24464 Deutscher – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Vizepräsident Dr. (A) Wir setzen die Beratungen fort. Ich rufe die Tagesord- d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- (C) nungspunkte 25 a bis 25 d auf: richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss) zu dem Antrag der Fraktion der PDS a) – Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- Den internationalen Terrorismus wirksam richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss) bekämpfen – den Krieg in Afghanistan beenden zu dem Antrag der Bundesregierung – Drucksachen 14/7500, 14/8234 – Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz einer inter- Berichterstattung: nationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Abgeordnete (Wiesloch) Afghanistan auf Grundlage der Resolutionen Christian Schmidt (Fürth) 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001 und 1413 Dr. Helmut Lippelt (2002) vom 23. Mai 2002 des Sicherheitsrats der Ulrich Irmer Vereinten Nationen Wolfgang Gehrcke – Drucksachen 14/9246, 14/94378 – Über die Beschlussempfehlung zu demAntrag der Bun- Berichterstattung: desregierung werden wir später namentlich abstimmen. Abgeordnete Gert Weisskirchen (Wiesloch) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich höre Rita Grießhaber keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Dr. Wolfgang Gehrcke Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich, die Plätze einzunehmen bzw. die Gespräche außerhalb des Plenar- – Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss) saals fortzusetzen. gemäß § 96 der Geschäftsordnung Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der – Drucksache 14/9447 – Bundesminister das Wort. Berichterstattung: Abgeordnete Uta Titze-Stecher Rudolf Scharping, Bundesminister der Verteidigung: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Afghanistan Antje Hermenau wird in wenigen Tagen eine legitimierte und politisch Dr. handlungsfähige Übergangsregierung haben. Wer hätte Dr. Christa Luft das vor sechs oder acht Monaten geglaubt? (B) (D) b) Beratung der Beschlussempfehlung und des (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus- GRÜNEN und der FDP) schuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Ich gratuliere dem gewählten Präsidenten Hamid Dr. , Petra Bläss, Carsten Hübner, Karzai von diesem Hohen Hause aus namens der Bun- weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS desregierung ganz herzlich und wünsche ihm Glück, Bundeswehreinheiten aus der Golfregion Fortune und die nötige Unterstützung, damit sein Land zurückziehen wieder auf einen guten Weg kommt. – Drucksachen 14/8270, 14/8834 – (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Berichterstattung: GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP) Abgeordnete Christoph Moosbauer Wir erleben zurzeit einen Meilenstein auf dem Weg Joachim Hörster dieses Landes in eine Zukunft ohne Terror, ohne Krieg, Rita Grießhaber ohne Gewalt, eine Zukunft, die allen Menschen Grund- Dr. Helmut Haussmann rechte garantiert und ein Leben in Würde ermöglicht. In Wolfgang Gehrcke diesem Land werden die Frauen, insbesondere die Mädchen, wieder Zugang zum öffentlichen Leben, zu Bil- c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- dung und Ausbildung und zu dem kulturellen Reichtum richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus- des Landes und der gesamten Region haben. Das ist ein schuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Petra unglaublich wichtiger Fortschritt. Bläss, Wolfgang Gehrcke, Carsten Hübner, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der PDS (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Bündnisfall aufheben GRÜNEN und der FDP) – Drucksachen 14/8664, 14/9435 – Dieser Fortschritt ist aber ganz und gar ungesichert. Er bedarf der Stabilisierung durch die Arbeit der Interims- Berichterstattung: administration in Afghanistan und umfassender Unter- Abgeordnete stützung bei der Festigung der staatlichen Autorität und Karl Lamers ihrer Ausweitung auf das ganze Land. Rita Grießhaber Dr. Helmut Haussmann Ich glaube, man kann im Deutschen Bundestag auch ein- Wolfgang Gehrcke mal sagen, dass wir nicht nur auf die Leistungen stolz sind, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24465

Bundesminister Rudolf Scharping (A) die wir mithilfe unserer Soldatinnen und Soldaten im Rah- Mit dem Antrag der Bundesregierung bitten wir den (C) men der Sicherheitspräsenz in Afghanistan erbringen. Die Bundestag um die Zustimmung, die Obergrenze von Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler und der 1 200 Soldaten der Bundesrepublik Deutschland bedarfs- Bundesaußenminister, hat mithilfe unter anderem der Ver- und zeitweise auf bis zu 200 Soldaten erhöhen zu können, einten Nationen Erhebliches dazu beigetragen, dass dieser um flexibler auf jeweils unterschiedliche Entwicklungen politische Weg überhaupt beschritten werden konnte: der Lage reagieren und – das ist genauso wichtig – den Schutz der eigenen eingesetzten Soldaten gut gewährleis- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ten zu können. DIE GRÜNEN) Meine Damen und Herren, das Vertrauen der afghani- Wir haben die Afghanistan-Konferenz auf dem Peters- schen Bevölkerung in Deutschland war auf der Grundlage berg unterstützt und in gewisser Weise ermöglicht. Wir haben mitgewirkt an einer umfassenden Strategie der po- historischer Erfahrungen und guter Beziehungen von An- litischen Stabilisierung. Wir haben unter dem Dach der fang an groß. Es ist deshalb auch richtig, dieses umfas- Europäischen Union und in der internationalen Staaten- sende Engagement fortzusetzen und den Einsatz der gemeinschaft wirtschaftliche Beiträge zum Wiederaufbau Sicherheitspräsenz in das Engagement klug zu integrie- geleistet. Nicht zuletzt leisten wir auch einen substanziel- ren. len Beitrag beim Aufbau der Polizei und bei der Gewähr- Ich füge hinzu: Auch das ist präventive Politik. leistung der Sicherheit in Kabul und seiner Umgebung. – Das alles muss konsequent fortgesetzt werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Der Weg ist frei für eine verfassungsgebende Ver- sammlung, für demokratische Wahlen innerhalb von zwei Es ist präventive Politik im eigentlichen Sinne des Wor- Jahren. Der Weg des „nation building“, also der Entwick- tes. Wir wollen nämlich verhindern, dass Afghanistan in lung des Landes in einer Weise, die es den Menschen er- Zeiten der Unterdrückung und des Bürgerkriegs zurück- möglicht, das Schicksal ihres Landes in die Hände zu neh- fällt; wir wollen nicht, dass Afghanistan in Zeiten zurück- men und selbst zu bestimmen, hat aber erst begonnen; er fällt, in denen das Land als scheinbar sicherer Hafen für ist noch nicht erfolgreich zurückgelegt. Damit diese Auf- terroristische Organisationen missbraucht wurde. gabe bewältigt werden kann, muss es bei der politischen, Wenn es gelingt, die gesellschaftliche, politische und wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und auch sicher- wirtschaftliche Situation in diesem Land zu verbessern, heitspolitischen Unterstützung eines der ärmsten Länder wird das auch der gesamten Region zugute kommen, und der Erde bleiben. zwar schon deshalb, weil es ein glaubwürdiges Beispiel (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ dafür bietet. (B) DIE GRÜNEN) Hier will ich darauf aufmerksam machen, dass ich zum (D) Es gibt in Afghanistan noch viel zu tun, darüber hinaus Beispiel Veränderungen in der amerikanischen Haltung aber auch in der ganzen Region. Der Sicherheitsrat der spüre. Die Amerikaner hatten am Anfang die Vorstellung, Vereinten Nationen hat am 23. Mai festgestellt, dass „die dass sie gegen den Terrorismus kämpfen, ihn mit Stumpf Situation in Afghanistan weiterhin eine Bedrohung des und Stiel ausrotten und dann Afghanistan verlassen. Auch Weltfriedens und der internationalen Stabilität darstellt“. unsere Freunde verstehen inzwischen besser, dass mi- litärische Mittel nur dann vertretbar sind, wenn sie letztes Die umfassende Niederlage der Taliban und die ver- Mittel bleiben und in einem umfassenden politisch ver- gleichsweise friedlichen Bilder aus Kabul dürfen über standenen Prozess eine unterstützende und nicht die do- eines nicht hinwegtäuschen: Marodierende Banden, minierende Rolle spielen. Dabei muss es auch bleiben. Überfälle, Widerstandsnester versprengter Taliban, unter- getauchte al-Qaida-Kämpfer gehören zur afghanischen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Realität. Hinzu kommt, dass einzelne Stammesfürsten DIE GRÜNEN) Teile des Landes noch als Warlords kontrollieren. – Das Afghanistan könnte, wenn wir alle klug sind und ent- macht die Risiken deutlich, denen sich das Land und all schlossen handeln, ein gutes Beispiel für die Region ge- diejenigen gegenüber sehen, die das Land international zu ben. Afghanistan könnte auch mit Blick auf andere Kon- unterstützen versuchen. flikte – Kaschmir, Naher Osten und andere Staaten – Im Wissen darum, welch schlechte Erfahrungen das hilfreich sein. Damit meine ich nicht, dass hier eine Lö- afghanische Volk mit einer starken Präsenz ausländischer sung modelliert wird; aber in Bezug auf die Glaubwür- Streitkräfte gemacht hat, und im Wissen darum, wie sehr digkeit, die Konsequenz, die Langfristigkeit und die Ent- es sich dagegen gewehrt hat und dass dies das falsche po- schlossenheit unseres Handelns wird es hilfreich sein. litische Signal wäre, verzichten wir bewusst auf eine Meine Damen und Herren, ich will auf internationale starke militärische Präsenz, nicht aber auf einen militäri- sicherheitspolitische Probleme ansonsten nicht eingehen, schen Beitrag. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll und sondern nur noch hinzufügen, dass der bisherige Verlauf auch notwendig, das ISAF-Engagement in Kabul und sei- der Loya Jirga, der Großen Ratsversammlung, Grund zur ner Umgebung fortzusetzen. Hoffnung gibt. Wir müssen diese Hoffnung allerdings wei- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ terhin stärken. Ich bitte Sie, auch in Respekt vor der beson- DIE GRÜNEN sowie des Abg. deren Leistung unserer Soldatinnen und Soldaten, ange- [CDU/CSU] und des Abg. Günther Friedrich sichts des sehr substanziellen Beitrags, den sie erbringen, Nolting [FDP]) um breite Unterstützung des Deutschen Bundestages für 24466 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Bundesminister Rudolf Scharping (A) das, was wir mit der Hilfe unserer Soldatinnen und Solda- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich (C) den eingebettet in ein umfassendes Konzept in Afghanis- komme zum Tagesordnungspunkt 24 zurück und gebe tan leisten. das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung Vielen Dank. bekannt. Abgegebene Stimmen 556. Mit Ja haben (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gestimmt 517, mit Nein haben gestimmt 34, Enthaltun- DIE GRÜNEN) gen 5.

