Irland Journal 2-12 Seiten 021-027 Whiskey-Scheiner.Pmd
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Seit 1988 reifen Cooley Whiskeys in mehr als 25 000 Fässern in den Kilbeggan is back again ... bis zu 250 Jahre alten Lagerhäu- sern, typisch irisch, paletten-gesta- pelt bis zur Abfüllung. Höhen und Tiefen des irischen Whiskeys von Ernst J. Scheiner Whisky, das war im 19. Jahrhundert gemeinhin irischer Whiskey. Er be- herrschte den internationalen Markt. Ir- lands usquebaugh wurde in England, den U.S.A. und Kanada sowie in den bri- tischen Kolonien gerne getrunken. Selbstbewusst grenzten sich deshalb ei- nige Dubliner Distilleries mit ihrer eige- nen Schreibweise -ey- von den damals ‚rauhen, rauchigen’ Whiskies der Schot- alle Fotos: © 2012, Ernst J. Scheiner ten nicht nur geschmacklich, sondern auch marketingstrategisch ab. Irischer Whiskey begeisterte mit seiner Fruchtigkeit, Weichheit und Würzig- keit die Nasen und Zungen der Welt. XXIII, 2.12 irland journal 21 ein Wunder, dass die gigantischen Misswirtschaft beendeten 1958 zunächst die folgte ihr am 8. September 2011: Erwin Hen- Brennblasen der Dubliner Brennerei aktive Brennereigeschichte. Zwei Jahrzehn- nefarth,wusste nicht wie ihm geschah, als er KGeorge Roe & Co. Ltd damals alleine te später fügten sich glückliche Umstände zu vom Chairman der Cooley Distillery, Dr. John jährlich rund neun Millionen Liter köstlichen einer Wiedergeburt der Brennerei zusam- Teeling, höchst persönlich mit einem Glas Pot Still Whiskey produzierten. Diese neben men. Champagner empfangen wurde. Der Rum- der Guinness Brauerei gelegene Brennstätte mel war groß, denn inzwischen hatte man war 1879 nicht nur die größte Dublins, son- Der einheimische Geschäftsmann Brian die Whiskey-Produktion wieder aufgenom- dern in der gesamten Whisky-Welt. Sie ge- Quinn und seine Freunde erkannten den ar- men. Presse, Rundfunk und Fernsehen doku- hörte zu den Big Four neben John Jameson chäologischen Wert der ehemaligen Brau- mentierten das histo- in der Bow Street (4,5 Millionen Liter), Wil- und Brennstätte. Sie begannen 1982 das zer- rische Ereignis, liam Jameson in der Marrowbone Lane und fallende Industrie-Denkmal zu erhalten. Sie als der Studien- John Power in der John’s Lane (beide mit ei- reparierten, restaurierten und bewahrten so reisende ein ner Jahresproduktion von vier Millionen Li- große Teile der originalen Ausstattung. Zu- Bourbon-Fass tern). schüsse flossen von der Europäischen Union. mit frischem Kilbeggan Distillery wurde als Museum wei- Kilbeggan Diese Größe konnten die meisten schotti- tergeführt und entwickelte sich zu einer tou- Spirit füll- schen Single Malt Distilleries nicht bieten. Die ristischen Attraktion in einem strukturschwa- te. Glen Rothes Distillery produzierte beispiels- chen Gebiet. Selbst die Präsidentin Irlands, weise 360 000 Liter während die weitaus Mary McAleese, trug sich am 17. Juni 1998 in berühmtere, ebenfalls in der Speyside gele- das Gästebuch ein. Der millionste Besucher gene, The Glenlivet Distillery nur rund „200 000 Gallonen (900 000 Liter) reinen Highland Malt jähr- lich erzeugte“, wie uns der Chro- nist Alfred Barnard in seinem Kompendium The Whisky Distil- leries of the United Kingdom 1887 berichtet. Die