media perspektiven 11/2001 x576 ...... heftige Konkurrenz. Gruner + Jahr sah schon bald Ein neues Geschäftsmodell für Zeitungen für seine Renditeerwartungen keine Chancen mehr. in Europa Daher stieg der Pressekonzern Ende September 1999 wieder aus und übernahm zum Abschied die U Die tägliche Gratispresse bis dahin aufgelaufenen Verluste in Höhe von Von Andreas Vogel* wahrscheinlich 10 Mio DM. Auch die Basler Zei- tung, in deren Druckhaus die Zeitung bis in das Jahr 2000 hinein gefertigt wurde, gab ihre Anteile Kaum ist der „Kölner Zeitungskrieg“ um kosten- ab. Die Zäh Verlag GmbH musste ihre Töchter in lose Tageszeitungen vorbei, stehen tägliche Gratis- Karlsruhe und Heilbronn im November 1999 liqui- blätter in Deutschland nicht mehr auf der Agenda dieren. Im Februar 2000 wandelte Zäh seine Firma der Medien-Fachdiskussion. Die deutsche Presse- in eine AG um und ging ohne großen Erfolg an die Fachwelt gibt sich weitgehend einig: Köln war das Börse. Der Versuch, das Blatt durch eine wöchent- aktuelle Versuchslabor für die Einführung kosten- lich mittwochs und freitags kostenlos erscheinende loser Tageszeitungen in deutschen Ballungsräumen, Zeitung zum Abend zu ergänzen, scheiterte ebenso und dieser Versuch ist gescheitert. Dass diese Les- wie die Herausgabe einer neuen täglichen Abonne- art voreilig, wenn nicht gar Wunschdenken ist, mentszeitung für Freiburg. Peter Reiff, Verleger des zeigt die nähere Betrachtung. Offenburger Tageblatts, wurde inzwischen zum wichtigsten Finanzier. Er druckte die Zeitung zum Gratiszeitungen in Hierbei muss man freilich die deutschen Grenzen Sonntag und übernahm den Titel mehrheitlich, als Nachbarstaaten sind überspringen und die Entwicklung der täglichen Zäh zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten ge- erfolgreich Gratisblätter in den Nachbarstaaten betrachten: In riet. Die Zäh AG ist insolvent und hat ihren europäischen Großstädten wurden in den letzten Betrieb eingestellt. Die Zeitung zum Sonntag hin- Monaten laufend neue Blätter gegründet. Inzwi- gegen erscheint weiter in einem Tochterverlag von schen erscheinen 36 Ausgaben in über 52 Städten Peter Reiff. mit einer werktäglichen Gesamtauflage von rund 6,4 Millionen Exemplaren. Keiner der angestamm- Am 16. Oktober 1998 wurde in Berlin erstmals das 15.00 Uhr Aktuell ten Verleger in diesen Ländern käme auf den Ge- Presseerzeugnis 15.00 Uhr Aktuell werktäglich (Berlin): Insolvenz danken, gegen die neue Konkurrenz vor Gericht zu nachmittags kostenlos an Passanten verteilt. Mit- im Februar 2000 ziehen. Hingegen war und ist es eine wesentliche investor dieses Projektes der beiden verlagsfrem- Strategie der deutschen Zeitungsverleger, Gratiszei- den Gründer Michael Bielski und Robert Sidor war tungen mit ausführlichen redaktionellen Inhalten die HBVG, eine 100-prozentige Tochter der Hypo- über das Wettbewerbsrecht verbieten zu lassen. Vereinsbank. Ab 19. April 1999 erschien eine eige- Doch nicht deshalb, sondern aus wirtschaftlichen ne Hamburger Ausgabe des Blattes, ab Herbst 1999 Gründen sind die ersten Versuche, journalistisch zudem eine weitere Ausgabe in München. Nach- gemachte Gratisblätter in Deutschland zu positio- dem die Investitionssumme von 20 Mio DM aufge- nieren, gescheitert. Die bisherige Entwicklung soll braucht war und bei einer verbreiteten Auflage im Folgenden dargestellt werden. (1) von 250 000 Exemplaren nur monatliche Anzeigen- umsätze von etwa 300 000 DM erzielt wurden, blie- Die Entwicklung in Deutschland ben Beteiligungsgespräche mit der Schibsted-Ver- Zeitung zum Sonntag Seit 9. November 1997 erscheint in Freiburg die lagsgruppe ergebnislos. Am 22. Februar 2000 stell- (Freiburg) vierfarbige Zeitung zum Sonntag. Als erste Gratis- te die 15.00 Uhr Aktuell GmbH vor dem Berliner zeitung verkündete die Zeitung zum Sonntag ihren Konkursgericht einen Insolvenzantrag, zugleich er- journalistischen Anspruch. Damals vom Michael schienen die Blätter zum letzten Mal. Zäh Verlag herausgegeben, ist das wöchentliche redaktionelle Angebot einer traditionellen Sonn- In Köln schließlich erschienen Ende 1999 werktags 20 Minuten Köln: tagszeitung in Layout und Inhalt vergleichbar. Die morgens drei kostenlose Tageszeigungen: 20 Minu- Einstellung ein- 165 000 Exemplare der Zeitung zum Sonntag wer- ten Köln (seit 13.12.1999) der norwegischen Schib- schließlich der den sowohl an Haushalte verteilt als auch im sted AG, sodann als Abwehrblätter Köln Extra (seit Konkurrenzblätter Raum Freiburg ausgelegt. 16.12.1999) in der extra medien GmbH des Axel im Juli 2001 Springer Verlages und der Kölner Morgen (seit Eigentümerstruktur Im September 1998 reagierte der örtliche Badische 14.2.2000, vorher erschien eine abgespeckte zwölf- wechselte mehrfach Verlag mit einem Anzeigenblatt Der Sonntag in seitige Express-Leseprobe) aus dem Verlag M. Du- Freiburg. Ein halbes Jahr später übernahm der Mont Schauberg. Alle drei Titel wurden in der ers- Großkonzern Gruner + Jahr die Hälfte der Zäh ten Hälfte des Jahres 2001 optisch und inhaltlich GmbH. Erklärtes Ziel der Beteiligung war die Ex- optimiert und auf die Zielgruppe der 14- bis pansion in weitere Städte. Doch der Versuch – das 29-Jährigen ausgerichtet. Sie hatten eine werktäg- anspruchsvolle Ziel waren 15 bis 20 Standorte – liche Auflage von je 100 000 bis 150 000 Exempla- misslang. Die ersten zwei in Karlsruhe und Heil- ren und Umfänge von ca. 24 Seiten. Sie wendeten bronn neu gegründeten Ableger trafen sogleich