Endgültiges Ergebnis Lilo Friedrich (Mettmann) Nicolette Kressl Dr. Abgegebene Stimmen: 556; Harald Friese Volker Kröning Georg Pfannenstein (Köln) Angelika Krüger-Leißner Johannes Pflug davon Arne Fuhrmann Horst Kubatschka Dr. Eckhart Pick ja: 517 Monika Ganseforth Ernst Küchler Karin Rehbock-Zureich nein: 34 Konrad Gilges Helga Kühn-Mengel Dr. Carola Reimann enthalten: 5 Iris Gleicke Ute Kumpf Margot von Renesse Günter Gloser Konrad Kunick Renate Rennebach Renate Gradistanac Dr. Uwe Küster Bernd Reuter Ja Günter Graf (Friesoythe) Werner Labsch Dr. Edelbert Richter Angelika Graf (Rosenheim) Christel Riemann- SPD Dieter Grasedieck Brigitte Lange Hanewinckel Christian Lange (Backnang) Reinhold Robbe Detlev von Larcher René Röspel Ingrid Arndt-Brauer Achim Großmann Christine Lehder Dr. Wolfgang Grotthaus Waltraud Lehn Michael Roth (Heringen) Hermann Bachmaier Hans-Joachim Hacker Robert Leidinger Birgit Roth (Speyer) Klaus Hagemann Klaus Lennartz Gerhard Rübenkönig Alfred Hartenbach Dr. Elke Leonhard Marlene Rupprecht Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Hasenfratz Eckhart Lewering Thomas Sauer Eckhardt Barthel (Berlin) Nina Hauer Götz-Peter Lohmann Dr. Hansjörg Schäfer (Starnberg) (Neubrandenburg) Gudrun Schaich-Walch Ingrid Becker-Inglau Reinhold Hemker Gabriele Lösekrug-Möller Rudolf Scharping Dr. Frank Hempel Erika Lotz Bernd Scheelen (B) Hans-Werner Bertl Rolf Hempelmann Dr. Dr. (D) Friedhelm Julius Beucher Dr. Barbara Hendricks Dieter Maaß (Herne) Siegfried Scheffler Winfried Mante Horst Schild Monika Heubaum Dirk Manzewski Klaus Brandner Stephan Hilsberg Tobias Marhold Dieter Schloten Anni Brandt-Elsweier Gerd Höfer Lothar Mark Horst Schmidbauer Jelena Hoffmann () Ulrike Mascher (Nürnberg) Rainer Brinkmann (Detmold) Walter Hoffmann (Aachen) (Darmstadt) Heide Mattischeck Silvia Schmidt (Eisleben) (Hildesheim) Frank Hofmann (Volkach) Markus Meckel (Meschede) Hans-Günter Bruckmann Ingrid Holzhüter Ulrike Mehl Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Eike Hovermann Ulrike Merten Dr. Frank Schmidt Dr. Michael Bürsch Christel Humme (Weilburg) Hans Büttner (Ingolstadt) Lothar Ibrügger Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Regina Schmidt-Zadel Marion Caspers-Merk Barbara Imhof Ursula Mogg Heinz Schmitt (Berg) Wolf-Michael Catenhusen Brunhilde Irber Christoph Moosbauer Dr. Gabriele Iwersen Siegmar Mosdorf Dr. Emil Schnell Dr. Herta Däubler-Gmelin Renate Jäger Michael Müller (Düsseldorf) Walter Schöler Christel Deichmann Jann-Peter Janssen Jutta Müller (Völklingen) Karsten Schönfeld Ilse Janz Christian Müller (Zittau) Fritz Schösser Peter Dreßen Dr. Uwe Jens Franz Müntefering Detlef Dzembritzki Johannes Kahrs Dr. Mathias Schubert Dieter Dzewas Ulrich Kasparick Volker Neumann (Bramsche) Richard Schuhmann Sabine Kaspereit Dr. Edith Niehuis (Delitzsch) Ludwig Eich Susanne Kastner Dr. Rolf Niese Brigitte Schulte (Hameln) Marga Elser Reinhard Schultz Petra Ernstberger Hans-Peter Kemper Günter Oesinghaus (Everswinkel) Annette Faße Klaus Kirschner Eckhard Ohl Volkmar Schultz (Köln) Lothar Fischer (Homburg) Marianne Klappert Leyla Onur Siegrun Klemmer Manfred Opel Dr. Angelica Schwall-Düren Iris Follak Hans-Ulrich Klose Holger Ortel Norbert Formanski Adolf Ostertag Bodo Seidenthal Rainer Fornahl Fritz Rudolf Körper Kurt Palis Erika Simm Hans Forster Albrecht Papenroth Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24467

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) Dr. Cornelie Sonntag- Hubert Hüppe Kurt J. Rossmanith (C) Wolgast Dr. Sabine Bergmann-Pohl Susanne Jaffke Adolf Roth (Gießen) Wieland Sorge Georg Janovsky Dr. Norbert Röttgen Wolfgang Spanier Hans-Dirk Bierling Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Christian Ruck Dr. Margrit Spielmann Dr. Joseph-Theodor Blank Dr. Harald Kahl Volker Rühe Jörg-Otto Spiller Bartholomäus Kalb Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Ditmar Staffelt Dr. Dr.-Ing. Dietmar Kansy Hartmut Schauerte Antje-Marie Steen Karl-Heinz Scherhag Dr. Norbert Blüm Dr. Gerhard Scheu Rolf Stöckel Sylvia Bonitz Ulrich Klinkert Norbert Schindler Rita Streb-Hesse Norbert Königshofen Christian Schmidt (Fürth) Reinhold Strobl (Amberg) Klaus Brähmig Hartmut Koschyk Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Peter Struck Dr. Thomas Kossendey (Halsbrücke) Joachim Stünker Rudolf Kraus Andreas Schmidt (Mülheim) Joachim Tappe Dr. Martina Krogmann Hans Peter Schmitz Jörg Tauss Klaus Bühler (Bruchsal) (Baesweiler) Jella Teuchner Hartmut Büttner Karl Lamers Reinhard Freiherr von Dr. Gerald Thalheim (Schönebeck) Dr. Karl A. Lamers Schorlemer (Heidelberg) Dr. Erika Schuchardt Franz Thönnes Cajus Caesar Dr. Gerhard Schulz Uta Titze-Stecher Peter H. Carstensen Clemens Schwalbe Adelheid Tröscher (Nordstrand) Dr. Paul Laufs Dr. Christian Schwarz- Hans-Eberhard Urbaniak Karl-Josef Laumann Schilling Rüdiger Veit Wilhelm Josef Sebastian Simone Violka Werner Lensing Marion Seib (Pforzheim) Albert Deß Peter Letzgus Heinz Seiffert Hans Georg Wagner Ursula Lietz Werner Siemann Hedi Wegener Thomas Dörflinger Walter Link (Diepholz) Dr. Konstanze Wegner Dr. Hansjürgen Doss Dr. Klaus W. Lippold Bärbel Sothmann Wolfgang Weiermann Marie-Luise Dött (Offenbach) Margarete Späte Reinhard Weis (Stendal) Dr. Manfred Lischewski Carl-Dieter Spranger Matthias Weisheit Wolfgang Lohmann Gunter Weißgerber Dr. Hans Georg Faust (Lüdenscheid) Dr. Wolfgang Freiherr von Gert Weisskirchen Albrecht Feibel Dr. Michael Luther Stetten (Wiesloch) Ingrid Fischbach Erich Maaß (Wilhelmshaven) Andreas Storm (B) Dr. Ernst Ulrich von Dirk Fischer (Hamburg) Dorothea Störr-Ritter (D) Weizsäcker Axel E. Fischer (Recklinghausen) Jochen Welt (Karlsruhe-Land) Dr. Martin Mayer Matthäus Strebl Dr. (Siegertsbrunn) (Heilbronn) Hildegard Wester Dr. Gerhard Friedrich Wolfgang Meckelburg Michael Stübgen Lydia Westrich (Erlangen) Dr. Edeltraut Töpfer Inge Wettig-Danielmeier Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Hans-Peter Uhl Dr. (Hof) Bernward Müller (Jena) Dr. Norbert Wieczorek Erich G. Fritz Elmar Müller (Kirchheim) Jürgen Wieczorek (Böhlen) Dr. Jürgen Gehb Günter Nooke Andrea Voßhoff Helmut Wieczorek Franz Obermeier Peter Weiß (Emmendingen) (Duisburg) Dr. Reinhard Göhner Friedhelm Ost Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dieter Wiefelspütz Peter Götz Annette Widmann-Mauz Heino Wiese (Hannover) Dr. Wolfgang Götzer Dr. Peter Paziorek Heinz Wiese (Ehingen) Klaus Wiesehügel Kurt-Dieter Grill Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Manfred Grund Dr. Friedbert Pflüger Bernd Wilz Engelbert Wistuba Horst Günther (Duisburg) Barbara Wittig Carl-Detlev Freiherr von Werner Wittlich Dr. Hammerstein Marlies Pretzlaff Dagmar Wöhrl Verena Wohlleben Dr. Bernd Protzner Elke Wülfing Hanna Wolf (München) (Großhennersdorf ) Peter Kurt Würzbach Waltraud Wolff Hans Raidel Wolfgang Zeitlmann (Wolmirstedt) Hansgeorg Hauser Dr. Wolfgang Zöller Heidemarie Wright (Rednitzhembach) Helmut Rauber Dr. Christoph Zöpel Peter Rauen BÜNDNIS 90/ Ursula Heinen Christa Reichard (Dresden) Peter Zumkley DIE GRÜNEN Manfred Heise Detlef Helling Erika Reinhardt Gila Altmann (Aurich) CDU/CSU Ernst Hinsken Hans-Peter Repnik (Köln) Klaus Riegert Dr. Dietrich Austermann Josef Hollerith Franz Romer Grietje Bettin Günter Baumann Siegfried Hornung Hannelore Rönsch Ekin Deligöz Joachim Hörster (Wiesbaden) Amke Dietert-Scheuer 24468 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) Dr. Thea Dückert FDP Dr. Dieter Thomae Dr. Evelyn Kenzler (C) Jürgen Türk Rolf Kutzmutz Franziska Eichstädt-Bohlig Hildebrecht Braun Ursula Lötzer Dr. Uschi Eid (Augsburg) Hans-Josef Fell Dr. Christa Luft Nein Heidemarie Lüth Joseph Fischer (Frankfurt) Jörg van Katrin Göring-Eckardt Pia Maier Gisela Frick CDU/CSU Angela Marquardt Rita Grießhaber Paul K. Friedhoff Dr. Kersten Naumann Gerald Häfner Wolfgang Börnsen Rosel Neuhäuser Antje Hermenau Dr. (Bönstrup) Christine Ostrowski Ulrike Höfken Hans-Michael Goldmann Michaele Hustedt Joachim Günther (Plauen) BÜNDNIS 90/ Christina Schenk Dr. Angelika Köster-Loßack Dr. DIE GRÜNEN Gustav-Adolf Schur Klaus Haupt Dr. Ilja Seifert Dr. Reinhard Loske Dr. Helmut Haussmann Monika Knoche Dr. Winfried Wolf Kerstin Müller (Köln) Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer PDS Fraktionslose Abgeordnete Dr. Cem Özdemir Dr. Dietmar Bartsch Christa Lörcher Simone Probst Dr. Heinrich L. Kolb Wolfgang Bierstedt Christine Scheel Gudrun Kopp Petra Bläss Jürgen Koppelin Irmingard Schewe-Gerigk Maritta Böttcher Enthalten Ina Lenke Rezzo Schlauch Eva Bulling-Schröter Albert Schmidt (Hitzhofen) CDU/CSU Günther Friedrich Nolting Heidemarie Ehlert (Leipzig) Norbert Otto (Erfurt) Hans-Joachim Otto Dr. Christian Sterzing (Frankfurt) Dr. BÜNDNIS 90/ Jürgen Trittin Detlef Parr Wolfgang Gehrcke DIE GRÜNEN Dr. Dr. Günter Rexrodt Dr. Klaus Grehn Dr. Ludger Volmer Gerhard Schüßler Uwe Hiksch Annelie Buntenbach Sylvia Voß Marita Sehn Dr. Barbara Höll Helmut Wilhelm (Amberg) Gudrun Serowiecki Carsten Hübner Christian Simmert Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Hermann Otto Solms Gerhard Jüttemann Hans-Christian Ströbele

