TRANSFER GAZETTE +++ DER HALBJÄHRLICHE NEWSLETTER DES MUTHESIUS TRANSFERPARKS +++

Newsletter No. III Juli 2019 bis April 2020 transferpark.de neu denken, anders handeln – anders denken, neu handeln … Über 100 Teilnehmer*innen bei der ersten September Academy S. 4 S.12 Konzepte für Behördencampus Drei Hochschulen erstellen weißen Gigantenweißen desMetamorphose S.17 Waste Space in Phasse II In Kiel startet der Zero gut an der Ankunft Kommt auch nach schaftskommunikation 12. ForumBeim für Wissen- Wissenschaft Kunst trifft S.29

INHALT

TITELSTORY

4 neu denken, anders handeln – anders denken, neu handeln ... Vier Tage volles Haus bei der ersten September Academy des TRANSFER PROJEKTE Muthesius Transferparks

12 Metamorphose des weißen Giganten Drei Hochschulen entwerfen Zukunftskonzepte für einen Behördencampus an der Mercatorstraße TRANSFER VERANSTALTUNGEN

16 Zwei Schaufenster für den Transferpark 22 Stadt auf Augenhöhe 17 Gut angekommen Tina Saaby und Frauke Gerstenberg sprechen bei Design for Die Phase II für den Zero Waste Space hat begonnen debate #3 über eine menschengerechte und visionäre Stadtplanung

19 Perozo - Social Design aus Kiel 25 Angesagt, abgesagt, aber nicht auf Eis gelegt Priv.-Doz. Dr. med. Axel Fudickar spricht über Evidence Based Design 20 Unsichtbares sichtbar machen und Neuroästhetik Kerstin Abraham vertieft während ihres Innovationssemesters ein Projekt zur Entwicklung der ersten wahrnehmungsästhe- tischen Farbskala für die Keramik 21 ACO + MKH = ACO x MUID H20 TRANSFER UNTERWEGS

26 Zu Tisch mit Kiels Wirtschaft und Wissenschaft TRANSFER + CORONA Der Transferpark beim Kieler Salon 27 Die Welt neu denken Für Inge Schröder hat das absolut nichts von 31 Muthesius – So was von da! seiner Bedeutung verloren Eine Inititative in Zeiten der Pandemie 29 Kunst trifft Wissenschaft Beim 12. Forum Wissenschaftskommunikation drehte sich alles um Wissenstransfer über Tellerränder hinweg TITELSTORY

neu denken, anders handeln – anders denken, neu handeln … Vier Tage volles Haus bei der ersten September Academy des Muthesius Transferparks

Unsere Einladung, am Ende des Sommers Die Bandbreite der Referent*innen reichte auf dem Muthesius Campus zu diskutieren, von einer Kuratorin zu Ingenieuren und zu lernen und Neues auszuprobieren hat Designer*innen bis zur visuellen Anthro- viele erreicht: Es kamen knapp über ein- pologin und systemischen Coaches. Zwei hundert Teilnehmer*innen und aus ganz intensive Kerntage standen dabei unter dem unterschiedlichen professionellen Bereichen Fokus „(Denk)-Räume für eine neue Arbeits- und Altersgruppen. kultur“ und „Veränderungsprozesse – wie das Neue in die Welt kommt“. Zusätzliche Mit „summer at muthesius“ haben wir ein Workshopangebote wie Photoshop, 3D- Format entwickelt, das die Kompetenzen Druck oder Projektmanagement rundeten von Kunst und Design reflektiert, versteh- die September Academy ab. Die Keynote bar, sichtbar und erfahrbar macht und „Star Wars 4.0 – Die digitale Rebellion“ gleichzeitig den langen Wunsch nach einer von Gesche Joost, Professorin für ange- „summerschool“ erfüllt. Eingeladen haben wandte Designforschung aus Berlin, wurde wir über ein breites Netzwerk dazu „sich mit ihren Thesen zur digitalen Souveränität außerhalb der eigenen Arbeitswelt, neue zum abschließenden Highlight im voll be- Handlungsoptionen zu erschließen“. setzten Kesselhaus. Das Programm mit der Überschrift NEU Die positive Resonanz hat uns gezeigt, dass DENKEN, ANDERS HANDELN umfasste wir mit „summer at muthesius“ eine Lücke acht Impulse, zwei Fishbowl Diskussio- gefunden und geschlossen haben: Alle Teil- nen, siebzehn Workshops und drei Bewe- nehmenden waren sehr zufrieden und wür- gungsangebote, außerdem Mittagessen und den die September Academy weiterempfeh- Musik an den Abenden. Diese Mischung len beziehungsweise wiederkommen. Daher hat funktioniert: offen, anspruchsvoll, planen wir schon die nächste „summer erkenntnisreich und vor allem handlungs- at muthesius“. Mehr dazu in Kürze unter orientiert. Der Tagesablauf setzte auf Be- summeratmuthesius.de weglichkeit, Augenhöhe, Diversität und Ver- antwortung für den eigenen Lernprozess.

Links und rechts: Vier Tage Programm braucht jede Menge Logistik - von der Raum- planung, über die Registrierung bis zu Versorgungsstationen. Dank unserer tollen Hel- fer*innen lief alles wie am Schnürchen.

4 5 TITELSTORY

Impulse Für die Impulse am Morgen hatten wir Alumni, Unternehmer*innen und Coaches eingeladen.

Links: Welche Raumwelten neues Arbeiten braucht, erläuterte Doumorh el Riz, Absolventin der Raumstrategien B.A. und des Interfacedesigns M.A.

Rechts: Für Kuratorin Heike Stockhaus sind Kunst und Arbeit existenzielle Konzepte, die einiges gemeinsam haben.

Unten: new communications Kreativdirektor Lutz Lungerhausen öffnete für uns seine Schatzkiste mit Kreativtechniken.

Formate Wenn wir das Neue in die Welt bringen wollen, braucht es Rituale, um es einzuüben und zu verankern. Wie künstlerische Prozesse und Designprozesse dies unterstützen 6 können, war eine der heiß diskutierten Fragen in der Fish-Bowl an Tag 3. 7 TITELSTORY

„neu lernen, anders machen – anders machen, neu lernen ...“

Workshops Links oben: Lernen braucht eine Gegenbewegung. Rechts oben: Hinter dem Workshop von Design- Zum Auftakt jeder Mittagspause hatte sich Käthe wissenschaftlerin Annika Frye und Materialwissen- Nadine Huckfeld etwas anderes für die Balance aus- schaftler Leonard Siebert stand die Idee, das Thema gedacht. Design auch bei Nicht-Insidern zu verankern. Mit Wildem Denken und Bricolage waren ungeplante Links unten: Gute Mischung! Ergänzend zu den in- Qualitäten des Neuen zu entdecken – die Teilneh- haltlichen Workshops gab es auch ganz praxisorien- mer*innen waren begeistert. tierte Angebote, wie den Crashkurs Prototyping mit Lars Busack. Rechts unten: Experimentieren mit Licht und Zeit – mit der visuellen Anthropologin und kunstanalogen „neu sehen, anders fragen – Coach Julia Berg ließ sich die Erfahrung mit etwas Flüchtigem in berufliche Veränderungsprozesse 8 anders fragen, neu sehen ...“ transformieren. 9 TITELSTORY

