Die neue Küferei von Kloster Geleitworte

Was wir begannen 2 I Altbezirkstagspräsident Jürgen Reichert

Was wir vollenden 3 n Bezirkstagspräsident Martin Sailer Historische Quellen

Ein idealer Plan 5 Die Wirtschaftsgebäude, Befestigungen und die h barocken Ausbauplanungen von Kloster Irsee Gerald Dobler

a Das Areal Überreste aus der Klosterzeit 18 Archäologische Befunde Bernd Päffgen

l „Allgäuer Venedig“ 26 Geologische Untersuchungen Michael Burz

Parklandschaft mit Zuschauertribüne 30 t Die Außenanlagen Gudrun Dietz-Hofmann

Der Erweiterungsbau Küferei

Von außen nach innen 36 Das Bauwerk und seine Idee Matthias Bankwitz

Klar und wertig 44 Die Ausstattung und ihre Leitlinien Dorothee Maier und Andreas Utzmeier

Einzigartiges Kulturdenkmal 50 Das Prinzip Nachhaltigkeit Barbara Holzmann

Anhang

Quellen und Literaturverzeichnis 58 Autorinnen und Autoren 58 Abbildungsnachweis 59

Dank 60 Impressum 60

Inhalt 1 Barbara Holzmann in Zusammenarbeit mit Harry Bittner und Stefan Raueiser Einzigartiges Kulturdenkmal

Das Prinzip Nachhaltigkeit

Der Bezirk Schwaben und seine politischen Gremien verstehen sich als Partner von nahezu zwei Millionen Menschen, die in unserer Region leben. Schwerpunkte unserer Dienstleistungen und Angebote sind:

1. Soziale Hilfen 2. Gesundheit 3. Kultur und Heimatpflege 4. Jugend und Bildung 5. Europa 6. Natur und Umwelt

Diese sechs Themenfelder spiegeln sich auch im Aufgabenspektrum von Kloster Irsee, dem Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben, wider. Da der Bezirk nicht nur Träger der überörtlichen Sozialhilfe (1.), sondern auch der psychiatrischen Versorgung (2.) ist, finden in Kloster Irsee Angebote zur beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung wie der persönlichen Kompetenz­ erweiterung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der bezirklichen Sozial­ verwaltungen und der Gesundheitsunternehmen statt. Sie werden verantwortet vom Bildungswerk Irsee, dem zentralen Fort- und Weiterbildungsinstitut des Bayerischen Bezirketags.

Weil die Pflege und Förderung der regionalen Kultur und Identität (3.) eine der wichtigsten Bezirksaufgaben ist, unterhält der Bezirk Schwaben nicht nur eigene Museen und Beratungsstellen, sondern hat Kloster Irsee, das zwischen 1849 und 1972 als Heil- und Pflegeanstalt die erste bayerisch-schwäbische Bezirkseinrich- tung überhaupt beherbergte, nach der Krankenhausnutzung als herausragendes Baudenkmal klösterlicher Lebensweise erhalten, instand gesetzt und einer neuen Nutzung als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum zugeführt. Darüber hinaus fördert der Bezirk auch die in Kloster Irsee beheimatete Schwabenakademie, die in der offenen Erwachsenenbildung intellektuell fordernde Seminarangebote und hochkarätige Kulturveranstaltungen anbietet.

Damit Schlagworte wie „Die Jugend ist unsere Zukunft“ (4.) und „Wir stehen für ein Europa der Regionen“ (5.) keine leeren Phrasen bleiben, ermöglicht Kloster Irsee in seinen jahrhundertealten Mauern vielfältige Begegnungsmöglichkeiten: Von Konzerten des schwäbischen Jugendsinfonieorchesters über CD-Aufnahmen des studio XVII augsburg und der Aurelius Sängerknaben Calw bis hin zu Begeg- nungen mit Delegationen unserer europäischen Partnerregionen, vor allem im französischen Département Mayenne und der Irseer Partnergemeinde Montsûrs.

