’ Biklhkimatmtimthir 'MONATSBElLAGE DES REMSCHEIDER GENERAL-ANZ—EIGERS

Nr. 11 / 55. Jahrgang , Mitteilungsblatt des Bergischen Geschichtsverelnl — Abteilung November 1988

Friedrich Wolf — der „Rote General“? — Anläßlich des 100. Geburtstages ein Beitrag zur biografischen Forschung von Wolfgang Fey

1933 floh Friedrich Wolf mit seiner Familie vor der bevorstehenden Verhaftung über Vor fast genau 100 Jahren, am 23. Dezember 1888, wurde Friedrich Wolf in Österreich und die Schweiz nach Frankreich Neuwied in eine bürgerlich-liberale Familie hineingeboren. Während der Gym- und schließlich Ende des Jahres in die Sowjet- nasialzeit fand er Anschluß an die gerade aufblühende Jugendbewegung. Ein union. Mittlerweile war er so populär, daß er Kunststudium brach er ab, entschied sich für die Medizin und studierte in in den USA als „Hitlers Feind Nr. ]“ begrüßt wurde, wo er 1935 an einem Schriftstellerkon- Tübingen, Bonn und . Seit 1914 war er mit Käthe Gumpold, einer Innenar- greß teilnahm. Im gleichen Jahr wurden er chitektin und Gymnastiklehrerin, verheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder; und Else, auch ihre beiden Söhne Konrad und Durch seine Erlebnisse als Militärarzt wiihrend des Weltkriegs wurde er zum Markus, aus Deutschland ausgebürgert. 1938 entschiedenen Kriegsgegner. Seine ersten schriftstellerischen Werke hatten die wollte er sich am Kampf gegen Franco-Spa- Hoffnung auf eine Erneuerung der bürgerlichen Gesellschaft aus dem Geist der nien beteiligen, kam aber nur bis Frankreich, weil die Internationalen Brigaden sich bereits Jugendbewegung zum Inhalt: Brüderlichkeit, Pazifismus, Naturnähe. Nach aus Spanien zurückgezogen hatten. Er wurde dem Krieg: kurze Tätigkeit als Lazarettarzt in Langebriick bei , dann interniert, wie zahlreiche andere Antifaschi- als Stadtarzt in Remscheid von Februar 1920 bis Juni 1921, einige Monate in der sten. Da er die sowjetische Staatsbürgerschaft Gemeinschaftssiedlung Heinrich Vogelers, dem „Barkenhoff“, in Worpswede, zuerkannt bekam, wurde er nicht nach bevor er sich in als Arzt niederließ. Seit 1922 war er mit der Rem- Deutschland deportiert, sondern konnte in die Sowjetunion zurückkehren. Nach dem deut- scheiderin Else Dreibholz verheiratet, mit der er ebenfalls zwei Kinder hatte. schen Überfall auf seine neue Heimat gab er Schriftstellerische Arbeit und ein weitverbreitetes medizinisches Handbuch die schriftstellerische Arbeit fast ganz zugun- machten ihn außerordentlich bekannt. Ab 1928 war er Mitglied der KPD. Er sten politisch-propagandistischer Tätigkeit prägte das Wort von der „Kunst als Waffe im Klassenkampf“, das er durch seine auf : durch Radioansprachen, Flugblätter und am häufigsten genannten Werke illustrierte, die in den folgenden Jahren ent- Ansprachen in Kriegsgefangenenlagern ver— standen: „Cyankali“, „Die Matrosen von Cattaro‘f, „“. suchte er, die deutschen Soldaten für den anti— iaschistischen Widerstand zu gewinnen. Nach 1945 lebte er in der SBZ/DDR. Sein kul— re Frau, Else Dreibholz, hier war er als junger turpolitischer Einsatz wurde mehrfach gewür— Wenn in den nächsten Wochen durch Publika- digt. Er war der erste Botschafter seines Lan- tionen, Gedenkveranstaltungen, Theaterauf- Stadtarzt am Aufbau einer modernen Gesund- heitsvorsorge beteiligt. Als beliebter Dozent des in Polen. 1953 starb er in Lehnitz bei Ora- führungen in der Bundesrepublik und der nienburg. Sein Bekanntheitsgrad in der DDR DDR, vielleicht auch in Polen und der an der Volkshochschule nahm er an ihrem er- UdSSR‚ an Friedrich Wolf erinnert wird, dann sten großen Volksfest auf dem Spelsberg teil war nur mit dem seines Schriftstellerkollegen und in seinen Kursen konnte man seine eige- Bertolt Brecht vergleichbar, während er bei wird immer auch Remscheid miterwähnt, wo uns fast vergessen wurde, Nachwirkung der er zwar nur kurze Zeit lebte, aber wichtige nen Dichtungen und dramatischen Werke Verbrennung seiner Bücher und des Antikom— Anregungen erfuhr und einige Spuren hinter— kennenlernen. ließ. Hier traf Friedrich Wolf 1920 seine späte- Diese Aspekte seines Remscheider Aufent- munismus. halts sind in Bildern, Anekdoten und Erinne- rungen vor allem bei den älteren Remschei- dern lebendig, die damals, Anfang der 20er Jahre, zur Jugendbewegung gehörten und Friedrich Wolf bewunderten, weil er sich durch sein Amt als Stadtarzt in seiner Lebens- weise nicht korrumpieren ließ. Auch als Arzt . trat er nicht im Anzug und mit Krawatte auf, sondern trug weiterhin die weite offene Klei- dung der Jugendbewegung und seine Sa’nda- 1en. Erstaunlicherweise verschwimmen in der