Atmosphäre Keynote Gesche Joost Links oben: Von mittags bis abends verwandelte Rechts oben: Sternstunde: So gut gelaunt wird sich der Campus in einen Mini-Streetfood-Market: einem selten vor Augen geführt, welche Folgen voll lecker! digitale Diktaturen wie die chinesische und deren drei große Internetkonzerne auch für die humanis- Links unten: Erst die Arbeit, dann feiern! Oder ein- tische Souveränität demokratischer Gesellschaf- fach der Musik lauschen, die Kieler DJs im Kessel- ten haben können. Die Berliner Designforscherin haus auflegten. Gesche Joost forderte das Publikum auf, gegen die Spaltung der Gesellschaft durch Digitalisierung zu rebellieren und eine Bewegung wie „Digital for Fu- 10 ture“ zu gründen. 11 TRANSFER PROJEKTE

Metamorphose des weißen Giganten Drei Hochschulen entwerfen Zukunftskonzepte für einen Be- hördencampus an der Mercatorstraße

Die Einwohner*innen von Kiel kennen ihn: den Räumlichkeiten für einen mehrtägigen Workshop weißen Bürogiganten mit seinen Olympischen Ringen zur Verfügung. Um sich kennen zu lernen, Erfahrun- in der Wik. 16 Stockwerke hoch, kastenförming, gen und Wissen auszutauschen, arbeiteten die Stu- schnörkellos. In den nächsten Jahren werden auf- dierenden drei Tage lang in Kiel zusammen. In den wändige Renovierungsmaßnahmen am Gebäude zu gemischten Gruppen wurde die große Bandbreite verrichten sein. In diesem Zuge möchte die GMSH der Fragestellungen aus der Perspektive eines jeden einen Umbau realisieren, der wertvolle Ressourcen Studiengangs ausführlich beleuchtet. Mit den auf- für die zukünftige Arbeitswelt zur Verfügung stellen schlussreichen Impulsen im Gepäck ging es für die soll: Kommunikationsräume und -flächen, gemein- Studierenden dann hochschulintern mit den eigenen schaftliche Büros zur Ermöglichung des flexiblen disziplinspezifischen Aufgabenstellungen weiter. Arbeitens, grüne Außenanlagen für erholsame Pausen und schließlich die Nutzung erneuerbarer Das Ergebnis der landesübergreifenden Kooperation Energien. Der Behördenkomplex soll nicht nur der drei Hochschulen konnte sich sehen lassen: modernisiert, sondern in allen Bereichen neu gedacht Begeistert von der Vielschichtig- und Neuartigkeit werden, frei von Sachzwängen und herkömmlichen der Entwürfe übergab die Jury die ausgeschriebenen Konventionen. Insgesamt gilt es, dabei attraktiv Preise des Ideenwettbewerbs. Unsere Studierenden für die Arbeitskräfte der Zukunft zu werden und freuten sich über zwei erste Preise, die an Soffia gleichzeitig die Bedürfnisse der heutigen Arbeit- Heese und Julia Gehrmann gingen. Den dritten Platz nehmer*innen zu berücksichtigen. erhielten Anna Morawek und Sarah Przibylla sowie Franziska Kocks. Die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR, Die entstandenden Konzepte zeigten verschiedenste GMSH, und das Umweltministerium wandten sich Möglichkeiten für die Neugestaltung und Aufsto- mit dem Wunsch nach neuartigen Konzepten an ckung des Mercatorhochhauses auf. Sie verbildlichen drei Hochschulen: Die FH mit ihrem Fach- zudem die Wirkung eines attraktiven Außenraumes bereich Innenarchitektur, die FH Buxtehude mit und bieten Lösungen für die Autostellplätze der ihrem Lehrbereich Stadtplanung und die Muthesius Mitarbeiter an. Auch die Modelle für die Umstruk- Kunsthochschule mit ihrem Studiengang der Raum- turierung der jetzigen Büroräume hin zu Gemein- strategien. schaftsbüros überzeugten durch ihre neuartige Mit Dagmar Schork und Sandra Schramke waren räumliche Qualität. hier schnell zwei Professorinnen gefunden, die sich Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den drei mit ihren Studierenden an der Zukunftskonzeption Designhochschulen und den Projektinitiatoren des Behördencampus beteiligten. Durch die uner- wurde schließlich durch eine Kirsche auf dem Sahne- wartete Zusage aller drei Hochschulen entstand zu- häubtchen gekrönt: einer öffentlichen Abschluss- dem eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, welche ausstellung der Gewinner*innenkonzepte am Sitz die Bündelung der drei unterschiedlichen Fach- der GMSH. kompetenzen ermöglichte. Dadurch konnten die An- RIPTIDE von Soffia Heese, Platz 1 forderungen an den zukünftigen Gebäudecampus Die Parkanlage Riptide ist eine Reaktivierung und Überschreibung des Behördencampus in der gesamtheitlich ausgemacht und betrachtet werden. Mercatorstraße zu einem modernen Arbeitsplatz, der kulturstiftend wirkt, ein Stück Natur zurück Während die GMSH zu einem Ideenwettbewerb 12 in die Stadt bringt und Begegnungsräume erschafft. ausrief, stellte der Muthesius Transferpark seine 13 TRANSFER PROJEKTE

ARBEITSMASCHINE von Anna Morawek und Sarah Przibylla, Platz 3 Die Videoinstallation ( https://vimeo.com/402111303 ) zeigt auf, dass der Rhythmus des modernen Ar- beitsalltags nicht mehr zu den vorhandenen Räumlichkeiten des Behördencampus passt. Das Auf- und Zuklappen der Garagen visualisiert und vertont den veränderten Rhythmus einer Arbeitswoche. Fern vom 9-to-5-Job wird der Rhythmus der Angestellten heutzutage immer individueller bis er schließlich in einer völligen Ekstase endet. Der künstlerische Impuls soll eine Diskussion zur Frage „Wie sehen die Arbeitsplätze der Zukunft aus?“ anregen.