Schlussendlich gehört nicht nur der Gewässerschutz und die Fischerei­fach­ beratung (6.) zu den wichtigen Bezirksaufgaben, sondern auch ein schonender Umgang mit endlichen Ressourcen in der eigenen Verwaltung. Außerdem hat der Bezirk ganz grundsätzlich eine Vorbildfunktion für andere kommunale wie pri- vatwirtschaftliche Akteure, etwa bei der Bewirtschaftung seiner Liegenschaften. Hier konnte das Schwäbische Bildungszentrum Irsee als Eigenbetrieb des Bezirks Schwaben in den vergangenen Jahren Außergewöhnliches leisten und wird mit seinem Erweiterungsbau Küferei weitere Zeichen in diese Richtung setzen. abb. 1

50 Der erweiterungsbau küferei Der erweiterungsbau küferei 51 Denkmalschutz ist nachhaltig

Experten sagen uns: Gebäude sind für mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Müllaufkommens verantwortlich und verursachen etwa ein Drittel der CO2-Emissionen. Bau- werke nachhaltig zu errichten und zu bewirtschaften, ist also bedeutsam, wollen wir die Erde für kommende Generationen­ in gutem Zustand bewahren.

Bei Neubauten rechnet man mit kurzen Abschreibungen – und fördert gleichzeitig den Substanzverbrauch. Das steht im klaren Gegensatz zum Konzept der Nachhaltigkeit, vor allem dann, wenn statt natürlicher Materialien komplexe Verbund- werkstoffe verwendet werden, die in der Regel nicht mehr getrennt werden können. Zudem weisen diese meist eine geringe Reparaturfähigkeit auf und müssen bei Beschädigung durch neues Material ersetzt werden. Baustoffe, die in Denk- malen verbaut werden, sind hingegen einfach verarbeitet, gut trennbar und überaus reparabel.

Denkmalschutz ist daher ein Gegenentwurf zu einer schnell­ lebigen Zeit mit „Einweggebäuden“. Zwar ist eine Sanierung von Bestehendem nicht immer die schnellste Lösung – unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit ist sie jedoch mehr als loh- nend: Gegenüber einem Neubau lassen sich bei Sanierungen rund zwei Drittel an Material einsparen.­

Wie sehr Denkmalschutz zu Nachhaltigkeit und Ressourcen­ schonung beiträgt, wie dies intensiviert und ausgebaut werden kann und welche Rolle Denkmalschutz vermehrt auch bei nachhaltiger Stadtentwicklung übernehmen könnte, das macht nicht zuletzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2020 mit ihrem Schwerpunktthema „Denkmalschutz – Ein Synonym für Nachhaltigkeit“ deutlich.

Der Begriff Nachhaltigkeit, ursprünglich aus der deutschen Forstwirtschaft kommend, prägt zunehmend unseren Alltag und ist auch der Leitgedanke der schwarz-grünen „Verant­ wortungsgemeinschaft“, die der Bezirk Schwaben seit der Bezirkstagswahl 2018 beschreitet. Als politische Akteure sind wir uns bewusst, dass wir erst ganz am Anfang eines Wandels zu einer nachhaltigeren Lebensweise stehen, einem Wandel, der dringlich ist und den wir auch als Bezirkspolitikerinnen und -politiker aktiv vorantreiben möchten.

In der Denkmalpflege ist Nachhaltigkeit seit jeher ein Kern- thema, denn Denkmale zu erhalten, ist gelebte Nachhaltigkeit. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Denkmalschutz aller- dings oftmals als das Gegenteil: Denkmale seien energetisch problematisch, stünden dem Fortschritt im Weg und seien auch unter ökologisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Herausforderung. Wie sehr hier Vorurteil und Realität ausein- andergehen, soll am Beispiel des bezirklichen Eigenbetriebs Kloster Irsee exemplarisch aufgezeigt werden – nicht im Sinne eines wohligen ­Sich-auf-die-eigene-Schulter-Klopfens, sondern als Ansporn für eine insgesamt klimaverträgliche und ressourcen­schonende Unternehmensführung.

2

3 4 5 6

abb. 2–6 Für die nachhaltige, klimaverträgliche und zukunftsfähige Ent- wicklung als Tagungs- und Kongresszentrum hat Kloster Irsee eine Vorreiterrolle übernommen. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwi- schen ökologischen Belangen und ökonomischen, kulturellen wie sozial­en Zielen zu schaffen.