bis- herigen Wolf-Forschung die medizinisch-sog zialhygienischen und pädagogischen Aspekte seines Remscheider Wirkens, die in Rem- scheid selbst in den Erinnerungen dominie- ren, hinter einem Bild, das wesentlich spekta- kulärer ist: es zeigt Friedrich Wolf als politi— schen und militärischen Führer der Remschei4 der Arbeiter, als „Roten General“, im Kampf gegen demokratiefeindliche Freikorpstruppen während des Kapp—Putsches im März 1920. So heißt es z. B. in einer in diesem Jahr erschiene— nen Arbeit von Henning Müller, einem Berli- ner Theaterwissenschaftler, über Friedrich Wolf : „1920: Stadtarzt in Remscheid. Politi- scher und militärischer Führer irn Ruhrkampf gegen den Kapp-Putsch.“ 1) und an einer ande- , ren Stelle dieses Buches: „Als im März 1920 die Kapp, Lüttwitz & Co. gegen die junge Wei- Friedrich Wolf in Wustraw, 1920. Fortsetzung nächste Seite

kenntnis war“. Wolfs ideologische Unklarheit Friedrich Wolf - „roter General“? verschwinde mit seinem Beitritt zur KPD; bei seinen frühen Veröffentlichungen sei außer- dem in Betracht zu ziehen, daß sie „für bürger- Fortsetzung von vorheriger Seite brachte er jeden Abend bei ihnen, bewunderte liche und sozialdemokratische Zeitungen be- Wolfs dramatische Werke und erzählte über stimmt waren, was dem Autor Zurückhaltung marer Republik putschten, befand sich Frie- Rußland, das er nach der Revolution 1917 ver- ' drich Wolf als stadtarzt in Remscheid. Als lassen hatte. Von einer Beteiligung Friedrich auferlegte“. „) Und an anderer stelle: Mitglied der USPD nahm er an der Verteidi- Wolfs an den Kämpfenswar ihm nichts be- „Er handelte als ein sozialist — er war es in gung der Republik teil . . .“ 2) Henning Müller, . kannt. 7)-Hatte Wolfs ihm gegenüber geschwie- seinem Bewußtsein nochnicht . . ..Es soll- der Autor des Buches, stellt Wolfs Verbindun- gen, weil er wußte, daß sein jugendlicher ten noch Jahre vergehen, bevor er ganz gen mit Neuwied, seiner Geburtsstadt, inden begriff, was er Remscheid erlebt hatte Freund keinerlei sympathien für die sozialisti- « 1 Vordergrund; Remscheid kommt nur am Ran- sehe Bewegung aufbrachteT Wladimir Linden- de vor. Aber auch inbiografischen Arbeiten, berg— sah. im sozialismus vor allem Unord·v Das Konstruiertedieser Ansicht ist offenkun- die die Remscheider Zeit genauer behandeln, nung, Chaos und Ku1turzerstörung, die Leug- dig und macht die Widersprüche erst recht findet man das gleiche Bild. Werner Jehser, nung des Individuums, die völlige Unkenntnis deutlich. Sie liegen nicht auf der Ebene geäu- Hochschullehrer in der DDR, schreibt über der Entwicklungsgesetze des menschlichen Berter Überzeugungen und Haltungem son- Friedrich Wolf und Remscheid: ' Geistes. ') Wie war es dann aber möglich, daß dern zerreißen vielmehr die politische Identi- „Es gelang ihm, im Februar 1920 in der sich zwei· Menschen mit so grundverschiedes tät Friedrich Wolfs wesentlich tiefer: Erkennt— rheinischen Industriestadt Remscheid die nen Ansichten und Haltungen, mit- so unter- nis und Handeln scheinen unvereinbar ge- Stelle des stadtarztes zu erhalten« In der schiedlichen Überzeugungen begegneten und trennt voneinander. Daneben ist Penal— stark linksgerichteten Arbeiterstadt anfreundeten? schecks Erklärungsversuch aber noch mehr, brachte man. dem sozialistischen Arzt Der Widerspruch scheint sich zu lösen, wenn - nämlich die Behauptung. Friedrich Wolfs Le- und seinen Maßnahmen viel Vertrauen “man die Schriften Friedrich Wolfs aus«-»dem ben sei bis zumKPD-Beitrin lediglich als Ent- entgegen. Wolf richtete Mütterberatungs- Jahre 1920 liest und sie als authentische Auße— wicklung zur eigentlich erst dann reifen Ben stellen ein, er sorgte sich besonders um rungen seiner damaligen Überzeugungen erst sönlichkeit zu sehen, mit einer Ausnahemzsei; die schuljugend und die Kleinstkinden nimmt. In einem Brief an seine Mutter vom nem Einsatz als „Roter General“. Durch sein Handeln als militärischer Organisator beweist Durch seine soziale Tätigkeit vertiefte 13. März 1920 freute er sichan das für den« sich die Verbindung zu den Genossen der Wolf in der Diktion Poilatschecks, daß er 1920 sommer geplante Volkshochschulfest: im Kern schon der ist, der er später erst wer- USPD. Als am 14. März die Aktionen des „Wundervoli ist dieser Plan,: die Jugend vereinten Proletariats gegen den reaktio- den soll: der kompromißlose Kämpfer für die einmal auf neutralem Boden zu vereini- KPD, die ja auch-»hei. ihrer Gründung noch nären Kapp—Putseh begannen, stand Wolf gen, gänzlich unpolitisch, vor allem hier!" in vorderster Reihe . . . Das Freikorps 9 . längst keine marxiStisch-leninistische Partei Lützow hatte Remscheid besetzt, es kam (war), sie ist es erst in jahrelangcm schwerem Und in einemkkurzen Aufsatz über die Beerdi- Ringen geworden“. 