CIRCUIT von Julia Gehrmann, Platz 1 STEMPEL der Öffentlichkeit – Intervention am Behördencampus von Franziska Kocks, Platz 3 Die elliptische Aufstockung Circuit bietet mehr Platz für atmosphärische Arbeitsflächen: In der Intervention bilden die Fensteröffnungen eine Stempelfläche, die im Maßstab 1:1 auf die Straße Die Arbeitstische stehen dank der großen Fensterfronten im Tageslicht. Zudem ermöglichen ver- gestempelt wird. Die eigentlich schon als öffentlich definierten, aber bisher ungenutzten Flächen vor den schiebbare Türen ein flexibles Öffnen und Schließen der Räume. Wer von der Arbeit abschalten Gebäuden werden somit markiert und rücken mehr ins Bewusstsein. Sie stellen den Bezug der vertikalen 14 möchte, begibt sich in die großzügigen Rückzugsräume. Bürowelt zum Stadtraum her und dienen als Projektionsfläche für neue Nutzungen. 15 TRANSFER PROJEKTE

Gut angekommen Die Phase II für den Zero Waste Space hat begonnen

Das war vielleicht was! Über Wochen mussten wir viewmarathon. Lehmbauexperte Roland Meingast, den roten Teppich, den wir dem Zero Waste Space Wasserkreislaufspezialist Sebastian Etter und die bei seiner Ankunft in Kiel ausrollen wollten, immer beteiligten Studierenden von Prof.in Bettina Möll- wieder einpacken. Wiederholt hatte es Verzögerun- ring und Meike Beyer brauchten sich nur mit ein gen im Reiseablauf von der tschechischen Grenze bisschen Abstand in und um den Zero Waste Space bis nach Kiel gegeben. Ein 20 Quadratmeter großer zu verteilen und schon wechselten sich die Medien- Lehmbau auf der Schiene? Ganz richtig: Zu Sabine vertreter*innen mit ihren Fragen ab. Am Ende Schlüters Idee des ressourcenschonenden Bauens wussten alle nicht nur, wie so ein wasserfreies Klo gehört auch, die Nutzung von Fertigbauteilen aus funktioniert, das Vuna für das stille Örtchen ein- Lehm, Holz und Stroh zu erproben. Und das kann baut – das kleine Haus hatte doch noch einen gro- die Wiener Firma Lopas einfach am besten. Gefer- ßen Bahnhof bekommen. tigt wird in Tschechien. Zwar versorgte Roland Meingast von Lopas die anderen Beteiligten regel- Ruhe ist seitdem natürlich nicht eingetreten. Sollte mäßig mit Fotos und Nachrichten über den Baufort- es ja auch nicht, denn damit aus dem Gebäude ein schritt. Aber wie würde das kleine Haus in natura funktionsfähiger Zero Waste Space wird, ist noch aussehen? Würde es die tagelange Reise gut über- allerhand zu tun. Auch für den Innenausbau gibt es stehen? Architektin Sabine Schlüter blieb erstmal einen strikten Fahrplan. Sämtliche Leitungen und nichts anderes übrig als gute Nerven während der die Elektrik werden verlegt. Es gibt eine Nasszelle, Zwei Schaufenster für den Warterei zu beweisen und geduldig ihre Planungen ein Wasseraufbereitungssystem und natürlich auch neu mit allen abstimmen. Zero Waste hat eben auch eine Küche. Dort möchte Sabine Schlüter zwei viel mit Logistik zu tun. Konzepte umsetzen, die Studierende im Semester- Transferpark projekt „Stadtklima“ entwickelt haben: eine Kom- Mitte Januar war es dann endlich so weit. Nach postmühle und einen Teil eines Foodsharingsys- seiner Ankunft am Port of Kiel und Verladung auf tems mit stromloser Kühlfunktion. Tobias Gehrke, In dem Verwaltungsgebäude der Muthesius und Projektionen gezeigt, wie mehr Auf- einen Schwertransporter erreichte der Korpus sein technischer Leiter des Transferparks, steht dafür Kunsthochschule befinden sich zwei Treppen- merksamkeit entstehen kann, vor allem vorläufiges Zwischenziel, eine Halle auf dem Ge- wie immer mit Rat und Tat zur Seite. häuser mit Fensterflächen, die aus raum- durch die visuelle Strukturierung der Fens- lände der Lindenau Werft. Und zwar unbeschadet! strategischer Sicht großes Potential haben: terflächen. Wie so viele andere Kooperationspartner*innen Ganz unverhofft gesellte sich kurz nach unserem als Schnittstelle zwischen der Muthesius In dem raumstrategischen Konzept Schau.F hatte sich Werftverwalter Hans Stubbe für das zu- Presseauftakt mit Heiko Fischer noch ein weiterer Kunsthochschule und dem öffentlichen von Jana Beckmann und Janna Nikoleit ging kunftsweisende Projekt begeistert. So bekam der Unterstützer zum Projekt dazu. Der Tübinger Bau- Raum. Prägend für die beiden Räume sind es auch um eine gewünschte Aktivierung der ZWS für die nächste Phase der Umsetzung mietfrei physiker, der für ebök Planung und Entwicklung die großen Fensterflächen, die spannende beiden Treppenhäuser für temporäre Vorha- ein Dach über dem Kopf – und eine tolle Location arbeitet, war privat in Kiel. Beim Frühstück im Blickbeziehungen zwischen dem Innen und ben. Eine flexibel gebaute Infrastruktur soll für die erste halböffentliche Präsentation. Hotel hatte er in der Zeitung den Artikel über den Außen ermöglichen. Analoge Kommunika- die Möglichkeit bieten, die beiden Räume ZWS gelesen und prompt zum Telefon gegriffen, tionsflächen für die vielfältigen Aktivitäten temporär und unkompliziert zu bespielen Dass der ZWS den roten Teppich verdient hatte, um direkt mit Sabine Schlüter zu sprechen. Noch der Kunsthochschule sind für externe Be- und dabei eine prägnante und starke Außen- zeigte sich am Interesse von Medien und Koopera- am selben Nachmittag trafen sie sich in Friedrichs- sucher*innen häufig schwer zu finden. Das wirkung zu schaffen. Das bisherige Konzept tionspartner*innen, die unserer Einladung am 21. ort. Seitdem ist der Passivhausspezialist mit im Konzept Schau.F zu Einblick Ausblick 2019 muss nun vor allem noch im Hinblick auf Januar gefolgt waren. TV-, Radio- und Printredak- Boot und kümmert sich vor allem um technische hat mit einfachen Eingriffen wie zum Bei- Brandschutz und Fluchtwege weiter ausfor- teur*innen bescherten dem Team um Architektin Spezialfragen. 16 spiel Pfeilen, Raummarkierungen, Texten muliert werden. Sabine Schlüter erst einmal einen kleinen Inter- 17 TRANSFER PROJEKTE

Ende Mai/ Anfang Juni geht der ZWS auf ausführlich erforscht werden können. Dort seine nächste Reise: Nur einmal zurück über wird das nahezu abfallfrei gebaute Haus den Kanal bis in den Kieler Wissenschafts- feierlich der großen Öffentlichkeit vorge- park. Dessen Geschäftsführer haben dem stellt und zugänglich sein. Natürlich sind Projekt großzügig einen Standort für zwei wir dann samt rotem Teppich auch wieder Jahre zur Verfügung gestellt, damit alle dabei. To be continued … Funktionen und Bedingungen des Hauses http://www.zerowastespace.de