auf sich an junge Zielgruppen, die, das zeigen Leser- analysen, durch die traditionelle Tagespresse unter- durchschnittlich erreicht würden. Verbreitung fan- den sie überwiegend durch Auslagekästen an ...... * Wissenschaftliches Institut für Presseforschung und verkehrsreichen Stellen im Stadtgebiet. Schibsted Medienberatung (WIP), Köln. setzte zudem auch auf elektronische Angebote via Die tägliche Gratispresse ...... x577 media perspektiven 11/2001 Internet und Handy. Das Ende von 20 Minuten wurde vom zuständigen Landgericht Berlin die Köln am 11. Juli 2001 kam für die Branche im kostenlose Verteilung untersagt. Auch das Erschei- Zeitpunkt überraschend. Denn die Optimierung nen des Blattes mit dem Aufdruck „kostenlose des Blattes im April sollte zugleich eine für Anfang Probeausgabe“ wurde durch das Landgericht Ber- 2002 geplante Ausweitung in weitere deutsche lin am 23. Dezember 1999 verboten. Diese Ent- Großstädte vorbereiten. In den folgenden Tagen scheidung hob das Berliner Kammergericht jedoch stellten auch die beiden anderen Blätter ihr Er- am 11. Februar 2000 wieder auf, weil die Aufla- scheinen wieder ein. geneinbußen bei Bild Köln noch keine nachhaltige Schädigung des Pressevertriebsmarktes seien. Im Wettbewerbs- 20 Minuten Köln begründete die Betriebseinstellung Juni 2000 entschied das OLG Köln, der klagende politische Gründe wettbewerbspolitisch. Ein Marktauftritt in Deutsch- Verlag DuMont Schauberg habe „den notwendigen waren land sei nur als großangelegtes deutschlandweites Nachweis einer Vernichtungskampagne nicht er- ausschlaggebend Projekt erfolgreich. Aber ein Ansatz, der den Wi- bracht“. Im Hauptsacheverfahren bestätigte das derstand der etablierten Player überwinde, sei noch OLG Köln am 11. Mai 2001 diese Entscheidung nicht gefunden. Erwägungen, eine Kooperation mit vom Vorjahr. Springer und DuMont haben gegen dem Axel Springer Konzern einzugehen, wurden alle Urteile Revision eingelegt, das Thema wird also nach ergebnislosen Kontaktgesprächen verworfen. im Jahr 2002 den Bundesgerichtshof beschäftigen.

Konkurrenten sahen Die mehr als 1 000 Zeitungsboxen, mit deren Hilfe Die etablierten Verlage sehen in kostenlosen voll- Springer sieht Marktstrategie die drei konkurrierenden Blätter insgesamt rund wertigen Tageszeitungen einen gezielten, gegen das Institution der freien bestätigt 400 000 Exemplare werktäglich in Köln verbreite- Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) ver- Presse in Gefahr ten, wurden eingesammelt. Bei Springer und Du- stoßenden Behinderungswettbewerb. Der Axel Mont war man zufrieden und fand die Strategie Springer Verlag argumentiert, die Herausgeber woll- der offensiven Marktabwehr bestätigt. DuMont sah ten Wettbewerber vom Markt drängen und gefähr- im Ausgang des Zeitungskriegs einen Beleg, dass deten dadurch die Pressefreiheit. Letztlich sei die die Finanzierung täglicher Gratiszeitungen alleine verfassungsrechtlich gewährleistete Institution der über das Anzeigengeschäft nicht möglich ist, ob- freien Presse in Gefahr. Denn die kostenlose Abga- wohl Leser- und Anzeigenmarkt grundsätzlich be schädige bzw. gefährde das gesamte Markt- interessant seien. segment der Kauf- und Abonnementszeitungen.

Etablierte Verlage Gratiszeitungen stoßen in Deutschland somit auf Die Gerichte beurteilen die Gratispresse bisher Gerichte konnten reagierten auf massive Widerstände. Sowohl der Axel Springer ausschließlich nach konkret belegbaren Zahlen. bisher keine kostenlose Gratis- Verlag mit seinen bundesweiten Titeln Bild, Bild Und diese lassen bislang keine Gefährdung der Gefährdung der zeitungen mit am Sonntag und Welt am Sonntag als auch die re- freien Presse erkennen. Das OLG Karlsruhe führte freien Presse Doppelstrategie gionalen Zeitungshäuser fürchten um ihre Markt- aus, bei der Gratispresse sei die ausschließliche erkennen position. Die etablierten Verlage folgen zur Abwehr Anzeigenfinanzierung zulässig, die Qualität der der neuen Konkurrenz bislang einer Doppelstrate- redaktionellen Teile nicht schlechter als bei anders gie: Juristisch wird unter Verweis auf die Unlauter- finanzierten Presseerzeugnissen und im Übrigen keit kostenloser redaktioneller Zeitungen versucht, könne „das individuelle Recht des Bürgers auf Teil- die Gratispresse durch Gerichtsbeschlüsse zu ver- habe an der Pressefreiheit (...) auch durch kostenlos bieten. Diesem Weg war bislang kein Erfolg be- verteilte Leserzeitungen gewährleistet werden“. (2) schieden. Ökonomisch vermehren die Verlage das Angebot an lokalen Werbeträgern, indem sie eben- Die Entwicklung im europäischen Ausland falls ihrerseits Gratiszeitungen herausgeben. Dies Den größeren Kontext des Geschehens in Deutsch- Erste kostenlose erschwert dem Neuling die Akquise und drückt zu- land zeigt die Entwicklung im europäischen Aus- Tageszeitung Metro gleich die Anzeigenpreise. land (vgl. Tabelle 1). Bereits im Februar 1995 1995 in Stockholm – wurde in der schwedischen Hauptstadt Stockholm Expansion in Auch Pressehandel Nicht nur die Zeitungsverleger sind beunruhigt, die erste kostenlose Tageszeitung Metro von der europäischen ist beunruhigt auch der Pressehandel. Dessen Umsätze stagnieren Modern Times Group (MTG) herausgegeben. Dies Metropolen seit einigen Jahren. Tageszeitungen machen immer- ist die börsennotierte Mediendivision der schwedi- hin mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes im schen Investmentgesellschaft AB Kinnevik. Metro Presseeinzelverkauf