Waldumweltprogramm

MIT UNTERSTÜTZUNG VON LAND UND EUROPÄISCHER UNION Alte Rotbuche, – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus

2 Vorwort Andreas Liegenfeld Landesrat für Naturschutz, Burgenländische Landesregierung

Der Wald ist ein wichtiger Bestandteil von Wirtschaft und Öko- logie. Eine nachhaltige Waldnutzung schützt zudem unser Klima. Im Burgenland setzen wir bereits seit vielen Jahren erfolgreich auf eine nachhaltige Waldwirtschaftspolitik. Die bestmögliche Nutzung des Waldes sowie die Sicherung seiner vielfältigen Funk- tionen, wie der Schutz von Boden und Wasser, die Erhaltung der Artenvielfalt, der Schutz gegen Naturgewalten und der Erhalt als Erholungsraum für den Menschen, stehen dabei an oberster Stelle der nachhaltigen Nutzung. Mit einem Anteil von ca. 30 % an der Landesfläche ist der Wald ein prägender Bestandteil des burgenländischen Landschaftsbildes. Die Erhaltung des naturnahen Charakters ist Ziel der forstlichen Maßnahmen im modernen Waldbau. Holz ist der weltweit wich- tigste, nachhaltig verfügbare Rohstoff und nimmt damit eine füh- rende Rolle im Wettstreit der Werkstoffe ein. Zu keinem anderen Werkstoff hat der Mensch eine so enge Beziehung aufgebaut wie zu Holz. Allerdings bedingen intensive Waldpflegemaßnahmen zwar einen besonders hohen Anteil an vitalen Bäumen im Wald, führen aber dazu, dass kaum totes Baummaterial vorhanden ist. Diese Bro- schüre zeigt die Bedeutung von Altbäumen und Naturwäldern als Lebensraum im komplexen Ökosystem des Waldes auf. Maßnah- men wie „Wald-Außernutzungstellungen“ bieten die Möglichkeit, wertvolle Rückzugsgebiete zu schaffen und die Artenvielfalt unse- rer Wälder weiterhin zu unterstützen. Als zuständiger Landesrat ist es mir wichtig, den Wald nachhal- tig zu nutzen und seine natürlichen Funktionen zu erhalten. Die vorliegende Broschüre leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

3 Vorwort Dr. Ernst Breitegger Obmann Naturschutzbund Burgenland

Was macht mich staunen in der greifen, dann wäre bei uns beinahe verändert sich nicht nur die Natur? Es sind Berggipfel, Blu- nur Wald vorhanden – er bildet Umwelt, sondern immer mehr menwiesen, rauschendes Wasser, das Endstadium der Landschafts- auch das Lebendige in uns. Der Sonnenuntergänge an Seen und entwicklung. Biologen bezeich- Naturschutzbund Burgenland hat es sind die mächtigen, mystischen nen eine solche Entwicklung als sich bislang um die Lebewelt von Wälder. In einem ganz speziellen Klimaxstadium. Offenlandschaften gekümmert. Fall, obwohl schon Jahre zurück, Wir haben aber seit Jahrhunder- In den letzten Jahren wurden erinnere ich mich an die Bege- ten ein unbändiges Bestreben, die diese Bemühungen zunehmend hung eines Rotbuchenwaldes Welt zu verändern und zu gestal- auch auf den Wald ausgedehnt. an einem sehr heißen, strahlen- ten. Somit ist ein Konflikt zwi- Zunächst waren es nur Ein- den Sommertag am Gollersat- schen Mensch und Natur vorgege- zelbäume, die in vertraglicher tel nordöstlich des Schöckels. ben. Es ist die forstwirtschaftliche Abstimmung mit dem Besitzer Augenblicklich umgaben mich Gewinnmaximierung, das Vor- auf lange Sicht erhalten bleiben Dunkelheit und eine angenehme recht von Straßen und Siedlungen sollen. In weiterer Folge wurden Kühle. Die riesigen Bäume ragten und der unersättliche Hunger nach die Schutzprojekte auf flächige turmhoch in die Höhe und es Energie, die den Wald weichen Waldaußernutzungstellungen war still und finster wie in einer lässt und ihn zum Lieferanten von (Naturwaldzellen) ausgedehnt. gotischen Kathedrale. Sogar für Biomasse degradiert. Das Ziel war und ist die Entwick- das Wachstum von Unterwuchs Den Wert eines uralten Baum- lung einer natürlichen Waldvege- war zu wenig Licht vorhanden. riesen nur in Festmeter Holz tation ohne menschliche Eingrif- Dafür war das Klima hier umso zu beziffern, ist unsinnig und fe. Wir werden versuchen, diese angenehmer, kühl und feucht. würdelos. So ein Baum ist auch Programme weiter zu verfolgen. Der Wald stellt für uns ein Wohnraum, Nahrungsquelle, Großer Dank gilt (wie weiter im wesentliches Element in der Natur Landschaftselement, Sauerstoff- Detail angeführt) den Referaten dar. Bei den Germanen war er der produzent, Luftfilter usw., von der Landesregierung (Abt. 4a, 4b Sitz der Götter und Dämonen, seinem ästhetischen Wert ganz zu und 5), den fleißigen Projektmit- jetzt erfüllt er seine Aufgabe als schweigen. Wer legt hier seinen arbeiterinnen und -mitarbeitern, Stätte der Erholung, als Platz für Wert fest bzw. wer darf überhaupt den Wald- und Baumbesitzern Zuflucht und Ort der Geborgen- seinen Wert festlegen? und ganz besonders dem Pro- heit. Würde der Mensch in seine Wenn Bäume verschwinden jektkoordinator im Naturschutz- Umgebung überhaupt nicht ein- und Wälder gerodet werden, dann bund, Mag. Manfred Fiala.

4 Alte Eichen – Erdödy’sche Forst- und Gutsverwaltung/

5 Inhalt

Zusammenfassung ...... 8 Die Bedeutung des Waldumweltprogramms aus forstfachlicher Sicht ...... 10 Allgemeines zu Naturwaldzellen und (Ur-)Altbäumen . . . . . 12 Begriffsdefinition Naturwaldzellen ...... 14 Bedeutung von unbewirtschafteten Naturwäldern ...... 15 Bedeutung von (Ur-)Altbäumen ...... 17 Unterschied Naturwald – Wirtschaftswald ...... 19 Das Waldumweltprogramm ...... 20 Entwicklung des Waldumweltprogramms ...... 22 Ziel des Waldumweltprogramms ...... 23 Übersicht Naturwaldzellen ...... 24 Flächige Wald-Außernutzungstellungen ...... 26 Pöttsching ...... 27 Marz ...... 28 Mannersdorf ...... 30 Großwarasdorf ...... 32 Hochstrass ...... 33 , Lockenhaus ...... 36 Redlschlag ...... 38 Stuben ...... 39 Althodis ...... 40 Altschlaining ...... 42 ...... 43 Kohfidisch ...... 44 Deutsch Schützen-Eisenberg ...... 45 Güssing ...... 46 Außernutzungstellungen von Einzelbäumen ...... 48 Horstbäume und Horstschutzzonen ...... 50 Seltene Baumarten ...... 51 Ausblick ...... 52 Autor und Ansprechpartner im Burgenland ...... 56 Literatur ...... 58 Danksagung ...... 59

6 Abgestorbene Rotbuche mit Naturverjüngung – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus

7 Feuersalamander (Salamandra salamandra)

8 Zusammenfassung

er Schutz von Wäldern, Mit dem Waldumweltpro- zum Schutz unserer Wälder getä- Alt- und Totbäumen gramm der Burgenländischen tigt (siehe auch Seite 22). ist, bedingt durch die Landesregierung (Hauptreferat Ziel dieses Programms war die intensiveD Biomassenutzung für Forsttechnik der Abteilung Erhaltung ausgewählter natur- und immer leistungsfähigeren 4b – Güterwege, Agrar- und naher Waldflächen und Begüns- Maschinen, besonders in Forsttechnik in Kooperation mit tigung einer Entwicklung zur den letzten Jahren zu einem der Abteilung 5/III – Natur- und natürlichen potentiellen Wald- wichtigen Thema geworden. Umweltschutz) sowie den vom vegetation, eine Anhebung der Alt- Auch wenn ein Großteil der Österreichischen Naturschutz- und Totbaumbestände sowie eine burgenländischen Wälder bund – Landesgruppe Burgenland Sensibilisierung der Waldbesitzer bezüglich ihrer Artenausstattung durchgeführten Projekten auf den Wert und die Bedeutung noch als naturnah gelten, die • „Außernutzungstellung von alter und toter Bäume. Ausstattung mit Alt-, Uralt- Altbäumen in den Natura-2000- Insgesamt konnten in den und Totbäumen nimmt immer Gebieten Burgenlands 2008“ Jahren 2008 bis 2014 1265 Altbäu- mehr ab. Hinzu kommen ein • „Außernutzungstellung von me sowie von 2010 bis 2014 28 übertriebener Ordnungs- und Altbäumen 2009-2011“ Waldparzellen mit einer Gesamt- Reinigungswahn und oftmals zu • „Waldumweltprogramm Burgen- fläche von 336,43 ha nominiert intensive „Pflegemaßnahmen“ an land – Projektbegleitung“ und jeweils für 40 Jahre aus der Bachbegleit- und Ufergehölzen. wurden wichtige Maßnahmen Nutzung genommen werden.

