Ausgabe Nr. 17 märz 2019/adar 5779 Das Magazin Das Magazin der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands 03/2019

in dieser Ausgabe:

Hinter den Kulissen von Purim GENETIK IM JUDENTUM Ein gemäSSigter Aufruf bezüglich des Plauderns in der synagoge

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GruSSwort

Der Vorstand, der Vorstandsbeirat sowie alle Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands wünschen ihnen allen ein fröhliches Purim und ein koscheres und bedeutungsvolles Pessachfest.

Inhalt

Grußwort 2 Genetische Beweisführung 4 Genetische Familienplanung 7 Hinter den Kulissen von Purim 9 Die Gestetze von Purim 11 Pscht! Ein gemäßigter Aufruf bezüglich des Plauderns in der Synagoge 13 Neuer ord Vorstand wurde gewählt 16 GENETIK IM JUDENTUM Genetische Beweisführung Genetische Familienplanung 4

Genetische beweisführung

Wurde eine Straftat begangen, kann der Täter nun durch den Vergleich von DNA- Material aufgespürt werden. In vielen EU-Ländern können Personen, die unter dem Verdacht stehen, schwere Straftaten begangen zu haben, bereits dazu gezwungen werden, eine DNA-Probe abzugeben - obwohl dies einen schweren Eingriff in die Privatsphäre darstellt.

Vaterschaft der Mann sich weigert, eine solche Untersuchung Rabbiner durchführen zu lassen, gilt das als positiver Beweis Raphael In der aktuellen jüdischen Literatur wird der Vaterschaft. Evers auch die DNA-Forschung erläutert. Bei einem Vaterschaftsstreit wird ein biologisches Herkunftsgutachten erstellt. DNA-Tests, die Erster Vaterschaftstest bisher durchgeführt werden können, geben nur Die früheste Quelle der Blutuntersuchung als Aufschluss über eine mögliche Vaterschaft, aber Beweis der Vaterschaft wird in der berühmten keine hundertprozentige Sicherheit. Das Prinzip Arbeit von Jehuda ha-Chassid, Sefer des Herkunftsgutachtens beruht darauf, dass bei Chassidim (32:5), im Namen von Rabbi Saadia Gaon den Eltern die erblichen Merkmale ihres Kindes (10. Jahrhundert) beschrieben. Der Text lautet wie nachgewiesen werden müssen. Ein Mann kann folgt: "Es geschah einmal in der Zeit des gelehrten nicht der biologische Vater sein, wenn: Rabbi Saadia, des Sohnes Josefs, dass ein Herr mit Ihm und der Mutter zwei oder mehr Erbmerkmale seinem Sklaven nach Übersee zog. Er nahm eine des Kindes fehlen, oder: Menge Geld mit und ließ eine schwangere Frau dem Kind zwei oder mehr Erbmerkmale fehlen, zurück. In Übersee starb er und überließ sein Geld die ihm nur durch den biologischen Vater vererbt dem Sklaven. Der Sklave nahm das ganze Geld an worden sein können. sich und behauptete, der Sohn des Verstorbenen zu sein. Die zurückgelassene Frau hatte ein Kind. Durchführung der Untersuchung Als das Kind aufwuchs und hörte, dass sein Vater gestorben war, machte es sich auf den Weg, um Grundsätzlich kann das Gutachten auf alle sein Erbe von dem Sklaven, der nun dort mit einer erkennbaren Erbmerkmale zurückgreifen, deren Tochter eines bedeutenden Bürgers verheiratet Vererbungsmethode bekannt, vorschriftsmäßig war, zu retten. Der Sohn wagte nicht, etwas zu und unkompliziert ist. In der Praxis beschränkt man sagen, denn er hatte Angst, dass der Sklave ihn sich auf die Erbmerkmale in den Blutbestandteilen, töten würde. Auf der Rückreise blieb er im Haus da im menschlichen Blut eine Vielzahl von des Rabbi Saaida, der ihm zu Essen geben wollte. Erbmerkmalen nachgewiesen werden können, Doch sein Gast weigerte sich zu Tisch beizusitzen, welche die oben genannten Voraussetzungen bevor er seine Geschichte erzählte. Rabbi Saadia erfüllen. Bei einer solchen Blutuntersuchung hörte sich alles an und riet ihm, mit dem König zu werden von dem Kind, der Mutter und dem sprechen. So geschah es. Der König überließ Rabbi möglichen Vater Blutproben entnommen, um Saadia das Verfahren. Letzterer gab die Anweisung, die Anzahl der Erbmerkmale in ausgewählten, dem Sohn und dem Sklaven Blut abzunehmen. Er unabhängigen, genetischen Untersuchungen gab das Blut des Sohnes in eine Schüssel und das zu bestimmen. Diese können von Mensch zu Blut des Sklaven in eine andere. Dann nahm Rabbi Mensch unterschiedlich sein und werden auch Saadia einen Knochen des verstorbenen Vaters und Polymorphismen genannt. Diese Tests sind an legte ihn in die Schüssel mit dem Blut des Sklaven. DNA, Blutzellen, Bluteiweißstoffen und Enzymen Das Blut wurde jedoch nicht absorbiert. Danach durchzuführen. Bei der staatlichen Rechtsprechung legte Rabbi Saaida den Knochen in die Schale mit in ist die DNA Prüfung zur Vaterschaft als dem Blut des Sohnes. Der Knochen absorbierte positiver und negativer Beweis akzeptiert. Wenn 5