Big Four aus Dublin dominier- ten zwar die irische Whiskey-In- dustrie, gebrannt wurde aber überall im Land, in Antrim, Bel- fast, Cork, Dundalk, Derry, Gal- way, Limerick, Wexford oder Tul- lamore. Für das Jahr 1835 sind 93 Brennereien belegt. Der Anfang In der geografischen Mitte Ir- lands, in Westmeath, etablierte sich bereits 1757 am Fluss Brosna eine Distillery, die unter den Na- men Brusna, Locke’s oder Kilbe- ggan bekannt wurde. Zweihun- dert Jahre sollte es dauern, bis die Feuer unter ihren Brennblasen er- loschen. Gesellschaftspolitische Die älteste irische Whiskey-Brennerei am Fluß Brosna, Co. Westmeath, geht in ihren Wurzeln in das Jahr 1757 Veränderungen und Jahre der zurück. Seit 2007 wird dort wieder ein Single Malt produziert. 22 irland journal XXIII, 2.12 tillery / Est. 1608.“ Forschungen beweisen das Hundert Jahre später brannte die Kilbeggan Gegenteil. Richtig ist zwar, dass der Lord De- Distillery alleine etwa die gleiche Menge wie puty of Ireland am 20. April 1608 einem Sir alle Trim-Brennblasen zusammen. Was war Thomas Phillips aus Antrim eine Destillations- geschehen? Whiskey wurde in allen gesell- lizenz erteilte. Ähnliche regionale Lizenzen schaftlichen Schichten Irlands immer mehr zum Destillieren des „aquavite“ wurden vom zum Nationalgetränk. Der tägliche Whiskey- Lord Deputy bereits im März 1608 an Perso- Verbrauch nahm stetig zu. Die berühmt-be- nen in Galway, Munster und Leinster (dort rüchtigte Donnybrook Fare dokumentierte liegt Kilbeggan) ausgegeben. Historiker be- einen schockierenden Alkoholkonsum. All- legen außerdem, dass die Old Bushmills Dis- jährlich im August trafen sich bis zu 75.000 tillery erst aus dem Jahre 1784 stammt. Menschen im westlichen Dubliner Vorort zu einem zweitägigen kollektiven ausschwei- Motor und Mastermind hinter dem Kilbeggan Mu- Somit wird Kilbeggan zur ältesten lizenzier- fenden Besäufnis. seum ist Brian Quinn. Ohne seinen unermüdlichen ten Brennstätte Irlands, welche darüber hin- Einsatz wäre die Distillery wohl heute eine abrissrei- aus in den ältesten erhaltenen Mauern einer Matthew McManus war einer der drei lizen- fe Ruine. irischen Destillerie heute wieder Whiskey de- zierten Brennmeister in der Ortschaft Kilbeg- stilliert. gan. In kleinen Brennblasen mit einer Füll- ahre zuvor hatte der irische Whiskey-Ty- menge von rund 1250 Litern brannte er ei- coon Dr. Teeling die Brennerei erworben nen Whiskey, der in der Region oft als jun- Jund aus ihrem Dornröschenschlaf er- Der Aufstieg ger, nicht fassgelagerter Spirit getrunken weckt. In Anwesenheit der Nachfahren der Die Malt Tax – erstmals 1697 erhoben – führ- wurde. Whiskey hatte sich zu einem einträg- ehemaligen Besitzerfamilien McManus, Codd te zu einem typisch irischen Spirit, dem Irish lichen Geschäft entwickelt. Da wundert es und Locke sprudelte am 19. März 2007 Pot Still. Ein Heer von gaugers and excise- nicht, dass auf der gegenüberliegenden Stra- wieder der Kilbeggan New Make Spirit. men trieb die königlichen Steuern ein, doch ßenseite weitere Destillationsräume entstan- „Glücklicherweise wurde die jährliche Lizenz- die Sonderabgabe machte die Iren erfinde- den. Der neue Besitzer George Codd instal- gebühr für die Destillation eines Whiskeys risch. Erfolgreich