILTRUD DRECHSEL

1954 in Hamburg geboren 1974 – 1980 Studium für Englisch und Geschichte auf Lehramt an den Universitäten Hamburg und Frankfurt am Main 1980 1. Staatsexamen, Goethe-Universität Frank furt am Main 1951 in Wuppertal geboren 1983 – 1984 Austausch-Dozentin in der Anglistik, 1940 in Nürnberg geboren Universität Milwaukee, Wisconsin/USA 1969 – 1975 Studium der Mathematik an den Uni- versitäten Köln und Erlangen-Nürnberg 1959 – 1967 Studium der Geschichte, Romanistik, 1987 Promotion (Dr. phil.) zum Thema Philosophie, Erziehungswissenschaft, „Der entkolonisierte Körper. Die Prota- 1975 Diplom in Mathematik, Universität Kunstgeschichte und Evangelischen gonistin in der afroamerikanischen Erlangen-Nürnberg Theologie an den Universitäten Frank- weiblichen Erzähl tradition der 30er 1976 – 1989 Wissenschaftliche Assistentin an der furt am Main und Dijon; mehrere bis 80er Jahre“, Goethe-Universität Universität Bielefeld Forschungsaufenthalte in Bibliotheken Frankfurt am Main und Archiven in Paris 1978 Promotion (Dr. math.) zum Thema 1990 – 1991 American Council of Learned Societies- „Der HR-Algorithmus zur Numerischen 1964 1. Staatsexamen für das Lehramt Fellowship, Institute for Advanced Study Bestimmung der Eigenwerte einer am Gymnasium, Goethe-Universität of the Humanities at the University of Matrix“, Universität Bielefeld Frankfurt am Main Massachusetts/Amherst zur Arbeit an der Habilitation 1986 Habilitation zum Thema „Symplectic 1967 Promotion (Dr. phil.) zum Thema QR-Like Methods“, Universität Biele- „Die Bildungspolitik der französischen 1997 Habilitation zum Thema „White feld Revolution“, Goethe-Universität Frank- Amnesia – Black Memory? Women‘s furt am Main Writing and History“, Humboldt- 1989 – 1991 Hochschuldozentin an der Universität Universität zu Berlin Bielefeld 1971 Berufung an die Universität Bremen 1999 Berufung an die Universität Bremen 1991 Berufung an die Universität Bremen 1989 – 1991 Sprecherin des Fachbereichs 12 Erziehungswissenschaften 2000 – 2005 Konrektorin für Internationale Bezie- 1995 – 2003 Mitglied im Akademischen Senat hungen 2003 – 2005 Vorsitzende des Promotionsaus- SEIT 1995 Leiterin der Arbeitsgruppe Numerik im schusses Dr. phil. SEIT 2006 Direktorin am Institut für postkoloniale Zentrum für Technomathematik und transkulturelle Studien (INPUTS) SEIT 2005 pensioniert SEIT 2009 erneut Mitglied im Akademischen SEIT 2007 Präsidentin des internationalen Colle- Senat gium for African – American Research (CAAR) PROF. DR. HELGA GALLAS PROF. DR. CARMELITA GÖRG PROF. DR. KARIN GOTTSCHALL

