Waldumweltprogramm Burgenland
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Waldumweltprogramm Burgenland MIT UNTERSTÜTZUNG VON LAND UND EUROPÄISCHER UNION Alte Rotbuche, Lockenhaus – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus 2 Vorwort Andreas Liegenfeld Landesrat für Naturschutz, Burgenländische Landesregierung Der Wald ist ein wichtiger Bestandteil von Wirtschaft und Öko- logie. Eine nachhaltige Waldnutzung schützt zudem unser Klima. Im Burgenland setzen wir bereits seit vielen Jahren erfolgreich auf eine nachhaltige Waldwirtschaftspolitik. Die bestmögliche Nutzung des Waldes sowie die Sicherung seiner vielfältigen Funk- tionen, wie der Schutz von Boden und Wasser, die Erhaltung der Artenvielfalt, der Schutz gegen Naturgewalten und der Erhalt als Erholungsraum für den Menschen, stehen dabei an oberster Stelle der nachhaltigen Nutzung. Mit einem Anteil von ca. 30 % an der Landesfläche ist der Wald ein prägender Bestandteil des burgenländischen Landschaftsbildes. Die Erhaltung des naturnahen Charakters ist Ziel der forstlichen Maßnahmen im modernen Waldbau. Holz ist der weltweit wich- tigste, nachhaltig verfügbare Rohstoff und nimmt damit eine füh- rende Rolle im Wettstreit der Werkstoffe ein. Zu keinem anderen Werkstoff hat der Mensch eine so enge Beziehung aufgebaut wie zu Holz. Allerdings bedingen intensive Waldpflegemaßnahmen zwar einen besonders hohen Anteil an vitalen Bäumen im Wald, führen aber dazu, dass kaum totes Baummaterial vorhanden ist. Diese Bro- schüre zeigt die Bedeutung von Altbäumen und Naturwäldern als Lebensraum im komplexen Ökosystem des Waldes auf. Maßnah- men wie „Wald-Außernutzungstellungen“ bieten die Möglichkeit, wertvolle Rückzugsgebiete zu schaffen und die Artenvielfalt unse- rer Wälder weiterhin zu unterstützen. Als zuständiger Landesrat ist es mir wichtig, den Wald nachhal- tig zu nutzen und seine natürlichen Funktionen zu erhalten. Die vorliegende Broschüre leistet dazu einen wichtigen Beitrag. 3 Vorwort Dr. Ernst Breitegger Obmann Naturschutzbund Burgenland Was macht mich staunen in der greifen, dann wäre bei uns beinahe verändert sich nicht nur die Natur? Es sind Berggipfel, Blu- nur Wald vorhanden – er bildet Umwelt, sondern immer mehr menwiesen, rauschendes Wasser, das Endstadium der Landschafts- auch das Lebendige in uns. Der Sonnenuntergänge an Seen und entwicklung. Biologen bezeich- Naturschutzbund Burgenland hat es sind die mächtigen, mystischen nen eine solche Entwicklung als sich bislang um die Lebewelt von Wälder. In einem ganz speziellen Klimaxstadium. Offenlandschaften gekümmert. Fall, obwohl schon Jahre zurück, Wir haben aber seit Jahrhunder- In den letzten Jahren wurden erinnere ich mich an die Bege- ten ein unbändiges Bestreben, die diese Bemühungen zunehmend hung eines Rotbuchenwaldes Welt zu verändern und zu gestal- auch auf den Wald ausgedehnt. an einem sehr heißen, strahlen- ten. Somit ist ein Konflikt zwi- Zunächst waren es nur Ein- den Sommertag am Gollersat- schen Mensch und Natur vorgege- zelbäume, die in vertraglicher tel nordöstlich des Schöckels. ben. Es ist die forstwirtschaftliche Abstimmung mit dem Besitzer Augenblicklich umgaben mich Gewinnmaximierung, das Vor- auf lange Sicht erhalten bleiben Dunkelheit und eine angenehme recht von Straßen und Siedlungen sollen. In weiterer Folge wurden Kühle. Die riesigen Bäume ragten und der unersättliche Hunger nach die Schutzprojekte auf flächige turmhoch in die Höhe und es Energie, die den Wald weichen Waldaußernutzungstellungen war still und finster wie in einer lässt und ihn zum Lieferanten von (Naturwaldzellen) ausgedehnt. gotischen Kathedrale. Sogar für Biomasse degradiert. Das Ziel war und ist die Entwick- das Wachstum von Unterwuchs Den Wert eines uralten Baum- lung einer natürlichen Waldvege- war zu wenig Licht vorhanden. riesen nur in Festmeter Holz tation ohne menschliche Eingrif- Dafür war das Klima hier umso zu beziffern, ist unsinnig und fe. Wir werden versuchen, diese angenehmer, kühl und feucht. würdelos. So ein Baum ist auch Programme weiter zu verfolgen. Der Wald stellt für uns ein Wohnraum, Nahrungsquelle, Großer Dank gilt (wie weiter im wesentliches Element in der Natur Landschaftselement, Sauerstoff- Detail angeführt) den Referaten dar. Bei den Germanen war er der produzent, Luftfilter usw., von der Landesregierung (Abt. 4a, 4b Sitz der Götter und Dämonen, seinem ästhetischen Wert ganz zu und 5), den fleißigen Projektmit- jetzt erfüllt er seine Aufgabe als schweigen. Wer legt hier seinen arbeiterinnen und -mitarbeitern, Stätte der Erholung, als Platz für Wert fest bzw. wer darf überhaupt den Wald- und Baumbesitzern Zuflucht und Ort der Geborgen- seinen Wert festlegen? und ganz besonders dem Pro- heit. Würde der Mensch in seine Wenn Bäume verschwinden jektkoordinator im Naturschutz- Umgebung überhaupt nicht ein- und Wälder gerodet werden, dann bund, Mag. Manfred Fiala. 