(B) Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des (D) Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r)

Behrendt, Wolfgang Bindig, Rudolf Lintner, Eduard Dr. Lippelt, Helmut SPD SPD CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Müller (Berlin), Manfred Zierer, Benno PDS CDU/CSU

Der Antrag ist angenommen. denke an den Einsatz von zwei kleinen Schiffen auf der Adria – vorgenommen hat. Als nächstem Redner gebe ich dem Kollegen Christian Schwarz-Schilling von der CDU/CSU-Fraktion das Wort. (V o r s i t z : Vizepräsidentin Petra Bläss) Als Folge bekamen wir einen Verfassungsgerichtspro- Dr. Christian Schwarz-Schilling (CDU/CSU): Herr zess an den Hals und es hat sehr lange gedauert, bis die Op- Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr position einer solchen Regierungspolitik zugestimmt hat. Kollege Scharping, durch Ihre Eingangsworte bin ich an (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gert etwas erinnert worden. Sie können sich auf die Mitwir- Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Da war auch kung der Opposition bei diesem Einsatz voll verlassen. die FDP dabei!) Wir stimmen ihm zu. Meine Damen und Herren, wenn man diesem Hause (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem 26 Jahre angehört, darf man auch einmal an einige histo- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) rische Dinge erinnern. Auch das gehört dazu. Ich sage das mit einer gewissen Anspielung auf die Zei- Wir stimmen, wie ich eben bereits sagte, diesem Ein- ten, als die CDU/CSU hier entsprechende Dinge – ich satz zu. In einem Moment, in dem militärische Aktionen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24469

Dr. Christian Schwarz-Schilling (A) und diplomatische Aktionen in einer eigentlich erst im auch uns präsent zu machen! Ich bin dankbar, dass gerade (C) 21. Jahrhundert sichtbaren Weise parallel wirken, ist eine die Bundesregierung diesen Teil sehr ernst nimmt und da- solche Zustimmung umso mehr angebracht. Ich habe das bei eine maßgebliche Rolle spielt. Dies ist für die lang- Wort „parallel“ gebraucht, weil ich immer noch den von fristige Befriedung dieses Landes von außerordentlicher manchen für besonders klug gehaltenen Satz im Ohr habe, Bedeutung: mindestens von der Bedeutung des Aufbaus Militäreinsätze seien nur das allerletzte Mittel, wobei man einer afghanischen Armee, vielleicht sogar von größerer aber nicht bedacht hatte, dass dieses Mittel zumindest als Bedeutung. Bedrohung, nicht unbedingt in der Ausführung am An- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- fang stehen muss, wenn man es mit Diktatoren oder Ge- NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) waltherrschern zu tun hat. Die Möglichkeit eines Einsat- zes muss jederzeit gegeben sein, wenn man das Spiel Dass das Ganze kein Zuckerschlecken und kein Spa- zwischen Diplomatie und Militär im 21. Jahrhundert ziergang ist, haben wir gestern und vorgestern ebenfalls in richtig versteht. den Nachrichten gehört. Auch deutsche Soldaten wurden in tätliche Auseinandersetzungen verwickelt und bedroht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wir alle wissen nicht, welche Risiken hier noch auf uns neten der SPD und der FDP) zukommen können. Deswegen müssen wir umso mehr Herr Kollege Gehrcke, ich wiederhole das, was ich unsere Bundeswehr ermutigen, indem wir – bis auf die vorgestern im Auswärtigen Ausschuss gesagt habe: Ihre Vorgestrigen hier im Hause – alle hinter ihr stehen und Politik ist von vorgestern und ohne jede Moral. voller Bewunderung darüber sind, mit welcher Professio- nalität diese Aufgabe erfüllt wird. (Zustimmung bei der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, BÜND- Sie hätten wohl weiter zugeschaut, wenn die Massaker in NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Bosnien weitergegangen wären, Das hat bei manchen, die nach 1989/90 meinten man (Zuruf von der SPD: Ja!) könne die ganze Bundeswehr abschaffen, wahrscheinlich zu einem gewissen Umkehrprozess in derAchtung vor der wenn alle Menschen im Kosovo vertrieben worden wären Bundeswehr geführt. (Zuruf von der SPD: Ja!) Ein großer Erfolg ist auch die Wiedereröffnung der und wenn die Dinge in Afghanistan weiter wie früher ge- Schulen. Sie sehen Bilder mit Jungen und Mädchen, die laufen wären. wieder in die Schule gehen können. Sie sehen auch die Aktivität der Frauen. (Zuruf von der SPD: Ja!) (B) (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- (D) Dann würden Sie immer noch sagen, Sie seien die einzig NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Moralischen in diesem Hause. Über 100 Frauen – das sind fast 5 Prozent – sind Mitglied (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!) der Großen Ratsversammlung. Es hat sich sogar eine Kan- Ich lasse Sie bei Ihrem Glauben, meine aber zu wissen, didatin für die Präsidentschaft gefunden, eine 35-jährige dass Sie Ihren Worten selber nicht glauben. Ärztin, die zwar keine Chancen hatte, (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- (Hildebrecht Braun [Augsburg] [FDP]: Noch NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) nicht!) Meine Damen und Herren, wir haben gestern die Nach- die aber ein Zeichen gesetzt hat, in welche Richtung die- richt gehört – es wurde schon darauf hingewiesen –, dass ses Land geht. die Loya Jirga Hamid Karzai mit über 80 Prozent der (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- Stimmen gewählt hat. Das ist wirklich ein Erfolg. Da ich NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) sonst auch sehr viele kritische Äußerungen mache, sage ich dem Außenminister, dass er auf dem Petersberg maß- Die Sicherheitslage hat weitere positive Konsequen- geblich einen Prozess in Gang gebracht hat, der zu diesem zen. Wir haben über 900 000 Rückkehrer, bald werden es Erfolg geführt hat. 1 Million sein. Damit stellt sich natürlich auch die Frage nach der Sicherheit der zurückkehrenden Flüchtlinge. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- Dazu möchte ich eine Anmerkung machen, weil immer NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) etwas schnell gesagt wird: Wir beschränken uns auf Ka- Ich danke ihm dafür. Es ist ja nicht ganz selbstverständ- bul. Das ist im Moment sicher richtig. Langfristig gese- lich, dass diese Politik mit dem Einsatz von Diplomatie hen werden wir Sicherheit aber nur im ganzen Land ha- ben oder sie wird gar nicht kommen. Als nächstes Zeichen und Militär von dieser Bundesregierung mit entsprechen- muss auch in den Provinzhauptstädten Sicherheit einkeh- der Kraft vorangetrieben worden ist. ren. Wir können das nicht den Amerikanern überlassen Die Zusammenarbeit zwischen Militär und Diplomatie nach dem Motto „Jagt die Terroristen“, sondern das Ziel ist meines Erachtens von großer Bedeutung. Besonders muss eine kontinuierliche Erhöhung der Sicherheit auch interessant ist aber, dass wir auch gelernt haben, dass die draußen im Lande sein, zumindest schon einmal in den Polizei ganz wichtig ist. Was habe ich mich in den ver- Metropolen der Provinzen, damit sich Sicherheit von dort gangenen Jahren bemüht, die Polizei als eine der wichtigs- weiter ausbreitet. Sicherheit allein in der Hauptstadt wird ten demokratischen Säulen in einem aufzubauenden Staat auf lange Sicht nicht ausreichen. 24470 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Dr. Christian Schwarz-Schilling (A) Lassen Sie mich noch zu einem anderen Punkt kom- Erstens. Ich hatte die großartige Gelegenheit, in einer (C) men, gerade auch vor dem Hintergrund der Diskussion Zeit, da die Informationstechnologie eine rasante Ent- über den NATO-Einsatz auf dem Balkan. Es ist sehr merk- wicklung nahm und die so genannte Globalisierung der würdig, wie alle Dinge heute zusammenwirken; der Kol- Politik und der Wirtschaft einleitete, an entscheidender lege Spranger hat auch schon darauf hingewiesen. Die Stelle mitwirken zu dürfen. Ich möchte hier auch, gerade Frage, unter welchem Gesichtspunkt wir heute Interven- weil ich ein sehr kritischer Weggenosse war, was die tionen durchführen dürfen, hat sich in den letzten zehn Außen- und Menschenrechtspolitik auf dem Balkan be- Jahren unglaublich stark weiter entwickelt. Auf dem Mil- traf, unumwunden sagen, dass ich dem Altkanzler Helmut lenniumsgipfel hatte der Generalsekretär der Vereinten Kohl immer dankbar dafür sein werde, dass ich die Gele- Nationen, Kofi Annan, die Frage gestellt: Wenn die hu- genheit und die Chance bekommen habe, dort zehn Jahre manitäre Intervention tatsächlich einen nicht hinnehmba- lang an verantwortlicher Stelle mitwirken zu dürfen. ren Angriff auf die Souveränität darstellt, wie sollen wir dann die Antwort auf ein Ruanda, auf ein Srebrenica fin- Herzlichen Dank! den, auf grobe und systematische Menschenrechtsver- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) letzungen, die jeglichem universellen Gebot der Mit- menschlichkeit Hohn sprechen? Zweitens. Ich möchte auch denjenigen Kolleginnen und Kollegen im Kabinett danken, die mir damals in der Die Kommission von Lloyd Axworthy, eine stark von Schlussphase meiner Tätigkeit inneren und manchmal Kanada finanzierte Kommission, kam zu dem Ergebnis, auch äußeren Beistand in der für mich plötzlich an Prio- dass sich in Theorie und Praxis tatsächlich ein Grundsatz rität gewinnenden Frage des Balkans geleistet haben. Es der humanitären Intervention herauszubilden beginnt, war für mich furchtbar, dort zuzuschauen und gleichzeitig der die Doktrin der Staatensouveränität überlagern zu hören, dass das, was vor 50 Jahren geschah, nie wieder könnte. In Gesprächen mit Menschen in aller Welt erfah- ren wir das Bild eines Übergangs von der Kultur der sou- geschehen dürfe. Ich erinnere mich an die Eröffnung des veränen Straflosigkeit zu einer Kultur der nationalen und Holocaust-Museums, als Eli Wiesel plötzlich den Präsi- internationalen Rechenschaftspflichtigkeit. denten der Vereinigten Staaten ansah und sagte: Ich war gerade in Sarajevo, und ich kann Ihnen nur sagen: Tun Sie (Zuruf von der SPD: Sehr gut!) etwas, Herr Präsident! Wir eröffnen gerade jetzt hier ein Ich glaube, damit ist der Weg sehr gut beschrieben. Holocaust-Museum; wir wollen nicht bald ein neues Diesen Weg müssen wir weiter gehen. Das ist das Thema eröffnen müssen! – Die Doppelmoral, auf Vergangen- des 21. Jahrhunderts. Das möchte ich hier deutlich sagen. heitsfeiern an die Befreiungstaten vor 50 Jahren zu erin- nern, aber im Angesicht dieser Feierlichkeiten das Mas- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem saker 100 Kilometer von unseren Grenzen entfernt zu (B) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – (D) Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: So ist es!) ignorieren, hat mir nie eingeleuchtet. Das hat mich dann auch sehr konsequent zu den Schritten geführt, die ich ge- Gerade vor dem Hintergrund der Geschichte Europas, gangen bin. Ich danke allen, die mich dabei unterstützt ha- wo wir Jahrhunderte gebraucht haben, um Menschen- ben. Ich möchte auch all diejenigen, denen ich vielleicht rechte, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung zu ent- mit Härte entgegengetreten bin, um Nachsicht bitten. wickeln, wo wir etwas ungeduldig sind und in diesen Aber es gibt solche Paradigmenwechsel im Leben eines Staaten das alles in zwei, drei Jahren erreichen wollen, Menschen. (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem möchte ich sagen: Bitte etwas mehr Geduld, auch in der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP so- militärischen Präsenz. Wir sollten nicht immer im Sinne wie bei Abgeordneten der PDS) einer Exit-Strategie die Frage stellen: Gehen wir in einem Jahr oder in zwei Jahren? Das ist keine konstruktive Ein- Ich möchte drittens sagen: Diese Begleitung, die ich stellung. Die Amerikaner haben 1945, als sie nach dann auch in meiner Fraktion erfahren habe, hat mich mit Deutschland kamen, auch nicht gleich von einer Exit-Stra- großer Freude erfüllt. Ich habe erfahren, dass man sich tegie gesprochen. Sie sind jahrzehntelang hiergeblieben, auch im Dissens aufgehoben fühlen kann und dass es kei- bis heute, ohne uns in irgendeiner Weise zu behelligen. neswegs so ist, wie immer gesagt wird, dass die Fraktio- nen einen riesigen Zwang ausübten. Ich habe eigentlich Meine Damen und Herren, das ist ein Punkt, den ich immer nur erfahren, dass es am Mut einzelner Abgeord- deutlich hervorheben wollte; denn es handelt sich hier um neter fehlt, nicht umgekehrt. einen Paradigmenwechsel innerhalb der Charta der Ver- einten Nationen. Es ist auch die argumentative Antwort (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der auf diejenigen, die bei jeder Menschenrechtsfrage in ihrer FDP) Abwehrhaltung auf die Souveränität ihres Staates pochen. So kann es nicht bleiben. Menschenrechte sind unteilbar. Ich möchte aus der Sicht dieser Zeit etwas für das 21. Jahrhundert sagen. Die Kommissarin für Menschen- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- rechte hat in ihrer Rede am 6. Juni über die großen Chan- NIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP) cen gesprochen, die wir durch das Zusammenwachsen der Ich möchte jetzt, zum Schluss meiner Rede, die höchst- humanitären Verpflichtungen des Rechtsstaates und der wahrscheinlich die allerletzte nach einer 26-jährigen Möglichkeiten der Diplomatie und des Militärs haben Tätigkeit in diesem Hohen Hause ist, einige Punkte an- werden. Ich glaube, das ist genau der Weg, den auch die- sprechen, die mir am Herzen liegen. ses Haus in der nächsten Legislaturperiode gehen muss. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24471