aus. Gratisblätter könnten, so war nach neun Monaten profitabel – gerechnet fürchten die Grossisten, nicht nur zu Rückgängen hatte man mit drei Jahren. Diesen Erfolg beschloss im Verkauf von Boulevard- und Regionalzeitungen der Konzern in anderen europäischen Metropolen führen. Wenn Kunden sich zum Beispiel ihre täg- zu wiederholen. Inzwischen erscheinen 15 unter- liche Bild-Zeitung nicht mehr am Kiosk abholen, schiedliche Ausgaben in zehn europäischen Staa- könnte dies auch auf den Umfang von Spon- ten. Hinzu kommen Zeitungen in Chile (Santiago), tankäufen weiterer Presseprodukte durchschlagen. Brasilien (Buenos Aires), den USA (Boston, Phila- delphia) und Kanada (Montreal, Toronto). Springer Verlag Versuche des Axel Springer Verlags, die Zeitung Parallel zur Expansion wuchs Metro im Jahr versuchte, Gratis- zum Sonntag durch einstweilige Verfügungen zu 2000 vom Geschäftsfeld zur eigenständigen bör- zeitungen gerichtlich stoppen, scheiterten in allen bisherigen Verfahren, verbieten zu lassen zuletzt im Mai 2000 beim OLG Karlsruhe. Hinge- gen hatte der Verlag gegen die 20 Minuten Köln zunächst Erfolg. Bereits am 17. Dezember 1999 Andreas Vogel media perspektiven 11/2001 x578 ...... and Journal Ltd. als Franchise von DMGT ...... Erscheinungs- Metro Mo–Fr 69 617 Jan 2001 Associated Newspapers DMGT http://www.dmgt.co.uk 15 Uhr Aktuell15 Uhr Aktuell20 Minuten Köln Mo–FrKöln ExtraKölner Morgen Mo–Fr 250 00015 Uhr Aktuell Mo–Fr k.A. 16.10.1998 Mo–Fr 150 000 Mo–Fr 22.02.2000MetroXpressUrban 15 Uhr Aktuell GmbH Mo–Fr 19.04.1999 13.12.1999 100 000 150 000 22.02.2000 11.07.2001 k.A. 14.02.2000Metro 15 Uhr Aktuell GmbH 16.12.1999 GmbH 20 Min. Köln Verlag Gründer/Hypo-Vereinsbank Uutislehti 100 Mo–Fr 13.07.2001 12.07.2001 Schibsted u. a. Kreative Medieninnovations KG AS Extra Medien GmbH M.DuMont Schauberg Gründer/Hypo-Vereinsbank Okt 1999 130 000 Mo–FrMetrorama 22.02.2000 AG 03.09.2001 Mo–Fr Axel Springer Verlag 15.00 Uhr Aktuell GmbH 100 000 Mo–FrLondon Metro 000 110 24.09.2001 Gründer/Hypo-Vereinsbank 109 000 Mo–Fr (Metro) North West 25.04.1997Manchester MetroNews MetroXpress Denmark 07.09.1999 Mo–Fr Mo–Fr 108 000Metro Mo–Fr http://www.20minutenkoeln.de Berlingske Officin AS 109 794 13.11.2000 379 649 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden)Metro Scotland http://www.metro.lu Uutislehti UL 100 Oy 16.03.1999 Nov 1999 Oy Modern Times AB Orkla Media AS (Norwegen)Morning NewsMetro Janton Media Group Metrorama Ekdotiki EPE Mo–Fr Nov 1999 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www.metrolehti.fi London Metro Ltd. Associated Newspapers Mo–Fr Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) 83 975 Jan 01 http://www.metro.lu Manchester Evening News http://www.berlingske.dk 75 000 Nov 1999 DMGT Mo–Fr Guardian Media Group DMGT 17.01.2000 51 608 23.12.2000 http://www.uutislehti100.fi Metro Internat. Jan 2000 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) Newcastle Chronicle Mirror ab 03.01.2001 Trinity http://www.dmgt.co.uk als Franchise von DMGT http://metro.co.uk/advertising Mirror PLC als Franchise von DMGT Trinity Mirror PLC Trinity http://www.trinity.plc.uk http://www.trinity.plc.uk Gratispresse in Europa Erscheinungsweise mind. zweimal wöchentlich Yorkshire (Leeds, Sheffield) Yorkshire Berlin Hamburg Köln München Kopenhagen Helsinki Athen London North West Liverpool) (Manchester, Midlands (Birmingham) Central Scotland (Edingburgh, Glasgow)North East (Newcastle) Mo–Fr 803 118 Nov 1999 durch DMGT, Gr. Mirror PLC Trinity Ort Titel weise Auflage Gründung Einstellung Verlag Haupteigner Website/E-Mail 1 ...... Deutschland ...... Dänemark Finnland Griechenland Großbritannien Die tägliche Gratispresse ...... x579 media perspektiven 11/2001 ://www.metroschweiz.ch ...... Zeitschriftenverlag GmbH 50 WAZ Verlagsgruppe % [email protected] ...... Erscheinungs- (Fortsetzung) Erscheinungsweise mind. zweimal wöchentlich Gratispresse in Europa Metro MilanoLeggoCityMetroLeggo Mo–FrCity 215 000 Mo–FrSP!TS (morgens) Mo–Fr 30.10.2000NEWS.NL. (nachmittags) 200 000 Mo–FrMetro Mo–Fr Mo–Fr 200 000 21.05.2001 Mo–Fr Mo–Fr 220 000Avis1 03.09.2001 200 000 100 000 Edizione Metro SRL 03.07.2000 325 000 200 000 05.03.2001 28.08.2000U-Express 21.06.1999 04.04.2001 03.09.2001 Mo–Fr Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) Basis Media B.V. RCS http://www.metroitaly.it Mo+Fr 290 000 Metro International 21.06.1999 Mo–Fr 192 000 Basis Media B.V. RCS N.V. Holdingmaatschappij De Telegraaf April 1999 150 000 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www.metroitaly.it 19.03.2001 Caltagirone Editore S.p.a. Rizzoli Corriere della Sera N.V. Metro International Holdingmaatschappij De Telegraaf http://news.nl Aftenposten AS Caltagirone Editore S.p.a. Rizzoli Corriere della Sera Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://spitsnet.nl Mediaprint Zeitungs- und http://www.metrovandaag.nl Dichand, Kronen Zeitung, Verleger Schibsted ASA http://www.rcs.it http://www.rcs.it http://www.avis1.com MetropolMetro (morgens)Everyday (nachmittags)Stockholm News Mo–Fr(nachmittags) Mo–Fr Mo–FrMetro 187 000 170 000 220 000 06.11.2000Metro 28.08.2000 Mo–Fr 13.02.1995 13.03.2001 145 000 Metro InternationalMetropol (Schweiz-Ausgabe) Mo–Fr Mo–Fr 06.09.2000 Metropol TTP Sp. z.o.c. 28.12.2000 Metro International 28 000 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) 77 000 Mo–Fr Stockholm News Provider AB Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) 