Rechtsextremismus Im Sport in Deutschland Und Im Internationalen Vergleich
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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen Vergleich Gunter A. Pilz Sabine Behn Erika Harzer Heinz Lynen von Berg Nicole Selmer Bonn 2009 Die Erstellung der Expertise wurde gefördert durch das Bundesministerium des Innern und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Impressum Autoren: Gunter A. Pilz, Sabine Behn, Erika Harzer, Heinz Lynen von Berg, Nicole Selmer Redaktion: Andrea Henkel & Sabine Stell Druck: Hausdruckerei des Statistischen Bundesamtes, Zweigstelle Bonn Erscheinungsort: Bonn Erscheinungsjahr: 2009 Inhalt Einleitung 7 Begriffsklärung 9 Methodik 11 Rechtsextremismus und Sport: zum aktuellen Forschungsstand 13 Rechtsextreme Erscheinungsformen im Sport: der Rechtsextremismus auf dem Weg in die gesellschaftliche Mitte? 17 Rechtsextremistische Erscheinungsformen im organisierten Sport und an seinen Rändern in Deutschland 27 Bekannte Fälle 27 Neue Vereinsgründungen durch Rechtsextremisten 28 Ehrenamtliche Tätigkeiten und Vereinsfunktionäre 31 Der Bereich der Sponsoren, Förderer und Unterstützer 34 Gezielte – schleichende – Infiltration von aktiven Sportlern in bestehende Vereine bzw. Versuch aktiver Teilnahme an Wettbewerben 34 Eigens organisierte Turniere von Rechtsextremisten, an denen auch in Verbänden organisierte Vereine teilnahmen 36 Relevante Sportarten, Regionen und Akteure 38 Dominante bzw. bevorzugte Sportart 38 Regionale Dominanz im Bundesvergleich 40 Regionale und sozialstrukturelle Rahmenbedingungen innerhalb der einzelnen Bundesländer 41 Charakterisierung der Akteure nach Alter und Geschlecht 42 Einschätzung der Bundes- und Landessportverbände zu der Entwicklung von rechtsextremistischen Erscheinungsformen im Sport 43 Die Aussagen der Landessportbünde 43 Die Aussagen der Bundesverbände verschiedener Sportdisziplinen 46 Beobachtungen zum Thema Rechtsextremismus und Sport aus dem Programm „kompetent. für Demokratie“ 50 Fazit 53 Rechtsextremistische Erscheinungsformen im Sport: Ansätze und Konzepte zu Prävention und Intervention 57 Förderliche Rahmenbedingungen 57 Präventions- und Interventionskonzepte zu Rechtsextremismus im Sport 61 Prävention 61 Intervention und Beratung 62 Good-practice-Beispiele 65 Neufassung der Sportanlagen-Nutzungsvorschriften in Berlin 66 „Fairplay im Fußball – Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt“ in Berlin 67 Mitternachtssport gegen Rechtsextremismus in Hessen 68 Satzungsänderung bei SV Concordia Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern 68 Vereinsberatung beim TV Jahn Schneverdingen in Niedersachsen 70 Broschüre „Rechtsextremismus im Sport – Nicht mit uns!“, Thüringen 72 (Modell-)Programme auf Bundesebene 73 Sport! Jugend! Agiert! 73 Am Ball bleiben – Fußball gegen Rassismus und Diskriminierung 74 Deutscher Fußball-Bund – Arbeitsgruppe für Toleranz und Anerkennung 75 „kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus 75 „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" 76 Fazit 78 Erscheinungsformen von Rechtsextremismus im Zuschauerverhalten 83 Auf den Zuschauerrängen von Stadion und Fußballplatz 84 Antisemitische und rassistische Transparente, Parolen und weitere Aktionen 85 Amateurfußball im Fokus 89 Die Situation jüdischer und migrantischer Vereine 93 (Unerwünschte) Verbindungen nach rechts 96 Zeichen der Modernisierung: rechtsextremer Lifestyle, Codes und Marken 101 „Du bist (für) Deutschland“ – Fans der Nationalmannschaft 104 Rechtsextreme Fanszenen – ein ostdeutsches Problem? 108 Gewalt von rechts 111 Neben dem Platz: Musik, Websites und Merchandise 116 Andere Sportarten: keine besonderen Vorkommnisse!? 120 Präventionskonzepte gegen Rechtsextremismus im Zuschauerverhalten 125 Rahmenbedingungen 126 „Keine Politik im Stadion“ 126 Die Rolle der Medien 130 Pädagogische Arbeit/Bildungsarbeit mit Fans 132 Chancen und Schwierigkeiten der pädagogischen Arbeit: Zielgruppen, Anlässe, Instrumente 133 Konkrete Beispiele 140 Aktionen von Fans 144 Das Beispiel Bremen 151 „Thor Steinar raus“ – (wie) funktionieren Kleiderverbote? 154 Aktivitäten vonseiten der Vereine 159 Erste Ergebnisse und Beobachtungen – Erfahrungen, Probleme, Perspektiven 162 Zahlen von Polizei und Verfassungsschutz zum Zusammenhang von Sport und Rechtsextremismus 167 Schwierigkeiten der Datenerhebung 167 Überschneidungen von Fan- und rechtsextremen Szenen 169 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund im erfassten Fußballsport 171 Zur Erfassung der Straftaten und ihre Nutzbarkeit für die Forschung 171 Straftaten im Zusammenhang von Rechtsextremismus und Sport 173 Aussagen der Verfassungsschutzämter 176 Mecklenburg-Vorpommern 176 Sachsen 176 Sachsen-Anhalt 177 Thüringen 177 Brandenburg 179 Rechtlicher Rahmen 183 Richtlinien 183 Stadionverbote 184 Meldesysteme 185 Ein