Dr. Christian Schwarz-Schilling (A) Aber ich möchte noch um eines bitten. Ich freue mich, Es gibt noch andere Wege zwischen Tun und Nichttun, (C) dass gerade auch der Innenminister hier ist. Dieses Zu- zwischen Hinsehen und Nichthinsehen. Wir haben Sorge, sammenwachsen bedeutet auch Zusammenwachsen von dass man immer mehr von Anfang an mit militärischen Außen- und Innenpolitik. Wir können nicht einfach so- Mitteln auf Menschenrechtsverletzungen reagiert und zusagen souverän Innenpolitik betreiben, ohne jeweils zu dass mit dem Vorwurf der Menschenrechtsverletzung im- wissen, welche Wirkungen dies auf unsere außenpoliti- mer funktionaler umgegangen wird. Bei den Staaten, bei schen Verpflichtungen hat. denen man es für notwendig hält, es vielleicht sogar be- (Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD]) rechtigt ist, reagiert man. Bei anderen Staaten wird darü- ber hinweggesehen. Nehmen Sie uns und mir bitte ab, Auch in diesem Punkt habe ich in Bosnien einiges erlebt, bei dass wir die Militäreinsätze abgelehnt haben, weil man dem ich mir eine stärkere Bewusstwerdung unserer Innen- die zivilen Mittel eben nicht vollständig ausnutzt. Das war politiker gewünscht hätte, damit sie nicht zur Unzeit Dinge nicht ideologisch begründet und es war kein Wegschauen, tun, die die Zielsetzungen dort konterkarieren und nicht be- sondern es war unsere Art, Verantwortung wahrzuneh- fördern. Auch das wollte ich hier noch einmal sagen. men. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNIS- NEN]: Oh je!) SES 90/DIE GRÜNEN) Beim zweiten Punkt, den Sie, auch in der Auseinan- Ich möchte mich bedanken, wünsche Ihnen alles Gute dersetzung mit der Regierung hier sehr klar benannt ha- für die Zukunft und hoffe, dass wir auch weiterhin in ben, haben Sie gesagt, dass in dem Zusammenspiel zwi- gutem Kontakt bleiben; ich werde das Meinige dazu tun. schen Diplomatie und Militär letzteres nicht am Ende, Ich hoffe, dass wir auf dem beschriebenen Wege die sondern am Anfang stehen und eingeplant werden muss. Chance nutzen, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert Ich finde es gut, dass das so ausgesprochen wurde. Krieg der Menschenrechte wird, und dass wir insofern etwas aus beginnt nie mit dem Krieg selbst, aber ein Konflikt endet dem 19. und dem 20. Jahrhundert gelernt haben. beim Krieg, wenn er als Möglichkeit eingeplant worden ist. Ich danke Ihnen. (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- NEN]: Wenn die PDS nur etwas zu sagen hätte!) NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Herr Schwarz-Schilling, Sie haben gesagt, dass die Mög- lichkeit des Krieges am Anfang mitbedacht werden muss. Vizepräsidentin Petra Bläss: Herr Kollege Gerade hier liegt unsere große Sorge. (B) Schwarz-Schilling, Sie hören es am Beifall der Kollegin- Ich komme zum dritten Punkt. Sie haben meiner Frak- (D) nen und Kollegen des Hauses: Wir danken Ihnen für Ihr tion und mir persönlich vorgehalten, wir würden uns tak- Wirken auf Bundesebene in den letzten drei Jahrzehnten. tisch verhalten. Ich will Ihnen sagen: Ganz im Gegenteil, Sie haben die Politik dieses Landes als Bundesminister wenn wir uns taktisch verhalten würden, wäre unser Weg und – vor allem im vergangenen Jahrzehnt – als Men- auf die Regierungsbank schon längst gebahnt. schensrechtspolitiker entscheidend mitgeprägt. (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP sowie In Ihrer Rede haben Sie bereits darauf hingewiesen, dass bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNIS- Sie uns als internationaler Streitschlichter für Bosnien-Her- SES 90/DIE GRÜNEN) zegowina erhalten bleiben. Für eine produktive Zusam- menarbeit mit den neu gewählten Parlamentarierinnen und Wir wussten ja, welchen Preis wir zahlen, wenn wir bei Parlamentariern und für Ihren neuen Lebens- und Arbeits- unseren Positionen bleiben. Wir haben diesen Preis sehr abschnitt wünsche ich Ihnen im Namen der Kolleginnen bewusst gezahlt. Um dort zu landen, müssten wir das tun, und Kollegen des gesamten Hauses alles Gute. was man von uns verlangt; das ist es uns nicht wert. (Beifall im ganzen Hause) Entschuldigen Sie, das wollte ich Ihnen mit allem Res- pekt am Ende Ihrer Rede noch gesagt haben. Zu einer Kurzintervention erteile ich jetzt dem Kolle- gen Wolfgang Gehrcke das Wort. (Beifall bei der PDS – Joseph Fischer, Bundes- minister: Damit hat sich die Frage, ob die PDS (Zuruf von der SPD: Oh je!) an der Regierung beteiligt werden kann, erle- digt! – Hildebrecht Braun [Augsburg] [FDP]: Wolfgang Gehrcke (PDS): Es dauert nur kurz, da es Er hätte ja noch ein bisschen mehr sagen kön- ja eine Kurzintervention ist. nen! Zum Beispiel wer den Weg gebahnt hätte!) Sehr geehrter Herr Kollege Schwarz-Schilling, ich hätte nach Ihrer letzten Rede hier mit Sicherheit keine Vizepräsidentin Petra Bläss: Die nächste Rednerin Kurzintervention angemeldet, wenn Sie mich nicht in drei in der Debatte ist die Kollegin Rita Grießhaber für die Punkten sehr direkt und persönlich angesprochen hätten, Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. zu denen ich mich kurz äußern möchte. (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Rita Grießhaber (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): NEN]: Herr Gehrcke, das, was Sie hier machen, Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ver- ist stillos! Einfach stillos!) ehrter Herr Kollege Schwarz-Schilling, Ihnen ein ganz 24472 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Rita Grießhaber (A) herzliches Dankeschön für die wunderbare Zusammenar- Wichtig ist auch, dass die internationale Sicherheitsun- (C) beit im Auswärtigen Ausschuss! Gerade Ihre Art zu de- terstützungstruppe und die Operation „Enduring Free- battieren und Ihr Stil waren sehr bereichernd. Das hat ge- dom“ weiterhin deutlich getrennt bleiben. Es ist eine Sa- zeigt, dass die parteiübergreifend gute Zusammenarbeit che, die Regierung bei der Herstellung der Sicherheit zu im Auswärtigen Ausschuss nur durch Ihre Art und Weise, unterstützen. Aber es ist eine andere Sache, die verbliebe- Politik zu machen, möglich war. nen al-Qaida- und Taliban-Terroristen zu bekämpfen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN so- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und bei der SPD) und der FDP) Dass Letzteres immer noch nötig ist, daran besteht lei- Wenn man sieht, wie viele berüchtigte ehemalige der kein Zweifel. Das zeigt auch der soeben verübte An- Kriegsherren in der afghanischen Großen Ratsversamm- schlag in Karachi. Im Übrigen müssen selbstverständlich lung sitzen, könnte man es eine Farce nennen, dass die ge- alle Vorwürfe über gezielte Massenmorde an Tali- wählten Vertreter dieser Loya Jirga bei ihrer Bewerbung bankämpfern Ende letzten Jahres unter Beteiligung von eine Erklärung abgeben mussten, in der sie sich zu den US-Soldaten vollständig aufgeklärt und die Verantwortli- Beschlüssen der Petersberger Konferenz bekennen, und chen zur Rechenschaft gezogen werden. versichern mussten, dass sie die Menschenrechte niemals verletzt haben. Bedenkt man die Umstände, grenzt es an (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein Wunder, dass diese Versammlung nach 23 Jahren sowie bei Abgeordneten der SPD) Krieg und Bürgerkrieg – und sogar im Zeitplan – über- Keine Frage: Es gibt in Afghanistan noch zahlreiche haupt zustande gekommen ist. verfeindete Clans und jede Menge Kriegsherren, die um Die Auswahl der Delegierten verlief nicht nach west- territorialen Einfluss kämpfen. Allein auf der Strecke von europäischem Vorbild. Aber die Verhältnisse einer kriegs- Kabul nach Herat – das sind knapp 600 Kilometer – soll zerrütteten Stammesgesellschaft sind davon weit entfernt. es über 100 Checkpoints geben. Jeder wird von einem an- Man kann wirklich nur staunen, was in Afghanistan bis- deren Kriegsfürsten kontrolliert. her alles erreicht worden ist. Damit, was in der Sprache der Vereinten Nationen la- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN so- pidar „nation building“ heißt, hat Afghanistan erst begon- wie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ nen. Aber auch wenn der Weg lang ist: Mit der Wahl von CSU) Präsident Karzai, dem Prozess der Loya Jirga und der ver- fassungsgebenden Versammlung sowie weiterer tatkräfti- Ich freue mich zum Beispiel auch darüber, dass zu- ger internationaler Unterstützung sind die Weichen für sätzlich zu den 160 garantierten Vertreterinnen 50 Frauen (B) eine friedliche und stabile Entwicklung gestellt. Wir un- (D) direkt in die Loya Jirga gewählt wurden. Dies ist in einem terstützen die Verlängerung des Mandats für die Bundes- Land geschehen, über das mir einmal eine Entwicklungs- wehr. helferin gesagt hat: Hier gibt es viele Gegenden, in denen jede Ziege wertvoller als eine Frau ist. – Es ist ein Riesen- Danke. erfolg, dass diese 50 Frauen in Direktwahl in die Loya (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Jirga eingezogen sind. sowie bei Abgeordneten der SPD) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Vizepräsidentin Petra Bläss: Für die FDP-Fraktion Die Bundesregierung genießt für ihr Engagement inAf- spricht jetzt der Kollege Hildebrecht Braun. ghanistan große Anerkennung. Der Vertreter der Vereinten Nationen, Herr Brahimi, nannte Deutschland im Zusam- Hildebrecht Braun (Augsburg) (FDP): Frau Präsi- menhang mit der internationalen Unterstützung für Frie- dentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber den und Wiederaufbau in der Loya Jirga an erster Stelle. Herr Schwarz-Schilling, ich möchte Ihnen den Dank der Sogar die „Neue Zürcher Zeitung“ lobt die multinationale FDP-Fraktion für Ihre Führungsrolle ausdrücken, die Sie Brigade in Kabul unter deutschem Kommando und eingenommen haben, wenn es darum ging, unser Land in schreibt, dass sie ein Gefühl der Sicherheit im Land gebe. den Kreis derer zu führen, die auch mit den Mitteln der Ich kann verstehen, dass deshalb viele nach einer Aus- Macht eine aktive Rolle gegen die Macht des Terrors und weitung des Mandats über Kabul und Umgebung hinaus der Gegner der Menschenrechte spielen wollten. Herzli- rufen. Das ist aber nicht die Lösung. Nicht umsonst hat chen Dank! Ich möchte noch eine persönliche Bemerkung Präsident Karzai auf der Ratsversammlung betont, dass hinzufügen: Ich bin stolz darauf, dass ich Anfang 1995 das Land für seine Souveränität und seine territoriale In- mit Ihnen und zwei Vertretern anderer Fraktionen einen offenen Brief schreiben konnte, der vielleicht damals ein tegrität selber eintreten muss. In keiner Frage einen sich bisschen zum Umdenken der NATO und auch unserer Re- die zerstrittensten Afghanen schneller als bei der Gefahr gierung beigetragen hat, als es im Zusammenhang mit einer möglichen ausländischen Besatzung. Deshalb ist es dem Balkan um diese Grundsatzfrage ging. richtig, dass die Bundesregierung Afghanistan beim Auf- bau einer eigenen Polizei unterstützt und die USA beim Die FDP stimmt natürlich dem heutigen Antrag der Aufbau der Armee helfen, damit es, wie Kollege Bundesregierung zu. Die Friedensaktion der Bundeswehr Schwarz-Schilling gesagt hat, auch in den Provinzen Si- im Rahmen der ISAF muss fortgesetzt werden. Noch vor cherheit geben wird. sechs Monaten hatte die Bundesregierung keine eigene Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24473

