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20 Siegener Zeitung Sport Montag, 8. Oktober 2018 t „Ein Großer ist gegangen“ Ein Hauch von Indian Summer Trauer um Box-Legende Mildenberger / Grandioser Kampf gegen Ali AUE-WINGESHAUSEN Traumhafte Bedingungen für 442 Starter beim Rothaarlauf des TSV dpa Kaiserslautern. Der deutsche Runden, konnte dem Druck des hausho- Boxsport hat innerhalb von nur vier Ta- hen Favoriten letztlich aber nicht stand- gen zwei ganz Große verloren. Nach dem halten. Der britische Ringrichter Teddy tragischen Unfalltod des Ex-Weltmeis- Waltham brach den Kampf ab, als der ters Graciano Rocchigiani (54) auf einer Herausforderer nicht mehr verteidi- Schnellstraße auf Sizilien starb der frü- gungsfähig war. Ali adelte den Deutschen here Europameister und Muhammad- hinterher als „zweitschnellsten Schwer- Ali-Gegner Karl Mildenberger im Alter gewichtler der Welt und am besten aus- von 80 Jahren. „In dieser kurzen Zeit – sehenden weißen Boxer“. Wer der wir sind sehr traurig“, sagte Thomas Schnellste und Schönste war, stand für Pütz, der Präsident des Bundes Ali natürlich außer Frage. Es sei sein Deutscher Berufsboxer (BDB), sehr be- „schwerster Kampf seit dem Titelgewinn troffen über den schweren Verlust. Mil- gegen Sonny Liston“ gewesen, meinte er. denberger starb am Freitag in seiner Hei- Am Ring saßen in Frankfurt unter an- matstadt Kaiserslautern in einem Hospiz. derem Ex-Weltmeister Max Schmeling „Ein Großer ist gegangen. Mit dem sowie die Schauspieler-Weltstars Jean- Kampf gegen Ali hat er sich einen Platz Paul Belmondo und Ursula Andress. „Ich in der Box-Geschichte gesichert“, sagte bin stolz darauf, mit Muhammad Ali im Verbandschef Pütz. Die Niederlage im Ring gestanden zu haben. Das war die WM-Titelkampf am 10. September 1966 Krönung meines Lebens“, hatte Milden- im Frankfurter Waldstadion durch Ab- berger erklärt, der sich zwei Jahre zuvor bruch in der zwölften Runde gegen The den Europameistertitel im Schwerge- Greatest machte ihn berühmt und sport- wicht erkämpft hatte. 1967 stand er sogar lich unsterblich. Mildenberger war zwei- an der Weltranglisten-Spitze, nachdem mal am Boden, leistete aber großen Wi- Ali der Titel wegen Wehrdienstverweige- derstand gegen Ali, dem die Rechtsaus- rung aberkannt worden war. 1968 trat er lage des Pfälzers überhaupt nicht passte. mit 31 Jahren zurück. Sein Weggefährte 30 000 Zuschauer waren aus dem Häus- Jürgen Blin aus Hamburg, später eben- chen und feierten ihren „Milde“ stür- falls Europameister, meinte über Milden- misch als Vize-Weltmeister. „Wohl selten berger: „Der Mann war eine Granate.“ Wer macht die schönste Siegerpose im Gefühl des sicheren Sieges etwa 900 Meter vor dem Ziel? Timo Böhls Lächeln (links) wirkte nach wurde ein k.o.-geschlagener Boxer im Zuletzt war der Ali-Gegner nach einer 27 Kilometern gequält, weil er sich über Krämpfe beklagte. Die sowieso immer fröhliche Franziska Espeter (Mitte) hatte als Siegerin Triumphzug auf den Schultern aus dem Knie-Operation auf den Rollstuhl ange- über 15 Kilometer ihr gewohnt erfrischendes Lächeln aufgesetzt. Und Jonas Winkel (rechts) Gesamtsieger auf dieser Distanz freute sich Ring getragen“, schrieb die „Frankfurter wiesen und wurde von seiner Frau Mi- über seinen ersten Tagessieg beim AOK-Rothaar-Cup. Fotos (4): jb Neue Presse“ (FNP) damals und attes- riam aufopferungsvoll betreut. Nach sei- sich für die ganz lange Strecke von 28 Kilo- Richtung Ziel noch von Jurij Propp (TuS tierte dem krassen deutschen Außensei- ner Karriere ging vieles, was er anpackte, metern mit Start am Albrechtsplatz oder Erndtebrück) und Tobias Schmechel (TuS ter eine „Bravourleistung“. schief. Als bei der Stadt Kaiserslautern Die Gesamtsieger über aber für die immer noch lange Strecke von Deuz) überholt. Im Ziel hatte Böhl nach In seiner zehnjährigen Box-Karriere angestellter Schwimmmeister ging der 28 Kilometer waren Timo 15 Kilometern mit Start bei Jagdhaus ent- 1:42:51 Stunden ca. 4:30 Minuten Vor- zwischen 1958 und 1968 bestritt Milden- einstige Box-Champion mit 65 Jahren in schied. Zu beiden Startpunkten richtete sprung auf Propp, dem wiederum Schme- berger 62 Kämpfe, von denen er 53 ge- Rente und lebte danach zurückgezogen Böhl und Anna Schneider der Veranstalter wie immer einen Zubrin- chel nur 21 Sekunden später folgte. Der wann. Für seinen Kampf gegen Ali kas- in seinem Haus in Hohenecken. Im No- sowie über 15 Kilometer ger per Bus ein, der anschließend die nicht Sieger kämpfte auf den letzten Kilometern sierte er 220 000 Mark. Mildenberger ver- vember 2017 hatte Mildenberger seinen benötigten Kleidungsstücke der Läufer zu- gegen Krämpfe an und biss sich ins Ziel. buchte mehrere Treffer, gewann zwei 80. Geburtstag gefeiert. Jonas Winkel und Franziska Espeter. rück nach Wingeshausen brachte. Auch Die Schnellste unter den 22 Frauen war das gehört zu dem Service einer durch- Anna Schneider (TuS Deuz) in 2:05:26 dachten Organisation. Stunden. Sie hatte dabei sechs Minuten jb t Die 46. Auflage des Rothaar- Das Wetter und die Bedingungen waren Vorsprung auf die erfahrene Extremläufe- Waldlaufs, den der TSV Aue-Wingeshau- zwar herrlich bei 21 Grad, leichter wurden rin und Vorjahressiegerin Carmen Otto sen in der gewohnten Form mit all seiner die Strecken mit einigen schweren und aus Kirchhundem. Schneider tauchte übri- Routine und vielen Helfern ausrichtete, nicht ganz so schweren Anstiegen den- gens nach längerer Zeit noch einmal bei war an diesem Wochenende eine echte Al- noch nicht. Besonders merkte man dies bei einer heimischen Veranstaltung auf, weil ternative zum Kölner Marathon, für den Timo Böhl, der seinen Sieg von 2017 auf sie eine Zeitlang in Kanada gelebt hat. sich gestern auch wieder viele Läufer aus der langen Strecke wiederholte. Im Ge- Über 15 Kilometer feierte der ebenfalls der heimischen Region einen Startplatz gensatz zum Vorjahr, als sich der Triathlet für den TuS Deuz startende Jonas Winkel ergattert hatten. aus Berghausen mit dem Netphener Tim erstmals im Rahmen des AOK-Rothaar- Auf den Höhen des Rothaargebirges Dally (startete über 15 Kilometer) bis ins Cups einen Gesamtsieg in 52:24 Minuten. konnten die Aktiven – wenn sie es denn Ziel duellierte hatte, hatte er dieses Mal ei- Er hatte 90 Sekunden Vorsprung auf Arne wollten – auch die landschaftliche Schön- nen deutlichen Vorsprung. Etwa „zur Fuchs (TSG Helberhausen) und 58 Sekun- heit einfangen. Unterwegs entlang des Halbzeit“ beim Passieren von Jagdhaus lag den auf Torben Henrich (TuS Erndte- Rothaarsteigs gab es immer wieder bei tol- er bereits vier Minuten vor dem talentier- brück), die