Weiterer Fahrplan des Zero Waste Space

Januar – März Innenausbau

April Haustechnik

Mai – Juli Perozo – Social Design made in Kiel Umzug in den Wissenschaftspark, Besichtigungen Die Industriedesignerin Janet Perozo erfüllt alle Janet Perozo hat nun ihre eigene Marke perozo® Mitte Juli 2020 – Juli 2022 Voraussetzungen, um eine erfolgreiche Gründe- angemeldet, Prototypen hergestellt und – über das Probewohnen mit Monitoring, rin zu sein. Sie hat eine innovative Produktidee, Pflegehemd hinausgehend – eine Stillmode-Kollek- Bürger*innenbeteiligung angedacht Gründerinnengeist und Durchhaltevermögen. Ihre tion entworfen. Denn schließlich können von ihrer Erfindung konnte die Absolventin der Muthesius Idee alle stillenden Mütter profitieren, nicht nur Spätsommer – Herbst 2021 Kunsthochschule mit Unterstützung des Transfer- Kaiserschnittgebärende. Rundreise des ZWS durch SH mit ein- parks zudem patentrechtlich schützen: Ein neu- Aktuell verhandelt Perozo mit einem weltweit wöchigen Stationen in mehreren Städten artiges Schnittmuster für Oberbekleidung, das es agierenden Hersteller von Krankenhaustextilien stillenden Müttern erheblich erleichtert, ihr Baby über eine Lizensierung des Schnittmusters, so dass Herbst 2021 – Juli 2022 anzulegen. Hinter einer großen Kellerfalte verber- sie sich ganz auf die Stillmode konzentrieren kann. Fortsetzung Probewohnen mit gen sich zwei senkrechte Schlitze, die der Mutter Monitoring im Kieler Wissenschaftspark das Stillen ihres Babys gestatten. Ganz unkompli- Die sorgfältige Recherche der Designerin hat aber ziert, diskret und deshalb überall. noch ein weiteres Problem offen gelegt: Stillende Ursprünglich hatte sie diesen Schnitt entwickelt, Mütter stoßen in der Öffentlichkeit noch immer um damit OP-Hemden für Kaiserschnittpatien- auf eine nicht zu unterschätzende Ablehnung. tinnen neu zu gestalten und den frischgebackenen Neben der gesellschaftlichen Akzeptanz fehlen Müttern die ersten Tage im Krankenhaus zu er- überall einfache Rückzugsräume, die stillenden leichtern. Das ist mehr als zwei Jahre her. Inzwi- Müttern das Leben leichter machen würden. Auf- Ein Auszug aus dem Pressespiegel schen hat sich viel getan. Sie hat nicht nur mit grund dieses Wissens möchte die Muthesius Kunst-

Deutschlandfunk, 22.1.20: stillenden Müttern, sondern auch mit Ärzt*innen, hochschule jetzt mit dem Projekt „Stillräume in der http://www.deutschlandfunk.de/ressourcenschonend-bauen-stroh-holz-lehm-haus.697.de.html?dram:article_id=468608 Pflegepersonal, Hebammen, Mütterberatungs- KielRegion“ Abhilfe schaffen. Sat1, 21.1.20: stellen, Gleichstellungsbeauftragten, Produ- http://www.sat1regional.de/zero-waste-space-kieler-studierende-bauen-haus-aus-wiederverwertbaren-materialien/ zent*innen von Krankenhaustextilien und dem Wir sind sehr stolz darauf, dass Janet Perozo mit Kieler Express 8.2.20: einschlägigen Einzelhandel gesprochen. Durch ihrer Idee so weit gekommen ist und werden auch http://www.kielerexpress-online.de/allgemein/nachhaltigkeit-mit-haeufchen-am-haeuschen/ diese Kontextanalyse konnten die Bedürfnisse der in Zukunft begleitend an ihrer Seite stehen. Kieler Nachrichten, 14.1.20: Nutzerinnen optimal in die Produktgestaltung ein- 18 http://www.kn-online.de/Kiel/Kiel-Sabine-Schlueter-entwirft-an-der-Muthesiusschule-eine-Zero-Waste-Space bezogen werden. https://www.instagram.com/_perozo_/ 19 TRANSFER PROJEKTE

Unsichtbares sichtbar machen ACO + MKH = ACO x MUID H20 Kerstin Abraham vertieft während ihres Innovations- Am Semester- und Transferprojekt ACO x MUID Vorher wurden die Entwürfe aber natürlich vor- semesters ein Projekt zur Entwicklung der ersten H20 nahmen das 3. und 4. Semester Industriedesign sorglich geschützt: das Projekt „Rainwall“ von wahrnehmungsästhetischen Farbskala für die Keramik unter Anleitung von Prof. Martin Postler und dem Louisa Pankow, Natalie Rodrigues und Anna Ulmer, Berliner Industriedesigner und Lehrbeauftragten ist zurzeit in der EU-Patentanmeldung. Für die Mirko Ihrig teil. beiden Teams „Greendrain“ mit Lara Bache, Mats Der Transferpark begleitet erstmals ein an- te in den Vordergrund stellt und in analogen Die Zusammenarbeit war so erfolgreich, dass Ludwig und Jette Sterling sowie „Origin Ocean“ wendungsorientiertes Projekt aus der Freien Proben ordnet. Die notwendigen technolo- unser Kooperationspartner, die Firma ACO Seve- mit Peer Kohlmorgen, Arvid Riemeyer und Meret Kunst. Professorin Kerstin Abraham hat im gischen Wissensanteile sind enthalten, rin Ahlmann GmbH & Co. KG, drei Projekte aus- Wacker wurde ein Designschutz angemeldet. Oktober 2019 den Think it* Raum im Mu- treten aber in der Ordnungshierarchie in die wählte und zur Ausstellung des Architekten- und thesius Transferpark bezogen, um das von zweite, digital verfügbare Reihe. Gestalteri- Planer-Tag in Büdelsdorf präsentierte. Veranstaltet Wir sind stolz auf unsere Studierenden und be- ihr konzipierte Projekt MAPPING THE sche Vorgehensweisen, die Arbeitsfarben von dem renommierten Architekturmagazin AIT, glückwünschen die Mitglieder der drei Teams. COLOURS weiterzuentwickeln, das den und Glasuren lediglich über die Systematik bot die Veranstaltung unseren Studierenden ein Natürlich werden wir weiterhin mitfiebern, alle Aufbau des ersten umfassenden europäischen technologisch bedingter Effekte – gewisser- hochkarätiges Forum von Expert*innen aus ganz Daumen drücken und sind sehr gespannt wie es wahrnehmungsästhetisch organisierten Ma- maßen im „blinden Bereich“ – auswählen, Europa. weitergehen wird. terialarchivs für farbige keramische Ober- haben zwar theoretisch eine unendliche An- flächen zum Ziel hat. zahl von Kombinationsmöglichkeiten, doch sie können niemals das künstlerische Poten- Um ihren innovativen Ansatz nachvollzie- zial, die Autonomie der Farbe ausschöpfen, hen zu können, muss man, wie Abraham wie sie den an der visuellen Wahrnehmung erläutert, zunächst verstehen, „dass Ge- orientierten Farbtheorien der Künstler*innen stalter*innen, die mit keramischen Farben innewohnt.“ arbeiten, nicht sehen, was sie tun. Denn Dieses Archiv wird sich nicht nur an Künst- keramische Farbe existiert zunächst nur in ler*innen richten. Es profitieren vor allem unbunten Rezepturen, ihr Erscheinungs- Architekt*innen und Designer*innen, deren bild entwickelt sich erst, wenn sie in Glasur Ausdrucksmöglichkeiten auf keramisch-far- ausgeschmolzen ist. Bislang ist die Zube- bigem Gebiet signifikant erweitert werden: reitung keramischer Farben nur in einer Denn die für sie bisher hauptsächlich erreich- naturwissenschaftlich-ingenieurtechnischen baren handelsüblichen, konfektionierten Systematisierung zugänglich, die, um ver- Farbtöne bilden nur einen verschwindend ständlich zu sein, intellektuell vollzogen kleinen Teil der möglichen Vielfalt kerami- werden muss und spezielle Handlungsweisen scher Farben und ihrer Ausdrucksmöglich- vorgibt.“ Zwischen der durch ein techno- keiten ab. Eine frühzeitige Einbeziehung logisches Verfahren definierten Farbe und von wirtschaftlich tätigen Unternehmen ist der Farbe, die ein späterer Betrachter sieht, geplant. Die Forschungsergebnisse sind für liegt ein gestalterischer Prozess. Kerstin die Bauindustrie, den Gastronomiebedarf Abraham möchte nun ein Materialarchiv sowie andere Keramikfirmen und Farbpro- aufbauen, das – wie sie in ihrer Projekt- duzent*innen und die Kreativwirtschaft (um skizze beschreibt – „in seiner grundstän- nur einige zu nennen) von Bedeutung. Sie digen Ordnungsstruktur nicht mehr nur alle dürften auch an einer Verifizierung der chemisch-physikalischen Kriterien folgt, Materialproben für ihre jeweiligen Techno- Passend zum Tagungsmotto (RE)CONNECTING kuratierten die Veranstalter eine Ausstellung mit sondern visuell-haptische, materialästhetische logien interessiert sein. Best practice Beispielen für urbane Transformationen. Mit dabei: Drei Konzepte unserer Studierenden. 20 und damit wahrnehmungsästhetische Aspek- 21 TRANSFER VERANSTALTUNGEN