52 Der erweiterungsbau küferei Der erweiterungsbau küferei 53

Nachhaltigkeit im Denkmal 10 5 8 Schon im Zuge der vom Bezirk Schwaben mit über 20 Mio. DM geför-

derten denkmalpflegerischen Generalsanierung von Kloster Irsee und 6 9 der Eröffnung als Schwäbisches Bildungszentrum im Sommer 1981 erhielt das Haus eine Wärmepumpenanlage, die das Wasser des nahe- 1/2 4 K l o s t e r w a l d

Auf einen Blick gelegenen Irseer Bachs und ein Bodenregister unter dem Parkplatz zur 4 3

Wärmegewinnung nutzte. Da die damalige Technik aber noch nicht Alte Poststr. ausgereift war (Wartungs- und Stromkosten überstiegen wesentlich den

Ertrag) und die Anlage mit vier großen Kom­pressoren zu erheblichen 1

Störgeräuschen im täglichen Seminarbetrieb führte, entschloss sich die 2

55 Mitarbeiter_Innen damalige Werkleitung, die Anlage im Jahre 1999 stillzulegen und abzu- 15 bauen. Turnhalle

13 10 1 3 Zugleich belastete der immer weiter steigende Strompreis die Wirt- Puer- speicher schaftlichkeit des Hauses, sodass man eine moderne Energieoptimie- 91 Einzel- und Doppelzimmer 8 rung in Form der Steuerungsanlage KBR einbaute. Diese ist seit Juni 2 Lagergebäude 1999 in Betrieb, mehrfach erweitert und den technischen Entwicklungen 4 6 angepasst. Sie erlaubt es, stromfressende Einzel­verbraucher – wie Sauna- oder Dachrinnenheizungen, sogar elektrische Badheizungen in Gästezimmern oder Großverbraucher in der Hotelküche – für kurze Zeit

16.000 Übernachtungen p.a. Klosterweiher vom Netz zu nehmen, um Spitzenlasten zu reduzieren.

Orangerie 1 5 Das zu Beginn des Jahres 2009 von der Bundesregierung verabschiedete Prosektur P r ä l a t e n g a r t e n

„Konjunkturpaket II“ bot dann weitere Möglichkeiten, wobei in Kloster 3 10 Hektar -, Park- Irsee vor allem die energetische Sanierung der historischen Dachstühle 5 und Wiesenfläche zum Tragen kam, ebenso wie der Anschluss an ein lokales Nahwärme- Sommerhaus

versorgungsnetz. Damit einher ging die Ablösung der konventionellen 9 (Komödienhaus) Küferei Ölheizung (mit zwei 500-Kilowatt Brennern und einer Bevorratung Klosterkirche

Von-Bannwarth-Straße von bis zu 200.000 Liter Heizöl) und die Auf­schaltung eines Wärme­ 6 8 5 Gebäude mit 5.000 qm tauschers auf das Nahwärmenetz Oggenried-Irsee, das ein Landwirt und 13 r e k c a l u h c S

Biogasanlagen-Betreiber in der Markt­gemeinde auf- und ausbaute. 19

Ateliergebäude 4 Pfarrhof 8 2 Elektroautos und 3 E-Ladepunkte Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit Konventgebäude 6 7 haben in Kloster Irsee einen hohen Stellenwert

und werden kontinuierlich weiterentwickelt. 10

Klosterring

LED-Beleuchtung legende 5

1 PV Pufferspeicher 7

2 1

Parallel dazu wurden sämtliche Leuchtmittel – bis 2008 fast ausschließ- 2 PV Schule 9 Neue Straße Außenanlagen Kloster Irsee

lich handelsübliche Kerzen-Glühlampen – auf Halogen-Technik umge- 3 PV Turnhalle 1/2 9 RAHMENPLAN

Klosterring 1 Plan-Nr.: Planinhalt: Maßstab: stellt, seit 2018 dann auf die inzwischen marktgängige LED-Technik. 2010 4 PV Lagerhalle mit Batterie­speicher 2 Am Brühlbach x Lageplan Flurstücke 1 : 500

Projekt-Nr.: Auftraggeber / Bauherr: Datum:

wurde bei der Ersatzbeschaffung der Groß­spülmaschine auf den Einbau 5 Wall-Box Dienstfahrzeuge 05.12.2012 CO2-Fußabdruck: 5,8 to/Mitarbeiter_In 3 10-09 Kloster Irsee Klosterring 4 | 87660 Irsee geändert am: Telefon 08341/906-600 | Fax 08341/906-696 17.03.2017 einer Energierückgewinnung geachtet, im gleichen Jahr die große Auf- 6 Blockheizkraftwerk (BHKW), [email protected] 21.03.2017

23.07.2020 zugsanlage im Konventgebäude auf Frequenzregelung umgestellt. Gasbrenner und KBR Steuerung Klosterring 13