Gütesiegel für Vereine 187 Situationsbeschreibungen zu Frankreich, Italien und Österreich 191 Frankreich 192 Italien 195 Österreich 197 Situationsbeschreibung 197 Präventionsprogramme 200 Daten- und Forschungslücken 203 Konsequenzen und Empfehlungen 205 Einschätzung der aktuellen Situation 205 Handlungsempfehlungen 207 Literatur 215 Anhang 219 Erklärung der Deutschen Sportjugend gegen Rechtsextremismus 219 Stadionordnung des FC Carl Zeiss Jena e. V. 219 Hausverbot für „rechte“ Kleidermarken 220 Auszug aus der Satzung des Landessportbundes Thüringen e. V. 221 Auszug aus der Satzung des Lübtheener Sportvereins Concordia 221 Muster-Zusatzklausel für Mietverträge 222 Materialien, die sich explizit auf das Thema Rechtsextremismus im Sport beziehen 222 Tagungen/Kongresse – Auswahl (seit 2006) 223 EM 2008: Kurzprotokolle Public Viewing an der Gilde-Parkbühne in Hannover 224 Einleitung Davon ausgehend, dass in allen gesellschaftlichen Gruppen rechtsextreme Meinungen und Einstellungen vorhanden sind – was entsprechende Untersuchungen der letzten Jahre erga- ben –, sollte auch dem Bereich des Sportes – und hier vor allem auch des innerhalb und außerhalb von Verbandsstrukturen stattfindenden Breitensportes – Aufmerksamkeit gewid- met werden. Da der Sport auch als Plattform genutzt wird, um rechtsextremistische Werte und Gedanken zu verbreiten, gilt es, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, mittels denen präventiv gegenüber Rechtsextremismus vorgegangen und bei Vorfällen erfolgversprechend interveniert werden kann. Vor diesem Hintergrund setzt sich die folgende Expertise zwei zentrale Ziele: Zum einen eine Situationsbeschreibung in Bezug auf rechtsextremistische Erscheinungsformen im Sport zu erstellen, die auf bundesweiter Ebene Auskunft über Vorfälle im Sport mit rechts- extremistischem Hintergrund gibt, und zum anderen Präventions- und Interventionskonzepte darzustellen, mit denen in Situationen interveniert bzw. rechtsextremen Erscheinungsformen vorgebeugt werden kann. Thematisch werden dabei sowohl Rechtsextremismus im organi- sierten Sport und an seinen Rändern als auch rechtsextremistische Erscheinungsformen im Zuschauer- und Fanverhalten untersucht. Diese Bestandsaufnahme zu Rechtsextremismus im Sport beruht überwiegend auf qualitati- ven empirischen Methoden. Aussagen über die tatsächliche Verbreitung solcher Befunde und eine Einschätzung der Gefahr, die für die Gesellschaft von diesen Erscheinungen ausgehen könnte, müssen deshalb vorsichtig formuliert werden und wären im Rahmen weiterer Untersuchungen zu prüfen. Auf Basis der Ergebnisse der Expertise werden Daten- und Forschungslücken benannt sowie Hinweise für gelingende Prävention von rechtsextremistischen Erscheinungsformen im Sport gegeben. Begriffsklärung Vorab soll Rechtsextremismus als gesellschaftliches Phänomen definiert werden. Zu einem 1 rechtsextremen Weltbild gehören nach Richard Stöss folgende Bestandteile: Autoritarismus, Nationalismus, Wohlstandschauvinismus, Rassismus, Antisemitismus und Pro-Nazismus. Hinzuzufügen sind hier noch das Streben nach ethnischer Homogenität und der Vorrang der 2 Gemeinschaft vor dem Individuum (Antiindividualismus). Die Akzeptanz von Gewalt zur Durchsetzung der eigenen Interessen und Vorstellungen ist ebenfalls ein Bestandteil von 3 rechtsextremistischen Ideologien. Heitmeyer definiert in seiner Studie Rechtsextremismus durch zwei Grundelemente – zum einen durch die Ideologie der Ungleichheit, die er als strukturell gewaltorientiert begreift, zum anderen durch die Akzeptanz von Gewalt als Handlungsform, als „normale“ Aktionsform zur Regelung von Konflikten. Unter rechtsextremistischem Verhalten werden Parolen, Sprüche, Symbolik etc. verstanden, die in diesem Sinne rechtsextreme Inhalte nach außen transportieren. Dabei ist noch nicht zwangsläufig etwas über die jeweiligen Einstellungsmuster gesagt, die einem solchen Ver- halten zu Grunde liegen – Diskrepanzen zwischen Einstellungsmustern und Verhaltensweisen sind möglich. Das ist insbesondere für Untersuchungen zu Zuschauer- oder Fanverhalten relevant. Als rechtsextrem definierte Straftaten wie beispielsweise das Tragen oder Zeigen von verfassungsfeindlichen Symbolen können aus einer gezielt politischen Motivation heraus erfolgen. Sie können in anderen Fällen aber auch beispielsweise als eine Provokation aus übersteigertem Männlichkeitsgehabe bewertet werden. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht kann durchaus eine von den Verfolgungsbehörden als rechtsextremistisch bzw. ver- fassungsfeindlich eingeordnete Straftat anders beurteilt werden und eine nicht-politische Motivation als Erklärung herangezogen werden. Solche Unterscheidungen können im Rah- men der Expertise nicht geleistet werden. Wichtig ist festzuhalten, dass von rechtsextremem Verhalten nicht immer auf entsprechende politische Einstellungen geschlossen