sich in der 2018er Laufserie ler Fernsicht Panorama-Ausblicke. Zudem ten Jugendlichen Medhanie Tewaldebrhan bislang meistens um den Tagessieg duel- gab es einen Hauch von dem, was in Ka- (VfL Bad Berleburg) . Der Jugendliche, der liert haben. Als schnellste Frau gewann er- nada als Indian Summer bezeichnet wird. aus Eritrea stammt und nach seine aben- neut Franziska Espeter (TV Laasphe), die Das Rothaargebirge präsentierte sich mit teuerlichen Flucht über das Mittelmeer im angesichts des Vorsprungs von ca. zehn dem gefärbten Laub von seiner schönsten Wittgensteiner Land bereits integriert ist, Minuten keine ernsthafte Konkurrenz Seite. Da war es eigentlich egal, ob man wurde dann aber auf dem zweiten Teil hatte. DIE ERGEBNISSE DES ROTHAAR-WALDLAUFS Unvergesslicher Kampf: Karl Mildenberger (l.) und Muhammad Ali boxten am 10. Sep- 28 Kilometer / 85 Starter hundem) 2:11:24; 2. Dagmar Wollny (Bad Berle- (TuS Müsen) 1:19:13 t W 55: 1. Brigitte Berken- tember 1966 im Frankfurter Waldstadion um den WM-Titel im Schwergewicht. Der burg) 2:36:40; 3. Birgit Lauber 2:37:39 t W 45: 1. kopf (SC Winterberg) 1:15:07; 2. Susanne Hein (TV V Männer: U 20: 1. Medhanie Teweldebrhan (VfL Pfälzer leistete großen Widerstand, aber er verlor den Kampf. Die 30 000 Zuschauer Bad Berleburg) 1:48:45 Stunden t U 23: 1. Jan Almuth Menn (TSG Helberhausen) 2:28:10; 2. Da- Kredenbach-Lohe) 1:16:45; 3. Angelika Herling- waren dennoch aus dem Häuschen und feierten „Milde“ stürmisch als Vize-Weltmeis- Philipp Weller (SK Wunderthausen) 2:00:21; 2. niela-Patricia Borkenstein (ASC Weißbachtal) Dickel (TSV Aue-Wingeshausen) W 60: Raphael Bürgel (ASC Weißbachtal) 2:42:58; 3. Simone Strauß (TSV Aue-Wingeshau- 1:27:16 t 1. Diethild Drescher-Eigner (VfL ter. Karl Mildenberger starb am Freitag im Alter von 80 Jahren. Archivfoto: dpa t W 50: 2:45:14 t M 30: 1. Timo Böhl (TVE Netphen) sen) 2:43:33 1. Mandy Sammet 2:35:35; 2. Bad Berleburg) 1:09:42; 2. Christina Kämpfer- W 55: 1:42:51; 2. Stefan Otto 2:18:51 t M 35: 1. Jurij Elke Bürgel (ASC Weißbachtal) 2:40:05 t Werthenbach (SG Siegen-Giersberg) 1:28:46; 3. W 70: Propp (TuS Erndtebrück) 1:47:16; 2. Sebastian 1. Birgit Brutzer (SC Olpe) 2:35:43; 2. Heike Hardt Margret Wegener 1:34:13 t 1. Christa Hil- Walking: SPORT-NOTIZBUCH Sting (ASC Weißbachtal) 1:56:45; 3. Folker Schepp (TSG Helberhausen) 2:36:12; 3. Cornelia Weber kenbach (Brilon) 1:37:37 t 1. Natascha W 60: (Anlauf Siegen) 2:19:26 t M 40: 1. Tobias Schme- (Anlauf Siegen) 2:57:00 t 1. Conny Wage- Rekowski (SC Rückershausen) 2:00:36. V Reus verzichtet auf Länderspiele: ritin gestartete Enable verwies nach 2400 chel (TuS Deuz) 1:47:37; 2. Frank Hardenack ner (LC Eschenburg) 2:19:32; 2. Christa Siller (TV 5000 Meter Langenholdinghausen) 2:50:38; 3. Barbara Jüngst Bundestrainer Joachim Löw muss in den Metern die vom letzten Platz heranstür- (Neuenkleusheim) 1:50:46; 3. Jens Siebel (SG V Männer: U 18: 1. Till Hartmann (VfL Bad (ASC Weißbachtal) 2:59:40. Nations-League-Spielen gegen die Nie- mende Sea of Class mit James Doyle im Wenden) 2:02:17 t M 45: 1. Christian Maul (TVG Berleburg) 20:32 Minuten; 2. Felix Friedrich (TuS derlande in Amsterdam (13. Oktober) und Sattel auf Rang zwei. Buschhütten) 1:53:22; 2. Udo Menn (TSG Helber- 15 Kilometer / 149 Starter Erndtebrück) 21:32; 3.