300 m knapp über dem Boden. Im Jahre 1923 erhielt er eine der höchsten franzö si schen Aus - zeichnungen, das Ehrenzeichen der Ehrenlegion. Am 03.05.1925 starb A. in Tou louse. (wa) A Lit.: (1) Dollfus, Ch.: L’Ecole d’Ader. Les Conferen - Ader, Clément (1841–1925) ces du Palais de la Découverte Paris 09.10.1940, A. wurde am 02.04.1841 in Muret bei Tou louse 20 S. geboren. Er arbeitete als Wege- und Brücken - (2) Wagner, B.: Es begann in der Pariser Oper, in: bau-Ing., u. a. am Bau der Eisenbahn du Midi, Bild der Wissenschaft 1981, S. 126–128 und widmete sich auch der damals aufstrebenden Biogr.: ET; z. B. verbesserte er das Telefon von → Bell, Dict.de biographie française.Paris 1(1933), Spal - indem er beim Mikrofon mehrere Kohle stifte an - ten 566–567 ordnete. Hinzu kommen seine Ar beiten auf elek- tro-akustischem Gebiet. Eine stereophoni sche Aichele, Albert (1865–1922) Über tragungs anlage von 1881 wurde auf der A. wurde am 13.02.1865 als Basler Bürger in Ersten Inter nationalen Elektro technischen Aus - Lörrach in Baden geboren. Seine Gymnasialzeit stellung in Paris einem breiten Publikum vor- ver brachte er teils in Basel, teils in Lausanne. geführt, als Opern aufführungen aus der Pariser Dann ging er auf das Eidgenössische Poly techni - Oper in das Ausstellungsgebäude übertragen kum Zürich, wo ihn Prof. Johann Fried rich wurden. Am 30.08.1881 wurde A.s bemerkens- Weber (1843–1912) für die ET begeisterte. Noch werte Neuerung auch in Deutsch land unter DRP vor Studienabschluss trat er eine Stelle bei der 18741 „Neuerungen an Tele phon anlagen für Maschinen fabrik Oerlikon (MFO) an, für die er Theater“ ge schützt. Mit seinen Mikrofon- und kurze Zeit in Südamerika arbeitete. Hörer anord nungen hatte A. die Wirkungs weise Als C. E. L. → Brown und → Boveri 1891 in einer zweikanaligen stereo pho ni schen Übertra- Baden/Schweiz ihre eigene Fa. BBC gründeten, gungsanlage eindeutig fixiert. ging A. ebenfalls nach Baden. Dort leitete er, an- Er be schäftigte sich auch mit der Tele grafie und fangs mit Dr. Carl Sulzberger (1864–1936), dann entwickelte einen Apparat, mit dem über 3 000 von 1902 an allein, das Ver suchslokal. 1909 Wörter pro Minute übertragen werden sollten, wurde er zum Dir. befördert und entwickelte nun und erprobte diesen Apparat 1897 auf franzö- als Er finder und Konstrukteur eine fruchtbare sischen Seekabelstrecken. Später konzen trierte Tätigkeit. In 14-jähriger Arbeit konstruierte er bei er sich ganz auf das Flugwesen, über das er meh- BBC die ersten stromabhän gigen Primär- und Se- rere Werke schrieb. Von ihm soll der Ausdruck kundär relais, einen Gleich strom-Schnell schal ter, „avion“ für Flugzeug stammen. 1897 ge lang ihm verbesserte die Öl schalter durch eine mecha ni - mit einem Dampfflugzeug ein „Luftsprung“ von sche Dämp fung und indem er die gegen Schläge empfindliche Por zellan-Isola tion durch Hart - papier ersetzte. Unter seinen über 100 Patenten findet man ferner ver besserte Zug be leuch tungs- Regler, einen Trenner mit Axialbe wegung und den Web stuhl-Antrieb mit Wippe. A. war ein sehr ideenreicher Kopf, verfügte über ein sicheres technisches Urteil und getraute sich, auch neue Wege ein zuschlagen. Seine rastlose Tätig keit verbrauchte aber seine Kräfte vorzeitig. Erst 57-jährig, wurde er in Baden/Schweiz am 17.11.1922 seiner Familie und dem Unter nehmen durch ein Herzleiden entrissen. (wü) Biogr.: Bull. SEV 64(1973), S. 859

Aiken, Howard Hathaway (1900–1973) A. wurde am 08.03.1900 in Hoboken/New Jersey (USA) geboren. Zeitgleich mit einem Elektro - inge nieurstudium 1919 an der U. Wis con sin ar - bei tete er als Ing. für Energieversorgung der dor- tigen Gas- und Elektrizitätsges. Von 1923 bis Clément Ader 1932 war er bei verschie denen amerikani schen

