Der Verlauf Der Weiteren Geschichte Im 20. Und 21. Jahrhundert
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Der Verlauf der weiteren Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert: Um die Einflussnahme der Hochfinanz auf das 20. Jahrhundert zu verstehen, sollte man sich mit der Geschichte der Familie Warburg befassen, einer deutsch-jüdischen Bankiers-Familie. Schon 1798 hatten die Brüder Moses Marcus und Gerson Warburg das Bankhaus „M. M. Warburg & Co.“ gegründet. Moritz M. Warburg (1838-1910), ein Enkel der Firmengründer, heiratete Charlotte Esther Oppenheim. Das Paar hatte fünf Söhne: Abraham (Aby), Max, Paul, Felix und Fritz Moritz. Paul wurde - wie seine Brüder Max und Felix - Bankier. Er heiratete 1895 eine Tochter von Solo- mon Loeb (Nina), dem Mitbegründer des New Yorker Bankhauses „Kuhn, Loeb & Co.“. 1902 wurde er Teilhaber dieser Bank und nahm 1911 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Max war nicht nur als Bankier erfolgreich, sondern auch als Politiker. 1890 arbeitete er in Paris, 1891 in London für das Bankhaus „N M Rothschild & Sons“. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg 1893 wurde er Teilhaber der Familienbank „M. M. Warburg & Co.“. Max schloss mit dem erfolgreichen, jüdischen Reeder Albert Ballin, dem Generaldirektor der HAPAG, eine beständige (nicht nur geschäftliche) Freundschaft. Mit Unterstützung der Warburg-Bank stieg die HAPAG zu einer der beiden größten Reedereien Deutschlands auf. Zudem war Max Warburg Berater des deutschen Kaisers Wilhelm II. Felix wanderte 1894 in die USA aus und wurde Partner der Bank „Kuhn, Loeb & Co.“in New York. Er heiratete Frieda Schiff, die Tochter Jakob Schiffs. Das Paar hatte mehrere Kinder, darunter Toch- ter Carola, die Walter N. Rothschild heiratete. Wichtige Entwicklungen in den Vereinigten Staaten von Amerika: Im November 1910 nahm Paul Warburg an einem Geheimtreffen im Clubhaus des Jekyll-Island- Clubs teil. Dieser Club war 1888 eröffnet worden und befand sich auf einer Insel an der Atlantik-Küste von Georgia. Die Mitglieder des Clubs gehörten den reichsten Familien der Welt an, so z.B. J. P. Morgan, Joseph Pulitzer, William Rockefeller und William H. Vanderbilt. Das Geheimtreffen im Jahr 1910 fand zur Planung des „Federal-Reserve-Systems“ statt, welches das gesamte Bankwesen in den USA völlig verändern sollte. Unter falschem Namen und für die Entenjagd angemeldet, trafen sich die sechs Hauptakteure zur Beratung über das Zentralbank- System: Nelson W. Aldrich (Senator), Abram Andrew (stellvertretender US-Finanzminister), Henry P. Davison (Partner im Bankhaus J. P. Morgan), Benjamin Strong (Vize-Präsident der Bankers Trust Company), Frank A. Vanderlip (Präsident der National City Bank) und Paul Warburg (Partner von „Kuhn, Loeb & Co.“). Warum gerade Senator Aldrich bei dem Treffen der Finanzspezialisten zugegen war, lässt sich bei genauerer Betrachtung der Familienverhältnisse erahnen. Nelson W. Aldrichs Tochter Abby hatte 1901 John D. Rockefeller jr. geheiratet, den einzigen Sohn des seinerzeit reichsten Mannes der Welt, John D. Rockefeller. Der Sohn des Paares, Nelson Rockefeller, war später lange Zeit Gouverneur von New York und Vize-Präsident der USA unter Gerald Ford. Die weitreichenden Folgen des Treffens wurden demnach von der Finanz-Elite der Welt gesteuert: den Rockefellers, den Rothschilds (über die Bank „Kuhn, Loeb & Co.“; in diesem Fall war Paul Warburg der Ansprechpartner, wie schon Jakob Schiff vor ihm) und J. P. Morgan. Schon 1907 hatte Jakob Schiff (Vertreter der Bank „Kuhn, Loeb & Co.“) der New Yorker Handels- kammer mitgeteilt: „Wenn wir keine Zentralbank mit einer ausreichenden Kontrolle über die Kreditbeschaffung be- kommen, dann wird dieses Land die schärfste und tiefgreifendste Geldpanik seiner Geschichte erleben.“ Offiziell sollte diese Zentralbank die Banken der USA kontrollieren und lenken, um Finanz- und Geldkrisen vorzubeugen. Allerdings bedeutete die Gründung der FED vor allem eines: die Konzentration der Macht über die Geldmittel der USA in den Händen einiger weniger Menschen. Dazu sollte man wissen, dass das Federal-Reserve-System zwar eine staatliche Einrichtung ist, aber private Anteilseigner hat. Die FED, die auch US-Notenbank genannt wird, kann Geld auch ohne intrinsischen Wert drucken, d.h. die Menge des gedruckten Geldes muss nicht vollständig von echten Gütern, wie z.B. Gold gedeckt sein. Das Vertrauen in die Seriösität der FED reicht aus. Das gedruckte Geld wird dann an die amerikanische Regierung gegen Zinsen verliehen. Des wei- teren gehört es zu den Aufgaben der FED den US-Leitzins festzulegen. Das Tagesgeschäft und die operativen Entscheidungen der FED werden von ihr frei und eigenständig entschieden. Doch sie muss regelmäßig an den Kongress der Vereinigten Staaten über ihre Aktivitäten und ihre Pläne zur Geldpolitik berichten. Nach der Planung des Federal-Reserve-Systems 1910 auf Jekyll-Island konnte die Hochfinanz ihre Zentralbank mit dem „Federal-Reserve-Act“ durchsetzen, der am 23. Dezember 1913 von Präsident Woodrow Wilson in Kraft gesetzt wurde. 