Informationsbroschüre der Gemeinde Leibertingen

Altheim

Kreenheinstetten

Leibertingen

Thalheim

Herausgegeben: von der Gemeinde Leibertingen, vertreten durch Hrn. Bürgermeister Armin Reitze

Ausgabe: vom April 2019

Redaktion: Gemeindeverwaltung / Evelyne Glocker

Weitere Mitarbeit: Hanna Blänkner und Hildegard Volk

Druck: Gemeinde Leibertingen

Inhalt:

Unsere Gemeinde stellt sich vor ab S. 5 Die Gemeindeverwaltung Leibertingen S. 7 Öffentliche Einrichtungen ab S. 8 Die örtlichen Vereine ab S. 12 Die wichtigsten Veranstaltungen S. 16 Tourismus in der Region ab S. 17 Unsere Geschichte ab S. 23 Gemeindeentwicklung ab S. 33 „Abraham-a-Sancta-Clara“ von Gunter Haug ab S. 43 „Burg Wildenstein…“ von Heinrich Güntner ab S. 56

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Grüß Gott, liebe Leserinnen und Leser!

Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen einige Informationen über unsere Gemeinde an die Hand geben, über ihre Entstehung, Entwicklung und Zukunftsaussichten.

Lesen Sie von unserer geschichtsträchtigen Vergangenheit, entnehmen Sie aktuelle Daten und Fakten und erhalten Sie Einblick in das vielfältige Leben hier in unserer Gemeinde.

Alle Informationen finden Sie auch auf der Webseite der Gemeinde unter www.leibertingen.de.

Mit dem Inhalt dieser Broschüre erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dies wäre auch in dieser gerafften Form kaum möglich, da es in einer Gemeinde mit vier Ortsteilen und einer bewegten Geschichte sicher noch Vieles zu erzählen gäbe, das den vorhandenen Rahmen überschreiten würde.

Wir laden Sie ein, sich vor Ort näher zu informieren, um sich einen persönlichen Eindruck von unserer Gemeinde hier in landschaftlich reizvoller Lage oberhalb des Donautales zu verschaffen. Ob Sie nun zu Gast auf Burg Wildenstein sind, oder eine unserer hervorragenden Gaststätten, Einrichungen und Betriebe besuchen oder eine unserer zahlreichen Veranstaltungen, wie etwa den jährlich stattfindenden Wildensteiner Jahrmarkt, das Familiendrachenfest oder die Schwäbischen Highlandgames, ein Besuch wird sich lohnen, ganz sicher.

Allen neuen Bürgerinnen und Bürgern, sowie Gästen aus Nah und Fern ein herzliches Willkommen hier bei uns in Leibertingen!

Ihr

Armin Reitze Bürgermeister

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Unsere Gemeinde stellt sich vor

Südlich des Donautales auf den Ausläufern der Schwäbischen Alb, die auch als Innerer Heuberg bekannt sind, umfasst die Gemeinde Leibertingen mit ihren vier Ortsteilen Altheim, Kreenheinstetten, Leibertingen und Thalheim eine Ge- markungsfläche von 47,20 Quadratkilometern. Sie reicht im Norden in das Donautal hinein, erstreckt sich aber von ihren höchsten Punkten bei etwa 865 Metern über dem Meeresspiegel hauptsächlich nach Süden in Richtung Bodensee und Alpen und fällt flach zum Hegau hin ab. Im Norden auf dem Jura gelegen, berührt sie im Süden bei Altheim gerade die Ausläufer der eiszeitlichen Endmoräne.

Gemarkungsfläche: Insgesamt: 47,20 qkm Waldfläche: 2.127 ha davon Gemeindewald: 713 ha Landwirtschaftl. Nutzflächen: 2.328 ha Siedlungs- / Verkehrsfläche: 265 ha

Einwohner (am 31.03.19): Insgesamt: 2.130 davon männlich: 1.083 davon weiblich: 1.047 im Ortsteil Altheim: 237 im Ortsteil Kreenheinstetten: 622 im Ortsteil Leibertingen: 675 im Ortsteil Thalheim: 596

Ergibt eine Bevölkerungsdichte von etwa 45 Einwohnern pro Quadratkilometer.

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Die Gesamtgemeinde Leibertingen wird vertreten durch Bürgermeister Armin Reitze und 12 Gemeinderäte.

Bürgermeisteramt Leibertingen Rathausstraße 4, 88637 Leibertingen, Telefon: 07466 / 9282-0, Fax 9282-99

Email: [email protected], Internet: www.leibertingen.de

Den Ortsteilen stehen vor

In Altheim: Ortsvorsteher Helmut Straub und 6 Ortschaftsräte

In Kreenheinstetten: Ortsvorsteher Guido Amann und 6 Ortschaftsräte

In Thalheim: Ortsvorsteher Hubert Stekeler und 6 Ortschaftsräte

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Die Gemeindeverwaltung Leibertingen

Bürgermeister Armin Reitze Grundstücks- und Bauplatzangelegenheiten, kommunale Hoch- und Tiefbauvorhaben Tel.: 07466 / 9282-11, E-Mail: [email protected]

Hauptamtsleiter Siegfried Müller Geschäftsstelle des Gemeinderats, Ortspolizeibehörde, Bauangelegenheiten, Personal Tel.: 07466 / 9282-21, E-Mail: [email protected]

Hanna Blänkner Pass- und Meldewesen, Redaktion des Gemeindeblattes, Friedhofangelegenheiten Tel.: 07466 / 9282-10, E-Mail: [email protected]

Evelyne Glocker Vorzimmer BM, Kinderhausangelegenheiten, Schülerbeförderung, Anmeldung z. ausserunterr. Betreuung, Org. “Hand in Hand”, Ferienprogrogramm Tel.: 07466 / 9282-23, E-Mail: [email protected]

Kathrin Schwanz Nahwärme Leibertingen und Kreenheinstetten Tel.: 07466 / 9282-22, E-Mail: [email protected]

Hildegard Volk Soziales, Grundbuch und Dienstbarkeiten, ELR-Schwerpunktgemeinde, Wahlen, Zweckverband Heubergwasserversorgung Tel.: 07466 / 9282-20, E-Mail: [email protected] 7

Öffentliche Einrichtungen nach alphabethischer Ordnung

Arzt Dr. med. Josef Grießhaber, Im Aispen 5, Kreenheinstetten, Telefon 07570 / 9110

Backhaus Thalheim Backfrau Maren Hahn, Telefon 07777 / 9398704

Büchereien (katholische öffentliche) Leibertingen im Rathaus: (Mo. 17.30 – 18.30 Uhr, außer in den Ferien) Thalheim im ehem. Rathaus: (Mi. 17.30 – 19.00 Uhr, außer in den Ferien)

Bürgerhaus Altheim Telefon 07777 / 939-636 Verantw.: Ortsvorsteher Helmut Straub, Telefon 07777 / 1460 Hausmeisterin: Rita Bühler, Telefon 07777 / 1007

Bürgerhaus Kreenheinstetten Telefon 07570 / 951-8580 Verantw.: Ortsvorsteher Guido Amann, Telefon 07570 / 1238 Hausmeister: Frank Weidle, Telefon 07570 / 326

Bürgerhaus Thalheim Telefon 07575 / 2641 Verantw.: Ortsvorsteher Hubert Stekeler, Telefon 07575 / 1604 Hausmeisterin: Maren Hahn, Telefon 07777 / 9398704

Bürgermeisteramt Leibertingen Rathausstraße 4, 88637 Leibertingen, Telefon: 07466 / 9282-0, Fax 9282-99 Email: [email protected], Internet: www.leibertingen.de

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Campinggarten Leibertingen – Naturbad und Campingplatz Betreiber: Tanja und Markus Klaus GbR, Beim Freibad 1, Thalheim, 88637 Leibertingen, Tel. 07575 / 209171, [email protected], Mail: www.campinggarten-leibertingen.de

Evangelische Kirche / Evangelisches Pfarramt Conradin-Kreutzer-Straße 17, 88605 Meßkirch Tel.: 07575 / 3661 E-Mail: [email protected]

Dorfhelferinnenstation Meßkirch-Leibertingen Einsatzleiterin Sabine Mutschler, Tel. 07575 / 209531

Forstdienststelle Leibertingen Revierförster Christoph Möhrle, Altheim, Telefon 07777 / 1743, Mail: christoph.moehrle@ LRASIG.de

Gedenkstätte Abraham a Sancta Clara Kleines Museum mit Informationen über den berühmten Barfüßermönch und kaiserlichen Hofprediger zu Wien. Besichtigung nach Anmeldung unter 07570 / 414 (Frau Berta Rudolf).

Hilfe von Haus zu Haus e.V. - Nachbarschaftshilfe Vorsitzende: Frau Monika Kohler, Brunnengasse 2, 88637 Buchheim, Tel. 07777 / 1732

Einsatzort Leibertingen / Kreenheinstetten: Frau Ute Schüle, Tel. 07466 / 910572

Einsatzort Thalheim / Altheim: Frau Eva Rist, Tel. 07575 / 926 673

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Katholische Seelsorgeeinheit Laiz-Leibertingen / Pfarrbüro Laiz Römerstr. 2, 72488 , Tel. 07571 / 52089, Mail: www.kath-laiz-leibertingen.de

Kinderhaus Sonnenschein Kreenheinstetten, Leitung: Frau Martina Fritz, Telefon 07570 / 494, Mail: [email protected]

Kinderhaus St. Jose“ Leibertingen, Leitung: Frau Petra Halmer, Telefon 07466 / 9280-70, Mail: [email protected]

Kinderhaus Wunderfitz Thalheim, Leitung: Frau Birgit Hartmann (Gesamtleitung) Telefon 07575 / 1870, Mail: [email protected]

Ortsverwaltung Altheim Ortsvorsteher Helmut Straub, Telefon 07777 / 939-635 oder 1460 Mail: [email protected]

Ortsverwaltung Kreenheinstetten Ortsvorsteher Guido Amann, Telefon 07570 / 266 oder 1238, Mail: [email protected]

Ortsverwaltung Thalheim Ortsvorsteher Hubert Stekeler, Telefon 07575 / 3398 oder 1604, Mail: [email protected]

Post Poststelle im Rathaus, Rathausstraße 4, 88637 Leibertingen

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Recyclinghof Leibertingen Öffnungszeiten: Freitag 13.30 - 17.00 Uhr, Samstag 9.00 - 12.00 Uhr, von Mai – Oktober auch mittwochs von 17.00 – 18.30 Uhr.

Sozialstation St. Heimerad e.V., Schloßstr. 22, 88605 Meßkirch, Tel. 07575 / 93135

Wildensteinschule Leibertungen Grundschule Rektor: Hubert Stekeler, Tel. 07575 / 1604 Rappenbühl 4, Telefon 07466 / 9282-40, Fax 9282-640, www.wildensteinschule.de, Mail: [email protected]

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Die örtlichen Vereine

Freiwillige Feuerwehr:

Gesamtfeuerwehr Leibertingen Kommandant Rainer Rudolf, Voradelberg 24, TH, Tel. 07575 / 926467

Abteilungswehr Altheim Kommandant Benedikt Stump, Palaststraße 6, AL, Tel. 07777 / 1304

Abteilungswehr Kreenheinstetten Kommandant Josef Steidle, Beim Sträßle 1, KR, Tel. 07570 / 554

Abteilungswehr Leibertingen Kommandant Christian Wolf, Rappenbühl 13, LB, Tel. 07466 / 0174 1982 602

Abteilungswehr Thalheim Kommandant Thorsten Liehner, Hinter den Gärten 3, TH, Tel. 0162 4341 489

Binokelclub „Unedur“ Vorstand: Helmut Straub, Hanfäcker 10, AL, Tel. 07777 / 1460

Festgemeinschaft Schwäbische Highlandgames Vorsitzender: Guido Amann, Panoramastr. 9, KR, Tel. 07570 / 1238 Fischerverein Leibertingen Vorstand: Norbert Häckl, Wolfbühl 21, LB, Tel. 07466 / 599

Fluggemeinschaft Leibertingen-Meßkirch e.V. Vorstand: Lothar Bix, Stockacher Straße 14, 88605 Meßkirch, Tel. 07575 / 2382 Förderverein Dorfgemeinschaft Altheim e.V. Vorstand: Klaus Martin, Thalheimer Straße 14, AL, 07777 / 8909050 Förderverein Freibad Thalheim Vorstand: Petra Hafner, Leitachhang 23, TH, Tel. 07575 / 209568

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Förderverein „Mehrzweckhalle Leibertingen e.V“ Vorstand: Markus Fürst, Bergwiese 14, LB, Tel. 0174 308 3851 Förderverein SC BAT e.V. Vorstand: Andreas Knoblauch, Thalweg 5, KR, Tel. 9518739