15 Elektrofirmen als Konstrukteur für Elektro- maschinen tätig. 1931 hatte er ein Stu dium der Mathematik und Physik an der U. Chicago auf- genommen, das er 1932 an der Harvard-U fort- setzte und an der er 1939 promovierte. Von 1937 bis 1941 war er als Dozent für Nach richten tech - nik und von 1941 bis 1944 ao. Prof. für Nach - richtentechnik und Physik an dieser U tätig; 1946 wurde er zum o. Prof. für Mathe matik an der Harvard-U. ernannt und leitete von 1949 bis zur Emeri tierung 1961 das Rechen anlagenlabor dieser U. Danach arbeitete er als Prof. für Infor - mationstechnik an der U. Miami. Die herausragende wissenschaftliche Leistung A.s, die Entwicklung und Konstruktion von Groß rechenautomaten sowie die Ausarbeitung eines speziellen Rechencodes, hat offensichtlich in seiner breiten wissenschaftlichen Bildung eine ent scheidende Grundlage, war er doch Ing., Mathematiker und Physiker zugleich. Angeregt durch Schriften von → Babbage und un abhängig von den Arbeiten → Zuses konstru- ierte er 1936 den ersten über Lochstreifen teil- weise programmgesteuerten, digi talen, elektro- Howard Hathaway Aiken mechanischen Rechen auto maten „MARK I“, der am 07.08.1944 in Betrieb ging. Die Maschine Schiffsbesatzungen im Umkreis von einigen hun- enthielt 760 000 Einzelteile, darunter 3000 dert Meilen um den in der Küstenfunkstelle Brant Kugellager und 80 km Leitungsdraht, war 15 Rock/Mass. aufgestellten Versuchssender. Meter lang und 2,5 Meter breit. Es wurden aus- Fessenden hatte 1904 bei der GE einen 100-kHz- schließlich mechanische und elektromecha ni - Generator bestellt. → Steinmetz gab diesen sche Schaltelemente verwendet; als Speicher schwie rigen Auftrag dem jungen Ing. A. Dieser dienten Schaltersätze und Relais ketten. am 25.01.1878 in Uppsala geborene Sohn eines 1947 wurde der Nachfolge rechner „MARK II“ Prof. für klassische Sprachen hatte nach Studien fertiggestellt, der bereits mit 2 400 Elektronen - an der U. Lund und an der Polytechnischen HS röhren ausgerüstet war und etwa zwölfmal kür- Stockholm an der TH Berlin promoviert. Dort las zere Rechenzeiten erlaubte. In den folgenden er auch das Buch „Alternating Current Pheno- Jahren wurde diese Ent wicklung zu den Rech - mena“ von Steinmetz und war davon so begei- nern „MARK III“ und „MARK IV“ weiterge- stert, dass er beschloss, nach Amerika auszuwan- führt: Die Dateneingabe erfolgte über Magnet- dern, um bei Steinmetz zu ar beiten. Dieser be - bän der, und als Speicherwerke wurden Magnet - schäftigte den Ankömmling als Zeichner und trommeln verwendet. schickte ihn in verschiedene Fortbildungskurse. A. starb am 14.03.1973 in Fort Lauderdale/Flo - 1904 rückte A. zum Ing. auf. rida (USA). (ki) In mehr als zweijähriger Arbeit gelang ihm die E. W.: Konstruktion des von Fessenden bestellten Hoch- Proposed Automatic Calculating Machine frequenz-Generators. Im Laufe der Jahre wurde (1937), in: IEEE Spectrum, Aug. 1964, S. 62–69 die Maschine wesentlich verbessert und zu höhe- Biogr.: ren Leistungen entwickelt, sodass 1911 ein zu - (1) The New Encyclopaedia Britannica. Chicago verlässiger Transatlantik-Radioverkehr möglich 1(1991), S. 171 war. 1917 baute er eine 200-kW-Maschine für die (2) Fachlexikon Forscher und Erfinder. Nikol amerikanische Marine. Sie kam am 20.10.1918 Hamburg 2005, S. 15 erstmals in Betrieb; die Nachricht, die damit nach Europa übertragen wurde, war das Ultimatum, Alexanderson, Ernst Frederik Werner das Präsident Woodrow Wilson (1856–1924) an (1878–1975) Deutschland richtete und damit den Ersten Am Weihnachtsabend 1906 veranstaltete der Weltkrieg beendete. ame ri kanische Radio pionier → Fessen den das Um den A.-Generator in den USA auszuwerten, erste Radiokonzert der Welt. Zuhörer waren die gründete GE 1919 ein Radio-Engineering De-

16 part ment und machte A. zu dessen Chef. Wenig letzt im väterlichen Unternehmen. 1881 gründete später entstand aus dieser Abteilung die RCA. A. er mit → Bürgin zusammen eine Fabrik elek tri - diente aber daneben auch der GE auf dem Gebiet scher Einrichtungen. Man fabrizierte nach Sys - der Antriebstechnik (z. B. Gleichstrom-Loks mit tem Bürgin vor allem Dynamos für Bogen lam - Rekuperation, Thyratron-Drehzahl-Steuerungen, pen-Anlagen. Drei Jahre später machte sich A. die für Antriebe von Schlacht schiffen dienten) selbstständig. 1895 wandelte er seine Fa. in eine und entwickelte auch Gleichrichter für Gleich- AG um. strom-Energie über tra gun gen. Anfänglich wurde in der Fabrik ausschließlich Ab 1926 wandte er sich wieder der Hochfrequenz Gleichstrom material hergestellt, wozu aber, im zu. Er verbesserte Antennen und experimentierte Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten, sämtli- mit der drahtlosen Bildübertragung. 