11.09.2000 16.02.1998 100 000 http://www.metro.lu Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) 13.09.1999 http://www.metro.se Metro Publication Schweiz AG Metro International Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http Metro International Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www.metro.se Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www.metro.se Mailand Rom Amsterdam/Rotterdam Wien Warschau Stockholm Göteborg Skane (Malmö, Lund, Helsingborg) Trelleborg, Aargau + Mittelland Ort Titel weise Auflage Gründung Einstellung Verlag Haupteigner Website/E-Mail 1 ...... Italien Niederlande Norwegen Österreich ...... Polen Schweden Schweiz Andreas Vogel media perspektiven 11/2001 x580 ...... roschweiz.ch metro.hu //www.metroschweiz.ch ://www.metroschweiz.ch ://www.metroschweiz.ch ...... 6 275 010 Erscheinungs- (Fortsetzung) Erscheinungsweise mind. zweimal wöchentlich Gratispresse in Europa 20 Minuten ZürichMetropol Mo–Fr Mo–Fr 215 000 155 000 13.12.1999 31.01.2000 20 Min Schweiz AG Metro Publication Schweiz AG Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) Schibsted u. http://www.met a. http://www.20min.ch Zürich-Express20 Minutos de Barcelona y mas Mo–FrMetroDirecto Mo–Fr20 Minutos de Madrid 105 000 y 205 000 masMetroDirecto Mo–Fr 16.11.2000 30.08.1999 Mo–Fr 140 000Metropol 175 000 Mo–Fr 03.02.2000 05.03.2001Metropol Multiprensa y M@s SL 250 000 Zürich Media AG TA Metro Hungary (14 Städte) Mo–Fr 27.08.2001 Mo–Fr Mehrheit bei Schibsted u.a. SL Mutiprensa y M@s 180 000 138 000 Metro International Mo–Fr Mehrheit bei Schibsted u. a. 02.04.2001 Juli 1997 Metro International 200 000 Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) 07.09.1998 http://www.metro.lu http://www.premsagratuita.com Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) MTG Metro Gratis Kft. Metro Ceska Republika A.S. http://www.metro.lu Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) MTG Metro Gratis Kft. http://www.metro.cz Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www. Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http://www.zueriexpress.ch http://www.metro.hu Metropol (Schweiz-Ausgabe) Mo–Fr 7 000 11.09.2000 Metro Publication Schweiz AG Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http: 20 Minuten BaselBaslerstab (Ausgabe Region ) Mo–FrMetropol (Schweiz-Ausgabe) Mi+Fr Mo–Fr20 Minuten 80 000Berner Bär Stadt 103 000Berner Bär Land 50 000 Okt 2000 01.09.2000Metropol (Schweiz-Ausgabe) Mo–Fr Mo–Fr 11.09.2000 Di+Do Mi+Fr 80 000 20 000 73 200 62 364 02.10.2000 20 Min Schweiz AG Inseratenunion AG 11.09.2000 02.10.2000 Metro Publication Schweiz AG 02.10.2000 Schibsted u. a. Schibsted u. a. Basler Mediengruppe 20 Min Schweiz AG Metro Publication Schweiz AG Bernerbär Verlags-AG Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) Bernerbär Verlags-AG http Schibsted u. a. Mediengruppe BTM Berner Tagblatt Mediengruppe BTM Berner Tagblatt http://www.baslerstab.ch http://www.bernerbaer.ch http://www.bernerbaer.ch Baslerstab (Ausgabe Basel Stadt)Metropol (Schweiz-Ausgabe) Mo–Fr Mo–Fr 50 000 104 000 11.09.2000 01.09.2000 Metro Publication Schweiz AG Inseratenunion AG Metro International (Familie Stenbeck, Schweden) http Basler Mediengruppe http://www.baslerstab.ch Zürich Barcelona Madrid Prag Budapest übriges Ungarn St. Gallen Luzern Basel Summe Mo–Fr Ort Titel weise Auflage Gründung Einstellung Verlag Haupteigner Website/E-Mail 1 ...... Spanien Tschechien Ungarn Region Basel Kanton Bern Die tägliche Gratispresse ...... x581 media perspektiven 11/2001 sennotierten Aktiengesellschaft Metro International in Prag mit aktuell 180 000 Exemplaren verbreitet S.A. Die Aktivitäten werden von Luxemburg aus und ist damit nach eigenen Angaben die auflagen- mit dem Ziel geleitet, jede neu gegründete Zeitung stärkste Zeitung der tschechischen Hauptstadt. Seit innerhalb von zwölf bis 24 Monaten profitabel zu September 1998 erscheint Metropol auch in Un- machen. garns Hauptstadt Budapest, inzwischen ebenfalls als Auflagenführer. Die positive Aufnahme des Metro International Im Jahr 2000 erzielte das Unternehmen einen Um- Blattes führte im April 2001 zur zusätzlichen Her- in mehreren europä- satz von 97,6 Mio Euro. In Skandinavien wurde ein ausgabe einer landesweiten Ausgabe. Heute wird ischen Ländern Gewinn von 6,9 Mio Euro erwirtschaftet, schwarze Metro Hungary in 14 Städten Ungarns verbreitet erfolgreich Zahlen schreiben heute auch die Standorte Nieder- und gelesen. lande, Prag und Budapest. Der Verlust der gesam- ten Gruppe nach Abschreibungen und vor Steuern Metro Holland gibt es seit Juni 1999. Zwar werden Zwei Gratiszeitungen betrug im Jahr 2000 rund 72,8 Mio Euro (Vorjahr: die meisten Exemplare in Amsterdam verbreitet, in den Niederlanden 16,4 Mio Euro Verlust). Um Verbundvorteile zu nut- aber Metro liegt auch in den U-Bahn-Stationen zen, gründete das Unternehmen im Jahr 2000 die Rotterdams und an Haltestellen des öffentlichen interne Nachrichtenagentur Metro World News Nahverkehrs in vielen Städten der Niederlande (MWN). Ihre Tätigkeit soll die Produktionskosten aus. Inzwischen ermitteln die Leserbefragungen je Exemplar um 10 Prozent senken. Für das erste eine Quote von über drei Lesern je Exemplar. Zeit- Halbjahr 2001 meldet Metro International einen gleich startete die Gratiszeitung der Basis Media Umsatz von 59,7 Euro bei einem Verlust von B.V. Sp!ts. Zwischen 6.00 und 10.00 Uhr morgens knapp 40 Mio