Förderverein Waldgeisterzunft Krenheinstetten e.V. Vorstand: Karl-Heinz Öxle, Langenharter Str. 5, KR, Tel. 07570 / 951089 Frauenkreis Kreenheinstetten Ansprechpartnerin: Gabriele Kastl, Am Herren Höck 1, KR, Tel. 07570 / 647 Frauenkreis Leibertingen Ansprechpartnerin: Brunhilde Biselli, Gäßle 3, LB, Tel. 07466 / 684 Gesangverein Liederkranz Thalheim Vorstand: Wilfried Knittel, Meßkircher Str. 7, 88637 Buchheim, Tel. 07777 / 7453 Gugge Kreenheinstetten e.V. Vorstand: Thomas Studerus, Donautalstr. 8, KR, Tel. 07570 / 576 Gugge Leibertingen e.V. Vorstand: Matthias Schwanz, Bergwiese 16, 88637 Leibertingen, Tel. 07466 / 9107279 Handels- und Gewerbeverein Leibertingen - Innerer Heuberg Vorstand: Bruno Willusch, Rößleweg 2, AL, Tel. 07777 / 920021 Kath. Bildungswerk Thalheim/Altheim Verantwortlich: Nicole Wurm, Sonnenhalde 5, TH, 07575 / 926280 Kirchenchor St. Pankratius Altheim Vorstand: Klaus Martin, Thalheimer Straße 14, AL, 07777 / 8909050 Kirchenchor Leibertingen Vorstand: Rolf Wiedenmann, Felsenweg 8, LB, Tel: 07466 / 545 Kirchenchor Thalheim Vorstand: Sandra Jäger, Leitachhang 9, TH, Tel. 07575 / 926407

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KLJB Altheim Vorstand: Adrian Allweyer, Thalheimer Straße 12, AL, Tel. 07777 / 9386995 KLJB Kreenheinstetten Vorstand: Samuel Rebholz, Schulstraße 2, KR, Tel. 07570 / 690 KLJB Leibertingen Vorstand: Paul Schmid Wildensteiner Straße 29, LB, Tel. 07466 / 1413 KLJB Thalheim Vorstandsteam, vertreten durch: Noemi Schalk, Schlössleweg 1, TH, Tel. 07575/4064 Kultur- und Tourismusverein Leibertingen e.V. Vorsitzender: Armin Reitze, Fritzenberg 2, LB, Tel. 07466 / 910124 Musikkapelle Thalheim e.V. Vorstand: Mathias Lautenbacher, Rorgenwieserstraße 21, 78576 Emmingen-Liptingen, Musikverein Kreenheinstetten e.V. Vorstand: Jochen Janke, Lindenstr. 17/1, KR, Tel. 07570 / 951461 Musikverein Leibertingen e.V. Vorstand: Henkenius Dirk, Zimmernstraße 30, Tel. 0151 / 287 26 161 Narrenverein Waldgeisterzunft Kreenheinstetten e.V. Vorstandsteam, vertreten durch: Daniel Mayer, Am Herren Höck 14, KR,el. 07570 / 6184539 Narrenverein Zimmerngilde Katzmallebach Leibertingen e.V. Vorstandsteam, vertreten durch: Martin Braun, Kreuzbühl 5, LB, Tel. 07466 / 487 Narrenverein Köhlerzunft Thalheim e.V. Vorstand: Johannes Schalk, Schlößleweg 1, TH, Tel. 07575 / 4064 SC Buchheim/Altheim/Thalheim e.V. Vorstand: Peter Molitor, Ulmenweg 22, Langenhart, 88605 Meßkirch, Tel. 07570 / 2199974 Schützenverein Altheim/Thalheim e.V. Vorstand: Andreas Kerber, Leitachhang 9, TH, Tel. 07575 / 926407

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Schwäbischer Albverein Vorstand: Dieter Sauter, Zimmernstr. 24, LB, Tel. 07466 / 1411

Skiclub Kreenheinstetten e.V. Vorstandsteam, vertreten durch: Roland Sprau, Panoramastraße 4, KR, Sportschützenverein Leibertingen e.V. Vorstand: Klaus Dieter Peschke, Ulmenstr. 16, 72488 Sigmaringen, Tel. 0173 270 33 30 Sportverein Kreenheinstetten-Leibertingen 1949 e.V. Vorstandsteam, vertreten durch: Andreas Knoblauch, Thalweg 5, KR, Tel. 07575 / 9518739 Tennisclub Kreenheinstetten e.V. Vorstandsteam, vertreten durch: Klaus Buck, Im Aispen 22, KR, Tel. 07570 / 1342 Turnverein Leibertingen e.V. Vorstand: Timo Fecht, Fritzenberg 3, LB, Tel. 07466 / 910490

VdK Ortsgruppe Kreenheinstetten-Leibertingen Vorstand: Lothar Lumb, Meßkircher Str. 23, KR, Tel. 07570 / 361

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Die wichtigsten Veranstaltungen

Kinderferienprogramm In den Sommerferien, Organisator: Gemeinde Leibertingen Vereine und private Veranstalter bieten den Kindern durch den Sommer hinweg tolle Freizeitangebote an.

Die Schwäbischen Highlandgames, Kreenheinstetten am ersten Sonntag im September; Veranstalter: Fest- gemeinschaft Schwäbische Highlandgames e. V. Wettkampf nach schottischer Vorlage mit mehreren Disziplinen.

Familiendrachenfest, Segelfluggelände Leibertingen am dritten Samstag und Sonntag im September, Veranstalter: Fluggemeinschaft Leibertingen Drachenflugtag mit Programm und mehreren Attraktionen.

Der Wildensteiner Jahrmarkt, Leibertingen am dritten Sonntag im September, Veranstalter: Kultur- und Tourismusverein Leibertingen und die Gemeinde Leibertingen. Mittelalterlicher Jahrmarkt mit traditionellem Handwerk, mittelalterlichen Spielen und vielen kulinarischen Lecker- bissen.

Viele weitere Veranstaltungen unserer Vereine finden Sie im aktuellen Veranstaltungskalender auf der Website der Gemeinde unter www.leibertingen.de.

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Tourismus in der Region

Die Lage unserer Gemeinde, hoch über der Donau charakterisiert unsere Landschaft. Mit dem wildromantischen Donautal im Herzen des Naturparks Obere Donau und vielen Sehenswürdigkeiten in allen vier Ortsteilen haben wir unseren Gästen Einiges zu bieten.

In Altheim ist nicht nur die St. Pankratius-Kirche eine Sehenswürdigkeit, auch der Jakobs-Pilgerweg führt an Altheim vorbei. In einer 42-Stunden-Aktion der dort ortsansässigen katholischen Landjugendbewegung wurde das Altheimer Teilstück des Pilgerweges kunstvoll ausgestaltet. Weiterhin finden Sie hier einen Skaterplatz, Streetball und einen Sportplatz vor.

In Kreenheinstetten wurde im Juli 1644 der berühmte Barfüßermönch und kaiserliche Hofprediger zu Wien Abraham a Sancta Clara mit seinem bürgerlichen Namen Ulrich Megerle im heutigen Gasthaus "Traube" geboren. Er hatte entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache. Sein Name war ein Markenzeichen für populär-unterhaltsame Predigttexte. In der ehemaligen Pfarrscheuer in Kreen- heinstetten wurde ihm zu Ehren ein kleines Museum eingerichtet. Weiterhin hat man dem Wiener Hofprediger nicht weit von der Kirche St. Michael entfernt ein über- lebensgroßes Standbild (1910) gewid- met.

Gedenkstätte Abraham a Sancta Clara Besichtigung nach Anmeldung unter Tel. 07570 / 414 (Frau Berta Rudolf).

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Die Kreenheinstetter sporttreibenden Vereine unterhalten außerdem im Winter einen Skilift, Skiloipen und im Sommer einen Tennis- sowie einen Sportplatz.

In Leibertingen lohnt auf jeden Fall ein Besuch des Walderlebnispfads bei der Burg Wildenstein. Er ist ca. 1,2 km lang und führt vom Wanderparkplatz am Ortsende von Leibertingen direkt vor die Tore der Burg Wildenstein. Der Großteil der Strecke ist mit Kinderwagen oder Rollstuhl gut befahrbar. Ein kleiner separater Teil führt durchs Gelände, hier wird der Besucher mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Auf der Strecke befinden sich 3 Grillstellen (eine davon hat Sitzgelegenheit für eine ganze Schulklasse) und eine Holzspielburg. Bei den verschiedenen Stationen wird der Waldbesucher in den Wald hineingeführt, ist Geschicklichkeit gefragt oder körperliche Anstrengung. Darüber hinaus kann sich der Besucher Wissen über Themen wie Baumwachstum, Waldboden, Wald- verjüngung, Waldbienen oder Entstehung des Donautals aneignen. Im Anschluss können Sie in der Burgschenke und im Innenhof der Burg Wildenstein, die seit den 1970er Jahren offiziell eine Jugendherberge ist, gemütlich verweilen oder Ihren Blick bei einem der Aussichtspunkte weit schweifen lassen.

Burg Wildenstein – Jugendherberge, Leitung Beatrice Lier und Thomas Heinrich, Tel. 07466 / 411

Auf dem Parkplatz der Jugendherberge erwartet Sie ein weiteres Highlight, unser Luchs Info-Point. Er informiert mit speziellen Schaukasten über diese faszinierende Tierart und deren Vorkommen im Donautal.

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Weitere Informationen über den Luchs Info-Point und den Naturpark Obere Donau sowie deren Erzeugnisse erhalten Sie im Haus der Natur, Wolterstraße 16, 88631 , Tel. 07466 / 92800

Weiterhin wird in Leibertingen von den entsprechenden Vereinen ein Segelfluggelände und ein Sportschützenhaus betrieben.

In Thalheim können Sie sich im Sommer, vor allem an den heißen Tagen, im gemeindeeigenen Naturbad in Thalheim abkühlen. Betreut und verwaltet wird die öffentliche und kostenlose Einrichtung von den Betreibern des anliegenden Campingartens.

Campinggarten Leibertingen / Naturbad und Campingplatz Betreiber: Tanja und Markus Klaus GbR, Beim Freibad 1, Thalheim Tel. 07575 / 209171, info@campinggarten- leibertingen.de, www.campinggarten- leibertingen.de

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Des Weiteren kann man in Thalheim in der Galerie Wohlhüter Kunst hautnah erleben. Wechselnde Ausstellungen und ein Outdoor Skulpturenfeld laden zum Verweilen ein.

Galerie Wohlhüter Kreuzstraße 12, 88637 Leibertingen-Thalheim, elefon: 07575 / 1370, www.galerie-wohlhueter.de

Weiterhin wird in Thalheim von entsprechendem Verein ein Sportschützenhaus betrieben.

Viele interessante und teils auch abenteuerliche Wanderwege finden Sie rund um die Teilorte der Gemeinde. Auch preisgekürte Wege sind dabei. Dem Leibertinger Ortsplan, welchen Sie bei der Gemeindeverwaltung erhalten, können Sie Routen der gut ausgeschilderten Wanderwege entnehmen.

Über die

Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH Am Seltenbach 1 78532 Tuttlingen, Tel. 07461 / 78016-75 erfahren Sie mehr über Wanderwege in der Region.

Unterkunftsmöglichkeiten finden Sie über unsere Gemeinde-Website www.leibertingen.de, die Tourismuszentrale der Stadt Meßkirch Conradin-Kreutzer-Straße 1, 88605 Meßkirch, Tel.: 07575 / 206-0, www.messkirch.de

oder über die Website der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH.

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Gaststätten:

Gasthaus zum Adler, Leibertingen Kreuzbühl 1, Tel. 07466 / 318

Gasthaus zur Traube, Kreenheinstetten Abraham-a-Santa-Clara-Straße 12, Tel. 07570 / 440

Reuterstüble, Thalheim Hohenzollernstraße 4, Tel. 07575 / 926536

Besuchen Sie auch unsere Homepage www.leibertingen.de.

Unter der Rubrik „Gemeinde“ und „Stärken-Schwächen- Analyse“ können Sie noch sehr viel mehr über uns erfahren.

Am 27. und 28. April 2018 waren in Leibertingen, Kreenheinstetten, Altheim und Thalheim kleine Gruppen junger Menschen unterwegs, die Siedlungsentwicklungen, natur- schutzwürdige Flächen, Tourismusangebote, landwirtschaft- liche Strukturen, Wirtschaft und Gewerbe und vieles mehr kartierten und Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Einschätzung der aktuellen Situation sowie der Chancen, Risiken und Zukunftsperspektiven ihrer Gemeinde befragten.