1928 gelang ches Zubehör ge hörte, wie Schalter, Mess instru - ihm unter Verwendung einer → Nipkow-Loch - mente, Be leuchtungskörper usw. Die an den scheibe und einer mit Hochfrequenz gespeisten Schweizer Landesausstellungen 1883 (Zürich) Neon lampe die erste, allerdings noch mangel - und 1896 (Genf) gezeigten Maschinen festig ten hafte Bildübertragung. den Ruf des Unternehmens, das auch viel expor- Von 1930 an wurden immer größere Distanzen tieren konnte. A. schuf eigene Kon struk tio nen für gemeistert (von Sche nec tady bis Los Angeles, seine Dynamos. Während anderen Fabri katen dann bis Berlin usw.). Damit die seit 1939 in New noch die Un fertigkeit physikalischer Ver suchs - York ausgestrahlten Fernseh-Sendungen auch appa rate anhaftete, verstand es A., mit seinen hinter den Hügeln in Schenectady empfangen Maschinen und Apparaten technische Gereiftheit werden konnten, ließ A. einen Fernseh-Umsetzer und sogar Schönheit zu vermitteln. installieren. 1948 zog er sich von der Arbeit bei Mit dem Aufkommen des Wechsel- und Dreh - GE zurück, aber als Berater arbeitete er noch bis stroms wurden auch Drehstrommotoren sowie 1952 mit der RCA an Farbfernseh-Problemen. Einanker umformer gebaut. Daneben nahmen Lie- Sein Privatleben war recht bewegt. 1908 wurde ferungen von Trak tionsmaterial, namentlich für er in den Staaten naturalisiert und im folgenden Trambahnen, einen großen Raum ein. Der Rück- Jahr heiratete er, verlor aber seine Frau schon gang der Konjunktur bereitete dem jungen, über- nach drei Jahren. 1914 schloss er eine zweite aus rasch gewachsenen Unternehmen Schwie rig - Ehe; als sein Sohn sechs Jahre alt war, wurde er keiten, sodass 1910 der Betrieb an BBC über- entführt. Über den Radiosender der GE in Sche - ging. nec tady verbreitete A. sofort das Signal ement. A. war eine Künstlernatur. Er liebte die Musik Wenig später wurden der Knabe aufgefunden und und spielte selbst Cello, Klavier und Orgel. Sein die Kidnapper gefasst. 1948 starb auch die zwei- Haupt verdienst in der Technik liegt in der Schaf- te Frau, die ihm drei Töchter und den Sohn ge - fung eines für die damalige Zeit leistungsfähigen schenkt hatte. Mit 71 Jahren heiratete er noch- Betriebs und in der pionierhaften Entwicklung mals und konnte noch 26 Jahre mit seiner dritten betriebssicherer elektrischer Maschinen und Gattin zusammenleben. Er starb 97-jährig am Apparate; dafür verlieh ihm die U. Lausanne 1903 14.05.1975 in Schenectady, N. Y. den Ehrendoktor-Titel. A. starb am 01.07.1916 in A. konnte viele Ehren doktorate und -Medaillen Arlesheim. (wü) entgegennehmen, unter denen ihn die schwedi- Biogr.: Bull. SEV/VSE 58(1967), S. 497 schen besonders freuten. 322 Patente tragen sei- nen Namen und zeugen von seiner langen und Allibone, Thomas Edward (1903–2003) erfolgreichen Tätigkeit. (wü) A. wurde am 11.11.1903 in einer Stahlfabri - E. W.: kantenfamilie in Sheffield geboren, wo er auch Hochfrequenzapparate für drahtlose Telegraphie Physik zu studieren begann. Aufgrund eines und Telephonie, in: ETZ 33(1912)26, S. 659–662 Interviews mit (1871–1937) Biogr.: arbeitete er ab 1926 an der U. Cambridge im → (1) Bull. SEV/VSE 69(1978), S. 994 Caven dish Laboratory an der Teilchen be schleu - (2) Brittain, James E.: Alexanderson. Johns Hop- nigung und an der Kernumwandlung, wo zu er kins U Press Baltimore 1992, 381 S. einen Spannungs verdoppler kon struierte. 1930 wurde er Leiter des Hochspannungs labors der Fa. Alioth, Rudolf (1848–1916) Metro politan Vickers Electrical Co. in Man ches - A. wurde am 05.05.1848 in Arlesheim/Schweiz ter, weil er sich in der Industrie bessere Karriere- als Fabrikantensohn geboren. Nach dreijährigem Chancen versprach; hier arbeitete er über Rönt- Ingenieurstudium an der „Ecole Spéciale“ der U. genröhren, Blitztheorien und Entla dungs funken Lausanne und einem kurzen Amerikaaufenthalt sowie im Zweiten Weltkrieg über Radar. 1944 betätigte er sich in ver schiedenen Fabriken, zu- wurde er in die USA nach Berke ley und Oak