Stadt auf Augenhöhe

Tina Saaby und Frauke Gerstenberg sprechen bei Design for debate #3 über eine menschengerechte und visionäre Stadtplanung

Wir befinden uns mitten im Kieler Winter. Am 11. Wohlbefinden zu fördern. Sie ermöglichen den Dezember 2019 ist es eisig und das Sonnenlicht ver- Stadtbewohner*innen gegenseitige Blickkontakte abschiedet sich bereits um 16:30 Uhr. Zwei Stunden und stärken das gesellschaftliche Zugehörigkeits- später ist es stockfinster. Trotzdem: Jeder einzel- gefühl. Sie befürwortet Architektur, die den Auf- ne Stuhl, selbst einer, der noch schnell in die letzte enthalt im Freien fördert und berücksichtigt bei Ecke gequetscht wurde, von der aus man kaum et- der Führung von Wegen und Straßen stets die was sehen kann, ist besetzt. Zusätzlich stehen Men- menschliche Sichtachse. Die Architektin verlangt schen an den Seiten des Raumes und blicken gen nach sauberer Luft zum atmen, der Begrünung Rednerpult. Wer ihr Interesse so sehr schürt? Die tristloser Betonwüsten und nach öffentlichem, par- gemeinsamen Gäste der Raumstrategien und des tizipativem Raum. Die Komplexität der städtebau- Muthesius Transferparks, Tina Saaby und Frauke lichen Planung wird bei ihr durch die gestalterische Gerstenbergmit ihrem Thema „Feeling the city – Diversität abgelöst: Sonnenplätze, urbane Gemein- How do we create cities for and with people“. schaftsgärten, aufregende Fahrradrouten, welche die gesamte Stadt durchziehen und dieser sogar Passend zu den aktuellen Umbaumaßnahmen in zu einem ganz eigenem Ausdruck verhelfen. der Kieler Innenstadt mischt sich Design for debate Gebannt von Saabys leidenschaftlichem Vortrag an diesem Abend in das Thema der Stadtplanung herrscht konzentrierte Stille als die nächste Rednerin und -entwicklung ein. Saabys und Gerstenbergs nach vorne tritt. Ansätze und Methoden unsere urbanen Lebensräume zu gestalten, sind alles andere als konventionell. Auch Frauke Gerstenberg aus dem raumlabor Berlin Sie stellen ungewöhnliche Fragen und beantworten schafft durch ihre raumstrategischen Interventionen Oben: Frauke Gerstenberg zeigt diese aus ihrem gestalterischen Kontext heraus auf einen neuen Blickwinkel auf Stadträume. In ihren wie sich Stadträume beleben lassen. ganz eigene Weise. Einzelprojekten wertet sie bereits vorhandene, Tina Saaby hat zehn Jahre lang als Kopenhagener aber kaum genutzte Architekturen auf. Sie erweckt Links: Die Architektin Frauke Stadtarchitektin gearbeitet und der Stadt zu ihrem unbelebte Geisterhäuser zu partizipativen Oasen Gerstenberg vom raumlabor Berlin heutigen Erscheinungsbild verholfen. Sie plädiert des Wissensaustausches und Miteinanders. In ist seit SoSe 2019 Gastprofessorin dafür, Städte für die Menschen und ihre Bedürf- ihrem Schaffen spielt der Mut zum Experiment an der Muthesius Kunsthochschule. nisse zu bauen. Anstelle von modernistischer Op- und zum Zufall stets eine wichtige Rolle. Er sorgt timierung und Planung des Stadtraumes, setzt sie für den nötigen Freiraum um Neues und Unerwar- Rechts: Tina Saaby war zehn den Fokus auf zeitgemäße Architektur, die unsere tetes entstehen zu lassen. So wird der Trans- Jahre lang die Stadtarchitektin Sinneserfahrungen und unser Raumempfinden formations- und Entwicklungsprozess zu einem von Kopenhagen. einbezieht. Schließlich riechen, schmecken, sehen wichtigen Bestandteil einer jeden umbaulichen und empfinden wir unsere Umwelt im Alltag anstatt Maßnahme für eine menschenfreundlichere Stadt. sie gedanklich zu analysieren. Diesen Perspektiv- wechsel vom Denken zum Fühlen veranschau- Die Kreation von positiv erlebbaren Stadträumen licht Saaby an praktischen Beispielen: Häuser mit fesselt das Publikum mindestens ebenso wie die großen Fensterfronten lassen genügend Tages- beiden Vortragenden selbst. Natürlich gibt es jetzt 22 licht ein, um Endorphine auszuschütten und unser Fragen über Fragen. Moderiert von Prof.in 23 TRANSFER VERANSTALTUNGEN