Die Studierenden der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg waren im Studiengang „Nachhaltiges Regional- management“ eingeschrieben. Dieser Studiengang hat zum Ziel, Expertinnen und Experten für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume auszubilden. Die Studieninhalte vermitteln hierzu eine breite Basis an relevanten Fachkenntnissen, die von Geographie, Natur- und Umweltschutz über Tourismus bis zu Marketing und regionaler Wertschöpfung reichen.

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Unsere Geschichte

Altheim

Altheim ist der am südlichst gelegene und kleinste Ortsteil der Gemeinde Leibertingen. Es wurde erstmals im Jahre 768 erwähnt.

Als Ortsadel wird 1241 ein Soldat (Ritter) Heinrich von Altheim genannt. Die nahe Römerstraße und römische Ansiedlungen, ebenso wie auf vorrömische Zeiten hindeutende Grabfunde, beweisen eine Ansiedlung von Altheim seit langen Jahrhunderten.

Altheim befand sich im 8. Jahrhundert im Besitz des Klosters St. Gallen/Schweiz, vom 11. Jahrhundert an im Besitz des Klosters St. Georgen und seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Herren von Zimmern, von 1488 an im Besitz der Herrschaft

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Meßkirch, bis das Dorf 1534 durch Tausch an das Haus Österreich gelangte.

Im 18. Jahrhundert verlieh das Haus Österreich die Ortschaft den Grafen Schenk von Castel, zu deren Herrschaft Gutenstein und auch die Dörfer Ablach und Engelswies zählten.

Während die Herrschaft Gutenstein zugleich auch die Grund- und Niedergerichtsherrschaft ausübte, war das Haus Österreich aber Landesherr und überließ die Grafenrechte den Grafen von Sigmaringen. Bis 1806 war Altheim österreichisch, von 1806 bis 1810 württembergisch und von da an badisch. Verwaltet wurde Altheim seit 1813 vom Bezirksamt Meßkirch, von 1824 an vom Bezirksamt , von 1828 an vom Bezirksamt Stetten a.k.M., um 1842 wieder an das Bezirksamt Meßkirch überzugehen. Nach Aufhebung des Bezirksamtes Meßkirch im Jahre 1936 wurde Altheim vom Bezirksamt und später Landkreis Stockach verwaltet. Seit 1973 gehört Altheim zum Landkreis Sigmaringen.

Früher war Altheim eine eigene Pfarrei. 1265 wird ein Plebanus (Leutpriester) "de Altheim" genannt. 1345 wird von einem Pankratius-Gotteshaus zu Altheim geschrieben. Wahrscheinlich ist die Pfarrei mangels der Substentationsmittel im 30-jährigen Krieg untergegangen. Die Kirche in Altheim ist ein Kleinod, in dem besonders der Hochaltar mit der barocken Marienkönigin und das 1977 neu geschaffene Geläute erwähnt werden müssen. Die unter umfangreicher Beteiligung der Bevölkerung durchgeführte Renovation läßt seit einiger Zeit das Dorfkirchlein in neuem Glanz erstrahlen. Die Zimmersche Chronik weiß davon zu berichten, dass vor langer Zeit Wallfahrten hierher stattfanden.

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Kreenheinstetten

Kreenheinstetten wird in einer Urkunde des Grafen Perathold, die sich im Stiftsarchiv von St. Gallen befindet, im Jahre 793 mit der Ortsbezeichnung Hohundsteti erstmals urkundlich erwähnt. Auf eine Besiedlung in der Keltenzeit weisen fünf Grabhügel im "Straßenhau", einem Waldstück zwischen Kreenheinstetten und Langenhart, hin. Vorgefundene Siedlungsreste weisen auf die Hallstattzeit (800 - 450 v. Chr.) hin.

Der Ortsname Kreenheinstetten ist bis heute nicht klar gedeutet. Der Vorsatz "Krayen" scheint erst im Anfang des 12. Jahrhunderts hinzugekommen zu sein. Vielleicht kommt "Kreen" von "Grune" = hochgelegene Stätte, oder von "Krayen", weil die Herren von Hohenkrähen den Ort einmal besessen haben sollen.

Die Erforschung der Ortsgeschichte wird dadurch erschwert, dass im Jahre 1445 bei einer Fehde zwischen Josef Suerhoefel von Buchhorn und Hans von Bubenhofen ersterer ganz Kreenheinstetten durch Brand zerstören ließ (nur der Turm blieb erhalten), wobei alle Urkunden verloren gingen.

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Dennoch ist anzumerken, dass bei den Nachforschungen des aus Anlass der 1200-Jahrfeier erarbeiteten Buches "Im Schatten eines Denkmals" festgestellt wurde, dass über unseren Ort Kreenheinstetten umfangreiche Archivalien vorliegen. Vieles wurde in dem genannten Buch verwendet. Zu Zeiten der Erbauung von Kreenheinstetten gehörte dieses wahrscheinlich den Herren von Wagenburg auf dem Schloßfelsen. Später waren die Herren von Zimmern von 1516 - 1595 und die Herren von Fürstenberg von 1626 - 1806 die Besitzer. Im Jahre 1806 wurde Kreenheinstetten badisch.

Bekannt wurde Kreenheinstetten durch seinen berühmten Sohn Abraham a Santa Clara (1644 - 1709). Der wortgewaltige kaiserliche Hofprediger zu Wien war für seine urwüchsige, kernige und treffsichere Sprache bekannt. Im heutigen Gasthaus "Zur Traube" ist der nachmalige Augustiner- Barfüßermönch als achtes Kind eines Gastwirts geboren worden und erhielt den bürgerlichen Namen Ulrich Megerle. In der ehemaligen Pfarrscheuer ist seit kurzem ein kleines Museum eingerichtet. Dort ist neben allgemeinen kirchlichen Ausstellungsstücken der Lebensweg von Abraham a Santa Clara anschaulich dargestellt.

Mit einem überlebensgroßen Standbild südlich der Kirche, hat die Heimatgemeinde ihren großen Sohn geehrt. Am 15. August (Mariä Himmelfahrt) des Jahres 1910 wurde dieses meisterliche Denkmal eingeweiht. Weitere Einzelheiten über Abraham a Santa Clara sind im Anhang dieser Schrift zu finden.

Die Kirche mit ihrem wuchtigen Turm ist "St. Michael" geweiht. In die Zeit von 1778 bis 1782 datiert der heutige Kirchenbau, dessen Turm und deren Ursprünge viel älter sein dürften. Etliche Höfe im Ort sind noch in ihrem ursprünglichen Umfang und ihrer Ausgestaltung erhalten. Diese eindrucksvollen Fachwerkbauten zeugen auch heute noch von bäuerlichem Besitz und Stolz, sowie von handwerklichem Können. 26

Leibertingen

Mit der Endung -ingen gehört Leibertingen zu den Dörfern, die in der Zeit der allemannischen Landnahme (3. Jahrhundert n. Chr.) gegründet wurden. Die Höhlen an den Abhängen zur Donau waren bereits in der jungen Steinzeit (4000 - 1800 v. Chr.) menschliche Wohnstätten. Entsprechende Funde weisen auf eine Besiedlung in der Bronzezeit (1800 - 1000 v. Chr.), Grabhügel auf die Hallstattzeit (800 - 400 v. Chr.) und eine Viereckschanze auf die La Tenezeit (200 v. Chr.) hin. Urkundlich wird Leibertingen erst verhältnismäßig spät im Jahre 1275 erwähnt.

Bereits im Jahre 1567 ist in den Heiligenberger Rechnungsbüchern in Leibertingen eine Glashütte genannt. Im Jahre 1605 wird diese im Weiler Lengenfeld erwähnt, wo sie bis in die 50er Jahre des 17. Jahrhunderts bestand. Der starke Holzverbrauch dieser Glashütte hat den Charakter der Heuberglandschaft geprägt. Das Urbarmachen des Feldes für die Landwirtschaft korrespondierte mit dem Betrieb einer Glashütte. Daher wohl auch die Tatsache, daß Glashütten, nachdem das am Ort vorhandene Holz verbraucht war, an anderen Orten neu aufgerichtet wurden. Der Holzverbrauch für 27 eine Glashütte war enorm. Für 100 kg Glas wurden etwa 100 - 200 cbm Holz benötigt.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde auf Leibertinger Markung und in der weiten Umgebung nach Bohnerz gegraben und dieses auch teilweise im Tagebau gewonnen. Das Bohnerz wurde vorwiegend in das von 1672 - 1862 in Thiergarten betriebene Hammerwerk gebracht.

Noch im letzten Jahrhundert waren Köhler mit der Herstellung von Holzkohle beschäftigt. Nach weiteren Aufzeichnungen existierte von 1860 - 1880 in Leibertingen im heutigen Hause Xaver Knittel eine Ölmühle.

Die Leibertinger Kirche wurde, nachdem die alte entsprechend den Aussagen früherer Annalen zu klein geworden war, neu gebaut. Sie stand etwa am gleichen Platz wie die heutige, allerdings in Ost- West-Richtung. Im Jahr 1826 erfolgte unter Pfarrer Knecht die Benediktion der neuen Kirche und am 26. August 1833 wurde sie durch Weihbischof von Vikary geweiht und unter den Schutz der Apostelfürsten St. Petrus und St. Paulus gestellt.

Ganz in der Nähe der Pfarrkirche befindet sich das sogenannte "Pfarrhöfle", wohl eines der ältesten Gebäude in Leibertingen. In seinen Ursprüngen ist es ein sogenanntes "alemannisches Bohlenständerhaus". Nach umfangreicher Renovation ist dieses aus dem Jahr 1489 stammende Gebäude eine Bereicherung des Ortsbildes.

Zu allen Zeiten war das Geschick der Ortschaft Leibertingen eng mit der Burg Wildenstein verbunden. In einem Jahrbuch des Klosters Beuron wird diese 1077 erstmals urkundlich erwähnt. Die ersten Herren waren die Herren von Wildenstein. Mit Sicherheit darf angenommen werden, dass die günstige Lage schon früher zu einer befestigten Wohnstatt Anreiz

28 geboten hat. Nähere Einzelheiten über die Burg sind dem Anhang zu entnehmen.

Der Weiler Lengenfeld, dessen Name und Ursprung wohl eng mit der abgegangenen Burganlage Lengenfeld in Verbindung steht, gehört seit eh und je zur Ortschaft Leibertingen. Seit dem Jahr 1724 besitzt Lengenfeld eine eigene Kapelle. Sie ist der Hl. Ottilie geweiht. Um das Jahr 1924 erwirkte Pfarrer Spitzmüller sogar die Zelebrationserlaubnis für dieses kleine Kirchlein. Der aus weißem Sandstein bestehende Altarstein stammt aus der im Jahre 1777 abgebrochenen St. Nikolaus- Kapelle im nahegelegenen ehemaligen Oberstetten. Im Dachreiter hängt eine anno 1758 gegossene kleine Glocke, die noch täglich ihre Pflicht tut.

Thalheim

Thalheim wird erstmals im Jahre 1242 urkundlich erwähnt, aus Anlass eines Gütertausches der Klöster Wald und Reichenau. Die Gründung von Thalheim dürfte etwa im Jahre 750 als 29 fränkische Wehrbauernsiedlung im alemannischen Scherragau erfolgt sein. Ortsherren sind die Grafen von Sigmaringen, im 13. Jahrhundert die Grafen von Helfenstein-Sigmaringen, von Montfort und das Haus Habsburg, im 14. Jahrhundert Württemberg, im 15. Jahrhundert Werdenberg und von 1535 an das Haus Hohenzollern als österreichischer Lehensträger. Im Jahre 1805 erlischt die Lehenshoheit Österreichs. Der Ort gehört fortan zum fürstlichen Oberamt Sigmaringen, wird 1023 dem Obervogteiamt Beuron und 1830 dem fürstlichen und später preußischen Oberamt Wald zugeteilt. 1861 kommt Thalheim zum Oberamt und späteren Kreis Sigmaringen.

Bereits 1275 ist Thalheim Pfarrei und gehört zum Landkapitel Laiz-Sigmaringen. Etwa um das Jahr 1740 ließ Fürst Josef Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen das sogenannte Jagdschlösschen in Thalheim erbauen. Dieses Gebäude diente zunächst wohl vorwiegend dem zuständigen Jagdaufseher. Später wurde der zweigieblige verputzte Bruchsteinbau als Pfarrhaus und auch als Kindergarten verwendet. 1983 erfuhr das stattliche Gebäude unter den neuen Eigentümern, Familie Schalk, eine grundlegende Renovierung.

Das vom Hohenzollerischen Hofbaumeister Laur in den Jahren 1841/45 entworfene und erstellte Kirchplatzensemble mit Rathaus und Kirche im neugotischen Stil, sowie rechtwinkligen Achsenbezug beider Gebäude, prägt wesentlich das Bild des Ortsmittelpunktes, welchen die Thalheimer vor über 150 Jahren bewusst als Klammer zwischen Unter- und Oberdorf auf der damals noch „grünen Wiese“ neu gestaltet haben.