17 Ridge zum (Ent wicklung der Schule, sondern wurde vom Vater in seinem Haus Atombombe) transferiert. Mit dieser Erfahrung in Poleymieux bei Lyon unterrichtet. Daneben war er von 1945–1963 Direktor der Forschungs - bildete sich A. durch Lesen vieler Bücher der laboratorien der Fa. Associated Electrical In - klassischen und zeitgenössischen Lite ratur wei- dustries Ltd. in Aldermaston, wo er Teams zur ter. Als der Vater die mathematische Bega bung Entwicklung des Elektronenmikro skops und – seines Sohnes entdeckte, förderte er diese konse- mit Sir John Cockroft (1897–1967) – der Kern - quent. A. studiert mit 12 Jahren Leonhard Euler fusion leitete. (1707–1783) und Jacob Ber noulli (1654–1705), Er wechselte ab 1963 bis 1970 zum C. E. G. B. mit 18 Jahren die analytische Me cha nik von als Chefwissenschaftler und war 1967–1979 Joseph-Louis Lagrange (1736–1813). In den externer Prof. für ET an der U. Leeds, danach Revolu tions wirren wird der Vater 1793 hinge- Prof. im Physikdepartment der City U. London. richtet, ein erster Schick sals schlag für A. Auch in diesen Funktionen publizierte er über Stoßspannungserzeugung und -prüfung, über Vor ent ladungen sowie über die Zukunft der Kernenergie und schrieb Aufsätze über Personen und Vereinigungen; er hatte Kennt nisse in Archäologie und Datierungstechniken nach der C14-Methode. Als gewissenhafter Philatelist hinterließ er der Bibliothek der Royal Society ne ben seinen Büchern drei wert volle Brief mar - kenalben. Vielfach geehrt (A. wurde bereits 1948 Mitglied der Royal Society und 1960 C. B. E., er war im Aufsichtsrat des British Museums und Mitglied im britischen Wissenschaftsrat) starb er am 09.09.2003 in Holyport, Berkshire. (hb) Lit.: Fleming, A., Churcher, B. G. u. Davies, L. J.: The Research Laboratories of Associated Elec- trical Industries Ltd.; in: Proc. of the Royal Society of London, Series B (Biological Scien- ces) 139(1952)895, S. 208 –235 André Marie Ampère E. W.: (1) The Release and the Use of Atomic Energy. 1799 heiratet er, 1800 wird sein erster Sohn gebo- Chapman & Hall London 1961, 158 S. ren. Im selben Jahr erhält er eine Anstellung als (2) Rutherford, the father of nuclear energy. Ma the matiklehrer an der Departementschule in U. Press 1973, 21 S. Bourg. 1803 stirbt seine Frau, der zweite Schick - (3) The Royal Society and its dining clubs. salsschlag, der ihn in tiefe Depressionen stürzt. Pergamon Press Oxford 1976, 457 S. Im selben Jahr wird A. Prof. am Lyceum in Lyon, (4) (mit Hartcup, G.): Cockroft and the atom. und 1804 erhält er einen Ruf als Repetitor an die Hilger Publ. Bristol 1984, 320 S. Ecole Polytechnique in Paris. 1808 ernennt ihn (5) Metropolitan-Vickers Electrical Company Napoleon (1769–1821) zum General inspek teur and the , in: Hendry, J.: des Unterrichts, ein Amt, das A. zeitlebens zu Cambridge Physics in the Thirties. Adam Hilger Reisen in ganz Frankreich verpflichtete. Ltd. Bristol 1984, S. 150–173 1809 wird A. Titular professor und 1814 Mitglied Biogr.: der Aka demie der Wissen schaften. 1807 hat A. (1) Fellow of the Month – Thomas Allibone, in: noch einmal geheiratet, die Ehe scheitert jedoch http://www.royalsoc.ac.uk/page.asp?id=4626 schon nach zwei Jahren. Den Höhepunkt seiner (15.02.2007) Karriere erreicht A. 1824 als Prof. der Experi- (2) Professor T. E. Allibone, in: www.telegraph. mentalphysik am Collège de France und 1827 als co.uk/core/Content/ (15.02.2007) Mitglied der Royal Society London. Der Tod er- Nachruf in: The Independent (London), 11th eilt ihn während einer Inspektionsreise in Mar - September 2003 (Tam Dalyell) seille am 10.06.1836. 1869 wird der Leichnam nach Paris überführt und im Friedhof auf dem Ampère, André Marie (1775–1836) Mont martre beigesetzt. A. wurde am 22.01.1775 in Lyon als Sohn eines Zuerst hatte sich A. mit mathematischen Arbeiten Kaufmanns geboren. Er besuchte nie eine befasst, bis ihm 1819 die Entdeckung → Oersteds