Krautschicht in einem Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Deutsch Schützen

9 Die Bedeutung des Waldumweltprogramms aus forstfachlicher Sicht

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Hochstrass

10 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Hochstrass

Von Natur aus wäre das Bur- die Bewirtschaftung eingefor- schutzprogramm entwickelt. Die genland fast zur Gänze bewaldet, dert. In unserem Forstgesetz ist Umsetzung gelingt aber nur dank aktuell sind es 30 % der Landes- dieses Prinzip selbstverständlich der regen Beteiligung der burgen- fläche. Nach der letzten Eiszeit verankert. Die Forstbetriebe und ländischen Waldbetriebe, die sich begann die Rodung der europä- Waldbauern wirtschaften nach- ihrer Verantwortung bewusst sind ischen Urwälder, im Mittelalter haltig, seit Jahrzehnten wächst und die Zeichen der Zeit durch- erreichte diese einen Höhepunkt. in Österreich Wald zu und der aus erkannt haben. Diese Leistun- Für die Entwicklung der Mensch- Holzzuwachs wird nicht zur gen für die Gesellschaft werden in heit war das zweifellos eine Gänze genutzt. Darüber hinaus guter burgenländischer Tradition bahnbrechende, kulturtechnische stellt die Gesellschaft heute zu- im Wege des Vertragsnaturschut- Leistung und Voraussetzung für sätzliche, vielfältige Ansprüche an zes abgegolten, auch das ist ein die Entstehung der Landwirt- den Wald und seine Eigentümer. kleiner Beitrag zur Erhaltung und schaft. Wald war lange Zeit im Wald ist eine Wohlfühlzone für Pflege des ländlichen Raums. Überfluss vorhanden und galt gestresste Städter und Touristen, Die Forstförderprogramme des als feindseliger Lebensraum, der man erkennt auch zunehmend Landes Burgenland sind be- erst kultiviert werden musste. seine Bedeutung für Klima- und reits seit langer Zeit ökologisch Im Spätmittelalter verbrauchten Naturschutz. Es ist also ein Gebot ausgerichtet. Ihr Ziel ist die Bergbau, Salz- und Glasindustrie der Zeit, die Nachhaltigkeitsziele Begründung und Entwicklung riesige Holzmengen. Aufgrund ei- zu überdenken und zu erweitern. naturnaher Mischwaldbestände, ner ersten Holzkrise war es schon Der Mensch, aber auch die uner- die betriebssicher sind und lang- damals notwendig, die Waldnut- setzlichen Lebensgemeinschaften fristig auch ökonomischen Erfolg zung gesetzlich zu beschränken. von Tieren und Pflanzen, sollen ermöglichen. Der Begriff Nachhaltigkeit wurde dabei berücksichtigt werden. Die nicht zufällig von dem Berg- und verantwortlichen Landespolitiker, WHR DI Hubert Iby Forstmann Carl von Carlowitz Behörden und Förderstellen ha- Amt der Burgenländischen bereits anno 1713 erstmals ben zu diesem Zweck gemeinsam Landesregierung, Abteilung 4b – verwendet und als Maxime für ein ambitioniertes Waldnatur- Hauptreferat Forsttechnik

11 Allgemeines zu Naturwaldzellen und (Ur-)Altbäumen

12 Allgemeines zu Naturwaldzellen und (Ur-)Altbäumen

Submontaner Hainsimsen-Buchenwald – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus

13 Begriffsdefinition Naturwaldzellen Um Verwechslungen mit dem Naturwaldreservate sind Einwirkungen überlagert wird. vom „Bundesforschungs- und Waldflächen, die für die natür- Unmittelbare Beeinflussungen, Ausbildungszentrum für Wald, liche Entwicklung des Ökosys- die unterbleiben müssen, sind Naturgefahren und Landschaft tems Wald bestimmt sind und in die forstwirtschaftliche Nutzung, (BFW)“ durchgeführten Natur- denen jede unmittelbare Beein- die Totholzaufarbeitung und waldreservate-Programm zu flussung unterbleibt. Naturwal- die künstliche Einbringung von vermeiden, wurden die im Zuge dreservate sind ein Beitrag zur Waldbäumen. des Waldumwelt-Programms Erhaltung der natürlichen Ent- Die Jagd in den betreffenden der Burgenländischen Lan- wicklung der biologischen Diver- Gebieten ist erlaubt und sogar desregierung aus der Nutzung sität. Sie dienen der Forschung, notwendig. Naturwaldreservate genommenen Waldbestände als der Lehre und der Bildung. stellen Ruhezonen für das Wild Naturwaldzellen bezeichnet. Die Naturwaldreservate eignen dar. Ohne Regulation würde es folgende, aus dem Naturwaldre- sich darüber hinaus besonders in den kleinflächigen Reservaten servate-Programm übernom- für langfristige waldökologische zu einer so hohen Konzentration mene Definition lässt sich daher Grundlagenforschung, da die von Wild kommen, die nicht der auch auf die hier beschriebenen Dynamik dieser Waldökosys- natürlichen Wilddichte ent- Naturwaldzellen anwenden:9 teme nicht durch menschliche spricht.

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Hochstrass

14 Hohltaube (Columba oenas) in ihrer Bruthöhle

Bedeutung von unbewirtschafteten Naturwäldern Ursprünglich bestand die Vege- schnittlich hohen naturnahen Rotbuchen bei uns ein Alter tation des Burgenlandes zum Charakter (20 % gelten als sehr von 200-300 Jahren erreichen, Großteil aus Wald (Näheres zur naturnah, 40 % als nur mäßig können Eichen, Linden und Edel- Entwicklung und Gliederung der forstlich verändert), trotzdem ist kastanien bis zu 1000 Jahre alt burgenländischen Wälder sowie der Großteil aller Bäume jünger werden. Nadelbäume, wie Tanne, zum Thema „Totholz“ findet sich als 60 Jahre alt. Kiefer und Fichte erreichen bei in der Broschüre „Der burgen- Die durchschnittliche Um- uns nur selten ein Alter über 500 ländische Wald und seine Bedeu- triebszeit im Forst (bezeichnet Jahre. Damit wird schnell klar, tung im Naturschutz“).6 Heute den zu erwartenden Zeitraum dass die Ausbildung der für eine bedeckt dieser nur noch rund von der Bestandesbegründung Vielzahl an Organismen so wich- ein Drittel der Fläche und bis auf bis zur Endnutzung durch tigen Alt-, Uralt- und Zerfallssta- wenige kleinräumige Ausnahmen Holzeinschlag) beträgt durch- dien von Wäldern heute eher die handelt es sich hier fast aus- schnittlich 80 bis 100 Jahre, das Ausnahme darstellt (ausgenom- schließlich um Wirtschaftswäl- tatsächlich mögliche Alter der men Schutzgebiete, wie Natio- der. Diese besitzen zwar, beson- Bäume ist jedoch deutlich höher. nalparks, Naturwaldreservate, ders hinsichtlich ihrer Baumar- Grundsätzlich lässt sich sagen, Naturschutzgebiete etc.). Umso ten-Zusammensetzung, einen je langsamer ein Baum wächst, wichtiger ist deshalb die Errich- erfreulicherweise überdurch- desto älter wird er. Während tung von Naturwaldzellen.