7 Ladesäule Elektromobilität 11 Hofmann & Dietz Architektur | Landschaftsarchitektur | Stadtplanung Der auf Anregung des Schwäbischen Bildungszentrums ermöglichte 8 PV Küferei Meinrad-Spieß-Platz 2 | 87660 Irsee Telefon 08341/9667380 | Fax 08341/9667388 5 hauseigene Photovoltaikanlagen Anschluss der Marktgemeinde Irsee an ein neues Gasleitungsnetz bot 9 Bienenhaus abb. 7 [email protected] 2015 die Möglichkeit, ein Blockheizkraftwerk im Keller des Kloster­ gebäudes zu errichten, das mit 20 kW elektrisch und 40 kW thermischer Leistung betrieben wird. Wenn das Haus (z. B. in Ferienzeiten) ohne Gästebelegung ist, reicht die selbst produzierte Strommenge aus, die Gebäudeleittechnik Grundlast abzufangen. Um die in Puffern von 8.000 Litern Wasser Die größten Investitionen tätigte der bezirkliche Eigenbetrieb in den vergangenen tung erweitert wurde. Der nunmehr annähernd 40 kW umfassende Batterie­ gespeicherte thermische Energie zu nutzen, wurde in diesem Zuge auch zehn Jahren jedoch mit der Anschaffung von Photovoltaikanlagen auf den zum speicher versorgt die beiden Personalhäuser mit sieben Wohneinheiten wie auch die zentrale Wassererwärmung auf Frischwasserbereitung umgestellt, Denkmal benachbarten Dachflächen: So wurde im April 2010 eine Anlage mit die Ladestation für die Dienstfahrzeuge mittlerweile so zuverlässig, dass die was weitere Einsparungen im Energiebedarf des gesamten Hauses mit 16,7 kWp auf dem Dach der Josef-Guggenmos-Grundschule der Marktgemeinde Verbraucher fast ganzjährig autonom sind von Zukäufen aus dem öffentlichen sich brachte und Risiken der Legionellenkontamination minimiert. Irsee errichtet, im August 2012 eine Anlage mit 34,6 kWp auf der neu errichteten Stromnetz. Für die Zukunft ist eine physikalische Trassenverbindung zwischen 100 % Ököstrom aus heimischer Lagerhalle angeschlossen. Im September 2014 ging eine 18 kWp-Anlage auf dem den PV-Anlagen auf den Nachbargrundstücken und dem Konventgebäude geplant, Wasserkraft 2016 wurde dann damit begonnen, den Fuhrpark der Bezirkseinrichtung Pufferspeicher des Nahwärmenetzes in Betrieb und wurde im Juli 2018 ein sei- um die Quote des PV-Eigenverbrauchs deutlich zu steigern. zu elektrifizieren, zunächst mit der Anschaffung eines rein elektrisch tens der Marktgemeinde neu errichtetes Turnhallendach für die Montage einer angetriebenen Kastenwagens für die Abteilung Haustechnik, anschlie- 28,4 kWp-Anlage angemietet. Die vier Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp Bereits heuer geht mit dem Erweiterungsbau Küferei eine weitere PV-Anlage ßend mit einem Hybrid-PKW als Dienstfahrzeug der Werkleitung für 100 kWp haben kumuliert bis Dezember 2019 insgesamt 537.424 kWh Strom produ- mit einer Leistung von 21,4 kWp ans Netz – erstmals im denkmalgeschützten Anschluss an eine Biogas- Kunden- und Messebesuche. 2017 folgte der Einbau einer Wallbox an ziert, was in etwa einer CO2-Einsparung von insgesamt 215 Tonnen barocken Campus von Kloster Irsee und vorwiegend für den Eigenverbrauch des Nahwärmeversorgung den Personalhäusern, um die beiden Fahrzeuge über die hauseigenen entspricht. neuen Baukörpers konzipiert. Dabei musste mehrmals mit dem Denkmalschutz Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) umweltfreundlich zu betanken, 2018 verhandelt werden: Um eine optisch harmonische Lösung zu finden, wurde beim die Errichtung einer E-Ladestation auf dem öffentlich zugänglichen Da diese Stromproduktion nur zu einem verschwindend geringen Teil in den Neubau auf eine (schwarze) Schieferdeckung Wert gelegt, die die PV-Module von Gästeparkplatz, die seitdem Besuchern von Kloster und Markt Irsee Eigenverbrauch floss, entschied der Werkausschuss Irsee des Schwäbischen allen vier Seiten umkleidet, während die historischen Klostergebäude mit (rotem) zwei Ladepunkte mit 20 kW Leistung zur Selbstbedienung zur Verfügung Bezirkstags im Frühjahr 2018, einen Batteriespeicher mit 27,6 kW im Keller der Biberschwanz eingedeckt sind, der sich für die Montage eines farblich abwei- stellt. zentralen Lagerhalle aufzustellen, der im darauffolgenden Jahr um 9,2 kW Leis­ chenden, technischen Zusatzes verbietet.