1914 berief man Paul Warburg, auf dessen Vorschlag die Etablierung einer Zentralbank nach europäischem Vorbild zurückgeht, in den Rat der FED und ernannte ihn zum Vize-Präsidenten der Bank. Woodrow Wilson sagte 1919: „Ich bin ein zutiefst unglücklicher Mann. Ich habe unbeabsichtigt mein Land ruiniert. Eine großartige, industrielle Nation wird nun von einem auf Schuld aufgebauten Kreditsystem kon- trolliert. Wir sind keine Regierung mit freier Meinung mehr, nicht mehr länger eine Regierung aus Überzeugung und der Stimme der Mehrheit der Menschen, sondern eine Regierung, die dem Diktat unter Zwang einer kleinen Anzahl dominanter Männer unterliegt.“ Wichtige Entwicklungen in Großbritannien: „Milner`s Kindergarten“ war eine einflussreiche politische Gruppierung von Briten, die in der Zeit zwischen dem zweiten Burenkrieg und der Gründung der Südafrikanischen Union im öffent- lichen Dienst von Südafrika unter High Commisioner Alfred Lord Milner arbeiteten. Schlüsselfiguren in diesem Kreis waren unter anderem: Philip Kerr, Lionel Curtis, Richard Feetham und Sir Fabian Ware. Die Mitglieder von „Milner`s Kindergarten“ waren Befürworter der Südafrikanischen Union. Viele dieser Männer bildeten nach ihrem Dienst in Südafrika einen Zusammenschluss, der 1909 offiziell gegründet, und als „Round Table Movement“ bekannt wurde. Diese Bewegung setzte sich für eine „Föderierte Union“ anstelle des britischen Weltreiches ein, d.h. es sollte eine „über- staatliche“ Regierung über allen britischen Kolonien geschaffen werden, mit einem gemeinsamen Parlament. Alle Kolonien würden sich also als kleinere Staaten unter einem sogenannten „Super- staat“ vereinigen. Lionel Curtis (1872-1955) plädierte später offen für einen Weltstaat und das Konzept einer Weltregierung (Federal World Government) wurde zu seinem Lebenswerk. Ein interessantes Detail zu Lord Milner und seinen Mitarbeitern ist die Verbindung zur Finanzwelt Englands. Natürlich hatten die reichsten Personen im britischen Reich auch den größten Einfluss auf die britischen Kolonien. So wurde Lord Milner in London Vorstandsvorsitzender der „Rio Tinto“ Com- pany (Bergbaugesellschaft) und behielt diesen Posten bis zu seinem Tod. Auch Sir Fabian Ware (Milner`s Kindergarten) wurde Direktor der „Rio Tinto“ Group. Dazu sollte man wissen, dass „N M Rothschild & Sons“ das Unternehmen 1873 zusammen mit anderen Investoren gekauft und es komplett umstrukturiert hatten. In der Folge konnte die Firma durch die Ausbeutung vieler Menschen hohe Gewinne erwirtschaften. 1905 hielten die Rothschilds etwas über 30% der Anteile von „Rio Tinto“. Wichtige Ereignisse vor und während dem 1. Weltkrieg: Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. der erste Kaiser des Deutschen Reiches. Er ernannte Otto von Bismarck zum Reichskanzler. Dieser war darauf bedacht, das neue Reich zu stärken und vermied daher Auseinandersetzungen mit anderen Staaten. Bismarck verbündete das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn und Italien im sogenannten Dreibund. Doch das fein austarierte Gleichgewicht, das Otto von Bismarck geschaffen hatte, sollte nicht lange anhalten. Nachdem Wilhelm I. und sein Nachfolger Friedrich III. 1888 gestorben waren, bestieg der 29-jährige Wilhelm II. den Thron. Er zwang Bismarck abzudanken und wollte Deutschlands Ein- fluss in der Welt ausdehnen. Wilhelm II. verfolgte in Afrika und in anderen Gebieten kolonialis- tische Ziele. Außerdem wollte er Großbritannien die Vormachtstellung zur See streitig machen und baute deshalb eine schlagkräftige Flotte auf. Das Deutsche Reich war bald die zweitgrößte Seemacht nach England. Daraufhin baute auch das Britische Reich seine Flotte weiter aus. Zudem handelte es mit Frankreich die „Entente cordiale“ aus und ein ähnliches Abkommen mit Russland, wodurch die sogenannte „Triple Entente“ entstand. Europa war dadurch militärisch in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite stand der Dreibund und auf der anderen die „Triple Entente“. Die einflussreiche Elite Großbritanniens hatte schon lange vor dem Ausbruch des 1.Weltkrieges 1914 große Probleme mit dem wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Deutschlands. So sagte der englische Premier Earl of Rosebery (der 1878 Hanna Rothschild geheiratet hatte) im Jahr 1895: „Die Störung des Verhältnisses zwischen Deutschland und England ist darauf zurückzuführen, dass Deutschland England auf wirtschaftlichem Gebiete überflügelt.“ Ein interessanter Umstand ist zudem, dass die Familie Rothschild nach dem Tod Wilhelm Carl von Rothschilds 1901, (der die Stammfirma in Frankfurt am Main geführt hatte) ihr Geschäftshaus in Deutschland nicht weiterführen wollte. Und dies, obwohl Deutschland zu den drei blühendsten Ländern der