Hildebrecht Braun (Augsburg) (A) Mehrheit. Mittlerweile hat sich für jedermann, auch für festzustellen, dass die Verantwortlichen in der Streitkräf- (C) diejenigen, die damals noch in der außen- und sicherheits- tebasis alles unternehmen, um die notwendigen Trans- politischen Lernphase waren, gezeigt, dass der Einsatz der porte von Deutschland nach Kabul billiger zu gestalten. Bundeswehr der Sicherung des Friedens in Kabul dient. Dass wir unter Zuhilfenahme eines usbekischen Carriers (Beifall bei der FDP) mit zwei Antonow-124-Flugzeugen den Großteil der Ver- sorgung mit Material, zum Beispiel auch mit Fahrzeugen, Außer der PDS, die in diesem Punkt beratungs- und er- der Bewaffnung, Zelten, aber auch Lebensmitteln be- fahrungsresistent ist, werden wohl alle aus gutem Grund werkstelligen, ist sehr gut. Wir sollten allerdings versu- dem Antrag der Bundesregierung zustimmen. Frieden in chen, speziell die Lebensmittelversorgung in Zukunft Kabul bedeutet ein Mehr an Sicherheit und Frieden welt- möglichst ortsnäher zu organisieren, damit Transportkos- weit; denn es gibt nur eine Welt des Terrors und auch nur ten gespart werden können. eine Welt des Friedens. Wir wissen von Problemen bei der elektronischen Auf- Die Bundeswehr genießt in Kabul hohes Ansehen, und klärung. Es ist wohl immer noch so, dass auch die inter- zwar zu Recht. Deutsche Soldaten zeichnen sich wieder, nationalen Partner eines Einsatzes, der ein gemeinsames wie schon im Kosovo, in Mazedonien und in Bosnien, Ziel, nämlich die Friedenssicherung, hat, ihre Auf- durch Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Pflichterfüllung, klärungsergebnisse, die der Sicherheit nicht nur der örtli- aber auch durch Sensibilität gegenüber den Bewohnern chen Bevölkerung, sondern auch unserer Soldaten selbst aus. Übergriffe auf Afghanen gibt es nicht. Deutsche wer- dienen, nicht selbstverständlich austauschen. Hier müssen den als Helfer, als Schutztruppe gegen Chaos, aber auch Strukturen geändert werden. Das kann wohl nur auf höchs- gegen Terror und Unfreiheit sowie als Wegbereiter für ter Ebene erörtert und geändert werden, da nationale Ego- eine positive Entwicklung sowohl der Stadt Kabul als ismen in diesem Bereich noch immer vorherrschen. auch des gesamten Landes wahrgenommen. Lassen Sie mich zum Abschluss ein Thema anspre- Wir selbst konnten uns vor 14 Tagen vor Ort davon chen, mit dem wir Liberalen uns im Parlament bisher noch überzeugen, dass unsere Soldaten unter wirklich schwie- nicht durchgesetzt haben. Wir sind immer und immer wie- rigen Bedingungen und in unsicherer Lage ihren Dienst der darauf angesprochen worden, dass die sechsmonatige vorbildlich leisten. Großes Engagement ist auch erforder- Stehzeit ein Unding sei. Das ist richtig. Es ist an der Zeit, lich, um auf engstem Raum in Kabul sechs Monate aus- dass der Minister einer Division für einen bestimmten zuharren. Es ist ein Leben in Zelten unter unwirtlichen kli- Zeitraum den Auftrag gibt, den Einsatz vor Ort zu organi- matischen Bedingungen, mit großer Hitze am Mittag und sieren. Dann kann der Divisionskommandeur für die oft mit großer Kälte in der Nacht, mit Staub ohne Ende nötige Flexibilität sorgen, die den Soldaten und ihren Fa- und gelegentlich auch mit Sandstürmen, ohne die Mög- milien zugute kommen würde. Alle sagten, sie wären lie- (B) lichkeit, sich an einen Ort der Privatheit zurückzuziehen, ber jedes Jahr drei Monate im Ausland als alle zwei Jahre (D) viele Tausend Kilometer von der Familie, der Freundin sechs Monate. und von den eigenen Kindern entfernt. Das alles sind Op- fer, die hingenommen werden, weil jeder weiß, dass sein (Peter Zumkley [SPD]: Das ist aber nicht Aufenthalt in Afghanistan den dort lebenden Menschen durchgängig so!) nützt. Würden die Truppen abziehen, hätten die Menschen EinAufenthalt von sechs Monaten ist für die Familie nicht in Afghanistan nach 24 Jahren Krieg wieder keine zumutbar. Ich hoffe, dass diese Botschaft endlich verstan- Chance. Dass Mädchen wieder in die Schule gehen kön- den wird. nen, dass Frauen wieder arbeiten dürfen, dass Meinungs- freiheit herrscht und dass demokratische Elemente im- Vielen Dank. mer mehr das öffentliche Leben prägen, das alles ist nur (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) wegen der Präsenz unserer Soldaten möglich.