das Blut des Sohnes. Rabbi Saadia entschied dann, aus der leicht der wahre Sohn zu erkennen war. dass das Erbe dem Sohn gehört“. Drei Partner Das Schlagen am Grab Nichtsdestotrotz schreibt der Scha'arej Uziel (Rav Die Blutuntersuchung des Rabbi Saadia Gaon wird Ben-Zion Meir Hai Uziel - 1880-1953) Antwort II: auch in den Werken späterer Poskim (halachische 40:1:18 vor, dass man sich im Falle des Anspruchs Entscheidungsträger) diskutiert, darunter im Seder auf Alimente nicht auf wissenschaftliche Bluttests Eliyahu Rabba (Orach Chaim, Kapitel 568). Der Seder verlassen könne, weil unsere Weisen im Eliyahu Rabba des Rabbiner Elijahu Schapiro (Prag sagten: „Es gibt drei Partner, die zur Erschaffung 1660–1712) bezieht sich auf eine Episode aus dem eines Menschen beitragen: G'tt, Vater und Mutter. Mischna-Traktat Bava Batra (58a), in der es heißt, Der Vater gibt dem Kind die weißen Teile des dass Rabbi Benaa auch eine Art Vaterschaftstest Körpers, seine Mutter gibt ihm die roten Teile bei Dutzenden von Kindern gemacht hat, der des Körpers und G´tt gibt dem Menschen eine eher einem psychologischen Test glich. Der Fall Seele“ (Babylonischer Talmud, Traktat Nidda 31). geschah folgendermaßen: Kurz vor seinem Tod Laut Rabbiner Ben-Zion Meir Hai Uziel verliert hatte ein Vater in einem Testament bestimmt, dass jede wissenschaftliche Forschung an Wert, wenn nur sein einziger wirklicher Sohn von seinen zehn die Ergebnisse im Widerspruch zu Aussagen von Kindern erben solle. Seine Frau gab zu, dass der Talmud-Gelehrten stehen, durch die die Macht des Vater nur einen eigenen Sohn hatte. Die anderen Ruach HaKodesch (prophetischer Geist) sprach. Kinder hatten andere biologische Väter. Rabbi Aufgrund dieser talmudischen Aussage glaubt er, Benaa machte einen Test, um herauszufinden, wer dass das Blut von der Mutter und nicht vom Vater der echte Sohn war. Er befahl allen Kindern, auf stammt, so dass ein Bluttest nie in der Lage sein das Grab ihres Vaters mit Stöcken zu schlagen. Alle wird, die Vaterschaft nachzuweisen. Rabbiner Ben- machten sich auf den Weg zum Friedhof, bis auf Zion Meir Hai Uziel ist damit nicht allein. Seine einen Sohn, der, als er von Rabbi Benaa als wahrer Ansicht wird von Rabbi Jehoschua Ahronberg Sohn bestimmt wurde, das ganze Erbe erhalten und Rabbi Eliezer Y. Waldenberg, modernen sollte. Jerusalemer Autoritäten, gestützt. Dennoch zeigen Rabbi Elijahu Schapiro wundert sich, warum mehrere andere Quellen, dass Rabbi Schlomo Rabbi Benaa den Bluttest von Rabbi Saadia Gaon, Salman Auerbach (20. Jahrhundert) glaubte, dass aus dem Talmud, nicht verwendet hat. In der diese Tradition der Erschaffung des Menschen Chidushim (Novel) des Rabbi Schmu' el Strason, nicht so wörtlich genommen werden sollte und schreibt er eine Antwort auf die Frage des Rabbi sich jedenfalls nicht auf die Blutgruppen bezieht. Elijahu Schapiro: „Der Bluttest des Rabbi Saadia Gaon ist ein schlüssiger Beweis, der im Falle des Zwei Lesarten, zwei Meinungen Rabbi Benaa bedeuten würde, dass die übrigen Die Frage, ob das Blut allein von der Frau oder neun Kinder Bastarde (Mamserim) seien.“ Rabbi auch vom Mann stammt, spaltet die Parteien Benaa wollte nicht, dass sie wegen seines Tuns im Schulchan Aruch, falls Kinder infolge der zum Bastard erklärt werden. Der Test von Rabbi Beschneidung sterben. Nach Annahme von Rabbi Benaa war nur eine psychologische Untersuchung, Josef Karo (1488-1575) stammt das Blut sowohl 6 vom Vater als auch von der Mutter, während sich auf eine solche Blutprobe allein zu verlassen, Rabbi Moses Isserles eindeutig davon ausgeht, wenn die Tora doch sagt, dass nur zwei Zeugen dass das Blut hauptsächlich von der Frau stammt. glaubwürdig sind. Eine mögliche Lösung für dieses Chatam Sofer gibt jedoch an, dass es keine Dilemma ist die Vorstellung, dass die Tora nur Meinungsverschiedenheit darüber gibt, ob das Blut dann zwei Zeugen verlangt, wenn Unsicherheit von der Frau kommt, aber dass Rabbi Josef Karo vorherrscht und Fakten geklärt werden müssen. glaubt, dass die Ursache der Säuglingssterblichkeit Bei klaren Fakten sind Zeugen sogar überflüssig. aufgrund der Beschneidung in einer allgemeinen, Wenn die Probe von Saadia Gaon tatsächlich körperlichen Schwäche und nicht so sehr an einer wissenschaftlich akzeptiert worden wäre, könnte Blutkrankheit liegt. Nach einer Aussage unserer sie ein schlüssiger Beweis sein, weil die Wahrheit Weisen (Mischna Edojot, II: 9) ist der Vater für die wissenschaftlich bewiesen wurde. Auch im körperliche Kraft des Kindes verantwortlich. Talmud finden sich verschiedene Beispiele für Darüber hinaus sollte darauf hingewiesen werden, diese Einschätzung, wie z. B. in Ketubot (16a) dass es zwei Lesungen im Talmud, Traktat Nidda, und Becherot (25b), in denen Zeugen als falsch gibt. In diesen wird über die Herkunft des Blutes angesehen wurden, wenn ihre Zeugenaussagen gesprochen. In einer Lesung heißt es, dass die gegen die klar erkennbaren Tatsachen gerichtet Mutter für das Rote des Menschen verantwortlich waren. ist, aus dem Haut, Fleisch, Haare und die Pupille im Auge stammen. Blut wird darin nicht erwähnt. Glaubwürdigkeit In einer zweiten Lesung wird jedoch das Blut In der rabbinischen Literatur des Mittelalters im Körper, welches von der Mutter erschaffen – als die Mediziner noch nicht ihrer Arbeit aus wurde, erwähnt. Außerdem sollte zwischen wissenschaftlichen Aspekten nachgingen – gab Blut- und DNA-Tests unterschieden werden. Bei es viele Diskussionen darüber, ob den Worten Blutuntersuchungen steht die Vergleichbarkeit der Ärzte getraut werden darf (Siehe Tur Jore von Blutgruppen im Vordergrund, während DNA- Dea 187; Pitchej Teschuwa Jore Dea 187:30; Sdej Tests an Blutbestandteilen durchgeführt werden, Chemed IX: 5). Chatam Sofer (Responsa Jore Dea die Vergleichbarkeit zwischen Blutgruppen spielt 158 und 175) zum Beispiel glaubt, dass es nicht dabei keine Rolle. immer möglich ist, sich auf die Einschätzung eines Arztes zu verlassen. Schem Arije (Responsa Widersprüchliche Befunde Ewen haEzer 112) ist jedoch der Meinung, dass die Ich habe Chacham Uziels Meinung aus seiner Ärzte glaubwürdig sind, wenn man ihnen selbst Arbeit Scha'arej Uziel zitiert, dass wissenschaftliche zuschauen kann. Forschung, wenn sie im Gegensatz zur jüdischen Dies bedeutet, dass klar erkennbare Tatsachen als Tradition steht, ignoriert werden müsse. Es schlüssige Beweise akzeptiert werden können. ist interessant, dass es zu diesem Thema Das würde bedeuten, dass Blutuntersuchungen, unterschiedliche Meinungen gibt. Maimonides aus denen zu ersehen ist – basierend auf der (More Newuchim I11:14; vgl. Responsa Taschbatz Grundlage statistischer Berechnungen, bei denen I: 163-165) schreibt, dass die wissenschaftlichen viele Eltern und Kindern untersucht wurden – dass Erkenntnisse in den Zeiten des begrenzt in den allermeisten Fällen die Blutgruppe des waren. Die Weisen übernahmen die Ansichten Kindes der Blutgruppe eines Elternteils entspricht, der Gelehrten aus ihrer Zeit. Wissenschaftliche sicherlich entscheidend wären. Ein Kind, dessen Erkenntnisse, die im Talmud aufgezeichnet Blutgruppe nicht der eines Elternteils entspricht, wurden, waren keine Frage von Tradition oder trifft nicht auf die Mehrheit - „Row‘ - der Fälle zu. Prophezeiung. Dennoch schreibt Rabbi Isaac Bar Die Vaterschaft ist also nicht erwiesen. Wenn dies Scheschet (14. Jahrhundert) in seinem Responsa bereits bei Blutuntersuchungen der Fall ist, so ist Riwash (Kapitel 447), dass man sich bei einem dies sicherlich bei den DNA-Tests der Fall, bei denen Kampf zwischen Talmud und Wissenschaft nicht die statistische Genauigkeit wesentlich höher liegt. auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse verlassen Die Annahme, dass das Jüdische Gesetz davon kann und deshalb dem Rat unserer Weisen folgen ausgeht, dass ein Kind der Sohn oder die Tochter muss. des rechtlichen Vaters ist, beruht auf der Annahme, dass dies in der Regel der Fall ist. Zwei Zeugen legte Rabbi Saaida den Knochen in die Schale mit dem Blut des Sohnes. Der Knochen absorbierte In Anbetracht der Blutprobe des Rabbiners Saadia das Blut des Sohnes. Rabbi Saadia entschied dann, Gaon könnte man sich fragen, wie es möglich war, dass das Erbe dem Sohn gehört“. 711