15 Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Funktionen unbewirtschafteter Naturwälder:7

Forschung: Beispielsweise die- nen sie als Referenzflächen für natürliche Waldbestände und stellen damit die Grundlage für die Weiterentwicklung einer modernen, naturnahen Wald- bewirtschaftung dar. Bildung: Sie stellen für zukünf- tige Gesellschaften einen wich- tigen Anhaltspunkt in deren Natur- und Umweltorientie- rung dar. Nicht zu vergessen ist der Erlebniswert eines urwald- ähnlichen Waldbestandes. Sie bilden die Genreservate der Zukunft. Sie enthalten die Pharmaka der Zukunft. Sie sind ein überaus wichtiger Lebensraum und Rückzugs- gebiet für Tiere, Pflanzen und Pilze und dienen damit der Erhaltung der biologischen Vielfalt. Sie besitzen eine ausgewogene Alte Bäume – Lebensräume! – und an den Lebensraum an- Erdödy’sche Forst- und Gutsverwaltung/Kohfidisch gepasste Artenvielfalt, die für ein gesundes Waldökosystem sorgt, „Schädlings“-Kalamitä- Sie besitzen eine mächtigere Sie heben mit ihren höherem ten vorbeugt und damit sta- Humusschicht, können da- Anteil an verpilzten und ver- bilisierend auf andere Wälder durch mehr Wasser aufnehmen rottenden Holz den pH-Wert einwirkt. und verzögern somit den Ober- und dämmen die Bodenversau- Sie binden langfristig Kohlen- flächenwasserabfluss. erung ein. dioxid und wirken der Erder- Sie besitzen eine intakte und Eine dicke Bodenauflage, eine wärmung entgegen. Besonders gesunde Bodenlebewelt an intensive Durchwurzelung und Urwälder sind gigantische Tieren, Pilzen und Mikroorga- vor allem ein hoher Anteil an Kohlenstoffspeicher, die mit nismen und ermöglichen einen liegendem Totholz reduzieren ihrem hohen Anteil an Totholz, effektiveren Wasserfilter. Erosionen, Hangrutschungen, Humus und Moder große Murenabgänge und schützen Mengen an atmosphärischem vor Lawinen. Kohlendioxid binden.

16 Bedeutung von (Ur-)Altbäumen

Es wird wohl keinen Menschen entstandenen Gruben, Lichtun- störche, Reiher), stellen aber auch geben, der an einer 500-jährigen gen etc.). Je vielfältiger die Struk- ein reich gegliedertes Jagdgebiet Eiche oder Linde achtlos vorbei turen in einem Lebensraum sind, für Habicht, Sperber, Waldkauz, geht. Zu eindrucksvoll ist de- desto höher werden die Artenviel- Waldohreule, Uhu, Halsband- ren Gestalt, zu vielfältig deren falt und die Anzahl der Individu- schnäpper oder Fledermäuse dar. landschaftsgeschichtliches Erbe. en, die dort leben können. Beson- Die Borke von (Ur-)Altbäumen Doch was für uns Menschen im ders (Ur-)Altbäume besitzen eine ist besonders im Stammbereich ersten Moment nur ästhetische ungeheure Vielfalt an Strukturen von einer Unmenge an Ritzen Bedeutung hat, stellt für Tiere, und nehmen dadurch eine Schlüs- und Spalten durchzogen, welche Pflanzen und Pilze einen überaus selstellung in der heimischen einen einzigartigen Mikrokos- wichtigen Lebensraum dar. Im Artenvielfalt ein:13 mos für Insekten, Spinnen, Vögel Wald (und nicht nur hier) wird Mit ihren hoch überragenden und Pilze darstellt, aber auch für jede vorhandene Struktur von Baumwipfeln, den breiten Äs- Epiphyten (Aufsitzerpflanzen), verschiedensten Organismen ge- ten und Astgabelungen sind sie wie Algen, Moose und Flechten. nutzt (Laubstreu, Kraut-, Strauch- bestens geeignet für große und Sammeln sich in diesen Spalten und Baumschicht, stehende und schwere Baumhorste oder als Feinmaterial und Humus an oder liegende Totbäume, Wurzelteller Ansitzwarten für anspruchsvolle ist die Astoberfläche von Moosen umgefallener Bäume samt der Großvögel (Greifvögel, Schwarz- überzogen, gelingt es sogar

Wunderschöne, mit epiphytischen Moosen bewachsene Alteiche

17 Farnen und kleineren Sträuchern Höhlen sind ein wichtiger Brut- Ohne Pilze geht gar nichts sich anzusiedeln. All diese epiphy- und Wohnraum für Nachtgreife Viele Biologen sind der Ansicht, tischen Pflanzen profitieren von (Steinkauz, Waldkauz), Fleder- dass Wälder ohne Pilze nur schwer einer weiteren, nicht zu vernach- mäuse, Hornissen und Wespen. überlebensfähig wären. Je trocke- lässigende Eigenschaft dieser Wundstellen wie diese, nutzen ner und karger die Böden, desto (Ur-)Altbäume: von deren sehr spezialisierte Pilze als Eingang, mehr trifft diese Aussage zu. Um langer Standortskonstanz. um unter der Borke ihr fädiges die Wichtigkeit von (Ur-)Altbäu- Spechte nützen bevorzugt das Myzelgeflecht auszubreiten, men und von Naturwäldern auf weichere Holz stärkerer Dürräste welches die Nahrungsgrundlage die Pilze zu verstehen, muss man für ihren Höhlenbau und zum für Insekten und deren Larven zuerst deren Ökologie kennen. Nahrungserwerb. Nachträgliche bildet. Rossameisen bauen in Pilze bilden die wichtigsten Nutznießer dieser Spechthöhlen der von Pilzen hervorgerufenen Recyclingmechanismen auf sind Hohltauben, Kleiber, Meisen, Kernfäule im Inneren von Baum- unseren Planeten, indem sie Rotschwänze, Stare, Eichhörn- stämmen ihre Bauten, welche organisches Material abbauen chen, Marder und Siebenschläfer. ihrerseits wieder eine wichtige und die gebildeten Nährstoffe als Die in den Stammachseln Winternahrung für Schwarz- Humus anderen Pflanzen wieder abgebrochener Äste entstandenen spechte darstellen. zur Verfügung stellen. Die Viel- falt an Pilzen ist enorm, ebenso deren ökologische Ansprüche: von Lebendholz bis Totholz, von Nadel- bis Laubbäume, von feucht bis trocken, von basisch bis sauer, von sonnig bis schattig, von kalt bis warm. Es gibt Generalisten und Spezialisten. Mittels ihres zum Teil riesigen Pilzgeflechts (Myzel) versorgen sie die Bäume mit Wasser und Nährstoffen, was besonders bei Trockenperi- oden das Überleben der Bäume/ des Waldes sichert. Gerade (Ur-) Altbäume mit einer ausgeprägten Mykorrhiza (Symbiose von Pilzen mit dem Feinwurzelsystem von Pflanzen) und einem weitläufigen Pilzmyzel, tragen zu einer ver- besserten gegenseitigen Versor- gung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen bei. Damit fördern sie das natürliche Wachstum von Bäumen und in weiterer Folge die (Gesund-)Erhaltung unserer Wäl- der. Dazu muss aber deren Vielfalt Buntstieliger Helmling (Mycena inclinata), erhalten bleiben, das heißt, es eine Charakterart alter, müssen ihnen ausreichende trockener Eichenstümpfe Baumpartner zur Verfügung ste-

18 hen (keine großflächigen Rodun- gen!). Pilze bzw. deren Myzel sind empfindlich gegenüber Austrock- Unterschied Naturwald – nung. Hier bieten besonders die dichten Kronen von (Ur-)Altbäu- Wirtschaftswald men ausreichend Schutz vor zu In diesem Zusammenhang die wichtigsten Merkmale, die in intensiver Sonneneinstrahlung sollten grundsätzlich drei Be- allen Naturwäldern (Urwäldern) und Austrocknung (vgl. Kapitel griffe unterschieden werden: zu finden sind (nach Wolfgang „Ausblick“, S. 54). Unter Wald versteht man eine Scherzinger):14 weitgehend naturnah aufge- • Waldboden: Eine intakte Hu- wachsene Pflanzenformation musschicht mit einer lebendigen Der Mittelspecht (Leiopicus aus Bäumen, die in ihrer Ar- Bodenfauna, eine große Pilzviel- medius) benötigt zur Nahrungssuche Bäume mit tenausstattung dem Standort falt und eine hohe Vernetzung grobrissiger Borke oder stark entspricht. Ein Forst hingegen von Myzelien (Pilzgeflechten) und strukturiertem Totholz und gilt ist ein künstlich geschaffener Baumwurzeln bilden die Basis als Charakterart naturnaher und vom Menschen abhängi- („Muttermilch“) für die Waldent- und totholzreicher Wälder ger Baumbestand, der meist wicklung. aus einer Monokultur und/ • Totholzreichtum: Totholz oder nicht heimischen Bau- erhöht die Strukturvielfalt im marten besteht. Der Begriff Wald und bildet einen ungeheuer Wirtschaftswald beschreibt wichtigen Lebensraum für eine einen wirtschaftlich genutzten Vielzahl an Waldbewohnern. Wald und bezieht sich sowohl Wie heißt es doch so schön: „Es auf Forstgesellschaften als gibt nichts Lebendigeres als totes auch auf naturnahe Wälder. H o l z .“ Um die Wälder anhand • Patchiness: Beschreibt die ihrer Natürlichkeit darstellen fleckenhafte Verteilung unter- zu können, wurde vor etwas schiedlicher Strukturen in einem mehr als 40 Jahren der Begriff Waldbestand. Die Ursachen hier- der „Hemerobie“ eingeführt. für liegen in Standortunterschie- Unterteilt in neun Natürlich- den, Geländeform, Bestandesge- keitsstufen von „natürlich“ schichte oder Störungsmustern bis „künstlich“, kann damit (Lawinen, Murenabgänge, Feuer, auf fachlicher Grundlage die Borkenkäfer etc.). Naturnähe bzw. Naturferne • Eine Alters- und Biomasse- eines Waldes beschrieben verteilung von Jungbäumen bis werden.10 zu Bestandsteilen mit Uralt- und Eine immer wieder gestellte Totbäumen ist gegeben. Frage lautet: „Woran lässt sich • Dynamik der Waldentwick- eigentlich ein Naturwald (Ur- lung: Im Großen und Ganzen ist wald) erkennen?“ Das häufig damit das Potenzial zur Naturver- angenommene Vorhanden- jüngung gemeint. sein sehr vieler alter, uralter • Die Baumartenzusammen- und toter Bäume trifft zwar setzung orientiert sich an dem oft zu, aber nicht immer. Die natürlichen Potenzial ortsspezifi- folgende Übersicht beschreibt scher Wuchsbedingungen.