1940 in Altenburg / Thüringen geboren 1950 in Göttingen geboren 1955 in Marburg geboren 1959 – 1966 Studium der Germanistik, Publizistik 1969 – 1972 Ausbildung zur mathematisch- 1974 – 1980 Studium der Sozialwissenschaften an und Politologie an den Universitäten technischen Assistentin an der Kern- der Georg-August-Universität Göttingen Berlin und Tübingen forschungsanlage Jülich inkl. zwei 1980 – 1988 Wissenschaftliche Angestellte am Semester Studium Mathematik an der 1969 Promotion (Dr. phil.) zum Thema Soziologischen Forschungsinstitut Rheinisch-Westfälischen Technischen „Marxistische Literaturtheorie, die Göttingen Hochschule (RWTH) Aachen Zeitschrift Die Linkskurve“, Freie Uni- 1988 Promotion (Dr. phil.) zum Thema versität Berlin 1972 – 1976 Studium der Informatik an der Uni- „Frauenarbeit und Bürorationalisie- versität Karlsruhe 1973 Habilitationsstipendium der Heinrich- rung“, Universität Hannover Heine Stiftung zum Thema: „Struktu- 1977 – 1985 Doktorandin und Post-Doc am Lehr- 1988 – 1996 Wissenschaftliche Assistentin am rale Psychoanalyse als Interpretations- stuhl für Datenfernverarbeitung an der Institut für Soziologie der Georg- verfahren am Beispiel Heinrich von RWTH Aachen August-Universität Göttingen Kleist“; vor Fertigstellung der Arbeit 1983 Promotion (Dr. rer. nat.) zum Thema im November 1974 erfolgte die Beru- 1991 Studienaufenthalt an der New York „Warteraum M/G/1: Die SRPT – Optimal- fung University strategie im Vergleich mit der Zeitschei- 1974 Berufung an die Universität Bremen benstrategie unter Berücksichtigung 1995 Gastdozentin am Institut für Höhere von Verwaltungszeiten“, RWTH Aachen Studien Wien 1993 – 1995 Konrektorin für Strukturreform 1985 – 1989 Selbstständig im Bereich Kommunika- 1996 – 1998 Post-Doc im DFG-Graduiertenkolleg 2002 – 2004 Vorsitzende der Fachkommission tionsnetze und Produktionssteuerung „Geschlechterverhältnisse und sozialer Germanistik Wandel“ an der Universität Dortmund 1989 – 1997 Oberingenieurin an der RWTH Aachen SEIT 2005 pensioniert 1998 Habilitation zum Thema „Soziale 1997 Habilitation zum Thema „Verkehrs- Mutter eines Kindes, geboren 1984 Ungleichheit und Geschlecht. Kontinui- theoretische Modelle und Stochastische täten und Brüche, Sackgassen und Simulationstechniken zur Leistungs- Erkenntnispotentiale im deutschen analyse von Kommunikationsnetzen“, soziologischen Diskurs“, Georg-August- RWTH Aachen Universität Göttingen 1999 Berufung an die Universität Bremen 1999 Berufung an die Universität Bremen SEIT 2006 ITG Vorstand (Informationstechnische SEIT 1999 Abteilungsleiterin „Geschlechterpolitik Gesellschaft im VDE) im Wohlfahrtsstaat“ im Zentrum für SEIT 2010 Beauftragte des Rektorats für inter- Sozialpolitik (ZeS) an der Universität nationale Beziehungen USA / Kanada Bremen an der Universität Bremen 56 | MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN

2004 – 2007 Direktorin und stellvertretende Direk- 2005 – 2008 Konrektorin für Lehre, Studium und 1926 – 1927 Privatassistentin des Philosophen torin der Graduate School of Social Internationale Beziehungen Leonard Nelson Sciences (GSSS) 2009 – 2011 Sprecherin der Task Force Exzellenz- 1926 – 1945 Mitglied des Internationalen Sozialis- 2007 – 2008 in der Exzellenzinitiative Koordinatorin initiative an der Humboldt-Universität tischen Kampfbundes (ISK) des erfolgreichen Antrags auf Einrich- zu Berlin 1934 Gast im Leipziger Physikalischen tung der Bremen International Graduate SEIT 2009 Lehrstuhlinhaberin für Kultur- und Institut bei Werner Heisenberg School of Social Sciences (BIGSSS) und Sozialgeographie an der Humboldt- Direktorin der BIGSSS 1937 -Preis für ihre Arbeit Universität zu Berlin „Die Bedeutung der modernen Physik 2007 – 2008 Ombudsfrau der Graduiertenschule stellvertretende Direktorin für Studium für die Theorie der Erkenntnis“ GLOMAR und Lehre am Geographischen Institut 1938 – 1946 Exil in London / UK SEIT 2011 Mitglied im Akademischen Senat der Humboldt-Universität zu Berlin 1946 Rückkehr nach Bremen und Dozentin Mutter eines Kindes, geboren 1992 SEIT 2011 Mitglied des Forums Exzellenzinitiative am neu eingerichteten Pädagogischen (FOX) an der Humboldt-Universität zu Seminar unter dem Namen Grete Henry Berlin PROF. DR. ILSE HELBRECHT Eintritt in die SPD 1949 – 1950 Kommissarische Leitung der Pädago- PROF. DR. gischen Hochschule (PH) Bremen GRETE HENRY-HERMANN 1950 – 1966 Professorin und stellvertretende Rektorin an der PH für Mathematik, Philosophie und Physik 1954 – 1965 Mitglied im „Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen“ 1961 – 1978 Vorsitzende der Philosophisch- Politischen Akademie als Grete Henry- Hermann