Genetische Familienplanung Wohl wenige Väter und Mütter hat das Schicksal so hart getroffen wie Rabbiner Josef Eckstein und seine Frau: Vier ihrer Kinder starben im frühen Alter am Tay- Sacks Syndrom. Bei aschkenasischen Juden ist die Anlage zu dieser Erbkrankheit überproportional verbreitet - innerhalb weniger Jahre nach der Geburt führt sie zu Muskelschwund, Erblindung und schließlich zum Tod.

Rabbiner Damit anderen jüdischen Eltern diese furchtbare bei Juden überproportional häufig vererbten Raphael Erfahrung erspart bleibt, gründete Eckstein 1980 Nervenerkrankungen wie Morbus Canavan, Evers in New York die Organisation »Dor Yeshorim« – ein das Gaucher-Syndrom, auch Morbus Gaucher Institut, das streng vertrauliche genetische Tests an genannt (eine Störung des Fettstoffwechsels) Heiratswilligen vornimmt. Wenn sich ein erhöhtes und Mukoviszidose. All das sind schwere und Risiko für die Weitergabe von Erbkrankheiten durch zum Teil tödlich verlaufende Erkrankungen, die die Verbindung ergibt, empfiehlt das Institut, von unvorstellbares Leid über die betroffenen Kinder einer Heirat Abstand zu nehmen. und ihre Eltern bringen können. Was 1980 noch ein Tabubruch war, ist vor allem Ich selbst habe in meinem Umfeld zwei Mal erlebt, in der angelsächsischen orthodoxen jüdischen dass ein Kind an Tay-Sachs litt und später daran Welt bei einem Schidduch inzwischen so gut wie starb. Wer einer solchen Erfahrung zuvorkommen Standard. Doch obwohl »Dor Yeshorim« längst kann, sollte dieses auch tun. Ich rate jungen kein Monopol mehr auf diesem Gebiet hält – viele Menschen daher, einen Test in einem frühzeitigen medizinische Einrichtungen, ob jüdisch oder nicht, Stadium der Beziehung durchzuführen, so dass bieten inzwischen Gentests für heiratswillige die Verbindung noch ohne großen Herzschmerz Paare an –, lassen sich die meisten Juden vor ihrer abgebrochen werden kann. Dann bleibt der Eheschließung nicht auf Erbkrankheiten testen. Schmerz beschränkt – und der Liebeskummer Für viele, vor allem für Nichtreligiöse, passt ihre kann bei weitem nicht verglichen werden mit dem Vorstellung von Liebe nicht zu einem Gentest – sie Leid, das ein krankes Kind erfährt und verursacht. wollen die Wahl ihres Partners nicht allein von einer Doch natürlich gibt es auch Kritiker an Gentests »Garantie« für gesunde Kinder abhängig machen. für Paare. Francis Collins, Direktor des Zentrums Das liegt möglicherweise auch daran, dass Tay für Genetische Untersuchungen in Bethesda, Sacks – aufgrund der inzwischen weitverbreiteten Maryland, schrieb dazu in der New-York Times: Tests, heute so gut wie nicht mehr vorkommt. Wir Wenn in einer bestimmten Gruppe Druck ausgeübt wissen mittlerweile, dass die Krankheit vor allem werde, sich genetisch untersuchen zu lassen, bei aschkenasischen Juden vorkommt – und nur entstehe sehr schnell der Zustand, dass es zu einer in einer Gruppe, bei der einst Familienmitglieder Pflicht wird, egal ob man das möchte oder nicht. In untereinander geheiratet haben. Anbetracht dessen, dass immer mehr Gene auf die Doch es geht bei weitem nicht nur um Tay Sacks. Liste kommen, bestehe bei Betroffenen die Gefahr, Etwa 13 Prozent der Aschkenasim tragen Gene in dass sie keinen Partner mehr finden können. sich, die potenziell zu schweren Krankheiten führen Der klinische Gen-Experte N. Löschet () können. Und auch bei sephardischen Juden finden hält dagegen: „In West-Europa kann sich sich entsprechende Gene. Ich persönlich denke jedes Individuum auf bestimmte genetische deshalb, dass jeder Jude und jede Jüdin, die an eine Abweichungen untersuchen lassen. Und wir klären Heirat denkt, sich genetisch testen lassen sollte – auch darüber auf, was es bedeutet, Träger zu sein. ganz egal, ob man aschkenasischer, sephardischer Dabei wird auch die Möglichkeit einer pränatalen oder anderer Herkunft ist. Dieser Meinung sind Diagnostik besprochen“ - also die Möglichkeit, um übrigens auch halachische Autoritäten der am Anfang der Schwangerschaft zu untersuchen, sephardischen Gemeinschaft in Israel. ob der Fötus betroffen ist – um einen Abbruch zu Die heute möglichen Gentests erfassen diverse, erwägen. Heiratsempfehlungen sieht der Experte dagegen nicht als seine Aufgabe an. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Sollte Familienplanung zwingend mit genetischer Beratung verbunden sein? Ich bin der Meinung, dass Gentests auch in Zukunft freiwillig sein sollten. Den Partnern muss die Wahl überlassen werden, welche Entscheidungen sie mit dem Ergebnis verbinden möchten. Genetisches Screening darf nicht dazu missbraucht werden, die Kosten des Gesundheitssystems zu mindern oder um jeden Menschen mit einer „Abweichung“ zu einer „unerwünschten Person“ zu erklären. Außerdem halte ich individuelles Screening nicht zu heiraten. Doch diese Entscheidung bleibt generell für geeigneter als „Massentests“, weil den Ehekandidaten überlassen. Durch diese junge Menschen unter schweren Druck geraten absolute Vertraulichkeit werden emotionale und könnten, sich über ihre Ergebnisse mit anderen soziale Probleme soweit wie möglich vermieden – auszutauschen. ebenso eine Stigmatisierung ganzer Familien. Das System, das Dor Yeshorim in New York Doch vernünftige Partner mit Kinderwunsch entwickelt hat, erscheint mir in dieser Hinsicht bis sollten nicht erst warten, bis sie ein Kind wollen, heute vorbildlich: Die Teilnehmer erhalten nach sondern sich bereits zu Beginn ihrer Beziehung einer Blutuntersuchung einen sechsstelligen Code, Sicherheit verschaffen. unter der ihre genetische Information gespeichert Übrigens wurde bereits im Talmud über wurde. Ein Mann und eine Frau, die bei dem Institut genetische Themen diskutiert. Die Entwicklung anrufen, bekommen, nach der Nennung ihrer und Umsetzung medizinischer Kenntnisse ist Code-Zahlen sowohl anderer persönlicher Daten, ein biblischer Auftrag – auch in präventiver die Angabe, ob ihre möglichen Nachkommen Hinsicht. Dürfen wir genetisches Screening oder einem Risiko ausgesetzt sind. Gentherapien durchführen? Das Judentum steht Am Tag der Untersuchung muss jeder eine positiv dazu. Einverständniserklärung der Eltern abgeben Jeder sollte sich genetisch aufklären und screenen und eine eigene Einverständniserklärung, sowie lassen, bevor er oder sie Kinder bekommt. eine zweite Karte, auf der eine Identitätsnummer Natürlich haben auch kranke Menschen Recht auf vermerkt ist. Alles, was untersucht wird, wird Kinder, aber Eltern müssen alles tun, damit ihre vorab mit dieser eigenen Identitätsnummer Kinder optimal aufwachsen. Deshalb haben Eltern versehen. Die Röhrchen mit Blut werden ins Labor auch die Pflicht, alle medizinischen Möglichkeiten geschickt. Die Ergebnisse werden ausschließlich zu nutzen, besonders, wenn es ihre Kinder betrifft. mit der Identitätsnummer in eine Datenbank Jeder verantwortungsbewusste Mensch muss alles eingespeist. Jede Mitteilung der Ergebnisse wird tun, um Kindern so viele Entfaltungsmöglichkeiten doppelt untersucht. Selbst die Mitarbeiter, der wie möglich zu bieten und körperliche oder kontrollierenden Organisation, kennt die Identität psychische Probleme, soweit wie möglich, der Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht. auszuschließen. Ansonsten halte ich Elternschaft Ob und welche problematischen Gene jemand für unverantwortlich. trägt, also Einzelheiten, wird den Teilnehmerinnen Natürlich gibt es kein Gesetz, das Menschen nicht mitgeteilt. Denn ob Krankheitsträger oder verbietet, Kinder zu bekommen. Aber das nicht - wer seinen eigenen Status kennt, könnte heißt nicht, dass Eltern für das körperliche bei einer Vermischung von Ergebnissen aus der und seelische Wohlsein ihrer Kinder nicht eine Datenbank auch die potenzielle Krankheit des riesige Verantwortung tragen. Auch Eltern mit beabsichtigten Ehepartners erfahren. Dieses Krankheiten haben selbstverständlich das Recht würde die Vertraulichkeit untergraben. auf Nachwuchs, das Recht, Kinder zu bekommen. Kurz vor einem ernsthaften Ehevorhaben werden Jedoch müssen sie versuchen, die Zukunft ihrer die Identitätsnummern mit den Tagen und Kinder so „gut“ wie möglich und frühzeitig zu Monaten der jeweiligen Geburten der Beteiligten organisieren. Und wenn sie rechtzeitig von einem in den Computer eingespeist, um zu erfahren, ob Risiko erfahren und dennoch heiraten wollen, die potentiellen Partner eine „gesunde Mischung“ haben sie auch die Möglichkeit, sich für andere bilden können. Sind beide Träger einer Erbkrankheit, Formen der Elternschaft – wie etwa für eine erhalten die beiden Beteiligten den Rat, einander Adoption – zu entscheiden. 3

Rabbiner Unser jüdischer Kalender hat viele Benjamin Kochan unterschiedliche Feiertage. Einige feiern wir, weil der Ewige es durch die schriftliche Lehre befohlen hat, Hinter Andere, weil Er sie uns durch die Weisen vermittelt hat. Zu der letzten Kategorie gehören Chanukka und den Purim. Beide sind Feiertage, die an Zeiten erinnern, in denen sich besondere Ereignisse zutrugen. Das Kulissen jüdische Volk hat eine sehr reichhaltige und ergreifende Geschichte. Für uns gab es eine Vielzahl bedeutender von Ereignisse in den vergangenen 3000 Jahren. Was macht aber genau diese zwei Episoden unserer Volksbiografie so außergewöhnlich, Purim dass es unseren Weisen so wichtig war, diese im jüdischen Kalender und Volksgedächtnis durch alljährliche Feiertage zu verankern. 10