Euro. werden rund 325 000 Exemplare an die Nutzer von Den mit 40 Prozent größten Anteil an Metro Bussen und Bahnen in den Niederlanden verteilt. International hält der Aufsichtsratsvorsitzende Jan Basis Media ist eine Tochter der Mediengruppe De Stenbeck über seinen Familienkonzern Invik & Co. Telegraaf N.V. Dieser niederländische Traditions- Er führt auch bei der Modern Times Group (MTG) konzern ist seit 1968 eine AG und erzielt den den Aufsichtsrat. Großteil seiner Umsätze (721,3 Mio Euro in 1999) im Zeitungsgeschäft. Hinzu kommen Anzeigenblät- In Schweden ist Geld verdient Metro International bis heute über- ter, Zeitschriften, Aktivitäten in Druck, Vertrieb, Metro am wiegend in Schweden. Von den 91,9 Mio US-Dollar Fernsehen, Hörfunk, Telekommunikation und Inter- profitabelsten Gesamtumsatz des Jahres 2000 wurden hier 65,2 net. Prozent, also knapp 60 Mio US-Dollar, eingenom- Der Versuch von Basis Media, neben Sp!ts ein men. Metro erscheint nicht nur in Stockholm. Seit weiteres, nachmittags erscheinendes Gratisblatt zu Februar 1998 gibt es die Zeitung auch in Göteborg platzieren, ist gescheitert. NEWS.NL erschien zwi- und seit September 1999 in der Region Skane mit schen August 2000 und April 2001 in 400 000 Ex- der Stadt Malmö. emplaren. Aber die Werbeeinnahmen entwickelten sich wohl nicht in der erhofften Weise. Abwehrversuch der Der Versuch, in Stockholm eine Konkurrenz zu Konkurrenz etablieren, ist gescheitert. Anfang September 2000 In der finnischen Hauptstadt Helsinki wird Metro Auch in Helsinki gescheitert – Metro brachte ein schwedisches Konsortium den nachmit- seit September 1999 an 1 500 Stellen verteilt. Kon- erscheinen zwei ist meistgelesene täglichen Titel Stockholm News in die Stockhol- kurrierend besteht bereits seit April 1997 die Gra- Gratiszeitungen Tageszeitung mer Innenstadt. Zur Abwehr dieses Wettbewerbers tiszeitung Uutislehti 100, herausgegeben von Schwedens agierte jedoch Metro schneller und platzierte eine einem gleichnamigen Verlag, der zur Janton Media Woche vorher in 200 000 Exemplaren Everyday. Group gehört. Dieses finnische mittelständische Dieser Name wurde gewählt, um zugleich das Inter- Medienunternehmen (Umsatz 2000 rund 46 Mio netportal everday.com der Schwesterunternehmen Euro) publiziert diverse Gratistitel, aber auch Kauf- MTG und Netcom AB zu fördern und mit ihm zu zeitungen und -zeitschriften. Ein wesentlicher Um- kooperieren. Zwei Monate später war das Startka- satzträger ist zudem die Direktwerbung. Uutislehti pital von Stockholm News, umgerechnet rund 15 100 wird ebenso wie Metro in Helsinki per Hand, Mio DM, bereits aufgezehrt. Der holländische Tele- über Zeitungsboxen im öffentlichen Nahverkehrs- graaf-Verlag sprang als neuer Finanzier ein. Er system und über Auslagen in Geschäftszentren focht seit Juni 1999 gegen die niederländische verteilt. Beide Gratiszeitungen erreichen werktäg- Metro und war in Schweden bereits mit einem lich insgesamt rund 380 000 Leser. Zeitschriftenverlag aktiv. Das neue Geld der Nie- derländer war nach zwei weiteren Monaten ver- Ein weiterer Medienkonzern, der weitab von sei- Skandinavischer braucht, und Stockholm News wurde eingestellt. nen heimischen Märkten Gratiszeitungen platziert, Medienkonzern Im März 2001 nahm dann auch Metro das Ab- ist Schibsted ASA. Diese aus einem norwegischen Schibsted ist wehrblatt Everyday wieder vom Markt. Heute Buch- und Zeitungsverlag hervorgegangene füh- ebenfalls kann sich Metro rühmen, die meistgelesene Tages- rende skandinavische Mediengruppe ist börsen- international aktiv zeitung Schwedens zu sein. Laut der unabhängigen notiert und besitzt 14 Zeitungen, darunter die je- Leserschaftsstudie SIFO’s Orvesto hatte das Blatt weils führenden Zeitungen Norwegens Aftenposten zum Jahresende 2000 mehr als eine Million Leser. und Schwedens Aftonbladet. Hinzu kommen elf

Erste Auslandsgrün- Die erste Auslandsgründung der Gratiszeitung dungen in Tschechien Metro erfolgte im Juli 1997 in der Tschechischen und Ungarn . Unter dem Titel Metropol wird das Blatt Andreas Vogel media perspektiven 11/2001 x582 ...... Beteiligungen an Regionalzeitungen und Aktivitä- Zeitungsgeschäft und Engagement in Fernsehen, ten in den Bereichen Film, Fernsehen und Internet. Hörfunk und Internet. Zur Gruppe (Umsatz 2000 Im Jahr 2000 erzielte Schibsted einen Umsatz von rund 3 094,9 Mio Euro) gehören die Associated 1,4 Mrd Euro. Newspapers und die Northcliff Newspapers. Die Schibsted hatte zunächst nur den Schutz seines Adelsfamilie Rothermere beherrscht den börsenno- eigenen Marktes im Sinn. Als Metro 1995 im tierten Konzern mit Anteilen von rund 80 Prozent Nachbarland Norwegen startete, verkündete Schib- bis heute. sted, 1996 selber eine tägliche Gratiszeitung zu gründen. Dies reichte, um Metro aus Norwegen Die Gruppe gründete im März 1999 eine kosten- London Metro seit fernzuhalten. Tatsächlich gab der Konzern erst im lose Tageszeitung Metro mit 350 000 Exemplaren März 1999 erhältlich April 1999 in Oslo Avis1 heraus. Das Blatt er- in London. Die Entscheidung basierte auf einer scheint in 192 000 Exemplaren aber nur mittwochs Untersuchung, nach der nur jeder zweite der und freitags. Es dient eher als Marketingmaßnah- 800 000 Rush-Hour-Fahrgäste eine Tageszeitung me für die bezahlte Tageszeitung Aftenposten. liest. Bald war London Metro in allen 261 U-Bahn- Stationen erhältlich, die Handverteilung vertraglich Schibsted steuert Ein halbes Jahr später wurde die 20 Min