1964 in Stuttgart geboren 1983 – 1990 Studium der Geographie, Soziologie, Raumplanungs- und Verwaltungsrecht an der Universität Münster 1901 in Bremen geboren, 1984 in Bremen gestorben 1990 – 1993 Promotion (Dr. phil.) zum Thema „Stadtmarketing – Konturen einer 1920 – 1921 Lehrerinnenausbildung für Volks- und kommunikativen Stadtentwicklungs- Realschule in Bremen politik“, Technische Universität 1921 Studium der Mathematik, Physik München und Philosophie an den Universitäten 1994 – 1996 Post-Doc an der University of British Göttingen und Heidelberg Columbia in Vancouver / Canada 1925 Promotion (Dr. phil.) in Mathematik 1999 Habilitation zum Thema „Die kreative zum Thema „Die Frage der endlich Metropolis“, Technische Universität vielen Schritte in der Theorie der München Polynomideale“ unter dem Namen Grete Hermann, Universität Göttingen 2002 Berufung an die Universität Bremen Staatsexamen für das höhere Lehramt 2003 – 2005 Prodekanin des Fachbereichs 8 Sozial- in Mathematik, Physik und Philosophie wissenschaften 2005 Habilitationsadäquanz: Yasemin Kara- PROF. DR. KATRIN HUHN PROF. DR. kaşoğlu / Ursula Boos-Nünning: Viele YASEMIN KARAKASOGLU M.A. Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit türki- schem, italienischem, griechischem, ehemals jugoslawischem und Aussiedler- hintergrund aus dem Gebiet der ehe- maligen SU, Waxmann, Münster 2007 – 2011 Prodekanin des Fachbereichs 12 Erziehungswissenschaften Ausländerbeauftragte des Fach- bereichs 12

2011 Konrektorin für Interkulturalität und Internationalität 1971 in Lutherstadt Wittenberg geboren Mutter von zwei Kindern, geboren 2002 1990 – 1997 Studium der Geophysik an der Tech- 1965 in Wilhelmshaven geboren und 2007 nischen Universität Bergakademie Frei- 1984 – 1991 Studium der Turkologie an den Univer- berg und an der Christian-Albrechts- sitäten Hamburg und Ankara Universität zu Kiel 1991 Magister in Turkologie, Politikwissen- 2002 Promotion (Dr. rer. nat.) zum Thema schaften und Germanistik „Analyse der Mechanik des Makran Akkretionskeils mit Hilfe der Finiten 1991 – 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am und der Diskreten Elemente Methode Zentrum für Türkeistudien, Stiftung sowie analoger Sandexperimente“, und Integrationsforschung, Essen Freie Universität zu Berlin 1995 – 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin 2002 – 2010 Juniorprofessorin des Fachbereichs 5 und wissenschaftliche Assistentin in Geowissenschaften / am DFG- Erziehungs- und Bildungswissen- Forschungszentrum / Exzellenzcluster schaften, Fachgebiet Interkulturelle „Der Ozean im System Erde“ an der Pädagogik, Universität Essen Universität Bremen 1999 Promotion (Dr. phil.) zum Thema SEIT 2004 Sprecherin des Forschungsfeldes „Muslimische Religiosität und Erzie- Sediment Dynamik am MARUM hungsvorstellungen. Eine empirische Untersuchung zu Orientierungen bei SEIT 2005 wiederholt Mitglied des Fachbereichs- türkischen Lehramts- und Pädagogik- rats studentinnen in Deutschland“, Univer- SEIT 2009 Sprecherin des Internationalen Gradu- sität Essen iertenkollegs INTERCOAST – Integrated 2000 Augsburger Wissenschaftspreis für Coastal Zone and Shelf Sea Research Interkulturelle Studien Mitglied der Zentralen Kommission für 2003 Expertinnengutachten für das Bundes- Frauenfragen (ZKFF) verfassungsgericht im Fall der Kopf- 2010 Berufung an die Universität Bremen tuch tragenden Lehramtsstudentin Fereshta Ludin Mutter eines Kindes, geboren 2006 2004 Berufung an die Universität Bremen 58 | MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN

AB 1985 Aufbau und Leitung des „Instituts für PROF. DR. ANNELIE KEIL Biografie- und Lebensweltforschung“ PROF. DR. HELGA KRÜGER 1992 Erste Preisträgerin des „Preises für ausgezeichnete Lehre und ihre Inno- vation – Berninghausen-Preis“ an der Universität Bremen 1998 – 2003 Dekanin des Fachbereichs 11 Human- und Gesundheitswissenschaften 2004 „Bundesverdienstkreuz am Bande“ der Bundesrepublik Deutschland