Sandra Schramke diskutieren Stadtvertre- Für die Studierenden der Raumstrategien tende, Studierende, Professor*innen und geht es gleich am nächsten Tag weiter. Auf Bürger*innen mit den Rednerinnen. Auch der Suche nach neuen Lösungsmöglichkeiten Angesagt, abgesagt, wenn sich das Thema auf weitere Städte für die Entwicklung der Kieler Innenstadt übertragen lässt, sind sich alle einig, dass ist die komplette Masterklasse für das ge- Kiel über ungenutzte Potenziale verfügt, samte Wintersemester 2019 in einen Leer- die es auszubauen gilt. Von der Stimmung stand der Flämischen Straße gezogen. Im aber nicht auf Eis gelegt her hätte der Abend noch mal so lang sein labor 2042 forschen sie nach Konzepten können, aber irgendwann geht es dann doch und einer zukünftigen Vision von Kiel. Aber Priv.-Doz. Dr. med. Axel Fudickar spricht über Evidence Based inspiriert und motiviert zurück in die kalte das ist schon wieder eine andere Geschichte. Nacht. Design und Neuroästhetik Wer den Abend verpasst hat, kann die beiden Vorträge auf transferpark.de noch mal nach- hören. „Im Allgemeinen ist man sich darüber einig, dass gelegt, die die Studie aufgreift und untersucht. In Kunst im Krankenhaus und in Arztpraxen schöner Zusammenarbeit mit Prof.in Almut Linde, in deren ist als weiße Wände. Darüber, welche Kunst der Semesterprojekt Exponate für Patient*innenzimmer Heilung förderlich sein soll, herrscht aber Uneinig- im Klinikneubau des UKSH entstanden waren, kam keit. Sind es Werke, die das Leiden des Patienten schnell eine Auswahl zusammen, die die Studieren- reflektieren und verständlich machen oder eher den der Forschung zur Verfügung stellen. Eine wei- schöne Landschaftsbilder, die eine erholsame Ab- tere Motivreihe steuerte die Kunsthalle zu Kiel bei. lenkung von der Erkrankung möglich machen? Ist eher abstrakte oder gegenständliche Kunst Nun sind wir gespannt auf die Ergebnisse. Rund geeignet für Patientenzimmer und andere Räume 250 Personen lässt Axel Fudickar befragen: je ein im Krankenhaus? Und wer soll darüber entscheiden, Drittel Ärzte und Ärztinnen, Schmerzpatient*innen welche Kunstwerke ins Patientenzimmer kommen?“ und Palliativpatient*innen. Und den Vortrag, der So hätte er angefangen, der Vortrag, den Privat- auch einen Überblick über den Stand der Forschung dozent Dr. med. Axel Fudickar für das Finale gibt, möchten wir natürlich immer noch anbieten. unserer Ausstellung „Das klinische Bild – Atmo- Im Moment – Anfang April – denken wir über eine sphäre beflügelt Genesung“ in der Medizin- und Onlineversion nach. Oder wir holen die Veranstal- Pharmaziehistorischen Sammlung vorbereitet tung live nach, wenn es wieder geht. Wie auch hatte. Aber das war vor dem pandemiebedingten immer: Wir sagen Bescheid! Diese Frage versuchen nicht nur die Politi- Unsere Studierenden der Masterklasse der Lockdown. ker*innen und Mitarbeiter*innen der Stadt Raumstrategien hatten sich in der Flämischen zu beantworten. Unsere Studierenden lie- Straße der Kieler Innenstadt eingerichtet. Der Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und ßen sich bei der Beantwortung von Frauke Die Konzepte, die im Labor 2042 entstan- Operative Intensivmedizin (Komm. Direktor: Prof. Gerstenberg und Tina Saaby inspirieren. den sind, präsentieren wir in der nächsten Dr. med. M. Steinfath) am UKSH, Campus Kiel be- Ausgabe. fasst sich seit einiger Zeit mit Evidence Based Art, einem Teilbereich des Forschungsgebiets Evidence Based Design. Angeregt von der Ausstellung war er im vergangenen Jahr auf den Transferpark zu- gekommen. Für eine erste Studie zur Wirkung von Kunst und Ästhetik auf Menschen in Klinik- räumen und -umgebungen waren Bildmotive ge- sucht, die den Probanden vorgelegt werden können. Mit seiner Anfrage rannte Axel Fudickar offene Türen bei uns ein, hatten wir doch der Ausstel- Welche Art von Motivik hilft Ihnen, um zu gene- 24 lung mit „Kunst hilft heilen“ eine These zugrunde sen? – Ein Blick in die Ausstellung. 25 TRANSFER UNTERWEGS

Die Welt neu denken Für Inge Schröder hat das Bauhaus absolut nichts von seiner Bedeutung verloren

Weimar, Berlin, Dessau. Zum 100 jährigen Jubiläum des Bauhauses, begaben sich Prof.in Bettina Möllring, ihre Studierenden und Inge Schröder im November 2019 zu den Bühnen der berühmten Kunstschule. Die drei Städte und ihre Museen machten den Zeitgeist und die Gedankenwelt lebendig. Das Interessanteste ent- deckte unsere wissenschaftliche Leiterin jedoch jenseits von ikonischen Designerstücken und Kompositionen.

Du warst mit einer kleinen Das waren vier Tage lang „Bauhaus-total“: Zuerst waren wir in der Gruppe von Designer*Innen und Bauhaus-Ausstellung in der Berlinischen Galerie in Kreuzberg. Designstudierenden für vier Tage Dann fuhren wir weiter nach Dessau, um die Bauten von Gropius, lang auf Bauhaus Exkursion. Was die Meisterhäuser und das Bauhaus-Museum zu besichtigen. An- genau habt ihr euch angeguckt? schließend ging es ab nach mit dem alten Schulgebäude, dem Haus am Horn und dem dortigen Bauhaus-Museum – das Pro- gramm war voll! Das war anstrengend, wurde aber durch unendlich viele neue Informationen, Eindrücke und Einsichten belohnt.