4 Alte Eichen – Erdödy’sche Forst- und Gutsverwaltung/Kohfidisch 5 Inhalt Zusammenfassung ............................................... 8 Die Bedeutung des Waldumweltprogramms aus forstfachlicher Sicht . 10 Allgemeines zu Naturwaldzellen und (Ur-)Altbäumen ........... 12 Begriffsdefinition Naturwaldzellen............................ 14 Bedeutung von unbewirtschafteten Naturwäldern .............. 15 Bedeutung von (Ur-)Altbäumen .............................. 17 Unterschied Naturwald – Wirtschaftswald .................... 19 Das Waldumweltprogramm ................................... 20 Entwicklung des Waldumweltprogramms...................... 22 Ziel des Waldumweltprogramms . 23 Übersicht Naturwaldzellen .................................... 24 Flächige Wald-Außernutzungstellungen ....................... 26 Pöttsching.............................................. 27 Marz . 28 Mannersdorf ........................................... 30 Großwarasdorf . 32 Hochstrass . 33 Pilgersdorf, Lockenhaus.................................. 36 Redlschlag.............................................. 38 Stuben ................................................. 39 Althodis . 40 Altschlaining . 42 Schandorf . 43 Kohfidisch.............................................. 44 Deutsch Schützen-Eisenberg ............................. 45 Güssing ................................................ 46 Außernutzungstellungen von Einzelbäumen ................... 48 Horstbäume und Horstschutzzonen ....................... 50 Seltene Baumarten ...................................... 51 Ausblick...................................................... 52 Autor und Ansprechpartner im Burgenland .................... 56 Literatur ...................................................... 58 Danksagung ................................................... 59 6 Abgestorbene Rotbuche mit Naturverjüngung – Fürst Esterhazy’sche Privatstiftung Lockenhaus 7 Feuersalamander (Salamandra salamandra) 8 Zusammenfassung er Schutz von Wäldern, Mit dem Waldumweltpro- zum Schutz unserer Wälder getä- Alt- und Totbäumen gramm der Burgenländischen tigt (siehe auch Seite 22). ist, bedingt durch die Landesregierung (Hauptreferat Ziel dieses Programms war die Dintensive Biomassenutzung für Forsttechnik der Abteilung Erhaltung ausgewählter natur- und immer leistungsfähigeren 4b – Güterwege, Agrar- und naher Waldflächen und Begüns- Maschinen, besonders in Forsttechnik in Kooperation mit tigung einer Entwicklung zur den letzten Jahren zu einem der Abteilung 5/III – Natur- und natürlichen potentiellen Wald- wichtigen Thema geworden. Umweltschutz) sowie den vom vegetation, eine Anhebung der Alt- Auch wenn ein Großteil der Österreichischen Naturschutz- und Totbaumbestände sowie eine burgenländischen Wälder bund – Landesgruppe Burgenland Sensibilisierung der Waldbesitzer bezüglich ihrer Artenausstattung durchgeführten Projekten auf den Wert und die Bedeutung noch als naturnah gelten, die • „Außernutzungstellung von alter und toter Bäume. Ausstattung mit Alt-, Uralt- Altbäumen in den Natura-2000- Insgesamt konnten in den und Totbäumen nimmt immer Gebieten Burgenlands 2008“ Jahren 2008 bis 2014 1265 Altbäu- mehr ab. Hinzu kommen ein • „Außernutzungstellung von me sowie von 2010 bis 2014 28 übertriebener Ordnungs- und Altbäumen 2009-2011“ Waldparzellen mit einer Gesamt- Reinigungswahn und oftmals zu • „Waldumweltprogramm Burgen- fläche von 336,43 ha nominiert intensive „Pflegemaßnahmen“ an land – Projektbegleitung“ und jeweils für 40 Jahre aus der Bachbegleit- und Ufergehölzen. wurden wichtige Maßnahmen Nutzung genommen werden. Krautschicht in einem Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Deutsch Schützen 9 Die Bedeutung des Waldumweltprogramms aus forstfachlicher Sicht Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Hochstrass 10 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald – Urbarialgemeinde Hochstrass Von Natur aus wäre das Bur- die Bewirtschaftung eingefor- schutzprogramm entwickelt. Die genland fast zur Gänze bewaldet, dert. In unserem Forstgesetz ist Umsetzung gelingt aber nur dank aktuell sind es 30 % der Landes- dieses Prinzip selbstverständlich der regen Beteiligung der burgen- fläche. Nach der letzten Eiszeit verankert. Die Forstbetriebe und ländischen Waldbetriebe, die sich begann die Rodung der europä- Waldbauern wirtschaften nach- ihrer Verantwortung bewusst sind ischen Urwälder, im Mittelalter haltig, seit Jahrzehnten wächst und die Zeichen der Zeit durch- erreichte diese einen Höhepunkt. in Österreich Wald zu und der aus erkannt haben. Diese Leistun- Für die Entwicklung der Mensch- Holzzuwachs wird nicht zur gen für die Gesellschaft werden in heit war das zweifellos eine Gänze genutzt. Darüber hinaus guter burgenländischer Tradition bahnbrechende, kulturtechnische stellt die Gesellschaft