1‘) . zu schweren Kämpfen. Wolf geriet in die gung der bei den Kämpfen in Remscheid getö- Hände der weißen Truppen, wurde aber Die Geschichte der KPD und die Entwicklung teten Arbeiter schrieb er, es werde Friedrich Wolfs: Man sieht, daß im Rahmen bald wieder-befreit. Weil er als ehemali- Udurch allen Farteilärm durch- das erste ger Offizier militärische Erfahrungen be- der genannten Biografien der „Rote General“ seelische Erzittern einer neuensreligiösen einen zentralen stellenwert hat« Wenn-Fried; saß und als zuverlässiger, energischer und Bewegung fühlbar.“ “) mutiger Charakter bekannt war, übertru· rich Wolf auch selbst (noch) nicht wulzte,,was Durch die Jugend werde diese Bewegung kom- er 1920 tat, so verkörperte er dennoch; von gen ihm seine Genossen die Führungen men, nur sie kenne die Hingabe und das Opfer ner Hundertschaft der Arbeiterwehr. Er Beginn an den Teil der deutschen Arbeiter-be- für das Unmögliche. dessen Geburtshelfer sie wurde Mitglied der proletarischen Exekus . wegung, in dessen Tradition sich später die live und nahm auf diese Weise leitend am sei, nicht neuer Programme wegen, sondern DDR sah. Mit Recht galt er deshalb dort-als im Geiste Tolstois: _ Kampf teil. Die bürgerliche Presse nann- Typus des bewunderten und gefeierten soziali— te ihn später den ‚Roten General" von „Bevor wir nicht unserm Nächsten in sei- stischen Intellektuellen, als Heldengestalt der Remscheid.“ 3) neer helfen, sofort, unmittelbar, aus DDR-Vorgeschichte. Die Untersuchung der Und auch Walther Pollatschek. der erste und warmem Herzen, . . . solange ist ’jedes Quellen, die den „Roten General“ belegen. bisher gründlichste Biograf, Mitherausgeber Wort Wind und jedes Programm . . . Pa- wird zeigen. was davo_n.B.estand hat. der Werke Friedrich Wolfs und Mitarbeiter pier!“ ")

beim Aufbau des Wolf-Archivs in der DDR, Diese Ideen waren auch die Wladimir Linden— Wenn man sich die biografischen Werke oder nennt die gleichen Daten: die Mitgliedschaft bergs, in ihnen trafen sie sich. Friedrich Wolf die Auseinandersetzungen über Friedrich Wolfs in der Unabhängigen sozialdemokrati- gebrauchte diese sprache nicht nur als Dich- Wolfs Leben und Werk ansieht, so fällt auf, schen Partei, der USPD, der in Remscheid ton- ter, es war seine Sprache, die Sprache der Ju- daß es an keiner stelle einen Nachweis für angebenden, links von der SPD stehenden Ar- gendbewegung, der pazifistischen Kriegsgeg- seine militärische Führungsfunktion während beiterpartei; die kurzzeitige Verhaftung; seine nerschaft, der Bewunderung Tolstois. Wenn der Remscheider Kämpfe gibt, der- auf andere führende Teilnahme an den bewaffneten also die angenommenen Widersprüche nicht als seine eigenen Texte verweist. Walther Pol"- Kämpfen bei der Befreiung Remscheids von zwischen Wladimir Lindenberg und Friedrich latschek machte geltend, daß es ihm nicht putschistischen Militär- und Zeitfreiwilligen— Wolf bestanden, dann verlagern sie sich direkt möglich war, „die Orte aufzusuchen, an denen verbänden. Pollatschek schreibt: in die Person von Friedrich Wolf. Wie konnte Friedrich Wolf gelebt hat, um don Ermittlun- „Als einer der Führer der Arbeiterklasse, jemand, der sich als Anhänger Tolstois und als gen anzustellen“. |’) So blieb ihm nichts ande- als einer ihrer militärischen Organisato- Pazifist bekannte, militärischer Führer der res übrig, als Wolf selbst sprechen zu lassen.- ren, wurde Friedrich Wolf damals als Arbeiter sein, wie war ein solcher Bruch zwi- wenngleich-er -· allerdings unbestimmt - an- ‚Der Rote General von Remscheid‘ be— schen Überzeugung und schriftstellerischem lclingen ließ, daß in späteren Untersuchungen kannt.“.‘) Werk einerseits und - wenn auch nur zeitwei- möglicherweise einiges korrigiert werden Überall dort. wo Wolf und Remscheid er- ligem — militärischem Engagement überhaupt müsse. wähnt werden, steht der „Rote General“ im lebbar? Friedrich Wolf „liebte Mystifikationen Vordergrund. ’) Sogar als Romangestalt taucht Der Versuch einer Lösung dieser Fragen und ließ sie — bis zu manchen Angaben der „Kommandeur“ Friedrich Wolf auf, präzi- drängt sich aus folgenden Gründen auf. Zu- über sein Leben — auch in seinen Nieder- se geschildert, scheinbar ganz nah miterlebt. °) nächst zum lokalhistorischen interesse an der schriften nicht vermissen“. ") Man könnte fast glauben, es mit unterschiedli- Person Friedrich Wolfs: es ist unverkennbar, Trotz dieser — unbestimmten —- Andeutung chen Personen zu tun zu haben, wenn man die daß die Gestalt des „Roten Generals“ die wird der „Rote General“ ungeprüft aus den Erinnerungen älterer Remscheider über Aspekte seines Remscheider'Wirkens in der Schriften Wolfs übernommen, zunächst von Friedrich Wolf den Arbeiten über ihn entge- Literatur bei weitem dominiert. Will man die Poliatschek, dann von allen folgenden Auto- . genhält: hier der jugendbewegte, pazifistische, übrigen Tätigkeitsfelder Wolfs untersuchen.