18 von der Beeinflussung der Magnetnadel durch (3) Winkler: Zur Einweihung des Ampère-Hau- elektrischen Strom bekannt wird. Er wiederholt ses in Poleymieux, in: ETZ (1928), S. 1515–1516 Oersteds Versuche und ex per i mentiert weiter mit (4) Hofmann, James R.: André-Marie Ampère. der E. Cambridge U. Press 1995, 406 S. 1820 veröffentlicht er die sogenannte Schwim- mer regel und beschreibt die magnetisierende André, Henri George (1896–1967) Wirkung des „Solenoids“, das etwas später, un - A. wurde am 25.07.1896 in Paris geboren. Nach abhängig von A., auch von → Seebeck angege- der Schulzeit meldet er sich 1915 in das französi- ben wird. Im selben Jahr beschreibt A. noch die sche Pionierkorps an die Front. Nach einem Jahr Kraftwirkung zweier stromdurchflossener Leiter wird er in die elektrische Abteilung eines Feld - aufeinander und stellt die nach ihm benannte flugplatzes versetzt. Hier beginnt er mit elektri- Mole kulartheorie des M. auf. Er erklärt den M. schen Experimenten und meldet bereits 1917, mit als elektrische Erscheinung, den Perma nent - 21 Jahren, sein erstes Patent an: einen statischen magneten als Wirkung kleinster Kreisströme, Spannungsregler; nach dem Ersten Weltkrieg deren Ebenen durch Einwirkung äußerer Ströme wird dieser Regler in dustriell hergestellt. gerich tet werden können, den Erdmagnetismus A. findet eine Anstellung in einem elektrotechni- als Wirkung von äquatorial verlaufenden Strö- schen Betrieb und befasst sich mit Funktechnik, men. Diese Theorie fand starken Widerstand, vor Oberflächenleitern, Trocken gleichrichtern sowie allem durch Seebeck. elektrochemischen Kondensatoren. Seine Arbei - 1822 konnte A. jedoch eine mathematische ten werden von der französischen Akademie der Grundlage liefern und mit dem nach ihm benann- Wissenschaften veröffentlicht. ten elektro dyna mischen Grund gesetz die Basis Schon seit 1920 beschäftigt ihn der elektro-che- für die Elektrodynamik legen. Dieses Grund- mische Speicher, der Akkumulator. 1932 lässt er gesetz besagt, dass die Wirkung zweier Strom - sich Cellophan als halbdurchlässige Membran für elemente aufeinander dem Quadrat ihres Ab- Zink/Silber-Akkumulatoren patentieren. Damit stands umgekehrt proportional ist und je nach ausgestattete Batterien werden ab 1936 gefertigt. ihrer gegenseitigen Lage in einer Anzie hung oder Sie haben bereits eine höhere Lebensdauer als Abstoßung besteht. Im selben Jahr machte A. alle Vor gänger. auch einen Versuch, bei dem er feststellt, dass ein Nach weiteren Verbesserungen und einer Patent - stromdurchflossener Leiter in einem zweiten anmeldung 1943 in den USA lernt er nach dem Leiter durch „Influenz“ offenbar einen Strom Zweiten Weltkrieg 1948 den Amerika ner Michael erzeugt. Er verfolgte dieses Phä nomen jedoch Nathan Yardney (1905–1974) kennen, der die nicht weiter, sodass die Induktion erst 1831 durch Batterie von A. bei der amerikani schen Marine → Faraday entdeckt wurde. einführt, wo sie in U-Booten und Torpedos ver- Lange Jahre verfolgte A. eine Lieblings idee: eine wendet wird. Auch in der Raumfahrt wird der „Philosophie der Wissenschaften“, d. h. eine Akkumulator eingesetzt. In Frank reich baut A. umfassende Darstellung aller Wissen schafts - um 1955 ein Elektroauto, bei dem so wohl seine zweige und deren gegenseitige Be einflussungen. Batterie als auch der von ihm entwickelte Dieses Werk blieb jedoch unvollendet. A. ver- Elektromotor Verwendung finden. öffentlichte jedoch zu seinen Lebzeiten eine A. war ein engagierter, genau beobachtender For - Reihe wichtiger wissenschaftlicher Bücher und scher. Allein für seine Arbeiten an der Zink- viele Zeit schriften-Aufsätze. (jä) Silber-Batterie fertigte er etwa 2 000 Versuchs- E. W.: Elemente an und beschrieb sie auf über 3 000 (1) Essay sur la théorie mathématique du jeu. Seiten. Sein Schlafzimmer befand sich unmittel- Fréres Perisse Lyon 1802, 63 S. bar neben seinem Laboratorium. (2) Recueil d’observations électrodynamiques. 1949 wurde er Ritter der Ehrenlegion, 1953 er - Crochard Paris 1822, 383 S. hielt er die Ampère-Medaille und 1960 die (3) Mémoire sur la théorie mathématique des Gaston-Planté-Medaille. Am 06.10.1967 starb er phénomènes électro-dynamiques uniquement in Paris. (jä) déduite de l‘expérience. Neuausgabe Blanchard Lit.: Paris 1958, 164 S. Jäger, K. (Hrsg.): Gespeicherte Energie – Ge- Biogr.: schichte der elektrochemischen Energiespeicher. (1) Arago, F.: Ampere, in: Sämmtliche Werke Buchreihe „Geschichte der ET“, VDE-Vlg., (deutsch von Hankel, W. G.). Wigand Vlg. Berlin und Offenbach, Bd. 13(1994), S. 63 ff. Leipzig 1854, zweiter Bd., S. 3–94 Nachruf in: RGE 76(1967), S. 1418 (2) Valson, Claude A.: La vie et les traveaux de A. M. Ampère. Vitte Lyon 1886, 383 S.