schlugen die Brennmeister lierte größere Brennblasen mit einem Fas- seit ihrer Gründung im Jahre 1757 stets ge- zurück. Sie erhöhten einfach die Anteile der sungsvermögen von rund 2000 Litern. zahlt,“ berichtet Manager Brian Quinn. ungemältzen Gerste in der Maische bis zu 40 % und mehr. Manchmal fügten sie Roggen Matthew MacManus war einer der ersten oder Hafer dazu, um so die steuerliche Ab- Der Boom namentlichen Besitzer, der seit 1757 am Ri- gabe legal wirkungsvoll zu umgehen. Das Ende des 18. Jahrhunderts wechselte man ver Brosna in Kilbeggan eine Destillerie be- Ergebnis war ein typisch irisches Produkt, der zwangsläufig vom Destillieren zum lukrati- trieb. Die Voraussetzungen dafür waren sehr würzige Pot Still Whiskey. veren Bierbrauen, da die Regierung die Be- günstig, denn in den Counties Westmeath steuerung des Whiskeys erstmals 1796, und Offaly wuchs die Sommergerste präch- Kein Wunder, dass die selbstbewussten Iren danach 1801 und noch einmal 1816 kräftig tig, billiger Brennstoff fand sich in den weit- dennoch das Schwarzbrennen forcierten. Es anhob, aber gleichzeitig die Biersteuer ver- läufigen Peat Bogs und es gab viel, viel Was- galt der ungeliebten englischen Krone stets minderte. Man glaubte eben, Bier sei das ge- ser am Ort. Daher ist es kein Wunder, dass ein Schnippchen zu schlagen. Poitin, Moons- ringere Übel des Alkoholismus. Die Zahl der bei diesen idealen Bedingungen zwei weite- hiner oder usquebaugh wurden in kleinen Brennereien sank landesweit auf 40, hohe re Brennstätten in der Ortschaft Whiskey pro- Brennblasen überall im Lande im Verborge- Whiskey-Preise reduzierten radikal den Ab- duzierten. Im 18. Jahrhundert notierten die nen hergestellt, so dann in Crock Jugs ver- satz. Mit solch drastischen Einnahmeverlus- Steuereintreiber in ihren Listen sogar 43 kauft und vor Ort frisch konsumiert. Schwarz- ten aus der Alkoholsteuer hatte die Krone weitere Brennorte in der Region. brennen wurde zum Wildwuchs, daher wur- allerdings nicht gerechnet, schnellstens wur- de 1761 ein neues Gesetz erlassen. Brenner den daher die Excise Laws 1823 wieder ge- Matthew ahnte damals nicht, dass seine mussten ihre Kupferblasen, deren Lage und ändert. Die Alkoholabgabe für Whiskey sank Brusna Distillery einmal die älteste noch ar- Größe melden, denn sonst drohten ihnen drastisch. Daraufhin entstanden immer neue beitende Brennerei Irlands werden würde. deftige Strafen. Die im Trim-Steuer-Bezirk Brennereien. Der Verbrauch und damit die Lange Zeit schmückte sich die Ulster Distillery gelegene Kilbeggan Distillery war ebenfalls Steuereinnahmen stiegen wie gewünscht. Bushmills mit diesem Epitheton. An ihrem Tor darunter. Dort zählte das Excise Office allei- Mit Whiskey war wieder viel Geld zu verdie- ist heute noch zu lesen: „Old Bushmills / Dis- ne 42 und in ganz Irland 876 Konkurrenten. nen. XXIII, 2.12 irland journal 23 ach George Codds Tod im Jahre 1823 Mitten in den Höhepunkt der Temperenzler sellschaftsfähigen Getränk. John Locke’s Dis- vergrößerte der im Tabakhandel reich Aktivitäten und der dadurch bewirkten Whis- tillery florierte. Sein Whiskey wurde wieder Ngewordene John Fallon die Kilbeggan key-Rezession kam die Anmietung der Kil- geschätzt. Wohlstand und Ansehen