Holding mit London Underground geregelt. Die kostenlose europaweite AG in der Schweiz errichtet. Schibsted ASA hält 40 Tageszeitung gibt es nur morgens zwischen 6.30 Aktivitäten von Prozent, weitere Eigner sind die britische Venture- Uhr und 10.00 Uhr – ab 11.00 Uhr wird dann der Zürich aus Capital-Gesellschaft APAX und die schweizer Evening Standard verkauft. Später kamen Verteiler Actienbank-Group A&A. Die 20 Min Holding steu- auf den wichtigsten Eisenbahn-Bahnhöfen hinzu. ert seitdem von Zürich aus europaweite Aktivitä- Das Konzept besteht aus Zusammenfassungen der ten zur Installierung kostenloser Tageszeitungen. letzten Nachrichten aus London, England und der Welt sowie Sport und zwölf Seiten Fernseh- und Ausgaben von Zunächst wurden im Dezember 1999 zwei Ausga- Veranstaltungskalender. Dagegen gibt es keinen „20 Minuten“ in ben von „20 Minuten“ in Köln und in Zürich her- Leitartikel und keine Kommentierungen. Die Zei- Köln, Zürich, Basel ausgebracht. Mit dieser Gründung kam Schibsted tung ist durchgehend farbig, hat einen Umfang von und Bern in Zürich Metro International um sechs Wochen 40 Seiten und ist als erste echte Tageszeitung zuvor. Metropol wird heute in Basel, Bern und Lu- Großbritanniens geheftet. zern sowie in weiteren Regionen in einer nationa- len Edition verteilt. Sie unterscheidet sich von der Nach London folgten im November 1999 weitere Weitere Metro- Ausgabe Zürich in vier Wechselseiten. Anzeigen Metro-Gründungen. Während die DMGT in Man- Gründungen in sind auch getrennt für Basel und Bern belegbar. chester und Edinburgh Metro selber auf den Weg Manchester und Schibsted hingegen gründete im Oktober 2000 brachte, wurde die Ausgabe für Birmingham auf Edinburgh Lokalredaktionen mit jeweils mehreren Redakteu- der Basis von Franchise-Verträgen durch eine Toch- ren in Basel und Bern. Daher haben 20 Minuten ter der börsennotierten Trinity Mirror Group her- Zürich, 20 Minuten Basel und 20 Minuten Bern ausgegeben. Mit rund 260 Titeln ist Trinity Mirror ausführliche lokale Meldungen. plc. der größte Konzern regionaler Zeitungen Großbritanniens. Neben Zeitungen werden Sport- Schibsted und Metro Zwei Wochen nach der Einstellung von 20 Minuten publikationen und Zeitschriften herausgegeben. Im expandierten nach Köln, Ende Juli 2001, expandierte die 20 Min Hol- Jahr 2000 wurde ein Umsatz von 1 712,6 Mio Euro Spanien ding AG nach Spanien. Dort verlegt die Multi- erzielt. Trinity Mirror erwartet eine Rentabilität der prensa Holding über ihre Tochter Multiprensa y Metro-Zeitungen innerhalb von drei Jahren. mas S.L. zwei tägliche Gratiszeitungen: Seit Febru- ar 2000 Madrid y m@s und seit November 2000 In Manchester bekam Metro sogleich Konkurrenz Konkurrenten in Barcelona y m@s. Die Gruppe 20 Min übernahm vom örtlichen Zeitungsverlag Manchester Evening Manchester die Mehrheit an Multiprensa y mas S.L. Darauf News, einer Tochter der Guardian Media Group inzwischen mit erscheinen die beiden Zeitungen seit dem (GMG). Die Manchester MetroNews startete eben- vereintem Konzept 23. August 2001 unter dem neuen Haupttitel 20 falls werktäglich kostenlos. Die Namensähnlichkeit minutos. Auch in Spanien heißt der Wettbewerber führte zum Rechtsstreit, den der örtliche Verlag ge- Metro. Anfang März dieses Jahres erschien zu- wann. Denn hier erschien bereits seit 1990 eine nächst in Barcelona MetroDirecto, zweisprachig in kostenlose Wochenzeitung mit gleichem Namen. Spanisch und Katalan. Seit dem 27. August 2001 Daraufhin änderte die DMGT den Titel in News gibt es auch eine eigene Ausgabe von MetroDirec- North West. Im Januar 2001 einigten sich die Kon- to für Madrid. kurrenten auf ein gemeinsames Vorgehen: GMG lizenziert den Titel in Manchester an die DMGT. Großbritannien: Titel In Großbritannien besetzte der heimische Verlag Diese gibt Metro heraus und ist redaktionell ver- Metro wurde von Associated Newspapers den Titel Metro. Associated antwortlich. Dafür erhält die GMG den Druckauf- heimischem Verlag Newspapers, Herausgeber des Evening Standard trag und besorgt die Distribution. Die Anzeigen- besetzt gehört zum Daily Mail and General Trust (DMGT). akquise wird gemeinsam vorgenommen. Dieser zählt zu den bedeutendsten britischen Me- dienkonzernen mit Schwerpunkt im nationalen In Newcastle versuchte inzwischen die Gruppe Metro International Metro International ab Mitte Januar 2000, auf der beendete britischen Insel Fuß zu fassen. Weil der Name Engagement in Metro bereits besetzt war, trug die Zeitung den Großbritannien Titel Morning News. In Newscastle wurde sofort Die tägliche Gratispresse ...... x583 media perspektiven 11/2001 die örtliche Newcastle Chronicle and journal Ltd. ken pro Jahr lukrativstes Angebot. In den Trams aktiv, eine Tochter der Trinity Mirror Group. Sie und Bussen dürfen hingegen sowohl 20 Minuten publizierte ebenfalls ab Januar Metro in einer spe- als auch Metropol verteilen. Der Baslerstab wird ziellen Ausgabe für die Region Newcastle. Die ver- an alle Haushalte und Betriebe zugestellt, zusätz- breitete Auflage der Morning News von lediglich lich in 160 Zeitungsboxen ausgelegt und über 75 000 Exemplaren war für Metro International Kolporteure verteilt. keine tragfähige Basis. Umso mehr, weil die Expan- In Bern startete zeitgleich mit 20 Minuten die sion in weitere attraktive Städte Großbritanniens kostenlose örtliche Zeitung, der Berner Bär, in durch die bereits eingeführten kostenlosen Tages- neuer Aufmachung. Bislang war die 1983 