Auf dem Friedhof im Oberdorf steht noch der wuchtige quadratische Turm der aus dem 17. Jahrhundert stammenden ehemaligen Pfarrkirche. Er dient heute als würdige Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege.

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Die zwei eisernen Brunnentröge im Unter- und im Oberdorf geben noch Hinweis auf die beiden ehemals überlebenswichtigen öffentlichen Wasserplätze Thalheims aus der Zeit vor dem Anschluss an das Wassernetz der Heuberg Wasserversorgung im Jahre 1904.

Der Hl. Wendelin gilt in Thalheim als Ortspatron und auch heute noch wird seiner alljährlich am 20. Oktober mit einer feierlichen Wallfahrt gedacht. Der gute Ausgang einer Viehseuche im Jahr 1780 war Anlass für das Gelöbnis, ihm zu Ehren einen Festgottesdienst abzuhalten. Der in den Jahren 1983/84 mit viel bürgerschaftlichem Engagement zum Versammlungs- und Festsaal damals leerstehende Farrenstall erhielt so auch den Namen Bürgerhaus St. Wendelin.

Die Gesamtgemeinde Leibertingen

Die Gemeindereform 1975 hat aus den zuvor vier selbständigen Gemeinden Altheim, Kreenheinstetten, Leibertingen und Thalheim eine neue Gemeinde geformt. Das hört sich so ganz einfach an und ist vielleicht auch nur aus der Distanz der Jahre so leicht hin zu sagen. In der Zeit des Entstehens wurde vieles, was mit dieser Neubildung zusammenhing, sehr emotional behandelt. Zum 01.01.1975 hörten per Gesetz die bereits erwähnten selbständigen Gemeinden auf zu bestehen und die über den Zusammenschluss abgefassten Vereinbarungen erhielten Rechtskraft.

Bürgermeister Otto Martin aus Altheim, Anton Utz aus Kreenheinstetten, Erwin Wohlhüter aus Thalheim waren so die ersten Ortsvorsteher ihrer Ortschaften, die vereinbarungs- gemäß mit der Ortschaftsverfassung ausgestattet, in die zunächst mit dem vorläufigen Namen Leibertingen versehene Gemeinde eingingen. Bürgermeister Franz Riester,

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Leibertingen, wurde zum Amtsverweser für diese neue kommunale Vereinigung bestellt. Im Übergangsgemeinderat waren die Mitglieder aller vier bis dahin selbständigen Gemeinderatsgremien vereinheitlicht worden.

Die hauptamtliche Stelle des Bürgermeisters für diese neu gebildete Gemeinde mit ihren damals etwa 1.830 Einwohnern wurde im zeitigen Frühjahr ausgeschrieben. Einziger Bewerber war der frühere Bürgermeister und damalige Ortsvorsteher der nahe gelegenen Ortschaft Vilsingen, Heinrich Güntner. Er wurde mit einer überwältigenden Mehrheit gewählt und lenkte dann auch 24 Jahre lang, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1999, die Geschicke der Gemeinde.

Seit 1999 und bis zum heutigen Tag ununterbrochen ist Bürgermeister Armin Reitze die Gesamtgemeinde Leibertingen zuständig und brachte zwischenzeitlich viele neue Projekte auf den Weg.

In der anhängenden Aufstellung ersehen Sie die wichtigsten Projekte der Gemeinde seit der Gemeindereform in 1975.

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Gemeindeentwicklung

Die wichtigsten Projekte von der Gemeindereform 1975 bis zu aktuellen Projekten der Gemeinde Leibertingen

1975 Umgliederung des "Donauhauses" unterhalb Burg Wildenstein nach Beuron im Rahmen der Feinabgrenzung nach der Gemeindereform.

1976 wurden für den Ortsteil Leibertingen erste Planungen erarbeitet und mit der Förderung von Hausinstandsetzungen, auch im privaten Bereich, umfangreiche Investitionen getätigt. In der Folge kamen die anderen Ortsteile noch hinzu und das Fördervolumen wurde deutlich ausgeweitet.

Fertigstellung des Freibades in Thalheim.

1977 wurde das umgebaute Rathaus eingeweiht.

Errichtung einer Kläranlage für den Ortsteil Leibertingen. Tiefbaumaßnahmen in den einzelnen Ortsteilen schlossen sich an. So wurde beispielsweise in Kreenheinstetten Straßenzug um Straßenzug mit einem Ortskanal versehen. Daran schloss sich die Erneuerung der Wasserleitung und der Straßen- beleuchtung mit Straßenausbau an.

1979 Fertigstellung Baugebiet „Herren Höck“ in Kreenheinstetten.

Wanderweg und Kinderspielplatz auf Burg Wildenstein fertiggestellt. 33

1980 Verlängerung der Straße Leibertingen in Richtung Beuron vom Hochbehälter „Obere Kreuter“ bis zum „Steighof“.

1982 Fertigstellung des Ausbaus der Straße Leibertingen in Richtung Burg Wildenstein.

Beginn der Tiefbaumaßnahmen zur Abwasserbeseitigung in Kreenheinstetten.

1983 Gestaltung des Dorfplatzes in Leibertingen. Fertigstellung der „Raiffeisenstraße“ in Leibertingen.

1984 wurde die Entscheidung gefällt, für Kreenheinstetten an der Abzweigung der Lengenfelder Straße ein seinerzeit modernes Pumpwerk und Regenüberlaufbecken zu errichten und über den "Pfaffenbühl" mit einem Höhenunterschied von etwa 70 m eine Abwasserdruck- undfalleitung zu verlegen.

Neuer Wasserhochbehälter für Thalheim gebaut.

Fertigstellung des Bürgerhauses in Thalheim.

1985 Flurneuordnung Altheim und Leibertingen.

Großangelegte Pflanzaktion von Bäumen und Sträuchern in allen Ortsteilen.

1986 Neubau Schule und Turnhalle an der Grund- und Hauptschule Leibertingen ist fertiggestellt. 34

1987 Straßenausbau „Im Aispen“ Kreenheinstetten. Und Kanalisationsarbeiten „Im Oberdorf“ in Kreenheinstetten.

1988 „Birkenweg“ und „Sonnenhalde“ in Thalheim werden aus- gebaut.

1989 Baugebiet „Bergwiese“ in Leibertingen wurde erschlossen.

1990 „Schlößleweg“ in Thalheim und „Krimmstraße“ sowie die „Panoramastraße“ in Kreenheinstetten wurden ausgebaut.

1992 Kanalerneuerung in der „Zimmernstraße“ in Leibertingen.

Fertigstellung des Dorfgemeinschaftshauses in Leibertingen, in dem Bauhof und Feuerwehr integriert wurden.

1993 Kanal- und Wasserleitungen in der „Fred-Hahn-Straße“ in Leibertingen erneuert.

Neugestaltung der Ortsdurchfahrt Thalheim.

1994 Baugebiet „Hanfäcker“ und „Gutenbühlstraße“ in Altheim erschlossen.

1996 Das in kirchlicher Trägerschaft stehende Kindergartengebäude St. Josef Leibertingen wurde von der Gemeinde in der Ortsmitte neu gebaut. 35

Erschließung des Gewerbegebietes „Breite Süd“ in Leibertingen wurde auf den Weg gebracht.

1997 Umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten am gemeindeeigenen Kindergartengebäude Wunderfitz Thalheim.

In den Jahren 1998 bis 2001 wurde die Abwasserbeseitigung für die südlichen Ortsteile Thalheim und Altheim neu geregelt. Damit war es möglich, anstatt der beiden bis dahin vorhandenen Kläranlagen in Altheim und Thalheim, eine gemeinsame, moderne Anlage zu betreiben.

2001 - 2003 Die Gemeinde Leibertingen errichtete den Walderlebnispfad bei der Burg Wildenstein. In den Jahren 2009 und 2010 wurde der Walderlebnispfad um neue Stationen erweitert und auf den neuesten Stand gebracht.

2002 Baugebiet „Kreuzbühl“ in Leibertingen erschlossen.

Anbindung Tiefbrunnen und Hochbehälter an Fernwirkanlage in der Kläranlage Thalheim.

Renaturierungsarbeiten am Dorfbach in Altheim.

Leitungsbau der Abwasserdruckleitung von Leibertingen nach Kreenheinstetten bis nach Rohrdorf und von Leibertingen zur Burg Wildenstein.

Randsteinsanierung in der Ortsdurchfahrt Leibertingen.

2004 Die Kläranlage in Leibertingen musste aufgrund der neuen 36 technischen Anforderungen nach über 25 Jahren Betrieb grundlegend überholt werden. Daher wurde der Anschluss zur Kläranlage in Meßkirch vorgenommen.

Das aus der Zeit der Jahrhundertwende stammende Backsteinschulhaus in Kreenheinstetten wurde als Schulstandort aufgegeben und der Bau eines Bürgersaales in Kreenheinstetten begonnen. Fertigstellung in 2006.

Auslagerung des Bauhofs aus dem Dorfgemeinschaftshaus in das Gewerbegebiet in Leibertingen.

Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Wildensteinschule.

2005 - 2006 Umbau des Dorfgemeinschaftshauses in Leibertingen zum neuen Rathausgebäudes sowie Einbau einer Bücherei. Seitdem wird die Gemeinde in den neuen Rathausräumen verwaltet.

Erschließung des Baugebiets „Im Brühl – An der Leiten“ in Thalheim.

2007 – 2009 Abbruch Rathaus und Farrenstall in Altheim und Neubau des Bürgerhauses.

2009 Ausbau des außerunterrichtlichen Betreuungsangebotes an der Wildensteinschule mit Betreuung und Mittagessen- versorgung durch die Gaststätten zur Burg und Adler aus Leibertingen.

Im Rahmen der Energiewende sind die Kommunen nun verpflichtet, sich um die Bereitstellung von nachhaltiger und 37 erneuerbarer Energien zu bemühen. Minderwertige Flächen im Gemeindegebiet müssen dieser Energiegewinnung zugeführt werden. Die fast vollständig aufgeschüttete Erddeponie in Kreenheinstetten „Pfaffenstaig“ ist solch eine Fläche und wurde der EnBW für den Bau einer PV-Freiflächenanlage übergeben. Rund 2 bis 2,2 Mio. KWh produziert die Anlage pro Jahr. Bürger konnten sich an dieser Anlage innerhalb der Bürgerenergiegenossenschaft beteiligen.

2010 – 2014 In einem Zeitraum von rund vier Jahren wurde in Thalheim der Umbau des Freibads zum Naturbad in Thalheim umgesetzt. Fördermittel kamen vom Naturpark Obere Donau.

2010 Nach vielem bürgerlichem Engagement an Bürgertischen wurde im April 2010 für den Ortsteil Kreenheinstetten ein Förderantrag bei Melap+ gestellt. Von zahlreichen Projekten wurden zwei genehmigt: der neu zu gestaltende Dorfplatz vor dem Bürgerhaus sowie das Pilotprojekt „Kooperatives Wohnen Krimmstraße 5“.

Beitritt zur BLS-Breitbandversorgungsgesellschaft. Zeitgleich mit benachbarten Gemeinden wurde eine überregionale Glasfaserinfrastruktur zur Anbindung der Ortsteile Leibertingen, Kreenheinstetten und Altheim (Backbone) geschaffen, um das schnelle Internet bis an die Dörfer heranzuführen. Thalheim ist durch den schon vor Jahrzehnten geschaffenen Fernseh-Kabelanschluss bereits weitgehend zeitgemäß versorgt.

2011 Am 15.06.2011 fand der Spatenstich zum neuen Nahwärmenetz in Leibertingen statt.

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Leibertingen ist mit der Wildensteinschule und den Kinderhäusern nun eines von 156 neuen Bildungshäusern in Baden-Württemberg. Die Projektziele sind die intensive Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und der Grundschule.

Leibertingen brachte mit den Gemeinden Meßkirch, , Wald und den interkommunalen „Gewerbepark nördlicher Bodensee“ bei Messkirch-Rohrdorf auf den Weg.

2012 Die ersten von rund 110 Leibertinger Haushalte wurden ans Nahwärmenetz genommen. Mit der Anbindung an das Wärmenetz werden für die künftige Nutzung auch gleich Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude verlegt.

Durchführung einer Flurneuordnung auf der Gemarkung Thalheim.

