ANTONÍN DVOŘÁK Symphony No
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ANTONÍN DVOŘÁK Symphony No. 6 Hussite Overture Overtures to Vanda & Selma sedlák Deutsche Radio Philharmonie Pietari Inkinen Antonín Dvořák (1841–1904) Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60 • B112 44:52 Symphony No.6 in D Major Op.60 • B112 1 I Allegro non tanto 13:07 2 II Adagio 12:25 3 III Scherzo (Furiant). Presto 8:17 4 IV Finale. Allegro con spirito 11:03 5 Ouvertüre zu Selma sedlák op. 37 • B67 9:14 Overture of Selma Sedlak Op.37 • B67 6 Ouvertüre zu Vanda op. 25 • B55 9:43 Overture of Vanda Op.25 • B55 7 Hussiten-Ouvertüre op. 67 • B132 13:44 Hussite Overture Op.67 • B132 Total Time: 77:38 Deutsche Radio Philharmonie Pietari Inkinen 2 Aus Böhmen in die weite Welt Antonín Dvořáks 6. Sinfonie und drei Werk zu Werk steigerten. Aus dem knall- Ouvertüren harten Geschäftsverhältnis entwickelte sich gleichwohl eine lange Freundschaft „..Dvorak hat alles Mögliche geschrieben, zwischen dem Komponisten und seinem Opern (böhmische), Sinfonien, Quartette, Verleger. Klaviersachen. Jedenfalls ist er ein sehr ta- lentvoller Mensch. Nebenbei arm! Und bitte Die 6. Sinfonie in D-Dur, im Spätsommer ich das zu bedenken!...“ – Diese wenigen und Herbst 1880 entstanden, wurde später Sätze, die Johannes Brahms 1877 an den oft als Dvořáks „erste“ bezeichnet, denn mächtigen Verleger Fritz Simrock in Berlin sie war nicht nur die erste, die bei Simrock schrieb, änderten das Leben von Antonín im Druck erschien, sondern gilt auch als Dvořák von Grund auf. Dem mittellosen das erste seiner reifen Meisterwerke in böhmischen Musikanten, dessen Werke diesem Genre. Schon die Zeitgenossen wa- lange Zeit in der Schublade verstaubt wa- ren sich einig: Dvořák hatte die Großform DEUTSCH ren, öffneten sich plötzlich die Konzertsäle der viersätzigen Sinfonie jetzt in den Griff nicht nur in der Heimat, sondern auch in bekommen und dabei seinen eigenstän- den Metropolen des Auslands. Sein älte- digen, unverwechselbaren Stil gefunden. rer Kollege Bedřich Smetana hätte davon „In dieser Sinfonie lebt die Fröhlichkeit, der nicht einmal zu träumen gewagt. Der Ver- Humor und die Leidenschaft des tschechi- leger kam persönlich nach Prag, um den schen Volkes“, begeisterte sich der frühe Vertrag abzuschließen. Für die ersten Ver- Dvořák-Biograph Otakar Šourek. öffentlichungen, Klänge aus Mähren und Slawische Tänze, zahlte er dem Komponis- Und auch späterhin wurde sie als ein Zeug- ten noch kein Honorar. Erst als er merkte, nis der „slawischen Periode“ des Kompo- dass er an seiner neuen Akquisition gut nisten oft als „Die Tschechische“ bezeich- verdienen konnte, war er bereit, zu inves- net. Mehr noch als in der fünf Jahre früher tieren, wobei sich die Geldbeträge von entstandenen fünften Sinfonie bestimmen 3 slawische Idiome die Themen. So basiert 1881 unter Adolf Čech in Prag statt und das Hauptthema des ersten Satzes auf wurde begeistert aufgenommen. Der drit- einem böhmischen Volkslied. Im B-Dur-Ada- te Satz musste wiederholt werden. Dieser gio wird dieses Thema in Form eines Erfolg stellte sich auch in London ein, wo Rondos noch weitere Male zitiert. Eine der Widmungsträger Hans Richter am Pult Neuheit bietet der 3. Satz, wo