- ren, meist auch unbelegt. Meine eigene Ab schwärmerische Arzt und Fädagoge miteiner so taucht alsbald und irritierend der militäri— chivarbeit in Remscheid und die. Gespräche Ausstrahlung, die weit über Parteigrenzen sche Organisator wieder auf und mit ihm die rnit Zeitzeugen hatten zunächst das Ergebnis, hinausreichte, dort vor allem der militärisch benannten widersprüchlichen lmplikationen. daß es weder in den damaligen Zeitungen erfahrene, energische Held der radikalen Eine Annährung an Friedrich Wolf scheint noch in den Akten und Erinnerungen einen Remscheider Arbeiter. Haben sich die Rem- nur über den „Roten General" möglich zu — Beleg auf Wolf als den „Roten General“ gibt. scheider so sehr getäuscht? Oder können sich sem. Deshalb sollen im folgenden die Texte unter- diejenigen, die ihn erlebt haben, deshalb nicht Zum zweiten Grund etwas ausführlicher: sucht werden, in denen Wolf die Remscheider an den „Roten General“ erinnern, weil sie da- auch den Biografen Wolfs sind die Widersprü- Kämpfe erwähnt. Wenngleich er sich in Rem- mals zu jung waren, um über die bewaffneten che aufgefallen. Aber die bisherigen Erklä- scheid nur etwa 15 Monate aufhielt, wurden Kämpfe genauer Bescheid zu wissen? rungsansätze sind nicht überzeugend· Walther die Ereignisse nach dem Kapp-Putsch für ihn Der. spätere Arzt und schriftsteller Wladimir Follatschek schreibt: Friedrich Wolf „zeigte zu einer Quelle politischer und schriftstelleri- Lindenberg, der 1920 als junger Mann in sich noch lange Zeit ideologisch unklar“. An scher lnspiration. Es sind mehr als zehn Texte Remscheid lebte, kannte das Ehepaar Käthe seiner Person werde deutlich, „wie schwer bekannt, in denen er die Märzereignisse und nnd« Friedrich Wolf sehr gut. Zeitweise ver- ganz allgemein in jener Zeit der Weg der Er- deren Folgen verarbeitete oder erwähnte.

Friedrich Wolf — „roter General“? . — « Smarktetdkenft .. __ Kein anderes Ereignis der Remscheider Zeit der USPD organisierte den Kampf, und im .at. genau. Wann-ask- hat seine schöpferische Energie derart bean- Verlauf des 18. und 19. März gelang es den M J" mMfliM BIW III sprucht. Zunächst zu den Ereignissen des Put- Remscheidern durch Unterstützung von au- W ","th betwur‘hdtemmrbmhm ßerhalb, die Stadt von den Söldnertruppen zu sches: Bürgern-ehe gesprungen werdens ihre Organisation Am 13. März 1920 kam es in Berlin zum Mili- befreien. Auf beiden Seiten waren bei den tärputsch gegen die verfassungsmälzige Regie- Kämpfen in Remscheid fast 100 Menschen ge— ht, M Mit bt! 9195161114139? AMIC- . rung. Unmittelbarer Anlaß dazu war die For- tötet worden. 17) Verfolgen wir nun, was Fried- inwmkue ten-m ach-u mm. derung der Weltkriegs-Siegermächte, die rich Wolf über die Remscheider Ereignisse: tax-es ais-tm auf-tier- mm: rese- _, Reichsmarine auf die vertragliche Stärke zu schreibt. Im bereits erwähnten Brief an seine nun-. Teils-W M«erdffr.zsseum _ reduzieren. In der SPD—geführten Koalitions- Mutter vom 13. März 1920, also dem Tag des regierung sahen die Putschisten keinen Ga- Militärputsches und dem Beginn fieberhafter W» Taste- MWM Os- M. ranten für ihre lnteressen nach Erhalt der al- Tätigkeit der Arbeiterorganisationen, berich- ten stärke. Längerfristige Ursache hingegen tet er über das für den sommer geplante war die fortgeschrittene Aushöhlung der De- Volkshochschulfest. Sollte man nicht anneh- mokratie nach der Revqution von 1918, der men, daß er auch kurz über die Beratungen häufig erklärte Belagerungszustand über gan- der USPD in Remscheid schreibt, wenn er- zu Ausschnitt aus, den „Revolulions—Nachrichlen“ ze Städte und Kreise, die gewaltsame Nieder- ihren führenden Genossen zählt? vom 18. März I 920 schlagung von Streiks, die verhängte Schutz- Der nächste Brief an die Mutter vom 24. März enthält eine Schilderung der beiden Kampfta- nen die Rechtsparteien erhebliche stimmen- haft gegen Arbeiterfunktionäre. indem das anteile von der bürgerlichen Mitte hinzu, im Militär und die zahlreichen militärischen ge in Remscheid, wie sie nur jemand geben konnte, der sich in der stadt aufhielt. Eine gesamten Reich wie in Remscheid. 