Lassen sie uns insbesondere den kommenden umkehrte. In dem Moment, als Achaschwerosch Feiertag Purim genauer betrachten, um diese Haman seinen Siegelring übergab, um damit die Frage zu beantworten. Vor ungefähr 2500 Vernichtung des jüdischen Volkes zu besiegeln, Jahren veranstaltete König Achaschwerosch war der Grundstein der Teschuwa, der Umkehr, eine gigantische Feier, zu der alle bedeutenden gelegt. Die enorme Wirkung einer Prophezeiung Persönlichkeiten der damaligen Zeit, einschließlich darf nicht unterschätzt werden. In ihrer Klarheit ist der Juden, die dieses Kriterium erfüllten, die weltliche Auswirkung des g‘ttlichen Gerichts eingeladen waren. Diese Begebenheit führte und seiner absoluten Gerechtigkeit (Midat zu einer Diskussion unter den Juden, ob man haDin) jedoch nicht zu übertreffen. Die drohende dieser Einladung folgen sollte. Einerseits war es physische Gefahr hatte das Volk schlussendlich politisch ungeschickt, vermutlich sogar gefährlich dazu bewogen, Teschuwa zu machen. eine königliche Einladung abzulehnen. Hinzu Die Juden damals hatten keinen Zweifel daran, kam, dass auf die besonderen Bedürfnisse der dass das Urteil, welches Haman über die jüdischen Gäste Rücksicht genommen wurde, Juden verhängte, seinen Ursprung in G´ttes indem für koschere Verpflegung gesorgt wurde. Gerichthof hatte, weil Sein Volk vom rechten Weg Rabbiner Dagegen sprach jedoch nicht nur die Tatsache, abgekommen war. Der einzige Weg, dieses zu Benjamin Kochan dass die Festlichkeiten genau 70 Jahren nach widerrufen war deswegen, ihre Taten gründlich der Vertreibung der Juden aus dem Lande Israel zu analysieren, die Fehler zu finden und sie zu stattfinden sollte, sondern auch, dass bei der korrigieren, um zu G´tt zurückkehren zu können. Mahlzeit die Gefäße aus dem vom babylonischen Nur so konnten sie den Plan Hamans aufhalten. Reich zerstörten Tempel benutzt werden würden. Das Zeichen, das König Achaschwerosch durch In dem Moment, als diese Geste, insbesondere durch deren Art und Achaschwerosch Haman seinen Weise, für die Juden setzen wollte, war eindeutig. Einer der größten Gegner einer Zusage war Siegelring übergab, um damit die Mordechai. Seine Position konnte er jedoch nicht Vernichtung des jüdischen Volkes zu durchsetzen. So kam es, dass die Juden diese besiegeln, war der Grundstein der Einladung annahmen. Teschuwa, der Umkehr, gelegt. Einige Jahre später stellte Achaschwerosch einen Mann namens Haman an die Spitze seiner Regierung. Haman hasste Mordechai und sein Volk So können wir verstehen, warum es unseren zutiefst und überzeugte den König alle Juden in Weisen so wichtig war, Purim als ein Feiertag für seinem Reich zu vernichten. Zu diesem Zwecke alle Zeiten einzuführen. Die Bedeutsamkeit dieser gab er Haman seinen königlichen Siegelring. Ereignisse für uns besteht darin, zu verstehen, Der Talmud berichtet in dem Traktat Megilla dass wir unser Leben aus der richtigen Perspektive (14a): „R.Abba b. Kahan sagte: Das Abziehen des betrachten müssen. Alle Widrigkeiten, die uns auf Siegelringes bewirkte mehr, als die achtundvierzig unserem Weg durchs Leben befallen, kommen Propheten und sieben Prophetinnen, die Jisrael von „Oben“. Sie haben den Zweck uns sanft predigten; sie alle bekehrten sie nicht zum Guten, und ab und an nicht ganz so sanft zum rechten während das Abziehen des Siegelringes sie zum Weg zurückzuführen. Egal, ob es ein Nachbar Guten bekehrte.“ Es scheint unklar, was gemeint ist, der mir etwas Unangenehmes gesagt hat ist, denn was vermag eine größere Wirkung auf oder der Chef der ungerecht zu mir ist oder gar das jüdische Volk zu erzielen, als ein Prophet, feindliche und antisemitische UN Resolutionen: der das Wort G´ttes verkündet. Rav Wolbe, als Jude soll ich die Ursache, für die G´ttlichen einer der bedeutendsten Rabbiner des letzten „Erziehungsmaßnahmen“ in mir selbst suchen. Jahrhunderts, gibt eine interessante Erklärung Diese Betrachtungsperspektive unseres Lebens für die Aussage des Gelehrten R.Abba b. Kahan. führt dazu, dass wir G´tt in unserem Leben und vor Selbstverständlich habe eine Prophezeiung allem in unserem Alltag sehen und spüren können. einen unbeschreiblichen Einfluss. Ein Mensch, Ich wünsche uns allen, dass das Purimfest uns hilft der diese hört, könne nicht einfach unberührt das Prisma unserer Lebenswahrnehmung richtig und unverändert bleiben. Dennoch war es keine einzustellen und somit unseren Alltag mit Glauben Prophezeiung, die bewirkte, dass die gesamte zu füllen. Generation Teschuwa machte, also von ihrem Weg Purim sameach! 11

die Gesetze von Purim

Der Monat Adar

„Sobald der Monat Adar kommt, soll man die Freude vermehren.“ Die Freude des Purimfestes, vor allem über die Erlösung des jüdischen Volkes, erfüllt den ganzen Monat Adar mit einer besonderen Freude.

Der Halbe Scheckel

Als der Tempel noch stand, musste jeder männliche Jude alljährlich einen halben Scheckel (Silbermünze) dem Tempel spenden, damit dieser davon die öffentlichen Opfer bezahlen konnte. Jedes Jahr im Adar wurden alle Juden daran erinnert. Da heutzutage leider der Tempel nicht mehr steht, gedenken wir diesem Gebot, indem wir Geld an Bedürftige spenden. Die Aufforderung zu spenden wird in der dreimal wiederholt. Aus diesem Grund ist es Brauch geworden, drei „halbe“ Münzen der Landeswährung, sprich drei 50 Cent Münzen, zu spenden. Dieses geschieht normalerweise entweder noch am Fasten Esthers oder am Abend von Purim.

Das Fasten Esthers

In den Zeiten von Esther und Mordechai haben sich die Juden am 13. Adar versammelt um sich vor ihren Feinden zu schützen. An diesem Tag haben sie alle gefastet und zu G’tt gebetet, dass er ihnen beistehe. Im Andenken daran fasten auch wir heutzutage an diesem Tag. In Erinnerung an Esther wird dieser Tag als Fasten Esthers (Ta´anit Esther) bezeichnet. Es ist sehr wichtig, dass wir an diesem Tag verstehen und dass wenn man ernsthaft zu G’tt betet, Er einen erhört und in schweren Zeiten einem beistehen wird, genau wie in der Purimgeschichte. 12

Purim

Der Name Purim kommt vom Wort „Pur“ (Lose), welche Haman geworfen hat, um das Datum festzulegen, an dem alle Juden hätten umgebracht werden sollen. Diese sind auf den 13. Adar gefallen. Da G’tt uns in Seiner Barmherzigkeit gerettet hat, feiern wir am Folgetag, also den 14. Adar, das Purimfest. Mordechai hat vier Mitzwot, vier Gebote, damals eingeführt, um an das Geschehene zu erinnern:

1. Das Lesen der Megillah

Das Buch Esther beschreibt die Vorkommnisse, als Haman plante, alle Juden zu vernichten und wie G’tt uns alle errettete. Wir lesen die Megilla vor allem, um G’tt unsere Dankbarkeit zu zeigen. Wir lesen die Megilla insgesamt zweimal, einmal am Abend und einmal am Morgen. Frauen haben die gleiche Verpflichtung, die Estherrolle zu hören wie Männer. Es ist äußerst wichtig, jedes einzelne Wort bei der Vorlesung zu hören. Wenn man ein paar Wörter nicht richtig mitbekommen hat, sollte man schnell diese Wörter selber lesen. Da dieses für manche nicht leicht ist, ist es noch wichtiger als sonst in der Synagoge still zu sein. Der Vorbeter spricht drei Segenssprüche über das Lesen der Megilla. Jeder Einzelne soll die Absicht haben, sich seiner Verpflichtung durch den Vorbeter zu entledigen, indem er ihm zuhört. Einige haben den Brauch, dass beim Lesen des Namen Hamans man Krach macht, um sein Andenken auszulöschen. Hierbei sollte man aber nicht übertreiben.