SEIT 2004 pensioniert und Lehrende in dem von ihr initiierten Weiterbildungsstudien- gang „Palliativ Care“ an der Universi- tät Bremen 1939 in Berlin geboren 1940 in Essen geboren, 2008 in Bremen SONSTIGES u.a. über mehrere Jahre bekannt gestorben 1961 – 1968 Studium der Politikwissenschaften, durch die N3-Fernsehreihe „Gesund- Soziologie sowie Psychologie und 1960 – 1967 Studium der Romanistik, Philosophie, heitswerkstatt“ mit dem Bremer Pädagogik an der Universität Hamburg Sportwissenschaften und Soziologie Journalisten Klaus Haak an den Universitäten Marburg und Kiel Stipendiatin der Studienstiftung des sowie 1964 -1965 DAAD-Stipendium an deutschen Volkes der Universität Bogotá / Kolumbien 1968 Promotion (Dr. phil.) zum Thema 1967 Staatsexamen „Staatliche Subventionspolitik am Beispiel des Bundesjugendplans“, 1970 Promotion (Dr. phil.) in der Literatur- Universität Hamburg soziologie zum Thema „Die Märchen des Charles Perrault und ihre Leser“, Assistentin an der Pädagogischen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Hochschule Niedersachsen (PHN), Abteilung Göttingen 1970 – 1971 Assistentin in der Soziologe an der Universität Bielefeld 1969 Berufung zur Akademischen Rätin an der PHN in Göttingen 1971 – 1974 Wissenschaftliche Rätin und Ober- rätin für Soziologie an der Universität 1971 Berufung an die Universität Bremen Hamburg AB 1972 Aufbau des Diplomstudiengangs 1974 Berufung an die Universität Bremen Sozialarbeitswissenschaften 1982 – 1984 Stellvertretende Vorsitzende des 1972 – 2004 betätigte sich hochschulpolitisch 6. Jugendberichts der Bundesregierung und war regelmäßig unter anderem „Chancengleichheit für Mädchen in der vertreten im Konvent und im Aka- BRD“ demischen Senat 1986 – 1994 Sprecherin des Forschungsschwer- Sprecherin in Prüfungskommissionen punkts Arbeit und Bildung an der Uni- und im Promotionsausschuss Dr. phil. versität Bremen AB 1980 Aufbau des Studienschwerpunkts 1988 Gastprofessorin am Institute of Gesundheitswissenschaften / Public , University of London/ UK Health 1988 – 2001 Mitbegründerin und zum Teil Sprecherin, 1998 -1999 Sprecherin PROF. DR. ANNE LEVIN PROF. DR. und Leitungsmitglied des DFG-Sonder- ELISABETH LIENERT forschungsbereiches 186 „Status- passagen und Risikolagen im Lebens- verlauf“ 1991 – 1992 Sprecherin des DFG-Graduierten- kollegs ”Lebenslauf und Sozialpolitik“ an der Universität Bremen 1994 Gründungsmitglied und Leiterin des Lehramtstudiengangs Pflegewissen- schaft an der Universität Bremen Gastprofessorin an der University of Toronto / Canada 1966 in Darmstadt geboren 1998 – 2002 Herausgeberin der Zeitschriften „Zeitschrift für Familienforschung“ 1997 – 2001 Studium der Psychologie an der Uni- 1957 in Aschaffenburg geboren (ZfF), „Jahrbuch Bildung und Arbeit“, versität Hamburg 1976 – 1981 Studium der Germanistik und Anglistik „Sozialwissenschaftliche Literatur- 2004 Promotion (Dr. phil.) zum Thema in Würzburg und St. Andrews /UK rundschau“, „neue praxis“ „Lernen durch Fragen: Wirkung von 1985 Promotion (Dr. phil.) mit einer Edition 1998/ 2006 Gastprofessorin an der University of strukturierenden Hilfen auf das und Studien zu einer Prosaerzählung Minnesota und Minneapolis / USA Generieren von Studierendenfragen aus dem Umfeld Kaiser Maximilians I., als begleitende Lernstrategie“, Tech- 1998 – 2002 Gutachterin des DFG-Forschungs- Universität Würzburg nische Universität Berlin schwerpunktprogramms „Professiona- 1994 Habilitation mit Studien zu Konrads von lisierung, Organisation, Geschlecht“ 2008 Habilitation zum Thema „Validität Würzburg „Trojanerkrieg“, Universität mathematischer Vergleichsarbeiten“, 2002 – 2008 Abteilungsleiterin im Institut für Würzburg Technische Universität Berlin empirische und angewandte Soziologie 1996 – 1998 Vertretungsprofessorin und Professo- (EMPAS) 2008 – 2010 Vertretungsprofessorin für Allgemeine rin an der Universität Regensburg Didaktik und Empirische Unterrichts- 2003 – 2005 Gründungsmitglied der Graduate forschung an der Universität Potsdam 1998 Berufung an die Universität Bremen School of Social Sciences (GSSS) an der Universität Bremen 2010 Berufung an die Universität Bremen SEIT 1999 Leitung von DFG-Projekten zur Dietrich- epik 2003 – 2005 stellvertretende Vorsitzende der Exper- 2010 – 2011 Lehreinheitsvorsitzende der Lehr- tenkommission der Bundesregierung einheit Erziehungswissenschaft 1999 – 2001 Studiendekanin (u.a. Gründung des zur Erstellung des 7. Familienberichts und Vertreterin des Fachbereichs 12 Studienzentrums des Fachbereichs 10 „Zukunft der Familie“ Erziehungswissenschaften im Sprach- und Literaturwissenschaften) Zentrumsrat des Zentrums für Lehrer- Mutter von zwei Kindern, geboren 1975 1999 – 2002 Prodekanin des Fachbereichs 10 bildung 2002 – 2005 Dekanin des Fachbereichs 10 2011 Prodekanin des Fachbereichs 12 SEIT 2003 Sprecherin des Instituts für Mittel- SEIT 2011 Dekanin des Fachbereichs 12 alter- und Frühneuzeitforschung (IMFF) Mutter von zwei Kindern, geboren 2005 SEIT 2010 lokale Koordinatorin des Erasmus und 2006 Mundus-Masterstudiengangs GLITEMA „German Literature in the European Middle Ages“ Mutter von zwei Kindern, geboren 1988 und 1989 60 | MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN

SEIT 2002 Mitglied im Technologiezentrum für In- PROF. DR. PROF. DR. HEIDI SCHELHOWE formatik und Informationstechnik (TZI) URSULA PIXA-KETTNER 2009 – 2010 Federführung für die Expertenkommis- sion des BMBF „Medienbildung in der Digitalen Kultur“

2011 Konrektorin für Lehre und Studium an der Universität Bremen Mutter von zwei Kindern, geboren 1978 und 1981

PROF. DR. KERSTIN SCHILL

1949 in Achern-Mösbach / Baden geboren 1948 in Stuttgart geboren 1967 – 1972 Studium der Germanistik und Kath. Theologie an den Universitäten 1967 – 1972 Studium der Psychologie an den Univer- in Freiburg und Münster sitäten Gießen und Hamburg 1973 – 1981 Referendariat, 2. Staatsexamen und AB 1970 zunächst studienbegleitende, danach Lehrerin in Bremen postgraduale Ausbildung in Gesprächs- psychotherapie, Zertifikat 1976 1982 – 1989 Informatikstudium an der Universität Bremen 1977 1. Staatsexamen im Lehramtsstudium Volks- und Realschulen in Hamburg 1986 Mitgründerin der Fachgruppe Frauen- arbeit und Informatik in der Gesell- 1973 – 1982 Wissenschaftliche Assistentin im schaft für Informatik Bereich Sonderpädagogik, zuständig 1958 in Stuttgart geboren für Psychologie in der Blinden-, Seh- 1989 – 1992 Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim 1979 – 1987 Studium der Informatik an der Tech- behinderten-, Gehörlosen- und Schwer- Forschungszentrum Arbeit und Technik nischen Universität München hörigenpädagogik an der Universität (artec) an der Universität Bremen Hamburg 1992 Promotion (Dr. rer. hum. biol.) zum 1992 – 1996 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Thema „Ein örtlich-zeitliches Modell 1979 Promotion (Dr. phil.) zum Thema „Nicht- Informatik an der Universität Hamburg zur Beschreibung des ikonischen direktive Gespräche mit psychisch 1996 Promotion (Dr.-Ing.) zum Thema „Das Gedächtnisses“, Ludwig-Maximilians beeinträchtigten Schülern“, Universität Medium aus der Maschine. Ein Beitrag Universität München Hamburg zur Auffassung vom Computer in der 1996 Beginn der Arbeiten zur Habilitation 1982 Berufung an die Universität Bremen Informatik“, Universität Bremen zum Thema „Decision Support 1997 – 2011 mit einigen Unterbrechungen Vor- 1996 – 2001 Hochschulassistentin in der Informatik Systems“ an der Universität Ulm; sitzende der Lehreinheit Behinderten- an der Humboldt Universität zu Berlin Ruf an die Universität Bremen pädagogik/ Inklusive Pädagogik erfolgte noch vor Abschluss dieser SEIT 2000 Akteurin für die Internationale Frauen- Arbeit 2001 – 2005 Dekanin des Fachbereichs 12 universität (ifu) und verantwortlich Erziehungswissenschaften für die Virtuelle Frauenuniversität (vifu) 2003 Ruf an die Universität Bamberg: abgelehnt 2007 – 2011 Vorsitzende des Diplomprüfungsaus- 2001 Berufung an die Universität Bremen schusses 2003 Berufung an die Universität Bremen SEIT 2001 Leiterin der Arbeitsgruppe „Digitale SONSTIGES langjähriges Mitglied des Akademischen Medien in der Bildung“ (dimeb) 2011 Dekanin des Fachbereichs 3 Senats Mathematik / Informatik Mutter eines Kindes, geboren 1999 PROF. DR. 2006 Berufung an die Universität Bremen PROF. DR. 2007 – 2009 stellvertretende Sprecherin der SUSANNE K. SCHMIDT Bremen International Graduate School HANNELORE SCHWEDES of Social Sciences (BIGSSS)