19 Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist unsere größte heimische Spechtart und gilt als einer der wichtigen Höhlenlieferanten für viele Tierarten

20 Das Waldumweltprogramm

is ins Jahr 1995 erfolg- te die Errichtung von Naturwaldreservaten Bin Österreich lediglich auf Initiative einiger engagierter Waldbesitzer, Forstleute, Wis- senschaftler und der Universität für Bodenkultur in Wien. Man wollte damit die Einzigartigkeit bestimmter naturnaher Wälder (Urwälder) auch für die Nach- welt erhalten. Entschädigungs- zahlungen an die Waldbesitzer für deren Wirtschaftsruhe und den damit verbundenen finan- ziellen Entgang gab es damals, im Gegensatz zu heute (Ver- tragsnaturschutz), noch nicht. Erst mit der Unterzeich- nung der Resolutionen der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa 1993 in Helsinki hat sich Österreich verpflichtet, ein Netzwerk von Naturwaldreservaten einzu- richten. Mit der fachlichen Umsetzung dieses 1995 gestar- teten „Österreichischen Na- turwaldreservate-Programms“ wurde das „Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW)“ in Wien betraut.9 Parallel dazu startete das Land Burgenland ab dem Jahr 2008 mit dem „Waldumwelt- programm“ Maßnahmen zur Außernutzungstellung von Alt- und Totbäumen, flächigen Waldparzellen und Horst-

21 schutzzonen. Begleitend zu Außernutzungstellung von Alt- Waldumweltprogramm diesem Programm führte der bäumen 2009-2012 Burgenland – Projektbegleitung Österreichische Naturschutz- Projektinhalte: Projektinhalte: bund – Landesgruppe Burgen- • Außernutzungstellung von Alt- • Flächige Außernutzungstellung land seit dem Jahr 2008 folgende bäumen von Waldparzellen Projekte durch: • Außernutzungstellung von selte- • Außernutzungstellung von Alt- nen Baumarten bäumen Außernutzungstellung • Außernutzungstellung von • Außernutzungstellung von selte- von Altbäumen in den Horstbäumen und Errichtung nen Baumarten burgenländischen Natura- von Horstschutzzonen • Außernutzungstellung von 2000-Gebieten 2008 Projektlaufzeit: 1. November 2008 Horstbäumen und Errichtung Projektinhalte: Außernutzungstel- bis 31. Oktober 2012 von Horstschutzzonen lung von Altbäumen Projektgebiet: Alle bewaldeten Projektlaufzeit: 1. Jänner 2012 bis Projektlaufzeit: 1. Oktober 2007 Natura-2000-Gebiete des 31. Dezember 2014 bis 30. September 2008 Burgenlandes Untersuchungsgebiet: Gesamtes Burgenland

Alle Projekte wurden in enger Kooperation mit der Abteilung 4b – Hauptreferat für Forst- technik sowie der Abteilung 5/ III – Natur- und Umweltschutz der Burgenländischen Landes- regierung durchgeführt. Die Finanzierung aller Außernut- zungstellungen erfolgte über das ELER-Programm.

Waldameisen, ein wichtiger Faktor im Ökosystem Wald

Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Althodis

22 Ziel des Waldumweltprogramms Ziel dieses Programms war die Schaffung von gesunden und natur- nahen Wäldern, die sowohl den auf diesen Lebensraum angewiesenen Tieren, Pflanzen und Pilzen als auch den bewirtschafteten Wäldern zugu- te kommen. Erreicht werden sollte dies durch einen Mix aus integrati- ven und segregativen Maßnahmen: Erhaltung ausgewählter natur- naher Waldflächen und Begüns- tigung einer Entwicklung zur natürlichen potentiellen Wald- vegetation (Struktur, Dynamik, Artenzusammensetzung). Duldung von stehendem Alt- und Totholz auf ausgewählten Teilflä- chen, besonders in den Natur- waldzellen. Sicherung einer ungestörten, frei von menschlichen Eingriffen ab- laufenden Entwicklung (urwald- artige Dynamik). Sicherung von und Entwicklung zu naturnahen Bachbegleit- und (Au-) Waldlebensräumen.

Eindrucksvolle alte Eichen – Lockenhaus

23 Übersicht Naturwaldzellen

Ein von saprobiontischen (von toter organischer Substanz lebenden) Pilzen über- und durchzogener Totbaum – Mannersdorf

24 25 Naturwaldzellen im Burgenland (Waldumweltprogramm 2008–2014) Außernutzungstellung von Waldparzellen

Im Zuge des Waldumweltpro- gramms konnten burgenlandweit bisher 28 Naturwaldzellen (teil- weise aus mehreren Parzellen bzw. Besitzern bestehend) mit einer Gesamtfläche von 336,43 ha aus der Nutzung genommen werden.

Fördergrundlagen: Verpflichtungszeitraum: 40 Jahre Förderbedingungen: alle natur- schutzfachlich wertvollen Wälder mit einer autochthonen und stand- ortsgerechten Baumartenzusam- mensetzung Prämienhöhe: jährliche Prämie von EUR 160,–/Hektar/Jahr

Kartografie: B. Dillinger, erstellt am 3. 11. 2014

26 Im Folgenden eine Übersicht Die Ertragsklasse, auch Bonität aller im Zuge des Waldumwelt- oder Standortsgüte genannt, ist programms Burgenland nomi- ein relatives Maß für die Leistung nierten Naturwaldzellen. Zum Der Bestockungsgrad errech- eines Bestandes. Sie ergibt sich besseren Verständnis der folgen- net sich aus dem Verhältnis des aus den einfach zu bestimmenden den Bestandsbeschreibungen, tatsächlich vorhandenen Flächen- Größen Alter und Bestandeshöhe. zwei Begriffserklärungen:15 vorrats (Ist-Grundfläche) und dem Flächenvorrat, wie er in der forstlichen Ertragstafel angegeben wird (Soll-Grundfläche).

Ein naturschutzfachlich wertvoller Trockenrasen in einem kollinen Eichen-Hainbuchenwald – Röm.-kath. Pfarrkirche Marz

27 Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Wulkaprodersdorf

Pöttsching Eigentümer: Urbarialgemeinde Wulkaprodersdorf Projektfläche:1,3 ha

Die Waldgesellschaft des Projektgebietes besteht aus einem seit etwa 40 Jahren unbewirtschafteten Eichen-Hainbuchenbestand (Carpino-Querceten) mit 7 Anteilen Eiche, 1 Anteil Hainbuche, 1 Anteil Linde und 1 Anteil sonstiger, zum Teil seltenen Laubgehölzen (Hasel, Feldahorn, Elsbeere, Speierling, Wildapfel und Wildbirne). Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und besitzt von der Lage her eine mäßige Hangneigung. Während es sich im Oberhang (bis Kuppenlage) um einen trockenen (Zerr-)Eichenbestand handelt, ist der Unterhang deutlich feuchter und nährstoffreicher, mit Gemeiner Spaltblättling einem verstärkten Vorkommen von Linde und Hasel. (Schizophyllum Die Exposition ist Südwest. Relevant ist der Bestand commune) wegen seiner Funga (Pilzflora), die typisch ist für pannonisch, thermophil geprägte Eichen- Hainbuchenwälder.