2. Mischloach Manot (Essensgeschenke)

Die zweite Verpflichtung an Purim ist, anderen Juden Essensgeschenke zu machen. Der Hauptgedanke hierbei ist, die Freundschafft und das Zusammenhörigkeitsgefühl unter den Juden zu stärken. Man hat seine Pflicht erfüllt, wenn man einem Juden jeweils zwei Lebensmittel schenkt, die direkt essbar sind (also nicht roh, wenn sie nicht roh essbar sind). Es ist besonders gut, wenn man die Geschenke nicht direkt überreicht, sondern einen dritten bittet, das Geschenk zu übergeben.

3. Matanot Le’ewejonim (Almosen)

Es ist eine sehr wichtige Mitzwa an Purim jüdischen Armen Almosen zukommen zu lassen. Die Definition, wer genau den Status eines Armen hat, ist etwas komplizierter. Daher ist es ratsam, sich an ihren Rabbiner mit dieser Frage zu wenden.

4. Das Purimfestmahl

Man ist verpflichtet, an Purim eine feierliche Mahlzeit einzunehmen. Aus praktischen Erwäg Gründen sollte man nach erst nach dem Nachmittagsgebet anfangen. Es wird einem als gute Tat angerechnet, wenn man bei der Mahlzeit mehr Wein als normalerweise konsumiert. Dabei soll man aber nicht über die Stränge schlagen. Es ist Brauch, während des Purimmahls religiöse Lieder zu singen und Wörter der Tora zu sprechen. 13 Gastbeitrag

PScht! Ein gemäßigter Aufruf bezüglich des Plauderns in der Synagoge

Ob Sie kommen, um mit G‘tt oder ihren Freunden zu sprechen – die Synagoge ist der Platz für Sie. Es gibt einen alten Scherz über einen Atheisten, der jeden Schabbat zur Synagoge geht und sich neben seinen Freund Ginsburg setzt. Eines Tages fragt jemand den Atheisten, wieso er zum G’ttesdienst kommt, wenn er doch nicht an G’tt glaubt. Seine Antwort lautet: “Ginsburg geht zur Synagoge, um mit G’tt zu sprechen – Ich gehe in Rabbiner die Synagoge um mit Ginsburg zu sprechen. Efrem Goldberg Die Realität ist, dass es viele Gläubige gibt, die es ist absolut zulässig. Obwohl die Mischna Berura in die Synagoge kommen, um mit Beiden – G’tt (66:3) klar ist, dass wir diesem Brauch heutzutage und ihren Freunden, von denen sie die Meisten nicht folgen, erklärt uns die Mischna in Berachot im Laufe der Woche nicht gesehen haben, zu 13a, dass bei der Überleitung zwischen den sprechen. Das ist verständlich, und es ist auch der Paragraphen des Schema Israel Gebetes, jemand Grund, weshalb die meisten Kampagnen gegen nicht nur aus Angst pausieren und grüßen kann, das Sprechen in der Synagoge entweder schon zum Beispiel die Erwiderung eines Grußes eines bei der Einführung scheitern, oder es ihnen nicht Königs, der ihn zum Tode verurteilen könnte, wenn gelingt, für einen nachhaltigen Effekt zu sorgen - der Gruß unbeantwortet bliebe, sondern auch auch wenn viele Kampagnen für eine kurze Zeit jemanden aus Respekt grüßen kann. Der Rambam eine Wirkung erzielen. erklärt es so, dass mit „aus Respekt” die eigenen Also was kann getan werden, um diese Epidemie Eltern gemeint sind, jedoch versteht Raschi es in zu heilen? Manche äußern den Wunsch nach einem einem breiteren Kontext. harten Durchgreifen, einer Nulltoleranzpolitik. Und so muss jede Bemühung, die „Epidemie” der Andere weisen das Problem zynisch ab und exzessiven und störenden Rederei in der Synagoge reagieren mit großer Empörung auf die Idee, dass zu behandeln, mit der Erkenntnis beginnen, dass jemand über das Recht verfüge, sie darum zu Menschen aus vielerlei Gründen zur Synagoge bitten, mit dem Reden aufzuhören oder Richtlinien kommen. Zwar kommen die meisten, um mit G’tt diesbezüglich einzuführen. Aber, wie die meisten zu sprechen, sie erscheinen jedoch ebenfalls, um Themen, muss der Sachverhalt des Plauderns in der sich mit ihren Freunden zu treffen. Synagoge mit Feinheit und Realismus, aber auch Außerdem kann eine Synagoge, die versucht, gleichzeitig mit Entschlossenheit und Optimismus Menschen zu erreichen und eine warme und behandelt werden. willkommende Atmosphäre für Neuankömmlinge Der Ort, an den wir kommen, um zu beten, heißt herzustellen, schlichtweg keine Nulltoleranzpolitik, Beit Haknesset, eine „Halle” der Versammlung und die als kalt, herzlos und abschreckend empfunden des Zusammenkommens. Jeder bezieht Energie wird, haben. vom anderen, wir kommen dorthin, um eine Was kann also getan werden? Akzeptieren wir Rabbiner Verbindung zueinander herzustellen und es ist einfach, dass Leute in der Synagoge während des Efrem eine unrealistische Erwartungshaltung, dass wir G’ttesdienstes miteinander reden, wie sie es schon Goldberg ist dies tun würden, ohne einen Gruß auszutauschen getan haben, seitdem der G’ttesdienst instituiert Rabbiner der oder uns an einer zumindest kurzen Konversation wurde? Boca Raton zu beteiligen. Wir können es nicht! Es steht zu viel auf dem Synagogue Die Halacha erkennt, dass wenn Menschen Spiel, es gibt viel zu viele Dinge für die wir beten, und Mitglied des Rabbincal einander sehen, auch wenn jemand inmitten zu viele Menschen, die sich auf uns und unsere Council of seines Gebets ist, dass ein Gruß nicht einfach nur innigen Gebete verlassen, viele Kinder, die von uns America erträglich ist und hingenommen werden muss – lernen und deren Augen auf uns gerichtet sind. Ich Gastbeitrag