gegrün- zeitungen faktisch versperrt war. Im Dezember dete Zeitung, die als wöchentlicher Gratisanzeiger 2000 wurden die Morning News eingestellt und die in alle Haushalte Berns verteilt wurde, in einem Titelrechte an den örtlichen Konkurrenten ver- selbständigen Verlag erschienen. Die drohende kauft. Damit fand das Engagement von Metro Konkurrenz führte zur Übernahme der Aktien- International in Großbritannien sein Ende. mehrheit durch eine Tochter der Berner Tagblatt Mediengruppe (BTM). Seitdem erscheint das redak- Metro-Ausgaben in Die Ausgabe Central Scotland für Edinburgh und tionell stark erweiterte Blatt Dienstag und Don- britischen Glasgow wurde im Januar 2001 von Trinity über- nerstag als Stadtausgabe sowie Mittwoch und Ballungsräumen nommen. Im gleichen Monat erschien Metro zu- Freitag als Landausgabe. Neben der Haushaltsver- dem in Yorkshire mit den Städten Leeds und Shef- teilung wird das Blatt an Pendler im Berner Haupt- field. Heute sind die größten Ballungsräume Groß- bahnhof und an stark frequentierten Stellen abge- britanniens mit Metro-Zeitungen versorgt. Sie sind geben. als überregionale Blätter aufgemacht und beziehen ihren Inhalt überwiegend von der Londoner Aus- Auch in Italien breiten sich die Gratiszeitungen Ausbreitung von gabe. Lokal werden lediglich einige Regionalnach- aus. Zunächst erschien Metro im Juli 2000 in Rom Gratiszeitungen auch richten eingefügt. Mitte des Jahres erzielten die und Umgebung, verteilt mit Lizenz der Verkehrsge- in Italien sechs verschiedenen Ausgaben eine Gesamtver- sellschaft Cotral in U-Bahnen und Nahverkehrs- breitung von 813 446 Exemplaren. zügen. Drei Monate später wurde auch für Mailand eine eigene Ausgabe herausgegeben, diesmal aber Schweiz: Widerstand Der heimische Widerstand gegen Metro und 20 außerhalb der Stationen überwiegend per Hand gegen ausländische Minuten ist in der Schweiz besonders ausgeprägt. verteilt. Das Jahr 2001 brachte den Metro-Ausga- Gratiszeitungen In Zürich existierte schon seit der Mitte des ben kräftige Konkurrenz. Die Gratiszeitung Leggo 19. Jahrhunderts das Tagblatt der Stadt Zürich. Es trat im März in Rom und im Mai in Mailand auf wurde in den 90er Jahren als Gratisblatt montags den Markt. Bis zum Jahresende sollen werktäglich bis samstags herausgegeben und an alle Züricher insgesamt 900 000 Exemplare auch in Bologna, Haushalte und über 300 Zeitungsboxen verteilt. Florenz, Neapel, Turin, Venedig und Verona erschei- Verleger ist das örtliche Zeitungshaus TA Media nen. Herausgeber ist die Mediengruppe Caltagiro- (700 Mio Franken Umsatz in 1999). Dieses Blatt ne (Umsatz 2000 rund 240 Mio Euro), Eigner der wurde rechtzeitig vor Erscheinen der neuen Gratis- Tageszeitung El Messaggero in Rom, von Il Mattino angebote, Ende August 1999, in den Zürich-Express in Neapel sowie diverser Regionalblätter. Seit An- umgewandelt. Das klassische Zeitungsformat und fang September 2001 ist auch der Medienkonzern die Haushaltsverteilung hat man beibehalten, das RCS im italienischen Geschäft mit Gratiszeitungen Einzugsgebiet ausgedehnt, die Samstagausgabe ge- aktiv. City erscheint ebenfalls in Rom und Mailand. strichen. Zudem nehmen 25 Handverteiler den Rizzoli Corriere della Sera (Umsatz 1999 rund Wettbewerb mit den neuen Gratiszeitungen auf. 1 545 Mio Euro) plant ebenso die Ausdehnung auf Metropol darf in Zürich exklusiv in den S-Bahnen möglichst viele Städte Italiens. Der Konzern strebt und auf den Bahnhöfen verteilen, 20 Minuten hat mit 15 Mio Euro Investitionen für rund 1 Mio Ex- über 120 Verteiler im Einsatz, zudem über 1 000 emplare werktäglich die Marktführerschaft bei den Boxen, die zum Teil exklusiv in den Züricher Gratiszeitungen an. Trambahnen platziert sind. Als die Expansionspläne auf Basel bekannt Metro International, Metro Großbritannien und 20 Europaweit ähnliche wurden, reagierte die Basler Mediengruppe (BMG) Minuten haben die Konzepte ihrer Blätter weitge- Konzepte rasch und relaunchte Anfang September 2000 vor hend vereinheitlicht. Die Zeitungen sind durchgän- den beiden Wettbewerbern den Titel „Baslerstab“. gig vierfarbig, zumeist geheftet, der Umfang vari- Bislang war dies ein seit 1923 in Basel täglich iert zwischen 20 und 40 Seiten. erscheinendes kostenloses Service- und Anzeigen- Metro hat in der Schweiz ein Format kleiner blatt. Nun wurde es mit der seit Anfang 1998 er- als zum Beispiel Sport Bild, ansonsten herrschen scheinenden redaktionell stärkeren Gratis-Schwes- größere Tabloid-Formate vor. Der Inhalt ist nach- ter Basler Woche fusioniert und ausgebaut. Die richtenorientiert ohne jede Kommentierung. Die Ausgabe Basel Stadt erscheint seitdem montags bis Lesemenge orientiert sich an einer als typisch er- freitags, die Ausgabe Region Basel nur mittwochs mittelten Pendlerstrecke in öffentlichen Verkehrs- und freitags. Einen handfesten lokalpolitischen mitteln von maximal 20 Minuten. Vertreten sind Streit gab es um die Konzessionsvergabe für die Aufstellung von Zeitungsboxen. Denn das Rennen um 120 Haltestellen der Vorortbahnen machte 20 Minuten durch sein vermutlich mit 550 000 Fran- Andreas Vogel media perspektiven 11/2001 x584 ...... die wichtigsten Ressorts: National, Regional, Lokal, tion of Audit Bureaux of Circulations (IFABC) bei International, Wirtschaft, Kultur, Sport, Buntes, ihrem Jahrestreffen in Florenz eine Arbeitsgruppe Kino, Kleinanzeigen, Fernsehen. Die Blätter sind Free Newspapers ein. Vertreter aus Frankreich, durchweg professionell