28 Marz Eigentümer: Röm.-kath. Pfarrkirche Marz, Röm.-kath. Pfarrpfründe Marz Projektfläche:11,75 ha Die Waldgesellschaft des Projektgebietes besteht aus zwei etwa 100 jährigen kollinen Eichen-Hainbuchenbeständen (Carpi- no-Querceten) mit 6 Anteilen Eiche, 2 Anteilen Hainbuche und 2 Anteilen Kiefer. Beigemischt sind Mehlbeeren, Feldulmen und einzelne Fichten. Der Bestockungsgrad beträgt 0,7, die Er- tragsklasse 5. Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine typische Ausprägung eines natürlichen Eichen-Hainbu- chenwaldgebietes. Im Oberhang (bis Kuppenlage) handelt es sich um einen seichtgründigen, fast reinen Eichenbestand mit ungünstiger Wasserversorgung. In den tieferen, feuchteren und nährstoffreicheren Bereichen ist verstärkt die Hainbuche beigemischt. Naturschutzfachlich wertvoll ist der Bestand auch aufgrund seines Trockenrasens (ehemaliger Sand-/Kiesabbau) und seiner Funga, die typisch sind für pannonische thermophil geprägte Eichen-Hainbuchenwälder. Die Exposition ist Süd bis Siebenschläfer (Glis glis) Südost.

Eichen-Hainbuchenwald – Röm.-kath. Pfarrkirche Marz

29 Junger Buntspecht (Dendrocopus major)

Mannersdorf I.) Eigentümer: Urbarialgemeinde Mannersdorf, mehrere Privatbesitzer Projektfläche:2,81 ha

Die Waldgesellschaft des Pro- jektgebietes ist A. zu 80 % einer weichen Auwaldgesellschaft und B. zu 20 % einem kollinen Eichen - Hainbuchenwald zuzuordnen. A. Setzt sich zu 100 % aus einem etwa 20- bis 60-jährigen Bestand aus Weide, Erle, Pappel und Esche Waldmaus (Apodemus sp.) zusammen. Der Bestockungsgrad beträgt 0,8, die Ertragsklasse ist Kiefern und 1 Anteil sonstigen Ausprägung der beschriebenen durchschnittlich 12. Der Bestand Laubbäumen zusammen. Der Waldgesellschaft. Topographisch ist naturnah zusammengesetzt Bestockungsgrad beträgt 0,8, die handelt es sich um eine bachbe- und eine typische Ausprägung der Ertragsklasse durchschnittlich 6. gleitende, vernässte Verebnung beschriebenen Waldgesellschaft. Der Bestand ist naturnah zusam- mit einem umrahmenden mäßig B. Setzt sich zu 100 % aus einem mengesetzt und eine typische geneigten Hangstandort mit etwa 90-jährigen Bestand mit durchschnittlicher Wasser- und 7 Anteilen Eiche, 2 Anteilen Nährstoffversorgung.

30 II.) Eigentümer: Urbarialgemeinde Mannersdorf Projektfläche:5,96 ha Die Waldgesellschaft des Pro- Bestand aus 6 Anteilen Erle, 1 sammengesetzt und eine typische jektgebietes ist einer weichen Anteil Birke, 1 Anteil Eiche und Ausprägung der beschriebenen (tiefe Standorte) und einer harten untergeordnet 2 Anteilen Kie- Waldgesellschaft. Topographisch Auwaldgesellschaft (höher ge- fer und Lärche zusammen. Der handelt es sich insgesamt um eine legene Standorte) zuzuordnen. Bestockungsgrad beträgt 1,0, die bachbegleitende, vernässte Ver- Sie setzt sich zu 100 % aus einem Ertragsklasse ist durchschnittlich ebnung mit guter bis sehr guter durchschnittlich etwa 50-jährigen 8. Der Bestand ist naturnah zu- Wasser- und Nähstoffversorgung.

Weicher Au- und Erlen-Bruchwald – Mannersdorf

31 Großwarasdorf Eigentümer: Urbarialgemeinde Großwarasdorf Projektfläche:3,19 ha Die Waldgesellschaft des Pro- lässigbarer Hangneigung und jektgebietes besteht aus einem durchschnittlicher Nährstoff- etwa 40 Jahre alten kollinen und Wasserversorgung. Der Hainsimsen-Eichenwald (Luzu- Bestockungsgrad beträgt 1,0, lo-Quercetum) mit 5 Anteilen die Ertragsklassen 6 (Eiche) Eiche, 4 Anteilen Kiefer und 1 und 7 (Kiefer). Relevant ist Anteil sonstiger Baumarten (Bir- der Bestand wegen seiner ke, Zitterpappel). Topografisch Funga (Pilzflora), die typisch handelt es sich um einen langen, ist für pannonisch, thermo- Buckeltramete sehr flachen Rücken mit vernach- phil geprägte Eichenwälder. (Trametes gibbosa)

Hainsimsen-Eichenwald – Urbarialgemeinde Großwarasdorf Befallener Edelkastanienbaum bei , Sep- tember 2006

32 Hochstrass Eigentümer: Urbarialgemeinde Hochstrass Projektfläche:10 ha Die Waldgesellschaft des Projekt- Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – gebietes ist dem Typ 9170 Lab- Urbarialgemeinde Hochstrass kraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum), als Ausprä- gung mit viel Edellaubbäumen und Buche infolge der Graben- lagen, zuzuordnen. Sie setzt sich aus drei Waldstücken mit einem durchschnittlich 50- bis 100-jäh- rigem Bestand zusammen, mit 2 Anteilen Eiche, 2 Anteilen Buche, 1 Anteil Hainbuche, 1 Anteil Kiefer, 2 Anteilen Birke und 2 Anteilen Schwarzerle. Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, die Ertragsklassen 7 (Eiche), 7 (Bu- che), 5 (SLB) und 6,5 (Kiefer). Der Bestand ist naturnah zusam- mengesetzt und eine typische Ausprägung der beschriebenen Waldgesellschaft. Topographisch handelt es sich um Unterhänge mit guter Nährstoff- und Wasser- versorgung.

Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes), ein typischer Vertreter von Eichen- und Hainbuchenwäldern

33 Pilgersdorf, Lockenhaus

Submontaner Hainsimsen-Buchenwald – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus

I.) Eigentümer: Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus Projektfläche:91,33 ha Lockenhaus Die Fläche (etwa ein Drittel der eingestreut) zusammen. Der Besto- Die Waldgesellschaft ist (mit 500 Gesamtfläche) setzt sich aus einem ckungsgrad beträgt 1,0, die Ertrags- bis 650 m Seehöhe) teilweise dem 80- bis 120-jährigen Bestand mit klasse 7. Der Bestand ist naturnah typischen submontanen Hainsim- 10 Anteilen Buche (kleinere Ver- zusammengesetzt und eine typi- sen-Buchenwald (Luzulo–Fage- jüngungshorste und Tannen sind sche Ausprägung der beschriebenen tum) (Lebensraumtyp 9110) auf Waldgesellschaft. Topographisch Silikatgestein des Günser Berglan- handelt es sich um einen Gelände- des zuzuordnen. rücken zwischen zwei Gräben.

34 Pilgersdorf Eichenwaldgesellschaft auf extrem Die Waldgesellschaft dieses Pro- flachgründigem Untergrund jektgebietes ist einem kollinen Ei- und in relativ hoher Seehöhe. chenwald (Lebensraumtyp 91G0, 100- bis 150-jährigen Bestand mit Üblicherweise finden sich in der Ausbildung ohne Hainbuche!) auf 5 Anteilen Eiche und 5 Anteilen Umgebung auf diesen Standor- extremem Serpentinit-Felskup- Kiefer sowie etwas Tanne. Der ten nahezu reine Kiefernwälder. penstandort mit südexponierter Bestockungsgrad beträgt 0,8, die Topographisch handelt es sich Lage zwischen 450 und 750 m Ertragsklassen 3,5 (Eiche) und 4,5 um eine Kuppe mit anschließend Seehöhe zuzuordnen. (Kiefer). Der Bestand ist naturnah mäßig geneigtem Oberhang mit Sie besteht (etwa zwei Drittel zusammengesetzt und bildet eine sehr schlechter Wasser- und der Gesamtfläche) aus einem sehr seltene Ausprägung einer Nährstoffversorgung.