54 Der erweiterungsbau küferei Der erweiterungsbau küferei 55 Stromverbrauch und Energiegewinnung.

Das Schwäbische Bildungszentrum konnte seinen Gesamtverbrauch an elek- quote in 2019 von annähernd 21 % entspricht. Zusätzlich mit dem 2015 errich- Die Stromproduktion der vier Photovoltaikanlagen schließlich bildet den Verlauf trischer Energie in den letzten zehn Jahren um über 20 % reduzieren (von knapp teten Blockheizkraftwerk, das im vergangenen Jahr 23,7 % zum Stromverbrauch der Jahreszeiten ab, die je nach Ausrichtung der Dachflächen eine unterschiedlich 590.000 kWh in 2009 auf etwas über 459.000 kWh in 2019), seine Spitzenlast beisteuerte, konnte so die extern bezogene Strommenge (die seit Januar 2018 intensive Sonneneinstrahlung mit sich bringen. Erfreulich ist, dass im Jahr 2019 deutlich senken (von 186,3 kWh in 2009 auf 155,5 kWh in 2019). Zugleich wuchs die ausschließlich aus 100 % Ökostrom aus heimischen Wasserkraftwerken besteht), annähernd zehn Prozent der über 95.000 kWh produzierten Stroms über die Stromproduktion der seit 2010 sukzessive errichteten Photovoltaikanlagen auf um gut 40 % (von knapp 590.000 kWh in 2009 auf etwas über 350.000 kWh in beiden Personalhäuser selbst verbraucht werden konnte. mittlerweile jährlich 95.000 kWh an, was einer rechnerischen Eigenverbrauchs- 2019) reduziert werden.

Strombezug und -produktion im 10-Jahres-Vergleich Stromproduktion PV-Anlagen 2019

Produktion BHKW / Anteil BHKW Stromenergie / Produktion PV / PV rechnerisch Spitzenlast Bezug LEW Gesamtverbrauch Eigenverbrauch am Gesamtverbrauch Bezug – Produktion Einspeisung ins Netz zum Gesamtverbrauch Anlage Produktion / Verbrauch

2009 186,3 kW/h 588.939 kW/h 588.939 kW/h 588.939 kW/h PV Pufferspeicher 18.729 kW/h 2010 169,1 kW/h 540.117 kW/h 540.117 kW/h 528.774 kW/h 11.343 kW/h 2,1 % Kloster Irsee ist seit zehn Jahren Teilnehmer 2011 162,4 kW/h 479.151 kW/h 479.151 kW/h 459.437 kW/h 19.714 kW/h 4,1 % PV Lagerhalle 33.674 kW/h am „Umweltpakt Bayern“, wurde 2012 als 2012 156,0 kW/h 467.185 kW/h 467.185 kW/h 444.436 kW/h 22.749 kW/h 4,9 % „Barriere­freier Hotel- und Gaststättenbetrieb“

2013 149,4 kW/h 469.523 kW/h 469.523 kW/h 425.245 kW/h 44.278 kW/h 9,4 % PV Schule 18.929 kW/h ausgezeichnet und ist in diesem Jahr dem „Bündnis Klima­neutrales Allgäu 2030“ beigetreten. 2014 137,2 kW/h 428.388 kW/h 428.388 kW/h 374.530 kW/h 53.858 kW/h 12,6 % PV Turnhalle 24.056 kW/h 2015 138,1 kW/h 388.215 kW/h 31.134 kW/h 7,4 % 419.349 kW/h 319.537 kW/h 68.678 kW/h 16,4 %

2016 138,7 kW/h 311.418 kW/h 131.749 kW/h 29,7 % 443.167 kW/h 244.689 kW/h 66.729 kW/h 15,1 % Gesamt 95.388 kW/h 2017 134,0 kW/h 307.007 kW/h 129.399 kW/h 29,7 % 436.406 kW/h 237.790 kW/h 69.217 kW/h 15,9 %