SEIT 2008 Leiterin eines Teilprojektes im Sonder- forschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“

SEIT 2008 Vertrauensdozentin der Studienstiftung des deutschen Volkes

SEIT 2009 Sprecherin der BIGSSS

SEIT 2011 im Senats- und Bewilligungsausschuss für Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft

SEIT 2011 gewähltes Mitglied des Executive 1964 in Essen-Kettwig geboren Commitee der European Union Studies 1938 in Hamburg geboren Association 1984 – 1988 Studium der Politikwissenschaft 1957 – 1964 Studium der Physik an den Universi- an den Universitäten Marburg und SEIT 2011 Mitglied des Editorial Boards des täten Hamburg, Marburg und Heidelberg Hamburg Journal of European Public Policy 1969 Promotion zum Thema „DNS-Replika- 1989 Master of Science in Science, Techno- Mutter von zwei Kindern, geboren 1999 tion des Bakteriophagen fd“ (Mikro- logy and Industrialisation, University und 2002 biologie), Universität Heidelberg Sussex / UK 1969 – 1975 Assistentin an der Goethe-Universität 1998 Promotion (Dr. phil) zum Thema „Die Frankfurt am Main wettbewerbsrechtliche Handlungs- 1975 Berufung an die Universität Bremen fähigkeit der Europäischen Kommission in staatsnahen Sektoren“, Universität 1975 – 2003 engagierte sich für die Gründung des Hamburg Zentrums für feministische Forschung und war hier drei Jahre Sprecherin 1990 – 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Gesellschafts- engagierte sich u.a bei den Mittwochs- forschung, Köln sozialisten für politische Arbeit 2004 – 2005 Kommissarische Vertretung der Pro- Gründungsmitglied der Fachgesell- fessur für Europäische Studien an der schaft „Didaktik der Physik und Chemie“ Friedrich-Schiller-Universität Jena; (GDCP) sowie der „Gesellschaft für die Ruf dorthin abgelehnt Didaktik des Sachunterrichts“ (GDSU)

SEIT 2004 Mitglied der Zeitschrift Public Adminis- Mitglied im Institut für Didaktik der tration Naturwissenschaften (IDN) seit seiner Gründung 2002 und seinen Vorläufern 2005 Habilitation (venia legendi in Politik- wissenschaft) zum Thema „Rechts- 1989 – 1991 Zentrale Frauenbeauftragte der Uni- unsicherheit statt Regulierungswett- versität Bremen bewerb: Die nationalen Folgen des 1995 – 1997 Konrektorin für Lehre und Studium europäischen Binnenmarkts für Dienst- leistungen.“; Ernennung zur Privat- SEIT 2003 pensioniert dozentin, FernUniversität Hagen Mutter von zwei Kindern, geboren 1966 2005 Professur für Politikwissenschaft und 1969 an der Universität Bielefeld 62 | MEHR ZU DEN PROFESSORINNEN

SEIT 2008 Mitglied im Fachkollegium „Rechts- PROF. DR. PROF. DR. EDDA WESSLAU wissenschaft“ der Deutschen BIRGIT VOLMERG Forschungsgemeinschaft SEIT 2009 stellvertretendes Mitglied des Staats- gerichtshofes des Landes Bremen Mutter eines Kindes, geboren 1992