Natürlich erinnern die jetzt in Afghanistan stattfinden- Vizepräsidentin Petra Bläss: Das Wort hat der Vor- den Prozesse an unser Mittelalter. Präsident Karzai sam- sitzende der PDS-Fraktion, Roland Claus. melt die Stimmen der Warlords quasi wie damals der Kai- ser die Stimmen der Kurfürsten, denen er für ihre Unterstützung weit gehende Unabhängigkeit und Rechte Roland Claus (PDS): Frau Präsidentin! Meine sehr vor Ort zugestehen muss. verehrten Damen und Herren! Die PDS-Fraktion lehnt die Fortsetzung des Militäreinsatzes in Afghanistan ab, sowie Von knapp 1 200 Soldaten sind nur 170 für die eigent- sie auch den Beginn dieses Einsatzes abgelehnt hat. liche Aufgabe frei, nämlich für Sicherheit in Kabul zu sor- gen und insbesondere die neue, noch junge Übergangsre- (Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [PDS]) gierung zu schützen, damit sie dauerhafte Strukturen im Mit Unterstützung der konservativen Opposition versucht Land schaffen kann. Mehr als 1 000 Soldaten werden also diese Bundesregierung seit dem 24. März 1999, die Öf- gebraucht, um 170 in die Lage zu versetzen, ihren Auftrag fentlichkeit und so auch uns im Parlament beharrlich da- zu erfüllen. Das ist zwar ein unglückliches Verhältnis von von zu überzeugen, dass kriegerische Mittel die Voraus- Versorgungs- und Einsatzkräften, aber angesichts der be- setzung für humanitäre Hilfe sind. Sie tut das alles andere sonderen Gegebenheiten in diesem Land wohl hinnehm- als ungeschickt. Aber wir wollen und werden uns an diese bar. Denken wir nur daran, dass die Versorgung über viele Logik nicht gewöhnen. Tausend Kilometer erfolgen muss, äußerst kompliziert und natürlich auch teuer ist. Ich freue mich allerdings, (Beifall bei der PDS) 24474 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

Roland Claus (A) Der Kampf gegen den Terror kann und muss gewonnen zung aus dem Bundestag war richtig und wichtig. Krieg (C) werden; ein Krieg kann nicht gewonnen werden. ist die falsche Antwort auf den Terror. (Beifall bei der PDS) (Beifall bei der PDS – Zuruf von der CDU/ CSU: Sie bleiben sich eben doch treu, die Kom- Meine Damen und Herren, die Sie jetzt der Verlänge- munisten!) rung dieses Einsatzes zustimmen wollen, Sie nehmen die Bilder und Berichte aus Kabul als Begründung für Ihre Zustimmung. Wir haben Zweifel daran, dass diese Bilder Vizepräsidentin Petra Bläss: Ich erteile dem Bundes- und Berichte die Lage in Afghanistan tatsächlich wider- außenminister Joseph Fischer das Wort. spiegeln. Wir haben diese Zweifel geäußert, als es zum ers- ten Mal um die Abstimmung zu diesem Mandat ging, und Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen: wir haben sie auch heute noch. Wir zweifeln daran, dass Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist fast wir wirklich die authentische Lage in Afghanistan kennen. nicht mehr möglich, auf den Vorredner einzugehen; Wann endet das Mandat? Diese Frage können Sie noch (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: immer nicht beantworten. Was machen deutsche KSK- Lass es sein! Es lohnt sich auch nicht!) Kräfte wo in Afghanistan? Das geht bis hin zu der Frage: Wohin sind die Talibankämpfer verbracht worden? Be- es nutzt ohnehin nichts. kanntlich sind nicht alle in Guantanamo. Diese Fragen Nehmen Sie allein die Tatsache, dass es gelungen ist bleiben nach wie vor offen. – wir haben das vorhin im Zusammenhang mit der Ope- Sie nehmen für sich jetzt in Anspruch, dass über diese ration „Amber Fox“ gesehen –, einen Bürgerkrieg zu Einsätze Frauenrechte gestärkt werden. So wünschens- verhindern, über dessen Verlauf man sich, ohne das wert dies natürlich ist: Es ist unglaubwürdig, dass Sie dies unnötig zu dramatisieren, keine Illusionen machen sollte. heute mit der Nordallianz erreichen können, so unglaub- Wenn er in Mazedonien ausgebrochen wäre, wäre es zu würdig, wie es war, die Taliban erst mit amerikanischer ähnlich schlimmen Ereignissen gekommen, wie wir sie in Hilfe aufzurüsten. Bosnien erlebt haben. Wenn Sie eine Position als Frie- denspolitik bezeichnen, die diesen Bürgerkrieg sehenden (Beifall bei der PDS) Auges zugelassen hätte und die Zustimmung zum Ein- Wir haben zum Gegenstand dieser Debatte einen An- greifen verweigert hat, muss ich dem entgegenhalten, trag unserer Fraktion gemacht mit dem Ziel, den Bünd- dass dies nichts mit Friedenspolitik zu tun hat, sondern schlichtweg Blindheit beweist. Es stellt vielmehr das Ge- nisfall, also den NATO-Bündnis- und -Beistandsfall, wie- genteil einer Friedenspolitik dar. (B) der aufzuheben; denn interessanterweise regelt der (D) NATO-Vertrag nur den Eintritt, aber nicht die Beendigung (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN des Falls. Auch darüber muss gesprochen werden. und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Wir sind nicht die Einzigen, die Zweifel an der realen Lage in Afghanistan haben. In der „Frankfurter Rund- Diese Bundesregierung hat mit dem Stabilitätspakt schau“ vom 10. Juni wird der Begriff „bleigraues Schwei- einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass die ge- gen“ geprägt. Dieses „bleigraue Schweigen“ wird auch samte Region aus einem blutigen und kriegerischen Na- belegt. Aus diesem Grunde hat sich unsere Fraktion ent- tionalismus heraus den Weg zu einem Europa der Inte- schieden, am Mittwoch dieser Woche einem britischen gration findet. Das ist Friedenspolitik unter den konkret Filmteam die Möglichkeit einzuräumen, Zeugenaussagen gegebenen Bedingungen. über die Ermordung gefangener Taliban-Kämpfer zu prä- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sentieren. Wer sich diesen Film anschaut, wird feststellen, und bei der SPD) dass es darin nicht um tendenziöse Selbstbestätigung geht, sondern um die Suche nach Authentizität. Deshalb Dasselbe gilt für Afghanistan. Wer hätte es noch vor ei- sind auch zu Recht Untersuchungen durch das Internatio- nem Jahr für möglich gehalten, dass wir heute die Not- nale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen gefordert Loya Jirga haben und dass wir mit der Umsetzung des worden. Petersberger Abkommens so weit vorangekommen sind? Das ist die gute Nachricht. Die PDS lehnt es auch weiterhin ab, militärische und kriegerische Mittel als humanitäre Hilfe auszugeben. Die schlechte Nachricht ist, dass wir noch weit von Wer das als Beihilfe zur Militarisierung diffamiert, wie es wirklich stabilen Verhältnissen entfernt sind. Insofern die Grünen heute getan haben, argumentiert nicht nur auf kann ich allen nur darin zustimmen, dass wir uns an die- absurde Art und Weise, sondern zeigt sein eigenes Versa- ser Stelle auf Dauer weiter engagieren müssen. gen in der Friedenspolitik seit März 1999. All diejenigen, die meinen, wir könnten heute den (Beifall bei der PDS – Zuruf von der SPD: Sie Rückzug der Bundeswehr beschließen, müssen wissen, argumentieren doch so!) dass dies einen Rückfall in einen alles zerstörenden Bür- gerkrieg mit großen humanitären Katastrophen nach sich Deshalb bleiben wir dabei: Die Politik der uneinge- ziehen würde. Diese Erfahrungen wurden in der Vergan- schränkten Solidarität ist falsch. Es war gut, dass am genheit bereits gemacht. Auch dabei handelt es sich nicht 21. Mai in Berlin hunderttausend Menschen gegen diese um eine schwarze Prophezeiung, sondern das ergibt sich falsche Politik demonstriert haben. Auch die Unterstüt- schlicht und einfach durch eine konkrete Analyse auf- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24475