2013 Vereinigung aller drei im Gemeindegebiet befindlichen Kinderhäuser unter kommunaler Trägerschaft. Zu dem bereits in Gemeindebesitz befindlichen Kinderhaus Wunderfitz in Thalheim reihten sich durch Übernahme noch die Kinderhäuser St. Josef Leibertingen und St. Michael (heute Kinderhaus Sonnenschein) Kreenheinstetten an. Das Betreuungsangebot konnte an allen drei Standorten erweitert werden.

Seit 01.11.2013 befindet sich im Rathaus die Postagentur, welche von Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung betreut wird.

2014 Neu gestartet wurde der Umbau der in der Wildensteinschule befindlichen Schulturnhalle zur Turn- und Festhalle.

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Fördergelder flossen von der Sportstättenförderung und von ELR. Fertigstellung war im Oktober 2015.

Seit 01.09.2014 ist im Rathaus eine Bankfiliale der Sparkasse integriert.

Kauf des Mehrfamilienhauses Kreuzbühl 14. Geplant war, das Haus umzubauen, um es für weitere Investoren attraktiv zu machen.

2015 Einstellung einer Köchin und Aufbau einer Schulküche an der Wildensteinschule aufgrund der Schließung der Gaststätte zur Burg, welche bislang die Schüler mit Essen belieferte. Weiterhin werden nun auch alle kommunal geführten Kinderhauseinrichtungen mit Essen versorgt. Die Mittagsbetreuung an der Schule und den Kinderhäusern konnte somit erweitert werden.

Die Kinder des Kinderhauses Sonnenschein in Kreenheinstetten durften am 19.04.2015 den Spatenstich für die Neugestaltung des neuen Dorfplatzes in Kreenheinstetten vornehmen, welche die Bürger Kreenheinstettens in Vorjahren an Bürgertischen geplant hatten. Das ELR-Förderprojekt wurde noch im selben Jahr vollendet. Die Einweihung fand am 27.09.2015 statt.

2016 Aufgrund gestiegener Flüchtlingszahlen wurden der Gemeinde Leibertingen neun Flüchtlinge für die kommunale Anschlussunterbringung im Gemeindegebiet zugeteilt. Es handelte sich hierbei um eine Familie mit sieben Kindern, die im 2014 erworbenen Gebäude Kreuzbühl 14 in Leibertingen unterkommen und bis 2017 betreut wurde.

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Das Personal der Kinderhäuser setzt sich derzeit aus sieben Erzieherinnen in Vollzeit und zehn Erzieherinnen in Teilzeit zusammen, außerdem gibt es noch eine Sprachförderkraft, welche gleichzeitig in Krankheitsfällen aushilft. Zwei Erzieherinnen befinden sich in Elternzeit. Seit November 2016 läuft in Leibertingen ein Montessori Diplom Kurs, bei dem zehn Erzieherinnen und eine Lehrerin aus den gemeindeeigenen Einrichtungen teilnehmen. Der Kurs endet mit schriftlichen und mündlichen Prüfungen im Juni 2019.

2017 Neugestaltung der Wildensteiner Straße und Herstellung einer Fußwegverbindung Richtung Burg Wildenstein.

Der „Naturpark Obere Donau“ in Zusammenarbeit mit dem „WWF Deutschland“ ließ auf dem Parkplatz der Burg Wildenstein den Luchs-Info-Point errichten. Die Gemeinde Leibertingen hatte den Baugrund zur Verfügung gestellt und war als Bauherr aufgetreten. Der Neubau war auch eine gute Gelegenheit, den gesamten Parkplatz bei der Burg Wildenstein zu überarbeiten.

Erschließung der Baugebiete „Herren Höck Nord“ in Kreenheinstetten und „Steigäcker“ in Altheim.

Beim Flächenverbrauch durch Projekte wie Straßenbau oder Neubaugebiete müssen Kommunen entsprechend ökologische Ausgleichsflächen bereitstellen. In Leibertingen konnten die beiden Baugebiete in Kreenheinstetten und Altheim in diesem Jahr nur deshalb umgesetzt werden, weil die Gemeinde diesen ökologischen Ausgleich dadurch darstellen konnte, dass Teile des Gemeindewaldes dauernd aus der normalen Bewirtschaftung herausgenommen wurden. Die dadurch entstandenen Bannwälder sind künftig für die forstliche Nutzung tabu. Dadurch erzielte die Gemeinde etwa 360.000 Ökopunkte. 41

Der im Gemeinderat im Mai letzten Jahres gefasste Beschluss, die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung auszubauen, wurde umgesetzt.

Die Gemeinde Leibertingen stellte Antrag auf „Schwerpunkt- gemeinde“ bei ELR. In den Ortsteilen Altheim und Leibertingen fanden zuvor Bürgertische statt, um die gewünschten Förderprojekte auszuarbeiten. Der Antrag wurde akzeptiert, Leibertingen ist nun für die Förderjahre 2018 – 2022 ELR- Schwerpunktgemeinde.

Große Baumpflanzaktion in der „Beuroner Straße“ in Leibertingen durch die Grundschüler der Wildensteinschule.

2018 Im März startete der Bau des neuen Nahwärmenetzes für Kreenheinstetten, an das zunächst rund 50 Haushalte angeschlossen und ggf. auch mit Glasfaser versorgt werden sollen.

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Abraham-a-Sancta-Clara Gunter Haug

(Artikel aus: "Im Schatten eines Denkmals." Geschichte und Geschichten des Geburtsortes von Abraham a Sancta Clara. Kreenheinstetten 793 - 1993. Herausgegeben von der Gemeinde Leibertingen, 1993, S. 41-52.)

Auf den folgenden Seiten soll vom "größten Sohn Kreenheinstettens" die Rede sein: von Johann Ulrich Megerle, der als Abraham a Sancta Clara in die Geschichte Wiens im 17. Jahrhundert eingegangen ist. Es handelt sich um einen Menschen, der zu seiner Zeit berühmt war, der von vielen Zeitgenossen aber auch gefürchtet wurde. Bis auf den heutigen Tag ist man in Kreenheinstetten stolz auf "seinen Abraham" aus dem Gasthaus "Zur Traube". Einen Fremden, den es zum erstenmal hierher auf den badischen Heuberg verschlägt, belehrt man zumindest in der "Traube" rasch, auf welch bedeutendem historischen Boden er da gerade weilt. Doch ob sie über ihren Abraham mehr wissen, die Mehrzahl der Kreenheinstetter, als daß er hier halt irgendwann geboren worden ist und dann im 17. Jahrhundert in Wien am Kaiserhof als Hofprediger Karriere gemacht hat, weil er mit seinen deftigen Predigten die eine Hälfte der Kirchenbesucher verschreckte, die andere aber begeisterte, sei einmal dahingestellt.

Doch wie berühmt ist er denn tatsächlich nun, dieser große Sohn - wie bedeutend war er und was um alles in der Welt soll der heutige Kreenheinstetter noch von dieser Berühmtheit wissen? Die Frage, ob ein Mensch überhaupt als Berühmtheit zu gelten hat oder zumindest den Begriff "bekannt" für sich in Anspruch nehmen darf, muß sich zunächst an zwei Grundvoraussetzungen orientieren: erstens an dem Gebiet, in dem er sich aufgehalten hat und in dem er bekannt sein soll, und zweitens an der Zeit, in der er gelebt hat oder womöglich noch lebt. So unterscheiden sich die "Berühmtheiten" schon einmal ganz wesentlich untereinander und es gibt nur wenige, die wirklich über ihren Lebensraum und ihre Zeit hinaus für alle 43 und jeden zum Begriff geworden sind, denken wir einmal beispielsweise an den "berühmten" Kaiser Karl den Großen, den schon spätestens in Griechenland kein Mensch mehr kennt. Berühmtheit ist also immer etwas Relatives, und so verhält es sich auch mit unserem Abraham, der allerdings immerhin im 17. Jahrhundert in Wien tatsächlich eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat und dank Friedrich Schiller sogar noch indirekt in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Aber davon später mehr.

Geboren wurde Johann Ulrich Megerle höchstwahrscheinlich am 2. Juli 1644 in Kreenheinstetten, es könnte aber auch ein, zwei oder drei Tage früher gewesen sein - jedenfalls ist im Kirchenbuch der Tauftag vermerkt "Sonntag, der 3. Juli 1644", und üblicherweise wurden die Kinder in diesen Zeiten unmittelbar nach ihrer Geburt auch schon getauft, aus den Kreenheinstetter Kirchenbüchern kann man ersehen, daß die Pfarrer hier immer besonders "schnell" waren, denn weit über die Hälfte aller Kinder sind bereits einen Tag nach ihrer Geburt getauft worden, deshalb also die Vermutung, daß Johann Ulrich Megerle am 2. Juli 1644 das Licht des Heubergs erblickt hat. Er war das achte Kind seiner Eltern (die im übrigen noch Leibeigene waren), insgesamt das drittjüngste von schließlich zehn Kindern und der vierte Junge. Als einziges Kind der Familie Megerle erhielt er zwei Vornamen, eine Tatsache, für die unter anderem der Taufpate Johann Jakob Braun verantwortlich ist, denn nach alter Sitte wurde ein Täufling mit dem Vornamen seines Paten bedacht. Nun gab es aber in Kreenheinstetten zu dieser Zeit bereits einen Verwandten namens Hans (Johann) Megerle und einer seiner Brüder hieß Jakob. Also halfen sich die Eltern dadurch aus der Klemme, daß man den ersten Namen des Paten, nämlich Johann, dem zweiten Vornamen Ulrich voranstellte, und so gab es nun in Kreenheinstetten also einen Johann Ulrich Megerle. Der zweite Vorname Ulrich orientierte sich an dem Tauftermin, der unmittelbar vor dem Fest des heiligen Ulrich lag.

Im Gasthaus "Traube", in dem der kleine Johann Ulrich aufwuchs, scheint es recht lebendig zugegangen zu sein, kein Wunder, bei zehn Kindern und einer Mutter, die als recht resolut und geschäftstüchtig galt, die "den Laden geschmissen 44 hat", wie man heute sagen würde und offenbar ganz gern mal am Gasthaustisch einen Schwatz mit einem oder gleich mehreren Gästen gehalten hat. Ab 1651 besuchte Johann Ulrich die kleine Dorfschule in Kreenheinstetten. Er muß ein hervorragender Schüler gewesen sein, denn kurz nachdem Balthasar Bücheler als Pfarrer nach Kreenheinstetten gekommen war, fiel ihm der Junge bereits im Religionsunterricht auf, und er versuchte im Jahr 1653, den begabten Johann Ulrich in die Schloßschule nach Meßkirch zu bringen, wo ja beispielsweise auch Latein gelehrt wurde. Doch die Aufnahme scheiterte, weil nur die Kinder der fürstenbergischen Beamten Zugang zu der Schule hatten. Kurz danach wurde ein neuer listiger Versuch unternommen, den kleinen Megerle doch auf die Lateinschule zu bekommen, und zwar arbeitete der Vetter des Vaters, Philipp Megerle als Oberstallmeister im Meßkircher Schloß. Der nahm den nunmehr zehnjährigen Johann Ulrich in seinen Haushalt auf und ermöglichte ihm so den Zugang auf die Schule (natürlich nicht ohne die womöglich augenzwinkernde Zustimmung der fürstlichen Herrschaft). An den Sonntagen kam der Lateinschüler ab und zu offenbar den zweistündigen Fußweg zurück in sein Heimatdorf und zeigte bei diesen Besuchen bereits die Anlagen zu seinem später entwickelten, außerordentlichen Talent: er versammelte die Dorfjugend um sich und predigte den Altersgenossen wort- und stimmgewaltig, ein Vorgang, der seinem Förderer, dem Pfarrer von Kreenheinstetten natürlich nicht verborgen blieb.

Von 1652 bis 1656 besuchte Johann Ulrich Megerle also die Schloßschule in Meßkirch; danach kam er ab Herbst 1656 ins Internat der Jesuitenschule nach Ingolstadt und befaßte sich hier - so formuliert es einer seiner Biografen - "mit den Problemen der Rhetorik, Logik, Mathematik, und Geschichte". Zustande kam dieser Wechsel nach Ingolstadt auf Betreiben des Pfarrers Bücheler und vor allem durch die Initiative des Onkels Abraham Megerle, des Komponisten und Domkapellmeisters von Salzburg, wegen seiner Verdienste um die Kirchenmusik im Jahr 1652 sogar von Kaiser Ferdinand III. geadelt, der nun seinen weiteren Lebensweg entscheidend bestimmte. Hier in Ingolstadt, einer der Hochburgen des deutschen Geisteslebens zur damaligen Zeit, wurde sein 45

Talent ausgebaut und nach Kräften gefördert, beispielsweise durch die an Jesuitenschulen üblichen Vortrags- oder Redeturniere.