1956 in Wolfsburg geboren 1949 in Alsfeld / Hessen geboren 1977 – 1984 Studium der Rechtswissenschaft/ Einstufige Juristenausbildung an der 1967 – 1972 Studium der Sozialwissenschaften, Universität Hamburg Politik und Literaturwissenschaften an den Universitäten Gießen und Frankfurt 1988 Promotion (Dr. jur.) zum Thema am Main „Vorfeldermittlungen – Probleme der Legalisierung vorbeugender Verbrechens- 1972 Staatsexamen bekämpfung aus strafprozessualer 1975 Promotion (Dr. phil.) zum Thema „Kritik Sicht“, Universität Hamburg der Verfahren psychoanalytischer 1994 – 1995 Vertretungsprofessur für Strafrecht Textinterpretation“, Universität Bremen und Strafprozessrecht an der Universi- 1987 Habilitation zum Thema „Psycholo- tät Bremen gische Hermeneutik von Arbeit und 1994 Berufung an die Goethe-Universität Alltag“, Universität Hannover Frankfurt am Main: abgelehnt 1989 Berufung an die Universität Bremen Habilitation zum Thema „Das Konsens- SEIT 1995 Leiterin der Transferstelle für Manage- prinzip im Strafverfahren“, Universität ment und Organisationsentwicklung Hamburg (TIPS) 1995 Berufung an die Universität Bremen SEIT 2003 Dekanin des Fachbereichs 11 Human- 1998 – 2000 Sprecherin der Zentralen Kommission und Gesundheitswissenschaften für Frauenfragen des Akademischen SEIT 2004 verantwortlich für den Masterstudien- Senats gang ”Leadership and Organisational 2002 – 2005 Studiendekanin an der Universität Development“ des Fachbereichs 11 in Bremen Koopera tion mit dem Fachbereich 7 Wirtschaftswissenschaft 2003 Berufung an die Universität Bielefeld: abgelehnt SEIT 2009 verantwortlich für den Masterstudien- gang „Wirtschaftspsychologie“ des 2005 – 2009 Dekanin des Fachbereichs 6 Rechts- Fachbereichs 11 in Kooperation mit wissenschaft dem Fachbereich 7 DIE FOTOGRAFIN | 63

EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) AUSZEICHNUNGEN | WETTBEWERBE | STIPENDIEN JULIA BAIER (AUSWAHL) 2009 »Badende«, Leica Galerie Solms 2010/2011 Teilnahme am Visegrad Visibility 2008 »In ruhiger, zentraler Lage«, Project in Ungarn / Polen / Slowakei / Kunstverein Cuxhaven Tschechien, gefördert durch den »Die öffentliche Badeanstalt« International Visegrad Found

und »Sento«, Japanisch-Deutsches 2007 Teilnahme am Projekt »Revisiting Zentrum Berlin (JDZB) Memory«, gefördert durch die »Revisiting Memory«, Kunstraum Kulturstiftung des Bundes Tosterglope 2005 VG Bild-Kunst Stipendium »Sento«, Rathaus Nara / Nara /Japan 2004 Nominierung zur Teilnahme an der »Sento«, Teilnahme am Festival World Press Masterclass FETART in Vendôme / Frankreich 2003 eine der zehn besten Einsendungen 1971 in Augsburg geboren 2006 »The public bath«, Gallery Toshi- beim Leica Oskar Barnack Preis 1991 – 1995 Studium der Psychologie, Romanistik Seikatsu-Kobo / Osaka / Japan BFF-Förderpreis 2003 und Kunst an der Universität Bremen »Die öffentliche Badeanstalt« und Nominierung zur Teilnahme am 1995 – 2002 Grafik-Design-Studium an der Hoch- »Sento«, Imago fotokunst / Berlin Körber-Foto-Award 2003 schule für Künste Bremen mit dem 2005 »The public bath«, Gallery OUT of Schwerpunkt Fotografie 1. Preis Kategorie »Menschen« beim PLACE / Nara / Japan Wiener Werkstattpreis 2003 SEIT 1998 freischaffende Fotografin 2004 »Badefreuden«, Suermondt-Ludwig- 2001 1. Preis beim Fotosymposium für 2009 – 2011 Lehrbeauftragte für Fotografie an der Museum / Aachen Dokumentarfotografie, Bad Herrenalb Hochschule für Gestaltung Karlsruhe 2. Preis beim filmart Nachwuchsförder- SEIT 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) preis in Zusammenarbeit mit Kodak Anerkennungspreis »wissenschaft Julia Baier präsentierte ihre Fotografien 2011 »Visegrad Visibility«, 2B Galéria / visuell« von bild der wissenschaft bisher in zahlreichen nationalen und Budapest internationalen Einzel- und Gruppen- 2008 »Sylt«, Fabrik Fotoforum / Hamburg ausstellungen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und durch 2007 »Revisiting Memory«, Internationales Stipendien gefördert. Literaturfestival Berlin und 2B Galéria / Budapest Eine ihrer Vorlieben gilt dem Portrait. Allgemein liegt ihr Augenmerk immer 2004 BFF-Förderpreisausstellung, auf der Darstellung des Menschen und Gruner + Jahr Verlagshaus / Hamburg des alltäglichen Lebens. Ein ganz be- 2003 Körber-Foto-Award-Ausstellung sonderes Faible entwickelte sie inner- Museum für Kunst und Gewerbe halb der letzten 15 Jahre für das Foto- Hamburg grafieren von Badekulturen in unter- schiedlichen Ländern. Sie fotografiert Bar Floréal photographie / Paris zudem für viele nationale und inter- nationale Agenturen, Magazine und Zeitungen. 64 | IMPRESSUM