19 Angström, Anders Jonas (1814–1874) die Technik-Abteilung der britischen Post ein. Er A. benutzte 10–10 m als Maßeinheit für kleine wurde in Glasgow zur Einführung des Telefon - Längen, wie sie bei den Wellenlängen des Lich ts netzes eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg befehligte vorkommen. Diese nach ihm benannte Maßein - er eine Nachrichtenabteilung in Vorderen Orient heit darf jedoch, weil sie dem genormten SI- und machte Bekanntschaft mit der militärischen System fremd ist, nicht mehr verwendet werden. Nachrichtentechnik. A. war ein schwedischer Physiker, der während Nach dem Krieg begann seine Beschäftigung mit vieler Jahre systematische Untersuchungen über der Funktechnik. A. baute die großen Funksta- die Wellenlängen des Lichts an den Stellen der tio nen in Leafield, Kairo und Rugby. Dabei ar - Fraunhofer’schen Linien, in den Spektren der beitete er mit anderen bekannten Funk-Pionieren Sonne, des Nordlichts und leuchtender Gase aus - zu sammen oder lernte sie kennen, wie z.B. geführt hatte. Er zeigte, dass im Spektrum eines George → Lee. Unter der Leitung von A. wurde Lichtbogens die Metall-Linien der Elektro den ab 1928 die Kurzwellentechnik entwickelt, die und die Linien des glühenden Gases auftreten. Groß britannien eine führende Rolle in der draht- Ferner wies er nach, dass die von einem leuch - losen Telefonie einbrachte. tenden Gas emittierten Linien übereinstimmen 1935 wurde A. stellvertretender Chef-Ing., 1939 mit den von diesem Gas in kaltem Zustand absor- Chef-Ing. Er war während des Zweiten Welt- bierten Linien. Dazu waren Tausende von spek- kriegs verantwortlich für die Instandhaltung der troskopischen Messun gen notwendig. Nach richtenverbindungen. Nach dem Krieg hatte A.s Vater war Pastor in Lögdö in Westnorrland, A. die Aufgabe, aus zehn privaten Kabel- und einer der nördlichen Provinzen Schwedens. Dank Funk-Gesell schaften eine staatliche Ges. für das größter Sparsamkeit konnten die Eltern alle drei britische Commonwealth zu bilden. 1947–1951 Söhne studieren lassen; alle drei wurden Pro- wurde er ihr erster Präs., anschließend leitete er fessoren. Anders Jonas, der Zweitgeborene, kam auf Empfehlung aller beteiligten Common- am 13.08.1814 in Lögdö zur Welt. 1833 im - wealth-Länder den „Commonwealth-Communi - matrikulierte er sich an der U. Uppsala für das cation-Board“. Daneben hatte er sich immer Stu dium der Mathematik und Physik. Sechs Jah - schon an der U. London um die Ausbildung jun- re später errang er den Doktorgrad und erhielt so- ger Ing. ge kümmert. Er war Ehrenmitglied der fort eine Lektorenstelle. 1842 ging er an das Ob - IEE, bekam 1953 die Faraday-Medaille und im servatorium in Stockholm, 1843/1844 unternahm selben Jahr den Ehrendoktor-Titel der U. London. er eine Studienreise nach Deutschland, Schon 1941 war A. geadelt worden. Am 21.04. und Frankreich. 1846 wurde er Or di narius am 1959 starb A. in seinem Haus in Welwyn Garden Ob ser vatorium und begann mit seinen Spektral - City/Hertfordshire. (jä) unter suchungen. Erst 1858 wurde er Phy sikprof. Nachrufe in: in Uppsala und war nun in seinem Element. (1) The Times 22.04.1959, S. 15 Neben den spektroskopischen Arbeiten, die kurze (2) Journ. IEE 5new(1959)June, S. 387–388 Zeit später von → Bunsen und → Kirch hoff auf- (3) Engineering 187(1959)4860, S. 568 gegriffen wurden, machte er Stu dien über die Erd wärme und den Erdmagne tis mus. Anschütz-Kaempfe, Hermann Franz Von 1868 an war A. Mitglied des Stadtparlaments Joseph Hubertus Maria (1872–1931) von Uppsala; in den Jahren 1870–1871 fiel ihm A.-K. wurde am 03.10.1872 in Zweibrücken/ die Rektorenehre seiner U. zu. Viele wissen- Pfalz geboren. Er studierte zunächst Medi zin, schaftliche Akademien und die Royal Society in pro movierte aber dann mit einer Arbeit aus der London ernannten ihn zum Mitglied. Nach kurzer Kunst geschichte (sein Adoptivvater Kaempfe Krank heit starb A. am 21.06.1874 in Uppsala. war Kunsthistoriker). Nach dem Tod des Adoptiv- Mit der Witwe, einem Sohn und einer Tochter vaters fiel ihm ein beträchtliches Ver mögen zu, trauerte die ganze wissenschaftliche Welt. (wü) sodass er sich einer freien Tätigkeit als Forscher Biogr.: Bull. SEV 66(1975), S. 422 zuwenden konnte. Er entwickelte den Plan einer sicheren Fahrt zum Nordpol mit einem U-Boot Angwin, Sir Arthur Stanley (1883–1959) und trug diesen Plan mit genauen technischen A. wurde am 11.12.1883 in Penzance/Cornwall Daten 1901 der Wiener Geogra phischen Ges. vor. geboren. Nach Schulbesuch in Chatham und Da man für eine solche Fahrt einen Kompass Rochester erhielt er ein Whitworth-Stipendium benötigte, der Magnet kom pass aber in einem und studierte Technik in East Lon don (am spä- eisernen U-Boot nicht funktio nierte, kam A.-K. teren Queen Mary College), wo er 1907 sein auf die Idee eines nach der Kreisel-Theorie von Diplom machte. Seine erste Stelle war eine → Foucault arbeitenden, frei drehenden Kreisel- Schiffs werft am Clyde, aber um 1905 trat er in Kompasses, an dem jedoch auch andere Forscher