verspreche Ihnen, dass jemand in ihrem Bereich, Der Tziach, Rabbiner Jechezkel Landau schreibt: vielleicht sogar in ihrer Reihe sitzt, der verzweifelt „Es gibt keine größere Auflehnung gegen den für ein Kind betet, mit einer bedrückenden König der Welt, als in Seinem Heiligtum, in Seiner Diagnose zu kämpfen hat, der sich einsam fühlt Präsenz zu sprechen. Gespräche während des oder jemand, dessen Ehe oder Finanzen in G’ttesdienstes, ist wie einen Götzen im Tempel zu einer Notlage sind, jemand der sich mit inneren platzieren.” Unruhen oder gar einer Depression quält, oder Der Chafetz Chaim (Mischna Berura 124:27) zitiert ein Familienmitglied eines dieser Personen G‘tt für den Kol Bo: „Wehe den Leuten, die während des eine positive Wendung sein Herz ausschüttet. G’ttesdienstes sprechen. Wir trauern um viele Eine Redensart besagt: Wenn du in die Synagoge G‘tteshäuser, die wegen dieser Sünde zerstört kommst, um zu reden – wohin gehst du dann, um worden sind. Es sollte Leute geben, die auf das zu beten? Allerdings ließe sie sich auch korrigieren: Beheben dieses Problems angesetzt werden.” Wenn du in die Synagoge gehst, um zu reden – Wir dürfen und können dem nicht nachgeben. wohin sollen dann deine Freunde und Nachbarn Aus diesem Grund schlagen wir vor, gewisse gehen, um zu beten? Abschnitte des G’ttesdienstes zu bestimmen, bei denen ein kollektiver Konsens darüber herrscht, Der Ort, an den wir kommen, um sich zu bemühen, nicht durch Sprechen zu stören, zu beten, heißt Beit Haknesset, eine jedoch gleichzeitig offen und tolerant zu bleiben, „Halle” der Versammlung und des dass während anderen Zeiten Leute ein paar Worte miteinander austauschen. Zusammenkommens. Jeder bezieht Wir haben zwei Teile des G’ttesdienstes bestimmt, Energie vom anderen, wir kommen zu denen wir alle dringlich bitten, vom Sprechen dorthin, um eine Verbindung abzusehen: zueinander herzustellen Der Schulchan Aruch schreibt, dass derjenige, der während Chasarat Haschatz, der Wiederholung der Der Chatam Sofer (Derashot 2:309) schreibt, dass Amida durch den Vorbeter, spricht, Konsequenzen nur Synagogen, die wahrhaftig Häuser des Betens erleiden muss, die „zu schwer zu ertragen sind”. und nicht der Konversationen sind, in Israel in Wir alle können uns verpflichten, ab Borchu bis hin der Messianischen Ära wiedererbaut werden. zum Ende der Wiederholung durch den Vorbeter 15

während Schacharit (dem Morgengebet), und kommen. Es ist das Mindeste, um respektvoll vom Anfang der stillen Amida bis hin zum Ende unseren Freunden und Nachbarn gegenüber zu der Wiederholung bei Mussaf und Mincha, nicht sein. zu sprechen. Das Kaddisch ist eines unserer heiligsten Gebete. Es kann nur in der Anwesenheit eines Minjans Was kann also getan werden? gesagt werden und ist so bedeutungsvoll, dass in Akzeptieren wir einfach, dass Leute einem Fall, in dem man vor die Wahl gestellt wird, in der Synagoge während des entweder auf die Keduscha oder das Kaddisch zu G’ttesdienstes miteinander reden, antworten, man auf das Kaddisch antworten soll. (Mischna Berura 56:6). Der Talmud (Berachot 57a) wie sie es schon getan haben, lehrt, dass derjenige, der “Jehei schmej rabbah...” seitdem der G’ttesdienst instituiert antwortet, sich seines Platzes in der kommenden wurde? Welt sicher sein kann. Während dieser bestimmten Abschnitte nicht zu sprechen, ist vom jüdischen Gesetz Wenn Trauernde das Kaddisch sagen, zollen vorgeschrieben. Aber, sogar für jene, die sich nicht sie damit einem Nahestehenden, den sie verbunden fühlen zu beten, nicht die Präsenz des verloren haben, Tribut. Wenn andere um sie Omnipotenten und sich nicht an diese bestimmten herum plaudern, ist es nicht nur unhöflich und Gesetze gebunden fühlen – während dieser unfreundlich, sondern vielmehr ein Affront Abschnitte des G’ttesdienstes nicht zu sprechen gegen die Erinnerung ihres Familienmitgliedes. ist einfach etwas, was jede anständige Person tun Wir alle können und müssen uns bemühen, leise würde. zuzuhören und mit Enthusiasmus zu antworten, Das Sprechen während dieser Teile des während das Kaddisch gesagt wird. G’ttesdienstes ist nicht nur respektlos G’tt Zweieinhalb Stunden in einem Raum voller gegenüber, es ist darüber hinaus unfreundlich, Freunde ist eine sehr lange Zeit um auf Plaudereien unempfindlich und grausam jenen gegenüber, zu verzichten. Manchmal sehen wir jemanden die versuchen sich darauf zu konzentrieren, und wir haben ihm eine Nachricht zu übermitteln, Haschem ihre innigen und fokussierten Gebete etwas Wichtiges zu teilen, oder sogar ein bisschen darzulegen. Es ist eine gravierende Verletzung von Liebe oder Hilfe anzubieten. Wir empfehlen zwischenmenschlicher Gradlinigkeit. herzlichst jedem, der sich „gezwungen” fühlt zu Wenn man nicht sprechen würde, während man reden, zur Eingangshalle hinauszugehen, um bei einer einer Show, der Oper oder im Kino ist, sich dort zu unterhalten. Über jemanden, der egal wie gelangweilt und abgelenkt man auch hinausgeht, um eine Konversation zu führen, sein möge, wie kann man nur gedenken zu reden, soll nicht geurteilt werden, diese Person sollte während Leute um einen herum inmitten einer vielmehr bewundert werden. Konversation mit G‘tt sind, sogar auch wenn du Aber derjenige der sich unterhält, während sein fertig bist? Es ist schon so schwierig genug, uns mit Nachbar mit G‘tt kommuniziert, oder während die unseren Gebeten zu verbinden, sich auf die Worte Trauernden der Gemeinde das Kaddisch in Ehren zu konzentrieren und so zu fühlen, als wenn wir ein ihrer verstorbenen Lieben sagen, verdient ein intimes Rendezvous, unter besten Bedingungen, Urteil – nicht wegen ihres mangelnden religiösen mit unserem Schöpfer erlebt haben. Es zu tun, Einsatzes, sondern wegen ihres Mangels an während Leute in unserer unmittelbaren Nähe Respekt ihrem Mitmenschen gegenüber. miteinander plaudern, ist beinahe unmöglich. Die Quintessenz ist, dass ihre Gemeinde ihre Hilfe Nicht zu sprechen bis zum Ende von Chasarat braucht. Bitte treten Sie der Bewegung bei und Haschatz, einschließlich der Zeit von unserer verpflichten Sie sich, wenigstens während dieser Konklusion der stillen Amida bis zu der Zeit in Punkte des G’ttesdienstes nicht zu sprechen. der wir auf den Chasan warten, ist machbar. Es Dieses Verdienstes wegen mögen all unsere ist realistisch und eine faire Erwartungshaltung Gebete zum Guten erhört werden und mögen wir denjenigen gegenüber, die zum G’ttesdienst G’ttes größten Segen verdienen. 1416