als Scherzo stand. In den kommenden Jahren gab es der Furiant fungiert, ein lebhafter böhmi- Reprisen in mehreren europäischen Gross- scher Tanz, der seine Spannung aus dem städten und 1883 schließlich in New York. Wechsel von Zweier- und Dreier-Rhythmen Die 6. Sinfonie bedeutete für Dvořák also bezieht. Dass die zweite Sinfonie in D-Dur den internationalen Durchbruch. von Johannes Brahms, wenige Jahre zuvor herausgekommen, eine gewisse Vorbild- Auf dem Gebiet der Oper waren ihm keine DEUTSCH funktion für Dvořák hatte, erweist sich im vergleichbaren Erfolge vergönnt. Er kämpf- ersten und mehr noch im Finalsatz. Gewid- te ein Leben lang um diese Gattung und met ist die Sechste dem Dirigenten Hans wurde, von Haus aus mehr Musiker als Richter, der sie mit den Wiener Philhar- Theatermann, immer wieder Opfer wenig monikern zur ersten Aufführung bringen begabter Librettisten. Das gilt auch für die sollte. „Die Sinfonie hat Richter maßlos im Stile der Grand Opéra fünfaktig ange- gefallen, so dass er mich nach jedem Satz legte Vanda. Da haben gleich mehrere Au- abbusselte“, schrieb Dvořák zuversichtlich toren am Buch gebosselt. Doch das Sujet, an den Freund Alois Gobl. der Kampf zwischen Slawen und Germa- nen, passte in die Stimmung der Zeit. Die Zu der geplanten Premiere am 26. Dezember Böhmen begannen sich allmählich von kam es jedoch nicht. Die Gründe blieben der Fremdherrschaft der Habsburger zu im Unklaren: Überlastung des Orchesters emanzipieren, was sich auf dem Gebiet wurde vorgeschoben, Dvořák vermutete der Musik im Bau eines Nationaltheaters jedoch – wohl nicht ganz unbegründet – ausdrückte, dessen Fertigstellung sich anti-tschechische Ressentiments, die zu aber immer wieder hinauszögerte, so dass dieser Zeit in Wien stark ausgeprägt waren. Dvořák noch auf das Interimstheater ange- Die Uraufführung fand dann am 25. März wiesen war. 4 Trotz der gravierenden Schwächen des Osnabrück eine szenische Rehabilitie- Librettos und der unzulänglichen techni- rung. Als Konzertstück im Repertoire schen und sängerischen Möglichkeiten des behauptet hat sich jedoch die Ouvertüre, Theaters, die dazu führten, dass der dritte die Dvořák in der revidierten Fassung Akt kurzerhand gestrichen werden musste, von 1880 anstelle der kurzen Orchester- entfachte Vanda bei der Uraufführung (17. einleitung der Urfassung setzte. Sie ent- April 1876) frenetischen Jubel. Eine durch wickelt in Rondoform das thematische Brahms angeregte Aufführung an der Material der folgenden Oper. Wiener Hofoper kam aber ebenso wenig zustande wie eine geplante Produktion in Ermutigt durch den Erfolg von Smetanas Budapest. Eine weitere Aufführungsserie, komischer Oper Der Kuss (Hubička, 1876) für die Dvořák das Werk gründlich überar- wandte sich Dvořák nach Vanda wieder beitete (und drastisch kürzte), gab es 1880 einem heiteren Sujet zu, für das ihm am Prager Interimstheater unter einer der noch wenig erfahrene Josef Otakar neuen Intendanz. Sie fand wiederum ein Veselý das Libretto schrieb: Selma sedlák lebhaftes Echo. (auf deutschen Bühnen unter dem Titel Der Bauer ein Schelm gegeben). Das Buch DEUTSCH Danach jedoch wurde die Oper zu Leb- zehrt von den Zinsen der Verkauften Braut zeiten des Komponisten nicht mehr (Prodaná