21) Fried- Freiwilligenverbände von der Regierung für rich Wolf zum Wahlausgang: diese Aufgaben gebraucht wurden, indem das falsche Ortsangabe — »Müngstener Thaispers re“ —1äßt sich dadurch entschuldigen, daß der „Wir sind hier alle noch völlig zer- Militär Terror und Bürgerkrieg planmäßig or— schmettert von dem Ereignis des gestri— ganisieren konnte, war es andererseits nicht Autor erst seit sechs Wochen in Remscheid lebte. Wolf erwähnt, daß eran der Massen- gen Tages... Iserloh hat— einen richti- mehr auf die Regierung angewiesen, um die gen inneren Knax erlitten,. . Mutter korrevoiutionären Zustände wiederherzustel- versamrniung der streikenden Arbeiter am Neuenkamp sprach, „für meine Partei“; um; Iserloh . . . ist auch wie gebrochen. Du en. mußt» bedenken, dieser Glaube an die Die Regierung floh aus Berlin, rief noch zum welche Partie es sich handelte, erfahren wir nicht. Außerdem schreibt Wolf,. daß er und. Partei war ihr Leben.. . . Gewiß, unsre Generalstreik auf, der zunächst von sämtli- Partei hat sich richtig für unser Land chen Arbeiterorganisationen gemeinsam, andere verhaftet werden sollten. „Kurz darauf kam . . . der Gegenbefehl.“ Von einer Teilnah- ‚geopfert‘. Jetzt mögen es andere ein- wenn auch mit unterschiedlichen Haltungen. mal tun— . . .“ 23) - geführt wurde. Nach vier Tagen brach der me an den militärischen Kämpfen oder gar von einer militärischen Führungsfunktion ist- Welche Erschütterung wird hier formuliert, Putsch zusammen. Das lndustriegebiet war wenn nicht die über den Zusammenbruch der mittlerweile von Freikorpstruppen und soge- in diesem Brief, der nicht für die-öffentlich- keit bestimmt war, nicht die Rede. Eindrücke- SPD? Franz Iserloh, den Wolf erwähnt, war nannten Einwohnerwehren besetzt, die Bevöl- SPD—Mitglied und- schriftführer der Partei in kerung, vor allem die streikenden Arbeiter, voll bleibt er als Dokument aus den Tagen der Remscheider Märzereignisse “'). Remscheid, Stadtverordneter von 1919 bis offenem Terror ausgesetzt. In dieser Lage bil- 1924 und von 1919 an 12 Jahre lang Leiter des deten sich bewaffnete Arbeiterwehren, um die Aucvh im zeitlich folgenden Bericht über die Trauerfeier für die getöteten Arbeiter schil- Fürsorge- und Gesundheitsdezernats, also der verbliebenen demokratischen Rechte zu si- politisch Verantwortliche für die Tätigkeit des chern. In vielen Städten kam es zu schweren d'ert Friedrich Wolf lediglich die Geschehnis- se, ohne sich selbst als einen der Führer zu stadtarztes. 2‘) Bis zu seiner Wahl als Dezer— Kämpfen; die Truppen konnten zurückge- nent war Iserloh Geschäftsführer der Rem- drängt werden. Die wiederetablierte SPD—Re- nennen. Mit Sympathie für ihre Sache und stark bewegt steht er am Grab der Arbeiter. l’) scheider‘AOK, und in dieser Funktion hatte er gierung stand den mühsamen Ansätzen der sich stark. für die Berufung Friedrich Wolfs als Arbeiter zur Sicherung der errungenen Macht Daß diese drei Texte keines der Daten enthal- ten, die in den Biografien importieren, ist stadtarzt eingesetzt. 25) Er war nicht der und zur sozialistischen Veränderung verständ— „linkssozialistische Beigeordnete“, alsder ihn merkwürdig; anzunehmen wäre doch, daß sie nislos bis scharf ablehnend gegenüber, ließ die Walther Pollatschek in seine Biografie sahv 26) Reichswehr gegen die Aufstandsbewegung der den genauesten Abdruck auch des eigenen Handelns enthalten, da sie den beschriebenen Und: Friedrich Wolf teilte diese Erschütte- Arbeiter marschieren und verbündete sich mit rung, weil er damals ebenso SPD—Mitglied den vor kurzem noch putschistischen Militärs Ereignissen zeitlich am nächsten stehen. Aufschlulzreich ist der nächste Brief an seine war. Später vernebelte er diese Entscheidung, gegen die „drohende bloschewistische Ge— wobei ihm gelegen kam, daß er den Namen fahr“. Sie brachte es schließlich fertig, durch Mutter vom 7. Juni 1920, einen Tag nach der Reichstagswahl. Im Vergleich mit der Wahl der Partei nie erwähnte. „Ich sprach für meine eine Strategie der Scheinverhandlungen, dem Partei“, 27) „unsre Partei hat sich . . . ‚geo— „Bielefelder Abkommen“, den Vormarsch der zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 verlor die SPD etwa die Hälfte ihrer pfert‘“, 2“) schrieb er an seine Mutter, die si- Reichswehr zu legitimieren, sich seiner militä- cher wußte, welche Partei damit gemeint war. rischen Logik zu unterwerfen und so den Wi- Wähler, während die USPD ihre Stimmenzahl derstand gegen die Etablierung der alten mehr als verdoppeln konnte. 