20 schon gescheitert waren. Mit viel Geschick und Er stirbt am 02.10.1853 in Paris und wird im Zähigkeit und der Hilfe eines guten Mechanikers Friedhof Père-La chaise begraben. überwand A.-K. die vielen Schwierigkeiten der A. beschäftigte sich nach Bekanntwerden der praktischen Ausführung, wie die Stromzuführung Ver suche von → Oersted ab 1820 auch mit E. und zum Antrieb, die Lage rung, die Dämpfung und M. Er magnetisiert Stahlnadeln mit strom durch - die elektrische Übertra gung zu Tochterkom - flossenen Spulen und beobachtet 1824, dass eine passen. schwingende Magnetnadel schneller zur Ruhe 1903 wurde das erste Gerät auf dem Starnberger kommt, wenn sie sich in der Nähe von gut leiten- See erprobt. In Kiel stellte A.-K. seinen Kompass den Metallteilen befindet. der Akademie der Kriegsmarine vor. Schon 1904 Er entdeckt sogar den „Rotationsmagnetismus“, wurden die ersten Kreisel-Kompasse in Kriegs- der in der Lage ist, beim Drehen einer Magnet- schiffe eingebaut. Zur fabrikmäßigen Fertigung nadel eine Kupferscheibe mitzudrehen. Er leitet gründete er 1905 eine Fa. in Kiel-Neumühlen. damit direkt über zu den epochemachenden Ver- Die Erfindung hatte großen Erfolg und wurde suchen → Fara days. (jä) bald allgemein in der Seefahrt und später auch in E. W.: der Luftfahrt eingeführt. Mit ihr war auch die Franz Arago’s sämmtliche Werke. 17 Bde., Voraussetzung für automatische Kurssteuerung Leipzig 1854–1860 zur See und in der Luft geschaffen. Biogr.: Damit ist A.-K. der eher seltene Typ eines erfolg- (1) Daumas, Maurice: Arago. Gallimard Paris reichen und glücklichen Erfinders geworden. 1943, 275 S. Seinen wirt schaft lichen Erfolg stellte er nach (2) Georgi, J.: François Arago, in: Physikalische dem Ersten Weltkrieg großzügig wissenschaftli- Blätter 10(1954), S. 408–412 chen Institu ten in München zur Verfügung. Dort ist er auch am 06.05.1931, nur 58 Jahre alt, ge - Arco, Graf Georg von (1869–1940) storben. (an) A. wurde am 30.08.1869 in Großgorschütz/Kreis Lit. Ratibor/Oberschlesien als Sohn des dortigen Broelmann, J.: Intuition und Wissenschaft in der Rittergutsbesitzers geboren. In seiner Auto- Kreiseltechnik 1750 bis 1930. Deutsches Mu seum biographie führt er aus, dass sich schon in seiner München, Abh. und Berichte, Neue Folge Bd. Kinder- und Jugendzeit ein „intensiver Spieltrieb 17(2002), 435 S. für Maschinen“ ausprägte. Biogr.: Bull. SEV/VSE 63(1972), S. 989 Aber trotzdem nahm er nach dem Abitur kein Nachruf in: Naturwissenschaften 19(1931), Ingenieur studium auf, sondern belegte mathema- S. 666 (W. Ger lach u. A. Sommerfeld) tische und physikalische Vorlesungen mit dem Ziel, eine Offizierslaufbahn einzuschlagen. Diese Arago, Dominique François Jean war aber nur von kurzer Dauer, denn 1893 nahm (1786–1853) er an der TH Berlin das Studium in den Fächern A. wurde am 26.02.1786 in Estagel bei Perpignan Maschinenbau und ET auf. Kurze Zeit arbeitete geboren. Nach dem Besuch der Ecole Poly tech - er als Assistent von → Slaby, vor allem bei Ex- nique wurde er mit 19 Jahren an der Pariser peri menten zur drahtlosen Telegrafie. Sternwarte angestellt. Als er 1806 mit → Biot zur Seine berufliche Tätigkeit führte ihn 1898 als Meridianmessung in Spanien weilt, gerät er in Ent wicklungsing. in das Kabelwerk Ober spree den Spanischen Aufstand gegen Napoleon der AEG. Es ist offensichtlich das Verdienst A.s, (1769–1821) und wird auf einer spanischen Insel das Interesse der Firmenleitung auf die draht lose bis 1809 festgehalten. Telegrafie gelenkt zu haben, denn man schloss Nach Paris zurückgekehrt, wird er Prof. für ana- schon bald mit Slaby eine Vereinbarung über die lytische Geometrie und Geodä sie an der Ecole Nutzung seiner Patente zur drahtlosen Telegrafie. Polytechnique und Mit glied der Akademie der Die AEG entwickelte das System Slaby-Arco, Wissenschaften. Er macht Unter suchungen über das 1903 mit dem System → Braun zur „Ge- die Interferenz und entdeckt die chromatische sellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., Polarisation des Lichts. System Telefunken“ vereint wurde. A. nahm 1830 an der Julirevolution teil, wurde Bei seinen Forschungen befasste sich A. vor Abgeordneter in der Kammer und 1848 Minister allem mit Versuchen zur Ermöglichung eines in der provisorischen Regierung. Er hält Vorträge weltweiten Funkverkehrs und der dafür notwen- über „populäre Astronomie“, setzt sich für die digen Er höhung der Sendeleistung. Als günstig Abschaffung der Sklaverei in den französischen erwies sich dabei, dass mit dem von → Wien er - Kolonien ein und regt → Foucault zu seinen be - fundenen Löschfunkensender größere Hoch fre - rühmten Pendel versuchen an. quenz leistungen als mit dem Braun’schen Knall -