Davon: 2018 169,1 kW/h 322.857 kW/h 87.632 kW/h 21,3 % 410.489 kW/h 26.525 kW/h 81.269 kW/h 19,8 % 9.070 kW/h Eigenverbrauch Personalhäuser 2019 155,5 kW/h 350.653 kW/h 108.764 kW/h 23,7 % 459.417 kW/h 255.265 kW/h 95.388 kW/h 20,8 %

Bei der Heizenergie ist der Einspareffekt zwar geringer, dafür aber die ökolo- an (in 2009: 1.240 MWh, in 2019 1.332 MWh), der Anteil regenerativ erzeugter Fern- gische Wende des bezirklichen Eigenbetriebs deutlich stärker abzulesen: Der Ver- wärme macht dabei aber mittlerweile einen Anteil von drei Viertel (2019: 77,7 %) Barrierefrei und nachhaltig brauch von über 137.000 Litern Heizöl (2009) wurde sukzessive ersetzt durch den bis vier Fünftel (2018: 82,9 %) der benötigten Wärmemenge aus, je nachdem wie Bezug von Fernwärme aus Biogas (zur unmittelbaren Heizung und Warmwasser­ zuverlässig das Blockheizkraftwerk arbeitet bzw. ob an extrem kalten Winter­ Als Einrichtung des Bezirks Schwaben gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des einen Rahmenplan für den gesamten Campus von Kloster Irsee erstellen lassen. erwärmung) und von Erdgas für Blockheizkraftwerk und einen neuen Heizungs- tagen genügend Fernwärme seitens des Nahwärmeversorgers zur Ver­fügung Schwäbischen Bildungszentrums Irsee, ein Gleichgewicht zwischen ökologischen Hieraus ergaben sich sowohl ein zukunftsweisendes Raumkonzept als auch ein brenner. Zwar stieg der Gesamtverbrauch Heizenergie im Betrachtungszeitraum gestellt wird. Belangen und ökonomischen, kulturellen sowie sozialen Zielen zu schaffen. konkreter Maßnahmenplan zur Förderung der biologischen Vielfalt auf dem von Bezirkstag, Werkausschuss und Werkleitung haben in den letzten Jahren einiges Klosterwald und -weiher, ehemaligem Patientenfriedhof, Streuobstwiese und unternommen, um den Belangen von Barrierefreiheit, Umweltschutz und Nach- Prälatengarten geprägten Gelände. Auf dieser Grundlage wurden für die einzel- Heizungsenergie – Bezug und Produktion im 10-Jahres-Vergleich haltigkeit den ihnen gebührenden Stellenwert zu geben. nen Habitate und ökologischen Komplexe (Strauch- und Baumbestände, Wege und Platzflächen, Wiesen und Wälder sowie Gewässer) Vorschläge für ein neues 2009 begannen die Planungen, möglichst viele Bereiche des denkmalgeschützten Raumbild erarbeitet, die sukzessive umgesetzt werden. Gas-Bezug für BHKW Bezug Heizöl 1 l Heizöl Heizenergie Heizenergie Anteil Fernwärme Ensembles von Kloster Irsee im Standard Barrierefrei umzugestalten. Zwischen- Fernwärme (für Strom- und Wärme- Anteil KWK für Ölbrenner = 0,91 kW/h BHKW Gesamtverbrauch (regenerativ) erzeugung zusammen) zeitlich wurden mehrere Behindertenparkplätze eingerichtet, zwei WC-Anlagen Die bereits 1994 vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Ostallgäu und