20) In Remscheid Machtverhältnisse zu liquidieren. Damit war war der Einbruch der SPD noch stärker: ihr Anmerkungen Potential reduzierte sich von 14 Prozent auf in Deutschland die letzte Chance nach 1918 1) Müller. Henning: Friedrich Wolf. Weltbiirger aus Neuwied. vertan, dem Sozialismus zum Leben zu verhel- ein Drittel, nämlich 4,7 Prozent, gegenüber Neuwied 1988. S. 208. fen. der Wahl vor eineinhalb Jahren. Die USPD 2) Ebd., S. 38. . konnte ihre überragende Stärke von über 40 3) Jehur. Werner: Friedrich Wolf. Sein Leben nnd Werk, Berlin Remscheid war schon im Jahre 1919 militä- 1982, S. 27. Prozent in etwa halten. “) Gleichzeitig gewan- 4) Fellan Waltlrerc Friedrich Wolf - Sein heben in Bilden. risch besetzt, dann wieder seit Anfang Februar leipzig 1960, S. 16; ausführliche Schilderung in: ebd.. S. 1247, 1920 durch das Freikorps Lützow. Als sich am “Mein u. a. in: den.: Friedrich Wolf. fine Blomfie. Berlin (DDR) 1963, 8.56-59. 13. März die Putschgerüchte bewahrheiteten, 5) U.l. in: Günther, Eberhard: Die frühen Drin-en Friedrich erklärte sich Lützow auf dem Rathausplatz Wolfe 1917-1923. much. phil. Diss., Jena 1963, S. 132; Könne- zum Freund der Putschisten, ließ den Stadtke- Aus unserem Programm mn, Eml- nnd linnssilnnchlrn Krusell: Aktionninheit contra Klpp-Pfllxcll„ner11n(DDR) 1972. S. 271; Knobloch. Wärs- gei mit stacheidraht befestigen und drohte san-aus« 26. November: ' - „Baudenkmäler und Denkmalpflege in Rem- DIS Ende des Expressionismus, Bern und anld'nrtIM. 1915. S. Schußwaffengebrauch an. Zahlreiche öffentli- is- Wolf. Friedrich: Cynhli ‚218. Ausgewlhlt nnd eingeleitet scheid — Aus der Arbeit eines Denkmalpflegers“, vol Michin lcienzle nnd Dirk Monde, stutthrt 1983. S. ils-. che Gebäude wurden von den söldnern be Lichtbildervortrag von H. Bilsing, Remscheid; Friedrich W011. Die del-re in Stumm! 1927-1933. Ausstellung.» setzt, gemeinsam mit dem schon lange vorher Restaurant Klosterkirche. I.;ennep‚ Klostergasse reiher im Dritten Reich-Mag nnd Anstellung: Mi- gebildeten, in der Öffentlichkeit unbemerkt T 8.16.30Uhr. chael IndDirhMendtzstnttIsrtiMsRnndswL Snmstng, 10. Dezember: 6) Komm, Emil: Artur Becker, Lebenslauf eines Helden du- gebliebenen Zeitfreiwilligen-Korps des Rem- „Friedrich Wolf in Remscheid“. Vortrag von dem-chen Arbeiter-ing- Berlin (DDR) 1956. S. Isle scheider Studienrats Dr. Weisemann. Am 17. Creulichccrumndnlelrtnnfden Knien. sonstan Wolfgang Fey. Wuppertal. zum 100. Geburtstag mnlabenduwsecier.seflin(obk) 1964,S. 171 ff- März versammelten sich die streikenden Ar— ' des Remscheider stadtarztes und späteren Dra- Mh nlt Dr. thimir Linde-be Berlin. a- 30. Nov. beiter am Neuenkamp, um die Wahl von-Be- matikers; Heimatmuseum Remscheid. Clei'fstr.. I zutrifft Mitteilung vom 29. Min 1 triebsräten vorzubereiten. Auf dem Rückweg 16.30 Uhr; Ase-pries ...(I.Anm.7);undenher-Wladinsir:sobikisnkens Aufskiinfte: Bergischer Gesehichtsverein, Ab- mfen. Eine Jugend in der manchen Revolution. München nnd wurde ein Arbeiter erschossen, ein zweiter teilung Remscheid, Geschäftsstelle: Hensber- Insel 1970;den.=1101»11t1n der Fremde. Ein junger. Rune indes schwer verletzt. Die Erregung der Arbeiter ger str. 4 (Stadtarchiv), M 21 91 / 44 B 83 Emlgntion. München nnd Insel 1971. oder Dr. Walter lorenz. cewerdesclsulstr. 8, 9) Wolf, Friedrich: Briefe. Eine Auswahl. Irsudln Auftrag-les- stieg ungeheuer. Als das Freikorps Lützow am Deutschen Akndemie der Künste zu' Berlin“ von Else Wolf nnd nächsten Morgen außerdem noch durch weite— @ 02191/292311. Waltlser Pollltscllelt, Berlin nnd Weint-r 1969. S. 76..- M11; der re Truppen Verstärkung erhielt, wichen die Bemerkung „var nllest hier!“ freut sich Wolldnriiber, das-tw- der in Remscheid 1920 ungeheuer stark zugespitztesr politisches Arbeiter dem Kampf nicht länger aus. Eine kohrisiersngeinlkstnsögllchseinwirtflrdasiielt alles-IM- schen Gruppierungen einsetzen. schnell zusammengetretene Kampfleitung aus Druck und Verlag: J. F. Ziegler KG, Remscheid drei überregional bekannten Funktionären Verantwortlich: liirgen Feld Fortsetzung nächste Seite

Auf den Spuren von J oachim Murat Das Leben und Schicksal des Großherzogs von Berg und Kleve / Von Alfred Brass, Remscheid