Neuer ord Vorstand wurde gewählt

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz und Lebenserfahrung immer unterstützt hat Deutschland, ORD, hat in ihrer turnusmäßigen und uns dadurch bei wichtigen Entscheidungen Mitgliederversammlung, am Sonntag, dem 27. das Gefühl gegeben hat, den richtigen Weg November 2018 den amtierenden Vorstand, einzuschlagen.“ Rabbiner Avichai Apel, Frankfurt, Rabbiner Zsolt Balla, Leipzig, und Rabbiner Yehuda Pushkin, Neben Rabbiner Avraham Radbil, Osnabrück, Stuttgart, von den Mitgliedern der Orthodoxen und Rabbiner Julian-Chaim Soussan, Frankfurt, Rabbinerkonferenz Deutschland, im Amt Rabbiner Shimon Großberg, Hanau, die erneut in bestätigt. den Vorstandsbeirat gewählt wurden, kam nun auch Rabbiner Moishe Halpern, Berlin, hinzu. Rabbiner Jakov Ebert, Würzburg, welcher viele Jahre der ORD als Mitglied des Vorstandes und Im Rahmen der ordentlichen des Vorstandbeirats gedient hat, verzichtete Mitgliederversammlung wurde ebenfalls über aus persönlichen Gründen auf eine erneute verschiedene Punkte der Geschäftsordnung Kandidatur. Stellvertretend für alle Anwesenden beraten und beschlossen die Amtsperiode des dankte Rabbiner Apel Herrn Rabbiner Ebert für Vorstandes und des Vorstandsbeirats von zwei die mehr als zehnjährige Unterstützung mit den auf vier Jahre zu verlängern, um hierdurch eine Worten: „Mit Rabbiner Ebert verliert die ORD bessere Kontinuität und Planungssicherheit zu einen wichtigen Berater, der uns durch Weisheit haben.

MAzal tov Die ORD gratuliert:

Rabbiner Josef Chaim Bloch, Frau Danziger und der Regensburger Gemeinde zur festlichen Einweihung einer neuen Synagoge und eines Gemeindezentrums.

Rabbiner Elisha Portnoy zur seiner Chuppa mit Katja Bruria Novominski.

Rabbiner Jehuda Puschkin und Familie מרים מושקא zur Bat Mizwa ihrer Tochter

Der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs zu der Einführung einer neuen Tora Rolle

Der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach zur Einführung einer neuen Tora Rolle

Rabbiner Shlomo Afanasev und Familie zur Geburt einer Tochter

An die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland VIA Telefax: +49-221-92156019 oder Chamez Verkauf 2019 per E-Mail: [email protected] Roonstrasse 50 50674 Köln Annahmeschluß Deutschland 19.04.2019 um 9:30 Uhr VOLLMACHT Ich/wir, der/die unterzeichnete(n) Verkäufer erteile(n) hiermit der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, mit Sitz in der Roonstrasse 50, 50674 Köln, vertreten durch die Herrn Rabbiner Avichai Apel und Rabbiner Zsolt Balla oder Rabbiner Yehuda Zalman Pushkin oder jedem anderen Rabbiner, der Mitglied der ORD ist, den Auftrag und die Vollmacht, an meiner/unserer Stelle zu handeln und für mich/uns sämtliches in meinem/unserem Besitz befindlichen5775 Chamez vor Pessach 5779 zu verkaufen. Ausdrücklich ist auch dasjenige Chametz eingeschlossen, das ohne mein Wissen sich an untenstehender Adresse befindet. Das Chametz befindet sich an folgender

Adresse: ______

______(Postleitzahl) (Ort)

Empfehlenswerterweise sollten die betroffenen Lebensmittel möglichst an einem Ort sich befinden und spezifisch wie folgt in der Tabelle aufgeführt werden:

Bezeichnung des Chametz Genauer Ort der Aufbewahrung Wert ca. €uro (Lebensmittel, Schnaps, Liqueur, Medikamente usw.) (z.B. dritter Schrank links im Keller)

Der Ort, an dem der Chametz gelagert ist, wird dem nichtjüdischen Käufer des Chametz ab Erew Pessach bis ca. 15 Min.* nach Ende des Pessachfestes vermietet. Der Käufer hat das Recht, die Räumlichkeiten zu besuchen und den Chametz mitzunehmen. Falls Sie während Pessach abwesend sein werden, teilen Sie uns bitte mit, wo der Käufer des Chametz die Schlüssel beziehen kann.

Ort, wo die Schlüssel vorhanden sind: ______

Datum ______Unterschrift: ______

* ACHTUNG: Solange der Chamez nicht vom nichtjüdischen Käufer zurückgekauft wurde, ist es untersagt, die für den Chamez vermieteten Räumlichkeiten zu betreten und den Chamez zu verzehren. Nichtbeachtung dieser Regel ist nichts weniger als Diebstahl.

Impressum

Herausgeber Chefredakteur Mitarbeiter an dieser Ausgabe Copyright 2019 © Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland. ORD Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland Rabbiner David Geballe V.i.s.d.P. Rabbiner David Geballe Alle Rechte vorbehalten. Alle Inhalte (Texte, Bilder, Illustrationen) sowie deren Roonstrasse 50 — 50674 Köln Rabbiner Raphael Evers Anordnung unterliegen dem Schutz des Urheberrechtsgesetzes und anderer Telefon: 0221-92156020 Rabbiner Benjamin Kochan Schutzgesetze. Die Inhalte dürfen, auch Auszugsweise, nur mit schriftlicher Telefax: 0221-92156019 Design Rabbiner Efrem Goldberg Genehmigung des Herausgebers erfolgen und dieses nur im Rahmen der E-mail: [email protected] Marina Charnis Schrankenbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes vorbehaltlich weiterer Internet: www.ordonline.de anwendbarer Gesetze.