Bundesminister Joseph Fischer (A) grund der vorhandenen Erfahrungen. Deswegen möchte Faktor. Zum Zweiten engagieren wir uns nachdrücklich (C) ich mich bei diesem Hause bedanken. Weil es schlechter- auch und gerade beim Wiederaufbau des Bildungs- dings keine verantwortbare Alternative zu der Verlänge- systems. Hier liegt unser Schwerpunkt darauf, Bildungs- rung des Mandats gibt, möchte ich um Ihre Zustimmung und Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen dafür werben. zu schaffen. Auch hier ist es uns, wie ich denke, gelungen, bereits in den ersten Monaten entscheidende Fortschritte (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu erreichen. und bei der SPD) Ich möchte hier allen Beteiligten aus der Bundesregie- Wir gehen einen schwierigen Weg. Es geht darum, rung, aber auch allen Beteiligten der Nichtregierungsor- Sicherheit herzustellen. Sicherheit bedeutet vor allen ganisationen recht herzlich danken. Sie haben unter Dingen, dass die Kriegsherren unter Kontrolle gehalten schwierigsten Bedingungen eine sehr gute Arbeit geleis- werden, dass auch der Einfluss von außen kontrolliert tet. wird und dass die Taliban, soweit sie noch zu militäri- schen Aktionen in der Lage sind, zurückgedrängt werden, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sodass es auf diese Weise wie auch durch den Aufbau ei- und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der ner Polizei und einer afghanischen Armee Schritt für CDU/CSU und der FDP) Schritt zu einer größeren Sicherheit kommt. Meine Damen und Herren, zu dem Kampf gegen den Die afghanische Armee ist auch deswegen von großer Terror gibt es meines Erachtens keine ernsthafte Alterna- Bedeutung, weil sie den Zusammenhalt des Landes ga- tive. Wir sehen das gerade angesichts des Terroranschla- rantieren muss. Das Land ist in einzelne Provinzen und ges in Pakistan, der heute in Karatschi geschah und dort Herrschaftsgebiete von Kriegsherren zerfallen. Es ist von einer größeren Anzahl unschuldiger Menschen das Leben allergrößter Bedeutung, dort eine afghanische Realität gekostet hat. Der internationale Terrorismus wird nicht – dazu gehört auch eine Sicherheitsrealität – zu schaffen. warten; er wird auch nicht mit gutem Zureden davon zu Die Bundesregierung engagiert sich an dieser Stelle zu- überzeugen sein, von seinem mörderischen Tun zu las- sammen mit unseren Partnern in einem langfristigen Auf- sen – leider, sonst wäre ich für gutes Zureden. Er wird bauwerk. vielmehr nur durch entschlossenes Handeln bekämpft werden können und bekämpft werden müssen. Allerdings, Herr Kollege Schwarz-Schilling, eine Aus- dehnung des ISAF-Mandates auf andere Regionen in Af- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ghanistan würde dem Mandat eine völlig neue Qualität und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der geben. Deswegen hat sich die internationale Staatenge- CDU/CSU und der FDP) meinschaft entschieden, vor allen Dingen auf den Aufbau Das hat unsere Politik auf dem Balkan gezeigt; das wird (B) eines eigenen afghanischen Militärs zu setzen. (D) sie auch in Afghanistan zeigen. Dank dieser Politik wird Gegenwärtig sehen wir allerdings mit großer Sorge sich meines Erachtens der Erfolg im Kampf gegen den – gestern habe ich in Kanada mit den Außenministern der Terrorismus einstellen. Es reicht nicht, diesen Terroris- anderen G-8-Staaten darüber gesprochen –, dass es an mus nur zu bekämpfen, wir werden uns gleichzeitig mit Mitteln in erheblicher Höhe fehlt, um die Gehälter zu den Entstehungsursachen des Terrorismus auseinander zahlen und die entsprechenden Besoldungen zu ermögli- setzen müssen. chen. Alle Ausbildung wird nichts nützen, wenn schließ- (Beifall der Abg. Angelika Beer [BÜND- lich die Gehälter nicht gezahlt werden können. Deswegen NIS 90/DIE GRÜNEN]) haben wir gemeinsam noch einmal an alle Geberstaaten appelliert, die Mittel jetzt zu deblockieren, nicht nur die Es ist auch eine geistige Auseinandersetzung in Form Mittel für einzelne Projekte und die Mittel für den Wie- eines offenen Dialoges der Kulturen und ein umfassen- deraufbau und die Ausbildung, sondern vor allen Dingen des Engagement zum Aufbau von Nationen und Zivilge- auch die Mittel, die für die Bezahlung der dortigen Si- sellschaften sowie zur Durchsetzung der Menschenrechte cherheitsleute und der Lehrer sowie der gesamten zivilen wesentliche Voraussetzung, um diese Auseinanderset- Administration notwendig sind. zung mit dem Terrorismus bestehen zu können. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) und bei der SPD) Ganz entscheidend wird es sein, meine Damen und In Afghanistan hat, wie ich denke, die Bundesrepublik Herren, dass wir jetzt bei der Umsetzung des Petersberg- Deutschland gemeinsam mit unseren Partnern wie schon Abkommens vorankommen. Voraussetzung dafür ist die auf dem Balkan gezeigt, dass wir uns dieser Politik ver- Präsenz der internationalen Sicherheitskomponente in pflichtet fühlen. Ich bitte Sie hier um Ihr Vertrauen. Form der UN-Truppe. Ohne diese UN-Truppe wird es (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN keine Sicherheit geben und damit wird auch der Wieder- und bei der SPD sowie desAbg. Manfred Grund aufbau nicht möglich sein. Bei der Umsetzung des Pe- [CDU/CSU]) tersberg-Abkommens setzen wir auf diese zentrale Per- spektive. Wir engagieren uns aber darüber hinaus – das wurde vorhin schon angesprochen – in zwei zentralen Vizepräsidentin Petra Bläss: Nächster Redner ist Punkten: erstens beim Polizeiaufbau, das heißt bei der der Kollege Werner Siemann für die Fraktion der CDU/ Polizeiausbildung. Das ist in der Tat ein ganz zentraler CSU. 24476 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

(A) Werner Siemann (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Streitkräfte erreicht werden. Zwei Jahre später, also 2007 (C) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach der er- – in diesen Kategorien müssen wir denken –, soll die Auf- folgreichen Bekämpfung der terroristischen Strukturen in stellung der Armee abgeschlossen sein. Damit dürfte für Afghanistan gilt es heute, dem Land eine Perspektive für alle diejenigen, die hier heute entscheiden, klar sein, dass eine friedliche Zukunft zu eröffnen. sich der Deutsche Bundestag noch in diesem Jahr mit ei- ner weiteren Verlängerung des Mandats wird beschäf- Mit der Mandatsverlängerung, die wir heute be- tigen müssen. Spätestens im Oktober ist auch die Frage zu schließen, kann der nationale Versöhnungsprozess in klären, wer die Türkei als Leitnation ablöst. Afghanistan tiefer implementiert werden. Dieser Prozess bedarf jedoch einer militärischen Absicherung durch die In der Debatte vom 22. Dezember über die Beteiligung internationale Staatengemeinschaft. Der stabilisierende der Bundeswehr an ISAF haben Sie, Herr Verteidigungs- Einfluss der ISAF ist sehr deutlich erkennbar. Ohne die minister Scharping, gesagt: Präsenz bewaffneter Streitkräfte in Kabul hätte die Loya Wir haben auch hinsichtlich der Dauer des Einsatzes Jirga nicht vorbereitet und durchgeführt werden können. nicht den Ehrgeiz, die Obergrenze auszuschöpfen. In diesem Zusammenhang möchte ich den zivilen Mit- arbeitern der verschiedenen Hilfsorganisationen, den Sol- Sie sprachen in diesem Zusammenhang auch von „politi- daten im Inland, aber auch ganz besonders den deutschen scher Glaubwürdigkeit“. Soldaten im Einsatzland meinen Dank aussprechen. Im Anschluss an diese Debatte werden wir be- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- schließen, die Obergrenze nicht nur auszuschöpfen, son- neten der SPD und der FDP) dern um 200 Soldaten zu erhöhen. Dabei ist fraglich, ob diese Erhöhung ausreichend ist und eine realistische An- Tag für Tag leisten sie unter widrigsten Bedingungen, teil- passung an die tatsächlichen Auftragserfordernisse in weise unter Einsatz ihres Lebens, eine herausragende Ar- Afghanistan darstellt. Wir sollten unseren Soldaten klar beit für den Wiederaufbau und die Befriedung Afghanis- und ganz deutlich sagen: Die Dauer des deutschen Enga- tans. Es gilt aber auch, einen Dank an die Türkei zu gements in Afghanistan ist nicht absehbar. Bereits heute richten, die Großbritannien am 20. Juni als Leitnation ab- gibt es erste Anzeichen dafür, dass wir unser Kontingent lösen wird. Die Regierung wird sich in diesem Zusam- vor Ort in Zukunft personell verstärken müssen, um die menhang überlegen müssen, ob sie ihre Einstellung zu operative Flexibilität und Reaktionsfähigkeit zu erhöhen. Rüstungsexporten in die Türkei im Hinblick auf diese Uns allen sollte und muss klar sein, dass für uns der Ein- Entwicklung nicht auf den Prüfstand stellt. satz am Hindukusch nicht im Dezember enden wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Leider – dies haben auch die Vorredner schon betont – (B) der FDP) gibt es zur militärischenAbsicherung des Friedensprozesses (D) Die Destabilisierungsversuche im Vorfeld der Stam- keinerlei Alternative; daher wird die Union der Mandats- mesversammlung sowie die Anschläge auf Mitglieder der verlängerung zustimmen und somit einer gesamtstaatli- Übergangsregierung belegen die zerbrechliche Sicher- chen Verantwortung gerecht werden. heitslage im Einsatzland. Die Rahmenbedingungen, unter Vielen Dank. denen die Demokratisierung fortgeführt wird, sind ausge- sprochen schwierig: Der Einflussbereich des neu gewählten (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Präsidenten ist noch auf den Großraum Kabul beschränkt. neten der FDP) Nach wie vor geht von den etwa 5 000 untergetauchten Ta- libankämpfern ein hohes Gefährdungspotenzial aus. Noch Vizepräsidentin Petra Bläss: Herr Kollege immer bedrohen stammesorientierte Interessengegensätze Siemann, auch für Sie war es die letzte Rede in diesem sowie Konflikte zwischen den verschiedenen ethnischen Hohen Hause. Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen Gruppierungen den Prozess des Wiederaufbaus staat- bedanke ich mich für Ihre Arbeit hier und wünsche Ihnen licher Strukturen in Afghanistan. Die Reintegration von auf dem kommenden Weg alles Gute. Hunderttausenden bewaffneter Kämpfer kann fast nur mit ausländischer Hilfe gelingen. Von den rund 5 Millionen (Beifall im ganzen Hause) afghanischen Flüchtlingen sind weit über 800 000 wieder Der letzte Redner in dieser Debatte ist der Kollege in ihre Heimat zurückgekehrt; sie müssen ebenfalls inte- Peter Zumkley für die SPD-Fraktion. griert und versorgt werden. Erhebliche Bedeutung für eine Stabilisierung der Si- Peter Zumkley (SPD): Frau Präsidentin! Meine Da- cherheitslage besitzt die rasche Aufstellung gesamt- men und Herren! Nach über 20 Jahren Krieg steht Afgha- afghanischer Streitkräfte. Nach Einschätzung von Exper- nistan vor einem politischen und wirtschaftlichen Neuan- ten werden die Sicherheitskräfte der Übergangsregierung fang. Dem neu gewählten Präsidenten Karzai wünschen und der Folgeregierung bis zur Aufstellung afghanischer wir eine erfolgreiche Arbeit auf dem gewiss noch schwie- Streitkräfte nicht in der Lage sein, Sicherheit im Land her- rigen Weg, den Afghanistan noch vor sich hat. zustellen und zu garantieren. Mit anderen Worten: Die Si- cherheit muss durch die militärische Hilfe der internationa- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ len Staatengemeinschaft gewährleistet werden. DIE GRÜNEN) Nach amerikanischen Berechnungen wird nicht vor Nur eine radikale Abkehr von Strukturen der Vergan- 2005 eine erste flächendeckende Präsenz afghanischer genheit, kriegerischen Verhaltensweisen und Hinwen- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002 24477