Fortsetzung aus der Oktober-Ausgabe lienischen Offizieren und französischen Ge- Anwesenheit von Joachim Murat und seiner nerälen. Mutter Jeanne Lubiéres einerseits und von Murat besaß eine offene Sprache. der Napoleon Caroline machte sich dort bemerkbar, sie Marie Letme Ramolino, wohnhaft in der rue kaum Geschmack abgewinnen konnte. Murat stand damals ganz in der jugendlichen Blüte — d’Erancis, als Vertreterin ihrer minderjähri- verkörperte die republikanische Armee, die gen Tochter Marie-Annonciade Bonaparte, so— Napoleon in Italien noch benötigte und der er ihrer fünfzehn Jahre, sie war lebhaft, heiter, bezaubernd. Warum ließ sie sich von Joachim wie von Napoleone Bonaparte, Erster Konsul sich später schämen wird. Für den Augenblick der französischen Republik, Joseph Bonapar- hat er aber keine andere Wahl: Murat wird am mehr beeindrucken als von den anderen Offi- zieren? Die Geheimnisse der Herzen entzie- te, ehemaliger bevollmächtigter Minister der Feldzug in Italien teilnehmen und auf Anhieb französischen Republik in Rom, Lucien Bona- beweist er sich als ein 0ffizier, der seinem hen sich — so weh - stets den Historikern, im Gegensatz zu den Antriebskräften der Wirt- parte, Minister des Innern und Louis Bonapar- Feidherrn treu ergeben ist.“ te, Brigadekommandeur, „alle vier Brüder der Den Staatsstreich Napoleons am 9. November schaft und den Rangordnungen der Gesell- schaft. Es scheint, daß die beiden jungen Leute besagten Dame Annonciate Bonaparte“ ande— 1799 (18 brumaire an VIII), der die Revolution rerseits geschlossen. von 1789 endgültig beendete, den Sturz des ziemlich schnell die vollkommenesLiebe ent- wickelt haben bis zu dem Augenblick, als Na- Direktoriums, die Auflösung des Rates der 500 Die standesamtliche Trauung fand am näch- poleon, um die Keuschheit seiner schwester (le Conseil des Cinq-Cents) und die Einset- sten Tag im „Temple décadaire“ im Kanton zung des aus drei Mitgliedern bestehenden zu bewahren, wenn es nicht schon zu spät war, Plaiily (Departement Seine-et-Marne) statt; Konsulats (Séyés, Ducos und Bonaparte) her- Murat in die Schweiz entsandt hatte, um das die kirchliche Trauung wurde wegen besonde- s beiführte, hat Murat zusammen mit anderen Veltlin zu befriedigen. Dieser Auftrag war so rer Umstände erst am 4. Januar 1802 zusam- Truppenführern wie Lannes und Macdonaid, ein bequemes Mittel, um einen lästigen Vereh- men mit der Eheschließung von Louis Bona- tatkräftig unterstützt, wobei er mit den Jägern rer fernzuhalten, wenn man hierüber gewissen parte und Hortense de Beauharnais von Kardi— des 21. Regiments das Palais-Bourbon zu be- übergesinnten Lebensbeschreibungen Glau- nal Caprara in aller Stille vollzogen. wachen hatte. ben schenken darf.“ Obwohl der Erste Konsul Napoleon der Frage Es ist zuweilen behauptet worden, daß Murat Die stunde der Anerkennung für diesen Na- Caroline nur geheiratet habe, um sein Schick— poieon bezeugten Treuebeweis winkte ihm nach einer Hochzeit seiner Schwester Caroli-' ne mit Joachim Murat auswich und als Schwa— sal besser an das Glück des Ersten Konsuls bald. Am 30. November 1799 wird Murat zum binden zu können. Dies ist eine böswillige Befehlshaber und Inspekteur der Garde der Verleumdung. seine Briefe beweisen, daß er Konsuln ernannt und er gewinnt zudem die 1799 in „sa chére petite Caroline“ wie ein Ver- Liebe von Marie—Annonciade Bonaparte, ge- rückter verliebt gewesen ist. Wie man gesehen nannt Caroline, der jüngsten Schwester des hat, war es eine gegenseitige Leidenschaft, de-_ Ersten Konsuls Napoleons. Über die Liebesbe- ren Feuer später zwar erlöschen wird, deren ziehungen zwischen Murat und caroline ist Flammen aber gegenwärtig sehr hoch loder- viel geschrieben und berichtet worden -— Wah- ten. Murat verläßt seine Wohnung in der rue res und weniger Wahres. Jean Tulard gibt hier- des Citoyennes und richtet sich im Tuilerein— über in seinem bereits erwähnten Buch „MU- palast ein. Gleichzeitig erwirbt er dank der RAT ou l‘éveil des Nations“ einen ausführli- Großzügigkeit des Ersten Konsuls Napoleon chen und interessanten Bericht, der auszugs- in der Umgebung von Paris ein Landhaus als weise wiedergegeben werden soll: „Murat ist Ausgleich für die knapp bemessene Hochzeits- der am 25. März 1782 in Ajaccio geborenen zuwendung von 40 000 Franken an Caroline. Marie—Annonciade Bonaparte zum ersten Mal Murat bereitet sich dort auf ein vollkommenes in Monbello begegnet. die von ihrem Bruder Liebesleben mit seinter Lebensgefährtin vor Napoleon Caroline genannt vmrde, in Erinne— und plant eine Hochzeitsreise in das heimatli— rung — so wird gesagt - an ein junges Mädchen che Departement Lot. Aber der Krieg fordert caroline du Galoubier, aus Valence, in das er seinen Tribut und Murat ist erneut in Italien. verliebt gewesen war. Caroline hatte ihre Fa- Fortsetzung in der Dezember—Ausgabe milie in die korsische und dann südfranzösi— sche mißliche lage begleitet und half, soweit es ihre Jugend zuließ, ihrer Mutter und ihren Schwestern bei den bescheidenen Beschäfti— Friedrich Wolf . . . gungsmöglichkeiten ihres dürftigen Haushal- Jeanne Murat. die Mutter von Joachim Murat. Fortsetzung von vorheriger Seite tes. Bei diesen üblichen Dienstverriehtungen hat es keine Möglichkeit für Unterricht und 10) Wolf. Friedrich: Heiliger Frühling. in: Wolf. Eise und Wal- ger Lannes lieber den General Jean gesehen ther Follatsclselt 9.15 .b Friedrich Wolf. Ausgöwühlte Werke in Erziehung gegeben; im übrigen war die Signo- Einzellusgaben. . El : Aufsitze. Berlin (D R) 1960. S. 308; rina Letizia hierfür auch völlig ungeeignet, sie hätte, der aber in Scheidung lebte (und Na- zuerst abgedruckt in: Vorwlrts. 