beim FC Basel Gigi Oeri und ihr Engagement für den Fussball

Autor(en): Andreas W. Schmid

Quelle: Basler Stadtbuch

Jahr: 2011 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/7fa9e85f-98bd-4829-8bcd-45cfed991b88

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Damen vom Lions Club Bruderholz zu einem Spiel der Rotblauen auf die Schüt­ zenmatte; dorthin wich der FCB notgedrun­ gen aus, weil der St. Jakob-Parknoch im Bau war. Gigi Oeri hatte an jenem Abend zu­ fälligerweise nichts Besseres vor und nahm die Einladung an. Dabei erlebte sie mit, wie der FC Basel mit viel Spielwitz und noch mehr Leidenschaft den Grasshoppers Zürich besiegte. Der Sieg war Im Film mit Gwyneth Pal­ eine glückliche Fügung. Es hätte auch sein trow laufen zwei diametral verschiedene können, dass die Basler Fussballer sang- Handlungsversionen nebeneinander: In der und klanglos untergegangen wären und einen verpasst die Heldin die U-Bahn, in der Oeri sich gelangweilt abgewandt hätte. anderen erwischt sie den Zug rechtzeitig. So aber war die gebürtige Schopfheimerin Ein kleiner Zufallsmoment beeinflusst ent­ fasziniert von dem, was sie auf dem Rasen scheidend das Schicksal der Hauptfigur sah, und sprang auf den FCB-Zug auf. «Die und ihrer Umgebung. Auch beim erfolg­ Zukunft des Vereins liegt in Ihren Händen», reichen Zusammenspannen von Gigi Oeri soll Jäggi damals reichlich pathetisch zur und dem FC Basel brauchte es zu Beginn Powerfrau gesagt haben, die zuvor das Pup­ den glücklichen Zufall. An einem milden penhausmuseum erfolgreich aus dem Herbstabend im Jahr 1999 lud René C. Jäggi, Boden gestampft hatte. Kurz darauf wurde der damalige Präsident des FC Basel, die Gigi Oeri in den FCB-Vorstand gewählt; dem

211 Verein gelang mit ihr der Brückenschlag in war verbraucht, wir waren verbraucht», den vermögenden Basler . Der FCB kommentierte sie später den Entscheid in wollte sportlich zurück an die Spitze, benö­ ihrer typisch pointierten Art. tigte dafür jedoch eine Anschubfinanzie­ Als Gross’ Nachfolger holte der Club nicht rung. Mit dem Griff in ihre Privatschatulle einen etablierten Namen im Trainerge­ sorgte Oeri dafür, dass man teure Spieler schäft, sondern mit Thorsten Fink einen wie Christian Giménez, Julio Hernan Rossi unverbrauchten Ausbildner, der beim FCB oder Hakan Yakin verpflichten konnte. Die­ seinen Erfolgshunger stillen wollte, was se Investitionen machten sich bezahlt: eindrücklich gelang: Der ehemalige Bayern- Unter , mit dem sie sich lan­ Spieler und Trainer des FC Ingolstadt führ­ ge blendend verstand, holte der Verein 2002 te den Verein zweimal zur Meisterschaft, erstmals seit zweiundzwanzig Jahren wie­ gewann den Schweizer Cup und schaffte in der den Meistertitel. Es sollte nicht der letz­ der Champions League den einen oder an­ te in der Ära Oeri bleiben: Noch weitere fünf deren Achtungserfolg. Als Fink schliesslich Mal durfte sie sich über den Gewinn der vom Hamburger SV umgarnt wurde, erteil­ Meisterschaft freuen, hinzu kamen fünf te der FCB ihm die Freigabe und zauberte Cupsiege und vier Teilnahmen an der mit seinem bisherigen Assistenten Heiko Champions League. Vogel eine weitere Lösung aus dem Hut, mit Obwohl sie grosszügig Millionen in den der niemand gerechnet hatte. Vogel über­ Club einschoss, sah sich Oeri nicht nur als nahm - und die Mannschaft spielte und Wohltäterin. Vielmehr wollte sie anpacken, siegte weiter, als ob nichts geschehen wäre. gestalten - und vor allem entscheiden. So Der problemlose Wechsel auf dem Chefses­ wie beim Puppenhausmuseum: Dort holte sel war ein weiterer Schritt des Vereins auf sie noch schnell das Wirtepatent nach, «nur dem Weg, sich von Einzelpersonen unab­ damit mir in meinem Museumsrestaurant hängig zu machen. In diesem System der niemand auf der Nase herumtanzt», wie sie Nachhaltigkeit ist zwar jeder wichtig, zu­ sagte. Das war dann ebensowenig beim FCB gleich aber ersetzbar. Es war deshalb nur lo­ der Fall, obwohl ihr der Anfang nicht leicht gisch, dass sich auch Gigi Oeri selbst nicht gemacht wurde. Oeri verstand vielleicht mehr als unentbehrlich betrachtete und nicht viel vom Fussballgeschäft, wie die sich auf Ende 2011 zurückzog. «Wenn ich ge­ Kritiker behaupteten, aber sie lernte sehr he, wird der Verein in bester Verfassung da ­ schnell dazu. Kümmerte sie sich zu Beginn stehen und meine Dienste nicht mehr benö­ als einfaches Vorstandsmitglied um den tigen» , sagte sie am 12. August, als sie ihren Nachwuchs und die Ausbildung im Verein, Rücktritt verkündete. Wie wahr ! Gleichzei­ so sass sie schon bald mit internationalen tig bleibt sie aber als Initiatorin und Präsi­ Spielervermittlern am Verhandlungstisch, dentin der Stiftung Nachwuchs-Campus wo sie trotz ihres Vermögens knallhart um Basel dem Fussball verbunden. jeden Franken feilschte. Zurückbleiben Erinnerungen an eine gross­ Auch sonst scheute Oeri keinen Konflikt, zügige Präsidentin, die nüchternes Ge­ wenn es aus ihrer Sicht um das Wohl des schäftsverständnis mit schrillen Aktionen Vereins ging. Im Jahr 2003 - sie war längst wie etwa der Meisterfeier 2002 kombinier­ die starke Frau im Club - entliess sie CEO te, als sie im rotblauen Spiderman-Anzug , den sie als Gegenspieler von in den Team-Whirlpool eintauchte. Und die Christian Gross wahrgenommen hatte. Frage: Wo stünde der FC Basel heute, wenn Sechs Jahre später - mittlerweile als Präsi­ Gigi Oeri an j enem Herbstabend 1999 zufäl­ dentin - war die Reihe an Trainer Gross. «Er lig gerade anderes zu tun gehabt hätte?

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