vier Doppelzimmer im Konventgebäude barrierefrei umgebaut und die auf der ehemaligen „Herrenwiese“ von Kloster Irsee angelegte Streuobstwiese 2009 137.780 L 1.240, MW/h 1.240, MW/h Zugänglichkeit fast aller Tagungsräume wie des Parkplatzes stufenlos gestaltet. bietet einen 1,5 ha großen Obstlehrgarten mit alten Kulturgewächsen. Das ca. 30 Jahre alte Bienenhaus im Klosterwald wurde im Sommer 2010 reaktiviert 2010 94.889 L 854, MW/h 407,7 MW/h 1.261,7 MW/h 32,3 % In den Jahren 2014/15 gelang es, auch den zweiten Baukörper von Kloster Irsee, und von der Imker-Schule Schwaben übernommen. Der als Lösch- oder Klärteich 2011 30.659 L 275,9 MW/h 865,6 MW/h 1.141,5 MW/h 75,8 % das sogenannte Ateliergebäude barrierefrei zu erschließen: Die stufenlose Wege- angelegte Klosterweiher wird zwischenzeitlich vom Schwäbischen Fischereihof führung zum Gebäude, ein Aufzugsanbau vor dem Treppenhaus und die Einrich- Salgen bewirtschaftet. Die 2017 abgeschlossene Naturverjüngung des 3,6 ha 2012 16.106 L 145, MW/h 993,4 MW/h 1.138,4 MW/h 87,3 % tung einer behindertengerechten WC-Anlage ermöglichen es Gästen seitdem, den um­fassenden Klosterwalds schafft Raum für standorttypische Laubgehölze. Nicht Atelierraum im Dachgeschoss wie auch die Werkräume im Souterrain barrierefrei zuletzt wurde erst vor wenigen Jahren eine heimische Orchideenart (Cepha­ 2013 27.868 L 250,8 MW/h 919,3 MW/h 1.170,1 MW/h 78,6 % zu nutzen. Der Erweiterungsbau Küferei mit einer Induktionsanlage im Garten- lanthera damasonium, Weißes Waldvöglein) auf der Kastanienwiese vor dem Haupt- 2014 26.070 L 234,6 MW/h 841, MW/h 1.075,6 MW/h 78,2 % saal, vier barrierefreien Einzelzimmern und dem integrierten Aufzug zur stufen- eingang entdeckt und seitdem in ihrer Vermehrung gefördert. losen Anbindung des historischen Sommerhauses stellt einen weiteren Meilen- 2015 6.687 L 60,2 MW/h 916,8 MW/h 62,3 MW/h 15.460 m³ 1.039,3 MW/h 88,2 % 6,0 % stein dieser Bemühungen dar. Ziel der ökologisch sensiblen Bewirtschaftung des Schwäbischen Bildungs­ 2016 35.351 L 318,2 MW/h 555,1 MW/h 263,5 MW/h 47.129 m³ 1.136,8 MW/h 48,8 % 23,2 % zentrums, das in diesem Jahr dem „Bündnis Klimaneutrales Allgäu 2030“ bei- Zu seinem 30. Bestehen erhielt das Haus 2011 ein Blindentastmodell, das die getreten ist, wie auch der behutsamen modernen Ergänzungen der wertvollen gesamte Anlage von Kloster Irsee auch sehbehinderten Menschen erschließt. Im Bau­substanz von Kloster Irsee ist es, Gästen und Besuchern historische Bezüge Juni des darauffolgenden Jahres wurde das Tagungszentrum vom Bayerischen wie ökologische Bedeutung dieses einzigartigen Kulturdenkmals in Bayerisch Bezug Gas 1 m³ Gas ent- Sozialministerium als „Barrierefreier Hotel- und Gastronomiebetrieb“ ausgezeich- ­Schwaben näherzubringen.