Kolliner Eichenwald auf extremem Serpentinit-Felskuppenstandort – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus

35 II.) Eigentümer: Urbarialgemeinde Lockenhaus Projektfläche:8,29 ha

Die Waldgesellschaft dieses Projektgebietes ist Code 91G0 (pannonischer Eichen – Hainbuchenwald) zuzuordnen, mit Rotbuchen in Gräben und auf nordseitig höheren Lagen sowie einer typischen Zerreichenbeimischung auf den südseitig exponier- ten Lagen. Die Bestände setzen sich zusammen aus einem 10- bis 100-jährigen, mosaikartig ungleich- altrig zusammengesetzten Bestand mit 2 Anteilen Eiche, 1 Anteil Buche, 1 Anteil Hainbuche, 1 Anteil Kiefer und 5 Anteilen sonstiger Laubbäume (SLB). Feuersalamander (Salamandra salamandra) Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, die Ertragsklas- sen 7 (Eiche), 7 (Buche), 7 (Kiefer) und 5 (SLB). Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine Alter von etwa 50 Jahren, zum Teil um steile Grabe- inhomogene Ausprägung der beschriebenen Wald- neinhänge mit etwa 100-jähriger Oberschicht, vielen gesellschaft. Topographisch handelt es sich zum Teil Verjüngungshorsten und mit guter bis mäßiger um mäßig geneigte, wüchsige Standorte mit einem Nährstoff- und Wasserversorgung.

Hainsimsen-Eichenwald – Urbarialgemeinde Lockenhaus

36 Herbstliche alte Rotbuche (Fagus sylvatica)

37 Kiefern und Tannen auf extremem Serpentinit-Felskuppenstandort – Agrargemeinschaft Redlschlag

Redlschlag Eigentümer: Agrargemeinschaft Redlschlag Projektfläche:23,75 ha Die Waldgesellschaft des Projekt- 6 Anteilen Kiefer zusammen. flachgründigem Untergrund gebietes ist dem kollinen Der Bestockungsgrad beträgt 0,9, in relativ großer Seehöhe. Üb- (500 m Seehöhe) Eichenwald die Ertragsklassen 4 (Eiche) licherweise finden sich in der (ohne Hainbuche!) im Kontakt und 5 (Kiefer). Der Bestand ist Umgebung auf diesen Stand- zum submontanen auf extremem naturnah zusammengesetzt und orten nahezu reine Kiefern- Serpentinit-Felskuppenstandort eine seltene Ausprägung einer wälder. zuzuordnen und setzt sich aus Eichenwaldgesellschaft auf sehr Topographisch handelt es sich einem etwa 100-jährigen Bestand um einen mäßig geneigten Ober- mit 2 Anteilen Eiche, 1 Anteil hang mit sehr schlechter Wasser- Lärche, 1 Anteil Tanne und und Nährstoffversorgung.

38 Stuben Eigentümer: Urbarialgemeinde Stuben Projektfläche:1,18 ha Die Waldgesellschaft des Projektgebietes besteht aus einem submontanen Buchenwald in etwa 500 m Seehöhe und setzt sich zu 100% aus einem etwa 100-jährigen Bestand mit 7 Anteilen Buche und 3 Anteilen sonstiger Laub- bäume zusammen. Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, die Ertragsklasse 4,5. Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine typische Ausprägung der beschriebenen Wald- gesellschaft. Topogra- phisch handelt es sich um einen mäßig nährstoff- und wasserversorgten Standort in Oberhang- Submontaner Buchenwald – Urbarialgemeinde Stuben bis Kuppenlage.

Goldammern (Emberiza citrinella) im Winter

39 Althodis Eigentümer: Urbarialgemeinde Der Grünspecht (Picus viridis) bevorzugt Waldränder und Althodis halboffene Landschaften mit Projektfläche: 25,77 ha ausgedehnten Althölzern

I.) Die Waldgesellschaft des Pro- jektgebietes I ist Code 91G0 (Eichen-Hainbuchenwald) zuzu- ordnen und setzt sich zu 100 % aus einem etwa 70- bis 80-jährigen Bestand mit 6 Anteilen Eiche, 2 Anteilen Hainbuche, 2 Anteilen sonstiger Laubbäume (SLB) und einzelnen Kiefern und Fichten zusammen. Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, die Ertragsklassen 5,5 (Eiche) und 5 (SLB). Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine typische Ausprägung der beschriebenen Waldgesellschaft. Topographisch handelt es sich um einen mäßig geneigten Hangstand- ort mit durchschnittlicher Wasser- und Nährstoffversorgung.

Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Althodis

40 II.) sche Ausprägung der beschriebe- Die Waldgesellschaft des Projekt- nen Waldgesellschaft. Topogra- gebietes II ist Code 91G0 (Eichen Laubbäume (SLB) und einzelnen phisch handelt es sich um einen - Hainbuchenwald) zuzuord- Kiefern und Fichten zusammen. mäßig geneigten Hangstandort nen und setzt sich zu 100 % aus Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, mit durchschnittlicher Wasser- einem etwa 50-jährigen Bestand die Ertragsklasse 5,5 (Eiche) und und Nährstoffversorgung. mit 6 Anteilen Eiche, 2 Anteilen 5 (SLB). Der Bestand ist naturnah Hainbuche, 3 Anteilen sonstiger zusammengesetzt und eine typi-

Alte verkrüppelte Rotbuche auf sehr flachgründigem Untergrund – Urbarialgemeinde Althodis

41 Altschlaining Eigentümer: Urbarialgemeinde Altschlaining Projektfläche:5,11 ha Die Waldgesellschaft des Projekt- buche, 3 Anteilen Kiefer und 1 mengesetzt und eine typische gebietes ist Code 9170 (Eichen Anteil sonstiger Laubbäume (SLB) Ausprägung der beschriebenen – Hainbuchenwald) zuzuordnen zusammen. Der Bestockungsgrad Waldgesellschaft in mäßig stei- und setzt sich zu 100% aus einem beträgt 1,0, die Ertragsklassen 6 ler bis steiler Unterhanglage, bei etwa 60-jährigen Bestand mit 2 (Eiche), 4,5 (SLB) und 6 (Kiefer). relativ guter Wasser- und Nähr- Anteilen Eiche, 4 Anteilen Hain- Der Bestand ist naturnah zusam- stoffversorgung.

Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Altschlaining

42 Subillyrischer Eichen–Hainbuchenwald – Röm.-kath. Pfarrkirche zur heiligen Anna/Schandorf

Schandorf Eigentümer: Röm.-kath. Pfarrkirche zur heiligen Anna Projektfläche:32,16 ha Die Waldgesellschaft des Projekt- Anteilen Eiche, wobei der Abhang Bestockungsgrad beträgt 1,0, die gebietes ist Code 91G0 (subillyri- zur Pinka von der Hainbuche und Ertragsklasse 6 (Eiche). scher Eichen - Hainbuchenwald) der eher ebene Kuppenbereich Beide Waldstücke sind na- zuzuordnen und setzt sich aus von der Eiche dominiert werden. turnah zusammengesetzt und zwei Waldstücken mit jeweils Vereinzelt sind Kiefer und Linde eine typische Ausprägung der etwa 80- bis 90-jährigen Bestän- beigemischt. Der Bestockungs- beschriebenen Waldgesellschaft. den zusammen. grad beträgt 1,0, die Ertragsklas- Topographisch handelt es sich Das erste Waldstück erstreckt sen 6 (Eiche) bzw. 5 (Hainbuche). um annähernd ebene, gut nähr- sich entlang einer fast Nord-Süd Das zweite Waldstück im Zen- stoff- und mäßig wasserversorgte verlaufenden Kuppe, die östlich trum des Schandorfer Waldes ist Standorte und mäßig steile bis zur Pinka hin abfällt. Die Bau- eben und wird von ca. 90-jährigen steile Unterhänge zum Pinkaufer martenzusammensetzung besteht Eichen dominiert. Die Hainbu- hin. aus 7 Anteilen Hainbuche und 3 che ist nur mitherrschend. Der

43 Kohfidisch Eigentümer: Erdödy‘sche Forst- und Gutsverwaltung Projektfläche:100 ha Die Waldgesellschaft des Projekt- gebietes ist Code 91G0 (subilly- rischer Eichen-Hainbuchenwald) zuzuordnen und setzt sich zu 100% aus mehreren, etwa 100-jäh- rigen Beständen mit 5 Anteilen Eiche, 3 Anteilen Zerreiche und 2 Anteilen Hainbuche zusammen. Der Bestockungsgrad (im Alter 100) beträgt zwischen 0,3 und 0,7, die Ertragsklasse für alle drei Baumarten 4,5. Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine typische Ausprägung der beschriebenen Waldgesellschaft. Topographisch handelt es sich um einen annähernd ebenen, gut nährstoff- und mäßig wasserver- sorgten Standort.