Peter Zumkley (A) dung zu einem friedlichen Miteinander der verschiedenen Ohne diese militärische Komponente wären wichtige (C) Volksgruppen und Stämme werden das Land aus seiner Hilfsleistungen nur schwer zu erbringen. Das eine bedingt derzeit noch bestehenden Armut und dem Elend heraus- das andere. Beides ist notwendig. bringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei der SPD) Unsere Soldatinnen und Soldaten haben sich bei ihrem Jetzt geht es darum, dem Land beim Wiederaufbau zu Einsatz – dies gilt übrigens für alle Krisenregionen, wo helfen und der Bevölkerung, das heißt allen ethnischen deutsche Soldaten eingesetzt werden – einen hervorra- Gruppen, eine Perspektive für eine friedliche Zukunft zu genden Ruf erworben. Sie erfüllen ihre Aufgaben profes- geben. Der Neubeginn und der international unterstützte sionell, diszipliniert, unparteiisch und unbestechlich. Sie Wiederaufbau Afghanistans wird von Deutschland maß- genießen in der Bevölkerung Afghanistans und bei unse- geblich mitgestaltet. ren Partnerländern hohes Ansehen. Davon haben sich Der politische Weg, wie in der Petersberg-Konferenz viele Parlamentarier dieses Hauses bei ihren Besuchen in vereinbart und durch die Loya Jirga unterstützt, ist nur Kabul, so auch ich, persönlich überzeugen können. möglich, wenn er durch militärische, wirtschaftliche und Unsere Soldatinnen und Soldaten sind hervorragend humanitäre Unterstützung der internationalen Völkerge- ausgebildet, gut ausgerüstet und verfügen über den best- meinschaft abgesichert wird. möglichen persönlichen Schutz. Die dafür notwendige fi- Zunächst muss es darum gehen, die zerstörte Infra- nanzielle Vorsorge ist sichergestellt. Wir danken unseren struktur aufzubauen, Minen zu räumen, in den Lehmhäu- Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz. sern der Ärmsten endlich Wasser und Elektrizität zu in- (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE stallieren sowie Fensterscheiben einzubauen. GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Ende DIE GRÜNEN) Mai die Verlängerung des Mandats beschlossen. Gleich- Schulbildung und Berufsausbildung, gerade auch für die zeitig hat der Sicherheitsrat festgestellt, dass die Situation bisher benachteiligten Mädchen und Frauen, müssen ge- in Afghanistan weiterhin eine Bedrohung des Weltfrie- nauso entschlossen vorangebracht werden. dens und der internationalen Sicherheit darstellt. Er for- dert die Mitgliedstaaten erneut auf, Personal, Material Darüber hinaus wird Deutschland im Rahmen der ver- und andere Ressourcen für die internationale Sicherheits- einbarten Koordinierungsverantwortlichkeiten speziell den unterstützungstruppe beizutragen. Auf dieser Grundlage Aufbau der Polizei begleiten und mitgestalten. Dies wird hat die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag eine bei erfolgreicher Durchführung zur Stärkung der inneren Beschlussempfehlung zur Mandatsverlängerung vorge- (B) Sicherheit in Afghanistan führen. Der Aufbau afghanischer (D) legt. Der Einsatz deutscher Kräfte ist bis zum 20. Dezem- Streitkräfte, die unter dem Primat der Politik stehen müs- ber 2002 befristet. sen, bietet die Chance auf zunehmende Stabilisierung der Sicherheitslage des Landes. Taliban und al-Qaida sind noch Zugleich mit der heutigen Entschließung wird der nicht endgültig überwunden. Sie stellen nach wie vor ein Bundestag beschließen, dass weitere Kräfte vorüberge- Problem dar. hend zur Unterstützung herangezogen werden können. Wie wichtig der schnelle Aufbau afghanischer Sicher- Dies halten wir für notwendig, Herr Kollege Siemann; ich heitskräfte ist, zeigt die Tatsache, dass Vereinte Nationen sage das, weil Sie gerade eine kritische Bemerkung hierzu und Rotes Kreuz ihre Hilfskräfte aus Masar-i-Scharif und gemacht haben. Kandahar wegen der instabilen Sicherheitslage vorüberge- Die dadurch mögliche Flexibilität wird von uns aus- hend abgezogen haben. In anderen Landesteilen erbringen drücklich unterstützt. Den erhöhten Sicherheitsrisiken deutsche Hilfsorganisationen auf den Gebieten Gesund- während der Loya Jirga und den damit verbundenen Not- heit, Instandsetzung von Schulen sowie Lebens- wendigkeiten zur Gewährleistung des politischen Stabili- mittelverteilung erhebliche Leistungen. Dafür danken wir sierungsprozesses wird Rechnung getragen. Ein über den ihnen, auch anlässlich dieser Debatte, sehr herzlich. Großraum Kabul hinausgehendes militärisches Engage- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ment übersteigt unsere Möglichkeiten und erscheint auch der CDU/CSU und der FDP) deshalb nicht sinnvoll, weil die afghanische Regierung die Kontrolle über ihr Land letztlich selbst gewinnen muss. Bisher haben bis zu 1 200 deutsche Soldaten zur Auf- rechterhaltung der Sicherheit und somit zur Stabilisierung (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ der Übergangsregierung beigetragen. Sie leisten unter DIE GRÜNEN) schwierigen und gewiss nicht ohne Risiko verbundenen Wir stimmen der Mandatsverlängerung zur „Fortset- Bedingungen einen unverzichtbaren Beitrag für den Frie- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte den in dieser Region und für die Fortsetzung des einge- an dem Einsatz einer internationalen Sicherheitsunterstüt- leiteten Reformprozesses. Herr Claus, dies hat mit krie- zungstruppe in Afghanistan“ auf Grundlage der UN-Re- gerischen Aktivitäten überhaupt nichts zu tun. Ihre solutionen 1386 und 1413 zu. Argumentation in diesem Punkt ist wirklich absurd. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ CDU/CSU und der FDP) DIE GRÜNEN) 24478 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 243. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2002

(A) Vizepräsidentin Petra Bläss: Ich schließe die Aus- Drucksache 14/8234 zu dem Antrag der Fraktion der PDS (C) sprache. mit dem Titel „Den internationalen Terrorismus wirksam bekämpfen – den Krieg in Afghanistan beenden“. Der Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss- Ausschuss empfiehlt, denAntrag auf Drucksache 14/7500 empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck- abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – sache 14/9437 zum Antrag der Bundesregierung zur Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh- Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- lung ist gegen die Stimmen der PDS-Fraktion angenom- kräfte an dem Einsatz einer internationalen Sicherheits- men. unterstützungstruppe in Afghanistan. Es gibt zwei schrift- liche Erklärungen zur Abstimmung gemäß § 31 unserer Ich rufe den Zusatzpunkt 20 auf: Geschäftsordnung, zum einen vom Kollegen Jürgen Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschus- 1) Koppelin und zum anderen von den Kolleginnen und ses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungs- 2) Kollegen Buntenbach, Lemke und Simmert . Der Aus- ausschuss) zu dem Gesetz zur Neuregelung des schuss empfiehlt, dem Antrag auf Drucksache 14/9246 Zollfahndungsdienstes (Zollfahndungsneurege- zuzustimmen. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. lungsgesetz – ZFnrG) Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich mache Sie darauf – Drucksachen 14/8007 (neu), 14/8515, 14/9332, aufmerksam, dass im Anschluss an diese namentliche Ab- 14/9430 – stimmung eine Abstimmung stattfinden muss, bei der zur Berichterstattung: Annahme eines Ergebnisses des Vermittlungsausschusses Abgeordneter Joachim Poß die Mehrheit des gesamten Hauses erforderlich ist. Daher bitte ich Sie alle, nach der namentlichen Abstimmung Bericht erstattender Abgeordneter ist der Kollege wieder in den Saal zurückzukommen. Im Anschluss daran Joachim Poß. Wird das Wort zur Berichterstattung ge- findet eine weitere namentliche Abstimmung statt. wünscht? – Das ist nicht der Fall. Wird das Wort zu Er- klärungen gewünscht? – Auch das ist nicht der Fall. Des- Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer, halb kommen wir sofort zur Abstimmung. Ich weise die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Urnen darauf hin, dass zur Annahme der Beschlussempfehlung besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. des Vermittlungsausschusses zur Änderung des nach Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Art. 87 Abs. 3 des Grundgesetzes mit absoluter Mehrheit Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist offensichtlich angenommenen Gesetzentwurfs ebenfalls die absolute nicht der Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte jetzt Mehrheit, das sind 334 Stimmen, für erforderlich gehal- alle Kolleginnen und Kollegen, schnellstmöglich ihre ten wird. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf Drucksache 14/9430? – Ge- (B) Plätze einzunehmen, damit wir zügig weitermachen kön- (D) nen. Die Schriftführerinnen und Schriftführer bitte ich, genprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Ab- ist gegen die Stimmen der PDS-Fraktion und einer stimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.3) Stimme aus der FDP-Fraktion bei Enthaltung der übrigen FDP-Fraktion mit der absoluten Mehrheit des Hauses an- Wir setzen die Abstimmungen fort. genommen. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp- Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf: fehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksache 14/8834 zu dem Antrag der Fraktion der PDS mit dem Ti- – Zweite und dritte Beratung des von der Bun- tel „Bundeswehreinheiten aus der Golfregion zurückzie- desregierung eingebrachten Entwurfs eines hen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes 14/8270 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussemp- (Art. 96) fehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss- – Drucksache 14/8994 – empfehlung ist gegen die Stimmen der PDS-Fraktion (Erste Beratung 236. Sitzung) angenommen. – Zweite und dritte Beratung des von der Bun- Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Beschluss- desregierung eingebrachten Entwurfs eines empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksa- Gesetzes zur Änderung des Gerichtsverfas- che 14/9435 zu dem Antrag der Fraktion der PDS mit dem sungsgesetzes Titel „Bündnisfall aufheben“. Der Ausschuss empfiehlt, – Drucksache 14/8978 – den Antrag auf Drucksache 14/8664 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – (Erste Beratung 236. Sitzung) Enthaltungen? – Auch diese Beschlussempfehlung ist ge- Beschlussempfehlung und Bericht des gen die Stimmen der PDS-Fraktion angenommen. Rechtsausschusses (6. Ausschuss) Jetzt kommen wir zur Abstimmung über die Be- – Drucksache 14/9425 – schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Norbert Röttgen 1) Anlage 2 Volker Beck (Köln) 2) Anlage 3 Rainer Funke 3) Seite 24479 Dr. Evelyn Kenzler