für Gas-Brenner spricht 10,35 kWh net. 2019 erhielt das Haus „für konkrete, beachtliche Beiträge zur Barrierefreiheit in Bayern“ das Signet „Bayern barrierefrei“. Es ist für uns gleichermaßen Zeichen 2017 3.458 m³ 35,8 MW/h 851,8 MW/h 258,8 MW/h 45.690 m³ 1.146,4 MW/h 74,3 % 22,6 % der Anerkennung wie des Ansporns, noch mehr für diese Belange zu tun.

2018 2.537 m³ 26,3 MW/h 973,8 MW/h 175,3 MW/h 30.588 m³ 1.175,3 MW/h 82,9 % 14,9 % Auch die Außenanlagen von Kloster Irsee spiegeln die Gedanken von Barrie- refreiheit und Nachhaltigkeit: Das Schwäbische Bildungszentrum hat 2010 auf 2019 7.622 m³ 78,9 MW/h 1.035,4 MW/h 217,5 MW/h 38.499 m³ 1.331,8 MW/h 77,7 % 16,3 % Grundlage der historischen Raumstruktur und der heutigen Nutzungsansprüche

56 Der erweiterungsbau küferei Der erweiterungsbau küferei 57 Dank

Beteiligte Firmen AMOS ArchitekturModellbau Süd, München; Angerer Schreinerei, Irsee; Anwander GmbH & Co. KG, Sulzberg; BANKWITZ beraten planen bauen Planungs­ gesellschaft mbH, Kirchheim u.T.; Chefs Culinar, Zusmarshausen; Czech + Zöttl Architektur, Augsburg; DEKRA Automobil GmbH, Heilbronn; Drexel Planungsbüro für Groß­küchen, Weikersheim; Fränkische Bettwarenfabrik GmbH, ­Neustadt a. d. Aisch; Geiss GmbH, ; Geyrhalter Raum & Design, Kauf­beuren; Hans Mittermaier GmbH, Pittenhart; Hartmann Tresore AG, Paderborn; Healy Hudson GmbH, Wiesbaden; Heinle Elektrotechnik e. K, ; Hofmann & Dietz Landschaftsarchitektur, Irsee; Hoock & Partner Sach­verständige, Landshut; ICCS Ingenieur Contor Steingruben, Marktoberdorf; ICP Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH, Altusried; IFB Eigenschenk GmbH, Deggendorf; Ingenieurbüro IWA GmbH, ; Ingenieurbüro Puhla GmbH & Co. KG, Kaufering; Ingenieurbüro Roll GmbH, Kaufbeuren; Ingenieure Bamberger GmbH & CO. KG, Pfünz bei Eichstätt; Johann Feldbauer Bau GmbH, Roding; Kraftcom GmbH, ; Kutter Hermann GmbH, Memmingen; Labor Dr. Jürgen Oswald, Kaufbeuren; LAYER Grosshandel GmbH & Co. KG, Tettnang; Lippert-Neumann GmbH, Kaufbeuren; Linsinger ZT GmbH, St. Johann im Pongau; Marcus Hansen Büro Wohnen Objekt e. K., München; meierei Innenarchitektur | Design, Munchen; Menold Bezler Rechtsanwälte, Stuttgart; Mooser Ingenieure GmbH & Co. KG, Kaufbeuren; Neupert & Simm GbR, München; Nigl + Mader GmbH, Röhrnbach; Nusser Stadtmöbel GmbH & Co. KG, Winnenden; Nüthen GmbH & Co. KG, Erfurt; Parkett Tönnies, Rettenbach; PSB Wasner GmbH, Bad Griesbach; PST Spezialtiefbau Süd GmbH und Alois Ried GmbH & Co. KG, Augsburg; Reinhard Rädler, Irsee; Rudolf Götz Büro & Objekteinrichtungen, Ingerkingen; Scheibel Josef GmbH & Co. KG, Füssen; Siegfried Stankmann GmbH, Irsee; Söll Gerüstbau GmbH, Neusäß; Soulution GmbH, Rottendorf; Spießl Kunstschmiede, ; Thomas Freisl, Irsee; THURM Sicherheitstechnik, München, Versicherungskammer Bayern, München; WMF Group GmbH, Geislingen an der Steige.

Involvierte Behörden Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München; BLfD Praktische Denkmal­pflege Bodendenkmäler, Thierhaupten; Bezirk Schwaben, Augsburg; Landratsamt Ostallgäu, Marktoberdorf; Markt Irsee; Wasser­wirtschaftsamt Kempten.

Irsee-Werkausschuss des Bezirkstags von Schwaben Bezirkstagspräsident Martin Sailer, Bezirkstagsvizepräsidentin Barbara Holzmann, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Bezirkstagsvizepräsidentin Barbara Holzmann Bezirksrätin Petra Beer, Bezirksrat Stefan Bosse, Bezirksrat Xaver Deniffel, Bezirksrat bei der Übergabe des Grundsteins der neuen Küferei durch den kfm. Leiter Georg Maas Johann Fleschhut, Bezirksrat Frederik Hintermayr, Bezirksrätin Ursula Lax, Bezirksrat und Werkleiter Dr. Stefan Raueiser (jeweils v.l.n.r.). Herbert Pressl, Bezirksrat Andreas Settele, Bezirksrat Markus Striedl, Bezirksrat Alfons Weber.

Autorinnen und Autoren sowie Hartmut Bauer, Harry Bittner, Achim Bunz, Olga Gutenkunst geb. Babizhetska, Christian Knabl, Georg Maas, Margit Makulik, Christian Mischo, Uwe Ruckgaber, Helga Thamm, Angela Wegscheider, Klaus Zöttl, Martin Zurek.

Die neue Küferei von Kloster Irsee Für das Schwäbische Bildungszentrum Irsee herausgegeben von Stefan Raueiser ISBN 978-3-9821217-2-7

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Redaktion und Lektorat: Helga Thamm, Irsee Grafik und Herstellung: Grizeto Verlag, Irsee Druck: AZ Druck und Datentechnik, Kempten

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60 Anhang grizeto verlag · isbn 978-3-9821217-2-7 · € 6,00 [D]