Subillyrischer Eichen-Hainbuchenwald – Erdödy‘sche Forst- und Gutsverwaltung/Kohfidisch

Zyclame (Cyclamen purpurascens)

44 Deutsch Schützen Eigentümer: Urbarialgemeinde Deutsch Schützen Projektfläche:3,46 ha Die Waldgesellschaft des Projektgebietes ist Code 91G0 (subillyrischer Eichen-Hain- buchenwald) zuzuordnen und setzt sich zu 100% aus einem 80-jährigen Bestand mit 9 Anteilen Eiche und 1 Anteil Hainbuche zu- sammen. Der Bestockungsgrad beträgt 1,0, die Ertragsklasse 6 (Eiche). Der Bestand ist naturnah zusammengesetzt und eine relativ typische Ausprägung der beschriebenen Waldgesellschaft. Topographisch handelt es Kleiber sich um einen ebenen, gut nährstoff- und (Sitta europaea) mäßig wasserversorgten Standort.

Subillyrischer Eichen-Hainbuchenwald – Erdödy‘sche Forst- und Gutsverwaltung/Kohfidisch

Subillyrischer Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Deutsch Schützen

45 Schwarzerlenbestand – Güssing

46 Güssing Eigentümer: Agrargemeinschaft Güssing, mehrere Privatbesitzer Projektfläche:10,35 ha Die Waldgesellschaft des Pro- Bestände befinden sich in einem jektgebietes besteht aus einem naturschutzfachlich guten Erhal- wechselfeuchten etwa 40-jährigen tungszustand, weisen einen hohen Schwarzerlenbestand mit Über- Totholzanteil auf und stellen so- gang zur Weichholz-Au, der sich mit einen wichtigen Lebensraum zwischen mehreren mächtigen, für alt- und totholzbewohnende über 100-jährigen Eichen und Tierarten dar. Die Wasser- und einem ausgedehnten Aschwei- Nähstoffversorgung ist gut bis dengebüschgürtel befindet. Alle sehr gut.

Wildschwein (Sus scrofa)

47 Außernutzungstellung von Altbäumen im Burgenland (Waldumweltprogramm Außernutzungstellung 2008–2014) von Altbäumen

Fördergrundlagen: Verpflichtungszeitraum: 40 Jahre Förderbedingungen: Baum- Mindestdurchmesser (BHD): 50 cm, alle autochthonen und standortsgerechten Baumarten Prämienhöhe: I.) Nominierungszeitraum 2008-2012: Einmalige Förderprämien in Abhängigkeit vom Stammdurchmesser: lebendig: von € 120,– bis € 240,– tot: von € 80,– bis € 160,– II.) Nominierungszeitraum 2012-2014: Einheitliche und einmalige Förder- prämie von € 160,–

Insgesamt konnten im gesamten Burgenland 1265 Altbäume (davon 28 Totbäume) nominiert werden. Der Großteil (62,2 %) entfällt auf Eichen (Stiel-, Trauben- und Zerreichen), gefolgt von Rotbuchen (12,7 %), Edelkastanien (4,1 %), Hainbuchen (3,6 %), sowie Eschen und Linden (jeweils 2,2 %).

Kartografie: B. Dillinger, erstellt am 3. 11. 2014

48 Alte Linden – Österreichische Bundesforste/

49 wo entsprechende Horste be- kannt waren bzw. von uns gefun- den wurden, erfolgten Absagen seitens der Grundeigentümer. Aufgrund der kleinflächigen Besitzerstruktur und den zahl- reichen Eigentümern im Umfeld des nominierten Wespenbus- sard-Horstbaumes, wurde von der Errichtung einer Horst- schutzzone Abstand genommen (zu gering wären die jeweiligen Förderungen pro Besitzer ge- wesen und zu hoch die Gefahr von Unstimmigkeiten unter den Eigentümern).

Alte beeindruckende Wildbirne (Pyrus pyraster) – Urbarialgemeinde

Wespenbussard (Pernis apivorus) – Bewohner eines aus der Nutzung genommenen Horstbaums

Horstbäume und Horstschutzzonen

Vogelarten für die eine Weiterleitung der Informationen Horstschutzzone errichtet an alle burgenländischen Ge- werden kann: Nachtreiher, meinden, nur ein Wespenbus- Schwarzstorch, Wespenbussard, sard-Horstbaum, eine Waldkie- Schwarzmilan, Rotmilan, Zwer- fer (Pinus sylvestris) mit einem gadler, Kaiseradler, Seeadler, (BHD)-Durchmesser von 60 cm, Sakerfalke, Uhu, Habichtskauz. nominiert werden. Leider konnte trotz zahlreicher Entweder wurden uns keine Gespräche mit Ornithologen von Horstbäume gemeldet und dort, BirdLife, der Biologischen Sta- tion Illmitz, dem Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel, Jägern und Forstbetrieben sowie der

50 Seltene Baumarten

Förderbare Baumarten: Speierling, Mehlbeere, Elsbeere, Flaum-Eiche, Ulme, Edelkastanie, Stein-Weichsel und Wild-Birne.

Förderkriterien wie in Kapi- tel „Außernutzungstellung von Altbäumen“, jedoch mit einem reduzierten Mindest-Baumdurch- messer (BHD) von 40 cm.

Folgende seltene Baumarten wurden bisher aus der Nutzung gestellt: 52 Edelkastanien (Castanea sativa) 15 Feld-Ulmen (Ulmus minor) 4 Wild-Birnen (Pyrus pyraster) 1 Elsbeere (Sorbus torminalis)

Edelkastanie – Forchtenstein

51 Ausblick

Zwei Edelkastanien-Naturdenkmäler in – im Vordergrund der dickste Kastanienbaum des Südburgenlandes, März 2013.

52 Agrargemeinschaft Redlschlag

53 ine Weiterführung des relativ kleinräumig sind, besteht Einen ebenfalls negativen Ein- Waldumweltprogramms die Gefahr, dass es aufgrund der fluss auf Naturwaldzellen (und wird empfohlen, da diese im Burgenland weit verbreiteten allgemein auf das Ökosystem UnterschutzstellungE momentan kleinflächigen Besitzstrukturen Wald) üben Forststraßen aus:14 in vielen Gebieten des Burgen- und unterschiedlichen Bewirt- – Sie bilden unzählige offene landes die einzige Möglichkeit schaftungsweisen, zu Kahlschlä- Lücken, die bis weit in den darstellt, Altbäume“ und „Alt- gen bzw. stark ausgelichteten Bestand das Mikroklima beein- bauminseln entstehen zu las- Beständen in unmittelbarer flussen. sen bzw. diese mittelfristig zu Nachbarschaft kommt. Eine der – Sie schaffen Windschneisen und sichern. Allerdings sollte ver- Folgen dieser Bewirtschaftungen fördern dadurch zusätzlich die mehrt auf eine Vernetzung und ist die Beeinträchtigung des für Austrocknung der Waldränder. Erweiterung bestehender Na- viele Organismen notwendigen – Sie schädigen durch verstärkte turwaldzellen geachtet werden. typischen Mikroklimas geschlos- Sonneneinstrahlung und Wind Da viele dieser Naturwaldzellen sener Waldbestände. die Pilzflora.

Rehbock (Capreolus capreolus)

54 Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Altschlaining

– Sie bewirken eine Veränderung haltiger Wald-Naturschutzmaß- Ein weiterer bedeutender der Artenzusammensetzung: nahmen auf alle Waldbestände, Punkt wäre das freiwillige Be- Eintrag neuer, nicht typischer wie Naturverjüngung, eine an den lassen von Biotopbäumen, also Waldarten; Verinselung; Sen- jeweiligen Standort angepasste Bäume die in Würde altern und kung der Schutzwirkung des Baumartenzusammensetzung, sterben dürfen und dadurch einen Waldes vor Beutegreifern und die Schaffung von räumlich überaus wichtigen Lebensraum damit Abwanderung störungs- heterogenen Beständen mit einer für waldbewohnende Tierar- empfindlicher Tierarten (z.B.: mehrschichtigen Vegetation und ten bilden (Vögel, Fledermäuse, Waldhühner). verschiedenen Altersstadien so- Kleinsäuger, Insekten, Pilze etc.). wie die Förderung von Totholz. Parallel dazu sollte eine verstärkte Doch trotz Erweiterung beste- Die effektivste und kostengüns- Aufklärungskampagne über den hender Naturwaldzellen können, tigste Maßnahme wäre jedoch, Wert und die Notwendigkeit alter auf lange Sicht gesehen, isolierte wenn jeder Waldbesitzer (Forst- und toter Bäume, der Neophyten- Schutzgebiete alleine nicht die betrieb) die Notwendigkeit dieser problematik sowie der Notwen- Erhaltung der biologischen Viel- Maßnahmen erkennt und auch digkeit von standörtlich angepass- falt sichern. Mindestens ebenso bereit ist, diese im eigenen Inter- ten und autochthonen Gehölzen wichtig ist die Integration nach- esse umzusetzen. durchgeführt werden.