Was für Einblicke waren das? Hinter dem Bauhaus steckt viel mehr als die berühmten Namen von Protagonisten und Vordenkern wie Gropius, Mies van der Rohe oder Kandinsky. Das Bauhaus war interdisziplinär, international und sehr vielfältig. Ich verstehe jetzt viel besser, welche Bedeutung Zu Tisch mit Kiels Wirtschaft diese Ideenschule, dieses Experimentierfeld für Kunst, Design und Gestaltung bis heute hat. Was da in Weimar entstand und in Dessau fortgesetzt wurde, war eine völlig neue, pluralistische Aus- und Wissenschaft bildung für Künstler*innen und Gestalter*innen, eine Kombination aus Lehre, Praxis und Forschung: die Ermutigung und Befähigung Am 12. November 2019 waren wir einge- Muthesius Transferpark mit Frank Wede- von jungen Menschen zu experimentieren, zu entwerfen und Gren- laden, beim Kieler Salon unter dem Titel meyer von der ACO Gruppe in Büdelsdorf. zen zwischen Kunst, Gestaltung und Handwerk aufzulösen. In nur „Design als Impulsgeber für Innovations- Das Publikum an den weiß gedeckten 14 Jahren wurde etwas bewegt, das heute, ein Jahrhundert später prozesse in Unternehmen – aktuelle Ko- Tischen lernte von Inge Schröder unsere nichts von seiner Bedeutung verloren hat: Es braucht einen offenen operationsprojekte der Muthesius Kunst- Herangehensweise kennen. Bettina Möllring Umgang mit Methoden und Ideen, um die Welt neu zu denken. hochschule“ einen Einblick in unsere Arbeit und Frank Wedemeyer zeigten beispielhaft zu geben. Der Kieler Salon ist eine Koope- an den Transferprojekten mit dem Kieler Es ist bekannt, dass die Student*in- Ja, genau. Baut man immer nur auf Bekanntem und Bewährtem auf, ration von Wirtschaft, Wissenschaft und Traditionsunternehmen ELAC Electroacustic nen des Bauhauses als erstes dar- kann nichts von Grund auf Neues entstehen. Das heißt nicht, dass Kultur zur Initiierung neuer Ideen, Pro- GmbH sowie mit ACO, wie eine Koopera- in unterrichtet wurden, wie man man immer ganz von vorne anfangen muss. Das heißt auch nicht, jekte und Grundlagen, das regelmäßig im tion mit der Muthesius Kunsthochschule etwas verlernt, sich von gängigen dass alles Vorhandene abgeschafft und vernichtet werden muss. Es 4-Sterne Hotel Kaufmann in Kiel stattfin- aussehen kann – und warum es sich lohnt, Konventionen befreit. War gerade heißt aber, dass man sich auf die Unsicherheit des Neuen und Unbe- det. Die Einladung war für uns ein schönes auch junge Designer*innen früh in Entwick- das die Basis für das revolutionäre kannten einlassen muss. Dazu gehört vor allem Mut und Vertrauen Zeichen, als Akteur der Kieler Innovations- lungsprozesse miteinzubeziehen. Damit Schaffen? Könnte man sagen, dass in den Prozess. Man darf nicht aufgeben, wenn man zu scheitern community wahrgenommen zu werden. Das war für gehaltvollen Gesprächsstoff beim die unüblichen Herangehensweisen droht. Gestalter*innen begreifen das Verwerfen als unverzichtbaren Podium teilten sich an diesem Abend Inge anschließenden Menü gesorgt. und Lehrmethoden die Grund- Teil des Prozesses, als Wende- und Ausgangspunkt für die Weiter- Schröder und Prof.in Bettina Möllring vom voraussetzung für den Erfolg des entwicklung. Hat man aus seinen Fehlern gelernt, kann man sie 26 Bauhauses waren? verbessern. Offenheit, Experimentierfreudigkeit, sowie die 27 TRANSFER UNTERWEGS

Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen und der Mut zur Radikalität waren die Voraussetzung dafür, dass neue Materialien und ihre neuartige Zusammenstellung erprobt werden konnten. Diese neuartigen Materialen ermöglichten wiederum neue Formen und Bauweisen und so weiter und sofort.

Die neue Designauffassung des Die Denk- und Heransgehensweise von Designer*- Bauhauses, Kunst und Handwerk innen ist prädestiniert dafür, weil sie Zukünfte zu vereinen und diese in das all- neu denken. Ob Mobilität, Welternährung oder tägliche Leben der Bevölkerung Energie- und Ressourcenwende, überall liefern zu integrieren, führte damals zu Designer*innen richtungsweisende Gestaltungsim- weitreichenden Veränderungen. pulse. Zum Beispiel für neuartige Produkte, Pro- Nicht nur im Design, sondern weit zesse und vor allem auch Konzepte. Wenn ich mir darüber hinaus. Die neue Design- die Themenstellungen von studentischen Projekten auffassung hat sogar Probleme oder Thesen ansehe, so schwingen gesellschaft- wie die Wohnungsnot gelöst. Wie liche Relevanz und Zukunftsfestigkeit fast überall siehst du das für heute? mit. Der Transferpark fördert den Nun, der Austausch, den wir unterstützen wollen, Kunst trifft Wissenschaft Austausch zwischen der Muthesius ist ja kein Selbstzweck, sondern beruht darauf, dass Kunsthochschule, Gesellschaft beide Seiten davon profitieren können, indem sie und Wirtschaft. Was nimmst neu und anders denken. Wenn wir unsere Zunkunft Beim 12. Forum Wissenschaftskommunikation drehte sich du von der Exkursion für deine gestalten wollen, brauchen wir innovative Ideen. alles um Wissenstransfer über Tellerränder hinweg Arbeit mit? Nicht nur im engeren Sinne von Produkt- oder Prozessinnovationen, sondern auch im Sinne von Einmal im Jahr treffen sich Kommunikator*innen, Entscheider*innen und Wissenschaftler*innen von Konzeptinnovationen. Die brauchen für ihre Ent- Hochschulen und Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum zum Forum Wissenschaftskom- stehung das Experiment, die Zusammenarbeit und munikation. Es ist die größte Fachtagung dieser Art, ausgerichtet von Wissenschaft im Dialog, WiD, die Offenheit. Und gelegentlich auch Radikalität. der Organisation für Wissenschaftskommunikation in Deutschland. Das 12. Forum fand vom 10. bis 12. In der Innovationsforschung ist heute der Begriff Dezember 2019 in Essen statt. Klar, dass der Schwerpunkt „Kunst trifft Wissenschaft“ aus unserer Sicht der Cross-Innovation sehr en vogue; er meint die besonders zog. Susanne Kollmann, Koordinatorin für Sichtbarkeit und Netzwerke im Transferpark, war Entwicklung neuer Ideen und Konzepte aus dem neugierig, welche Potenziale andere darin sehen und stürzte sich in das Programm aus Vorträgen, Panels, Zusammenbringen unterschiedlicher fachlicher Workshops und Best-Practice-Sessions – Networking und Einblicke in neue Trends und Strategien inklusive. Perspektiven. Wenn man sich mit dem Bauhaus aus- einandersetzt, kann man schnell feststellen, dass Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Reise in die verabschieden, dass Kunst das Gegenteil von Cross-Innovation so neu nicht ist. Der Geist des ehemalige Kohlemetropole hat sich in jeder Hin- Wissenschaft ist.“ Künstler*innen stellen einfach Bauhauses, die Idee, sich von vermeintlich Bewähr- sicht gelohnt. Zu allererst, weil sich mal aus ganz nur ganz andere Fragen an ein Thema als Wissen- tem zu verabschieden, neue Prozesse zu wagen und anderen, überaus heterogenen Perspektiven zeigte, schaftler*innen, so der Gründer der „Science Grenzen aufzulösen, ist hochaktuell … Das sehen dass der Muthesius Transferpark mit seinem trans- Gallery“ am Trinity College in Dublin und Grün- wir an der Muthesius Kunsthochschule und darum disziplinären Konzept des Wissenstransfers aus dungsdirektor des Münchener Museumsprojekts treibt diese Idee auch unsere Arbeit an. der Kunsthochschule in Wirtschaft und Gesell- „BIOTOPIA“. Er weiß aus Erfahrung, wenn Kunst schaft und umgekehrt ganz auf der Höhe der Zeit und Wissenschaft sich verbinden, wird eine neue ist. Zwei Inspirationen aus dem prallen Programm Form der Vermittlung von Wissen möglich: seien hier herausgegriffen. Sie kann Menschen aus ihrer Komfortzone her- auslocken, indem sie neue Sichtweisen anstößt. Gleich zum Auftakt forderte Michael John Gorman Um das volle Potenzial beider Welten auszuschöp- 28 in seiner Keynote: „Wir müssen uns zunächst davon fen, darf sich die Kunst aber nicht in den Dienst 29 TRANSFER UNTERWEGS TRANSFER + CORONA