21 funkensender erzielbar waren. Auf Veranlassung industrielle Verfahren in der Elektronen- und A.s wurde die Großfunkstation Nauen 1909 mit Ionenphysik und beschäftigte 1989 etwa 500 einem solchen Lösch funken sender ausgerüstet, Mit arbeiter. Nach der Wieder her stellung der der einen sicheren Fernfunkverkehr mit den deut- deut schen Ein heit teilte A. das Institut in drei schen Kolonien in Übersee ermöglichte. recht lich selbstständige Unter nehmen auf. Er A. hat sich auch erfolgreich für die mo derne Aus - starb am 26.05.1997 in Dresden. stattung der deutschen Groß funkstatio nen einge- Durch Mitwirkung an Forschungsvorhaben von setzt, z. B. wurde Nauen 1912 mit einem lei- strategischer Bedeutung und die Pflege guter Be - stungsfähigen Maschinen sender ausgestattet, und ziehungen zu den Spitzen von Politik und Ge- auch bei Telefunken wurden umfangreiche sellschaft konnte A. als freier Unternehmer über- Forschungs arbeiten zur Einführung der Elek tro - leben und in drei Diktaturen seine wegweisen- nen röhre in die Sendetechnik durchgeführt. den wissenschaftlich-technischen Leistungen Über 400 Patente belegen seine erfolgreiche vollbringen. Darüber hinaus versuchte er, Ein- Forschertätigkeit eindrucksvoll. Seine Haupt- fluss auf wissenschaftspolitische Entscheidun - verdienste bestehen im Erkennen der Zukunfts- gen zu nehmen. A. wurde noch 1945 in den möglichkeiten der drahtlosen Telegrafie und in Reichsforschungsrat und 1957 in den For- seinem konsequenten Wirken für ihre Weiterent- schungs rat der DDR berufen. wick lung. 1926 brachte die Firma → Loewe-Radio einen Am 05.05.1940 starb A. in Berlin. (ki) Rundfunkempfänger heraus, der sich dank der E. W.: von A. entwickelten „Dreifachröhre“ durch Wege und Werden, in: 25 Jahre Telefunken (Fest- einen niedrigen Preis auszeichnete. Von diesem schrift). Telefunken Berlin 1928, 328 S. (hier: Gerät wurden Jahre vor der Entwicklung des S. 27–44) „Volks empfängers“ nahezu eine Million Stück Biogr.: verkauft. Im Dezember 1930 gelang A. als (1) Andreae, H.: Graf Arco – Pionier der Sende- Erstem der Durchbruch vom mechanisch ge- technik, in: VDI-Nachrichten, 27.08.1969, S. 4 stütz ten zum vollelektronischen Fernsehen. Auf (2) Fuchs, Margot: Georg von Arco (1869 –1940) der Berliner Funkausstellung 1931 demonstrier- – Ingenieur, Pazifist, Technischer Direktor von te er dieses Verfahren zusammen mit der Firma Telefunken. GNT-Vlg. Berlin 2004, 349 S. Loewe. 1937 entwickelte und baute er das erste Raster elektronenmikroskop der Welt. Ardenne, Manfred Baron von Er leistete vielfältige methodische Beiträge zur (1907–1997) Ent wick lung der Elektronenmikroskopie. Sein A. wurde am 20.01.1907 in Hamburg als Sohn „Uni versal elek tronen mikroskop“ erreichte 1940 eines Oberstleutnants geboren. Seine wissen - die weltweit höchste Auflösung. 1945 entwickel- schaft lichen Interessen hatten eine außer ge wöhn - te er einen magnetischen Massentrenner mit liche Spannweite und galten der Nach rich ten - Ring magnet feld und Plasma-Ionenquelle. In der technik, Physik und Medizin. Sowjet union arbeitete er vor allem an elektro - In der Kindheit bastelte und experimentierte er mag netischen Verfahren zur industriellen Tren - leidenschaftlich gern; sein erstes Patent meldete nung von Uran-Isotopen. Darüber hinaus kon- er bereits als 16-Jähriger an. Das Geld für die struierte A. 1948 die Duoplasmatron-Ionen - Experimente und die daraus erwachsenden Pro- quelle für den Einsatz in großen Teilchen- jekte musste sich A. selbst erarbeiten, was ihn beschleu nigern. nach dem vorzeitigen Verlassen des Gym nasiums Wie kaum ein anderer begriff A. das Elektron als schon als 17-Jährigen in die Selb stständig keit Werkzeug in einem umfassenden Sinn. Daraus führte. Mit dem Erlös von Patenten baute er ab resultierten vielfältige Anwendungen: 1959 ent- 1928 ein Laboratorium für Elektro nenphysik in stand der Elektronenstrahl-Mehrkammerofen, Berlin-Lichterfelde auf. Dort arbeitete er bis mit dem Stahlblöcke von einem Gewicht bis zu 1945 über Rundfunk- und Fernseh technik, Elekt - 20 Tonnen geschmolzen und veredelt werden ronen mikro skopie und Kern physik. konnten. 1963 folgte die Erfindung des Plasma- Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das feinstrahlbrenners mit Hochdrucklicht bogen gesamte Instituts inventar in die Sowjetunion ver- zum Schneiden extrem spröder Werkstoffe. Mit bracht und A. in leitender Stellung in das Netz - der Ent wicklung von Anlagen zum Aufdampfen werk der sowjetischen nuk learen Rüstung einge- dünner Schichten im Hochvakuum endete 1965 bunden. Ab 1955 knüpfte er im einzigen privaten die Phase der Dominanz technisch-physikali- Forschungs institut der DDR in Dresden an seine scher Interessen. früheren Erfolge an. Das „Forschungsinsti tut von Anfang der 1960er-Jahre wandte sich A. ver- Ardenne“ lieferte vor allem Geräte systeme für stärkt der Medizin zu. 1957 trat er auf dem

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