gemacht mit deutlicher Großbritannien, Österreich, der Schweiz und Boulevardorientierung. Deutschland beratschlagen seitdem, wie kontrol- lierte Verbreitungsdaten erhoben und bereitgestellt Distribution: Die Distribution der kostenlosen Tageszeitungen werden können. Aus Sicht der IFABC ist die kos- Stapelauslage, erfolgt grundsätzlich in drei Formen: Als freie Sta- tenlose Tagespresse ein neuartiger Werbeträger. Zeitungsboxen, pelauslage in Geschäften, in Zeitungsboxen im Zentrales Merkmal ist hierbei die Distribution in Handverteilung öffentlichen Raum und als Handverteilung. Die größeren Städten zumeist über stumme Verteiler Verteilung in den öffentlichen Transportsystemen (Boxen) an Knotenpunkten des öffentlichen Perso- erbringt hohe Zugriffe. Daher waren und sind (Ex- nennahverkehrs (Bahnhöfe, Haltestellen). Im Verei- klusiv-)Lizenzen mit den Transportgesellschaften nigten Königreich können Verleger ihre entspre- besonders begehrt. Inzwischen geht es an vielen chenden Titel bereits vom britischen ABC prüfen Orten auch ohne sie. Betrug der Anteil solcher lassen. Hierfür gibt es ein spezielles Regelwerk lizenzvertraglich verteilten Exemplare bei Metro „Verified Free Distribution“ mit einem eigenen, von International 1999 noch 70 Prozent, so ist er inzwi- der Auflagenkontrolle der klassischen Tagespresse schen auf unter 50 Prozent gesunken. Stattdessen getrennten Berichtswesen. werden Zeitungsboxen genutzt und in den Innen- städten neue Distributionspartner entdeckt, zum Fazit Beispiel Lebensmittel- und Fast-Food-Ketten. Zu- Die Expansion der Gratiszeitungen in Europa wird Weitere Expansion dem können Handverteiler flexibel die Aufent- weitergehen. Seit Anfang September 2001 wird der Gratiszeitungen haltsorte der gewünschten Zielgruppen aufsuchen. MetroXpress in Dänemarks Hauptstadt Kopen- in Europa zu hagen verteilt. Bereits drei Wochen später reagierte erwarten Kernzielgruppe: jung Die Kernzielgruppe der Gratiszeitungen sind ein der örtliche Tagespresseverlag mit der Gratiszei- und weiblich junges und weibliches Publikum. Dieser Innovati- tung Urban. Erst vor kurzem sind sämtliche Com- onswert auf dem europäischen Zeitungsmarkt ist puter von 20 Minuten Köln nach Paris geschafft der Metro International-Gruppe bereits in verschie- worden. Auch Metro International wartet offen- denen Staaten durch Preisauszeichnungen attes- sichtlich nur auf die Erlaubnis des Pariser Gemein- tiert worden, so in Schweden (Dagens Industri: derates, in der französischen Hauptstadt Zeitungs- „Service Company of the Year 1998“; Magazine Vi- boxen aufstellen zu dürfen. sion: „Print Media of the Year 1999“), Holland (Reclamweek: „Media Man of the Year 1999“) und Die Gratiszeitungen der regionalen oder nationa- Gratiszeitungen Italien (Unione degli Industriali: „Communicare len Pressekonzerne dienen längst nicht mehr nur entwickeln sich als Roma 2001“). dem Abwehrkampf gegen Metro International oder eigenständige Schibsted. Vielmehr sehen die Pressekonzerne in Werbeträger Wachsende Deutsche Verlagsrepräsentanten schätzen den den Nachbarländern, wie sich hier ein eigenständi- Werbeumsätze bei Werbewert kostenloser Tageszeitungen dennoch ger Werbeträger mit einer ihm eigenen Werbeträ- Gratiszeitungen im skeptisch ein. Sie sehen entscheidende Defizite in gerqualität entwickelt. Sie weicht von derjenigen Ausland der Unbeständigkeit der Leserschaft: Sie ist nicht der Tagespresse stark ab: Nicht die Kontinuität des treu, ihre jeweilige Zusammensetzung bleibt zufäl- Leserkontaktes und die Stärke der Leser-Blatt-Bin- lig und wechselt. Im Ausland sieht man hierin dung ist gefragt. Vielmehr geht es um die rasche keinen Hinderungsgrund. Die leichte Verfügbarkeit Verbreitung an hoch mobile Konsumenten, die zu wird im Gegenteil als Stärke angeführt und mit Hause nur schwer durch Werbung erreichbar sind. den Werbemöglichkeiten des Fernsehens und des Aus werblicher Perspektive ist die tägliche Gratis- Direktmarketings verglichen. Selbst bei den Bu- presse eher eine Form der reichweitenstarken chungsgrundlagen gibt es häufiger wesentliche Direktwerbung bei jungen Zielgruppen. Unterschiede: Etliche Gratiszeitungen haben statt fester Tarife variable Preismodelle. Die kontinuier- Ob sich der deutsche Pressemarkt langfristig dieser Kommen Gratis- lich wachsenden Werbeumsätze bestätigen diese Entwicklung entziehen kann, ist fraglich. Mit dem zeitungen nach Strategie. Selbst in einem Land mit momentan Zusammenwachsen Europas werden auch die Ver- Deutschland zurück? sinkendem Werbemarktvolumen wie den Nieder- flechtungen der europäischen Pressewirtschaft zu- landen konnte Metro seine Umsätze im ersten nehmen. Je mehr Pressekonzerne in Europa Erfah- Halbjahr 2001 zweistellig steigern. rungen mit täglichen Gratiszeitungen sammeln, umso wahrscheinlicher wird es, dass dieses Thema Berichtswesen für Die Existenz kostenlos verteilter Tageszeitungen auch in Deutschland wieder auf die Tagesordnung kontrollierte haben auch die Auflagenkontrolleure bereits zur zurückkehrt. Verbreitungsdaten Kenntnis genommen. Im September 2000 richtete wird vorbereitet die europäische Sektion der International Federa- Anmerkungen: 1) Dem Beitrag liegen Recherchen des Wissenschaftlichen Instituts für Presseforschung und Medienberatung (WIP; www.presseforschung.de) bei den Verlagshäusern sowie Pressemitteilungen der Unternehmen zugrunde.

2) Pressemitteilung des OLG Karlsruhe zum Urteil vom 18.5.2000 (-4u 46/49-). U