Im Herbst des Jahres 1659 wechselte er von Ingolstadt ans Gymnasium nach Salzburg, also an die frühere Wirkungsstätte seines Onkels und Förderers. Kurze Zeit vorher war der Vater, Matthäus Megerle, gestorben - einige Tage vorher war Johann Ulrich nach Hause gerufen worden. Die Erbschaft von immerhin 150 Gulden vermachte er samt und sonders seinem Onkel, der ja durch die Förderung seines Studiums so "viel Unkosten an ihn gewendet" und mittlerweile Kanonikus am Stift in Altötting war. Drei Jahre später, also 1662, beendete er dort seine Ausbildung und trat als Novize ins Seminar des Augustiner-Barfüsserklosters in Mariabrunn ein. Vor diesem Schritt war es jedoch notwendig, aus der Leibeigenschaft entlassen zu werden, Johann Ulrich war ja als Kind leibeigener Eltern ebenfalls formell noch Leibeigener der fürstlichen Herrschaft in Meßkirch. 12 Gulden mußte er für die positive Bescheidung seines Antrags auf den Tisch legen, und als sich dann sogar der päpstliche Nuntius dafür verwendete, daß er als Novize in Mariabrunn aufgenommen wurde, stand seinem weiteren Lebensweg nichts mehr im Wege. Sein Onkel Abraham von Megerle setzte sich nun beim Abt des Klosters dafür ein, daß Johann Ulrich den Klosternamen Abraham annehmen konnte. Der Abt willigte ein und Johann Ulrich war schon aus Dankbarkeit seinem Onkel gegenüber ebenfalls einverstanden, der vom Abt verliehene Beiname a Sancta Clara leitet sich ab von der heiligen Clara, einer Schülerin von Franz von Assisi, die im Jahr 1255 heilig gesprochen wurde und deren Lebensweg dem jungen Mönch ein ewiges Beispiel sein sollte. Im Jahr 1663 legte Abraham sein Gelübde ab, fünf Jahre später empfing er die Priesterweihe und promovierte im selben Jahr.

Johann Ulrich Megerle aus Kreenheinstetten auf dem Heuberg war nun also Augustiner-Barfüßermönch, ein reformierter Zweig des alten Augustinerordens, der nach wesentlich strengeren Regeln zusammen lebte als die althergebrachten Augustinerklöster, wie beispielsweise Beuron, ganz in der Nähe seiner alten Heimat. Die Barfüßer-Augustiner hatten erst 46 im Jahr 1631 die Zulassung bekommen, sich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation niederzulassen und galten in der Folgezeit als ungemein dynamisch und einflußreich. Nachdem Abraham am 22. Dezember 1666 seine Primiz in der Augustiner-Hofkirche in Wien gefeiert hatte, predigte er in den nächsten Jahren in verschiedenen Kirchen der Hauptstadt, verfaßte im Jahr 1670 sein erstes kleines Buch im Druck, eine in Latein gehaltene Lobschrift auf seinen Onkel Abraham von Megerle.

Im selben Jahr verläßt er Wien und wird versetzt in den kleinen Wallfahrtsort Taxa bei Augsburg, wo er nun regelmäßig in der Wallfahrtskirche des dortigen Klosters predigt und eine erstaunliche Anzahl von Gläubigen bei seinen wortgewaltigen Predigten anzieht. Nur zwei Jahre später wird er, dessen Ruf sich natürlich bis ins Mutterkloster herumgesprochen hat, wieder zurückgeholt nach Mariabrunn, und schon ein Jahr später, also 1673, am 15. November, predigt er erstmals vor Kaiser Leopold und seinem Hofstaat. "Astnacus Austriacus" (übersetzt: "Himmelreichischer Österreicher"). Die Predigt kommt so gut an, daß sie wenig später schon gedruckt erscheint und weit verbreitet wird, kein Wunder, schließlich handelt es sich dabei um ein einziges Loblied auf Österreich und den Landespatron, den heiligen Leopold und seinen kaiserlichen Namensvetter. Sein zweiter spektakulärer Auftritt vor dem Kaiser findet zwei Jahre später statt. Zu Ehren des heiligen Joseph, den eine päpstliche Verordnung nun ebenfalls zum österreichischen Landespatron erklärt hat, sollen am 18. Mai Feierlichkeiten beginnen, und zwar zunächst bei den Augustiner Barfüssermönchen. Doch der bischöflichen Kanzlei und anderen am Hof der Habsburger ist der Einfluß und der Aufstieg Abrahams zu gewaltig geraten, deshalb beauftragte man kurzerhand einen anderen Prediger mit der Festpredigt. Doch Abraham gibt nicht klein bei und unterläuft die Demütigung für seinen Orden trickreich: bei Eröffnung der Feierlichkeiten übergibt er dem Kaiser seine Predigt ("Neuerwöhlte Paradeyß-Blum") kurzerhand fix und fertig gedruckt. Der Kaiser ist beeindruckt und lobt den Prediger für sein hervorragendes Werk persönlich. 1676 dann der nächste "große Wurf": eine Predigt "Soldaten Glory" auf die zu jener Zeit von den Franzosen ziemlich gebeutelte kaiserliche Armee. 47

Zunächst beginnt er die Predigt für jene Zeiten provozierend, nämlich mit der Frage, ob man sich überhaupt einen heiligen Soldaten vorstellen könne, dann jedoch wendet er sich engagiert an den heiligen Georg, das Vorbild aller Soldaten: "Glorreicher Georgi Gelinde Gottes Grossen Grimmen, Getröste Genedig Gegenwärtige Geliebde, ... Gehe Gewaffnet Gegen Gemelden Gütigsten Gebieters Grausamen Gegentheil, Gibe Gleichnissige Gutthat Ganzem Geplagtem Germanien!". Eine aus heutiger Sicht ungewöhnliche Stilform, die jedoch beweist, wie vielseitig Abraham mit der Sprache umgegangen ist - und immerhin ist auch diese Predigt so erfolgreich, daß sie wenig später gedruckt verbreitet wird.

Im Jahr 1677 dann steigt Abraham auf der Karriereleiter gleich doppelt nach oben: erst wird er durch ein kaiserliches Diplom offiziell zum kaiserlichen Hofprediger ernannt, dann wird er auch noch Subprior, das heißt der zweitwichtigste Mönch in seinem Mutterkloster - und das im Alter von gerade 33 Jahren. Er ist aber auch allein schon von seinem Äußeren her eine imposante Erscheinung: als eine große, kräftige Gestalt mit einer hohen breiten Stirn, langer spitzer Nase und großem Kopf wird er beschrieben, rötliche Haare, später noch ein rötlicher Schnurrbart - also bis auf den Bart und die rötlichen Haare schon ein solch ehrfurchtgebietender Zeitgenosse, wie der, der einem vom monumentalen Kreenheinstetter Abraham- Denkmal vor der Kirche entgegendonnert.

Die Antrittspredigt Abrahams als Hofprediger vom 3. Dezember 1677, die im Druck als "Die heilige Hof-Art" erscheint, hat es auch gleich in sich, wenn er darüber philosophiert, welche Schwierigkeiten ein solches Amt dem Amtsinhaber bereiten kann: "Hofbrein essen und das Maul verbrennen, seynd beisammen wie Hahn und Henne. "oder" Luzifer gebar Hoffart, die Hoffart aber gebar den Eigenwillen, der Eigenwillen gebar Ketzerey, die Ketzerey aber gebar Verstockung und Verzweiflung, ...". Immer wieder beschäftigt er sich mit dem Leben am Hof und den verlogenen Höflingen: "Der welcher sich nach Hof will wagen, muß haben einen Straußen Magen. Der gar viel harts verdaut, er muß viel grobe Brocken schlicken und sich in jeden Sattel schicken so er nicht hat entraut. Beynebens plagt ihn jederzeit - der Neid... Der 48

Neid, der wird bey Hof geboren, dadurch wird Leib und Seel verlohrn. Das ist genug bekannt, wer sich nicht lassen will beneiden, muß Fürstenhöf und Höfling meiden. In allen Ort und Land, denn dort grassiert jederzeit - der Neid. "Im Jahr 1680 dann wird Abraham sogar für drei Jahre zum Prior seines Klosters gewählt. Auch während der in Wien im Jahr 1679 schrecklich wütenden Pest tritt Abraham als mutiger, unerschrockener Prediger genauso in Erscheinung, wie während der Belagerung Wiens durch die Türken "Auff Auff Ihr Christen" wo er sich stark für eine entschiedene Bekämpfung der Türken einsetzt.

Während der ganzen Jahre bis zu seinem Tod am 1. Dezember 1709 vergißt er jedoch nie seine Herkunft vom Heuberg, aus Kreenheinstetten, seine Heimat. So erwähnt er in seinen verschiedenen Werken immer wieder Orte und Sachverhalte aus seiner Kindheit, spricht in "Lösch Wien" vom Hegau, von Meßkirch, berichtet in "Etwas für Alle" von Donaueschingen mit seinem fürstenbergischen Schloß in der Landgrafschaft Baar, und in "Huy und Pfuy der Welt" nennt er eine selbsterfundene Figur den "Pomplonius Schnauzer von Schnerkingen" bei Meßkirch, oder er erinnert mit dem bereits oben zitierten Spruch"...der zwar unter einem Strohdach geboren, aber gleichwohl an den Tag gegeben, daß nicht alles Stroh im Kopf hat, was unter dem Strohdach geboren "an seine Geburt unter dem Strohdach der "Traube" von Kreenheinstetten. Oder er hat davon gesprochen, daß er selbst auch hochgeboren sei und zwar wirklich, denn seine Mutter habe schließlich im obersten Stock des Hauses unter dem Dach gewohnt und ihn dort zur Welt gebracht. Außerdem sei er ein wohlgeborener (Wollgeborener), weil sein Vater als Pferdedeckenmacher viel mit Wolle umgegangen sei und weiter: "Wohlgeboren seyn adelt nicht allein, auch ein Schaf ist wollgeboren."

Einmal im Jahr haben die in Wien ansässigen Schwaben (und als Schwaben galten auch die Leute vom Heuberg, badisch ist Kreenheinstetten ja schließlich erst zusammen mit Fürstenberg durch Napoleon über hundert Jahre später geworden) auch ein Schwabenfest veranstaltet, immer am ersten Julisonntag, also immer um den Termin des Namenstags des schwäbischen 49

Landespatrons, des heiligen Ulrich, herum, und Abraham a Sancta Clara gab dem Fest mit einer Predigt regelmäßig die kirchliche Weihe, er hat sogar die jährliche Andacht erst selbst angeregt. Daß seine Predigten immer eine erstaunliche Menge von Leuten in ihren Bann schlugen, ist bekannt und so verwundert es auch nicht, daß die jährlichen "Schwabenpredigten" in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Hofkirche stattfanden. Daß er auch höchstwahrscheinlich "geschwabelt" hat, also schon durch seinen Dialektanklang nie seine Herkunft hat verleugnen können (oder wollen), liegt ebenso auf der Hand, denn wer aus dem Deutschen Südwesten ist denn - und zwar heute genauso wie damals - tatsächlich des lupenreinen Hochdeutschen mächtig, wenn er seine ersten zwölf Lebensjahr auf dem Dorf verbracht hat?

Und noch ein Hinweis auf seine wohl offen zutage tretende schwäbische Sprechweise, er findet sich in der Beschreibung seiner Tätigkeit und seines Lebens acht Jahre nach seinem Tod durch den Prior von Taxa (also ebenfalls einem Augustinermönch), nämlich daß "er kein geschwätziger, sondern tiefsinniger beredtsamer Schwabe seye". Also - seine Heimat hat Abraham nie vergessen, obwohl er in den letzten dreißig Jahren seines Lebens Kreenheinstetten mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr gesehen hat, innerlich war er halt doch noch "einer vom Heuberg".

Daß er zeitlebens auch eine ausgeprägte soziale Ader vorwies, verwundert angesichts seiner Herkunft nicht, vielleicht war es auch gerade diese Tatsache, die ihm den Kontakt und die Bewunderung der kleinen Leute gebracht hat, seine Anziehungskraft auf das gemeine Volk, die Einfachheit seiner Sprache, der Sprache des Volks, die nur einer beherrschen konnte, der auch "einer von ihnen" war, denn er predigte ja oft irgendwo auf einem Platz mitten in Wien "vor einer unglaublichen Menge Volks". So setzt er sich immer wieder für soziale Gerechtigkeit ein, jeder Gescheite soll die Chance eines sozialen Aufstiegs erhalten, und besonders tritt er beispielsweise auch für die Dienstboten ein:"Viel gehen mit den Dienstboten um, wie die Apotheker mit den Blumen. Solche klauben sie ganz fleißig zusammen, legen sie in einen 50 schönen Destilierkolben, sie brennens aus bis auf den letzten Tropfen, wann endlich kein Safft und Krafft mehr darinn, als dann wirft mans zum Haus hinaus auf den Mist. Nicht viel anderst verfährt man bisweilen mit einem Dienstboten. Viel Zeit und Jahr plagt sich der arme Tropf mit so harter Arbeit in einem Dienst, befleisst sich Tag und Nacht, wie er seines Herrn und Frauen Willen und Befehle kann vollziehen, arbeitet manchesmal daß ihm das Blut bey den Nägeln möchte ausbrechen, wann er endlichen an Stärcke und Kräfften abnimmt, wann er Kraftt- und Safftloß wird, da heißt es gar offt: vor der Thür ist draussen."