55 Ansprechpartner im Burgenland

Autor und Ansprechpartner im Burgenland Mag. Manfred Fiala Siedlergasse 50/2 7331 Kalkgruben 0676 60 62 564 [email protected]

Ansprechpartner für Forstfragen und Forstförderungen im Burgenland: Landesrat Andreas Liegenfeld Abteilungsvorstand WHR Dr. Wolfgang Haslehner Abteilung 4b Güterwege, Agrar- und Forsttechnik des Amtes der Burgenländischen Landesregierung WHR DI Hubert Iby, Hauptreferat Forsttechnik DI Hubert Himmlmayr, Referat Sachverständigendienst und Förderungen in der Landesforstinspektion Telefon: 02682-600-6560, Email: [email protected]

Ansprechpartner für Naturschutzangelegenheiten im Burgenland: Abteilung 5 – Hauptreferat für Natur- und Umweltschutz Amt der Burgenländischen Landesregierung Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt Österreichischer Naturschutzbund – Mag. Anton Koo Landesgruppe Burgenland Telefon: 057-600/2810 Esterhazystrasse 15, 7000 Eisenstadt Email: [email protected] Dr. Klaus Michalek Telefon: 0664 8453047, 0664 8453048 Hier finden Sie das detaillierte Förderprogramm Email: [email protected] und Antragsformulare: http://www.burgenland.at/land-politik-verwaltung/politik-verwaltung/ landesverwaltung/abteilung-4b/hauptreferat-forsttechnik/

56 Kiefern auf extremem Serpentinit-Felskuppenstandort – Agrargemeinschaft Redlschlag

Impressum: Waldumweltprogramm Burgenland. Darstellung von Ergebnissen aus den Projekten „Außernut- zungstellung von Altbäumen in den Natura-2000-Gebieten Burgenlands 2008“ „Außernutzungstellung von Altbäumen 2009-2011“ und „Waldumweltprogramm Burgenland – Projektbegleitung“ im Rahmen des europäischen Landwirtschafts- fonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER), Maßnahme 323d – Erhaltung und Verbesserung des Ländlichen Erbes. Unter inhaltlicher Abstimmung mit dem Amt der Burgenländischen Landesregierung Abt. 4b-Hauptreferat Forst- technik, Thomas-Alva-Edison-Straße 2, Techlab 1. Stock/Bauteil 3, 7000 Eisenstadt und der Abteilung 5/III – Hauptreferat Natur und Umweltschutz, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt. Projektträger, Eigentümer, Herausgeber und Bezugsquelle: Naturschutzbund Burgenland, Esterházystraße 15, 7000 Eisenstadt, www.naturschutzbund-burgenland.at. Urheberrecht- lich geschützt, jede Form der Vervielfältigung – auch auszugsweise – zu gewerblichen Zwecken ohne Zustimmung des Herausgebers ist verboten. Projektverantwortlichkeit: Naturschutzbund Burgenland, Dr. Klaus Michalek. Text, Inhalt, Erstellung und Fotografie: Mag. Manfred Fiala. Bestandsbeschreibungen: Mag. Manfred Fiala, DI Hubert Himmlmayr, DI Gottfried Reisner, DI Stefan Weiss. Layout: Baschnegger & Golub, 1180 Wien. Druck: MDH-Media GmbH, 1220 Wien. Titelbild: Subillyrischer Eichen-Hainbuchenwald – Erdödy‘sche Forst- und Gutsverwaltung/Kohfidisch. Dezember 2014. ISBN: 978-3-902632-34-0

57 Literatur 1 AMT DER BURGENLÄNDISCHEN LANDES- 12 NABU (2008): Waldwirtschaft 2020. Perspek- REGIERUNG: http://www.burgenland.at/na- tiven und Anforderungen aus Sicht des Natur- tur-umwelt/naturschutz schutzes. Berlin – Strategiepapier. 2 BURGENLÄNDISCHER FORSTVEREIN 13 SCHERZINGER W. (2000): Alte Bäume – land- (2013): Waldbauliche Empfehlungen für die schaftsgeschichtliches Erbe von hohen Natur- Bewirtschaftung der Wälder im Burgenland. – schutzwert. – Salzburg: Natur&Land 86.JG. – Heft Eisenstadt. 1/2 – 2000, Österreichischer Naturschutzbund. 3 DECKER H. (2000): Wozu brauchen wir Wild- 14 SCHERZINGER W. (1996): Naturschutz im nis? – Zeitschrift „Berge“ 2/2000. Wald – Qualitätsziele einer dynamischen Wal- dentwicklung. – Stuttgart: E. Ulmer. 4 BUCHRIEGLER R., LUGMAYR G., STÜCKLER A., (Red.) (2011): Tagungsband „Vielfalt Wildnis 15 STINGLWAGNER G.K. (2006): Das Kosmos – 2. internationale Wildnistagung im Natio- Wald- und Forstlexikon. – CD-Rom. München/ nalpark Kalkalpen. – Molln: Schriftenreihe des Stuttgart. Nationalpark Kalkalpen Band 11. 16 STÜCKLER A. (Red.) (2007): Tagungsband 5 FALLY J. (Red.) (2010): Naturjuwele im Bur- „Wildnis lebt! – Molln: Schriftenreihe des Natio- genland – Steppen, Salz und Streuobstwiesen. nalpark Kalkalpen Band 7. – Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Lan- 17 UNITED NATIONS: International Year of desregierung, Abt. 7 – Landesmuseum. Forest 2011, Fact Sheet (http://www.un.org/ 6 FIALA M. (Red.) (2010): Der burgenländische esa/forests/pdf/session_documents/unff9/Fact_ Wald und seine Bedeutung im Naturschutz. Sheet_IYF.pdf). – Eisenstadt: Naturschutzbund Burgenland, 18 WEINZETTL J. (2010): Natura-2000-Gebiete Publikation im Zuge des Projektes „Außernut- und Grünes Band Burgenland – Informations- zungstellung von Altbäumen“. und Arbeitsmappe des Naturschutzbunds 7 FIALA M. (2012): Wildes Burgenland – Unser Burgenland. – Eisenstadt: Naturschutzbund Bur- Erbe an die nächste Generation. – Graz: Leykam genland. 8 FISCHER G., SCHWARZ M. (2008): Aktiv für Totholz im Wald. – Wien: Österreichische Bun- desforste 9 FRANK G. (2010): Naturwaldreservate in Ös- terreich. – Wien: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt- schaft. 10 GRABHERR G., KOCH G., KIRCHMEIR H. (1997): Naturnähe Österreichischer Wälder. – Wien: Bundesministerium für Land- und Forst- wirtschaft. Sonderdruck zur Österreichischen Forstzeitung 1/97. 11 KOHLER B., LAßNIG C., ZIKA M. (2012): Wildnis in Österreich. – Wien: Österreichische Junger,Bevor aus derder BruthöhleRiese auseinanderbrach gefallener – Bundesforste, Kompetenzfeld Naturschutz. Mittelspechturalter Kastanienbaum (Leiopicus medius) bei Liebing, Mai 2006

58 Danksagung Unser Dank gilt • der burgenländischen Landesregierung (Landesrat für Naturschutz Andreas Liegenfeld) • dem Hauptreferat für Forsttechnik der Abteilung 4b – Güterwege, Agrar- und Forsttechnik (WHR DI Hubert Iby und DI Hubert Himmlmayr) • dem Hauptreferat für Natur- und Umweltschutz der Abteilung 5/III – Anlagenrecht, Umweltschutz und Verkehr (Mag. Anton Koo) • dem Hauptreferat für Agrarpolitik und landwirt- schaftliches Förderungswesen der Abteilung 4a (WHR Dr. Alfred Stockinger und Ing. Ferdinand Lebersorger) • allen Mitarbeitern an diesen Projekten: Mag. Robert Benkö, Mag. Eva Csarmann, Mag. Barbara Dillinger, Dietmar Igler, Gerhard Laki, Dr. Werner Lazowski, Dr. Klaus Michalek, DI Birgit Pinc, DI Gottfried Reisner (BERTA), Dr. Joachim Tajmel, Josef Weinzettl, DI Stefan Weiss und Dr. Thomas Zechmeister • Den mitwirkenden Mitgliedern der Österrei- chischen Mykologischen Gesellschaft: Gerhard Koller, Edmund Lentsch und Dr. Alexander Urban Aus der Nutzung gestellte alte Linde (Tilia sp.) • allen unterstützenden Wald- und Baumbesitzern

59 ISBN: 978-3-902632-34-0