nevěsta, 1866), die als der Maß- gespielt, auch nicht bei den Feierlich- stab einer tschechischen Volksoper galt. keiten zu seinem 60. Geburtstag. Im 20. Auch dieses Stück spielt im ländlichen Jahrhundert sind lediglich drei Produktio- Milieu, teilweise tragen die Protagonisten nen dokumentiert. Im zweiten Welt- ähnliche Namen. Mařenka steht zwischen krieg ging die autographe Partitur verlo- zwei Männern – Jeník, den sie liebt, und ren. Erst fünfzig Jahre später versuchte Václav, den sie heiraten soll. Das Libretto der deutsche Dirigent Gerd Albrecht un- macht aber auch Anleihen bei der Komö- ter Verwendung der originalen Orches- die Der tolle Tag von Beaumarchais, es gibt terstimmen eine Rekonstruktion, die er Rangeleien zwischen Adel und Volk und in Konzerten (und auf CD) präsentierte. Verkleidungsspiele. 2014 schließlich wagte das Theater in 5 Ungeachtet vieler Ungeschicklichkeiten Die dramatische Ouvertüre Husitská op. des Librettisten war Dvořák von der Vor- 67 entstand im Sommer 1883 und wurde lage inspiriert und sicherte den Erfolg bei der Wiedereröffnung des Prager Natio- durch den Einsatz folkloristischer Ele- naltheaters, das zwei Jahre zuvor durch mente. Vor allem die Tänze, die nicht als einen Brand zerstört worden war, erstmals Einlagen funktionieren, sondern drama- gespielt. Ursprünglich war sie als Einlei- turgische Bedeutung haben, sind hervor- tung einer dramatischen Trilogie über die zuheben: Neben der Polka die Sousedská Zeit der Hussitischen Glaubenskriege von (im Dreiertakt, dem langsamen Walzer František Adolf Šubert geplant, die jedoch vergleichbar) und die Skočná (im schnel- nicht über den ersten Akt hinaus gedieh. len Zweiertakt). Dvořák verarbeitete Die drei Teile sollten „die Entstehung der diese Tanzformen kurz darauf auch in hussitischen Bewegung, die Kämpfe der DEUTSCH seinen Slawischen Tänzen op. 46. Im Som- Hussiten und schließlich den nach den mer 1877 komponiert, fand Selma sedlák Kämpfen wiederhergestellten Frieden“ dar- bei der Premiere am 27. Januar 1878 eine stellen. sehr herzliche Aufnahme. Die Ouvertüre musste wiederholt werden. Das Stück Dvořák behielt in der Komposition diese hielt sich dann bis in die 1950er Jahre Dreiteilung bei, wobei er anders als in im Repertoire der tschechischen Büh- seinen späteren sinfonischen Dichtungen nen. Es war übrigens auch die erste Oper noch der klassischen Sonatensatzform Dvořáks, die im Ausland gespielt wur- folgte. Zwei alte Choralmelodien – Kdož de – wenige Jahre nach Prag in Dresden jste Bŏzi bojovníci („Die ihr Gottes Strei- und Hamburg, schließlich an der Wiener ter seid“) aus dem 15. Jahrhundert und Hofoper, wo es bei der Premiere zu anti- Svatý Václave („Heiliger Wenzel“) aus dem tschechischen Zwischenfällen kam, bei 13. Jahrhundert – bilden das motivische denen einige Burschenschaftler der Fundament. In der langsamen Einleitung Teutonia von der Polizei arretiert werden schildert Dvořák die Entstehung der hus- mussten. Auch bei dieser Oper hat die sitischen Bewegung, während der schnel- Ouvertüre das Stück selbst überlebt. le Hauptteil mit einigem orchestralen Schlachtgetöse die Kämpfe der Hussiten 6 beschreibt, Reprise und Coda schließlich Deutsche Radio Philharmonie den Frieden wieder herstellen