Besonders deftig geht er in "Judas der Ertzschelm" mit den Hofschranzen ins Gericht: "Auch, ach, ach, was wirst du für Wunderdinge zu Hof sehen, lauter Schneider - aber nur solche, die einen wollen übers Ohr hauen oder einem wollen die Ehr abschneiden, lauter Fischer, aber nur solche, die mit faulen Fischen umgehen, lauter Maler, aber nur solche, die einem was Blaues vor die Augen malen, ...du wirst am Hof sehen, daß alldort die Redlichkeit ist wie der Palmesel, der im Jahr nur einmal ans Licht komme, du wirst auch zu Hof sehen wenig Metall aber viel Erz, viel Erzdiebe, Erzschelme; Erzbetrüger. "Kein Wunder, daß der gute Abraham bei Hofe nicht nur Anhänger hatte, sondern auch erbitterte Gegner, doch bei allem, was er sagte und bei allen Versuchen, ihn nach einer seiner besonders giftigen Predigten jetzt aber wirklich von seinem Amt als Hofprediger zu entfernen, hielt der Kaiser, dem diese Seitenhiebe auf seine Hofschranzen offenbar ein diebisches Vergnügen bereitete, immer wieder schützend die Hand über den Augustinerpater. Und dieser selbst, gab durchaus gerne zu, daß er seine "Mucken hatte, aber na und?! Ich mag mich gar nicht entschuldigen, weil ich bisweilen Mucken und Grillen in meine Schrien menge, sondern mein Gott, als ein genauer Gemütserforscher weiß es, daß ich zu keinem anderen Ziel und End dergleichen Dinge hab eingemengt, als daß sich die jetzige, mehrstenteils scham- und zaumlose Welt zu dem Guten locke, welche sich nicht anders, als durch dergleichen Köder fangen lasset."

Immer wieder zieht er auch gegen die Modetorheiten und die Eitelkeiten der Leute zu Felde - zu jener Zeit, der Zeit des 51 französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV., als ja alles Französische schick war, "in" würde man heute sagen, und die französische Mode begierig an den deutschen und österreichischen Höfen kopiert wurde, so wettert er in "Wunderlicher Traum von einem großer Narrennest": daß die Damen mit ihrer neuen Haartracht in Wirklichkeit "calikutische Hennen seien, für welche die Madame Fontange (die Erfinderin dieser Haartracht) bei Jupiter das Recht erwirkt, daß sie ihren Schweif auf dem Kopfe tragen "und " Man findet sogar gescheite Hüt, mit denen närrische Köpf bedeckt sind. "Und weshalb ist er, der immer in der dunklen Mönchskutte daherkommt, denn so gegen die neue Mode? "Was große Summen schickt man nicht wegen der Mode nach Frankreich. Dadurch kommt das deutsche Gold und Silber aus dem Lande und unsere Feinde bekriegen uns mit unserem eigenen Geld. Wir verwundern uns, daß Frankreich in seinen Waffen so mächtig, wir betrachten aber nicht, daß Deutschland durch die für die Modi und französische Kleiderpracht ausgelegten Gelder dem unruhigen und ehrgeizigen König selbst unter die Arme greift um den Deutschen die Messer besser an die Kehle zu setzen. "Und dann erweist er sich als stramm Konservativer, auch wenn seine Predigten aus dem sozialen Blickwinkel heraus recht modern erscheinen, wenn er sagt: "Unsere deutschen Sitten dünken uns zu grob, zu plump, zu altväterlich, ob sie gleich die redlichsten und aufrichtigsten sind. ". Und gegen die Franzosen hat er allemal etwas, das beweist er, wenn er von den armen Kindern und deren Erziehung spricht: "Die Kinder kommen kaum aus der Wiege, so werden sie gleich geschmiert, geschnürt, geschmückt, gedrückt... sodann meldet sich auch schon der Sprechmeister an. Da müssen sie schon französisch plappern, wie die Papperln (die Papageien), schreien oui, oui, oui, gleich wie die Schwein."

Kein Wunder, daß sich hinter dem Namen dieses so kompromißlosen und gerade dadurch auch zu seiner Zeit ungemein erfolgreichen Autors und Predigers eine ganze Reihe anderer Schriftsteller versteckt haben, die ihren Namen nicht preisgeben konnten oder wollten. So sind nach Abrahams Tod eine Vielzahl von Schriften aufgetaucht, die zwar unter seinem Namen veröffentlicht worden sind, in 52

Wirklichkeit aber, wie die neueren Forschungen ergeben haben, überhaupt nichts mit ihm zu tun hatten. Beispielsweise die Verleger haben sich so quasi auf die Erfolgsspur begeben und schamlos Plagiate in Auftrag gegeben, denn schon der Name Abraham a Sancta Clara als Autor garantierte zu jener Zeit einen guten Absatz. So sind zum Beispiel die Bände zwei und drei von "Etwas für Alle" Fälschungen, die dem Verleger aber nach Abrahams Tod, als sie auf den Markt kamen, einen ordentlichen Reibach eingebracht haben. Oder die Fortsetzung des "Narrennests", das "Centifolium Stultorum" und und und... Diese Versuche, mit Abrahams gutem Namen noch ein Geschäft zu machen, stammen vor allem von seinem früheren Nürnberger Verleger und Kupferstecher Christoph Weigel und dessen Sohn Martin Franz und dauerten bis mindestens 1738 - also 29 Jahre nach seinem Tod an.

Und auch schon zu seinen Lebzeiten rissen sich die Verlage offenbar regelrecht um Abrahams Veröffentlichungen, so gab es zahlreiche "Raubdrucke", gegen die sich die ordnungsgemäß beauftragten Verleger natürlich entschieden zur Wehr setzten, beispielsweise mit kaiserlichen Privilegien, die ihnen mal auf fünf, mal auf zehn Jahre die alleinigen Druckrechte für bestimmte Schriften von Abraham sichern sollten - natürlich nicht ohne dem Hof dann einige Belegexemplare kostenlos überlassen zu müssen. Während Abraham a Sancta Clara - seien wir ehrlich - heutzutage so gut wie vergessen ist, haben sich im 19. Jahrhundert immerhin noch zahlreiche Literaten mit ihm beschäftigt, so zum Beispiel Goethe, Schiller, Achim von Arnim, Clemens von Brentano und Joseph von Eichendorff. So hat Johann Wolfgang von Goethe, nachdem er in der Bibliothek ein Exemplar von Abrahams "Judas der Ertzschelm" entliehen hatte, dieses Buch gleich voller Begeisterung an Schiller geschickt, verbunden mit dem Hinweis, daraus lasse sich sicher etwas für Schillers in Arbeit befindliches Werk "Wallenstein" verwenden und tatsächlich: Schiller entlehnte einige Passagen für die in seinem Drama enthaltene Kapuzinerpredigt. Schiller bedankte sich bei Goethe mit dem Hinweis: "Dieser Pater Abraham ist ein prächtiges Original, vor dem man Respekt bekommen muß und es ist eine interessante und keineswegs leichte Aufgabe,

53 es ihm gleichzutun in der Gescheidheit nach oder gar vorzutun."

Am 1. Dezember 1709 starb Abraham a Sancta Clara im Alter von 65 Jahren. Gestorben ist er genauso, wie er gelebt hat, unerschrocken, fest im Glauben und vorbereitet auf den Gang zu seinem Schöpfer. So ist in einem Nachruf eines Augugstiners über das Ende des großen Predigers zu lesen: "Nachdem er die Eitelkeit und Ohnmacht der menschlichen Torheit in dieser Welt hatte verspotten lernen, hat er lachend die Augen zugetan, welches besondere Ende wenig Menschen in der Welt widerfahren und kann man daraus erkennen, wie gesetzt sein Gemüte, und wie standhaftig er sich gegen den sonst entsetzlichen Tod gefasset. - Man hält es vor ein Wunder eines unerschrockenen Muts, daß als der Kaiserliche General Graf Rothkirch auf das Totbette kam, er einen Spiegel zu Füßen setzen ließ damit er sehen möchte, sagte er, ob er, der niemals eine Furcht gehabt, sich nun vor dem Tode fürchten würde. Pater Abraham weiß noch viel was Größeres in diesem Augenblick, welcher der erschröcklichste des ganzen Menschenlebens: er braucht keinen Spiegel, seine Herzhaftigkeit zu erfahren, das Lachen, womit er den Tod empfängt, ist andern ein Spiegel, womit er noch die letzte Lehre gibt: daß nach einer guten Vorbereitung der Tod keine Furcht, sondern lauter lachende Vergnügen erwecken kann."

Danach ist er in Frieden mittags um 12 Uhr verschieden: "Unser erster Lebens Atem ist schon ein Seufzer zum Tod "sagt Abraham a Sancta Clara, der als Johann Ulrich Megerle vor dreihundertfünfzig Jahren in Kreenheinstetten auf dem Heuberg geboren worden ist und dessen Gedicht "Was ist der Mensch?" hier zum Abschluß noch wiedergegeben werden soll:

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Der Mensch ist ein Gras, das nicht lang steht, und ein Schatten, der bald vergeht. Der Mensch ist ein Schäum, der bald abfließt und ein Blum, die bald abschießt. Der Mensch ist ein Rauch, der nicht lang währt, und ein Feuer, das sich selbst verzehrt. Der Mensch ist ein Blatt, das bald abfällt und ein Ton, der bald verschallt. Der Mensch ist ein Fluß, der bald abnimmt, und ein Kerzen, die bald abrinnt. Der Mensch ist ein Glas, das bald zerbricht, und ein Traum, der haltet nicht. Der Mensch ist ein Wachs, das bald erweicht, und ein Rosen, die bald erbleicht. Der Mensch ist ein Fleisch, das alsbald stinkt, und ein Schiff, das bald versinkt. Der Mensch ist wankelmütig wie das Aprilwetter, unbeständig wie die Rosenblätter. Der Mensch ist ein kurzer Lautenklang, ein rechter Miserere Gesang. Der Mensch ist bald hübsch, bald rot, auch bald darauf bleich und tot. Der Mensch ist bald schön und reich, auch bald ungefähr ein Totenreich. Der Mensch ist alles Unglücks Ziel, der Eitelkeit ein Possenspiel. Ein Schauspiel der Verächtlichkeit und ein Spiegel der Sterblichkeit.

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Burg Wildenstein in Leibertingen

Heinrich Güntner

Nur wenige Minuten entfernt, im Norden des Dorfes Leibertingen, liegt am Steilabfall zur Donau eine der besterhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen, die Burg Wildenstein.

Als Ziel für Spaziergänger und Wanderer, vor allem natürlich für Jugendherbergsgäste und Landschulheimaufenthalte, ist diese herrliche Burganlage aus unserer Gemeinde und Region nicht wegzudenken. Die Tatsache, daß die Burg für sehr vieles den Namen hergibt, mag bezeugen, wie sehr sie im Bewußtsein der Bevölkerung verankert ist. Seit zig Jahren besteht der "Wildensteiner Singkreis", mittlerweile in vier Altersstufen. Eine jährlich sich treffende "Gemeinde", die bei ihrem Aufenthalt auf der Burg Gesang und Musik pflegt, Kontakte auffrischt und geistige Gedanken, die durch die religiöse Begleitung des Klosters Beuron entwickelt werden, ins Land hinausträgt. 56

Seit ebenfalls langen Jahren führt eine Studentenverbindung den Namen Wildenstein und zahlreiche kleine Gruppen, die in jährlichen Abständen ihre Freizeit auf der Burg verbringen, nennen sich selbst gern "Wildensteiner". Das jüngste Beispiel ist wohl die neueste Fasnetfigur des Dorfes Leibertingen, der "Wilde Stuiner".

Einen jungen und kleinen Kunstkreis, "Kunstfreunde Wildenstein", gibt es in unserer Region, der manche Ausstellung und besondere Aktivität zeigt, nicht zuletzt die Vergabe eines "Kunstpreises Wildenstein".