der Wissenschaft stellen, beide müssten sich mitten in der Gesellschaft positionie- auf Augenhöhe miteinander agieren. „Wir ren – je nachdem wie stark sie sich gesell- müssen Räume schaffen, in denen sich die schaftlich engagieren können oder wollen. verschiedenen Disziplinen verbinden kön- Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Ge- nen. Diese Verbindung als offenen demo- neralsekretär des Stifterverbands, sieht in kratischen Prozess umzusetzen, ist eines der Third Mission eine „natürliche Weiter- der großen aktuellen Themen. Für ein entwicklung von Forschung im öffentlichen gemeinsames Verständnis brauchen wir Raum“. Er wünscht sich eine deutlich nach- Vermittler zwischen den unterschiedlichen frageorientierte Wissenskommunikation, Kulturen.“ In Deutschland ist da noch reich- die zuhört und sich mit ihren Formaten lich Luft nach oben, stellte er fest. Hier daran orientiert, was die Gesellschaft inter- wird noch viel zu sehr in getrennten Räu- essiert. Auch hier ging es um eine veränderte men agiert. Es ist also auch eine Frage der Haltung, die Podiumsteilnehmer*innen Haltung, mehr aufeinander zuzugehen und sprachen sogar von einem Paradigmenwech- disziplinäre Grenzen zu überwinden. sel. Weg von einer Kommunikation, die den Menschen erklärt, was sie zu interessieren Eine perfekte Ergänzung war das Panel hat, hin zum Dialog mit der Gesellschaft. „Third Mission und gesellschaftliche Ver- antwortung“ am letzten Tag. Mit Third S.29 und Unten: Wissenschaftskommu- Mission sind alle Aktivitäten einer Hoch- nikation aus Stein und Schacht: Essens schule gemeint, die im Kontext von For- Wahrzeichen, das Weltkulturerbe Zeche Muthesius - So was von da! schung und Lehre stattfinden, aber nicht Zollverein, ist heute ein Denkmal für In- Forschung und Lehre sind. Dazu zählen we- novationen des 19. und 20. Jahrhunderts. sentlich Fortbildung, Wissenstransfer sowie Rem Kohlhaas‘ Museumsneubau macht Wie die große Mehrheit im Land arbeiten auch Diese Prozesse begleiten wir vom Transferpark Internationales, Diversität und gesellschaft- regionale Sozialgeschichte und Naturge- wir seit Mitte März überwiegend im Homeoffice. gerne und unterstützen da, wo Ihr und Sie es liche Verantwortung. Mit ihren Aktivitäten schichte erlebbar. Aber auch und gerade in dieser Zeit der Pandemie braucht. Das kann Organisatorisches sein, Recher- auf diesen Feldern können Hochschulen können wir zeigen, was Designer*innen und Künst- che, Logistik, Vernetzung und die Unterstützung ler*innen können: Die richtigen Fragen stellen. bei Umsetzungen. Wir haben einen Workspace Dinge anders denken. Die Gesellschaft besser ma- „Muthesius – So was von da!“ auf incom eingerich- chen. Gegenwart und Zukunft (mit)gestalten. Wir tet. Alle, die incom nicht nutzen, bitten wir um können uns stärker wieder miteinander verbinden, eine kurze Nachricht an [email protected], nach innen und außen Zeichen setzen, auch fürein- dann bauen wir einen zusätzlichen Info-Verteiler ander sichtbar bleiben. auf. Unabhängig davon unterstützen wir jede*n von Euch mit Rat und Tat, der*die Unterstützungs- und Wie kann das aussehen? Es kann Wissenskommu- Hilfsmaßnahmen beantragen möchte, die es der- nikation zu relevanten Themen sein oder Motiv- zeit von der Bundesregierung, dem Land SH und serien, die visualisieren, was uns stärkt oder eine den Berufsverbänden gibt. Kampagne für Solidarität, die wir der Landesregie- rung schenken oder Visionen für unsere Städte An ersten Ideen wird inzwischen gearbeitet. Wir und Dörfer „danach“ oder ein Hilfenetzwerk für freuen uns über weiteres Feedback per Mail, Tele- Designer*innen und Künstler*innen oder alles fon, Zoom, Postkarte ... zusammen oder noch was ganz anderes - da fällt Euch/ Ihnen ganz sicher selbst genug ein. Lasst Alle Kontakte finden Sie/ findet Ihr auf der nächs- uns darüber zusammen nachdenken oder schließt ten Seite. Euch zusammen - was immer am besten funktio- niert. Hauptsache, wir halten uns gegenseitig auf 30 dem Laufenden. 31 Das Team des Muthesius Transferparks

Prof. Dr. Bettina Möllring Tobias Gehrke Projekteitung Technischer Leiter [email protected] [email protected] +49 (0)431 5198 427 +49 (0)162 248 74 06

Priv.-Doz. Dr. Inge Schröder Susanne Martens Wissenschaftliche Leiterin Finanzen und Personal [email protected] [email protected] +49 (0)172 420 23 08 +49 (0)162 246 15 84

Anke Müffelmann Tanja Lücker Koordinatorin Öffentlichkeitsarbeit und [email protected] Veranstaltungsmanagement +49 (0)162 245 83 98 [email protected] +49 (0)172 840 15 96 Susanne Kollmann Koordinatorin und Diversitäts- beauftragte Noch mehr Informationen gibt es hier: [email protected] transferpark.de +49 (0)152 574 825 03 instagram.com/muthesiustransferpark

Impressum Text Gestaltung Anke Müffelmann Susanne Kollmann Tanja Lücker S. S.16 Herausgeber S. 5-11, 17-18, 25-26, 29-31 Janet Perozo Muthesius Transferpark Tanja Lücker Bildnachweise S. 19 Grasweg 4-6 S. 13, 23-24, 27-28 Sören Herber Louise Preuss 24118 Kiel Anke Müffelmann S. 4-11, Titelbild S. 25 S. 4, 16, 21 Susanne Kollmann Die jeweiligen Ur- [email protected] Inge Schröder S. 24, 26, 29, 31 heberinnen der Tel. 0152.574 825 03 S. 19, 20, 27-28 Tanja Lücker gezeigten Projekte S. 18, 22, 24, 31 S. 12-15

T