DER KATALOG... REDAKTION BILDNACHWEIS ... erscheint anlässlich der Ausstellung Anneliese Niehoff (V. i. S. d. P.) Seite 24/25: ©Otto Lohrisch-Achilles UNISPITZEN – Professorinnen im Portrait Imke Engelbrecht Seite 32/33: ©Prof. Dr. Wilfried Müller, 1986 vom 13. Dezember 2011 bis 31. Januar 2012 Britta Jahn (Seite 10/12/18/26/40) Seite 63: © Stefan Demming im Foyer des MZH der Universität Bremen Frederike Kersting (Seite 25) Bibliothekstraße 1, 28359 Bremen. QUELLENANGABE FOTOGRAFIE Seite 25: DIE AUSSTELLUNG... © Julia Baier, Berlin Bildunterzeile zum Foto oben rechts: © Weser-Kurier/ ... wird in 2012 an weiteren Orten auf dem www.juliabaier.de Bremer Nachrichten, 5.12.1955; Nr. 282, (Seite 5): Campus der Universität Bremen präsentiert. Bei der Jubiläumsfeier der Pädagogischen Hochschule Bremen trafen sich auch Oberschulrat Claus Böttcher GESTALTUNG (l.), Frau Prof. Dr. Grete Henry (Gründungsprofessorin) und Prof. Hinrich Wulff, die das Institut nacheinander WWW.UNISPITZEN.DE Birgit Wingrat, Eckhard Twistel seit 1945 geleitet haben. Birgit Wingrat Gestaltung, Bremen www.wingratgestaltung.de 1 Grete Henry-Hermann: Die Überwindung des HERAUSGEBERIN Zufalls: Kritische Betrachtungen zu Leonard Nelsons © 2011/2012 Universität Bremen / Begründung der Ethik als Wissenschaft, Frankfurt Arbeitsstelle Chancengleichheit PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT a. M., Hamburg; Meiner 1985 2 Bewerbungsschreiben, 15.1.1946; Staatsarchiv Imke Engelbrecht | pr + textarbeit, Bremen Bremen, Personalakte Grete Henry-Hermann www.imke-engelbrecht.de KURATORIN 3 Bericht über das erste Arbeitsjahr der Pädagogischen Hochschule Bremen, Staatsarchiv Bremen, Personal- Birgit Wingrat, Bremen SCHRIFT | PAPIER | DRUCK akte Grete Henry-Hermann Seite 33: Mit Auszügen aus der Rede Abschied von Akkurat, Helvetica Helga Krüger, Februar 2008, © Prof. Dr. Annelie Keil ORGANISATION ProfiSilk, holzfrei, samtmatt, Bilderdruck Anneliese Niehoff Goihl Druck GmbH, Stuhr Nachdruck sowie jede Form der elektronischen Imke Engelbrecht Nutzung – auch Auszugsweise – nur mit Genehmigung der Herausgeberin. PROFESSORINNEN IM PORTRAIT: FRAUEN, DIE FORSCHEN UND FUHREN Mit einem Professorinnenanteil von 25 Prozent nimmt die Universität Bremen einen Spitzenplatz im bundesweiten Hochschulvergleich ein. Mehr als 65 Professorinnen sind hier in Forschung und Lehre aktiv.

20 von ihnen haben auch eine Führungsrolle in der Hoch schule über- nommen – als Konrektorin, Dekanin oder Sprecherin eines Forschungs- verbundes.

Diesen Spitzenfrauen nähert sich die Berliner Fotografin Julia Baier im Portrait: Auf ihre ganz eigene Weise würdigt sie die vorbildhaften Leistungen und lässt die Professorinnen unter dem Ausstellungstitel UNISPITZEN in der Universität Bremen präsent werden.

Universität Bremen

Arbeitsstelle Chancengleichheit