Der jährlich am 3. Sonntag im September stattfindende "Wildensteiner Jahrmarkt", der zahlreiche Besucher in unsere Gemeinde führt und bei dieser Gelegenheit auch manchen Besucher auf den Wildenstein bringt, soll hier abschließend erwähnt sein. Sicher ist diese Nennung nicht vollständig. Sie zeigt aber die Bedeutung von Burg und Namen für die hiesigen Einwohner ebenso, wie für die willkommenen und zahlreichen Besucher unserer schönen Gegend.

Eine erste urkundliche Erwähnung der Burg findet sich in einem Jahrbuch des Klosters Beuron von 1077. Diese Nennung wird heute angezweifelt, insbesondere für die heutige Burg Wildenstein, sie mag jedoch für frühere Anlagen durchaus gerechtfertigt erscheinen. Die jetzige Burg stammt in ihrem Ursprung mit Sicherheit aus dem 13. Jahrhundert. Das Geschlecht der Herren von Wildenstein ist in einer Salemer Urkunde 1168 bis 1174 nachgewiesen.

Ältere Burgen in unmittelbarer Umgebung, die möglicherweise auch gleichzeitig genutzt und bewohnt wurden, sind Altwildenstein, der sogenannte Hexenturm und der Hahnenkamm. Auf Grund von Keramikfunden ist nachgewiesen, daß noch im 13. Jahrhundert in der Nähe des heutigen Gasthauses "Burg" im Dorf Leibertingen sich eine Ortsburg befand, die vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammte und Vorgängerburg der alten Anlagen um Burg Wildenstein war.

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Zwischen Alpenvorland und Neckarraum taucht der Name Wildenstein öfter auf. Um unsere Burg Wildenstein bildete sich zeitweise eine kleine "Herrschaft Wildenstein" mit Leibertingen, Lengenfeld und Kreenheinstetten als Anhängsel zur Herrschaft Gutenberg, beziehungsweise zur Herrschaft Meßkirch.

Die Zeit der sogenannten "Höhenburgen" ist damit zu begründen, daß aus strategischen und wehrgeschichtlichen Gründen, aber auch weil sich das Rittertum vom Bauernstand trennen wollte, dieses den engen Dorfraum verläßt und sich auf Bergnasen, Felsvorsprüngen und sonst zur Verteidigung geeigneten Hochflächen ihre Burgen erbaut. Wie auch in unserem Fall sind es häufig Burgsysteme, die teils aufeinander zu, oder auch teils gegeneinander gerichtet, sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Zur Burg Wildenstein gehört noch Jahrhunderte hindurch, neben dem grundherrlichen Hof, der Kirchensatz mit dem Wittum, dem Pfründgut, zu Leibertingen eben ein solcher Bifang und die Ortsherrschaft, die mit einem solchen Hof mit Zwing und Bann verbunden war, "hört", wie die Quellen sagen, "in die Burg Wildenstein".

Nach dem Aussterben der Herren von Wildenstein treten die Herren von Justingen als Eigentümer auf den Plan. Bereits 1317 ist die letzte Erwähnung der Herren von Justingen- Wildenstein zu verzeichnen. Zur Ausstattung von Brüdern des Burgbesitzers, die in den geistlichen Stand traten, wurden Teile der Herrschaft, u.a. Güter in Leibertingen, an das Kloster Beuron verkauft. In dieser Zeit machen sich erste Spekulationen mit Burgteilen, gemeinsamem Eigentum, Verpfändungen und Lehensgeschäfte bemerkbar.

Im Jahr 1275 taucht in der Beschreibung aus Anlaß eines Prozesses auf, daß die Vorburg stadtähnlichen Charakter gehabt habe, jedenfalls standen demnach auf dem Vorplatz Häuser, und die dort angesiedelten Burgleute hatten Beuron den Zehnten zu geben. Hier erinnern wir uns auch an den Bericht der Zimmerschen Chronik des 16. Jahrhunderts, wonach Gottfried Wilhelm von Zimmern der Bauherr, Leimsieder und Eigenbrötler anstelle der nächst geplanten Neustadtanlage die Burgvorbauten errichtet habe. Aus Anlaß 58 eines Pfandgeschäftes im Jahr 1416 finden wir die Bezeichnung "Wiese genannt die Stadt" in der Beschreibung einer Burghälfte des Hans von Zimmern mit einbezogen.

Nun sind wir unversehens bei den Herren von Zimmern gelandet, die, von Zimmern ob Rottweil in unsere Gegend kommend, ihren Sitz in Meßkirch nahmen. Der Vollständigkeit halber ist zu vermerken, daß Marie Antoinette, die Herren von Ramsberg, Wihelm Schenk von Staufenberg, sowie Ruprecht von der Pfalz als Eigentümer oder Miteigentümer in der Chronik genannt sind, bevor Johann von Zimmern eine Hälfte der Burg als Mannlehen erhielt.

Mit den Herren von Zimmern taucht das Geschlecht auf der Burg Wildenstein auf, das ihr das heutige Gepräge gegeben hat. Insbesondere ist hier Gottfried Werner von Zimmern zu nennen, der in der Zeit von 1520 bis 1550 die Burg zur Festung ausbauen ließ. In dieser Zeit hat auch die Burg öfter als Zufluchtsort gedient. Zunächst während der Pestepedemie 1518/1519, danach während der Zeit der Bauernaufstände und wieder während des Schmalkaldischen Krieges. In dieser Zeit waren auch die Grafen von Helfenstein, die Truchsessen von Waldburg, die Landkomturei Altshausen, das Stift Beuron zeitweilige Nutznießer der Burg und begaben sich in deren Schutz. Nachdem mit Wilhelm von Zimmern 1594 das Geschlecht im Mannesstamme ausstarb, gelangt die Burg an die Grafen von Helfenstein Gundelfingen. Als 1627 auch hier der letzte Graf Georg Wilhelm verstarb und seine Gemahlin Johanna Eleonora Graf Wratislaus von Fürstenberg heiratete, taucht dieses Geschlecht als Eigentümer auf, bis schließlich 1971 die Burg an das Jugendherbergswerk Schwaben verkauft wird.

Über Jahrhunderte hat die Burg als Zufluchtsort und wehrhafte Verteidigungsanlage der näheren und weiteren Umgebung gedient. Nicht viele kriegerische Auseinandersetzungen sind um die Burg verzeichnet. Durch List, so berichtet die Chronik, wurde im August 1642 von Hohentwieler Truppen kurzfristig die Burg besetzt. Anfang des 18. Jahrhunderts verliert die Burg ihre strategische und Zuflucht gewährende Funktion. Mit dafür ausschlaggebend sind vor allem die Verbesserungen der 59

Feuerwaffen. Für das Fürstentum Fürstenberg wird Wildenstein 1744 Staatsgefängnis und ist vor allem Waffenarsenal. Aber auch das ändert sich, als zu den Empfangsfeierlichkeiten für Marie Antoinette in Donaueschingen sämtliche Geschütze mit Munition von der Burg nach Donaueschingen abtransportiert werden und nie mehr zurückkommen. Immer wieder bestand Gefahr, daß die Burg wegen Baufälligkeit und nicht mehr sinnfälliger Verwendung geschleift werden sollte. Aber die Eigentümer fanden immer wieder Lösungen, zumindest notdürftige Instandsetzungen vorzunehmen. 1867 wurde durch Baurat Weinbrenner die Kapelle renoviert. Aus dieser Zeit dürfte auch die umfangreiche Bauaufnahme dieses bekannten Baumeisters stammen. Zahlreiche Zeichnungen befinden sich im Archiv in Donaueschingen.

Bereits 1922 wird in der Vorburg eine Jugendherberge eingerichtet. Lange Zeit war die Burg Wohnung für die zuständigen Jagdaufseher und die Betreuer der fürstlichen Waldungen. In diese Zeit fällt auch die Burggaststätte, die noch manchem Besucher in guter Erinnerung ist.

Am Ende des 2. Weltkrieges war eine Fakultät der Universität Freiburg, an der zu jener Zeit der Meßkircher Philosoph Martin Heidegger tätig war, auf die Burg ausgelagert.

Nach dem Erwerb durch das Jugendherbergswerk, Landesverband Schwaben, begann eine umfangreiche und kostenträchtige Renovierung und Instandsetzung an dem altehrwürdigen Gemäuer. Die Inbetriebnahme der heutigen Jugendherberge mit 150 Betten und jährlich etwa 25 000 Übernachtungen konnte 1974 erfolgen. 1977 war mit der 900- Jahrfeier ein weiterer Meilenstein zu verzeichnen und in den folgenden Jahren konnte schließlich die umfangreiche Renovierung abgeschlossen werden.

Eine äußerst wechselvolle Geschichte hat diese besterhaltene, spätmittelalterliche Burg unserer Region zu verzeichnen. Mancher frühere Besucher bedauert, daß die Zugänglichkeit heute auf Grund der Jugendherbergsnutzung eingeschränkt ist. Dazu sind aus meiner Sicht zwei Dinge zu bemerken: 60

Mit der Jugendherberge ist eine äußerst sinnvolle Nutzung gefunden und die Zugänglichkeit für eine breite Bevölkerungsschicht ist gewährleistet. In den Burghof und die Burgschenke, die ein bescheidenes Verköstigungsangebot für den Wanderer bietet, kann Jedermann gelangen. Darüber hinaus sind in Absprache mit der Burgverwaltung von Zeit zu Zeit besondere Veranstaltungen möglich. In Verbindung mit dem "Wildensteiner Jahrmarkt" im Dorf Leibertingen, jeweils am 3. Sonntag im September, finden interessierte Besucher Gelegenheit, eine Burgführung zu erhalten. Wer einmal Gelegenheit hatte, auf der Burg zu erleben, wie Jugendliche oft aus weit entfernten Landesteilen, ja sogar aus dem Ausland sich hier begegnen, wie der "Wildensteiner Singkreis" in mehreren Wochen im Sommer die Burg mit Leben erfüllt, wie hier gesungen, gespielt, getanzt wird, wie aus jeder Schießscharte unterschiedlichste Töne dringen, der wird mir beipflichten, daß die Burg wirklich "Karriere" gemacht hat und ihren Höhepunkt erlebt. Jedenfalls ist dies eine weit sinnfälligere Nutzung, als ihre abschreckende Funktion im Mittelalter. Vor diesem Hintergrund mag die Öffentlichkeit auch die eine oder andere Einschränkung akzeptieren können.

Auf eine Beschreibung des Bauwerkes möchte ich an dieser Stelle verzichten. Dazu gehört der Augenschein, oder doch zumindest eine umfangreiche Bebilderung. Vor allem würde bei einer solchen Beschreibung auch wieder die kriegerische Seite und die Verteidigungs-funktion nach vorne gekehrt werden müssen.

Einige wenige Bemerkungen zur Burgkapelle seien jedoch erlaubt. In den östlichen Wehrgang eingebunden ist dieses bemerkenswerte kleine Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert mit einem Netzrippengewölbe nach oben abgeschlossen, ein Kleinod der Burg. Eine äußerst gelungene Kopie des "Wildensteiner Altars" vom Meister von Meßkirch ist der Mittelpunkt in dem kleinen Gotteshaus. Der dreiteilige Flügelaltar zeigt auf dem linken Seitenflügel Gottfried Graf von Zimmern und auf dem rechten Seitenflügel seine Ehefrau Apollonia von Henneberg. Im Mittelteil befindet sich Maria mit dem Jesuskind, umgeben von 14 Heiligen. Es handelt sich 61 nicht um die 14 Nothelfer, vielmehr sind es Hausheilige. Wir befinden uns in einer Zeit, da die Menschen noch eine sehr enge Beziehung zu ihrem Namenspatron hatten und sich auch gerne damit identifizierten. Der im Reigen befindliche hl. Georg hat so die Gestalt des Stifters und der hl. Sebastian soll die Gesichtszüge des Grafen Froben von Zimmern tragen.

Das Original dieses Altars befindet sich in den fürstenbergischen Sammlungen in Donaueschingen. Unter dem Altarstein ist der Fluchtgang verborgen, der nach alten Überlieferungen in Richtung Donau, oder bis zur Donau, durch einen in den Fels getriebenen Gang geführt haben soll.

Quellennachweis: Neben der Zimmerschen Chronik und dem Vortrag von Professor Karl Siegfried Bader aus Anlaß der 900-Jahrfeier, war der Burgenführer Schwäbische Alb, Band 3, von Günter Schmidt wesentlicher Quellennachweis für den vorstehenden Aufsatz.

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Diese Broschüre wurde mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt und kann nur einer Momentaufnahme entsprechen, da sich viele Dinge im stetigen Wandel befinden.

Über weitere Anregungen und Ergänzungen, aber auch Berichtigungen, würden wir uns sehr freuen.

Gemeindeverwaltung Leibertingen Ansprechpartner: Evelyne Glocker, Tel. 07466 / 9282-23, E-Mail: [email protected]

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