1920.05-01. poleon hatte eine seltsame Abneigung gegen 11)1-2M.,S.306. zu erteilen, da sie selbst nicht mehr davon be- Ehescheidungen), wehrte er sich nach einer 12) Pollltschek. Walther: Zu Friedrich Wolfs Aufs-tren, in: saß, als es nötig gewesen war. Das Leben ihrer Wolf. Eise und Waltlser Follstschelr (Muss.): 1.1.0. (5. Anm. 10). Aussprache im Familienrat nicht mehr dage- S. 464. drei Töchter bewies sie hinreichend genug. gen, wobei seine Frau Josephine, mit der er 13) Pollntsellelt. Wllther: Friedrich W011. Eine Biognfle. Berlin seit dem 9. März 1796' verheiratet war, den (DDR). 1963. S. 59; lhnlkh such bei: Jehser, Werner: ....0. (5. Der Vendémaire (5. Oktober 1795) ermöglich- Anm. 3), S. 28. te den Töchtern Bonaparte in Anbetracht des Heiratsantrag Murats besonders unterstützt 14) S. Anm. 12. plötzlichen Glücks ihre Bruders, der Mittel- hat, weil sie sich stets eines Verbündeten gegen 15) Pnllntschek. Walther: “0. (5. Anm. 13). S. 383. 16) Ebd.. S. 62 f. mäßigkeit zu entkommen, zu der sie anschei- den Familienclan der Bonapartes versicherte. l7) Vergl. vor aller-: [neu. Erhard: erlmolution 1920. 3 Bde.. nend verurteilt gewesen waren. Nach der Entscheidung im Familienrat soll Frlnkfurt/M. 1970-1978: 1- Mwhmdldår Hispfetåzäbitökd 1 S. 256-263; unterde- u er en Ende Mai 1797 war Madame Bonaparte, sehr Napoleon seinem Privatsekretär Bourienne Volk-stimme (BVSt). der Zeitung der lieu-scheidet USPD. und im folgendes anvertraut haben: „Nach reiflicher RGA nach dein 13. erz 1920; lulerdm: ein liticltlillck auf dic darauf bedacht, die Hochzeit ihrer Tochter Minkimple 1920 in Remscheid. in: BVSt. 1921-03—18. Elisa mit einem einfachen korsischen Offizier Überlegung gefällt Murat meiner Schwester, 18) Abgedruckt 111: Wolf. Friedrich: Briefe. 1.1.0. (5. Anm. 9). S. ohne sonderliches Format Bacciochi, dem und dann wird man nicht sagen können, daß 77-79. 19) Wolf. Friedrich: Heiliger Frühling. IAO. (5. Anm. 10), S. Oberbefehlshaber der Italienarmee annehm— ich hochmütig bin, und daß ich hochgestellte 305- 309 . bar zu machen, trotz der Unsicherheiten der Verbindungen anstrebe. Wenn ich meine 20) Vergl. z.B.: R ‘ » Arthur: “ “ ‘ der ‘.‘.’ ' schwester einem Adeligen gegeben hätte, wür- Republik. 20. Aufl.. Frlnkfurt/M. 1980. S. 72 und S. 99: SPD 11,5 Reise nach Italien gefahren und hatte ihren gegeniiber 5.6 Mio. Stimmen, USPD 2.3 gegeniiber 4.9 Mio. stim- Sohn in Monbello wiedergetroffen. Elisa. Pau- den alle ihre Jakobiner nach der Gegenrevolu- men. line und Caroline waren mitgereist. Dort wur- tion gerufen haben. Im übrigen freue ich 21) Nationalversnnsrnlung Remscheid vergl·: BVSt. 1919-01-21; Reichstag Remscheid vergl-. RCA. 1920-06417. — Prozentsngalien den die Hochzeit Paulines mit Leclerc (franzö- mich, daß meine Frau sich für die Heirat so weils von mir berechnet. sischer General, gestorben 1802 am Gelbfie- sehr interessiert und Sie die Gründe hierfür 2 Ve 1. Anm. und 21. Be Wo . Friedrich: Briefe. MD. (5. Anm. 9). S. 80. ber bei einer Expedition nach Santo-Domin- ahnen . . .“ (Josephine hatte Napoleon an die 24) BVSt. 1919-03414; Freie Presse (SPD—Zeitung ln Elberfeld), go) und Elisas mit Bacciochi (französischer Schlachtvon Aboukir und an die Unterstüt- 1920-07-19;BVSt.l924-05-05;RGA.1931-09—24. zung durch Murat am 19. brumaire erinnert 25) Sudtlrclliv RS: Akte X1|1 Bl 20 (AOK 1917-1923); skief des Offizier) festgelegt. liendanteu der AOK nn Friedrich Wolf vorn 2. Juli 1919. in: Um den General Bonaparte herum kreiste in und darauf hingewiesen, daß die Schuld Na- Friedrich—Wolf-Archiv. lahnitz (DDR). Alte 274. poleons gegenüber Murat sehr groß sei). 26) Pollltscllek. Walther: 1.1.0. (5. Anm. 13). S. 59. diesem bei Mailand gelegenen Schloß —- ein 27) W011. Friedrich: Briefe. 1.3.0. (S. Anm. 9). S. 77. ehemaliger Besitz der Arconatis - eine richtige Der Heiratsantrag wurde am 18. Januar 1800 28) Ebd.. S. 80. Hofgesellschaft, bestehend aus Gesandten, ita- vor den Notaren Perignon und Raguideau in Fortsetzung in der Dezember-Ausgabe